Der Aufstieg des Uroko Jo von TigerNagato ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Es war ruhig auf der Wiese. Ein wenig zu ruhig, zumal nicht einmal mehr die Vögel zu hören waren. Plötzlich war auf der rechten Seite eine Bewegung im Gras. Noch bevor Raion sich darauf stürzen konnte, hatte Rin einen Dolch dort ins Gras geworfen und damit einen der vielen Schlangendämonen aufgeschreckt. „Was machen die hier?“, murmelte Rin, als sie die Färbung der Schlangen erkannte. Soweit sie wusste, kamen diese Schlangen in tiefen Wäldern, nicht aber hier in den Bergen vor. Kurz verschaffte sich die junge Frau einen Überblick. Ah-Uhn trat wild auf die Schlangen ein, Raion schnappte nach den kleinen Dämonen und Jaken brannte die halbe Wiese nieder, in der Hoffnung ein paar Schlangen zu erwischen. Von Sesshomaru fehlte jede Spur. „Was sind das für Dinger?“, rief Jaken ärgerlich. „Mininattern, eine höchst giftige Dämonenart. Aber eigentlich leben sie in Wäldern, nicht in den Bergen“, rief Rin Jaken zu. Verwundert blickte der Kappa zu Rin. Anscheinend hatten Inu Yasha und seine kleinen nervigen Freunde dem Mädchen einiges beigebracht, wenn sie diese Dämonen auf den ersten Blick erkennen konnte. Hatte er das Mädchen wohlmöglich unterschätzt, zumal Sesshomaru sehr nachsichtig mit dem dummen Ding war. Da Jaken kurz seinen Gedanken nachgehangen hatte, bemerkte er die eine Giftnatter erst, als sich die kleinen Zähne in einen zierlichen weißen Unterarm bissen. „Was hast du an verdammt giftig nicht verstanden?“, hisste Rin und löste den kleinen Dämon von ihrem Arm. Eine gespenstische Ruhe legte sich über die Wiese und sagte Rin, dass dies die letzte Schlange war. Ohne umschweife ging die junge Frau zu ihrem Bündel und zog einen dünnen Stoffstreifen heraus. Stumm bestaunte Jaken das Mädchen, sie hatte sich seinetwegen beißen lassen. Er war immer etwas gemein gewesen, hatte wenig Nachsicht mit ihr gezeigt und dennoch hatte sie ihn beschützt. „Rin-“, begann er leise. „Passt schon“, unterbrach ihn das Mädchen sofort. Sie zog einen festen Knoten mit um ihren Oberarm und schnitt die Bisswunde auf. Ein Schmerzverzehrtes Stöhnen, mehr kam nicht über ihre Lippen. Mit dem verbliebenen Arm fischte sie einen kleinen Steinkrug mit einer krümeligen grünen Paste hervor. Sorgsam trug sie diese auf und löste den Knoten des Stoffstreifens. Anschließend wickelte sie den Stoff um ihren Arm und hob ihre Sachen auf. „Wir sollten weiter“, murmelte Rin und setzte sich in Bewegung. Das plötzliche Auftauchen von Sesshomaru vor ihr zwang die junge Frau nach drei Schritten wieder stehen zu bleiben. „Dein Arm“, stellte der Yokai nüchtern fest. Er hatte gesehen, was passiert war. Aber nachdem er sich um den Dämon gekümmert hatte, der die kleinen Nattern auf der Wiese ausgesetzt hatte, sah er keinen Grund, um einzugreifen. „Ach das ist halb so schlimm. Allerdings würde ich jetzt gerne weiter. Es dämmert bald und das hier ist kein guter Ort zum übernachten. Außerdem würde ich vorschlagen unser Nachtlager aufzuschlagen, bevor das Gift seine Wirkung zeigt und ich in Ohnmacht falle“, erklärte Rin sachlich. „Du…“, begann Jaken doch Rin schüttelte den Kopf. „Das ist nicht schlimm. Ein Großteil des Giftes ist nicht mehr in meinem Körper und der Rest ist in ein paar Stunden abgebaut. Hätte ich nicht so schnell reagieren können, würde die Sachlage anders sein. Außerdem bin ich mir sicher, dass es nicht wieder passieren wird“, erklärte Rin Jaken ruhig und lächelte mild. Verwundert blinzelte der Kappa sie an. Rin konnte nicht anders als kurz aufzulachen. „Jaken, du bist seit Jahren an Sesshomarus Seite, viel länger als ich es je war und sogar ich hatte sehr schnell begriffen, dass man einen Fehler in seiner Gegenwart besser kein zweites Mal macht.