Two Worlds Collide von yezz (Byakuya x Renji) ================================================================================ Prolog: Bürde einer Familie --------------------------- Seine Schultern fuhren auf und ab, während er langsam wieder zu Atem kam. Mit einer Hand umfasste er den Türrahmen des Dojos. Er hatte einfach raus gemusst. Und das Dojo war sein einziger Zufluchtsort. Langsam richtete er sich auf, straffte die Schultern und korrigierte den Sitz seiner Sporttasche und umgriff seine, bereits ausgezogenen, Schuhe. Kurz glitt seine Hand durch die seidig glänzenden schwarzen Haare, um zu überprüfen, ob er nicht allzu zerzaust von seiner Flucht aus dem Familienanwesen war. Kurz drehte er den Kopf nach links und rechts, um die Verspannung in seiner Muskulatur zu lösen. Dann atmete er noch einmal tief durch und schob die Tür zur Seite. Gierig inhalierte er den Duft der Trainingshalle, als er sich Richtung Ehrenseite verbeugte. Dann steuerte er zielstrebig die Umkleideräume an. Ein paar Trainingseinheiten würden ihm jetzt richtig gut tun. Vielleicht hatte einer der Lehrer Zeit, mit ihm ein paar Übungskämpfe auszuführen. Ansonsten würde er die Zeit nutzen, seine Beinarbeit zu perfektionieren. So würde er hoffentlich auf andere Gedanken kommen. Wieder kochte der Zorn in ihm hoch. Warum verstand seine Familie nicht, dass er noch nicht heiraten wollte? Warum mussten sie immer und immer wieder mit irgendwelchen Gören aus anderen reichen Familien aufwarten und ihn damit überfallen? Zeigte er nicht deutlich genug, was er davon hielt? Immerhin waren die letzten Partner, die er sich selbst ausgewählt hatte, ausschließlich männlich gewesen. Nicht, dass er kein Interesse an Frauen hatte, aber so langsam waren ihm die Möglichkeiten ausgegangen, seiner Familie begreiflich zu machen, dass er zurzeit einfach kein Interesse hatte. Langsam und schon fast resigniert massierte er sich den Nasenrücken zwischen den Augen. Erst hatten sie es abgetan, als würde er sich seine Hörner abstoßen wollen. Doch als sie bemerkten, dass es doch mehr als das war, hatten sie härtere Geschütze ausgepackt. Mehr als einmal hatte er mitbekommen, dass sein Großvater seinen Partnern das Versprechen abgenommen hatte, sich nicht mehr mit ihm zu treffen, wenn sie im Gegenzug Geschenke oder sogar Geld bekamen. Es hatte sich sogar zwischenzeitlich rumgesprochen, sodass er sich noch nicht einmal sicher war, wer sich noch für ihn interessierte und wer nur auf das Geld scharf wahr. Aber wen sollte man es verdenken? Wenn es so offensichtlich war, dass sein alter Herr so mit Geld um sich warf. Vermutlich hatte er es sogar verdient, so hinters Licht geführt zu werden. Doch wurde das alles auf seinen Rücken ausgetragen und das schmerzte ihn weitaus mehr, als er zugeben wollte. Oder sich selbst eingestand. Er durfte nicht zeigen, wie verwundbar er an dieser Stelle war. Sich derart angreifbar zu machen, gerade in der Öffentlichkeit, käme schon fast einem Todesurteil gleich. Manchmal fragte er sich, ob er nicht einfach nachgeben sollte und irgendeinen hübschen Hohlkopf aus einer dieser Neureichen Familien heiraten sollte. Sie würde es doch nicht einmal merken, wenn er sich ab und an seinen Spaß woanders suchen würde. Für diesen Gedanken gab er sich selbst eine Ohrfeige. Das ist weder anständig, noch das was du willst, schalt er sich selbst in Gedanken. Außerdem würde er sich so wieder angreifbar machen. Und das galt es zu vermeiden. Seufzend ließ er den Kopf gegen die kühle Wand der Umkleidekabine sinken. Er schloss die Augen und versuchte alle Gedanken und Emotionen aus seinem Kopf zu verbannen. Sie würden ihm im Dojo nur im Wege stehen. Dort musste er seine Konzentration immer aufrecht halten. Mit präzisen und geübten Bewegungen streifte er sich die Kleidung über. Die losen Teile der Rüstung legte er sich nur über die Schulter und griff nach seinem Helm. Sollte keiner der Lehrer Zeit für ihn haben, würde er den Kram eh nicht benötigen. Dann griff er nach dem Beutel, in dem er sowohl sein Shinai als auch sein Bokken aufbewahrte. Fast schon bedauerte er, dass heutzutage meist das Shinai, also ein Übungsschwert mit vier Bambus-Lamellen verwendet wurde, statt das traditionelle Holzschwert. Man konnte schon fast behaupten, dass er sein Bokken liebte. Er war hervorragend ausbalanciert und aus hochwertigem Kirschbaumholz. Als er es auf einer Messe für Kampfkünste gesehen hatte, war er zum ersten Mal in seinem Leben froh gewesen, nicht auf Geld achten zu müssen. Er hatte zwar schon fast ein schlechtes Gewissen gehabt, als er den Preis gesehen hatte, aber er konnte nicht anders und hatte es haben müssen. Auf dem Weg zurück ins Anwesen hatte er sich an das Theaterstück am Vorabend erinnert, dass er mit seinem Großvater besucht hatte. Es war wieder einer dieser Höflichkeitsbesuche gewesen, die ihn zwischenzeitlich wirklich nur noch genervt hatten. Doch das Stück war traditionell und gut vorgetragen worden. Kurz hatte er überlegen müssen, wie es hieß. Yoshitsune Senbon Zakura! Genau! Das wäre doch genau der richtige Name für sein Bokken. Nicht, dass er jemanden erzählen würde, dass er Dingen, die ihm wichtig waren, Namen gab. Aber der perfekte Name für ein Gegenstand war, in seinen Augen, durchaus von Bedeutung. Kurz schüttelte er den Kopf, um seine Gedanken beiseite zu schieben und ärgerte sich selbst über seine Tagträumerei. Er schulterte die Tasche und trat aus der Umkleidekabine. Sein Blick glitt durch das fast leere Dojo. Es war kein Schüler zu sehen, doch zwei der Lehrer waren im hinteren Bereich des Raumes in einem Trainingskampf verwickelt. Mitten in der Woche und dann noch um diese Uhrzeit waren nur wenige in der Kampfschule für Kendo. Daher bevorzugte er sein Training zu dieser Zeit. Auch wenn er es immer seltener um diese Uhrzeit dorthin schaffte. „Hey Kuchiki. Auch mal wieder da?“, fragte einer der Lehrer durch seine Gesichtsmaske hindurch. Das war auch eine der Sachen, die er an dieser Schule mochte. Sie machten keine Ausnahme, weil er aus einer reichen Familie kam und Erbe des Kuchiki-Imperiums war. Sie nahmen darauf keine Rücksicht. In manchen Situationen spielte es ihm vielleicht in die Karten, wenn er seinen Namen hier und dort einmal einstreute, damit die Leute auf Distanz gingen. Aber hier wollte er nur ein Kendōka sein. Einer von ihnen. "Ja. Hat einer von euch Zeit für einen Kampf?", antwortete er schlicht und blickte die beiden herausfordernd an. "Sicher, Kleiner.", das breite Grinsen des Größeren war selbst durch den Gesichtsschutz deutlich zu erkennen. Eigentlich wäre ihm der kahlköpfige Madarame lieber gewesen, da er weniger auf rohe Kraft setzte und technisch versierter war. Aber gegen einen Kraftprotz wie Zaraki zu kämpfen hatte immer was für sich. Zumindest konnte er so seine Verteidigung gegen kräftemäßig überlegene Gegner üben. Schnell hatte er seine Ausrüstung angelegt und ein paar Aufwärmübungen ausgeführt. Noch einmal ließ er die Schultern kreisen, bevor es zur Begrüßung ging. Auch bei einem Übungskampf musste eben alles seine Richtigkeit haben. Auch wenn sich Byakuya gegen seine Familie auflehnte, war ihm Tradition im Prinzip sehr wichtig. Auch allen anderen Verpflichtungen seiner Familie gegenüber kam er ohne zu klagen nach. Er riss sich wieder aus seinen Gedanken, als Zaraki mit einem wuchtigen Schlag ihr Aufeinandertreffen einläutete. Schnell riss er sein Shinai hoch, um die Übungswaffe des anderen zu parieren. Das Geräusch von Bambus auf Bambus hallte durch die Trainingshalle und ließ Byakuya wieder klarer im Kopf werden. Die nächste Schlagfolge seines Gegners konnte er geschickt ausweichen, duckte sich unter dem letzten Schlag hindurch und traf den Rumpfschutz des Lehrers. Klarer Treffer, triumphierend drehte er sich zu seinem Gegner um und verbeugte sich erneut. „Nicht schlecht, Kuchiki. Du bist flink. Ich fordere Revanche.“, stellte der Hüne direkt klar. Doch sofort mischte sich Madarame ein. „Mach mal halblang, Big Foot. Jetzt bin ich erst einmal dran.“, mit selbstgefälligem Grinsen setzte er sich den Kopfschutz auf und ließ sein Übungsschwert zwischen den Fingern kreisen. „Wir wollen doch dem Kleinen hier ein bisschen Kampferfahrung bescheren und nicht nur so ein stupides Rumgeknüppel wie bei dir. Sonst findet unser Welpe hier niemals ein Frauchen.“ Byakuya hörte das Rauschen seines Blutes in den Ohren. Das ging eindeutig zu weit. Warum glaubte jeder, dass er unbedingt eine Partnerin brauche? Was nahm sich dieser Wichtigtuer da eigentlich raus? Bebend vor Wut zwang er sich in die Verbeugung, machte sich dann jedoch sofort zum Angriff bereit. Schnelle Schlagfolgen wechselten sich ab, sie schenkten sich absolut nichts. Ikkaku Madarame war wesentlich schneller und weniger gewalttätig als Kenpachi Zaraki. Verbissen warf er sich in den Zweikampf und versuchte, eine Schwachstelle in der Verteidigung seines Gegners zu finden. Schnell vollführte er einen Ausfallschritt und zielte auf die Trefferzone am Unterarm, als Madarame hingegen wohl ein Schwachpunkt in dessen Deckung ausgemacht hatte und ebenfalls zum Angriff überging. Blitzschnell drehte er sich unter dem Hieb hindurch und brachte ein paar Schritte zwischen sich. Beide waren aufgrund der Intensität des Schlagabtauschs leicht außer Atem. Aufmerksam belauerten sie sich. Byakuya hatte seine Fassung wieder erlangt. Er wusste, dass er nur bei voller Konzentration eine Chance gegen den talentierten Kendōka hatte. „Hey Kuchiki.“, riss ihn die spottende Stimme Madarames aus der Konzentration. „Vielleicht solltest du dir ein Kleid anziehen und dir nen echten Kerl suchen. Du schlägst wie ein Mädchen.“ Dabei legte er sein Shinai über die Schultern und hob damit seine Deckung vollkommen auf. Nun war die Sicherung bei Byakuya vollkommen durchgebrannt. Mit erhobenem Übungsschwert preschte er nach vorne, um den Kampf endlich für sich zu entscheiden. Doch sein Gegenüber hatte genau damit gerechnet. Als sich der Schwarzhaarige unter dem Konter hindurch duckte und mit einer geschickten Drehung hinter dem Glatzköpfigen gelangen wollte, hörte er ein knackendes Geräusch. Sofort spürte er, wie sein Stand instabil wurde und sein Knie wegknickte. Schmerz durchzog ihn, füllte seine Adern wie flüssiges Feuer. Er spürte noch, wie er auf der Matte aufschlug, dann wurde es um ihn herum schwarz. Kapitel 1: Diagnose ------------------- Er kam in einem sterilen Bett zu sich. Sofort war ihm klar, dass es sich um ein Krankenhaus handeln musste. Die Erinnerungen waren wie ein zäher Brei in seinem Kopf und er war sich nicht sicher, ob seine Übungseinheit im Dojo erst Stunden oder vielleicht schon Tage her war. Erst jetzt fiel ihm der Grund ein, warum er überhaupt im Krankenhaus war. Er blickte an sich hinunter und erkannte eine dicke Schiene, die das Bein einhüllte und bewegungsunfähig machte. Sie begann schon ab der Hälfte seines Oberschenkels und der ganze Fuß war darin eingehüllt. Nicht, dass es für Byakuya eine riesige Überraschung gewesen wäre. Als er das Knacken in seinem Knie wargenommen hatte, war er bereits von einem Kreuzbandriss ausgegangen. Man hörte einfach zu viele Horrorgeschichten darüber, wie es sich anhörte oder anfühlte, als dass einen die Gewissheit nicht sofort ereilte. Doch zu sehen, dass es kein schlechter Traum oder einfach nur Einbildung gewesen war, ließ ihn fast verzweifeln. Das würde ihn mindestens ein halbes Jahr Training kosten. Er hatte sich für dieses Jahr vorgenommen, die Prüfung zum 2. Dan zu absolvieren. Das würde nun eng oder gar unmöglich werden. Die Tür öffnete sich und eine Krankenschwester kam hinein. "Herr Kuchiki, schön, dass sie wieder wach sind. Ich bringe sie sofort in ihr Zimmer. Ich hole nur kurz eine Kollegin, bin gleich zurück.", sagte sie freundlich und hielt kurz inne, um zu schauen, ob er noch etwas wollte. Doch der Schwarzhaarige konnte nichts anderes, als die Krankenschwester irritiert anzublicken. Also sie sich zum Gehen umwandte, blickte er sich um. Das war tatsächlich kein Zimmer einer Krankenstation. Das war mehr wie ein... "Aufwachraum...", murmelte er vor sich hin. Aber was machte er in einem Aufwachraum? Seines Wissens nach war ein simpler Kreuzbandriss kein Grund, direkt zu operieren. Hatte er sich vielleicht den Kopf bei seinem Sturz angestoßen? Schnell schossen seine Hände nach oben und glitten durch seine Haare, über die Stirn, durch das Gesicht. Nein, es war alles normal. Auch sonst schien alles an seinem Körper unversehrt zu sein. Die Tür öffnete sich wieder und zwei Krankenschwestern wuselten hin und her, um seine Verlegung vorzubereiten. Er räusperte sich kurz, in der Hoffnung, dass eine der beiden ihm kurz ihre