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Zweite Chance

von

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Das Abendessen

Es vergingen mehrere Wochen, in denen sich Harry und der Tränkemeister gekonnt aus dem Weg gingen. Beim Essen erschien der Ältere meist nicht oder ging sofort, wenn der Potter dazu stieß. Für den Grünäugigen war das erst Mal nicht wirklich unangenehm. Er nahm sich die Zeit, sich in Hogwarts einzugliedern und auf seinen Unterricht intensiv vorzubereiten. Und da blühte er richtig auf. Zudem musste er sich klar werden, was er denn nun wollte - vor allem privat.
 

Erst als es auf Weihnachten zu ging und die Ferien näher rückten, stellte Harry fest, dass sich endlich etwas ändern musste. Snape verkroch sich zu oft in seinen Räumen. Auf den Gängen hörte man Schüler schon darüber tratschen, dass dieser nach dem Unterricht meist schnell in seine Räume verschwand und auch Privat wohl nur noch wenig für seine Schützlinge aus Slytherin ansprechbar war.
 

Es war ein merkwürdiges Verhalten, welches Harry so an dem Lehrer nicht kannte. Und es machte ihn stutzig. Gleichzeitig war der junge Mann auch ein wenig besorgt und hatte sogar ein schlechtes Gewissen. Der Gryffindor gab sich selbst die Schuld daran, dass der Schwarzhaarige sich zurückzog und die Einsamkeit suchte. Immerhin war er es gewesen, der die alten Geschichten mit Lily Potter aufgewärmt und sie dem Snape unter die Nase gerieben hatte.
 

An einem kühlen Dezembernachmittag, es war an einem Hogsmeadewochenende, warf sich der Potter endlich einen Umhang über seine Kleider und verließ seine Räume.
 

Die Gänge des Schlosses waren kalt und ausgestorben. Die meisten jüngeren Schüler traf man in ihren Gemeinschaftsräumen oder in der Bibliothek an. Draußen war es zu windig und ein leichter Schneeregen verdarb den Meisten die Lust auf einen Spaziergang oder eine Schneeballschlacht.
 

Nicht ein Schüler begegnete dem jungen Mann auf seinem Weg zu den Räumen des Tränkemeisters. Harry war insgeheim froh darüber, denn er wollte nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf den Snape lenken. Am Ende würde noch über den Zaubertranklehrer getuschelt werden, wie dieser Harry abwies oder auf den Gängen zusammenpfiff.
 

Keine fünf Minuten später erreichte der Grünäugige die Tür zu den privaten Räumen des Slytherins. Er klopfte laut und versuchte dabei, es selbstbewusst klingen zu lassen - auch wenn dem nicht so war. Das schlechte Gewissen plagte Harry nun immer mehr und er wollte endlich Frieden haben. Wollte normal mit seinem ehemaligen Lehrer und jetzigen Kollegen umgehen können. Es war ihm wichtig, auch wenn er in all der vergangenen Zeit noch nicht ergründen konnte, warum.
 

Wartend stand der Potter vor der Tür. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, um seine Unsicherheit zu verbergen. War Snape nicht da oder ahnte er womöglich, wer auf der anderen Seite der Tür stand und um Einlass bat? Warum ließ er ihn warten? Glaubte Severus Snape wirklich, dass Harry einfach so aufgab und wieder ging, wenn er diesem nicht öffnete?
 

Erneut klopfte der ehemalige Sucher. Er versuchte es ein wenig „bittender“ klingen zu lassen. Doch auch dieses Mal öffnete niemand. Harry wartete einige Minuten. Dann erhob er seine Hand zum dritten Mal. Er klopfte laut und ohne Pause. So schnell würde er nicht aufgeben!
 

Und tatsächlich. Die dunkle Holztür wurde aufgerissen. Dahinter stand Snape und funkelte ihn wütend an. „Was ist?“, zischte er bedrohlich. Angesprochener schluckte. „Darf ich reinkommen?“, fragte der Jüngere leise. Kurz schien der Snape abzuwägen, entschied sich jedoch dagegen. Denn er verengte seine Augen und schüttelte den Kopf leicht. „Nein.“, fauchte der Mann nun und wollte die Tür schon wieder schließen.
 

