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Der Aufstieg des Uroko Jo

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So, nach viel zu langer Zeit ist hier endlich die Onlineversion meiner Winterwichtel-Story für abgemeldet. Ich hoffe es gefällt dir immer noch.

Im übrigen dient das Glossar mehr zur Übersetzung, weniger als Erklärung. Und jetzt viel Spaß

LG Tiger Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So und ab hier beginnt der Teil, den ich nicht im Büro habe. Nach ungefähr 1.000 Wörtern habe ich zu Hause zu ende geschrieben. Es ist also direkt von der PDF Datei kopiert und nur über die Rechtschreibkontrolle von Word gelaufen. Komplett anzeigen

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Prolog

//Der Himmel weinte bittere Tränen, als er sie im Dorf absetzte. Kaede zog sie bestimmt in ihre Arme und nickte, während er sich um dreht und ging. Er konnte einfach gehen, als wäre nichts gewesen. Als würde sie ihm nichts bedeuten. Tränen liefen ihr über das Gesicht. Der Himmel hatte Recht, es war ein trauriger Tag. „Sesshomaru-Sama!“, rief sie gequält. Sie wollte ihm nachlaufen, aber die alte Miko hielt sie fest.

„Nicht, Kind. Es ist besser so“, erklärte sie rau und zog das kleine Mädchen in eine feste Umarmung. Bestimmt würde sie nie mehr aufhören zu weinen.//

 

Keuchend schreckte Rin aus ihrem unruhigen Schlaf hoch. Sie hatte schon wieder geträumt. Gedankenverloren sah sie auf den leeren Teebecher neben ihrem Bett. Die Kräutermischung hätte ihr einen traumlosen Schlaf garantieren sollen. Vielleicht waren es wieder zu wenig. Wie lange war es nun schon her, dass Sesshomaru sie hier gelassen hatte. Er hatte es gut gemeint, das hatte Rin nach Jahren eingesehen, aber sie war wütend, dass er sie nicht ein Mal besucht hatte. Nach dem Teebecher greifend stand sie auf. Ein Fauchen vom Ende ihres Bettes ließ sie schmunzeln.

„Schlaf weiter, Raion“, murmelte sie sanft. Sie hatte Raion seit etwa drei Jahren. Es war eine richtige Überraschung gewesen als Sango sie auf einmal gefragt hatte, ob sie eines von Kiraras Welpen haben wollte. Da sie schon immer gern mit Kirara gespielt hatte, hatte sie begeistert zugestimmt und so war sie Raion gekommen. Er hatte im Gegensatz zu Kirara die rotbraune Fellfarbe seines Vaters, aber eindeutig die braunen Augen seiner Mutter. Zu dem ist er in seiner wahren Gestalt größer als Kirara, zumal Raions Schulterhöhe etwa Rin derzeitiger Größe von ungefähr 1,60m. Damit ist er auch der größte des Wurfes. Seine Schwester Luna, die bis auf die weißen Streifen komplett schwarz war, ist bei Sango geblieben und Kyoko, die Kirara bis auf die grüßen Augen glich, war ein Geschenk für Kagomé gewesen. Ein lautes Klopfen gegen die Holztür ließ Rin herumfahren.

„Komm rein“, rief Rin und stellte den Teebecher zurück auf das schmale Regal, das Inu Yasha auf Kagomés Anweisungen hatte anbringen müssen. Ichiro einer der Dorfältesten trat mit gesenktem Kopf durch die Tür. Draußen war es noch dunkel.

„Verzeiht, Rin-Sama“, verneigte er sich.

„Schon gut, was führt dich so spät zu mir?“, fragte Rin ruhig. Aus den Augenwinkeln sah sie wie sich Raion gähnend streckte.

„Etwas oder jemand sind in den heiligen Schrein eingebrochen. Inu Yasha und Sango sind noch immer nicht wieder zurückgekehrt“, erklärte Ichiro hastig.

„Ich ziehe mich an und komme zum Schrein. Raion, geh vor und nimm die Witterung auf“, befahl Rin und sah zu wie der junge Katzendämon Ichiro aus der Tür folgte. Hastig griff die junge Frau nach der Kleidung, die sie bei ihrer Arbeit immer trug. Es war ein langärmeliges Wickeloberteil mit einer dazu passenden Hose in dunklem blau. Sango hatte es Rin von einer Reise ins Kaiserreich China mitgebracht. Da es um diese Jahreszeit kalt war, griff Rin nach der dunkelgrauen Fellweste, die sie aus dem Fell ihres ersten selbsterlegten Dämons gefertigt hatte. Schnell griff sie nach ihren Waffen und dem Beutel, den sie für Notfälle immer gepackt hatte. Es war nicht viel nur etwas getrocknetes Fleisch, ein paar Münzen, ein Seil und ein paar Rauchbomben. Eben alles was sie auf einer etwas längeren Dämonenjagt gebrauchen konnte. Sango hatte ihr vieles Beigebracht, seit sie sich in diesem Dorf zusammen mit Inu Yasha und den anderen niedergelassen hatte. Und Rin war stolz darauf zur Wache des Dorfes zu gehören. Nach dem gefüllten Wasserschlauch greifend vergewisserte sich Rin das sie auch wirklich alles hatte, um den eindringlich zu verfolgen. Als sie sicher war, nicht vergessen zu haben, löschte sie das Feuer in der Mitte ihrer Hütte und lief eilig zum Schrein.

 

In der Nähe des Schreines standen bereits viele Dorfbewohner, die mit einer leichten Verbeugung Rin den Weg freigaben. Mit einem wohlwollenden Nicken, ließ sie die Menge hinter und steuerte auf die junge Miko am Schrein und den Leiter der Wache Yoshiro zu. Neben der jungen Miko, von der Rin glaubte das ihn Name Harumi war, stand Kaede. Die alte Frau war auf einen robusten Stock gestützt und ihr verbliebendes Auge war von tiefen Schatten gezeichnet.

„Kaede-Sama, Yoshiro-Sama, Harumi-San“, begrüßte Rin die drei mit einer Verbeugung.

„Ah, Rin. Hab dank, das du so schnell gekommen bist“, begrüßte Yoshiro die junge Frau. Sein Gesicht wirkte bleich und eingefallen, wie Rin bemerkte. Etwas schien ihn zu beschäftigen.

„Es ist meine Pflicht. Ichiro-Sama meinte, jemand sei in den heiligen Schrein eingebrochen. Also was genau hat der Eindringling entwendet?“, fragte Rin sachlich und suchte in der Umgebung nach Spuren des Eindringling. Wer auch immer es war, sie glaubte nicht das es ein Mensch war. Sie wusste, dass Menschen nur sehr selten so wenige Spuren hinterließen.

„Nun, es wurde ein sehr wertvolles Relikt entwendet“, wisperte die junge Miko.

„Wenn Ihr nicht genau sagt, was es ist, weiß ich nicht wonach ich suchen soll“, seufzte Rin. Warum glaubten nur alle Leute, dass Beschreibungen wie uns-fehlt-ein-wichtiges-Relikt oder wir-wurden-von-einem-Dämon-angegriffen die Sache beschleunigte. Es gab hundert wichtiger Relikte, die in bestimmten Abständen zwischen den Dörfern und Provinzen pendelten, einfach weil sie zu wertvoll und mächtig waren, um sie zu lange an einem Ort aufzubewahren. Ebenso gab es tausende von verschiedenen Dämonen und unter bestimmten Umständen griffen auch friedliche Dämonen Menschen an.

„Es geht um das Kaze no hāto“, brummte Kaede verstimmt.

„Was ist das?“, fragte Rin neugierig.

„Es ist ein durchsichtiger, etwa handgroßer Kristall, dessen Form an eine Blüte erinnert. Finde ihn einfach wieder“, hisste die alte Miko. Rin wusste, dass die Alte nicht mehr preisgeben würde und schwieg daher. Jedoch war das verhalten der sehr Merkwürdig. Vielleicht fand sie ein paar Antworten, wenn sie den Dieb hatte und so nickte sie geschäftig und trat näher an den Schrein.

„Dann würde ich jetzt gerne sehen, wo das Relikt aufbewahrt wurde“, sagte Rin ernst. „Vielleicht sind dort Hinweise, die den Eindringling enttarnen“, schob die junge Frau erklärend nach. Kaede nickte langsam und Harumi zeigte Rin den Weg.

 

Die Kammer im inneren des Schreines war schmucklos. Nur ein paar Räucherstäbchen und eine unscheinbare Holzkiste auf einem kleinen Altar füllten den Raum. Es gab keine Kratzspuren oder sonst irgendwelche Hinweise darauf, dass jemand eingedrungen war. Und trotzdem stimmte etwas mit diesem Raum nicht. Rin bemerkte einen dezenten Geruch, der ihr schon lange nicht mehr aufgefallen war. Es roch wie am Meer. Salzig und frisch. Sesshomaru hatte sie einmal mit ans Meer genommen. Sie hatte es geliebt. Der weiche Sand unter ihren Füßen, die vielen Vögel, deren Namen sie nicht kannte am Himmel und Wasser soweit sie sehen konnte. Sich selbst ermahnend, konzentrierte sich Rin auf die Gegenwart. Sie durfte jetzt nicht in der Vergangenheit schwelgen. Gerade als sich die junge Frau abwenden wollte, sah sie etwas zu ihrer rechten aufblitzen. Es dauerte eine Weile, bis sie eine kleine Perle gefunden hatte. Sie war klein und wirkte in der Dunkelheit matt und dennoch leuchtete die Perle blutrot auf, wenn sich das Licht auf ihr brach. So eine Perle, hatte die junge Frau noch nie zuvor gesehen, aber sie würde sie zum schuldigen führen.

„Ich mache mich dann auf den Weg“, informierte Rin die Miko und verbeugte sich.

„Passt auf euch auf, Rin-Sama. Wir werden für euch beten“, erwiderte Harumi und verbeugte sich ebenfalls. Mit schnellen Schritten verließ Rin den Tempel.

„Raion!“, rief sie, noch bevor sie den Ausgang erreicht hatte. Kaum hatte sie die Schwelle des Tempels passiert landete der Yokai vor dem Eingang. „Du hast deine Fährte?“, wisperte Rin, während sie sich auf den Rücken des Dämons zog. Raion ließ ein bestätigendes Fauchen hören, bevor er durch den Wald hetzte. Dass der junge Dämon nicht flog, hieß der Dieb war noch in der Nähe. Mit schnellen, weiten Sprüngen ließ Raion das Dorf und den Wald, der es umschloss hinter sich.

 

Es dämmerte gerade als Raion und Rin den Dieb eingeholt hatten. Er war zu Fuß unterwegs und mit einem letzten Satz setzte Raion vor dem flüchtenden auf. Das Gesicht des Diebes konnte Rin unter dem langen zerrissenen Umhang nicht ausmachen, aber sie erkannte die Roten Perlen auf seiner Kleidung, die in der aufgehenden Sonne funkelten.

„Gib zurück, was du gestohlen hast!“, fordere Rin und sprang von Raions Rücken. Sie erhielt keine Antwort, nur ein Lachen. Es klang dumpf, verzerrt und eindeutig nicht menschlich. Der Wind frischte auf und gab den Blick auf das Gesicht des Diebes frei. Erschrocken taumelte Rin zurück. Sie hatte sich geirrt, es war ein Mensch oder zumindest, das, was davon noch übrig war. Die junge Frau konnte nicht einmal deuten, ob es ein Mann oder eine Frau war. Der armen Gestalt fehlten beide Augen und die leeren Augenhöhlen, sahen verbrannt aus. Außerdem fragte sich Rin, wie die Gestalt vor ihr hatte Lachen können, wo ihr Mund zugenäht war.

„Nein, wir werden es erwecken! Wir müssen es erwecken! Niemand darf uns aufhalten!“, zischte die Kreatur bestimmt und Rin glaubte sie übergeben zu müssen. Trotz der zugenähten Lippen hatte es gesprochen. Als wäre es selbstverständlich, hatten sich die Fäden erweitert und wieder zusammengezogen. Und da war er wieder. Der salzige Geruch des Meeres und das Rauschen von Wellen. Für einen Moment glaubte Rin sogar das grünliche blau des Ozean sehen zu können. Ein lautes Krachen und das splittern von Holz holte die junge Frau wieder in die Gegenwart zurück. Raion hatte versucht sich auf die Kreatur zu stürzen und die ausgemergelte Gestalt hatte ihn einfach weggeschleudert, als wäre er ein Schmetterling. Eine tiefe Schneise zog sich durch den Wald hinter Rin und sie konnte ihren Begleiter nicht einmal mehr ausmachen. Lachend setzte sich die Kreatur wieder in Bewegung und hielt auf die breite Klippe zu. Zögerlich setzte Rin der Gestalt hinterher. Während Rin am Rand der Klippe stehenbleiben musste, um nicht die steile Klippe hinunterzufallen, lief der mysteriöse Dieb einfach weiter. Vielleicht hatte sich Rin geirrt und es war doch kein Mensch. Doch was war es dann, denn sie kannte keinen Dämon, der auch nur ansatzweise so aussah.

„Was bist du?“, flüsterte die junge Frau mehr zu sich selbst, als zu der Kreatur vor ihr. So wie es aussah, würde sie zurückgehen müssen und auf Inu Yashas Rückkehr warten.

„Wir sind die Diener des einen, des alten. Wir sind die Diener des Uroko-jō!“, lachte die Gestalt und verschwand am Horizont.

 

Lange schaute die junge Frau der seltsamen Kreatur nach. In was war sie da nur hineingeraten. Nach dem Tod Narakus war es doch viel ruhiger geworden. Es gab immer noch Dämonen, die Dörfer angriffen, aber nichts hatte eine derartige Struktur. Naraku war zielstrebig gewesen, zumindest schloss Rin das aus den Erzählungen und grausam. War mit diesem Uroko-jō ein neuer gefährlicher Feind aufgetaucht. Sie musste zurück und Kaede berichten. Mit sehr viel Glück waren Inu Yasha und die anderen wieder da. Vielleicht war es feige, die anderen zu bitten, sich darum zu kümmern, aber allein konnte sie unmöglich etwas ausrichten. Ein schwarzer Fleck am Horizont ließ sie aus ihren Gedanken schrecken. Wenn sie sich nicht irrte erkannte sie den Umriss. Es war ein fliegender Dämon mit zwei Köpfen. Das konnte doch nicht etwa Ah-Uhn sein. Sich drehend, versuchte sie die fliegende Gestalt besser erkennen zu können. Dabei vergaß Rin völlig dass sie noch am Rand der Klippe stand und noch bevor sie es verhindern konnte, stürzte sie in die Tiefe.

Verzweifelt schloss Rin die Augen. Sie würde nicht schreien, es würde sie ja doch niemand hören. Außer Raion, aber da er noch nicht wieder da war, schien er noch bewusstlos zu sein. Sie wollte nicht sterben. Nicht so, nicht allein. Aber vor allem wollte sie ihn noch einmal sehen. Sie wollte ihn anschreien, weil er sie nie besucht hatte. Weil er ohne ein Wort des Abschieds gegangen war. War sie als Kind wirklich so eine große Last für ihn gewesen. Nein, Rin wusste dass sie nicht schreien würde, aber die Tränen konnte sie nicht verhindern. Ebenso wenig, wie sie das erschrockene Aufkeuchen unterdrücken konnte, als sich zwei Arme um sie schlossen. Panisch drehte sie sich um und sah in zwei abwertend schauende goldene Augen.

„Sessho-“, begann Rin zögerlich und wurde harsch unterbrochen.

„Was tust du hier?“, herrschte der Yokai die junge Frau an. Er hatte noch immer diese Autorität und diesen abwertenden Befehlston in seiner Stimme, genau wie in ihrer Erinnerung.

„Es interessiert dich doch eh nicht!“, sagte Rin mit fester Stimme und trat zwei Schritte zurück, nachdem sie wieder Oben auf de Klippe stand.

„Ich verlange eine Antwort“, beharrte Sesshomaru und durchbohrte die junge Frau förmlich mit seinem Blick. Rin hielt seinem Blick stand. Er hatte sie schon immer so angesehen, damals war sie ein kleines Kind gewesen und es hatte sie nie gestört. Sie hatte keine Angst, nicht vor ihm und er konnte auf seine Antwort gerne warten. Sie würde jetzt gehen und da sie ihm nichts mehr zu sagen hatte, drehte sie sich einfach um. Dort standen Ah-Uhn und Jaken, der die junge Frau fassungslos ansah. Immerhin hatte sie gerade Sesshomaru persönlich stehen lassen.

„Oh hallo Jaken!“, rief die junge Frau fröhlich und strich Ah-Uhn zur Begrüßung über den Kopf.

„Wie kannst du es wagen? Der Meister hat dir eine Frage gestellt!“, rief Jaken wütend und schwenkte seinen Kopfstab drohend in Richtung der jungen Frau. Nachdenklich legte Rin den Kopf schief, bevor sie mit den Schultern zuckte.

„Er hat seine Antwort bekommen, dass sie ihm nicht gefällt, ist sein Problem.“ Jaken der den Mund öffnete, um etwas zu sagen, wurde harsch unterbrochen.

„Es reicht. Rin!“ Die angesprochene drehte sich erneut zu dem mächtigen Yokai um und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. „Was tust du hier allein, an einer Klippe?“, begann Sesshomaru erneut und auch wenn noch immer eine gewisse Autorität in seiner Stimme klang, so war sie nicht mehr so harsch.

„Ich habe einen Auftrag“, schnaubte Rin. Mehr würde sie ihm nicht sagen, das könnte sie gar nicht.

„Gehörte das von der Klippe fallen auch dazu?“, fragte Jaken schadenfroh und begann amüsiert zu lachen. Als ein dunkles Fauchen aus dem Wald kam und Raion sich auf Jaken stürzte, blieb ihm das allerdings gleich wieder im Halse stecken. „Meister, rettet mich!“, flehte Jaken und versuchte den Krallen des Katzendämons auszuweisen.

„Raion, nicht. Er ist ein Freund oder so“, erklärte Rin kichernd und strich ihrem Begleiter über den Kopf. „Wir können dann wieder nach Hause. Schlechte Nachrichten überbringt man besser sofort“, murmelte Rin und schwang sich auf Raions Rücken. Mit einem beinahe überschwänglichen Winken verabschiedete sich Rin von Sesshomaru, Jaken und Ah-Uhn.
 

Es wunderte Rin nicht sonderlich, dass Sesshomaru bereits vor ihr im Dorf war. Er stand zusammen mit seinem Bruder und Sango bei Kaede, die über den Besuch des Yokai nicht sonderlich erfreut schien.

„Kaede-Sama! Hallo ihr zwei, ihr könnt mir später erzählen, wie eure Reise war“, begann Rin und ignorierte Inu Yashas älteren Bruder völlig.

„Rin, hast du den Kristall?“, fragte Kaede hastig.

„Nein, aber ich weiß, wer ihn hat und es ist gut, dass ihr zwei gleich da seit. Das Relikt wurde offenbar von jemandem gestohlen, der sich selbst als Diener des Uroko-jō bezeichnet“, erklärte Rin hastig.

„Bist du sicher? Rin, wie sah dieser Diener aus?“, warf Sesshomaru ein noch bevor Kaede die Information ganz verarbeitet hatte.

„Ich bin mir sicher. Es war eine kleine ausgemergelte Gestalt in einem mit roten Perlen bestickten Gewand mit zugenähten Mund und fehlenden Augen.“ Der Gesichtsausdruck des Yokais verdunkelte sich und ein wütendes Knurren entfuhr seiner Kehle.

„Das ist bestimmt kein gutes Zeichen“, murmelte Sango und trat ein paar Schritte zurück. Inu Yasha und Kaede taten es ihr gleich. Nur Rin rührte sich nicht vom Fleck.

„Feinde von dir?“, fragte Rin ernst. Dass Sesshomaru diese Gestalten kannte, stand außer Frage und dass er nicht gut auf sie zu sprechen war, auch. Von daher wunderte es die junge Frau auch nicht, dass sie keine Antwort bekam.

„Rin, du musst das Relikt unbedingt wieder holen. Inu Yasha, Sango auch für euch habe ich eine andere Aufgabe“, fasste sich Kaede wieder und bedeutete Sango und Inu Yasha ihr zu folgen.

„Tja, sieht so aus, als wenn wir später reden müssen“, lächelte Sango entschuldigend und folgte Inu Yasha und Kaede.

„Grüßt die anderen von mir!“, rief Rin ihnen noch nach und blickte dann seufzend auf Raion. „Und was machen wir jetzt?“ Ein freudloses Lachen entwich ihrer Kehle, hatte sie nicht Inu Yasha und Sango auf die Kreatur ansetzen wollen. Anscheinend musste sie es nun doch allein tun. Noch einmal atmete sie tief durch, bevor sie ihre Schultern straffte und sich erst einmal auf den Weg nach Hause machte. Dieses Mal, würde es eine längere Reise werden.

„Wo willst du hin?“, fragte Sesshomaru misstrauisch. Er hatte nach ihrem Arm greifen wollen, aber das aggressive Fauchen der kleinen Katze ließ ihn inne halten. Der kleine Dämon war stark, vor allem wenn man bedachte, wie jung er noch war. Außerdem war er mutig und das war etwas, das er respektieren konnte.

„Nach Hause. Ich muss ein paar Sachen packen“, erklärte Rin mit einem Lächeln.

„Du willst den Kerl doch nicht wirklich verfolgen. Rin, das ist zu gefährlich“, knurrte Sesshomaru und wenn Rin es nicht besser wüsste, hätte sie gemeint, dass er genervt klang. Aber er klang nie genervt. Wütend, herablassend, gebieterisch, arrogant und möglicherweise desinteressiert, aber niemals genervt. Außer wenn er mit Jaken sprach, dann klang er ziemlich oft genervt.

„Es ist meine Pflicht. Ich bin ein Mitglied der Wache und wenn ich den Auftrag erhalte, einen irren was-auch-immer zu Folgen um das Eigentum dieses Dorfes zurückzuholen, dann werde ich das tun“, erwiderte Rin ernst und sah Sesshomaru in die Augen. Wenn es etwas gab, worauf Sesshomaru besonderen Wert legte, war es seine Ehre. Vielleicht hoffte die junge deshalb, dass er ihre respektieren würde.

„Du gehst nicht!“, befahl er ernst und Rin sah ihn verständnislos an, bevor sie langsam auf ihn zu schritt. Sie blieb direkt vor ihm stehen und tippte ihm fest gegen die Brust.

„Du hast nicht das Recht mir Befehle zu erteilen! Falls ich dich daran erinnern muss, warst du derjenige, der mich vor 10 Jahren hier abgesetzt hat und gegangen ist ohne auch nur ein Wort zu sagen. 10 Jahre in denen du nicht einmal hier warst, um nach mir zu sehen. Also wage es nicht, nein am besten nie wieder mit Vorschriften machen zu wollen!“, fuhr die junge Frau den Dämon vor sich an. Sie wünschte sich wirklich, sie würde jetzt nicht weinen, denn es ließ sie so schwach wirken. Ohne eine Reaktion abzuwarten, drehte sich die junge Frau um und lief eilig nach Hause. Sie wollte allein sein.
 

Seit einer gefühlten Ewigkeit kauerte Rin nun schon auf dem Boden ihrer kleinen Hütte. Sie weinte nicht mehr, was sie als gutes Zeichen ansah und dennoch schaffte sie es nicht aufzustehen und ihre Reise vorzubereiten. Es war Raion, der irgendwann begann die Kiste mit den Waffen und Fallen aus der Ecke zu ziehen. Der Kleine Kerl hatte ja Recht. Sie konnte nicht ewig herumsitzen und sich bemitleiden, schließlich hatte sie einen Auftrag. Träge rappelte sich in hoch und packte alles was sie für diese längere Reise brauchen würde. Als sie sich letztendlich auf den Weg machte, hing die Sonne schon tief am Horizont und verriet, dass es nur zwei oder drei Stunden bis Sonnenuntergang waren.

„Na dann, auf zu dieser Klippe. Einen besseren Ausgangspunkt haben wir nicht.“, wisperte Rin und machte sich mit Raion auf den Weg. Es dauerte keine 10 Minuten, bis Raion auf einer Lichtung stehen blieb, in den Wald schaute und ein dunkles Grollen von sich gab. Sofort glitt Rin vom Rücken ihres Katzendämons und zog ihre Waffe. „Wer ist da?“, forderte die junge Frau selbstbewusst.

„Ich hatte dir verboten zu gehen“, vernahm Rin Sasshomarus kalte Stimme. Seufzend schüttelte sie den Kopf.

„Ich dachte immer du hättest so ein ausgezeichnetes Gehör. Ich habe doch schon erwähnt, dass-“, begann Rin genervt und hielt abrupt inne, als Sesshomaru plötzlich direkt vor ihr stand und sie böse anfunkelte.

„Ich wiederhole mich nicht noch einmal“, knurrte Sesshomaru und Rin bemerkte wie sich seine Augen kurz rot verfärbten.

„Dann lass es, ich gehe trotzdem“, flüsterte sie und hatte mühe nicht den Blick zu senken. „Das ist mein letztes Wort. Akzeptiere es oder bring mich um“, schob Rin deutlich nach. Es wunderte sie, dass sie keine Angst vor dem Dämon vor ihr verspürte. Ja, sie wusste, wie mächtig Sesshomaru war und sie respektierte ihn, aber Angst würde sie keine haben.

„Das ist …“, begann Sesshomaru schnaubend.

