Not with Haste von rokugatsu-go ================================================================================ Epilog: Aber nicht mit Eile --------------------------- Im Laufe der Jahre überkam Kakashi immer mal wieder die Angst, er könnte Yamato verlieren. Er versuchte gerne, so etwas zu überspielen, aber alleine schaffte er es nicht. Was er allerdings auch überhaupt nicht musste. In regelmäßigen Abständen redete Naruto ihm ins Gewissen und irgendwann hatte Yamato ein Gefühl dafür entwickelt, es zu bemerken, wenn Kakashi wieder einmal mit seinen Dämonen kämpfte. Dann wusste er, dass er den Anderen daran erinnern musste, dass alles in Ordnung war und auch bleiben würde. So unfassbar es Kakashi auch selbst vorkam, ihr Arrangement funktionierte. Jahre, nachdem Naruto ihm zum ersten Mal ins Gewissen geredet hatte, registrierte Kakashi, wie seine Angstzustände nachließen. Ähnlich wie Yamatos Albträume würden sie vermutlich nie völlig ausbleiben, aber sie blieben auf einem erträglichen Mindestmaß. Als sämtliche Schützlinge schon verheiratet waren und damit begonnen hatten, Kinder in die Welt zu setzen, fragte er Yamato, ob sie in ein größeres Haus umziehen wollten. Er konnte nicht einmal den Satz zu Ende bringen, dass seine alte Einzimmerwohnung ihm nun wohl doch langsam etwas zu klein geworden war, als Yamato ihm bereits Pläne für ein Haus präsentierte. Genug genesen, um ihnen ein riesiges Haus hinzustellen, musste Kakashi den Jüngeren bremsen, da er doch bescheiden bleiben wollte. Während Yamato beim Anblick des „bescheiden, aber eines Hokage würdig“- Baus fast vor Stolz platzte, erfreute Kakashi sich mehr an dem Anblick seines glücklichen Kohais. Es war so einfach, ihn glücklich zu machen. Und Kakashi liebte es, dies zu tun. Natürlich blieb ihre Beziehung nicht auf ewig verborgen. Und natürlich gab es Menschen, die etwas dagegen hatten. Kakashi wunderte sich, wie er es auch schon als Kind getan hatte, ob diese Leute wirklich glaubten, er würde nicht mitkriegen, dass sie über ihn tuschelten. Vielleicht wollten sie auch, dass er sie hörte. Solange sie sonst nichts machten, war es ihm mit ziemlicher Sicherheit egal, wenn es ihn auch manchmal verärgerte. Besorgt war er mehr um Yamato, aber dieser winkte, darauf angesprochen, nur ab. „Bitte, ich musste mir schon so oft anhören, als Kopie des ersten Hokage eine Schande für Konoha zu sein, da macht mir das jetzt auch nichts mehr aus.“ Auch Kakashis Sorge als Hokage an Macht zu verlieren, war unbegründet gewesen. Ehe die meisten begriffen hatten, was los war, hatte er das Dorf schon jahrelang regiert. Ziemlich erfolgreich sogar. Zudem hatten sie Naruto auf ihrer Seite – und kaum jemand wandte sich öffentlich gerne gegen den Helden aus Konoha.   Bei genau diesem saßen sie nun auf dem heimischen Sofa und warteten auf das Eintreffen der anderen. „Ich kann nicht fassen, dass ich zu früh bin“, mäkelte der Hokage. „Das ist dein schlechter Einfluss.“ „Du meinst wohl guter Einfluss“, erwiderte Yamato. „Die anderen kommen auch gleich“, erklärte Naruto. Hinata musste noch ein paar letzte Besorgungen mach-“ „Paaaaapaaaaa! Boruto malt schon wieder mit Filzstiften auf die Wände!“, ertönte eine Mädchenstimme aus einem anderen Raum. „Stimmt gar nicht! Das sind Wachsmalstifte!!“, korrigierte Narutos Sohnemann trotzig. „WAAAS?“ Naruto geriet ins Schwitzen und war sichtlich peinlich berührt von dem Chaos, welches bei ihm herrschte. „Äh, ihr wartet hier kurz. Ich habe die Situation vollkommen unter Kontrolle.“ Als Naruto schimpfend hinaus rannte, kicherte Kakashi. „Ich liebe dieses Schauspiel. Jahr für Jahr.“ Es war Narutos Geburtstag, Kriegsende, wie man es auch nennen wollte. Und sie trafen sich jedes Jahr, um dies zu feiern. „Meinst du nicht, wir sollten ihm helfen?