„Halt. Bitte. Professor… Severus.“ Harrys Worte kamen flehend und seine grünen Augen waren bittend auf den Älteren gerichtet. Absichtlich hatte der Potter den Vornamen benutzt, um den Anderen vielleicht etwas aus dem Konzept bringen. Tatsächlich hielt der Ältere einen Moment inne. „Was willst du?“, wiederholte er seine Frage. Die Stimme war nur ein leises Hauchen, doch die Wut konnte man deutlich heraushören.
 

„Es tut mir leid.“, hauchte der Gryffindor nun leise. „Es tut mir leid. Ich habe es übertrieben und eine Grenze überschritten, die ich nicht hätte überschreiten dürfen! Ich habe Sie verletzt und nicht über die Konsequenzen meiner Worte nachgedacht.“ Grüne Smaragde trafen auf ablehnende schwarze Obsidiane.
 

Severus schien die Worte seines Gegenübers zu überdenken. Im ersten Moment hatte er überrascht gewirkt und es nicht verbergen können. Scheinbar hatte der Tränkemeister nicht mit einer weiteren Entschuldigung des Jüngeren gerechnet. Doch Harry wusste, was er falsch gemacht hatte und es war Zeit, seinen Stolz runterzuschlucken und endlich auf den Hauslehrer der Schlangen zuzugehen. Ein Friedensangebot zu unterbreiten.
 

Jedoch er hatte nicht mit dem Verhalten des Anderen gerechnet. Dieser verengte die Augen nun wieder, während er zu sprechen begann: “Scher dich zum Teufel, Potter.“ Und damit schlug er die Tür zu, dessen Knall noch lange im ausgestorbenen Keller widerhallte.
 

Enttäuscht blickte Harry auf das dunkle Holz. Was hatte er erwartet? Dass Snape ihm umgehend verzeihen, ihn rein bitten und mit ihm einen Tee trinken würde? Bei Merlin, nein. Aber vielleicht doch eine kleine Regung, eine Geste der Vergebung. Irgendetwas, das dem Jüngeren das Gefühl gab, dass auch von Seiten des Tränkemeisters irgendein Interesse bestand, das Kriegsbeil zu vergraben.
 

Wieso sonst war er nach so langer Zeit einfach bei Harry aufgetaucht und hatte ihm die Idee in den Kopf gepflanzt, nach Hogwarts zurück zu kehren? Was hatte Snape bezweckt, wenn nicht ein besseres Verhältnis zu dem Sohn seiner verstorbenen großen Liebe? Kam der Andere einfach nicht weiter aus seiner Haut hinaus? Oder war er gar einen Schritt gegangen, den er nun wieder bereute? Hatte er mit dem Aufsuchen von Harry eine Tür geöffnet, von der er sich nun wünschte, sie doch besser geschlossen gehalten zu haben?
 

Irgendwann wandte sich der Gryffindor von der Tür ab. Es kam ihm vor, als hätte er ewig vor dieser gestanden und seinen Gedanken nachgehangen. Nun jedoch war es Zeit in seine Räume zurückzukehren. Er könnte noch ein paar der Arbeiten seiner fünften Klasse korrigieren, bevor es zum Abendessen gehen und er erneut die Ignoranz des Snapes spüren würde. Seufzend und mit einem Knoten im Magen setzte sich der Potter in Bewegung.
 

Harry ahnte nicht, was er mit seiner Entschuldigung gegenüber dem Älteren in Gang gesetzt hatte.
 

Nachdem der Snape die Tür zugeschlagen hatte, war er fuchsteufelswild in sein Labor gestapft. Unruhig hatte er sich den Rattenschwänzen zugewandt, die der Slytherin bis zu dem überraschenden Besuch noch geschnitten hatte. Doch Severus konnte nicht konzentriert arbeiten. Die Stücke wurden unregelmäßig und waren für den Trank nicht zu gebrauchen. Dann schnitt sich der sonst so vorsichtige Tränkemeister auch noch in den Finger.
 

