Twin-Dragon von TheCrazy (Zwillinge mit Drachenblut) ================================================================================ Kapitel 2: Von wegen Geschwisterliebe! -------------------------------------- Fay lief durch die Straßen. Sie war ein wenig spät dran und musste sich beeilen um zur Schule zu kommen. Diese lag in Beta, gegenüber von Delta im inneren Kreis. Schon von weitem sah sie eine kleine Gruppe von 4 Personen am Schuleingang stehen. Kaum angekommen wurde sie herzlich begrüßt. „Du bist zu spät!“, wurde sie von einem braunhaarigen Jungen angeherrscht. Fay ließ sich nicht beeindrucken und mit gleichgültigem Blick antwortete sie: „Ihr seid zu pünktlich.“ Sie grinste ihn aber danach zur Begrüßung freundlich an. Raym, der braunhaarige Junge, war früher einer ihrer Verehrer und stand so immer mit bei ihren Freunden. Irgendwann hat Fay ihm die Meinung gegeigt und er hat von ihr abgelassen. Aber er durfte weiterhin bei der Gruppe bleiben, da sich alle an ihn gewöhnt hatten und nach kurzer Zeit wurden sie gute Freunde. Hinter Raym kam ein Junge hervor, der ungefähr einen Kopf kleiner als Fay war und begrüßte sie schüchtern. Er trug eine Brille und wirkte etwas verloren in der Gruppe, aber trotzdem ging er in Fays Klasse. Xander hatte zwei Klassen übersprungen, war ein typischer Streber und noch dazu von Natur aus schüchtern. Ein perfektes Angriffsziel für die verblödeten Jungs und Mädchen aus ihrer Klasse. Einmal hatte Raym ihn in Schutz genommen und von da an war Xander sein Anhängsel und gehörte so automatisch zu der Gruppe. Die beiden letzten Mitglieder der Gruppe, neben Fay, waren Cora und Anna. Sie waren Schwestern und schon von Anfang an in der Gruppe. Anna fragte aufgeregt: „Du wolltest uns doch etwas erzählen?“ Ihre Schwester fuhr sie gleich darauf an und machte ihr klar, sie solle nicht so neugierig sein. Die restlichen 3 Zuschauer lachten in sich hinein. So ein Szenario war mal wieder typisch. Fay unterbrach die beiden. „Los, kommt. Wir müssen rein, der Unterricht beginnt gleich. Ich erzähl euch in der Pause was.“ Gesagt. Getan. Die Fünfergruppe quetschte sich durch die Tür und machte sich auf den Weg zum Klassenraum. Nach den ersten beiden Stunden konnten sie auf den Hof gehen und dort erzähle Fay von ihrer Begegnung mit dem Drachenmenschen. Xander hatte bei der ganzen Geschichte ein ungläubiges Gesicht gemacht und fand als erster das Wort wieder. „Ein echter Drachenmensch?!“ Aufgeregt zog er an Rayms Jacke und sah ihn begeistert an. „Raym, ist das nicht toll? Ein Drachenmensch! Und gleich in der nächsten Stunde werden wir genau das Thema behandeln!“ Cora sah Fay skeptisch an. „Bist du dir sicher, dass er ein echter Drachenmensch ist?“ „Na ja, größtenteils.“ Verwirrte Gesichter. Fay hob verteidigend die Hände. „Ich wiederhole nur, was er gesagt hat. Ich erfahre auch erst morgen mehr. Ich versteh das auch nicht. Wie kann man größtenteils ein Drachenmensch sein?“ Raym verschränkte die Arme und sah in die Runde. „Entweder er IST ein Drachenmensch oder er ist KEINER. Er kann nicht größtenteils ein Drachenmensch sein!“ Xander schüttelte den Kopf. „So einfach ist das auch nicht. Genau genommen kann er das. Fast die gesamte Menschheit hat entfernte drachenmenschliche Vorfahren. Wahrscheinlich haben wir alle winzige drachenmenschliche Teile in unserer DNA, doch sie sind so klein, dass wir nichts davon merken. Dieser Junge, Chance, hat wahrscheinlich nähere Verwandte mit mehr Drachengenen, daher kommen dann auch seine seltsamen Augen.