Die Grotten von Necrandolas von -wolfsmoon- ================================================================================ Kapitel 37: Schwarze Magie -------------------------- „MEINE BEINE REAGIEREN NICHT!!“ Severus brauchte einen Moment, bevor er auf diese Aussage reagieren konnte. Harry lag auf ihm, nicht in der Lage seine Beine zu bewegen und er selbst hatte Probleme den anderen von sich zu schieben, ohne dass seine Rippen sich in seine Lunge bohrten. „Okay, ganz ruhig“, versuchte der Tränkemeister den anderen zu beruhigen, da er viel zu laut schrie und damit womöglich etwas anlocken konnte. In ihrer jetzigen Situation wäre das Auftauchen eines Monsters sehr problematisch. Es war schon riskant genug, dass Severus in seiner Position so viel reden musste. „Potter, wir kriegen das hin. Nur erst muss ich aufstehen. Hey, hörst du?!“ Es war schwer zu sagen, wie viel der Gryffindor von dem aufnahm, was Severus sagte. „Potter... runter“, versuchte der Slytherin es atemlos weiter und tatsächlich hob Harry sich mit den Armen soweit an wie er konnte. Vorsichtig versuchte Severus unter dem anderen herauszuschlüpfen, doch das war leichter gesagt als getan. Mit viel Schieben und Zerren schaffte er es endlich, doch Aufstehen war mit diesen Rippen unmöglich. „Episkey, Potter. Potter! HEY!“ Er griff nach den Schultern den jüngeren und sah ihn streng an. „Beruhige dich! Ich kann nicht helfen, wenn...“, konnte Snape seinen Satz nicht beenden, zu sehr schoss ihm der Schmerz durch die Brust. Endlich schien diese Botschaft bei Harry anzukommen. Sein Atem beruhigte sich, er schluckte und nickte dann. Erleichtert knüpfte der Tränkemeister sein Hemd auf und gab dem Grünäugigen den Zauberstab. Dieser brauchte einen Moment, bevor er ruhig genug war, um sich auf den Zauber zu konzentrieren. „Episkey“, sprach er zittrig und Severus spürte, wie seine Rippen an ihre Position rutschten. Ächzend hielt er sich den Brustkorb und erhob sich dann langsam und vorsichtig. Harry hatte den Kopf auf dem Boden abgelegt, biss sich auf die Unterlippe, schloss die Augen und versuchte sich zu beruhigen. „So“, murmelte der Slytherin, ging um den anderen herum und hob dessen Mantel und Pullover an. „Hast du denn ein Gefühl in den Beinen?“ „Weißt nicht...“, murmelte Harry ohne den Kopf anzuheben. Severus strich über das Bein des anderen: „Spürst du das?“ „N-Nein“, klang der Gryffindor wieder verzweifelt. „Okay, kein Grund zur Panik.“ Ob Harry bewusst war, dass Severus ihn nur beruhigen wollte und selbst nicht wusste, ob er ihn heilen konnte? Immerhin war er Querschnittsgelähmt, dazu waren schon bessere Zauber verlangt, als die, die der Tränkemeister kannte. Vorsichtig besah Severus sich die Wirbelsäule des anderen und wurde knapp über dem Steißbein fündig. „Mach den Gürtel los“, murmelte der Slytherin ruhig, während er sich die Haare aus dem Gesicht strich und ohne irgendeinen Kommentar gehorchte Harry. Nun konnte Severus den Bruch erkennen, der zudem auch noch offen war. Das Blut lief am Becken des Gryffindors herunter und tropfte auf den Boden und die Wirbelsäule war deutlich verrutscht. „Kriegen Sie das hin?“, fragte Harry leise. „Ich versuch es“, murmelte Severus noch immer. „Brüche sind kein Problem, aber die Wirbelsäule ist kein normaler Knochen. Da sind noch die Bandscheiben und Nerven.