“ „Tse, dabei war er bei dir schon immer Nachsichtig!“, murrte der Kappa ärgerlich. „Ich bin doch auch nur ein kleines Mädchen“, grinste Rin amüsiert und erntete einen bösen Blick von Jaken. Es tat gut ihn ein wenig aufzuziehen. In den letzten Jahren hatte sie viel zu weinige Gelegenheiten gehabt um herumzualbern. Zwar hatte sie ab und an mit den Kindern im Dorf gespielt, aber meistens wollte sie zeigen, dass sie Verantwortungsbewusst war. Es dauerte eine ganze Stunde, bis ein geeigneter Lagerplatz gefunden war und Rin merkte das Gift in ihrem Organismus deutlicher, als ihr lieb war. Sesshomaru zog es vor den Weg über zu schweigen und wies letztendlich nur Jaken an Feuerholz zu holen. Grimmig machte sich der Kappa mit Ah-Uhn auf den Weg und so brannte keine 20 Minuten später ein Feuer. „Wie geht es dir?“, murmelte Jaken nach weiteren 10 Minuten, weil er das Gefühl hatte, etwas sagen zu müssen. Wenn er allein mit Sesshomaru unterwegs war, schwiegen sie meistens, aber er erinnerte sich, dass Rin diese Stille nie gemocht hatte. „Etwas schläfrig, aber das wird schon und danke Jaken“, flüsterte das Mädchen. Auch wenn sie schon halb eingeschlafen war, wusste sie Jakens Geste zu schätzen. Früher hatte sie die Stille nicht gemocht och mittlerweile, wusste Rin sie in einigen Situationen zu schätzen. Träge kuschelte näher an Raions flauschiges Fell. Morgen würde ein anstrengender Tag werden und das Gift würde ihr auch am nächsten Morgen noch genug Probleme bereiten. Sorgfältig vergewisserte sich Jaken, dass die junge Frau auch wirklich schlief, bevor er sich an Sesshomaru wandte. „Wollt Ihr sie wirklich mitnehmen? Ich gebe zu, sie hat eine Menge gelernt, aber das ist zu gefährlich für sie“, flüsterte Jaken. Wortlos ließ Sesshomaru seinen Blick zu der jungen Frau schweifen. Auch er hatte sie unterschätzt. Sie schlug sich nicht schlecht. Bis jetzt hatte sie sich nicht beschwert und auch den Schlangenbiss, hatte sie ohne zu zögern behandelt. Außerdem kannte sie den Weg und rein vom logischen Standpunkt aus, war, das was Sesshomaru plante, einfacher, wenn Rin und diese Katze ihnen halfen. Morgen würde er ihre Reflexe testen und sehen, wie viel sein kleiner Bruder dem Mädchen beigebracht hatte. „Ja, wir werden Morgen sehen, wie gut Rin und ihre Katze wirklich sind und woran wir noch arbeiten müssen. Aber wenn wir Glück haben Jaken, können wir nicht nur das nutzlose Schwert meines Vater zurückholen, sondern auch gleich ein Problem auslöschen, bevor es entsteht“, bestimmte Sesshomaru und damit war für ihn, das letzte Wort gesprochen. Es wäre ihm zwar lieber, wenn Rin nicht hier war, aber das Mädchen war stur und sicher auch allein weitersuchen. So hatte er die Situation wenigstens unter Kontrolle. Der Nebel war klamm und zwang Rin ihre Augen zu öffnen. Es war ruhig und sofort kam ihr in den Sinn, dass Sesshomaru und Jaken ohne sie weitergegangen waren. Als sie jedoch Ah-Uhn grasend am Rand vorfand, wurde sie ruhiger. Außerdem hätte Raion nicht ohne weiteres zugelassen, dass Sesshomaru verschwinden würde. Als sich Rin genauer