Ein leiser Fluch war in dem kleinen Privatlabor zu hören. Severus verließ dieses daraufhin wütend und setzte sich an seinem Schreibtisch im Nebenraum. Jedoch konnte er sich keinen Moment auf die Arbeiten auf seinem Schreibtisch konzentrieren. Immer wieder hallten die Worte des Potters in seinen Ohren. Es tat ihm leid. Sollte er diese Entschuldigung ernst nehmen? Und selbst wenn, was sollte es ändern?
 

Der Snape fuhr sich fahrig durch die langen schwarzen Haare und schüttelte den Kopf. Es sollte nichts ändern! War es nicht besser, wenn sie sich aus dem Weg gingen? Es würde ihm und dem Potter besser gehen, wenn das beibehalten werden würde. Jedenfalls konnte er sich das einreden. Keiner würde mehr verletzt werden. Sie hatten schließlich beide das Talent Dinge zu sagen, die unwillkürlich dazu führten, den Anderen damit zu verletzen.
 

Doch waren da leise Zweifel. Zweifel, die Gefühle mit sich brachten, welche er nicht zu ordnen konnte. Der Slytherin bewunderte den Löwen für seinen Mut, empfand Sympathie für dessen Entscheidung nach Hogwarts zurück zu kommen und empfand leise Genugtuung, dass er selbst es war, der den Potter auf diesen Gedanken gebracht hatte. Gefühle und Gedanken, die er lange nicht mehr gefühlt hatte.
 

Severus war nicht entgangen, dass Harry hartnäckig war und bestrebt zu sein schien, das seit vielen Jahren bestehende Kriegsbeil zu begraben. Auch wenn der Snape nicht ganz abgeneigt war, so graute es ihm doch vor den Folgen. Sympathien konnten schnell umschlagen… Und dieser Junge war nicht der Richtige, um sich erneut solcher Qualen auszusetzen, wie er sie einst erlebt hatte.
 

Kopfschüttelnd blickte der Hauslehrer in das Feuer, welches im Kamin leise knisterte und den Raum mit einer wohligen Wärme füllte. Er dachte an den Zeitungsartikel, welcher den Auszug von Harry aus der gemeinsamen Wohnung mit Ginny beschrieben hatte und an seine plötzliche Entscheidung, den Jungen aufsuchen zu wollen.
 

Es war ein innerer Drang gewesen, eine Art Neugier, was aus dem Retter der Zaubererwelt geworden ist. Wie ein Zauber, den der Tränkemeister nicht beschreiben konnte. Als hätte ihm jemand zugeflüstert, dass nun der richtige Moment gekommen wäre, um Kontakt mit einem jungen Mann aufzunehmen, dessen Geschichte so eng mit der des Snapes verknüpft war.
 

Für einen Moment massierte sich der Hauslehrer die Schläfen. Die Schachspiele kamen ihm wieder in den Sinn. Die verlorene Wette. Es waren noch Wettschulden offen, die er zu begleichen hatte. Der Verteidigungslehrer hatte sich etwas Nettes von Ihm gewünscht. Eine nette Tat…
 

Kopfschüttelnd blickte der Snape ins Feuer. Je eher er dies umsetzte, desto besser. Danach würden Sie wieder dazu übergehen, sich zu ignorieren. Jedenfalls würde er selbst es tun. Potter war ein Taugenichts, so redete Severus es sich immer wieder ein. Ein Mensch, wie James Potter es gewesen war.
 

Entschlossen erhob sich der Slytherin und holte sich Pergament und Feder aus einem kleinen Schränkchen neben dem Kamin. Dann setzte er sich zurück an seinen Schreibtisch und verfasste einen kurzen Brief. Die Rolle Pergament versiegelte der Mann anschließend, ehe er sie mit einem Zauber versah und zu dem Gryffindor schickte. Eine Eule wäre hierfür nicht nötig.
 