“ Stille. „Was denn?“ Irritiert sah Xander die anderen an. Raym deutete einen Schlag auf seinen Kopf an und sagte, das, was allen durch den Kopf ging: „Woher weißt du alles? Hast den Stoff für die nächsten Wochen schon vorgearbeitet, oder was?“ „Ich bin nur engagiert.“ Fay verdrehte die Augen und stieß einen Seufzer aus. Wie konnte man nur so von der Schule besessen sein? Ein ewiges Rätsel. Sie zählte jetzt schon die Sekunden bis zum Ende des Schultages und wollte endlich Chance treffen. Doch dafür musste sie auch noch den morgigen Schultag überleben. Nach der Schule musste Fay noch in den Stadtteil Alpha um etwas für ihre Eltern einzukaufen. Alpha war der modernste Teil der gesamten Stadt und eigentlich ein riesiges Einkaufszentrum. Überall Läden verschiedenster Art. Supermärkte, Kinos, Cafés, Restaurants, Technikläden, Bibliotheken, Discos und andere Geschäfte im Überfluss. Und da Alpha zwischen Beta und Delta lag, war es für Fay lediglich ein kleiner Umweg, weswegen sie es auch nicht groß störte, dass sie oft einkaufen gehen musste. Der Weg auf dem sie ging, war aus lauter kleinen, bunten Steinen zusammen gesetzt worden und war so etwas wie ein Mosaik. Links neben ihr, zwischen Straße und Mosaikweg standen in bestimmten Abständen silberne Laternen, die jetzt noch nicht leuchteten, weil es noch ziemlich hell war. Wenn es dämmerte gingen sie an und ab da strahlten sie zwei Stunden lang warmes gelbes Licht aus. Doch nach den zwei Stunden wechselten sie ihre Farben und strahlten in den unterschiedlichsten Tönen. Das wurde irgendwann mal so eingerichtet, ursprünglich für Feste. Aber nun waren diese Lichter jede Nacht an. Fay ging gerade an einer Reihe Restaurants vorbei, als sie das gleiche Gefühl wie gestern im Park überkam. Sie richtete ihren Blick weiter nach vorn, auf die andere Seite der Straße. Dort, in einiger Entfernung, glaubte Fay Chance zu sehen, denn sie erkannte die Kleidung. Skeptisch beobachtete sie ihn. *Was?! Chance?! Ich dachte er hätte heute keine Zeit. Obwohl… vielleicht hat er etwas hier zu tun und konnte deswegen nicht kommen. Er wusste ja nicht, dass ich heute auch nach Alpha will.* Doch als sie näher kam, verwunderte sie etwas. Der Junge hatte zwar die gleiche Kleidung und Frisur wie Chance, doch seine Haare waren so schwarz wie ihre. Es gab nur eine Möglichkeit um zu überprüfen, ob es wirklich Chance war. Seine Augen. Sie würden den entscheidenden Beweis bringen. Sie ging zu dem Jungen und tippte ihn an. „Ähm… Entschuldigung…“ Der Junge drehte sich zu ihr und sah sie an. Fay erschrak. An diese Augen würde sie sich wohl nie gewöhnen. Erleichtert begann sie zu sprechen. „Hey, du bist es ja wirklich! Sag mal, was ist mit deinen Haaren los? Hast du sie heute färben lasse, oder was? Was hast du überhaupt in Alpha zu suchen?“ Der Schwarzhaarige sah sie komisch an. „Kennen wir uns?“ „Mensch, hast du mich schon vergessen Dummkopf? Wir haben uns gestern im Park kennen gelernt.“ „Wovon redest du? Ich kenn dich nicht. Ich bin erst seit heute in der Stadt.“ „Ach, komm schon Chance! Lass die blöden Wi…“ Weiter kam sie nicht. Der Junge packte sie am Arm und sah sie mit gefährlich funkelnden Augen an. Er wollte etwas sagen, sah sich dann aber auf der viel bevölkerten Straße um und riss sie kurz darauf mit auf einen menschenleeren Platz, auf dem in der Mitte eine Statue stand. Er hielt Fay weiter am Arm fest, doch sie versuchte sich loszureißen. Als er sie wieder anfunkelte erstarrte sie. Die goldenen Sprenkel in seinen Augen vergrößerten sich und vertrieben das Schwarz. Seine Iris leuchtete nun komplett golden. „Was weißt du über meinen Bruder?!