Die Grotten von Necrandolas von -wolfsmoon- ================================================================================ Kapitel 21: Veränderungen ------------------------- Harry hatte nicht bemerkt, dass jemand den Raum betreten hatte. Levin stand schräg hinter ihm und sah auf die Spielkarten. Luca drehte gerade eine um, als er auch schon ein „Verdammt!“ murmelte. Er hatte Snape erwischt, was zur Folge hatte, dass die Karte explodierte. „Ist das...?“, begann die Hexe verwundert und betrachtete die Karte, als sie sich von selbst reparierte. Der Gryffindor schluckte und hoffte, dass Levin jetzt nicht sauer wurde. Bisher hatten die Schüler dieses Spiel immer ganz gut vor den Lehrern verstecken können. Zu Harrys Entsetzen antwortete Luca auch noch heiter: „Das nennt sich Snape explodiert.“ „Aha“, hob die Lehrerin eine Augenbraue und Harry rechnete schon mit Punkteabzügen, doch zu seinem Erstaunen hörte er die Frau lachen. Irritiert sah er auf zu Levin. „Das ist wirklich... oh man, die Schüler haben aber auch immer wieder neue Ideen“, japste sie zwischendurch, während Harry sie völlig verdattert anstarrte. „Dürfte ich erfahren, was so witzig ist?“, kam es auf einmal vom Eingang und alle drei drehten sich um. Zu Harrys Leidwesen stand dort Snape, der einen Korb voller Tränke auf dem Tisch neben Madam Pomfreys Bürotür abstellte und irritiert näher kam. Harry schnappte erschrocken nach Luft und gefror zur Salzsäule. Der würde das ganze sicherlich nicht witzig finden. „Ach, schon gut“, versuchte Levin sich zu fangen und stellte sich so hin, dass ihr Bruder die Karten nicht sah, was den Gryffindor aufatmen ließ. „Ich glaube nicht, dass das deinen Humor treffen würde.“ Sie trat ein paar Schritte auf den Tränkemeister zu und drehte sich nochmal zu den Jungs um. „Wie ich sehe habt ihr eine gute Beschäftigung gefunden. Dann werde ich mich erst einmal um andere Dinge kümmern und euch in Ruhe lassen. Ich komme später nochmal wieder. Severus, kommst du mit?“ Ohne eine Antwort abzuwarten zog sie den Slytherin Richtung Tür, welcher noch immer skeptisch dreinsah. Bevor die Hexe die Tür hinter sich schloss, grinste sie Harry nochmal an, welcher ihr dankbar zunickte. „Das war knapp“, atmete Harry durch und sah zum grinsenden Luca. „Oh ja, war es.“   „Harry! Hey, Harry ist wieder da!“, wurde der Schwarzhaarige gleich am Gryffindortisch in der Großen Halle begrüßt, woraufhin dieser nur unsicher lächelte. „Ron und Hermine müssten auch gleich kommen. Sie machten sich gerade fertig, als ich losgelaufen bin“, wandte Neville sich ihm zu, der neben Dean saß und eine Suppe löffelte. „Hat wer nach uns verlangt?“, meinte auch schon jemand dicht hinter Harry, der sich zu Hermine umdrehte. Lächelnd begrüßte Harry seine Freundin und auch Ron, der kurz darauf hinter der Braunhaarigen auftauchte. Die drei Gryffindors setzten sich und nahmen vom Putenfilet. „Schon eine Idee, wie du deine Weihnachtsferien herumbekommst?“, wandte sich Ron auf einmal an den verdutzten Harry. „Na, so wie immer, oder nicht?“ „Ich habe dir doch erzählt, dass meine gesamte Familie meine Großtante in Ungarn besuchen geht“, erklärte der Rothaarige schon fast vorwurfsvoll. „Und Hermine ist wie immer bei ihren Eltern. Das heißt, dass du alleine hier bist.