Aufmerksamkeit schenken würde. Tatsächlich blickte ein braunhaariges, junges Ding mit riesigen, ebenfalls braunen, Augen ihn schüchtern an. "Entschuldigung, aber können sie mir sagen, was passiert ist?", fragte er höflich. "Sie hatten einen Trainingsunfall.", gab sie unsicher zurück. "Ja, das weiß ich.", seufzte Byakuya ungeduldig. "Aber was ist die Diagnose?" "Das lassen sie sich besser vom behandelnden Arzt erklären. Herr Iemura ist auch gleichzeitig der Chefarzt der Unfallchirugie. Ihnen wird es also an nichts fehlen, Herr Kuchiki.", mischte sich ihre blonde Kollegin ein. Byakuya war nicht überrascht, als er seinen Großvater in seinem Krankenzimmer erblickte. Er schaute wie immer ausdruckslos, als die beiden Krankenschwestern ihn und sein Bett in den Raum fuhren. Natürlich war es ein Einzelzimmer. Alles andere wäre seinem Stand nicht angemessen gewesen. Das war wieder einer der wenigen Vorteile, wenn man über die nötigen finanziellen Mittel verfügte. "Kann ich ihnen noch irgendetwas bringen?", das Gesicht der Blondine tauchte über seinem Kopf auf. "Nein, danke.", antwortete er knapp. Eine Hand legte sich auf seinen Unterarm. "Wenn es irgendetwas gibt, was Arisu", dabei deutete sie mit dem Kopf auf die schüchterne Brünette "oder ich für sie tun können, dann lassen sie es uns wissen. Ich bin übrigens Miu.", beide verbeugten sich und verließen den Raum. Sehr zur Freude Byakuyas. Doch dieser währte nicht lange, denn Ginrei Kuchiki, der aktuelle Oberhaupt der Kuchiki-Familie richtete sich auf. Byakuya war klar, dass er sich eine erneute Abhandlung davon anhören musste, dass er Schande über die Familie bringen würde und das übliche Gerede eines alternden, verbitterten Mannes, der mit seinem Erbe nicht einverstanden war. Er seufzte innerlich und atmete tief durch. Noch bevor sein Großvater ansetzen konnte, wurde die Tür erneut aufgestoßen. Ein Arzt mit kurzem, blonden Haar kam in das Zimmer geschlendert und versuchte offensichtlich direkt vom ersten Augenblick an, Eindruck zu schinden. Nach der Begrüßung kam er jedoch direkt zur Sache. "Ich möchte nicht lange drum herum reden, Herr Kuchiki. Aber sie hatten Glück im Unglück.", begann er und sah ihn eindringlich über die Brille hinweg an. "Das vordere und hintere Kreuzband sind, ebenso wie das Außenband und der Meniskus, gerissen." Er machte eine kurze Kunstpause. Wie kann man das bitteschön als Glück bezeichnen? ging es Byakuya durch den Kopf. "Dabei hat sich das Blut im Knie gestaut und ist nicht in den Unterschenkel weitergeflossen. In Fachkreisen wird dies auch Kompartment-Syndrom genannt. Ich bin ehrlich zu ihnen, ihre beiden Trainingspartner haben vorbildlich reagiert. Wären sie ein bis zwei Stunden später hier erschienen, hätte ich nicht dafür garantieren können, dass wir ihren Unterschenkel hätten retten können." Oh. Jetzt machte das Sinn. 'Nicht hätte retten können'... Das hieße Amputation? Bei dem Gedanken weiteten sich seine Augen vor Schrecken. "Aber... die Gefahr besteht nun nicht mehr, oder?", fragte der Schwarzhaarige vorsichtig. Er war überrascht zu sehen, dass das Ganze scheinbar auch auf seinen sonst so emotionsneutralen Großvater einen leichten Eindruck hinterließ. "Wir können ihnen immer noch keine volle Garantie darauf geben, aber die Operation ist hervorragend verlaufen. Nichtsdestotrotz werden sie eine ansehnliche Narbe behalten und es werden noch einige Operationen notwendig sein, um ihr Knie wieder vollständig zu rekonstruieren. Ob sie später beschwerdefrei gehen können, hängt sehr vom Heilungsverlauf und der Qualität der Reha ab. Der Sport sollte an dieser Stelle zweitrangig sein.", die letzten Worte, die aus dem Mund des Chefarztes kamen, ließ Byakuyas Welt in Scherben zerbersten. Der Sport ist zweitrangig. Erst einmal wieder beschwerdefrei laufen können. Knie vollständig rekonstruieren. Langsam sickerten die Worte in sein Bewusstsein. Er schaute von seinem Großvater zum Chefarzt und zurück. Ungläubig schüttelte er den Kopf. Es war doch nur ein Übungskampf gewesen. Wie konnte er mit einer simplen Drehung so viel in seinem Knie kaputt machen? "Ich habe dir schon immer gesagt, dass du dir ein anständiges Hobby suchen sollst. Aber du wolltest wieder einmal nicht auf mich hören. Und nun kannst du froh sein, dass du noch alle Gliedmaßen an deinem Körper trägst.", erboste sich sein Großvater und der Schwarzhaarige schloss die Augen, um nicht die Fassung zu verlieren. Ihm wurde gerade gesagt, dass er seiner Leidenschaft vermutlich nicht mehr würde nachkommen könne und alles, was ihm einfiel, war ihm Vorwürfe zu machen. Aber natürlich, dachte er bitter. Was wäre ich für ein Repräsentant des Unternehmens, wenn ich auf Krücken oder einer Prothese durch die Gegend laufen müsste? Das wäre ganz und gar nicht nach dem Geschmack meines ehrgeizigen Großvaters. Für einen kurzen, verbitterten Augenblick wünschte er sich, dass es zu dieser Amputation gekommen wäre. Was brauchte er denn seine Beine noch, wenn nicht mehr den Sport betreiben konnte, den er liebte? „Ich muss ihnen da ganz klar widersprechen, Herr Kuchiki.“, riss ihn die Stimme des Arztes aus seinen düsteren Gedanken. „Erst gestern hatte ich eine Kreuzbandoperation bei einem jungen Mädchen, dass beim Bockspringen hängengeblieben ist. In einer Fachzeitschrift war letzten Monat eine Studie abgedruckt, dass es jährlich pro 1.000 Menschen zu einem Kreuzbandriss kommt. Sie sehen also, dass es durchaus eine häufige Verletzung ist. Dass es zu solchen Komplikationen kommt, hat nichts mit dem Sport an sich zu tun. Die letzte Patientin mit Kompartment-Syndrom ist beim Fensterputzen von der Leiter gefallen. Sie hatte leider nicht so viel Glück wie ihr Enkel, da sie nicht sofort im Krankenhaus damit kam. Wenn sie verstehen was ich meine. Ich empfehlen ihnen daher, sich rechtzeitig nach einer geeigneten Physiotherapiezentrum umzuschauen. Viele haben längere Wartezeiten. Während ihres Aufenthaltes hier, wird sich der krankenhauseigene Physiotherapeut Hanatarō Yamada um die Reha kümmern. Doch wenn alles planmäßig erfolgt, wird die Therapie in 5 Wochen mit der Entlassung einer außenstehenden Praxis übergeben. Ich empfehle ihnen an dieser Stelle die Praxis Minazuki. Sie hat sich nicht nur auf Sportverletzungen spezialisiert, sondern kümmert sich hervorragend um ihre Patienten und Behandlungsfehler sind mir von dort noch nicht untergekommen. Und ich erleben hier vieles, das versichere ich ihnen.“ Damit wandte der Arzt seine Aufmerksamkeit seinen Unterlagen zu. „Großkotziger Großvater, der seinen Enkel zum perfekten Erben drangsalieren will. Wann lernen diese ehrgeizigen, alten Säcke, dass sie hier mit dem Wohlergehen ihres Nachwuchses spielen...“, murmelte er dabei gedankenverloren. „Was haben sie gesagt?“, brauste Ginrei auf, als der Chefarzt ihn verwundert anblickte. „Ich habe nichts gesagt. Aber bitte mäßigen sie ihren Ton. Wir sind in einem Krankenhaus, Herr Kuchiki.“, damit verbeugte er sich und verließ schleunigst das Krankenzimmer. Als Byakuya nach einem Wasserglas auf seinem Beistelltisch griff, richtete der Ältere das Wort an ihn. „Ich werde jemanden um Termine bei dieser Praxis kümmern lassen und selbst einmal nachforschen, ob sie tatsächlich die beste Praxis in der Gegend ist. Die beiden Krankenschwestern werden sich vermutlich gut um dich kümmern. Vielleicht findest du ja Gefallen an einer von ihnen. Ist zwar gesellschaftlich weit unter unserem Niveau, aber sie dienen einem noblen Zweck. Das könnte man vielleicht als Vorteil verwenden.“ Byakuya zog gerade in Erwägung, das Wasserglas nach seinem Großvater zu werfen, als die Tür auch schon wieder ins Schloss fiel und ihn damit alleine zurückließ. Kapitel 2: Schleppende Wochen ----------------------------- Die Wochen schleppten sich nur langsam voran. Noch immer durfte er das Bett nicht verlassen. Einzige Ausnahme war, wenn er auf Toilette musste. Täglich um 15 Uhr kam der Physiotherapeut Hanatarō Yamada, um einfache Bewegungsübungen zu machen. Natürlich noch nicht mit dem Knie. Das wäre viel zu früh. Sie machten diverse Übungen zum An- und Entspannen der Oberschenkelmuskulatur. Doch das alles ging Byakuya nicht schnell genug. Er hatte erwartet, dass er am Tag nach der Operation direkt mit der Reha beginnen würde. Mit einer richtigen Reha und nicht so einem lächerlichen Muskelspannungsprogramm. Dass er jeden Morgen die offene Operationswunde sah, machte es für ihn nicht besser. Man hatte es ihm alles erklärt. Die Notwendigkeit der offenen Wundheilung, warum er sich zurückhalten musste und noch vieles mehr. Aber er fühlte sich nutzlos und alleine gelassen. Sein Großvater war in den 2 Wochen Krankenhausaufenthalt 2 Mal da gewesen. Wirkliche Freunde hatte er nicht. Das hatte ihn aber auch niemals etwas ausgemacht. Lustlos las er in einer Zeitschrift über Kampfsport, die ihm Arisu und Miu aus dem Kiosk besorgt hatten, als es heftig an der Tür klopfte. "Ey, Kuchiki! Besuch ist da.", kündigte sich die, für ein Krankenhaus, viel zu laute Stimme Zarakis selbst an, bevor die Tür schwungvoll aufgestoßen wurde. Kritisch beäugte der Schwarzhaarige die beiden Kendo-Lehrer, die breit grinsend in der Tür standen. Madarame betrat als erstes den Raum und schmiss eine Tasche neben Byakuyas Bett. Es polterte und klirrte. "Wir haben dir ein bisschen was zum Spielen mitgebracht, damit unserer Prinzessin nicht zu langweilig wird. Außerdem wollen wir sicher gehen, dass du dir den Arsch nicht breit liegst.", mit anzüglichem Grinsen schmiss sich der Kahlkopf auf einen der Besucherstühle und ließ seinen Blick durch den Raum gleiten. Leise pfiff er. "Einzelzimmer, was? Bist wirklich ein kleines Prinzesschen.", dabei lachte er laut. "Aber wo sind dann die Blumen, Holzkopf? Scheint mir fast so, als würde unser Kleiner hier keinen Besuch bekommen.", bemerkte Zaraki mit verschränkten Armen an der Wand gelehnt. Byakuya seufzte. Es war ihm ein Rätsel, warum er sich kurzzeitig überhaupt über den Besuch dieser beiden Barbaren gefreut hatte. Er beschloss, es war eindeutig Zeit, das Thema zu wechseln. "Wo ihr schon einmal hier seid. Vielen Dank für euer schnelles Handeln. Damit habt ihr mein Bein gerettet.", dabei deutete er eine höfliche Verbeugung an, was im Sitzen jedoch relativ schwierig war. "Ach, Quatsch. Man konnte doch sehen, dass was mit dem Knie nicht stimmte. Also haben wir den Notarzt gerufen. Keine große Sache.", winkte Madarame ab. "Außerdem wollen wir dir bald wieder deinen lilienweißen Hintern versohlen.", ergänzte Zaraki mit breitem Grinsen. "Und jetzt mach das nicht so theatralisch. Von einem Kreuzbandriss ist noch niemand gestorben." Byakuya seufzte. Natürlich wussten sie noch nicht, was die genaue Diagnose war. Woher denn auch? "Nein. Es war schon so richtig, wie ich es gesagt habe. Ein paar Stunden später und mir hätte die Amputation gedroht. Aber ob mein Knie noch einmal so hergerichtet werden kann, dass es für Sport tauglich ist, kann mir bisher keiner sagen.", schloss er und schaute in zwei Gesichter, die ihn fassungslos ansahen. Der Schwarzhaarige holte tief Luft. "In Ordnung. Ich fange von vorne an." Auch wenn Byakuya es nicht zugeben wollte, hatte der Besuch ihm gut getan. Ihre aufbauenden Worte hatten ihm geholfen. Zum ersten Mal hatte er keine unterschwelligen Beleidigungen oder Drohungen aus ihren Worten heraushören können. Als sie verstanden, wie heikel die Verletzung tatsächlich war, entpuppten sich beide plötzlich als grandiose Motivatoren. Sie hatten es sogar einmal geschafft, dass sich Byakuya ein Schmunzeln hatte verkneifen müssen. Das erste mal seit seinem Krankenhausaufenthalt hatte er sich gedacht, dass es vielleicht doch nicht sinnlos war, zu kämpfen. "Guten Abend, Herr Kuchiki. Zeit für ihr Abendessen.", hörte er eine freundliche, aber unbekannte Stimme von der Tür. Er war leicht zusammengezuckt, so vertieft war er noch in den Erinnerungen der aufbauenden Worte. Er blickte auf und sah eine junge Frau mit langen, orangenen und glatten Haaren. Sie stellte ihm sein Tablett auf den Nachtisch und verbeugte sich dann förmlich, aber auch ein wenig steif. "Mein Name ist Orihime Inoue, ich bin die neue Nachtschwester." Irritiert blickte er die junge Frau an. Das Orange ihrer Haare faszinierte ihn sehr, doch schien sie ihm viel zu kindlich, als dass er sie für attraktiv hätte halten können. Ihr strahlend weißes Lächeln und die grauen Augen waren vielleicht ein Blickfang, aber dennoch wirkte sie seltsam deplatziert. Er blinzelte kurz. "Es ist mir eine Freude.", sagte er förmlich und deutete eine Verbeugung an. "Kann ich ihnen noch etwas bringen oder für sie tun, Herr Kuchiki?", fragte sie fröhlich. Er schüttelte den Kopf. "Nein. Ich