Nun hieß es warten…
 

Harry hatte es sich währenddessen an seinem Schreibtisch bequem gemacht und begonnen, die Aufsätze seiner Schüler zu korrigieren. Richtig konzentrieren konnte er sich allerdings nicht. Oft wanderten seine Gedanken zu dem Snape und dessen merkwürdige Art, die er nicht verstand.
 

Auch war sich Harry noch unklar über seine eigenen Gefühle und Gründe. Innerlich drängte es ihn, endlich Frieden zu schließen mit den Snape, vielleicht sogar sich mit ihm anzufreunden. Doch sein klarer Verstand zeigte ihm immer wieder Gründe, die dagegen sprachen. Snape wollte dies anscheinend nicht. Er wollte allein sein, wollte Harry nicht in sein Leben lassen.
 

Es war natürlich irgendwo verständlich. Immerhin war der Potter der Sohn von Lily. Der Sohn der Frau, die der Snape am meisten geliebt hatte. Die er wegen eines Mannes verlor, welcher nach Macht gegiert hatte. Und der Gryffindor war der Sohn eines Mannes, der dem Tränkemeister so viel Leid und Schmerz zugefügt hatte, dass es für mehrere Leben reichen würde.
 

Für Snape musste es also immer eine Qual sein, dem Jüngeren in die Augen zu sehen. Daher war es auch nur allzu verständlich, dass er diesem aus dem Weg gehen wollte. Doch warum war Severus dann überhaupt aufgetaucht? Immer und immer wieder dieselben Fragen, auf die Harry keine Antwort fand. Er nervte sich selbst schon damit, denn sie schienen in seinem Kopf zu rotieren und ihm vom Wesentlichen abzuhalten.
 

Der Potter rieb sich müde die Augen und legte die Feder aus der Hand. Für heute würde er wohl nicht mehr weiter kommen. Gerade als er aufstand, um sich in der Küche einen Tee zu machen, klopfte es an seiner Tür. Mit zusammengezogenen Augenbrauen und skeptischem Blick ging Harry zur Tür. Wer wollte ihn denn jetzt sprechen? Vielleicht ein Schüler aus seinem Haus?
 

Langsam öffnete Harry die Tür und runzelte die Stirn. Hier war niemand. Statt einer Person, flog mitten in der Luft eine Pergamentrolle. Der Potter hob eine Hand und nahm den Brief an sich. Dann schloss er die Tür, ehe er das Siegel auf der Rolle brach und die Nachricht las:
 


 


 

„Potter,
 

um meine Schulden einzulösen, bitte ich dich heute mit mir das Abendessen einzunehmen.

Sei um 7 Uhr in der Eingangshalle.
 

Severus Snape“
 

Überrascht starrte Harry auf die fein geschwungene Schrift. Damit hatte er nun bei Merlin nicht gerechnet! War das nun ein Friedensangebot von Snape oder nur wieder eines seiner Spielchen? Unsicher setzte sich der Potter in einem seiner Sessel und las die Nachricht erneut. Sie war höflich, jedoch nicht gerade persönlich. Typisch für den Schwarzhaarigen, wie der Gryffindor fand.
 

Doch den Zweck dieses Abendessens würde der Jüngere wohl nur herausfinden, wenn er daran teilnahm. Sein Blick glitt zu seiner Armbanduhr und er lächelte. Es war noch genug Zeit, um sich ein wenig frisch zu machen und sich umzuziehen.
 

Also stieg der Löwe wenig später unter die Dusche. Er genoss das warme Wasser, welches an seiner Haut herunter lief und nutzte die Zeit auch, um sich etwas zu entspannen und den Kopf freizubekommen. Nachdem er fertig war, trocknete sich der Grünäugige ab und ging in sein Schlafzimmer. Er suchte sich für den Abend ein simples, dunkelrotes Hemd und eine Jeans heraus. Erneut glitt der Blick des ehemaligen Helden der Zaubererwelt auf seine Uhr. Es war bald 7. Und so zog er sich an, legte einen warmen Winterumhang über und verließ seine Räume.
 