„Stolz, Pflichtgefühl, Selbstachtung? Such dir etwas aus. Gott, ich sage ja nicht, dass ich gerne gehe. Wahrscheinlich ist das Selbstmord, aber sie verlassen sich auf mich. Ich habe einen Eid geschworen, dieses Dorf, die Menschen und die Schätze im Schrein zu schützen. Da kann ich nicht einfach aufgeben, bevor ich es nicht wenigstens versucht habe“, erklärte Rin frustriert und verschränkte hilflos die Arme vor der Brust. Lange sah Sesshomaru die junge Frau an. Vor ihm stand nicht mehr das kleine Mädchen, das er vor 12 Jahren bei sich aufgenommen hatte oder das er vor 10 Jahren in die Obhut der Dorfältesten gegeben hatte. Vor ihm stand eine junge Frau, die bereit war für ihre Überzeugung zu kämpfen. Er wusste genau, dass er dieser Frau nichts mehr schuldig war. Damals hatte er ihr Leben gerettet und sie länger als nötig bei ihm behalten. Niemand, von seinem Halbbruder und seinen kleinen Freunden einmal abgesehen, würde es ihm verübeln, wenn er jetzt ging. Sie war nichts weiter als ein einfacher Mensch und trotzdem stand er hier und war beinahe unfähig sie allein gehen zu lassen. Am Rande registrierte Sesshomaru, wie Ah-Uhn landete und Jaken auf ihn zu tippelte.

„Vergebt mir Meister, aber ich habe die Spur des Diebes nicht finden können. Ich habe alles versucht, aber…“, jammerte Jaken und verneigte sich tief vor seinem Herren.

„Schweig still“, unterbrach ihn Sesshomaru, ohne seinen Blick von Rin abzuwenden. Sie war hier, weil sie einen Anhaltspunkt hatte und vielleicht konnte er das für sich nutzen. Dann hatte er alle Zeit der Welt, um sie nach Hause zu schicken. Er würde ihre Meinung geändert haben, noch bevor sie ihn eingeholt hatten. „Wie schnell ist die Katze?“, fragte Sesshomaru beiläufig.

„Wieso?“, fragte Rin perplex.

„Die Dinge haben sich gerade geändert. Der Kerl, den du verfolgst, hat auch mir etwas gestohlen. Ich nehme an, du weißt in welche Richtung er verschwunden ist. Da Jaken ihn nicht aufspüren kann und du mir sicher nicht freiwillig sagen wirst, in welche Richtung es geht, werden wir dich wohl mitnehmen müssen. Also wie schnell ist die Katze?“, erklärte Sesshomaru genervt. Rin, die dieser Redefluss ein wenig überraschte brauchte einige Sekunden, bis sie antworten konnte.

„Wenn es sein muss, schneller als Ah-Uhn“, murmelte Rin perplex. Bestimmt hatte sie sich verhört oder wollte Sesshomaru sie tatsächlich begleiten. Gut, von wollen konnte keine Rede sein, viel mehr hatte er keine andere Wahl, aber er würde sie begleiten.

„Ihr wollt das unnütze Ding doch nicht etwas schon wieder mitschleppen, Meister“, protestierte Jaken empört. Das letzte Mal war schon zu viel gewesen. Wenn das so weiter ging, was würde nur aus dem Ruf seines Meisters werden. Gerade noch in Gedanken versunken spürte Jaken einen Luftzug, gefolgt von einem anhaltenden Schmerz an der Wange. Im Boden steckte ein filigraner Dolch, an dem ein einzelner Blutstropfen zu Boden glitt. Langsam drehte er sich in die Richtung, aber welcher das tödliche Geschoss stammte. Dort stand Rin, eine Hand in die Hüfte gestemmt und in der anderen lag spielerisch ein weiterer Dolch.

„Na na Jaken, immer schön höflich bleiben oder ich werde das nächste Mal nicht einfach grob in deine Richtung“, belehrte Rin den kleinen grünen Kappa und holte sich ihren Doch wieder.

„Hol deine Sachen Rin und dann komm. Fürs erste, bestimmst du die Richtung“, knurrte Sesshomaru und ging zu Ah-Uhn. Es gefiel ihm gar nicht, dass er vorerst auf einen Menschen angewiesen war. Rin hingegen steckte Jaken vergnügt die Zunge heraus und beeilte sich Sesshomaru zu folgen.

„Komm Raion, sieht aus als hätten wir mürrische Gesellschaft“, stellte Rin fest und schwang sich auf Raions Rücken. Sie würde bestimmt nicht den Fehler machen und Sesshomaru unterschätzen. Er wollte aus unbegreiflichen Gründen nicht, dass sie ging, also wollte sie ihm keine Chance geben sie zu beeinflussen. Mit Ah-Uhn, Sesshomaru und einem laut schimpfenden Jaken im Schlepptau machten sich Rin und Raion auf den Weg nach Osten. Mit einem prüfenden Blick über ihre Schulter versicherte sich Rin, dass weder Sesshomaru noch Jaken sie beobachten und zog anschließend einen kleinen Kristall in Form eines Sternes aus ihrem Beutel. Sorgfältig stich sie über den matt schimmernden Kristall und verstaute ihn anschließend unter ihrer Fellweste. Der Kristall würde ihr mit Sicherheit sagen, wenn sie vom Kurs abkam.

„Und du bist sicher, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“, schnarrte Jaken nach einer halben Stunde zu Rin herüber.

„Ja, aber dort vorn müssen wir landen.“, rief Rin und deutete auf die Felsklippe, die grob im Nebel am Horizont auftauchte.

„Woher willst du das wissen? Hier gibt es nichts außer dem Fluss und die Klippen, zwischen denen er sich hindurchschlängelt“, rief Jaken aufgebracht.

„Ich weiß es einfach, aber wenn du dich damit besser fühlst, nenn es weibliche Intuition“, rief Rin zurück.
 

Sie würde den beiden bestimmt nicht von dem Kristall erzählen. Als sie ihn zusammen mit Kagomé vor sieben Jahren gefunden hatte, musste sie versprechen nie jemanden davon zu erzählen. Nicht einmal Kaede durfte es wissen. Damals war die junge Frau mit Kagomé tief im verbotenen Teil des Waldes gewesen. Sie hatte Tage gebraucht, bis Kagomé sich bereiterklärt hatte Rin das Bogenschießen beizubringen. Damals wollte sie unbedingt lernen zu kämpfen, damit Sesshomaru, wenn er zurückkam, feststellen konnte wie stark und selbstständig sie geworden war und ihr erlauben würde ihn wieder zu begleiten. Wie naiv sie doch gewesen war. Jedenfalls hatte Kagomé beschlossen, dass es einigermaßen ungefährlich war, im Wald auf Bäume zu schießen und so waren die beiden in den Wald gegangen. Dass sie sich verlaufen hatten und im verbotenen Teil landeten, war Pech oder Schicksal. Jedenfalls fanden sie einen großen Baum, auf den Rin gefahrlos schießen konnte. Dass nicht ein Pfeil den Baum traf, war ärgerlich, änderte jedoch nichts an der Entschlossenheit des Mädchens. Nachdem alle Pfeile verschossen waren, sammelte Rin sie einfach wieder auf und probierte es erneut. Sie suchte bereits zum zweiten Mal die Pfeile im Wald zusammen, als Rin bemerkte, dass einer der Pfeile etwas getroffen hatte. Es war braun, rund und Rin hatte noch nie etwas Vergleichbares gesehen. Neugierig lief sie zu Kagomé, in der Hoffnung, dass sie etwas Genaueres wusste. Auch Kagomé hatte einen solchen Stein oder was es war noch nicht gesehen. Gerade als Rin den Pfeil aus dem komischen Stein ziehen wollte, brach dieser auseinander. Er war innen hohl und mit einer schimmernden milchig-weißen Flüssigkeit gefüllt. Mitten in der Flüssigkeit war ein matter Kristall in Form eines Sternes. Zumindest hatte Kagomé gesagt, es sähe aus, wie ein Stern. Für Rin waren Sterne nur funkelnde Punkte die einem nachts am Himmel den Weg leuchtenden und im Schlaf über einen wachten. Seit diesem Tag hatte Rin den Sutākurisutaru immer bei sich, wenn sie das Dorf verließ und bisher hatte sie der Stern immer an ihr Ziel geführt.
 

„Rin!“, donnerte Sesshomaru wütend und riss die junge Frau damit aus ihrer Starre. Er hatte schon drei Mal ihren Namen rufen müssen und sie hatte ihn einfach ignoriert. Einer von vielen Gründen, warum Menschen so lästig waren, ständig waren sie in Gedanken und unaufmerksam.

„Was denn?“, fragte Rin sich keiner Schuld bewusst und stieg von Raion.

„Jaken will sehen, ob er herausbekommt, wo es weiterlang geht“, erklärte Sesshomaru zähneknirschend.

„Und dass kann er auf einmal und ganz plötzlich nur noch, wenn ich ihm dabei zusehe?“, fragte Rin perplex und legte ihren Kopf schief. Sie verstand nicht, warum er sich jetzt so aufregte. Jaken konnte seinen Kopfstab auch ohne Publikum befragen. Er hatte es noch nie gemocht, wenn Rin ihm dabei zugeschaut hatte. Schnaubend wand sich Sesshomaru ab und ging hinüber zu Jaken. Auf diese Art von Konversation hatte er keine Lust. Er wusste ja nicht einmal, warum er wollte, dass Rin die Richtung mitbekam. Immerhin wollte er, dass sie umkehrte. Jaken hingegen hüpfte wild in der Gegend herum, schwang mit ausladen Gesten den Kopfstab und murmelte eine alte Beschwörung. Aufmerksam folgte Raion den Bewegungen des Kappas, er mochte den kleinen Kerl nicht, da er gemein zu Rin war, aber vielleicht schmeckte er besser, als er aussah.

„Was macht die Katze da?“, fragte Sesshomaru abfällig, ohne Rin oder Raion anzusehen.

„Sein Name ist Raion und ich befürchte er will versuchen Jaken zu fressen“, murmelte Rin niedergeschlagen.

„Dann soll das Ding, warten bis wir den Weg kennen“, meinte Sesshomaru schlicht. Ruckartig hielt Jaken mitten in der Bewegung inne und starrte ungläubig zu seinem Meister herüber. Ob er wirklich zulassen würde, das der Katzendämon ihn fraß, nach allem was er für seinen Meister getan hatte. Schnell besann sich Jaken. Er musste den Weg finden und so beweisen, wie wertvoll er war. Eine halbe Stunde hüpfte Jaken nun schon im Kreis auf der Lichtung herum und langsam wurde Rin langweilig. Sogar Raion hatte wieder die Gestalt der kleinen unscheinbaren Katze angenommen und sich zu Rins Füßen zusammengerollt. Gelangweilt und um irgendwas zu tun, öffnete Rin den Knoten, zu dem sie ihre Haare zusammengebunden hatte. Eines der ersten Dinge, das sie im Dorf gelernt hatte, war das Flechten. Kaede hatte es ihr gezeigt und mit der Zeit hatte sich Rin angewöhnt auf Missionen oder Patrouillen ihre Haare zu flechten und zu einem Knoten zusammenzubinden. So konnte sie nicht versehentlich hängen bleiben oder ein Windhauch ihr die Sicht nehmen. Verträumt fuhr sie sich mit den Fingern durch ihr Haar, als Jaken mit einem spitzen Aufschrei den Stab auf den Boden schlug und sich drei Schritte von ihm entfernte. Raion, der gar nicht begeistert war, geweckt zu werden legte nachdenklich den Kopf schief.

„Gleich wird der Stab in die Richtung fallen, in die wir müssen“, prophezeite der Kappa und starrte auf seinen Stab. Gähnend erhob sich Rin und griff nach ihrer Habe.

„Komm Raion, der wartet noch übermorgen, dass dieses Ding umfällt. Da sind wir allein schneller“, murmelte die junge Frau und machte sich auf den Weg um die Wiese hinter der Klippe zu überqueren.

„Wo willst du hin?“, fragte Sesshomaru und ließ beiläufig seinen Blick über die junge Frau schweifen. Ihre Haare waren länger als früher und schlugen leichte Wellen auf ihrem Rücken.

„Ich verfolge den Dieb, aber du kannst mit Jaken ja auf einen kräftigen Windstoß warten, der den Stab umweht. Es hat auf der Klippe schon nicht auf diese Art geklappt, warum sollte es das also jetzt?“, erklärte Rin ruhig und lächelte Sesshomaru über die Schulter wissend zu.

„Wenn du kein Vertrauen in den Kopfstab hast, warum hast du dann so lange gewartet?“, wetterte der Kappa.

„Es sah lustig aus“, kicherte Rin und hob zum Abschied die Hand. Perplex öffnete Jaken den Mund, um etwas zu erwidern, kam jedoch nicht dazu.

„Schweig!“, unterbrach ihn Sesshomaru harsch. „Hol den Stab und komm“, befahlt er und folgte der jungen Frau, die sich im vorbeigehen Ah-Uhns Zügel gegriffen hatte. Fassungslos schaute der Kappa seinem Meister und Rin hinterher. Es war ihm unbegreiflich, dass sich ein so mächtiger und erhabener Yokai von einem kleinen Menschenmädchen auf der Nase herumtanzen ließ. Das war unter seiner Würde. Dennoch folgte ihr sein Meister und ließ ihn einfach da stehen. Schnell griff er nach seinem kostbaren Kopfstab und eilte den beiden hinterher.

„Meister Sesshomaru wartet auf mich.“

Es war ruhig auf der Wiese. Ein wenig zu ruhig, zumal nicht einmal mehr die Vögel zu hören waren. Plötzlich war auf der rechten Seite eine Bewegung im Gras. Noch bevor Raion sich darauf stürzen konnte, hatte Rin einen Dolch dort ins Gras geworfen und damit einen der vielen Schlangendämonen aufgeschreckt.

„Was machen die hier?“, murmelte Rin, als sie die Färbung der Schlangen erkannte. Soweit sie wusste, kamen diese Schlangen in tiefen Wäldern, nicht aber hier in den Bergen vor. Kurz verschaffte sich die junge Frau einen Überblick. Ah-Uhn trat wild auf die Schlangen ein, Raion schnappte nach den kleinen Dämonen und Jaken brannte die halbe Wiese nieder, in der Hoffnung ein paar Schlangen zu erwischen. Von Sesshomaru fehlte jede Spur.

„Was sind das für Dinger?“, rief Jaken ärgerlich.

„Mininattern, eine höchst giftige Dämonenart. Aber eigentlich leben sie in Wäldern, nicht in den Bergen“, rief Rin Jaken zu. Verwundert blickte der Kappa zu Rin. Anscheinend hatten Inu Yasha und seine kleinen nervigen Freunde dem Mädchen einiges beigebracht, wenn sie diese Dämonen auf den ersten Blick erkennen konnte. Hatte er das Mädchen wohlmöglich unterschätzt, zumal Sesshomaru sehr nachsichtig mit dem dummen Ding war. Da Jaken kurz seinen Gedanken nachgehangen hatte, bemerkte er die eine Giftnatter erst, als sich die kleinen Zähne in einen zierlichen weißen Unterarm bissen. „Was hast du an verdammt giftig nicht verstanden?“, hisste Rin und löste den kleinen Dämon von ihrem Arm. Eine gespenstische Ruhe legte sich über die Wiese und sagte Rin, dass dies die letzte Schlange war. Ohne umschweife ging die junge Frau zu ihrem Bündel und zog einen dünnen Stoffstreifen heraus. Stumm bestaunte Jaken das Mädchen, sie hatte sich seinetwegen beißen lassen. Er war immer etwas gemein gewesen, hatte wenig Nachsicht mit ihr gezeigt und dennoch hatte sie ihn beschützt.

„Rin-“, begann er leise.

„Passt schon“, unterbrach ihn das Mädchen sofort. Sie zog einen festen Knoten mit um ihren Oberarm und schnitt die Bisswunde auf. Ein Schmerzverzehrtes Stöhnen, mehr kam nicht über ihre Lippen. Mit dem verbliebenen Arm fischte sie einen kleinen Steinkrug mit einer krümeligen grünen Paste hervor. Sorgsam trug sie diese auf und löste den Knoten des Stoffstreifens. Anschließend wickelte sie den Stoff um ihren Arm und hob ihre Sachen auf.

„Wir sollten weiter“, murmelte Rin und setzte sich in Bewegung. Das plötzliche Auftauchen von Sesshomaru vor ihr zwang die junge Frau nach drei Schritten wieder stehen zu bleiben.

„Dein Arm“, stellte der Yokai nüchtern fest. Er hatte gesehen, was passiert war. Aber nachdem er sich um den Dämon gekümmert hatte, der die kleinen Nattern auf der Wiese ausgesetzt hatte, sah er keinen Grund, um einzugreifen.

„Ach das ist halb so schlimm. Allerdings würde ich jetzt gerne weiter. Es dämmert bald und das hier ist kein guter Ort zum übernachten. Außerdem würde ich vorschlagen unser Nachtlager aufzuschlagen, bevor das Gift seine Wirkung zeigt und ich in Ohnmacht falle“, erklärte Rin sachlich.

„Du…“, begann Jaken doch Rin schüttelte den Kopf.

„Das ist nicht schlimm. Ein Großteil des Giftes ist nicht mehr in meinem Körper und der Rest ist in ein paar Stunden abgebaut. Hätte ich nicht so schnell reagieren können, würde die Sachlage anders sein. Außerdem bin ich mir sicher, dass es nicht wieder passieren wird“, erklärte Rin Jaken ruhig und lächelte mild. Verwundert blinzelte der Kappa sie an. Rin konnte nicht anders als kurz aufzulachen. „Jaken, du bist seit Jahren an Sesshomarus Seite, viel länger als ich es je war und sogar ich hatte sehr schnell begriffen, dass man einen Fehler in seiner Gegenwart besser kein zweites Mal macht.“

„Tse, dabei war er bei dir schon immer Nachsichtig!“, murrte der Kappa ärgerlich.

„Ich bin doch auch nur ein kleines Mädchen“, grinste Rin amüsiert und erntete einen bösen Blick von Jaken. Es tat gut ihn ein wenig aufzuziehen. In den letzten Jahren hatte sie viel zu weinige Gelegenheiten gehabt um herumzualbern. Zwar hatte sie ab und an mit den Kindern im Dorf gespielt, aber meistens wollte sie zeigen, dass sie Verantwortungsbewusst war.
 

Es dauerte eine ganze Stunde, bis ein geeigneter Lagerplatz gefunden war und Rin merkte das Gift in ihrem Organismus deutlicher, als ihr lieb war. Sesshomaru zog es vor den Weg über zu schweigen und wies letztendlich nur Jaken an Feuerholz zu holen. Grimmig machte sich der Kappa mit Ah-Uhn auf den Weg und so brannte keine 20 Minuten später ein Feuer.

„Wie geht es dir?“, murmelte Jaken nach weiteren 10 Minuten, weil er das Gefühl hatte, etwas sagen zu müssen. Wenn er allein mit Sesshomaru unterwegs war, schwiegen sie meistens, aber er erinnerte sich, dass Rin diese Stille nie gemocht hatte.

„Etwas schläfrig, aber das wird schon und danke Jaken“, flüsterte das Mädchen. Auch wenn sie schon halb eingeschlafen war, wusste sie Jakens Geste zu schätzen. Früher hatte sie die Stille nicht gemocht och mittlerweile, wusste Rin sie in einigen Situationen zu schätzen. Träge kuschelte näher an Raions flauschiges Fell. Morgen würde ein anstrengender Tag werden und das Gift würde ihr auch am nächsten Morgen noch genug Probleme bereiten. Sorgfältig vergewisserte sich Jaken, dass die junge Frau auch wirklich schlief, bevor er sich an Sesshomaru wandte.

„Wollt Ihr sie wirklich mitnehmen? Ich gebe zu, sie hat eine Menge gelernt, aber das ist zu gefährlich für sie“, flüsterte Jaken. Wortlos ließ Sesshomaru seinen Blick zu der jungen Frau schweifen. Auch er hatte sie unterschätzt. Sie schlug sich nicht schlecht. Bis jetzt hatte sie sich nicht beschwert und auch den Schlangenbiss, hatte sie ohne zu zögern behandelt. Außerdem kannte sie den Weg und rein vom logischen Standpunkt aus, war, das was Sesshomaru plante, einfacher, wenn Rin und diese Katze ihnen halfen. Morgen würde er ihre Reflexe testen und sehen, wie viel sein kleiner Bruder dem Mädchen beigebracht hatte.

„Ja, wir werden Morgen sehen, wie gut Rin und ihre Katze wirklich sind und woran wir noch arbeiten müssen. Aber wenn wir Glück haben Jaken, können wir nicht nur das nutzlose Schwert meines Vater zurückholen, sondern auch gleich ein Problem auslöschen, bevor es entsteht“, bestimmte Sesshomaru und damit war für ihn, das letzte Wort gesprochen. Es wäre ihm zwar lieber, wenn Rin nicht hier war, aber das Mädchen war stur und sicher auch allein weitersuchen. So hatte er die Situation wenigstens unter Kontrolle.
 

Der Nebel war klamm und zwang Rin ihre Augen zu öffnen. Es war ruhig und sofort kam ihr in den Sinn, dass Sesshomaru und Jaken ohne sie weitergegangen waren. Als sie jedoch Ah-Uhn grasend am Rand vorfand, wurde sie ruhiger. Außerdem hätte Raion nicht ohne weiteres zugelassen, dass Sesshomaru verschwinden würde. Als sich Rin genauer im Lager umsah, bemerkte sie Jaken, der schlafend am Feuer lag, nur Sesshomaru war nirgends zu sehen. Da es Rin zu kalt war, um weiter zu schlafen, stand die junge Frau auf. Ihr Körper hatte das Gift schneller abgebaut, als sie erwartet hätte und so blieb der erwarte Schwindel aus. Raion hob nur kurz den Kopf, rollte sich aber dann gänzlich zusammen. Langsam umrundete Rin das Feuer. Da sie gestern nicht in der Verfassung war, die Gegend zu erkunden, würde sie es jetzt nachholen. Das Wäldchen war hübsch, wie Rin feststellte. Der Nebel, der sich durch die Bäume zog, gab dem dunklen grün des Waldes einen mysteriösen Glanz und vereinzelt leuchteten bunte Blumen im Nebel. Das Brechen eines kleinen Astes, ließ die junge Frau herumfahren, einen ihrer Dolche bereit, um einen Angreifer abzuwehren. Auch als Rin erkannte, das es Sesshomaru war, kaum. Zwar senkte sie ihre Waffe, blieb allerdings aufmerksam und angespannt.

„Du hast mich erschreckt“, gab die junge Frau zu und fragte sich insgeheim, wie lange er ihr gefolgt war, ohne dass sie es gemerkt hatte.

„Scheint so“, erwiderte Sesshomaru kühl und schritt auf die junge Frau zu. Eines musste er seinem Bruder und seinen Freunden lassen, sie hatten sie gut trainiert. Es hatte keine fünf Minuten gedauert, bis Rin ihn bemerkt hatte. Sicher konnte sie besser werden, aber die Ansätze, waren bisher vielversprechend.

„Ich nehme nicht an, du möchtest mit mir den Wald bewundern“, lachte Rin. Sie musste zugeben, dass eine amüsante Vorstellung war, sich Sesshomaru bei einem Waldspaziergang vorzustellen. Er war nicht der Typ, der an Blumen roch oder einen Moment inne hielt um die Schönheit des Augenblickes zu genießen.

„Nein“, bestätigte Sesshomaru ruhig und verzog kurz einen Mundwinkel bei der Vorstellung. Als wenn er seine Zeit mit etwas derart menschlichen oder gar weibischen verschwenden würde.

„Also, warum bist du dann hier? Kommt jetzt eine Strafpredigt im Sinne von, geh-nach-Hause,-das-ist-nichts-für-Mädchen?“, fragte Rin ernst.

„Nein“, erklärte Sesshomaru knapp. Frustriert seufzend warf Rin den Dolch auf ihren Gegenüber, der sich nicht einen Millimeter rührte oder auch nur einen Muskel verzog, als der Dolch einen kleinen Kratzer auf seiner Wange hinterließ.

„Rede! Ich kann eine Menge, aber Gedankenlesen lerne ich wohl in diesem Leben nicht mehr“, schnaubte Rin und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Du solltest an deiner Selbstbeherrschung arbeiten. In einem Kampf kann dich ein solch kopfloses Verhalten das Leben kosten“, belehrte Sesshomaru Rin ungerührt.

„Wenn es nicht glatter Selbstmord wäre, würde ich ihm eine reinhauen“, murmelte Rin, wohl wissend, dass er jedes einzelne Wort verstand und drehte dem Dämon den Rücken zu.

„Du kannst es gerne versuche, dann weiß ich wie gut mein Bruder dich trainiert hat“, rief Sesshomaru dem Mädchen hinterher.

„Gar nicht, das waren Sango und Kagomé“, antwortete die junge Frau und blieb erschrocken stehen als Sesshomaru plötzlich vor ihr stand und den Dolch vor ihrer Nase baumeln ließ.

„Dann wäre es doch umso wichtiger zu sehen, was du kannst. Da ich dich mitnehme, muss ich wissen, in wie weit du eine Belastung darstellst“, erklärte Sesshomaru ernst. Es war ein Reflex, der Rin zurückweichen ließ. Auf der einen Seite war sie froh, dass Sesshomaru sie nun doch ernst nahm, auf der anderen wusste sie nicht, ob es so gut war. Damals war sie ein Kind gewesen und hatte eine gewisse Narrenfreiheit gehabt, aber nun würde sie herausfinden, wie es war mit Sesshomaru annähernd auf Augenhöhe zu stehen.

