Not with Haste von rokugatsu-go ================================================================================ Kapitel 8: Mutiger Moment ------------------------- „Uuuurgh.“ Yamato erwachte mit einem Stöhnen, Kopfschmerzen und dem Gefühl, auf Schmirgelpapier gekaut zu haben. Schlecht schmeckendem Schmirgelpapier. Er brauchte weit, weit mehr als eine Minute, um sich ins Gedächtnis zu rufen, was passiert war. Genma. Alkohol. Keine gute Kombination, wie es schien, denn das war so ziemlich die letzte klare Erinnerung, die er hatte. Yamato erhob sich soweit vom Bett, um festzustellen, dass er zu Hause (sprich, in Kakashis Wohnung) war. Dann ließ er sich zurück auf die Matratze fallen. Hatte Kakashi ihn in seinem Bett schlafen lassen? Müde griff er nach einem Blatt Papier, das neben ihm lag. Etwas stand in Kakashis Handschrift darauf geschrieben: Da ich ein großartiger und immens rücksichtsvoller Vorgesetzter bin, darfst du dir den Vormittag frei nehmen. Wird dir allerdings vom Lohn abgezogen. Kakashi P.S.: Ich hätte auch noch einen Witz über eine Katze mit einem Kater, aber ich vermute, dir ist noch nicht nach lachen zumute. Yamato lächelte gequält. Sein Sempai war ein wirklich rücksichtsvoller Mensch. Und ein Scherzkeks dazu. Während Yamato sich langsam, sehr langsam aufrichtete und sich an die Bettkante setzte, kam ihm eine noch recht verschwommene Erinnerung daran, dass Genma ihn hier abgeladen hatte und Kakashi ihn ins Bett gebracht hatte. Ein bisschen unangenehm war ihm das schon. Es hatte sicher nicht den besten Eindruck auf Kakashi gemacht. Wieso nur hatte er sich bei Genma dermaßen die Kante gege-. Yamato erstarrte inmitten seines Gedankens. Nein! Hatte er Genma etwa davon erzählt? Er stöhnte erneut, als er sein Gesicht in seinen Händen verbarg. Ja. Hatte er. So flapsig der senbonkauende Shinobi auch daherkam, er würde dies sicher für sich behalten, sagte Yamato sich immer wieder, während er ins Bad schlürfte und eine lange, kalte Dusche nahm.   Da er sich danach nicht mehr ganz so elend fühlte, beschloss Yamato, sich schon auf den Weg zum Hokage-Turm zu machen. Der kurzen Botschaft nach war Kakashis Laune trotz seines gestrigen, nächtlichen Absackers nicht noch schlimmer geworden. Dem Kakashi-typischen, sehr subtilen Witz zufolge, schien sie sich sogar gebessert zu haben. Dies hob auch Yamatos Stimmung und daher machte er sich (fast) keine Gedanken über das, was geschehen war, als er das Arbeitszimmer des Rokudaime betrat. Umso mehr verwunderte es ihn dann jedoch, dass Kakashi ein wenig zusammenzuzucken schien, als er ihn erblickte. „Mit dir habe ich noch nicht gerechnet“, begrüßte Kakashi ihn lapidar. Verlegen kratzte Yamato sich am Hinterkopf. „Ich war wohl gestern ein wenig angetrunken, tut mir leid.“ Kakashi hob kritisch eine Augenbraue. „Ein wenig angetrunken, ja?“ „Vielleicht auch ein bisschen mehr“, erwiderte der Jüngere und errötete dezent. „Und wie geht es dir jetzt?“, fragte der Hokage ungewohnt ernst und zu Yamatos Überraschung. Er hatte damit gerechnet, dass Kakashi ihn noch etwas länger über seinen gestrigen Absturz aufziehen würde. „Wieder ganz gut soweit. Danke, dass du mich im Bett hast schlafen lassen. Ich weiß nicht, ob ich heute morgen vom Futon hochgekommen wäre.“ Yamato lachte, um seine Verlegenheit zu überdecken. Die Reaktion des Anderen war erneut seltsam, denn Kakashi sah ihn daraufhin nur an, als wollte er etwas fragen. Yamato bemerkte, wie unbehaglich die Atmosphäre war und fuhr fort: „Tut mir leid, wenn du deswegen auf dem Futon schlafen musstest.“ Jetzt wurde es erst recht merkwürdig, denn Kakashis Gesicht hellte sich auf und ein deutlich sichtbarer schelmischer Glanz kehrte in sein Auge zurück. „Du hast einen totalen Filmriss, oder?“ „Naja, also“, er räusperte sich, „ein wenig, ja. Wieso fragst du? Ist irgendetwas vorgefallen?“ Der Jüngere wurde plötzlich kreidebleich. „Habe ich irgendetwas Peinliches getan??