Not with Haste von rokugatsu-go ================================================================================ Kapitel 13: Stille ------------------ Nein, es war keine Halluzination gewesen. Wie Yamato kurz darauf erfahren hatte, hatte ein Rettungstrupp zuerst Sasuke und Naruto gefunden. Mit Hilfe ihrer Verstärkung hatten sie alle angreifenden Ne außer Gefecht setzen können und in Windeseile zu der zweiten Rettungsgruppe um Kakashi, Sakura und Yugaos Einheit aufschließen können. Die Ninken hatten sehr schnell gemerkt, dass die Fährten von Sai und Yamato in eine Richtung verliefen. Alles in allem, fand Yamato, waren sie glimpflich davon gekommen. Die Verletzungen von Sai und auch Anko würden wieder heilen, die Verschwörer unter den ehemaligen Ne waren gefangenen genommen worden und Kakashi und Yugao hatten schon auf dem Rückweg zum Dorf über zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen gesprochen. Trotzdem ließ ein ungutes Gefühl Yamato nicht los. Kakashi war ihm gegenüber ungewöhnlich still gewesen. Unsinn, schob Yamato den Gedanken von sich, als er in einem Bett des Krankenhauses liegend einen flüchtigen Blick auf den neben ihm stehenden Älteren warf. „Die gute Nachricht ist“, sagte Tsunade, am unteren Ende des Bettes stehend, während Shizune neben ihr fleißig das Krankenblatt ausfüllte, „der Knochen ist nicht gebrochen. Die schlechte ist … es tut trotzdem ziemlich weh.“ „Ah, danke, das hätte ich ohne diesen Hinweis nicht bemerkt“, scherzte Yamato trotz der Schmerzen und wunderte sich, dass sein (wie er fand) recht gelungener Witz nur bei Tsunade ein Schmunzeln hervorrief. Nicht aber bei Kakashi. „Ich behalte dich erst noch ein, zwei Tage hier, danach kannst du dich zu Hause erholen.“ Nachdem sie ihren Satz beendet hatte, fiel Tsunades Blick auf die rechte Hand Kakashis, welche die ganze Zeit über nah neben Yamatos verweilt hatte, ohne diese zu berühren. Die Blicke der früheren und des jetzigen Hokage trafen sich kurz und Tsunade wandte sich an Shizune. „Komm, wir gehen! Wir haben noch andere Patienten.“ „Aber Tsunade, ich bin noch nicht fertig-“, begann Shizune, immer noch Stift und Krankenblatt in der Hand, als sie von ihrer Meisterin am Arm gepackt und zur Tür hinaus gezerrt wurde. „Das kannst du jawohl auch noch später erledigen“, hörten sie noch den Befehlston der Älteren, während die Tür sich wieder schloss. Eine gigantische Welle der Erleichterung durchflutete Yamato, als keinen Wimpernschlag später Kakashis Hand seine umschloss und er Yamato, so gut es gerade ging, in den Arm nahm. Wortlos. Sie verharrten eine halbe Ewigkeit in dieser Position und sie fing an, Yamato Unbehagen zu bereiten. Warum sagte Kakashi nichts? Die Stille war beinahe erdrückend. „Kakashi? Ist alles in Ordnung?“, fragte er, nachdem er von dem Anderen immer noch nichts außer dessen Atem gehört hatte. „Wie kannst du das fragen?“, erwiderte der Ältere endlich und sein trauriger Tonfall machte Yamato Sorgen. „Du bist doch derjenige, der angegriffen wurde.“ „Aber mir ist nichts weiter passiert“, versuchte Yamato ihn zu beruhigen. „Sai hat es viel schlimmer erwischt.“ Erneut trat Stille ein. „Sai würde es aber vielleicht seltsam finden, wenn ich ihn so umarme“, antwortete Kakashi schließlich zur Erleichterung des Jüngeren. Und als der Hokage die Umarmung löste, konnte er ein leichtes Lächeln auf dessen Gesicht sehen. Alles in Ordnung, dachte Yamato. Kakashi hatte vermutlich nur einen Moment gebraucht, um sich zu sammeln. „Das war ein Albtraum heute“, sagte Yamato. „Ich bin so froh, dass er vorbei ist.“ „Und dir geht es wirklich gut?“, hakte Kakashi nach. „Ja. Es ist erstaunlich. Ich glaube, ich habe das dank dir so gut durchgestanden.“ Etwas trübte Kakashis Blick und Yamato fragte sich, ob er etwas Falsches gesagt hatte. „Du solltest dich ausruhen“, antwortete der Hokage, die vorangegangene Aussage des Anderen komplett ignorierend. Und Yamato beschlich erneut dieses ungute Gefühl.   