im Lager umsah, bemerkte sie Jaken, der schlafend am Feuer lag, nur Sesshomaru war nirgends zu sehen. Da es Rin zu kalt war, um weiter zu schlafen, stand die junge Frau auf. Ihr Körper hatte das Gift schneller abgebaut, als sie erwartet hätte und so blieb der erwarte Schwindel aus. Raion hob nur kurz den Kopf, rollte sich aber dann gänzlich zusammen. Langsam umrundete Rin das Feuer. Da sie gestern nicht in der Verfassung war, die Gegend zu erkunden, würde sie es jetzt nachholen. Das Wäldchen war hübsch, wie Rin feststellte. Der Nebel, der sich durch die Bäume zog, gab dem dunklen grün des Waldes einen mysteriösen Glanz und vereinzelt leuchteten bunte Blumen im Nebel. Das Brechen eines kleinen Astes, ließ die junge Frau herumfahren, einen ihrer Dolche bereit, um einen Angreifer abzuwehren. Auch als Rin erkannte, das es Sesshomaru war, kaum. Zwar senkte sie ihre Waffe, blieb allerdings aufmerksam und angespannt. „Du hast mich erschreckt“, gab die junge Frau zu und fragte sich insgeheim, wie lange er ihr gefolgt war, ohne dass sie es gemerkt hatte. „Scheint so“, erwiderte Sesshomaru kühl und schritt auf die junge Frau zu. Eines musste er seinem Bruder und seinen Freunden lassen, sie hatten sie gut trainiert. Es hatte keine fünf Minuten gedauert, bis Rin ihn bemerkt hatte. Sicher konnte sie besser werden, aber die Ansätze, waren bisher vielversprechend. „Ich nehme nicht an, du möchtest mit mir den Wald bewundern“, lachte Rin. Sie musste zugeben, dass eine amüsante Vorstellung war, sich Sesshomaru bei einem Waldspaziergang vorzustellen. Er war nicht der Typ, der an Blumen roch oder einen Moment inne hielt um die Schönheit des Augenblickes zu genießen. „Nein“, bestätigte Sesshomaru ruhig und verzog kurz einen Mundwinkel bei der Vorstellung. Als wenn er seine Zeit mit etwas derart menschlichen oder gar weibischen verschwenden würde. „Also, warum bist du dann hier? Kommt jetzt eine Strafpredigt im Sinne von, geh-nach-Hause,-das-ist-nichts-für-Mädchen?“, fragte Rin ernst. „Nein“, erklärte Sesshomaru knapp. Frustriert seufzend warf Rin den Dolch auf ihren Gegenüber, der sich nicht einen Millimeter rührte oder auch nur einen Muskel verzog, als der Dolch einen kleinen Kratzer auf seiner Wange hinterließ. „Rede! Ich kann eine Menge, aber Gedankenlesen lerne ich wohl in diesem Leben nicht mehr“, schnaubte Rin und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du solltest an deiner Selbstbeherrschung arbeiten. In einem Kampf kann dich ein solch kopfloses Verhalten das Leben kosten“, belehrte Sesshomaru Rin ungerührt. „Wenn es nicht glatter Selbstmord wäre, würde ich ihm eine reinhauen“, murmelte Rin, wohl wissend, dass er jedes einzelne Wort verstand und drehte dem Dämon den Rücken zu. „Du kannst es gerne versuche, dann weiß ich wie gut mein Bruder dich trainiert hat“, rief Sesshomaru dem Mädchen hinterher. „Gar nicht, das waren Sango und Kagomé“, antwortete die junge Frau und blieb erschrocken stehen als Sesshomaru plötzlich vor ihr stand und den Dolch vor ihrer Nase baumeln ließ. „Dann wäre es doch umso wichtiger zu sehen, was du kannst. Da ich dich mitnehme, muss ich wissen, in wie weit du eine Belastung darstellst“, erklärte Sesshomaru ernst. Es war ein Reflex, der Rin zurückweichen ließ. Auf der einen Seite war sie froh, dass Sesshomaru sie nun doch ernst nahm, auf der anderen wusste sie nicht, ob es so gut war. Damals war sie ein Kind gewesen und hatte