„Ich bin ganz sicher keine Belastung“, erklärte Rin bestimmt und trat einen Schritt auf Sesshomaru zu. Sich selbst zur Ruhe ermahnend, griff Rin nach ihrem Dolch, doch Sesshomaru fing stattdessen ihren Arm ab.

„Du wurdest von einer Schlange gebissen“, ermahnte Sesshomaru das Mädchen.

„Das Gift wäre für Jaken gefährlicher gewesen, als für mich. Für Menschen gib es ein Gegengift, bei Dämonen führt es innerhalb einer Stunde unweigerlich zum Tod. Was hätte ich tun sollen? Jaken ist schon eine halbe Ewigkeit an deiner Seite und auch wenn er in mir nichts weiter als ein dummes kleines Mädchen sieht, ist er ein Freund. Wie hätte ich anders handeln können?“, erklärte Rin ehrlich. Ihr war bewusst, dass sie angefangen hatte zu weinen und es war ihr egal. Sollte Sesshomaru sie ruhig weinen sehen, sie war ein Mensch und Menschen waren nun einmal emotional. Dem einen oder anderen Dämon würde diese Eigenschaft auch nicht schaden.

„Du wirst nie wieder Jakens Fehler ausbaden“, herrschte er sie an. So langsam glaubte Rin, dass er ihr absichtlich nicht zuhören wollte. Sie war nicht sein Eigentum, warum begriff er das nicht. Wütend holte Rin nun doch aus und schaffte es dank des Überraschungsmomentes Sesshomaru eine Ohrfeige zu verpassen. Erstaunt ließ der Dämon den Arm des Mädchens los, die daraufhin wütend in den Wald stürmte. Nach einem kurzen Moment der Verwirrung, er hätte nie gedacht, dass Rin ihn tatsächlich schlagen würde, setzte er dem Mädchen hinterher. Gerade sie sollte wissen, dass man Sesshomaru besser nicht verärgerte.
 

Auf einer kleinen Lichtung blieb Rin stehen. Sie wusste, dass Sesshomaru ihr folgen würde. Sie hatte seinen Stolz verletzt und das zählte bei diesem Dämon mehr, als jede Verletzung, die er sich zuziehen könnte.

„Du wagst es“, drohte Sesshomaru leise und schritt langsam auf die junge Frau zu.

„Ich wiederhole mich, aber ich bin nicht dein Eigentum, also hör auf mir Vorschriften zu machen“, fauchte Rin zurück. Sie musste zugeben, dass Sesshomaru ihr gerade angst machte, aber das durfte sie jetzt nicht zeigen.

„Du vergisst, wer ich bin“, knurrte Sesshomaru ernst. Den bissigen Kommentar, verkniff sich Rin, da sie Angst hatte, dass er sie umbringen würde. Überhaupt musste sie den Dämon vor ihr beruhigen. Ohne Vorwarnung stürzte Sesshomaru nach vorne und Rin schaffte es gerade so zur Seite zu hechten, bevor sie auch schon dem nächsten Angriff ausweichen musste. Viel mehr als Ausweichen, konnte sie nicht. Sesshomaru war zu wütend und wenn sie ihn direkt angriff, fürchtete sie, dass er eines seiner Schwerter ziehen könnte. Kurz erhaschte sie einen Bick auf die zwei Schwerter an seinem Gürtel und stoppte mitten in der Bewegung. Es sollten drei sein. Rin sah Tōkijin und Bakusaiga, aber Tensaiga fehlte. Auch wenn es in Sesshomarus immer nutzlos war, glaubte die junge Frau nicht, dass er es ablegen würde. Es gehörte ihm und damit war der Standpunk des Dämons eindeutig.

„Wo ist Tensaiga?“, fragte Rin überrascht und hielt erschrocken die Luft an, als Sesshomaru drei Zentimeter vor ihrem Hals in seiner Bewegung einfror. Kalt blickte er von der jungen Frau zu den Schwertern an seinem Gürtel. Dass ihm der Orden des Uroko-jō sein Schwert gestohlen hatte, hatte er in seien r Wut beinahe verdrängt.

„Der Mann, der euer Dorf ausgeraubt hat, hat es gestohlen“, presste er zwischen den Zähnen hervor.

„Das tut mir leid. Hast du deshalb beschlossen mich zu belgleiten, weil ich ihn aufspüren kann? In dem Fall sollten wir vielleicht zurückgehen. Wer weiß, was sie mit dem Schwert wollen“, murmelte Rin unbeholfen und ging ganz langsam rückwärts. Diese Situation gefiel ihr nicht.

„Du hast Angst“, bemerke Sesshomaru gelangweilt und gab seine Kampfhaltung auf. Er war es gewohnt Menschen angst zu machen, aber nie hatte sie sich vor ihm gefürchtet. Als er sie das erste Mal traf, hatte sie seine Wunden versorgt. Allein, weil ihr niemand sonst helfen wollte und auch als er sie wiederbelebt hatte, hatte sie nie Angst vor ihm gehabt. Dabei hatte sie sich vor einer Menge Dinge gefürchtet, aber nie vor ihm. Dass er ihr jetzt Angst machte, war ein komisches Gefühl, das er nicht einordnen konnte.

„Du warst wütend, ich schätze da ist Angst eine gesunde Reaktion. Immerhin weiß ich, wozu du in der Lage bist“, erklärte Rin vorsichtig.

„Du hattest noch nie Angst vor mir“, murmelte Sesshomaru abwesend und drehte sich weg, um zu gehen.

„Du warst auch noch nie vorher wütend auf mich“, rief Rin ihm hinterher, bevor sie sich in Bewegung setzte und zu ihm aufschloss. Da sich Sesshomaru wieder unter Kontrolle hatte, brauchte sie keinen Sicherheitsabstand mehr. Als sie ihn eingeholt hatte, wirkte er nachdenklich und Rins Meinung nach verwirrt. Allerdings passte es nicht, dass Sesshomaru verwirrt wirkte, laut Rin hatte er nicht verwirrt zu sein, also beschloss sie ihn abzulenken.

„Du hattest mit diesen Typen schon mal zu tun, habe ich recht“, stellte Rin nachdenklich fest.

„Ja“, kam die knappte Antwort. Das würde ein anstrengendes Gespräch werden.

„Wann?“, harkte Rin nach.

„Vor einer Weile.“

„Hat die Zahl zwei oder drei Stellen?“, schnaubte Rin frustriert.

„Drei.“

„Gut, probieren wir was anderes. Was ist damals passiert?“, begann Rin erneut.

„Einiges.“

„Du machst das doch mit Absicht!“, rief Rin plötzlich aufgebracht.

„Möglich“, gab Sesshomaru zu. Er wusste genau, was sie versuchte und dass er sie aufklären sollte. Es reizte ihn jedoch, sie zu ärgern. Es war für gewöhnlich nicht seine Art, sich auf alberne Neckereien, wie diese einzulassen, aber es amüsierte ihn, wie sie versuchte nicht wütend zu werden.

„Du…!“, begann Rin wütend und fing dann plötzlich an zu lachen. Es war absurd, aber Sesshomaru hatte sie gerade aufgezogen. Er schien wirklich wieder bessere Laune zu haben. „Das ist wohl eine Premiere. Du alberst nicht herum, niemals. Aber keine Sorge, ich werde schweigen“, lachte Rin und hielt sich an einer Tanne fest, um nicht zu fallen.

„Aber ich nehme an, dass ich dir von meiner Begegnung mit den Dienern des Uroko-jō erzähle“, überging Sesshomaru den Lachanfall der jungen Frau. Deshalb alberte er nicht herum, weil Menschen ständig übertrieben.

„Nicht nur, ich verstehe nicht, was sie wollen oder wer sie sind? Was das ganz mit dem Dorf zu tun hat“, bestätigte Rin und wischte sich ein paar Tränen aus den Augenwinkeln.

„Heute Abend, die Sonne geht bald auf und wir sollten los, wenn wir ihn irgendwann einholen wollen“, bestimmte Sesshomaru eindringlich. Verstehend nickte Rin, es war eine Menge wert, dass er ihr entgegen kam und sie würde auch bis zum Abend warten können.
 

Besonders weit kam die kleine Gruppe nicht, da der Wald immer dichter wurde und damit für Ah-Uhn schwer zugänglich. Unter anderen Umständen hätte Sesshomaru Ah-Uhn zurückgelassen und später wieder abgeholt, da war sich Rin sicher. Allerdings wollte sie nicht nachfragen, warum er darauf bestand Ah-Uhn mitzunehmen. Er hatte schon Jaken so harsch angefahren, als der vorgeschlagen hatte Ah-Uhn zurückzulassen und eine bedrohliche Auseinandersetzung mit Sesshomaru am Tag reichte Rin. Raion hingegen schien Ah-Uhn Anwesenheit sehr zu freuen. Der junge Katzendämon hatte es sich auf Ah-Uhns Rücken bequem gemacht und döste vor sich hin. Für ihn war es kräftesparender nicht in die ganze Zeit in der dämonischen Gestalt unterwegs zu sein und Rins Gepäck musste er so auch nicht tragen. Nur ab und an, warf er einen prüfenden Blick auf Jaken oder Sesshomaru. Er vertraute vor allem letzteren nicht sonderlich. Es war schon weit nach Sonnenuntergang als das Feuer am Nachtlager endlich brannte. Aber Sesshomaru hatte darauf bestanden, den Wald noch an diesem Tag hinter sich zu lassen. Das Feuer war zwischen den hohen Felsen kaum zu sehen und knisterte beständig um den gewaltigen Hirsch zu garen. Raion hatte das Tier kurz bevor sie den Wald verlassen hatten entdeckt und erlegt. Sesshomaru hatte es stumm geschehen lassen, immerhin konnte sich Raion in seinen Augen seinen Platz am Feuer ruhig verdienen. Als der Hirsch fertig gegart war, pickte sich Rin zwei Stücke heraus. Immerhin schuldete ihr Sesshomaru noch eine Erklärung und er machte nicht den Anschein, seine Position auf dem zu Verlassen. Schweigend ließ der Dämon zu, dass Rin sich neben ihn setzte und betrachtete abschätzig das Stück Fleisch, welches sie ihm hinhielt.

„Jetzt nimm schon. Es bringt keinem von uns etwas, wenn du hungerst. Erstens ist genug da und zweitens muss ich mir seit 10 Jahren Vorträge von Kaede anhören, dass ein hungriger Geist nicht wachsam ist“, seufzte Rin und drückte Sesshomaru den Fleischspieß in die Hand.

„Was hat das mit mir zu tun?“, fragte Sesshomaru unbeeindruckt.

„Da ich davon ausgehe, dass du die Nacht über Wache halten wirst und dich, stur wie du bist, auch niemand ablösen soll, finde ich, dass du wenigstes essen könntest. Egal wie mächtig du bist, auch du hast Grenzen. Ich finde du musst sie nicht unbedingt überschreiten“, erklärte Rin leise und starrte in die Dunkelheit. Schweigend begann Sesshomaru zu essen. Die Alte hatte nicht unrecht Rin immer zu ermahnen, denn Hunger konnte einen klaren Verstand trüben. Gedankenverloren pflückte sich das Mädchen immer wieder keine Bisse von ihrem Stück Fleisch.
 

„Es war vor etwas mehr als 700 Jahren, als ich das erste Mal von den Dienern des Uroko-jō hörte“, begann Sesshomaru nach einer Ewigkeit und holte Rin aus ihren Gedanken.

„Das ist wirklich eine Weile her? Ich nehme an, es war keine einfache Begegnung, wenn du dich noch daran erinnerst. Ich meine 700 Jahre, wie viele Begegnungen waren a so unwichtig, das du sie vergessen hast?“, sinnierte Rin und rieb sich fröstelnd die Arme. Es war kalt geworden und jetzt wo sie nicht mehr im Schutz des Waldes waren oder sich bewegten, merkte Rin es besonders. Überrascht, dass sich die junge Frau derartig viele Gedanken machte, sah Sesshomaru sie an. Gelangweilt ließ er seinen Blick über das Lager schweifen, in dem ihre Katze die Reste des Hirsches verspeiste. Es überraschte ihn nicht, dass der junge Dämon seinen Blick erwidere. Mit einem kurzen Nicken, das Rin entging, bedeutete er dem Dämon näher zu kommen. Alles was Raion verlauten ließ, war ein kurzes Knurren, als er sich hinter Rin und Sesshomaru setzte. Überrascht strich Rin Raion über den Kopf und wartete darauf, dass Sesshomaru weiter erzählte.

„Ich bin kein Mensch. Mein Gedächtnis funktioniert anders. Ich erinnere mich an viel aus meiner Vergangenheit, auch an Unterhaltungen, die Menschen mit der Zeit vergessen würden. Aber egal, wir waren bei einem anderen Thema“, erklärte Sesshomaru und schloss für einen Moment die Augen. Er hasste, was er gleich tun würde. Es war wichtig, dass Rin den ernst der Lage begriff und dennoch hatte er nicht einmal Jaken so viel von seiner Vergangenheit offenbart. Er hatte ihm gesagt, dass er es schon mal mit den Dienern des Uroko-jō zu tun hatte und dass man sie nicht unterschätzen sollte, aber bei Rin würde das nicht reichen. In den vergangen zwei Tagen hatte sie mehr als deutlich gemacht, dass sie keine Befehle von ihm annahm. Außerdem hatten Menschen die lächerliche Angewohnheit alles zu hinterfragen und wollten ständig logische Begründungen. Er kannte nicht einen Menschen, der eine Sache einfach als gegeben akzeptierte. Es wunderte ihn ja bereits, dass Rin nicht drängelte, früher war sie neugieriger gewesen. Ein letztes Mal holte er tief Luft, bevor er anfing seine Geschichte zu erzählen. „Ich bin durch einen dummen Zufall in ihren Tempel gestolpert. Damals, das war noch lange vor Jaken, war ich verletzt, wurde verfolgt und es lag Schnee“, begann Sesshomaru langsam und ließ Rin einen Moment um die Information sacken zu lassen. Er hatte sehr wohl gehört, wie das junge Mädchen keuchend Luft geholt hatte. „Damals lebte ihr Herr und Meister der Uroko-jō noch und er gewährte mir Unterschlupf. Wie ich feststellen musste, tat er dies um meinen Vater zu erpressen, aber daraus wurde nichts. Als ich mitbekam, was er plante, tötete ich den Uroko-jō und die meisten seiner Diener“, fasste Sesshomaru die Geschehnisse zusammen. Er wusste, dass es nicht alles war, aber mit etwas Glück würde es reichen.

„Haben sie deshalb Tensaiga gestohlen, um ihren Meister wieder aufzuwecken?“, fragte Rin entsetzt.

„Das ist mein Verdacht, aber so einfach ist es nicht. Der Uroko-jō war nie wirklich in dieser Welt. Seine Erscheinung wurde von vier Relikten in diese Welt projiziert. Mein Vater hatte letztendlich dafür gesorgt, dass diese Relikte in vier verschiedenen Orten aufbewahrt wurden“, erklärte Sesshomaru ruhig. Er musste sich ermahnen nicht die Geduld zu verlieren.

„Oh mein Gott!“, keuchte Rinn und schlug sich die Hände vors Gesicht. Wenn sich ihr Verdacht bestätigte, dann war das eine Katastrophe.

„Rin!“, fordere Sesshomaru, da die junge Frau keine Anstalten machte, ihren Ausbruch zu erklären.

„Ist das Kaze no hāto eines dieser Relikte?“, hauchte Rin so leise, dass selbst Sesshomaru Probleme hatte sie richtig zu verstehen. Aber er verstand sofort, was die junge Frau so schockiert hatte.

„Nun, das ändert einiges. Vielleicht sollten wir die anderen drei Relikte an uns bringen, oder wenigstens eines.“, überlegte Sesshomaru laut.

„Was passiert, wenn dieser Uroko-jō mit Hilfe der Relikte weder in diese Welt und dank Tensaiga eine Gestalt aus Fleisch und Blut bekommt?“, hauchte Rin mit Tränenerstickter Stimme.

„Das will nicht einmal ich so genau wissen“, offenbarte Sesshomaru kühl. Neben ihm begann Rin zu zittern. Genau das hatte ihm noch gefehlt, das Mädchen bekam einen Schock.

Es war angenehm warm, bemerkte Rin als sie langsam vom morgendlichen Nebel geweckt wurde. Sie musste wohl irgendwann Ohnmächtig geworden sein. Wenn sie an den gestrigen Abend zurückdachte, wurde ihr schlecht. Ein Monster dem nicht einmal Sesshomaru gegenüber stehen wollte. Allein der Gedanke ließ die junge Frau erneut zittern. Langsam bemerkte Rin, wie sich etwas fester um sie schloss und sie näher an dieses kuschelige Fell drückte. Mit einem Mal war sie hellwach und versuchte zumindest von der Wärmequelle abzurücken. Allerdings hielt der Arm auf ihrem Rücken, sie eisern dort wo sie war. Wie oft hatte sie sich in den letzten Jahren gefragt, wie es wohl war ernsthaft in Sesshomarus Armen zu liegen. Er hatte sie als Kind, das ein oder andere Mal getragen, aber das war eine völlig andere Situation. Sie hatte geschlafen. In seinen Armen. Rin merkte selbst, dass ihr Puls viel zu schnell schlug und sie schon wieder panisch wurde. Dieses Mal begrüßte sie die Dunkelheit mit Freuden. Schnaubend blickte Sesshomaru auf Rins Katze. Nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen hatte er das Mädchen. Dabei war sie es gewesen, die ihm in die Arme gefallen war. Warum er das Mädchen letztendlich nicht losgelassen hatte, wusste er nicht. Anfangs hatte er sie nachts im Arm gehalten, wenn sie von Alpträumen gequält wurde. Doch das hatte sie nie bemerkt, denn sobald sie ruhiger wurde, hatte er das Mädchen zu Ah-Uhn gelegt. Doch dieses Mal war es anders gewesen. Im schlaf hatte sich Rin an ihm festgehalten, sich an ihn gekuschelt. Sein erster Impuls war gewesen, das Mädchen von sich zu stoßen, schließlich war er kein Kuscheldämon. Vielleicht war es der achtsame Blick des Katzendämons gewesen, der ihn abhielt oder das beruhigende Schlagen ihres Herzens. Aber nichts erklärte sein Verhalten von eben. Er hatte gewusst, dass sie wach war und war dennoch nicht bereit sie loszulassen. Auch wenn ihre Reaktion übertrieben menschlich war. Allerdings würde er nicht zulassen, dass Rin ihn aufhielt.

„Komm Katze, du kannst schon einmal Jaken wecken“, wies Sesshomaru den jungen Dämon an. Fauchend setzte sich Raion in Bewegung, er mochte Sesshomaru nicht und es lag mehr an seiner Art, als an der Tatsache, dass sie Hund und Katze waren. Einmal ließ Raion seine große Pranke auf den Kappa schlagen. Es reichte, damit dieser quietschend aufschreckte und auch Ah-Uhn weckte. Jaken mochte Raion eher, er war wie ein großes lebendiges Spielzeug. Hecktisch schaute sich der Kappa um und erstarrte, als Sesshomaru mit der Bewusstlosen Rin vor ihm auf dem Boden aufsetzte.

„Wir wollen los“, erklärte Sesshomaru schlicht und fixierte Jaken kalt. Schweigend räumte Jaken das Lager auf und ließ Ah-Uhn auf Sesshomarus Anweisung in die Richtung fliegen, aus der sie kamen. Auch wenn es ihn interessierte, warum sie so plötzlich die Richtung wechselten, wusste Jaken, dass er keine Antwort bekommen würde. Hätte Sesshomaru die Absicht gehabt es zu sagen, hätte er es längst getan. So dankbar Jaken seinem Meister auch war, in Situationen wie diesen wünschte er sich mehr Mut, damit er Sesshomaru sagen könnte, was ihn störte. Mut um ihm zu sagen, dass er ein Recht hatte zu erfahren, wofür er jetzt schon wieder sein Leben riskierte. Einst war er ein König gewesen, Anführer einer Armee und doch war er nun nicht mehr als ein Schatten seiner selbst. Und zu allem Überfluss starrte ihn Rins Katze schon wieder so an, als wäre etwas zu essen. Jaken war sich sicher, dieser Dämon, so klein er auch gerade war, war gefährlich. Darüber konnten auch die großen unschuldigen Augen nicht hinwegtäuschen.
 

Es war fast Mittag, als Rin wieder zu sich kam. Sie mied es bewusst Sesshomaru anzusehen, da sie über ihre Reaktion nicht reden wollte. Es war albern gewesen, ihr Verhalten kindisch oder etwa nicht. Sie hatte noch nie in den Armen eines Mannes gelegen und Sesshomaru war sicher der letzte von dem sie das erwartet hatte. Zudem schien Jaken schlechte Laune zu haben und nachdem sie ihm versichert hatte, dass sie nicht wüsste, wohin sie unterwegs waren, wurde seine Laune noch ein wenig schlechter. So würde es ein trübseliger Tag werden. Rin sollte Recht behalten, denn Sesshomaru würdigte weder sie noch Jaken den Tag über auch nur eines Blickes. Er sprach nur kurz, um Jaken anzuweisen in der Stadt die sich unter ihnen abzeichnete zu halten. So kam es das die kleine Gruppe kurz vor Sonnenuntergang in einer Herberge übernachtete. Rin hatte mit Jaken ausgemacht, dass sie sich zum Essen trafen. Jaken hatte zugestimmt, wollte sich vorher jedoch erfrischen und auch Rin freute sich darauf die Annehmlichkeiten einer Stadt zu genießen. Die Herberge hatte eine kleine heiße Quelle und Rin genoss die Wärme. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie angespannt ihre Muskeln dank der letzten Tage waren. Genießerisch schloss Rin ihre Augen und dachte an die vielen Geschichten aus der Neuzeit, die Kagomé ab und an erzählte. In ihrer Zeit konnte man jeden Tag in so herrlich warmen Wasser baden und egal wie oft Kagomé davon erzählt hatte glauben wollte es Rin nicht.

„Du solltest nicht so unaufmerksam sein“ Die kalte und schneide Stimme von Sesshomaru holte Rin aus ihren Gedanken. Reflexartig zog sie das Handtuch um ihren Körper enger zu sich und fixierte den hochgewachsenen Dämon, der dort auf den Felsenstand. Er wirkte selbstsicher und herablassend.

„Das ist das Frauenbad“, zischte Rin erbost und fragte sich, was er hier überhaupt tat. Den ganzen Tag hatte er sie ignoriert und jetzt das.

„Deshalb solltest du trotzdem aufmerksamer sein“, erwiderte Sesshomaru kalt.

„Diese Diskussion werde ich nicht noch ein drittes Mal mit dir führen Sesshomaru“, schnaubst die junge Frau eingeschnappt und schloss demonstrativ die Augen. Wenn sie ihn lange genug ignorierte, würde er vielleicht wieder gehen. Sie spürte seinen Blick mehr als nur deutlich, weigerte sich aber ihm auch nur eine weitere Sekunde ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Auch ein Dämon wie Sesshomaru konnte lernen, andere zu respektieren. Mehr wollte sie doch nicht. Er sollte sie nur ein Mal als eigenständiges Wesen betrachten. Nicht als kleines Mädchen oder dummen schwachen Menschen. Da sie sich unter dem bohrenden Blick von Sesshomaru sowieso nicht mehr entspannen konnte, stand die junge Frau schließlich auf und wollte ins Haus gehen. Gerade als Rin die Schiebetür öffnen wolle, versperrte ihr Sesshomarus Arm den Weg.

„Ich werde es dir jetzt ein einziges Mal erklären, also hör besser gut zu. Wenn ich dir das nächste Mal einen Befehl gebe, wirst du ihm Folge leisten“, zischte Sesshomaru Rin gefährlich leise ins Ohr. Unweigerlich musste die junge Frau schlucken und schloss die Augen.

„Sonst was?“, fragte sie brüchig und verfluchte ihre eigene Stimme. Sie durfte nicht unsicher klingen, aber was sollte sie tun, sie war unbewaffnet und trug nicht mehr als das Handtuch, um ihren Körper.

„Ich werde mich nicht wiederholen“, ermahnte Sesshomaru sie scharf. Wütend drehte sich Rin um und starrte in seine goldenen Augen.

„Ich bin nicht dein Eigentum, also hast du kein Recht mir Befehle zu erteilen. Ich mag in deinen Augen nichts weiter als ein Mensch oder ein kleines Mädchen oder was auch immer sein, aber ob es dir passt oder nicht, ich treffe meine eigenen Entscheidungen. Falls du etwas anderes erwarten solltest, hättest du mich niemals allein lassen sollen. Also fang endlich an zu verstehen, dass vielleicht das kleine Mädchen von damals alles getan hätte um dich glücklich zu machen, dieses Mädchen jedoch nicht mehr existiert“, fuhr Rin den Dämon vor ihr an. Langsam begann sie zu verstehen, warum Sesshomaru sich so ungern wiederholte. Es war lästig.

„Ich bin…“, begann Sesshomaru, aber Rin unterbrach ihn sofort wieder.

„Das ist mir egal und wenn es dich so sehr stört, dann geh doch. Raion und ich kommen auch allein klar“, herrschte sie ihn an.

„Diese jämmerliche kleine Katze…“, schnaubte Sesshomaru ungehalten.

