Die Grotten von Necrandolas von -wolfsmoon- ================================================================================ Kapitel 36: Nichts mehr zu verlieren ------------------------------------ Ganz langsam wurde Harry wieder klar im Kopf, fühlte sich dennoch unglaublich schwach. Irgendwann schlief Snape sogar ein und so sprach Harry die Schutzzauber und hielt die erste Wache. Wenn sie jedes mal so knapp erst Wasser finden würden, wäre das verdammt gefährlich. Die Wahrscheinlichkeit wegen Durst hier zu sterben, war wohl am höchsten. Von der Seite musterte Harry den Slytherin und bekam ein seltsames Gefühl dabei. Warum drehte er momentan so am Rad, wenn er so dicht beim anderen war? Hatte er sie nicht mehr alle? Er konnte doch nicht ernsthaft Interesse an Snape zeigen. Außerdem konnte der Gryffindor sich nicht entsinnen schwul zu sein. Gut, viel Erfahrung mit Frauen hatte er zwar auch nicht, aber er hatte wenigstens Interesse an ihnen gezeigt und noch nie an einem Typen. Was würden Ron und Hermine sagen, wenn er ihnen erzählte er hätte sich in Snape verknallt? Wenn er es ihnen denn jemals erzählen könnte. Snape hatte schon recht, wahrscheinlich hielten sie alle für tot.   Severus war verwundert, als er feststellte, dass er eingeschlafen war. Im Sitzen war das noch unbequemer gewesen als sonst und er musste sich erstmal strecken. Gleich darauf machte sich Potter bereits lang, um ebenfalls ein bisschen Schlaf abzubekommen. Der Tränkemeister schnappte sich den Zauberstab und übernahm die Wache. Noch immer ärgerte er sich darüber, dass er so blöd gewesen war seinen Zauberstab loszulassen. Nach all der Zeit als Todesser hätte ihm das nicht passieren dürfen. Mit Harrys kam er zwar auch klar, aber er gehorchte ihm nicht zu hundert Prozent, allein schon weil er nicht der richtige Besitzer war. Dieser Zauberstab war viel biegsamer und leichter und wirkte auf den Tränkemeister dadurch zerbrechlich. Doch es blieb ihm nichts anderes übrig, als mit diesem klarzukommen, wenn er sich nicht ständig hinter Potter verstecken wollte. Und diesem konnte er wohl auch nicht mehr über den Weg trauen. War diese Aktion von Potter an der Schlucht jetzt einmalig oder würde er sich die ganze Zeit an ihn heranschmeißen? Was dachte der sich dabei? Fand er das lustig? Als ob ein Potter ernsthaftes Interesse an ihm zeigen würde. Pah! Plötzlich wurde Severus aufmerksam. Die Barriere, sie hatte sich aufgelöst. So etwas passierte nicht einfach so, also stand er auf und erhob verteidigend den Zauberstab. Abschätzend sah er sich um, konnte jedoch nichts verdächtiges hören oder sehen. Leise schlich Severus umher. Als sein Blick auf Harry fiel, stockte ihm der Atem und er kam im nächsten Moment zu ihm geeilt. Ein großer, dunkler Schleier lag über dem Gryffindor, der friedlich weiterschlief. Er schien nicht zu merken, dass dieses Tuch ihn gerade zu ersticken versuchte. Der Tränkemeister riss an dem Tuch, bekam es jedoch nicht los, so eng hatte es sich um den Jüngeren gewickelt. Zögerlich hob er den für ihn so fremden Zauberstab und wusste sofort, dass er auf Anhieb keinen Patronus beschwören könnte. Also schickte er stattdessen einen anderen Zauber los. Zum Glück traf er wirklich nicht den Gryffindor und das Tuch ließ locker. Eilig zog er es vom Grünäugigen ab, der sogleich erwachte und keuchend hustete. Auch wenn er den Lethifold nun überrascht hatte, wusste Severus, dass es noch nicht vorbei war. Sogleich richtete das Tuch sich senkrecht auf und schwebte dann mit hoher Geschwindigkeit auf den Slytherin zu, der den Zauberstab fallen ließ und sein Körper eingewickelt wurde. „Potter!