Die Grotten von Necrandolas von -wolfsmoon- ================================================================================ Kapitel 65: Eingeschlossen -------------------------- „Jetzt erzähl doch endlich“, quängelte Hermine ungeduldig am nächsten Tag auf dem Weg nach Hogsmeade. „Er hat dich geküsst, oder? So wie du dreinschaust, hat er das sicherlich, aber irgendwas stimmt trotzdem nicht. War er denn nicht gut?“ „Hermine“, murrte Harry augenverdrehend und sah sich kurz um. Nach seinem Treffen gestern hatte Harry seine beste Freundin nicht mehr angetroffen und heute Morgen hatten sie nie genug Privatsphäre gehabt, um dieses Thema anzuschneiden, weshalb Hermine beim gesamten Frühstück auf heißen Kohlen gesessen hatte. „Ja jetzt sag doch“, erwiderte die Hexe ungeduldig und sah Harry mit großen Augen an. Ron hingegen lief relativ schweigend nebenher und schien sich nicht sonderlich für Details zu interessieren. „Jaaa, er hat mich geküsst“, gab Harry langsam zu und Hermine quietschte freudig auf. „Und weiter?“ „Und ähm...“, biss Harry sich nun doch auf die Lippe. „Es war nicht schlecht.“ „Nicht schlecht?“, zog Hermine zweifelnd die Augenbrauen hoch. „Ich wusste es, also gibt es doch einen Haken. Hat er was falsch gemacht? War er zu schnell?“ „Nein, es war nur... nicht richtig.“ „Also stehst du doch nicht auf Männer?“, fragte Ron nun doch und schien einen kleinen Hoffnungsschimmer entwickelt zu haben. „Doch, eindeutig“, verneinte Harry. „Ich denke, so weit hat Cornfoot mir auf jeden Fall geholfen. Aber er war halt... nicht der richtige.“ „Verstehe“, nickte Ron, konnte seine Enttäuschung aber nur schwer verbergen. Hermine fiel kurz ins Schweigen, offenbar scharf am Nachdenken. Dann fragte sie: „Aber du bist dir jetzt sicher, dass du was an Männern findest?“ Harry seufzte auf: „Jaa, willst du es schriftlich?“ „Ne, lieber nicht. Bei deinem Glück liest das sonst noch irgendwann irgendwer, der es nicht lesen soll und die Gerüchteküche schlägt wieder zu“, winkte Hermine schmunzelnd ab. „Da hast du wohl Recht“, erwiderte Harry und er und seine Freunde betraten die Drei Besen. Es war nicht so voll wie sonst, da sich viele Schüler nicht aus dem Schloss trauten oder es ihre Eltern verboten hatten. Auch zwischen den anderen Gästen hier schien die Stimmung gedrückter als sonst. Es wurde sich leiser unterhalten, weniger gelacht und einige saßen auch nur alleine an einem Tisch und tranken stumm ihr Bier. „Es ist schon seltsam, oder?“, murmelte Ron leise, während er den Blick schweifen ließ. „In Hogwarts erreichen uns zwar all die schrecklichen Nachrichten, aber trotzdem ist die Stimmung da noch unverändert. Aber kaum verlässt man das Gelände...“ Hermine und Harry nickten. Stumm gingen sie zu einem freien Tisch herüber und bemerkten gleich, dass sich einige alleinsitzenden Zauberer neugierig zu ihnen herumdrehten. Harry war bewusst, dass er der Grund dafür war. „Ich hole uns mal eben was“, legte Ron fest und ging zum Tresen herüber, um Butterbier zu besorgen. Schon nach kurzer Zeit kam er zurück und nach einem kräftigen Schluck fühlten sich die drei schon wesentlich wohler. „Habt ihr mitbekommen, dass Malfoy auch nicht nach Hogsmeade wollte?