“, wandte Yamato pflichtbewusst ein, aber der Andere winkte ab. „Nein, das ist Karma. Lass mich bitte das Karma genießen.“ Gerade als Yamato amüsiert den Kopf schüttelte, kam die kleine Himawari, eingewickelt in etwas, das wohl bis eben noch eine Gardine gewesen war, durch die Tür spaziert. In einer Hand hielt sie noch eine Schere. „Onkel Kakashi, Onkel Yamato! Seht mal, ich bin eine Prinzessin!“ „Und was für eine hübsche Prinzessin du bist“, antwortete Kakashi lachend, während Yamato ihr die Schere aus der Hand nahm und sie in sicherer Distanz ablegte. „Himawari! Nein! Nicht schooon wieder!“ Naruto kam samt Sohn unterm Arm wieder hinein und seufzte tief. „Ja, doch, ich genieße das Karma auch“, stimmte Yamato ihm schadenfroh zu.   Es dauerte nicht lange, bis die anderen eintrafen und es dauerte noch viel kürzer, bis Ino und Sakura sich über Fragen der Kindererziehung in die Haare bekamen. Naruto und Sasuke schafften es grundsätzlich über irgendetwas anderer Meinung zu sein, und so stieg der Lautstärkepegel (obwohl Sai und Hinata Schlichtungsversuche unternahmen) auf ein erhebliches Maß an. Kakashi wusste, dass es deswegen keinen Grund zur Sorge gab, denn jeder Streit dieser Art verflüchtigte sich binnen kürzester Zeit von alleine. Trotzdem zog er sich währenddessen gerne aus der Schusslinie zurück. Keine drei Sekunden, nachdem er sich vor dem Krach aus dem Wohnzimmer in die Hyuga-Uzumaki-sche Küche gerettet hatte, folgte Yamato ihm auf dem Fuße. „Alles in Ordnung?“ „Ja.“ Kakashi drückte mit zwei Fingern auf seine Schläfen. „Ich brauche nur eine kurze Pause von dem Geschrei.“ Er lehnte sich gegen eine Arbeitsplatte. Yamato lachte leicht und gesellte sich neben ihn. „Kann ich verstehen. Ich dachte immer, Kinder würden mehr Geschrei als ihre Eltern veranstalten. Muss eine Fehlinformation gewesen sein.“ Als hätten sie ihr Stichwort gehört, marschierten eine determiniert dreinblickende Sarada mit Boruto und Inojin im Schlepptau in die Küche. „Onkel Yamato, Onkel Kakashi, darf ich euch etwas fragen?“ Ihr bestimmender Tonfall verriet, dass die Höflichkeit nur pro forma war. Fragen würde sie so oder so. Boruto sah die zwei Erwachsenen neugierig an und Inojins ausdrucksloses Gesicht stand dem seines Vaters in nichts nach. „Schieß los“, antwortete Kakashi, gespannt, was nun kommen mochte. „Seid ihr ein Liebespaar?“, fragte Sarada sogleich. Kakashi wechselte einen kurzen Blick mit Yamato und beantwortete ihre Frage mit einer Gegenfrage: „Was denkst du denn?“ „Ich denke, ihr seid eins.“ „Dann hast du damit Recht“, antwortete er lächelnd. „Ha!“ Triumphierend wandte das Mädchen sich Boruto zu. „Ich hab´s doch gesagt!“ „Echt jetzt? So was geht?“ Boruto blinzelte überrascht. „Ja, so was geht“, erwiderte Yamato amüsiert. „Das hab ich nicht gewusst!“ Narutos Sprössling war sichtlich unglücklich darüber, gegen Sarada verloren zu haben. „Ich hab´s doch gesaaagt, ich hab´s doch gesaaagt“, trällerte sie siegreich, während sie und Boruto zurück ins Wohnzimmer gingen. „Ich hab es auch gesagt“, wandte Inojin sich schulterzuckend an die Älteren. „Aber auf mich hört nie jemand.“ Dann folgte er seinen Freunden. Belustigt den Kopf schüttelnd, sah Kakashi ihnen nach. „Warum durfte ich nicht die drei als Genin haben? Vielleicht bilde ich mir das ein, aber sie wirken so viel pflegeleichter.“ Für einen kurzen Moment trat Ruhe ein, dann erst ergriff Yamato, etwas unbehaglich, das Wort. „Hast du eigentlich je Kinder gewollt?“ Kakashi sah ihn überrascht an. „Es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber: So wunderschön unsere Kinder auch wären, die Wissenschaft ist leider noch nicht so weit.“ Der Jüngere stutzte und wedelte dann abwehrend mit den Händen. „So habe ich das doch nicht gemeint!“ Kakashi lachte und Yamato wusste, dass der Andere sich mal wieder einen Spaß erlaubt hatte. „Scherzkeks. Ich meinte natürlich, ganz allgemein.