“ Konzentriert versuchte der Slytherin die Wunde zu heilen und machte einige Fortschritte. Die Wirbelsäule rückte wieder an die richtige Position, wuchs wieder zusammen und auch die Nervenbahnen schienen sich zu erholen. Als Severus sich sicher war, dass das wenigstens das Problem des Laufens lösen müsste, schloss er die Wunde. „Gleich müsste es wieder gehen... Es dauert einen Moment, bis du wieder was spürst.“ Stumm nickte der Gryffindor und beruhigte sich nun vollends. Plötzlich hörten sie ein Gemurmel und beide sahen den Gang hinunter. In der Ferne erschien ein warmes Licht. Menschen?! „Was ist das?“, flüsterte Harry alarmiert und versuchte etwas zu erkennen. „Ich weiß nicht...“, sprach Severus ebenso leise und sah sich hektisch um. Zurück konnten sie nicht, da sie den Abgrund hinter sich hatten und auf den Besitzer des Lichtes zu warten gefiel ihm auch nicht besonders. Da entdeckte er einen Spalt in der Wand, der relativ breit war, zumindest breit genug, um sich darin zu verstecken. „Vorsicht“, warnte Severus den Gryffindor vor, bevor er unter dessen Arme griff und ihn hochzog. Zwar konnte Harry nicht selbst stehen, doch so zog Severus ihn zum Spalt und rutschte so weit wie möglich dort hinein. Am Ende war es gerade so breit wie die Schultern des Slytherins und er hockte sich dort hin, Harry vor sich. Eilig sprach der Tränkemeister einen Muffliato und weitere Schutzzauber, jedoch nicht zu viele, da diese Wesen eventuell Magie aufspüren konnten. Nun konnten sie weder gesehen, noch gehört werden, doch riskant war ihr Versteck dennoch. Der Gryffindor lehnte mit dem Rücken an Snapes Brust und versuchte so leise wie möglich zu atmen. Der Lichtschein wurde immer heller und schließlich konnten sie zwei Stimmen hören. Sie unterhielten sich, doch konnten beide nicht verstehen, was gesagt wurde, da ihnen diese Sprache völlig fremd war. Sie hatte keine Ähnlichkeit mit irgendwelchen bekannten Sprachen und war zudem sehr rau und grob. Sowohl Harry als auch Snape hielten die Luft an, als zwei Gestalten erschienen, die ein wenig Kreacher ähnelten, nur in viel größer. Sie müssten ungefähr einen Kopf kleiner sein als sie, hatten lederne, braune Haut, große Glubschaugen, schiefe, spitze Zähne aber kleine Ohren, die als einziges nicht an den Hauself erinnerten. Ihre Bekleidung war so schmutzig und unscheinbar, dass man von weitem denken könnte, die Wesen hätten nichts an. Einer der beiden hielt eine Laterne in der Hand und zusammen besahen sie sich den Abhang. Hatten sie mitbekommen, dass diese Falle zugeschnappt war? Suchten sie jetzt nach irgendwelchen Leichen? Einer der Wesen deutete plötzlich auf den Boden und sie beugten sich über etwas. Fieberhaft überlegte der Slytherin, ob sie etwas hatten liegen lassen, doch eigentlich hatte er darauf geachtet alles mitzunehmen. „Gaaath“, sagte einer der beiden laut und deutlich und auf einmal spannte Harry sich an. Reflexartig hielt Severus ihm die Hand vor den Mund, doch das war völlig zwecklos. Ganz plötzlich fühlte Harry sich, als würde sein Herz in Flammen stehen und dieses Feuer breitete sich rasend schnell durch seinen gesamten Körper aus. Jede einzelne Ader in ihm hatte Feuer gefangen und auch die vorher gefühllosen Beine brannten höllisch. Harry sah nichts mehr, hörte nichts mehr und