Bananeneis von Raija ================================================================================ Kapitel 17: Frohes Neues, Erwin ------------------------------- Erwin trug sie zu seinem Auto. Ein Mercedes SLS Cabrio, wie Mara feststellte. Sie schnaubte. Kaum hatte er sie vergrault, schaffte er sich einen neuen Wagen an. Ob Männer auch zu Frustkäufen neigten? Sie wurde abgesetzt. Erwin öffnete die Beifahrertür und schupste sie schon fast auf den Sitz. Mit großen Schritten umrundete er das Auto und nahm auf dem Fahrersitz Platz. Ohne ihr einen Blick zu zuwerfen drehte er den Schlüssel im Zündschloss und fädelte sich in den geringen Verkehr ein. „Weißt du", begann Mara und wandte sich im Sitz, sodass sie ihn ansehen konnte, „wir sind hier, wie du sicherlich an deinem schicken neuen Wagen merkst, nicht in der Steinzeit, wo man der potenziellen Partnerin die Keule über die Rübe zieht und sie dann in die Höhle schleift, um sie dort zu vernaschen." Sie fixierte Erwin, wartete auf eine Reaktion. Doch diese blieb aus. Er starrte stur auf die Straße und verzog keine Miene. Seufzend lehnte Mara sich zurück. „Du darfst ruhig lachen. Das war lustig." Schmollend verschränkte sie die Arme vor dem Oberkörper und sah aus der Windschutzscheibe. In dieser Nacht waren viele Menschen auf den Straßen. Sie feierten, lachten und bereiteten sich einen unvergesslichen Abend. Mara beobachtete die Schlangen vor den angesagten Lokalen, an denen sie vorbei fuhren. Irgendwann nahm sie das Armaturenbrett genauer unter die Lupe. Gerade als sie an einer Ampel hielten, fand sie den Kopf, der das Verdeck öffnete. Kurzerhand betätigte sie den Knopf. Surrend klappte sich das Dach zusammen. „Was soll das denn jetzt?" Erwin blickte sie an, als wäre sie ein Kind, das zum wiederholten Male Blödsinn machte. „Ich brauche frische Luft", lautete die kurze Information. Die kalte Nachtluft streichelte ihre Haut und brachte ihre Haare durcheinander, während die Geräusche der Straße in ihren Ohren klangen. „Für was kauft man sich eigentlich ein Cabrio im Winter?", fragte sie nach einiger Zeit des Schweigens. Da Erwin wieder nicht reagierte zeigte sie ihm den Vogel. „Du bist betrunken“, stellte er schließlich trocken fest. „Nicht betrunken genug.“ Erwin wandte den Kopf und musterte Mara skeptisch. Er nahm ihre erweiterten Pupillen und das Zucken ihres Augenlids war. „Sag mir nicht, dass du irgendwas eingenommen hast“, sagte er ungläubig. „Gut, dann sag ich es eben nicht“, zuckte Mara unschuldig mit den Schultern. Ruckartig stieg Erwin derartig heftig auf die Bremsen, dass es Mara in den Sicherheitsgurt drückte. „Bist du denn völlig von Sinnen?“, fuhr er sie an. „Bist du bescheuert?“, stellte sie die Gegenfrage. „Wer kann denn seinen beschissenen Schwanz nicht in der Hose behalten?“ Endlich ließ sie ihre Gefühle zu. Endlich machte sie ihrem Ärger Luft. Mit der flachen Hand schlug sie auf seinem Oberarm, in der Hoffnung all die angestaute Wut dadurch los zu werden. Ein Wagen hinter ihnen hupte, was sie innehalten ließ. Erwin hob beschwichtigend die Hand und setzte die Fahrt fort. „Mara, ich hab einen Fehler gemacht, aber du kannst mich nicht für mein Leben verurteilen, das ich vor unserer Beziehung geführt habe. Du hattest sicherlich auch andere Partner und mach ich dir eine Szene deswegen?“, begann Erwin nach einiger Zeit. Er klang beherrscht, doch nicht gelassen. „Aber es war die Frau meines Bruders“, murrte Mara und sah ihn vorwurfsvoll an. „Das wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht.“ „Aber“, setzte sie erneut an, wurde jedoch unterbrochen. „Ich wusste nicht, dass sie verheiratet ist. Sie hat es mit keiner Silbe erwähnt“, versuchte er ihr klar zu machen. „Soll ich denn bei jeder Frau den gesamten Lebenslauf nachprüfen, bevor ich in irgendeiner Weise mit ihr verkehre?“ Mara schnaubte verächtlich. „Verkehre“, wiederholte sie höhnisch. Ihre Schläfen begannen zu Pochen. Mit kreisenden Bewegungen versuchte sie den Schmerz fort zu massieren, doch schien sie damit sogar das Gegenteil zu bewirken. „Und was ist mit dem Kind?“ „Das ist nicht von mir.“ „Ja schon klar.