„Sein Name ist Raion!“, fuhr Rin ihn an. „Du redest immer davon, dass du dich nicht wiederholen willst und trotzdem bist du es, der immer wieder von neuem mit diesem Thema anfängt. Ich habe dir meinen Standpunkt verdeutlicht, noch bevor wir aufgebrochen sind“ Rin war wütend und konnte nicht glauben, wie ignorant Sesshomaru sein konnte.. Sie war wütend und sie wusste sehr gut, dass sie sich gerade auf dünnem Eis bewegte, aber sie war bereits zu weit gegangen, um jetzt noch zurückzuweichen. Also blickte Rin trotzig in die wütend funkelnden goldenen Augen und zwang sich nicht zu zittern.

„Ich sollte dich auf der Stelle…“, begann Sesshomaru leise und hielt inne. Sie hatte Angst, das konnte er riechen und dennoch weigerte sie sich von ihrem Standpunkt abzurücken. Solch eine Sturheit kannte er von seinem Bruder, nicht jedoch von Menschen. Sie wusste, dass sie in einem echten Kampf keine Chance hatte und dennoch legte sie es darauf an.

„Du solltest was? Es wird langsam kalt, also bring mich entweder um oder lass mich in Ruhe. Was auch immer entscheide dich schnell“, hisste Rin ungehalten, langsam wurde ihr wirklich kalt, immerhin war sie durchnässt und der Wind frischte abends auf.

„Darüber reden wir später weiter“, knurrte Sesshomaru verstimmt du wand sich ab.

„Es gibt kein später für diese Diskussion, das hatte ich doch bereits gesagt“, rief ihm Rin wütend hinterher. Aufgebracht trat sie ins Haus und zog sich ihre Kleider wieder an. Vielleicht musste sie einsehen, dass er es wohl nie bereifen würde. Kurz steifte ihr Blick Raion, der sich nach dem Nickerchen das er gehalten hatte, ausgiebig streckte. „Er wird es nie lassen, nicht war? Was meinst du Raion, gehen wir allein weiter?“, fragte sie den kleinen Dämon und hob ihm hoch. Eine Antwort bekam sie nicht und so ließ sie Raion zu Boden springen. Ratlos strich die junge Frau über ihren Sternenkristall. Sesshomaru machte sie Wahnsinnig und sie wusste nicht, wie lange sie noch die Kraft haben würde sich ihm entgegen zu stellen. „Weißt du Raion, ich hatte mich wirklich gefreut ihn wiederzusehen, aber ich hätte wissen sollen, dass es nicht gutgehen würde. Er ist und bleibt ein egoistischer, herrschsüchtiger. tyrannischer Sturkopf. Und weißt du was das schlimmste ist, Raion? Ich mag ihn trotzdem, irgendwie“, flüsterte Rin leise und band sich ihre Haare lose zusammen. Sesshomaru hatte jedes einzelne ihrer Worte mitangehört. Entschlossen wand er sich ab. Warum konnte er sie nicht in ruhe lassen. Er hatte sich nie um das Schicksal von Menschen gekümmert und dennoch war er unfähig sich aus dem Leben dieses dummen kleinen Mädchens herauszuhalten. Er hatte sie vor 10 Jahren dieser alten Miko anvertraut, weil er wusste, dass sein Bruder dort sein würde um nach ihr zu sehen. Trotzdem hatte es ihm mehr Kraft als ihm lieb war gekostet sie nicht zu besuchen. Nicht nach ihr zu sehen und aus ihrem Mund zu hören, dass es ihr gut ging. Er verachtete Menschen und er hasste Rin dafür, dass sie ihn schwach erschienen lies. Er hasste sie dafür, dass ihm ihr Leben nicht egal war.
 

Das Essen verlief genau so stumm und trübselig, wie der Rest der Reise. Rin und Jaken schwiegen sich an, während Sesshomaru mit Abwesenheit glänzte.

„Jaken, was hältst du davon, wenn ich einfach gehen würde?“, fragte Rin nach eine Weile, weil sie die Stille nicht mehr ertrug. Erschrocken blickte der Kappa auf.

„Das wäre Selbstmord!“, entgegnete Jaken verblüfft.

„Wegen Sesshomaru oder dem Ding, dem nicht einmal er begegnen will?“, fragte Rin freudlos.

„Ich verstehe nicht wovon du redest“, murmelte Jaken und griff nach dem Sake. Seufzend fasst Rin ihre Unterhaltung mit Sesshomaru am Abend zuvor zusammen. Allerdings ließ sie die Umstände, wie er dort hinkam weg. Er würde nicht wollen, dass Jaken es wusste.

„Dann ist es erstrecht Selbstmord“, erklärte Jaken und goss sich noch einen Sake ein.

„Er mag keine Menschen und ich will ihn nicht mehr darauf hinweisen müssen, dass er mir keine Befehle zu machen hat“, seufzte Rin.

„Tu doch einfach, was er will. Das wäre das Beste“, sinnierte Jaken.

„Ich bin nicht sein Eigentum. Es ist mein Leben und ich habe das Recht eigene Entscheidungen zu treffen. Du kannst mir nicht erzählen, dass du damit zufrieden bist, dass er dich wie einen Fußabtreter behandelt“, meinte Rin empört. Jaken wollte etwas erwidern, ließ es jedoch bei Sesshomarus eintreten. Wortlos ließ er sich am Tisch nieder griff nach dem Sake. Allein Jakens Schweigen sagte Rin, was sie wissen musste. Er hatte vor langer Zeit aufgegeben sich selbst zu verteidigen und so wollte sie bestimmt nicht enden. Wortlos stand Rin auf. „Ich gehe, gute Nacht Jaken“, entgegnete sie knapp und wand sich zur Tür.

„Setzt dich“, vernahm die junge Frau Sesshomarus schneidende Stimme. Mühsam unterdrückte sie ein frustriertes Schnauben und ging ungerührt weiter. „Rin, bitte“, presse Sesshomaru leise hervor. Jaken glaubte sich verhört zu haben und verschluckte sich daher an dem Stück Fleisch, das er aß. Noch nie hatte Sesshomaru um etwas gebeten, zumindest nicht wenn es um einen Menschen ging. Unauffällig musterte Jaken seinen langjährigen Begleiter und konnte feststellen, dass auch er mit dieser Wendung nicht zufrieden war.

„Warum?“, fragte Rin, die zumindest stehen geblieben war auch wenn sie sich nicht setzen wollte.

„Weil ich es sage“, knurrte Sesshomaru bedrohlich. Warum konnte das Mädchen nicht einfach tun, was er sagte.

„Falsche Begründung“, fauchte Rin und ging. Hätte er gesagt, dass er es wollte, wäre sie geblieben, aber so war es nur ein weiterer Befehl und dem konnte sie nicht nachgeben. Sonst würde er sie nie respektieren.

„Rin, mach ihn nicht wütend“, flüsterte Jaken.

„Er ist doch egal ob er nur schlecht gelaunt oder doch schon wütend ist. Unerträglich ist er so oder so“, lachte die junge Frau ärgerlich und sah zu dass sie aus dem Raum verschwand. Sie wusste selbst, dass ihre Wut sie schon wieder eine Grenze hatte überschreiten lassen. Sie kam genau bis zur Hälfte des Flures, bevor Sesshomaru vor ihr auftauchte. Er sagte nichts, stand einfach nur da und starrte sie nieder. Ängstlich hielt sie seinem Blick stand und zwang sich den Blick nicht abzuwenden.

„Nicht einmal das kannst du?“, presste Sesshomaru hervor.

„Ich befolge keine Befehle und wenn das eine Bitte werden sollte, musst du das wohl noch üben. Was stört es dich überhaupt?“, wollte Rin wissen. Es interessierte sie wirklich, warum er wollte, dass sie blieb. Er beschwerte sich ja doch nur über alles. Eine Antwort bekam sie nicht, da eine Vollbusige Dämonin die Situation strengte. Ohne Vorwarnung stand sie auf einmal da und rieb sich Sesshomaru wie eine rollige Katze. Perplex starrte Rin auf die Blonde Dämonin, sie konnte nicht einmal sagen, zu welcher Art sie gehörte.

„Sesshomaru, habe ich doch richtig gehört. Wenn du schon wieder in der Stadt bist, warum hast du nicht ‘Hallo‘ gesagt?“, flötete sie und Sesshomaru verzog angewidert das Gesicht. Da Rin das Gefühl hatte nun überflüssig zu sein, beeilte sie sich in ihr Zimmer zu kommen. Wer auch immer diese Frau war, so schnell würde Sesshomaru nicht aus ihren Fängen entkommen.
 

Es war mitten in der Nacht, als Raions Fauchen sie aufschreckte. Das Zimmer war dunkel, aber dennoch erkannte sie die Hochgewachsene Gestalt. Sie wollte gerade fragen wer er Eindringling war, als sich auch schon eine Hand über ihren Mund schloss. Erschrocken hisste sie auf, bis sie bemerkte dass es Sesshomaru war, der in dem Zimmer stand. Verwirrt schon sie seine Hand bei Seite und legte Raion beruhigend eine Hand auf den Kopf.

„Was tust du hier?“, flüsterte sie auch wenn sie nicht sicher war, warum sie es tat. Er sah eigenartig aus, auch wenn Rin nicht genug sah, um es näher bestimmen zu können.

„Ich flüchte vor dieser Irren“, hauchte er leise und lauschte in die Dunkelheit.

„Warum und könntest du dich nicht bei Jaken verstecken?“, fragte Rin perplex. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an das spärliche Mondlicht von draußen und sie konnte ihn besser Erkennen. Er trug seinen Brustpanzer nicht mehr und auch seinen weißen Pelz hätte r abgelegt, außerdem saß sein Kimono nicht mehr si akkurat wie sonst.

„Sie kennt seinen Geruch“, murmelte er genervt und blickte weiter in Richtung der Tür. Erst jetzt bemerkte Rin den Hauch von Minze an ihm. Sango hatte einmal erwähnt, dass es ein Kraut gab, das den Geruch von Dämonen überdeckte und dieses Kraut roch nach Minze. Es gab noch andere Möglichkeiten den eigenen Geruch zu überdecken, aber diese war bei weitem die angenehmste. Aber das bedeutete auch, dass Rin wohl doch nicht im Morgengrauen allein aufbrechen konnte.

„Dann versteck dich meinetwegen hier, ich werde weiterschlafen“, murmelte die junge Frau und legte sich wieder hin. Wiederstrebend löste Sesshomaru seinen Blick von der Tür. Er hatte ihren Blick gesehen, als sie gegangen war und es passte ihm nicht, dass sie dachte er würde sich für diese billige Dämonin interessieren.

„Rin“, begann er leise und wusste dennoch nicht, was er ihr sagen sollte, ohne sich die Blöße zu geben. Was stellte diese Frau nur mit ihm an.

„Versuch zu schlafen“, nuschelte das Mädchen und war schon fast wieder eingeschlafen. Eine weile betrachte er ihr Gesicht in der Dunkelheit. Hübsch war sie in den letzten 10 Jahren geworden, nein eigentlich war sie es schon immer gewesen. Entsetzt über seine Gedanken, schüttelte Sesshomaru den Kopf, jetzt fing er doch beinahe so an, wie sein Vater. Sie war doch bloß ein Mensch. Bloß Rin. Ärgerlich schnaubend lehnte er sich an die Wand und schloss die Augen. Vielleicht konnte er ein Wenig dösen.
 

Etwa eine halbe Stunde stand er dort, als Rin nach Luftschnappend hochschreckte. Wachsam öffnete er seine Augen und bemerkte, wie die junge Frau einen rot schimmernden Kristall in der Hand hielt. Sie hatte ihren Blick auf die dünne Außenwand gerichtet und sprang noch im Selben Moment zur Seite, als eine vermummte Gestalt diese durchbrach. Jetzt vernahm er erst den Geruch des Meeres. Warum hatte er ihn nicht bemerkt. Darüber würde er später nachdenken, denn jetzt würde er sich um den Diener des Uroko-jō kümmern. Diese Katze würde ihm sicher helfen, wenn er nur den Platz hätte. Mit einem kühlen Lächeln schleuderte Sesshomaru die missgebildete Gestalt nach draußen und setzte ihr hinterher. Wie zu erwarten folgte ihm der Katzendämon. Normalerweise kämpfte er allein, weil ihm andere nur im Weg standen, aber es war erstaunlich einfach mit dem Dämon an seiner Seite. Intuitiv setzte der Katzendämon dem Gegner hinterher, schnitt ihm den Weg ab oder fing ihn noch im Flug ab, um nach ihm zu schnappen. Unweigerlich schlich sich ein Lächeln auf Sesshomarus Lippen, dieser Dämon hatte wirklich potenzial und dieser Kampf war genau das was er brauchte. Da er seinen Unmut gegenüber Rin nicht an dem Mädchen auslassen wollte, musste die verhüllte Gestalt herhalten. Immer wieder schleuderte er die Kreatur gegen die Steinmauer, die die Herberge umfasste, oder umherstehende Bäume. Hartnäckig war die Kreatur, denn immer wieder versuchte die Gestalt anzugreifen, sogar noch mit gebrochen Arm wollte er nicht aufgeben. Nachdem dich der Diener des Uroko-jō auch noch ein Bein gebrochen hatte, war so gut wie hilflos. Dass Sesshomaru die Kreatur unterschätze, merkte er erst, als sich der gesunde Arm seines Gegners tief in seine Brust bohrte. Keuchend wich Sesshomaru zurück und sah grimmig dabei zu, wie der Katzendämon dem missgebildeten Mann das Genick brach. Der Schmerz betäubte seine Sinne, aber er wusste, dass er hier weg musste. Das blonde Gift, das sich einbildete irgendwelche Ansprüche an ihm zu haben, würde hier bald auftauchen und zumindest sein Blut, würde ihn verraten. Schwankend drehte er sich zum Haus und griff sich mühsam an die Wunde. Sie war tief und auch wenn sie bis zum nächsten Morgen verheilt war, so würde es ihm Kraftkosten. Fluchend sank Sesshomaru auf die Knie und sein Sichtfeld verschwamm immer mehr. Allerdings fiel er nicht auf den Boden, sondern etwas fing seinen Sturz ab. Allerdings konnte er nicht mehr ausmachen, was es war, bevor er gänzlich das Bewusstsein verlor.
 

Panisch rannte Rin zu Sesshomaru und Raion, der den älteren davor bewahrt hatte auf dem Boden aufzuschlagen.

„Sehr gut, warte hier ich hohle Jaken“, flüsterte Rin und eilte zurück ins Haus. Ohne darüber nachzudenken stürzte sie in das Zimmer des Kappas und rüttelte an ihm.

„Was ist denn los?“, murmelte der kleine grüne Dämon verschlafen.

„Sesshomaru ist verletzt und irgend so ein blondes Dämonenflittchen ist hinter ihm her“, keuchte Rin aufgebracht.

„Rukia, so ein Mist. Im Westen außerhalb der Stadt ist ein Fluss, kannst du ihn dorthin bringen? Dort blühen Mohnblumen, die sollten das Blut überdecken. Versorg seine Wunde, ich hohle unsere Sachen und komme mit Ah-Uhn nach“, kommandierte Jaken streng. Verstehend nickte Rin und stand auf. Sie war schon fast aus der Tür raus, als sie noch einmal inne hielt.

„Er hatte seine Schwerter und seinen Brustpanzer nicht bei sich. Den Pelz auch nicht“, erklärte Rin noch und Jaken nickte verstehend. Danach eilte Rin zurück zu ihrem Zimmer und griff sich ihrem Rucksack, bevor sie sich auf Raions Rücken schwang und Sesshomaru so gut es ging festhielt. „Es geht nach Westen mein Freund, zum Mohnfeld am Fluss“, hauchte Rin.

Es dauerte 10 Minuten bis Raion am Fluss anhielt und Rin den immer noch bewusstlosen Sesshomaru auf den Boden zog. In der Nähe stand ein einzelner Baum, der mit seiner großen Krone den Blick auf alles darunter verdeckte. Raion, der ihrem Blick gefolgt war, verstand und zog ihr dahin. Während Rin ein Stück Stoff von ihrem rosafarbenen Kimono, den sie nur trug, weil sie in der Stadt weniger auffallen wollte, schnitt, drifteten ihre Gedanken weit weg. Sie hatte schon einmal seine Verletzungen behandelt. Damals waren sie schlimmer gewesen, stellte sie beinahe erleichtert fest. Hastig tauchte sie den Stoff ins kühle Wasser und zog Sesshomarus Kleidung ein wenig bei Seite. Sie musste die Wunde reinigen und verbinden, bevor der Geruch des Blutes seinen Aufenthaltsort verriet. Außerdem war es nicht gut, wenn er zu viel Blut verlor. Schnell färbte sich der feine Stoff des Kimonos rot und Rin schnitt ein weiteres Stück Stoff ab. Raion hatte es sich ein wenig abseits am Flussufer gemütlich gemacht. Auch wenn sein Kopf auf seinen Tatzen ruhte, waren seine Ohren aufgestellt und er lauschte nach möglichen Gefahren in der Nacht. Unruhig suchte Rin in ihren Sachen nach der Kräutermischung, die ihr Kaede gegeben hatte. Damals als klar war, dass Rin als Wache für das Dorf in Frage kam, hatte die alte ihr gezeigt, wie man Heilkräuter zu Salben verarbeite. Die getrocknete Kräutermischung die Rin jetzt suchte half bei starken Blutungen. Sie selbst hatte immer einen kleinen Tiegel als Salbe bei sich, damit hatte sie den Schnitt an ihrem Arm behandelt. Als Reserve hatte sie die Kräuter immer bei sich, mit etwas Wasser war die Salbe fertig. Endlich fand sie das zugeschnürte Säckchen und Rin streute eine Handvoll der Kräuter auf einen Felsen. Vorsichtig goss sie das Wasser hinzu, nicht zu viel, immerhin wollte sie keine Suppe kochen. Da die Wunde zu groß war, um sie Salbe direkt darauf zu verteilen, schnitt sie ein drittes Stück Stoff aus ihrem Kimono, dieses mal nicht unten vom Saum, sondern vom Ärmel und verteilte die Kräutersalbe darauf. So würde sie Salbe besser auf der Wunde haften. Vorsichtig positionierte Rin den Stofffetzen und drückte ihn leicht an. Gerade wollte sie sich abwenden, als Sesshomaru nach ihrem Arm griff und die Augen öffnete. Zum ersten Mal, seit Rin denken könnte lag nichts Spöttisches in seinem Blick. Er schaute sie einfach nur an und Rin musste den Impuls unterdrücken ihn zu fragen, wie es ihm ging. Aber dennoch wollte sie etwas sagen, damit er sie losließ oder nicht mehr ansah.

„Du hast eine Menge Blut verloren, aber spätestens Morgen Abend sollte alles wieder in Ordnung sein. Als ich dich das erste Mal verarzten musste, sahst du schlimmer aus“, erklärte Rin unbeholfen.

„Das Biest hat meine Schwerter“, murmelte Sesshomaru und schloss träge die Augen.

„Jaken weiß bescheid“, murmelte Rin, dankbar dass er sie nicht mehr ansah. Es schien ihm wirklich nicht besonders gut zu gehen, wenn er seine Maske aus Arroganz und Macht so offensichtlich fallen ließ.

„Das ist gut, Jaken ist verlässlich“, murmelte Sesshomaru schläfrig. Sein Stolz bedeutete ihm eine Menge und gerade das schien er zu vergessen, vielleicht ging es ihm schlechter als Rin annahm. Mit einem mulmigen Gefühl wusch Rin sich die Spuren seines Blutes von den Händen und ließ sich ungelenk neben dem mittlerweile wieder schlafenden Sesshomaru fallen. Nachdenklich betrachtete sie seine ebenmäßigen Gesichtszüge und fragte sich, ob es wohl sehr war. Immerhin hatte Sesshomaru einen Ruf, der ihm weit vorauseilte. Er war einer der mächtigsten Dämonen, die es gab und Rin begann sich zu fragen, wie sehr es ihn belastete. Im Laufe seines Lebens hatte er eine Maske erschaffen, eine Maske die er zum Überleben brauchte. In der Welt der Dämonen zählte nur Macht und jede preisgegeben Schwäche wurde gnadenlos gegen einen verwendet. Als Rin Sesshomaru damals verletzt im Wald gefunden hatte, war ihr gar nicht klar gewesen, wie gefährlich die Situation war. Er war verletzlich und bei seinem Ruf gab es viele Dämonen, die diese Tatsache mit vergnügen gegen ihn nutzen würden.
 

Wie lange Rin dort gesessen und über den schlafenden Dämon neben ihr nachgedacht hatte, wusste sie nicht, aber sie musste eingeschlafen sein. Denn als sie jetzt blinzelnd die Augen öffnete, stand die Sonne tief und Sesshomaru lag nicht mehr unter dem Baum. Gehetzt schaute sich Rin um, aber Raion schien nicht besorgt und döste mit offenen Augen in der Sonne. Mit schmerzenden Gelenken stand die junge Frau auf und ging zum Wasser. Dort stand er, bis zur Hüfte im spiegelglatten Wasser und sah ihr direkt in die Augen. Wie erstarrt, stand sie im Schatten des Baumes und konnte sich nicht rühren. Die stelle auf seiner Brust, wo in den Morgenstunden noch eine klaffende Wunde war, war zu einer wesentlich kleineren verschorften Wunde geworden.

„Du hast mich erschreckt“, murmelte Rin, als sie ihre Sprache wiedergefunden hatte.

„Ich wollte dich nicht wecken, wir werden wohl die Nacht über reisen. Ich will die verlorene Zeit aufholen. Wenn wir eines nicht können, dann ist es trödeln“, meinte Sesshomaru ernst. Irgendwie schaffte es Rin zu nicken. Träge sickerte die Erinnerung von letzter Nacht zu ihr durch, diese komischen Kreaturen hatten sie aufgespürt. Ob durch Zufall oder aus Absicht, war Rin egal. Sie hatten Sesshomaru verletzt. Unweigerlich glitt ihr Blick wieder zu seiner entblößten Brust und der Wunde auf ihr.

„Rin!“, holte Sesshomarus scharfe Stimme aus ihren Gedanken und die angesprochene hob ihren Blick. Sie sollte aufhören zu träumen.

„Entschuldigung“, murmelte die junge Frau und schaffte es sich umzudrehen. Wofür sie sich genau entschuldigt hatte, wusste sie nicht. Vielleicht dafür dass sie unaufmerksam war oder dass sie ihn so unverhohlen angestarrt hatte. Schlagartig wurde Rin bewusst, dass er im Wasser stand und das höchst wahrscheinlich unbekleidet. Mit einem Mal war es völlig egal, wie mächtig Sesshomaru als Dämon war. Er war ein Mann, noch dazu ein gutaussehender. Sie waren allein und er trug gerade keine Kleidung. Die Erkenntnis ließ Rins Puls in die Höhe schnellen und ihr war bewusst, dass er die Änderung hören musste. Mit eiligen Schritten flüchtete sie hinter den Baum und presste eine Hand auf ihr Herz, in der Hoffnung das verräterische kleine Ding zum schweigen zu bringen. Nachdenklich schaute Sesshomaru dem Mädchen hinterher und fragte sich welche Erkenntnis den dieses Mal ihren Herzschlag beschleunigte. Irgendetwas brachte die Menschen doch immer aus der Fassung. Ein alberner Gedanke, der nicht zur Situation passte oder ein missverstandener Satz. Irgendetwas war immer und das störte ihn.
 

Die Sonne hing tief, als Sesshomaru zu Rin trat. Noch immer stand die junge Frau an den Baum gelehnt eine Hand fest auf die Brust gepresst. Ihre Atmung war wieder ruhiger und auch wenn ihre Augen geschlossen waren, wusste er, dass sie nicht schlief.

„Wir brechen auf!“, bestimmte er dunkel und registrierte wie ihr Atmen schneller ging. Dennoch nickte das Mädchen und leistete seiner Aufforderung stumm Folge. Er flog selbst und Rin traute sich nicht, ihm zu sagen, dass sie es für keine gute Idee hielt. Immerhin war er noch verletzt, aber dennoch wusste sie, dass sie die Nähe zu ihm nicht ertragen hätte. Wie hatte sie nur so blind sein können. Sicher sie war ein Kind gewesen, aber trotzdem hätte sie sich der Tatsache, dass sie es nun nicht mehr war, schneller bewusst werden müssen. Sich selbst ermahnend konzentrierte sich Rin auf den Weg, den sie zurücklegten. Es war dunkel und der Mond, sowie die Sterne waren mit Wolken verhangen, dennoch schien Sesshomaru genau zu wissen, wo er hin wollte. Es dauerte ein paar Stunden, bis ihr einfiel, dass Jaken sie sicher am Fluss suchen würde.

„Was ist eigentlich mit Jaken?“, durchbrach Rin die Stille der Nacht.

„Der ist schon vorgegangen“, erklärte Sesshomaru nur knapp. Verwundert blickte die junge Frau zu ihm herüber.

„Wenn das so ist, warum hat er nicht deine Rüstung oder die Schwerter dagelassen?“, murmelte das Mädchen perplex.

„Ich brauche kein Schwert um zu töten oder eine Rüstung um mich zu schützen“, hisste der Dämon und Rin wusste, dass sie seinen Stolz verletzt hätte.

„Das weiß ich doch und ich habe auch nichts anderes behaupten wollen. Aber gerade Bakusaiga ist ein Teil von dir und Tōkijin eine deiner größten Errungenschaften. Dieses Schwert hat eine mächtige Aura und du hast diese einfach gebändigt. Es sind Symbole der Macht und ich finde es nur befremdlich, dass du sie nicht bei dir trägst“, erklärte Rin schnell.

„Genau deshalb hat sie Jaken mitgenommen. Es soll verdeutlichen, dass ich nach Hause komme“, grollte Sesshomaru dunkel.