“, fragte Hermine. „Der sitzt bestimmt jede freie Minute im Raum der Wünsche“, warf Harry schulterzuckend ein, was ihm einen kritischen Blick von Hermine einbrachte. Der Gryffindor hatte seinen Freunden bereits von Dobbys Beobachtung erzählt und auch seine Vermutung geäußert, dass Malfoy dort irgendetwas baute, doch wie immer stand er mit solchen Spekulationen alleine. „Harry, es könnte doch genauso gut sein, dass er... was weiß ich“, begann Hermine also sofort, „dass er da heimlich ein Mädchen trifft oder sowas.“ Ron lachte auf. „Der würde sich ganz bestimmt nicht verstecken, wenn er was mit einer laufen hätte. Er würde viel mehr mit ihr am Arm durch die Schule stolzieren.“ „Es sei denn das Mädchen käme nicht aus Slytherin“, erwiderte Hermine, wofür sie nun wiederum skeptisch betrachtet wurde. „Das glaubst du doch wohl selbst nicht“, meinte Harry. „Naja, die Idee ist nicht verrückter als deine“, verteidigte sich die junge Hexe. „Hast du denn vollkommen vergessen, dass ich ihn gehört habe, wie er zu Myrte...“ „Hallo Mr Potter“, sagte plötzlich ein Mann, der unauffällig an ihren Tisch getreten war. Verwundert sahen die drei auf. Der Mann war recht klein, hatte einen Zylinder auf und eine Brille auf der Nase, die Harrys alter Brille gar nicht so unähnlich sah. Durch die Gläser hindurch wurde Harry von großen, aufmerksamen Augen geradezu angestarrt. „Darf ich mich vorstellen: Henry Gasch“, streckte er Harry die Hand entgegen. „Ähm... Hallo“, erwiderte Harry schließlich und gab dem Mann sehr zögerlich die Hand. „Wie ich sehe, sind Sie wieder wohlauf“, lächelte der Mann schwach und schien Ron und Hermine gar nicht zu beachten, die skeptisch zu ihm hoch sahen. „Ähm, offensichtlich ja“, antwortete Harry knapp. „Wenn ich mir erlauben dürfte“, sprach der Mann sogleich weiter, ohne die Ablehnung der drei zu beachten, und setzte sich neben Ron mit an den Tisch, „würde ich Ihnen gerne ein paar Fragen stellen. Ich bin ja so furchtbar neugierig.“ Harry wechselte einen Blick mit Ron. „Es ist wirklich unfassbar, wie wenig Informationen an die Öffentlichkeit kommen. Wirklich, so etwas erlebt man nicht oft.“ „Ich liege wohl richtig, wenn Sie damit Necrandolas meinen“, murrte Harry langsam. „Ja natürlich, was denn sonst“, ging der Mann freudig darauf ein. „Alle reden darüber, obwohl eigentlich keiner etwas weiß. Das ist faszinierend!“ „Es braucht auch keiner etwas zu wissen“, warf Hermine ein. „Dieses Thema ist für die Öffentlichkeit vollkommen irrelevant, besonders in diesen Zeiten.“ „Nein, das genaue Gegenteil ist der Fall“, ließ sich der Mann einfach nicht beirren. „Gerade in solchen Zeiten braucht die Bevölkerung ein Thema, über dass sie sich sorgenlos informieren können, über dass sie nachdenken können, um kurz dem ganzen Elend zu entfliehen.“ „Harrys Erlebnisse sind doch kein spannender Abenteuerroman!“, konterte Hermine schockiert. „Ich denke, Sie verstehen zu wenig von Medienwissenschaft, um darüber urteilen zu können, Miss... Granger, richtig?“ „Auch wenn Sie mit Hermine über den Fachbegriff streiten, ändert das nichts daran, dass ich Ihnen keine Informationen geben werde“, schaltete sich Harry wieder dazu. „Aber wollen Sie denn nicht diesen ganzen Gerüchten Einhalt gebieten, die derzeit die Runde machen, Mr Potter?“, lächelte der Mann weiterhin. „Ja besonders hartnäckig war ja die Geschichte, dass Severus Snape Sie entführt hätte. Solche Gerüchte sind schwer auszumerzen, wenn man keine neuen Informationen preisgibt, wissen Sie.