Die Grotten von Necrandolas von -wolfsmoon- ================================================================================ Kapitel 69: Lügen sind zwecklos ------------------------------- „Also ich weiß nicht, was du meinst, Harry“, zuckte Ron beim Mittagessen die Schultern. „Im Unterricht hat Snape dich doch jetzt ganz normal behandelt.“ Kopfschüttelnd überlegte Harry laut: „Nein, irgendwas ist anders. Ich weiß nur nicht, was jetzt schon wieder los ist.“ „Gehen wir doch mal das naheliegendste durch: Ist er wegen irgendwas sauer auf dich?“ Wieder schüttelte Harry nach kurzem Überlegen den Kopf. „Nein, wir haben uns die letzten Tage so gut verstanden wie noch nie.“ „Hast du wieder irgendwas erfahren, was du nicht erfahren solltest?“, fuhr Ron fort. „Nicht das ich wüsste“, seufzte Harry und stocherte in seinem Essen herum. „Vielleicht ist es auch einfach nur nicht sein Tag“, mischte Hermine sich ein. „Es muss doch nicht immer ein Problem zwischen euch die Ursache für sein Verhalten sein, oder?“ „Nein, natürlich nicht“, erwiderte Harry mürrisch. „Aber dann sollte er das doch nicht an mir auslassen, oder?“ „Inwiefern lässt er das denn an dir aus?“, zog Ron verständnislos die Stirn kraus. „Mir ist nichts aufgefallen.“ „Er geht auf Abstand, sagte ich doch“, antwortete Harry und versuchte zu verstecken, wie geknickt er war. „Hat er den Okklumentikunterricht für heute Abend abgesagt?“, ging die Fragerei von Ron weiter. „Nein.“ „Also geht er dir nicht aus dem Weg“, stellte der Rotschopf klar. „So einfach ist das nicht“, widersprach Harry und erhielt ein Augenrollen von seinem Freund. „Natürlich ist es das nicht. Schließlich sprechen wir hier von dir und Snape“, murrte Ron und aß weiter, als sei damit die Diskussion beendet. Schließlich schlug Hermine vor: „Wenn ihr euch inzwischen so gut versteht, dann frag ihn heute Abend doch einfach, ob irgendwas nicht in Ordnung ist.“ Zweifelnd zog Harry die Augenbrauen hoch, worauf Hermine fragte: „Hast du eine bessere Idee?“ Sich geschlagen gebend, seufzte Harry auf und aß weiter. „Ja, schon gut“, murmelte er. Vielleicht hatte Hermine Recht und er sollte Severus wirklich einfach fragen. Die Frage war nur, ob der Slytherin darauf überhaupt eingehen würde... und zwar ehrlich. Sie verstanden sich momentan sehr gut, ja, aber auf Fragen konnte Severus noch immer sehr patzig reagieren. Andererseits machte Harry sich sonst total verrückt. Ächzend nahm Harry einen Schluck Kürbissaft. Er hatte wohl keine Wahl. Wenn er es nicht schaffte, das Grübeln abzustellen, musste er Severus tatsächlich auf den Zahn fühlen. Trotz des Risikos, dass er sich das vielleicht doch alles nur einbildete.   „David sagt, es gibt einen Berater, der sich mit Seelenforschung befasst“, erzählte Syndia ihrem Bruder, als sie zusammen über den Schulhof des Schlosses liefen. Zwar war dieser voll mit Schülern, doch von Severus hielten die sich sowieso fern, sodass Syndia ungestört berichten konnte. „Ich habe bereits um einen Termin mit ihm gebeten. Allerdings werde ich dafür einen Tag nach Amerika zurück müssen.“ „Glaubst du wirklich er kann uns etwas neues erzählen, was Dumbledore noch nicht weiß“, murrte Severus, während er den Blick über die Schüler schweifen ließ. „Dumbledore kann auch nicht allwissend sein, oder?“, versuchte Syndia ihren Bruder aufzuheitern. „Das ist mir schon klar, nur...“, unterbrach Severus sich selbst und biss die Zähne zusammen. „Wie sollen wir auf etwas stoßen, nach dem er schon seit so vielen Jahren sucht?