Ich bleibe nicht zum Frühstück von fragile ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Riesig. Das war das erste Wort, das mir einzufallen schien. Mein Mund stand offen, während meine geweiteten Augen den mindestens fünfzehn Stockwerken hinauf folgten. Und ganz oben sollte ich mein Vorstellungsgespräch hinter mich bringen. Ich schluckte den dicken Kloß im Hals hinunter, zupfte am Saum meiner weißen Bluse, die bereits einen leichten Graustich vom vielen waschen hatte und wünschte mir ich wäre zuhause geblieben. Nacheinander traten die Anzugträger und Barbie-Puppen aus dem imposanten Gebäude hinaus. Ich war fasziniert und erschrocken zugleich. Was fiel Ino ein mich hierher zu schicken? Definitiv passte ich schon mal rein optisch nicht hier rein. Ganz zu schweigen von den seltsamen Blicken, die mir zwei Blondinen zuwarfen. Der Wunsch nach dem vorgeschlagenen Heul-In wuchs - und ich brauchte ihn sofort. „Reiß dich zusammen, Haruno“, hörte ich mich selbst schnaufen. Allerdings schien ich leider nicht sehr überzeugend zu sein. Ich wippte auf den Fersen, holte ein letztes Mal Luft und trat tatsächlich mit erhobenem Haupt in die Eingangshalle. Genau so musste sich eine Ameise inmitten des Waldes fühlen. Irgendwie verloren, so ganz allein. Ich wünschte mir Ino bei mir zu haben. Sie hätte mir aufmunternd auf die Schulter klopfen oder mich stoßen können. Hauptsache ich käme pünktlich, denn nach einem Blick auf die große Uhr direkt zwischen zwei Aufzügen musste ich leider feststellen, dass ich bereits fünf Minuten zu spät war. Ich rümpfte die Nase und schulterte meine braune Ledertasche. Ich hätte mich mehr aufhübschen sollen. Ino hätte sicher etwas Passenderes im Schrank gehabt, aber ich kannte sie kaum. Wir waren mitten in der Kennenlernphase. Nervös befeuchtete ich meine Lippen und trat zum Empfangstresen, an der mich eine Blondine bereits von oben bis unten musterte. Ihre Mundwinkel zuckten amüsiert. Konnte vollkommen nachvollziehen, dass mein Aufzug sie erheiterte. Ich hatte nichts mit einer Barbie gemeinsam, die hier nach und nach aus dem Aufzug stiegen. Herrje, war hier etwa eine Modelfirma im Gebäude? „Hi“, brachte ich hervor. „Sie wünschen?“ Ihre hellblauen Augen blickten mich keine Sekunde lang wirklich interessiert an. „Ich habe einen Termin.“ Sie tippelte mit einem ihrer manikürten Fingernägel auf die Tischplatte und musterte mein Gesicht. „Bei Mr. Uzumaki“, fügte ich hinzu. Sie nickte wissend. „Sie sind zu spät.“ Hatte ich erwähnt wie grell ihre Stimme klang? Ich konnte mir kaum vorstellen, dass es angenehm für Anrufer war, sie am Telefon zu haben. „Das ist mir bewusst. Könnten Sie mir dennoch sagen, wohin ich muss?“ Miss Empfangslady, die die Höflichkeit mit dem Löffel zum Frühstück verspeist zu haben schien, hob ihren Finger in die Höhe und gab mir somit zu verstehen, ruhig zu sein. Mit der anderen Hand tippte sie etwas auf die Tastatur. „Mr. Uzumaki befindet sich bereits beim Lunch.“ In ihren Augen lag Schalk und ich verspürte den Drang, ihr einen ihrer aufgeklebten Fingernägel abzureißen. Ich biss die Zähne zusammen. „Ich bin doch nur fünf Minuten zu spät. Könnten Sie bitte versuchen, ihn zu erreichen?“ Den Job brauchte ich dringend. Meine Finanzreserven sanken gen Nullpunkt. „Bitte“, flehte ich. „Er wird in einer Stunde wieder zurück sein. Erst dann kann ich Ihnen weitere Auskünfte geben. Sie können Sich setzen und warten. Oder Sie gehen.“ Ich brummte, stampfte undamenhaft auf den Boden und begab mich zu den Sitzgelegenheiten. Gut, dann wartete ich eben. Eine Stunde später stand ich erneut am Tresen. „Sie wünschen?