My lonesome Werwolf von BexChan ================================================================================ Kapitel 1: My lonesome Werwolf ------------------------------ Fabelwesen wie Werwölfe oder Vampire gibt es nur laut Legenden oder in Märchen. So haben es mir zumindest immer die Erwachsenen erzählt als ich noch ein Kind war. Damals war ich der Meinung, dass dies der Wahrheit entsprach, doch ich sollte eines besseren beleert werden. Ich habe meine leiblichen Eltern nie kennengelernt. Ich wuchs in einer Kirche in Italien auf und wurde von dessen Priester, Vater Alexander Anderson, groß gezogen. Da wir uns sehr ähnlich sahen aufgrund der ähnlich blond goldenen Haarfarbe und den smaragdgrünen Augen sah ich ihn sehr schnell als meinen leiblichen Vater an. Während meiner Zeit in der Kirche nahm ich täglich am Gottesdienst teil, half Vater die Kinder im anliegenden Waisenhaus zu betreuen und kümmerte mich darum Wissen anzueignen, was zum alltäglichen Leben dazu gehörte. Als ich 16 Jahre alt wurde, begann ich mich, und das bekamen auch die Umstehenden intensiv mit, zu einer stattlichen Frau zu entwickeln. Ich ließ mein langes blondes Haar wachsen, bis es mir zu den Oberschenkeln reichte und sowohl meine Hüften als auch mein Busen wurde üppiger und weiblicher. Dadurch, dass ich in dem Alter schon so einen ausgeprägten Körper hatte, kam es seitdem häufig vor, dass Männer mich von oben bis unten mit gierigen Blicken und breitem Grinsen musterten. Manchmal bekam ich auch sehr abfällige Bemerkungen zu hören. Mit 18 Jahren, als ich meine Volljährigkeit erreichte, zog ich aus Italien aus um wieder in mein Heimatland England zurückzukehren. Am Tage meines 18. Geburtstags teilte mir mein Vater mit, dass er mich als Baby auf der Türschwelle zur Kirche gefunden hätte mit einem Brief, den er mir am selbigen Tage überreichte. In diesem Brief war weder ein Name noch eine Addresse oder etwaiger Hinweis auf die Identität meiner wahren Eltern enthalten. Das einzige, was mir Aufschluss auf meine Vergangenheit gab war, dass derjenige, der den Brief damals verfasst hatte, aus einer Not hinaus mich auf die Türschwelle der Kirche legte und es ihm unendlich leid täte, seinem Kind dies anzutun. Er erwarte nicht, dass ich ihm verzeihe aber ich sollte wissen, dass diese Entscheidung nur zu meinem Schutz erfolgt sei und er hoffe, dass ich dies eines Tages verstehen würde. Dadurch, dass ich nicht wusste, aus welchen Gründen ich damals vor der Kirche ausgesetzt wurde, konnte ich mir noch keinen Reim darauf machen geschweige denn diese Taten verstehen. Aber aufgrund der Tatsache, dass derjenige den weiten Weg von England nach Italien aufgenommen hatte, um mich im Vatikan schützen zu lassen, gab es mir den Anstoß zu meinen eigentlichen Wurzeln nach England zurückzukehren. Mit schweren Herzen nahm ich Abschied von meinem Vater. Er hoffte, dass ich in England die Wahrheit rausfinden würde und sei froh, dass er mich als Tochter hätte. Der Abschied fiel mir ebenfalls nicht leicht. Mit Tränen in den Augen hatte ich mich auf den Weg gemacht. Ich blickte nicht zurück als ich meinen Weg zum Flughafen bestritt und meinen Flug nach England antrat. in England angekommen versuchte ich mich durch die belebte Metropole von London durchzuschlagen. Ich habe zwar schon im Vatikan in Rom viele Menschen darunter auch viele Touristen gesehen aber London kam mir mit seiner Mentalität ganz anders vor. Die Stadt wirkte groß und rau, der stetige Nebel über der Stadt hüllte sie ein und wirkte wie eine Kuppel, die die Stadt von allem außerhalb abschotten sollte. Ich fühlte mich beim Anblick der großen Menschenmassen nicht wohl und fand mich in kürzester Zeit in der Nähe der Themse wieder. Das fließende Geräusch des Wassers beruhigte mich etwas und ich genoss es, wie das Plätschern an den Steinen wiederhallte. Gedankenverloren sah ich mich allerdings kurze Zeit später um. Dadurch, dass mir Vater viel italienisch beigebracht hatte, viel es mir schwer mich in meinem eigenen Land zu verständigen. Natürlich hatte ich vorher einige Brocken englisch aufgeschnappt aber ich hatte mir doch erhofft etwas mehr der Sprache mächtig zu sein. Hie und da bekam ich Gespräche der Stadtbewohner mit. Heute spreche ich ausgezeichnetes Oxford-Englisch, damals habe ich die Bewohner Englands um die Ausdrucksweise beneidet. Nichtsdestotrotz war ich einfach kein Mensch des Aufgebens und dementsprechend fragte ich mich durch, wie ich auf dem schnellsten Wege nach Sainsbury käme. Aus dem Brief konnte ich entnehmen, dass er damals in Sainsbury geschrieben wurde. Einige Leute waren sehr freundlich, nannten mir einige Busstationen, wo ich mit einem Reisebus nach Sainsbury käme, andere musterten mich mit abwertenden Blicken, die ich irgendwo schon kannte. "Nettes Aussehen, Mädchen aber bestimmt nichts in der Birne." Sowohl aus diesem Grund als auch aus dem Grund, dass mir Männer immer nur wegen meinen großen Brüsten hinterher pfeiften und mich angafften, verfluchte ich desöfteren mein makelloses Aussehen. Ich kam mir vor selbst ohne Make-Up wie ein geborenes Topmodel. Im Laufe der Jahre hatte ich schon öfters mal nette junge Männer kennengelernt, jedoch zu wenig Vertrauen entwickelt um eine Beziehung einzugehen. Ich hatte einfach immer zu viel Angst, dass sie mich immer nur wegen meines Körpers haben wollten. Aus diesem Grund habe ich mich bisher, was Männer anging, immer zurückgehalten. Als ich den Busbahnhof erreichte, von dem aus ein Bus nach Sainsbury fahren sollte, fing es wie aus Eimern an zu regnen. Obwohl es gerade erst Abends war hatte sich ein dunkler diesiger Schleier über die Stadt gelegt, der Himmel hatte sich mit dunklen Wolken zugezogen und ergoss sich nun in Strömen auf die Straßen und Bewohner Londons. Als ich den Bus betrat, waren meine Schuhe bereits durchnässt und im Bus bemerkte ich erst, wie sehr ich am frieren war. Ich setzte mich mit meinem Gepäck etwas weiter nach hinten, wo es Heizungen unter den Sitzen gab und versuchte die Kälte aus meinem Körper abzuschütteln als ich plötzlich wieder dieses Tuscheln von den Nachbarsitzen