Die Grotten von Necrandolas von -wolfsmoon- ================================================================================ Kapitel 10: Unruhige Woche -------------------------- Erschöpft ließ sich Severus in den Sessel vor seinem Kamin sinken. Der heutige Tag war verdammt lang gewesen. Vor dem Frühstück hatte er Dumbledore Bescheid gegeben, dass er und seine Schwester heute keine Zeit zum Unterrichten hätten. Während der Unterrichtszeit hatten sich die beiden dann in Dumbledores Büro beraten, was sie tun könnten. Severus hatte vorgeschlagen, sich jetzt wieder beim Dunklen Lord blicken zu lassen und so herauszufinden, wo Luca hingebracht wurde, doch der Direktor hielt ihn davon ab. Selbst wenn Voldemort dem Tränkemeister vertrauen würde, würde er ihn entweder nicht in den Fall des Jungen einweihen oder ihn zwingen seinen eigenen Neffen zu foltern. Der Slytherin raufte sich die Haare. Er hatte es immer verflucht Informationen sammeln und weitergeben zu müssen und jetzt, wo er es wollte, konnte er es nicht. Nach diesem Gespräch hatte der Slytherin versucht, über andere Kontakte an Informationen zu kommen, während Syndia ein Treffen mit ihrem Chef hatte, doch bereits am frühen Nachmittag waren beide erfolglos nach Hogwarts zurückgekehrt. Nach einem schnellen Essen hatte Severus seine Schwester ins Krankenhaus begleitet, um ihren Mann/ seinen Schwager zu besuchen. Damit Syndia bei ihm sein konnte, ist er ins St. Mungo verlegt worden. Er war inzwischen ins Koma gefallen und lag so ruhig in dem Bett, als ob er nur friedlich schlafen würde. Ächzend stand der Tränkemeister vom Sessel auf. Es war bereits nach Mitternacht und er wollte nur noch ins Bett. Zum Glück war heute Freitag und somit Wochenende. Dann konnte er zumindest ausschlafen. Hoffentlich.   „Das darf nicht wahr sein!”, jammerte Harry leise vor sich hin, als er auf seinen Wecker neben seinem Bett gesehen hatte. 20 nach sechs. Und das auf einem Samstag! Dem Gryffindor reichte es. Er würde bei der nächsten Gelegenheit Snape fragen, ob er noch Traumlostrank für ihn hatte, denn seit ihm dieser ausgegangen war, kamen die Träume wieder zurück. Wenn Snape denn da war, denn gestern hatte ihn keiner zu Gesicht bekommen, genauso wenig wie Professor Levin, was ihn und seine Freunde ins Grübeln gebracht hatte. Ächzend stand Harry auf und zog sich an. Er brauchte jetzt einfach frische Luft und auch wenn es draußen noch ziemlich dunkel aussah, schien es trocken zu sein. Schnell schlüpfte der Grünäugige in seine Schuhe, griff sich seinen Mantel und verließ mit seinem Tarnumhang bewaffnet leise den Schlafsaal. Im Gemeinschaftsraum war es noch dunkel und so leise wie möglich huschte Harry durch das Portraitloch und ging unter seinem Umhang Richtung Eingangshalle. Auf dem Weg dahin dachte er über seinen Traum nach. Es war wieder der selbe wie letzte Nacht: Er wurde von traurigen, schwarzen Augen verfolgt. Sie sahen ihn mit einem flehenden und panischen Blick an. Das empfand Harry als unangenehm, denn diese Panik schien sich auf ihn selbst zu übertragen, sodass er seit dem Aufwachen ein flaues Gefühl im Magen hatte, was ihm sämtlichen Appetit aufs Frühstück verdarb. Warum träumte er so etwas? Zuerst sah er ständig so einen blöden Kelch und jetzt diese schwarzen Augen, die ihn anflehten, ihnen zu helfen. Und wessen Augen sollten das sein? Er kannte nur zwei Personen, die solche