Ratschläge einer Therapeutin von Lunatik (..."Was soll das?!") ================================================================================ Epilog: Plüschdrachen, Sandkästen und Fußbälle ---------------------------------------------- Sie waren draußen auf Kaibas Grundstück. Auf der weitreichenden Wiese war ein Pavillon aufgebaut mit Tischen und Bänken. Eine großzügige Auswahl an Getränken und Fingerfood wurde von den Dienstmädchen an die Gäste angeboten. Ryou lächelte freundlich als ein junges Mädchen ihm ein Glas Orangensaft reichte. Er dankte ihr kurz und sah sich um. Die Gäste standen oder saßen in kleinen Grüppchen und unterhielten sich. Es waren noch nicht alle eingetroffen und so waren Ryous Möglichkeiten für potentielle Gesprächspartner recht eingeschränkt. Er hielt einen Seufzer zurück bei dem Gedanken, dass leider auch Bakura per Anruf seine Verspätung angekündigt hatte. Etwas verloren beobachte Ryou seine Umgebung. Kura stand etwas abseits mit Seto Kaiba und beide hatten vollkommen ausdruckslose Gesichter. Definitiv nicht die Gesellschaft, die er gerade haben wollte. Die beiden wären nur dann was für ihn, wenn er wahrlich die Weltherrschaft versuchen wollen würde, die ihm Bakura vor einiger Zeit nahe legen wollte. Mokuba unterhielt Mariku im Sandkasten, der sich direkt neben den Pavillon befand. Weiter hinten standen auch eine Schaukel und ein Klettergerüst – vermutlich war dies der private Spielplatz aus Kaibas Jugend. Oder zumindest Mokubas. Malik saß an einem Tisch mit seiner Schwester und Odin. Das glich einem Familientreffen, dessen Teil Ryou ebenfalls nicht werden wollte. Ryou stellte sich schon auf einsame Minuten ein, während er auf Bakura wartete, doch dann kündigte ein Diener das Eintreffen neuer Gäste an und ein Lächeln breitete sich augenblicklich auf Ryous Gesicht aus. Die Frau sah hübsch aus und sah sich neugierig um, während sie näher kam. An der Hand führte sie ein Mädchen, die ihren Kopf in alle Richtung drehte. Schnell entdeckte das Mädchen den Sandkasten und Ryou bekam etwas zu sehen, was er nie im Leben erwartet hatte: mit einem von Freude strahlendem Gesicht riss sich das Mädchen von der Frau los und rannte zum Sandkasten, dabei ein lautes „MARIKUUUU!“ rufend. Für einen kurzen Augenblick entglitten Ryou die Gesichtszüge vor Überraschung, doch er fasste sich schnell. Die Frau rief dem Mädchen etwas hinterher und schritt dann kopfschüttelnd weiter zum Pavillon. Ryou kam ihr sofort entgegen. „Guten Tag, Frau Kitamura nehme ich an. Ich bin Ryou. Freut mich, dass ich sie endlich kennenlernen kann.“ Er streckte ihr seine Hand entgegen. Sie drückte diese kurze und lächelte ihn fast so breit an wie ihre Tochter Mariku zuvor. „Freut mich, ich habe schon so viel von Ihnen gehört!“ Ihre Augen glitzerten ihn förmlich an. Das war in der Tat eine sehr fröhliche Person. „Nennen Sie mich einfach Maria und natürlich können Sie mich duzen.“ Ryou nickte. „Die Freude ist ganz meinerseits! Und ein ‚du‘ genügt auch in meinem Falle. Ich habe inzwischen auch viel von Ih- dir“, verbesserte Ryou sich schnell, „und der bezaubernden Yuri gehört nachdem Bakura endlich anfing zu erzählen. Ist es zu fassen, er hat doch tatsächlich am Anfang versucht dich und Yuri uns zu verschweigen!