Snape wartete bereits am Ausgang auf den Jüngeren. Wie immer war sein Gesicht wie versteinert und zeigte kaum eine Regung, während Harry auf den Größeren zutrat. Der Tränkemeister deutete zum Portal und ging anschließend darauf zu. Der Potter folgte ihm schweigend. Ein wenig wütend funkelte der Grünäugige dabei zu den Anderen. Wenigstens eine Begrüßung hätte er erwartet. Was sollte dieses Verhalten?
 

Seufzend trat der junge Mann nach draußen. Der Wind war schwächer geworden. Es war bereits dunkel, dennoch war der Weg gut zu sehen, da der weiße Schnee diesen hell erleuchtete. Es war kalt. Sehr kalt. Ein wenig fröstelte Harry und schlang seinen Umhang enger um sich.
 

„Professor….Severus.. Wo gehen wir hin?“, traute sich Harry irgendwann zu fragen. Angesprochener drehte das Gesicht zu dem Kleineren. Der Blick war durchdringend auf ihn gerichtet, während das Gesicht regungslos blieb. „Ich habe an ein Abendessen außerhalb dieser Mauern gedacht. Damit begleiche ich meine Spielschulden.“ Snapes Stimme wirkte steif.
 

Unwillkürlich musste Harry lächeln. Es schien, als wäre all das dem Anderen sehr unangenehm. Severus schien nicht wirklich viel Erfahrung mit so etwas zu haben. Was auch immer dieses Treffen auch war. Er nickte kurz. „Zu einer netten Geste gehört allerdings, dass Sie vielleicht ein wenig mit mir sprechen, Severus. Oder mir zumindest zeigen, dass wir uns nicht hassen.“
 

Harry versuchte seine Worte in einen freundlichen Ton zu verpacken, auch wenn es ihm schwer fiel. Seine Wut auf den Snape wuchs mehr und mehr, je komischer und abweisender sich dieser verhielt. Die unbeantworteten Fragen wollten aus ihm heraus platzen, doch er beherrschte sich.
 

„Ich hasse dich nicht.“, gab der Ältere zurück. Die schwarzen Obsidiane dabei stur geradeaus gerichtet. „Zumindest nicht mehr. Du warst mutig genug, dem dunklen Lord gegenüber zu treten und dich von ihm töten zu lassen. Deine Mutter war genauso.“
 

Die Worte überraschten den Potter doch sehr. Er konnte kaum glauben, dass diese tatsächlich aus dem Munde des Tränkemeisters gekommen waren. Schließlich hatte er vor ein paar Wochen noch etwas ganz anderes von sich gegeben. Wenn auch kühl und distanziert, so bedeutete es doch, dass der Slytherin ein wenig besser von Harry dachte.
 

„Sie waren mutiger.“, hauchte Harry irgendwann in die Stille hinein. „Bis zum Ende haben Sie Voldemort in dem Glauben gelassen, dass Sie auf seiner Seite sind. Sie haben mir unter großer Gefahr das Schwert zukommen lassen, haben mir geholfen, wann immer es ging. Und jedes Mal mussten Sie fürchten, deswegen umgebracht zu werden.“
 

Die grünen Augen des Jüngeren funkelten im Mondlicht. Harry war mit jedem Wort immer leiser geworden, bis es am Ende fast nur noch ein Flüstern gewesen ist. Er war sich nicht sicher, ob Snape all das, was er ihm immer hatte sagen wollen, überhaupt hören wollte. Doch der Potter war froh es gesagt zu haben. „Ich bewundere Sie für Ihren Mut. Ich bewundere Sie für Ihre Taten mir gegenüber, obwohl Sie mich wegen meines Vaters verachtet haben.“
 

Sie waren mittlerweile in Hogsmeade angekommen. Snape blieb stehen und blickte nun direkt in die Augen des Kleineren. „Wir werden apparieren. Halt dich fest.“
 

Enttäuscht erwiderte Harry den Blick. Sein Gegenüber war gar nicht darauf eingegangen, was er gesagt hatte. Stattdessen überging er es absichtlich. Langsam hob der Jüngere die Hand und legte Sie auf den Arm des Slytherins. Dann spürte er das vertraute Ziehen im Bauchnabel. Kurz darauf standen Sie in einem kleinen, ihm fremden Örtchen.
 