„Nach Hause?“, wisperte Rin leise und wusste nicht, ob sie von der Idee begeistert sein sollte. Sesshomaru hatte nie davon gesprochen ein Anwesen, etwas anderen könnte sich Rin nicht vorstellen, zu besitzen. Sicher hätte sie nie geglaubt, dass Sesshomaru wie ein Nomade lebte, aber oft war er bestimmt nicht `zu Hause´.

„Ja und wenn wir dort sind, wirst du dich an Regeln halten“, bestimmte er und sah sie an. Seine goldenen Augen leuchteten geradezu in der Dunkelheit und ließen sie erschaudern.

„Wieso?“, fragte sie heiser.

„Ich umgebe mich nicht mit Menschen, von daher ist es sicherer, wenn du gewisse Dinge beachtest“, erklärte er kühl. Träge schluckte die junge Frau, so etwas in der Art hatte sie befürchtet.

„Was sind das für Dinge?“ Das Zittern in ihrer Stimme war nicht zu überhören und sie verfluchte sich dafür. Warum konnte sie nicht einfach wütend sein und ihn trotzig herausfordern. Das war besser als sich ängstlich und ausgeliefert zu fühlen. Das eisige Lächeln, welches sich auf Sesshomarus Lippen legte, machte die Lage nicht angenehmer.

„Ersten, wirst du mir dort niemals wiedersprechen, mir in Wort fallen oder allgemein unaufgefordert sprechen. Du wirst mir nicht von der Seite weichen, hast du mich verstanden Rin?“, erklärte Sesshomaru eisern. Die junge Frau wollte gerade etwas erwidern, als er den Blick abwendete und fortfuhr. „Ich tue das um dich zu schützen. Dort werden viele Dämonen sein, die dich ohne zu zögern töten würden. Also tu dir selbst einen Gefallen und sei ein braves Mädchen“, presste er hervor. Nachdenklich richtete Rin ihren Blick in den Himmel. Zwischen den dunklen dicken Wolken waren vereinzelt leuchtende Sterne zu sehen. Offenbar schien er sich Sorgen um sie zu machen. Ein Lächeln schlich sich auf Rins Gesicht, sie war ihm irgendwie wichtig.

„In Ordnung, aber stell dich darauf ein, dass ich dich anschreien werde, sobald ich wieder darf“, erklärte Rin ernst. Sie zweifelte nicht daran, dass es mehr als eine Situation geben würde, die ihr nicht gefallen würde.

„Gut, ich fürchte nämlich, wir werden dort zwei oder drei Tage bleiben müssen. Jedes mal wenn ich nach Hause komme, werde ich belagert und soll alle Möglichen Entscheidungen treffen“, murrte der Yokai.

„Dann solltest du einfach öfter nach Hause gehen, wenn du mehr Zeit da verbringen würdest, würde sich die Arbeit nicht so stapeln“, kicherte Rin amüsiert und erntete ein dunkles Grollen als Antwort. Den Rest des Weges bleib es stumm und Rin sah es als gute Übung an. Wenn es dort wirklich so gefährlich war, dann sollte sie alles tun, um so wenig wie möglich aufzufallen.
 

Sesshomarus Haus war riesig. Das Anwesen bestand aus mehreren Häusern, die sich schon von weitem zu sehen waren. Obwohl sie etwas derart prunkvolles erwartete hatte, war sie beeindruckt. Die Mauern der Hauser waren nicht aus Holz, sondern aus Stein und wurden offensichtlich gebaut um den Zeichen der Zeit für hunderte von Jahren zu trotzen. Entgegen ihrer Befürchtung, war das Anwesen nicht leer, sondern von Dämonen übersäht. Nicht einen Menschen konnte sie sehen und dennoch herrschte ein geschäftiges Treiben. Nach ihrer Ankunft wurde Sesshomaru überschwänglich von allen begrüßt und auch wenn niemand das Wort an Rin richtete, spürte sie die abschätzigen Blicke auf sich ruhen. Stumm folgte sie Sesshomaru, der sie zwar ignorierte, aber immer darauf achtete, dass sie einen Raum immer vor ihm betrat. Außerdem fiel der jungen Frau auf, dass er stets einen Arm um sie legte, wenn er stehen blieb um sich die Sorgen eines ihr fremden Dämons anzuhören. Das kam in der Regel alle fünf Meter vor, dass ein Dämon vor ihnen Auftauchte und sich darüber beschwerte, dass jemand seine Ländereien oder was auch immer gestohlen hätte. Einer der Dämonen hatte sich sogar darüber beschwert, dass der Dämon neben ihm, seine Ernte gestohlen habe, aber nicht seine Ehefrau. Sesshomarus Antworten waren rau, kurz angebunden und wurden mit jedem weiteren Problem, das eigentlich kein wirkliches Problem war, ungehaltener. Von daher viel es Rin leicht zu schweigen, so konnte sie zumindest sicher gehen, dass sich seine Laune nicht noch verschlechterte. Nach zwei ganzen Stunden hatte Sesshomaru es geschafft den Weg vom Eingang bis hin zu seinen Privaträumen zurückzulegen. Ohne Störungen hätte er keine drei Minuten gebraucht, wenn er langsam gegangen wäre. Auch wenn es ihn nicht überraschte Jaken in seinen Privaträumen anzutreffen war er alles andere als Begeistertet. Der Kappa war der einzige, den er hier überhaupt duldete, aber seine Laune war eh schon miserabel.

„Fass dich kurz“, knurrte Sesshomaru und schon Rin weiter durch den Raum.

„Ich habe die Anfragen sortiert und so gelegt, dass die wichtigsten Termine in zwei Tagen geregelt werden. Am besten erkläre ich die Details nach dem Essen“, fasst Jaken zusammen und zog sich anschließend zurück.

„Jaken“, hielt Sesshomaru den Kappa noch zurück. „Wie wahrscheinlich ist es, das ich nicht im großen Saal essen muss?“, fragte Sesshomaru gestresst.

„Ich werde es veranlassen, aber um das Abendessen werdet ihr nicht herumkommen, Meister“, erklärte Jaken fest und ging. Verwundert blickte Rin dem kleinen Grünen Dämon nach, sonst wirkte er immer so unsicher, aber hier schien es als wäre er wie ausgewechselt. Offenbar nahm er, wenn er anwesend war die Rolle des Verwalters ein und Rin war beeindruckt, von der Souveränität, die er gezeigt hatte.

„Das ist ein Grund, warum ich Jaken nicht umbringe, ohne ihn hätte ich doppelt so viel Arbeit“, murrte Sesshomaru, als hätte er ihre Gedanken gelesen und ließ sich auf die Kissen an der Wand sinken.

„Er wirkt so bestimmend“, stellte Rin unnötigerweise fest.

„Er ist hier sehr viel öfter als ich und da er mich in allem Vertreten muss, braucht er das passende Auftreten. Ganz zu schweigen davon, dass er eine ganze Armee angeführt hatte, als ich ihn traf“, erklärte Sesshomaru matt. Verwundert drehte sich Rin zu ihm. So mitteilsam war er selten und wenn sie ihn genauer betrachte, wirkte er müde und erschöpft.

„Verstehe“, flüsterte sie und begann sich verwundert umzusehen. Die Ereignisse im Anwesen waren so verwirrend gewesen, dass sie Raion fast vergessen hatte. Ihre Sachen standen dort in einer Ecke, aber vom Katzendämon fehlte jede Spur. „Wo ist er?“, murmelte Rin perplex.

„Bei Jaken und ich hoffe sehr für ihn, dass er ihn nicht frisst“, knurrte Sesshomaru, klang aber nicht sonderlich bedrohlich dabei.

„Wenn ihm ein Stück fehlen sollte, weist du ja wer es war“, kicherte Rin und wartete fast auf die strenge Ermahnung, doch er schwieg. Unsicher blickte sie zu ihm auf. Sein Blick ruhte auf ihr und es wirkte beinahe so als würde er lächeln. Er musste wirklich erschöpft sein.

„Setzt dich, oder willst du den ganzen Tag da herumstehen?“. Kopfschütteln kam sie seiner Aufforderung nach. Allerdings achtete sie darauf nicht zu nah neben ihm zu sitzen, immerhin war ihr bewusst, dass sie mit ihm allein war und zumindest ihr Verstand spielte ihr schon wieder Streiche.
 

Irgendwie hatte Rin es geschafft einzuschlafen, denn sie erwachte erst wieder als Jaken das Mittagessen in den Raum trug. Er lief geschlagene viermal und Sesshomaru hatte stumm ihren Arm festgehalten, als sie ihm helfen wollte. Das Essen verlief nicht wie sonst schweigend, sondern glich einem Bericht, den Jaken zwischen den Bissen herunterleierte. Er nuschelte nicht einmal beim sprechen. Sesshomarus Anmerkungen waren kurz und nur sporadisch und als Rin glaubte, dass Jaken fertig war begann der Kappa schwer zu seufzen.

„Außerdem reden die Leute. Es war zu erwarten, dass es Gerüchte gäbe, wenn Ihr einen Menschen mit hierherbringt, aber dieses Ausmaß hätte ich nicht erwartet. Ilva und seine Schwester erscheinen heute Abend“, endete Jaken finster und auch Sesshomarus Gesichtsausdruck wurde eine spur ernster. Rin wagte es dank der eisigen Stimmung nicht nachzufragen, wer dieser Ilva war, aber anhand der Reaktionen schien er wichtig zu sein. Nach einer Ewigkeit schlich sich ein Lächeln auf Sesshomarus Lippen, das ihn nur noch bedrohlicher aussehen ließ.

„Vielleicht ist es ganz passend. Besorg Rin doch etwas Hübsches zum Anziehen für heute Abend. Wir wollen sie doch richtig präsentieren“, seine Stimme war so eisig wie sein Lächeln und Rin lief ein kalter Schauer über den Rücken. Offenbar musste sie erschrocken ausgesehen haben, denn Jaken tätschelte ihr das Knie, hoffend das es sie beruhigte.

„Keine Sorge, du musst nur hübsch aussehen und schweigen. Wenn du magst, könntest du helfen und Meister Sesshomaru etwas anhimmeln“, erklärte Jaken leise.

„Was?“, quiekte das Mädchen und schlug sich entsetzt die Hand vor den Mund. Sie wusste gar nicht, dass ihre Stimme so hoch sein konnte.

„Es ist das einfachste, wenn die Leute glauben, … na ja… wie sage ich das am besten….“, murmelte Jaken verlegen und Rin begann zu verstehen. Zischend sog sie die Luft ein, dass konnte unmöglich ihr Ernst sein. Wenn Sesshomaru glaubte, das sie bei so einer erniedrigenden Lüge ruhig neben ihm sitzen würde, war er verrückt. Andererseits hatte er sie gewarnt, dass die Dämonen hier, sie ohne zu zögern umbringen würden. Aber er hatte es von Anfang an so geplant, immerhin erklärte das dem Arm auf ihrer Schulter, wenn er mit anderen redete. Wütend funkelte sie Sesshomaru an, der ihren Blick gleichgültig erwiderte. Eines wusste sie jetzt schon, wenn das hier vorbei war, würde sie mehr als nur schreien.

„Ich nehme einmal an, dass mein Standpunkt hier nicht zählt“, zischte Rin leise und erhob sich, um sich neben ihre Habseligkeiten zu setzen.

„Dann wäre das ja geklärt“, bemerkte Sesshomaru selbstgefällig. Nicht das er Zweifel an ihrer Kooperationsbereitschaft hatte, aber er wusste, warum er es nicht früher erwähnt hatte. Blieb nur zu hoffen, dass sie heute Abend überzeugender war. Wenn Ilva oder seine Schwester auch nur den leisesten Verdacht einer Lüge hatten, würden sie Rin töten. Den Nachmittag verbrachte Rin schmollend in ihrer Ecke und Sesshomaru nahm es mit grimmiger Ignoranz zur Kenntnis. Erst als Jaken wieder in Raum trat, regte sich Rin erneut. Pikiert starrte sie auf die Rote Seide, die Jaken ihr hinhielt und betrachtete den teuren Stoff genauer. Es war ein roter Seidenkimono, der mit goldenen Blumen bestickt war und ein schwarzer, ebenfalls mit Gold verzierter Obi. Noch nie hatte Rin derart wertvolle Kleidung in den Händen gehalten und wenn sie nicht so sauer wegen dieser Maskerade wäre, würde sie sich freuen den Stoff zu tragen. Geschäftig stellte Jaken eine Trennwand auf, hinter der sie sich ankleiden konnte. Anschließend holte er eine junge Dämonen herein und wies sie harsch an, Rin beim anlegen des Kimonos zu helfen. Das junge Mädchen war eine Kitsune und zitterte fürchterlich, als sie Sesshomaru sah. Das änderte sich auch nicht, als sie Rin half den teuren Kimono anzulegen und so dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis das junge Mädchen nach einer tiefen Verbeugung eilig den Raum verließ. Noch bevor Rin hinter der Trennwand hervortreten konnte, hielt Jaken ihr ein Schmuckkästchen unter die Nase und schob sie vor einen Spiegel. Seufzend steckte sich Rin die Haare nach oben und platzierte die mit Perlen und Gold verzierte Glasblume in ihrem Haar. Sogar Puder, Liedschatten und einen roten Lippenbalsam hatte Jaken aufgetragen. Als Rin endlich hinter der Trennwand hervortrat, kam sah sie ihn ihren Augen wunderschön, aber nicht mehr wie sie selbst aus. Zum krönenden Abschluss drückte ihr Jaken Raion in die Hand, der eine große rote Schleife aus Seide um den Hals trug. Verwundert schaute sie zwischen Jaken und Sesshomaru hin und her. Raion mochte keine Halsbänder, aber er schien die Schleife zu erdulden.

„Es hat Stunden gedauert ihm das zu erklären, aber er wird ein braves unschuldiges Kätzchen sein.“, versicherte Jaken und eilte aus dem Raum.

„Komm“, forderte Sesshomaru, der noch nicht einen Blick auf Rin geworfen hatte. Seufzend trat die junge Frau vor ihm aus dem Zimmer, bestimmt würde es ein anstrengender Abend werden.
 

Ilva und seine Schwester waren furchterregende Dämonen, wie Rin feststellte. Man sagte Sesshomaru nach, er sei grausam, aber die beiden ließen ihn wie einen Engel erscheinen. Wahrscheinlich hätten die beiden auch Naraku harmlos erscheinen lassen, aber genau konnte es Rin nicht beurteilen. Immerhin kannte sie Naraku nur aus Geschichten. Aber seit die beiden Dämonen das Anwesen betreten hatte, führen sie sich auf, als gehöre es ihnen. Ilvas Schwester hieß Leiko und auch wenn sie eine atemberaubende Schönheit war, so war sie in Rins Augen nur eine verwöhnte, machthungrige, arrogante Ziege. Der Abend war angespannt. Eine reine Demonstration von Macht und Rin war froh, dass alle Anwesenden sie ignorierten.

„Nun, mein Herz, den neues Spielzeug ist ja wirklich allerliebst und recht hübsch, für einen Menschen“, säuselte Leiko und schenke Rin ein verschlagenes uns falsches Lächeln, welches sie tapfer erwiderte. Ihr Essen hatte sie kaum angerührt, allein der Anblick Ilvas und seiner Schwester ließ ihren Magen schwer werden.

„Sie ist kein Spielzeug“, entgegnete Sesshomaru kalt und Leikos Lächeln wurde noch ein wenig verlogener.

„So… nun Kleines du bist so still, kannst du nicht reden?“, hauchte Leiko und strich sich großmütig durch die Haare. Zum ersten Mal an diesem Abend wanderten Sesshomarus Augen kurz zu Rin, auch wenn sein Gesicht keinerlei Regung zeigte. Rin würde noch ein wenig übler, aber sie behielt ihr Lächeln standhaft bei.

„Nun, wenn ich ehrlich sein darf, ich weiß nicht was ich sagen könnte. Ich habe Angst etwas falsch zu machen“, flüsterte Rin leise und senkte scheu den Blick. Es war die Wahrheit, aber der Ton gefiel ihr nicht.

„Entzückend“, lachte Ilva trocken und beugte sie zu Rin herüber. „Nun, wie ist es seine Nächte mit einem der mächtigsten Kreaturen zu verbringen?“, fügte er boshaft und kalt hinzu. Es war offensichtlich, dass er die junge Frau bloßstellen wollte, aber darauf würde sie sich nicht einlassen.

„Ich bin sicher das gewisse Dinge besser hinter verschlossenen Türen bleiben, aber Sesshomaru ist bestimmt gerne bereit Ihnen alles zu sagen, was sie wissen müssen“, lächelte Rin so kindlich und unschuldig, wie sie konnte und lehnte sich haltsuchend an Sesshomaru. Dieser schob einen Arm vor das Mädchen und es war Rin egal, ob er es tat um sie zu schützen oder ihr den Mund zu verbieten. Für den Moment, war sie nur dankbar.

„Was findest du nur an dem dummen Ding?“, fuhr Leiko Sesshomaru erbost an. Zum ersten Mal an diesem Abend lächelte sie nicht und das ließ sie weniger falsch wirken. Ihre Augen blitzen gefährlich und eines wusste Rin. Sollte sie dieser Dämonin jemals außerhalb dieser Mauern und ohne Sesshomaru begegnen, war sie tot. „Aber das ist typisch, dein Vater hatte schon so verachtungswürdige Neigungen, man nehme nur seinen Bastard.“

„Das reicht“, donnerte Sesshomaru mir einer Autorität in der Stimme, die Rin zusammenzucken ließ. Unweigerlich schlang sie ihre Arme um Raion, den sie seit einer Ewigkeit umklammert hielt. Aber Rin war der wütende Blick aufgefallen, den der Katzendämon ihren Gästen zugeworfen hatte. „Ihr seit in meinem Haus und ich verlange Respekt. Ilva es wäre besser wenn du und deine Schwester jetzt geht, bevor ich mich vergesse“, fuhr Sesshomaru bedrohlich knurrend fort.

„Selbstredend. Es war wie immer ein Vergnügen, Schwester“, lächelte Ilva und erhob sich. Widerstrebend folgte Leiko ihrem Bruder und Jaken beeilte sich, die hohen Herrschaften hinaus zu belgeiten.

„Meister Sesshomaru, haltet ihr es für Klug die gnädige Frau so zu beleidigen?“, fragte ein anderer Gast und verneigte sich tief. Allein ein Blick reichte aus, um den Dämon und alle anderen Gäste aus dem Zimmer flüchten zu lassen. Erst als Jaken den Saal betrat erhob sich Sesshomaru. Wortlos übergab Rin Raion an Jaken und beeilte sich Sesshomaru durch die Gänge zu folgen. Er war immer noch wütend am liebsten wäre Rin ihm aus dem Weg gegangen.
 

Selbst in seinem Zimmer wanderte Sesshomaru noch aufgebracht hin und her. Selten hatte sie ihn so nach Fassung ringen sehen und deshalb beschloss Rin, dass sie besser still blieb. Nach einer gefühlten Ewigkeit richteten sich seine goldenen Augen auf die junge Frau. In ihnen tobte ein Sturm, den Rin noch nie zuvor gesehen hatte.

„Du hast dich gut geschlagen“, bemerkte Sesshomaru sachlich.

„Ich hätte gerne noch so viel mehr gesagt“, gab Rin kleinlaut zu.

„Ich auch“, bestätigte Sesshomaru kühl.

„Warum hast du es nicht?“, fragte sie leise und begann vorsichtig ihr Haar zu lösen. Vielleicht würde er sich beruhigen, wenn sie ihn dazu brachte zu reden.

„Politik“, erwiderte er nur knapp. Das Augenrollen konnte sich Rin nicht verkneifen, er sollte reden nicht schweigend vor sich hin grollen. Langsam schritt sie auf ihn zu und schlang ihre Arme um ihn.

„Es ist in Ordnung. Ich verstehe, dass du in deiner Position nicht die Blöße geben kannst, aber auch du hast ein Recht darauf einmal nicht perfekt und überfordert zu sein. Niemand kann es dir zum Vorwurf machen und ich verspreche dir, was immer du mir in diesem Zimmer oder sonst irgendwann anvertraust, wird unter uns bleiben. Wenn nötig nehme ich deine Geheimnisse mit ins Grab“, flüsterte Rin. Es war ihr egal, dass sie gerade zu viel preisgab. Es war wahr und er musste es wissen. Sesshomaru schwieg eine Ewigkeit, ließ Rins jedoch gewähren. Sie hatte Recht, das musste er sich selbst eingestehen und es gefiel ihm nicht. Dieses Mädchen durfte ihn nicht derart durchschauen. Genau aus diesem Grund, sollte er fortschieben. Dennoch war er außerstande sich zu bewegen. Mehr als gewillt diese Schwäche zuzulassen. Nur diesen einen Moment. Denn obwohl Rin ein Mensch war, glaubte er ihr. Sie hatte ihn noch nie belogen. Nicht damals, als sie noch das hilflose kleine Mädchen war und auch nicht jetzt, wo sie ihm offen entgegen trat.

„Es ist spät. Morgen wird ein anstrengender Tag“, stellte Sesshomaru nach einer Ewigkeit fest. Lächelnd nickte sie. Er hatte sie nicht wegzustoßen und auch wenn er nicht geredet hatte, so war er doch schon merklich ruhiger.

Der folgende Tag war für Rin einfach nur langweilig. Während Sesshomaru sich um seine Angelegenheiten kümmerte saß sie stumm daneben und spielte Raion. Dass sie dort niemand beachtete, störte sie nun deutlich weniger. Auch der dritte Tag verlief zum Großteil schweigsam. Gegen Mittag waren alle Angelegenheiten so weit geregelt, dass sie aufbrechen konnten. Jaken würde am nächsten Morgen mit Ah-Uhn nachkommen, da er noch die Aufgaben verteilen musste. Rin wollte gerade ihre Sachen nehmen, als Sesshomaru sie zurückhielt. Verwundert drehte sich die junge Frau um.

„Was gibt es denn noch? Ich dachte wir wollten los“, murmelte sie verwundert.

„Schon, aber vorher muss ich dir noch etwas geben. Es hatte einen Grund, warum ich hier her wollte“, erklärte Sesshomaru nüchtern. Abwartend drehte sich die junge Frau zu ihm und Sesshomaru deutete auf eine kleine schlichte Truhe aus Kirschholz. Vorsichtig öffnete Rin das Kästchen und traute ihren Augen kaum. Im inneren verborgen, war eine etwa Handgroße Blume aus meeresblauem Kristall.

„Was ist das?“, flüsterte sie andächtig.

„Einer der vier Schlüssel“, erklärte Sesshomaru knapp. Vorsichtig schloss Rin das Kästchen und verstaute sie unter ihren Sachen.

„Dann fehlen nur noch zwei. Dass sie einen bereits haben, wissen wir ja. Hast du eine Ahnung, wo wir die anderen beiden sind?“, fragte Rin ernst und packte ihre Habe.

„Nein, aber ich weiß, wen ich danach fragen kann“, lächelte Sesshomaru kalt und Rin wollte gar nicht wissen, wem er jetzt wehtun wollte. Allerdings hielt sie es für unangebracht ihm eine Moralprädicht zu halten. Egal was sie sagen würde, er war ein Dämon und würde ja doch nicht auf sie hören. Von daher konnte sie sich die Zeit und Mühe sparen.

„Wenn es Recht ist, würde ich das gerne verpassen. Ich stehe nicht ganz so auf Folter“, murmelte Rin trocken und trat aus dem Zimmer. Stumm folgte er ihr. Sie hatte Recht. Die Person die sie jetzt aufsuchen würden war mächtig und nicht gerade mitteilsam. Da er auf die Information jedoch nicht verzichten konnte, musste er tun was nötig war. Dass sie es nicht sehen wollte, war ihm nur recht. Es war eine Sache, wenn sie einen Kampf sah, bei dem er angegriffen wurde. Folter hingegen war etwas, das sie nicht sehen musste. Da sie es auch nicht vorhatte, ersparte es ihn eine lange Unterhaltung.
 

Raion freute sich, als sie endlich wieder aufbrachen. Die Reise war kurz, doch das störte ihn nicht. Auf Sesshomarus Anwesen hatte er aufpassen müssen, was er tat um Rin zu schützen. Vor allem am ersten Abend war es schwer gewesen sich selbst zurück zu nehmen. Wie gerne hätte er seine Zähne in Sesshomarus Besuch versenkt. Doch er hatte durchgehalten und nun waren sie wieder unterwegs. Mit jedem Meter den er zwischen dieses Anwesen und Rin brachte fühlte sich Raion sicherer. Die Nacht verbrachten sie am Rande eines dichten Waldes. Am nächsten Morgen würden sie in diesen Wald gehen. Was auch immer Sesshomaru suchte, es befand sich tief im inneren des Waldes. Nachdenklich schaute Rin auf das Feuer. Die Situation hatte etwas seltsam vertrautes. Wie oft hatte sie damals allein mit ihm am Feuer gesessen und dennoch war alles anders. Sie war anders. Nicht mehr so leichtgläubig und naiv wie früher. Unweigerlich begann Rin sich zu fragen, ob er das Mädchen von damals vermisste.

„Was genau ist in diesem Wald?“ Diese Stille machte Rin wahnsinnig, also versuchte sie zu reden.

„Der Dritte Schlüssel“, murrte Sesshomaru. Schnaubend blickte die junge frau vom Feuer auf. Er musterte sie kühl. Das war ihr schon öfter aufgefallen. Immer wenn sie sich umschaute und in seine Richtung blickte, sah er sie an. Kalt und unnahbar.

