Not with Haste von rokugatsu-go ================================================================================ Kapitel 14: Mit Dringlichkeit ----------------------------- Zu sagen, dass Kakashi sich in den nächsten Tagen schrecklich fühlte, war heillos untertrieben. Er konnte nichts essen und an Schlaf war gar nicht erst zu denken. So unglaublich klischeehaft ihm das selbst auch vorkam, es ließ sich nicht leugnen, dass sein Bett nach Yamato roch. Dass sowieso seine ganze verdammte Wohnung nach dem Anderen roch und es Kakashi vorkam, als würde sie ihn damit, jedes Mal, wenn er durch die Eingangstür trat, daran erinnern wollen, was für einen gigantischen Fehler er gemacht hatte. Aber es war kein Fehler. Er hatte das sorgfältig durchdacht. Die Angst, Tenzou zu verlieren, war so übermächtig geworden, dass sie Kakashi unfähig gemacht hatte, ihm zu helfen. Wenn sie wieder Abstand zueinander hielten, könnte er ihn besser beschützen. Das war mehr als vernünftig. Es war kein Fehler, er hatte nichts falsch gemacht. Wieso nur fühlte es sich dann so an? Kakashi versuchte, sich unauffällig auf seinem Sitzplatz hinter seinem Hokage-Schreibtisch aufzurichten, ohne dass die vier anderen Anwesenden etwas von seinem Unwohlsein mitbekamen. Naruto, Sakura, Sasuke und Sai standen hinter der anderen Seite des Tisches und ersterer beschwerte sich lautstark darüber, dass sie wieder einmal nicht genug gemeinsam unternahmen. „ … aus einer lebensgefährlichen Situation und nicht einmal das feiern wir. Echt jetzt, wieso ...“ Kakashi hörte nur halbherzig der Kritik Narutos zu, die er gefühlt schon minutenlang ohne Pause vortrug. Er wollte den Blondschopf nicht beleidigen, aber momentan beschäftigten ihn andere Dinge. Und dass obwohl er doch genau dies hatte vermeiden wollen. „Und wo ist überhaupt Yamato-taichou?“, hörte der Hokage ihn weiter schimpfen, während Kakashi innerlich seufzte. Yamato war bei Genma untergekommen. Diese Information hatte er nicht von ihm persönlich erhalten, sie hatten nicht mehr miteinander gesprochen seit …. Erneut einen Stich im Brustkorb bemerkend, brach Kakashi den Gedankengang ab. Es hatte ihn gewundert, warum Yamato zu Genma gegangen war, aber eigentlich hätte ihn alles in dieser Hinsicht gewundert. Yamato hatte immer nur zu Kakashi einen tieferen Kontakt gepflegt. Zu Sai oder Naruto hatte er mit diesem Problem wohl nicht gehen wollen. Genma wusste nun alles, was vorgefallen war. Am Morgen nachdem Yamato ihre Wohnung verlassen hatte, war er alles andere als gut gelaunt bei Kakashi aufgetaucht. Er hatte ihm gesagt, dass Yamato nun erst einmal, bis er etwas anderes gefunden hatte, bei ihm bleiben würde und gefragt, ob es in Ordnung wäre, wenn er ein paar freie Tage bekäme. Selbstverständlich würde er keine Arbeit liegen lassen. Kakashi hatte dem natürlich zugestimmt und innerlich nicht fassen können, wie pflichtbewusst Tenzou trotz allem war. Genma hatte Kakashi noch ein paar Schimpfwörter an den Kopf geworfen, die ihm immer noch in den Ohren widerhallten. Sehr wahrscheinlich trafen sie alle zu. „Du hörst mir ja überhaupt nicht zu!!“ Narutos Aufschrei ließ ihn zusammen zucken. „Doch, natürlich höre ich dir zu“, entgegnete Kakashi. „Über was habe ich dann gerade gesprochen?“ Der Hokage räusperte sich und musste enttäuscht feststellen, dass er zu erledigt war, um sich irgendwie herauszureden. Bevor Naruto sich weiter aufregen konnte, meldete Sakura sich besorgt zu Wort: „Kakashi, geht es dir nicht gut? Du siehst schrecklich aus.