will auch keine Sonderbehandlung. Bitte kommen sie die Nacht nicht regelmäßig gucken, ob ich noch etwas benötige. Wenn, dann klingel ich. Machen sie sich nicht die Mühe.", als der Nachtschwester bei seinen Worten die Röte in die Wangen stieg, wusste er, dass er ins Schwarze getroffen hatte. Um die entstandene Stille zu überbrücken, blickte er kurz auf das Abendessen und verzog das Gesicht. Warum musste es jede Woche Okonomiyaki geben? Dann waren diese hier auch noch so furchtbar süßlich. "Stimmt etwas nicht?", fragte Orihime mit einem Stirnrunzeln. "Nein, nein.", gab Byakuya schnell zurück. Merkte jedoch, das dies nicht sehr überzeugend geklungen hatte. "Ich bevorzuge nur schärferes Essen.", erklärte er wahrheitsgemäß. "Dann lass ich es zurückgehen und besorge ihnen etwas anderes.", schlug die Krankenschwester sofort vor. "Das ist nicht nötig.", beharrte er und nahm das Tablett an sich, um zu zeigen, dass sie so nicht weiterkommen würde. Sehr zu seiner Erleichterung ging sie kurz darauf. Allerdings erntete er sofort einen mahnenden Blick, als sie zum Abräumen hereinkam und sah, dass er kaum etwas gegessen hatte. Er warf ihr einen Blick zu, den man nicht fehlinterpretieren konnte und so verschwand sie ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer. Fast tat es Byakuya ein wenig leid, so mit ihr umzugehen, aber er wollte direkt klarstellen, dass er nicht bemuttert werden wollte. Das hatte er bei Arisu und Miu bereits versäumt und er fühlte sich manchmal schon ein wenig von den beiden belästigt. Dummerweise konnte er auch nicht einfach weglaufen. Lustlos blätterte er wieder in der Kampfsportzeitschrift, als es verhalten an seiner Tür klopfte. Doch noch bevor er etwas sagen konnte erschien ein bekannter, orangener Schopf in der Tür. "Es tut mir wirklich leid, aber ich kann sie doch nicht hier verhungern lassen.", gab sie etwas verlegen zu und reichte ihm eine Tüte vom nahegelegenen Imbiss. Es enthielt 4 Onigiris. "Einer mit Lachs, einer mit Shrimps, mit Thunfisch und einer mit frittiertem Hähnchen. Alle mit Chili und Frühlingszwiebeln. Ich hoffe es schmeckt ihnen.", damit drehte sie sich wieder zur Tür um. "Warte! Du kannst mir doch nicht einfach was zu essen schenken! Es hat sich doch Geld gekostet!", sagte er fassungslos mit der Tüte in der Hand. Sie lachte hell und fröhlich. "Doch. Das geht einfach, wie sie sehen. Allerdings habe ich sie auch nicht bezahlt. Meinem Freund gehört der Laden.", lächelnd legte sie den Kopf schief, während Byakuya nun endlich die Skrupel ablegte und nach einem der verpackten Onigiri griff. Doch er hielt inne und blickte wieder zu der orangehaarigen Krankenschwester an der Tür. "Möchten sie nicht auch eins?", fragte er dann. Verstohlen blickte sie auf die Uhr und lächelte dann wieder. "10 Minuten Pause hab ich noch. Das sollte möglich sein." Es war eine traumlose Nacht gewesen und so war er nur wenig erholt, als er von den ersten Sonnenstrahlen in seinem Zimmer geweckt wurde. Er lag nun seit 4 Wochen im Krankenhaus. Wenn alles gut verlief, dann müsste er nur noch eine weitere Woche ausharren. Ein leises Klopfen kündigte Besuch an. Orihime steckte ihren Kopf in gewohnter Art und Weise durch die Tür. Sie lächelte wieder mit der Sonne um die Wette. "Ich habe gleich Feierabend, kann ich noch etwas für sie tun?", fragte sie. "Alles in Ordnung, Schwester Inoue. Bitte richten sie ihrem Freund meinen Dank für die gestrige Bento aus. Das Hühnchen war wirklich fabelhaft.", es war zur Gewohnheit von Orihime geworden, ihm am gefürchteten Okonomiyaki-Tag etwas aus dem Imbiss ihren Freundes mitzubringen. "Gerne. Ulquiorra wird sich über das Lob sehr freuen. Dann bis heute Abend.", lachte sie. Kurz hielt sie inne und zwinkerte ihm verschwörerisch zu. "Ich habe eben den Chefarzt mit Yamada sprechen hören. Sie wollen die Tage eine Motorschiene bei ihnen anpassen. Das heißt, sie könnten bald zumindest wieder etwas laufen! Aber das haben sie nicht von mir!", sie grinste dabei, als sie die Freude in seinem Gesicht sah. Kurz winkte sie noch und verschwand dann aus der Tür. Noch als er dachte, dass er viel zu freundlich zu der Nachtschwester war, fiel ihm auf, dass die Tür zurück ins Schloss fiel. Er erhob den Blick und schlagartig war seine gute Laune dahin. "Guten Morgen Großvater.", begrüßte er seinen Besuch höflich. "Von all den Krankenschwestern hier wirfst du ein Auge auf dieses Wesen? Ich verstehe dich langsam nicht mehr." Zornig verengte der Schwarzhaarige die Augen und wünschte sich einmal mehr, dass Blicke töten könnten. "Schwester Inoue ist in festen Händen. Ich habe keinerlei Intentionen in dieser Richtung. Sie ist nur freundlich.", gab er missmutig zurück. "Und die anderen Schwestern? Sind sie etwa nicht freundlich?", fragte Ginrei zornig. "Doch. Aber absolut überzogen. Ich bin an keiner der Krankenschwestern interessiert.", gab er fest zurück. "Ach ja. Ich vergaß. Der junge Mann möchte uns ja weiß machen, dass er Männer bevorzugt.", kam die sarkastische Antwort. Byakuya biss die Zähne zusammen, damit sein Temperament nicht mit ihm durchging. "Ich werde dafür sorgen, dass sie in eine andere Abteilung versetzt wird.", beendete der Ältere das Gespräch. "Was? Nein! Das kannst du nicht machen!", entfuhr es Byakuya. "Meine Herren, dürfte ich sie erneut darauf aufmerksam machen, dass wir ein Krankenhaus sind?", mischte sich Chefarzt Iemura wieder ein und drängte den Oberhaupt der Kuchikis ins Krankenzimmer, um die Tür hinter ihnen zu schließen. "Ich verlange die Verlegung dieser orangehaarigen Nachtschwester.", fiel der Weißhaarige sofort mit der Tür ins Haus. Irritiert schob der Arzt seine Brille nach oben. "Dürfte ich fragen, warum?" "Sie ist kein guter Einfluss für meinen Enkel.", stellte der Angesprochene klar und Byakuya verschluckte sich fast an dem Wasser, von dem er getrunken hatte, um ja kein Wort zu sagen. Unter keinen Umständen dürfte er seinem Großvater vor anderen widersprechen. "Verehrter Herr Kuchiki.", begann Iemura belehrend und blickte zwischen Großvater und Enkel hin und her. "Das ist ein Krankenhaus und kein Wunschkonzert. Bitte haben sie Verständnis, dass ich nicht einfach eine Nachtschwester verlegen kann. Zudem kann ich mir nicht vorstellen, dass Frau Inoue ein schlechter Einfluss ist. Sie arbeitet bereits seit 4 Jahren für unser Krankenhaus und es gab nie Beschwerden, ganz im Gegenteil. Wenn ich nun zu dem Grund meines Erscheinens kommen dürfte?", dabei blickte er Ginrei mit hochgezogenen Augenbrauen von der Seite an. Dann wandte er sich dem Schwarzhaarigen zu. "Wir passen heute im Rahmen ihrer Reha noch eine Motorschiene an. Diese erlaubt es euch, das Bein bis zu 90 Grad anzuwinkeln, wird aber die meiste Zeit gestreckt sein. Aufgrund der offenen Wundheilung dürfen sie diese Schiene allerdings maximal, ich betone maximal, zwei Stunden am Tag tragen. Diese hat nicht die Aussparung, wie ihre aktuelle Schiene. Daher ist das extrem wichtig. Für den Rest des Tages heißt es dann weiterhin das Bein ruhig halten.", erklärte er. Byakuya nickte. Vielleicht konnte er so wieder etwas Lebensqualität gewinnen. Der Arzt nickte und zückte sein Stift, während Ginrei Richtung Fenster ging. "Armer Junge. Mit so einem Großvater geschlagen zu sein. Kein Wunder, dass er meist so kalt wirkt. Ich an seiner Stelle hätte mich vermutlich schon vom nächsten Hochhaus gestürzt”, murmelte der Chefarzt wieder vor sich hin, während er sich etwas notierte. Sein Großvater schien es gar nicht zu hören, aber ihm war es mittlerweile aufgefallen, dass immer wenn er etwas notierte, dabei murmelte. Er wusste nicht, ob es das war, was er aufschrieb. Er hoffte es zumindest nicht. Aber manchmal trafen ihn die Aussagen schon. Meistens ging es darum, warum er sich nicht einfach gegen seinen Großvater wehren würde. Doch diese Frage hatte er sich bereits mehrfach beantwortet. Er war der Erbe des Kuchiki-Imperiums. Er hatte keine Wahl, es war sein vorhergesehenes Schicksal. Dagegen konnte er sich nicht sträuben. Und genau aus diesem Grund wirkte er auch so kalt. Je weniger Leute er an sich ran ließ, desto weniger würden ihn später im Stich lassen oder ausnutzen. Das war eine Lektion, die ihm sein Großvater beigebracht hatte. Menschen taten alles für Geld. Kapitel 3: In Gedanken ---------------------- Hatte er sich anfänglich darüber gefreut, die Motorschiene zu erhalten, war er mittlerweile nur noch genervt. Er hatte erwartet, dass er sie zumindest selbst anlegen dürfe. Aber natürlich war dem nicht so. Er musste jedes Mal nach einer Schwester klingeln. Seine Geduld hatte sich schon längst fröhlich winkend verabschiedet und hatte gleich die Motivation mitgenommen, die Hanteln zu nutzen, die Madarame und Zaraki mitgebracht hatten. Sein Großvater war noch einmal da gewesen und hatte ihm erklärt, dass er ihm nach seiner Entlassung ein paar junge Frauen vorstellen würde. Vermutlich erkannte er gerade die Vorzüge darin, dass Byakuya nicht weglaufen konnte. Er verfluchte den Tag, an dem er zu bescheuert gewesen war, eine einfache Drehung verletzungsfrei zu vollführen. Egal was der Arzt sagte, Byakuya war sich mittlerweile sicher, dass, wenn er bei voller Konzentration gewesen wäre, so etwas nicht passiert wäre. Es klopfte an der Tür und der Schwarzhaarige ließ den Kopf in die Kissen sinken. Besuch. Das konnte er gerade noch brauchen. Zum Glück konnte er seinen Großvater ausschließen. Denn wenn der einmal kam, klopfte er grundsätzlich nie. Als nach einem weiteren Atemzug noch niemand in seinem Zimmer stand, bat er den Besucher dennoch hinein. Miu betrat das Zimmer. „Sind sie bereit, Herr Kuchiki? In 15 Minuten ist ihr Termin bei Herr Yamada“, erklärte sie und nahm bereits die Schiene vom Tisch. Er nickte kurz und richtete sich dann etwas auf. Schon wieder so ein bescheuerter Termin in dem er nichts machen durfte, außer ein paar leichte Beugeübungen. Aber natürlich nicht mit dem Knie. Immerhin war seine Kreuzbandoperation erst 2 Tage her. Das war so ziemlich sein einziger Lichtblick bezüglich seiner Verletzung in den 4 Wochen gewesen. Trotz der Tatsache, dass die Wunde von der Notoperation wegen dem Kompartment-Syndrom noch nicht geschlossen war, hatten sie bereits das Kreuzband und den Meniskus rekonstruiert. Das war dem hervorragenden Heilungsverlauf geschuldet gewesen. Er ließ die Prozedur zum Wechsel der Schienen über sich ergehen. Danach schwang er sich aus dem Bett und griff nach seinen Krücken. Miu klammerte sich dabei schon fast an seinen Arm und presste ihre, kaum vorhandene, Oberweite gegen seinen Ellenbogen. Er seufzte innerlich. Jetzt, wo sein Aufenthalt fast vorbei war, fuhren sie härtere Geschütze auf, um von sich zu überzeugen. Byakuya konnte nicht wirklich behaupten, dass ihm das gefiel. Entschlossen löste er sich von ihrem Griff. „Ich kann das mittlerweile alleine, danke für deine Hilfe, Miu“, versuchte er dennoch in einem freundlichen Ton von sich gegeben. Dies hatte auch entweder geklappt oder die Krankenschwester ließ es sich nicht anmerken. Aber im Prinzip war es ihm wirklich egal. Er konnte es kaum noch erwarten, aus dem Krankenhaus herauszukommen und zumindest etwas wieder der Herr über sein eigenes Leben zu werden. Auch wenn er jetzt schon wusste, dass sein Großvater ihm einen gehörigen Strich durch die Rechnung machen würde. Immerhin hatte er tatsächlich auf den Chefarzt gehört und die weitere Betreuung bei dieser einen Praxis beauftragt. Wie hieß sie noch einmal? Minuzaki? Munizuki? Minazuki! Das war es. Die Leiterin dieses Physiotherapiezentrum hieß Retsu Unohana. So viel hatte er schon herausfinden können. Nur leider gab es keine Bilder im Internet von den Angestellten. Byakuya machte sich eigentlich immer lieber ein Bild von dem, was auf ihn zu kam. Die Leiterin sah jedenfalls freundlich aus. Auch wenn er sich sicher war, dass sie bestimmt nicht so sanftmütig war, wie sie aussah. Irgendetwas in ihrem Blick verursachte bei ihm Gänsehaut. Er riss sich aus den Gedanken und stand auf. Pflichtbewusst hielt ihm Miu bereits die Tür seines Zimmers auf. Als er auf den Flur trat, machte sie Anstalten, ihm zu folgen. Er drehte sich um und versuchte sich ein kleines Lächeln abzuringen. Er wusste schon bereits beim Ansatz, dass er kläglich gescheitert war. „Miu. Das ist wirklich sehr freundlich. Aber ich muss versuchen, so langsam selbst klar zu kommen. Hier sind noch genug Leute, die mir zur Not helfen können. Zu Hause vielleicht nicht“ Er wusste selbst, dass das eine ziemlich billige Lüge war. Immerhin war er der Erbe des Kuchiki-Imperiums. Das Haus wimmelte von Dienern. Sie würden mir zur Not auch den Hintern abwischen, dachte Byakuya missmutig. Aber auch hier ließ sich die