Die Grotten von Necrandolas von -wolfsmoon- ================================================================================ Kapitel 51: Traute Zweisamkeit ------------------------------ Verschlafen blinzelte Harry, als er auf seinen Wecker sah. Es war halb 6 Uhr morgens. Ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Er hatte also circa fünf Stunden geschlafen und das sogar ohne Träume. Leise schälte Harry sich aus seiner Bettdecke und ging zum Fenster. Noch war es dunkel draußen, aber er wusste, dass die Sonne bald aufgehen würde. Gut gelaunt und deutlich fitter als sonst, setzte Harry sich auf sein Bett und sah, wie jeden Morgen, auf der Karte des Rumtreibers nach, ob er sich gefahrlos durch die Gänge schleichen konnte. Gerade morgens war nicht viel los, da auch die Patrouillen nur bis spätestens 5 Uhr gingen. Harry wollte die Karte gerade wieder weglegen, als ihm auffiel, dass Severus nicht in seinen Räumen war. Sofort blätterte er zum Astronomieturm um und wurde fündig. Er dachte an seine Gespräche gestern mit Luca und Syndia und biss sich überlegend auf die Unterlippe. Sollte er die Chance nutzen, um mit Severus zu reden? Mehrere Minuten lang überlegte der Gryffindor hin und her. Schließlich gab er sich einen Ruck und zog sich leise an, um die anderen nicht zu wecken. Versteckt unter dem Tarnumhang, schlich er sich durch das Portraitloch und schlug als erstes den Weg zu den Gängen mit den Fenstern ein, da dort das Schloss um einiges weniger gruselig wirkte. Es war zwar absolut kindisch von ihm, aber zum Glück bekam das ja keiner mit. Er war schon am überlegen, ob er vielleicht sogar gezielt nachts durch die dunkelsten Gänge laufen sollte, um sich so seine Angst abzutrainieren. Der Weg zum Turm erschien dem Gryffindor endlos lang, doch als er endlich die Stufen zur Spitze erreicht hatte, zögerte er. Er ging die Möglichkeiten durch, wie Severus reagieren könnte und nicht eine davon war angenehm. Doch jetzt war er bereits so weit gelaufen und es wäre albern wieder umzudrehen. Also holte Harry tief Luft und wappnete sich für das Kommende. Obwohl er die Stufen so leise wie möglich hinaufstieg, wandte Severus dennoch den Blick zur Treppe um. Als er niemanden entdecken konnte, schien er zu begreifen und drehte sich wieder zu den Ländereien. „Ich habe mich schon gewundert, dass du nie hier anzutreffen bist“, begrüßte er Harry mit ruhiger Stimme, was den Gryffindor erleichterte. Er zog den Tarnumhang von sich, stopfte ihn in seinen Mantel und trat neben den Tränkemeister, um ebenfalls den verbotenen Wald zu betrachten. Eine Zeit lang standen sie nur stumm da und Harry spürte, wie er sich entspannte. Solch eine innere Ruhe hatte er ewig nicht mehr gespürt und merkte auch jetzt erst, wie sehr er dieses Gefühl vermisst hatte. Eine leichte Brise wehte ihnen entgegen und Harry schloss genüsslich die Augen. Für diese Jahreszeit war es zwar noch relativ kalt, aber nichts konnte so kalt sein wie Necrandolas. Seufzend stützte Harry sich auf der Mauer ab. Er hatte es geschafft seinen Freunden von Necrandolas zu erzählen und es hatte auch geholfen seine Gefühle besser zu beherrschen, aber er würde sich niemals so gut im Griff haben wie Severus. Wenn Syndias Befürchtungen stimmten, ging es Severus alles andere als gut und dennoch ließ er sich nichts anmerken. Er führte normal den Unterricht und er bekam auch keine Gefühlsausbrüche. „Wie machst du das?