eine gewisse Narrenfreiheit gehabt, aber nun würde sie herausfinden, wie es war mit Sesshomaru annähernd auf Augenhöhe zu stehen. „Ich bin ganz sicher keine Belastung“, erklärte Rin bestimmt und trat einen Schritt auf Sesshomaru zu. Sich selbst zur Ruhe ermahnend, griff Rin nach ihrem Dolch, doch Sesshomaru fing stattdessen ihren Arm ab. „Du wurdest von einer Schlange gebissen“, ermahnte Sesshomaru das Mädchen. „Das Gift wäre für Jaken gefährlicher gewesen, als für mich. Für Menschen gib es ein Gegengift, bei Dämonen führt es innerhalb einer Stunde unweigerlich zum Tod. Was hätte ich tun sollen? Jaken ist schon eine halbe Ewigkeit an deiner Seite und auch wenn er in mir nichts weiter als ein dummes kleines Mädchen sieht, ist er ein Freund. Wie hätte ich anders handeln können?“, erklärte Rin ehrlich. Ihr war bewusst, dass sie angefangen hatte zu weinen und es war ihr egal. Sollte Sesshomaru sie ruhig weinen sehen, sie war ein Mensch und Menschen waren nun einmal emotional. Dem einen oder anderen Dämon würde diese Eigenschaft auch nicht schaden. „Du wirst nie wieder Jakens Fehler ausbaden“, herrschte er sie an. So langsam glaubte Rin, dass er ihr absichtlich nicht zuhören wollte. Sie war nicht sein Eigentum, warum begriff er das nicht. Wütend holte Rin nun doch aus und schaffte es dank des Überraschungsmomentes Sesshomaru eine Ohrfeige zu verpassen. Erstaunt ließ der Dämon den Arm des Mädchens los, die daraufhin wütend in den Wald stürmte. Nach einem kurzen Moment der Verwirrung, er hätte nie gedacht, dass Rin ihn tatsächlich schlagen würde, setzte er dem Mädchen hinterher. Gerade sie sollte wissen, dass man Sesshomaru besser nicht verärgerte. Auf einer kleinen Lichtung blieb Rin stehen. Sie wusste, dass Sesshomaru ihr folgen würde. Sie hatte seinen Stolz verletzt und das zählte bei diesem Dämon mehr, als jede Verletzung, die er sich zuziehen könnte. „Du wagst es“, drohte Sesshomaru leise und schritt langsam auf die junge Frau zu. „Ich wiederhole mich, aber ich bin nicht dein Eigentum, also hör auf mir Vorschriften zu machen“, fauchte Rin zurück. Sie musste zugeben, dass Sesshomaru ihr gerade angst machte, aber das durfte sie jetzt nicht zeigen. „Du vergisst, wer ich bin“, knurrte Sesshomaru ernst. Den bissigen Kommentar, verkniff sich Rin, da sie Angst hatte, dass er sie umbringen würde. Überhaupt musste sie den Dämon vor ihr beruhigen. Ohne Vorwarnung stürzte Sesshomaru nach vorne und Rin schaffte es gerade so zur Seite zu hechten, bevor sie auch schon dem nächsten Angriff ausweichen musste. Viel mehr als Ausweichen, konnte sie nicht. Sesshomaru war zu wütend und wenn sie ihn direkt angriff, fürchtete sie, dass er eines seiner Schwerter ziehen könnte. Kurz erhaschte sie einen Bick auf die zwei Schwerter an seinem Gürtel und stoppte mitten in der Bewegung. Es sollten drei sein. Rin sah Tōkijin und Bakusaiga, aber Tensaiga fehlte. Auch wenn es in Sesshomarus immer nutzlos war, glaubte die junge Frau nicht, dass er es ablegen würde. Es gehörte ihm und damit war der Standpunk des Dämons eindeutig. „Wo ist Tensaiga?