“ Sofort wechselte Harrys Stimmung in Wut um. „Und wenn weiterhin solche Gerüchte gestreut werden, könnte es vielleicht passieren, dass gewisse Personen des Rufmordes angeklagt werden“, zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. „Oh, Sie verteidigen Mr Snape also“, beugte der Mann sich neugierig vor und stützte sein Kinn ab. „Natürlich verteidige ich ihn, er hat mich schließlich gerettet“, brauste Harry auf. „Also hat er Sie durch das Labyrinth gelotst und Sie vor Kreaturen beschützt?“ Harry wollte gerade wutschnaubend antworten, als Hermine ihn mit ihrem Arm zurückhielt. „Harry, hör auf, er verwendet nur eine Verhörtechnik, um dich zum Reden zu bringen“, warnte sie den Schwarzhaarigen, der sofort wieder die Zähne zusammenbiss. „Soso, mit Kriminalistik wollen Sie also auch noch vertraut sein“, meinte der Mann nur trocken zu Hermine. „Nein, ich habe nur Erfahrung mit besonders aufdringlichen Reportern gemacht“, zischte sie zurück. „Für welche Zeitung arbeiten Sie?“ „Es geht nicht darum welche Zeitung ich bevorzuge, sondern welche sich für den Artikel interessiert“, gab Gasch schulterzuckend und vollkommen gleichgültig zu. „Dann muss ich Ihnen leider sagen, dass Sie keinen Artikel bekommen werden, den Sie verkaufen könnten“, knurrte Harry und mit einem kurzen Kopfnicken zeigte er den anderen, dass er gehen wollte. „Denken Sie etwa, Sie könnten so einfach weglaufen, Mr Potter?“, fragte der Mann noch immer lässig, nur dieses Mal ernster als zuvor, während die anderen sich erhoben. Langsam wurde das Harry wirklich zu bunt. Wollte der Kerl ihm etwa drohen?! „Wie Sie sehen, kann ich das“, konterte der Gryffindor so trocken wie möglich. „Na, wenn Sie meinen“, zuckte der Reporter die Schultern und lehnte sich zurück. „Denken Sie bloß nicht, ich wäre der einzige Reporter, der auf die Idee gekommen ist, Sie an einem Hogsmeade Wochenende abzufangen.“ Harry schnaubte, blickte sich aber trotzdem unauffällig um, ebenso wie Ron. Fixierten einige der Personen in der Bar ihn etwa stärker als sonst? Nein, Unsinn. Selbst wenn, das machte doch keinen Unterschied. „Auf nimmer Wiedersehen“, murrte Ron noch zum Abschied dem Reporter entgegen und lief neben Harry her, als sei er sein Bodyguard. „Das hätten wir uns eigentlich denken müssen, oder?“, murmelte Hermine, als sie fast an der Tür angekommen waren. „Wir hätten gar nicht erst herkommen sollen.“ „Schon gut, Hermine“, antwortete Harry. „So schlimm ist es nicht.“ In dem Moment wurde der Gryffindor von einem grellen Blitz geblendet und verwirrt blinzelte er. Kaum dass sie die Tür aufgestoßen hatten, waren sie auch schon in einer Traube von Reportern gefangen, die anscheinend alle vor dem Pub auf sie gewartet hatten. Vollkommen überrascht klappte Ron die Kinnlade herunter und sogar Hermine fehlten die Worte. „Mr Potter, wie haben Sie sich gefühlt, als Sie nach Necrandolas wieder in Hogwarts angekommen sind?“ „Was für eine Rolle hat Severus Snape gespielt?“ „Was für Kreaturen leben in Necrandolas?“ „Ist Ihnen der Portschlüssel untergeschoben worden?“ „Was für Verletzungen haben Sie sich in Necrandolas zugezogen?“ „Wovon haben Sie sich in den 24 Tagen ernährt?