“ Biest. Ich räusperte mich. „Ich warte noch immer auf Mr. Uzumaki.“ „Ihr Name?“, fragte sie scheinheilig interessiert. Die mussten hier unbedingt eine neue Empfangsdame einstellen. Das war ja furchtbar. Unhöflich! „Haruno Sakura“, zischte ich. Mein Ärgernis versteckte ich nicht mehr. „Einen Moment, Miss Haruno.“ Sie wählte eine Nummer und meldete mich an. „Sie können hoch. Fünfzehnter Stock. Man erwartet Sie.“ Auf ein Danke verzichtete ich und schritt direkt zum Aufzug. Die adrett gekleideten Menschen, die ihn verließen, hätten einer Werbung entsprungen sein können. Eigentlich war das zwecklos. Ich mit meiner verwaschenen Garderobe hatte null Chancen hier einen Job zu finden. Ich trat ein und holte tief Luft. Dabei stieg mir der Duft von Bergamotte in die Nase. Das war auf seltsame Weise extrem beruhigend und irgendwie vertraut. Direkt vor mir stand eine rothaarige, großgewachsene Frau. Sie warf mir einen kurzen Blick zu, bevor sie sich auf jemanden zu konzentrieren schien, der direkt neben mir stand. Sie war nicht unbedingt hübsch. Sie hatte ihr sprödes, rotes Haar zu einem hohen Zopf gebunden und ihr Stupsnäschen wirkte viel zu kindlich… sowieso hatte sie viel zu viel Make Up aufgetragen. Okay. Gelogen. Ihr Haar ließ mich an teure Seide denken, ihre helle Haut sah aus wie weißschimmerendes, flüssiges Porzellan und das bescheuerte Make Up betonte ihre Augen perfekt. Sie strahlten sozusagen. Oder lag das einfach nur am verliebten Ausdruck? „Sasuke?“ Ihre Stimme verschaffte mir eine unangenehme Gänsehaut. Angesprochener schien überhaupt nicht daran zu denken, ihr eine Antwort zu geben. Sasuke schwieg. „Sasuke, Sie können diesen Termin nicht einfach ignorieren. Er ist ein wichtiger Mandant der Kanzlei“, versuchte sie es erneut. Scheiterte aber kläglich dabei. Meine Nase nahm erneut den Duft von Zitronen auf und die Neugierde siegte komplett. Mein Kopf drehte sich in seine Richtung. Das. War. Absolut. Nicht. Fair. Ich schluckte. Den Job konnte ich mir abschminken. Außer er würde bald aussteigen und zwar in einer vollkommen anderen Etage. Wir hielten leider nicht. „Verdammt!“, entfloh es mir. Im selben Moment öffnete sich die Tür zum fünfzehnten Stockwerk. „Oh, hallo Sasuke!“ Ich blickte nach vorne und entdeckte einen lächelnden Mann, dessen blonde Haare bei jedem Schritt hin und her wippten. „Du hast mir wohl Miss Haruno mitgebracht“, bemerkte er. Erst jetzt fiel Sasuke aufzufallen, dass ich im Aufzug war. Idiot… Sein Blick lag nur einen kurzen Moment abschätzend auf mir, ehe er mein Gesicht einer Erinnerung zuordnete, während ich in Grund und Boden versank. Der Job war gelaufen. „Miss Haruno“, begann der Blondschopf. „Mein Name ist Naruto Uzumaki. Schön, dass Sie noch zu uns gefunden haben.“ Auf seinem Gesicht lag weder Spott noch Ärgernis. „Das hier“, er deutete mit dem Kopf auf Sasuke, der mich noch immer unverhohlen betrachtete, „ist Sasuke-“ „Der Attentäter“, schoss es aus mir hervor. Das ich gerade meinen möglichen Chef unterbrochen hatte, ließ mich erschrocken die Hand vor den Mund werfen. Meine Augen huschten abwechselnd zu Mr. Uzumaki, dann zur rothaarigen Schönheit und zum Schluss zum aufgeblasenen Schwan vom Supermarkt. Seine Mundwinkel zuckten amüsiert. „Du hättest mich fast umgefahren!“, motzte ich nun. Nicht, dass es jetzt sowieso noch einen Sinn gemacht hätte. Ich würde sofort den Knopf zum Erdgeschoss drücken und wieder auf dem Boden der Tatsachen ankommen. Das ich überhaupt nur einmal dachte, ich könnte hier rein passen! Innerlich schalt ich mich selbst einen Narren. Sasuke steckte seine rechte Hand in seine Hosentasche und warf mir einen abschätzenden Blick zu. „Ihr kennt euch schon?