„Würde es dich umbringen in ganzen Sätzen zu reden?“ Es war Absurd mit Sesshomaru eine normale Unterhaltung führen zu wollen. Er war kein Mensch. Ihn interessierte nicht, was sie wollte und dennoch. Diese Stille würde sie noch in den Wahnsinn treiben und momentan war nicht einmal Jaken da, mit dem sie sich hätte streiten können.

„Nein.“ Einsilbig und kalt war die Antwort des Yokais. Unweigerlich suchte Rin nach etwas mit dem sie werfen konnte. Neben ihr lag ein Tannenzapfen. Sie war berechenbar, schoss es Sesshomaru durch den Kopf, als er den Tannenzapfen fing. Ja, berechenbar und viel zu aufbrausend. Er wusste, dass das ein Problem werden könnte.

„Verdammt noch mal rede! Es ist mir völlig egal über was, aber ich weigere mich den ganzen Abend schweigend auf ein Feuer zu starren. Wenn ich das wollte, würde ich gehen“, zeterte Rin.

„Du musst ruhiger werden. Dein Temperament wird sich sonst noch umbringen“, erklärte er kalt. Fassungslos starrte Rin den Yokai an. Seinen Blick hatte er gelangweilt auf das Feuer gerichtet. Sie würde es bereuen, schoss es ihr durch den Kopf. Dennoch hatte sie einen ihrer Dolche gezogen und nach ihm geworfen. Dumpf hallte das Geräusch in ihren Ohren wieder, als sich der Dolch in den Stamm eines Baumes bohrte. Sie hatte ihn verfehlt, kam ihr in den Sinn. Doch nicht etwa, weil sie nicht gezielt hätte. Nein, der Dolch hätte ihn treffen müssen. Da sie ihn ihrer Wut allerdings Sesshomarus Reflexe vergessen hatte, war dieser einfach ausgewichen. Da sie ihn nirgendwo entdecke, zog Rin einen weiteren Dolch. Es war eine Sache einen Tannenzapfen nach ihm zu werfen, aber dieser Dolch sprach eine andere Sprache. Sie wusste, dass er ihr nicht antun wollte, aber nun würde er beweisen, dass ihre Wut sie wirklich in Schwierigkeiten bringen würde. Doch er war nirgends zu entdecken. Auch Raion konnte sie nicht mehr sehen. Verwundert über das Fehlen ihres kleinen pelzigen Begleiters, ließ Rin für einen Moment ihre Deckung singen.
 

Zu spät bemerkte sie den schlag gegen ihren Kopf, der sie zu Boden gingen ließ. Der Schmerz vernebelte ihre Sicht und ließ sie erschrocken Aufkeuchen. Panisch versuchte sie auf die Beine zu kommen, doch der Schmerz vernebelte ihre Sinne. Langsam spürte sie, wie die Panik von ihr besitz ergriff. Sie durfte jetzt nicht panisch werden. Rin versuchte sich nur auf ihre Atmung zu konzentrieren und schloss ihre Augen. Es gab mehr als einen Weg, um zu sehen. Das hatte ihr Kaede beibringen wollen. Alles hatte eine Aura und wenn man aufmerksam genug war, dann konnte man diese Aura sehen. Damals hatte Rin nicht verstanden, worauf die Alte hinauswollte und auch jetzt verstand sie den tieferen Sinn dieser Worte nicht. Aber es war beruhigend sich auf die ruhige Stimme von Kaede zu konzentrieren. Es lies den Schmerz in den Hintergrund treten. Neben ihr hörte sie einen Ast zerbrechen und so rollte sich Rin in die andere Richtung. Es dauerte ein wenig, aber schließlich stand die junge Frau wenn noch etwas wackelig auf ihren Beinen. Blinzelnd öffnete sie ihre Augen. Noch immer sah sie leicht verschwommen, aber diese rote Kutte bedeutete nichts Gutes.

„Gib uns die Mizu no mamida“, zischte der Diener des Uroko-jō. Rin war sich sicher, dass er nur meerblauen Kristall meinen konnte.

„Träum weiter.“ Ihr war bewusst, dass sie nicht in der Lage war, diesen Kampf zu führen. Wenn sogar Sesshomaru seine Probleme mit diesen Kreaturen hatte, was konnte sie dann schon ausrichten. Trotzdem hatte sie nicht vor kampflos aufzugeben. Wenn es sein musste, dann konnten diese Kreaturen den Kristall aus ihren toten Fingern ziehen.

„Wir werden bekommen, was wir wollen. Die Auferstehung ist nah.“ Die Worte lösten bei Rin kalte Schauer aus und sie stolperte unweigerlich zurück. Langsam schritt die Gestalt in der roten Kutte auf sie zu. Kaum 5 Meter von der jungen Frau entfernt, bohrte sich ein Pfeil in den Boden und Zwang den Diener des Uroko-jō stehen zu bleiben. Verwundert starrte Rin auf den Pfeil und überlegte, wer ihn wohl abgeschossen hatte.

„Sankon Tessō!“ Inu Yashas Angriff durchbrach das Unterholz in dem Moment, als Rin den Pfeil erkannte. Kurz danach landeten Kagomé, Sango und Miroku neben Rin.

„Alles in Ordnung?“, fragte Sango besorgt.

„Ja, es geht schon. Pass auf, diese Kreaturen sind Gefährlich. Das Beste ist, du zerteilst ihn in kleine Stücke.“ Mehr konnte Rin nicht tun. Eines hatte sie schon in ihrer Zeit mit Sesshomaru gelernt. Man mischte sich nicht in einen Kampf unter Dämonen ein.

„Was ist das überhaupt?“, fragte Miroku und wich zurück, als er das entstellte Gesicht sah.

„Laut Sesshomaru ein Diener von einem Dämon, dem nicht einmal er gegenüber stehen wollte.“ Rin musste zugeben, es klang auch noch beängstigend, wenn man es selbst aussprach.

„Wir werden das Mizu no mamida bekommen. Wir werden siegen.“ Mit einem erstickten Gurgeln sank der Diener des Uroko-jō leblos zusammen. Während Inu Yasha auf die kleine Gruppe zuschritt, ließ er Tessaiga wieder in die Schwertscheide gleiten. Dieses Ding, war zäher gewesen, als er gedacht hätte.

„Was wollte der?“ Abwartend schaute Inu Yasha auf Rin.

„Etwas, das er nicht bekommen wird. Oh und danke für eure Hilfe. Ich will mir nicht vorstellen, was passiert wäre wenn“, begann Rin.

„Ich sagte doch, du musst aufmerksamer werden. Hallo Bruder.“ Sesshomarus schneidende Stimme ließ die junge Frau schuldbewusst zusammenzucken.

„Was willst du hier, Bruder?“ Ach wenn sich das Verhältnis der beiden Halbgeschwister gebessert hatte, war keiner von beiden froh, den anderen u sehen. Resigniert seufzten Kagomé und Rin auf.

„Wir waren zufällig hier. Immerhin sollten wir für Kaede ein Relikt sicherstellen“, spuckte Inu Yasha seinem älterem Bruder entgegen.

„Lass mich raten, das Hi no tamashī“, stellte Sesshomaru kühl fest.

„Der Kristall hat etwas mit dem Ding zu tun, das dieses was-auch-immer gesucht hat?“ Abwartend blickte Kagomé zwischen Rin und Sesshomaru hin und her.

„Ja, befürchte ich, aber es ist besser, wenn er es euch erklärt. “ Seufzend lehnte Rin sich an einen der Baumstämme und schloss die Augen. Das machte dann drei. Langsam begann Rin sich zu fragen, was sie anschließend tun würden. Einen Kristall hatten die Diener des Uroko-jō bereits und schien beinahe unmöglich diese Kreaturen zu töten.

„Sehe ich aus, wie jemand, der Geschichten erzählt? Rin, wir müssen reden, allein, und Bruder es wäre nett, wenn du in der Nähe bleibst, mit dir muss ich auch noch sprechen“, bestimme Sesshomaru und ging tiefer in den Wald. Wiederwillig folgte Rin dem Yokai tiefer in den Wald. Dieses Mal störte sie sein Tonfall kaum, da er wohlmöglich nur wollte, dass niemand mithörte.
 

Je tiefer die beiden in den Wald gingen, desto dunkler wurde es. Besonders für Rin wollte es immer schwieriger die herabhängenden Äste und hochstehenden Wurzel zu erkennen. Als sie ein weiteres Mal über eine dunkle Wurzel stolperte, hielt Sesshomaru sie grob am Oberarm fest.

„Du tust mir weh.“ Auch wenn es dunkel war, konnte Rin seine goldenen Augen deutlich sehen.

„Das ist egal, wir brauchen den Kristall“, herrschte der Yokai sie an.

„Welchen, den von deinem Bruder oder den aus diesem Wald? Ich bin sicher dein Bruder wird uns den Kristall geben, wenn er den Grund erfährt. Was mich viel mehr interessiert, was machen wir, wenn wir die drei Kristalle haben?“ Kaum hatte Rin die Worte ausgesprochen, drückte Sesshomaru noch ein klein wenig mehr zu. Schmerzhaft keuchte die junge Frau auf und plötzlich bebte der Boden. Keine zwei Sekunden später, hatte Sesshomaru sie gepackt und war mit ihr auf einen der hohen alten Bäume gesprungen. Damit sie nicht schreien konnte, presste er eine Hand auf ihren Mund, was das erschrockene Keuchen dämpfte.

„Sei Still! Dahinten ist ein sehr alter und mächtiger Dämon und ich würde einen Kampf auf diesem Gelände gern vermeiden.“ Es war nicht mehr als ein Flüstern, doch es reichte, um damit Rin verstehend nickte. Langsam nahm er die Hand von ihrem Mund und stützte sich damit am Baum ab. Sein Blick war konzentriert auf den dunklen Wald gerichtete. Immer wieder gab es kleine Erschütterungen, die Rin als Schritte interpretierte. Der Dämon schien parallel zu ihnen zu laufen, da Rin einen dunklen Schatten zwischen den Bäumen ausmachen konnte. Allerdings hätte sie nicht sagen können, was dieser Dämon war. Sie hätte Sesshomaru fragen können, aber sie bezweifelte, dass er ihr eine Antwort geben würde. Gerade sah er alles andere als Mitteilsam aus. Außerdem wollte Rin um keinen Preis die Aufmerksamkeit dieses Dämons auf sich ziehen. Ein weiterer Schritt erschütterte den Baum und Rin verlor das Gleichgewicht. Reflexartig griff Sesshomaru nach dem Arm des Mädchens und zog sie wieder nach oben. Wieder einmal bemerkte er wie lästig Menschen waren. Nicht einmal gerade stehen konnten sie. Dennoch störte ihn Rins Gegenwart weniger, als er dachte, obwohl sie dumm war und ständig unüberlegt handelte. Sie wusste genau, was er war. Wer er war und dennoch versuchte sie sich mit ihm anzulegen. Jeden anderen Menschen hätte er ohne zu zögern für so ein Verhalten getötet, doch sie schätzte er für dieses Verhalten.
 

Die Sonne musst längst wieder aufgegangen sein, als Sesshomaru mit Rin vom Baum sprang. Wütend blickte die junge Frau nach oben und schob sich ihr Haar aus dem Gesicht. Er hätte sie vorwarnen können.

„Gehen wir jetzt wieder zurück?“ Langsam sah sich Rin um, aber sie konnte nicht sagen, in welche Inu Yasha und die anderen warteten.

„Da ich noch mit meinem Bruder reden muss“, bestätigte Sesshomaru und musterte Rin. Es würde nahezu ewig dauern, bis Rin durch den Wald gelaufen wäre. Alleinlassen konnte er sie nur, wenn er sie im Wald aussetzen wollte. Es war offensichtlich, dass sie nicht wusste, wo sie lang musste. Es dauerte nicht lang, bis die junge Frau den Blick des Yokais erwiderte.

„Was ist?“

„Das wird das erste und letzte Mal sein“, knurrte Sesshomaru drohend. Noch bevor Rin die Gelegenheit hatte, zu fragen, was er meinte, hatte er sie bereits auf seine Arme hoben. Reflexartig schlang Rin die Arme um seinen Nacken, als er loslief. Die junge Frau wusste, dass er schnell war. Dennoch machte ihr diese Erfahrung Angst. Es dauerte vielleicht zwei oder drei Minuten, danach stellte der Yokai die junge Frau wieder auf die Beine. Sie zitterte und brauchte einen Moment, bis sie in der Lage war ihre Arme von Sesshomaru zu lösen.

„Verzeih“, murmelte die junge Frau leise und trat ein paar Schritte zurück.
 

„Was hat das so lange gedauert?“, herrschte Inu Yasha seinen Bruder an, kaum dass dieser mit Rin die Lichtung betreten hatte. Grob hatte der jüngere Sesshomaru am Kragen gepackte. Beinahe angewidert schon er die Hand seines Halbbruders bei Seite.

„Es gab einen unerfreulichen Zwischenfall“, erklärte Rin.

„Euch geht es doch gut?“ Kagomé war besorgt aufgestanden und ging einen Schritt auf die junge Frau zu.

„Natürlich.“ Lächelnd legte Rin Raion eine Hand auf den Kopf. Sie fragte sich wo sich ihr kleiner Freund wohl herumgetrieben hatte. Da er aber unverletzt schien, war die junge Frau einfach froh, dass er wieder da war.

„Da das nun geklärt wäre, können wir uns wieder wichtigeren Dingen widmen. Den Kristall, der in eurem Besitzt ist. Ich brauche ihn.“ Sesshomarus Stimme war schneidend und ließ keine Wiederworte zu. Er würde diesen Kristall bekommen und wenn er ihn notfalls aus den kalten Händen seines toten Bruders reißen musste.

„Du elendiger Bastard“, fauchte Inu Yasha und ging erneut auf seinen Bruder zu.

„Das sagt der richtige“, konterte der Ältere trocken. Er würde sich von seinem Halbbruder nicht provozieren lassen.

„Einen Moment. Warum interessierst du dich für diesen Kristall?“ Beschwichtigend legte Kagomé ihrem Mann eine Hand auf die Schulter. Nur zu gut kannte sie das Temperament des Halbdämons. Doch sie wusste auch, dass Sesshomaru etwas Derartiges niemals ohne einen guten Grund von seinem Bruder verlangen würde. Ein trockenes Lachen entwich der Kehle des mächtigen Yokai.

„Wenigstens ist deine Frau klüger als du, Bruder.“

„Noch ein Wort und ich reiß dich in Stücke.“ Automatisch wanderte Inu Yashas Hand an den Griff seines Schwertes und Sesshomaru tat es ihm gleich. Seufzend drängte sich Rin zwischen die beiden Brüder und brachte sie auf Abstand.

„Es hat mit den Kreaturen zu tun, die mich angegriffen haben. Oder vielmehr mit dem Dämon, dem sie dienen. Hat einer von euch schon einmal etwas von Uroko-jō gehört?“ Rin glaubte zwar nicht, dass Inu Yasha den Namen kannte, aber sie hoffe das Sango oder Miroku schon einmal auf den Namen in einer alten Legende oder Schrift gestoßen waren. Zu ihrem Erstaunen sogen nicht nur Sango und Miroku scharf die Luft ein, sondern auch Inu Yasha.

„Sollte dieser Dämon nicht seit einer Ewigkeit vernichtet sein?“ Es war mehr eine Feststellung, denn eine Frage und Sesshomaru nickte bestätigend. Abwehrend verschränkte er die Arme vor der Brust und starrte auf den Waldboden.

„Das war er auch. Aber es gibt einen Weg ihn wieder auferstehen zu lassen. Der Kristall in eurem Besitz ist einer von vier Schlüsseln. Das Kaze no hāto ist bereits in ihrem Besitz. Das no tamashī ist der Kristall in eurem Besitz. Das Mizu no mamida befindet sich in Rins Besitz und der letzte Schlüssel das Shinkō chikyū ist hier ganz in der Nähe.“

„Was hast du vor, wenn wir dir den Schlüssel geben?“ Sango klang besorgt und aufmerksam. Sie traute ihm im Gegensatz zu Rin nicht. Es war eine Tatsache, die Sesshomaru beinahe amüsierte.

„Ich werde die vier Schlüssel zusammenbringen und sie ein für alle Mal vernichten.“

„Das ist Selbstmord, sogar für jemanden wie dich!“ Entsetzt war Miroku auf den Yokai zugeschritten, bevor er inne hielt und seinen Stab fester umklammerte. Er hatte Geschichten über den Uroko-jō und seine Diener gehört. Doch was er bisher von den Willenlosen Kreaturen, die der Bestie hörig waren gesehen hatte, stellte all die Geschichten in den Schatten. Es waren hunderte, arme verlorene Seelen, die dem Uroko-jō dienten. Willenlose Sklaven, die bereitwillig ihr Leben für ihren Meister opfern würden. Sesshomaru mochte ein mächtiger Dämon sein, aber auch er hatte Grenzen.

„Ich werde es trotzdem tun. Die Alternative wäre, das dieses Ungeheuer wieder auf dieser Ebene der Welt wandelt.“

„Wie sollte das möglich sein? Er hat doch…“, begann Sango nachdenklich. Beiläufig schweifte ihr Blick über Sesshomaru und blieb an seinen zwei Schwertern hängen. Sollten es nicht drei gewesen sein. Er hatte sein Erbe Tensaiga, das Schwert Tokejin und Bakusaiga, aber wenn Sango das richtig sah, trug er Tensaiga nicht. „Du trägst Tensaiga gar nicht.“

„Das wurde mir gestohlen und mit dem Schwert, das Tote auferstehen lassen kann, kann Uroko-jō auch diese Welt betreten.“

„Das ist bedauerlich Bruder, aber den Kristall kannst du dir sonst wo hin stecken. Der Bleibt schön in unserem Besitz. Allerdings könnte ich großzügig darüber hinwegsehen, dass du ein elendiger Bastard bist und dir helfen, das Schwein endgültig zu vernichten.“

„Deine Ausdrucksweise lässt wie immer zu wünschen übrig, genau wie dein Verstand. Ich brauche gewiss nicht die Hilfe eines jämmerlichen Halbblutes.“

„Was dein Bruder damit eigentlich sagen will, er würde sich freuen, wenn du uns hilfst“, mischte sich Rin ein, bevor sich die beiden Brüder noch gegenseitig umbrachten. Beinahe Zeitgleich drehte sie sich zu Sesshomaru um. „Und jetzt sei still oder ich stehe schneller in deinem Haus und mache einen Aufstand, als dir lieb ist.“ Es war vielleicht keine gute Idee ihm jetzt zu drohen, aber für Rin war es die einzige Möglichkeit damit dieser Streit aufhörte. Wütend funkelte der Yokai die junge Frau an und umklammerte fest ihren rechten Oberarm.

„Droh mir nie wieder!“ Zischend drücke er noch ein wenig fester zu, bevor er von der jungen Frau abließ.

„Dann solltest du mir keinen Grund dazu geben. Ich habe keine Angst vor dir!“ Rin starrte stur in die goldenen Augen des Dämons. Sie funkelten kalt und unnachgiebig.

„Ich störe ja nur ungern, aber der vierte Schlüssel. Wir sollten ihn holen“, bemerkte Kagomé und löste so die Angespannte Situation zwischen Rin und Sesshomaru.

„Ich gehe mit Rin allein. Ihr macht euch auf den Weg zum Sekai no shinden und sucht einen Weg hinein.“

„Damit kann ich leben. Wir treffen uns am Schrein im Westen“, schlug Inu Yasha vor. Nickend streckte Sesshomaru seinem Bruder die rechte Hand entgehen. Ohne zu zögern schlug Inu Yasha ein. „Und ich rate dir mich dieses Mal nicht zu versetzen, Bruder“, fügte Sesshomaru dunkel hinzu.

„Ob du es glaubst oder nicht, ich bin kein kleiner dummer Junge mehr“, lachte Inu Yasha und drehte sich zu Kagomé und den anderen um. „Gehen wir, wir müssen eine Weg in eine uneinnehmbare Festung finden.“ Rin verabschiedete sich von den anderen und blickte ihnen eine Weile nach, als sie auf Kirara davonflogen.

„Rin, wir sollten aufbrechen“, knurrte Sesshomaru. Er hielt nichts von gefühlsduseligen Abschieden. Es war eine Sache an denen Menschen hingen, nicht Dämonen.

„Ich weiß.“ Langsam drehte sich die junge Frau um. Es machte sich bemerkbar, dass sie die Nacht über kaum geschlafen hatte. Sie war müde, wagte es allerdings nicht Sesshomaru darum zu bitten, noch eine Weile zu warten. Mit Sicherheit hatte er genauso wenig geschlafen wie sie und er beschwerte sich auch nicht. Aus diesem Grund folgte Rin Sesshomaru schweigend in den Wald. Der einzige der wach und ausgeruht zu sein schien, was Raion, der vergnügt durch das Dickicht des Waldes sprang.

Seit einer gefühlten Ewigkeit führte Sesshomaru Rin nun schon durch den Wald. Es war ein anderer Weg als das letzte Mal, soviel konnte Rin sagen. Dennoch hatte sie keine Ahnung, wo sie waren. Als Sesshomaru plötzlich stehen blieb stolperte die junge Frau gegen seinen Rücken. Vorsichtig spähte sie über die Schulter des Dämons und entdeckte einen riesigen Baum mit hochgestellter Wurzel, der in einem grünem See oder Sumpf stand. Einige der Wurzeln verschmolzen mit den Ästen des Baumes zu einer Art offenen Kugel, die wie ein Thron in mitten des Waldes wirkte. Wer auch immer dort wohnte, war mächtig. Fasziniert von dem Anblick der sich Rin bot, bemerkte sie nicht, dass Raion sich zu voller Größe aufgebaut hatte und sorgsam die Umgebung musterte. Auch Sesshomaru wirkte Angespannt. Das der Baum leer war, passte ihm gar nicht. Jayna verließ ihren Thron so gut wie nie und wenn sie es tat, dann ließ sie diesen Ort niemals unbewacht. Es war das Herz des Waldes und die Menschen sagten dem Wasser von Jaynas See magische Kräfte zu. Sesshomaru wusste, dass es nicht das Wasser war, das dem Ort seine Magie verlieh, sondern die Dämonin, die über diesen Wald herrschte. Das Rascheln der Blätter erregte seine Aufmerksamkeit und mit einer fließenden Bewegung hatte er sein Bakusaiga halb gezogen und sich zwischen Rin und dem Angreifer gestellt. Es war einer der drei Borkendämonen, die Jayna dienten. Er kannte seinen Namen nicht, vielleicht besaß der Dämon aber auch einfach keinen. Als der 1 Meter große hölzerne Dämon Sesshomaru erkannte, ging er automatisch auf Abstand, gab seine kämpferische Haltung allerdings nicht auf.

„Was wollt ihr hier?“ Nur mit Mühe konnte Rin die Worte des Dämons verstehen. Es klang viel zu sehr nach dem Rauschen von Blättern im Wind, als nach einer Stimme.

„Ich suche deine Herrin. Sie hat etwas, das mir gehört“, erklärte Sesshomaru ruhig. Er hatte Bakusaiga vorsorglich wieder in seine Schwertscheide gesteckt, behielt seine Hand jedoch am Griff des Schwertes. Die Borkendämonen waren launisch und unberechenbar.

„Die Herrin ist nicht hier. Geht, der Ort heißt euch nicht willkommen.“

„Wo kann ich sie finden?“ Die Art wie der kleine Dämon mit ihm sprach, gefiel dem stolzen Yokai nicht. Doch er wusste, dass es taktisch unklug war sein Gegenüber zu töten. Jayna war eigen, was ihre Schützlinge betraf und zu seinem bedauern, war Sesshomaru auf Jaynas Wohlwollen angewiesen.

„Dieser Ort heißt dich nicht willkommen“, beharrte der kleine Dämon. Seufzend legte Rin Sesshomaru eine Hand auf den Arm.

„Er wir dir nichts sagen. Es sollte eigentlich ein Geheimnis bleiben, aber ich kenne einen anderen Weg seine Herrin ausfindig zu machen.“ Fordern bohrten sich die Augen des Yokais in die der jungen Frau. Zögerlich zog sie den kleinen Lederbeutel, in dem sie zurzeit ihren Stern aufbewahrte, heraus und zeigte Sesshomaru den matt funkelnden Kristall.

„Was ist das?“ Neugierig musterte der Dämon den Stein in den Händen der jungen Frau. In seinem langen Leben hatte er etwas derartiges noch nie gesehen.

„Es ist mein Stern. Nun, Kagomé sagt zumindest, das er wie einer Aussieht. Seit er mich gefunden hat, hat er mir immer den Weg gewiesen. Ich bin sicher, das wird er auch jetzt tun.“ Langsam drehte sich Rin Uhrzeigersinn um ihre eigene Achse und hielt ihren Stern vor sich ausgestreckt. Als er schwach zu glimmen begann, blieb sie stehen. Das war die Richtung in der sie mussten.
 

Wiederwillig ließ Sesshomaru die junge Frau vorangehen. Obwohl Rin immer wieder auf dem feuchten Waldboden ins straucheln geriet, lehnte sie jede Hilfe ab. Das sich Raion halb auf seine Schulter gesetzt hatte, hob Sesshomarus Laune auch nicht wirklich. Dennoch musste der Yokai zugeben, dass sie ihrem Ziel näher kamen. Nicht nur das der Stern viel heller leuchtete, war ein Zeichen dafür. Sesshomaru konnte auch bereits Jaynas Aura spüren. Er musste wirklich zugeben, dass dieser Stern, wie Rin ihn nannte, ihn faszinierte. Er schien eine Art Bewusstsein zu besitzen, anders konnte Sesshomaru sich nicht erklären, wie der Kristall einem dem Weg weisen sollte. Außerdem schien er selbst zu wählen, wem er seine Dienste gewährte. Der Stern führte die beiden auf eine kleine Lichtung, in der das Sonnenlicht nur vereinzelt durch das dichte grüne Blätterdach schien und dem Ort einen ganz eigenen Glanz verlieh. Durch das beinahe grünliche Licht, schienen die Farben der dort wachsenden Blumen zu leuchten. Gedankenverloren trat Rin auf die Wiese und betrachtete die Farbenfrohen Blumen. Sie fand Rote, blaue, gelbe, weiße, pinke und dann entdeckte sie die schwarz funkelnde Kristallblume.