“ „Glaube mir, Mara, es ist nicht mein Kind“, versicherte er ihr. Sein Tonfall veränderte sich. Auch Erwin war allmählich gereizt von ihrer sturen und herablassenden Art. Mittlerweile hatten sie das Stadtzentrum hinter sich gelassen. Über eine Brücke passierten sie den Trost River, der die Partymeile vom Bankenviertel trennte. Erwins Wohnung lag unweit davon entfernt. „Natürlich und der Junge ist nur zufällig blond und blauäugig“, spottete Mara weiter. Sie ließ ihn eiskalt merken, was sie von seinen Ausreden hielt. Erwin schien der Kragen zu platzen. „Herrgott, ich bin impotent! Ich kann keine Kinder zeugen“, fuhr er sie an. Augenblicklich verpuffte Maras Wut. Fassungslos starrte sie ihn an, versuchte seine Worte zu begreifen. Er war zeugungsunfähig? Ihre Kinnlade klappte hinunter. Es hatte ihr die Sprache verschlagen. Sie fand keine Worte, konnte keinen Satz bilden, deshalb schloss sie den Mund wieder. „Ich hätte es dir gerne unter anderen Umständen gesagt", sagte er sanfter, den Blick auf die Straße gerichtet. Langsam lehnte sie sich in den Sitz zurück und starrte ebenfalls einfach geradeaus. Ihr Gehirn pulsierte schmerzhaft und Übelkeit ließ ihren Magen flattern. Unsicher über ihr Schweigen, wandte Erwin ihr das Gesicht zu. Er erkannte die feinen Schweißperlen auf ihrer Stirn und wie blass sie plötzlich geworden war. „Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte er. Zögernd nickte sie erst, bevor sie dann den Kopf schüttelte. „Halt bitte an“, presste sie gequält hervor. Irritiert sah Erwin sie an. Als sie jedoch die Hand vor den Mund legte, verstand er. Er fuhr an den Straßenrand. Kaum hielt der Wagen, öffnete Mara die Tür und hing den Oberkörper hinaus, ehe sie sich übergab. Erwin löste seinen Sicherheitsgurt, um näher an sie heran zu rutschen und ihre Haare zurück zu halten. In diesem Moment gingen hunderte von Raketen in die Luft und malten bunte Muster in den Nachthimmel. Hustend hob Mara den Kopf und blickte gen Himmel. „Frohes Neues, Erwin“, keuchte sie, dann übergab sie sich ein zweites Mal. .•:*´¨`*:•☆ ☆•:*´¨`*:•. Ein hoher Ton riss Mara aus ihrer Bewusstlosigkeit. Es dauerte einen Moment, bis sie registrierte, wo sie war und was gerade geschah. Erwin hatte seine Arme um die geschlungen und trug sie über den Hausflur. Schwach blickte sie zu ihm auf. Er bemerkte, dass sie wach war. Besorgt musterte er sie und kam vor seiner Wohnungstür zum Stehen. „Kannst du kurz stehen?“, fragte er flüsternd. Mara nickte leicht, woraufhin er sie auf dem Boden absetzte. Mit einer Hand öffnete Erwin die Tür, während er den anderen Arm um ihre Taille legte, um sie zu stützen. Als die Tür aufschwang, nahm er sie wieder auf die Arme und trug sie hinein. Ihren Kopf lehnte sie gegen seine Brust und atmete seinen erdigen Duft ein. Trotz der Unstimmigkeiten und dem Ärger fühlte sie sich in seiner Nähe geborgen. Sein Herzschlag drang in ihre Ohren. Ihre Mundwinkel zuckten, als sie feststellte, dass ihr Herz synchron zu seinem schlug. Erst im Schlafzimmer machte er wieder Halt, wo er sie vorsichtig auf dem Bett ablegte. Mara hatte das Gefühl, er hätte sie auf einer Wolke abgelegt. Die weichen Laken umspielten ihren Körper, während Erwins Duft weiterhin in ihrer Nase kitzelte. Dieser verließ den Raum und Mara richtete sich umständlich auf. Als er zurückkehrte, hielt er ihr ein Glas Wasser entgegen. Dankend nahm sie es und trank einen Schluck. Indes befreite Erwin ihre Füße aus ihren Stiefeln. Danach zog er sie auf die Beine und streifte den Mantel von ihren Schultern. Verwundert beobachtete sie ihn dabei, unfähig, in irgendeiner Weise zu reagieren. Auch den Reißverschluss ihres Kleides ließ sie ihn einfach hinunter ziehen. Kurz fragte sie sich, ob er ihren Zustand ausnutzen würde, doch hätte sich gleich für diesen Gedanken ohrfeigen können. Nein, so war Erwin nicht. Und das bewies er ihr auch sogleich. Er ließ von ihr ab und ging zum Kleiderschrank. Das Kleid rutschte ihrem Körper hinab und so stand sie nur noch mit einem Slip bekleidet vor seinem Bett. Er wandte sich ihr wieder zu und verharrte kurz in seiner Bewegung. Sein Blick huschte über ihren nackten Leib und er schluckte, ehe er sich ihr wieder näherte. Dabei faltete er ein Hemd auseinander, das er aus dem Schrank geholt hatte. Er legte es über ihre Schultern und begann den ersten Knopf zuzuknöpfen, nachdem sie in die Ärmel geschlüpft war. Seine Fingerspitzen berührten ihre empfindliche Haut und jedes Mal fühlte es sich wie ein Stromschlag an. Er endete und richtete sich wieder zur vollen Körpergröße auf. Wie gebannt sah Mara in seine blauen Augen. Sachte strich er ihr einige Haarsträhnen hinter das Ohr, ehe er ihr einen Kuss auf den Haaransatz hauchte. „Ruh dich aus“, flüsterte er in ihr Haar. „Ich bin nebenan, wenn du etwas brauchst.“ Mit diesen Worten verließ er den Raum. Mara glaubte nicht, dass sie schlafen könnte. Doch die Aufregung der letzten Stunden und er vertraute Duft lullten sie allmählich in einen traumlosen Schlaf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)