“ „Jetzt sag nicht, du hast doch aufgegeben.“ „Nein, ich“, blieb Severus stehen und sah Syndia direkt an, „ich gehe nur logisch an die Sache heran.“ „Soll heißen: Du wappnest dich dafür, Harry irgendwann gehen lassen zu müssen“, stellte Syndia traurig fest. Severus erwiderte nichts und so warf Syndia einen verstohlenen Blick zu Harry, Ron, Ginny und Hermine herüber, die sich an den Brunnen gesetzt hatten und sich unterhielten. „Tu mir dann aber einen Gefallen“, sagte Syndia und sah wieder zu Severus. „Stoße Harry nicht von dir weg, nur weil es das ganze für dich leichter macht.“ Damit ließ sie Severus stehen und ging wieder zurück ins Schloss. Der sah ihr noch kurz hinterher, ehe er das Thema schnaubend abtat.   Die nächste Okklumentikstunde war für Harry sehr seltsam. Inzwischen hatte es schon viele verschiedene Arten gegeben, wie sie sich in diesem Unterricht verhielten, vor allem wenn man den aus dem letzten Schuljahr mit dazurechnete. Aber diese Stunde war wie keine andere, denn Severus bemühte sich zwar ernsthaft Harry etwas beizubringen, soll heißen es fielen keine abwertenden Bemerkungen und beide arbeiteten konzentriert, und dennoch verhielt sich der Slytherin irgendwie... kühl. Er sah Harry so wenig wie möglich an, erstickte jegliches Gespräch im Keim und tat praktisch nur seine Arbeit. Damit wusste Harry nicht umzugehen. Während er an seiner Tasse dieses merkwürdigen Tees nippte, den Severus ihm immer in einer kleinen Pause gab, beobachtete er Severus nachdenklich dabei, wie er, scheinbar tierisch beschäftigt, etwas in einem Buch nachschlug. Also wollte er scheinbar nicht einmal jetzt reden. Schließlich wagte Harry sich vor und sagte so beiläufig wie möglich: „Das Buch scheint ja mega wichtig zu sein.“ „Hm“, war nur die brummende Antwort, was Harry verwunderte, denn auf Sarkasmus reagierte er eigentlich immer. Also nächster Versuch. „Brauchst du das für Okklumentik oder für den Unterricht?“ „Wedernoch.“ Wirklich ausführlich. Genervt verdrehte Harry die Augen. „Und wofür ist es dann?“ „Warum interessiert dich das?“ „Weil ich hier versuche Smalltalk zu führen“, erwiderte Harry hilflos. „Aber du scheinst heute ja nicht sonderlich gesprächig zu sein.“ „Kommt vor.“ Das konnte doch nicht angehen. Gefrustet saß Harry im Sessel und stützte sein Kinn in der Hand ab. „Hab ich irgendwas falsch gemacht?“, fragte er schließlich vorsichtig nach und überrascht sah Severus auf. „Was? Wie kommst du auf sowas?“ Ah, endlich hatte er seine Aufmerksamkeit. „Ich weiß nicht“, spielte Harry den unschuldigen. „Vielleicht weil du nicht mehr mit mir redest, als notwendig.“ „Du bildest dir wieder irgendwas ein, Potter“, murrte Severus und widmete sich wieder dem Buch. Seufzend lehnte Harry seinen Kopf zurück und starrte an die Decke. Hatten Severus und die anderen vielleicht Recht? War er einfach nur überempfindlich? „Hast du den Tee leer?“, unterbrach Severus seine Gedanken, schlug das Buch zu und stand auf. „Ja“, grummelte Harry, leerte die Tasse und stand ebenfalls auf, um sich für die nächste Runde zu wappnen. „3, 2, 1, Legilimens.