After X-Mas Party von Glennstar (Der Puppyshipping Adventskalender) ================================================================================ Kapitel 1: 25.12. ----------------- Es war eine dämliche Idee gewesen.   Und es war eindeutig Mokubas Schuld!   Natürlich war es eine gute Idee, die Stadthalle Dominos finanziell zu unterstützen. Kurz vor Weihnachten war bekannt gegeben worden, dass die Licht- und Tontechnik der Halle, bei einer Veranstaltung, zerstört worden waren und somit in diesem Jahr keine Veranstaltungen mehr stattfinden könnten. Der Aufschrei war groß, gerade weil die Weihnachtsparty bereits seit Monaten ausverkauft war. Selbst Mokuba, der gar nicht zu der Feier hätte gehen dürfen, hatte sich darüber ausgelassen, dass es doch unfair sei, dass diese nicht stattfinden konnte. Es sei doch so eine tolle Gelegenheit, die Leute, die man schon lange nicht mehr gesehen hatte, wiederzutreffen. Natürlich ging es mir nicht um die Feier. Mir war es egal, ob es dieses Jahr noch Veranstaltungen in der Stadthalle geben würde oder nicht. Ich hatte keine geplant, warum sollte ich mich kümmern? Und dann hatte ich eben doch die Idee. Das Weihnachtsgeschäft lief gut wie immer, aber es würde mit Sicherheit gut ankommen, wenn die Kaiba Corp. als Retter, die Reparaturen der Stadthalle übernehmen würde. Gesagt, getan. Die Stadt war glücklich, Mokuba war glücklich, ich war nicht ganz so glücklich.   Meiner Meinung nach hätte es auch einfach gereicht, wenn ich alles Technische geregelt hätte. Das Problem wäre gelöst und alle wären zufrieden gewesen. Mokuba hatte jedoch darauf bestanden, dass ich auch zu der Feier gehe. Gefragt, ob ich denn hingehen wollen würde oder nicht, hatte er nicht. Er hatte einfach zugesagt. Meine Anwesenheit bei dieser Feier war groß in der Zeitung angekündigt worden, so dass ich mich einfach nicht mehr davor drücken könnte, ohne dass es auffallen würde. Wenn ich fern blieb, würde es bestimmt wieder so gedreht, dass ich das nur gemacht hatte, um mit der Firma gut dazustehen. Dieser Schachzug von Mokuba war wirklich gut gewesen. Zugeben würde ich das jedoch nicht. Ich war 21 Jahre alt, da ließ man sich nicht mehr von seinem kleinen Bruder hinters Licht führen. Da entschied man allein. Besonders wenn man Geschäftsführer einer großen Firma war.     Nun stand ich also in der Stadthalle und diese war leer. Nicht, dass ich mir Menschen gewünscht hätte, aber es war erschreckend. Laut Eintrittskarte ging es um 22 Uhr los. Jetzt war es 23:30 und es waren kaum Gäste da. Hatten die das alle vergessen? Oder beim Weihnachtsessen so übertrieben, dass sie sich nicht mehr bewegen konnten? Ich wusste es nicht. Das Theater um die ausverkaufte Veranstaltung schien übertrieben. Wahrscheinlich wollte ich die Gründe auch gar nicht wissen. Wenn Mokuba nicht gewesen wäre, hätte ich mit Stolz behaupten könne, dass die einzigen Events, die ich besuchte geschäftlich waren und ich meine Zeit mit so etwas nicht verschwendete. Allein bei dem Gedanke daran, was ich alles hätte für die Firma tun können, spürte ich, wie ich Kopfschmerzen bekam. Aus diesem Grund, machte ich mich auf den Weg zur Theke, um mir ein Wasser zu bestellen. Vielleicht würde das helfen. Hoffentlich würde das helfen.   