“, keuchte er solange sein Mund noch nicht verdeckt werden würde. „Einen Patronus!“ Langsam hatte sich der Gryffindor erholt, schien jedoch nicht zu begreifen was los war. Er griff nach dem Zauberstab und eilte dann zum Tränkemeister, dem der Hals zugeschnürte wurde. „Nein, Patronus!“, rief Severus noch, bevor ihm der Mund verschlossen wurde. Endlich schien Potter zu begreifen, beschwor den Hirsch herauf und sofort ließ das Tuch Severus los, um vor dem Patronus zu fliehen. Keuchend rieb der Slytherin sich den Hals und auch Harry war noch außer Atem. „Was war denn das?“, fragte er verwirrt. „Ein Lethifold“, keuchte der Tränkemeister. „Ein lebendiges Leichentuch. Es hätte dich fast im Schlaf erstickt. Aber war ja klar, dass du mal wieder keine Ahnung hast.“ „Mich...“, begann Potter, beendete den Satz jedoch nicht. Noch gar nicht richtig wach, sah er auf den Zauberstab in seiner Hand und schien die Situation im Kopf noch einmal nachzustellen. „Wissen Sie“, begann der Gryffindor und sah dann herausfordernd auf. „Jedes Mal wenn Sie mich darauf hinweisen, wie wenig ich doch weiß, kann ich Ihnen ja die Strichliste aufführen, wie oft Sie bereits den Zauberstab haben fallen lassen.“ Sofort verengten sich Snapes Augen feindselig zu Schlitzen. „Das ist alles andere als witzig, Potter“, knurrte er und entriss dem anderen grob den Zauberstab, um die Führung zu übernehmen. Harry wusste, dass seine Andeutung mehr als gemein war, aber irgendwie musste er es dem Tränkemeister ja heimzahlen, wenn der ständig auf seinem mangelnden Wissen herumhackte. Schweigend liefen sie weiter, wobei das Schweigen von Snape ausging. Augenverdrehend tat Harry das eine Zeit lang als schnippisches Beleidigtsein ab, doch bald hatte er das Gefühl, den anderen würde noch irgendetwas anderes stören. Harry überlegte, ob es am Hunger lag, denn es mussten schon wieder mehrere Tage vergangen sein, seit sie was gegessen hatten. Oder trauerte er doch noch seinem Zauberstab hinterher? Wie kam es überhaupt, dass sie noch nie an so eine Schlucht oder ähnlichem baulichen Hindernis gekommen waren? Oder gab es nur die eine? Das konnte sich der Gryffindor nicht vorstellen. Vielleicht waren sie jetzt in der Mitte des Labyrinths angekommen und nur da gab es solche Hindernisse. Das würde auch bedeuten, dass sie bald auf weitere stoßen müssten. Doch wenigstens konnte so etwas ihnen große Kreaturen vom Hals halten. „Ach das hat doch keinen Sinn!“, rief Snape auf einmal verärgert aus, sodass Harry sich erschreckte. Mürrisch ließ der Slytherin sich an der Wand nieder und verschränkte die Arme über seinen Knien. „Was hat keinen Sinn?“, fragte Harry irritiert nach. „Das alles hier!“, machte der andere eine allumfassende Geste. „Wie lange sollen wir noch hier herumirren und krampfhaft nach Wasser und Essen suchen, wenn wir dadurch eh nur wieder ein paar Tage durch die dunklen Gänge wandern, bis das ganze wieder von vorne losgeht?“ „Und was sollen wir stattdessen tun?“, verdrehte der Gryffindor leicht genervt die Augen. „Wir zögern unseren Tod nur hinaus“, murmelte Snape nun doch leiser. „Es ist besser einfach hier zu bleiben und schnell zu sterben.“ 'Nicht die Nummer schon wieder.', ächzte Harry und überlegte, was er tun sollte. „Ich habe Ihnen gesagt, dass ich den Ausgang finden will und das werde ich auch. Wir kommen hier schon wieder heraus.“ „Wie kannst du dir da so sicher sein?“, sagte Snape leise und sah Harry nun doch etwas unsicher an, was diesen beinahe zum Schmunzeln gebracht hätte. „Sie müssten doch schon in genauso aussichtslosen Situationen gewesen sein wie ich. Und es gab immer einen Ausweg, auch wenn man ihn nicht sah.