Für das Leben kämpfen - bis zum Tod von Hailight ================================================================================ Kapitel 1: Ankunft ------------------ Ich konnte es nicht ertragen. Der bittere Geruch… die rote Farbe… angewidert verzog ich das Gesicht, wechselte die Richtung meines Augenmerks und verschränkte die Arme vor der Brust. Es gab viele Sachen, die ich duldete, doch gehörte dies ganz sicher nicht dazu. „Aber Käpt‘n… es…“, abwehrend hob ich die Hände, streckte angewidert die Zunge raus. „Umeboshi… ich sollte euch verbieten, das Zeug überhaupt aufs Schiff zu bringen.“ Bepo sah mich zuerst bekümmert an und ich spürte diese Knopfaugen hartnäckig auf mir, ehe ich den Blick doch noch erwiderte und dann ein breites Grinsen erntete. „Aber die sind so lecker!“ Und wieder hielt der Bär mir den Teller voller roter, ekelhafter Pflaumen ins Gesicht, die so abartig gesalzen waren, dass es mir allein beim Gedanken den Magen umdrehte und ich mich ruckartig von der Reling abstieß. Der Himmel war klar und ich stöhnte genervt. Die letzten Wochen waren so schrecklich anstrengend gewesen und dem Tode war ich von der Schippe gesprungen… und nun befanden wir uns inmitten der ruhigsten Gewässer, die mir lange Zeit begegnet waren, um einen alten Schatz zu bergen. Weiß Gott, woher Shachi die Karte hatte, auf die wir uns nun einließen, aber ich blieb lieber ruhig und stimmte der Suche zu, als dass sich meine Crew noch gegenseitig umbrachte vor Langerweile. „Wie weit…“, ich versuchte mich erneut auf ein Gespräch einzulassen, schaute zu Bepo zurück, welcher jedoch Tränen in den Augen hatte und die Schnauze kräuselte. „So salzig…“, ächzte er, während er versuchte, ein Lächeln aufzusetzen… „so gut…!“ und stopfte sich direkt eine weitere Pflaume hinterher, nur, um erneut die Luft scharf einzuziehen. Er war so unbelehrbar wie der Rest der Bande und ich verleierte die Augen, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Lider. Ich hätte gar nichts gegen ein wenig Abwechslung. Seit der Allianz mit den Strohhüten war gar nicht viel Zeit vergangen und trotz der Tatsache, dass man mit diesen Leuten und ihrem Kapitän in noch schlimmere Schwierigkeiten geriet, als man als Pirat sowieso schon ertragen musste, fehlte mir der Lärm und die Aufregung. Vielleicht sollte ich uns doch nicht mehr lange von der Grand Line fernhalten… „Uhm…“, begann Bepo erneut, putzte sich mit der Pfote übers Gesicht und starrte in die Luft. „… der Strohhut…“ Andererseits waren die Spannungen enorm, nicht zuletzt, seitdem wir Dressrosa verlassen und die Stadt in ihrem Trümmerhaufen zurückgelassen hatten und ich drehte mich zu dem Anderen um, um ihn fragend anzusehen. „Was ist mit ihm…?“ Las er meine Gedanken? Nun hob er auch noch die Pfote gen Himmel, schmatzte nachdenklich und legte den Kopf schief. „Der fällt gerade vom Himmel…“ Erst noch stockend, welchen Hirngespinsten das Tier erlegen war, löste ich mich aus meiner Haltung und folgte dann seinem Blick. Musste ich ihn mal untersuchen…?? Doch dann hörte ich noch mehr aufgeregte Stimmen meiner Leute, die sich an Deck sammelten und hinaufschauten. Es dauerte abermals eine Sekunde, bis ich ausmachen konnte, wohin sie sahen und sie hatten Recht. Was zur Hölle…?! Sprachlos riss ich den Mund auf, als ich den Punkt unweit unseres U-Bootes sah, der in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit hinabraste. „Er wird ins Wasser fallen!“, rief Jean Bart alarmierend, „… wir müssen ein Beiboot fertig machen und…!“ „Dafür bleibt keine Zeit.“ Das nächste, was ich tat, konnte man wohl eine Affekthandlung nennen. Hastig riss ich dem protestierenden Bepo den Teller mit den Pflaumen aus den Pfoten. Ich drehte die Keramik um, ließ das eingelegte Obst gen Boden fallen und sprintete schon los. ROOM! Mit der freien Hand rief ich die Kraft meiner Teufelsfrucht auf, erschuf einen Raum, der noch während meiner Schritte rasant schnell groß wurde und nicht nur das Schiff, sondern auch einen großen Teil der Meeresfläche um uns herum einnahm. Wieso fiel Strohhut-ya bitte einfach so aus dem Nichts?! Sein Schiff müsste eigentlich meilenweit entfernt sein! Gehetzt erreichte ich die letzte Reling der DEATH und legte den Fuß auf das Metall. Wenn ich nichts unternahm, stürzte er ins Meer… oder seine Dehnfähigkeit würde gänzlich versagen und wir würden nur noch seine Gedärme auf der Oberfläche schwimmen sehen. In jedem Fall war kein Zögern geboten, also wartete ich nur noch den Moment ab, in dem der Junge in etwa meine Höhe erreichte und warf ihm gleich einer Frisbee den Teller entgegen. Shambles! In einem Wimpernschlag tauschten der Teller und ich die Plätze. Ich befand mich direkt im Anflug zu dem Anderen und packte ihn sofort. Er war bewusstlos. Hastig legte ich die Hand in seinen Nacken, die andere langte um seinen Rücken und ich sah das Wasser näher kommen. „Käpt’n, was tust du…?!“ Shambles! Ich spürte schon die salzige Gischt nach uns greifen, doch reagierte meine Fähigkeit rechtzeitig als ich statt mit Wasser eher mit dem metallenen Boden in Kontakt kam. „NEIIIIN!“, schrie Bepo und ich zwinkerte erschrocken. Ich war an Bord und hatte den Strohhut im Arm. Und beide waren wir trocken geblieben. Doch ehe ich wirklich auf den aufgelösten Bären achten konnte, besah ich mir den Strohhut unter mir. Sein Kopf war völlig kraftlos zur Seite gesunken und ich stemmte mich über ihn, legte beide Hände an seine Wangen. Atmete er noch? Ich lehnte das Ohr an seine Lippen, stoppte selbst das Luftholen und registrierte dann einen leichten Windhauch. Alles klar, er war nur ohne Bewusstsein. „Was ist los…?“, fragte ich dann endlich an Bepo gewandt und richtete mich auf. Der Bär hatte mir tatsächlich einen Schrecken eingejagt.. und irgendwie wurde es nicht besser, als ich seine in Tränen versenkten Knopfaugen betrachtete „Meine Umeboshi… me… meine… die waren… das waren..“ Oje… ich verzog das Gesicht zu einer strengen Miene, während der Rest meiner Crew den Jungen vom Boden aufhoben. Hier waren doch alle verrückt…! „Wäre es dir lieber gewesen, ich hätte dich ins Wasser geschickt?“ Ein heftiges Nicken kam zur Antwort und ich presste die Augen zusammen. „Schau mal, Bepo!“, Penguin trat zu uns, bückte sich und hob eine einsame Pflaume auf. „.. eine ist noch da.“ Und die nahm ich ihm sofort aus der Hand… ekelhaftes, klebriges, rotes… Zeug! „Schafft Strohhut-ya unter Deck, ich muss ihn mir ansehen.“ Und ohne auf den Bären zu achten, ging ich abermals zurück zur Reling und sah ins Wasser. Da fand ich etwas, womit ich gerechnet hatte. Shambles! Mit der Technik vom Tausch zweier Positionen hatte ich schon echt Glück und damit kurz danach den Strohhut des Jungen in der Hand. Die Pflaume ging hopps. „Käpt’n!!“ Oh weh, das Klagen war laut. „Du bist herzlos!!“ Ich sagte es ja.. hier war alles verrückt und ich schüttelte das Wasser aus dem Stroh. Kommentarlos sah ich den schon ziemlich gezeichneten Hut an und seufzte, während ich immer noch das Heulen des Bären hörte und die Crew unter Deck ging. „Hätte es nicht gereicht, den Teller direkt mit dem Strohhut zu tauschen?“ Jean Bart trat zu mir und ich sah zu ihm auf. „Ich wollte ihn nicht verfehlen.“, erwiderte ich ruhig und mein Gegenüber grinste mich wissend an. „Wem willst du das erzählen?“ Seine Stimme war herausfordernd und ich musste zugeben, sie entlockte mir ein dunkles Grinsen. „Du willst doch nicht, dass ich dir den Mund zunähe?“ Er lachte auf meine Erwiderung und hob abwehrend die Hände, ehe auch er sich abwandte. Sicher war sicher. Ich hatte eben meine Gründe. „Fertig machen zum Tauchgang!“, rief ich, den Hut fest in der Hand. Hoffentlich fielen nicht noch mehr Leute vom Himmel. Unterdeck ging die Crew auf ihre Position, während ich den Jungen bereits auf einer Liege im Krankenzimmer vorfand. Ich legte seinen Strohhut auf einem Tisch ab, nahm meinen eigenen ab und fuhr mir durchs Haar. Welches Schicksal hatte mir den Burschen nur wieder angebracht? Vor ihm stehend, legte ich die Hand auf seine Stirn. Er war recht kühl, aber das konnte auch an dem tiefen Fall liegen… seine Züge wirkten angespannt und ich betrachtete ihn mit aufmerksamer Mimik, während sein Atem nun deutlicher meine Haut erreichte. Sein rotes Hemd war leicht zerfetzt… sicherlich war er wieder in einem Kampf verwickelt worden… nur, wie er dann zu mir gekommen war, war mir ein Rätsel. Die rote kreuzförmige Narbe leuchtete regelrecht auf seiner weißen Brust. Dort, wo sie sich befunden hatten, gab es wohl nicht viel Sonne… hmm… Meine Finger tasteten die verheilte Haut ab. Sie war trocken und hart… es waren nun schon über zwei Jahre her, seitdem er sich diese zugezogen hatte. Das war damals eine ganz prekäre Situation gewesen und ich hatte daran gezweifelt, dass er überlebte. Wenn ich es mir recht überlegte, so schien es, dass sich sein äußerliches Gebaren selbst nach dem Tod seines Bruders nicht sonderlich geändert hatte. Dabei riss ihm das mehr als nur ein Loch in die Brust… und ich kannte dieses Gefühl nur zu gut. Ich ertappte mich dabei, wie es sich meine Finger auf seinem Bauch gemütlich machten und hob leicht perplex die Brauen an, ehe ich die Hand zurückzog. Hoppla. „Käptn!“, deutlich erstaunter, drehte ich mich um und sah Penguin im Raum stehen. „Wir werden in zwei, drei Stunden Land erreichen.“ Mehr Auskunft gab er nicht, ehe er wieder verschwand und ich nickte verschlossen und wandte mich wieder dem Strohhut zu. Wo war ich stehengeblieben? Achja… körperlich schien er in Ordnung, doch die angespannten Züge irritierten mich weiterhin. „Strohhu-…“ Plötzlich riss er die Augen auf, starrte mich gänzlich entsetzt an. Ich wich zuerst einen Schritt zurück, als er wie aus einem Impuls heraus anfing zu schreien und sich seine Faust metallen verfärbte. Ha-Haki??! Hastig holte ich mit der rechten Hand aus, platzierte sie mit voller Handfläche auf seiner Brust und stieß ihn mit einem kräftigen Stoß zurück auf die Liege. Das ganze U-Boot schien zu vibrieren, als ich mir keine Blöße geben durfte, sein Körper durch den Druck das Metall zerbrach und er geradewegs auf dem Boden landete… jedoch wieder bewusstlos. FUCK! Ich sackte mit pochendem Herzen zusammen. Das war knapp…. „Ist was passiert??!“ „Chef, alles klar?!“ Schon wieder sprang meine Tür auf und drei Männer standen im Raum. Ich mochte mir gar nicht vorstellen, wäre der Strohhut schneller als ich gewesen.. „Nein, alles gut. Die Liege ist hin.“ Sahen sie ja selbst… Um ihnen die Angelegenheit näher zu erklären, fehlte mir die Lust und so winkte ich sie nur an, abermals unseren Gast in ein anderes Zimmer zu bringen. Dummerweise in meins, aber da hatte ich auch genug Platz. Doch Strohhut-yas Reaktion war merkwürdig. Das hatte ich noch nicht gesehen und ich spähte schlussendlich zur Seite, als der Junge bereits in meinem Bett lag und ich einen Stuhl hinzugezogen hatte. War sein Verstand noch inmitten eines Kampfes…? Wieder stand ich auf, trat näher zu ihm heran und beobachtete alles. Seine angespannte Miene war verschwunden, aber er hatte Blessuren davon getragen. Sorgsam und bedacht, dass er mich nicht erneut ansprang, löste ich die Sandalen von seinen Füßen. Alles okay. Er schlief noch… Ich kam mir tatsächlich etwas seltsam vor und rümpfte die Nase, als ich sachte nach seinem Hemdkragen griff. Nicht nur, dass die Kleidung klamm und hier und da etwas angesenkt war…. Sie stank auch erbärmlich. Er kam wohl nicht häufig zum Waschen und ich löste ihn vorsichtig von der Matratze, um ihn aus dem Hemd zu befreien. Lieber hätte ich es vermieden, ihn direkt wieder k.O. zu schlagen, aber eine Wahl hatte er mir ja nicht gelassen… und nun musste ich auch noch auf dem Sofa schlafen. Doch noch war daran nicht zu denken, denn wo ich Blessuren fand, behandelte ich sie noch. Also holte ich mir einiges an Bandagen, etwas zum Desinfizieren und ließ die Zeit an mir vorüberziehen. Es war gar nicht wirklich nötig. Sein Arm lag alsbald auf meinem Oberschenkel, während ich vorsichtig über die Schürfwunden auf seinem Oberarm tupfte. Ich erkannte die feinen Linien seiner Adern, folgte ihnen bis zum Handgelenk und drehte die Handfläche nach oben. Seine Finger waren leicht gekrümmt und sie gaben widerstandslos nach, als ich einen nach dem anderen streckte. Dass so viel Kraft in den dünnen Armen schlummerte, glaubte ich nur, weil ich es zu oft gesehen hatte. Ich bewegte seinen Unterarm, lauschte den leisen Geräuschen seiner Gelenke und ließ es mir nicht nehmen, an seiner Haut zu ziehen. Auch die gab widerstandslos nach und ich schüttelte nur stumm den Kopf. Man könnte ja behaupten, dass diese Gumo-Gumo no Mi einer der untauglichsten Früchte aller Zeiten war, aber damit hatte sich der Strohhut verdammt schnell einen Namen gemacht. Vorsichtig legte ich seinen Arm zurück und blickte in sein Gesicht. Warum hatte er da eigentlich eine Narbe unter der Wange? Ich setzte mich auf die Bettkante, formte mit den Lippen einen strengen Strich und beugte mich über ihn. Eine alte Verletzung… die Naht war schlicht und ungleich gezogen… nein, Moment, sie hatte sich verzogen und ich strich mit dem Finger über das vernarbte Gewebe. Dann war er wohl noch recht jung gewesen… Hm.. und weswegen war er eben so ausgetickt? Es schien als hätte er mich nicht erkannt und wäre stattdessen noch woanders gewesen. Wo war seine Crew abgeblieben…? Ich sah schon die besorgten Gesichter seiner Leute vor geistigem Auge und ich fragte mich, ob man sie vielleicht mit einer Teleschnecke kontaktieren konnte. „Du lenkst mich ab, Strohhut-ya…“, murmelte ich, natürlich mehr zu mir selbst und fuhr dem Anderen gedankenverloren durch die Haare. Auch auf seiner Kopfhaut spürte ich Unebenheiten, die von Verletzungen herrührten… aber er war ja auch Niemand, der eine Prügelei ausschlug. Am liebsten würde ich ihn sofort in eine Badewanne stecken und erst wenn die Seife alle war, wieder raus lassen, aber nun musste ich den schmutzigen Burschen einfach liegen lassen und schauen, ob ich stattdessen irgendeinen Kontakt herstellen konnte. Seufzend stand ich auf, warf noch einmal einen letzten Blick auf ihn und verließ dann das Zimmer. Dass es kein Zufall sein konnte, dass er ausgerechnet bei mir landete, war mir bewusst. Doch er war definitiv nicht wegen seiner Wunden zu mir geschickt worden, hatte er doch schon weitaus schlimmere davon getragen. Das hatten wir beide. Shachi kam zu mir, als ich das Zimmer verließ und zur Kontrollstation ging. Wir hatten die flacheren Gewässer erreicht und würden anlegen. Ich gab den Befehl dazu und erlaubte der Crew das Land zu betreten. „Der Strohhut?