schrie aus Leibeskräften. Es waren unglaubliche Schmerzen. Vor seinen Augen sah er seine Äderchen, die ihm komplett die Sicht versperrten, während sein Körper verbrannte. Er wollte, dass es aufhörte. Er wollte sterben, Hauptsache es hörte auf. Warum tötete Snape ihn nicht einfach?! Völlig hilflos sah Snape zu, wie der Gryffindor den Kopf zurück auf seine Schulter legte, die Augen aufriss, jeden Muskel des Körpers anspannte und sich die Seele aus dem Leib schrie. Irritiert sah er zu den Orks, die sich umsahen und vielleicht gerade darauf lauschten, ob irgendwo jemand zu hören war. Merlin sei Dank hatte er den Muffliato verwendet. Wie auch immer diese Biester es angestellt hatten, sie bereiteten Harry Höllenqualen. Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde Potter endlich still, erschlaffte vollkommen und sein Kopf sackte zur Seite, so dass seine Stirn an Severus' Hals lag und er den kalten Schweiß auf dessen Stirn fühlen konnte. Der Gryffindor zitterte am ganzen Leib vor Überanstrengung und atmete ebenso zittrig. Auf dem linken Ohr konnte der Slytherin nur noch ein Piepen hören. „Potter“, flüsterte Severus dem anderen zu, doch dieser zeigte keine Reaktion. Die Orks rührten sich wieder. Sie hatten nichts bemerkt und gingen nun wieder schwatzend den Gang zurück. Als sie im Stockdunklen saßen und Severus sich absolut sicher war, dass sie außer Hörweite waren, löste er die Zauber auf und versuchte aufzustehen. Mehr schlecht als Recht. „Potter. Kannst du die Beine bewegen? Potter!“ Ein schwaches Murmeln war die Antwort, doch bewegen tat sich der andere nicht. Grummelnd hievte der Slytherin sich und Harry hoch und ignorierte dabei die Stiche in seiner Seite, während er Harry aus dem Spalt herauszog. Vorsichtig legte er ihn auf die Seite. Noch immer zitterte der Grünäugige und schien halb ohnmächtig zu sein. Was hatten die mit ihm gemacht? Severus schlich zu der Stelle, wo die Orks sich hingekniet hatten. Dort hatte Harry gelegen, also muss da eine Blutlache gewesen sein, doch jetzt war kein Blut mehr zu sehen. Hatten die es geschafft es aufzusammeln? Und was hatten sie damit vor? Der Slytherin schluckte. Mit Pech war Potters Ausbruch erst ein Vorgeschmack von dem, was sie noch mit ihm anstellen konnten. Einige Orkarten waren durchaus mit der schwarzen Magie vertraut. Etwas beunruhigt ging er zurück zu Potter, der ihn nun wieder ansah, jedoch immer noch schwach wirkte. „Ich spüre meine Beine wieder“, krächzte er leise, nachdem er vorhin seine Stimme so verausgabt hatte. Beinahe wäre dem Slytherin ein Schmunzeln übers Gesicht gehuscht. „Na wenigstens etwas.“ „Trotzdem... tut alles weh“, ächzte der Gryffindor, wollte sich auf den Rücken drehen, ließ es jedoch bleiben, als er den Schmerz am Steißbein merkte. „Haben Sie... alles geheilt bekommen?“ „Das werden wir sehen, wenn du versuchst du laufen.“ „Was ist eben mit mir passiert?“, fragte Harry weiter. Überlegend fragte der Tränkemeister: „Wie hat es sich angefühlt?“ „Meine... mein Blut hat Feuer gefangen... im ganzen Körper“, erzählte Harry schwach. Severus nickte leicht und sah seine Vermutung bestätigt. „Diese Orks beherrschen schwarze Magie. Sie haben dein Blut mitgenommen, das da vorne auf den Boden getropft ist.“ Unsicher sah Harry den anderen an. „Heißt das, sie können damit jetzt anstellen was sie wollen? Was werden die mit mir machen?