“ Eine kurze Stille trat ein, in der Snape den anderen musterte, schien jedoch nicht überzeugt. „Nun kommen Sie schon hoch“, streckte Harry seine Hand aus und lächelte leicht. „Wir können nur wissen, ob wir hier rauskommen, wenn wir es versuchen.“ Ohne auf die Hand des Gryffindors zu achten, sah Snape ihn verständnislos an. Es war seit der Schneeballschlacht das erste Mal, dass Harry ihn anlächelte. „Wie schaffst du es in so einer Situation noch zu lächeln?“ Achselzuckend antwortete der Grünäugige: „Würde es helfen, wenn ich deprimiert durch die Gegend laufen würde?“ Es kam keine Antwort und nach einer kurzen Pause ergänzte Harry: „Sie haben mir mal gesagt, dass ich für Sirius weiterleben soll. Das hilft mir nicht aufzugeben.“ Sein Lächeln wurde zu einem Grinsen. „Außerdem würde ich ein schlechtes Gewissen kriegen, wenn ich Sie das hier alleine durchstehen lassen würde.“ Der Tränkemeister seufzte auf und griff nach der Hand des anderen. Harry zog ihn hoch und stand plötzlich ganz dicht vor dem Slytherin, was ihn aus der Fassung brachte. Sein Herz begann zu rasen und er wurde nervös. Beide erstarrten für einen Moment und bevor Harry überhaupt drüber nachdachte, beugte er sich vor und legte seine Lippen auf die des anderen. Als ob Strom durch seinen Körper fließen würde, ging ein Kribbeln von der Brust abwärts in seinen Bauch. Bevor der Slytherin überhaupt die Chance hatte zu reagieren, hatte Harry sich schon wieder zurückgezogen und wusste nun nicht, wo er hinsehen sollte. Verdammt! Was zum Teufel war in ihn gefahren?! Er hatte SNAPE geküsst!! Und dass er Snapes Blick nicht deuten konnte, machte das ganze nicht gerade einfacher. Verlegen drehte Harry sich weg, räusperte sich kurz und wollte dann einfach peinlich berührt den Gang hinuntergehen. Jetzt brauchte er ganz dringend einen See, in dem er sich ersaufen konnte. Doch der Slytherin packte seinen Arm und hielt ihn auf. Harry schluckte, bevor er es wagte sich umzudrehen und den anderen wieder anzusehen. Sein Blick war noch immer schwer zu deuten, doch offenbar kämpfte er mit sich und dachte scharf nach. „Was ist das für ein Spielchen?“, fragte der Tränkemeister ruhig, mit einer gewissen Kälte. Verwirrt zog Harry die Augenbrauen zusammen und drehte sich wieder komplett dem anderen zu. „Spielchen? Das ist kein Spiel.“ „Verarschen kann ich mich alleine, Potter!“ „Ich sage aber die Wahrheit!“, erwiderte Harry entschlossen, ging wieder ein Stück auf den anderen zu und versuchte aus dessen Augen zu erkennen, was dieser für einen Blödsinn dachte. Aus einem Gefühl heraus trat er dabei viel näher an den anderen heran als nötig. Dann flüsterte er: „Was sollte das auch für ein Spiel sein?“ Severus' Gedanken rasten. Es wirkte nicht so, als würde der andere irgendeine böse Absicht haben und das verwirrte ihn zutiefst. Andererseits... sie würden nicht mehr lange zu leben haben, war es dann nicht egal, ob es ein Spiel war oder nicht? Konnte ihnen jetzt nicht alles egal sein? Selbst die moralischen Vorschriften waren hier in diesem Labyrinth völlig nebensächlich. Was also sprach dagegen das zu tun, wonach ihnen war? Bevor Severus zu einem endgültigen Entschluss kommen konnte, kam der Gryffindor diesmal langsamer näher und sah dabei unsicher in seine Augen, auf der Suche nach einem Anzeichen, ob der Slytherin das wollte oder nicht. Harry vergaß zu atmen und wo sie waren und eine Sekunde später küsste er ihn wieder, dieses Mal viel sanfter und länger. Im ersten Reflex griff Severus nach den Schultern des anderen, um ihn wegzuschieben, doch warum eigentlich? Sie hatten nichts zu verlieren und es fühlte sich eigentlich ganz gut an. Harry war vollkommen überwältigt. In seinem Bauch gab es ein Feuerwerk und als