vernahm. Zwei Herren, es schienen anscheinend Soldaten zu sein, unterhielten sich grinsend und angeregt darüber, wie hübsch ich doch sei und ob ich ihnen nicht Gesellschaft leisten könnte, da sie ja schon sehr lange unterwegs seien und es zusammen viel kuscheliger und gemütlicher wäre wenn ich mich zu ihnen gesellen würde. Ich wollte mich schon umsetzen als vor mir die Stimme einer jungen Frau ertöhnte. "Da lässt man die Herren mal für ein paar Minuten aus den Augen und schon könnt ihr die Finger nicht still halten. ob Soldaten hin oder her, lasst das Mädchen gefälligst in Ruhe, ihr seht doch, dass sie kein Interesse an euch hegt! Außerdem gibt es euch nicht das Recht dauernd Frauen zu belästigen nur weil ihr im Namen der Majestät unterwegs seid!" Die junge Frau, die sich als Jo Dri herausstellte, hatte nach einigen Hin und Her mit den Männern die Oberhand gewonnen und nicht locker gelassen, bis die beiden nachgaben und sich wieder anderen Tätigkeiten zuwanden. Ich bedankte mich bei ihr, was sie mir mit einem Lächeln entgegnete. Als sie mich drauf hinwies, dass dies ihr Platz sei, wollte ich den Platz schon räumen, doch sie bat mich durchzurücken und ihr Gesellschaft zu leisten. "Ich bin auch auf der Reise nach Sainsbury und auf der langen Strecke ist es auch mal schön angenehme Gesellschaft zu haben. Ich habe mitbekommen, dass du auch nach Sainsbury reist. Hast du dort eine Unterkunft? Falls nicht könnte ich dir einen Platz in meiner Wohnung anbieten. Ich habe eine schöne große Wohnung in der Nähe der Sainsbury Kathedrale, genug um dort zu zweit zu leben." Ich war mir zuerst nicht sicher weil ich ihr auch nicht zu Last fallen wollte aber sie schien mich zu mögen und meinte es wohl ernst mit der Unterkunft. Ich willigte schließlich ein und freute mich sehr über ihre Bekanntschaft. Obwohl wir vom Aussehen sehr unterschiedlich waren, waren wir doch von unserer Vergangenheit her sehr ähnlich. Auch Jo sei ohne Eltern aufgewachsen, lebte lange auf der Straße und musste früh lernen sich durchzusetzen. Irgendwann wurde sie während eines Gefechts zwischen Söldnern vom Anführer der WildGees Pip Bernadotte aufgenommen. Seitdem waren die beiden unzertrennlich und gingen wie Bruder und Schwester miteinander um. Außerdem seien sie und ihr Bruder für die Organisation Hellsing, dem königlichen protestantischen Ritterorden tätig. Anscheinend wurde sie aufgrund ihrer außerordentlichen Fähigkeiten und ihrer schnellen Auffassungsgabe mit ins Team eingeschleust. Sie durfte eigentlich nicht drüber sprechen, flüsterte sie mit vorgehaltener Hand vor meinem Ohr damit es die beiden Soldaten, die sich ebenfalls als Mitglieder von Hellsing herausstellten, unser Gespräch nicht mitbekommen sollten, aber sie sollte nun einen ungewöhnlichen Fall in den Wäldern von Sainsbury übernehmen. Anscheinend soll sich dort ein übernatürliches Wesen, ein Werwolf aufhalten, der anscheinend vor einigen Jahren, als es zwischen Hellsing und der Organisation Millenium zu einer Auseinandersetzung kam, Mitglied von Millenium war und nach Ende des Kampfes geflohen sein. Jo sollte der Sache mit einigen weiteren Mitgliedern auf den Grund gehen weil nun Gerüchte um einen ungewöhnlich großen Wolf wach geworden seien. Die Unterhaltung auf dem Weg nach Sainsbury mit Jo taten mir sehr gut. Sie war eine sehr liebevolle und offene Person und bewertete mich nicht nach meinem Aussehen. Das empfand ich als sehr angenehm. Sie war das genaue Gegenteil von mir. Sie selbst bezeichnete sich als sehr knabenhaft. Sie hatte kurzgeschnittene blonde Haare, die an den Spitzen etwas fransig geschnitten waren, strahlende hellblaue Augen und im Verglich zu mir nicht mal die Hälfte meiner Körpchengröße sowie etwas kantigere Hüften. Obwohl sie sich hin und wieder über ihre Figur ausließ, gestand ich ihr, dass ich schon sehr neidisch auf sie sei. Manchmal wünschte ich mir schon etwas kleinere Brüste zu haben oder einfach nicht so ein auffälliges Äußeres zu haben, dass die Männer vor mir manchmal lächzend kräuchen würden. Bei dem Ausspruch musste sie lachen und legte mir eine Hand auf die Schulter. Als wir schließlich im Morgengrauen Sainsbury erreichten, empfang uns der angenehme Duft von morgendlichem Tau und die Sonne strahte schon ganz leicht durch die Wolken hindurch. Als der Bus abfuhr und hinter dem Wald verschwand, lag Totenstille über dem Ort. Es war mir schon recht, ich konnte die lauten Motorgeräusche und den Smog aus den Großstädten noch nie leiden. Die Wohnung selbst war sehr schön in einem alten Stil gehalten. Es roch überall nach Holz, die Einrichtung bestand aus wunderschönen Antiquitäten und alten Schränken, die sehr edel verarbeitet waren. Mein Zimmer lag so in Richtung, dass ich vom Fenster aus einen angenehmen Blick auf den Wald und die dahinterliegenden Häuser erhaschen konnte. Da ich nicht viel Gepäck dabei hatte, war ich dementsprechend schnell mit Auspacken und Einrichten fertig. Jo teilte mir mit, dass die Soldaten zu einer anderen separaten Einrichtung von Hellsing gegangen seien. Dies hier wäre allerdings auch Jos private Wohnung, ein angenehmer Rückzugsort wenn sie mal Ruhe und Abstand und Zeit zum Nachdenken brauchte. Die Zeit, die ich mit Jo verbrachte, war sehr angenehm für mich. Ich genoß ihre Gesellschaft sehr, sie half mir meine Sprache zu verbessern als auch mich mit England und seiner Kultur vertraut zu machen. Ich sagte ihr dauernd, dass alles, was sie über sich selbst sagte, ihr widersprachen würde, denn sie mochte zwar körperlich nicht so sein wie ich, dennoch war sie eine ansehnliche junge, atraktive und aktive Frau. Ein wenig verrückt vielleicht auch aber ansonsten eine Frau. Sie sah das nicht so. Die Männer würden wohl eher kriechend auf sie zukommen oder sie gar nicht beachten. Ich glaubte nicht daran, sie würde irgendwann schon den Richtigen finden. "Na gut aber dann wirst du auch den Richtigen finden, da bin ich mir sicher! Und hör auf mit dieser Unsicherheit, du musst selbstbewusst zu deinem Äußeren stehen! Lass dir von den Kerlen nichts gefallen!" Meist nickte ich dann zustimmend aber