Der Aufstieg des Uroko Jo von TigerNagato ================================================================================ Epilog: -------- Stöhnend öffnete Rin die Augen und schrie entsetzt auf, als sie den Schmerz in ihrem Bein spürte. Keuchend versuchte sich auf eine ruhige Atmung zu konzentrieren, damit der Schmerz nachließ. Bruchstückhaft kamen ihr die Ereignisse im Shinkō chikyū wieder in den Sinn. Sie wurde verletzt, als sie das Schwert aus dem Tempel bringen sollte. Träge sah sich die junge Frau um und stockte. Sie kannte den Raum. Dort hinten an der Wand stand der Krug, in dem sie ihr Trinkwasser aufbewahrte. Darüber war das Regal mit ihrem Geschirr und dort hinten in der Ecke konnte sie noch die Kiste mit ihren Waffen ausmachen. Sie war in ihrem Haus. Das musste bedeuten, dass sie gewonnen hatten. Sesshomaru hatte es geschafft und den Uroko-jō besiegt. Bestimmt hatten sie Inu Yasha und die anderen wieder hier her gebracht. Außerdem war sie der festen Überzeugung, das Sesshomaru bereits verschwunden war und gewiss nicht wieder kommen würde. Wozu auch. Sie hatte versagt. Alles, was sie tun sollte, war Tensaiga aus dem Tempel zu bringen und das hatte sie nicht geschafft. „Rin, du bist wach.“ Kaedes kratzige Stimme riss die junge aus ihren Gedanken. Sie wollte sich ein wenig aufrichten, konnte aber nur einen ihrer Arme richtig bewegen. Ihr linker Arm war nicht nur einbandagiert, sondern auch seltsam taub. „Mein Arm“, begann sie zögerlich. „Der wird wieder mein Kind. Die Wunde hatte sich entzündet. Die Kräutermischung, die ich verwendet habe, wirkt schon gegen die Entzündung, betäubt aber die Muskeln“, erklärte Kaede mild und hielt Rin eine Schale mit Wasser an die Lippen, damit sie trinken konnte. Langsam lehrte Rin die Flüssigkeit. „Wo ist Raion? Er sollte hier sein.“ Noch während sie die Worte aussprach, beschlich sie ein trauriger Verdacht. Noch nie hatte der Nekomata sie aus den Augen gelassen, wenn sie krank oder verletzt war. Langsam sammelten sich Tränen in den Augen der jungen Frau, während die Alte beharrlich schwieg. Nur verzerrt hörte Rin, wie die Tür ihres Hauses geöffnet wurde, bevor etwas hart auf ihrem Magen landete und etwas Plüschiges und Nasses sich in ihr Gesicht drückte. „Lass das Katze, du erstickst sie ja noch!“ Die schneidende und viel zu vertraute Stimme Sesshomarus ließ Rin erstarren. Er war noch hier. Nie hätte es Rin für möglich gehalten, das Sesshomaru einmal in ihrem Haus stehen könnte und dennoch war er hier und angewidert den triefnassen Raion von sich fern. „Du bist hier.“ Unfähig etwas anderes, als das offensichtliche zu sagen, starrte Rin den Yokai an. Er machte sich nicht die Mühe zu antworten und ließ Raion los, der sich sofort wieder auf Rin stürzen wollte. „Na na, sie braucht Ruhe“, tadelte Kaede den Nekomata streng. Fauchend legte er sich auf den Boden und robbte ganz langsam auf Rin zu, bis er seinen Kopf auf ihren tauben Arm legen konnte. „Das gilt auch für dich“, setzte die alte Miko nach, bevor sie das Haus begleitet von Sesshomarus abfälligem Schnauben verließ. „Was ist passiert?