Snape seinen Griff an seinen Schultern lockerte, konnte er nicht anders, als den Kuss zu intensivieren. Jetzt wurde er sogar erwidert und Harry glaubte, sein Herz würde aus seiner Brust springen. Snapes Geruch, das Gefühl seiner Lippen... Harry wollte, dass das niemals aufhört, wollte sich an den anderen klammern, seine Umgebung vergessen, einfach in diesem wunderbaren Gefühl ertrinken, um wenigstens für einen Moment ihrem grausamen Schicksal zu entfliehen. Doch bald beendete der Slytherin den Kuss und der Gryffindor hielt noch kurz die Augen geschlossen, um die Nachwirkungen zu genießen. Er spürte den unruhigen Atem des anderen auf seiner Haut und sah ihn dann wieder an. Snape sah ihn leicht fragend und unsicher an und Harry wusste nicht, was nun zu tun war. Als sie sich einfach nur eine Weile gemustert hatten, löste sich der Slytherin und wollte stumm weitergehen. Nach wenigen Schritten fiel ihm auf, dass Harry den Zauberstab hatte, kam zurück und nahm ihn dem Gryffindor ab, der keine Einwände hatte und den anderen nur musterte. Nur ganz langsam schaltete sich wieder Harrys Gehirn ein. Was... war... denn das gerade gewesen? Was... was sollte er jetzt tun? Wie ging es weiter? Snape schien es auch nicht zu wissen, denn er vermied es den anderen anzusehen und ging stur weiter. Langsam folgte der Grünäugige ihm.   Selbst als sie die nächste Rast machten, sprachen sie nicht miteinander und versuchten sich nicht anzusehen. Offensichtlich waren sie beide vollkommen überfordert und Harry wünschte sich schon, Snape würde ihn wenigstens anpflaumen und so tun, als sei nie etwas gewesen. Doch die Taktik des Slytherins wahr wohl wie immer Ignoranz und das ließ den Gryffindor wütend werden. Snape war so ein Feigling! Immer wenn ihm eine Situation nicht passte, stellte er auf stur. Die Gedanken des Gryffindors wurden unterbrochen, als im Lichtkegel plötzlich ein Wesen stand, welches ihm einen höllischen Schreck einjagte. Das... Tier war etwa so groß wie ein Schäferhund, bleckte seine fies aussehenden Zähne und funkelte sie aus seinen gelben Augen wütend an. Es hatte einen struppigen, rot-braunen Pelz, Stacheln oben auf dem Rücken und... fünf Beine. „Was zum...!“, rief Harry aus und wich zurück. Auch Snape war geschockt und schickte sofort einen Zauber los. Blitzschnell wich das Wesen aus und setzte zum Angriff über. Schnell zog Harry sein Messer, da Snape nun den Zauberstab hatte, und stach blindlings zu, bevor das Vieh Snape erreichen konnte. Er erwischte es an der Schulter, doch statt zurückzuweichen, schnappte es nach Harrys Arm. „AH!“, rief der Gryffindor aus und hätte beinahe das Messer fallen lassen. Das Wesen konnte besser zubeißen als gedacht. Snape schickte einen weiteren Zauber und das Vieh ließ los. Geschockt sah Harry auf seinen Arm, der eine riesige Fleischwunde aufwies. „Pass besser auf, das Vieh ist auf Menschenfleisch spezialisiert!“, rief der Slytherin, während er weitere Zauber schickte, um das Tier zurückzudrängen. „Die Warnung hätte ruhig früher kommen können“, ächzte Harry und ließ zitternd das Messer fallen, damit er es mit der linken Hand wieder aufheben konnte. So gut es ging versuchte Harry den Schmerz zu ignorieren und sich auf seine Verteidigung zu konzentrieren. „Avada Kedavra“, rief Snape aus, doch das Wesen stockte nur, schüttelte den Kopf als wolle es den Zauber abschütteln und stürzte dann auf Harry zu. Perplex wurde dieser umgeschmissen und verzweifelt hielt er das Biest von seinem Gesicht fern. Es stand nun über ihm, das Maul direkt vor Harrys Gesicht und schnappte wild entschlossen. Noch einmal rammte der Gryffindor das Messer in den Körper, direkt in die