“ Harry tanzte mit Parvati auf dem Weihnachtsball, damit beschäftigt ihr nicht auf die Füße zu treten …... Hagrid setzte Harry auf Seidenschnabel, der sofort mit ihm losflog …... Harry stand vor dem Spiegel Nerhegeb und sah zu seinen Eltern auf …... Der Gryffindor versuchte mit aller Willenskraft, die Erinnerungen in sich zu verschließen. Auf einmal sah er durch die Erinnerungen hindurch Severus vor sich stehen und je mehr Harry sich auf ihn konzentrierte, umso klarer nahm er wieder das Büro wahr. …... Die beiden Patroni von Harry und Severus kamen gemütlich den Gang zu ihnen zurückgetrottet, nebeneinander, als hätten sie schon immer zusammen gehört... Bei dieser Erinnerung verspürte Severus einen Stich, der so überraschend kam, dass er erschrocken zusammenzuckte und den Zauber beendete. Damit überrumpelte er auch Harry. Perplex und außer Atem beschwerte der sich: „Warum hast du aufgehört? Ich hatte es fast!“ Zuerst wusste Severus nicht, was er antworten sollte, schließlich verstand er es selbst gerade nicht. Und wie immer, wenn er mit einer Situation überfordert war, schaltete er auf Abwehr. „Ich hätte dich wieder leicht aus der Bahn werfen können, indem ich mir als nächstes etwas herausgepickt hätte, was dich aufregt.“ Verständnislos fragte Harry: „Und warum hast du es dann nicht getan? Los, versuch es nochmal! Ich war gerade so gut drin.“ „Jetzt bist du offensichtlich ohnehin nicht mehr ruhig“, murrte Severus und bei seinem Blick hielt Harry endlich inne. Severus spielte ihm was vor. Was war los? Hatte er die Erinnerung an Necrandolas etwa nicht ertragen können? Obwohl es eine von der angenehmen Sorte war? Wesentlich versöhnlicher klingend, bat Harry: „Lass es uns nochmal versuchen.“ Severus unterdrückte einen Seufzer und sah in diese grünen Augen, während er nachdachte. Es konnte doch wohl nicht angehen, dass er Harry jetzt nicht unterrichten konnte, nur weil in ihm selbst gerade so ein Gefühlschaos herrschte! Seit wann war er so ein Weichei? Entschlossen wandte Severus sich wieder dem Gryffindor zu und erhob den Zauberstab. „Bereit?“, fragte er und Harry wappnete sich für den Angriff. „3, 2, 1, Legilimens.“ Harry gewann im ersten Jahr sein erstes Quidditchspiel …... „Dann kriegen die Gören bei unserer Sprache genau solche Gänsehaut, wie wir sie bekommen, wenn jemand knorke sagt“, warf Dean sich theatralisch auf den Boden und Harry und Ron lachten …... |„Warum? Warum bin ich so anfällig für sie? Bin ich schlicht und einfach...?“ - „Es hat nichts mit Schwäche zu tun“, sagte Lupin scharf. „Die Dementoren greifen dich stärker an als die andern, weil es schreckliche Ereignisse in deiner Vergangenheit gibt, die die anderen nicht erlebt haben.“|².... Innerlich fluchend brach Severus wieder ab. Es hatte keinen Sinn. Er war heute einfach nicht in der Lage, sich mit Harrys Leben auseinanderzusetzen, ohne dass der Gedanke an die Zukunft ihn zerriss. Es fehlte ihm einfach die Akzeptanz dafür, dass Harry sterben musste. Während der Slytherin sich erschöpft die Haare aus dem Gesicht strich, wurde Harry nun deutlich sauer. „Und warum hast du dieses Mal abgebrochen?“, meckerte er kraftvoll los, obwohl die Übungen seine Beine langsam wackelig werden ließen. Sofort eine Ausrede parat, sagte Severus: „Deine Erinnerungen werden immer deutlicher. Es hat also wenig Sinn weiterzumachen.“ Doch Harry erkannte sofort, dass das gelogen war. Er verstand einfach nicht, was hier los war und warum Severus ihm eine Lüge nach der anderen auftischte. Schnippisch fragte er: „Und hättest du vielleicht die Güte mir zu sagen, was wirklich los ist?“ 'Verdammt!', dachte Severus bei sich. Harry kannte ihn inzwischen einfach viel zu gut. Es gab wohl nur eine Möglichkeit, um aus der Situation herauszukommen. „Da du dich offenbar ohnehin nicht mehr im Griff hast, können wir den Unterricht für heute beenden“, sagte der Slytherin so schneidend wie möglich. „Jetzt geh.“ „Was? Nein!