Leave Time For Love von Aphrodi ================================================================================ Cooking ------- Als Genda die Gruppe verstärkte, staunte er nicht schlecht, denn Fudous Anwesenheit war nicht geplant gewesen und trotzdem war er da. Offenbar hatten es die anderen zwei nicht fertig gebracht, ihn vor die Tür zu setzen. Vielleicht fehlte ihnen aber auch einfach der Nerv dafür sich mit ihm herumzustreiten. Also durfte der Mittelfeldspieler vorerst bleiben. Der Torhüter selbst wirkte nicht so, als hätte er ein Problem mit dem Überraschungsgast. Er hatte ein Pokerface aufgesetzt, das es Sakuma kaum möglich machte, wirklich unter die Fassade zu blicken. Zwar kam es dem Stürmer immer noch so vor, als wäre sein Freund nicht bei bester Laune und wenig erfreut über die Situation, doch das musste ja nicht an Fudou liegen. Sehr wahrscheinlich lag es sogar nicht an dem Jungen, denn mit diesem Gesicht lief Genda ja schon ein Weilchen länger herum.   Die Jungs beschlossen, sich zuerst um ihr Abendessen zu kümmern, da sie alle versammelt waren. Lernen konnten sie auch danach noch und so langsam halfen auch keine Reiscracker mehr gegen das Loch im Magen, das ihr nachmittägliches Training hinterlassen hatte.   „Genda, du rührst den Teig an. Fudou, deine Aufgabe ist es, das Gemüse zu waschen und zu schneiden. Sakuma, du kümmerst dich um die Nudeln und hilfst Fudou beim Schneiden. Ich reibe die Yamswurzel.“   Den Anweisungen des Mittelfelddirigenten wurde Folge geleistet wie es sich gehörte. Für Sakuma und Genda war es nur normal, sie hatten so lange unter seiner Leitung gespielt, dass alles, was Kidou ihnen auftrug, ausgeführt wurde – außer es war hirnrissig, aber das traf zum Glück nie zu bei ihm. Fudou fügte sich seiner Rolle mit einem amüsierten Schnauben und stellte sich an die Arbeitsplatte. Das Gemüse hatten sie nach dem Einkauf gar nicht mehr verräumt, es musste also nur noch zugegriffen werden.   Kidou selbst musste zu aller erst die nötigen Utensilien zusammensuchen. Eine Schüssel, eine Pfanne, ein Schneidebrett – die Liste war deutlich länger – reihten sich auf der Arbeitsplatte auf und auch die Reibe befand sich wenig später in seinen Händen.   „Sakuma, kannst du mir die Eier aus dem Kühlschrank holen?“, fragte Genda, während er die nötige Menge Mehl abmaß. Das Wasser im Topf kochte noch nicht, da konnte sich der Stürmer auch da anbieten, wo er gebraucht wurde. Fudou legte sein Schneidemesser beiseite und beäugte den Jungen mit der Augenklappe skeptisch.   „Natürlich“, kam es kurz von dem, während er sich auf zum Kühlschrank machte und die Tür öffnete. Die Eier waren schnell gefunden und artistisch in den Händen gestapelt. Mit dem Oberarm stieß er die Kühlschranktür in einer halben Drehung wieder zu, doch vor ihm bildete sich eine dunkle Wand, die ihn erschrecken und zurückzucken ließ. Gerade noch rechtzeitig fanden sich zwei Hände an seinen wieder und sicherten auch das wackligste Ei in Sakumas Obhut. Voller Empörung und immer noch mit weichen Knien vor Schreck blickte er in die Augen, die seinen gegenüber lagen.   „Fudou! Was stehst du so dich hinter mir? Das wäre beinahe schief gegangen“, beklagte sich der Stürmer und versuchte, das leichte Zittern seiner Stimme zu unterdrücken. Das half ihm immerhin dabei, ruhiger zu sprechen und sich nicht so sehr aufzuregen. Die Hände wurden dem Mittelfeldspieler entzogen und kurz darauf stahl sich Sakuma gänzlich an ihm vorbei.   „Ich wollte dir tragen helfen. War mir sicher, dass du die niemals alle heile ans Ziel bringen würdest. Dafür hast du viel zu zierliche Hände. Und ich hatte Recht, du hättest sie fallen lassen, hätte ich sie nicht gerettet.“   „Als ob!“   Vielleicht lag es an der Tatsache, dass Fudou ihn immer wieder provozierte, vielleicht aber auch an dem frechen, belustigten Tonfall in der Stimme des Mittelfeldspielers, doch Sakuma kaufte ihm diese Erklärung nicht ab. Er legte die Eier neben Genda auf die Arbeitsfläche und grummelte so offensichtlich in sich hinein, dass es für den Anderen deutlich bemerkbar war.   „Lass dich nicht ärgern“, flüsterte er ruhig in Sakumas Ohr, löste diesen Augenblick der Nähe aber schnell wieder zwischen ihnen. Fudou drängte sich schließlich auch zwischen sie und legte die letzten zwei Eier ab, die er aus Sakumas Händen vor dem Fallen gerettet hatte.   „Fudou! Sakuma! Das Gemüse schneidet sich nicht von allein“, merkte Kidou streng an, woraufhin sich die zwei Jungs wieder in Bewegung setzten und sich in einen Schneidewettstreit verrannten. Zum Glück hatte jeder sein eigenes Brettchen, so konnte der Stürmer ausreichend Abstand zwischen ihnen halten. Das eben am Kühlschrank war schon schlimm genug gewesen.   