Brust. Dieses Mal war dem Untier eine Reaktion abzulesen und dunkles Blut lief Harry übers Handgelenk. Im gleichen Moment schickte Snape wieder einen Avada los. Als wäre es von einem Stromschlag getroffen, erzitterte das Wesen über Harry und erschlaffte dann. Angewidert hievte der Gryffindor das Biest beiseite und zog das Messer heraus. Sofort war der Slytherin neben ihm und kontrollierte, ob das Tier wirklich tot war. Harry war das gerade völlig egal, denn sein Arm schmerzte fürchterlich und er wagte es nicht einmal ihn zu berühren, so zerfleischt wie er war. Japsend setzte er sich auf, hielt sich den Oberarm und versuchte den Schmerz wegzuatmen. „Es wäre schön... wenn Sie... mir helfen würden“, presste Harry wütend heraus und endlich bekam er Snapes Aufmerksamkeit. Dieser zog die Augenbrauen zusammen und besah sich den Arm. Konzentriert strich er sich die Haare hinters Ohr und sprach dann einige Zauber und endlich war zu erkennen, wie das Gewebe wieder zusammenwuchs. Ganz verschwinden tat die Wunde jedoch nicht und nur eine dünne Hautschicht bedeckte die Oberfläche. Als ob er alle Zeit der Welt hätte, suchte Snape eine der Salben heraus, die sie aus der Hütte mitgenommen hatten, und rieb damit den Arm ein. „Nicht so fest!“, zischte Harry auf. „Sei kein Weichei“, murrte der Slytherin nur und der Grünäugige warf ihm einen wütenden Blick zu. „Weichei?! Das Vieh hat auf meinem Arm rumgekaut! Was ist das überhaupt für ein Ding?“ Misstrauisch sah Harry zu dem leblosen Körper rüber. „Ein Quintaped.“ „Ein was?“ Augenverdrehend erklärte der Tränkemeister: „Ein menschenfressendes Monster. Müsste Syndia das nicht schon erwähnt haben?“ „N-Nein, ich glaube nicht“, versuchte Harry sich zu erinnern, doch ihm sagte das nichts. Menschenfressend, na herrlich. Das hatte er ja nun am eigenen Leib zu spüren bekommen. „Ich glaube eher, dass du nicht aufgepasst hast“, murmelte der Slytherin und wandte sich wieder ab. „Das wäre dann wohl ein weiterer Punkt auf unserer Strichliste.“ Auch wenn Harry überrascht war, dass der andere seinen blöden Kommentar zu der Strichliste tatsächlich akzeptiert hatte, fing er an mürrisch zu knurren. „Hey, es ist unwahrscheinlich, dass ich das verpasst hätte. Wenn wir das Thema gehabt hätten, dann wüsste ich das auch.“ „Unwahrscheinlich. Nur weil du das Fach magst, heißt es nicht gleich, dass du darin gut bist, Potter“, sagte Snape desinteressiert und besah sich wieder den Quintaped. Schnaubend vor Zorn stand Harry auf. „Das sagen Sie noch nachdem ich Ihnen jetzt schon so oft den Arsch gerettet hab?“ „Plus minus Null, Potter“, leierte der Tränkemeister wieder runter und der Gryffindor grummelte vor sich hin. „Sag mir lieber was du als erstes essen willst.“ „Was?“, fragte Harry verdutzt und vergaß bei seinem Hunger glatt wütend zu sein. „Wir können das Tier essen“, verdrehte Snape ungeduldig die Augen. „Also?“ „Ähm... weiß nicht. Wie genießbar ist es denn?“ „Keine Ahnung, niemand kommt auf die Idee die auf den Speiseplan zu setzen.“ „Warum?“ „Das willst du nicht wissen.“ Das sprach ja nicht gerade dafür, aber was anderes blieb ihnen wohl nicht übrig. Sie hatten seit Tagen nichts gegessen. Snape schnappte sich das Messer des jüngeren und kümmerte sich wieder um die Drecksarbeit. Schon bald konnten sie das Fleisch 'braten' und schafften mehr zu essen als gedacht, doch für ein paar Tage würde der Rest noch reichen. Endlich hob sich auch ihre Laune wieder, obwohl der Gryffindor immer noch mucksch war. Nach der Rast nahm Harry wieder den Zauberstab an sich und ging vor. Nach wenigen Stunden bereute er das, denn er spürte die ganze Zeit Snapes Blick in seinem Nacken und war mehrmals drauf