Das Gefühl verstärkte sich im Laufe der nächsten Tage. Yamato wurde aus dem Krankenhaus entlassen und humpelte mehr als dass er richtig auftreten konnte, aber das beschäftigte ihn nicht so sehr. Kakashi sprach immer noch nicht viel. Hin und wieder machte er einen Scherz, nahm ihn ein bisschen auf den Arm, aber ansonsten zog Kakashi sich mehr und mehr zurück. Wiederholt versuchte der Jüngere, den Kontakt zu ihm zu suchen. Jedoch blieb alles ergebnislos. Eines Abends, als Yamato versucht hatte, Kakashi in einen längeren Kuss zu verwickeln und dieser ihn daraufhin mit einem „Nicht jetzt“ von sich geschoben hatte, reichte es ihm. „Wann dann, Kakashi? Wann überhaupt? Was ist los mit dir?“ „Nichts.“ „Wenn ich das noch einmal höre, drehe ich durch.“ Yamato schüttelte seufzend den Kopf. „Was ist los? Bitte sprich mit mir.“ Es folgte, wie so oft in letzter Zeit, eine erneute, bedrückende Stille, in der Kakashi nach den richtigen Worten zu suchen schien. Er sah nicht aus, als hätte er sie gefunden, als er endlich die unheimliche Ruhe durchschnitt. „Ich denke, wir sollten damit aufhören.“ Verwirrt sah Yamato ihn an. „Womit?“ Der Ältere wich dem Blick aus. „Hiermit. Mit dem, was wir da angefangen haben.“ Unfähig, etwas darauf zu antworten, starrte Yamato ihn nur weiter an. Er hatte verstanden, was der Andere meinte. Aber er konnte es nicht verstehen. Nervös fuhr Kakashi mit einer Hand durch seine chaotischen Haare. „Wir sollten zu dem Punkt zurückkehren, an dem wir … an dem wir lediglich Freunde waren.“ „Nein, Kakashi“, brachte Yamato endlich hervor, seine Fassungslosigkeit in seiner Stimme und seiner Miene deutlich erkennbar. „Tu das nicht.“ „Ich tue gar nichts“, entgegnete dieser. „Ich denke nur, dass es so besser ist.“ „Das denkst du nicht. Du denkst, dass das, was vor ein paar Tagen passiert ist, irgendwie deine Schuld sei, aber das ist es nicht! Hörst du? Das ist es nicht!“ Das ungute Gefühl in Yamatos Innern wich langsam einer Wut. Er konnte nicht benennen, gegen was oder wen sie sich richtete, aber sie war da. „Tatsache ist, es ist passiert“, antwortete Kakashi so betont ruhig, dass es Yamatos Wut anstachelte. „Vielleicht hätten wir das nie tun dürfen. Es nie so weit kommen lassen dürfen.“ Da war er gewesen, der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. „Du willst also sagen, dass du es bereust? Dass es ein Fehler war?! Für mich war es kein Fehler! Fehler fühlen sich nicht so richtig an, Kakashi!“ Ihm war bewusst, dass er den Anderen anschrie. „Und jetzt willst du das alles rückgängig machen?! So tun, als sei nie etwas gewesen?? Fällt dir das etwa so leicht??“ „Ich habe nie gesagt, dass mir das leicht fällt!“ Auch Kakashi wurde nun lauter. „Allerdings habe ich jetzt gemerkt, wie schwer es mir fällt, einen klaren Gedanken zu fassen, wenn ich Angst um dich habe! Ich bin der Hokage, verdammt! Ich darf mich nicht von so etwas ablenken lassen!“ Noch während er sprach, hatte Kakashi gemerkt, wie kalt er geklungen hatte. Und nun war sie wieder da, diese Stille. Dieses Mal konnte Kakashi hören, wie Yamatos Herz brach. Wie er es gebrochen hatte. „Ich kann das nicht mehr“, sagte Yamato nach einer Weile. „Ich ertrage es nicht mehr, dich immer wieder davon laufen zu sehen.“ Er biss sich auf die Unterlippe. „Das war es jetzt“, ergänzte er mit zitternder Stimme, ehe er anfing, einige seiner Sachen zu packen und ohne ein weiteres Wort die Wohnung verlassen wollte. „Wo willst du hin?“, fragte Kakashi hastig, nachdem er die ganze Zeit über nur den Boden angestarrt hatte und bevor Yamato nun tatsächlich ging. Yamato verharrte kurz an der Tür, haderte mit sich selbst, ob er sich noch einmal umdrehen sollte. „Ich liebe dich so sehr, dass es weh tut. Und es ist unerträglich zu wissen, dass wir zusammen sein könnten, es aber nicht sein werden. Wenn dich dieser Gedanke nicht ablenkt, dann fühlst du wohl nicht so.“ Er trat durch die Tür, ohne sich noch einmal umzudrehen. Als die Tür ins Schloss fiel, fand Kakashi sich bereits weinend auf dem Boden wieder. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)