“ „Junge Männer sind oft so“, lachte Maria. Sie sah wieder zu dem Sandkasten, aus dem gerade laute freudige Schreie zu hören waren. „Yuri kann sehr aufgeweckt sein“, sagte sie mit einem entschuldigenden Lächeln. Doch er sah auch ihre Augen, die das Mädchen mit Liebe und Stolz ansahen. Ryou schüttelte leicht den Kopf und lächelte zurück, als sie wieder zu ihm blickte. „Das ist doch schön. Freut mich, dass Mariku so schnell eine Freundschaft schließen konnte.“ „Yuri kann sehr stur sein...“   Malik stand sogleich auf, als er Katsuya ankommen sah. Katsuya rief allen eine allgemeine freudige Begrüßung zu und ging dann auf Malik zu. Sie begrüßten sich mit gegenseitigem auf die Schultern klopfen und Malik begleitete Katsuya zu dem Pavillon mit all dem Essen und Trinken. Unter anderem waren da viele Bierdosen, denen sie sich schnell widmeten. Und den Wiener Würstchen. „Wie war AnimeJapan?“, fragte Katsuya nach, während er ein Würstchen in seinem Mund verschwinden ließ und die erste Dose öffnete, die ein lautes Zischen von sich gab. „War ein Erfolg. Ich schick dir die Bilder nächstes Wochenende. Gerade ist viel zu tun bei der Arbeit.“ Malik folgte Katsuyas Beispiel und öffnete ebenfalls eine Dose. „Stimmt, der erste Monat ist jetzt rum, oder?“ Er erinnerte sich noch an Maliks Graduierungszeremonie, die noch nicht mal zwei Monate her war und doch schon so weit entfernt schien. Malik nickte. „Ja, die erste Eingewöhnungsphase ist vorbei. Aber der Job ist echt nicht schwer und da es mir recht egal ist, was ich mache, solange ich genug Zeit für mein Hobby habe, bin ich echt zufrieden. Außerdem kann es sehr spaßig sein alte Ladies zu verwirren.“ Katsuya lachte laut auf. „Lass das ja nicht deine Chefs hören. Dann lass uns auf Malik, den Rathausbeamten anstoßen!“ Er hielt seine Dose Malik entgegen, der mit einem selbstgefälligen Lächeln mit seiner eigenen Dose dagegen stieß. „Übrigens, wegen Comiket. Ich hab mir das perfekte Kostüm für dich ausgedacht“, flüsterte Malik in einer verschwörerischen Stimme und die beiden Blondschopfe steckten die Köpfe zusammen.   „Übrigens, wir brauchen neue Papiere für Mariku“, warf Kura in das angenehme Schweigen zwischen ihm und Seto ein, das sich seit einigen Minuten ausgebreitet hatte. Sein Blick verfolgte die gerade neu eingetroffenen Gäste. Yugi hatte sich sofort zu Bakura und der Mutter dazugestellt, während Yami sich einen Teller am Büffet zusammenstellte. „Warum?“, fragte Seto grummelnd nach. „Sein Überwachstum hat aufgehört. Er ist jetzt schon eine Weile ungefähr sechs und wir vermuten, dass er ab jetzt normal wachsen wird, also denken wir ihn zur Schule zu schicken. Dafür brauchen wir Unterlagen. Und er muss auch zum Arzt.“ Seto seufzte und nickte dann. „Erinnere mich am Montag dran, wenn ich bei der Arbeit bin.“ „Übrigens, er nimmt den Drachen immer noch überall mit“, sagte Kura wie beiläufig. Doch das hämische Grinsen verriet seine nicht so unschuldigen Motive hinter der Erwähnung. Setos Gesicht blieb eine neutrale Miene, die jedoch leider absolut nicht natürlich wirkte, sondern wie aus Stein gemeißelt. „Keine Angst, Mokuba hat schon allen gesteckt, dass es dein Drache war. Also wird wohl niemand mehr nachfragen.