und dran den anderen anzufahren. Allerdings würde das ein wenig kindisch und albern rüberkommen, da der Slytherin ja eigentlich nichts anderes tat als gucken und Harry hatte ihn schon oft genug gemustert, wenn er hinter ihm gelaufen war. Er versuchte sich abzulenken, doch wirklich schöne Gedanken hatte er nicht zur Auswahl. Alles, was hinter diesen Mauern geschah, war unwichtig geworden und auch der Gedanke an seine Freunde betrübte ihn. Hatten die Dursleys eigentlich schon Bescheid bekommen? Wie hatten die reagiert und wer hatte ihnen diese Nachricht überbracht? Vielleicht sogar Dumbledore oder der Minister? Egal wer, die Person wäre auf jeden Fall irritiert, wie die Dursleys reagieren würden. So viel anstand Trauer vorzutäuschen hatten sie vielleicht noch, aber heimlich würden sie einfach nur erleichtert sein. Sicherlich hatte Onkel Vernon daraufhin eine Party veranstaltet. Endlich war er seinen nervigen Neffen los und musste ihn nicht mehr verstecken. Für die Nachbarn würde er sich eine Ausrede ausdenken, die ihn wie einen Trottel dastehen lassen würde. Nur bei Dudley wusste er nicht ganz, wie der reagieren würde. „Potter, gib mir den Zauberstab“, riss der Slytherin ihn aus seinen Gedanken. „Ich fühle mich nicht wohl ohne eine Waffe.“ „Und was ist mit mir?“, wurde Harry wieder verärgert. „Immerhin ist das mein Zauberstab.“ „Du hast noch das Messer“, streckte Snape auffordernd die Hand aus. „Das hätten Sie wohl...“, begann Harry und lief weiter, wurde jedoch unterbrochen, als er plötzlich den Boden unter den Füßen verlor. Der Boden hatte sich auf einmal stark geneigt und nun rollten beide völlig überrumpelt den Weg hinunter. Durch die starke Bewegung hatten sich größere Gesteinsbrocken gelöst und rollten nun mit ihnen zusammen herunter. Harry konzentrierte sich darauf seinen Zauberstab nicht loszulassen und versuchte bei all den Drehungen zu erkennen, wohin sie rollten. „Abgrund!“, rief Snape plötzlich und da sah Harry es auch. Sie rollten auf einen Spalt zu, wo bereits einige Steine hineinfielen. Verzweifelt versuchte der Gryffindor kontrolliert zu rollen, schlitterte bald nur noch den Weg hinunter und schaffte es kurz vor dem Abgrund seine Füße aufzusetzen. Er nutzte den Schwung, um über die Schlucht zu springen, die nicht sonderlich breit war. Auch Snape schaffte es neben ihm und so rollten die das letzte Stück weiter. Es folgte ein Absatz, den sie hinunterstürzten, und plötzlich durchzuckte Harrys gesamten Körper ein Blitz, der ihm den Atem raubte. Es kam eine weitere Stufe, die auf den weiteren Weg führte und unsanft landeten die beiden übereinander. Ächzend strich der Tränkemeister sich die Haarsträhnen aus dem Gesicht und versuchte bei dem ganzen Staub etwas zu sehen. Das Atmen fiel ihm schwer, da seine Rippen wieder etwas abbekommen hatten. Außerdem lag Harry auf ihm und keuchte schmerzerfüllt. „Potter...“, japste der Slytherin. „Runter.“ „Ich...“, begann der Gryffindor, kam aber nicht weiter. Snape tastete nach dem Zauberstab, der neben ihnen lag und leuchtete den anderen an. „Runter sagte ich“, krächzte er atemlos. „Ich... ich...“, atmete Harry nun sehr schnell und schrie dann panisch: „ICH KANN NICHT!“ „Schhh, nicht so laut!“, zischte der Slytherin, bemerkte jedoch verwundert, dass Potter wohl in Panik verfiel und bereits hyperventilierte. „Wie meinst du das?“ „Ich...“, japste Harry und bekam vor Aufregung fast kein Wort heraus. „Meine Beine! Ich... kann nicht...“ „Potter, komm runter“, zischte Snape erneut und brauchte seinen gesamten Atem, um überhaupt mit dem anderen sprechen zu können. „Was ist los?“ „Ich... kann... 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