Es dauerte nicht lange, da brutzelten die ersten beiden Okonomiyaki in den Pfannen. Sakuma behielt sie gut im Auge, während Kidou den Schwamm schwang und das schmutzige Geschirr reinigte. Genda half beim Abtrocknen, nur Fudou machte keine Anstalten auch nur einen Finger krumm zu machen.   „Lass das Essen bloß nicht anbrennen~“, kam es vom Mittelfeldspieler, der am Tisch saß und Sakuma genau beäugte. So als Hausfrau machte er sich gar nicht schlecht – fehlte nur noch ein Rüschenschürzchen zur Vollendung des Gesamtbildes. Bei dem Gedanken musste Fudou glucksen, sein Kopfkino war definitiv sehenswert.   Prüfend warf Kidou einen Blick auf die Pfannen.   „Die sehen schon gut aus, oder?“, fragte Sakuma und blickte den Mittelfeldspieler an, der mit einem knappen „Ja.“ antwortete und ein paar Teller aus dem Hängeschrank schräg über dem Herd holte. Während der Stürmer Fudous Okonomiyaki auf den Teller hievte, rührte der sich kein Stück. Er saß weiter zurückgelehnt und mit vor der Brust verschränkten Armen am Tisch und beobachtete, was seine Teamkameraden so taten.   „Wenn du nicht herkommst, wird dein Essen kalt“, stellte Kidou fest, der gerade jedes fertige Okonomiyaki mit Soße, Mayo und Bonito-Flocken dekorierte. Zu ihm umdrehen tat er sich dabei nicht.   „Hm? Soweit ich weiß, bringt die Hausfrau dem Mann das Essen an den Tisch“, kam es gelassen und mit einem leichten Grinsen auf den Lippen in Sakumas Richtung. Der Stürmer zog die Augenbrauen zusammen und schloss einen Moment die Augen, um sich zu sammeln und die Ruhe nicht zu verlieren. Fudou bot einem wirklich ein sehr intensives Training in Selbstbeherrschung.   „Hör auf damit, Sakuma wie dein Hausmädchen zu behandeln“, mischte sich schließlich Genda ein. Diese Art mit seinem Freund umzugehen, konnte er absolut nicht dulden – auch nicht von einem Fudou Akio. Stattdessen griff sich der Torhüter die zwei Teller und brachte sie an den Esstisch.   „Nicht Hausmädchen. Hausfrau.“   „Ist mir egal, er ist auch nicht mit dir verheiratet.“   Ein wenig fester als geplant – bei dem Lauten knall hatten sie Glück, dass der Teller nicht zerbrach – stellte Genda Fudou sein Okonomiyaki vor die Nase. Es war deutlich zu erkennen, welches seines war, denn ein Schriftzug aus Mayo lachte ihm förmlich ins Gesicht. Idiot.   „Noch nicht“, sagte Fudou schließlich, pickte sich mit seinen Essstäbchen ein Stück ab und steckte es sich in den Mund – völlig unbeeindruckt von dem Schriftzug. Warten würde er sicherlich nicht, bis die anderen ihr Essen hatten. Wozu auch? Seines würde dann nur kalt werden.   „Dich würde ich niemals heiraten“, merkte Sakuma an. Er und Kidou hatten ihr Okonomiyaki auf die Pfannen verteilt und reichlich belegt. Jetzt hieß es warten und so setzten sie sich mit an den Tisch. Natürlich suchte sich der Stürmer den Platz neben Genda aus und brachte damit die gerade größtmögliche Distanz zwischen sich und den Irokesenträger.   „Du brichst mir das Herz“, spöttelte Fudou und kassierte einen mahnenden Blick von Kidou. Scheinbar hatte er für heute langsam genug von ihren Streitereien, lange würde er sich das nicht mehr anhören. Der nervige Jugendliche hatte längst einen Tritt vor sein Schienbein verdient. Leider war der Mittelfelddirigent nicht für Gewalt zu haben.   „Hey, Sakuma. Möchtest du was von meinem Okonomiyaki? Du bist doch sicher auch schon hungrig.“   Offenbar versuchte Genda seinen Teamkameraden damit etwas abzulenken und bekanntlich half es ja, wenn man jemand hungrigem etwas zu Essen gab, um seine Laune zu heben. Zwar war Sakuma von Natur aus etwas zickig, doch auf den Torhüter wirkte es, als würde er bald wie eine Bombe explodieren, wenn Fudou so weitermachte und die Nerven des Jungen weiter strapazierte. Dem Mittelfeldspieler den Mund zu stopfen funktionierte nicht, also musste er den Langhaarigen irgendwie anders besänftigen. Und sich ein Okonomiyaki zu teilen war kein schlechter Gedanke.   „Danke, aber ich warte mit Kidou.“   „Musst du nicht“, wand Fudou ein und schob seinen Teller etwas in Richtung Kidou. „Er kann bei mir mitessen, steht ja immerhin auch sein Name drauf.“   „Fudou...“, gab der Mittelfeldspieler etwas erstaunt und wenig wortgewandt zurück. Dann schmunzelte er und griff sich seine Essstäbchen. Da sagte er doch nicht nein. Sakuma beobachtete das Geschehen ein wenig unglücklich, tat es Kidou dann aber doch gleich und bediente sich an Gendas Okonomiyaki.   „Danke“, sagte er knapp und lächelte dabei. Zum ersten Mal an diesem Tag bemerkte Sakuma, dass von dem Trübsal in Gendas Augen nichts mehr übrig war – jedenfalls für diesen Moment. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)