“, fragte Rin überrascht und hielt erschrocken die Luft an, als Sesshomaru drei Zentimeter vor ihrem Hals in seiner Bewegung einfror. Kalt blickte er von der jungen Frau zu den Schwertern an seinem Gürtel. Dass ihm der Orden des Uroko-jō sein Schwert gestohlen hatte, hatte er in seien r Wut beinahe verdrängt. „Der Mann, der euer Dorf ausgeraubt hat, hat es gestohlen“, presste er zwischen den Zähnen hervor. „Das tut mir leid. Hast du deshalb beschlossen mich zu belgleiten, weil ich ihn aufspüren kann? In dem Fall sollten wir vielleicht zurückgehen. Wer weiß, was sie mit dem Schwert wollen“, murmelte Rin unbeholfen und ging ganz langsam rückwärts. Diese Situation gefiel ihr nicht. „Du hast Angst“, bemerke Sesshomaru gelangweilt und gab seine Kampfhaltung auf. Er war es gewohnt Menschen angst zu machen, aber nie hatte sie sich vor ihm gefürchtet. Als er sie das erste Mal traf, hatte sie seine Wunden versorgt. Allein, weil ihr niemand sonst helfen wollte und auch als er sie wiederbelebt hatte, hatte sie nie Angst vor ihm gehabt. Dabei hatte sie sich vor einer Menge Dinge gefürchtet, aber nie vor ihm. Dass er ihr jetzt Angst machte, war ein komisches Gefühl, das er nicht einordnen konnte. „Du warst wütend, ich schätze da ist Angst eine gesunde Reaktion. Immerhin weiß ich, wozu du in der Lage bist“, erklärte Rin vorsichtig. „Du hattest noch nie Angst vor mir“, murmelte Sesshomaru abwesend und drehte sich weg, um zu gehen. „Du warst auch noch nie vorher wütend auf mich“, rief Rin ihm hinterher, bevor sie sich in Bewegung setzte und zu ihm aufschloss. Da sich Sesshomaru wieder unter Kontrolle hatte, brauchte sie keinen Sicherheitsabstand mehr. Als sie ihn eingeholt hatte, wirkte er nachdenklich und Rins Meinung nach verwirrt. Allerdings passte es nicht, dass Sesshomaru verwirrt wirkte, laut Rin hatte er nicht verwirrt zu sein, also beschloss sie ihn abzulenken. „Du hattest mit diesen Typen schon mal zu tun, habe ich recht“, stellte Rin nachdenklich fest. „Ja“, kam die knappte Antwort. Das würde ein anstrengendes Gespräch werden. „Wann?“, harkte Rin nach. „Vor einer Weile.“ „Hat die Zahl zwei oder drei Stellen?“, schnaubte Rin frustriert. „Drei.“ „Gut, probieren wir was anderes. Was ist damals passiert?“, begann Rin erneut. „Einiges.“ „Du machst das doch mit Absicht!“, rief Rin plötzlich aufgebracht. „Möglich“, gab Sesshomaru zu. Er wusste genau, was sie versuchte und dass er sie aufklären sollte. Es reizte ihn jedoch, sie zu ärgern. Es war für gewöhnlich nicht seine Art, sich auf alberne Neckereien, wie diese einzulassen, aber es amüsierte ihn, wie sie versuchte nicht wütend zu werden. „Du…!“, begann Rin wütend und fing dann plötzlich an zu lachen. Es war absurd, aber Sesshomaru hatte sie gerade aufgezogen. Er schien wirklich wieder bessere Laune zu haben. „Das ist wohl eine Premiere. Du alberst nicht herum, niemals. Aber keine Sorge, ich werde schweigen“, lachte Rin und hielt sich an einer Tanne fest, um nicht zu fallen. „Aber ich nehme an, dass ich dir von meiner Begegnung mit den Dienern des Uroko-jō erzähle“, überging Sesshomaru den Lachanfall der jungen Frau. Deshalb alberte er nicht herum, weil Menschen ständig übertrieben. „Nicht nur, ich verstehe nicht, was sie wollen oder wer sie sind? Was das ganz mit dem Dorf zu tun hat“, bestätigte Rin und wischte sich ein paar Tränen aus den Augenwinkeln. „Heute Abend, die Sonne geht bald auf und wir sollten los, wenn wir ihn irgendwann einholen wollen“, bestimmte Sesshomaru eindringlich. Verstehend nickte Rin, es war eine Menge wert, dass er ihr entgegen kam und sie würde auch bis zum Abend warten können. Besonders weit kam die kleine Gruppe nicht, da der Wald immer dichter wurde und damit für Ah-Uhn schwer zugänglich. Unter anderen Umständen hätte