“, flüsterte Harry schon fast und Severus warf ihm einen Blick zu. „Wie mache ich was?“ „Wie schaffst du es, die anderen nichts merken zu lassen? Wie kommt es, dass du den Unterricht normal durchziehen kannst? Wie schaffst du es, deine Gefühle immer im Griff zu haben? Warum tickst du nicht auch mal aus?“ „Willst du etwa, dass ich das tu?“, zog Severus eine Augenbraue hoch. „Nein“, winkte Harry mit gerunzelter Stirn ab und setzte sich auf die niedrige Mauer. „Ich will das nur genauso gut hinkriegen.“ Severus' Blick wanderte wieder über die Bäume, als er murmelte: „Das ist einfach jahrelange Übung.“ Den Kopf fragend schief stellend, machte Harry es sich in dem Fenster bequemer und lehnte sich an die Mauer, die Beine angezogen. Severus entging der Blick des anderen nicht. „Es ist eben nicht das erste Mal, dass ich was zu verarbeiten habe. Damals hat das auch keiner mitbekommen“, murmelte er und Harry war sich nicht sicher, ob Severus das wirklich so gut fand, wie es klingen sollte. Es war wirklich erstaunlich, wie ruhig und ehrlich Severus mit ihm sprach, nachdem er doch eigentlich gesagt hatte, dass sie das in Zukunft lassen sollten. Es war fast, als hätte er schon seit Tagen darauf gewartet, dass Harry zu ihm kam. Dann konnte Harry ihn vielleicht wirklich auf Syndias Sorgen ansprechen. „Kannst du schlafen?“, fragte er also gerade heraus, sah den anderen dabei aber nicht an. Seufzend setzte sich auch Severus ins Fenster, lehnte sich gegenüber von Harry an die Mauer und zog die Beine hoch, sodass sich seine und Harrys Füße fast berührten. „Ich habe Zaubertränke studiert. Ich komme schon zu meinem Schlaf, wenn ich will“, murrte Severus. Skeptisch sah Harry zu ihm herüber, denn wirklich ausgeruht wirkte der Tränkemeister nicht. „Dumbledore will, dass wir den Okklumentikunterricht fortführen“, lenkte Severus vom Thema ab. Noch immer musterte Harry ihn prüfend, doch gleichzeitig merkte er, wie er bei dieser Neuigkeit innerlich unruhig wurde, seltsamer Weise auf positive Art. „Wann geht’s los?“, versuchte er so gelassen wie möglich zu fragen. „Weiß ich noch nicht genau“, murrte Severus überlegend und Harry kam wieder der Gedanke, dass Severus ihn wohl nicht in seiner Nähe haben wollte. Es war eindeutig, dass der Slytherin bei der Sache gemischte Gefühle hatte und Harrys anfängliche Freude wurde abgebremst. Ihm brannte diese eine Frage auf der Zunge, die ihn die ganze Zeit über beschäftigte, allerdings traute er sich nicht, sie auszusprechen. „Jetzt spuck' es endlich aus“, grummelte Severus schließlich ein wenig kraftlos und Harry holte unsicher Luft. „Habe ich dir irgendwas getan?“, fragte er leise, sah aber weiterhin über die Ländereien. „Du warst... im Unterricht sauer auf mich.“ „Ich weiß nicht was du meinst.“ „Doch, das weißt du“, entgegnete Harry sofort, da er keine Ausflüchte hören wollte. Sein sturer Blick traf auf den von Severus und sofort wurde Harry wieder unsicher. Er hatte erwartet, dass der Tränkemeister genauso stur zurückschauen würde, doch in seinem Blick lag etwas ganz anderes. Er versuchte sich zu verschließen, aber ganz gelang es ihm nicht, denn eine Spur der Unsicherheit war noch zu sehen. Offenbar war er einfach zu erschöpft, um seine Maske aufzusetzen. Seufzend brach Severus den Blickkontakt. „Ich war nicht sauer auf dich“, murmelte er erschöpft. „Sondern?