“, runzelte Harry empört die Stirn. „Was soll dieses Theater?! Warum sagst du mir nicht einfach, was los ist?“ Knurrend sah Severus zum anderen. „Das einzige, was hier los ist, ist, dass du hier herumschreist wie ein Irrer. Und jetzt hau ab!“ Als Harry sich noch immer nicht rührte, ging Severus zur Tür und hielt sie dem anderen demonstrativ auf. Der Gryffindor hingegen sah nur fragend zum anderen. Was sollte das ganze? Warum schob Severus ihn so von sich? Und warum flüchtete er jetzt vor der Situation, statt einfach zu sagen, was los war?... Oder war ihre vertraute Art miteinander umzugehen, vielleicht genau das Problem? „Dumbledore hat dich doch nicht wieder ermahnt, oder?“, äußerte Harry seinen Verdacht. „Ich sagte Geh!“, knurrte Severus mit stahlhartem Blick, schnappte sich kurzerhand Harrys Ärmel und schob den anderen grob nach draußen. Stolpernd kam Harry im Flur zum stehen und rief: „Warum muss man dir immer alles aus der Nase ziehen?! Wenn Dumbledore etwas gesagt hat, dann erzähl es doch einfach und mach nicht einfach dicht!“ „Es gibt nichts zu erzählen!“ „Das kannst du sonstwem weiß machen, aber nicht mir! Sag doch einfach, was los ist!“ „Vergiss es!“, zischte der Slytherin und schloss mit einem lauten Knall die Tür. Seufzend strich Harry sich durchs Haar. Was zum Teufel war hier nur los? Er verstand die Welt nicht mehr. „Müsst ihr euch ständig streiten?“, riss eine junge Stimme Harry aus seinen Gedanken und verwundert drehte er sich um. Hinter der nächsten Rüstung lugte Luca hervor, dem die Enttäuschung und Betroffenheit deutlich abzulesen war. „Wir haben uns nicht gestritten“, versuchte Harry die Situation zu retten. „Wir haben nur... diskutiert.“ „Und bei Diskussionen wird man vor die Tür gesetzt?“, trat Luca nun neben Harry. „Wenn einem die Argumente ausgehen, offenbar schon“, grummelte Harry und die beiden machten sich auf den Weg, die Kerker zu verlassen. „Ihr würdet euch viel weniger streiten, wenn ihr einfach mal ehrlich zueinander wärt.“ „Sag das ihm und nicht mir“, beschwerte sich der Gryffindor. „Irgendwas ist schon wieder mit ihm und er will mir nicht sagen, was es ist.“ „Hm“, antwortete Luca und fiel ins Grübeln. Harry bekam ein schlechtes Gewissen und sagte so locker wie möglich: „Mach dir da nicht so viele Gedanken drum. Du kannst da nichts für und wir werden uns auch schon irgendwie wieder zusammenraufen. Tun wir eigentlich immer.“ „Wenn du meinst“, murmelte Luca betreten, ehe er in einen anderen Flur abbog. „Gute Nacht, Harry.“ „Gute Nacht“, rief Harry zurück und sah Luca noch kurz hinterher. Schließlich seufzte er auf und machte sich auf den Weg Richtung Gryffindorturm. Hoffentlich war noch jemand wach, mit dem er sich den Abend vertreiben konnte. Er brauchte jetzt dringend Ablenkung von diesem ganzen Ärger.   Am nächsten Tag verlief der Zaubertrankunterricht wie immer und Harry gab sich Mühe ruhig zu bleiben. Schließlich hatte er bisher die Erfahrung gemacht, dass es nur Nachteile hatte, wenn er und Severus ihren Streit im Unterricht auslebten. Außerdem achteten die anderen ohnehin schon viel zu sehr auf Harrys Verhalten, und so beschloss der Gryffindor, erstmal so zu tun, als sei nichts. Harry war fast mit seinem Abendbrot fertig, als plötzlich Hedwig in die Große Halle geflogen kam und sich vor dem Gryffindor niederließ. Erstaunt nahm Harry ihr den Brief ab und sofort flatterte die Eule wieder davon. „Von wem kommt der?“, fragte Hermine skeptisch nach, während Harry den Brief öffnete.   Harry, komm um 19 Uhr in mein Büro. A.D.   „Der ist von Dumbledore“, stellte Harry erstaunt fest. „Eine neue Unterrichtsstunde?“, fragte Ron mit vollem Mund. „Keine Ahnung. Da steht nur, ich solle gleich in sein Büro kommen“, zuckte Harry ratlos die Schultern. „Aber sagtest du nicht, ihr könnt den Unterricht erst weiterführen, wenn Dumbledore dahintergekommen ist, was in dieser verfälschten Erinnerung besprochen wurde?“, fragte Hermine stirnrunzelnd nach. „Vielleicht“, überlegte Harry langsam, „hat er sie ja bekommen.“ Sein Blick huschte unwillkürlich zum Lehrertisch, doch wie so häufig, war Dumbledores Platz leer. „Vielleicht hat er die Erinnerung bekommen und mir sofort von unterwegs eine Eule geschickt“, schlussfolgerte der Gryffindor. „Naja, in einer halben Stunde wirst du es erfahren“, zuckte Ron die Schultern.   Und so eilte Harry kurze Zeit später zum Büro des Direktors. Dumbledore erwartete ihn bereits und der Gryffindor sah sofort das Denkarium auf dem Tisch. „Guten Abend, Harry“, begrüßte Dumbledore ihn fröhlich und hielt ein Fläschchen mit einer Erinnerung hoch. „Du kannst dir sicherlich denken, was ich hier habe.“ „Sie haben die Erinnerung bekommen“, stellte Harry fest und war komischerweise aufgeregt. „Horace hat sie mir endlich gegeben, ja“, lächelte der Direktor und ließ die Erinnerung sogleich ins Denkarium fließen. „Ich habe sie mir selbst noch nicht angesehen. Ich hoffe, wir bekommen hier die Antwort, nach der ich schon so lange suche.“ Dumbledore deutete ihm, sich über das Denkarium zu beugen und so ging Harry auf den Schreibtisch zu und tauchte in die Erinnerung ein. Hier waren sie also wieder: |Im Büro des ehemaligen Tränkelehrers Horace Slughorn. Die Schüler verließen nach und nach das Büro, bis Riddle mit seinem Lehrer alleine war. „Nun sputen Sie sich aber, Tom, Sie wollen doch nicht während der Nachtruhe draußen erwischt werden, Sie als Vertrauensschüler...“ „Sir, ich wollte Sie etwas fragen.“ „Dann nur zu, mein Junge, nur zu...“ „Sir, könnten Sie mir sagen, was Sie über … über Horkruxe wissen?“ Gespannt hielt Harry den Atem an. Erfuhr vielleicht auch er endlich, was genau ein Horkrux war? Slughorn wurde nervös, doch Riddle wusste genau, wie er mit ihm reden musste, um ihm Informationen zu entlocken. Nach einigen Überredungskünsten, sprach Slughorn schließlich: „Nun es kann natürlich nicht schaden, wenn ich Ihnen einen Überblick gebe. Nur damit Sie den Begriff verstehen. Horkrux ist das Wort für einen Gegenstand, in dem eine Person einen Teil ihrer Seele verborgen hält.“ „Ich verstehe aber nicht ganz, wie das funktioniert, Sir.“ „Nun, man spaltet seine Seele, verstehen Sie, und versteckt einen Teil davon in einem Gegenstand außerhalb des Körpers. Dann kann man, selbst wenn der eigene Körper angegriffen oder zerstört wird, nicht sterben, denn ein Teil der Seele bleibt erdgebunden und unbeschädigt. Aber natürlich, die Existenz in einer solchen Form...“ Slughorn zögerte und in Harrys Kopf schienen sich plötzlich die Puzzleteile zusammenzufügen. „Ich wurde aus meinem Körper gerissen, ich war weniger als ein Geist, weniger als das kläglichste Gespenst... und doch, ich lebte.“ Es war auf einmal so logisch. Der Grund, warum Voldemort damals bei dem Versuch ihn zu töten, nicht gestorben war und warum er all die Jahre über keinen Körper verfügt hatte. Riddle versuchte dem Lehrer zu entlocken, wie man einen Horkrux erstellt und konnte bald seine Gier nach diesen Informationen nicht mehr verbergen. „Was ich aber nicht verstehe – nur aus Neugier - , ich meine, wäre ein einzelner Horkrux denn von großem Nutzen? Kann man seine Seele nur ein einziges Mal spalten? Wäre es nicht besser, würde es einen nicht stärker machen, wenn man seine Seele in mehreren Teilen hätte? Ich meine, ist nicht beispielsweise sieben die mächtigste magische Zahl, wäre nicht sieben...?