Sesshomaru Ah-Uhn zurückgelassen und später wieder abgeholt, da war sich Rin sicher. Allerdings wollte sie nicht nachfragen, warum er darauf bestand Ah-Uhn mitzunehmen. Er hatte schon Jaken so harsch angefahren, als der vorgeschlagen hatte Ah-Uhn zurückzulassen und eine bedrohliche Auseinandersetzung mit Sesshomaru am Tag reichte Rin. Raion hingegen schien Ah-Uhn Anwesenheit sehr zu freuen. Der junge Katzendämon hatte es sich auf Ah-Uhns Rücken bequem gemacht und döste vor sich hin. Für ihn war es kräftesparender nicht in die ganze Zeit in der dämonischen Gestalt unterwegs zu sein und Rins Gepäck musste er so auch nicht tragen. Nur ab und an, warf er einen prüfenden Blick auf Jaken oder Sesshomaru. Er vertraute vor allem letzteren nicht sonderlich. Es war schon weit nach Sonnenuntergang als das Feuer am Nachtlager endlich brannte. Aber Sesshomaru hatte darauf bestanden, den Wald noch an diesem Tag hinter sich zu lassen. Das Feuer war zwischen den hohen Felsen kaum zu sehen und knisterte beständig um den gewaltigen Hirsch zu garen. Raion hatte das Tier kurz bevor sie den Wald verlassen hatten entdeckt und erlegt. Sesshomaru hatte es stumm geschehen lassen, immerhin konnte sich Raion in seinen Augen seinen Platz am Feuer ruhig verdienen. Als der Hirsch fertig gegart war, pickte sich Rin zwei Stücke heraus. Immerhin schuldete ihr Sesshomaru noch eine Erklärung und er machte nicht den Anschein, seine Position auf dem zu Verlassen. Schweigend ließ der Dämon zu, dass Rin sich neben ihn setzte und betrachtete abschätzig das Stück Fleisch, welches sie ihm hinhielt. „Jetzt nimm schon. Es bringt keinem von uns etwas, wenn du hungerst. Erstens ist genug da und zweitens muss ich mir seit 10 Jahren Vorträge von Kaede anhören, dass ein hungriger Geist nicht wachsam ist“, seufzte Rin und drückte Sesshomaru den Fleischspieß in die Hand. „Was hat das mit mir zu tun?“, fragte Sesshomaru unbeeindruckt. „Da ich davon ausgehe, dass du die Nacht über Wache halten wirst und dich, stur wie du bist, auch niemand ablösen soll, finde ich, dass du wenigstes essen könntest. Egal wie mächtig du bist, auch du hast Grenzen. Ich finde du musst sie nicht unbedingt überschreiten“, erklärte Rin leise und starrte in die Dunkelheit. Schweigend begann Sesshomaru zu essen. Die Alte hatte nicht unrecht Rin immer zu ermahnen, denn Hunger konnte einen klaren Verstand trüben. Gedankenverloren pflückte sich das Mädchen immer wieder keine Bisse von ihrem Stück Fleisch. „Es war vor etwas mehr als 700 Jahren, als ich das erste Mal von den Dienern des Uroko-jō hörte“, begann Sesshomaru nach einer Ewigkeit und holte Rin aus ihren Gedanken. „Das ist wirklich eine Weile her? Ich nehme an, es war keine einfache Begegnung, wenn du dich noch daran erinnerst. Ich meine 700 Jahre, wie viele Begegnungen waren a so unwichtig, das du sie vergessen hast?“, sinnierte Rin und rieb sich fröstelnd die Arme. Es war kalt geworden und jetzt wo sie nicht mehr im Schutz des Waldes waren oder sich bewegten, merkte Rin es besonders. Überrascht, dass sich die junge Frau derartig viele Gedanken machte, sah Sesshomaru sie an. Gelangweilt ließ er seinen Blick über das Lager schweifen, in dem ihre Katze die Reste des Hirsches verspeiste. Es überraschte ihn nicht, dass der junge Dämon seinen Blick erwidere. Mit einem kurzen Nicken, das Rin entging, bedeutete er dem Dämon näher zu kommen. Alles was Raion verlauten ließ, war ein