Der Gryffindor ließ den Blick schweifen. Sie befanden sich in der Mitte eines kleinen Dörfchens. Auch hier lag zentimeterhoch der Schnee. Es war ruhig. Um diese Uhrzeit schienen nicht mehr viele Menschen unterwegs zu sein. „Wo sind wir?“, fragte der Potter leise und blickte nun zu seinem Begleiter auf.
 

„Godstone. Ein Muggeldorf. Ich war hier ein einziges Mal. Mit Lily. Ein Jahr bevor du geboren wurdest. Sie hat sich bereit erklärt, noch einmal mit mir zu sprechen.“ Severus Stimme war leise und das erste Mal, seit sie sich getroffen hatten, sanft. Doch sein Gesicht blieb unnahbar. Fragend sahen die grünen Augen zu dem Snape. „Das wusste ich nicht.“ - „Niemand wusste davon. Auch James nicht, obwohl die Beiden damals schon verheiratet waren. Es war ein heimliches Treffen. Komm!“
 

Sie gingen einen kleinen Weg entlang und kamen schließlich vor einem nett und einladend wirkenden Restaurant zum Stehen. Severus öffnete die Tür und gemeinsam betraten sie den Eingangsbereich. Es war ruhig in dem liebevoll eingerichteten Lokal. Nur wenige Tische waren besetzt. Doch es war gemütlich und Harry fühlte sich direkt wohl.
 

Severus deutete auf einem Tisch in einer Nische, wo sie ungestört reden konnten. Der Gryffindor folgte ihm schweigend, legte seinen Umhang ab und setzte sich schließlich gegenüber dem Schwarzhaarigen auf einen Stuhl. Auch Snape entkleidete sich und zeigte nun das erste Mal, was er unter dem Umhang trug.
 

Harry verschlug es glatt die Sprache, als er nicht wie üblich die engen Roben des Anderen sah, sondern simple schwarze Muggelkleider. Es stand dem Tränkemeister, wie Harry zugeben musste. Der Mann wirkte so um einiges freundlicher und mehr wie ein Mensch.
 

Eine junge Kellnerin kam, die den Potter mit lüsternem Blick ansah. Severus dagegen schenkte sie fast keinen Blick. Ihr blondes, langes Haar war zu einem Zopf geflochten, der ihr über die Schulter fiel, während sie sich zum Tisch hinabbeugte, um eine kleine Kerze anzuzünden. „Möchten Sie bereits bestellen?“, fragte sie Harry säuselnd. Der runzelte nur kurz die Stirn und nickte schließlich. „Ich hätte gern ein Glas Rotwein. Lieblich.“, gab er zu Antwort und blickte dann fragend zu seinem Begleiter. „Wasser.“, knurrte dieser nur und schien wenig begeistert davon, dass die Frau Harry mit ihren Blicken beinahe auszog.
 

Mit einem Nicken verschwand die Bedienung und Harry konnte sich endlich wieder dem Tränkemeister zuwenden. „Was haben Sie mit Lily besprochen, als Sie hier waren?“, fragte der Löwe nun neugierig. Severus erwiderte den Blick kühl. Er schien kurz zu überlegen und vielleicht wägte er auch ab, was er erzählen wollte und was nicht. Schließlich antwortete der Ältere: „Über den Krieg. Über ihre Hochzeit und über ihren Wunsch nach einem Kind. Über sehr viel. Es war ein angenehmes Gespräch, aber Lily wollte mir dennoch nicht verzeihen. Es war das letzte Treffen vor ihrem Tod.“
 

Betroffen senkte der Potter den Blick. Ein kurzes Schweigen kam auf, welches nur von der Kellnerin unterbrochen wurde, die ihnen die Speisekarten reichte und ihre Getränke abstellte. Wieder sah sie eingehend zu Harry, der davon gar nichts mitbekam.
 