Blondine nichts anmerken und verbeugte sich nur kurz. „Dann viel Erfolg bei ihrer Reha, Herr Kuchiki. Wenn sie irgendetwas benötigen, kann mich Herr Yamada ja rufen“, damit ging sie den Gang in die andere Richtung entlang, um schließlich hinter einer Ecke zu verschwinden. Diesmal konnte Byakuya nicht anders, als laut zu seufzen. Dann drehte er sich wieder um und machte sich langsam und vorsichtig auf den Weg zum Praxisraum von Hanatarō Yamada. Auch wenn der Schwarzhaarige mit dem Fortschritt seiner Reha nicht zufrieden war, wusste er, dass es nicht an dem jungen Physiotherapeut lag. Er war sich sogar sicher, dass Hanatarō ein durchaus fähiger Vertreter seines Berufes war, auch wenn er oftmals etwas gehetzt oder schüchtern wirkte. Gedanken versunken setzte er seinen Weg zu den Räumlichkeiten der Reha-Einrichtung fort. Dabei achtete er nur halb auf seine Schritte und den Flur vor sich. Daher merkte er auch gar nicht, dass sein Weg von jemanden versperrt war. „Alles klar, Yamada. Danke für die Hilfe. Wir sehen uns dann im Kurs“, hörte er eine angenehme, aber für seinen Geschmack etwas zu laute, Stimme. Während er noch darüber nachdachte, dass er diese Stimme gerne einmal hören wollte, wenn sie schmutzige Dinge in sein Ohr flüsterte, stieß er auch schon mit jemanden zusammen. Zusätzlich entglitt eine Krücke seinem Griff. Überrascht suchte er nach Halt, wusste aber eigentlich schon, dass er gleich unangenehme Bekanntschaft mit dem Boden machen würde. Doch der erwartete Aufschlag kam nicht. Stattdessen fühlte er kräftige Arme um seiner Taille und Rücken. Langsam öffnete er seine Augen und er sah rot. Tatsächlich sah er sogar das schönste Rot, dass er jemals in seinem Leben auf dem Kopf eines Menschen gesehen hatte. Er fragte sich sofort, ob die Haare gefärbt waren, oder ob es echt war. Doch so eine perfekte Farbe musste doch einfach echt sein, oder? Die Haare waren in einem Zopf zurückgebunden, doch so lang, dass sie über die Schulter fielen. Er blickte verwirrt in das Gesicht seines Gegenübers. Er hatte sich eine große Sonnenbrille auf die Stirn geschoben, doch konnte man erkennen, dass darunter Tätowierungen lagen. Wer tätowierte sich denn bitteschön das Gesicht?, schoss ihm durch den Kopf, musste sich aber sofort eingestehen, dass der Anblick alles andere als Abstoßend war. Auch an Hals und Armen konnte er weitere Tattoos erkennen. Im Allgemeinen schien der Mann ihm Gegenüber gut trainiert zu sein, was er an der breiten Brust und dem ausgeprägtem Bizeps erkennen konnte. Dann blickte er in die Augen seines Gegenübers. Braune... nein, rötliche... Nein... Byakuya konnte es einfach nicht beschreiben. Diese Augen waren nicht zu beschreiben. Weder die Farbe, noch, was sie widerspiegelten. Wenn Augen tatsächlich der Spiegel zur Seele waren, dann musste er nicht nur lebensfroh und übermütig sein, es lagen auch noch so viel mehr Emotionen darin verborgen. Byakuya schien die Luft anzuhalten, während sich in das Gesicht des anderen ein breites Grinsen stahl. „Du gehst aber gleich zur Sache, was?“, neckte er ihn mit einem kecken Funkeln in den Augen. Langsam traute sich Byakuya zu atmen und bemerkte damit den Duft des Rothaarigen. Kräftig, etwas herb. Vielleicht auch etwas Süßes. Es war eine betörende Mischung und keine der Komponenten hätte Byakuya erraten können. Kurz glaubte er, etwas Sandelholz zu riechen, doch im nächsten Moment war er sich nicht mehr sicher. Langsam und behutsam wurde er wieder auf die Beine gestellt, doch die kräftigen Arme umfassten immer noch fest seine Taille. „Alles in Ordnung?“, fragte der Rothaarige nun und sein Lächeln wich einem sorgenvollen Gesichtsausdruck. Byakuya riss sich aus seinen Gedanken und blinzelte kurz. Er wollte zum Sprechen ansetzen, musste sich aber erst räuspern, damit er wieder Herr seiner Stimme wurde. „Ich danke ihnen vielmals und verzeihen sie bitte.“, entschuldigte er sich hastig. Zu seinem Bedauern verließen die warmen Hände seinen Körper und er blickte auf den kräftigen Rücken, während sich sein Gegenüber nach seiner Krücke bückte. „Hier. Du solltest besser aufpassen mit dem Ding da. Wäre doch schade, wenn so ein hübscher Kerl wie du noch länger im Krankenhaus versauern würde“, grinste er wieder breit, als er ihm die Krücke zurückgab. Perplex nahm sie Byakuya entgegen. Während der Schwarzhaarige ihm noch nachblickte verschwand der Unbekannte, leise vor sich ihn glucksend, im nächsten Gang. Byakuya schnaubte. Was für ein großspuriger Idiot, schimpfte er in Gedanken. Verdammt gutaussehender, großspuriger Idiot, gab er dann jedoch zu. Dann riss er sich zusammen und klopfte kurz an die weiße Praxistür. Hatte der Rothaarige sich nicht von dem Physiotherapeuten verabschiedet? Hieße es dann nicht, dass er den anderen kannte? Ein kaum erkennbares Lächeln stahl sich auf die Züge des Schwarzhaarigen. Das würde bedeuten, dass er den Namen des Unbekannten in Erfahrung bringen könnte. Die Tür ging auf und der junge Therapeut lächelte Byakuya an. „Da sind sie ja, Herr Kuchiki. Wir können direkt anfangen“, damit bedeutete er ihm, einzutreten. Die Gedanken des jungen Erben kreisten. Sollte er ihn wirklich fragen? War das nicht ziemlich dämlich? Warum wollte er überhaupt seinen Namen erfahren? Während der ganzen Reha-Stunde grübelte er nach, was er tun sollte. „So. Damit wären wir fertig für heute. Gibt es denn noch was, was ich für sie tun kann, Herr Kuchiki?“, fragte Hanatarō Yamada, während er sich die Hände wusch. Und plötzlich hatte Byakuya einen Geistesblitz. "Ja. Vor unserem Termin war ein recht großer, rothaariger Mann in ihrer Praxis", begann er. Hanatarō blickte den Schwarzhaarige irritiert an, nickte aber dann. "Ja. Abarai ist ein Kollege von mir" Abarai..., ließ er den Namen durch seine Gedanken gleiten. "Warum? Ist was mit ihm?", hakte der Therapeut nach. "Sehen sie ihn noch einmal?", ging er nicht auf die Frage ein. "Ähm... Ja. Wir besuchen den gleichen Fortbildungskurs für Naturheilkunde. Warum?", fragte Hanatarō misstrauisch und runzelte die Stirn. "Dann richten sie ihm doch bitte noch einmal meinen Dank für seine Hilfe aus. Wir hatten eben im Flur einen... kleinen Zusammenstoß", schob Byakuya als Grund vor. Dann stand er auf und verabschiedete sich. Mit einem innerlichen, triumphalen Lächeln ging er zurück in sein Krankenzimmer. Abarai. Da müsste doch bestimmt etwas zu finden sein. Kapitel 4: Freiheit ------------------- Seufzend lag Byakuya im Bett. In seinem eigenen Bett. Hatte Arme und Beine von sich gestreckt und genoß die bekannten Gerüche, die dem sterilen Gestank eines Krankenhauses gewichen waren. Freiheit, endlich. Keine nervenden Krankenschwestern oder sonst irgendetwas. Endlich hatte er seine Ruhe. Doch leider würde es nicht so bleiben. Nicht nur, dass er nun für einige Wochen täglich in die Stadt müsse, um das Reha-Programm aufzunehmen. Sein Großvater hatte auch bereits klar gemacht, dass in den nächsten Tagen einige Familien mit ihren Töchtern zu Besuch kamen. Moderner Fleischbeschau könnte man dazu auch sagen. Wobei... Was war modern daran, dass mein Großvater mir Frauen vor die Nase setzte, die ich am besten gestern schon geheiratet hätte? Alter Zorn kochte wieder in ihm hoch. Seit er 16 war, musste er mit seinem Großvater darum streiten. Es war eine nie enden wollene Streiterei. An manchen Tagen war er dem Ganzen so überdrüssig, dass er kurz davor war, einfach zuzustimmen. Er würde irgendein dummes, langweiliges Mädchen aus guten Hause heiraten und sich dann auf die Suche nach jemanden machen, der ihm wirklich unter die Haut ging. Aber wer machte heutzutage so etwas überhaupt mit. Und was, wenn er niemanden fand, der ihm unter die Haut ging? Vor seinem inneren Auge flackerte das Bild eines breiten Grinsen auf, ein braungebranntes Gesicht, eingerahmt von roten Haaren. Ein so unglaubliches Rot... Er seufzte. Mehr als einen Namen wusste er immer noch nicht von ihm. Zwischenzeitlich ist er dazu übergegangen, das ganze von sich weg zu schieben. Es als Tagtraum abzutun. Dieser Abarai sah mit Sicherheit nicht so gut aus, wie er ihn in Erinnerung hatte. Seine Fantasie spielte ihm da einen Streich. Doch ganz aus seinen Gedanken verbannen, konnte er ihn nicht. Leise klopfte es an der Tür und nur mit Mühe konnte er ein Stöhnen unterdrücken. Er war keine halbe Stunde zu Hause. Warum musste man ihn schon wieder stören? "Ja?", fragte er gereizt. Schüchtern trat Aio ein. Eine junge Dienerin, die vielleicht seit einem halben Jahr im Anwesen arbeitete. Auch wenn er es selten zeigte, mochte er die junge Frau. Sie war diskret, zuvorkommend und vor allem eine Art Verbündete. Sie schien es als ihre Pflicht anzusehen, ihn vor Planungen seines Großvaters zu warnen und ohne ihre Hilfe hätte er wahrscheinlich nie mitbekommen, was sein Großvater mit seinen Partnern abgesprochen hatte. Nicht, dass er es nicht vermutet hatte, doch Aios Aufmerksamkeit war zu verdanken gewesen, dass er es tatsächlich mit eigenen Ohren gehört hatte. Er fragte sich immer noch, warum sie das tat. "Mein Herr.", begann sie mit kurzer Verbeugung, dann schloss sie schnell die Tür hinter sich. "Ich fürchte, ihr Großvater hat die nächsten Tage mit Abendessen mit so ziemlich jeder hochrangigen Familie mit Töchtern gefüllt.", erklärte sie ihm im verschwörerischen Ton. Byakuya, der sich bei ihrer Ankunft etwas aufgerichtet hatte, ließ schnaufend den Kopf zurücksinken. "Danke für die Information, Aio. Ich hatte so etwas schon befürchtet.", gab er mit emotionsloser Stimme zurück. "Soll ich versuchen, ihre Physio-Termine so zu verschieben, dass diese abends sind? Wenn ich das veranlasse, wird es sicher keiner merken.", bot sie an. "Nein. Dann lädt mein Großvater sie zum Mittagessen ein. Ich fürchte, es ist zwecklos.", gab er zurück. "Wann ist das erste Abendessen?" "Heute Abend, mein Herr." In seinen kühnsten Träumen hätte er sich es nicht so schlimm vorgestellt. Nicht nur, dass Kameko optisch ihrem Namen alle Ehre machte – Mal ehrlich, wer nannte sein Kind 'Kind der Schildkröte'? - sie war auch mindestens genauso langweilig. Der Abend war voller verdeckter Spitzen gegen seinen Sport gewesen und Byakuya hatte sich mehr als einmal auf die Zunge beißen müssen, um nicht irgendetwas zu erwidern. Und das Schlimmste war, er konnte nicht weglaufen. Früher konnte er sich wenigstens für 10 Minuten entschuldigen, weil er mal 'frische Luft schnappen wollte' oder hatte sich einfach auf Toilette entschuldigt. Aber da er ja seine Schiene nicht dauerhaft tragen konnte, um die Wundheilung nicht negativ zu beeinflussen, hätte er jedes Mal dafür einen Diener rufen müssen. Vor einer reichen Bankiersfamilie wäre dies einfach zu erniedrigend gewesen. Also saß er den Abend aus und versuchte nur anfänglich, mit dem Schildkröten-Mädchen ein Gespräch anzufangen, dass ihn interessierte. Da es sich schnell herausstellte, dass die beiden keinerlei Interessen teilten, ließ er sie das Gespräch übernehmen und gab nur noch einsilbige und gelangweilte Antworten. Was bedauerlicherweise darin resultierte, dass sie ihm mit Häkelkunst die Ohren abkaute. Als sie sich verabschiedeten, machte er gute Miene zum bösen Spiel und war erleichtert, als Aio sofort mit seiner Laufschiene herbeigeeilt kam, als die Besucher und sein Großvater ihm die Rücken zugedreht hatten. Sie zwinkerte ihm verstohlen zu, als er bereits anfing, die steife Schiene zu lösen. Er war bereits an der Treppe angekommen, als sein Großvater ihn ansprach. "Wie du siehst, kann ein solcher Abend durchaus unterhaltsam sein. Du hast dich ja hervorragend mit der liebreizenden Kameko verstanden.", stellte er, wie üblich, ohne einen Hauch Emotion in seiner Stimme fest. Byakuya schoss ihm nur einen bösen Blick über die Schulter während er sich weiter daran machte, die Treppe zu erklimmen. "Mehr hast du nicht dazu zu sagen?", hakte Ginrei nach. "Kameko ist langweilig und hässlich. Sie hat vielleicht den gesellschaftlichen Rang, es ist aber ausgeschlossen, dass sie optisch repräsentativ genug für dich ist.“, gab er bissig zurück und war gleichzeitig froh, am oberen Flur angelangt zu sein. Ohne ein weiteres Wort machte er sich auf den Weg in sein großzügiges Zimmer. „Byakuya! Wir sind noch nicht fertig!“, ertönte die kraftvolle Stimme seinen Großvaters vom Erdgeschoss. „Ich für meinen Teil schon. Gute Nacht, Großvater.