“ „Beim Barte des Merlin, Tom!“, japste Slughorn. „Sieben! Ist es nicht schlimm genug, sich vorzustellen, auch nur einen Menschen zu töten? Und auf jeden Fall... schlimm genug, die Seele zu teilen... aber sie in sieben Stücke zu reißen...“ Slughorn war stark beunruhigt und endlich schien auch er zu sehen, wie sehr es Riddle nach diesen Informationen verlangte. „Natürlich ist das alles hypothetisch, was wir hier besprechen, ja? Alles rein theoretisch...“, fragte er zögerlich nach. „Ja, Sir, natürlich“, sagte Riddle rasch.|³ Harry tauchte aus der Erinnerung auf. Dumbledore war bereits wieder zu seinem Stuhl zurückgekehrt und dachte scharf nach. „Sieben“, murmelte er vor sich hin und schien Harry gar nicht mehr wahrzunehmen. „Ähm.. Professor?“, hakte Harry nach und endlich sah der andere auf. |„Glauben Sie, Voldemort ist es gelungen? Hat er tatsächlich einen Horkrux gemacht?“|³ „Oh, dass er welche gemacht hat, war mir schon länger klar“, erwidert Dumbledore gelassen. „Was ich nur nicht wusste, war, wie viele er hat.“ Dem Gryffindor stand der Mund offen. „Sie glauben also... er hat wirklich mehrere gemacht?!“ „Davon können wir ausgehen“, nickte der Schulleiter. „Den aktuellen Informationen nach zu urteilen, halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass er seine Seele in sieben Stücke reißen wollte. Das passt auch zu den Informationen, die Luca mir nach seiner Entführung geben konnte.“ Stirnrunzelnd sah Harry zum Direktor. „Luca... weiß von den Horkruxen, Sir?“ „Er kann die Seelen der Menschen sehen, Harry“, lächelte Dumbledore sanft. „Er erzählte mir, dass Voldemorts Seele unvollständig war und die anderen Teile auf fünf weitere Orte verstreut waren.“ „Also hat Voldemort doch nicht sieben Horkruxe erstellt?“ |„Sechs, Harry“, korrigierte Dumbledore ihn. „Der siebte Teil seiner Seele, so verkümmert er auch sein mag, steckt in seinem jetzigen Körper. Ohne diesen Teil hätte er gar kein Bewusstsein.“|³ „Aber dann fehlt trotzdem noch ein Horkrux, um auf sieben Seelenteile zu kommen“, rechnete Harry nach. „Das liegt daran, dass ein Horkrux bereits zerstört worden ist“, nickte Dumbledore ruhig. „Und zwar von dir.“ „V-Von mir?“, war Harrys Verwirrung nun komplett. Dumbledore stand auf und ging hinter seinem Schreibtisch auf und ab, während er erzählte: |„Es gab mal einen Gegenstand, der ein Gedächtnis enthielt. Ein Gedächtnis, das selbstständig denken und handeln konnte, das dem Mädchen, in dessen Hände es gefallen war, das Leben aussaugte.“ Der Direktor sah seinen Schüler erwartungsvoll an und ließ ihm Zeit zum Nachdenken. Zuerst sah Harry irritiert zurück, bis der Groschen fiel. „Riddles Tagebuch?“ „Richtig, Harry“, nickte Dumbledore, blieb stehen und stützte sich auf seinem Schreibtisch ab. „Ein bloßes Gedächtnis wäre zu solchen Taten niemals fähig gewesen. Ich wusste schon damals, als du mir von deinen Erlebnissen im zweiten Schuljahr erzähltest, dass etwas viel unheilvolleres in diesem Buch gelebt hatte. Das Tagebuch war ein Horkrux und so rücksichtslos, wie Voldemort mit einem Bruchstück seiner eigenen Seele umging, erschien es mir logisch, dass es noch mehr Horkruxe geben musste. Denn niemand, gerade Voldemort nicht, würde so mit seinem Horkrux umgehen, wenn er der einzige wäre.