“ „Es war nichts“, schüttelte Severus träge den Kopf. „Mich regt es nur auf, dass... es im Moment nicht alles so klappt, wie es sollte.“ Der Tonfall des Slytherins war weiterhin ruhig und erschöpft, was Harry langsam Sorgen machte. So wie Severus sich gerade gab, kannte er ihn nicht. Er war so unsagbar ehrlich, als hätte er keine Kraft sich irgendwelche Ausflüchte auszudenken und er wirkte wie jemand, der einen Kampf aufgegeben hatte. Hatte er gehofft, dass Harry hierher kam, weil er vielleicht jemanden brauchte, mit dem er sprechen konnte? So wie Harry mit seinen Freunden geredet hatte? Mit dieser Situation war Harry überfordert. Er wollte herausfinden was los war, wusste aber nicht, wie er danach fragen konnte. „Also... bist du wütend auf dich selbst?“ „Bist du es nicht?“, kam als Gegenfrage. Wenn Harry so darüber nachdachte, war da schon etwas. Er regte sich darüber auf, wenn er keine Kontrolle über sich hatte, wenn er nicht schlafen konnte und wenn er wie ein kleines Kind Angst im Dunkeln bekam. Aber damit zu sagen, dass er wütend auf sich war? Genervt, vielleicht auch gefrustet, aber richtig wütend? „Nein“, antwortete Harry und wurde wieder angesehen. „Es nervt alles, ja. Aber dann versuche ich mich besser zusammenzureißen. Ich versuche mich in den Griff zu kriegen, denn es bringt gar nichts, wenn man sich einfach in Hass...“ Erschrocken stockte er. War das Syndias Befürchtung, die Luca nicht ganz verstanden hatte? Hatte sie Angst, dass Severus in Selbsthass versank? Skeptisch zog Severus eine Augenbraue hoch. „Was für ein seltener Geistesblitz ist dir jetzt gekommen, Potter?“ Harry öffnete den Mund, um zu antworten, blieb jedoch stumm. Er sah Severus einfach nur an, während seine Gedanken rasten. In Necrandolas hatten sie eine Ausnahmesituation erlebt und selbst da war Severus nicht in solchen Gedanken versunken. Er war zwar depressiv geworden, verständlicherweise, aber er ließ nie durchblicken, dass er diesen Frust an sich selbst auslassen würde. Nein, für so etwas war Severus einfach nicht der Typ. Oder? „Nun?“, fragte der Slytherin ungeduldig und holte Harry aus seinen Gedanken. „Ähm“, begann dieser unsicher. „Es ist nur... Syndia macht sich Sorgen um dich.“ „Sie hat genug eigene Sorgen, da soll sie sich nicht auch noch für mich verantwortlich fühlen“, schnaubte Severus und wandte wieder den Blick ab. „Ich komme gut alleine klar.“ „Sicher?“, zog Harry die Augenbrauen hoch. „Es hilft mit jemandem zu reden. Ich hab es auch getan. Es ist zwar nicht leicht, aber es hilft dabei verstanden zu werden.“ Der Kopf des Tränkemeisters ruckte wieder zu Harry. „Mit wem hast du geredet? Über was?“ Harry erkannte sofort, was Severus befürchtete. „Ich habe Ron und Hermine von Necrandolas erzählt“, versuchte Harry ihn zu beruhigen. „Von den Fallen und den Orks... und dem Mantikor.“ Die Schultern des Slytherins entspannten sich wieder. „Es wäre vielleicht ganz gut, wenn du das auch machen würdest“, schlug Harry schulterzuckend vor. Als Antwort erhielt er ein verächtliches Schnauben. „Ich komme gut alleine zurecht.“ „Das sagtest du schon“, entgegnete Harry ruhig. „Aber du redest doch auch gerade mit mir, oder?“ Dieses mal dauerte es, bis eine Reaktion kam. Leise murmelte Severus: „Das ist was anderes.