“, damit schloss er die Tür hinter sich. Ihm wäre eher danach gewesen, diese hinter sich zuzuknallen. Aber es gab gewisse Regeln, die auch er sich nicht traute, zu brechen. Der nächste Tag begann genauso schlecht, wie der andere geendet hatte. Das ständige Sitzen und Liegen machten ihn rastlos und reizbar. In seiner Verzweiflung hatte er bereits Aio gebeten, Großvaters Bibliothek zu durchforsten, um etwas Lesestoff zu bekommen. Er spielte mit dem Gedanken, einen Diener oder sogar Aio in den nächstgelegenen Buchladen zu schicken und alles nahezu interessante aufzukaufen. Ab und an spielte er mit dem Gedanken, die Hanteln aus seiner Kendo-Schule zu verwenden. Aber wozu der Aufwand, wenn der Sport für ihn in weite Ferne gerückt war? Wenn er ihn nie wieder ausüben konnte? Er war wirklich froh, dass er sein Essen zurzeit ans Bett gebracht bekam. Zumindest, wenn keine nervigen Abendessen mit möglichen Heiratskandidatinnen anfielen. Byakuya rollte mit den Augen. Er verfluchte sich selbst dafür, dass er sich in diese Lage gebracht hatte. So hatte er keine Ausrede oder Termine. Er musste die Bettruhe einhalten, bis auf die wenigen Stunden, die als Ausnahme dienten. Das machte ihn angreifbar für alle Ideen, die sein Großvater in den kommenden Wochen noch haben würde. Und so einfach wie am vorangegangenen Abend würde er es ihm sicherlich nicht noch einmal machen. Soviel stand jetzt schon fest. Er griff nach der Liste auf seinem Nachttisch. Der Plan für die Reha. Eigentlich war die Praxis ausgebucht gewesen. Aber natürlich konnten die Angestellten es irgendwie schaffen, dass er dazwischen geschoben wurde. Daher waren aber die Termine alle zu den unterschiedlichsten Uhrzeiten. Da die Übersicht zu behalten, war schon fast unmöglich. Der erste Termin war heute morgen. Sicher würde gleich Aio kommen und ihm beim Anlegen der Schiene helfen. Nicht, dass er es nicht alleine könnte... 'Dafür hat man Bedienstete', hallten die Worte von Ginrei in seinem Kopf wider. Nur, dass er seine Bediensteten eher als Leibeigene ansah, dachte der Schwarzhaarige bitter. Es klopfte und das junge Dienstmädchen kam nach seiner Aufforderung herein. „Der Fahrer ist für in einer halben Stunde bestellt.“, informierte er ihn, während sie die Schiene vom Schreibtisch nahm. Der Wechsel war wie immer schnell erledigt. Also schwang Byakuya die Beine über den Bettrand, griff nach den Krücken und stemmte sich nach oben. „Ich bin dann im Bad.“, erklärte er ihr über die Schulter. „Sind sie sicher, dass sie keine...“, setzte sie an. „Vollkommen.“, unterbrach er sie mit fester Stimme. Die Praxis war wirklich mitten in der Stadt. Zwar verfügte das Gebäude über ausreichend Parkplätze und auch etwas Grünfläche durchzog hier das städtische Grau, aber dennoch sah die Gegend sonst eher trist aus. Nachdem er dem Fahrer mehrfach versichert hat, dass er es schon alleine zur Praxis schaffen würde, hatte dann auch dieser Ruhe gegeben. Nun stand er im Eingangsbereich des Bürokomplexes und wartete auf den Aufzug. Entgegen seiner Vermutungen war das Foyer sogar recht grün gehalten. Überall waren Blumenkübel und Pflanzen in unterschiedlichster Ausführung. Der Boden war so sauber, so das man vermutlich davon hätte essen können und der kalte Stein spiegelte seine Gestalt ein wenig. Mit einem Gong öffnete sich der Aufzug, die Tür schloss sich schnell, nachdem er auf den Knopf für den 32. Stock gedrückt hatte. Die Praxis hatte also die höchstgelegenen Räumlichkeiten dieses Gebäudes angemietet. Es war normal, dass sich innerhalb der Hochhäuser die Mieten deutlich erhöhten, je höher man kam. Daher vermutete Byakuya, dass sie erst hierher gezogen waren, als sie sich einen Namen gemacht hatten. Immerhin wäre eine solche Unterbringungen direkt von Anfang an ein enormes Risiko gewesen. Oder die Gründerin hatte ordentliches Eigenkapitel mitgebracht und war von ihren Fähigkeiten überzeugt. Der Gong riss ihn wieder aus seinen Gedanken, die Tür öffnete sich und kurz blinzelte er verwirrt. Hier begrüßte ihn nicht die kühle Atmosphäre der Eingangshalle, es wirkte direkt freundlich und warm auf ihn. Der Boden war mit dunklem Parkett ausgelegt und auch die Pflanzen hier hatten sich verändert. Die robusten Gewächsen wurden hier von anderen, etwas aufwändiger zu pflegenden ersetzt. Als er aus dem Aufzug trat, sah er, dass besonders viele Glockenblumen darunter waren. Wandte man sich nach rechts, erstreckte sich ein großes Areal mit den unterschiedlichsten Trainingsgeräten. Ausgelegt war dieser Bereich mit Tatami-Matten. Nach links schien es zu den Behandlungszimmern zu gehen, dort war auch ein Empfang mit einer freundlich drein blickenden jungen Dame. Die Aussicht rings herum war atemberaubend. Das Gebäude war eines der höchsten in der unmittelbaren Umgebung. Byakuya schätzte, dass es ungefähr 130 Meter bis zur Straße waren. Das war schon eine beachtliche Höhe. Er ging auf die Dame am Empfang zu und nickte knapp. „Byakuya Kuchiki, ich habe einen Termin.“, sie nickte sofort freundlich und verbeugte sich. „Guten Tag, Herr Kuchiki. Ich bringe sie in den Behandlungsraum.“, als sie ihm den Rücken zudrehte, seufzte er innerlich. Vielleicht hatte er sich ein Augenrollen nicht ganz verkneifen können. Behandlungsraum. Das bedeutete also, dass es wieder irgendwelche sinnlosen Übungen geben würde. Sie gingen an einigen Auszeichnungen und Zeitungsartikeln vorbei. Retsu Unohana erkannte er sofort. Sie bogen um die Ecke und hier war eine Art Mitarbeitergalerie. Kurz ließ er den Blick darüber gleiten. Es gab noch ein leeres Feld, ansonsten waren Portraits von 4 freundlichen Frauen zu sehen. Irgendwie hatte er ja gehofft, den Rotschopf wiederzusehen. Aber würde eine so renommierte Praxis ein tätowiertes und muskelbepacktes Großmaul beschäftigen? Eher nicht. Sie führte ihn in einem Raum mit phantastischem Ausblick über die Stadt. Das Zimmer war schlicht, aber hochwertig eingerichtet. Die Behandlungsliege war schwarz und sah bereits bequem aus. Der Boden bestand aus Tatami-Matten mit schwarz-weißen Bordüren. Auch hier waren Glockenblumen in den unterschiedlichsten Farben untergebracht. „Ihr Therapeut kommt gleich. Einen Augenblick bitte.“, erklärte die Empfangsdame und verschwand mit einer weiteren Verbeugung. Dabei ließ sie die Schiebetür einen Spalt offen. Keine 5 Minuten später betrat eine hochgewachsene Frau mit silber-grauem Haar das Zimmer. Sie blickte noch einmal über die Schulter und schien über etwas amüsiert. „Dann schönen Feierabend Renji. Genieß trotzdem deinen halben Tag Urlaub.“ Byakuya meinte, eine Art Schnauben als Antwort gehört zu haben, doch seine Therapeutin zog seine Aufmerksamkeit auf sich. „Guten Tag, Herr Kuchiki. Mein Name ist Isane Kotetsu und ich bin ihre behandelnde Therapeutin.“, stellte sie sich während einer Verbeugung vor. „Was kann ich für sie tun?“, fragte sie und legte den Kopf mit einem sanften Lächeln schief. „Hätten sie meine Unterlagen gelesen, wüssten sie, was sie für mich tun können.“, stellte Byakuya kühl fest, auch wenn er erkannt hatte, dass sie seine Unterlagen unter dem Arm trug und dort auch bunte Post-Its herausragten. So eine dumme Frage, wenn sie offensichtlich seine Krankenakte gelesen hatte. Natürlich hing seine plötzliche miese Laune nicht damit zusammen, dass die Frau eben seinen letzten Funken Hoffnung auf diesen rothaarigen Abarai im Keim erstickt hatte. Er verfluchte sich erneut im Stillen. Vielleicht hätte er doch nach ihm recherchieren sollen und die Reha bei dessen Arbeitgeber beginnen sollen. Als Byakuya aus dem Behandlungszimmer ging, unterdrückte er den Impuls, gegen irgendetwas zu treten. Nicht nur, dass das mit den Krücken durchaus kompliziert gewesen wäre, es hätte auch einen komischen Eindruck beiAnwesenden hinterlassen. Er war sich durchaus im Klaren darüber, dass seine Therapeutin ihn nach dieser Stunde für einen verzogenen Lackaffen hielt. Auch wäre sein Großvater alles andere als einverstanden mit seinem Verhalten innerhalb des 45-minütigen Rehaprogramms. Vielleicht hatte er Glück und sein Großvater würde ihm erlauben, die Praxis zu wechseln. Er würde noch einmal ganz genau im Internet recherchieren, ob er vielleicht doch etwas über einen Abarai in der Stadt finden würde. Und zur Not würde er einfach Hanatarō Yamada nach ihm fragen. Doch den Gedanken schob er sofort zur Seite, als er am Aufzug angekommen war. Sein Großvater würde sich niemals mit einer Praxis zufrieden geben, die nicht als die beste der Region galt. Und genau das war leider die Praxis Minazuki. Er mochte es sich eigentlich nicht selbst eingestehen. Aber der Gedanke, dass durch irgendeinen unglaublichen Zufall der Rothaarige sein Therapeut hätte sein können, hatte ihm überhaupt die Motivation gegeben, sich aufzuraffen und zur Reha zu gehen. Vielleicht sollte er Morgen einfach im Bett bleiben. Hatte doch eh alles keinen Sinn. Er rollte mit den Augen, als ihm der Gedanke kam, dass er heute schon wieder eines dieser fürchterlichen Abendessen haben würde. Kapitel 5: Zu gut für diese Welt -------------------------------- Mit einem tiefen Seufzen ließ sich Renji auf die bequeme Couch im Aufenthaltsraum fallen. Er legte seine langen Beine gekreuzt auf einem kleinen Hocker hoch. Während er sich noch zurechtrückte nahm er einen tiefen Schluck aus seiner Tasse. 'Bester Papi der Welt' stand darauf. Es war ein Geschenk von Rukia gewesen, welches schon mehrfach für Verwirrungen gesorgt hatte. Doch er konnte sich einfach nicht dazu überwinden, sie zu entsorgen. Egal wie bescheuert ein Geschenk war, der Rothaarige konnte es einfach nicht übers Herz bringen, etwas abzulehnen oder irgendwann wegzuwerfen. Geschenke hatten auch nach den 5 Jahren, die er nun auf eigenen Füßen stand, eine besondere Bedeutung für ihn. Natürlich war es auch die Schuld dieser Tasse gewesen, dass seine neuen Kollegen sofort über seine kuriosen Lebensumstände Bescheid gewusst hatten. Oder besser gesagt, erst hatten sie es gedacht, dann hatte er es richtig stellen können. „Kann ich aus deinem Schweigen und deiner finsteren Miene schließen, dass die Elternsprechstunde gestern nicht gut gelaufen ist?“, fragte Isane halb belustigt, halb ernst. Renji blickte seine Kollegin über den Rand seiner Kaffeetasse an. „Worauf du einen lassen kannst“, grummelte er vor sich hin. Die Grauhaarige blickte von dem Esstisch auf, an dem sie gerade ihr Frühstück verspeiste. „Willst du es mir erzählen? Vielleicht kann ich dir helfen? Weißt du, ich habe eine jüngere Schwester, um die ich mich oft gekümmert habe“, bot sie mit freundlichem Lächeln und schief gelegtem Kopf an. Der Rothaarige atmete tief ein. „Ich musste zu Tōshirōs Biologielehrerin“, begann er und auf Isanes irritierten Blick fügte er hinzu. “Tōshirō ist der 15 Jahre alte Junge, der kaum spricht und immer recht grummelig ist. An manchen Tagen glaube ich, dass er so langsam mit mir warm wird. Naja, auf jeden Fall wollte sie unbedingt mit mir reden. Hat erst gesagt, wie toll sie unser Projekt finden würde und den ganzen Mist, den niemand hören will. Weißt du, die Art von Gerede, wo man direkt auf den Haken, das große 'aber' wartet“, führte er seufzend aus und rieb sich mit einer Hand durch das Gesicht. Isane bedeutete ihm, weiterzureden. „Richtig. Dann hat sie erzählt, dass zurzeit im Unterricht Sexualkunde unterrichtet wird. Mal ganz ehrlich, ich hab diesen blöden Wisch unterschrieben, dass ich damit einverstanden bin. Da hätte ich sie schon beinahe gefragt, ob sie mich für blöd hält. Aber gut, ich dachte mir, das wäre mit Sicherheit nicht der beste Einstand, nicht wahr? Und dann erzählt sie mir, dass Tōshirō in ihrem Unterricht kaum aufpasst, oft zum Fenster raussieht. Gut, dachte ich mir, er lebt ja scheinbar eh in seiner eigenen Welt. Aber wer kann es dem Jungen verübeln? Hat immerhin auf seinen jungen Jahren viel durchmachen müssen. Dann erzählte sie mir allerdings noch, dass wenn sie ihn im Unterricht zur Aufmerksamkeit ermahnt oder er eine Frage beantworten soll, hochrot anlaufen und stammeln würde. Und jetzt halte dich fest! Der Kerl hat sogar 2 Biologiestunden geschwänzt! Das passt so gar nicht zu ihm“, seufzte Renji mit einem Kopfschütteln. Isane zog die Augenbrauen zusammen. „Hast du schon einmal mit ihm darüber geredet?“, fragte sie. „Ja, gestern Abend wollte ich natürlich wissen, woran es liegt. Ich meine, hey! Der Junge ist 15 Jahre alt. Ich glaube, ihm war schon vorher klar, dass das mit Störchen, Bienchen und Blümchen alles nicht ganz so der Wahrheit entspricht. Wenn ich mich richtig erinnere, hatte mich der Heimleiter bereits mit 13 Jahren aufgeklärt“, meinte er fassungslos, während Isane kicherte. „Aber der Junge hat sich einfach wieder in seinem Zimmer verschanzt. Ich möchte da auch nicht groß einen Streit vom Zaun brechen, sonst igelt er sich am Ende noch mehr ein. Das gilt es zu vermeiden.