“, fragte Rin langsam und verzog kurz das Gesicht, als sie die Hand nach Raion ausstreckte. „Wir haben gewonnen“, erklärte der Yokai knapp und starrte auf die junge Frau. Sie sah noch immer nicht viel besser aus. Vielleicht nicht mehr so blass. Es war ein grausamer Anblick gewesen, wie sie dort in dem Gang gelegen hatte. Für eine Sekunde hatte er sie für tot gehalten, da alle anderen heulten. Er war erleichtert gewesen, als er ihren Herzschlag hörte. Schwach, aber gleichmäßig. Kagomé hatte stumm auf Raion gedeutet, bevor er hatte fragen können. Leblos hatte er dort gelegen und völlig von verranntem Fleisch überzogen. „Er hatte sich vor sie gestellt, um sie zu schützen.“, erklärte Miroku ernst. Auch ihm stand die Trauer ins Gesicht geschrieben, dennoch versuchte er sich nicht von ihr begraben zu lassen. „Er hat gekämpft wie ein Löwe.“ „Verstehe.“ Langsam schritt Sesshomaru auf Rin zu. Obwohl sie ohnmächtig war, hielt sie sein Schwert noch fest umklammert. Beinahe sanft zog er es ihr aus der Hand und wand sich dem Nekomata zu. Dabei ignorierte er Kirara, die sich ihm in den Weg stellte. „Was hast du vor, Bruder?“ „Ich habe ein Schwert, das töte zum Leben erwecken kann. Was könnte ich wohl vorhaben?“ Die Begriffsstutzigkeit seines Bruders kannte wieder einmal keine Grenzen. Die Katze dort bedeutete Rin eine Menge, er hatte sich sicher gut geschlagen und wenn Sesshomaru es anfangs nicht für möglich gehalten hatte, war dieser Dämon mutig. Irgendwie hatte er ihn in dieser kurzen Zeit schätzen gelernt oder es war der Ausgleich dafür, dass er ihm zu diesem Fluss gebracht hatte. Wahrscheinlich hätte Sesshomaru noch hunderte von Ausreden gefunden. Doch die Wahrheit war, er mochte den jungen Dämon und wollte sehen, was für Potenzial noch in ihm steckte. Andächtig zog er sein Schwert und blickte auf die kleinen Dämonen, die den Augen der anderen verborgen blieben. Schweigend er hob er sein Schwert und löschte die kleinen Dämonen, die die Seele des Nekomata in die Unterwelt ziehen wollten aus. „Das ist schön.“ Rins Lächeln holte den Yokai wieder in die Gegenwart. Nein, er würde ihr nichts von Raion Tod erzählen. Es würde nur dieses unschuldige Lachen zerstören. „Ruh dich aus.“ Schon wieder ein Befehl, wie Rin feststellte. Doch hatte sie noch nicht die Kraft, sich jetzt mit ihm zu streiten. Ihr Bein schmerzte, ihre Gedanken waren träge und ihre Augen konnte sie kaum noch offen halten. Dennoch nahm sie am Rande war, dass Sesshomaru sich zum gehen abgewandt hatte. „Wirst du wiederkommen?“ Obwohl diese Frage so wichtig für Rin war, war sie bereits wieder eingeschlafen, bevor sie die Antwort hören konnte. Einen Monat hatte es gedauert, bis sich Rin von den Verletzungen soweit erholt hatte, dass sie ihr Haus wieder verlassen konnte. Noch immer pochte ihr Bein ab und an schmerzhaft und ihr Arm war von Zeit zu Zeit taub, aber sowohl Kaede als auch Kagomé versicherten Rin, das alles in Ordnung sei und sich mit der Zeit legen würde. Alles was dann noch an diesen Kampf erinnern sollte, waren die beiden Narben, die sie davon tragen würde. Doch was Rin wirklich in den letzten Wochen wirklich bedrückt hatte, waren nicht die Schmerzen gewesen. Nicht die Langeweile und auch nicht der Gedanke an die Narben. Nein, es war die Tatsache, dass Sesshomaru das Dorf verlassen hatte. Damit hatte Rin wohl die Antwort auf die Frage, die sie ihm zuletzt gestellte hatte. Er würde nicht wiederkommen. Langsam ließ sich die junge Frau in das Gras am Flussufer sinken. Ihr Bein pochte schon wieder und sie musste eine Weile ausruhen, bevor sie zurückgehen konnte. „Da bist du ja, du dummes Ding. Wir haben schon das halbe Dorf nach dir angesucht. Das ist unerhört.