“ „Ich weiß es nicht“, schüttelte Snape den Kopf. „Glaubst du du kannst weiter?“ Harry seufzte, stützte sich mit den Armen ab und versuchte aufzustehen. Allerdings waren seine Muskeln sehr schwach und schmerzten, sodass er sich gleich wieder sinken ließ. „Nein, ich schätze nicht. Aber was ist, wenn sie wiederkommen?“ „Das müssen wir eben jetzt riskieren“, sagte der Slytherin und begann die Schutzzauber auszuführen. „Ruh dich aus, wir rasten hier.“ Es dauerte nicht lange, da war der Gryffindor eingeschlafen. Severus musste zugeben, dass er sich ein wenig Sorgen machte. Erst einmal wusste er nicht, ob er die Verletzung wirklich geheilt hatte und zum anderen gab es hier Orks, die sich gar nicht weit weg befanden. Wenn diese Wesen so lange überlebt hatten, dann musste es ein ganzes Volk davon geben und dem wollte der Slytherin nicht unbedingt begegnen. Außerdem konnten sie mit Harrys Blut anstellen was sie wollten. Sie hatten keine andere Wahl als den Weg zu nehmen, woher die Orks gekommen waren, doch das erhöhte auch ihre Chancen in deren Lager zu stolpern. Harry war nach dem Nickerchen fit genug die nächste Wache zu übernehmen, auch wenn er nicht wusste, wie er sich hinsetzen sollte. Bewegen konnte er die Beine, doch er hatte es noch nicht gewagt aufzustehen. Schmerzfrei war er zudem auch nicht, aber man konnte nicht alles haben. Nachdem Snape ausgeruht war, aßen sie etwas und wollten dann aufbrechen. Wie zu erwarten war, tat der Gryffindor sich schwer. Sein Körper war unglaublich steif, auch ohne den Muskelkater, und er zog sich an der Wand hoch, um überhaupt aufstehen zu können. Auf der Rückseite seiner Oberschenkel zog ein widerlicher Schmerz hindurch und er konnte nicht gerade stehen, geschweige denn laufen. „Verdammt“, murmelte er mit zusammengebissenen Zähnen. „Geht nicht?“, kam der Slytherin zu ihm und schob Harrys Mantel zur Seite, um sich das anzusehen. Der Grünäugige schluckte, weil Snape dabei auch am Hosenbund beigehen musste, doch momentan lenkte ihn der Schmerz zu genüge ab. „So kann ich unmöglich laufen“, japste er. „Vielleicht ist ein Nerv eingeklemmt“, überlegte der Slytherin, nahm den Zauberstab und drückte mit den Fingern auf der Stelle herum. Dabei ging Harry sofort an die Decke. „AH! Hey, nicht so grob!“ „Soll ich dir nun helfen oder nicht?“, murrte der andere nur und Harry knurrte vor sich hin. Warum musste ihm das auch passieren? Alles nur nicht die Wirbelsäule. Na gut, vielleicht doch nicht alles. „Besser?“, fragte Snape schließlich und Harry richtete sich vorsichtig weiter auf. „Ja, denke schon“, sagte er und machte testweise ein paar Schritte. Schön war es zwar nicht, aber es war definitiv besser als vorher. Und so gingen sie los, wenn auch ziemlich langsam und Harry stützte sich vorsichtshalber immer mit einer Hand an der Wand ab. Er wusste nicht so ganz, in welcher Position er besser laufen sollte, gebeugt oder gerade. Bei seinen verschiedenen Versuchen gab er ein Ächzen von sich, was den Slytherin auf die Palme brachte. „Potter, jetzt reiß dich ein bisschen zusammen. Ich jammer doch auch nicht herum.