“ „Ganz allgemein höre ich durch diese Wand die Kinder, die mir völlig ausreichen. Und deren Kinder.“ Einen flüchtigen Blick zur Tür werfend, nickte Yamato. „Ja, so sehe ich das auch.“ Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Ich weiß, man sollte keinen Liebling haben, aber ...“ „Bei dir ist es Sai, oder?“, vervollständigte Kakashi den Satz und der Andere lächelte verlegen. „Ist es so offensichtlich? Hast du auch einen?“ „Sakura, definitiv Sakura“, antwortete Kakashi. „Wirklich? Ich dachte-“ „Bei Sasuke hab ich so ziemlich alles vermasselt, was möglich war und der Überraschungsninja Nummer Eins hat mich Jahre meines Lebens gekostet. Sakura habe ich schrecklich vernachlässigt und sie stellte sich dann als die Vernünftigste der ganzen Gruppe heraus.“ Er seufzte ein wenig wehmütig, was Yamato mit einem kleinen Themenwechsel auffangen wollte. „Was denkst du? Ist Naruto bald soweit, um Hokage zu werden?“ „Das sicherlich. Aber ich möchte ihm noch ein bisschen Zeit mit seiner Familie geben. Er wird für sie nicht mehr so viel Zeit haben, wenn er Hokage wird.“ Diese Bemerkung ließ Yamato unweigerlich lächeln. „Du opferst dich also noch ein bisschen auf, um ihm Zeit zu geben?“ Kakashi seufzte sanft. „Man gewöhnt sich an alles. Es ist ja nicht alles schlecht daran, Hokage sein zu müssen.“ „So?“, hakte Yamato nach, wohlwissend, dass Kakashi sein Amt nicht gerade mit Freude ausübte. „Na ja, ich darf zum Beispiel mit meinem Assistenten schlafen.“ Dieser Scherzkeks! „Tsk“, entgegnete der Jüngere, sichtlich rot werdend. „Und hast du schon Pläne für deinen Ruhestand?“, fragte er nun in der Absicht, die Konversation wieder in eine andere Richtung zu lenken. Nach einer kurzen Überlegung, antwortete Kakashi ernst: „Ich denke auch nicht, dass die Wissenschaft dann schon soweit sein wird.“ „Argh! Du weißt, dass ich das nicht gemeint habe.“ Yamato verschränkte zu Kakashis Belustigung beleidigt die Arme vor der Brust. „Na schön, ganz ernsthaft dann“, fuhr der Hokage fort. „Ich habe von einem traumhaft klingenden Ort mit heißen Quellen gehört. Nur vier Tage von Konoha entfernt.“ „Das klingt wirklich traumhaft“, stimmte Yamato zu. „Und … dahin möchtest du dann?“, fügte er zaghaft hinzu. Kakashi musterte ihn. Dachte Yamato tatsächlich das, was er glaubte? Er seufzte innerlich. Manche Dinge änderten sich nie. „Da soll man ganz wunderbar nichts tun können“, erklärte Kakashi weiter. „Den ganzen Tag lang. Oh, und der Ort ist berühmt für Kokeshi-Puppen. Ich kann dir ja eine mitbringen.“ „Ha, ja, mach das.“ Das Gesicht des Jüngeren verriet kurz seine Enttäuschung, die er schnell versuchte, zu verbergen. „Oh, Yamato.“ Kakashi warf ihm einen dieser Blicke zu, die er am besten noch aus ihrer Anbu-Zeit kannte. Gewöhnlich hieß dieser Ausdruck „Du hast mal wieder etwas nicht verstanden.“ „Dir ist schon klar, dass ich davon ausgehe, dass du mitkommen wirst“, sagte Kakashi. „Natürlich nur, wenn du willst.“ Yamatos Augen weiteten sich für einen flüchtigen Moment, dann versuchte er, so zu tun, als sei ihm das von Anfang an klar gewesen. „Selbstverständlich ist mir das klar. Und selbstverständlich will ich auch mitkommen.“ „Gut, damit haben wir dann definitive Pläne für den ersehnten Ruhestand.“ „Was auch immer du unter definitiven Plänen verstehst.“ Sie lächelten sich gegenseitig an und machten sich auf den Weg zurück zu den anderen, die wieder einträchtig beieinander saßen. Ein kurzer Blick in das Gesicht des jeweils Anderen verriet sowohl Kakashi als auch Yamato, dass sie sich beide bereits den gemeinsamen Ruhestand ausmalten. Aber sie wussten, dass sie keine Eile damit haben mussten, denn schon hier und jetzt hatten sie einander.   And I will love with urgency. But not with haste. 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