“ Setos linke Augenbraue zuckte leicht und Kura brach plötzlich in schallendes Gelächter aus. „Zumindest hat er die Fotos für dich gefunden“, erinnerte Kura nachdem er sich wieder beruhigt hatte. „Das stimmt“, gab Seto zu und seine Gesichtsmuskeln entspannten sich wieder. „Das ist wohl Mokubas Rache dafür, dass ich sie gelöscht habe. Selbst Schuld wenn er keine Kopien abspeichert.“ Kura klopfte Seto auf die Schultern. „Sei froh, sonst hätten die Einladungen für heute bestimmt auf dem Rücken die gewisse Szene mit Magiermädchen Katsuya gezeigt und nicht einfach einen Plüschdrachen…“   Mit einem vollgeladenen Teller schritt Yami zu Ryou und Yugi, die sich gerade angeregt unterhielten. Aus dem Sandkasten kamen laute Schreie und Yami sah verwirrt hin. Eine Frau versuchte ein Mädchen in ihren Armen zu halten, vermutlich weg von dem unnatürlich riesigen unförmigen Sandberg in der Mitte, während Bakura den Minimariku am Arm hielt und ihm etwas sagte, was jedoch völlig von den empörten Schreien des Mädchens übertönt wurde. Außerdem sah Mariku eh nur stur vor sich hin. Yami schüttelte den Kopf und ging weiter zu den zwei sich unbeirrt und in aller Seelenruhe unterhaltenden ehemaligen Hikaris. „Abend, Ryou“, begrüßte er. So wie immer grüßte Ryou ihn mit einem Lächeln und einem sanften Händeschütteln. „Wir hatten es gerade von dir.“ Yami hob eine Augenbraue und fügte in einem scherzhaften Ton hinzu: „Ich hoffe nichts Schlimmes?“ Ryou lächelte ihn nur weiterhin an und Yugi schloss sich mit seinem ganz eigenen Honigkuchenpferdgleichen Lächeln an. Da erinnerte sich Yami wieder, warum er so selten mit diesen beiden alleine war… zumindest war Mokuba nicht mit dabei, der gerade Fotos von der Sandkastenszene schoss. Mit allen dreien zusammen, fragte er sich immer, wo sie bloß das LSD versteckten… „Nein, natürlich nur Gutes“, antwortete Yugi, wobei Yami schon lange seine ursprüngliche Frage vergessen hatte. „Es ist nur wegen unserem Umzug“, erklärte Ryou in seiner geduldigen und Engelsgleichen Stimme. Sofort fühlte sich Yami einige Jahre jünger. Was keine positive Empfindung war. „Der Mietvertrag ist unterschrieben und wir wollten am letzten Aprilwochenende umziehen. Hast du da Zeit? Und könntest du vielleicht wieder die Jungs von deinem Karateclub fragen?“ Yami nickte sofort. „Apropos Club, wie läuft es beim Fußball?“ Ryous Lächeln wurde noch breiter und Yami versprach sich sofort nach der Antwort eine Entschuldigung zu finden, um die Unterhaltung zu verlassen. Er wollte keinen Muskelkater in seinen Wangen am nächsten Morgen. „Sehr gut, danke der Nachfrage. Wir überlegen gerade unser Team in der Amateurliga anzumelden.“ Yami nickte und sah sich um. Glücklicherweise sah er gerade Katsuya, der sich gerade von Seto und Kura löste, die in einer dunkleren Ecke des Gartens standen – sofern man von einem zufälligen Fleck auf einer riesigen Grünfläche als „Ecke“ sprechen konnte. Er entschuldigte sich und ging freudig zu seinem besten Freund. Auch wenn Malik sich ihnen schnell anschloss, so war das immer noch eine viel angenehmere und weniger gruselige Gesellschaft.   