kurzes Knurren, als er sich hinter Rin und Sesshomaru setzte. Überrascht strich Rin Raion über den Kopf und wartete darauf, dass Sesshomaru weiter erzählte. „Ich bin kein Mensch. Mein Gedächtnis funktioniert anders. Ich erinnere mich an viel aus meiner Vergangenheit, auch an Unterhaltungen, die Menschen mit der Zeit vergessen würden. Aber egal, wir waren bei einem anderen Thema“, erklärte Sesshomaru und schloss für einen Moment die Augen. Er hasste, was er gleich tun würde. Es war wichtig, dass Rin den ernst der Lage begriff und dennoch hatte er nicht einmal Jaken so viel von seiner Vergangenheit offenbart. Er hatte ihm gesagt, dass er es schon mal mit den Dienern des Uroko-jō zu tun hatte und dass man sie nicht unterschätzen sollte, aber bei Rin würde das nicht reichen. In den vergangen zwei Tagen hatte sie mehr als deutlich gemacht, dass sie keine Befehle von ihm annahm. Außerdem hatten Menschen die lächerliche Angewohnheit alles zu hinterfragen und wollten ständig logische Begründungen. Er kannte nicht einen Menschen, der eine Sache einfach als gegeben akzeptierte. Es wunderte ihn ja bereits, dass Rin nicht drängelte, früher war sie neugieriger gewesen. Ein letztes Mal holte er tief Luft, bevor er anfing seine Geschichte zu erzählen. „Ich bin durch einen dummen Zufall in ihren Tempel gestolpert. Damals, das war noch lange vor Jaken, war ich verletzt, wurde verfolgt und es lag Schnee“, begann Sesshomaru langsam und ließ Rin einen Moment um die Information sacken zu lassen. Er hatte sehr wohl gehört, wie das junge Mädchen keuchend Luft geholt hatte. „Damals lebte ihr Herr und Meister der Uroko-jō noch und er gewährte mir Unterschlupf. Wie ich feststellen musste, tat er dies um meinen Vater zu erpressen, aber daraus wurde nichts. Als ich mitbekam, was er plante, tötete ich den Uroko-jō und die meisten seiner Diener“, fasste Sesshomaru die Geschehnisse zusammen. Er wusste, dass es nicht alles war, aber mit etwas Glück würde es reichen. „Haben sie deshalb Tensaiga gestohlen, um ihren Meister wieder aufzuwecken?“, fragte Rin entsetzt. „Das ist mein Verdacht, aber so einfach ist es nicht. Der Uroko-jō war nie wirklich in dieser Welt. Seine Erscheinung wurde von vier Relikten in diese Welt projiziert. Mein Vater hatte letztendlich dafür gesorgt, dass diese Relikte in vier verschiedenen Orten aufbewahrt wurden“, erklärte Sesshomaru ruhig. Er musste sich ermahnen nicht die Geduld zu verlieren. „Oh mein Gott!“, keuchte Rinn und schlug sich die Hände vors Gesicht. Wenn sich ihr Verdacht bestätigte, dann war das eine Katastrophe. „Rin!“, fordere Sesshomaru, da die junge Frau keine Anstalten machte, ihren Ausbruch zu erklären. „Ist das Kaze no hāto eines dieser Relikte?“, hauchte Rin so leise, dass selbst Sesshomaru Probleme hatte sie richtig zu verstehen. Aber er verstand sofort, was die junge Frau so schockiert hatte. „Nun, das ändert einiges. Vielleicht sollten wir die anderen drei Relikte an uns bringen, oder wenigstens eines.“, überlegte Sesshomaru laut. „Was passiert, wenn dieser Uroko-jō mit Hilfe der Relikte weder in diese Welt und dank Tensaiga eine Gestalt aus Fleisch und Blut bekommt?“, hauchte Rin mit Tränenerstickter Stimme. „Das will nicht einmal ich so genau wissen“, offenbarte Sesshomaru kühl. Neben ihm begann Rin zu zittern. Genau das hatte ihm noch gefehlt, das Mädchen bekam einen Schock. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)