“ Mit jeder Frage, die Harry aus der Masse heraus zugerufen wurde, wurde sein Fluchtinstinkt größer. Er ballte die Hände zu Fäusten, biss die Zähne zusammen und versuchte ruhig zu bleiben, obwohl er innerlich bereits kochte. „Er beantwortet keine Fragen“, schob Ron sich vor ihn und versuchte so gut wie möglich, die Reporter von seinem Freund fernzuhalten. Endlich konnte auch Hermine sich aus ihrem Schockzustand lösen und zückte tatsächlich ihren Zauberstab. „Lassen Sie uns durch, oder ich verhexe hier jeden einzelnen“, rief sie, doch wirklichen Eindruck machten ihre Worte anscheinend nicht. Nun schob auch Harry sich vor, versuchte stur sich durch die Menge zu quetschen, während Ron und Hermine ihn unterstützten, doch es war hoffnungslos. Tausend Fragen prasselten auf Harry ein und er biss sich bereits auf die Zunge. 'Nicht ausrasten. Das wäre das schlimmste, was du jetzt tun könntest.', redete er sich selbst zu. „War Severus Snape eher eine Hilfe oder Belastung im Labyrinth?“ „Was war das schlimmste, was Sie in Necrandolas erleben mussten?“ Jetzt reichte es endgültig. Wutschnaubend funkelte Harry die Leute an und brüllte: „Als ob das auch nur ein einziger von Ihnen nachempfinden könnte!! Egal was ich Ihnen erzählen würde, KEINER von Ihnen würde auch nur ansatzweise begreifen, welche Tragweite meine Worte hätten!!“ Warnend und beruhigend zugleich legte Hermine ihre Hand auf Harrys Arm, doch war allen dreien klar, dass das kaum helfen würde. Harry hatte Feuer gefangen, jetzt war er nicht mehr so leicht zu stoppen. „Mit welchen Adjektiven würden Sie die Ereignisse beschreiben?“ „Waren Sie gezwungen Dinge zu tun, die Sie sonst niemals tun würden?“ „Das braucht Sie nicht zu interessieren!! KEINEN braucht das zu interessieren, weil das verdammt nochmal MEINE Sache ist!!“ Plötzlich gab es einen lauten Knall und alle verstummten verwundert und hielten nach der Ursache Ausschau. Schon bald erkannten alle, dass Syndia dahinter steckte, die mit finsterem Blick vor der Meute stand. „Als Mr Potters Lehrerin, erkläre ich seinen Ausflug nach Hogsmeade für hiermit beendet. Es wäre wirklich sehr freundlich von Ihnen, wenn Sie den Jungen durchlassen würden, damit ich ihn zum Schloss begleiten kann“, erklärte sie mit einer solchen Autorität in der Stimme, wie es sonst nur ihr Bruder hinbekam. Die Reporter waren für einen Moment noch vollkommen verdattert und genau diesen Moment nutzten die drei Gryffindors, um sich schnell durch die Menge zu drängeln und an Syndias Seite zu kommen. „Gehen wir“, murmelte Syndia ohne groß die Lippen zu bewegen und setzte sich in Bewegung. Erst jetzt sah Harry, dass Luca kurz hinter seiner Mutter gewartet hatte und nun zu der Gruppe aufschloss. In der Zwischenzeit hatten sich die Reporter aus ihrer Starre gelöst und nahmen die Verfolgung auf, dieses Mal auch mit Fragen, die an Syndia gerichtet waren. Doch bevor die ersten sie einholen konnten, sorgte Syndia mit einem Schlenker ihres Zauberstabes für eine Barriere. So blieb den Reportern nichts anderes übrig, als mit gewissem Abstand hinter Harry herzulaufen. Dieser kochte noch immer vor Wut und konzentrierte sich komplett darauf, seine Ohren taub zu stellen, damit nicht wieder ein Wutausbruch von ihm drohte. Luca gesellte sich zu ihm und sah ihn aufmunternd an, was Harry half sich besser zu beherrschen. So oft war es Harry unangenehm gewesen, dass Luca seine Emotionen und Gedanken kannte, doch nun war es irgendwie beruhigend und stärkte ihm den Rücken. „Es tut mir so leid, Harry“, riss Hermine Harry aus seinen Gedanken. „Ich hätte gleich daran denken sollen, dass Hogsmeade eine schlechte Idee wäre.