Isis ließ ihren Blick über die ganze Gartenparty schweifen und lächelte in sich hinein. Es war die erste gemeinsame Veranstaltung für die meisten anwesenden Gäste, doch sie war sich sicher, dass sie die gleichen Gesichter zu einer weiteren Party im Sommer wiedersehen würde. Oder zumindest zu Silvester. Aber Sommer war bestimmt auch geplant. Schließlich würde es ein Jahr her sein für einige der Teilnehmer, dass sie zum ersten Mal Bekanntschaft mit Elise gemacht hatten. Auch wenn nur noch sehr wenige zur Therapie gingen, so hatte ihre Jugendfreundin einen starken Einfluss auf die Truppe gehabt. Isis versteckte ein Kichern hinter ihrer Hand, als sie sich an all die Anrufe von Malik und ihre Begegnungen mit den Bakuras erinnerte. All diese Menschen in ihren Extremen zu beobachten war fraglos eine sehr amüsierende Gelegenheit für sie gewesen und würde es auch weiterhin bleiben, da war sie sich sicher. Doch sie hatte auch all das Wachstum gesehen und ihre Gedanken waren von ehrlicher Freude und Dankbarkeit erfüllt. Sie sah zu Malik, der gerade mit Katsuya und Yami über Grillen diskutierte. Anscheinend wollten sie gerade einen Grill aufsetzen, doch konnten sich nicht auf eine Person einigen, der sie die Aufgabe aufzwingen konnten. Malik grinste und lachte und diskutierte laut. Isis nahm ihr Glas und trank einen Schluck. Ihr Bruder war glücklich und das war etwas, woran sie oft in ihrem Leben gezweifelt hatte. Isis hörte unauffällig dem Gespräch der jungen Männer zu und sah nur noch mehr Bestätigung dafür, wie großartig sich das Leben ihres kleinen Bruders entwickelt hatte. „Also Kura?“ „Jopp, Kura. Er ist echt gut mit Feuer und Fleisch.“ „Ok, aber du fragst ihn. Ich habe immer noch manchmal das Gefühl, er würde mich gleich auffressen…“ „Ich sagte doch er ist gut mit Fleisch“, sagte Malik mit ernster Miene und beobachtete wie Katsuyas Gesichtsfarbe sich einem hübschen Grün annäherte, während Yami an seiner Schulter leise lachte. Schließlich erbarmte Malik sich. „War nur ein Scherz.“ Katsuya bekam sofort wieder normale Farbe ins Gesicht und versuchte ihn böse anzustarren – was bei Katsuya niemals funktionierte. Malik lächelte nur leicht. Es war einfach ein zu großer Spaß Katsuya zu ärgern. Er drehte sich um und suchte mit seinen Augen die Fläche nach Kura ab. Er fand ihn immer noch an gleicher Stelle mit Seto wie zu Anfang der Party. Ehrlich, als wären die zwei hingeklebt. Malik schüttelte leicht den Kopf. Die zwei waren die einzigen, die sich überhaupt nicht bewegt hatten. Malik überlegte kurz, ehe er schließlich seinen ganzen Körper in die Richtung Kuras drehte und seine Hände an seine Mundwinkel legte, um noch lauter rufen zu können: „PAPA!“ Augenblick breitete sich Stille aus und die Anwesenden sahen verständnislos zu ihm. Er behielt seinen ernsten Gesichtsausdruck, während das Publikum versuchte zu identifizieren wen er gemeint hatte. „Ja?“, fragte Kura simple zurück, was die Ausbreitung des wahren Horrors auf den Gesichtern der Anwesenden zur Folge hatte. „Wir wollen Grillen. Kannst du das übernehmen?“ In der absoluten Stille, in der sie all die Insekten hören konnten und das Auto, das mehrere Kilometer entfernt die Straße entlang fuhr, war Kuras sich ergebender Seufzer nicht zu überhören. „Von mir aus“, antwortete er schließlich und die Horde atmete erleichtert auf.   Isis hob ihr Glas und salutierte in Gedanken Elise, die bedauerlicherweise nicht anwesend war. Doch es wäre wohl auch für diese Truppe zu viel gewesen, die Therapeutin der Hälfte der Anwesenden einzuladen, was? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)