“ „Achso. Ja stimmt, das hattest du mal erwähnt“, murmelte Harry nachdenklich. Ja, dieses Weihnachten würde er wohl wieder alleine verbringen. Es wäre zwar nicht das erste mal, aber das letzte Fest hatte er mit den Weasleys und vor allem Sirius verbracht und das verursachte schon ein Zwicken in seiner Brust. „Wir schreiben natürlich so oft es geht“, versuchte Hermine ihren Freund aufzumuntern. „Und du bist ja nicht der einzige, der hier bleibt.“ „Vielleicht kannst du Malfoy ein bisschen im Auge behalten“, warf der Rotschopf ein. „Der war einer der ersten, der sich für die Weihnachtsferien eingetragen hat.“ „Er fährt nicht nach Hause?“, runzelte Harry verwundert die Stirn und war dankbar für diesen Themenwechsel. Achselzuckend schob sich Ron eine Gabel voll in den Mund. „Könnte es daran liegen, dass... Voldemort im Manor ist?“ Harry wollte gerade etwas erwidern, als Hermine ihm zuvorkam: „Ich weiß, dass du glaubst Malfoy sei auf dem Weg ein Todesser zu werden, Harry. Aber wenn es so wäre, würde es ihm dann so schlecht gehen, während... Voldemort immer mehr Macht erlangt?“ Darauf wusste der Gryffindor nichts zu antworten. So gesehen stimmte es zwar, aber Harry bezweifelte, dass Voldemorts Aufstieg Malfoy missfallen würde, geschweige denn dessen Anwesenheit bei ihm zu Hause so viel zusetzen würde. Plötzlich drängelte sich ein Braunschopf zwischen Harry und Ron. „Won Won, hast du schon ohne mich angefangen?“, kicherte die Person, die Harry verdattert als Lavender Brown erkannte, welche sich an Rons Arm klammerte. Verwundert sah Harry zu Hermine, um eine Erklärung zu bekommen, doch die junge Hexe konzentrierte sich mit gesenktem Blick verbissen darauf, ihr Essen so schnell wie möglich herunterzuschlingen und beachtete den Schwarzhaarigen gar nicht. Verwirrt sah Harry zu Ron zurück, der schief grinsend zu Lavender meinte: „Ich dachte deine Hausaufgaben würden noch länger dauern und ich wollte dich nicht stören.“ „Ach, keine Hausaufgabe kann wichtiger sein als mein Schatz“, quiekte Lavender fröhlich und setzte Ron einen Kuss auf die Wange. Hermine ließ ihre Gabel scheppernd auf den Teller fallen und stand eiligst auf. „Bist du fertig, Harry?“, fragte sie schnell und deutete ihm mit ihr zu kommen, welcher noch völlig überrumpelt auf seinen vollen Teller sah. Mit leichtem Bedauern stand er auf, um Hermine aus der Halle zu folgen. Irritiert sah Harry nochmals zu Ron und Lavender, welche nun Anstalten machte, Ron zu füttern. „Sag maaal...“, begann er, sobald er und die Braunhaarige die Große Halle verlassen hatten, „Wie lange war ich eigentlich weg? So viel kann ich doch nicht verpasst haben.“ „Du hast Lavenders Anspielungen nur ständig übersehen. Du warst in letzter Zeit immer so abwesend“, kommentierte Hermine Harrys Frage und wirkte dabei angespannt und zerknirscht. „Sonntag hat Ron Ginny beim Rumknutschen erwischt und spielte verrückt. Sie meinte, dass er nur eifersüchtig sei, weil alle bereits eine Liebesbeziehung hatten außer er. Und jetzt hat Ron aus reinem Trotz diese Beziehung mit Lavender angefangen.“ Wütend stieß Hermine die Tür nach draußen auf und marschierte Richtung See. Irritiert beobachtete Harry seine Freundin. War sie etwa eifersüchtig? Sie hatte sich doch ständig mit Ron in den Haaren. „Also meinst du er hat keine Gefühle für sie?“, hakte er zweifelnd nach. Die Gryffindor öffnete den Mund zu einer Antwort, zögerte jedoch kurz. Etwas unsicherer geworden meinte sie: „Naja, es ist ein komisches Timing, oder? Und er hat Lavender vorher nie beachtet.“ „Hm“, überlegte Harry und blickte über die Wiese. „Beweisen tut das aber trotzdem noch nichts. Wir sollten ihm da eine Chance geben.