innerlich war ich natürlich schon von Unsicherheiten geplagt. Es vergingen einige Jahre die ich mit Jo verbrachte. Ich hatte im Laufe der Zeit eine sehr liebe und treue Freundin gefunden, dennoch schien ihre Stellung bei der Organisation Hellsing sie dazu zu zwingen immer wieder andere Gebiete aufzusuchen. Eines Tages trat sie eine Reise zurück nach London an und kehrte nicht mehr zurück. Ich hörte von ihr auch nichts mehr, vergeblich wartete ich auf einen Anruf oder einen Brief. Nichts. Bevor sie ging, hatte sie mir gesagt, dass ich mir wegen der Wohnung keine Sorgen machen müsste und ich hier ruhig weiter wohnen dürfte. Allerdings sollte ich vorsichtig sein und auf mich Acht geben und egal, was passieren würde, ich sollte sie um Himmels Willen niemals suchen! Ich hörte auf sie und befolgte ihren Rat. Natürlich fiel es mir schwer aber ich konnte es nicht ändern. Die Tage kamen mir die Zeit darauf unendlich lang vor. So schnell wie die Monate vergingen war dann auch schon wieder Frühlingsanfang. Von den Gerüchten über das Ungeheuer in den Wäldern schien auch nichts wahr gewesen zu sein, zumindest hatte es sich nicht bestätigt in der Zeit als Jo und die Soldaten ansäßig waren. Doch...ich sollte eines Abends eines besseren belehrt werden und ich machte eine außergewöhnliche Begegnung... Es war ein angenehmer Frühlingsabend im Mai, ich war gerade dabei nach langer Zeit einen Brief an meinen Vater nach Italien zu schreiben. Obwohl mir jedes Mal Kugelschreiber oder Füller angeboten wurden, blieb ich bei meiner Feder und dem Federkiel. Das leichte Kratzen der Feder auf Pergament oder Papier empfand ich als ein sehr angenehmes Geräusch. Es erinnerte mich an die Zeit als Vater mir als Kind das Schreiben beigebracht hatte. Ich wartete bis die Tinte trocken war und ließ den Brief in den Briefumschlag gleiten und wollte gerade das Licht der Öllampe löschen als ich draußen ein Geräusch wie ein lautes Heulen vernahm. Vor Schreck stellten sich mir die Nackenhaare auf. Ich bekam eine Gänsehaut. Ich wandte mich zum Fenster und blickte auf den Wald, der bereits von der Nacht in eine dunkle Decke gehüllt war. Der Wind war an diesem Abend etwas stürmischer, durch die sich im Wind biegenden Bäume wurde das Heulen nur noch mehr untermalt. Plötzlich...Schüsse! Ich wandt den Kopf aus der Richtung, aus der sie gekommen waren. Sie hallten in der Ferne wider und verstummten so schnell, wie sie ertönt waren. Ich weiß nicht, was mich schließlich dazu getrieben hat mir die Jacke über zu werfen und mit der Taschenlampe, die in der Komode im Flur lag, in den Wald zu laufen aber irgendetwas in mir sprach zu mir, da ist jemand in Gefahr! Langsam aber doch in immer wieder zügigen Abständen bahnte ich mir einen Weg durch das Dickicht, bis ich schließlich im Unterholz vor einer Lichtung stehen blieb und mich duckte. Langsam richtete ich den Blick auf das Bild, was sich mir auf der Lichtung bot. Da waren drei Männer. Sie sahen aus wie Söldner und hielten dementsprechend Waffen in der Hand. Sie richteten die Waffen anscheinend gegen jemanden oder etwas, was ich im ersten Moment nicht richtig erblicken konnte. Dann sah ich es! Da war etwas! Ein Tier? Ein Wolf! Ein weißer Wolf. Aber ungewöhnlich groß und, ich wusste nicht, ob meine Blicke mich trübten aber ich hatte das Gefühl, dass sein Fell schimmern würde. Sie hatten ihn an einen großen Baum in in die Enge gedrängt. "Endlich haben wir dich eingeholt! Wurde auch langsam Zeit! Du und der Major haben damals schon genug angerichtet! Es wird Zeit endlich für dich zu gehen, Schoßhündchen!" Ich hörte, wie einer der Männer den Abzug spannte, doch, es geschah im Bruchteil einer Sekunde, dann sah ich, wie der Wolf mit Anlauf in die Luft sprang und den Mann zu Boden riss. Für einen Moment glaubte ich menschliche Beine gesehen zu haben. Im nächsten Moment ertönte ein Schuss von der linken Seite. Er traf den Wolf genau in die rechte Schulter und er jaulte auf. Dennoch gab er nicht kampflos auf. Er knurrte und plötzlich sah ich, wie sein Körper sich in eine Art körperlose Hülle auflöste und da nur noch eine schnelle, doch menschenähnliche Gestalt umhersprang und die Söldner mit schnellen wuchtigen Angriffen in die Flucht schlug. Ein paar Mal versuchten sie ihn noch mit ihren Schießeisen zu treffen, doch vergebens. Um nicht entdeckt zu werden hatte ich mich leise ins Unterholz zurückgezogen, doch als wieder Stille einkehrte und ich nur noch das leise Rauschen des Waldes vernahm blickte ich langsam auf und...und sah da auf der Lichtung einen hochgewachsenen jungen Mann stehen. Er hatte weiße Haare, vielleicht schimmerten sie auch ein wenig silbern. Seine Augen leuchteten rot wie Blut. Sein Körper war umhüllt von einem langen braungrünen Offiziersmantel, so wie sie die Soldaten des zweiten Weltkrieges häufig getragen haben. Dazu die passende Hose und schwere schwarze Stiefel. Zein Kopf zierte eine passende Offiziersmütze. Ich beobachtete, wie er langsam den Mantel versuchte zu schließen. im fahlen Mondlicht konnte ich die Umrisse seines gut gebauten Körpers erhaschen. Ich wusste, dass gerade jetzt überhaupt nicht der passende Zeitpunkt dafür war aber ich konnte den Blick für einen Moment nicht abwenden und wurde unvorsichtig. Durch die dichten Büsche versuchte ich so leise wie nur möglich auf die Lichtung zu treten. Für einen Menschen hatte ich meiner Meinung nach so gut wie keine Geräusche gemacht, obwohl das Rascheln der Büsche schon zu hören sein sollte aber ich hatte noch nicht ganz die Lichtung betreten, da schoß schon der Kopf des Mannes in meine Richtung und erfasste mich mit einem starren Blick aus den glühenden Augen. Ich blieb wie angewurzelt stehen und spürte, wie sich mein Magen leicht zusammenkrampfte und meine Kehle trocken wurde. Aus seinem Blick konnte ich nicht erkennen, ob er in mir eine Gefahr sah aber er setzte sich mit schweren und doch präzisen Bewegungen in meine Richtung, dabei den Blick immer noch auf mein Gesicht geheftet. "Bitte entschuldige, ich hatte nicht vor dich zu erschrecken! Ich gehöre nicht zu denen! Bitte, ich habe nicht vor