Augen hatten, doch die konnten es nicht sein, oder zumindest weigerte Harry sich das zu glauben. Endlich war der Gryffindor auf das Schlossgelände getreten und sog genießerisch die kühle Morgenluft ein. Auf den Wiesen lag ein leichter Nebel und der Rasen war feucht. Die Vögel schienen auch gerade aufzuwachen und sangen bereits vereinzelt ihr Morgenlied. Langsam nahm Harry den Tarnumhang ab und ging zum See hinunter, der durch den Nebel nur zum Teil zu sehen war. Mit den Händen in seinen Jackentaschen und den Umhang über seinem Arm baumelnd ging er am Ufer entlang und fragte sich, ob die Seebewohner schon wach waren. So in seinen Gedanken versunken merkte der Gryffindor nicht, dass er sich einer Person nährte, die stumm am Ufer stand und auf die Wasseroberfläche blickte. „Wie kommt es, dass Sie schon so früh wach sind, Mr Potter?”, fragte die Person ruhig und Angesprochener zuckte erschrocken zusammen. „Oh, Professor. Ich habe Sie gar nicht gesehen”, sagte Harry überrumpelt, statt zu antworten. „Das habe ich gemerkt”, entgegnete Levin schmunzelnd und sah wieder aufs Wasser. „Warum sind Sie so früh hier draußen?” „Das habe ich Sie zuerst gefragt”, gab Levin zurück. Harry seufzte auf und grummelte vor sich hin. Ihm lag ein Kommentar auf der Zunge, den er besser für sich behalten sollte. Nur leider war er nunmal schlecht in Zurückhaltung. „Sie sind wie Ihr Bruder.” „Hm?”, gab die Hexe verwundert von sich und zog eine Augenbraue hoch. „Ich habe ihm auch schon gesagt, dass er bei Fragen mit einer Gegenfrage antwortet.” Zu Harrys Überraschung schien Levin über diesen Kommentar nicht erzürnt zu sein. „Ja das kann sein. Wir sind beide damit aufgewachsen nicht viel von uns Preis zu geben, wissen Sie. Das zeigt sich bei ihm noch deutlicher als bei mir. Ich habe aus diesem Loch herausgefunden... aber er noch nicht”, antwortete Levin ernst und mit Trauer in der Stimme. Nachdenklich musterte Harry seine Lehrerin, die irgendwie erschöpft wirkte. Außerdem war es merkwürdig, dass sie so offen und ehrlich antwortete. Irgendetwas schien nicht mit ihr zu stimmen. Wenn er über ihre Worte nachdachte, hatte sie aber Recht. Snape gab nie etwas von sich Preis. Und als er ihn damals durch die Erinnerung im Denkarium schwach gesehen hatte, war er ausgerastet. Dabei war Schwäche etwas ganz normales, etwas das jeder hatte. „Vielleicht, weil er bei Voldemort auch nichts von sich Preis geben kann“, schlug Harry vorsichtig als Lösung vor. „Ich weiß es nicht”, antwortete Levin und Harry sah auf, als er Sorge in ihrer Stimme hörte. „Ich habe das Gefühl, dass da noch etwas anderes ist. Severus ist inzwischen viel verschlossener als damals und... ich frage mich was ihn so verändert hat.“ „Als damals? Wann hatten Sie denn zuletzt Kontakt zu ihm gehabt?” „Ich hatte doch erzählt, dass ich in Amerika zur Schule ging”, sagte Levin schon fast vorwurfsvoll. „Ich war nur in den Ferien zu Hause. Und nachdem unsere Mutter starb, kam ich nicht mehr zurück. Es war genau das Jahr gewesen, in dem ich einen neuen Abschnitt meiner Ausbildung begonnen und keine Zeit mehr für Besuche in England hatte.” „Oh”, gab Harry die geistreiche Antwort und ließ sich das Erzählte durch den Kopf gehen. Wenn ihr Ausbildungsbeginn also für den Kontaktabbruch gesorgt hatte, mussten die Geschwister viele Jahre nicht mehr miteinander gesprochen haben. War es dann noch verwunderlich, wenn