“ Wütend wollte Harry was erwidern, doch ihm fiel nichts schlagkräftiges ein. Irgendwo hatte er ja schon Recht, Snape lief seit Tagen mit gebrochenen Rippen herum und beschwerte sich nicht, obwohl sie regelmäßig was abbekamen. Durch das ständige Belasten und Verschieben hatten sie auch keine Chance wieder zu verheilen. Trotzdem kam der Gryffindor nicht drumherum, nach schon kurzer Zeit eine Pause zu verlangen. Er legte sich der Länge nach hin und seufzte erleichtert auf. In dem Tempo würden sie hier nie herauskommen. Das dachte Snape sich wohl auch, denn der setzte sich knurrend neben den anderen. Einige Minuten rang er mit sich, doch dann sagte er: „Zeig mal her.“ Harry drehte sich auf die Seite und Snape besah sich das nochmal. Es war blau und gelb geworden, was wohl bedeutete, dass er es doch nicht geschafft hatte das Gewebe komplett zu heilen. Leicht angeschwollen war es auch. Eigentlich hatte er vorgehabt das ein bisschen zu massieren, doch wenn es so aussah, war er sich unsicher, ob das nicht alles verschlimmern würde. Wenigstens die Muskeln wollte er ein wenig lockern und so begann er großzügig um die Stelle herum zu massieren. Es überraschte den Gryffindor ein wenig, doch es fühlte sich nicht schlecht an und so ließ er es kommentarlos geschehen, genoss es sogar. Es war erstaunlich wie sanft Snape sein konnte. Wie seine feingliedrigen Finger genau den richtigen Druck ausübten, damit es für Harry am angenehmsten war. Erschöpft schloss Harry die Augen, genoss die Behandlung und vergaß völlig darüber nachzudenken, ob diese Situation gerade nicht ein wenig merkwürdig war. „Wie fürsorglich ein Todesser doch sein kann“, murmelte er schon halb im Dämmerschlaf. „Wie angenehm ruhig doch mal ein Potter sein kann“, kam als Antwort zurück, was Harry ein belustigtes Schnauben entlockte. „Wie Sie sehen muss man dafür nur lieb zu mir sein“, schnurrte Harry frech. „Das fällt einem schwer, wenn in deinen Augen ständig dieses herausfordernde Glitzern zu sehen ist“, argumentierte Snape. „Die schreien geradezu 'Na los, egal was Sie sagen, mir fällt schon eine neue Frechheit ein'.“ „Komisch, das Gefühl habe ich eher bei Ihnen. Geben Sie es zu, Sie denken pausenlos darüber nach, welche Gemeinheit Sie mir als nächstes an den Kopf werfen können.“ „Natürlich, weil ich in meiner Freizeit nichts lieber tu, als ständig über dich nachzudenken“, antwortete der Slytherin so sarkastisch, dass es Harry erneut ein Grinsen aufzwang. „Da, genau dieses Glitzern meine ich“, ergänzte Snape ein wenig schnippisch. „Hey, ich hatte gar nicht vor was fieses zu sagen“, beschwerte sich der Gryffindor. „Das kann jeder behaupten.“ „Schonmal daran gedacht, dass Sie da einfach etwas falsch interpretieren?“ „Niemals.“ „Natürlich nicht.“ Mit dieser trockenen Antwort hatte der Slytherin nicht gerechnet und beobachtete den anderen skeptisch. Schelmisch grinste Harry zurück und wusste nun selbst, dass dieses besagte Glitzern wohl erneut in seinen Augen auftauchen musste. Murrend setzte Snape seine Hand in Harrys Nacken an und begann dort zu massieren, sodass dem Gryffindor nichts anderes blieb, als entspannt den Kopf und damit auch den Blick sinken zu lassen. Das war ja mal eine ganz neue Methode von Snape, um eine Diskussion zu beenden. Nach der Pause ging es dem Gryffindor schon besser und sie konnten ein wenig schneller laufen. Zwischen den beiden war die Stimmung wahrscheinlich so gut wie noch nie. Zwar waren sie nicht fröhlich am Plaudern, aber sie konnten miteinander umgehen wie völlig normale Menschen auch. „Werden diese Wesen nicht nach uns suchen? Immerhin wissen sie, dass wir hier irgendwo sind“, überlegte Harry laut. Der Slytherin dachte nach. „Vielleicht wissen sie auch, dass du zu ihnen kommen wirst. Ob nun freiwillig oder nicht.