“ „Hey, wir hätten da alle dran denken sollen“, erwiderte Ron beschwichtigend. Harry sagte nichts weiter dazu. Er war noch mit viel zu viel Wut angefüllt, als das er jetzt beschwichtigend auf Hermine hätte einreden können, also hielt er lieber die Klappe. Schweigend gingen sie zum Schloss hinauf, alle damit beschäftigt, den Reportern nicht wütend irgendetwas zuzurufen. Umso erleichterter waren sie, als sie endlich das Grundstück betraten und die Reporter ihnen nicht mehr nachlaufen konnten. „Severus ist übrigens auch in Hogwarts geblieben“, meinte Syndia plötzlich an Harry gewandt, der skeptisch aufsah. „Wäre doch die Gelegenheit sich mal auszusprechen.“ Sofort verengte Harry seine Augen und funkelte Syndia mörderisch an. Das war ein ziemlich schlechter Zeitpunkt, den Syndia sich da gerade aussuchte, um Harry mit diesem Thema in den Ohren zu liegen. Glaubte sie ernsthaft, dass er ausgerechnet jetzt Bock dazu hatte, sich auch noch mit dem Slytherin herumzuschlagen? Zum ersten Mal konnte er verstehen, warum Severus so oft von seiner Schwester genervt war. „Danke für Ihre Hilfe“, murrte Harry nur als Antwort, darauf bedacht Syndia zu siezen und zog dann mit Hermine und Ron von dannen.   Bereits am nächsten Tag gesellte Luca sich wieder zu der Gruppe. Er tauchte plötzlich beim Mittagessen in der Großen Halle auf und setzte sich einfach neben Harry, um ebenfalls was zu essen. Das Gryffindortrio tauschte kurz einen verwunderten Blick aus, während die anderen Gryffindors immer wieder zu Luca schielten. „Na, wie geht’s?“, begrüßte Harry den jüngeren und versuchte seine Verwunderung zu vertuschen. „Ganz gut“, zuckte Luca fröhlich die Schultern und begann zu essen. „Ich kenne jetzt jeden Winkel von diesem Schloss. Wenn ich nächstes Jahr hier eingeschult werde, kann ich voll vor den anderen Erstklässlern angeben.“ Amüsiert zog Harry seine Augenbrauen hoch. Die Art, wie Luca das gesagt hatte, war mal wieder so typisch er. „Werde aber bitte nicht so besserwisserisch wie Hermine“, zeigte Ron auf seine Freundin, der protestierend der Mund aufklappte. „Nur weil ich ab und zu mal ein Buch lese und dadurch mehr weiß als ihr beide zusammen, bin ich noch lange keine Besserwisserin.“ „Ab und zu mal?“, lachte Ron auf. „Warum bist du dann nicht in Ravenclaw?“, fragte Luca verwundert dazwischen. „Naja, der Hut hat darüber nachgedacht...“, murmelte Hermine. „Keine Sorge, du bist genauso mutig, wie die anderen Gryffindors“, sagte Luca schließlich und Hermine sah verwundert auf. Es war ihr deutlich anzusehen, dass Luca sie wieder gelesen hatte. „Außerdem ist es doch viel schmeichelhafter, wenn man als Gryffindor Jahrgangsbeste wird, statt als Ravenclaw, oder?“ „Ich bin doch nicht die...“ „Doch, bist du sicherlich“, fiel Ron ihr ins Wort. So ging die Diskussion noch eine ganze Weile weiter, bis Harry irgendwann beschloss, dass sie sich schon viel zu lange mit dem Thema aufgehalten hatten und aufstand. Luca begleitete sie noch weiter durch die Flure, während Hermine gerade versuchte, Ron den Stoff aus der letzten Zauberkunststunde begreiflich zu machen. Harry hörte schon gar nicht mehr zu, als Luca plötzlich zögerlich nach seinem Ärmel griff. Fragend sah Harry zu ihm und bekam einen unsicheren Blick zurück. „Alles in Ordnung?