sie sich in der Zeit veränderten? Allerdings schien das Levin wirklich Sorge zu bereiten, denn jeder Blinde hätte bemerkt, dass sie sich über etwas den Kopf zerbrach. Warum sonst sollte sie um diese Uhrzeit hier am See stehen und so großzügig mit Informationen um sich werfen? Langsam fragte Harry sich auch, ob Levin jedem Schüler gegenüber so offen war, oder ob sie wirklich nur Harry so viele Informationen gab. Außerhalb des Unterrichts verhielt sie sich irgendwie nicht wie eine Lehrerin, sondern eher wie eine alte Freundin, die mehr über Harry wusste als zuerst angenommen. Sie begegnete Harry auf Augenhöhe und es schien ihr wichtig zu sein ihm auch Snape näher zu bringen... warum auch immer. Zuerst zögerte der Gryffindor, doch dann fragte er: „Warum erzählen Sie mir das alles? Ich meine... über Ihren Bruder und... Ihre Kindheit....“ Harry wusste nicht so ganz, wie er seine Überlegungen besser formulieren sollte, doch das war anscheinend auch gar nicht nötig. Levin warf ihm einen seltsamen Blick zu, den er nicht zu deuten wusste. Schließlich sagte sie ruhig: „Irgendwann wirst du es verstehen.“ Das war nicht gerade die Antwort auf die Harry gehofft hatte. Seine Enttäuschung war ihm wohl anzusehen, denn ein warmes Glitzern trat in Levins Augen, auch wenn sie offenbar nicht die Kraft hatte zu lächeln. „Grübeln Sie nicht so viel darüber nach. Haben Sie einfach Geduld, dann werden Sie es schon irgendwann selber merken“, erklärte die Hexe beschwichtigend und ließ ihren Blick wieder über den See wandern und ergänzte nun doch mit einem frechen Schmunzeln: „Hoffe ich zumindest.“ Was sollte denn das nun wieder bedeuten? Diese Frau hatte wirklich ein großes Talent dafür, eine Frage so zu beantworten, dass man hinterher ratloser war als vorher. Grummelnd vergrub Harry seine Hände noch tiefer in den Hosentaschen und folgte dann Levins Blick über die Bäume des verbotenen Waldes hinweg. Schweigend standen die beiden einfach nur da und sahen zum Horizont, der mit seiner orangenen Farbe den Sonnenaufgang ankündigte.   „Würden Sie mir mal erklären, warum ich Ihre Träume nicht sehen kann?“, fragte Snape Harry während des Okklumentikunterrichts am nächsten Donnerstag. Der junge Gryffindor war mal wieder zu Boden gegangen, stand nun langsam auf und blickte seinen Lehrer fragend an. „Woher soll ich das wissen? Sie sind hier der Okklumentiker.“ „Sehr witzig, Potter“, schnarrte der Tränkemeister unbeeindruckt. „Haben Sie speziell Ihre Träume vor mir geschützt oder nicht?“ „Ich versuche Sie schon die ganze Zeit von meinem Hirn fernzuhalten. Deshalb sind wir doch hier, nicht wahr?“, kam die patzige Antwort des Schülers. Snapes Augen verengten sich und kurz glaubte Harry seine Zähne knirschen zu hören, bevor er weitersprach: „Also haben Sie die Träume nicht herausgefiltert?“ „Nein. Wenn ich sowas könnte, würde ich hier nicht mehr sitzen.“ Snape ignorierte den Kommentar und schien nachzudenken. Der Grünäugige war ganz froh über die kleine Pause, die dadurch entstand. Allerdings geriet er nun selber ins Grübeln. Die Frage des Tränkemeisters war nicht unberechtigt. Vor einigen Wochen hatte er seine Träume noch sehen können, was also hatte sich geändert? „Hängt es vielleicht mit dem Traumlostrank zusammen?“, suchte Harry nach einer Lösung, doch sein Lehrer schüttelte den Kopf. „Wenn Sie wieder in der Lage sind zu träumen, müssten auch die Erinnerungen daran frei zugänglich sein.