“ „Danke, Sakura“, erwiderte der Angesprochene. „Aber mir fehlt nichts.“ „Er lügt.“ Sasuke brachte sich wie so oft mit kurzen, aber prägnanten Sätzen in das Gespräch ein. „Nein, Sasuke, das tue ich nicht.“ „Irgendetwas stimmt aber nicht, Kakashi-sensei“, sagte Naruto. „Du warst vorgestern auch schon so lethar- … lethar- … dings.“ „Ja, ich habe gestern auch deine Lethargie bemerkt“, äußerte Sakura. „Und du siehst wirklich schrecklich aus.“ Kakashi überlegte kurz, ob er ihnen davon erzählen sollte, verwarf den Gedanken jedoch schnell wieder und schüttelte müde den Kopf. „Nur viel zu tun.“ „Er lügt schon wieder.“ Wann bitte war Sasuke zum großen Menschenkenner geworden? „Kakashi-sensei“, Naruto kreuzte erbost die Arme vor der Brust. „Wir haben doch eine Abmachung. Wir wollen keine Geheimnisse mehr voreinander haben. Und ich werde gerade das Gefühl nicht los, dass du etwas vor uns verheimlichst.“ Kakashi biss sich unterhalb seiner Maske auf die Lippe. Wen schaffte er es denn diese Woche noch alles zu enttäuschen? „Vielleicht“, begann Sai, nachdem Kakashi nicht antwortete, „vielleicht hat er Liebeskummer.“ „Kakashi?? Unsinn“, ertönte es von Naruto und Sakura und auch Sasuke schien diese Theorie für unwahrscheinlich zu halten. Bis sie bemerkten, dass ihr Lehrer Sais These nicht vehement abstritt, sondern dem Kameraden nur einen aufgeschreckten Blick zuwarf. „Ach du meine Güte“, sagte Sakura, während Naruto ein „WAAAAS??“ entfuhr. „Wer?? Wer ist es?“, hakte der Chaosninja aufgeregt nach. Doch Kakashi schüttelte den Kopf. „Das kann ich euch nicht sagen.“ „Herrje, es ist bestimmt etwas Verwerfliches“, schlussfolgerte Sakura. „Etwa eine verheiratete Frau?“ „Eine Minderjährige?“, mutmaßte Naruto ängstlich. „Eine Prostituierte.“ Sasuke machte sich nicht einmal die Mühe, seine Vermutung als Frage zu formulieren. Der Hokage sah die Anderen fassungslos an. Was dachten die eigentlich von ihm?? Gut, vielleicht war es damals doch unklug von ihm gewesen, ein anstößiges Buch in Anwesenheit von Zwölfjährigen zu lesen. Das hatte wohl nicht den besten Eindruck hinterlassen. „Nein, es ist nichts von alledem. Und danke für eure unverblümte Einschätzung meiner Person.“ „Dann sag uns endlich, um wen oder was es hier geht“, empörte Naruto sich. „Du machst immer aus allem ein Geheimnis, dabei wollen wir dir nur helfen!“ Während Kakashi noch überlegte, was er darauf antworten sollte, meldete Sai sich erneut in seinem nüchtern-analytischem Tonfall zu Wort. „Wenn ich die Situation richtig gedeutet habe, ist es nichts Verwerfliches, auch wenn ich bei meinen Nachforschungen gelesen habe, dass einige es dafür halten. Aber ich konnte nirgends logische Erklärungen für eine negative Bewertung dieses Sachverhalts finden. Die meisten Beweisführungen in dieser Hinsicht waren alles andere als stichhaltig. Allerdings verstehe ich durch die Existenz dieser Meinungen Kakashi-taichous eventuelles Unbehagen, frei zu äußern-“ „Was in aller Welt redest du da schon wieder?“, unterbrach Sasuke ihn genervt. „Ich kann dir auch nicht ganz folgen“, bemerkte Sakura und Naruto blickte ihn nur verwirrt an. „Es geht um einen Mann“, sagte Sai ohne weitere Umschweife. „Ist es nicht so?“ Den drei anderen neben ihm klappten die Kinnladen nach unten. „Nein, Sai,“ erwiderte Sakura abwinkend. „Das ist es bestimmt nicht.“ „Warte mal, Sakura. Ich bemerke gar keinen Einspruch.