“ „Schläft. Ich bleibe an Bord.“ Ich gab es nicht zu, aber das hätte ich eh vorgehabt. Für mich war das nichts, zu graben und zu hoffen, dass wir etwas fanden. Zumal ich mit meinem Scan innerhalb von Sekunden herausfinden würde, ob sich das Graben überhaupt lohnte. „Aye aye, Käpt’n.“, riefen sie im Chor und ich nickte. Das würde ihnen ja den ganzen Spaß nehmen. So ließ ich sie ziehen, schnappte mir selbst eine Teleschnecke und ließ meine Mannschaft sämtliche Vorbereitungen treffen. Auf dem Rückweg zum Zimmer holte ich auch noch aus einer Truhe ein frisches Hemd und Shorts und öffnete dann leise die Tür. Einerseits, um keine schlafenden Hunde zu wecken, andererseits aus Intuition. Und sie war nicht unberechtigt. Ich spähte nur vorsichtig um die Ecke, um einen Blick aufs Bett zu werfen. Nur, dass der zugeflogene Junge nicht mehr darin lag, sondern an der Kante saß und die Haltung mich dazu anhielt, nicht zu ihm zu gehen. Strohhut-ya bedeckte sein Gesicht mit beiden Händen… zusammengekauert hockte er da, seine Zähne bissen aufeinander und ich hörte, wie er mit ihnen knirschte und jeder herauskommende Laut dahinter versteckt bleiben sollte. Augenscheinlich ging es ihm nicht gut und ich spielte kurz mit dem Gedanken, mich doch zu offenbaren, verwarf ihn dann aber gleichermaßen. Ich probierte stattdessen etwas anderes, wandte mich zur Tür und zog sie schnell auf. Ein Knarren war zu hören. Eine Sekunde verstrich und ich schloss das Brett so, dass es im Schloss klickte. Erst dann setzte ich mich in Bewegung und blieb um die Ecke herum stehen. Die Haltung des Anderen hatte sich komplett geändert. Mit durchgestrecktem Rücken und den Händen stabil zwischen seiner Beine an der Bettkante, starrte er mich mit seinen dunklen, beinahe hohl wirkenden Augen an. „Yo…“, sagte ich trocken und hätte am liebsten irgendetwas nach ihm geworfen. Was war das bitte für eine Verwandlung?? Aus seiner stumpfen Miene wurde sofort ein fröhliches Grinsen und er fing an mit den Beinen zu schwingen. „Torao! Ha! Da bin ich aber froh, dass ich bei dir gelandet bin! Das war aber auch übel!“ Übel war gar kein Ausdruck! Wollte er mich auf den Arm nehmen?! „Geht es dir gut?“ Ich trat näher, warf die Klamotten neben ihn und verschränkte die Arme vor der Brust. War er nicht eben noch am Boden zerstört gewesen? „Sicher, sicher!“ Verstört hob ich die Hand zu seiner Stirn. Er hörte auf zu grinsen und erwiderte meine ernste Miene lediglich mit Verwunderung. Sein Kopf glühte…. Auch seine Wangen und wieder trat ich einen Schritt zurück, um ihn ausreichend zu mustern. Wem machte er denn etwas vor? Dafür, dass er vorhin noch so kalt gewesen war und nun dieser Temperaturunterschied herrschte, gab es nur eine Erklärung für mich. Er unterdrückte irgendetwas Gewaltiges. Kapitel 2: Grund ---------------- Mir waren solche Anwandlungen unbekannt. Nicht, dass ich unbegründete Wutausbrüche nicht kannte – Menschen, die selbst nicht mehr wussten, weshalb ihnen die Kontrolle entrann…. Doch bei diesem war es viel mehr, dass er einem Chamäleon glich. Er hatte sich seiner Umgebung angepasst und tat, als wäre ihm nie die Kontrolle aus den Händen geglitten. Oder erinnerte er sich einfach nicht? „Wie bist du hier her gekommen, Strohhut-ya?“ Ich dachte mir, dass die eigentliche Frage nicht lange auf sich warten lassen sollte. Vielleicht wollte ich ihm auch unterschwellig mitteilen, dass ich nichts von seiner Unausgeglichenheit wusste… dass seine bisherige Tarnung erfolgreich war, um ihm Ruhe zu gönnen. Andererseits… dachte er denn so weit? „Gefallen, schätze ich…“, murmelte er gleichgültig und stieß sich von der Bettkante ab, kam auf die Beine und begutachtete seine Arme. Ich hatte sie gut bandagiert. Und ich wartete, dass er fortfuhr. Sekunden verstrichen und seine Augen wanderten über die Stoffbänder, tasteten seine Brust ab und dann fuhr er sich durch die Haare. „Oje!“ Seine Augen weiteten sich bestürzt und ich löste vor Schreck die Haltung, ging vorsichtshalber einen halben Meter zurück. Was kam jetzt? „Ah!“, Strohhut-ya drehte sich einmal im Kreis und er begann wieder zu grinsen, als er seinen Strohhut auf dem Nachttisch fand. „Ich dachte schon…!“ Damit setzte er sich das modrige Ding wieder auf dem Kopf und nickte sich selbst gar aufmunternd zu. „Danke, Torao! Du hast mich mal wieder zusammengeflickt.“ Nicht wirklich…. „Was macht meine Crew? Sind sie schon unterwegs?“ Verwirrt hob ich eine Braue. Ich blickte wirklich nicht ganz durch. Was dachte er, wo wir uns befanden? Keine Meile von seinem Schiff entfernt? „Ich konnte bis jetzt noch keinen erreichen.“ Bislang hatte ich auch nur einen Versuch gestartet… Die Tatsache legte ich klar auf den Tisch, stumpf und trocken und ich beobachtete diese Mimik, in der seine Hand auf dem Hut verweilte und seine Lippen sich aufeinander pressten. Rückte er dann mal mit der Sprache raus? War er so in Eile? „Ich muss zu ihnen zurück.“, sagte er ernst und seine dunklen Augen fanden zu mir. Er war noch immer so gefasst, obgleich da noch etwas im Hintergrund war… er blieb verhalten. „Was du brauchst…“, damit trat ich zu ihm, zog seine Hand von dem Hut und nahm ihm diesen ab, ehe ich mich zu ihm hinabbeugte. „.. ist ein Bad… und etwas zu Essen.“ Er hätte mit der Sprache rausrücken können, aber er tat es nicht. Jedoch hatte ich so viel Erfahrung, dass ich es akzeptierte und nicht forderte. Noch nicht. „Aber…!“ „Kein ‚aber‘!“ Den Hut zurücklegend, griff ich erneut nach der Kleidung auf dem Bett und nickte ihn aus dem Zimmer. „Du stinkst wie roher Fisch, der zu lange in der Sonne lag.“ „Moooh, aber….“, Strohhut-ya streckte die Hand aus, machte einen Schritt und schon langten die Finger zurück auf seinen Bauch. Das Magenknurren war bis zur Tür zu hören und ich öffnete sie, sah zurück und wartet nochmals auf den nun torkelnden Jungen. „Baden, dann essen, dann weiter.“ Es hatte keine Widerrede zu geben und ich blieb monoton, geduldig, bis er an mir vorbeizog und ich ihm folgte. Der Gang des Jungen war schleppend und ich hörte seiner leiernden Stimme zu, die sich nicht entscheiden konnte, ob erst das Essen Priorität hatte oder aber die Frage nach seinen Freunden. Es war ruhig auf dem Schiff geworden, nur unsere Schritte hallten am Metall wider und ich streckte die Hand nach dem Strohhut aus, packte ihn an der Schulter und hielt ihn an. „Stop. Hier rein.“ Abermals öffnete ich eine Tür und schob ihn hinein. „Ungewaschen kommst du da nicht mehr raus.“ „Hunger!“ „Ist mir egal.“ „Hunger!“ „Hör auf zu jammern!“ Ein Grummeln folgte, dann war es still. Ich schloss die Tür, lehnte mich dagegen und sah zur gegenüberliegenden Wand. Wenn da nicht diese seltsame Reaktion gewesen wäre… Seine versunkene Haltung, der Eindruck, als würde er weinen und dann die Tatsache, dass er sich mühte, mir diese Seite nicht zu zeigen… , dann wäre ich komplett darauf reingefallen. Der Strohhut benahm sich wie immer und trotzdem schien diese innere Ungeduld nach außen dringen zu wollen. Er konnte sie nicht ganz verbergen und ich machte mir weiterhin Sorgen. War ihm entgangen, dass er mich attackiert hatte? Das Wasser wurde angestellt und ich drehte den Kopf zur Seite, schaute durch das Bullauge und senkte doch wieder den Blick. Er würde schon nicht umfallen… also musste ich ihn auch nicht im Auge behalten… beim… Waschen. „Strohhut-ya?“ Da wir unter uns waren, konnte ich laut genug reden, um den Wasserfluss zu übertönen. Seine Erwiderung war ein Gurgeln, aber er verstand mich wohl. „Was ist passiert?“ Vielleicht half es ihm ja, wenn eine Tür zwischen uns beiden war. Doch das Plätschern ging weiter, ohne Erwiderung. Für etliche Sekunden, die mir wie Minuten vorkamen. „Uns ging das Fleisch aus und wir haben an einer Insel angelegt.“ Nun reagierte er doch und ich biss mir auf die Unterlippe. „Sanji und Zorro rannten vor, verschwanden im Dschungel… das war so unfair, Lysop hat mich abgelenkt.“ Was er wohl gemacht hatte? Ich erinnerte mich sehr deutlich an das seltsame Geschick Essensstäbchen in den Mund und in die Nase zu stecken, um ein Walross nachzuahmen und es entlockte mir ein schiefes Grinsen. „Chopper und Robin wollten nach Pflanzen suchen und dann…. AAHH!“ Strohhut-ya schrie plötzlich auf und ich drehte mich um, schaute durch das Auge. „Alles in Ordnung??“ Ein Ächzen und Stöhnen und ich hatte schon die Hand an dem Türknauf, da ich vor lauter Dampf nichts sehen konnte. „Seife! Hab Seife in den Augen!“ Mein Mund stand offen und ich blinzelte überfordert. Ich hörte dieses jammernde Gequengel, ehe er die Augen reibend aus der Dampfwolke heraustrat. Ein kleines Handtuch bedeckte den Lendenbereich, ein weiteres lag um seine Schultern. Meine Braue zuckte nervös und ich spürte einen unangenehmen Klumpen in der Brust, der sich bei der Beobachtung störend aufbäumte. Allein der Gedanke über sämtliche Narben an seinem Körper Bescheid zu wissen, hatte so seine eigene Wirkung… „Nami hat viel weichere Seifen! Und die riechen voll lecker, die hier….“ „Das ist Kernseife, beschwer dich nicht!“ Er raubte mir noch den letzten Nerv. Stöhnend legte ich die Stirn gegen das Holz und schloss die Lider. Das war konfus. „Und was soll ich überhaupt anziehen?“ Wie, was war das denn für eine Frage? „Ich habe dir doch….“, Und dann starrte ich zu meinem Arm hinab, in dem ich noch immer die Wechselkleidung hielt. Mist…. Schon wieder abgelenkt gewesen. ROOM! SHAMPLES! Ein Quieken ertönte und die Kleidung wechselte den Standort, während ich der Tür erneut den Rücken zudrehte. „Wie ging es denn weiter…?“ Ich versuchte auf das eigentliche Thema zurück zu lenken, vergrub dabei meine Finger in dem weichen Stoff, welcher noch eben klamm um Strohhut-yas Schultern lag. Ich hatte sein Handtuch als Tausch erhalten, um nicht hineingehen zu müssen. In der Hinsicht war ich wohl ein Feigling. „Sabo war dort.“ Wieder hörte ich Ächzen, Geraschel und ich hatte mich so sehr auf die Geräusche der Bewegungen konzentriert, dass ich versäumte, wie er das Wasser abstellte. Die Tür zog sich auf und ich ging noch im letzten Moment einen Schritt zur Seite. Wärmender Dampf trat hinaus, ebenso wie dieser frische Geruch von Reinlichkeit. Ich atmete tief ein und genoss diesen Duft so sehr, dass es meinen Puls nur weiter beschleunigte. Meine Kleidung stand dem Anderen gut. Der schwarze Pullover mit dem weißen Zeichen der Hearts-Piraten, die schwarzen Shorts und dazu das verstrubbelte nasse Haar. Seine Haut wirkte nun noch heller, sein Körper gar etwas schmaler als sonst… alles in allem wirkte er wie eine andere Person und ich unterdrückte das Bedürfnis ihn festhalten zu wollen. Ich hatte nicht vergessen, wer er war, nur weil meine Kleidung an ihm vielleicht etwas zu groß erschien... Strohhut-ya schaute auf und das war so ein Augenblick, in dem ich hinter dieser sonst so leichtfüßigen Art einen dunklen Schatten wahrnahm. „Also…“ Das Handtuch über die Schulter gelegt, griff ich nach seinem Ärmel, hielt ihn an, erst den einen, dann den anderen Arm erhoben zu halten und rollte den Stoff über seine Handgelenke hinauf, bis sie in etwa hielten. Ein Shirt wäre wohl besser gewesen… auch das Bandagieren war im Nachgang ein unnötiger Zeitvertreib gewesen, denn er trug sie schon nicht mehr am Körper. Dabei erkannte ich die Blessuren und verbrannten Hautflächen durchaus. „… was hat der General der Revolutionsarmee dort gemacht?“, fragte ich leichthin und erwiderte seinem durchdringendem Blick gänzlich unbewaffnet. „Er sagte, er habe die Marine zu sich gelockt.“ ++# Ein Räuspern füllte abermals den Gang, als der Strohhut vorausging und wohl aus reiner Intuition den Weg zur Küche suchte. Ich hielt ihn nicht auf, lief gar abwesend hinter ihm her, um mir seiner Worte bewusst zu werden. Es machte noch immer keinen Sinn. Keinen Sinn, dass er mir das so resignierend erzählte, obwohl ich ihn innerlich brodeln sah. Sabo war sein Bruder, richtig? Wenn nicht blutsverwandt, so hörte ich, dass er mit ihm und Portgas D. Ace aufgewachsen war. „Gefunden!“ Im nächsten Moment war er jedoch plötzlich quietschfidel und stürmte in die Küche, als hätte er nie etwas Schöneres gesehen. Den Raum hatte ich kaum betreten, da war sein Arm schon auf die doppelte Länge gewachsen und hatte den Griff der Kühlmaschine erreicht. „Und weiter?“ Musste ich ihm eigentlich alles aus der Nase ziehen?! „Ich muss zurück.