“ Aus unerklärlichen Gründen machte sich in Harry ein warmes Gefühl breit. „Weil ich weiß, was passiert ist“, stellte Harry fest. „Es nervt einfach alles wiederholen zu müssen“, ächzte der Slytherin und lehnte seinen Kopf nach hinten. Harry wusste genau was er meinte. Die anderen verstehen einen nicht, weil sie nicht wissen, was passiert war. Das war auch das, was Hermine gesagt hatte. Und um jemandem alles zu erzählen, hatte Severus anscheinend nicht die Kraft. In dem Punkt war Harry wohl ausnahmsweise mal stärker als er. Auch wenn Harrys Erzählungen in einer Panikattacke geendet hatten, so hatte er es doch geschafft seinen Freunden etwas zu erzählen. Aber wenn Severus sich niemandem anvertrauen konnte, blieb Harry doch als einzige Person über, mit der er reden konnte, oder? Und wenn Severus wirklich nicht wütend auf ihn war, konnte er es vielleicht wagen öfter mal nachzuhaken. Aus irgendeinem Grund fühlte er sich verantwortlich für den anderen. Die ersten Sonnenstrahlen kämpften sich durch den Morgennebel zu ihnen herauf. Stumm saßen sie da und betrachteten den Sonnenaufgang. Severus streckte seine Beine ein wenig weiter aus und Harry positionierte sein linkes Bein zwischen Severus' Waden, um seine eigenen Beine nicht einziehen zu müssen. So saßen sie eine Weile da, als wäre diese Situation völlig selbstverständlich. Als sie bereits größtenteils in Licht getaucht waren, sah Harry zum anderen herüber. Erst jetzt konnte er erkennen, wie rot die Augen des Tränkemeisters waren. Er hatte zwar keine allzu starken Augenringe, aber die Äderchen in den Augen verrieten ihn. Wenn es schlimmer werden würde, könnte man auf den Gedanken kommen, dass er regelmäßig weinte. Mit einem beklommenem Gefühl seufzte Harry auf. Seine Gedanken wurden unterbrochen, als Severus langsam die Augen schloss. Er schien zu entspannen und Harry konnte sich denken wieso, denn ihm ging es genauso: Zu zweit hier zu sitzen war ungemein beruhigend. Seine Gedanken wanderten nicht mehr so unkontrolliert umher und er fand endlich ein wenig Ruhe. Das war wohl der endgültige Beweis von Hermines These: Es lag an Severus' Nähe.   So gut gelaunt und voller Energie wie schon lange nicht mehr, wanderte Harry durch das Schloss und überlegte, wie er die nächste Freistunde nutzen sollte. Draußen war herrliches Wetter und das würde er am liebsten ausnutzen. Da kam ihm eine Idee und ein Lächeln huschte auf seine Lippen. Sofort machte er sich auf den Weg zum Gryffindorturm, von dem ihm vereinzelte Schüler entgegen kamen. Jetzt, wo er wieder wacher im Kopf war, fielen ihm auch wieder die verschreckten Blicke der anderen auf, doch momentan war ihm das egal, denn er dachte nur an eines: Seinen Besen. Eilig kletterte er durch das Portraitloch, ignorierte Collins Begrüßung und rauschte zu den Schlafsälen hoch. Für einen Moment musste er überlegen, wo er den Feuerblitz hingetan hatte, da er ihn seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr in der Hand gehabt hatte. Nachdem er seinen Koffer unter dem Bett hervorgezogen hatte, entdeckte er endlich einen Büschel voll Reisigzweige. Der arme Besen war ein wenig eingestaubt und entschuldigend strich Harry über das glatte Holz. Er konnte sich wirklich nicht erinnern, wann er das letzte Mal geflogen war. Es musste ja das letzte Quidditchtrainung vor Necrandolas gewesen sein. Entschlossen, seine Flugstunden endlich wieder aufzunehmen, stand Harry auf und marschierte mit dem Besen nach unten. Ohne irgendwem seine Beachtung zu schenken, wanderte er durch das Schloss und atmete tief durch, als