“ „Ja, wie eine öffentliche Bibliothek“, grummelte der Gryffindor als Antwort und kassierte damit einen strafenden Blick von Snape. „Was genau haben Sie in den letzten Nächten geträumt?“ „N-Nichts besonderes“, erklärte Harry sich am Kopf kratzend. „Es sind fast die gleichen Träume wie ich sie vor der Einnahme des Traumlostrankes hatte.“ „Fast die gleichen?“, harkte Snape scharfsinnig nach und beobachtete den Gryffindor genau, als dieser antwortete. „Ja, fast. Das ist doch auch nicht so entscheidend, oder?“, giftete der Grünäugige seinen Lehrer an. Seine Träume gingen Snape nichts an und wenn Harry ehrlich zu sich war, würde er lieber seinen Besen fressen, als Snape auf die Nase zu binden, dass er von schwarzen Augen träumte. Wer weiß, was die Fledermaus denken würde. „Warum stellen Sie sich quer, Potter?“ „Es ist meine Privatsphäre!“, gab Harry nur zurück und funkelte seinen Lehrer stur an, welcher einen nicht minder bösen Blick zurückwarf. „Sie wollen also bockiges Kind spielen“, stellte Snape schlicht fest und ging hinter seinen Schreibtisch. „Dann lohnt es sich wohl nicht, hier weiterzumachen. Beschweren Sie sich dann aber nicht, dass wir keine Fortschritte machen.“ „Ich habe bisher keine gesehen“, grummelte der Gryffindor, doch Snape reagierte nicht darauf. „Jetzt verschwinden Sie endlich, Potter!“, schimpfte der Slytherin auf einmal los, „Langsam ist meine Geduld am Ende. Wenn Sie nicht vernünftig mitarbeiten, können wir hier genauso gut aufhören. Also hauen Sie schon ab!“ Etwas stutzig murmelte der Grünäugige ein „Okay“ und ging zur Tür. Er öffnete sie, drehte sich allerdings noch einmal stirnrunzelnd zu seinem Professor um. Noch verwunderter war der Gryffindor, als er sah, wie der Tränkemeister sich erschöpft auf den Schreibtischstuhl sinken ließ und müde ein paar Strähnen aus seinem Gesicht strich. Was konnte seinem Lehrer nur so zu schaffen machen? „Ist noch irgendwas, Potter?“, holte Snape seinen Schüler mit strenger Stimme aus seinen Gedanken. Besagter zuckte kurz zusammen und sah überrumpelt in die Augen seines Professors. „Ähm... nein... es ist nichts“, druckste der Grünäugige herum und stutzte erneut, als er das Schwarz von Snapes Augen betrachtete. Diese verdammten Augen! Die aus seinem Traum waren denen des Schwarzhaarigen wirklich sehr ähnlich. Doch der Gryffindor weigerte sich zu glauben, dass es Snape war, der ihm jede Nacht diese unruhigen Träume bereitete. „Und warum stehen Sie hier immer noch herum?“, keifte der Tränkeprofessor genervt weiter, doch diesmal war Harry schnell genug, sich eine Ausrede auszudenken. „Könnten Sie mir... eventuell noch etwas Traumlostrank geben?“, fragte der Gryffindor leicht abwesend klingend. „Selbst wenn ich wollte“, antwortete Snape mit einem abfälligen Tonfall, „dürfte ich Ihnen keinen mehr geben. Würden Sie den Trank noch länger nehmen, würde das schwere Folgen für Sie haben. Sie müssen wohl oder übel ohne das Zeug auskommen.“ Nach diesen Worten konzentrierte sich Snape auf ein paar Unterlagen und zischte noch ein leises „Und jetzt verschwinden Sie endlich“. Leise seufzend gab Harry auf, sah seinen Professor nochmals nachdenklich an, ehe er das Büro endgültig verließ.   