“, kam nur als immer wiederkehrende Antwort, gefolgt von einem gierigen Schmatzen, welches von der Entdeckung einer großen Fleischkeule herrührte. Wunderbar. Jetzt leerte er meinen Vorrat… Das Handtuch endlich beiseite legend, bevor ich noch auf die Idee kam, es für immer bei mir zu behalten, ging ich schnellen Schrittes auf den Anderen zu und riss ihm die Keule aus der Hand. Zumindest versuchte ich es, als ich den Arm wegzog, seiner aber einfach nachgab und hinterherkam. „Lass mich wenigstens etwas Richtiges zu Essen machen, bevor du alles roh in dich hineinstopfst!“ Sein Körper rutschte nach und seine Zähne verkeilten sich wieder in der Keule. „Iff hafe humfer!“ „Lass das Fleisch los!“ Ich konnte nicht glauben, dass ich hier wirklich um eine Keule wetteiferte! Meine andere Hand langte an seine Stirn, drückte ihn mit aller Kraft weg, während ich rückwärts lief, um den Abstand zu vergrößern und gegen die Arbeitsplatte stieß. „Lass es mich braten!“ „keife feit!“ ‚Keine Zeit‘??! Ich rutschte weiter zurück, riss die Hand hoch und sein Hals wurde länger. Himmelherrgott! Diese Teufelsfrucht war so doof, wie nervig! „Was denkst du denn, wo du hin kannst??“ Und dann… dann rutschte ich auf einmal aus – auf dem Handtuch, welches wir bei unserem Zweikampf irgendwie hinuntergerissen hatten und ich fand mich binnen eines kurzen Kopfschmerzes auf dem Boden wieder. „Fu feifer Crew!“ hörte ich den Anderen nuscheln und brabbeln, während ich noch Sterne vor den Augen sah und mir den Kopf hielt. Autsch. Das war eine harte Landung und als ich zwinkerte, stellte ich fest, dass ich den Zweikampf verloren hatte. Vor mir hockte der Junge… nein, halt… auf mir hockte der Junge, als sei es nichts und kaute auf dem rohen Fleisch herum, die Beine im Schneidersitz auf meiner Brust. Ein wirklicher… Alptraum. „Iff muff ihfen helfen!“ Das konnte alles nicht wahr sein…. Und ich klagte zuvor noch über mehr Abwechslung! Man hätte mich ruhig auch anders bestrafen können und… Die Küchentür ging auf. Während man noch auf mir schmatzte, reckte ich den Hals und sah unweit vor mir fellbedeckte Füße. „Hoppla…. Störe ich?“ Bepo stand vor mir und sah zu uns beiden hinab. Sehr ungünstig. Er grinste dümmlich und ich verengte die Augen, wortlos und beobachtete, wie er dann einfach unberührt über mich hinweg stieg. Ich dachte, sie waren alle von Bord gegangen. „Hab was vergessen…“ Als hätte er meine Gedanken gelesen. Er öffnete den Kühlschrank, kramte in den Fächern herum und holte eine weit hinten versteckte Packung hervor. Die klemmte er sich unter den Arm, schob den Kühlschrank wieder brav zu und stieg abermals über mich hinweg. Ehm… hallo? Was war das? Hatte er da etwa Umeboshi gelagert? Hatte ich nicht gesagt, dass ich die nicht mehr sehen wollte?! „Lasst euch nicht stören…“ Und wie er reingekommen war, war er auch wieder rückwärts verschwunden. „Daff sah afer lecker auf!“ Und immer noch hatte ich den Jungen auf mir sitzen! Grimmig stieß ich mich endlich vom Boden ab, rammte dem Anderen die Keule mitsamt Knochen in den gummiartigen Rachen und stieß ihn endlich von mir runter. Polternd rollte er über die Fließen und ich rappelte mich wieder auf die Beine. Irre!! „BEPO!!“ Es dauerte keine drei Sekunden, bis der Bär wieder durch die Tür lugte. Jetzt war ich sauer! „Käpt’n?“, säuselte die Plüschkugel teils amüsiert, teils unsicher und ich funkelte ihn finster an. „Wenn du eh noch da bist, bring mein Zimmer in Ordnung, bevor du gehst und…“ „… lass ein paar Pflaumen hier!“, setzte der Strohhut meine Worte fort und langte mit beiden verlängerten Armen an mir vorbei, um Bepo die Schachtel zu klauen. Der Bär fing sofort an zu protestieren, achtete gar nicht mehr auf meine Worte und trat wieder in die Küche ein. Er wütete, fletschte regelrecht die Zähne, während der Bursche nur auf die Schachtel starrte und begann sie aufzureißen. „Käpt’n!! Sag ihm, ich will mein Essen wiederhaben!“ „Torao! Sag ihm, er soll nicht so geizig sein!“ „Käpt’n!!“ „Torao!“ Ich hatte die Faxen dick! „Raus hier!“ ROOM! TACT! So schnell konnten die beiden Streithähne gar nicht reagieren, wie ich einen Raum geformt und beide ins Visier genommen hatte. Man könnte ja meinen, meine Fähigkeiten dafür einzusetzen, war etwas übertrieben, doch für die beiden genau richtig. Mit einer einzigen Bewegung meines Zeigefingers, hob ich beide von ihren Füßen und jagte sie durch die Tür, die mit einem gewaltigen Druck aufschwang und beide hinauskatapultierte. „Und lasst euch hier drin nicht mehr blicken!“ Endlich. Ruhe. Wutentbrannt starrte ich zur Tür, erwartete, dass doch noch einer von Beiden auf die irrwitzige Idee kam, meine letzten Reserven anzukratzen, aber als nach Sekunden kein Laut mehr nach außen drang, setzte mein Zorn langsam aus. Mist…. Verdammter…! So war das nicht geplant gewesen! Jetzt hatte ich Strohhut-ya auch noch raus gejagt, obwohl ich immer noch nicht wusste, was genau geschehen war. Frustriert bückte ich mich nach dem Handtuch, fixierte es, als könne es etwas für den ganzen Ärger und schnaubte. Der Chef des Generalstabs der Revolutionsarmee war also erneut auf einer Insel im Nirgendwo bei den Strohhüten aufgetaucht. Ja und? Der Junge war stark, das hatte man häufig den Zeitungen entnehmen können. Wenn er sich gern mit der Marine anlegte, was war das Strohhut-yas Problem? Schon allein, weil er die Teufelsfrucht aus dem Kolosseum ergattert hatte, war das doch… Oh… die Marine war also auf der Jagd nach ihm oder war dieser Sabo… auf der Jagd nach der Marine? Meine Finger entkrampften sich und gaben das klamme Tuch in meiner Hand wieder frei. Machte er sich Sorgen…? War ihm da etwas passiert…? Matt ließ ich die Schultern hängen, warf mir das Handtuch übers Gesicht und stöhnte entkräftet. Ich wusste es einfach nicht… Nach über einer halben Stunde ungestörtem Kochens hatte ich mich wieder halbwegs beruhigt. Es war mir für diesen Moment egal gewesen, wo sich der Strohhut und der weinerliche Bär verkrochen hatten, aber immerhin hatte ich eine teils annehmbare Mahlzeit zustande gebracht und hoffentlich war wenigstens mein Bett von dem angeschwemmten Fischgeruch befreit worden. Also war ich doch guter Dinge, als ich die Küche verließ und mein Zimmer aufsuchte. Ich merkte jedoch schnell, dass ich dort allein war und verließ es im selben Atemzug wieder, wie ich es betreten hatte. Wo war mal wieder dieser vorlaute Bengel abgeblieben? „Nami?? Nami, hörst du mich? Franky? Hört ihr mich?? Antwortet doch mal!“ Je mehr ich zum Oberdeck gelangte, desto lauter wurde die Stimme, die anscheinend mit sich selbst sprach. Ich betrat die Oberfläche, einen dampfenden Teller in der Hand und schaute mich um. Er war nicht an der Reling… also über mir und als ich mich auf dem Absatz umdrehte, sah ich ihn am Masten hängen… mit einer Teleschnecke in der Hand. Er versuchte wohl Kontakt aufzunehmen. „Strohhut-ya!“ Auf mich aufmerksam machend, rief ich ihn. Er horchte auf, streckte den Rücken und sah über diesen zu mir hinab. Seine Nase rümpfte sich, ohne Gegenantwort, dann schienen seine Augen für einen Moment zu leuchten. Den Blick kannte ich und diesmal war ich es, der zu spät reagierte und im nächsten Atemzug ohne Teller da stand. Verdammte Fressmaschine! „Hey!“ Und er war geleert. „Feine Feleschneffe ist fafutt!“ Ging das schon wieder los…. Ich rieb mir die Stirn und gab auf. „Wieso nur hast du es so eilig, Strohhut-ya? Ich habe keine Ahnung, wo deine Freunde sind, aber selbst wenn die Marine dort sein sollte, dann ist das immer noch deine Crew. Die Marine ist doch ein Kinderspiel.“ Eigentlich wollte ich ihn so lange beobachten, bis ich begriff, was in ihm vorging, aber er hatte es einfach zu oft geschafft, meinen Fragen auszuweichen. „Ich muss Sabo helfen… oder ihn beschützen.“ Sabo…? Es ging also tatsächlich nur um ihn? „Wieso? Was hat er denn für eine Rechnung mit der Marine zu begleichen, dass ausgerechnet du diesen Kampf führen musst?“ Der Strohhut schüttelte nichtssagend den Kopf und warf mir die Teleschnecke zu, die ich auffing, während er sich von dem Mast löste und auf beiden Beinen zum Stehen kam. Der Wind wehte die Shorts auf, fuhr durch sein Haar und plötzlich glaubte ich, dass sich auch sein Auftreten geändert hatte. Seine Ausstrahlung war eine andere. „Du wirst warten müssen und dich ausruhen…“ „Du hast sie nicht gesehen, Torao.“ Was… wen? „Wir waren umzingelt von der Marine. Es waren nicht nur Soldaten. Bartholomäus Bär war da.“ Ich wurde hellhörig. Das erklärte es. Das erklärte, wie er zu mir gekommen war. „Und ein Admiral.“ Mir fiel die Teleschnecke aus der Hand. Der Junge von der Revolutionsarmee hatte sich einen Admiral aufgehalst?? „Wer?“ Wieder antwortete er mir nicht und ich ballte die Hände zu Fäusten. Der Wind bauschte sich auf, als würde er von der Spannung, die in unserem Gespräch schwang, mitgerissen. Wie ein ankündigender Sturm und ich erkannte, dass der junge Strohhut zitterte. An wen dachte er nur? Er war bewusstlos zu mir gekommen. Etliche Schürfwunden hatten seine Haut übersäht. Wunden, die man einfach behandeln konnte und dennoch waren an seiner Kleidung eindeutige Spuren eines Kampfes zurück geblieben… „Ich kann nicht hier hocken, wenn ich weiß, dass Sabo es auf ihn abgesehen hat. Und meine Freunde…. Ich… ich muss wieder zurück.“ Seine Kleidung war klamm gewesen, Meeresluft oder Regen… und seine Haut war so hell… es musste ein kühler oder gar verschneiter Ort gewesen sein, aber viel wichtiger war es, dass sein Hemd Brandflecke hatte…. „Großadmiral Sakazuki.“, hauchte ich, gar ehrfürchtig und als sich mit meinen Worten der Strohhut zu mir umwandte, erkannte ich diese Miene wieder. Sie war vor Wut verzerrt und Angst erkannte ich… Der Mann, der ihm den Bruder nahm. Der Mann, der ihm den nächsten Bruder nehmen konnte. Einer der mächtigsten Generäle, die die Marine jemals hervorgebracht hatte… Und ich verstand endlich diese eine Reaktion, die sich von tief unten aufbaute und sich ihren Weg bahnte. Hatte er es gewagt, sich selbst gegen ihn aufzulehnen? „Du musst mich zu ihnen bringen, Torao.“ Ich leckte mir über die spröden Lippen und spürte, wie alle Puzzleteile zueinander fanden, wie eindeutig die Zeichen waren. „Bartholomäus hat dich zu mir geschickt, nicht wahr?“ Der Strohhut nickte und mein Herz raste erneut. Ich wusste, warum er hier war. „Dann kann ich dich nicht gehen lassen.“ Und ich wusste, dass ihm dies nicht gefallen würde. Kapitel 3: Herz --------------- Herz - 3. Kapitel                                                             ROOM! Ich spreizte die Finger, die Hand hinter meinem Rücken verborgen. Es war wie eine innere Warnung. Eine Vorsichtsmaßnahme. Der Strohhut sah mich an, als hätte ich ihm aus dem Nichts ins Gesicht geschlagen und auch wenn er es nicht glauben würde, ich kannte dieses Gefühl nur zu gut. Man bekam nicht immer das, was man wollte. Man stellte sich die Welt ganz anders vor. Wenn man so viel Macht wie ein Teufelsfruchtnutzer hatte und so etliche Male dem Tod von der Schippe gesprungen war, dann glaubte man, dass die eigenen Entscheidungen richtig sein mussten. Waren sie aber nicht. Auch das wusste ich besser als er. Er lag falsch. Der schwarzhaarige Junge drehte sich mir gänzlich zu, Barfuß in einer viel zu langen Shorts und einem Pullover, der ihm nur mit hochgekrempelten Armen halbwegs passte. Trotzdem sah er angsteinflößend aus. „Ich muss gehen.“, ein Satz, den er heute oft gesagt hatte. Nachdem sich meine Fähigkeit lautlos ausgebreitet hatte, hob ich die Arme hilflos hoch. „Wohin?“ Ob es reichte, ihm die Auswege zu nehmen? Strohhut-yas Miene verfinsterte sich zunehmend. „Die Insel muss irgendwo im Norden sein.“ War seine Erwiderung, aber ich hörte die Unsicherheit in seinen Worten. Vielleicht reichte es, ihm die Sinnlosigkeit seiner Vorstellung aufzuzeigen. „Irgendwo im Norden? Soll ich meine Crew deiner Bitte wegen ins Nirgendwo reisen lassen?“ Wurde der Himmel dunkel, weil der Tag endete oder weil ein Sturm auf mich zuraste? Was hatte sich Bartholomäus Bär gedacht?! Dachte er, ich könnte den störrischen Jungen aufhalten, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte? Wer war ich, dass ich dem stumpfesten Menschen, der mir je begegnet war, von seiner Entscheidung abbringen konnte?? Erst presste der Strohhut die Lippen aufeinander, doch dann begann er sich zu bewegen und reckte mir die Faust entgegen. „Ich bitte dich nicht!“ Das machte mich tatsächlich fassungslos. Für den Moment. Für den Augenblick, in dem seine Feindseligkeit offensichtlich wurde und sich meine Intuition als richtig herausstellte. Mein Mund stand sogar offen, bis ich mich binnen Sekunden zusammenriss und die Arme endlich sinken ließ. Ich musste mich verhört haben. „Was?“ „Ich sagte….“, grollte er, legte dabei die andere Hand an seinen Oberarm, „… ich bitte dich nicht. Du musst mich zu meinem Bruder bringen.“ Ein Befehlston. Ha ha… ach so war das. „Gibst du mir Befehle auf meinem eigenen Schiff, Strohhut-ya?“ Flüchtig schüttelte ich den Kopf, rieb mir den Bart und dann… dann lächelte ich. Bartholomäus war ein grausamer Mann. „Ich bin der Kapitän der Heart-Piraten. Du kannst mich nicht befehligen.“ Geruhsam machte ich einen Ausfallschritt nach hinten. „Wenn du unbedingt gehen willst, dann schwimm. Ich halte dich nicht auf.“ Der Wind pfiff und ich hörte dieses leise warnende Säuseln. „Torao.“ Strohhut-yas Brust hob und senkte sich unter schweren, schnellen Atemzügen. „Ich habe keine Zeit mehr. Entweder du hilfst mir oder…“ „Oder was?