dich zu verletzen! Bitte tu mir nichts!" Um ihm zu zeigen, dass ich es ernst meinte, legte ich sogar vorsorglich die Taschenlampe auf den Boden und ging vorsichtig auf die Knie. Er stand nun unmittelbar vor mir und sah zu mir runter. Meine Augen weiteten sich. Für einen normalen Menschen war schon sehr groß, bestimmt knapp über zwei Meter. Seine Statur wirkte stadtlich und dabei sehr muskolös. im fahlen Mondlicht konnte ich erkennen, dass seine Haut einen leicht dunklen Ton hatte, vielleicht von der Sonne, vielleicht auch aufgrund seiner Abstammung, wo auch immer er auch herkam. Er kniete sich zu mir runter und sah mich an. Seine Augen waren groß, blickten mich durchdringend an. Keiner von uns sprach ein Wort, ich hatte Angst ihn anzusehen. Ich spürte, wie meine Unterlippe zitterte, ich konnte eine dominante und gefährliche Aura ausmachen. Plötzlich fühlte ich etwas warmes an meinem Kinn. Die Hand des Mannes in weiße Handschuhe eingehüllt hatte mein Kinn vorsichtig ergriffen und zog es ein kleines Stück hoch, so dass ich ihm in die Augen schauen musste. Sein Blick wirkte leer, jedenfalls konnte ich in jenem Moment keinen Ausdruck jeglicher Gefühle ausmachen. Er senkte die Hand und sah mich einfach nur an. Für einen Moment herrschte Totenstille. Dann richtete er sich auf. Es schien, als wollte er weggehen, doch er ging wieder auf die Knie. Keine Regung im Gesicht doch nun sah ich erschrocken, dass seine rechte Schulter verletzt war. Der Stoff seines Mantels hatte sich bereits rot gefärbt. In einem Moment kam mir ein ungewöhnlicher Gedanke, ob er der Wolf war, den die Söldner eben angegriffen hatten? Meine Gedanken rasten. "Hey, ich weiß zwar nicht, wer du bist und was diese Männer von dir wollten aber du bist verletzt und ich kann nicht zulassen, dass du so da rausgehst. So werden sie dich schneller kriegen, als dir lieb ist. Komm, ich nehme dich mit zu mir nach Hause und versorge deine Wunden. Du brauchst keine Angst haben." Er blickte mich nur starr an. Ich konnte in seinem Gesicht weder einen Ausdruck von Schmerz noch von Dankbarkeit sehen aber im Dunklen ein leichtes Nicken erkennen. Nachdem wir uns langsam und leise den Weg zurück zum Haus vorgearbeitet hatten, nahm ich die Taschenlampe wieder zur Hand und leuchtete durch den dunklen Hausflur bis ich die Türe zu meiner Wohnung erreichte. Die Türe öffnete sich knarzend als ich den Schlüssel im Schloß rumdrehte. Schließlich schlüpften wir beide hindurch und so schnell wie ich sie geöffnet hatte, so schnell schloß ich die Türe auch wieder. Der Mann sah sich mit langsam schweifenden Blicken durch die Wohnung um. Ich betrachtete seinen Arm. "Oh das sieht nicht gut aus. Du hast schon sehr viel Blut verloren. Bitte setz dich hier aufs Bett. Ich hole nur schnell Desinfektionsmittel und Verbandszeug, um die Wunde zu versorgen." Ohne was zu sagen setzte er sich tatsächlich hin. Als ich in mein Schlafzimmer zurückkehrte, saß er einfach nur da und blickte mich wie immer mit seinem ausdruckslosen Blick an. Ich fragte mich, was er gerade dachte. Eigentlich muss ich vollkommen verrückt gewesen sein. Der Mann war wildfremd, vielleicht sogar ein gesuchter Verbrecher. Aus seiner Kleidung schloss ich, dass er ein Soldat sein konnte aber warum war er dann auf der Flucht vor den Söldnern gewesen? Vorsichtig nahm ich seinen Mantel, der tatsächlich ziemlich schwer war. Der der Teil des Stoffes, der die Wunde bislang bedeckt hatte, war durch und durch mi Blut getränkt. Obwohl es ein Streifschuß war, zumindest sah es so aus, war die Wunde stark am bluten. Der rechte Ärmel war jedenfalls ebenfalls von Blut ganz feucht und hatte den Mantel ganz schön in Mitleidenschaft gezogen. "So, das könnte jetzt ein wenig weh tun." Ich nahm vorsichtig seinen verletzten Arm. Er schaute mich wieder mit diesem starren Blick an, als ob er mich die ganze Zeit beobachten würde. Aber er sagte nichts. Vorsichtig tupfte ich die Wunde erst einmal ab und dezinfizierte sie schließlich mit einem stirilen Tuch. Nicht mal ein Wimperzucken. Während der ganzen Prozedur bis ich seinen Arm soweit ich konnte genäht und verbunden hatte verzog der Mann keine Miene. Ich fragte mich, ob er überhaupt Schmerzen oder allgemein Emotionen spüren konnte. Ich legte die Verbandsmittel beiseite und setzte mich wieder zurück auf meinen Stuhl. "Das war eine ziemliche schlimme Schusswunde, ich konnte sie aber Gott sei Dank soweit verbinden. Ich weiß, es geht mich eigentlich nichts an aber es würde mich interessieren, warum diese Männer hinter dir her waren." Wieder sah er mich schweigend an aber sein Blick war wach und klar. Obwohl ich keine Regung in seinem Gesicht ausmachen konnte, schien es so, als ob er bei allem was ich sagte doch irgendwie reagierte, wenn auch nur in einem geringen Maße. "Wie auch immer, wichtig ist, dass du dich erst mal ein wenig ausruhst. Ich wäre dafür, dass du dich fürs erste hier aufhälst und wartest, bis die Wunde komplett verheilt ist. Wenn du möchtest, kannst du hier in meinem Bett schlafen. Ich denke, es ist angenehmer als die harte Couch im Wohnzimmer. Ich mache dir jedenfalls jetzt erst mal was zu essen. Du hast sicher Hunger." Ich schenkte ihm ein Lächeln und wollte mich gerade abwenden als er vorsichtig meine Hand ergriff und mir zunickte. Ich blickte ihn fragend an, dann berührte er vorsichtig die Stelle, wo ich die Wunde genäht hatte. Ich lächelte und merkte, wie mir eine ganz leichte Röte ins Gesicht stieg. "Du musst dich nicht bei mir bedanken, das habe ich doch gerne gemacht." Beim Essen war er genauso schweigsam wie sonst auch. Dennoch war ich froh, dass ihm die üppige Fleischsuppe schmeckte, die ich zubereitet hatte. Vater hatte mir das Rezept beigebracht. "Ich denke, wenn du nun eine Weile hier bleibst, wäre es besser wenn du nicht die ganze Zeit über in deinen Offiziersklamotten rumlaufen würdest. Falls diese Männer nochmal auftauchen sollten, und ich bin mir sicher, dass sie dich suchen werden, würdest du mit dieser Kleidung sehr schnell auffallen. Ich werde morgen deine Maße nehmen und dir ein paar hübsche Hemden und Hosen