“ „Hm, ja“, erwiderte Hermine bitter, so dass Harry wieder zu ihr sah. Ihr Gesicht war angespannt und die Augen zu Schlitzen geformt. Sie war tatsächlich eifersüchtig. „Wenn du Recht haben solltest, wird das nicht lange halten. Aber Ron in den Rücken fallen sollten wir auch nicht.“ „Ja, ich weiß“, gab Hermine nur wieder als knappe Antwort. „Leistest du mir dann wenigstens Gesellschaft?“ „Was?“, verstand Harry die Frage seiner Freundin nicht. Irritiert sah er sie an, wobei Hermine nun eher geknickt wirkte. „Na du bist momentan ständig mit dir selbst beschäftigt und... abwesend. Manchmal habe ich das Gefühl du redest sogar mit den Snapes mehr als mit uns.“ Völlig irritiert starrte Harry sie an. „Wie kommst du denn auf sowas? Wann sollte ich überhaupt Zeit haben mich ausgiebig mit den Snapes zu unterhalten?“ „Ich weiß es nicht, aber so wie Professor Levin sich mit dir im Krankenflügel unterhalten hat, wirkte es fast so, als wärt ihr Freunde.“ Skeptisch sah Harry Hermine an. Freunde? „N-Natürlich heißt das nicht unbedingt was Schlechtes“, ergänzte Hermine hastig, „aber es ist... ja, einfach komisch. Wie kommt es, dass ihr euch so gut versteht?“ „K-Keine Ahnung“, zog Harry etwas hilflos die Schultern hoch. „Levin hat mich von Anfang an anders behandelt. Ich habe sie sogar schonmal danach gefragt und sie meinte nur, ich würde es irgendwann verstehen. Aber wie kommst du nur darauf, dass ich nicht mit euch reden würde?“ Seine letzte Frage ignorierend fragte Hermine stirnrunzelnd: „Sie hat also konkrete Gründe dafür, warum sie so freundschaftlich mit dir umgeht?“ „Ich weiß, es klingt komisch“, murrte Harry, als er einsah, dass es wohl keinen Sinn hatte, Hermine von diesem Thema ablenken zu wollen. „Ich habe mal gehört, wie Snape mich als Levins Schützling betitelt hat, aber das hilft mir auch nicht wirklich weiter.“ „Als Schützling“, wiederholte Hermine nachdenklich, während sie zum See liefen. „Luca ist doch entführt worden, weil sie gegen Voldemort arbeitet. Vielleicht ist sie ja zu deinem Schutz hier?“ „Hm“, biss Harry sich überlegend auf die Unterlippe. „Aber deshalb gibt man nicht gleich Dinge aus dem eigenen Privatleben preis, oder? Und irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass sie sich als Streitschlichterin für mich und Snape sieht.“ Grübelnd sah Harry zum Waldrand, während Hermine ihn musterte. Leise und langsam überlegte der Grünäugige weiter: „Vielleicht sieht Levin auch meine Mutter in mir und geht deshalb so mit mir um. Das würde auch erklären, warum sie mir versucht zu erklären, wie ihr Bruder tickt.“ Fragend runzelte Hermine die Stirn. „Inwiefern hat das was mit deiner Mutter zu tun?“ „Tja“, setzte Harry an und ließ den Blick kurz sinken. „Ich habe erfahren, dass Snape der beste Freund meiner Mutter war.“ „Was?!“, keuchte Hermine ungläubig auf und blieb sogar stehen. „Warum hat das nie jemand erwähnt? Sirius oder Lupin oder...“ „Keine Ahnung“, zuckte Harry die Achseln und sah ernst zu seiner Freundin auf. „Das würde mich auch mal interessieren.“ Bei der Härte in Harrys Stimme schluckte Hermine und sah nach Worte suchend über den See. „Das ist seltsam. Irgendwie... fühlt es sich so an als würde das alles ändern.“ „Es ändert ja auch alles“, knurrte Harry und sie setzten ihren Spaziergang um den See fort. „Die ganze Zeit hatte ich eine Person vor der Nase, der mir mehr von meiner Mutter erzählen kann als sonst eine andere lebende Person. Und ausgerechnet diese Person kann mich nicht ausstehen.