“ Ich ließ ihm keine Wahl und als ich die Hand hob, Zeige- und Mittelfinger miteinander kreuzte, da verschwand die Teleschnecke vom Boden und mein Schwert erschien im Tausch. Ehe es zu Boden glitt, griff ich danach. Meine Ansage war deutlich. „Oder ich werde so lange auf dich einprügeln, bis du es tust.“ Seine auch und ich ließ das Lächeln verschwinden, ging in eine Defensiv-Haltung. „Versuch es.“ -- In erster Linie war ich Arzt. Von kleinauf beschäftigte sich meine Familie mit den Rätseln von Krankheiten und der Heilung der Menschen… bis mir auffiel, dass die Menschheit eine Krankheit war und ich zeitweise den Gedanken hegte, nichts mehr zu wollen, als alles und jeden zu zerstören. Mir waren die Folgen egal…. Es war alles tot, was ich liebte. Damals... Der Strohhut kündigte seinen ersten Schlag gar nicht erst an, aber ich sah die Faust schon kommen, noch ehe er sich tatsächlich entschlossen hatte, mich verletzen zu wollen. So war es ausreichend genug, mit Zurückziehen des Oberkörpers der Faust auszuweichen. Er hatte den Kampf gestartet und es war halbherzig, auch, wenn die pulsierende Ader auf seiner Stirn etwas anderes sagte. „Ich meine es ernst!“, schrie er und er zog die Hand zurück, setzte zum Sprung an und verlängerte in immenser Geschwindigkeit den anderen Arm. „Gumo-Gumo-Jet….!“  Ich wäre gar nicht hier, hätte ich die grenzenlose Angst um Verluste und Tod nicht schon am eigenen Leib gespürt. Kontrolliert folgten meine Augen seinen Bewegungen und auch dem zweiten Schlag wich ich aus, in dem ich in die Knie ging und dann einen großen Schritt zurück machte, um nicht direkt unter ihm zu sein, während er durch den Sprung in der Luft war. Ich konnte den Jungen sehr gut verstehen. Sich machtlos zu fühlen war das schlimmste Gefühl auf der Welt. Der verlängerte Fuß donnerte auf das metallene Deck, ein dumpfes Grollen erzitterte den Innenraum, aber dieses U-Boot hatte schon Schlimmeres erlebt. Sobald Strohhut-ya den Boden berührte, setzte er sich schon von diesem ab und langte mir nach. Seine Wut brodelte, als er schrie und wie ein Gatling-Gewehr die Fäuste abermals auf mich zurasten. Das Schwert noch immer in der Hand, parierte alle seine Schläge. Verstärkt durch mein Busoshoku Haki blieb die Schwertscheide gänzlich unberührt und lediglich die Luftzüge seiner hastigen Bewegungen erreichten meine Haut. Er hatte schnell zu mir aufgeschlossen und ich spannte die Arme, um der Kraft genug entgegen zu wirken. Meine Miene blieb gleichmütig, während seine so voller Zorn verzerrt war. Er war nur hier, damit ich ihn an etwas erinnerte. Es ging gar nicht darum, ihn zu beschwichtigen. „Lass es bleiben, Strohhut-ya.“, erwiderte ich ruhig und duckte mich unter einem sehr hohen Kick weg. Abermals verlängerte sich der Fuß und ich hechtete zur Seite, um seinen zu Boden jagenden Fuß erneut zu entkommen. „Du kannst nicht gewinnen.“ Vor allem nicht mit dieser schwachen Nummer. Aber das behielt ich besser für mich… „Bring mich zu Sabo!“, seine Stimme überschlug sich und ich riss die Augen auf, als ich mich gerade erst wieder aufrecht hingestellt hatte und urplötzlich die purpurfarbene Haut keinen Zentimeter an meiner Nase vorbeiziehen sah. „Sofort!“ Das war knapp! Und zu knapp wurde der nächste Hit, der meinen Pulsschlag erhöhte, als die andere Hand mit geballter Kraft auf meinen Bauch zuraste. Wann war er auf Gear Two gewechselt??! Es riss mich von den Füßen, als ich es gerade noch schaffte, das Schwert vor mir zu halten, so dass es den größten Teil der Kraft abdämpfte und ich rückwärts gegen die Reling stieß. Das Metall rammte sich gegen meine Brust, der Druck war zu hoch und ich fiel auf das zweite Deck hinab. Hastig überschlug ich mich im Fall, landete gehockt auf meinen Beinen und sprang wieder zurück. Okay… jetzt machte er jedenfalls ernster…. Zu ihm aufsehend, da er einige Meter über mir noch auf der Reling hockte, sah ich den Dampf von seiner roten Haut aufsteigen. Die Blutzirkulation war beschleunigt… der Sauerstoff pumpte sich schneller durch seine Muskeln, durch sein Gehirn und verursachten eine gewaltige Verstärkung seiner Kräfte. Wortlos richtete ich mich auf, zog das Schwert aus der Scheide und behielt beides in den Händen. Was machte ich jetzt mit ihm? „Zwing mich nicht alles gegen dich einzusetzen!“ Wartete ich, bis ihm die Luft ausging? Sorge ich dafür, dass er im Wasser landete? Mein Schweigen bereitete ihm Unbehagen. Seine Zähne knirschten hart aufeinander, sein Blut kochte regelrecht. Wahrscheinlich rechnete er sich aus, wie viel Zeit ihn das alles hier kostete…. Und wie wenig Zeit vielleicht den Anderen blieb. „Ich muss meinen Freunden helfen!“                                                          „Die sind mir egal.“ Es rutschte mir einfach so heraus. Trocken, lieblos und ohne jede Emotion. Aber es war die Tatsache. Es kümmerte mich nicht, was sie dort taten und ob die Revolutionsarmee einen weiteren Mann verlor. Sah er sie nie wieder? Nun…. Wenn dem so war, so waren sie eben nicht für die Grand Line geschaffen. Pech gehabt. „Sie sind auch deine Freunde!“, schrie der Junge wutentbrannt und schnellte erneut auf mich zu. Frontal war das Einzige, was er kannte. Doch als der Arm auf mich zuraste, färbte sich seine Faust metallen. Er benutzte sein Gear in Kombination mit Hardening und prompt war seine Hand schneller bei mir als ich den eigenen Arm hochreißen konnte. Mein Kiefer fühlte sich wie zerstört an, als der Schlag traf. Er schleuderte mich direkt gegen den dicken Mast des U-Boots und ich hörte ein gebrechliches Knacken in meinen Ohren, als ich den Aufprall erst richtig wahrnahm. Ein trockenes Husten stahl sich unkontrolliert über meine Lippen und mit diesem folgte der bittere Geschmack von Blut mitsamt eines dumpfen Pochen auf der Wange. Da war ich zu halbherzig gewesen und ich würde es bereuen, dieses Schema weiter aufrecht zu erhalten, wenn ich nicht noch mehr Blessuren einstecken wollte. Die aufgeplatzte Lippe ignorierend, rollte ich mich zur Seite, als der blanke, in Silber getauchte Fuß den Mast streifte und das Holz teils zum Bersten brachte. Das hätten meine Rippen sein können und ich atmete tief ein, stählte die Muskeln und konzentrierte mich. Wären wir näher am Land, könnte man den Kampf verlegen, aber hier auf dem Meer konnten wir beide nicht sehr kreativ mit dem Ausweichen sein. „Gib endlich auf und bring mich hier weg!“ Der zweite Fuß holte aus und diesmal hatte ich meine mit Haki verstärkte Schwertscheide zum Blocken benutzen können. Der Schlag prallte ab, doch zeitgleich folgte wieder eine Hand und die parierte ich noch rechtzeitig mit der Klinge. Strohhut-ya schnitt sich nicht. Sein Rüstungs-Haki war ziemlich beeindruckend, genauso wie diese unmenschliche Kraft. Binnen weniger Sekunden war ich nur noch damit beschäftigt, seinen Fäusten und Tritten auszuweichen und entgegenzuwirken, während er mich immer mehr zur letzten Reling drängte. Eigentlich wäre ein Angriff sinnvoller als die Verteidigung, aber wenn ich ehrlich war, wusste ich nicht, wie ich das anstellen sollte. Ihn zerschneiden? Jeden Arm und jedes Bein von seinem Körper trennen und so lange weit entfernt voneinander lagern, bis er sich beruhigte? Die Gedankengänge lenkten mich ab! Ich hatte stets einen Plan, ehe ich in ein Getümmel stürmte. Doch der Strohhut gab mir nie die Chance dazu. Weder als Partner noch als Gegner! „Sag etwas!“ Die Faust streifte meine Schulter, ich setzte einen weiteren Schritt nach hinten an und stieß damit unkontrolliert an die Reling. Es gab kein weiteres Zurück mehr! So sehr ins Grübeln vertieft, merkte ich dies eindeutig zu spät, als anstatt weiterer Schläge plötzlich Arme und Beine um meinen Körper schlängelten wie Seile und ich kurz darauf gefesselt war! F U C K ! Der Bursche hatte mich einfach mit seinen glühenden Gummiarmen geknebelt und ich sah auf, als ich merkte, wie unnatürlich weit sein Hals entfernt war. Das Schwert rutschte mir aus der Hand. „Sonst lenke ich das Ding eben selbst!!“, schrie Strohhut-ya zornig, „… ich brauche dich nicht dafür!“ Und damit wollte er den Kampf wohl auch schon beenden, als sein Kopf urplötzlich zu mir und seinem Körper zurückschnellte. „Gomu-Gomu-Jet…“ „SHAMBLES!“ Noch nie hörte sich Holz so zerbrechlich an. In dem Moment, als seine Stirn meine eigene hätte erreichen müssen, tauschte ich gerade noch so die Plätze mit einem Fass. Es zerbarst in etliche Kleinteile und ich starrte nervös auf die Halterung aus Stahl, die ebenso mit dem Baustoff das Zeitliche gesegnet hatte. Das hätte mein Kopf sein können…. „Torao!!“ Schnurstracks sammelten sich seine Glieder wieder zusammen, während die Flüssigkeit des verschütteten Rums sich überall auf seinem Gesicht und der Kleidung verbreitete. Oh man, da wird Penguin aber deprimiert sein…. Doch darüber konnte ich mir keine Gedanken machen, denn jetzt zählte nur noch Effektivität. Ich bekam ihn nicht zur Ruhe, also musste ich handeln. Gezielt setzte ich Tact ein, um mein Katana vom Boden zu heben. Der Strohhut drehte sich gerade zu mir, als ich schon zu ihm gesprintet war. „Du mu-….!“, seine Worte erstickten im Atemzug, als ich die Klinge schon in der Hand hielt, keinen halben Meter von ihm entfernt stand und das Metall seinen Hals streifte. Einfach durchziehen…. Er starb ja nicht…. Er würde nur endlich Ruhe geben… …. Seit wann irritierten mich Tränen so sehr…? Vielleicht hatte ich seine Haut schon angeschnitten, aber ich war wie gelähmt dabei stehen geblieben. Strohhut-ya’s dunkle Augen erreichten mich noch immer mit Zorn. Unverständnis. Gar Hass…. Aber auch Verzweiflung. Und ich sah, wie sie in Flüssigkeit ertranken, bis sich diese ihren Weg über seine Wangen bahnte und mit den klebrigen Resten des Alkohols vermischte. Meine Hand blieb versteinert. Ich konnte es nicht tun. „Gumo-Gumo-Jet-Pistol!!“ Ungehemmt rammte sich seine Faust in meinen Magen. Vielleicht hatte ich noch in letzter Sekunde an Haki gedacht, aber meine Hände gaben in jeglicher Schwäche das Schwert preis, während ich ohne Halt den Boden unter den Füßen verlor und zurück fiel. Etliche Meter, während sich mein Magen anfühlte, als würden meine Gedärme miteinander verknotet werden, bis der Schmerz sich auf meinen Rücken lenkte, als dieser Bekanntschaft mit der Wand machte. Würgend legte ich die Hand auf den Bauch, krümmte mich und senkte den Kopf. Ich bekam kaum Luft…. Mein Mund füllte sich und ich spuckte abermals Blut beiseite. Der Schlag hatte gesessen. Der Boden vor meinen Augen wankte umher und mir war schlecht. Verflucht…. Ich konnte von Glück sprechen, dass ich noch auf meinen Füßen stand. Verflucht war dieser Junge… ich sah ihn zu mir kommen, doch er blieb in geruhsamen Abstand stehen. Der Strohhut war viel zu stark. „Torao, verstehst du nicht….“, setzte er an und ich hätte auf seine sanfteren Töne reagieren können, wenn ich nicht schlussweg die Schnauze voll gehabt hätte! „Ich hab genug!“, unterbrach ich ihn barsch, verkeilte die Finger in den Stoff meines Shirts und stieß mich schwerfällig von der Wand ab. Es fiel mir wirklich schwer aufrecht zu bleiben. Aber ich musste das loswerden! „Genug von deiner Sturheit und deinem Gezeter und…“, die Hand zu Faust ballend, ließ ich sie gegen die eh schon demolierte Holzwand sausen. „… und diesem gottverdammten Egoismus!“ Meine Lunge pfiff leise vor sich hin, während das Bild vor mir nicht richtig klar wurde. „Du willst dahin gehen? Dich wieder halb umbringen lassen?? Wer wird dann versuchen, dein Leben zu retten? Schwarzfuß-ya?“ Es fiel mir schwer, mich gerade hinzustellen, aber unter Schmerzen gelang es mir. Mir wurde klar, dass ich ihn nicht besiegen konnte. „Willst du zusehen, wie deine Freunde für dich sterben, weil du dich für unbesiegbar hältst?“ Ich erkannte seine erboste Miene, aber sie hatte längst an Zorn verloren. „Weil du denkst, jeder Kampf, der von irgendwem begonnen wurde, ist automatisch auch deiner??“ Mein Handrücken langte über meinen Mund und ich schöpfte tief Luft. Es gab aber auch eine andere Möglichkeit, ihn zu hindern…. Oder alles zu verlieren. „Hast du vergessen, was dein eigenes Leben für Andere bedeutet?? Was passiert, wenn du stirbst?“ Ich ließ die Worte wirken, stieß den Sauerstoff wieder aus und blickte den Anderen nur ironisch lächelnd an. „Ich flicke dich nicht mehr zusammen.“, prophezeite ich ihm und krümmte den kleinen Finger meiner rechten Hand, gleichzeitig wie ich die anderen Finger anwinkelte. „MES!“ So hatte ich es noch nie vor Fremden benutzt… es würde einem Selbstmord gleichen, doch in dieser Situation sah ich es als einzige Möglichkeit den Strohhut aufzuhalten. Ein einziger Stoß meiner Hand… gegen meinen eigenen Brustkorb und die Teufelskraft entfaltete sich. Ein Würfel löste sich wie bei einem Spielzeug aus meinem Körper und ich hörte mein eigenes Blut laut in meinen Ohren rauschen, zeitgleich wie die Luft röchelnd in meine Lungen einkehrte…. Mein Herzschlag beschleunigte sich und ich geriet kurz ins Taumeln, merkte die Bewegung meines Gegenübers und grinste nun umso mehr. „Dann zeig doch mal, wie sehr Pirat du bist, Strohhut-ya.“ Schwerfällig bückte ich mich und hob den kleinen Würfel vom Boden auf. Pulsierend zwischen meinen Fingern schlug mein Herz im unregelmäßigen Rhythmus. „Torao!“ „Hier, nimm es!“ So wie er zu mir gerannt kam, drückte ich ihm dieses pochende Ding in die Hände. Seine Sorge kam zu spät. Es war mir egal. „Mach, was du willst. Zerstör es, krall dir meine Crew und stürz dich in den Tod.