“ Jakens wütendes Geschrei direkt neben ihr, ließ Rin erschrocken zusammenzucken. Sie hatte ihn nicht bemerkt. In letzter Zeit behielt Raion für sie die Umgebung im Auge, doch der jagte noch vergnügt Schmetterlinge am Flussufer. Offenbar hielt er weder Jaken noch Sesshomaru, der ein wenig abseits stand, für eine Bedrohung. „Musst du mich so erschrecken?“, fuhr die junge Frau den Kappa an, nachdem sie sich wieder gefasst hatte. „Du solltest aufmerksamer sein. Wir hätten dich umbringen können“, empörte sich Jaken und wedelte wild mit seinem Stab. „Ich hab doch Raion.“ „Also der ist… Hilfe, Meister Sesshomaru, er will mich fressen.“ Panisch ruderte Jaken mit den Armen. Raion, der seine eigentliche Gestalt angenommen hatte hielt ihn mit einer Tatze zu Boden gedrückt. Er hatte genau gesehen, dass der Kappa mit dem Stab gewedelt hatte. Dieser Stab war gefährlich und er konnte nicht riskieren, dass Rin schon wieder etwas passierte. „Das ist deine eigene Dummheit, vor der werde ich dich nicht retten können“; zischte Sesshomaru genervt. „Das ist irgendwie gemein“, murmelte Rin und beobachtete wie Raion sich den Kopfstab schnappte und weglief. Panisch und laut zeternd hüpfte der Kappa dem Nekomata hinterher. Es sah komisch aus. „Ich werde das jetzt genau einmal sagen“, begann Sesshomaru leise und fesselte sofort Rins Aufmerksamkeit. Seine goldenen Augen funkelten im Sonnenlicht und fixierten sie ernst. Dennoch lag in seinem Blick etwas, das Rin nicht deuten konnte, etwas, das nicht zu Sesshomaru passte. „Rin, es wäre mir lieber, wenn du mich weiterhin begleiten könntest.“ Fassungslos starrte die junge frau den Yokai an. Bestimmt hatte sie sich seine Worte eingebildet. Eine leichte Brise brachte ihr Haar durcheinander. Nie hätte sie gedacht auch nur annähernd etwas in diese Richtung aus seinem Mund zu hören. „Jetzt tu gefälligst etwas. Der Meister hat dir etwas befohlen“, blaffte Jaken ungehalten. Langsam glitt ihr Blick zu dem Kappa, der offensichtlich seinen Stab wieder hatte. „Nein, er hat mich um etwas gebeten. Das ist viel… es ist ungewohnt“, murmelte die junge Frau träge. Ihre Gedanken waren wie festgefroren. „Rin!“ Die Drohung in Sesshomarus Stimme war nicht zu überhören und ließ die junge Frau Schmunzeln. So kannte sie ihn. „Wir begleiten dich gern. Nicht war Raion“, strahlte Rin Sesshomaru entgegen. Bestätigend leckte Raion Jaken einmal über die Wange und ließ den Kappa erschauern. „Meister, er will mich schon wieder fressen.“ „Wenn er es man tun würde“, brummte Sesshomaru genervt. Für einen Moment wurde Jaken ganz bleich, bis er sich vor die Füße seines Meisters warf und jammerte. Lachend betrachtete Rin das Schauspiel und blickte auf den See. Kagomé hatte Recht behalten. Dieses Mal war ihr Wunsch in Erfüllung gegangen und das alles nur, weil er auf einem kleinen Zettel stand, der an einem Stein klebte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)