Beyond the Soul von Suiya (The Truth Within) ================================================================================ Kapitel 9: Ankunft ------------------ Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, rannte Aram auch schon los. Quer über den Hof, vorbei an einigen Studenten, bis er das Tor passierte. Schon jetzt halb aus der Puste, musste er seine Geschwindigkeit sowieso aufgrund der Passanten drosseln und in seinem Kopf ging er die möglichen Routen durch, um schnellstmöglich zu seinem Ziel zu gelangen. „So komm ich doch nie rechtzeitig an.“ Seine einzige Idee war ein längerer, jedoch weitaus ruhigerer Weg, also erhöhte er sein Tempo, in der Hoffnung auf dieser Route weniger Menschen anzutreffen, denen er ausweichen musste. Zu seinem Glück war dies auch der Fall. So musste er zwar durch zwielichtige und stinkende Gassen, doch am Ende stand er um neun Uhr neunundfünfzig vor seinem Ziel und betrachtete beeindruckt das dreistöckige, riesige Gebäude, dessen Dach moderner als die übrigen der Straße wirkte. Schnaufend lief er die Stufen hinauf und schritt durch die Tür ins Foyer. Dort angekommen, stemmte er erst einmal die Hände auf die Knie und atmete einige Male tief durch um wieder zu Atem zu kommen. Doch gerade als er sich aufrichten wollte, merkte er, wie jemand von der Seite auf ihn zu trat. „Kann man dir behilflich sein?“ Die raue Stimme und die fehlende Höflichkeitsform ließen Aram kurz zögern, bevor er sich langsam erhob und zu dem breit gebauten Mann vor sich blickte, der ihn mit einem finsteren Blick musterte. „Ich, ähm …“ „Unbefugten ist der Eintritt nicht erlaubt, also zieh Leine.“ Sichtlich konfus sah Aram zu dem Mann hinauf. „Zieh … Leine..? Dem Kontext nach zu urteilen heißt das wohl, ich solle gehen.“ „Willst du dich über mich lustig machen?“ „Mitnichten.“ „Dann raus hier!“ „Aber ich …“ „Matthew!“ Plötzlich schallte eine dritte Stimme durch das Foyer und schnelle Schritte näherten sich den beiden. „Lord Arvid.“ „LORD Arvid?“ Perplex über den hohen Titel richtete Aram seinen Blick auf den näher kommenden Mann und verengte seine Augenbrauen nur noch mehr, als er diesen erblickte. War das wirklich DER Aaron Arvid, der die Korrektur seiner Notizen durchgeführt und den Brief geschrieben hatte? Als er sich selbst dabei ertappte, wie seine Kinnlade langsam begann hinunterzufallen, riss er sich wieder zusammen, doch sein Blick blieb auf dem Mann vor sich ruhen. „Es ist in Ordnung, der junge Herr hat eine Verabredung mit mir.“ Sowie er dies gesagt hatte, sah er kurz zu Aram hinüber und zwinkerte ihm grinsend zu, was Aram erneut aus der eben erst wiedergefundenen Fassung brachte. Matthew allerdings schien komplett unbeeindruckt von dieser Geste. Nach einem kurzen „Sehr wohl“ und einer untergebenen Verbeugung machte er auch schon auf dem Absatz kehrt und schritt zurück zum Eingang, wo er nun wieder starr postierte. Nun wandte sich der Mann Aram komplett zu und setzte ein sanftes Lächeln auf. „Ich entschuldige mich für die Unannehmlichkeiten. Matthew nimmt es mit der Etikette nicht ganz so eng, mit seinem Job jedoch dafür nur umso mehr.“ Er stieß ein sanftes Kichern aus, welches jedoch schnell wieder verstummte. Auf jeden Fall freut es mich, dass Ihr es einrichten konntet.“ „Ganz meinerseits.“ Aram, der sich nun zum ersten Mal seit dem Auftauchen seines Gegenübers zu Wort meldete, machte eine leichte Verbeugung bevor er fortfuhr. „Aaron Arvid, nehme ich an. Verzeiht, ich habe mir Euch nur um einiges älter vorgestellt.“ „Das dachte ich mir bereits. Bitte entschuldigt, aber Euer Gesicht war einfach zu amüsant, das wollte ich mir nicht vorenthalten. Ich hoffe, ich habe Euch nicht beschämt.“ „Keineswegs. Ich habe da jedoch noch die ein oder andere Frage an Euch.