kaufen." Schweigend blickte er mich an. Kurze Zeit später blickte er auf den leeren Suppenteller. "Darf ich dich etwas fragen? Als ihr da im Wald wart, warum haben diese Männer auf dich geschossen?" Er schaute zu Boden. Kein Wort fiel. Nur Schweigen. "Ich...bin mir nicht ganz sicher...sie schienen dich eindeutig bedroht zu haben. Für einen Moment kam es mir vor als...als hätte ich sowas wie einen Wolf gesehen." Er blickte mich durchdrigend an als wüsste er wovon ich redete. Dennoch schwieg er. "Wahrscheinlich habe ich mir das in dem ganzen Aufruhr nur eingebildet. Wie auch immer. Du musst mir auch nicht sagen, warum sie dich verfolgt haben, es geht mich ja auch nichts an. Mir ist nur wichtig, dass du gerade in Sicherheit bist." Wieso betonte ich das immer wieder? Ich kannte diesen Mann nicht, so stark wie er aussah hätte er auch schon längst seinen Vorteil nutzen und über mich herfallen können. Aber irgendwo da drin hatte ich das Gefühl, dass da nicht diese Bestie drin lebte, ich während des Kampfes gesehen habe, sondern ein verängstigtes Wesen. Ich nahm seinen als auch meinen Teller und stellte sie zum Spülen in die Spüle. Als ich mich umdrehte, musst ich mich zurückhalten nicht zu erschrecken, denn der Mann hatte sich vor mir aufgebaut und sah mir tief in die Augen. Es war ein komisches Gefühl, eine Mischung aus Nervosität, Anspannung und Wärme überkam mich. Das war das erste Mal, dass mir ein Mann so nahe war. Ich spürte eine aufsteigende Hitze in meinem Gesicht und versuchte nicht in seine Augen zu sehen. Schließlich legte er mir eine Hand auf die Wange. Mir wurde ganz heiß und mein Herz fing an zu pochen. Vielleicht merkte er auch, dass mir die Nähe gerade etwas unangenehm war, denn er wich zurück und gab mir wieder Freiraum. Ich versuchte mich wieder zu fassen. "Ehm...nun denn, wir sollten schlafen gehen, es war ein langer Tag." Ich bereitete ihm noch das Bett vor, dann machte ich mich selbst zum Schlafengehen bereit. "Ich wünsche dir eine gute Nacht. Falls irgendetwas sein sollte, ich bin im Wohnzimmer." Er nickte. Danach losch ich die Lichter und legte mich selbst hin. Nur konnte ich die halbe Nacht kein Auge zudrücken. Ich wusste nicht, wie spät es war als ich aufstand. Ich war doch zu neugierig. Ich wusste immer noch nicht, wie der Mann hieß aber ich hatte bemerkt, dass er sowas wie eine Hundemarke, wie sie die Soldaten immer trugen, um den Hals trug. Leise schlich ich mich in sein Zimmer, er war tatsächlich tief und fest am schlafen und hatte sich in die warme Decke gehüllt, die ich ihm gegeben hatte. Die Hundemarke hing locker um seinen Hals um baumelte Richtung Boden. Vorsichtig ergriff ich sie kniend und versuchte im Dunkeln die silber eingravierten Lettern zu entziffern. "Hans Günsche, SS-Offizier". Mir stockte für einen Moment der Atem. Die SS. Ein Begriff des aus dem zweiten Weltkrieg. Meine Güte, wo war ich da hineingeraten? Wer war dieser Mann? Ich versuchte ruhig zu bleiben, er hatte mir bisher nichts getan, vielleicht tat er das in Zukunft auch nicht! Jedenfalls wusste ich nun wie ich ihn ansprechen konnte. Ich schmunzelte. Hans. Ein deutscher Name wie ich wusste. Ich ließ die Marke vorsichtig aus der Hand gleiten und schlich mich leise zurück ins Wohnzimmer. Ich würde ihn die Tage auf seinen Namen ansprechen. Mit Hans zusammen zu leben, zumindest glaubte ich daran, dass er so hieß, war nicht so schlimm wie ich zuerst dachte. Er gewöhnte sich schnell an das angenehme Leben und ich sorgte durch neue Kleidung dafür, dass er in der Öffentlichkeit nicht zu sehr auffiel. Den Mantel sowie die Mütze und die Hose hatte ich soweit es ging in eine Wäschetruhe gelegt und unter meinen Kleidern vergraben. Den ersten Tag hatte ich ihn vorsichtig auf seinen Namen angesprochen. Er nickte zustimmend als ich ihn fragte, ob er Hans hieß und aus Deutschland kommen würde. Ich hatte zuerst Sorge, dass es ihm was ausmachen würde wenn ich ihm zu viele Fragen stellen würde, vor allem weil ich mir heimlich seine Hundemarke angesehen hatte aber letzten Endes wäre sie mir irgendwann bestimmt sowieso aufgefallen. Auf meine Fragen hin, was er mit der SS zu tun hätte, bekam ich nur ein Kopfschütteln von ihm zu sehen. Wenn ich immer noch nicht nachgeben wollte und weiter hinterfragte, schüttelte er noch heftiger den Kopf. Manchmal legte er mir dazu die Hand auf die Wange. Vielleicht war das ein Ausdruck davon, dass er sich um mich sorgte und nicht wollte, dass mir was passiert. Im Laufe der Tage, die wir zusammen verbrachten, wurde mir auch bewusst, dass Hans durchaus sprechen konnte, anscheinend aber nur einfach keine Lust hatte. Keine Ahnung, warum er das tat aber um ehrlich zu sein war mir das egal. Je mehr Zeit ich mit ihm verbrachte, desto mehr schien ich ihn zu mögen und seine Blicke, die ich von Zeit zu Zeit immer besser verstehen konnte, waren sie auch noch so wage zu analysieren, immer besser zu verstehen. Er brauchte nicht reden, sein Schweigen sagte mir mehr als tausend Worte und ich genoss seine Anwesenheit sehr. Ich merkte, dass er anscheinend sehr naturverbunden war. Bei schönem Wetter gingen wir häufig raus in den Wald und lagen stundenlang auf einer ausgebreiteten Decke auf der Wiese. Dann las ich ihm Geschichten aus meinen Büchern vor und er legte vorsichtig seinen Kopf auf meine Beine. Dann fuhr ich ihm sanft durch die weißen Haare. Das schien er unheimlich zu mögen. Eines Tages fragte ich ihn dann doch, was es sich mit dem Wolf auf sich gehabt hätte. Vorsichtig warf ich hinterher, dass ich die Angelegenheit eigentlich ruhen lassen wollte, jedoch jetzt, wo ich Hans besser kannte und dann doch nicht, mehr über ihn erfahren wollte. Zuerst hatte ich das Gefühl, dass er meinem Drängen aus Sicherheit und Besorgnis nicht nachgeben wollte, doch dann...eines Abends...sollte ich erfahren, wer und was er wirklich war. Wir wollten zusammen auf die Lichtung gehen, wo wir uns das erste Mal getroffen hatten. Dabei hatte er vorsichtig meine Hand genommen und mich dorthin gebracht. Als wir so auf der Lichtung standen, kam mir die Stimmung zu damals ganz anders vor. Irgendwie