“ Sasuke wandte sich mit gehobener Augenbraue Kakashi zu. Kakashi blickte nacheinander in die Gesichter seiner Schützlinge. Vielleicht war dies wirklich der Moment, in dem er jeglichen Widerstand aufgeben sollte. Ihm fehlte die Energie, um nach Ausflüchten zu suchen und er wollte die vier nicht anlügen. Wenn er sie nun einfach wegschicken würde, würden sie sich ihren Teil denken und Naruto würde sich weiterhin darüber aufregen, dass er sämtliche Bemühungen, die Verbundenheit des Teams zu stärken, in den Wind schlug. „Sai hat Recht.“ Während sich auf Sais Gesicht nun ein Lächeln bildete, starrten Sakura und Naruto ihn mit großen Augen an. Sasuke zeigte sich kurz überrascht, ansonsten war seine Miene relativ unverändert, die Augenbraue blieb an ihrer erhöhten Position. „Wer? Wer ist es??“, fragte nun die Kunoichi und ihre Stimme klang aufgeregt, aber, wie Kakashi zu seiner erheblichen Beruhigung feststellte, nach einer positiven Aufregung. „Jemand, den wir kennen?“ „Naja“, begann der Hokage, unsicher, ob er wirklich antworten sollte. „Hey“, unterbrach Sasuke ihn und wandte sich an Sai. „Du weißt, um wen es hier geht, oder?“ „Ich bin mir relativ sicher“, erwiderte dieser. Der junge Uchiha dachte kurz nach. „Ist es etwa …?“ Er deutete mit dem Kopf in Richtung des Hokage-Schreibtisches. „Ja, genau der ist es.“ Sai strahlte fast. In diesem Augenblick wusste Kakashi nicht, was ihn mehr beunruhigte: dass er hier sein Liebesleben vor seinen Schützlingen ausbreitete oder dass Sasuke und Sai neuerdings beinahe telepathische Konversationen führten. „Moment mal“, warf Sakura ein. „Wenn es jemand ist, auf den Sasuke so schnell kommt, dann muss es ja jemand sehr Offensichtliches sein ...“ Während sie überlegte, sah sie sich um. Sie blickte zu jedem ihrer Teamkameraden und schließlich zu Kakashi. Dann bemerkte sie, wer hier fehlte. „Du meine Güte!“, entfuhr es ihr. „Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet.“ „Was?? Wovon redet ihr??“, rief Naruto erbost. „Ich verstehe gar nichts mehr! Sagt mir endlich, um wen es hier geht!“ „Naruto“, sagte Kakashi endlich, nachdem er tief ein- und ausgeatmet hatte. „Es geht um … Yamato.“ Sakura quietschte vergnügt und Sai entfuhr ein freudiges „Ich wusste er hatte mich damals angelogen.“ Sasuke reagierte überhaupt nicht. Nur auf Narutos Gesicht machte sich zu Kakashis erheblicher Beunruhigung ein Ausdruck vollkommener Fassungslosigkeit breit. „Yamato“, wiederholte der blonde Ninja leise, ehe er wieder lauter wurde. „Was genau soll das heißen, Kakashi-sensei? Was ist zwischen euch vorgefallen?“ Mit so wenigen Details wie irgendwie möglich umriss Kakashi, was im letzten halben Jahr passiert war: Dass sie wohl etwas füreinander empfanden und sie wohl so etwas wie eine Beziehung gehabt hatten, bis der Zwischenfall neulich geschah und Kakashi es für besser hielt, wenn sie auf Abstand gingen, was Yamato allerdings anders sah. Als er fertig war, legten Sai und Sakura nachdenklich ihre Stirn in Falten. Offensichtlich suchten sie nach einer Lösung des Problems. Nur Naruto, wie der Hokage äußerst beunruhigt feststellte, sah ihn beinahe schon wütend an. „Ein halbes Jahr lang?! Wirklich?! Ein halbes Jahr ging das so?!“ Ohne jeden Zweifel. Naruto war wütend. „Ich glaube das nicht! Ich glaube das nicht!“ Wutentbrannt rauschte er zur Tür hinaus. „Naruto!