“ Das brachte den Gryffindor zum Schlucken. Würden sie nur wegen seinem Blut dazu in der Lage sein? „Nur mal so zur Info...“, fragte er mit leicht erhöhter Stimme. „Was machen Orks mit Menschen?“ „Ich denke nicht, dass hier die gleichen Bedingungen herrschen, wie bei Orks in den Bergen aber sie werden uns zum fressen gerne haben. Schätze ich.“ Prüfend warf Snape einen Blick zum anderen. „Das würden die anderen Biester doch auch tun, also sind sie nicht schlimmer als die.“ Skeptisch sah Harry zurück. So ganz konnte er das nicht nachvollziehen, aber Snape konnte von denen auch nicht verhext werden. Mit einem mal wurde der Slytherin langsamer und Harry erkannte auch warum. Um sie herum wurde es seltsam dunstig, wie bei Nebel. Der Zauberstab hatte keinen blauen Schein mehr sondern einen gelben. Je weiter sie gingen, desto dichter wurde der Nebel und Harry blieb dicht beim Tränkemeister. Was war das? „Atme das nicht ein“, murmelte Snape und zog sich den Mantel über Mund und Nase, was Harry ihm gleichtat. Das Licht des Zauberstabes brachte kaum noch etwas und durch den dichten Nebel war nichts zu sehen. Bald wurde Harry bewusst, wie dicht diese Substanz war und dass es unmöglich war sie nicht einzuatmen. 'Das ist unser Ende.', dachte Harry. Er spürte wie seine Sinne schwanden. So gut es ging versuchte er sich an Snape zu orientieren, doch das war leichter gesagt als getan. Es war schwer das Gleichgewicht zu halten, weil der Nebel nicht erkennen ließ, wo oben und unten war. Der Schmerz im Rücken verschwand und dem Gryffindor wurde ganz leicht ums Herz. Alle Sorgen waren weg, ähnlich wie bei einem Imperio. Er vergaß wo er war, was er wollte, er schwebte nur noch in diesem wundervollen Nebel, der wie flauschige Watte auf ihn wirkte. Sein Körper fühlte sich taub und gleichzeitig intensiv an. Zwar wusste er nicht einmal mehr, ob er die Beine zum laufen bewegte, ob er stand, saß oder lag, doch einige Empfindungen waren dann doch da, auch wenn er nicht erklären konnte was es war. Ein leichter Druck an seinem Arm, an seiner Taille und ein wunderbar warmes Gefühl im Bauch. Genüsslich schloss Harry die Augen und konzentrierte sich auf diese Wärme, die bald zu einer erregenden Hitze wurde. Ihm entkam ein Seufzen und als er die Augen wieder öffnete, sah er in die schwarzen Tiefen des anderen. Ihre Lippen trafen sich wieder und die Hitze in Harrys Bauch breitete sich weiter aus, wich einer ungebändigten Lust. Harry presste seinen Körper an den anderen, wollte ihn spüren, so intensiv wie möglich. Ihre Küsse wurden wilder, Snape drückte den anderen an die Wand und küsste sich gierig an seinem Hals hinunter. Immer mehr die Kontrolle verlierend, rieben sie sich aneinander, seufzten und stöhnten, rissen an den Klamotten und strichen über die Haut des anderen. Harry strich mit der Zunge über Snapes Hals zu dessen Schlüsselbein, genoss das Seufzen des anderen und sog dessen Duft ein. Ungeduldig zerrte der Slytherin an Harrys Gürtel, während Harry sich an seinem Hals wieder hoch küsste. Endlich war die Hose des Gryffindors offen und dieser stöhnte dem anderen ins Ohr, als seine Hand hineinglitt. Sie waren nicht mehr in der Lage zu denken, so sehr waren sie von ihrer Lust eingenommen. Sie wollten mehr, viel mehr, sie wollten alles vom anderen haben.   