“ „Sonst wärt Ihr vermutlich auch nicht hierhergekommen. Ich bin gerne bereit, Eure Fragen zu beantworten, nur lasst uns dieses Gespräch in meinem Büro fortführen.“ Damit drehte er sich auch schon um und winkte Aram zu sich. Dieser folgte ihm daraufhin zügig, wobei sich Misstrauen in seinem Gesicht widerspiegelte. Nicht nur wegen dem Mann vor sich, der noch deutlich mehr von einem Jungen hatte, als von einem Mann, sondern wegen dem ganzen Ort. Er schien sehr viel moderner als alle anderen Häuser, die er kannte und auch die Leute, an denen sie vorbeikamen waren ungewöhnlich gekleidet. Er seufzte schwer, als er gerade noch rechtzeitig vor dem stehengebliebenen Aaron stoppte. Als er vor sich blickte, um zu erfahren, weswegen sie nun standen, erblickte er eine merkwürdig aussehende Tür und nur wenige Augenblicke später ertönte ein leises Rattern dahinter. Als dieses auch so plötzlich verstummte, wie es begonnen hatte, öffnete sich die Türe fast geräuschlos von selbst und präsentierte einen kleinen Raum dahinter. „Ist das… ein Fahrstuhl?“ „Jap.“ Aaron, der sich bereits in Bewegung gesetzt hatte, forderte Aram mit einer kurzen Handbewegung auf, ihm weiter zu folgen. Skeptisch beäugte dieser den Aufzug, während er sich langsam neben Aaron stellte, das Gesicht zur Tür gewandt. Kurz darauf schloss sich die Tür und der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung. Noch immer skeptisch musterte der junge Mann den Innenraum des Aufzuges, hielt jedoch abrupt inne, als er den Blick Aarons auf sich spürte, welcher ihn belustigt beobachtete. In den Augenwinkeln sah er kurz zu ihm hinunter, ehe er seinen Blick gen Boden richtete und ihn dort verweilen ließ, bis der Lift leicht ruckelnd stoppte und sich die Türen öffneten. Erleichtert trat Aram hinaus und folgte dem überholenden Aaron den Gang entlang, bis sie vor einer großen Tür ankamen, in dessen massives Holz reichliche Ornamente geschnitzt waren. „Bitte tretet ein.“ Mit diesen Worten öffnete er die schwere Tür und hielt sie für seinen Gast auf, welcher staunend in das geräumige Büro trat, das sich ihm dahinter offenbarte. „Ihr könnt gerne auf der Sitzgarnitur Platz nehmen, das ist dann nicht so formell wie am Schreibtisch. Kann ich Euch einen Tee anbieten?“ Mittlerweile doch etwas nervös, setzte sich der Angesprochene auf einen der ledernen Sessel, die in der nahe gelegenen Ecke zusammen mit einem niederen Tisch standen. „Bitte. Ein einfacher Schwarztee wäre perfekt.“ „Gern.“ Damit verschwand er auch schon durch die Tür, die sich neben der Sitzecke befand, ins Nebenzimmer und begann damit, den Tee vorzubereiten. In der Zwischenzeit konnte sich Aram im Büro genauer umsehen. Dunkles Mahagoniholz wurde für die Möbel benutzt, was im Zusammenspiel mit dem dunklen Leder der Polstermöbel für eine edle Atmosphäre sorgte. Der kleine Tisch vor ihm war komplett aus Glas, nur eine feine Tischdecke lag darauf, in deren Mitte ein Teller mit süß riechenden Häppchen bereit stand. In den vielen Regalen, die die Wände bedeckten, waren unzählige Bücher sorgfältig aufgereiht, manche in Sprachen, die selbst für Aram unmöglich waren zu entziffern, wo er es jedoch konnte, war das Wort Aura meist im Titel enthalten. Ansonsten war das Zimmer sehr ordentlich, selbst auf dem Schreibtisch lagen kaum Blätter, nur ein kleiner Stapel neben einer Gerätschaft, welche Aram noch nie in seinem Leben gesehen hatte, doch noch bevor er diese genauer mustern konnte, trat Aaron wieder in den Raum. In jeder Hand eine Tasse, stellte er eine vor Aram ab, die andere vor sich selbst und ließ sich in den weichen Sessel gegenüber von Aram fallen. „Ich denke, Ihr wisst, wieso ich Euch hergebeten habe, deswegen will ich auch ohne viele Umschweife beginnen.“ Ein sanftes Lächeln begleitete den erhabenen Ton des jungen Mannes. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)