“, rief Sakura ihm hinterher. „Er meint das bestimmt nicht so“, sagte sie besänftigend in Richtung ihres Lehrers. „Schon gut, Sakura“, erwiderte Kakashi und versuchte, sich die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Die Kunoichi und ihre dunkelhaarigen Kameraden liefen schließlich Naruto hinterher und Kakashi fuhr sich angespannt mit beiden Händen durch das Gesicht. Er hatte noch einen ganzen Tag voller Besprechungen vor sich und nun fühlte er sich noch viel schlechter als zuvor.   Am Ende dieses viel zu langen Tages schleppte Kakashi sich vollkommen ausgebrannt nach Hause. Er dachte immer noch über Narutos Reaktion nach und wie sehr es ihn schmerzen würde, wenn nun auch Naruto nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Mutlos betrat er seine Wohnung, die ihn daran erinnerte, dass er derjenige gewesen war, der Yamato weggeschickt hatte. Kakashi wollte sich gerade auf sein Bett fallen lassen, um dort einfach auf den Anfang eines neuen Tages zu warten, den er irgendwie durchstehen musste, als es plötzlich an seiner Tür klopfte. „Kakashi-sensei! Bist du da?“ Naruto. Kakashi schreckte auf und stutzte, beeilte sich dann aber, die Tür zu öffnen. Ein offensichtlich beschwichtigter Naruto stand vor ihm und wirkte ein wenig verlegen. „Darf ich reinkommen?“ „Ja, natürlich“, sagte Kakashi und wusste innerlich, dass es so natürlich gar nicht war. Eigentlich hatte er noch nie einen seiner Schüler in seine Wohnung gelassen. Zumindest nicht freiwillig. Naruto trottete an ihm vorbei in das Innere des Einzimmerappartements und zwang sich offenkundig dazu, sich nicht allzu neugierig umzusehen. „Ah, meine Pflanzen“, sagte er, als er die beiden Gewächse auf dem Fensterbrett erblickte. „Sie sehen gut aus.“ „Naruto“, begann Kakashi, wurde aber sogleich von eben diesem unterbrochen. „Tut mir leid, dass ich heute etwas erzürnt reagiert habe. Sakura hat mir im Nachhinein erklärt, dass du das falsch auffassen könntest.“ Er grinste verlegen. „Willst du damit sagen, dass du kein Problem mit dem hast, was ich euch heute erzählt habe?“ Kakashi konnte den Stein, der ihm vom Herzen fiel, geradezu hören. Sein Gegenüber verschränkte die Arme vor der Brust. „Also, teils, teils. Es ist mir relativ egal, was du und Yamato so machen, wenn wir nicht dabei sind. Ich meine“, er verzog ein wenig das Gesicht, „es ist gewöhnungsbedürftig und ich will da gar nicht weiter darüber nachdenken. Aber das will ich auch nicht, wenn es um, sagen wir, Sasuke und Sakura geht, verstehst du?“ Kakashi nickte. Das konnte er mehr als nachvollziehen. „Jeder soll tun, was ihn glücklich macht und jeder soll mit dem zusammen sein, der ihn glücklich macht. Ist ja auch super, dass ihr in eurem Alter noch zueinander gefunden habt. Irgendwann musst du mir allerdings mal erklären, was du an Yamato-taichou findest“, fuhr Naruto fort. „Ich schätze ihn sehr, das weißt du, aber dieses unheimliche Gesicht! Echt jetzt!“ Der junge Shinobi schüttelte sich, worauf Kakashi leicht lachen musste. „Der Grund, warum ich wütend geworden bin“, sagte Naruto weiter, „ist, dass ihr das alles vor uns verheimlicht habt. Du versuchst nach wie vor, uns aus deinem Leben raus zu halten, Kakashi-sensei, und das finde ich nicht fair.“ „Du hast Recht“, antwortete der Hokage einsichtig. „Entschuldige bitte.“ „Und im Übrigen hast du das bei Yamato-taichou so ähnlich gemacht. Wer schickt denn bitte jemanden weg, weil er ihm viel bedeutet? Auf so etwas kommen nur du oder Sasuke.“ Kakashi wurde ziemlich kleinlaut, als er den Belehrungen seines Schülers zuhörte. „Das ist kompliziert-“ „Nein, ist es nicht.“ Naruto schüttelte energisch den Kopf. „Liebst du ihn?“ „Naja ...