“ Noch immer völlig verständnislos schüttelte Hermine den Kopf. „Aber das ergibt überhaupt keinen Sinn.“ „Sag das ihm und nicht mir“, knurrte Harry. „Levin hat sein Verhalten mir gegenüber im übrigen als 'faszinierend' betitelt. Sie scheint zu glauben er hätte Angst vor mir oder irgendsowas ähnliches. Weil meine Augen die gleichen sind wie die von Mum.“ „Und wenn da was dran ist?“, warf Hermine ein und Harry sah sie skeptisch an. „Die letzten Jahre über hat er dir immer aus dem Hintergrund heraus geholfen, obwohl er dich behandelt hat wie den letzten Dreck. Das widerspricht sich doch, meinst du nicht?“ Murrend dachte Harry über ihre Worte nach, während er die letzten Wochen Revue passieren ließ. „Ich weiß nicht, er verhält sich momentan seltsam. Im einen Moment ist er wieder das Arschloch und im anderen...“ Harry führte seinen Satz nicht fort, sodass Hermine ihn fragend musterte. „Und im anderen?“ Der Gryffindor biss sich überlegend auf die Lippe, ehe er erzählte: „Er hat mich schon mehrmals nachts auf dem Astronomieturm erwischt und hat sich dabei so seltsam benommen. Irgendwie... netter. Das eine Mal hatte er sich sogar für unseren Streit im Flur entschuldigt.“ „Du meinst den Streit, wo ihr euch vor den ganzen Schülern angebrüllt habt?“, runzelte Hermine die Stirn. „Ja, für den Streit. Ich war auch völlig überrascht deswegen. Außerdem habe ich inzwischen zweimal ein paar seiner Erinnerungen gesehen und ich lebe immer noch.“ Hermine lachte leise auf und schüttelte den Kopf. Nach einer kurzen Pause sagte sie: „Vielleicht versucht Levin nicht nur bei dir ihr Glück im Streitschlichten.“ „Kann sein“, zuckte Harry mit den Schultern. Schwer seufzend strich er sich durchs Haar und zog den Schal enger, da der Wind ziemlich beißend war. „Ich schätze es ist nicht zu leugnen, dass sich seit Levins Auftauchen einiges geändert hat. Es fühlt sich fast so an, als würde sie... versuchen mich in der Familie aufzunehmen.“ „Wenn sie deine Mutter gekannt hat, kann das doch durchaus sein“, musterte Hermine ihren Freund von der Seite. „Und so wie ihr miteinander sprecht, scheinst du dich ja auch gut mit ihr zu verstehen. Mit Luca hast du dir auch viel Mühe gegeben, damit es ihm besser geht. Man könnte meinen du hättest diese Familie inzwischen lieb gewonnen.“ „L-Lieb gewonnen?“, fragte Harry ungläubig. Was war denn das für ein Blödsinn? Er hatte doch nicht... oder hatte er doch? Ja, er verstand sich gut mit Levin und vielleicht hatte sie tatsächlich auch ein wenig Einfluss auf sein Verhältnis zu Snape. Und wenn er ehrlich war, hatte er sich vorgenommen, Luca regelmäßig im Krankenflügel zu besuchen. „Vielleicht“, gab der Gryffindor kleinlaut zu. „Vielleicht ganz bisschen. Aber Snape nicht“, ergänzte er schnell. Da musste Hermine auflachen. „Okay. Bis auf Snape hast du sie lieb gewonnen.“ Grinsend sah Harry zu seiner Freundin. „Du kannst ruhig öfter erzählen, was momentan passiert. Du hast dich in letzter Zeit viel zu sehr verschlossen. Ständig haben wir uns Sorgen um dich gemacht“, erklärte die Hexe und erhielt ein Nicken von Harry. „Tut mir Leid. Es sind einfach verrückte Zeiten“, entschuldigte sich Harry verlegen und fuhr durch sein Haar. Sie hatte ja Recht, er hatte in letzter Zeit ständig den Kopf voll gehabt und nichts davon seinen Freunden erzählt. Normalerweise konnten sie sich immer alles erzählen, aber die letzten Wochen hatte er alles in sich hineingefressen. „Normale Zeiten haben wir noch nie erlebt“, lächelte Hermine weiterhin. Langsam verschwand ihr Lächeln und sie wurde ernst. „Und leider wird es in der nächsten Zeit nicht besser werden. Es riecht nach Krieg.