„Shinkō chikyū“, murmelte die junge Frau.

„Ganz recht, er ist wunderschön nicht war.“ Die ruhige Frauenstimme riss Rin aus ihren Gedanken. Keine 10 Meter neben ihr stand eine atemberaubend schöne Frau. Ihre langen blonden Haare fielen in weichen Wellen bis fast auf den Boden. Sie wirkte zierlich, beinahe zerbrechlich, aber der Glanz in ihren Augen erzählte von Macht. Ihr Kleid selbst sah aus als hätte sich der Morgentau selbst auf den fließenden goldenen Stoff gelegt.

„Ja, doch ich fürchte diese Schönheit wird nicht mehr lange anhalten“, murmelte Rin. Sie verfluchte die Melancholie in ihrer Stimme. Der letzte Kristall. Wenn sie ihn erst hatten, würden sie die Kristalle vernichten, Tensaiga zurückholen und Rin würde wieder nach Hause gehen. Überraschend stellte Rin fest, dass sie sich bereits daran gewöhnt hatte Sesshomaru um sich zu haben. Es war vertraut und wahrscheinlich würde es lange dauern, bis sie sich damit abfinden konnte ihn nicht mehr um sich zu haben.

„Er will ihn also wieder haben.“ Die Worte der Dämonin holten Rin aus ihren Gedanken und ließen sie Aufsehen.

„Er muss und auch wenn es schwer fällt, bitte ich euch uns den Kristall einfach zu geben. Es ist besser, denn andernfalls wird dieser Ort wohlmöglich zerstört werden.“

„So?“ Neugierig starrte Jayna das junge Mädchen an. Sie war aufrichtig und ehrlich, dass konnte sie in ihren Augen sehen.

„Ja, ihr wirkt nicht wie jemand, der etwas so kostbares ungeschützt lässt“, lächelte Rin mild. Nein auch wenn sie diesen Ort wunderschön fand, waren ihr die Stacheldämonen am Rande der Lichtung aufgefallen. Sie verschmolzen perfekt mit dem Dickicht, das die Lichtung umgab. Sesshomaru, der die Lichtung nicht betreten hatte, schmunzelte. Er hatte sich schon gefragt, ob Rin wirklich so kopflos auf diese bewachte Lichtung gehen würde. Doch ihre Aussage bewies ihre Vorsicht.

„Du bist ein kluges Mädchen. Aber dieser Kristall ist etwas Besonderes. So etwas Kostbares gibt man nicht einfach aus der Hand.“ Verstehend nickte Rin und blickte zu Sesshomaru, der immer noch am Rand der Lichtung stand. Er beobachtete sie, schien aber keine Anstalten zu machen, ihr zu helfen.

„Das verstehe ich. Dieser Kristall ist einer von vier Schlüsseln“, begann Rin ruhig und zog das Mizu no mamida aus ihrer Tasche. „Wir besitzen zwei der vier Schlüssel und wissen, wo der dritte ist. Ich kann und werde nicht ohne den letzten Schlüssel weggehen.“ Musternd legte Jayna den Kopf zu Seite. Als Sesshomaru ihr den Kristall vor einer Ewigkeit gegeben hatte, meinte er, dass es noch andere gab. Niue hätte sie gedacht einen der anderen Kristalle zu sehen. In den Augen der Herrin dieses Waldes war der meeresblaue Kristall das schönste, was sie je gesehen hatte. Tief in ihrem Inneren hatte sie immer gewusst, das Sesshomaru den Kristall eines Tages zurück fordern würde. Doch nie hätte sie gedacht, dass er einen Menschen zu ihr schicken würde. Er verachtete Menschen. Sie selbst musste wohl zugeben, dass sie auch nicht viel von Menschen hielt. Sie waren schwach und der Großteil von ihnen war dumm und hatte keinen Respekt vor der Natur. Dennoch musste Jayna zugeben, dass es zuweilen auch Ausnahmen gab, eine Tatsache die Sesshomaru bisher nicht wahr haben wollte. Für ihn waren alle Menschen gleich und damit wertlos. Noch einmal ließ die Dämonin ihren Blick zu Sesshomaru gleiten. Seit das Mädchen die Wiese betreten hatte, hatte der Yokai nicht einmal den Blick von ihr abgewandt. Konnte das womöglich bedeuten, dass dieses Mädchen ihm nicht egal war, obwohl sie ein Mensch war.

„Nun gut. Ich gebe dir das Shinkō chikyū, jedoch habe ich eine Bedingung“, erklärte Jayna langsam.

„Welche wäre das?“ Rin sah der Dämonin fest in die Augen. Sie wusste, dass egal worum sie gebeten wurde, sie zusagen müsste.

„Wenn diese Sache, weswegen ihr diese Schönheiten zerstören müsst, hinter euch liegt, musst du mich noch einmal besuchen. Ich würde mich gern länger mit dir unterhalten. Oh und sag deiner Katze doch bitte, das sie meinen Maulwurf in Ruhe lassen soll.“ Verwundert wandte sich Ruin um und entdeckte Raion, der vergnügt mit der Tatze immer wieder auf einen kleinen Maulwurf schlug.

„Raion, lass das. Er ist kein Spielzeug.“ Mit angelegten Ohren hielt der junge Katzendämon in seiner Bewegung inne. Missmutig trottete er zurück zu Sesshomaru und ließ sich beleidigt neben dem Dämon ins Gras fallen.

„Danke, der Maulwurf kümmert sich nämlich um die Blumen hier.“

„Verstehe und ich verspreche, wenn ich das überlebe, komme ich wieder.“ Nickend wand sich Jayna zu dem schwarzen Kristall und reichte ihn Rin. Kurz betrachtete die junge Frau den funkelnden Edelstein näher, bevor sie ihn sorgfältig zu dem anderen in ihre Tasche steckte. „Ich danke euch.“

„Pass auf dich auf, Mädchen.“ Zum Abschied verbeugte sich Rin noch einmal tief vor der Dämonin, bevor sie ihre Schritte eilig über die Lichtung trugen. Auf ihren Lippen bildete sich ein strahlendes Lächeln. Sie hatten den dritten Kristall.

„Erledigt, ich habe den vierten Schlüssel“, lachte Rin Sesshomaru entgehen und strich Raion über den Kopf.

„Ja, in der Tat, das hast du“, erklärte Sesshomaru leise.

„Vorsicht, nicht das du versehentlich an einem ungewollten Kompliment erstickst“, murrte Rin stichelnd. Ohne der jungen Frau eine Antwort zu geben, machte er sich auf den Rückweg. Das Lächeln auf den Lippen des Yokais, blieb Rin dabei verborgen. Es war der Falsche Zeitpunkt um seine Zeit mit albernen Neckereien zu vergeuden. Sie würden noch bis Morgenmittag brauchen, bis sie diesen Wald hinter sich lassen würden und selbst dann wären es noch zwei Tagesreisen bis zu ihrem Ziel.
 

Die Zeit verging schweigend und sie kamen besser voran, als Sesshomaru gedacht hätte. Nicht einmal beschwerte sich Rin über das Tempo des Yokais oder knapp bemessenen Pausen. Meist war sogar sie es, die die Pausen beendete und unbedingt weiter gehen wollte. Auch beschwerte Rin sich nicht, dass sie nur kurz schliefen. Zwar musste die junge Frau zugeben, dass der Rückweg durch den Wald anstrengend war, doch sie hatten ein Ziel vor Augen. Nur allzu gern, hätte Rin die Pausen in die Länge gezogen, doch sie wusste, dass sie eine wichtige Aufgabe vor sich hatten. Sie hätte niemals so egoistisch sein wollen, um das Leben unschuldiger aufs Spiel zu setzten, nur weil sie mehr Zeit mit Sesshomaru verbringen wollte. Es wäre nicht nur töricht gewesen, sondern hätte seine Meinung, dass Menschen unnütz wären, nur weiter unterstützt. Sie wollte helfen und ihn nicht aufhalten. Vor dem Wald erwartete sie bereits Jaken mit Ah-Uhn. Für einen kurzen Moment überlegte Rin, ob sie fragen sollte, wie der Kappa sie gefunden hatte. Doch letztlich beschloss sie, dass es weder der passende Zeitpunkt noch der richtige Ort für so etwas war. Den letzten Teil ihrer Reise legte die kleine Gruppe mit Ah-Uhn zurück. Damit verkürzten sich die Pausen auf die Zeit, die der fliegende Dämon brauchte, um sich auszuruhen. Die meiste Zeit über beschäftigte sich Rin mit Raion, bewunderte die vorbeiziehende Landschaft oder neckte Jaken. Es war eine trügerische Unbeschwertheit, denn die Unruhe der jungen Frau wuchs mit der schwindenden Entfernung zum Ziel. Wie üblich machten die drei Rast, wenn es für Ah-Uhn zu dunkel wurde, um weiter zu fliegen. Raion suchte der Gruppe etwas zum Essen und Rin sammelte das Feuerholz, währen Jaken sich um den Aufbau des restlichen Lagers kümmerte. Auch wenn es nur eine kurze Zeit war, musste Rin zugeben, dass sie ein eingespieltes Team waren. Wieder einmal wurde ihr bewusst, wie sehr sie diese Zeit vermissen würde. Egal wie oft die junge Frau es im Kopf durchging, sie kam immer wieder zu dem gleichen Schluss. Seit dem Tod ihrer Eltern waren Jaken, Ah-Uhn und Sesshomaru ihre Familie und auch nach all der Zeit, hatte sich daran nichts geändert.

„Hör auf zu träumen.“ Sesshomarus Stimme klang scharf und missbilligend. Ohne zu antworten, griff Rin nach dem nächsten Zweig. Ja, sie hatte geträumt, dennoch hatte sie ihn bemerkt.

„Ich habe Angst. Angst vor dem, was vor uns liegt. Was danach kommt.“ Ihre eigenen Worte klangen in ihren Ohren viel zu laut in der Dunkelheit. Dennoch waren die wahr. Sie wagte es nicht dem Yokai ins Gesicht zu sehen und sein Schweigen hatte sie erwartet. Stumm lag sein Blick auf der jungen Frau. Sie hatte zugegeben, dass sie Angst hatte, obwohl sie wusste, wie er über Menschen dachte. Sie war schwach, zerbrechlich, aber trotz allem, war sie noch da. Sie hatte Angst, würde aber bleiben um ihm zu helfen. Menschen taten manchmal wirklich unnachvollziehbare Dinge. Wäre er an ihrer Stelle gewesen, er wäre schon vor Tagen nach Hause gegangen.

„Rin.“ Ihr Name kam über seine Lippen, ohne es zu wollen. Fragend sah die junge Frau auf und wartete, was er von ihr wollte. „Es wird alles gut.“ Schwer hing dieser Satz in der Luft. Es war nicht seine Art, sich auf die gefühlsduselige Stufe eines Menschen zu stellen. Dennoch fühlte er sich ruhiger, als er ihr schwaches Lächeln sah. Er wusste nicht was kam und sie tat es auch nicht. Wieso hingen Menschen dann nur an solch bedeutungslosen Phrasen und leeren Worten. Er würde es wohl nie verstehen.
 

Der Sekai no shinden war bereits von weitem zu sehen, wie Jaken und Rin erstaunt feststellten. Der prachtvolle Tempel lag eingefasst zwischen zwei Bergen und zeichnete sich dunkel vom hellen grün des Untergrundes ab.

„Das ist gleichermaßen beeindrucken und beängstigend“, gestand Rin fasziniert, und beugte sich noch ein Stück vor.

„Pass besser auf, dass du dummes Ding nicht herunterfällst“, keuchte Jaken und versuchte, wie so oft Raion von sich fern zu halten.

„Schon gut.“ Mit einem Augenrollen ließ sich Rin wieder zurück fallen.

„Meister, dort ist der Schrein.“ Aufgeregt deutete Jaken auf ein einzelnes Gebäude im Westen des großen Tempels.

„Ich weiß“, zischte Sesshomaru ungehalten und ließ Jaken Ah-Uhn vor dem Tempel landen. Wie versprochen, warteten Inu Yasha und die anderen dort bereits. Mit einem knappen Nicken begrüßte Sesshomaru seinen Bruder und dessen Begleiter.

„Der Tempel wird von einem Bannkreis umgeben. Es gibt neben dem Haupteingang zwei weitere Gänge“, erklärte Inu Yasha ohne sich groß mit Höflichkeiten aufzuhalten.

„Kannst du den Bannkreis durchbrechen?“

„Du traust mir wirklich gar nichts zu, oder?“ Ungehalten verschränkte Inu Yasha die Arme vor der Brust und funkelte seinen Bruder wütend an.

„Gut“, lachte Sesshomaru trocken. „Was hattet ihr gedacht, wie wir vorgehen könnten?“

„Ist die Frage ernst gemeint?“ Skeptisch zog Miroku eine Augenbraue nach oben.

„Ihr hattet doch mehr als genug Zeit euch darüber schon einmal Gedanken zu Machen“, erklärte Sesshomaru genervt. Vielleicht war es zu des Guten gewesen, anzunehmen, seinem Bruder wäre der Ernst der Lage bewusst.

„Natürlich haben wir uns darüber Gedanken gemacht“, fauchte Sango den Yokai ungehalten an. Stöhnend wand Rin den Blick ab. Wenn sie jetzt stritten, würden sie nie vorwärtskommen. Nachdenklich wandte Rin ihren Blick zum Schrein. Vielleicht war es an der Zeit die Götter um einen Gefallen zu bitten. Es war sinnlos, da die Götter noch nie eine ihrer Bitten erhört hatten. Wie oft hatte sie in den letzten 10 Jahren, die Götter angefleht, das Sesshomaru sie doch holen sollte. Es hatte nie etwas gebracht.

„Überlegst du zu beten?“, holte Kagomé Rin aus ihren Gedanken.

„Es würde doch eh nichts bringen“, seufzte die junge Frau. Kopfschüttelnd streckte die ältere ihr die Hand entgegen. Skeptisch ließ sich Rin auf die Füße ziehen.

„Dann begleite wenigstens mich“, bat Kagomé lächelnd und Rin gab sich geschlagen.

„Du weißt, dass es alberner Humbug ist?“

„Es ist Hoffnung und eine Frage der Einstellung. Ich bin in einem Schrein aufgewachsen. Meine gesamte Kindheit habe ich gesehen, wie die verschiedensten Leute zu uns kamen, um für Glück, Liebe, Gesundheit zu beten. Wie tausende von Amuletten für alles Mögliche verkauft wurden. Es geht dabei selten darum, ob eine göttliche Macht wirklich hilft Rin. Aber manchmal brauchen Menschen etwas, an dem sie sich festhalten können. Der Glaube verleiht einem Menschen die Kraft nach vorn zu sehen. Aufzustehen, wenn er am Boden liegt. Und manchmal reicht es auch, etwas in Worte zu fassen und laut auszusprechen, damit man glaubt, dass man es kann. Du kannst es auch aufschreiben. Mir hat das früher immer geholfen. Als Kind habe ich mir meine Ziele oft auf einen Zettel geschrieben und sie heimlich zu den Glückslosen der anderen gehängt. Vielleicht ist es albern, aber ich wusste, jedes Mal, wenn ich nach Hause kam, dass auf einem dieser Zettel, stand, was ich schaffen wollte. Das hat mir jeden Tag aufs Neue kraft gegeben. Vielleicht ist es an der Zeit, das auch du einen Wunschzettel schreibst.“ Fasziniert hatte Rin Kagomés Gedanken gelauscht. Von so einem Blickwinkel hatte Rin es noch nie betrachtet. Dennoch schien an den Worten etwas Wahres zu sein. Sie hatte viele junge Mädchen aus dem Dorf, strahlend aus dem Schrein kommen sehen. Hoffnung, wenn sie ehrlich war, brauchten sie das alle ein wenig.

„Vielleicht hast du Recht, aber was ist ein Wunschzettel?“

„Ein Wunschzettel ist ein Blatt Papier, auf das man seine Wünsche schreibt. Oh schau mal, der Stein dort.“ Begeistert deutete Kagomé auf einen großen in der Mitte ausgehölten Stein, der mit unzähligen Zetteln beklebt wurde.

„Das ist ein Stein!“

„Nein, das ist der Ort an dem einmal der Yasui Konpira Schrein stehen wird, der müsste so 1645 gebaut werden. Vermutlich wird dieser Schrein hier vorher noch mal zerstört. Aber das ist genau was wir jetzt brauchen und da liegen ja auch die katashiro.“

„Das sind diese Wunschzettel, oder?“

„Genau. Also überlegt dir einen Wunsch, schreib ihn auf den katashiro, kleb ihn an den Stein und dann musst einmal durch den Stein hindurch laufen“, erklärte Kagomé und nahm sich einen der Zettel vom Stapel. Kopfschüttelnd griff auch Rin nach einen Stückpapier und griff nach der Feder, die Kagomé ihr hinhielt.
 

Einen Wunsch. Sie musste nur einen Wunsch aufschreiben, doch ihr Kopf war wie leergefegt. Ihr fielen unzählige Sachen ein, doch nichts davon schien wirklich Bedeutung zu haben. Letztlich entschied sich Rin, das aufzuschreiben, was sie am meisten wollte. Zugleich war es das, wovor sie

sich am meisten fürchtete, denn die Möglichkeit, dass ihr Wunsch sich nicht erfüllte war zu groß. Aber wenn Wünsche wirklich Hoffnung bedeuteten, dann wollte sie es wagen. Zögerlich tauchte sie den Federkiel in die Tinte und schreib ihren Wunsch auf den weißen Papierboden.
 

//Lass mich bei ihm bleiben.//
 

Danach befestigte sie den Zettel am dem Stein und lief einmal durch den ausgehölten Stein. Als sie zurück blickte, konnte sie Kagomé sehen, die gerade die Feder bei Seite legte. Unwillkürlich musste Rin lachen. Wenn Sesshomaru sie jetzt sehen könnte. Sicher würde er wieder bemerken, wie dumm und naiv Menschen waren. Doch Rin war es gleich. Vielleicht war es dumm zu glauben und naiv zu hoffen, dass die eigenen Wünsche in Erfüllung gingen. Doch in diesem Moment war sich Rin sicher, dass jeder Träume, Wünsche und auch Hoffnung brauchte, um glücklich zu werden.

„Lass uns zu den anderen gehen. Wir müssen eine Festung stürmen“, erklärte Rin ernst und machte sich auf den Weg.

Nervös kauerte Rin neben Sesshomaru auf der Ostseite des Tempels und wartete auf das Signal. Nach einer Gefühlten Ewigkeit hatten sie sich letztlich doch auf einen Plan einigen können. Inu Yasha würde am Haupteingang den Bannkreis zerstören und versuchen zusammen mit Raion so viele Gegner wie Möglich auszuschalten. Kagomé, Sango und Miroku sollten den westlichen Eingang nehmen und ein weiteres Ablenkungsmanöver starten. Rin sollte mit Sesshomaru den östlichen Eingang nehmen und während der Yokai die Schlüssel vereinen würde, sollte Rin Tensaiga holen. Das Signal, das der Bannkreis gebrochen war, würde Jaken geben, bevor er Inu Yasha und Raion helfen sollte. Es war ein guter Plan und als Jakens Signal ertönte, schlüpften Rin und Sesshomaru ohne Probleme ins Innere des Tempels. Auch Sango und die anderen, drangen ohne große Schwierigkeiten in den Tempel ein. Allerding achteten sie darauf, so viel Lärm wie möglich zu machen. Laut unterhielten sich die drei Miteinander und rissen achtlos jede Tür auf, die sie finden konnten.

„Hier ist nichts“, rief Miroku laut in den Gang hinein.

„Ich habe auch nichts gefunden“, erklärte Kagomé.

„Hier auch nicht, aber sucht weiter“, stimmte Sango mit ein. Es dauerte nicht lang, bis die ersten Diener Uroko-jō auftauchten. Der Kampf gegen die Kreaturen war mühsam, und jeder der Drei wünschte sich Mirokus Schwarzes Loch zurück. Ohne es, mussten Sie auf Sangos Bumerang und Kagomés magische Pfeile vertrauen. Auch Inu Yasha, Raion und Jaken hatten Mühe sich gegen die Vielzahl an Gegnern zu behaupten. Tessaiga schien dabei das einzige zu sein, das diese Kreaturen wirklich nachhaltig aufhielt. Es war ein harter Kampf, aber dennoch konnte Inu Yasha nicht leugnen, dass er ihn genoss. Wieder einmal musste er eine Grenzen gehen, sein gesamtes Potenzial nutzen und über sich hinauswachsen. Diese Art von Kämpfen hatte ihm schon immer gelegen. Sie machten ihn stärker. Seit Narakus Tod, hatte er sich keinem solch mächtigen Gegner mehr gegenüber gesehen und auch wenn er es nicht zugeben wollte, er hatte diese Herausforderung vermisst. Sesshomaru und Rin hingegen arbeiteten sich leise in das Innere des Tempels vor. Dabei war der jungen Frau durchaus bewusst, dass Sesshomaru allein wegen ihr so langsam war.

„Du musst auf mich keine Rücksicht nehmen. Ich komme klar. Du kannst ruhig vorgehen“, wisperte sie atemlos. Der Yokai neben ihr schwieg und behielt sein Tempo bei. Er würde sie bestimmt nicht allein lassen. Noch immer wäre es ihm lieber, sie wäre an einem sicheren Ort, weit weg von den Gefahren, die hier über lauerten. Doch sie hatte bewiesen, dass sie sich wären konnte. Sie war nicht mehr das hilflose kleine Mädchen von früher und es gab nichts, das sie daran gehindert hätte, mit ihm zu gehen. So war bei ihr zu bleiben, alles was er momentan für ihre Sicherheit tun konnte.
 

Der große Raum im Herzen des Tempels war beinahe vollständig leer. In der Mitte des Raumes steckte Tensaiga im Boden, die Schwertscheide achtlos danebengelegt. Dicke schwarze Linien zogen sich von dem Punkt, an dem das Schert war zu den Ecken des Raumes. Genauer gesagt zu vier steinernen Säulen, die etwa 1,20 Meter hoch waren. Auf der Säule in der oberen linken Ecke lag das Kaze no hāto und funkelte in mitten des von der Decke einfallenden Lichtes.

„Rin, setzte das Hi no tamashī auf die Säule zu deiner rechten. Danach nimm mein Schwert und bring es so weit wie möglich von diesem Ort weg.“ Die Worte des Dämons waren ruhig, während er den Raum durchquerte und auf die obere rechte Ecke zu hielt. Ohne seine Anweisung in Frage zu stellen, platzierte sie den Blutorangen Kristall auf der Säule. Im einfallenden Licht strahlte der funkelnde Stein eine unangenehme Hitze ab, sodass die junge Frau schnell von ihm abließ. Anschließend richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf das Schwert in der Mitte des Raumes. Mit beiden Händen umfasste sie den Griff des Schwertes und zog so fest sie konnte, doch Tensaiga rührte sich keinen Millimeter. Erschrocken zuckte sie zusammen, als sich plötzlich Sesshomarus Hand über ihre legte. Unwillkürlich hielt die junge Frau die Luft an. Viel zu präsent, war der Gedankte, dass er direkt hinter ihr stand. Es wäre ein leichtes, sich an ihn zu lehnen und dennoch schier unmöglich. Seine Hand war warm und er zog ohne große Mühe, das Schwert aus dem Stein.

„Rin, geh jetzt.“ Sesshomarus harsche Aufforderung holte sie aus ihrer Starrte. Schnell hob sie die Schwertscheide vom Boden auf und rannte aus dem Raum. Es dauerte nicht lange, bis sie eine gewaltige Erschütterung das Gleichgewicht verlieren ließ und sie zu Boden stürzte. Keuchend drehte sich die junge Frau um und sah graue Blitze durch den Raum zucken. Dort wo gerade noch das Schwert gesteckt hatte, wirbelte die Luft wie in einer Spirale und gab in der Mitte den Blick auf einen schuppigen, länglichen braunen Kopf mit steckend gelben Schlitzaugen frei.
 

Die Erschütterung kam für Kagomé, Sango und Miroku unerwartet. Nur mit Mühe, konnten sich die drei auf den Beinen halten. Die Diener des Uroko-jō hingegen erstarrten alle in ihrer Bewegung und drehten den drein den Rücken zu.

„Der Meister ist auferstanden. Bringt ihm das Schwert“, murmelten die Kreaturen im Chor und setzten sich in Bewegung. Auch Inu Yasha spürte die Erschütterung draußen vor den Toren des Tempels und auch hier hielten die willenlosen Marionetten inne und wandten ihren Blick zum Tempel.

„Der Meister ist auferstanden. Bringt ihm das Schwert.“ Es war ein beängstigendes Schauspielt, wie sich die Diener der Bestie auf einmal in Bewegung setzten, als wären sie eine Person.