“ Er räusperte sich. „Liebst du ihn?“ Kakashi nickte zaghaft. „Ja, ich schätze schon.“ „Na bitte, dann geh zu ihm und sag ihm das. Ist doch nicht so schwer, echt jetzt.“ Ein tiefer Seufzer entfuhr Kakashi. „Ich denke nicht, dass das jetzt noch wichtig ist. Ich habe es vermasselt. Er wird mir keine Chance mehr geben wollen.“ Erneut schüttelte Naruto den Kopf. „Wenn er für dich das gleiche empfindet, wird sich das so leicht noch nicht geändert haben. Und bevor du widersprechen willst: Sakuras Gefühle für Sasuke haben sich auch nie geändert, obwohl der eine ganze Menge vermasselt hat.“ „Ja, da magst du Recht haben. Aber es ist auch so, dass ich als Hokage nicht abgelenkt sein sollte. Wenn ich mich um Yamato sorge, kann ich nicht ruhig denken. Vielleicht wäre es daher besser allein-“ „Uuuuh“, gab Naruto mit einem Seufzer von sich. „Kakashi-sensei, ich habe nur eine Frage: Kannst du mich sehen?“ Huh? Kakashi stutzte. „Ja, natürlich sehe ich dich. Was meinst du damit?“ „Denk doch mal nach. Das kann doch nicht sein, dass ich gerade schlauer bin als du.“ „Ich verstehe nicht.“ Er sah den Jüngeren mit großem Auge fragend an. In einer theatralischen Geste schlug Naruto sich mit einer Hand an die Stirn. „Also gut, dann ganz langsam. Wer ist mein Vater?“ „Der vierte Hokage“, antwortete Kakashi sichtlich verwirrt. Was sollte das nun? „Wenn ich hier vor dir stehe und somit also existiere, dann hatte ich auch Eltern, richtig? Und obwohl mein Vater Hokage war, hat ihn das nicht davon abgehalten, bei meiner Mutter zu bleiben.“ Als bei Kakashi der Groschen fiel, wusste er nicht, was er sagen sollte. Naruto, der Überraschungsninja Nummer Eins, hatte ihn tatsächlich gerade in Grund und Boden argumentiert. Wenn Naruto so erwachsen daher kam, begann er selbst damit, sich wirklich alt zu fühlen. Und ein bisschen stolz. „Du willst sagen, Minato konnte Konoha regieren und trotzdem mit Kushina zusammen sein“, antwortete der amtierende Hokage endlich. Sein Gegenüber rollte mit den Augen und nickte. „Herrje, du bist langsamer als Sai und Sasuke zusammen, wenn es um Zwischenmenschliches geht. Kakashi, es gibt keinen Grund, warum ihr nicht zusammen sein solltet. Echt jetzt! Geh zu Yamato und richte ihm aus, dass du Unsinn geredet hast und ich in Zukunft darauf aufpassen werde, dass du keinen Unsinn mehr redest.“ Kakashi wollte sagen, dass er darüber nachdenken wollte, doch da hatte Naruto ihn schon am Ärmel gepackt und schleifte ihn zur Tür. Da jeglicher Widerstand sinnlos erschien, willigte er ein, sofort mit Yamato zu reden. Naruto begleitete ihn bis zu Genmas Wohnungstür und klopfte sogar für ihn an. „Reden darf ich aber selber, ja?“, spottete Kakashi noch, als Genma mit missmutigem Blick die Tür öffnete. „Private oder geschäftliche Angelegenheit?“ „Genma, bitte, ich muss mit Yamato reden.“ „Ich weiß nicht, ob er mit dir reden will.“ „Komm schon“, rief Naruto dazwischen. „Das ist wichtig!“ „Naruto?“ Yamato erschien neben Genma und blickte irritiert in die Runde. „Was ist hier los?“ „Ich muss mit dir sprechen, dringend“, sagte Kakashi und klang dabei so geknickt, dass er selbst Genma leid tat. „In Ordnung“, willigte Yamato zögerlich ein. Genma warf einen kurzen musternden Blick auf das entzweite Paar, ehe er Kakashi herein winkte und selbst nach draußen ging. „Ich mache dann wohl mal´nen ausgedehnten Spaziergang.“ Er zog Naruto mit sich mit. „Komm, Kleiner, wir sehen uns Konoha bei Nacht an und lassen die beiden ihre Probleme in den Griff kriegen.