Während der Grünäugige die Karte nach einem guten Essen durchsuchte, sprach er wieder: „Danke, dass Sie mir das erzählt haben.“ Was sonst hätte er auch anderes sagen sollen? Snape war sehr offen gewesen. Der Potter war fast ein wenig skeptisch dem Anderen gegenüber. Auch wenn der Tränkemeister kaum Gefühl zeigt – und wenn dann nur eisige Abweisung –, so gab er sich dennoch Mühe diesen Abend ohne Streitereien zu verbringen.
 

Irgendwann klappte der Jüngere die Karte zu und blickte zu dem Snape, der noch mit gerunzelter Stirn die Beschreibung eines Gerichts studierte. „Warum bin ich Ihnen trotz unserer Vergangenheit anscheinend so zuwider?“
 

Die Frage schoss geradezu aus dem jungen Mann heraus. Es war zu spät sie zurückzunehmen. Eigentlich hatte sich der Löwe beherrschen wollen und sich seine Fragen zu verkneifen, denn er wollte den Slytherin nicht wieder verärgern. Doch nun war es zu spät und nun stand er zu seiner Frage und sah fast trotzig mit seinen funkelnden Augen zu dem Älteren.
 

Dieser klappte nun ebenfalls seine Karte zu und erwiderte den Blick kühl. „Ich denke nicht, dass wir gute Freunde werden, Potter. Du bist ein Hitzkopf. Überstürzt alles ohne es richtig durchzudenken. Und ich habe nicht die Lust, dich ständig beobachten zu müssen und aufzupassen, dass du nicht wieder irgendwo hineinschlitterst.“
 

Harry verzog wütend das Gesicht. Er schnaubte laut. „Niemand muss auf mich aufpassen. Das kann ich sehr gut allein! Vielen Dank!“, zischte er leise. „Wieso müssen Sie so abfällig sein? Ist es Ihnen nicht möglich eine Freundschaft mit jemandem aufzubauen? Müssen Sie immer verletzen? Haben Sie nicht bei Ihrer Freundschaft mit Lily gelernt?“
 

„Was möchten Sie bestellen?“, fragte die junge Blondine nun, die soeben an den gemeinsamen Tisch trat und Severus so eine Antwort ersparte. „Ich nehme den Lachs, bitte.“, gab Harry kurz angebunden zurück. Der Snape funkelte die junge Dame kurz an und murmelte dann ein „Für mich auch.“, ehe er seinen Blick wieder auf seinen Gegenüber richtete. Die Bedienung verschwand und der Ältere nahm den Faden wieder auf.
 

„Ist es dir in den Sinn gekommen, dass mir eine Freundschaft mit dem großen Helden der Zaubererwelt vielleicht gar nicht am Herzen liegt? Nicht jeder möchte mit dem ach so berühmten Harry Potter bekannt sein und ihn seinen Freund nennen.“ Die Antwort war leise, jedoch voller Abscheu. Und sie traf Harry bis in sein Innerstes!
 

„Ich denke nicht, dass ich unter diesen Umständen das Essen fortsetzen möchte.“, hauchte der Löwe getroffen. Nun nicht mehr mutig. Er war niedergeschlagen und wollte weg von hier. Weg von dem Mann, der scheinbar noch immer in der Vergangenheit lebte.
 

Harry erhob sich langsam, nahm seinen Umhang und ging…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  sweet_tod
2016-03-07T12:35:36+00:00 07.03.2016 13:35
Oohhhhjeeeee
Wenn das mit den beiden so weiter geht wird das nie was!!

Freu mich schon aufs nächste Cap

Lg sweet


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