“ Ebenfalls ernst werdend, nickte der Gryffindor. „Ist Ollivander inzwischen wieder aufgetaucht?“ Hermine schüttelte den Kopf. „Nein. Und es verschwinden immer mehr. Die Läden in der Winkelgasse haben zugemacht und auch in Hogsmeade werden die Türen nacheinander verriegelt. Es ist wie die Ruhe vor dem Sturm. Und man kann das Gewitter bereits in der Luft riechen.“ „Um einen Krieg kommen wir wohl nicht mehr herum“, stimmte Harry ihr seufzend zu. „Aber wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben. Irgendwie überstehen wir das alles. Und wir werden einen Weg finden Voldemort zu vernichten.“ „Ich würde ja gerne alle Hoffnung auf Dumbledore setzen, aber er wirkt in letzter Zeit so gebrechlich“, murmelte die Braunhaarige besorgt vor sich hin. „Was mit seiner Hand passiert ist, würde mich mal interessieren“, ergänzte der Schwarzhaarige. „Aber was den Krieg angeht, wollte er mir was beibringen.“ Erstaunt sah Hermine auf und verlangte stumm eine Erklärung. „Ja, er hat mir im Krankenflügel gesagt, dass er mir Unterricht geben will. Was genau er vor hat, hat er mir aber nicht erklärt.“ Aufgeregt drehte sich Harry weiter zu Hermine herüber. „Meinst du er will mir höhere Magie beibringen? Irgendwelche coolen Tricks, die bei einem Kampf gegen Voldemort helfen könnten?“ Skeptisch zog Hermine eine Augenbraue hoch. „Es ist schwer vorzustellen, dass er zulassen will, dass du Auge in Auge gegen Voldemort kämpfst. Wo er dich doch immer beschützen wollte.“ „Aber vergiss die Prophezeiung nicht. Ich schätze ich bin der Einzige, der Voldemort aufhalten kann“, erzählte Harry mit einem flauen Gefühl im Magen. Er alleine gegen Voldemort? Bisher hatte er das Glück gehabt, immer mit heiler Haut zu entkommen. Aber ewig weglaufen konnte er auch nicht. „Ich schätze...“, begann er leise, „ich muss mich ihm irgendwann stellen. Ich habe keine andere Wahl.“ „Aber dann hilft dir Dumbledore doch sicherlich das gut zu überstehen“, versuchte Hermine sich selbst zu beruhigen. „Er wird dir beibringen, wie du ein Duell mit Voldemort überstehen würdest. Und... vielleicht muss es ja gar nicht so weit kommen. Ich weiß, du denkst immer du müsstest alleine kämpfen, aber das ist nicht so. Wir sind doch auch noch da. Wir können dir helfen.“ Mit einem leichten, dankbarem Lächeln sah Harry seine besorgte Freundin an. Natürlich würde sie und auch Ron versuchen, ihm zu helfen. Aber er hatte das Gefühl, dass er da alleine durch musste. Bei allem konnten sie ihm nicht helfen, so wollte es das Schicksal. „Wir werden sehen was Dumbledore sagt“, erwiderte Harry. Langsam gingen die beiden Gryffindors zum Schloss zurück. Sie waren inzwischen die letzten auf dem Gelände, da es bereits dunkel geworden war. Von hier aus konnte man das erleuchtete Fenster des Gryffindorgemeinschaftsraumes sehen, in dem sich bereits die meisten Gryffindors aufhielten. Die Eulen erwachten aus ihrem Schlaf und flatterten bereits vereinzelt über das Gelände, um zu jagen. Bald hatten Harry und Hermine das Schlosstor erreicht. In der Eingangshalle schlug ihnen die Wärme entgegen und sieh nahmen ihre Schals ab. Auf dem Weg nach oben kam ihnen Professor McGonagall entgegen, die direkt auf sie zuging. „Ich hatte Sie schon gesucht, Potter. Könnte ich Sie kurz sprechen?