Ich wusste schon, warum ich sonst Veranstaltungen dieser Art fern blieb. Was für einen Sinn machte es bitteschön, sich erst von seinem Geld Wertmarken zu kaufen und sich dann mit diesen Marken ein Getränk zu holen? Das hatte ich mich damals bei Mokubas Schulveranstaltungen schon immer gefragt. Wenn man mehr Gewinn machen wollte, dann sollte man doch einfach die Preise anheben. So betrunken, wie die paar Gäste, die hier waren, bereits waren, würde das kaum jemand merken.   Kopfschüttelnd sah ich mich um, damit ich doch noch den Wertmarkenstand finden würde. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Könnte man mir aus Dankbarkeit nicht einfach das Wasser so geben? Wahrscheinlich würde das auch wieder schlechte Presse bringen. Als ich das Ende der Wertmarkenschlange entdeckte, überlegte ich wirklich, ob ich nicht doch lieber einfach gehen und mir von Mokuba anhören sollte, dass ich es nicht geschafft hatte, es durchzuziehen. Er würde mir mit Sicherheit wieder erzählen, dass das alles nur daran lag, dass ich so viel arbeitete und dass das nicht normal für jemanden in meinem Alter wäre. Die Frage war nur, wie lang ich mich das anhören musste. Eigentlich war es auch unerheblich. Ich wollte nicht, dass er Recht behielt.   Innerlich immer noch etwas unschlüssig stand ich in nun doch in der Schlange. Das war definitiv das letzte Mal, dass ich zu so einer Veranstaltung ging. Wie konnte es eigentlich sein, dass die Leute immer dort vorbei gingen, wo ich stand?   Es war wirklich egal, wie viele Schritte ich nach vorne machte, immer wollte jemand vorbei. Darum rissen sich die Menschen? Ich war wirklich froh, dass ich mit der Marketingabteilung nicht viel zu tun hatte. In deren Köpfe wollte ich mich nicht hineinversetzen. Das könnte auch wohl auch gar nicht.   Ohne auf die anderen Wartenden weiter zu beachten, starrte ich nach vorne und versuchte alles um mich herum auszublenden. Das klappte auch für etwas mehr 2 Minuten, denn dann zog jemand an meinem Unterarm. Mit einem Blick, von dem ich hoffte, dass er genug wäre, um mir diese Person vom Leib zu halten, schaute ich zur Seite. Das brachte leider nicht viel. „Kaiba? Scheiße Kaiba, du bist es wirklich! Dich hätte ich hier niemals erwartet!“   Ich blieb an diesen braunen Augen hängen, die ich in der Schulzeit doch so oft gesehen hatte. Dass ich nicht reagierte, schien ihn zu verwirren. „Mensch Kaiba, ich bin’s doch Joey! Jetzt sag nicht, dass du mich nicht mehr erkennst.“ Natürlich erkannte ich ihn. Wie könnte ich nicht? Wir hatten uns zwar seit der Schulzeit nicht mehr wirklich gesehen, da ich mich voll und ganz auf die Arbeit konzentriert und bei den Turnieren nicht mehr aktiv teilgenommen hatte, aber wirklich verändert hatte er sich nicht. Die Haare sahen immer noch so aus, als könnte man sie nicht bändigen und das Grinsen war so breit wie früher auch. Gerade als ich zu einem Kommentar ansetzen wollte, zog Joey seinen Arm wieder weg, griff in seine Hosentasche und holte sein Handy heraus. Nachdem er die Nachricht gelesen hatte, fuhr er sich durch seine Haare, was seine Frisur noch wilder machte. Nach seiner Antwort galt seine Aufmerksamkeit wieder mir. „Sorry.“ Er stand nah. Für meinen Geschmack zu nah, aber ich schob das einfach darauf, dass er wusste, dass ich ihn sonst nicht verstehen konnte. Die Musik hier war zu laut dafür. „Das war Tristan. Seine Freundin und er kommen ein bisschen später, angeblich, weil sie sich nochmal umziehen will, aber ich wette, dass er noch im Bad ist, um sich die Haare zu richten.“ Er lachte und kramte dann wieder in seiner Tasche, ohne dabei jedoch den Blick von mir zu lösen. „Du lachst immer noch nicht viel, was?