Der nächste Morgen kam mal wieder viel zu früh. Schleppend ging Harry neben seinen Freunden her zur Großen Halle. Dort angekommen stellten die Gryffindors mit einem Blick zum Lehrertisch fest, dass auch Snape und Levin wie gerädert aussahen. Snapes Zustand schien sich also seit gestern nicht gebessert zu haben und Levin lief bereits seit über einer Woche so herum. Am deutlichsten bekamen die Schüler die Launen ihrer Lehrerin im Unterricht zu spüren. Sie machte ihrem Bruder inzwischen gehörig Konkurrenz und hatte Neville in der letzten Stunde sogar eine Strafarbeit aufgegeben, als sein Entwaffnungszauber ein Regal getroffen hatte und somit einige Bücher herausgefallen waren. Harry wollte zu gerne wissen, was seinen Lehrern so zu schaffen machte. Er hatte inzwischen die Vermutung, dass Voldemorts Angriff auf dieses mysteriöse Gebäude damit zu tun hatte. Zeitlich würde das hinkommen. „Er hat die Vampire auf seine Seite gezogen“, berichtete Ron auf einmal am Tisch, während er im Tagespropheten las. Stirnrunzelnd sah Harry von seinem Frühstück auf und fragte seinen Freund: „Was ist mit Vampiren?“ „Du-weißt-schon-wer hat die Vampire auf seine Seite gebracht“, wiederholte der Rotschopf. „Ist ja auch nur eine Frage der Zeit gewesen. Diesen Viechern habe ich noch nie über den Weg getraut.“ Die Fratze, die Ron zog, unterstrich seine Aussage nochmals. Hermine entriss ihm die Zeitung, um den Bericht selbst zu lesen. „Gestern sind drei Angriffe von Vampiren geschildert worden, die sich allesamt gegen Muggelgeborene richteten. Zaubereiminister Rufus Scrimgeour gab gestern Abend bekannt, dass die Vampire auf ihren Status als Zauberwesen verzichtet haben und sich somit an keinerlei Gesetzgebungen mehr halten werden. Ihr Mitspracherecht in politischen Fragen der Magischen Welt wurde ihnen somit entzogen. Ebenso verkündete Scrimgeour, dass die Vampir-Jäger aus der Abteilung zur Führung und Aufsicht Magischer Geschöpfe diese nichtmagischen Teilwesen nun mit allen Mitteln aufspüren und beseitigen würden. Kritiker wie Eldred Worple, Autor des Buches 'Blutsbrüder', protestieren gegen die 'gesetzlose Abschlachtung', so Worple. „Sie schließen sich dem Unnennbaren nur an, weil er ihnen mehr Rechte und Freiheiten verspricht, als es das Zaubereiministerium tut. Vampire sind nicht so dumm und instinktgesteuert, wie immer behauptet wird und sie können auch in Frieden mit den Menschen leben. Der Lamia-Clan sollte der beste Beweis dafür sein.“ argumentierte Worple bei einem kurzen Interview. Seine Theorie über die unschuldigen Vampire jedoch auf den verschrieenen Lamia-Clan zu stützen, ist mehr als fragwürdig.“ „Was für ein Clan?“, hakte Harry sich über den Tisch beugend nach. „Der Lamia-Clan“, wiederholte Hermine. „Was soll das für ein Clan sein?“, kam es nun von Ron, der seinen Mund mit Müsli vollgestopft hatte. „Ich weiß es nicht“, antwortete die Braunhaarige nachdenklich und runzelte die Stirn, als sie die ungläubigen Gesichter ihrer beiden Freunde sah. „Was?“ „Du... weißt es nicht?“, kam es zögernd von dem Weasley. „Nein, ich weiß es nicht. Ihr braucht gar nicht so dämlich gucken“, entgegnete die junge Hexe leicht schnippisch und legte die Zeitung beiseite. „Wir haben gleich Verteidigung. Dann könnten wir Professor Levin fragen.“ „Willst du das wirklich riskieren?“, fragte Ron nach und machte ein Gesicht, als ob er in eine Zitrone gebissen hätte. „Die ist im Moment so schlecht gelaunt. Nicht, dass du Ärger bekommst.