“|³ Verstehend nickte Harry, ehe er das Gesicht verzog. |„Also gab es sechs Horkruxe... wie sollen wir die denn alle finden? Sie könnten überall auf der Welt sein. Versteckt, vergraben oder unsichtbar...“ „Ich bin froh, dass du das Ausmaß des Problems erkennst“, nickte Dumbledore ruhig und setzte sich wieder hin. „Allerdings ist das Tagebuch zerstört und ich habe bereits einen zweiten Horkrux vernichtet.“ „Wirklich?“, staunte Harry und Dumbledore hob seine geschwärzte Hand, ehe er zur Vitrine herüberzeigte. „Der Ring, Harry. Vorlosts Ring war ein Horkrux und deshalb habe ich den Stein zerbrechen müssen. Auf ihm lastete auch noch ein schrecklicher Fluch, dem ich meine vertrocknete Hand zu verdanken habe. Doch dies scheint mir kein übertriebenes Opfer für ein Siebtel von Voldemorts Seele zu sein.“|³ „Also fehlen noch vier Horkruxe“, knetete Harry überlegend seine Lippe. „Sie sagten mir mal, der Ring sei in Gaunts Hütte gewesen. Wo würde Voldemort also die anderen Horkruxe verstecken?“ „Das ist das Rätsel, das es zu lösen gilt“, nickte Dumbledore bestätigend. „Außerdem bin ich mir nicht sicher, welche Gegenstände Voldemort als Horkruxe genutzt hat, aber erste Hinweise haben wir bereits gesammelt. Du erinnerst dich hoffentlich, dass Voldemort Trophäen gesammelt hat.“ |„Das Medaillon!“, rief Harry aus. „Hufflepuffs Becher!“ „Ja“, sagte Dumbledore lächelnd. „Ich gehe davon aus, dass dies weitere Horkruxe sind und somit würden nur noch zwei fehlen. Sicherlich hat Voldemort nach weiteren Gegenständen der vier Gründer gesucht, aber das einzige bekannte Relikt von Gryffindor, hat er definitiv nicht bekommen.“|³ Damit deutete Dumbledore zu Gryffindors Schwert, dass an der Wand hing. „Und eines von Ravenclaw?“, fragte Harry nach. „Das weiß ich nicht“, schüttelte Dumbledore den Kopf. „Schon möglich, dass er etwas von Ravenclaw gefunden hat. Allerdings hat mir Luca einen weiteren wichtigen Hinweis geliefert.“ Interessiert beugte Harry sich weiter vor und Dumbledore erklärte: „Er erzählte mir, dass eines von Voldemorts Seelenstücken in einem lebenden Organismus steckt. Ich vermute, dass es sich dabei um Voldemorts Schlange handelt.“ |„Nagini?“, runzelte Harry die Stirn. „Richtig. Selbst für einen Parselmund, hat er eine ungewöhnlich starke Kontrolle über sie und wenn ich das richtig sehe, fehlte ihm nach seinem Angriff auf dich noch immer ein Horkrux, um auf sieben Teile zu kommen. Ich schätze es war eine Art Notlösung, nachdem deine Mutter seine Pläne durchkreuzt hatte.“ „Also...“, überlegte Harry, „das Tagebuch, der Ring, das Medaillon, der Becher, Nagini und vielleicht etwas von Ravenclaw oder Gryffindor.“ „Ganz genau“, nickte Dumbledore. „Und Sie suchen nach Ihnen? Wenn Sie das Schloss verlassen, suchen Sie nach den Horkruxen?“ „Das ist richtig, ich suche schon seit sehr langer Zeit. Ich hoffe, ich bin kurz davor einen weiteren ausfindig zu machen.“ „Und wenn es so weit ist“, sagte Harry hoffnungsvoll, „darf ich dann mitkommen und helfen, ihn zu zerstören?“ Dumbledore sah Harry einen Moment lang aufmerksam an und Harry rechnete schon mit einer Absage, doch zu seiner Überraschung sagte der Direktor: „Ja, ich denke schon.“ „Ich darf?“, fragte Harry ungläubig nach. „Ohja“, lächelte Dumbledore. „Ich denke, du hast dir dieses Recht verdient.“|³ Freudig überkam Harry Zuversicht. Endlich durfte er handeln, endlich predigte Dumbledore ihm keine Vorsicht. Aber was am wichtigsten war: Endlich fühlt Harry sich ernst genommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)