“ Mir war immer noch schlecht… das Bild gänzlich verschwommen. „So würde das ein echter Pirat machen. Blackbeard, Caesar…. Doflamingo… sie gehen alle über Leichen.“ Zitterten Strohhut-ya’s Hände oder gab meine Wahrnehmung komplett auf? Ach, was spielte das noch für eine Rolle? Es war nur mein gutes Training, was mich noch auf den Beinen hielt. Jeder andere wäre bereits kollabiert, sobald ich sein Herz aus der Brust geholt hatte. Aber ich lachte… wohl noch immer voller Ironie… und irgendwie doch, empfand ich Trauer. „Mein Herz in deinen Händen, Strohhut-ya. Deine Entscheidung.“ Dann wurden meine Beine taub. Ich spürte die Magenschmerzen nicht mehr und das Trommeln in meinen Venen nahm ab. Alles wurde schwarz….   Kapitel 4: Rücksicht -------------------- Was hatte ich mir dabei gedacht? Mein ganzes Leben zu verprassen, in dem ich es einem unbedarften Jungen in die Hand drückte! Jemanden, der außer Kämpfen und Essen nichts im Schädel hatte! Wie lange kannte ich ihn? In Zeit… etwas über zwei Jahre. Effektiv… nur einige Stunden. Ich konnte mir selbst beim Einatmen zuhören und nahm einen sehr angenehmen Geruch wahr. Ob er mich kannte… da war ich mir nicht sicher. Strohhut-ya nahm die Leute, wie sie waren und hinterfragte nicht. Wenn etwas offensichtlich wurde, wie Bellamys Dummheit, dann fragte er vielleicht noch, aber seine Antwort würde immer eine Faust bleiben. Meine Zunge spürte eine raue Stelle, als ich mir aus Reflex die Lippen befeuchtete. Sie war dort noch etwas eingerissen und beim nächsten Atemzug spürte ich einen Druck auf meinem Brustkorb, als würde etwas darauf liegen… Langsam, ganz langsam versuchte ich die Lider zu heben und atmete aus. Etwas kitzelte meine Nase und als sich das Bild vor meinen Augen klärte, erkannte ich etliche schwarze Strähnen direkt vor mir. Sie streichelten leicht und sanft mein Gesicht… und sie rochen wie frisch gewaschen. Mir entwich ein schläfriges Brummen und sofort merkte ich die Bewegung. Der Druck wurde etwas leichter und kurz erwischte ich ein dunkles Augenpaar, wie es meinen Blick erwiderte. Ich zwinkerte müde, sah noch zu, wie der Andere sich wieder abwandte und hob zeitgleich die Hand, um ein Gähnen zu unterdrücken. Wo war ich eigentlich…? „Wie lange war ich weggetreten?“, meine Stimme klang noch etwas kratzig und ich räusperte mich leicht, rieb mir mit der gleichen Hand die Augen. „Ein paar Stunden“, auch wenn es mir eigentlich klar war, wurde mir erst jetzt bewusst, dass der Strohhut wohl vor mir hockte. Oder viel mehr neben mir. Wo? Mit hochgezogener Braue stellte ich fest, dass ich auf meinem Bett saß, ohne Schuhe und augenscheinlich auch ohne mein Shirt. Ich schluckte trocken, versuchte die Situation zu realisieren und zu verstehen, weshalb der Strohhut mit dem Kopf an meiner Brust ruhte, ebenso Barfuß… ebenso oberkörperfrei. Moment, was war denn hier passiert? „Der Eisbär kam vorbei…“, setzte der Andere an. Ganz anders als beim letzten Mal war seine Stimme ruhig und beinahe monoton. Bepo war hier? „… er hat sich Sorgen gemacht, weil wir so laut waren...“ Er meinte wohl, er war laut gewesen. „Und…?“ Ich kam noch nicht ganz mit der Situation zurecht. „Ich habe ihm gesagt, dass wir trainiert haben.“ „Er hat mich nicht gesehen?“, er schüttelte leicht den Kopf und sein weiches Haar strich über meine Haut. Hatte er mich vor meiner eigenen Crew versteckt? Sie belogen? Und damit hatten sie sich abgefunden? „Sie bringen den Mast Morgen in Ordnung.“ So so. Mir entwich ein leichtes Schmunzeln. Sie hatten einfach zu großes Vertrauen. Im Versuch die andere Hand zu heben, stockte ich. Strohhut-ya hatte sich seltsamerweise so positioniert, dass mein Arm an seiner Seite lag und von seinem Körper blockiert wurde. Also wieder die andere Hand und ich zuckte kurz zusammen, als ich mit den Fingern meine Stirn betastete. Wusste ich es doch. Da war eine Beule. „Wieso tut mir der Kopf weh?“ Der Junge zog die Füße zu sich heran und es schien, als würde er seufzen. Sein Gesicht würde ich gern mal sehen… „Du hast den Türrahmen mitgenommen.“ Ich verengte die Augen. Wann das? Als er mich in mein eigenes Zimmer trug? „Und der Hinterkopf?“ Auch dort fühlte ich einen leichten Schmerz. „Hab dich zu schnell auf dem Boden abgelegt.“ Das sah ihm ja ähnlich und ich rümpfte die Nase. Na, dann machten wir mal weiter. „Wo ist mein Shirt?“ „Du hast dem Bären gesagt, er soll deine Kajüte in Ordnung bringen.“ Und da dachte er sich, mit dreckiger Kleidung im Bett zu liegen, wäre nicht in meinem Sinne? Ich blinzelte nachdenklich. Roch er deswegen so unverschämt gut, obwohl ich mich noch daran erinnerte, dass er vom Rum überschüttet worden war? Das würde ja bedeuten, er wäre nochmal duschen gewesen. Ich öffnete den Mund zur nächsten Frage, beließ es aber dabei, als ich bemerkte, wie es um uns herum aussah. Meine Schränke standen meilenweit offen, Kleidung lag in wilden Haufen auf dem Boden zerstreut. Ein Stuhl mitten im Zimmer…. Mein Schwert lag auf dem Tisch, daneben die Teleschnecke und sein Strohhut. Interessanterweise lag meine eigene Kappe auf seiner Kopfbedeckung. Hatte er das bewusst so hingelegt? „Ist hier ein Sturm durchgefegt?“ „Ich wusste nicht, was ich anziehen sollte... " Deswegen hatte er einfach gar nichts mehr angezogen? Das war alles mehr als kurios. Was war passiert? Was dachte sich der Strohhut gerade? Nun war ich doch wach, wieso hockte er also noch immer an mir gelehnt auf meinem Bett? Wieso sah er mich nicht an oder schrie? Hatten sich seine Sinne gewandelt? Fragen über Fragen und das Einzige, was ich zu sehen bekam, war ein schwarzer Schopf. „Hmm…“ Nochmals rieb ich mir über die kleine Beule, ließ dann die Hand auf meine Brust sinken und atmete tief durch. „Hast du denn mein Herz überhaupt richtig herum zurück geschoben??“, fragte ich ihn dann verwundert und stellte schief grinsend fest, dass ich endlich die richtige Frage gestellt hatte. „WAS?! Man kann das falsch reinstecken??“, der Strohhut lehnte sich vor, drehte sich ruckartig um und sah mich gar schockiert an. Endlich blickte er mich richtig an. Und sein Gesicht war nicht mehr blass und auch nicht mehr vor Zorn verzerrt. Ich sah nur pure Überraschung und vielleicht… vielleicht so etwas wie Sorge. „Kleiner Scherz“, beruhigte ich ihn und zog endlich auch die andere Hand zu mir auf den Schoß, ehe ich ein Bein anwinkelte. Strohhut-Ya’s Miene lockerte sich und er senkte den Kopf. Ich fragte mich, ob er sich schuldig fühlte und was das Chaos hier sollte und was in diesem doch sonst so eintönigen Schädel vor sich ging. Vielleicht hatte ich nicht erwartet, dass er mich wirklich umbringen könnte, aber ich hatte geglaubt, dass er irgendeinen Weg gehen würde, der ihn zu seinem Ziel brachte. Stattdessen zerwühlte er meine Kajüte, wusch sich, gab mir mein Herz zurück und blieb bei mir, bis ich aufwachte. „Es schlägt ganz schön laut.“ Er sah zu Boden. „Dein Herz.“ Ich hob die Brauen. Ehm… okay? Nun… bevor ich eine Reaktion zeigen konnte, ließ sich der Andere einfach zur Seite sinken und ich spürte sein Ohr erneut auf meiner Brust. Was…? „Was tust du da?“, meine Frage kam viel verunsicherter rüber, als ich ihn dran teilhaben lassen wollte und obwohl er mir vorher schon recht nah war, fühlte es sich plötzlich intensiver an. Seine Schulter lehnte an meinem Bauch, der Duft stieg mir in die Nase und ich hörte ihn leise lachen. „Ich höre zu.“ Was zur Hölle….? Von meiner ruhigen Atmung war schnell nichts mehr übrig, als ich frustriert den Blick abwandte und versuchte meinen Geist zu beruhigen. Was war denn in ihn gefahren? Eben noch wollte er so schnell wie möglich verschwinden und nun wich er mir nicht mehr von der Seite. Und ich konnte ihn nicht wegdrücken. Meine Halsschlagader pulsierte verräterisch, mein Mund fühlte sich trocken an… ich konnte noch nicht Eins und Eins zusammen zählen. Vor mir hockte ein Junge, der sich wie der Tag gewandelt hatte… In eine Richtung, die meinem Körper viel zu gut gefiel. Minuten verstrichen und er bewegte sich kein Stück. Das Meer schwappte leise gegen das U-Boot, die Stille war erdrückend. Oder war sie es nicht…? Gebannt schloss ich die Augen, formte einen strengen Strich mit den Lippen und rührte mich nicht. Ich wollte nichts Unüberlegtes tun. Ihn nicht von mir stoßen und erneut aufregen. Er war so gelassen… gar entspannt und ich öffnete wieder ein Auge, sah hinab. Sein wildes Haar könnte echt mal gekämmt werden… ich folgte der Spur seiner Strähnen, bis zu seinem Nacken, sah die ausgeprägten Schulterblätter und die trainierte Linie seiner Muskeln nebst der Wirbelsäule. Meine linke Hand war komplett frei, die Rechte abermals von seinem Körper verhindert. Ich fragte mich, was passieren würde, würde ich seinen Schopf berühren, versuchen auch nur etwas Ordnung in die Mähne zu bringen. Meine Fantasie spielte mir dumme Streiche und ich kämpfte gegen die Versuchung an. Ich verstand sein Benehmen einfach nicht und hob schon die Hand, um es einfach darauf ankommen zu lassen. Doch dann regte er sich. Wie ertappt hielt ich sofort inne und starrte den Anderen an. Was kam jetzt? Würde unser Streit von vorne anfangen…? Abwartend verzog ich das Gesicht, als Strohhut-ya wieder aufschaute. Herrje…. Wahrscheinlich verriet mich mein Herzschlag sowieso. Es gab Dinge, die konnte man nicht verheimlichen… man konnte nur darauf hoffen, dass sie anders gedeutet wurden, als sie waren. „Was….“, sofort verstummte ich, als der Strohhut seine Hand auf meine Brust legte. Einfach so. Sprachlos starrte ich zurück, während er sich etwas erhob, sich auf sein rechtes Bein setzte und somit auf meine Höhe kam. Ehm…. Ich fürchtete, dass mein Körper gerade abschaltete, kalter Schweiß ausbrach. Dagegen war die Hand des Anderen richtig heiß und ich spürte seinen Atem auf meinem Gesicht, da er sich zu mir beugte. Er hatte doch nicht vor, was ich dachte, dass er tat?? Was machte ich denn jetzt am besten?! Ihn aufhalten? Zurückziehen?? Hinter mir war die Wand und mittlerweile lag sein ganzer Unterarm auf meiner Brust. „Stroh-…“, meine Stimme ging verloren und im Gegensatz zu meiner sonstigen Verfassung, fühlte sich auch mein Kopf unglaublich erhitzt an, als sich der Blick des Jungen senkte und er eindeutig meinen Mund fixierte. Ich hörte auf zu atmen und glaubte mein Herz würde nur noch summen. Das Bild war schon vor meinem geistigen Auge und ich spürte das innere Kribbeln, als sich unsere Nasenspitzen berührten. Herrgott no…. „Hihi!“ Er stockte, sah wieder auf und auf seinem gesamten Gesicht machte sich ein breites Grinsen breit. Ich bekam noch einen Herzinfarkt…. „Du siehst aus wie Nami, wenn Sanji ihr zu nahe kommt! Echt witzig.“, kicherte er vergnügt und lehnte sich wieder etwas zurück. Beinahe entsetzt atmete ich die lang angehaltene Luft aus, starrte diesen dämlichen Strahlemann an und fasste nicht, was er gerade mit mir abzog. Verglich er mich gerade mit einem Mädchen?? Vielleicht war es dann mein geistiger Aussetzer, dass ich seine Unachtsamkeit ausnutzte und den rechten Arm hoch zog. Nun war ich es, der sich vorlehnte, den Arm um seinen Körper legte und ihn aus seiner Sitzhaltung riss. Eine kleine Drehung, ein erschrecktes Quieken aus seiner Richtung und sogleich lag er unter mir. Ich stemmte mich mit der linken Hand von der Matratze ab, die Andere lag noch an seiner Taille, während sich seine Finger in meinen Oberarm schlugen. Der Strohhut sah verblüfft aus. Sein Lächeln war verschwunden und seine Augen sahen noch nie zuvor so riesig aus. Na bitte. Ich hatte ihn überrascht. „Das findest du wohl witzig…?