“ „Jaaa, nur...“, zögerte Luca, sah sich um und deutete dann zu einem leeren Klassenzimmer, dessen Tür aufstand. Der Gryffindor verstand sofort, schickte seine beiden Freunde vor und ging mit Luca ins Klassenzimmer. Luca zog sich sogar in die hinterste Ecke des Raumes zurück und sah immer wieder flüchtig zur Tür. „Was ist denn los?“, fragte Harry verwundert nach. „Naja, es klingt bestimmt albern, aber...“, begann Luca und strich sich durch die Haare. „Kann ich als Amerikaner überhaupt nach Hogwarts kommen? Ich werde ja kaum eine Eule kriegen, oder?“ Bei dem Anblick, den Harry sich bot, seufzte der Gryffindor auf. „Wahrscheinlich nicht. Aber ich bin mir sicher, dass es die Möglichkeit gibt, dich trotzdem hier anzumelden.“ „Meinst du?“ „Ja“, sagte Harry nun entschlossen. „Wenn du wirklich hierherkommen willst, wird Dumbledore der letzte sein, der dir das verweigern würde.“ Endlich schlich sich ein schmales Lächeln auf Lucas Lippen und Harry lächelte ebenso zurück. Aus dem Stimmengewirr im Flur erhoben sich plötzlich zwei Stimmen, die dem Raum wohl sehr nahe kamen. Sowohl Luca als auch Harry sahen zur Tür, ehe Luca das Gesicht verzog. „Tut mir Leid“, murmelte er mit echtem Bedauern und ging langsam Richtung Tür. Verwundert stand Harry da und sah zum anderen. „Wofür...“ In dem Moment tauchten Syndia und Severus im Türrahmen auf. Der Slytherin hatte Harry noch nicht entdeckt und so betrat er den Raum komplett und sah als erstes Luca. Fragend zog er eine Augenbraue hoch und beobachtete seinen Neffen dabei, wie er sich an seiner Mutter vorbei nach draußen schob. Syndia hingegen stand mit steinerner Miene im Türrahmen, gewillt niemanden mehr vorbeizulassen. „Ihr kommt hier erst wieder heraus, wenn ihr euch endlich ausgesprochen habt“, meinte die Hexe bestimmt. Severus' Blick schoss zu Harry, der bereits zur Salzsäule erstarrt war und nur völlig fassungslos zum Slytherin sah. Dessen Blick huschte wieder zu Syndia, die in diesem Moment die Tür mit einem lauten Knall hinter sich schloss. „Verdammt, Syndia!“, rief der Slytherin aufgebracht und stürmte zur Tür. Als er den Türgriff berührte, zog er seine Hand rasch zurück, da er sich an dem Metall verbrannt hatte. Wütend donnerte er gegen das Holz der Tür. „Syndia, lass den Scheiß! Mach sofort die Tür auf!“ Harry stand noch immer völlig fassungslos da und keuchte auf. Das war doch jetzt nicht Syndias ernst?! Endlich kam Bewegung in den Gryffindor und auch er versuchte die Tür zu öffnen, doch selbst der Zauber Bombarda zeigte keinerlei Wirkung. „Wenn du uns hier mit deinen nutzlosen Zaubern in die Luft jagst, bringe ich dich um“, knurrte Severus aufgebracht und untersuchte den Türrahmen. „Ich versuche nur ebenso wie du hier herauszukommen“, wetterte Harry, ließ Severus aber Platz, damit er die Tür untersuchen konnte. Doch offenbar fiel dem Slytherin keine Möglichkeit ein die Tür zu öffnen. Wutschnaubend drehte er sich zum Gryffindor um. „Was soll dieses Theater, Potter?!“ „Hey, ich bin hier genauso überrumpelt worden wie du, falls du das nicht gemerkt haben solltest!