“, er sah zu seiner Kollegin, die zustimmend nickte. „Vielleicht sollte ich heute mal Jūshirō Ukitake anrufen. Wenn ich Glück habe, geht’s ihm heute besser und er weiß einen Rat. Oder kann mal wieder vorbei schauen. Er hatte immer einen besseren Draht zu Tōshirō. Ich fühle mich da eher hilf- und nutzlos", gestand der Rothaarige. "Nein, Renji. Sag so etwas nicht. Für sie bist du keineswegs nutzlos, sondern eher der Rettungsanker. Ohne dich wären sie in alle möglichen Waisenhäuser verteilt und aus ihrer Umgebung gerissen worden. Das Ganze war eine grandiose Idee von dir und sie wissen das mit Sicherheit zu schätzen. Welcher junge Mann in deinem Alter würde so etwas schon tun? Du bist erst ein Jahr mit deiner Ausbildung zum Physiotherapeuten fertig, hast jede Menge Geld dafür ausgeben müssen und anstatt erst einmal an dich zu denken, machst du so etwas. Ich sage es dir, wie es ist: Du bist zu gut für diese Welt, Renji Abarai!", sagte sie mit einem Lächeln. Renji wurde sofort rot. "Sag so etwas nicht. Ich mache das, was ich mir in dieser Situation auch von jemanden anderen gewünscht hätte", wehrte er bescheiden ab. "Außerdem sind die 6 schon immer irgendwie meine Familie gewesen. Nur so eine Sache wie mit Tōshirō kann schnell ausarten. Ich befürchte, wenn der Junge sich nicht schnell zusammenreißt, steht das Jugendamt vor der Tür", gestand er. "Ach. Mach dir da nicht so viele Gedanken. So schnell passiert das nicht. Im ersten halben Jahr gab es doch auch kaum Grund für die Leute vom Jugendamt, sich zu beschweren", munterte sie ihn auf. Renji wünschte sich, dass er auch so viel Optimismus aufbringen könnte, aber was konnte er aktuell groß tun? Also rang er sich ein Lächeln ab. "Du hast vermutlich recht. Danke." "Ach, nicht dafür", winkte die Grauhaarige ab. "Aber dürfte ich dich um einen Gefallen bitten?", fragte sie zögernd. "Du kennst die Antwort. Also schieß los", gab Renji mit breitem Grinsen zurück. "Darf ich dir einen Patienten abgeben? Er war gestern zum ersten Mal da und irgendwie... stimmt die Chemie zwischen uns nicht", erklärte sie vorsichtig. Ihr Gegenüber verengte die Augen etwas. "Die Chemie zwischen euch stimmt nicht? Isane... Du kommst mit jedem klar. Was ist wirklich passiert?", wiederholte er langsam und forderte sie mit durchdringenden Blick zu einer ausführlicheren Antwort auf. Jetzt war es die Therapeutin, die seufzte. "Ich wollte es nicht so direkt sagen, aber der Junge hat sich unmöglich verhalten. Wie die Axt im Walde. Er ist der Erbe eines riesigen Imperiums und genau das hat er raushängen lassen. Wie ein gigantischer, verwöhnter Schnösel, der es gewohnt ist, dass alle vor ihm auf den Boden kriechen. Ich war kurz davor, ihn rauszuwerfen“, Renji hörte ihren Schilderungen mit großen Augen zu. „Du? Du warst kurz davor, die Nerven zu verlieren? Dann muss das ja ein richtiger Kotzbrocken gewesen sein!“, erwiderte er mit einem Grinsen. „Und warum soll ich mich jetzt um unseren Goldjungen kümmern?“ „Retsu meinte, dass seine Behandlung uns noch mehr gute Reputation einbringen würde. Daher will ich es vermeiden, dass sie eingreifen muss oder wir ihn vor die Tür setzen. Ich habe die Hoffnung, dass er vor dir vielleicht etwas mehr Respekt hat. Vielleicht hat er ja nur ein Problem mit Frauen“, antwortete sie unsicher. „Du meinst ein kleiner Frauenhasser?“, er hob die Augenbrauen. „Das kann lustig werden. Aber gut. Für dich mache ich es. Wo hast du seine Akte und wann ist sein nächster Termin?“, Isanes Erleichterung war bei Renjis Worten unübersehbar gewesen. „Sie liegt noch in meinem Behandlungszimmer. Er ist heute Nachmittag erst dran. Da wir ihn kurzfristig reinbekommen haben, hat er wechselnde Termine. Darauf solltest du auf jeden Fall noch schauen und die Termine umtragen, damit es mit deinen Patienten keine Überschneidungen gibt. Je nachdem kann ich dir die ein oder andere Behandlung dann abnehmen. Habe jetzt ja ein bisschen mehr Freizeit.“, erklärte sie ihm. Renji nickte. „So viele Patienten hab ich ja noch nicht. Ich kümmere mich drum und schnapp mir heute Mittag die Rotzgöre.“, mit einem Zwinkern stand er auf. Auch Isane hatte mittlerweile ihr Frühstück beendet und fiel dem Rothaarigen um den Hals. „Hab ich dir schon gesagt, dass du zu gut für die Welt bist?“, lachte sie. „Ja. Und wenn du so weiter machst, glaube ich es am Ende noch.“ Mit einem Zettel bewaffnet ging Renji durch den Flur, der von den Behandlungszimmern zum Aufenthaltsraum führte. „Akte durchgelesen? Check. Reha-Plan erstellt? Check. Termine von Isane zu mir übertragen? Check. Neuen Terminplan auf Nanaos Schreibtisch am Empfang gelegt? Check.“, murmelte er vor sich hin. „Prima. Dann bleiben mir noch 5 Minuten, um noch was zu essen!“, freute er sich, öffnete damit die Tür und betrat den gemütlich eingerichteten Aufenthaltsraum mit der atemberaubenden Aussicht. Er schnappte sich einen Apfel aus der Obstschale auf dem Esstisch und lehnte sich ans geöffnete Fenster. In Gedanken versunken beobachtete er das geschäftige Treiben auf den Straßen unter ihm. Die Menschen und Autos waren nur kleine Punkte. Es war, wie Arbeitern eines Ameisenhaufens zuzuschauen. „Ich hab über Tōshirō nachgedacht“, schreckte ihn eine Stimme aus seinen Gedanken, sodass er beinahe seinen Apfel fallen gelassen hätte. Erleichtert atmete er durch, da er den Apfel noch hatte abfangen können. Das wäre ja mal eine Schlagzeile geworden. ‘Passant von herunterfallendem, angenagten Apfel erschlagen’..., dachte er und drehte sich mit fragendem Blick zu Isane um. „Aha?“ „Nun ja. Warum er wohl im Unterricht peinlich berührt ist. Vielleicht ist ihm das Thema unangenehm, weil er verliebt ist?“, fragte sie vorsichtig. Renji klappte die Kinnlade hinunter. „Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Aber es würde Sinn machen“, er nickte zu sich selbst. „Ganz klar. Das muss es sein! Du bist der Kracher! Ich muss ihn heute Abend darauf ansprechen“, sagte er und biss herzhaft von seinem Apfel ab. „Musst du nicht gleich bei deinem Patienten sein?“, fragte Isane mit gerunzelter Stirn. „Nah, hab noch 2 Minuten. Der reiche Rotzlöffel kann auch ein paar Minuten auf mich warten!“, erklärte er mit breitem Grinsen und biss wieder vom Apfel ab. „Henkersmahlzeit.“, fügte er mit vollem Mund hinzu und hielt das, feinsäuberlich abgenagte, Kerngehäuse in die Höhe. „Müsstest du dann nicht eher ihm den Apfel geben?“, fragte sie lachend. Renji zwinkerte nur als Antwort und wusch sich, noch immer kauend, die Hände. Als er den Mund wieder leer hatte, wandte er sich noch einmal zu seiner Kollegin um. „Bist du nach dem Termin noch da oder hast du Schluss?“, wollte er wissen. „Ich habe eigentlich Feierabend, muss aber noch ein wenig Papierkram erledigen. Außerdem brenne ich darauf, zu erfahren, wie du mit ihm zurecht gekommen bist.“ Mit der Akte von einem Byakuya Kuchiki in der Hand stand er vor seinem Behandlungszimmer. Er hatte den ganzen Morgen schon über dumme Sprüche gegrübelt, die er dem Sprössling aus feinem Hause an den Kopf knallen könnte, ohne das Retsu ihn dafür maßregeln musste. Ihm waren ein paar eingefallen. Die richtig Fiesen hatte er lieber wieder gestrichen. Man wusste nie, was für Einfluss diese jungen, reichen Bälger hatten, daher sollte man es besser nicht übertreiben. Er schaute noch einmal kurz auf das Geburtsdatum in der Akte. Der Patient war ein Jahr älter... Dumme Sprüche über dessen Alter sollte er sich also auch verkneifen. Also schön. Los geht’s, motivierte er sich selbst und schob schwungvoll die Tür zur Seite. Genauso schwungvoll betrat er den Raum und schloss die Tür wieder. Dann drehte er sich zur Liege um und blinzelte verwirrt. Weg waren all die dummen Sprüche. Denn der junge Mann, der dort wartend saß und ihn ebenso irritiert anblickte, kannte er bereits. Der Gedanke an einen gewissen, äußerst plumpen, Flirtversuch seinerseits, ließ seine Wangen ein klein wenig erröten. Kapitel 6: Von Schicksal und Karma ---------------------------------- Die schlechte Laune hatte sich durch Byakuyas Tag gezogen, wie ein roter Faden. Er war bereits zwei Mal mit seinem Großvater aneinander geraten. Die Tatsache, dass er mit den Fusajirōs für heute Abend eine der einflussreichsten Familien angekündigt hatte, machte es alles andere als besser. Zwar war Midori Fusajirō tatsächlich eine Augenweide und konnte auch nett sein, aber meistens war sie eine hochnäsige, eitle und dumme Kuh, die kaum ein anderes Thema als Kosmetik hatte. Warum konnte keines dieser reichen Mädchen seinen Vorstellungen entsprechen? Er seufzte, weil er bereits die Antwort kannte. Er wollte eben keines dieser Mädchen. Daher gab er ihnen noch nicht einmal eine Chance. Viel lieber grübelte er über einen gewissen Rothaarigen nach. Er musste unbedingt noch einmal mit dem Physiotherapeuten Yamada aus dem Krankenhaus reden. Abwesend griff er gerade nach seinem Handy, als ein leises Klopfen an der Tür ihn zusammenzucken ließ. "Hallo Herr Kuchiki. Bereit für die Reha?", fragte Aio in ihrem üblichen Plauderton und lächelte gutmütig. Ach ja, die Reha, seufzte er innerlich. Wieder so ein Reinfall. Statt etwas zu sagen, richtete er sich nickend auf. "Sie müssen in 10 Minuten los, also beeilen wir uns lieber etwas“, bemerkte sie, als er die Schultern kreisen ließ. Das Knacken in seinen Schultern ließ sie kurz innehalten. „Soll ich ihnen einen Termin beim Masseur machen?“, fragte sie und blickte auf. „Nein, das wird nicht nötig sein.“, beharrte er, angelte nach seinen Krücken und machte sich auf den Weg nach unten. Er war ein wenig irritiert, als die Empfangsdame ihn in ein anderes Behandlungszimmer führte. Das Behandlungszimmer 3 war im Prinzip ähnlich eingerichtet, wie das andere. Nur waren die Bordüren der Tatami-Matten nicht schwarz-weiß, sondern schwarz-rot. Generell sah die Einrichtung des Zimmern etwas neuwertiger aus. Er meinte auch, noch einen Hauch Farbe im Geruch des Raumes auszumachen. Trotzdem roch der Raum angenehm. Ein wenig herb, aber auch frisch. Bergamotte vielleicht? Er blickte sich um. An der Garderobe hing eine schwarze Lederjacke. Kurz überlegte er, von der Liege aufzustehen und daran zu riechen. War sie der Ursprung dieses Geruches? Er war überrascht, dass nur der Duft alleine ein so wohlig warmes Gefühl in ihm verursachen konnte. Fast, als würde sie irgendwelche angenehmen Erinnerungen in ihm hervorrufen. Gerade wollte er sich von der Liege gleiten lassen, als er Schritte vom Flur aus wahrnahm. Da diese scheinbar vor der Tür verharrten, rutschte er sich schnell wieder auf der Liege zurecht. Als die Tür schwungvoll aufgeschoben wurde, konnte er nichts anderes, als mit großen Augen zu starren. Dieses Rot!, schoss ihm direkt durch den Kopf, während er unfähig war, sich nur einen Zentimeter zu rühren. Er stand vor ihm. In einer engen, schwarzen Jeans und einfachem, weißen Oberteil. Er war etwas enttäuscht, dass es lange Arme hatte, sodass er die Tattoos auf seinen muskulösen Armen nicht sehen konnte. Er trug ein schwarzes Bandana, welches fast vollständig die Tattoos auf seiner Stirn verdeckte. Ein Blick in diese unbeschreiblichen Augen verrieten ihm, dass er genauso irritiert war, wie Byakuya selbst. Er blickte ihn an, wie ein übergroßer Affe. Den Mund leicht geöffnet und mit geweiteten Augen. Byakuyas Herz klopfte bis zum Hals, ihm war heiß und kalt zur selben Zeit und er war froh, dass er bereits saß. Mit einem Mal schämte er sich für sein Verhalten gegenüber der Kollegin seines Gegenübers. Sicherlich hatte sie ihm bereits geschildert, was passiert war. Was würde er nun für ein Bild von ihm haben? Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als scheinbar wieder Regung in den Rothaarigen kam. Renji musste sich kurz Räuspern, damit seine Stimme nicht versagte. Wie sollte er sich ihm gegenüber verhalten? Für sein Benehmen im Krankenhaus entschuldigen? Ihm eine Standpauke wegen seinem Verhalten gegenüber Isane halten? Erleichtert über einen Einfall verbeugte er sich kurz. „Guten Tag, mein Name ist Renji Abarai und ich übernehme mit sofortiger Wirkung ihre Behandlung, Herr Kuchiki“, damit stellte er sich mit ein paar Schritten Entfernung vor seinem Patienten auf und wartete auf eine Antwort. Es war eine durchaus freundliche Begrüßung und bis vor einem Augenblick hatte sich Byakuya noch wie ein kleines Kind an Weihnachten gefreut, als er diese unglaublichen, roten Haare erblickt hatte. Doch mit einem Mal kochte der Zorn in ihm hoch. Ein Zorn, den er so noch nicht einmal wirklich im Krankenhaus gespürt hatte. Dennoch war dieser grobschlächtige Kerl ihm zu sehr auf die Pelle gerückt. Eine Sache, die er ganz und gar nicht dulden konnte. Auch wenn sein Körper förmlich nach dessen Aufmerksamkeit schrie. Vielleicht auch genau deswegen. Wie konnte er sich zu solch einen offensichtlich unkultivierten und großmauligen Typen hingezogen fühlen? Und dann noch diese ganzen Tätowierungen… Missbilligung kämpfe mit Faszination und Verlangen um die Vorherrschaft seiner Gefühle. Er durfte nicht nachgeben. Sollte sein Großvater ihn mit diesem Renji Abarai erwischen, würde er mit Sicherheit enterbt werden. Na und? Dann bist du diese Scheiße endlich los und kannst selbst über dein Leben bestimmen!, schrie eine Stimme in seinem Kopf. Genau. Über das eigene Leben bestimmen. Mit keinem einzigen Geldschein in der Tasche!, höhnte eine andere Stimme. Er fühlte sich, als hätte er ein Engel und einen Teufel auf der Schulter sitzen. Aber welche Stimme gehörte zu wem? Als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung des Therapeuten ausmachte, verengten sich seine Augen. Am liebsten wäre er aufgesprungen und hätte dem Rothaarigen eine gescheuert. “Meinen Namen kennen sie bereits. Und sollten sie noch einmal derart unangemessen mit mir sprechen, werde ich dafür sorgen, dass sie ihren Job verlieren”, sagte er mit eisigem Ton. Na prima, was für ein Einsteig! So bekommst du ihn niemals rum! Stille legte sich zwischen ihnen. Unangenehme Stille. Innerlich seufzte Byakuya. Er hatte es gerade absolut… wie sagt man so gerne unter Jugendlichen auf der Straße? Achja, verkackt. Ja, das hörte sich durchaus angemessen für diese Situation an. Er überlegte, ob er sich entschuldigen sollte, schob dies aber sofort wieder beiseite. Immerhin hatte er doch nur klargestellt, dass sich sein Gegenüber angemessen verhalten sollte. Er war ja schließlich nicht irgendein dahergelaufener Trottel. „Ich dachte Frau Isane Kotetsu wäre meine Therapeutin?“, fragte er unschuldig, nicht mehr in der Lage, die Stille zwischen ihnen zu ertragen. Trotz des Bandanas war deutlich zu erkennen, wie Renji eine Augenbraue hob. „Sie hat mich heute Morgen gebeten, sie zu übernehmen. Sie...“, er unterbrach sich kurz, um nach den richtigen Worten zu suchen. „Sie hatte den Eindruck, dass die Chemie zwischen ihnen nicht stimme“, zitierte sie die Worte seiner Kollegin mit einem Hauch Hohn in seiner Stimme. „Ich verstehe“, erwiderte Byakuya. Also hatten sie doch gesprochen. Ein Kloß bildete sich in seinem Hals. Durfte er das einfach so stehen lassen? Renji hatte eindeutig einen falschen Eindruck von ihm. Aber er konnte doch nicht einfach... Andererseits hatte er sich gerade auch wieder so dem Rothaarigen gegenüber benommen. Allerdings hatte er ihm auch einen Grund dazu gegeben. Die Grauhaarige hingegen war gestern eigentlich nur zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort gewesen… „Ist Frau Kotetsu noch im Haus? Ich würde mich gerne bei ihr persönlich entschuldigen. Gestern war ein... unangenehmer Tag für mich.“, sprang er über seinen Schatten und blickte in die unergründlichen Augen seines Gegenübers. Ein Mundwinkel im gebräunten Gesicht zuckte ein wenig nach oben und ein Funke Belustigung war in seinen Augen zu erkennen. Doch Byakuya fühlte sich nicht verspottet. Es war ein warmherziger Ausdruck und verstärkte seinen Wunsch, dem anderen näher zu kommen, nur noch. Er nickte. Also doch kein Frauenhasser. Gut. „Sie ist nach unserem Termin noch im Haus, dann bringe ich sie zu ihr. Um ehrlich zu sein, bin ich überrascht, dass sie mit jemanden nicht klar kam. Sie ist so etwas, was man gerne 'Everybody's Darling' nennt.“, damit ließ er die Patientenunterlagen geräuschvoll auf den Tisch klatschen und lehnte sich mit dem Gesäß gegen die Kante der Arbeitsfläche. Byakuya beobachtete gebannt das Spiel der Muskeln in den Armen, während er die Arme vor der breiten Brust verschränkte. Er war verwirrt. Hatte er ihn nicht gerade verbal attackiert und nun sprach er so locker mit ihm, als wäre nie etwas gewesen? Waren die Worte nicht deutlich genug gewählt gewesen oder machte es dem Rothaarigen einfach nichts aus? Perlten seine drohenden Worte einfach nur an dessen Äußeren ab. Dieser wunderbar gebräunten Haut, durchzogen mit diesen faszinierenden Tattoos… Byakuya wollten den Kopf schütteln, um diese Gedanken zu verbannen. Doch in diesem Moment riss eine angenehme Stimme ihn aus eben diesen, verursachten ein leichtes Kribbeln in seinem Nacken. „Jedenfalls bleiben uns jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder kommen wir miteinander aus oder ich muss sie an unsere Chefin, Retsu Unohana, übergeben. Sie ist zwar unglaublich fähig, aber unter uns”, dabei blickte er kurz verstohlen nach links und rechts und dämpfte die Stimme etwas. “Sie kann schon etwas furchteinflößend sein“, kurz erschien ein übermütige Grinsen auf sein Gesicht, wurde aber schlagartig wieder ernst. „Also? Was ist ihnen lieber?“ „Sie“, antwortete er ohne zu zögern, was ihm allerdings sofort peinlich war. Renji lachte kurz laut auf und unterdrückte den Drang, durch das ordentliche und seidige schwarze Haar zu wuscheln. „Sehr gut. Ich bin nämlich erst seit Kurzem hier und möchte nicht direkt einen Patienten an meine Chefin abdrücken müssen”. Diese Worte verblüfften Byakuya. Eben hatte er ihm noch gedroht, dass er seinen Job verlieren würde und dann gab er nun freimütig zu, dass er gerade erst frisch in der Praxis angefangen hatte? Offenbarte ihm so eine Schwachstelle? “Außerdem würde ich ihnen schon gerne helfen, ihr Knie wieder fit zu machen”, fuhr der Rothaarige fort. “Dann können sie sich wieder im Seiza der Kalligraphie widmen oder was für komische Hobbys ihr reichen Schn...“ „Kendō“, unterbrach ihn Byakuya leise. Der Rothaarige blinzelte irritiert. „Kendō. Das ist mein Hobby. Beziehungsweise, es war mein Hobby, bevor...“ „Kendo also“, grinste der Rothaarige und nickte anerkennend, nachdem er Byakuya wiederum unterbrochen hatte. „Also schön. Sehen wir zu, dass wir ihr Knie wieder für Kendō hinbekommen“. Damit trat er auf die Liege zu und deutete Byakuya, sich hinzulegen. „Frau Kotetsu?“, die Grauhaarige schreckte aufgrund der förmlichen Anrede ihres Kollegen zusammen. Als sie sich umdrehte, erkannte sie neben dem Rothaarigen ihren ehemaligen Patienten. Dieser verbeugte sich fast sofort und verharrte in der Bewegung. „Ich möchte mich für mein Verhalten gestern entschuldigen. Es war nicht meine Intention ihre Kompetenz oder etwas anderes in Frage zu stellen.“ Mit großen Augen starrte sie den Rothaarigen an, unfähig, sofort etwas zu erwidern. Ihr Mund öffnete und schloss sich mehrmals, ohne auch nur ein Wort über die Lippen zu bringen. Nachdem Renji jedoch eine auffordernde Bewegung machte, lächelte sie leicht. „Ich nehme ihre Entschuldigung an, Herr Kuchiki. Es ist wichtig, dass auch das zwischenmenschliche Verhältnis zwischen Therapeut und Patient stimmt. Vielleicht war es ja auch Schicksal, dass ich sie an meinen Kollegen übergeben habe“, sagte sie freundlich, um ihr Unbehagen zu überspielen, welche durch diese etwas übertriebene Entschuldigung entstanden ist. Byakuya gestattete sich ein kleines Lächeln, bevor er sich wieder aufrichtete. Vielleicht war es das. „Ich wünsche ihnen dann noch einen schönen Abend. Bis morgen, Herr Abarai“, damit nickte er dem Rothaarigen noch einmal zu und ging Richtung Ausgang. Renji schob die Tür zu und drehte sich um. Dicht vor ihm stand nun seine Kollegin und schaute ihn mit großen Augen an. Beinahe wäre er erschrocken zurückgewichen, was für die Reispapiertür alles andere als gut gewesen wäre. „Was hast du mit ihm gemacht?“, fragte Isane fassungslos. Renji zuckte mit den Schultern. „Eigentlich gar nichts. Nachdem ich ihm gesagt habe, dass ich ihn nun betreue, meinte er, er hätte gestern einen schlechten Tag gehabt und, dass er sich bei dir entschuldigen wollte. Und den Rest kennst du selbst“, gab dieser zu und rieb sich etwas verlegen den Nacken. Isane grinste bis über beide Ohren. „Ich glaube, ihr werdet gut miteinander auskommen, Renji“. Renji gluckste und unterdrückte ein zweideutigen Kommentar. Er würde lügen, wenn er behaupten würde, dass der Schwarzhaarige ihn in so vielerlei Hinsicht nicht reizen würde. Seine Gedanken drifteten zu diesen unergründlichen, grauen Augen ab und er fühlte sich fast schon wie ein liebeskranker Teenager. „Ich mach dann mal Feierabend, Isane. Das Jugendamt kommt heute zu einem Standardbesuch und ich wollte vorher noch meinen ehemaligen Heimleiter um Rat fragen.“ Das Telefonat mit Ukitake war nicht sehr hilfreich gewesen. Er konnte sich auch nicht erklären, warum Tōshirō sich so verhielt. Allerdings war er auch nicht in der gesundheitlichen Verfassung vorbeizuschauen. Leider. Doch er hatte ihm versprochen, sobald es ihm etwas besser ging, ihnen einen Besuch abzustatten. Seufzend ließ er die schwere Tür ins Schloss fallen und lehnte sich kurz von innen dagegen. "Ich bin wieder da", rief er durch den Flur, während er sich die Schuhe auszog. Da weder ein kleines, rosahaariges Etwas angelaufen kam, um sich an sein Bein zu heften, noch irgendein größerer Lärm zu hören war, wusste Renji sofort, dass das Jugendamt schon da war. Kurz holte er tief Luft und sprach sich Mut zu. Jetzt galt es. Er strich die Falten aus seinem langärmeligen Shirt, nachdem er die alte Lederjacke an die Garderrobe gehangen hatte. Dann ging er direkt in den ersten Raum rechts, der die Küche war. Er war leer. Auch der nächste Raum, das Wohnzimmer war leer. Er runzelte die Stirn. Auf dem Couchtisch standen einige Gläser, also war definitiv bis eben jemand in ihrer Wohnung gewesen. Dann hörte er vom oberen Stockwerk Stimmen. Er wollte gerade die Wendeltreppe hinaufgehen, als bereits Rukia in sein Blickfeld kam. "Renji! Wir haben Besuch!", erklärte sie das Offensichtliche, als sie vor ihm stand. Er hob kurz eine Augenbraue, unterdrückte allerdings einen dummen Spruch, da als nächstes eine recht großgewachsene und vor allem vollbusige junge Frau mit rot-blonden Haarendie Treppe hinunter kam. Renji musste sich zusammenreißen, um nicht mit offenem Mund zu starren. Sie lächelte ihn freundlich an und verbeugte sich dann. "Mein Name ist Rangiku Matsumoto. Es freut mich sie kennenzulernen." Renji saß auf dem großen Sofa und trank ein Schluck Wasser. Er hatte erwartet, dass der Besuch des Jugendamtes fürchterlich sein würde. Zumal die ersten Kontakte mit einem gewissen Aizen eben genau das gewesen war. Absolut fürchterlich. Der Leiter des städtischen Jugendamts war ein aalglatter Typ, den Renji vom ersten Augenblick an nicht hatte leiden können. Und vermutlich beruhte das auf Gegenseitigkeit. Doch nun saß eine neue Mitarbeiterin bei ihm auf dem Sofa und schien tatsächlich Gefallen an dem Ganzen zu finden. Schnell waren sie beim 'du' gewesen und besonders an Tōshirō schien sie einen Narren gefressen zu haben. Renji musste sich ein Grinsen verkneifen. Ausgerechnet Tōshirō. Ein Blinder mit Krückstock konnte sehen, wie genervt der kleine Weißhaarige von Rangiku war. Nicht zuletzt daher, dass sie ihm diesen Abend schon mehrmals angefasst und mit ‘Shirō-chan’ angesprochen hatte. Aber Renji dachte nicht im Traum daran, ihn irgendwie von seinem Leiden zu erlösen. Karma, dachte der Rothaarige und nun stahl sich doch ein kleines Grinsen auf sein Gesicht. Kapitel 7: Vergangenheit ------------------------ Isane lachte laut auf. "Nein! Das hat sie nicht!", presste sie unter Lachen hervor. "Doch!", gluckste Renji vergnügt von der anderen Seite des Tisches. "Das Gesicht von ihm hättest du sehen sollen! Und die Haare! Sie haben in alle Himmelsrichtungen abgestanden!", er wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln. Das Bild vor seinem inneren Auge, wie Rangiku Tōshirō zum Abschied kräftig durch die Haare gewuschelt hatte, war einfach zu göttlich. Die Grauhaarige kicherte noch einen Augenblick vor sich hin. "Also ist der Termin gut verlaufen, nehme ich an". "Ja, kann man so sagen. Auch wenn das Essen eine Katastrophe gewesen war. Shūhei wollte bei Rangiku wohl Eindruck schinden...", er seufzte theatralisch. "Ich hätte ihm niemals, wirklich niemals, dieses Jamie Oliver Kochbuch schenken sollen. Izuru hat 2 Stunden gebraucht, bis die Küche wieder begehbar gewesen war. Das sollen zwar Gerichte sein, die in 30 Minuten gekocht wären, aber ich vermute, dafür muss man mindestens 8 Arme und ein wahres Genie im Multitasking sein! Am Ende haben wir Pizza bestellt und notgedrungen im Wohnzimmer gegessen", lachte der Rothaarige wieder. "Aber das wird sie euch doch nicht ankreiden, oder?", fragte Isane etwas besorgt. "Nein, vorerst nicht. Ich denke allerdings, dass sie uns zukünftig öfters beehren wird. Zu Shūs Freude und Tōshirō Leidwesen. Also gibt es noch einige Möglichkeiten für ihn, Rangiku mit seinen Kochkünsten zu beeindrucken. Das sollte für ihn kein Problem sein. Er ist sozusagen für unsere Verpflegung zuständig". "Ist es denn nicht unfair, dass Izuru sauber machen muss, wenn Shūhei die Küche so verunstaltet hat?", fiel