“ „Ach quatsch“, verwarf Hermine Rons Bedenken und schmierte sich ein weiteres Brötchen. „Sie ist nunmal unsere Fachlehrerin für schwarzmagische Wesen. Da ist es erlaubt, dass wir sie auch mal über einige ausfragen.“ „Wieso eigentlich nichtmagische Teilwesen?“, überlegte Harry laut, als er den Artikel nochmals überflog. „Vampire können nicht zaubern?“ „Nicht wirklich“, konnte Hermine nun doch in ihre Rolle schlüpfen, „Sie können keine Zauber sprechen wie wir, aber sie besitzen Fähigkeiten, die man leicht mit zaubern verwechseln könnte.“ „Was für Fähigkeiten?“, beteiligte Ron sich nun auch wieder. „Alle Einzelheiten sind nicht bekannt, weil sich nur sehr wenige Menschen die Mühe machen, sich mit den Vampiren zu beschäftigen“, erklärte die Braunhaarige. „Zum Beispiel habe ich gelesen, dass ihre Sinne viel schärfer sind als unsere. So sollen sie sich in der völligen Dunkelheit zurechtfinden und auch Gegenstände sehen können, die magisch verborgen worden sind. Ihr Geruchs- und Gehörsinn ist natürlich auch um einiges besser. Es heißt sie könnten sogar die Gedanken der Lebewesen in ihrer Umgebung hören und spüren Magie auf 5 km Entfernung. Sie sollen mit ihren Artgenossen per Telepathie sprechen können, aber das ist noch nicht nachgewiesen.“ „So genau wollte ich das nun auch wieder nicht wissen“, jammerte der Rothaarige und stocherte in seinem Müsli herum. „Ich hatte gehofft du kannst uns erzählen, was für coole Kampftechniken die Biester drauf haben.“ „Ron, nenn sie nicht so! Außerdem war ich ja noch gar nicht fertig. Natürlich sind Vampire ausgezeichnete Kämpfer. Irgendwie müssen sie ja an ihre Opfer herankommen.“ Harry überzog ein Schauer und er schüttelte sich unmerklich. „Sie sind verdammt schnell und können weit springen. Über ihre Kampftechniken weiß man nicht so viel, weil kaum ein Mensch einen Angriff eines Vampirs überlebt hat. Sie sollen angeblich starke Kräfte ausstrahlen können, sodass sie praktisch allein mit ihrer Willenskraft alles um sich herum zerstören. Ich glaube aber eher, dass das nur eine Legende ist. Allerdings ist bewiesen, dass Vampire eine sehr schnelle Wundheilung besitzen.“ „Also wenn dich ein Vampir aussaugen will, schnell weglaufen“, sagte Ron etwas lustlos und aß weiter. „Das wird nicht klappen, Ron. Hast du gar nicht zugehört?“, kam es verärgert von Hermine. „Wie man einem Vampir entkommt, hatten wir doch im Unterricht. Du hättest vielleicht mal aufpassen sollen.“ „Wir hatten Vampire im Unterricht?!“, schrak der Gryffindor nun hoch und sah seine Freundin verwundert an, die nur mit verdrehten Augen den Kopf schüttelte und kommentarlos weiteraß.   „Dementoren zählen zu den Zauberwesen, die sich allerdings nicht an politischen Fragen beteiligen dürfen, wie beispielsweise auch Zentauren, Wassermenschen und seit neuestem auch Vampire“, führte Levin ihre Schüler in das neue Thema des Unterrichts ein und lief dabei auf und ab. Ihre Gesichtszüge waren kalt und unnahbar, wie es sich für eine Snape gehörte. Die Schüler waren im Laufe der Woche von ihr eingeschüchtert worden und verhielten sich so ruhig wie bei Snape. Der einzige Unterschied war, dass selbst die Slytherins sich zurückhalten mussten, da Levin kein Haus bevorzugte. So hatte Malfoy den Kopf müde auf seinen Arm abgestützt und schien dem Unterricht nicht zu folgen. „Professor?“, schnellte Hermines Arm nach oben und Levin sah sie mit erhobener Augenbraue an. „Ja, Miss Granger?