“ Kakashi lächelte. „Nein, nein. Es ist alles in bester Ordnung.“ Der fröhliche Singsang in der Stimme des Älteren irritierte ihn noch mehr. „Wenn du schon mal hier bist, es wartet eine Menge Arbeit auf uns.“ Trotz noch vorhandener Kopfschmerzen begab Yamato sich freudig an die Arbeit. Er wusste nicht, was passiert war, aber ohne dass sie sich hatten aussprechen müssen, war die eisige Stimmung zwischen ihnen wieder dahin geschmolzen. So konnten sie an diesem Tag eine Menge Arbeit erledigen, bis sie abends erschöpft in Kakashis Wohnung zurückkehrten. Zuvor waren sie noch auf ein kleines Abendessen in einem Restaurant, das auf dem Weg lag, eingekehrt, und das auf Kakashis Kosten. Ohne jegliche Diskussion. Der Jüngere wunderte sich sehr. Er hatte nicht die geringste Ahnung, dass Kakashis gute Laune damit zu tun hatte, dass Yamatos Gedächtnislücke fast so etwas wie eine Rücknahme des betrunkenen Liebesgeständnisses war und somit Kakashis Problem, sich mit seinen Gefühlen auseinanderzusetzen, sich wieder einmal auf unbestimmte Zeit verschoben hatte. Sicher, sein Kohai mochte immer noch so für ihn empfinden (und er auch für ihn), aber solange keiner von ihnen es ansprach, würde es auch nicht zum Problem werden. Yamato hatte sich die ganze Zeit nicht getraut etwas zu sagen und Kakashi war sich ziemlich sicher, dass er selbst dies nie ansprechen würde. Genau zur gleichen Zeit, und zu Kakashis völliger Unwissenheit, beschäftigte Yamato das gleiche Problem. Wenn auch auf andere Weise. Inzwischen hatten sie sich beide auf ihrem jeweiligen Schlafplatz niedergelassen. Kakashi las noch in einem seiner betagten IchaIcha-Ausgaben, Yamato blätterte in einem Architektur-Magazin, welchem er tatsächlich allerdings wenig Beachtung schenkte. Wenn er es Kakashi sagte, was würde schlimmstenfalls passieren? Immer und immer wieder kreiste dieser Gedanke durch seinen Kopf. Bis ihm plötzlich eine sehr, sehr, sehr verschwommene Erinnerung in den Sinn kam. Hatte er Kakashi gestern gesagt, dass er in ihn verliebt war? Yamato bemerkte, wie ihm auf einmal entsetzlich heiß wurde. Nein. Nein. Sicher nicht. Oder?? Wieso glaubte er sonst, dass er das getan haben könnte? „Tenzou?“, fragte Kakashi plötzlich. „Alles in Ordnung?“ Wie ein aufgeschrecktes Kaninchen sah der Jüngere zu ihm hoch. „Hm? Ja, klar. Was soll sein?“ Kakashi hob zweifelnd eine Augenbraue, hakte aber nicht nach. Yamato setzte inzwischen die Puzzleteile zusammen. Wieso war Kakashi so glücklich darüber gewesen, dass er sich nicht an gestern Abend erinnern konnte? Und … war es möglich, dass Kakashi nicht auf dem Futon geschlafen hatte? Aber …. Yamato stockte innerlich, als er sich an die vergangene Nacht erinnerte. „Uhm, Sempai? … Uhm, habe ich gestern sicher nichts Peinliches gesagt?“ „Nein. Gar nichts.“ War das Einbildung oder kam ihm Kakashis Antwort einstudiert vor? Als der Hokage merkte, dass der Andere über etwas nachdachte, von dem Kakashi hoffte, dass es ihm nicht einfallen würde, versuchte er schnell, dies zu unterbinden. „Es ist schon spät. Wir sollten schlafen gehen.“ Nein, das war keine Einbildung gewesen. Kakashis versuchte, etwas zu verheimlichen. „Du meine Güte“, stammelte Yamato daraufhin fassungslos. „Ich habe das tatsächlich gesagt, oder?“ Seufzend blickte Kakashi zu ihm hinunter. „Das war der Alkohol, der da aus dir gesprochen hat. Von daher … tun wir so, als sei es nie passiert, okay?“ Aber es war passiert und Yamato konnte gar nicht anders als über seine Optionen nachzudenken. Er konnte einwilligen und sich für den Rest seines Lebens in seinen Vorstellungen verkriechen. Alles würde beim Alten bleiben. Und er würde sich weiterhin jeden Tag nach Kakashi verzehren. Oder … er konnte die Gelegenheit nutzen. Konnte er es ab hier wirklich noch schlimmer machen? Er wusste selbst nicht, woher dies kam, aber Yamato hatte das Gefühl, dass er diese Chance nicht verstreichen lassen sollte. Wenn es die geringste Möglichkeit gab, dass Kakashi auch nur ein wenig für ihm empfand, musste er ihn fragen. Kakashi ging dieser Angelegenheit so offensichtlich lieber aus dem Weg. „Ich habe es so gemeint“, sagte Yamato ohne weiteres Zögern. „Es war nicht nur … es ist so.