„Inu Yasha, halte sie auf!“, krähte Jaken und ließ seinen Stab auf den Boden schnellen. Der Feuerstrahl verbrannte zwei von ihnen. Auch Inu Yasha nahm sich zusammen und schwang sein Tessaiga abermals. Der kleine Frosch hatte Recht. Rin hatte Tensaiga und so wie es schien, war dieses Mädchen seinem Bruder wichtig. Völlig egal, was auch immer für Probleme er mit Sesshomaru hatte, er mochte Rin und sie schien ihn umgänglicher werden zu lassen. Eine Tatsache die er auf jeden Fall unterstützen wollte. Rin hingegen starrte noch immer ungläubig in die glühenden Augen des unbekannten Wesens. Es war als würde die Zeit stillstehen und sie konnte sich nicht bewegen. Ihre Hände klammerten sich fester um das Schwert in ihren Händen. Es war als würde sie fallen und das einzige, was sie noch retten konnte, war dem Uroko-jō das Schwert zu bringen. Langsam stand Rin auf, den Blick nicht von der verschwommenen Gestalt hinter dem Portal abwendend. Eine kleine wehrlose Stimme versuchte etwas Bedeutungsloses zu sagen. Sie daran zu erinnern, warum sie hier war.

„Riiin!“ Sesshomarus wütender Schrei durchbrach die Stille. Ihr eigner Name riss sie aus der Hypnose. Sie musste hier weg. Hastig schüttelte sie den Kopf, um sich besser konzentrieren zu können und drehte sich um. Sie kannte den Weg hier raus.

„Bringt mir das Schwert!“ Die donnernde Stimme des Uroko-jō erschütterte die Hallen des Tempels erneut. Für Rin war es das Zeichen schneller zu werden.
 

Langsam wand der Uroko-jō seinen Kopf zu Seite und Starrte auf den Dämon, der einst seine Pläne vereitelt hatte. Er hatte sich kaum verändert. Vielleicht sah er ein bisschen wütender aus, als bei ihrer letzten Begegnung. Ein tiefes Lachen entwich seiner Kehle, das die Mauern um sie herum vibrieren ließ.

„Wer hätte gedacht, dass du es sein würdest, der mir zur Freiheit verhilft.“

„Ich werde dir höchstens beim Sterben helfen“, knurrte Sesshomaru und zog Bakusaiga. Mit einer fließenden Bewegung wirbelte der Yokai das Schwert über seinen Kopf, um den Schwung für seinen ersten Schlag zu holen. Er spürte den wiederstand der schweren Schuppen, als er das Schwert quer über das Gesicht der Bestie zog. Ein kurzes Lächeln huschte über seine Lippen. Beinahe hatte er vergessen, dass er Bakusaiga bei seiner ersten Begegnung mit diesem Scheusahl noch gar nicht hatte. Laut heulte der Uroko-jō vor Zorn und Schmerz auf. Der Schrei hallte durch die Gänge und wurde als Echo von seinen Dienern wiedergegeben. Ohne auf einen Gegenangriff zu warten setzte Sesshomaru nach und stach der riesigen Kreatur ein Auge aus.
 

Der kollektive Schrei den Rins Verfolger ausstießen, verschaffte der jungen Frau Zeit, in einen Seitengang zu hechten. Ihre Lungen brannten wie Feuer, doch sie durfte nicht stehen bleiben. Sie musste weiter rennen und hoffen, dass sie einen Weg aus dem Tempel finden würde. Von dem Weg, den sie kannte, hatte sie abweichen müssen, als die Diener der Uroko-jō von nahezu überall aufgetaucht waren. Was auch immer Sesshomaru tun musste, damit es endete, Rin betete, dass er es schnell tat. Schon wieder tauchten die roten Kutten vor ihr auf. Es schien wirklich keinen Weg nach draußen zu geben. Mit der rechten Hand tastete sie nach einem ihrer Dolche und zog sie hervor. So wie es aussah, würde sie sich den Weg nach draußen erkämpfen müssen. Das Schwert umständlich umklammert duckte sie sich unter der ersten Attacke ihres Gegenübers hindurch. Dabei hatte sie den Angreifer von der Seite noch gar nicht bemerkt. Schmerzhaft bohren sich seine Klauen in ihre Schulter. Ein Schrei entwich ihrer Kehle und nur mit Mühe konnte sie den Reflex unterdrücken, das Schwert fallen zu lassen.
 

Schnell hetzte Inu Yasha mit Raion und Kirara durch die Gänge. Viel zu schnell verschwanden die verfluchten Kreaturen in ihren roten Kutten.

„Inu Yasha!“ Die Stimme seiner Frau ließ ihn kurz inne halten. Keuchend kam sie zusammen mit Sango und Miroku vor ihm zum stehen.

„Alles in Ordnung?“ Es war eine rhetorische Frage, da er keine größeren Verletzungen ausmachen konnte.

„Sie sind einfach davon gelaufen“, keuchte der Mönch. Nickend bestätigte der Dämon diese Aussage. Ein leiser Schrei ließ ihn, Kirara und Raion hochschrecken. Das war Rin, da war er sich sicher. Das Raion fauchend davon stürzte, bestätigte seine Aussage nur.

„Folgt Raion und helft Rin. Sie ist in Schwierigkeiten. Ich helfe meinem Bruder.“ Damit stürzte auch Inu Yasha davon und lief dem Geruch der Macht entgegen. Es würde ein leichtes sein Sesshomaru und seinen Gegner zu finden. Er konnte den Kampf bereits hören. Kagomé, Sango und Miroku hingegen schwangen sich auf die Nekomata. Kirara war wesentlich schneller als sie. Wenn Rin wirklich in Schwierigkeiten steckte, dann zählte jede Sekunde.
 

Hart schlug Sesshomaru auf dem Boden auf. Rins Schrei hatte ihn abgelenkt, das hätte nicht passieren dürfen. Er hatte ihn außerdem wütend gemacht. Schnell rappelte sich der Dämon wieder auf und gestattete sich eine Sekunde zu Sammeln. Er musste einen kühlen Kopf bewahren und durfte sich nicht ablenken lassen. Abwartend fixierte der Uroko-jō seinen Gegner. Bisher hatte er nur mit ihm gespielt. Es war eine Überraschung für ihn gewesen, dass allein die Anwesenheit des Schwertes genügte, um ihm genug Kraft zu geben, den eingebildeten Hund in seine Schranken zu weisen. Doch langsam wurde es langweilig Es wurde Zeit es zu beenden. Sesshomaru packte den Griff seines Schwertes fester und hob es über seinen Kopf, um die riesige, schuppige Pranke des Uroko-jō abzuwehren. Der dumpfe Aufschlag, ließ die Klinge vibrieren, als die Luft im Raum zerschnitten wurde. Die Windnarbe, schoss es ihm durch den Kopf. Beiläufig ließ Sesshomaru seinen Blick zum Eingang des Raumes gleiten und bestätigte seine Vermutung. Mit finsterem Blick fixierte der Halbdämon die schuppige Gestalt, die sich bereits halb durch das Portal geschoben hatte.

„Brauchst du Hilfe?“

„Nein, aber falls du etwas Nützliches tun willst, zerschlage die Steine. Fang mit dem zu meiner linken an.“ Ein Lachen entwich Inu Yashas Kehle. Es sah seinem Bruder ähnlich, keine Hilfe zu wollen. Doch wenn er diese Kristalle zerschlagen sollte, würde er das tun.
 

Keuchend bemerkte Rin, wie ihr die Sicht verschwamm, während sich die Krallen weiter in ihren Oberschenkel bohrten. Der einzige Trost war, dass ihr Bein, sie von den Schmerzen in ihrer Schulter ablenkte. Zumindest solange sie sich nicht bewegte. Wieser schwamm ihre Sicht und sie drohte das Bewusstsein zu verlieren. Am Rande konnte sie noch ein wütendes Fauchen vernehmen und etwas rotbraunes, das sich über sie warf. Danach umfing sie die allumfassende schwärze der Ohnmacht. Als Kirara stehen blieb, flog die obere Hälfte eines Kuttenträgers an ihnen vorbei.

„Hatten die nicht für gewöhnlich Beine?“, murmelte Sango erstaunt.

„Schon, aber Raion ist wütend“, erklärte Kagomé mit zitternder Stimme. So wütend hatte sie den Nekomata noch nie gesehen. Unbarmherzig zerriss er einen Gegner nach dem Anderen, vergrub seine Klauen tief in ihnen. Dabei züngelten sich dunkle Flammen um den Körper des jungen Dämons. Fasziniert starrten die Freunde auf Raion, den sie eher als verspielten jungen Dämon kannten. Wie ein Bollwerk hatte er sich zwischen Rin und die Diener des Uroko-jō gestellt, bereits alles zu töten, das ihm zu nahe kam.
 

Schwungvoll stieß sich Inu Yasha von der Wand ab und ließ sein Schwert auf den leuchtend weißen Kristall sausen. Mit einem lauten Klirren, zersprang er in tausend Einzelteile, die sich letztlich in Schneeflocken auflösten.

„Nein!“ Wütend jaulte die riesige Bestie auf und hieb nach dem jungen Hanyo. Wortlos schwang Sesshomaru sein Bakusaiga und versenkte es tief im schuppigen Arm des Gegners.

„Ich bin das größere Problem. Bruder als nächstes der schwarze Kristall“, donnerte Sesshomaru und hieb abermals nach seinem Gegner. Verstehend nickte Inu Yasha und stieß sich vom Boden ab. Er drehte sich an der Wand, holte in der Luft aus und zerschlug mit einem Kriegschrei den schwarzen Kristall. Ein leichtes Zittern durchzog den Raum und das Portal begann langsam sich aufzulösen. Immer wieder brachen graue Blitze aus dem Portal und schlugen tiefe Risse in die steinernen Wände oder den Boden. Schwerfällig wich Sesshomaru einem der Blitze aus und schlug notdürftig nach der Klaue, die ihn zerteilen wollte. Ohne seinen Bruder, den Uroko-jō oder das Shinkō chikyū, welches sich gerade in Staub aufgelöst hatte, weiter zu beachten, wand sich Inu Yasha dem blauen Kristall zu. Schnell rannte er auf die kleine Säule zu und sprang in letzter Sekunde nach oben, um einer schuppigen Pranke auszuweichen. Als die Splitter des Kristalls sich in Wasser auflösten, fraßen sich tiefe Risse durch den Stein. Nur noch ein Kristall, dann würde es zu Ende sein. Blind vor Wut, versuchte sich der Uroko-jō weiter durch das Portal zu schieben. Seinem Kopf und der der einen Planke, folgten die zweite und der lange Hals. Panisch wich Inu Yasha zurück, als sich eine mächtige Schwinge im Raum ausbreitete. Es war im unmöglich an den letzten Kristall zu kommen. Brüllend breitete die Bestie seine Eine Schwinge aus und schleuderte den Hanyo aus dem Raum.

„Das ist dein Ende!“, beschwor Sesshomaru und ließ sein erhobenes Schwert auf den letzten Kristall prallen. Mit dem bersten des Kristalls legte sich eine gespenstische Stille über den Raum.
 

Auch wenn mittlerweile drei der willenlosen Kreaturen ihre Klauen in den Nekomata geschlagen hatten, kämpfte Raion noch verbissen. Sango, Kagomé und Kirara unterstützten ihn dabei so gut es ging, während Miroku sich um die Verletzungen der jungen Rin kümmerte. Ein weiteres Brüllen hallte durch die Gänge und ließ die Gruppe zusammen fahren. So langsam begann sich Kagomé zu fragen, was genau im Herzen des Tempels vor sich ging, als die Diener des Uroko-jō plötzlich in Flammen aufgingen. Scherzhaft heulte Raion auf, als die Flammen ihn umschlossen und ihn mit sich rissen.

„Sie haben es geschafft“, bemerkte Sango trocken und wischte sich stumm eine Träne aus dem Gesicht.

„Sie wird unendlich traurig sein“, schluckte Kagomé und starrte auf die bewusstlose Rin. Sie wusste, wie sehr sie Raion geliebt hatte.

Epilog

Stöhnend öffnete Rin die Augen und schrie entsetzt auf, als sie den Schmerz in ihrem Bein spürte. Keuchend versuchte sich auf eine ruhige Atmung zu konzentrieren, damit der Schmerz nachließ. Bruchstückhaft kamen ihr die Ereignisse im Shinkō chikyū wieder in den Sinn. Sie wurde verletzt, als sie das Schwert aus dem Tempel bringen sollte. Träge sah sich die junge Frau um und stockte. Sie kannte den Raum. Dort hinten an der Wand stand der Krug, in dem sie ihr Trinkwasser aufbewahrte. Darüber war das Regal mit ihrem Geschirr und dort hinten in der Ecke konnte sie noch die Kiste mit ihren Waffen ausmachen. Sie war in ihrem Haus. Das musste bedeuten, dass sie gewonnen hatten. Sesshomaru hatte es geschafft und den Uroko-jō besiegt. Bestimmt hatten sie Inu Yasha und die anderen wieder hier her gebracht. Außerdem war sie der festen Überzeugung, das Sesshomaru bereits verschwunden war und gewiss nicht wieder kommen würde. Wozu auch. Sie hatte versagt. Alles, was sie tun sollte, war Tensaiga aus dem Tempel zu bringen und das hatte sie nicht geschafft.

„Rin, du bist wach.“ Kaedes kratzige Stimme riss die junge aus ihren Gedanken. Sie wollte sich ein wenig aufrichten, konnte aber nur einen ihrer Arme richtig bewegen. Ihr linker Arm war nicht nur einbandagiert, sondern auch seltsam taub.

„Mein Arm“, begann sie zögerlich.

„Der wird wieder mein Kind. Die Wunde hatte sich entzündet. Die Kräutermischung, die ich verwendet habe, wirkt schon gegen die Entzündung, betäubt aber die Muskeln“, erklärte Kaede mild und hielt Rin eine Schale mit Wasser an die Lippen, damit sie trinken konnte. Langsam lehrte Rin die Flüssigkeit.

„Wo ist Raion? Er sollte hier sein.“ Noch während sie die Worte aussprach, beschlich sie ein trauriger Verdacht. Noch nie hatte der Nekomata sie aus den Augen gelassen, wenn sie krank oder verletzt war. Langsam sammelten sich Tränen in den Augen der jungen Frau, während die Alte beharrlich schwieg. Nur verzerrt hörte Rin, wie die Tür ihres Hauses geöffnet wurde, bevor etwas hart auf ihrem Magen landete und etwas Plüschiges und Nasses sich in ihr Gesicht drückte.

„Lass das Katze, du erstickst sie ja noch!“ Die schneidende und viel zu vertraute Stimme Sesshomarus ließ Rin erstarren. Er war noch hier. Nie hätte es Rin für möglich gehalten, das Sesshomaru einmal in ihrem Haus stehen könnte und dennoch war er hier und angewidert den triefnassen Raion von sich fern.

„Du bist hier.“ Unfähig etwas anderes, als das offensichtliche zu sagen, starrte Rin den Yokai an. Er machte sich nicht die Mühe zu antworten und ließ Raion los, der sich sofort wieder auf Rin stürzen wollte.

„Na na, sie braucht Ruhe“, tadelte Kaede den Nekomata streng. Fauchend legte er sich auf den Boden und robbte ganz langsam auf Rin zu, bis er seinen Kopf auf ihren tauben Arm legen konnte. „Das gilt auch für dich“, setzte die alte Miko nach, bevor sie das Haus begleitet von Sesshomarus abfälligem Schnauben verließ.

„Was ist passiert?“, fragte Rin langsam und verzog kurz das Gesicht, als sie die Hand nach Raion ausstreckte.

„Wir haben gewonnen“, erklärte der Yokai knapp und starrte auf die junge Frau. Sie sah noch immer nicht viel besser aus. Vielleicht nicht mehr so blass.
 

Es war ein grausamer Anblick gewesen, wie sie dort in dem Gang gelegen hatte. Für eine Sekunde hatte er sie für tot gehalten, da alle anderen heulten. Er war erleichtert gewesen, als er ihren Herzschlag hörte. Schwach, aber gleichmäßig. Kagomé hatte stumm auf Raion gedeutet, bevor er hatte fragen können. Leblos hatte er dort gelegen und völlig von verranntem Fleisch überzogen.

„Er hatte sich vor sie gestellt, um sie zu schützen.“, erklärte Miroku ernst. Auch ihm stand die Trauer ins Gesicht geschrieben, dennoch versuchte er sich nicht von ihr begraben zu lassen. „Er hat gekämpft wie ein Löwe.“

„Verstehe.“ Langsam schritt Sesshomaru auf Rin zu. Obwohl sie ohnmächtig war, hielt sie sein Schwert noch fest umklammert. Beinahe sanft zog er es ihr aus der Hand und wand sich dem Nekomata zu. Dabei ignorierte er Kirara, die sich ihm in den Weg stellte.

„Was hast du vor, Bruder?“

„Ich habe ein Schwert, das töte zum Leben erwecken kann. Was könnte ich wohl vorhaben?“ Die Begriffsstutzigkeit seines Bruders kannte wieder einmal keine Grenzen. Die Katze dort bedeutete Rin eine Menge, er hatte sich sicher gut geschlagen und wenn Sesshomaru es anfangs nicht für möglich gehalten hatte, war dieser Dämon mutig. Irgendwie hatte er ihn in dieser kurzen Zeit schätzen gelernt oder es war der Ausgleich dafür, dass er ihm zu diesem Fluss gebracht hatte. Wahrscheinlich hätte Sesshomaru noch hunderte von Ausreden gefunden. Doch die Wahrheit war, er mochte den jungen Dämon und wollte sehen, was für Potenzial noch in ihm steckte. Andächtig zog er sein Schwert und blickte auf die kleinen Dämonen, die den Augen der anderen verborgen blieben. Schweigend er hob er sein Schwert und löschte die kleinen Dämonen, die die Seele des Nekomata in die Unterwelt ziehen wollten aus.
 

„Das ist schön.“ Rins Lächeln holte den Yokai wieder in die Gegenwart. Nein, er würde ihr nichts von Raion Tod erzählen. Es würde nur dieses unschuldige Lachen zerstören.

„Ruh dich aus.“ Schon wieder ein Befehl, wie Rin feststellte. Doch hatte sie noch nicht die Kraft, sich jetzt mit ihm zu streiten. Ihr Bein schmerzte, ihre Gedanken waren träge und ihre Augen konnte sie kaum noch offen halten. Dennoch nahm sie am Rande war, dass Sesshomaru sich zum gehen abgewandt hatte.

„Wirst du wiederkommen?“ Obwohl diese Frage so wichtig für Rin war, war sie bereits wieder eingeschlafen, bevor sie die Antwort hören konnte.
 

Einen Monat hatte es gedauert, bis sich Rin von den Verletzungen soweit erholt hatte, dass sie ihr Haus wieder verlassen konnte. Noch immer pochte ihr Bein ab und an schmerzhaft und ihr Arm war von Zeit zu Zeit taub, aber sowohl Kaede als auch Kagomé versicherten Rin, das alles in Ordnung sei und sich mit der Zeit legen würde. Alles was dann noch an diesen Kampf erinnern sollte, waren die beiden Narben, die sie davon tragen würde. Doch was Rin wirklich in den letzten Wochen wirklich bedrückt hatte, waren nicht die Schmerzen gewesen. Nicht die Langeweile und auch nicht der Gedanke an die Narben. Nein, es war die Tatsache, dass Sesshomaru das Dorf verlassen hatte. Damit hatte Rin wohl die Antwort auf die Frage, die sie ihm zuletzt gestellte hatte. Er würde nicht wiederkommen. Langsam ließ sich die junge Frau in das Gras am Flussufer sinken. Ihr Bein pochte schon wieder und sie musste eine Weile ausruhen, bevor sie zurückgehen konnte.

„Da bist du ja, du dummes Ding. Wir haben schon das halbe Dorf nach dir angesucht. Das ist unerhört.“ Jakens wütendes Geschrei direkt neben ihr, ließ Rin erschrocken zusammenzucken. Sie hatte ihn nicht bemerkt. In letzter Zeit behielt Raion für sie die Umgebung im Auge, doch der jagte noch vergnügt Schmetterlinge am Flussufer. Offenbar hielt er weder Jaken noch Sesshomaru, der ein wenig abseits stand, für eine Bedrohung.

„Musst du mich so erschrecken?“, fuhr die junge Frau den Kappa an, nachdem sie sich wieder gefasst hatte.

„Du solltest aufmerksamer sein. Wir hätten dich umbringen können“, empörte sich Jaken und wedelte wild mit seinem Stab.

„Ich hab doch Raion.“

„Also der ist… Hilfe, Meister Sesshomaru, er will mich fressen.“ Panisch ruderte Jaken mit den Armen. Raion, der seine eigentliche Gestalt angenommen hatte hielt ihn mit einer Tatze zu Boden gedrückt. Er hatte genau gesehen, dass der Kappa mit dem Stab gewedelt hatte. Dieser Stab war gefährlich und er konnte nicht riskieren, dass Rin schon wieder etwas passierte.

„Das ist deine eigene Dummheit, vor der werde ich dich nicht retten können“; zischte Sesshomaru genervt.

„Das ist irgendwie gemein“, murmelte Rin und beobachtete wie Raion sich den Kopfstab schnappte und weglief. Panisch und laut zeternd hüpfte der Kappa dem Nekomata hinterher. Es sah komisch aus.

„Ich werde das jetzt genau einmal sagen“, begann Sesshomaru leise und fesselte sofort Rins Aufmerksamkeit. Seine goldenen Augen funkelten im Sonnenlicht und fixierten sie ernst. Dennoch lag in seinem Blick etwas, das Rin nicht deuten konnte, etwas, das nicht zu Sesshomaru passte. „Rin, es wäre mir lieber, wenn du mich weiterhin begleiten könntest.“ Fassungslos starrte die junge frau den Yokai an. Bestimmt hatte sie sich seine Worte eingebildet. Eine leichte Brise brachte ihr Haar durcheinander. Nie hätte sie gedacht auch nur annähernd etwas in diese Richtung aus seinem Mund zu hören.

„Jetzt tu gefälligst etwas. Der Meister hat dir etwas befohlen“, blaffte Jaken ungehalten. Langsam glitt ihr Blick zu dem Kappa, der offensichtlich seinen Stab wieder hatte.

„Nein, er hat mich um etwas gebeten. Das ist viel… es ist ungewohnt“, murmelte die junge Frau träge. Ihre Gedanken waren wie festgefroren.

„Rin!“ Die Drohung in Sesshomarus Stimme war nicht zu überhören und ließ die junge Frau Schmunzeln. So kannte sie ihn.

„Wir begleiten dich gern. Nicht war Raion“, strahlte Rin Sesshomaru entgegen. Bestätigend leckte Raion Jaken einmal über die Wange und ließ den Kappa erschauern.

„Meister, er will mich schon wieder fressen.“

„Wenn er es man tun würde“, brummte Sesshomaru genervt. Für einen Moment wurde Jaken ganz bleich, bis er sich vor die Füße seines Meisters warf und jammerte. Lachend betrachtete Rin das Schauspiel und blickte auf den See. Kagomé hatte Recht behalten. Dieses Mal war ihr Wunsch in Erfüllung gegangen und das alles nur, weil er auf einem kleinen Zettel stand, der an einem Stein klebte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
In der ursprünglichen Version sollte Sess die gute Rin im Wald auf diesem Baum küssen. Allerdings habe ich den Gedanken wieder verworfen, weil der Grund eine Erzählung von Kagomé war, der er nicht zugehört hatte. Von daher fand ich es zu unrealistisch dass Sess jetzt Rin küsst, weil die Frau seines Bruders mal erwähnt hatte, dass es einer Freundin von ihr passiert war. Falls es jemanden interessiert, kann ich die Szene (habe sie ausnahmsweise handschriftlich) noch abtippen und als Bonus Kapitel nach der Story hochladen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So mitten im Kapitel, kurz vor dem Schrein habe ich im Forum dann rausgelesen, dass es ein Thema gab: »Wunschzettel« In dieser Epoche etwas schwer umzusetzen, aber dann habe ich beim Googeln diese Website gefunden und es passte perfekt. Im Nachhinein, mag ich Kagomé in der Szene wirklich. Sie ist da so schön ruhig und weise. Aber es liegen ja auch 10 Jahre zwischen meiner Story und dem Tod von Naraku. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich habe dieses Kapitel gehasst. Ich musste so oft die Sichtweise wechseln, aber ich hoffe es hat sich gelohnt. Im übrigen, möchte ich nie wieder eine Story mit so vielen Leuten im Finalen Kampf schreiben. Das ist echt anstrengend, vor allem, wenn man tatsächlich vermitteln will, das alle etwas machen und nicht die Hälfte nur dumm herumsteht. Es stand doch nicht irgendwer nur dumm rum oder, naja Jaken vielleicht ein bisschen, aber bei der Größe kann man den schon mal übersehen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Damit bedanke ich bei allen, die das gelesen haben. Bei abgemeldet für den Anreiz und Grund, diese Story geschrieben zu haben. Als ich angefangen hatte, dachte ich so an 10 Seiten (maximal) und dann waren es am Ende 40. Aber schon krass, wenn man bedenkt, dass ich nur das 1. Kapitel durchgeplottet hatte.

Zum Schluss noch eine unwichtige Erkenntnis. Denn ich habe echt erst beim Schreiben des Finalen Kampfes/ Epiloges herausgefunden, dass die Bedeutung des Namen Raion ~Löwe~ ist. Der Name stand schon seit Beginn der Story fest und ich fand ihn dann so passend, dass ich den Vergleich wenigstens einmal ziehen musste. Und ja, wenigstens ein Mal in seinem Leben musste auch Sesshomaru so richtig gefühlsduselig werden.

LG Tiger Komplett anzeigen

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