romantisch. Es war angenehm ruhig, die Luft duftete herrlich durch den frischen Wind. Hans kam auf mich zu und baute sich vor mir auf. Seine dunklen roten Augen schauten mich intensiv an, jedoch nicht wie damals erschrocken sondern liebevoll und warmherzig. Wieder legte er mir die Hand auf die Wange und ich errötete. "Hans, ich...wir haben mittlerweile sehr viel Zeit miteinander verbracht und...ich weiß zwar nicht alles über dich und vielleicht ist es auch besser so aber...du sollst wissen, dass du mir in den letzten Wochen sehr wichtig geworden bist und...ich mir wünschen würde, dass du bei mir bleibst. Durch deine Reaktionen die letzten Wochen hast du mir gezeigt, dass du in deiner Vergangenheit viel Schmerz und Leid durchleben musstest. Ich möchte, dass du mit mir damit abschließen kannst. Vielleicht ist es auch ein wenig zu früh dafür aber...du hast mir eine Seite an dir gezeigt, die ich sehr angenehm finde. Du bist ein guter Mensch. Was und wer du auch immer bist, ich mag dich so wie du bist." In diesem Moment offenbarte er mir das erste Mal etwas, mit was ich nie gerechnet hätte. Er lächelte. Und was für ein wunderschönes Lächeln. Seine Hand ruhte immr noch auf meiner Wange, ich spürte, wie mein Herz schneller schlug und seine andere Hand sich vorsichtig um meine Hüfte schlang. Langsam zog er mich an sich. Mir wurde heiß, die Sicht verschwamm als ich zu ihm hochblickte. Seine Finger legten sich unter mein Kinn, ich schloss die Augen. Für einen Moment hörte ich nichts anderes als meinen eigenen Puls und sog den Duft seiner Haut ein. Doch...inmitten diese Momentes platzten urplötzlich Schüsse aus der Nähe. Als ob er es geahnt hätte, stellte sich Hans schützend vor mich. Sein Blick war starr auf die Ferne gerichtet. Kurz darauf hörte ich nur, wie schnelle Schritte auf uns zukamen und diesmal waren es definitiv mehr als beim letzten Mal. Hans griff ohne nachzudenken mein Handgelenk und riss mich durch den dunklen Wald. Instinktiv hastete ich hinter ihm her. Er war unglaublich schnell, kaum hatten wir das Unterholz durchbrochen, hatten wir schon das Ende des Waldes erreicht. Doch statt uns sicher zu glauben, konnte ich meinen Augen vor lauter Schreck nicht trauen. Da waren hunderte von Soldaten, die uns eingekreist hatten. Darunter auch zwei Panzer. Da ich die Logos kannte, wusste ich, dass es Soldaten der Organisation Hellsing waren. Hans hatte sich schützend vor mir aufgebaut. Die Soldaten richteten die Waffen auf uns. Ich wusste nicht was ich tun sollte, ich stand einfach nur wie gelähmt da. "Miss Dri, wir haben sie eingekreist. Holen Sie Miss van Gilmore von dort fort! Dann kümmern wir uns um den Werwolf." Ich konnte meinen Ohren kaum trauen! Jo war hier? Ehe ich mich versah trat eine Gestalt zwischen den Soldaten hervor. Und tatsächlich, durch die grellen Scheinwerfer konnte ich sie zuerst nicht erkennen doch beim zweiten Mal hinsehen erkannte ich sie. Es war Jo! "Jo, was hat das alles zu bedeuten? Die ganze Zeit warst du wie vom Erdboden verschluckt und nun tauchst du mit deiner Kawellarie hier auf! Was soll das?" Jo kam langsam auf mich zu. Sie wirkte ernst und dennoch geknickt. "Myu, es tut mir unendlich leid aber bitte versuche zu verstehen, was ich dir erzählen möchte. Unsere Begegnung war kein Zufall! Damals als wir uns trafen sollte ich dich begleiten. Ich sollte dich schützen!" Ich sah sie wütend an. "Schützen? Vor was denn bitte? Das einzige, was du getan hast, war anscheinend unsere Freundschaft auszunutzen!" Sie schüttelte den Kopf. "Nein Myu, das siehst du völlig falsch. Ja, ich weiß, für die kommt das alles vollkommen falsch. Du denkst, ich hätte dich verraten aber das stimmt nicht. Weißt du nicht, warum du damals ausgesetzt und vor die Türen der Kirche gelegt worden bist? Warum deine Familie den langen Weg nach Italien auf sich genommen hatte, um dich in Sicherheit zu wiegen? Das war kein Zufall!" Ich konnte es nicht fassen. Aber ich hörte ihr weiter zu. "Erkläre dich!" "Hast du dich nicht die ganze Zeit über gefragt, warum du auf Männer so reizvoll wirktest? Natürlich gibt es Frauen mit außergewöhnlicher Schönheit aber du bist etwas besonderes! Der Legende nach wird alle tausend Jahre eine Jungfrau geworden, die der Jungfrau Maria gleichkommt. Sie soll von unvorstellbarer Schönheit glänzen und sich immer ihre Reinheit bewahren. Allerdings trägt diese Jungfrau auch eine schwere Last, denn trotz all der Schönheit ist es ihr bis an ihr Lebensende verwert Kinder zu gebähren. Man nennt sie deswegen auch die ewige Jungfrau!" Mir schwirrte der Kopf. Ich wollte und konnte es nicht verstehen. "Vor einigen Jahren kam es zu einem Aufstand durch Millenium gegen Hellsing in England. Ein wahnsinniges Genie, genannt der Major, hatte eine Armee von unzähligen unbesiegbaren Vampiren geschaffen, das letzte Batallion so wie er es nannte, um England dem Erdboden gleich zu machen. Er wollte Krieg und den bekam er. Damals hat er England dem Erboden gleich gemacht. Viele Menschen sind dabei ums Leben gekommen. Es war die Hölle auf Erden! Mithilfe unseres übermenschlichen von Hellsing geschaffenen Vampires Alucard schafften wir es dennoch den Major und seine Höllenarmee zu schlagen. Dennoch scheint es, als ob es da draußen immer noch Mitglieder von Millenium gibt, die versuchen erneut gegen uns anzutreten. Darunter dein lieber Werwolf, den du da vor dir siehst!" Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. Hans sollte ein Mitglied dieser Terroreinheit gewesen sein? Ein Nazi? "Wir haben mitbekommen, dass die Kraft der ewigen Jungfrau, wenn man sie nutzt, unermesslich sein kann wenn sie perfekt genutzt wird. Deine Eltern müssen das gewusst haben, denn sie wurden damals von Millenium verfolgt oder von denen, die noch übrig geblieben sind. Sie brachten dich nicht zu irgendeiner Kirche, nein, sie brachten dich zu den Toren von Iscariot, eine Division von ausgebildeten Attentätern, die im Namen des Papstes arbeiteten. Alexander Anderson ist einer davon." Mir wurde schlecht. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Ich griff mir an den Kopf. "Nein, das stimmt nicht! Das ist alles nicht wahr. Er hat mich wie eine Tochter aufgezogen." "Natürlich hat er das aber er wollte dich auch beschützen. Bevor du gingst, musste er feststellen, dass du deine Volljährigkeit vollendest, denn erst dann konnte deine Macht entfesselt und deine Reinheit gewahrt sein. Du müsstest jetzt eigentlich in der Lage sein deine Kräfte zu nutzen. Jedenfalls hat er uns daraufhin in Kenntnis gesetzt, dass du auf dem Weg nach England seist. Gerade zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt, da wir zu der Zeit schon auf der Suche nach deinem Werwolf Freund hier waren. Ganz gleich, wie gefährlich es auch war, deine Sicherheit musste gewahrt sein. Dafür setzte Hellsing mich ein." Ich musterte Jo mit finsteren Blicken. "Und warum bist du damals weggegangen? Einfach vom Erdboden verschwunden?" Jo schaute zu Boden. "Myu, ich musste es tun. Hellsing hat es mir damals befohlen. Millenium wollte durch die wieder an die Macht kommen, allerdings kamen wir in Gruppen nicht an sie ran. Wir verließen den Ort und...nutzten deine Anwesenheit als Lockvogel. Ich weiß, du hälst mich jetzt bestimmt für ein eiskaltes Miststück aber du musst mir glauben, mir ging es die ganze Zeit um deine Sicherheit und deine Freundschaft bedeutete mir alles. Obwohl wir beide uns so voneinander unterschieden hast du mich von Anfang an so akzeptiert wie ich bin und nicht geurteilt. Das hat mich sehr glücklich gemacht. Glaube mir, ich wäre niemals fortgegangen hätte man es mir nicht befohlen. Aber das wird nun auch alles ein Ende haben, wir haben den Werwolf und er wird dir nichts antun solange wir hier sind." Ich war verletzt und erzürnt zugleich. Mein Herz raste vor lauter Wut und ich wollte am liebsten einfach nur laut losheulen. Stattdessen stellte ich mir vor Hans und breitete die Arme aus. Die Soldaten richteten ihre Waffen auf mich. "Dann versucht es nur! Ich weiß nicht, wie Hans früher war und ich will es auch gar nicht wissen! Das, was ich weiß ist, dass er nicht weggegangen ist nachdem ich ihn von seinen Verletzungen befreit habe. Er war da als ich einsam war. Und jetzt wollt ihr ihn töten? Wahrscheinlich wollte er das, was er damals getan hat, gar nicht! Er wurde selbst verletzt! Bitte, ansonsten müsst ihr mich auch erschießen!" Jo zögerte. Ich sah, dass sie den Befehl zum Schießen nicht geben konnte. Vielleicht lag in ihren Worten tatsächlich die Wahrheit aber im Moment stand sie bei mir auf Messers Schneide. Ich hätte ihr gerne vertraut, wahrscheinlich würde ich ihr irgendwann verzeihen aber im Moment ging es um alles oder nichts und die Entscheidung viel ihr verdammt schwer. "Miss Dri, es ist zu gefährlich! Wir müssen jetzt handeln, ansonsten können wir für Miss van Gilmores Sicherheit nicht mehr garantieren!" ich konnte sehen, wie es in Jos Kopf am arbeiten war aber sie überlegte zu langsam. Ein Schuß zeriss die Stille und plötzlich spürte ich nur noch einen segenen Schmerz in meiner linken Schulter. Die Sicht verschwamm. Alles drehte sich. Ich ging zu Boden und versuchte instinktiv meine Schulter zu halten. Mein Kopf dröhnte, die darauffolgenden Schreie klangen wie weit in die Ferne gerückt. Ich konzentrierte mich komplett auf den Schmerz, hörte nur noch in der Ferne Jo rufen, ich glaube, es klang wie "NICHT SCHIESSEN, IHR IDIOTEN!" Das nächste was folgte, ich weiß nicht, ob der Schleier vor meinen Augen mir nur einen Streich spielen wollte, war ein Gemetzel, wie ich es noch nie erlebt hatte. Hans war nicht mehr der, der eben noch seine Hand zärtlich auf meine Wange gelegt hatte. Irgendetwas zog mich weg. Es war Jo. Doch ich konnte das Szenario genau erkennen und...es trieb mir die Tränen in die Augen, welche mir hieß über die Wangen liefen. Sie hatten Recht. Eine riesige Gestalt sprang vor meinen Augen auf dem Feld umher, schnell und wendig. Brutal stieß sie auf die Soldaten nieder, Schreie zerissen die Nachtluft. Ich sah Blut gen Himmel spritzen, abgerissene Körperteile durch die Luft segeln. Hans war gerade kein Mensch mehr, sondern eine wildgewordene Bestie. Ein Werwolf. In Anbetracht der Lage hätte ich schockiert sein sollen über das, was sich gerade vor meinen Augen abspielte aber ich war es nicht. Denn irgendwo wusste ich, dass er es für mich tat. Die Erkenntnis schmerzte in meinem Herzen mehr als die pochende Wunde an meinem Oberarm. Wie betäubt und die letzten Kräfte aufraffend spürte ich, wie meine Beine es schafften mich aufzurichten und ich langsam auf Hans zuschritt. "Nein, hört auf! Ihr tut ihm weh!" Meine Stimme war wie belegt, ich konnte nicht schreien. Die Schreie der sterbenden Soldaten um mich rum hallten in meinen Ohren wider aber ich ging immer näher. Ich sah, wie Hans einen der Soldaten mit seinen gewaltigen Zähnen packte und ihn einfach zerbiss. Körperteile flogen zu Boden, Blut und Knochen flossen aus seinem mit scharfen Zähnen gesprickten Maul. Seine Augen leuchteten glutrot, er war in Rage. Nichts schockierte mich mehr in diesem Moment. Ich schloß zu ihm auf bis er mich erblickte. Vielleicht erkannte mich durch seine rasende Wut auch gar nicht mehr und sah mich nun auch als Bedrohung an. Seine gewaltigen Klauen wetzten sich am Boden, sein Knurren laut und bedrohlich und er fixierte mich mit seinem stechenden Blick. "Hans, es ist gut. Ich bin es, Myu. Erkennst du mich nicht? Ich habe es verstanden. Du brauchst keine Angst mehr haben. Ich bin bei dir und beschütze dich, so wie du mich beschützt hast. Es ist alles gut. Du brauchst nicht mehr zu kämpfen." Da stand ich nun vor ihm, vor diesem riesigen Ungetüm und starrte ihm direkt in die Augen. Sein Blick war fesselnd. Er kam mir so nah dass ich seinen von Blut durchtränkten Atem riechen konnte, den er bei jedem Knurren ausstieß. Doch ich lächelte. Ich hatte keine Angst vor ihm. Ich hatte keinen Grund dazu, denn ich wusste, dass er mir nichts tun würde. Zögerlich streckte ich meine Hand nach ihm aus, er ließ es zu. Meine Hand berührte ihn vorsichtig auf der riesigen Schnauze. Sein Knurren verstummte. Auf einmal sah es so aus, als ob sein Blick voller Trauer durchgezogen war. Hans