“ „Wo wir gerade bei dem aktuellen Thema Vampire sind... ähm“, begann die Gryffindor nun jetzt doch etwas vorsichtiger, „Es wurde in dem Artikel im Tagespropheten von dem sogenannten Lamia-Clan gesprochen. Könnten Sie uns darüber etwas sagen?“ Levin schien für einen kurzen Moment die Luft anzuhalten, während Malfoy hochschreckte und seine Lehrerin nun hochinteressiert ansah. Stirnrunzelnd beobachtete Harry den Slytherin. Was war denn auf einmal mit dem los? „Sie wissen nicht, was der Lamia-Clan ist?“, hakte Levin leise nach und ging zu ihrem Schreibtisch, um sich daran zu lehnen. „Nein, Professor“, antwortete Hermine und Levin nickte kurz. Nun hatte Malfoy ein wissendes Grinsen aufgesetzt und Harry sah nur verwundert zwischen ihm und Levin hin und her. „Schon vor Jahrhunderten gab es Magier, die von der Gesellschaft ausgeschlossen wurden, weil sie sich einen Vampir als Partner gesucht hatten. Ihre Nachkommen waren Halbvampire und wurden genauso gejagt, wie ihr Elternteil reinen Vampirblutes. Familien, die aus solch einer Bindung von Mensch und Vampir entspringen, gehören zu dem Lamia-Clan.“ „Also gibt es noch heute Menschen, die Vampirblut in sich tragen?“, fragte Parkinson neugierig nach. „Die Stammbäume der meisten Familien reichen nicht so weit zurück, um eine Verwandtschaft mit einem Vampir zu beweisen, aber es gibt einige Merkmale, woran man den heutigen Lamia-Clan erkennt.“ „Heißt das, dass diese Menschen wie Vampire Blut trinken?“, fragte Ron laut in die Klasse. „Nein, das tun sie nicht. Aber sie haben einige Fähigkeiten geerbt. Heutzutage tritt eine solche Bindung seltener auf und bei den meisten ist das Erbe des Vampirs im Laufe der Generationen inzwischen so abgeschwächt, dass nicht mehr alle Nachfahren Fähigkeiten aufweisen. Sie dürfen das Ganze nicht falsch verstehen: Der Lamia-Clan besteht aus ganz normalen Menschen. Sie haben nur ein paar Fähigkeiten mehr als normale Zauberer, was eben auf einen Vampir in der Familie zurückzuführen ist.“ 'Fähigkeiten?', dachte Harry wie vom Blitz getroffen und sah erneut zu dem grinsenden Malfoy und anschließend zu seiner Lehrerin. 'Magisch versteckte Gegenstände sehen, Gedanken von den Lebewesen in der Umgebung hören können... Das würde ja bedeuten, dass...' „Professor“, meldete sich Malfoy zu Wort und sah Levin erneut wissend an, „aber selbst wenn die Fähigkeiten nicht vererbt worden sind, gibt es dennoch Merkmale, woran man einen Lamia erkennt. Zum Beispiel ist bewiesen worden, dass Augen- und Haarfarbe des Vampirs dominant vererbt wird.“ „Ja, das ist richtig“, entgegnete Levin leicht scharf und tauschte mit dem Malfoy abschätzende Blicke, was Harry nur noch mehr irritierte. „Welche Augenfarben hatten Vampire noch?“, fragte er scheinheilig nach. „Das war doch Rot, Grau... und Schwarz, richtig?“ „Ja, wieder richtig“, antwortete die Schwarzhaarige langsam und mit eisiger Stimme. „Und die Haarfarben sind Braun, Blond und Schwarz, was ja nun schon fast alle möglichen Haarfarben sind.“ „Das schon, aber ein Lamia besitzt, wenn er zum Beispiel schwarze Augen hat, zwangsläufig auch schwarze Haare.“ „Genauso wie blonde Lamia immer graue und braunhaarige immer rote Augen haben, ja“, ergänzte Levin weiterhin kühl. Harry warf einen schnellen Blick zu seinen beiden Freunden, welche den Blick erwiderten und ihn zu verstehen schienen. Sie hatten alle drei den selben Gedanken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)