“, fauchte er sie an. Fay war zu erschrocken und stammelte, während sie zwischen seinen leuchtenden Augen hin und her sah: „W…wie, dein Bruder? Was meinst du damit?“ „Chance…!“ Voller Hass sagte er den Namen des Blonden. Seine Gedanken schweiften ab und er dachte an das schreckliche Szenario. Ein zerstörtes Dorf. Auf den Straßen lagen Leichen in einem See aus Blut. Sie haben gekämpft. Sie haben verloren. Der Blick des Jungen verlor sich im Nichts. Fay nutzte den Moment um sich loszureißen und eine sichere Distanz zwischen sich und den Typen zu bringen. Er tat nichts dagegen und starrte abwesend auf den Boden des Platzes, bevor er zu der Statue ging und sich auf den Steinkreis, welcher als Abgrenzung diente, fallen ließ und den Kopf in die Hände stützte. Fay ging vorsichtig auf ihn zu und setzte sich in sicherer Entfernung neben ihn auf den Stein. Der Junge schüttelte leicht den Kopf und flüsterte: „Tut mir leid..." Seine Stimme zitterte etwas. Danach: Schweigen. Um die peinliche Stille zu brechen versuchte Fay ein Gespräch zu beginnen. „Wie... heißt du eigentlich?" „Damian" „Ähm..., und Chance... ist dein... Bruder?" Diese Frage stellte sie lieber vorsichtig, wenn sie sich vor Augen hielt, wie er vorhin reagiert hatte. Damian zuckte bei Chance' Namen unweigerlich zusammen, antwortete aber. „Zwillingsbruder" „Ihr ähnelt euch wirklich extrem. Bis auf die Haare." „Ist eben so." Fays Hände verkrampften sich etwas. Diese kurzen, abgehackten Antworten nervten sie langsam. „Du magst deinen Bruder nicht, oder?" Damian sah sie mit einem fast verzweifelten Blick an. Das Gold in seinen Augen war dem ewigen Schwarz wieder gewichen. Nur die goldenen Sprenkel erinnerten noch daran. Ein paar Strähnen seiner Locken hingen ihm im Gesicht. „Ihn nicht mögen?! Ich hasse ihn!" „Aber warum? Er scheint doch sehr nett zu sein." Fay rückte ein Stück näher. Damian kam ihr nicht mehr gefährlich vor. „Hm..." Er sah zweifelnd nach vorn, auf eine der Hausfassaden. *Soll ich ihr davon erzählen? Einem wildfremden Mädchen? ...huh? Wildfremd...?* „Ach ja, wie heißt du eigentlich?" „Fay." *So, jetzt ist sie nicht mehr so wildfremd. Also... kann ich ihr doch davon erzählen...?* Damian seufzte einmal. Sein Gesicht war nach unten gerichtet. „Also, warum hasse ich... ihn?" Er hob seinen Kopf. „Na gut. Wie du wahrscheinlich weißt, sind wir beide Drachenmenschen. Zumindest größtenteils." Fay unterdrückte ein Kichern. Beide hatten die gleiche Art zu sprechen. Beide mit diesem >größtenteils<. „Wir sind keine vollkommen reinblütigen Drachenmenschen, bedeutet also, dass nicht alle unsere Vorfahren Drachenmenschen waren. Jedenfalls lebten wir in einem Drachenmenschen-Dorf in der Steppe." Er senkte den Kopf etwas und sprach leicht gequält weiter. „Und... vor ein paar Wochen... hat Chance das Dorf angegriffen. Und er hat alle getötet. Unsere Familie, Freunde und alle anderen. Grundlos! Er war ohne Ausnahme immer freundlich und nett und konnte keiner Fliege etwas zu leide tun. Dann war er plötzlich so aggressiv. Ich war zu der Zeit nicht im Dorf und bin erst einen Tag danach wieder gekommen, sonst hätte er mich wahrscheinlich auch..." Er ballte die Fäuste. „Dann bin ich seinen Spuren gefolgt und hab ihn nun endlich eingeholt." In seinen Augen brannte unendlicher Hass. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)