“ Etwas irritiert stimmte Harry zu und Hermine ging mit einem „Bis gleich“ bereits vor. Anscheinend war die Angelegenheit nicht so wichtig, denn McGonagall machte keine Anstalten zu ihrem Büro zu gehen, sondern blieb mit Harry mitten auf der Treppe stehen. „Ich habe gesehen, dass Sie sich eingetragen haben die Ferien über in Hogwarts zu bleiben“, begann die Hexe das Gespräch. „Ähm, ja, das hatte ich vor“, bestätigte der Gryffindor. Was würde denn jetzt kommen? McGonagall wusste genauso gut wie er, dass er keinen Ort hatte, wo er hingehen könnte. „Nun, Professor Dumbledore hat mir die Anweisung gegeben, Sie in den Ferien zu Ihren Verwandten zu schicken.“ Dem Gryffindor blieb empört der Mund offen stehen. „Was?! Wieso? Das ist doch meine Entscheidung!“ „In der Regel schon“, versuchte die Professorin ihren Schüler zu besänftigen. „Aber ich fürchte die momentanen Umstände erlauben das nicht. Sie-wissen-schon-wer erlangt immer mehr Macht und wir müssen Sie an einem sicheren Ort unterbringen. Es tut mir Leid, Potter, aber durch den Schutzzauber sind Sie bei Ihren Verwandten am sichersten.“ „Aber hier bin ich doch auch sicher“, beschwerte Harry sich lautstark. „Wenn Sie Einwände dagegen haben, müssen Sie wohl direkt mit Professor Dumbledore sprechen. Er hat mir ohnehin gesagt, dass Sie morgen nach dem Abendessen zu ihm kommen sollen. Das Passwort ist Lakritze.“ Damit stieg die Hexe die Treppe herunter und verschwand im nächsten Flur. Perplex sah Harry ihr nach. Was sollte das denn? Wieso meinten die Lehrer sie müssten ihn nach Hause schicken? Die hatten da gar kein Recht zu! Die Freude darüber, bei Dumbledore morgen Unterricht zu bekommen, ging vollkommen in der Wut auf den alten Mann unter. Wütend stampfte der Gryffindor die Treppen nach oben. Er würde Dumbledore morgen fragen was das sollte und er sollte eine gute Erklärung parat haben! Reichte es nicht schon, dass all seine Freunde keine Zeit für ihn hatten? Musste er jetzt auch noch die Dursleys ertragen?!   „Ich habe hier was zu den Lamia gefunden“, berichtete Ron. Er war mit Harry in der Bibliothek, um seine Hausaufgaben für Verteidigung gegen die Dunklen Künste zu bearbeiten. Dabei vergaß er völlig das Arbeiten und las sich durch ein Buch, welches er ganz interessant fand. „Achja?“, sah Harry nur kurz von seinem Pergament auf. Er hatte sich bereits so an Levins Talente gewöhnt, dass er es schon als 'normal' ansah. Nur bei Luca war es noch seltsam, da man nie wusste, wie weit seine Fähigkeiten reichten. Außerdem schien er sogar noch besser zu sein als seine Mutter. „Den Lamia sind besondere Fähigkeiten zugesprochen, die sie von ihren Vorfahren, den Vampiren, geerbt haben.“, begann Ron zu lesen. „So können sie die geschärften Sinne eines Vampirs besitzen, was ihnen die Möglichkeiten gibt im Dunkeln zu sehen, magisch verborgene Gegenstände zu sehen, ein überdurchschnittliches Gehör zu haben und Gerüche viel intensiver wahrzunehmen. In seltenen Fällen soll sogar die Fähigkeit des Gedankenlesens, das Sehen von Seelen und Auren und der Aufspürung von Magie vererbt werden sowie die Ausstrahlung magischer Energie. Fähigkeiten, wie schnell zu laufen, weit zu springen oder eine beschleunigte Wundheilung zu besitzen, werden nicht vererbt. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein heutiger Lamia eine Fähigkeit vererbt bekommt, liegt inzwischen bei 20% und sinkt stetig weiter.“ „Ich hätte die Wahrscheinlichkeit niedriger eingestuft“, warf der Schwarzhaarige ein. 