“   Kakashi trat in die Wohnung, schloss die Tür und sah erst einmal stillschweigend seinen Gegenüber an. Dieser seufzte. „Dafür, dass du dringend etwas sagen wolltest, bist du jetzt erstaunlich still.“ „Ich weiß. Tut mir leid.“ „Naruto … weiß Bescheid?“ „Ja.“ Kakashi stieß einen Seufzer aus. „Das ganze Team weiß es.“ „Oh, okay.“ Yamato räusperte sich unbehaglich. Als nach einer gefühlten Ewigkeit immer noch Stille herrschte, riss ihm der Geduldsfaden. „Kakashi, was willst du hier? Du hast deutlich gemacht, wie du zu allem stehst und auch wenn du dich entschuldigen willst-“ „Ich bin nicht gekommen, um mich zu entschuldigen. Das heißt, doch, auch, natürlich. Aber in erster Linie muss ich dir etwas anderes sagen.“ „So? Und was?“ Der Jüngere verschränkte abwartend die Arme vor der Brust. Kakashi schluckte schwer und hielt sich eine Hand gegen seine Magengegend. Er musste es nun sagen, auch wenn es wahrscheinlich ungut daher kam, sich dabei zu übergeben. Wenn er seine Ängste nicht überwand, würde er Yamato verlieren. Ihm entging nicht, dass der Andere ihn besorgt ansah und er konnte kaum glauben, dass Yamato sich um ihn sorgte, nach all dem, was er ihm zuvor angetan hatte. Aber genau so war Yamato und es war einer der vielen, vielen Gründe, warum … „Ich liebe dich.“ Sein Gegenüber löste vor Schreck seine distanzierte Pose auf und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. „Du … was??“ „Ich liebe dich“, wiederholte Kakashi und flehte innerlich seinen Magen an, ihm das hier nicht zu ruinieren. „Du siehst so aus als würdest du dich gleich übergeben“, stellte Yamato irritiert fest. „Nimm es bitte nicht persönlich, wenn ich das tue. Ich bin sehr zuversichtlich, dass eine Zeit kommen wird, in der ich dir das sagen kann, ohne dass mein Körper dagegen rebelliert. Wenn du mir noch eine Chance gibst, natürlich.“ Überfordert schüttelte Yamato den Kopf und Kakashi hatte bereits Angst, dies wäre seine Antwort. „Warte mal. Ich brauche einen Moment.“ Yamato massierte nachdenklich seine Schläfen. „Woher weiß ich, dass du es dir nicht wieder anders überlegst?“ „Naruto will mich darin schulen, nicht wegzulaufen.“ Kakashi machte eine kurze Pause, ehe er hinzufügte: „Ich weiß, dass ich ein Idiot bin, der viel zu lange dafür gebraucht hat, um zu verstehen, dass ich dich brauche, Tenzou. Es ist unerträglich, dich nicht bei mir zu haben. Ich liebe dich. Ich liebe dich.“ Beruhigt stellte Kakashi fest, dass die Übelkeit etwas nachließ. Yamato seufzte ein weiteres Mal, als er auf den Anderen zuging. „Du treibst mich in den Wahnsinn.“ Ohne Vorwarnung zog er zur Überraschung des Älteren dessen Maske hinunter und küsste ihn. „Aber ich liebe dich“, fügte er hinzu, nachdem sich ihre Lippen wieder voneinander trennten. Kakashi lachte erleichtert und küsste Yamato sofort aufs Neue. Küsste ihn wieder und wieder, drückte ihn an sich und wollte ihn am liebsten nie wieder loslassen. „Wir sollten uns an dieser Stelle vielleicht etwas bremsen“, warnte Yamato, als er Kakashis Lippen an seinem Nacken bemerkte. „Wir sind schließlich in Genmas Wohnung ...“ „Ach, Naruto wird den schon eine Weile beschäftigen“, entgegnete Kakashi lächelnd und machte unverhohlen weiter. „Genma wird mich nie wieder hier aufnehmen, wenn er erfährt, was wir hier machen“, sagte Yamato amüsiert. „Das muss er auch nicht mehr“, erwiderte Kakashi und konzentrierte sich voll und ganz auf den Mann, den er liebte.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)