er das große Tor von Hogwarts durchquert hatte und er die Sonne im Gesicht spürte. Vor Aufregung bekam er schwitzige Hände und so beeilte er sich, schneller zum Quidditchfeld zu kommen. Je näher er dem Stadion kam, desto aufgeregter schlug sein Herz. Er würde endlich wieder fliegen und sich vielleicht auch endlich wieder vollkommen frei fühlen. Das Spielfeld lag still da und sah genauso aus, wie in Harrys Erinnerungen. Er grinste, als er an all die Spiele dachte, die er hier bereits gegen die anderen Häuser gespielt hatte. Wie er den Schnatz mit dem Mund gefangen hatte, wie Luna ihre seltsamen Kommentare zum Spielgeschehen abgab... Noch einmal tief Luft holend, betrat Harry das Spielfeld. Als er in der Mitte angekommen war, setzte er sich leicht zitternd auf seinen Besen. Auf dem Weg hierher hatte er sich Sorgen gemacht, ob er das Fliegen vielleicht verlernt hätte, aber jetzt war ihm bewusst, dass er es schon immer konnte und es nie hatte lernen müssen. Kräftig stieß er sich vom Boden ab und erhob sich in die Lüfte. Er stieg langsam immer höher und höher, über die Ringe hinaus. Der warme Wind strich über sein Gesicht und sein Grinsen wurde immer breiter. Sein Herz machte Freudensprünge und endlich traute er sich Gas zu geben. Er hatte völlig vergessen wie schnell der Feuerblitz war und ihm entwich ein freudiger Schrei. Er führte Schleifen um die Ringe aus, machte Saltos und flog immer höher. Es war, als würde er den Himmel berühren können und überlegte kurz, ob er bis zu den kleinen Wolken aufsteigen sollte. Doch dann kam ihm eine andere Idee. Auch wenn das in Hogwarts nicht erlaubt war, drehte er um und flog Richtung See. Es war ohnehin gerade niemand draußen, also war es egal, dass er das Stadion verließ. Im Moment konnte er sich wahrscheinlich ohnehin alles erlauben. Im gleichmäßigen Tempo flog er über die glatte Oberfläche des Sees und glitt immer näher heran. Als er nur noch wenige Meter über dem Wasser war, behielt er die Höhe bei und wurde schneller. Wie hatte er es nur so lange ohne Fliegen ausgehalten? Freudig zog er den Besen wieder hoch und drehte erneut Saltos, machte sich aber bald wieder auf den Weg zum Stadion, um sein Glück nicht allzu sehr herauszufordern. Das hieß jedoch nicht, dass er absteigen wollte. Nein, am liebsten würde er den Rest des Tages auf dem Besen bleiben.   Was der Gryffindor nicht bemerkte: Er wurde beobachtet. Syndia stand am Rande des Schulhofes an eine Mauer gelehnt und beobachtete mit einem sanften Lächeln den kleinen Fleck am Himmel, wie er freudig eine Schlaufe nach der anderen zog. „Wenigstens einer bekommt endlich seine Lebensfreude zurück“, gesellte sich mit einem Mal Dumbledore zu ihr, was Syndia jedoch nicht zu überraschen schien. „Ja, ich schätze die schlimmste Phase hat er überwunden. Vielleicht schläft er auch bald wieder mehr, auch ohne Tränke.“ „Ich fürchte, so schnell wird sich das nun doch wieder nicht legen“, zweifelte der Schulleiter. „Es ist noch ein weiter Weg, aber Harry hat eine gesunde Einstellung dazu und das beruhigt mich. Das habe ich schon immer an ihm bewundert. Dass er so ein Steh-auf-Männchen ist.“ „Ich denke, wir müssen uns keine allzu großen Sorgen mehr um Harry machen“, stimmte Syndia nickend zu. „Er ist einfach zu stur, um sich von Depressionen übermannen zu lassen.