“   Auch wenn es vor ein paar Jahren noch ein Angriff gewesen wäre, so kam es gerade überhaupt nicht so rüber. Es klang viel mehr nach einer Feststellung. „Ich wüsste nicht, was daran lustig ist, wenn jemand zu spät kommt. Warum bist du eigentlich nicht bei deinen Freunden? Früher wart ihr doch immer unzertrennlich.“ Wieder eine Aussage, die früher für Streit gesorgt hatte. Dennoch war sein Grinsen immer noch da, auch wenn mich nicht anschaute, sondern nur auf sein Portemonnaie, wusste ich, dass es echt war. „Ach, wir wollten uns hier treffen. Weißt du? Ich komme gerade von meiner Schwester? Und weil’s ‘ne lange Fahrt ist, haben wir halt gesagt, dass wir uns in der Halle treffen, weil ich sonst voll früh hätte wieder fahren müssen. Bist du alleine hier?“ Ich nickte einfach nur und hoffte, dass ich nicht noch mehr Schulkameraden treffen würde. Jedenfalls nicht die, die versuchten sich einen Job bei mir zu erschleichen. „Pass auf.“ Wieder fasste er mich an. Dieses Mal legte er seine Hand auf meine Schulter und kam mit seinem Gesicht zu nah an meins. „Ich muss nochmal eben zur Garderobe. Bringst du mir gleich ein paar Wertmarken mit? Das wäre super von dir! Dann können wir uns an der Theke treffen.“ Damit drückte er mir einen Schein in die Hand und war verschwunden.   Fünf Minuten später hatte ich es endlich geschafft und Wertmarken bekommen. Es war unglaublich, wie viele Leute sich einfach vordrängelten, ohne dass jemand etwas sagte. Wäre das mein Event, dann könnten sie sich sicher sein, dass sie das nächste Mal keine Karte mehr bekommen würden. Oder am besten keine Getränke mehr. Das wäre für diese Leute wohl eine größere Strafe. Kopfschüttelnd entfernte ich mich vom Wertmarkenstand und sortierte Wheelers und meine Wertmarken auseinander. Sein Geld steckte ich zwischen die Wertmarken, die für ihn waren. Es war ja nicht so, dass ich es nötig hätte Geld von ihm anzunehmen und ich wusste, dass er selbst nicht unbedingt viel davon hatte. Jedenfalls war das zu Schulzeiten so gewesen.   Ich war noch gar nicht an der Theke angekommen, da sah ich schon wie Wheeler auf und ab hüpfte und mir zu winkte. War das sein ernst? Ich würde ihn schon finden, da müsste er sich keine Sorgen machen. Auch wenn ich zugeben musste, dass es fast schon lustig aussah, wie er sich bemühte, damit ich ihn fand. Als ich sah, wie viele Leute gerade jetzt etwas trinken wollten, seufzte ich, was Wheeler mit einem Schulterzucken abtat. „Die Schlange ist jedes Jahr so lang, aber irgendwie lernen sie’s nicht.“ Er lachte und zog mich Richtung Theke. Dann war er also schon öfter hier gewesen. Wenn sich das mit der Schlange und der Organisation über die Jahre nicht verbesserte, würde ich gar nicht mehr teilnehmen wollen. Dafür war mir meine Zeit zu schade. Den Blonden störte das aber überhaupt nicht. Die anderen Gäste wohl auch nicht.   Selbst in der Schlange für die Getränke waren die Leute nicht genervt, sondern unterhielten sich, was bei der Lautstärke an ein Wunder grenzte, so als wäre es das normalste auf der Welt. Warum richtete man nicht einfach noch einen Raum ein, in dem keine Musik lief? Oder eben leise Musik? Ich sah den Sinn in dieser Veranstaltung einfach gar nicht. Vielleicht war der Sinn aber auch einfach, dass man seinen Agressionen des Jahres noch einmal freien Lauf ließ. Es war unfassbar, wie dreist manche Menschen waren. Die, die hinten in der Schlange standen, drückten gegen die, die vor ihnen standen. Als