Es drehte sich alles. Warum war es stockdunkel, obwohl er sich sicher war die Augen offen zu haben? Irritiert strich Harry sich über seine Augen. Wo war er? Der Boden war hart und kalt, doch sein Kopf lag doch auf etwas... Sofort schreckte er auf. Er hatte auf nackter Haut gelegen, da war er sich sicher. Er hatte sogar einen Herzschlag gehört. Warum war es nur so dunkel und kalt? Bibbernd rieb er sich über die Arme und erschrak. Er hatte kein Oberteil an. Hastig strich er sich über die Beine, doch die Hose war noch da wo sie hingehörte. Erst jetzt wurde ihm wieder klar, dass er sich in Necrandolas befand. Wo war denn nur sein Zauberstab? Er brauchte Licht. Vorsichtig tastete er auf dem Boden herum, bis er Stoff zu fassen hatte und darunter das Stück Holz fand. „Lumos“, flüsterte er und sofort kam ein Knurren von seiner Seite. Neben ihm lag Snape. Offensichtlich hatte er geschlafen und wurde nun mit dem Zauberstab von Harry geblendet. Jetzt war Harry völlig verwirrt. Snapes Hemd war aufgeknöpft und Harry hatte wohl auf seinem Bauch geschlafen. Sein Gürtel war geöffnet und schnell sah Harry an sich selbst herab. Seine Hose war offen. Was zum Teufel war passiert? Und warum lagen sie hier völlig schutzlos und schliefen? Nach einigem Umsehen fand Harry seinen Mantel und Pullover und zog sich hastig an, noch immer bibbernd vor Kälte. Langsam kam der Slytherin auch zu sich und beobachtete den anderen sprachlos. „Was...“, begann er, sah an sich selbst herab und richtete sich auf. „Was ist passiert?“ Snape bewegte sich als hätte er einen schlimmen Kater und zog sich langsam wieder an. „Ich... hatte gehofft, Sie könnten mir das sagen“, erwiderte Harry. Während der Gryffindor seinen Mantel zuknöpfte, sah er den Weg zurück und stockte. Da war eine Nebelwand. Dieser Hinweis brachte ihm seine Erinnerungen zurück. Sie waren in den Nebel gegangen und da drin hatte er die Orientierung verloren. Der Rest erschien ihm nur noch schemenhaft. Hatte er das geträumt, oder...? Das musste ein Traum gewesen sein. Aber warum waren sie dann beide nur halb angezogen? „Der Nebel...“, begann Harry und Snape folgte seinem Blick. Anscheinend erinnerte er sich nun auch, denn seine Augen wurden groß vor Entsetzen. Etwas hilflos öffnete er den Mund, um zu sprechen, brachte jedoch keinen Ton heraus. „War das... ein Traum?“, fragte Harry zögerlich. „O-Oder haben wir....?“ Er wagte es nicht es weiter auszusprechen. Snape rührte sich nicht und es war schwer zu sagen was er dachte. „Das...“, begann er zögerlich. „Das... ergibt keinen Sinn. Ich meine... was...“ Wäre die Situation gerade nicht so verrückt, hätte Harry über den anderen gelacht. Ein Tränkemeister, der sprachlos wegen der Wirkung einer gasförmigen Substanz war, unglaublich. „Das...“, versuchte er es erneut. „Das hätte doch nichts... tödliches an sich. Es sei denn...“ „Es sei denn was?“ „Es sei denn diese Wirkung... dieser Nebel soll als Ablenkung dienen.“ „Und warum leben wir dann noch?