“ Naruto Uzumaki wirkte kurz überrascht. „Attentäter?“ Ich streckte mein Kinn in die Höhe und verschränkte die Arme vor der Brust. Immerhin war ich einmal eine selbstbewusste, fröhliche und junge Frau! Und die tobte gerade in mir und schien neue Lebensgeister zu haben. „Das ist richtig. Sasuke hätte mich fast umgebracht. Mit seinem bescheuerten Fahrrad, dem ich am liebsten den Sattel abgeschraubt hätte!“ Ich schielte erbost in seine Richtung. „Nicht mal den Schneid in der Hose gehabt, sich zu entschuldigen! ‚Ich bin untröstlich‘ war alles, was er zu sagen hatte.“ Ich brummte und wand mich ihm erneut zu. Die Hände stemmte ich dabei in die Hüften. „Ich warte immer noch auf deine Entschuldigung! Ist doch die perfekte Gelegenheit.“ Hatte ich schon erwähnt, wie perfekt er aussah? Ich fand ihn ja bereits im Sportoutfit sexy… mit diesem marineblauen Anzug aber… holla die Waldfee. Mein Blick lag noch immer auf dem markanten und gut aussehenden Gesicht des Mannes vor mir, dessen Anzug einfach makellos saß. Jede einzelne Haarsträhne schien ihren zugewiesenen Platz zu haben. Einfach alles an ihm war makellos. Ich hatte die Haut der rothaarigen Frau als Porzellan bezeichnet. Im Vergleich zu seiner allerdings war ihres dann doch zu unperfekt. „Was suchst du hier?“, fragte Attentäterchen nun unhöflich. „Geht dich überhaupt nichts an“, zischte ich. Dabei blies ich die Wangen auf und lieferte mir einen Zweikampf im Wer-kann-länger-starren. Ich verlor das Duell als Mr. Uzumaki ein schnaubendes Lachen ausstieß. Als ich ihn anblickte, presste er sich seine Handknöchel gegen den Mund, doch seine Augen verrieten ihn. Er war sehr amüsiert. Sasuke schritt an mir vorbei, zückte sein Telefon aus seiner Hosentasche und wählte bereits eine Nummer. „Stell sie ein“, wies er monoton an. Kurz bevor er um die Ecke ging, bescherte sein Blick mir eine Gänsehaut. „Du hast die Chance. Sieh es als Hilfe an.“ Dann war er weg. „Gut, wir haben ihn gehört. Dann auf zum Unterschreiben.“ „Hä? Was denn?“, brachte ich blinzelnd hervor. Er grinste breit. „Na, den Arbeitsvertrag.“ Ich riss die Augen auf. Mein Gehirn schien das alles noch gar nicht verstanden zu haben. „Aber, ehm, das Vorstellungsgespräch?“ „Geht auch ohne“, lachte er. „Wenn Sasuke sagt, es ist ok, dann ist es das auch. Gegen ihn komm ich dann doch nicht an und ich bin mir sicher, dass hier dann mehr Leben in die Bude kommt.“ „Aber kann er das so einfach entscheiden?“ Mein Mund fühlte sich trocken an. Genau so musste es für ein Fisch an Land sein. Bekam ich gerade eine Panikattacke? Mein Herz polterte aufgeregt in meiner Brust, meine Knie wurden wackelig und mein Gehirn schüttete zeitgleich zur Panik die Glückshormone aus. Überrascht runzelte er seine Stirn. „Wieso sollte er das nicht entscheiden können? Er ist Sasuke Uchiha. Ihm gehört die Kanzlei.“ Ich wollte ihn gerade fragen, mir eine Papiertüte zu reichen, in die ich atmen konnte, um mich zu beruhigen, während mir hinter Naruto Uzumaki der goldene Schriftzug des Namens der Kanzlei ins Auge stach. Ich schluckte. Ich traf auf den Atterntäter, der Potential hatte, in die Schrankmänner-Riege aufzusteigen. Der Attentäter war Sasuke. Nicht nur irgendein daher gelaufener Sasuke – nein. Er war Sasuke Uchiha. „Uchiha wie in Uchiha Uzumaki LLP?!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)