“ Mit einem erneuten Stöhnen ließ Kakashi kurz den Kopf in die Hände fallen und fuhr sich durch die Haare, ehe er wieder aufblickte. „Das denkst du vielleicht. Aber vielleicht ...“ „Nein. Kein Zweifel.“ „Vielleicht … geht das, was du da fühlst wieder vorbei. Hast du daran schon einmal gedacht?“ „Habe ich“, antwortete der Jüngere. „Es bleibt.“ Kakashi konnte so viel mauern, wie er wollte. Diese Diskussion wollte Yamato unbedingt gewinnen. Als Kakashi zu einem erneuten Widerspruch ansetzte, unterbrach Yamato ihn, stand auf und setzte sich zu ihm auf das Bett. „Mir ist aufgefallen“, begann er, schluckte und sah Kakashi an, „dass du nicht einfach sagst, dass du nicht so empfindest.“ Im Auge des Älteren blitzte Verunsicherung auf. Aber er sagte nichts. „Also,“ fuhr Yamato fort, „denke ich, dass die Möglichkeit besteht ...“ Er hielt inne, unsicher, was er sagen sollte. Ihm fiel auf, dass nicht nur er angefangen hatte, leicht zu zittern. Sein Gegenüber tat es ihm gleich. So sehr er auch nachdachte, ihm kam keine Idee, was genau er dem Anderen sagen wollte. Sein Kopf kannte nur noch einen Gedanken: Du hast nichts zu verlieren. Langsam führte Yamato seine Hand zu Kakashis Maske und zog sie herunter. „Wir sollten nicht ...“, begann Kakashi brüchig und es war dieser erneute Widerstand, der Yamato den Mut gab, Kakashi plötzlich zu küssen. Nach nur einigen wenigen Sekunden löste Yamato seine Lippen wieder von denen des Älteren. Kakashi hatte einfach nur da gesessen und nichts erwidert. Nun starrte er ihn an und der Jüngere bekam erste Zweifel an seiner Aktion. Hatte er doch zu viel riskiert? „Wirklich“, begann der Hokage von Neuem, „ das ist wirklich keine gute ...“ Vielleicht war es ein Anflug von Panik gewesen, der Yamato nun dazu veranlasst hatte, ihn ein weiteres Mal zu küssen. Intensiver. Länger. Und er dachte, sein Herz explodiere gleich, als das Unvorstellbare geschah: Kakashi erwiderte den Kuss. Für ein paar Sekunden, die ewig erschienen, küssten sie sich beinahe leidenschaftlich. Dann, plötzlich, schob Kakashi den Jüngeren zu dessen Schrecken wieder von sich. Mit traurigem Ausdruck im Gesicht erklärte Kakashi ihm: „Das geht nicht. Und das weißt du.“ „Ich weiß, ich weiß“, antwortete Yamato mit einem Seufzer. „Aber … wenn … wenn wir nur für einen Moment uns vorstellen könnten, dass wir nichts zu verlieren hätten. Dass wir nur für diesen einen Moment … nur für diesen einen Moment. Mehr verlange ich nicht.“ Einige Augenblicke vergingen, in denen sie sich nur wortlos ansahen. Offensichtlich dachte Kakashi über den Vorschlag nach. Yamato wusste, er musste handeln, damit er es sich nicht anders überlegte. Ein drittes Mal trafen seine Lippen auf die des Anderen (er war erstaunt, wie schnell er den Dreh heraus hatte) und zu seiner großen Erleichterung erwiderte Kakashi den Kuss erneut. Dieses Mal war er noch heftiger und noch länger. Es verging nicht viel Zeit, ehe Yamatos Hände den Weg unter Kakashis Hemd fanden. Und dessen den Weg unter Yamatos. Bald schon fanden sie sich auf dem Bett liegend wieder und trennten ihre Lippen nur kurz voneinander, wenn die Luft wirklich, wirklich knapp wurde. Bald schon reichte es ihren Händen auch nicht mehr, nur den Oberkörper des jeweils Anderen zu berühren und sie wanderten südwärts. Und wieder bald darauf riefen sie ekstatisch den Namen des Anderen. Yamato würde im Nachhinein immer wieder daran denken, dass er währenddessen sein Glück nicht fassen konnte. Kakashi würde sich im Nachhinein immer wieder fragen, was er sich dabei nur gedacht hatte. Und lediglich zu der äußert unbefriedigenden Antwort gelangen, dass er währenddessen rein gar nichts gedacht hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)