würde sich die Schlange dann schneller bewegen! Das war Schwachsinn! Ich spürte, wie ich immer genervter wurde und erwischte mich fast dabei, wie ich meinen Bruder verfluchte. Schließlich hatte er mir das eingebrockt. Wieder wurde ich nach vorne gedrückt und stieß dabei gegen Wheeler, der jedoch nicht weiter ausweichen konnte. Er war nah, viel zu nah und mir wurde warm. Das war aber auch kein Wunder, schließlich standen um uns herum einfach zu viele Menschen. Ich fragte mich echt, warum das Sicherheitstechnisch erlaubt war. Jedenfalls versuchte ich mich auf diese Frage zu konzentrieren, damit ich nicht mehr daran dachte, dass ich Wheelers Körper direkt an meinem fühlen konnte.     Irgendwann schafften wir es dann zum Glück doch noch unsere Getränke zu bestellen. Mittlerweile war es nach zwölf und so langsam füllte sich die Halle. Das machte sich besonders dadurch bemerkbar, dass es einfach viel zu warm wurde, auch wenn man nicht in einer Schlange stand. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass die Musik noch lauter geworden war. Konnte das überhaupt sein? Jedenfalls veranlasste die Laustärke Wheeler dazu sich an meine Schulter zu hängen, damit er mit mir reden konnte. „Kommst du mit raus? Wenn wir hier drin bleiben, dann höre ich es nicht, wenn Tristan mich anruft.“ Ich nickte und war froh, dass wir von den Irren hier wegkamen.   Natürlich standen im Außenbereich die Raucher, was auch nicht unbedingt angenehm war, aber es war besser als in der Halle zu bleiben. Die Musik erreichte uns nur noch dumpf und man konnte sich unterhalten, ohne dass man schreien musste. Die kühle Luft war wirklich angenehm und ich fragte mich, ob ich es aushalten würde, die schwüle Halle noch einmal zu betreten. Ich wollte eigentlich nicht. In Momenten wie diesen war ich froh, dass ich meine Gefühle gut verstecken konnte. Die wenigsten Menschen würden einen Unterschied zu meinem sonstigen Gesichtsausdruck erkennen. Bei Wheeler hingegen war es schon lachhaft einfach zu erkennen, was er dachte. Wenn er denn mal dachte, wobei er heute bis jetzt noch keine dummen Kommentare gebracht hatte. „Dir muss aber auch echt warm sein in dem Hemd. Du bist voll rot im Gesicht. Aber du hast sowieso immer langärmlige Sachen an, oder?“ Er fasste sich ans Kinn und tat so als würde er überlegen. Ich wollte ihn nicht weiter dabei stören. „Nee, ich hab das echt noch nicht gesehen.“ Er lachte und trank einen Schluck von seinem Bier.   Nun musterte ich auch seine Kleidung. Jeans und ein dunkelblaues T-Shirt auf dem doch tatsächlich Christbaumkugel abgebildet waren. Wahrscheinlich war ihm nicht ganz so warm wie mir, in meinem Hemd, allerdings konnte ich mir nicht vorstellen, dass ihm in der Halle nicht zu warm war. „Es ist meistens angebrachter. Soll ich etwa in so einem T-Shirt meine Firma leiten? Ich glaube nicht, dass die Presse sich da zurückhalten würde. Ich selbst würde einen Geschäftspartner so auch nicht ernst nehmen und mich nach einem anderen Partner umsehen.“ Wheeler, der bis eben noch versucht hatte etwas zu trinken, hustete und fing dann laut an zu lachen. „Nee, klar, ich meine, ich würde in dem T-shirt auch nicht arbeiten gehen, aber das hier ist Freizeit. Da kann man doch ruhig mal ein wenig lockerer rumlaufen. Oder hast du zuhause auch immer Hemden an?“ Er sah mich mit großen Augen an, so als erwartete er, dass ich ihm jetzt widersprach. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, ihm irgendeine Geschichte aufzutischen, entschied mich jedoch dagegen. Was wäre, wenn er vielleicht für die Presse arbeitete und nur etwas Peinliches schreiben wollte? Er hatte gesagt, dass er arbeitete, allerdings wusste ich nicht, was er gerade tat. „Ich wüsste nicht, was es dich anginge, was ich privat für Kleidung trage. Tut mir Leid, dich da enttäuschen zu müssen, aber ich werde dir keine genaue Antwort geben.“ Wieso sollte ich denn auch jemandem, den ich längere Zeit nicht gesehen habe, erzählen, welche Kleidung ich zuhause an hatte? Das machte keinen Sinn. „Kaiba wirklich jetzt?! Du rennst zuhause auch so rum? Schläfst du auch so?“ Wie kam er denn jetzt darauf? "Na, wenn du nicht antwortest, dann habe ich doch bestimmt recht." Er grinste mich siegessicher an, obwohl selbst ihm bewusst sein müsste, dass das Schwachsinn war.   „Natürlich, Wheeler. Und ganz nebenbei erwähnt schlafe ich natürlich auch in einer Kühlkammer.“ Bei dem Blick, den ich für diese Aussage bekam, schaffte ich es fast nicht ein Grinsen zu unterdrücken. Wheeler starrte mich ungläubig mit offenem Mund an. Es dauerte eine ganze Zeit, bis er sich wieder gefangen hatte. „Hast du wirklich gerade versucht lustig zu sein, indem du einen Witz über die selbst machst? Wer bist du und was hast du mit Kaiba gemacht?“   Bevor wir unser Gespräch weiterführen konnten, ertönte laute Musik, die von Wheelers Handy ausging. Scheinbar war der Rest seiner Gruppe nun auch angekommen. Er drückte mir seine Bierflasche in die Hand und nahm ab. Ich hörte einige zustimmende Worte des Blonden und dann die Frage, wo die anderen seien. Er nickte, obwohl das sein Gesprächspartner gar nicht sehen konnte. Eine Eigenschaft, die mir vorher noch nie aufgefallen war.   „Ich tippe jetzt mal, du bist kein Tänzer, oder?“ Verlegen kratze der Blonde sich am Hinterkopf und sah mich erwartungsvoll an. Bei dieser Frage konnte ich ein leises Lachen nicht verhindern und ich schüttelte den Kopf. Wenn es nicht unbedingt sein musste, würde ich nicht tanzen. Das bedeutete nicht, dass ich es nicht konnte, ich mochte es nur einfach nicht. Besonders nicht, wenn überall Fotos gemacht wurden. Es könnte immer passieren, dass sich Betrunkene mir zu nahe kamen, ein Foto gemacht wurde und die Presseleute es so drehten, dass man dachte, ich gehöre zu ihnen. Passiert war mir so etwas noch nie, aber ich hatte genug Feinde und musste dementsprechend aufpassen. Der Erfolg brachte viele Neider.   Immer noch starrte Wheeler mich unschlüssig an, so als erwartete er eine ausführlichere Antwort. „Nein, ich werde nicht mit auf die Tanzfläche kommen. Wenn deine Freunde auf dich warten, solltest du dich aber vielleicht beeilen und zu ihnen gehen. Nicht, dass sie noch denken, du hättest dich verlaufen und sie wieder anfangen dich an die Leine zu nehmen.“ Ich war mir selbst nicht sicher, warum ich jetzt am Ende doch wieder darauf anspielen musste, dass ich ihn früher als Hund bezeichnet hatte. Eigentlich hätte ich mich doch noch ganz gerne weiter mit ihm unterhalten. Es interessierte mich erschreckenderweise wirklich, was er beruflich machte, denn zu arbeiten schien er ja. Ich hätte gerne gewusst, ob er dieses T-Shirt wirklich gut fand oder ob er einfach eine Wette verloren hatte und wenn ich alleine versuchen würde Getränke zu bestellen, würde ich mich Sicherheit einigen Leuten meine Meinung sagen. Natürlich wäre es wahrscheinlich, dass wir uns später noch mehrmals über den Weg laufen würden, aber etwas sagte mir, dass wir uns wohl kaum noch unterhalten würden, wenn die anderen dabei wären. Der Moment war vorbei und auch wenn es mir schwerfiel das zuzugeben, es störte mich ein wenig.   „Okay.“ Irrte ich mich oder sah er ein wenig enttäuscht aus? Selbst er hätte sich denken müssen, dass nicht mit seinen Freunden auf die Tanzfläche gehen würde. Oder hatte er gehofft, dass ich ihn bat hierzubleiben? Er nahm mir die Bierflasche wieder ab und schien noch einen Moment zu zögern zu seinen Freunden zu gehen. „Jetzt haben wir gar nicht ausdiskutiert, was mit dir passiert ist, dass du versucht einen Witz zu machen. Einen Witz, der übrigens gar nicht so witzig war, wie du vielleicht denkst.“ Wieder grinste er mich an und trank danach triumphierend einen Schluck Bier. „Und was machst du jetzt?“   „Da gibt es nichts zu diskutieren.“ Ich schaute auf meine Uhr und überlegte kurz. „Wahrscheinlich fahre ich dann. Man hat gesehen, dass ich hier war, das dürfte reichen.“ Außerdem wurde es jetzt immer voller. Scheinbar kamen die Leute bei solchen Veranstaltungen so spät wie möglich und mir wurde das zu viel. Joey lachte kurz und dieses Mal schüttelte er den Kopf. „Immer noch nur die Firma im Kopf, was? Aber naja, ich glaub das wird sich bei dir nie ändern.“ „Wenn sich das ändert, hat die Kaiba Corporation verloren. Der Markt ist hart umkämpft.“ Joey machte kein Geheimnis daraus, dass er mit den Augen rollte. Ich hatte auch nicht erwartet, dass er das verstehen würde. Die wenigsten hatten diese Einstellung. Wahrscheinlich war er selbst bei einer kleinen Firma hier in Domino angestellt. Lebte er überhaupt noch in Domino City? Oder war er nach der Schule weggezogen? Ich merkte, wie wenig ich eigentlich wusste und musste feststellen, dass es mich störte. Und gegen Unwissenheit half nur eine Sache. Sich erkundigen. Auch wenn ich das Gefühl hatte, dass das hier auch schief gehen könnte, vertraute ich einfach mal darauf, dass ich das Richtige tat. „Du bist dir aber dessen bewusst, dass du bei einer richtigen Diskussion verlieren würdest und es ein Thema ist über das du nicht diskutieren kannst, weil du keine Ahnung hast? Solltest du allerdings darauf bestehen...“ Während ich sprach, nahm ich sein Handy, das er immer noch in der Hand hielt und gab meine private Nummer ein. Das hatte ich noch nie getan. Die einzigen, die diese Nummer besaßen waren Mokuba und Roland. „können wir das gerne tun.“ Wir wollten beide nicht im Außenbereich stehen bleiben, daher ging ich, nachdem ich fertig war, wieder in Richtung Halle und ließ Joey verwirrt stehen.   „Ah da fällt mir ein…ich hab noch was vergessen!“ Überrascht drehte ich mich um und sah wieder dieses Grinsen, dass über sein komplettes Gesicht ging. „Fröhliche Weihnachten Kaiba!“ In diesem Moment fummelte er an seinem T-Shirt und es begann zu leuchten. Vor lauter Entsetzen drehte ich mich wieder weg, musste am Auto angekommen, dann aber doch lachen.   Vielleicht würde ich nächstes Jahr doch noch einmal zu dieser Feier gehen. Natürlich wieder nur, um die Kaiba Corporation zu repräsentieren. Das jedenfalls wäre die Geschichte, die ich Mokuba erzählen würde. Sonst könnte ich mir jetzt jedes Weihnachtsfest anhören, dass er Recht hatte und es mir Spaß gemacht hatte. Wenn auch nur für eine kurze Zeit. Den Erfolg würde ich ihm nicht gönnen. Jedenfalls nicht sofort. Auch wenn er es wahrscheinlich selbst herausfinden würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)