“, rief Harry aufgebracht. „Pfe“, machte Severus abfällig. „Als ob du nicht in der Lage wärst, für so eine Nummer ein bisschen zu schauspielern.“ „Ich habe damit nichts zu tun!“, wütete Harry. „Lieber würde ich mit einem Troll fangen spielen, als mit dir in einem Raum festzusitzen!“ Wieder schnaubte Severus abfällig, ehe er zu den Fenstern ging und deren Rahmen ebenfalls untersuchte, ehe er leise „Verdammt“ murmelte. Unsicher sah Harry zum anderen. „Wir... kommen hier also wirklich nicht mehr heraus?“ „Potter der Blitzmerker. Wie immer“, murrte Severus und ließ sich auf dem Stuhl hinter dem Pult nieder, dabei stur den Blick von Harry abgewandt. Nun war es an Harry abfällig zu schnauben und er ging auf den nächst gelegenen Tisch zu, um sich auf diesen zu setzen. Murrend sah er zur Decke, während er Syndia gedanklich verfluchte. Was zum Teufel hatte sie sich dabei gedacht?! Warum musste sie immer ihre Nase in anderer Angelegenheiten reinstecken?! Was sollten sie denn jetzt machen? „Irgendwann muss sie uns herauslassen, oder?“ „Sie ist stur“, antwortete der Slytherin. „Sie wird uns erst rausholen, wenn wir alt und grau sind.“ Harry seufzte und lehnte sich an der Wand an. „Ich nehme mal an, die Hauselfen werden uns mit Essen und Trinken versorgen, also könnten wir sie nicht einmal mit Durst und Hunger überreden“, überlegte Harry, während er weiter an die Decke starrte. „Ein Potter, der zu Schlussfolgerungen imstande ist“, murrte Severus abfällig. „Wirklich bemerkenswert.“ „Deine dummen Sprüche helfen uns auch nicht weiter!“, ging Harrys Puls wieder hoch. „Deine geistreichen Gedanken ebenso wenig.“ „Grr“, knurrte Harry, ballte die Hände zu Fäusten und hielt sich davon ab auf den Slytherin loszugehen. „Wenn ich versuchen würde dich umzubringen, würde Syndia gezwungen sein zu reagieren.“ „Als ob du in der Lage wärst, einmal etwas richtig zu machen. Syndia weiß das genauso gut wie ich, sie würde nicht einschreiten.“ Völlig fassungslos über diese Antwort, starrte Harry den anderen an. „Keine Sorge, wenn ich lange genug den Raum verwüste, erwische ich dich schon irgendwann. Allein deine dämlichen Kommentare dann nicht mehr hören zu müssen, macht es schon lohnenswert!“ „Sagte der Erfinder der Dämlichkeit“, schnaufte Severus abfällig. „Genau diese Sprüche meine ich!“, rief Harry aus. „Hör auf mich am laufenden Band zu beleidigen!“ „Ich sage nur die Wahrheit. Wenn das gleichzeitig etwas negatives bedeutet, kann ich da nichts für.“ „Nur die Wahrheit?!“, keuchte Harry verständnislos auf. „Okay, dann sollte ich vielleicht auch mal loslegen: Du benimmst dich absolut kindisch und albern! Selbst Luca verhält sich erwachsener als du! Deine dämlichen Sprüche, dein Verbot an mich im Unterricht auch nur zu niesen und deine Legilimentikangriffe, das alles hat das Niveau eines beleidigten 5-Jährigen!“ Wutschnaubend sprang Severus auf und rief zurück: „Und auf was für ein Niveau begibst du dich, wenn du dich wahllos mit Schülern wie Cornfoot triffst?! Kommst du alleine drauf, oder muss ich es auch noch laut aussprechen?“ Völlig fassungslos keuchte Harry auf und funkelte Severus aus sprühenden Augen an. Wenn es so weiterging, würde Syndia die Tür in 10 Minuten öffnen können, weil sie sich bis dahin gegenseitig zerfleischt hätten. Mal sehen, ob Syndia dann ein schlechtes Gewissen hätte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)