“, fragte Harry stirnrunzelnd. Eine kurze Stille trat ein, in der Snape langsam den Kopf schüttelte. „Ich weiß es nicht. Ich kann mich nicht daran erinnern wie wir da wieder herausgekommen sind.“ „Ich... weiß auch nicht mehr viel“, erwiderte Harry und zermarterte sich das Hirn. Doch das einzige, woran er sich erinnerte, war seine ungebändigte Lust, Snapes verlangenden Küsse und ihre... Laute. Peinlich berührt setzte er hinzu: „Haben wir... also... sind wir... ich meine...“ Obwohl der Gryffindor nichts vernünftiges zu Stande brachte, verstand Snape ihn. „Tut dir irgendwas anderes weh als der Rücken?“, presste er heraus und Harry spürte, wie sein Gesicht heiß wurde. Er schluckte, schüttelte dann jedoch den Kopf. Langsam stand der Slytherin auf, überlegte noch kurz und sagte dann: „Dann haben wir nicht.“ Kurzerhand schnappte er sich den Zauberstab aus Harrys Hand und ging den Gang hinunter. Mehr wollte er nicht dazu sagen? Das war alles?! Sie hatten beinahe miteinander geschlafen, oder hatten es vielleicht sogar, und der Kerl ging einfach weiter?! Na toll, da hatte er seine ersten richtigen sexuellen Erfahrungen gemacht und die waren erstens manipuliert worden und zweitens erinnerte er sich kaum daran. Zudem waren sie mit einem Mann. Und nicht nur mit irgendeinem, sondern mit SNAPE. „Hey, wer sagt überhaupt, dass ich unten gelegen hätte?“, beschwerte Harry sich und rappelte sich endlich auf, um Snape zu folgen. Nach einigen Schritten spürte er, dass es seinem Rücken wohl doch nicht so gut ging, wie zuerst angenommen, aber es war besser als zuvor. „Über so etwas diskutiere ich nicht mit dir, Potter“, antwortete Snape. Die Wut des Gryffindors kochte wieder hoch. „Warum? Sind Sie etwa zu stolz für sowas? Tun Sie nicht so, als seien Sie immer der Überlegene!“ „Potter, es reicht“, knurrte der Tränkemeister gefährlich leise. „Sie haben doch nur Schiss, dass es doch anders herum gewesen sein...“ Blitzschnell griff Snape nach dem Kragen des anderen und drückte ihn an die Wand. Völlig überrascht sah Harry in die schwarzen Augen, die ihn wütend anfunkelten. „Ich sagte es reicht!“ Warum tickte er denn wegen so etwas so aus? War Harry zu weit gegangen? Sie hatten sich schon oft genug gestritten, aber Snape wurde nicht einfach so handgreiflich. „Was ist Ihr Problem?“, fragte der Gryffindor verständnislos. „Du bist mein Problem!“, keifte Snape zurück, schubste Harry zur Seite und ging dann den Gang weiter. Das versetzte dem Gryffindor einen leichten Stich, worüber er sich sofort ärgerte und beschloss diese Wut am anderen auszulassen. „Geht das vielleicht auch etwas präziser?“, rief Harry genervt. „Hör einfach auf mich zu nerven!“ Wütend schnaubte der Grünäugige. Er fühlte sich ungerecht behandelt. „Zieh das Messer“ Was? Was dachte er denn gerade für einen Blödsinn? Doch sein Arm schien ihm nicht zu gehorchen und er griff in die Manteltasche. Was war hier los?! Wie von selbst setzte er sich in Bewegung und folgte Snape, während er das Messer herausholte. „Stich zu“ Vor Entsetzen riss Harry die Augen auf. Was ging hier vor sich?! Sein Körper gehorchte ihm nicht mehr! Er lief jetzt dicht hinter dem Slytherin und seine Hand hob sich, um mit dem Messer auszuholen. Verzweifelt kämpfte er dagegen an, doch es brachte nichts. „Töte ihn“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)