'Ausstrahlung magischer Energie'. Damit musste dieser Gefühlsausbruch gemeint sein, den Levin in der Großen Halle hatte. „Levin scheint eine Art Super-Lamia zu sein“, bestätigte Ron die Überlegungen seines Freundes. „Und was ist dann Luca? Ein Supra-Lamia?“, grinste der Schwarzhaarige. „Ist der Junge so gut?“, staunte Ron und sah auf. „Naja, er scheint in Gedankenlesen noch viel besser zu sein als sie. Und er sieht mehr als das normale Auge. Er macht immer komische Andeutungen.“ „Und der ist erst zehn“, runzelte der Rotschopf die Stirn. „Das ist irgendwie beängstigend.“ Harry lächelte leicht, während Ron den Artikel weiterlas. „Sollte der Lamia keine Fähigkeiten geerbt haben, so ist er an seinem Äußeren zu erkennen, da Haar- und Augenfarbe des Vampirs dominant vererbt werden und sich bis heute konsequent durchgesetzt haben. Hierbei sind drei Arten von Vampiren zu unterscheiden. Der östliche Vampir, genannt Agitot, zeichnet sich durch schwarze Haare und ebenso schwarze Augen aus.“ „Was, Agitot? Wie heißen die anderen beiden Arten?“, unterbrach Harry seinen Freund. „Ähm...“, begann Ron, „Der Asanbosam, südlicher Vampir, besitzt rote Augen und braune Haare. Der nördliche Vampir wird Verenim genannt und zeigt blonde Haare und graue Augen auf.“ „Verenim“, überlegte Harry. Jetzt verstand er auch das Gespräch, dass Levin und Malfoy miteinander geführt hatten. „Was überlegst du denn?“, versuchte Ron zu verstehen. „Hast du die Namen schonmal gehört?“ „Ja beim Manor der Malfoys“, erklärte Harry. „Die Malfoys sind ebenfalls Lamia, nämlich Verenim. Deshalb wusste Malfoy so viel über Levin. Deshalb wusste er, was in der Großen Halle passieren würde, als Levin ihren Gefühlsausbruch hatte.“ „Jetzt wo du es sagst...“, überlegte Ron. „Warum ist uns das nicht schon früher aufgefallen?“ Eine Weile saßen die beiden stumm da, wobei Ron grübelnd die Stirn runzelte. „Irgendwie ist Levin schon komisch, oder? Ich meine, irgendwie ist sie eine Snape aber dann ist sie auch wieder ganz anders.“ „Vielleicht ist sie jetzt mehr sie selbst und legt nur noch ab und zu dieses Snape-Verhalten auf, weil es ihr anerzogen wurde“, meinte Harry, ohne groß zu überlegen. „Manchmal ist es unheimlich, wie gut du sie schon zu kennen scheinst“, murmelte der Rothaarige leise. „Jetzt kommst du auch damit“, warf Harry ein. „Hermine meinte das auch schon.“ „Hermine ist genauso komisch“, fiel Ron nun ein. „Besonders die letzten Tage. Sonntag hat sie mir ernsthaft Vögel auf den Hals gehetzt!“ „Du weißt nicht, wieso sie das gemacht hat?“, fragte Harry erstaunt nach. „Woher sollte ich das wissen? Sie redet ja nicht mit mir“, zog Ron hilflos die Schultern hoch. Erstaunt sah Harry seinen Freund an. Bemerkte er wirklich nicht, dass Hermine eifersüchtig war? Was sollte er ihm denn jetzt sagen? Das konnte er ihm doch nicht einfach so auf die Nase binden. „Ähm... vielleicht solltest du einfach die Zeit mit Hermine ohne Lavender als Anhang verbringen.“ „Meinst du es liegt an Lavender?“, fragte Ron unschuldig nach. Harry zog langsam die Schultern hoch. „Wäre schon möglich.“ „Dann sollten die sich mal aussprechen“, beschloss der Weasley knapp. „Ähm...“, wurde Harry panisch, „I-ich glaube nicht, dass das hilft. Du solltest einfach dafür sorgen, dass ihr nicht zu viel zu dritt seid.“ „Hm“, grübelte Ron und verzog den Mund. Das schien ihm nicht sonderlich zu gefallen, aber eine bessere Idee wollte ihm nicht einfallen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)