“, raunte ich ihm lauernd zu, doch er wirkte gar unbeeindruckt mit seinem Pokerface. Na warte.. Da ich nun der Überlegene war, musste ich mir etwas einfallen lassen. Einfach, weil er es verdient hatte… er war so frech! Aber was machte ich jetzt mit dem Burschen… in meinem Bett…? Allein auf meinem Schiff… in meiner eigenen, total verwüsteten Kajüte…? Ich hätte es spaßig gefunden, hätte er mitgespielt, dann wäre ich nicht so restlos überfordert. Wenn er irgendeinen dämlichen Spruch von sich geben würde, aber er sagte einfach nichts. Wieso durchschaute ich ihn nicht? War er wirklich so ruhig, wie er tat? Warum tat er das überhaupt? Meine Augen glitten hinab zu seinem Hals. Ich erkannte kaum den Puls, der sich durch seine Arterie schlug… seine Schlüsselbeine waren ausgeprägt und kämpften sich durch die dunklere Haut, die sich deutlich über seiner Brust fortzog. Das ewige Mal seines Verlustes und ich hob interessiert eine Braue. Es störte den Strohhut anscheinend gar nicht, dass ich ihn inspizierte. Sein flacher Bauch hob und senkte sich ausgesprochen langsam. Versuchte er mich zu täuschen? Möglicherweise musste ich ihn nur reizen und als ich wieder zu ihm aufsah, winkelte ich den linken Arm an und legte die Hand bedacht langsam auf seiner Brust ab. Ein Zucken…? Auf jeden Fall ein deutlicher Herzschlag unter der harten, vernarbten Haut. Würde er wenigstens nervös werden? Damit ich nicht allein wie ein Depp dastand, denn mich hatte diese Nähe ziemlich verunsichert. Das tat sie immer noch. Ihn fixierend wie eine Beute, lehnte ich mich weiter vor, verlagerte mein Gewicht mehr zu seiner Seite. Es war doch normal, da ein Zeichen von Unruhe zu zeigen. Einen schnelleren Herzschlag zu haben… das Blut in den Kopf wandern zu sehen, an Farbe zu gewinnen und sich aufgeregt daneben zu benehmen. Das konnte doch nicht nur mir so gehen und selbst wenn ich nun die Kontrolle hatte, die Nähe zu ihm nach meinen Regeln aufbaute, konnte ich alsbald kaum glauben, was ich tat. Ich sah ihm in die Augen und registrierte keine Veränderung. Herrgott, wie abgebrüht. Und wenn ich weiter ging…? Ich versuchte tatsächlich, es wie eine Herausforderung aussehen zu lassen, aber es war viel mehr mein eigenes Herz, was im Dreieck sprang, je schneller mich sein Luftzug streifte. Ich hockte bereits über ihm und das war wie eine betäubende Wirkung, die meine Lider erschwerte. Wieder streifte mich seine Nase und ich schwor, dass sich sein Griff festigte, als ich tiefer sank und doch noch kurz vor seinen Lippen stoppte. Das dachte ich zumindest, ehe ich sie spürte … diese hauchdünne Berührung seines Mundes, die nicht ich herbeigeführt hatte. Jedoch war ich auch nicht zurückgewichen. Ich fühlte sie… die weiche Haut, so verführerisch und prickelnd, dass mir ein Kloß im Hals steckte. Meine Augen hatten sich von ganz allein geschlossen und ich verharrte in dieser endlosen Zärtlichkeit, von der ich niemals geglaubt hätte, sie in diesem Beisammensein zu fühlen. Was war geschehen…? Was geschah, als sich der Kopf des Anderen neigte, ich Bewegung spürte und die Atemluft des Anderen intensiv schmeckte? Alles, aber alles außer Kontrolle… Die Ruhe versickerte wie Wasser im Sand, als sich sein Kinn reckte und sich der Gegendruck erhöhte. Ich hörte Strohhut-ya tief einatmen, merkte seine Fingernägel in meinem Arm, aber er zog sich keineswegs zurück. Ganz von allein öffnete ich die Lippen auf sein stilles Kommando, als er dies ebenso tat und mir seine Zunge zaghaft entgegenkam. Scheu und vorsichtig, doch einladend genug und ich verlor ab diesem Moment wohl jegliche Zurückhaltung. Was hatte er sich nur gedacht, mich so weit gehen zu lassen?? Hastig stemmte ich mich etwas auf, löste die Hand von seiner Brust und strich mit Nachdruck seinen Hals entlang, um die Finger an seinen Kiefer zu legen. Die Zeit musste gerannt sein, denn wir waren auf einmal in einem Kuss vertieft, der mich zügellos beben ließ. Unsere Zähne klackten aneinander und ich drückte ihn mit Inbrunst in die Laken, eroberte seine Mundhöhle, während ich die andere Hand zu seinem Rücken führte. Mein Blut brodelte… eine Begierde, die sich lange eingestellt hatte und nun hervorbrach wie eine Lawine. Endlich hob und senkte sich sein Brustkorb unter stärkeren Atemzügen, sein Bein presste sich angewinkelt gegen meine Hüfte. So irreal, dass ich glaubte den Verstand zu verlieren. Meine Finger ertasteten die kleine Narbe unter seinem Auge, gelangten zu seinem Nacken und verhakten sich ungebremst in seinem Haar. Er ächzte gedrungen und ich zwang ihn die Beine weiter anzuwinkeln, um mir mehr Möglichkeiten zu geben. Oh, ich hatte wirklich gekämpft, aber diese Anziehung war endgültig und ich wollte den Jungen unter mir sofort mit Haut und Haar verschlingen! Seine Stimme ertönte unter schweren Keuchen und ich wünschte mir ein forderndes Stöhnen, meinen Namen auf seinen Lippen… das Bewusstsein, dass das wirklich passierte und ich langte mit der anderen Hand unter den Saum seiner Hose. Mein Körper erschauerte und mein Kopf war so viel weiter, als ich mich gezielt zwischen seine Beine positionierte und mein Gewicht gänzlich auf ihm verlagerte. Seine Hitze ging sofort auf mich über. Es fiel mir umso schwerer, die Augen zu öffnen… aber ich musste es, denn der Strohhut löste hektisch den Kuss und schnappte hörbar nach Luft. Die reinste Musik… sie beflügelte mich, ließ mich fortfahren und ich hob sein Becken von der Matratze und verbiss mich in seinem Hals. Ich spürte jede Erregung, jedes falsche Frösteln und saugte es in mich auf. Er wand sich wundervoll… Bilder, die sich in meine Erinnerung brannten und jede kleine Kerbe an seinem Steiß, an seinen Lenden in meinem Gedächtnis zurücklassen würden. Ich spürte ihn so nah bei mir, dass ich kaum glauben konnte, dass noch Kleidung zwischen uns war. Mir wurde es egal, wie weit er gehen wollte… ich wusste nur, dass ich nach mehr gierte. In dieser Sucht vertieft, bemerkte ich allerdings zu spät die plötzliche Veränderung. Seine Muskeln spannten sich an, das angewinkelte Bein erzeugte Druck und schon im nächsten Augenblick stemmte er sich gegen mich. Überrascht riss ich die Augen auf, als wir auf einmal die Rollen tauschten. Mir entwischte sein Hals, den ich noch eben so wunderschön malträtierte. Stattdessen starrte ich nun hinauf, während der Andere den Kopf tief gesenkt hielt und seine Augen mit der Hand verdeckte. Hoppla… seine andere Hand lag zitternd auf meinem Bauch, während er nach Luft rang und ich es ihm gleichtun musste. Sein Gewicht auf meinem Schoß half nicht unbedingt dabei und ich regte leicht das Becken, fühlte die eindeutigen Zeichen seiner Erregung und fragte mich, was ihn stocken ließ. Gefiel es ihm nicht…? „Das war nicht meine Absicht.“, hörte ich ihn atemlos flüstern und sogleich setzte er sich in Bewegung, stand auf und schob sich vom Bett. Wow… ich setzte mich ruckartig auf, sah, wie der Strohhut zur Tür ging, aber vor ihr stehenblieb. Das war es? Es war nicht… seine Absicht? Unruhig tippte er von einem Fuß zum Anderen, dem Holz zugedreht. Konnte er das für mich wiederholen?! „Ich muss immer noch gehen, ich kann nicht…“ Ich erkannte genau, wie er die Hände zu Fäusten ballte und wieder öffnete. Unschlüssig, durcheinander… wie ich, der dahockte und nicht begriff, was hier vorging. War das nicht eben in beidseitigem Einverständnis passiert? „Du kannst nicht… was?“ Als ich aufstand, fühlten sich meine Beine wackelig an.. die Aufregung haftete noch in jeder Zelle meines Körpers und ich versuchte sie in den Griff zu bekommen. Aber sie war noch zu allgegenwärtig. „Dich fallen lassen?“, setzte ich fort, schob mich an dem Stuhl vorbei und verschränkte schnaubend die Arme vor der Brust. Er drehte sich langsam um. „An dich denken?“, führte ich fort und ich glaubte zum ersten Mal zu erleben, wie der Strohhut nicht fähig war, einem Anderen ins Gesicht zu schauen. „Ich hatte das nicht so beabsichtigt.“ Ich hörte wohl schlecht. Strohhut-ya biss sich auf die Lippen, die Scham im Gesicht. Er konnte sie nicht verbergen. Deswegen wartete ich tatsächlich auf weitere Erklärungen… Sekunden, vielleicht sogar Minuten, aber er schwieg. „Du willst mir erzählen, du hast das nicht herbeigeführt?“ Ich richtete den Zeigefinger aufs Bett. Genau beobachtend, wie er meiner Richtung folgte, begegnete ich seinen Augen gebannt, als er aufsah. Seine Miene war verbissen. Er schwieg… und ich kam mir wie der letzte Idiot vor! „Willst du mich verarschen, Strohhut-ya?!“ Wütend trat ich auf ihn zu. Ich hasste es, mich zum Affen zu machen! „Mein Vize taucht auf und anstelle ihm den Befehl zu geben, deinen Bruder zu retten, belügst du ihn.“ Für mich wahrlich zum Vorteil, aber das war nicht mein Werk! Der Strohhut öffnete den Mund… schloss ihn dann wieder unschlüssig, während ich mich vor ihm aufbaute. „Tausend Hemden liegen herum, aber du ziehst dich nicht um, nein – du gehst duschen und legst dich zu mir!“ „Ich…“ „Du heuchelst mir einen Scherz vor, in dem du andeutest mich zu küssen…“, ich rammte beide Hände zu seinen Seiten gegen die Tür, „… lässt es aber dann zu, dass ich es tue!“ Aufbrausend stand ich nun vor ihm, schwer atmend und außer mir. Schon wieder. Als hätte ich so einen Ausbruch nicht vorher schon gehabt. Dieses Mal jedoch, war das Ergebnis anders. Als hätte mich eine Pistolenkugel durchbohrt.  Ich kam selbst auf den Trichter. Mit einem Mal. Tatsächlich… hatte er das alles wirklich herbeigeführt. Zwar war er auf mich losgegangen, aber nachdem ich aufgegeben hatte, hatte sich alles geändert. Der Strohhut war noch hier. Meine Hände rutschten vom Holz und sanken kraftlos hinab. Er war hier, weil er es wollte. Und nur weil er mich herausgefordert hatte, hatte ich es gewagt, ihn zu küssen. In meinem Verstand lichtete sich der Schleier. Was war ich dämlich…. Dass ich ihm das auch noch aufzählte… und ihm das Gefühl gab, dass es mehr benötigte, als das.   Ach… „Dreck…“, stöhnte ich entkräftet, senkte nun selbst den Kopf und schüttelte diesen. Das ging viel weiter als ich es erwartete… und ich hätte niemals, niemals gedacht, dass der Junge vor mir so vorausschauend war… und rücksichtsvoll. „Das reicht mir…“, gleichzeitig mit diesen Worten, überbrückte ich die letzte Distanz zwischen uns und hob beide Hände wieder an. Ich musste mich nicht verstellen, denn er hatte mehr in mir gelesen, als meine ganze Crew. "Strohhut-ya... ", sanft legte ich die Finger an seine Wangen und bückte mich zu ihm hinab. „.. Vergiss, was ich sagte. Mehr brauche ich gar nicht.“, ein laues Flüstern, das ich ihm gegen die Lippen hauchte, ehe ich sie erneut verschloss. Ich wartete nicht mehr auf eine Antwort. Ich bekam sie, in dem er meinem Kuss nicht auswich, sondern ihn erneut erwiderte.   Wir hatten nichts Bindendes…. Wir hatten keine Versprechen und schon gar kein Gelübde. Wir waren Piraten…. Meine Finger gingen spazieren, spreizten sich an seinem Schlüsselbein und wanderten hinab, während ich ihn zärtlich biss und als Erwiderung seiner Zunge begegnete. Ich spürte die Gänsehaut auf seiner Brust, die erneute Erregung, als ich seine Brustwarzen nur streifte und die feinen Linien seiner Muskeln nachfuhr. Er räkelte sich brummend unter den Berührungen und es ließ mich wagemutig grinsen. Dieser Bursche wollte das ebenso wie ich. Und er hatte es so unglaublich gut vor mir geheim gehalten. Nun wollte ich ihm dafür keine Chance mehr lassen. Ich saugte sein unterdrücktes Keuchen ein und drängte ihn stärker gegen die Tür. Seine Finger verkeilten sich in meinem Hosenbund, als benötigte er Halt, doch er zog mich nur einfach mit sich. Keine Sekunde verpassen. Wenn es vorbei war, gab es kein ‚wir‘. Dafür waren unsere Ziele zu unterschiedlich. Sein Hosenknopf kam mir auf meiner Erkundungstour in die Quere und ich sog begierig an seiner Lippe, als ich seine Hände endlich von ihrem Handeln abhielt und stattdessen meines fortfuhr. Ich führte! Sein Luftholen wurde hektischer, er entkam meinen Zähnen, wandte das Gesicht ab und endlich konnte ich diese überforderte Miene deuten, sie genießen und ich lächelte, als ich seine Hose endlich öffnete und sich sein ganzer Körper verspannte. „Mehr will ich nicht…“ Für heute… für hier und jetzt… gehörte er mir. Als ich in sein Ohr hauchte, setzte er jedoch Kraft ein, lehnte sich gegen mich und stieß mich dann mit einem Ruck zurück. Es waren nur zwei Schritte, ich ließ ihn los und taumelte gegen den Stuhl, auf dem ich schwungvoll Platz nahm. Na… was war nun? Irritiert schaute ich auf und der Strohhut kam mir direkt entgegen. „Mehr kriegst du auch nicht.“, sagte er mir mit beinahe finsterer Miene, straffte die Schultern und nun war er es, der seinen Mund gar gehetzt auf den meinen presste und die Finger in meinen Schopf bohrte. Er wollte die Führung zurück und ich gab nach, keuchte unter seinen nahezu herrischen Bissen. Woher hätte ich nur wissen sollen, dass das möglich war? Ich unterdrückte einen heißen Ausstoß, als er sich auf meinen Schoß setzte und sich gegen meine Lenden drängte. Meine Finger rutschten ab, kratzten an seiner Seite entlang und versenkten sich unter dem Hosenstoff in seiner nackten Haut. Was für ein Kampf… Ich fühlte so unnachgiebig, wie sich seine Muskeln verhärteten, wie er versuchte dieses Verlangen zu unterdrücken, was ich ihm zu gern entlockte, als meine Hände tiefer sanken und sich in sein Gesäß krallten. Ganz gleich, wie sich die Sache entwickelte, es war perfekt… sein Ächzen, als ich meine Finger gezielt seinen Lauten anpasste… Strohhut-ya setzte sich weiter auf, je tiefer ich wanderte, sein Körper zog sich zusammen, rhythmisch und instinktiv als er sich nach meinen Wünschen bewegte und mich mit seinen Gesichtszügen schier wahnsinnig machte. Ruckartig stand ich auf, ihn an mich gepresst und seine Arme zitternd um meinen Hals geschlungen, leise flehend, nicht aufzuhören, wissend, dass es noch so viel inniger werden würde Ich hörte das Meer nicht mehr.. und auch die Stille war lange verschwunden. "To.. Torao.. " Kaum, dass ich ihn zurück auf die Matratze dirigierte, gab er mir höchstens noch Zeit, ihn endlich von diesem verflixten Stoff zu befreien, ehe er mich erneut zu sich zerrte. Alles war anders... Und für Stunden lauschte ich dieser süßen, losgelösten Stimme… und ich wusste für diese Nacht gehörte sie mir ganz allein. Der Morgen danach war noch fern. Kapitel 5: Abschied ------------------- Mein Schlaf war nicht lang und doch fühlte ich mich komplett ausgeruht. Es gab nichts, was mich weckte und doch war es noch ziemlich in der Frühe, als ich die Augen aufschlug. Ich war absolut tiefenentspannt. So unendlich ruhig. Und beinahe stellte ich mir die Frage, weshalb die Sonne gerade aufging und ich dennoch so ausgeschlafen erwachte. Die Antwort war schnell bei mir. Ich war wieder nicht allein. So ähnlich war ich schon einmal aufgewacht. Ein müdes Blinzeln und anders, als beim letzten Mal, verspürte ich sofort den Drang zu grinsen. Noch so eine entspannte Seele. Ein ungewohnter Anblick… Zumindest, wenn ich daran dachte, dass dieser schmale Körper sonst nicht in meinen Armen lag und sich so sehr anschmiegte, dass mir beinahe zu warm war. Strohhut-yas Gesicht ruhte auf meiner Brust und er gurgelte schlafend vor sich hin. Meine Finger strichen seine Hüfte entlang, die zum Teil von der Bettdecke verdeckt wurde. Ich konnte mich nicht mehr erinnern, ab wann sie über und nicht mehr unter uns gelegen hatte. Aber an alles andere – mein Grinsen