“ „Severus ist auch stur“, warf Dumbledore ein und sofort verschwand Syndias Lächeln. „Ja, aber diese Sturheit benutzt er an der falschen Stelle“, murmelte sie düster. „Vielleicht kann Harry ihm ja zeigen, wie man sie richtig einsetzt“, überlegte Dumbledore munter weiter und Syndia betrachtete ihn skeptisch. „Und wie soll er das machen?“, zog sie eine Augenbraue hoch. Dumbledores gute Laune schien noch immer nicht zu verschwinden. Geheimnisvoll sagte er: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass Harry in der Lage wäre, ihm den richtigen Weg zu zeigen. Er muss es nur zulassen. Severus denkt leider oft, dass er im Recht ist, besonders Harry gegenüber, aber vielleicht schafft der Junge es ja sein Eis zu durchbrechen.“ So langsam fragte Syndia sich, was im Kopf des Schulleiters vor sich ging. Was genau meinte er mit seinen Worten? Irgendwie kam es Syndia so vor, als würde er von was ganz anderem sprechen. Es klang ja fast so, als hätte er die beiden durchschaut. Völlig irritiert sah sie Dumbledore an, der bei ihrem Blick schmunzeln musste. „Was ich damit meine ist, dass Harry wahrscheinlich derjenige ist, der momentan am besten an Severus herankommt und ihn vor allem am ehesten aus seinen Depressionen herausholen könnte. Denn so wie er in den letzten Tagen aussah, denke ich, dass wir bereits von Depressionen sprechen können.“ „Hm“, sagte Syndia zustimmend, behielt ihren Blick aber bei. Ihr Gefühl sagte ihr, dass das eben nicht das war, was der Direktor hatte sagen wollen. „Hat Severus Ihnen irgendetwas von Necrandolas anvertraut?“, lenkte Dumbledore wieder ernster werdend ab. Mit besorgtem Blick schüttelte Syndia den Kopf. „Er macht komplett dicht. Seine Methode ist die Verdrängung, aber manchmal hab ich das Gefühl, dass er bald platzt, wenn er nicht endlich mit jemandem reden kann.“ „Wo wir wieder bei Harry wären“, nickte Dumbledore. „Sie meinen, er würde sich ihm anvertrauen?“ „Ich glaube, er hat vielleicht sogar schon damit angefangen“, nickte der Schulleiter wieder geheimnisvoll. Fragend zog die Hexe eine Augenbraue hoch. „Wie kommen Sie darauf?“ „Sehen Sie sich doch nur Harry an“, nickte Dumbledore Richtung Quidditchfeld und irritiert sah Syndia von diesem zum Direktor hin und her. Was sollte denn Harrys Laune jetzt damit zu tun haben? Je länger sie mit dem Direktor sprach, desto weniger schien sie zu verstehen, obwohl sie bisher dachte, dass sie mehr wusste als dieser. Doch irgendetwas schien sie verpasst zu haben. Langsam, ganz behutsam wagte sie es, sich an die Gedanken des Direktors heranzutasten. Harry hatte letzte Nacht den Schlaftrank genommen und war deshalb heute wieder voller Energie. Aber Severus war heute Morgen auch wesentlich gelassener gewesen. Nicht mehr so reizbar, auch wenn er sich, wie immer, aus Gesprächen herausgehalten hatte. Und Dumbledore meinte, dass das zusammenhing? Wollte er damit sagen, dass Harrys gute Laune von einem Gespräch mit Severus kam? Überlegend legte sie den Kopf schief, während der Direktor Harrys Flugkünste bewunderte. „Ich werde dennoch versuchen mit ihm zu reden“, beschloss Syndia schließlich. „Seine roten Augen sind Ihnen sicherlich auch aufgefallen und er geht Madam Pomfrey vermutlich deswegen aus dem Weg.“ Verstehend nickte Dumbledore. „Ja, die sind mir aufgefallen“, sagte er ebenso ernst. „Ich wünsche Ihnen viel Glück dabei.“ Damit drehte der Schulleiter sich um und ging wieder Richtung Schloss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)