schloss die Augen und plötzlich löste sich die wolfartige Gestalt auf. Sie verformte sich bis wieder der Hans, den ich kannte, vor mir stand. Sein Blick traf mich wie ein Messerstich, wie schmerzerfüllt er aussah. So hatte ich ihn bisher noch nie gesehen und obwohl er kein Wort sprach konnte ich genau spüren, was er mir sagen wollte. "Es tut mir so unendlich leid, Myu. Ich wollte das alles nicht. Ich wollte dich doch nur beschützen. Ich existiere nun seit über 150 Jahren, bisher hat mich der Major und Millenium nur als Waffe missbraucht. Ich konnte nichts dagegen tun. Ich hatte nie vor diesen ganzen Menschen weh zu tun und ich hatte auch nie vor dir weh zu tun. Seit so vielen Jahren, die ich nun auf der Erde wandle, bist du der erste Mensch gewesen, der mich so akzeptiert wie ich bin. Kein Monster und dafür bin ich dir unendlich dankbar. Du hast in mir den Teil wiedererweckt, der noch menschlich ist und...wenn du es mir erlaubst, würde ich gerne bei dir bleiben weil...du mir etwas bedeutest." Ich blickte ihn mit erleichterten Blick an und schloss ihn mit Tränen in den Augen in die Arme. Erleichterung erfasste mein Herz. Dann blickte ich zu Jo, die sich zögerlich an uns gewandt hat. "Nun denn, das ist ein ganz schönes Massaker, was du hier angerichtet hast. Aber du kannst nicht mit uns kommen. Hellsing würde dich in Stücke reißen. Wenn ihr beiden wirklich zusammenbleiben wollt, musst du, Myu, mit ihm fortgehen. Du darfst dich allerdings hier nicht mehr blicken lassen. Wenn ich euch jetzt gehen lasse, werden sie denken, dass ihr geflohen seid. Ich lasse euch die Wahl. Für dein Glück und damit ich wenigstens etwas wieder gutmachen kann." Mir wurde das Herz ganz schwer. Noch einmal schritt ich auf sie zu. Mein Blick sank zu Boden. Gleichzeitig fing sie an mit Verbandsmitteln meinen verletzten Arm zu versorgen. "Ich...Jo...ich liebe ihn. Mich interessiert seine Vergangenheit nicht sondern die Person, die er hier und jetzt ist. Ich kann ihn nicht alleine lassen. So wie ich ihn brauche, braucht er mich. Und ich möchte nicht mehr, dass du ein schlechtes Gewissen meinetwegen hast. Diese Organisationen, Hellsing oder Millenium, sind alle irgendwo gleich grausam. Das habe ich nun gemerkt. Auch wenn vielleicht eine von ihr für das Gute kämpft. Ich bitte dich nur um eins. Pass auf dich auf! Ich hatte eine sehr schöne gemeinsame Zeit mir dir und unsere Freundschaft wird ewig währen." Ich merkte wie sie mit den Tränen kämpfte und mit einem verkrampften Lächeln mir auf die Schulter schlug. Die Wunde hatte sie sehr gut verarztet. "Jetzt hör endlich auf mit der Gefühlsduselei! Na los, verschwinde endlich bevor ich es mir anders überlege! Pass auf dich und den Wolfsmann auf und...bitte vergess mich nicht." Mit diesen Worten verabschiedeten wir uns voneinander und während in der Ferne der Tag anbrach, zog ich mit Hans raus in die Ferne, wo wir dem Horizont und dem Morgengrauen entgegen liefen. Seit dem Vorfall waren sechs Monate vergangen. Hans und ich hatten uns in Deutschland abgesetzt, weit ab von Iscariot und Hellsing. Meinem Vater schrieb ich hin und wieder Briefe, allerdings anonnym weil ich nicht wollte, sollte Millenium noch irgendwo da draußen sein und sowieso befanden wir uns gerade in Deutschland in der Höhle des Löwen, dass die Briefe abgefangen wurden. Ich zog Vater keinen Strick aus der Sache, er hatte mich groß gezogen und mich wie sein eigen Fleisch und Blut behandelt...und dafür liebte ich ihn. Ich wusste nicht, ob sich unsere Wege irgendwann nochmal kreuzten aber ich wollte, dass er weiß, wie sehr ich an ihm hänge. Obwohl Millenium ursprünglich seine Geburtsstätte in Deutschland hatte, wollte Hans unbedingt mit mir hierher. Anhand von Bildern in Büchern zeigte er mir wunderschöne Gegenden, die er unbedingt mal besichtigen wollte. Nach unserer ersten gemeinsamen Liebesnacht war ich morgens ganz verträumt in seinen Armen aufgewacht. Es war ein merkwürdiges Gefühl, obwohl ich wusste, dass ich eigentlich hätte meine Unschuld verlieren müssen fühlte es sich danach immer noch an als wäre ich eine Jungfrau. Jo hatte also doch Recht gehabt. Aber ich musste mir zugestehen wenn es Werwölfe und Vampire gab, gab es auch so Menschen wie mich. Jedenfalls war es eine sehr schöne Erfahrung gewesen, Hans war groß und stark und hatte mich die ganze Zeit in seinen starken Armen gehalten. Er hatte einen angenehmen Duft an sich, meine Hände habe ich immer wieder durch seine Haare gefahren und mich seinen kräftigen Rücken fest umklammert. Selbst beim Akt hat er keinen Ton von sich gegeben aber ich merkte, dass er sich wohlfühlte und er alles dafür tat, mir auf keinen Fall Schmerzen zuzufügen. Anfangs hielt er mich wie eine zerbrechliche Puppe im Arm, doch während unseres Liebesaktes hatte er mich fest umklammert und sich mir immer wieder entgegengedrängt. Er war voller Leidenschaft, die Reibung gegen seinen Körper alleine war schon so intensiv, dass ich alleine dadurch zum Höhepunkt gekommen bin. Immer wieder suchte sein Mund nach meinen Lippen als ob er Angst gehabt hätte, sie bei jedem Verlassen zu verlieren. Als wir schließlich völlig erschöpft nebeneinander lagen und er seinen Arm unter meinen Rücken gelegt hatte, fuhr ich ihm durch einzelne Haarsträhnen. Ich hatte ihn noch nie so friedlich gesehen. Am folgenden Morgen schmunzelte ich über das kleine Lächeln, was er im Schlaf aufgesetzt hatte. Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht nur einen starken Wolfsmann, sondern auch ein verlorenes Kind bei mir liegen hatte, was endlich sein Glück und seinen Frieden gefunden hatte nach all den Schmerzen und traumatischen Erlebnissen. Ich legte die Arme vorsichtig um ihn und horchte nach seinem Herz. Es schlug sanft gleichmäßig. Ein sehr beruhigendes Gefühl. Die Sonne ging in der Ferne auf und ich habe einem einsamen Wolf ein Zuhause gegeben. So lange ich konnte und so lange er es zuließ sollten meine Arme sein Zuhause sein. Ich lächelte und wusste, dass ich ihn nie wieder loslassen würde, meinen liebevollen Wolfsmann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)