spitzte sich zu, als ich die Decke etwas anhob und zufrieden hinabsah –  konnte ich mich in jedem Fall erinnern. Vorsichtig hob ich den freien Arm und lehnte mich zur Seite. Meine Finger erreichten unscheinbar und leicht das wilde verstrubbelte Haar und dies veranlasste mich, auch diesen Arm um seine Taille zu legen und ihn an mich zu drücken. Das fühlte sich gut an. Mir war tiefer Schlaf selten vergönnt, mir war stets kalt, aber dieser Körper strahlte eine wunderbare Hitze aus und meine Lider fühlten sich sofort wieder schwer an, als ich das Gesicht in den schwarzen Strähnen versenkte. Es roch erstaunlicherweise immer noch nach Seife, obwohl ich das Gefühl hatte, dass der Duft von innigem Verlangen immer noch in der Luft schwebte. So vergingen Minuten… und ich genoss das Gefühl an nichts denken zu müssen. Obwohl ich aufstehen sollte, Ordnung schaffen und vielleicht endlich mal was Essen sollte, wollte ich mich nicht bewegen. Das könnte vielleicht ein Problem werden, immerhin konnte ich Strohhut-Ya nicht an mein Bett fesseln und ewig bei mir behalten. Verlockend… aber nicht möglich, zumal es mir die letzte Nacht gelungen war, ihn gänzlich von seinen eigentlichen Problemen abzulenken, was aber heute nicht mehr funktionieren würde. Wer wusste schon, wann meine Crew selbst zurück aufs Schiff kam…. „Mhh…“ Oh, der Andere regte sich. Langsam öffnete ich die Augen erneut, lockerte meine Umarmung und sah zu, wie Bewegung in den anderen Körper kam. Leicht murrend drehte er sich, wandte mir sein Gesicht zu und schmiegte sich wieder an mich. Ich spürte, wie seine Füße wärmenden Unterschlupf an meinen Waden und wie sich nun auch seine Arme ihren Weg zu meinem Rücken suchten. Sein heißer Atem streifte meine Brust und die Spitzen seiner Haare streichelten mein Kinn. Doch da hatte sich etwas verändert. Ich hatte nun einmal eine Gabe dafür, zu erkennen, wie der menschliche Körper funktionierte. Und ich erkannte, wenn sich der Zustand einer Person änderte. Anderer Puls. Andere Atmung. Andere Regungen. Der Strohhut war wach. Er sagte kein Wort. Während ich es ihm einfach gleichtat und ihn weiter in meinen Armen hielt. Nichts verändernd, blieben wir abermals für ewig andauernde Minuten so liegen. Die Frage war nur… konnte er sich nicht lösen oder wollte er es nicht? Wollte ich es nicht? Wollte ich nicht, dass es vorbei ging oder hatte Zeit gerade keine Bedeutung? Nein. Nein, er hatte gewiss nicht vergessen, welches Problem ihm noch bevorstand. Meine Antwort würde dieselbe bleiben, egal, ob er mit mir das Bett teilte oder versuchte, mich zu verprügeln. Dafür würde ich ihn nicht freigeben und ich glaubte auch, dass er das gar nicht provozieren wollte. Meine Augen wanderten zu dem verwüsteten Tisch, auf welchem sich die Teleschnecke befand, daneben unsere Kopfbedeckungen, aufeinander gestapelt. Genauso wie wir und ich konnte nichts dagegen tun, als zu schmunzeln. Mist, jetzt hatte ich mich verraten. Einen Moment zu wohl gefühlt und dann löste sich die Entspannung, wurde zu Spannung und ich wusste, dass weiter schweigen sich komisch anfühlen würde. „Gut geschlafen…?“, murmelte ich leise, räusperte mich und ließ mich langsam zurück auf den Rücken sinken, während der Strohhut mir einfach nachrutschte bis ich seinen halben Körper auf meinem hatte. Er brummte nur eine kurze Zustimmung, rückte sich zurecht und blieb weiterhin liegen. Mir wollte nicht ganz klar werden, ob ich das gut finden sollte. „Ich weiß nicht, was ich tun soll…“ Strohhut-yas urplötzliche Stimme riss mich aus meiner erneuten Dämmerung. Diese Zweisamkeit lullte mich so stark ein, dass ich beinahe wieder eingeschlafen wäre, hätte er nicht das Wort ergriffen. Und dann stützte er sich von meiner Brust ab, meine Arme sanken hinab und er starrte ebenso wie ich zuvor, auf den Tisch mit der Teleschnecke. Er sah viel wacher aus als es zu Beginn den Anschein gemacht hat. „… wenn er nun getötet wird?“ Ein fragender Unterton blieb und ich schaute zu ihm hoch. „Warum sollte das passieren?“, war meine ruhige Erwiderung und ich griff nach der Decke, zog sie weiter hoch und legte sie über seinen Rücken. „Weil wir so sind.“ Er seufzte. „Dieses Risiko gehen wir ein.“ „Für Rache?“ „Für unsere Ziele“, erwiderte er sofort, rieb die Lippen aufeinander und machte dann die Arme lang, sodass er mittlerweile quer über mir lag. „War Ace auch so?“, fragte ich einfach weiter und beobachtete die Züge des Anderen. Natürlich schmerzte die Erinnerung. „Er ist dafür gestorben.“ Seine Stimme war traurig. Er legte das Ohr auf meiner Brust ab, das Gesicht zu mir gedreht und die Augen geschlossen. Wollte er sich mit meinem Herzschlag ablenken? „Er hat für das Leben gekämpft.“ Wenn er Aufregung erwartete, so nahm ich ihm wieder den Wind aus den Segeln. Der Strohhut öffnete die Augen und die Miene war ernst und verbissen, wie am gestrigen Tag, als wir das Thema anfingen. „Bis zu seinem Tod.“ Unsere Blicke begegneten sich strikt, als er das sagte und ich hob skeptisch eine Braue. Machten wir uns nichts vor. So sah es doch aus. Das war der verbitterte Gedanke. Den, welchen er nicht abstreifen konnte. „Ja, aber…“, begann ich und  schob beide Hände unter ihn, damit ich mich aufsetzen und den Rücken an die Wand anlehnen konnte, während er sich brav neben mir aufsetzte. Nackt hockte er vor mir und ich konnte wieder nicht anders, als die Decke über ihn und nur noch zu einem kleinen Teil über mich zu legen. Tatsächlich sah er ziemlich süß aus mit dem Stoff über seinem Kopf. Schade, dass unser Gespräch so ernst war. „… wollte er das denn?“ Seine Miene änderte sich mit dieser Frage, als verstünde er sie nicht und er zog die Brauen stark zusammen. Als hakte ich nach. „Warum ist dein Bruder gestorben?“ Ich versuchte möglichst sanft zu klingen, aber egal wie man es formulierte, die Erinnerung tat weh. Strohhut-ya blieb stumm und senkte den Blick. Ja, weil er ihn beschützt hatte. Weil Monkey D. Luffy nicht stark genug gewesen war. Ich atmete tief ein, sah zu dem Bullauge, welches teils rotes Licht durch die Wellen in die Kajüte warf. „Weil er beschützt hat, was er liebt.“ Strohhut-yas Kopf hob sich schlagartig. Vielleicht weil er das tiefsitzende Lächeln von mir entdeckt hatte und ich nickte meinen eigenen Worten zu. „Man, das war schon ziemlich beeindruckend.“ Ich sah erneut zu ihm zurück und lächelte. „Ich kenne das gut.“ Das Gefühl war schwer und hart. Es hatte kaum positiven Effekt. „Wenn Corazon nicht gewesen wäre, wäre ich längst tot…“ Es war als hätte man diese Seele zur Verdammnis geschickt, nur, damit man selbst leben konnte und ich konnte sehen, wie sich die Augen des Anderen mit Tränen füllten. „Wer?“, versuchte er abzulenken, rieb sich die Augen und drehte sich aus meinem Blickwinkel. Oje… hoffentlich saßen wir nicht gleich beide heulend herum. Aber ich atmete tief ein und versuchte meine eigenen Emotionen zu verdrängen. Wirklich, ich verstand ihn echt gut. „Donquixote Rosinante. Geboren als Tenryubito und leiblicher Bruder von De Flamingo.“ Überrascht drehte sich der Strohhut zurück zu mir. Mein Lächeln war gequält. Ich hatte es ihm vorenthalten. Für unsere Mission damals in Dress Rosa war es nicht wichtig gewesen. Aber auch nach über zehn Jahren hörte es nicht auf ein Loch in meinem Herzen zu hinterlassen. „Er wurde von De Flamingo erschossen, als er mich beschützte. Und er blieb so lange am Leben, bis er mich in Sicherheit wusste.“ Ich erinnerte mich an dieses verflixt breite Lächeln, legte die freie Hand an meinen Schopf und stöhnte entnervt. Jedes Mal zum Verrückt werden! „Wir sind schon Idioten.“ Wieso musste ich da lachen? Ich konnte genauso heulen wie der Andere. „Bis zum Schluss hat Corazon gelächelt. De Flamingo in die Irre geführt und ist dafür gestorben.“ Strohhut-Yas Mund klappte auf. Augenscheinlich sprach- und fassungslos. „Du und ich, Strohhut-Ya… wir haben wirklich Glück.“ Ich legte die Hand über die Augen, um auch selbst dieses dankbare Lächeln auf den Lippen zu behalten, selbst wenn es mein Blick nicht widerspiegelte. „Die beiden Blödmänner haben uns echt geliebt.“  Ich fuhr mir durchs Haar, rollte mit den Augen und suchte abermals den Blick des Anderen. Und so offensichtlich verwundert, hatte ich ihn noch nicht gesehen. Seine Augen waren geweitet, so als hätte er eine Eingebung, die ihm zuvor noch nicht gekommen war. „Was ist?“ Es verunsicherte mich fast ein bisschen, als es aussah, als würde er es nur schaffen, den Mund zu schließen, weil er diesen mit der Hand verdeckte. „Ich… ich habe mich nur an etwas erinnert.“ Er brauchte einige Sekunden, bis er es schaffte, wieder in unsere Gegenwart zurück zu kehren – bis ich das Gefühl hatte, dass er mich wieder anblickte. „Etwas, was ich vergessen hatte.“ Fragend hob ich beide Brauen, aber er beantwortete mir die stumme Frage nach dem „Was“ nicht, sondern kam stattdessen in Bewegung. Ohne die Augen von mir zu nehmen, zog er die Decke von seinem Kopf und setzte sich auf. Abwartend und vor allem nichts verpassend, beobachtete ich, wie er den Stoff auch von meiner Hüfte hob, das Bein über mein Becken schwang und sich auf meinen Schoß setzte. Seine Züge waren ernst, während ich nicht wusste, ob ich eine Intention aus seiner bewusst gewählten Position herauslesen  oder doch nur Abwarten sollte. Letzteres wurde unendlich schwer… „War das dann bei dir und Mingo nicht auch der Wunsch nach Rache?“ Ich schluckte trocken die aufkeimende Erregung hinunter. „Du hast Recht“, hauchte ich und setzte mich weiter auf. „Warum verstehst du Sabo und mich dann nicht?“ Ich spürte jede Regung seines Gesäßes und die kleinste Anspannung seines Beckens, als er ein kleines Stück näher an meine Lenden rückte. Verdammter Bursche… das machte er mit Absicht und ich spannte den Kiefer an. „Ich verstehe euch durchaus. Aber es ging nicht nur um meine Rache. Ganz Dress Rosa war in Gefahr. Ich war bereit dafür meinen Arm oder ein Bein zu opfern.“ Seine Augen huschten kurz zu der Naht meines rechten Armes, der mir von De Flamingo abgerissen und dann doch noch von der Feenprinzessin Moncherry gerettet wurde. „Aber ich hätte weder dein Leben noch mein eigenes dafür hergeben wollen. Auch wenn es knapp war.“ Ob er mir glaubte, obwohl ich ihn offensichtlich anlog? Natürlich war mir damals mein eigenes Leben egal gewesen. Wenn De Flamingo starb, war mein eigener Tod egal. Aber das musste er nicht auch so machen. Sein Bruder und er mussten diese Verbitterung nicht leben. „Das wäre es aber wert gewesen oder nicht?“ Strohhut-ya beugte sich vor und ich biss mir auf die Unterlippe, als er seine Hände an meinem Hals ablegte und seine Finger durch mein Haar strichen. „Und dann deine und meine Crew heulend zurücklassen?“ Ich atmete gehetzt ein als er sich kurz aufsetzte und wieder niederließ, seine weiche Haut meine Erregung streifte und ich gegen den Antrieb kämpfte, die Finger in seine Oberschenkel zu schlagen. Bastard, mich so zu quälen… „Niemals.“ Mein Ausatmen streifte seine Lippen, die unmittelbar vor den meinen anhielten und die nun gänzlich meinen Blick gefangen hielten. Strohhut blinzelte, sah mich an und schien abermals zu überlegen. Für einen Moment sah es aus, als würde er nachdenken. Über das, was ich sagte oder was passiert wäre, wären wir gestorben… oder wenn er so wutentbrannt den Admiral herausgefordert hätte. Doch dann besann er sich eines anderen und tat das, worum ihn mein Körper schon eine gefühlte Ewigkeit bat. Er löschte die Distanz aus und haschte nach meinem Mund. Endlich hob ich die Hände, legte sie auf seinen Schenkeln ab und kam ihm sofort entgegen. Er drückte den Rücken durch, drängte sich gegen meine Lippen und spaltete sie, als läge auch ihm nichts anderes mehr auf der Zunge, als sie mit meiner zu kreuzen. Die Zurückhaltung war wie weggeblasen und ich zog meine Beine an, erkämpfte mir keuchend seine Mundhöhle zurück, während meine Arme um ihn herumlangten und ihn festhielten. Wenn ich Zeit gehabt hätte, hätte ich mir sicher Sorgen gemacht, ob ich die letzte Nacht jemals wieder erleben würde, aber hier war es wieder, diese Innigkeit, seine Stimme und dieser empfindliche Leib. So empfindlich wie gierig, denn er wusste genau, wie er mich anspornen konnte, während er das Becken betont bewegte, sich immer wieder erhob und senkte, bis mir zum Küssen gänzlich die Luft wegblieb. Sein verschleierter Blick raubte mir den Verstand und ich stieß seinen Mund davon, verkeilte die Zähne in seinem Kinn und dirigierte seinen Unterleib direkt über mir. Ein bisschen Zeit hatten wir noch für uns. Mit halben Sachen konnte ich ihn nicht davonkommen lassen und ich lauschte diesem erstickten, süßen Lauten, als er sich nun deutlich langsamer auf mir niederließ. Jedes Zucken nahm ich mit Begierde auf, langte heißblütig nach seinem Gesäß und hinterließ Spuren auf seinem Hals. Schnell überkamen mich heiße und kalte Wellen. Strohhut-Yas Stirn presste sich gegen meine Schulter und sein Atmen überschlug sich, je länger dieses Spiel verlief und ich merkte deutlich, wie sich seine Muskeln anspannten und sein Körper an Temperatur zunahm. Mir ging es ähnlich… alles an seiner Reaktion machte mich verrückt und mir fiel es schwer einfach loszulassen. Nur noch ein wenig… noch mehr Seufzen, noch mehr Wunden auf meinem Rücken, die er mir hinterlassen konnte. So konnte ich mich lange… sehr lange daran erinnern. „I-ich halt’s nicht aus…“, hastig legte ich den Kopf in den Nacken, rang nach Luft, als er mir das beinahe demütig ins Ohr raunte und meine ganze Selbstbeherrschung sich verabschieden wollte…   Bölleböllebölle…. ♪ ♪ ♪    Was  zum Teufel…. Plötzlich stahl sich etwas in meine Aufmerksamkeit und mir wurde schwindelig, als mir auffiel, wie gehetzt ich nach Luft rang. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein…   Bölleböllebölle… ♪ ♪ ♪  Strohhut-ya bewegte sich nicht mehr, sein Körper zitterte, aber er hatte aufgehört sich zu rühren. Oh, bitte nicht…. „Sag mir, dass das dein Magen ist, Strohhut-ya….“ Bölleböllebölle… ♪ ♪ ♪    Oh, ich hasste dieses Gerät für  sein verfi… verdammtes Timing! „Die Teleschnecke!“ NEIN! Egal, wie sehr ich den Anderen festhielt, er hatte sich sofort dem lauten Ding zugewandt und sein Arm schnellte hervor, wurde länger und packte die Teleschnecke gezielt. „Hallo?!“ Ich zog eine Grimasse und lehnte mich zurück. Das war die einzige Bewegung, die ich zustande bekam, ohne mich dahin zu bringen, wo ich nur mit dem Anderen sein wollte… also… allein. „Luffy?? Luffy, bist du das?!“ Die Frauenstimme zerriss mir beinahe das Trommelfell und ich schloss gepeinigt die Augen. Ein Alptraum. „Nami! Ja! Ich bin’s. Ist… ah, Torao…“, jammerte er bebend und ich biss die Zähne zusammen, als mich der Bursche auch noch vorwurfsvoll ansah. Nicht bewegen, Law… nicht bewegen, sagte ich mir. „Ist Law bei dir?! Bist du in Ordnung??“ Der Strohhut lachte und ich spürte das Zucken umso mehr. „Ja, er ist…“ „Dann kann ich es ja loswerden! Bist du irre??!“ Das hielt ich ja im Kopf nicht aus! Strohhut-Ya hielt das Kommunikationsgerät völlig entsetzt weit weg. „Erst mit diesem Blondi in den Kampf rennen zu wollen und uns dann hier zurück zu lassen! Weißt du, was das hier für ein Chaos war?!“ „Sabo! Wie geht es Sabo??“ Im Hintergrund hörte man Nasen-Ya und Toni-Ya rumbrüllen… und ich war mir nicht sicher, ob sie lachten oder schrien… jedenfalls war jeder Funken an aufsteigender Hitze im Keim erstickt. „Geh runter…“ „Zorro hat ihn niedergeschlagen und ihm Seestern-Handschellen angelegt, als dieser Admiral aufgetaucht ist. Man! Wir wären beinahe drauf gegangen!“ „Geht es ihm gut, Nami?!“ Okay, ich schubste den Strohhut von mir runter, stöhnte entkräftet und wandte mich ab, während der Andere sich sofort wieder aufrappelte und weiter auf das Funkgerät konzentrierte. „Ja klar, geht’s dem gut! Koala ist bei uns – wir sind alle heil davon gekommen, durch besonders schnelles Rennen!“ Ich musste echt nicht nah an dem Gerät sein, um das volle Potential seiner Crew mit zu bekommen und rollte mich zur Seite an die Bettkante. Mist.. ich war so nah dran… so nah… „Hast du gehört, Torao?! Es geht ihnen gut!“ Ich sah über die Schulter und diesem Strahlemann entgegen. Als wären alle Sorgen komplett vergessen, der Himmel nicht auf die Erde gestürzt und die Welt gar nicht untergegangen. So frustrierend das eben noch war… so erleichternd war doch tatsächlich dieser blöde Anblick. „Ja, habe ich dir doch gesagt.“ „Hey Law!“, hörte ich Schwarzfuß-Ya im Hintergrund rufen. „Hast du gut auf unseren Kapitän aufgepasst?“ Er lachte gehässig und ich war froh, dass er nicht sehen konnte, wie ich abermals eine Grimasse schnitt. „Wenn du wüsstest…“, murmelte ich nur und schüttelte den Kopf. „Papperlapp, gib mir die Koordinaten, damit wir dich abholen können, Luffy. Du musst mit deinem Bruder reden. Der nervt noch viel mehr als du! Auch wenn er besser aussieht.“ „Ey, wag es nicht!“, schrie eine andere Frau im Hintergrund. „Hast du gutaussehend gesagt, Namilein?! Besser als ich?!“ „Fresse halten, Sanji!“ Der Strohhut lachte ausgiebig und ich seufzte. „So knapp…“ „Torao, wo ist eigentlich meine Hose…?!“, fragte der Strohhut aus heiterem Himmel und prompt sah ich ihn entsetzt an. War er von allen guten Geistern verlassen?! „Wieso hast du keine Hose an, Luffy?? Was macht ihr denn da so früh am Morgen?!“ Der Junge setzte zur Antwort an, aber nun musste ich doch handeln, hechtete übers Bett und krallte mir gegen jeglichen Protest das Gerät. „Vergiss es…“, maulte ich eilig zurück, beäugte ungläubig dabei den Anderen, der sich von meiner Aktion gar nicht stören ließ und nun abermals begann  die vielen Kleiderhaufen in meiner Kajüte zu durchwühlen. Es war wie zu Beginn… nur viel schlimmer. „.. ich geb‘ dir die Koordinaten.“ Es dauerte einige Minuten, bis sich die ganze Crew über die Teleschnecke beruhigt hatte. Die Frage nach der Hose wurde noch ein paar Mal gestellt, doch irgendwie schaffte ich es, dem Schlamassel zu entkommen, ehe die Verbindung endlich beendet wurde. Der Strohhut hatte sich die Hose vom gestrigen Tag übergestreift, während ich mich nochmals auf die Bettkante setzte und die Decke über den Schoß legte. Was für ein abruptes Ende. „Deine Leute werden sicher in einer halben Stunde da sein. Dein Zeug ist im Krankenzimmer… glaub ich.“ „Wir könnten…“, setzte er an und ich glaubte einen entschuldigenden Ton heraus zu hören, also unterbrach ich ihn direkt. „Ich sag meiner Crew Bescheid.“ Er schloss den Mund. Wir waren immense Schritte aufeinander zu gegangen… und ich konnte noch immer nicht glauben, was wir getan hatten… was er getan hatte. Die unterdrückte Wut, die vielen Sorgen, der Ausbruch und diese intensiven Gefühle, die ihn dazu brachten, Chaos in meiner Kajüte zu verursachen, nur, weil er sich nicht entscheiden konnte, ob er mich verführen sollte oder nicht. Offensichtlich wusste er schon vorher von meiner Neigung und hatte es sich nie anmerken lassen. Offensichtlich war es ihm ähnlich ergangen und all das war aus ihm heraus gebrochen. In Momenten, die nun nur mir gehörten. Die keine Zukunft hatten, sondern nur Augenblicke waren. „Ich freue mich für dich, dass alle in Ordnung sind.“ Meine frohe Miene mochte nur schwach sein, aber ein bisschen davon war auch wahr. Wir hatten uns immerhin vorher geeinigt. Stumm nickend und wohl auch verstehend, wandte er sich schließlich ab und verließ mein Zimmer. Für Sekunden starrte ich zur Tür, dann ließ ich mich zurückfallen und drückte die Handflächen auf die Lider. Wieso bedrückte es mich dann nur so? Wir hatten doch eine Abmachung.   Mein Team zusammen zu trommeln war weniger schwer, als ich es erwartet hatte. Das lag wohl hauptsächlich daran, weil sie tatsächlich einen Schatz geborgen hatten. Einen kleinen. Schon vor Stunden. Sie hatten ausgelassen am Strand gefeiert. Der Strohhut wartete an Deck, während ich durch Shambles auf die Insel wechselte, da die Crew unsere Teleschnecke einfach nicht hörte. Sie wirkten verhalten, als ich dann vor ihnen stand – natürlich komplett eingekleidet und ich ahnte schlimmes, doch machte niemand Andeutungen. Selbst Jeanbart, der sich anhand seiner Größe meist mehr traute als Bepo, blieb verhältnismäßig still. Schulterzuckend informierte ich sie über die Ankunft der Strohhut-Piraten und forderte sie auf, die Insel zu räumen. Obwohl ich die Regeln festgelegt hatte, war es doch so, als würde sich das jeglicher Berechnung entziehen… und als ich das große Segel der Sunny sah, fühlte sich diese Erkenntnis umso deutlicher an. Strohhut-ya ließ sich gar nichts anmerken. Keiner hatte seine Sachen gereinigt – nun, wir waren Piraten und zugegebenermaßen war jeder von uns mit etwas anderem beschäftigt gewesen – so dass er abermals mein Hemd mit dem Zeichen der Hearts-Piraten trug und ich meiner Hose ebenso Good bye sagen musste, wie ihm. „Sieht aus, als hättet ihr einen wilden Kampf gehabt“, rief der Samurai der Strohhut-Bande über die Reling, als er unseren Masten erkannte. „Ihr schuldet uns ein Rum-Fass, Leute. Euer Captain hat es kaputt gemacht.“ „Waaas?! Den guten Rum sollen wir abgeben??“ „Sonst kriegt ihr euren Captain eben nicht wieder“, erwiderte Penguin der Langnase und ich lehnte mich an die Wand neben dem großen Tor meines U-Bootes, während ich stumm das Treiben verfolgte. „Dann behaltet ihn doch, der macht eh nur Ärger“, polterte die Navigatorin genervt und winkte trotzdem dem Hybriden zu, dass er ein Fass bringen sollte. „Vielleicht machen wir das ja!“, reihte sich Shachi feixend ein und wieder hörte ich den Strohhut-Captain lachen. So unbeschwert… „Ich will nicht wissen, was passiert wäre, hätte dieser Bartholomäus Bär dich nicht weggeschickt. Du spinnst ja wohl, uns allen so viel Gefahr auszusetzen.“ Hachja, schimpfen konnte Nami-Ya wirklich fabelhaft. Doch das Grinsen war nicht aus dem Gesicht des Schwarzhaarigen zu kriegen. „Ja ja, du hast ja Recht. Tut mir leid.“ „Habe ich das?“ Die Navigatorin wirkte verdutzt, schaute an dem Anderen vorbei und erwiderte meinen spähenden Blick. „Was hast du mit ihm gemacht? Der war total aufgebracht und durch nichts zu halten.“ Wieder zuckte ich nur mit den Schultern, erwischte aber dann Bepo dabei, wie er vergnügt die Hand vor die Schnauze hielt. Er hatte doch nicht…?? Alarmiert behielt ich ihn im Blick, sagte jedoch nichts. Das würde ich klären, wenn die Strohhüte weg waren. „Lasst uns abhauen, bevor die sich noch an meiner Cola vergreifen, aye!“, rief der Zimmermann und stellte ein neues Fass auf unserem Deck ab. Penguin verliebte sich sofort und umarmte es. „Also dann, macht‘s gut“, winkte Nami-Ya lächelnd und meine Männer erwiderten es freudig. Sie setzten sich in Bewegung, auch der Strohhut tat ein, zwei Schritte, dann blieb er auf einmal stehen. „Ach, Torao.“ Seine Hand langte zu seinem Strohhut und er drehte sich unbekümmert zu mir um und sah mir ins Gesicht. „Danke dir.“ So viele Danksagungen war ich wirklich nicht gewohnt und diese direkte Art machte mich fast verlegen. Ich räusperte mich daher nur und verschränkte die Arme vor der Brust, ehe ich zu Boden starrte. „Vergiss es. Wir sind quitt.“ Eine Hand wusch die Andere oder nicht? Kurz lugte ich wieder hinauf, aber nun schien der Andere verwirrt. Verdammt. Wie kam ich da wieder raus? Wollte er was anderes hören? Fiel mir etwas ein, was die restlichen Leute, die nun allesamt gespannt schienen, nicht verstanden? „Denk halt nur dran“, erinnerte ich mich wieder,  „Für das Leben kämpfen.“ Und den Rest des Satzes wollte ich offen lassen. Damit er sich an den Bruder erinnert, der sich nicht geopfert hatte, sondern das Leben so sehr schätzte und ihm so viel verdankte, dass er ihn um jeden Preis beschützen wollte. „Ich weiß.“ Und ich riss den Kopf hoch, als ich die Stimme des Strohhuts mit einem Schlag direkt vor mir hatte. Ich war so perplex und überrascht, dass ich nichts anderes machen konnte, als die Arme lösen und mit offenem Mund zu dem Jungen hinabstarren, der mich so frei anlächelte, dass mir wie zuvor schwindelig wurde. „Mit jedem neuen Atemzug“, fügte er noch an und dann erkannte ich nur noch, wie er auf die Fußspitzen trat und seine Hand zu meinem Nacken führte. Ehe ich mich versah, küsste er mich. Ich hörte das Raunen…. Die scharf eingezogene Luft der Umherstehenden… ich glaubte jeden verdammten Herzschlag der Anwesenden zu spüren. Das Surren von Robo-Yas Armen und ein leises Quieken von Toni-Ya. All das verschwamm im selben Moment, als ich den Kuss erwiderte und ihn ein letztes Mal an mich drückte. So ein Idiot. Jetzt war es verbindlich… und trotz der herben Aufmerksamkeit, immer noch zu kurz, als er sich wieder zurücklehnte und noch frecher strahlte als zuvor. „Bis zum nächsten Mal, Torao.“ Als hätte er mir nur die Hand gegeben. Damit drehte er sich um und ging an seiner Crew vorbei. Ich realisierte erst jetzt, dass alle nur noch mich anstarrten. Außer Nami-Ya. Die wandte sich an die geschockte Langnase und hielt ihm die Hand hin. „Ich hab’s dir doch gesagt. Du schuldest mir 2 Mille Berry.“ Die Spannung fiel ab und ich blieb fassungslos. An Ort und Stelle stehenbleibend, während sich die Sunny von uns löste und die Sonne nun allmählich aufgegangen war, verabschiedete sich jeder von jedem nochmal mit lautem Rufen und heftigem Winken. Als wäre nie etwas gewesen. Mein Mundwinkel zuckte ungläubig nach oben, als Luffy erst aufhörte meinen Namen zu rufen, als ich sein irres Armeschlenkern mit einem kurzen Wink erwiderte. Dann waren sie fort. Und nichts hatte sich verändert. Nein, viel mehr fiel mir auf… dass sich alles verbessert hatte. Irgendwie. Bepo feixte schon wieder von der Seite und ich verengte die Augen. „Oh Captain….“, gurgelte er vergnügt und ich ballte schon mal die Hand zur Faust. „… never stop breathing!“, erschall dann im Chor von der anderen Seite und sie hoben ihre Hände zum Himmel. Oh.Mein.Gott. „Ruhe jetzt!“, ich spreizte die Finger und formte die Vorzeichen für Room. „Sofort unter Deck und Maschinen an oder ich schneide euch in Einzelteile und stecke euch neu zusammen!“ „Aye aye, Captain!“ Sie gingen, aber sie grinsten immer noch. Verdammt… und ich konnte nicht vermeiden, es ihnen gleich zu tun, als ich die Tür schloss. „Bis zum nächsten Mal, Strohhut-Ya…“   --#--       Zugabe: Telefonat zwischen Sanji und Law Stunden später. Sanji: Das hat mich schon überrascht, aber es hat echt was Gutes. Law: Achso, was denn? Sanji: Da du ja auf unseren Captain stehst und damit eindeutig schlechten Geschmack beweist, lässt du mir wenigstens Nami-san und Robin-san in Ruhe. Finde ich wirklich gut. Law: Was…? Wie kommst du denn da rauf? Sanji: Na, weil Nami-san wohl ein Auge auf so Typen wie dir wirft und Robin-san eine erwachsene, wohlgeformte Frau ist und ich der Ansicht bin… Law: Nee, das mein ich nicht. Sanji: Hm? Law: Wer sagt, dass in meinem Bett kein Platz mehr für die Frauen ist? Welche steht nochmal auf mich?? Sanji: Schwein! *aufleg*   In meinem Kopf war das lustig  xD   ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)