der Grauhaarigen auf. Renji nickte. "Eigentlich schon, ja. Aber zum einen musste Shū auf die Arbeit, er kellnert ja noch neben der Schule, und zum anderen ist Izuru eigentlich unsere Putzfee", erklärte der Rothaarige. "Fee?" "Ja. Teufel passt nicht zu ihm", gluckste Renji wieder vergnügt. "Ich würde sogar darauf wetten, dass es niemanden auf der Welt gibt, der besser Ordnung schaffen kann, als Izuru." "Wann kommt heute dein Lämmchen?", welchselte Isane mit einem Grinsen das Thema und erntete vom Rothaarigen einen verwirrten Blick. "Na, Byakuya Kuchiki. Ich bin immer noch fassungslos, wie handzahm du ihn bekommen hast", jetzt musste auch Renji grinsen. Denn diese Beschreibung passte ja nun beim besten Willen nicht. "Ach, komm schon. Vielleicht hatte er wirklich nur einen schlechten Tag. Ich hab ihn vor ein paar Wochen im Krankenhaus zufällig getroffen, als ich einen Mitschüler aus meinem Heilkundekurs besucht habe. Da schien er eigentlich ganz nett zu sein", erinnerte er sich mit einem Lächeln. "Stimmt ja! Der Kurs! Wie läuft es da?" Renji nickte. "Gut. Auch wenn es der Lehrer, Herr Yamamoto, nicht zugeben will, ich bin nicht auf den Kopf gefallen", Isane stimmte in das Lachen des Rothaarigen mit ein. "Guten Abend, Herr Kuchiki. Sind sie bereit für die letzte Einheit dieser Woche?", fragte Renji, als er sein Behandlungszimmer betrat. Er hielt kurz inne, als er bemerkte, wie Byakuya finster die Tatami-Matten anblickte. "Herr Kuchiki?", fragte er noch einmal und legte dem Schwarzhaarigen wie von selbst die Hand auf die Schulter. Der Körper des anderen zuckte bei der Berührung zusammen und er schaute blinzelnd auf. Renji hatte kurz den Eindruck, als würde sich das Gesicht des anderen aufhellen. Aber das war nur Einbildung, oder? "Guten Abend, Herr Abarai. Bitte entschuldigen sie, ich war in Gedanken." "Guten Abend. Ja, das habe ich gemerkt. Alles in Ordnung mit ihnen?", dabei drückte er kurz fürsorglich seine Schulter. "Ja", sagte der Schwarzhaarige knapp, doch schien es, als wolle er mit dem Kopfschütteln. Seufzend zog sich Renji seinen Bürostuhl heran und setzte sich vor seinen Patienten. Er platzierte seine Ellenbogen auf den Oberschenkeln und stützte seinen Kopf auf den Händen ab. Von unten herauf blickte er fragend in Byakuyas Gesicht. Dem Schwarzhaarigen stockte der Atem, bei dem Blick und der Nähe des Therapeuten. „Man braucht keinen Doktortitel, um zu sehen, dass etwas nicht stimmt. Wenn es zu persönlich ist, um darüber zu reden, kann ich das voll und ganz verstehen. Aber bitte versichern sie mir, dass es ihnen gut geht. Denn sonst macht es heute keinen Sinn neue Übungen anzufangen. Wenn sie nicht bei der Sache sind, kann es mehr schaden als nutzen“, dabei sah er in ihn eindringlich an. Auch wenn die Mimik des Schwarzhaarigen nichts verriet, sagte irgendetwas in Renji, dass das so keinen Sinn hatte. Byakuya hingegen schwieg und mied Blickkontakt. „Also schön“, seufzend schob der Physiotherapeut seinen Stuhl nach hinten und ging zu einem Schrank und kramte in einigen Utensilien herum. „Ziehen sie ihr Hemd aus und legen sie sich auf den Bauch“, forderte er seinen Patienten auf, als er mit Handtuch und einer Tube in der Hand zurück zur Liege kam. „Bitte was?“, fragte Byakuya. Er war sich sicher, dass er sich verhört haben musste. Sein Kopf hatte ihm da eindeutig einen Streich gespielt und er fixierte die Tube in der Hand des anderen. Renji legte gerade das Handtuch auf das Kopfende und blickte zu Byakuya hinüber. „Hemd ausziehen und auf den Bauch legen“, forderte er noch einmal auf und klopfte einladend auf die Kopflehne. „Ihre Schulter ist hart wie ein Brett. Wenn wir schon keine weiteren Übungen machen, kann ich wenigstens dafür sorgen, dass sie sich etwas entspannen. Wenn sie es vorher nicht gewohnt waren, viel zu liegen, und das waren sie eindeutig nicht, dann verspannen sich nach einer Weile die Muskeln. Das wird nur dazu führen, dass sie irgendwann tierische Kopfschmerzen bekommen werden. Also? Das geht alles von der Massagezeit ab“, er grinste den Schwarzhaarigen breit an und balancierte die Tube auf einem Finger. Tatsächlich war er überrascht gewesen, wie verspannt die Schulter gewesen war. Auch das mit den Kopfschmerzen war nicht gelogen. Dennoch war er gespannt auf den Anblick, den er hoffentlich erhaschen konnte. Manchmal liebte er seinen Beruf wirklich. Gerade in solchen Augenblicken. Mit möglichst ausdrucksloser Miene, beobachtete er aus den Augenwinkeln, wie Byakuya langsam das dunkelviolette Hemd aufknöpfte. Als er den Rest des Stoffes abstreifte, ging Renji langsam um die Liege herum, nahm ihm behutsam den Stoff aus der Hand und ging zum Kleiderständer. Natürlich nicht, ohne einen Blick auf den gut trainierten Oberkörper des Schwarzhaarigen zu werfen. Überraschend gut trainiert. Es würde Renji durchaus mal interessieren, den Schwarzhaarigen in voller Pracht zu sehen. Doch schnell riss er sich zusammen. Immerhin war er gerade auf der Arbeit. Er musste weiterhin professionell agieren und diese Gedanken gingen in eine völlig andere Richtung. Und seinen Patienten auf der Behandlungsliege zu verführen, war alles andere als professionell. Er musste sich ein Grinsen verkneifen. Er schritt wieder zur Liege und öffnete dabei die Tube, um etwas vom Inhalt auf seine Hände zu geben. „Nicht wundern, es ist ein wärmendes Gel. Also falls es gleich den Eindruck machen sollte, dass es leicht brennt, ist es keine allergische Reaktion“, dabei ließ er die Hände kurz über den Rücken streichen, um etwas von dem Gel zu verteilen. „Entspannen sie sich, machen sie die Augen zu, denken sie an was Schönes. Ich kann auch Musik an machen, wenn sie das wünschen?“, als Antwort schüttelte Byakuya nur mit dem Kopf. Am liebsten hätte er sagen wollen, dass Renji einfach weiter reden solle, aber das wäre sicher zu weit gegangen. Oder? Langsam fing Renji systematisch an, die Verspannungen zu lösen. An einigen Stellen, sog Byakuya scharf die Luft ein. „Wie sind sie zur Physiotherapie gekommen?“, fragte er, um sich etwas abzulenken. „Nun ja, um ehrlich zu sein, hatte ich lange Zeit keine Idee, was ich mit mir anfangen sollte. Im Jahr von meinem Schulabschluss ist ein Kind aus dem Waisenhaus gestürzt und hatte sich das Bein gebrochen. Unser Heimleiter war nie wirklich in guter gesundheitlicher Verfassung, also habe ich mich als einer der älteren Bewohner darum gekümmert, dass sie zur Physiotherapie gebracht wurde. Ich fand es interessant und dachte mir 'Warum nicht'? Auch wenn die Ausbildung kostspielig war, glaube ich, dass ich die richtige Wahl getroffen hatte“, während er sprach, bearbeitete er eine besonders hartnäckige Stelle. „Sie kommen aus einem Waisenhaus?“, presste Byakuya zwischen den Zähnen hervor, während Renji angestrengt die Verspannung löste. Der Rothaarige hielt kurz innehielt. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er so viel von seiner Geschichte preisgegeben hatte. „Ich mache vielleicht erst einmal an einer anderen Stelle weiter.“, begann er, um sich etwas Zeit für eine Antwort herauszunehmen. Aber was sollte er schon erzählen? „Und ja, ich komme aus einem Waisenhaus“, antwortete er schlicht. „Was ist mit ihrer Familie passiert?“, fragte der Schwarzhaarige etwas erschüttert, kannte er doch dieses Schicksal zu gut. „Keine Ahnung“, antwortete Renji schlicht. „Niemand weiß, wer sie sind. Der Heimleiter sagte, dass ich nachts in einem Korb vor der Tür gelegen hatte. Nur mit einem Zettel mit meinem Namen. Aber auch der war nie eine Hilfe bei der Suche nach meinen Eltern.“ Sie schwiegen eine Weile, während der Physiotherapeut weiter seiner Arbeit nachging. Langsam lösten sich die Verspannungen und Byakuya merkte, wie er sich tatsächlich besser fühlte. „Ich frage mich, wie man so etwas tun kann? Sein Kind einfach so aussetzen? Haben sie nie Groll gegenüber ihren Eltern gespürt?“, fragte Byakuya vorsichtig. „Nein, warum sollte ich mich über jemanden ärgern, den ich nicht kenne? Das ist verschwendete Energie. Da kümmere ich mich lieber um wichtigere Dinge“, über diese pragmatische Antwort musste der Schwarzhaarige schmunzeln. Doch sie passte so sehr zu dem Tätowierten. „Und wie sind die Tattoos entstanden?“, fragte er weiter. Kurz hielten die warmen Hände auf seinem Rücken still. Als sie ihre Bewegungen wieder fortsetzten, ertönte gleichzeitig wieder diese angenehme Stimme. „Wird das nun eine fröhliche Fragerunde?“, lachte er leise. „Von mir aus, aber dann möchte ich auch Antworten von ihnen. Auf dieselben Fragen“, schob er noch hinzu, in der Hoffnung, dass diese Bedingung seinen Patienten davon abhalten würde, zu persönlich zu werden. Als Antwort hielt er nur ein Nicken. „Mein erstes Tattoo war am linken Arm. Ich habe die Erlaubnis meines Heimleiters gefälscht und fürchterlich Ärger danach bekommen. Die Stirn war, um ehrlich zu sein, eine dumme Idee im Suff. Ich war gerade 18 Jahre geworden und habe damit einen guten Teil des Geldes aus meinem Ferienjob auf den Kopf gehauen. Ich habe mich danach schrecklich gefühlt, da ich mit dem Geld vermutlich was Sinnvolleres hätte anstellen können. Zumal ich gerade in eine kleine Wohnung gezogen war. Ich habe mich 3 Wochen nur noch von trockenem Brot ernährt.“, Renji lachte bei der Erinnerung. „Damit will ich nicht sagen, dass sie mir nicht gefallen. Ich finde sie toll. Aber man wird direkt in eine bestimmte Schublade gesteckt... Die anderen sind alle vollkommen legal und absichtlich entstanden“, sinnierte er schmunzelnd über seine Körperkunst. Der Gedanke daran, an welchen Stellen der Rothaarige noch alles tätowiert sein könnte, ließ einen Schauder durch seinen Körper laufen. Nur zu gerne würde er Zentimeter für Zentimeter dieser Bemalungen freilegen, mit der Zunge daran entlang gleiten und mit den Fingern die Übergänge zwischen Farbe und gebräunter Haut nachzeichnen. „Ist alles in Ordnung?“, fragte Renji irritiert, als er merkte, dass Byakuya plötzlich schwerer atmete. „Ähm... Ja. An der Stelle eben hat es nur etwas weh getan“, versuchte dieser sich herauszureden. Absichtlich glitten die Hände des Physiotherapeut an eine völlig andere Stelle. „Hier etwa?“, die Reaktion darauf war ein Nicken und ein gespielter schwerer Atem. Der Rothaarige musste alle Willenskraft zusammennehmen, um nicht laut loszulachen. Da steht wohl einer auf Tattoos, huh? „So, jetzt sind sie dran. Wir haben nur noch 5 Minuten“, erklärte er, nachdem er sich wieder unter Kontrolle hatte. Er war gespannt auf den seltenen Einblick in das sorglose Leben eines reichen Schnösels. Nicht, dass er glaubte, dass Byakuya irgendeine Tätowierung auf seiner makellosen, hellen Haut hatte, aber stille Wasser sind bekanntlich tief und schmutzig. Richtig? „Ich habe keinerlei Tattoos. Ich glaube, dass überrascht sie jetzt wenig.“, begann Byakuya. „Ich bin im Anwesen meiner Familie groß geworden und bereits als Kind darauf getrimmt geworden, einmal der Erbe des Unternehmens zu werden. Aus diesem Grund bestand mein Alltag schon immer aus vielen Pflichtterminen. Meine Eltern sind beide gestorben, als ich noch ein kleines Kind war. Ab diesem Tag war mein Großvater mein Vormund“, während Byakuya diese Worte sprach, spürte Renji, wie er sich wieder unter seinen Fingern anspannte. Während der Schwarzhaarige weiter von seiner Kindheit erzählte, bemühte sich der Physiotherapeut nach Kräften, die wiederaufkommenden Verspannungen zu lösen. Doch ihm schien es nach einer Weile, als wären die Muskeln wieder so hart, wie es am Anfang der Fall gewesen war. Innerlich verfluchte er sich, dass er diese dumme Bedingung gestellt hatte. Er hatte zu lange im Heim gelebt, um nicht zu kennen, dass der junge Mann, dessen Rücken er gerade durchknetete, keine allzu schöne Kindheit gehabt hatte. „Das tut mir wirklich leid. Ihr Großvater ist sicher kein einfacher Mensch.“, schoss der Rothaarige einfach ins Grüne, nachdem der andere geendet hatte. Zu seiner Überraschung, entspannte sich Byakuya wieder leicht. „Wir haben unsere Meinungsverschiedenheiten“, erklärte dieser schlicht. „Das glaube ich. So, wir sind fertig“, mit den Worten strich er noch einmal fast bedauernd über die nackte Haut und ging er schnell zum Waschbecken. Er wusch sich die Hände und brachte seinem Patienten dann das Hemd. „Wir sehen uns dann wieder am Montag. Vielleicht sollten sie ein paar Übungen für den Oberkörper machen, damit die Muskeln wieder etwas zu tun haben. Im nächsten Termin machen wir dann mal ein paar anspruchsvollere Übungen mit ihrem Knie, Herr Kuchiki“, Renji lächelte ihn aufmunternd an. „Byakuya“, korrigierte der Schwarzhaarige und blickte in das verwirrte Gesicht ihm gegenüber. „Sie wissen jetzt vermutlich mehr von mir, als mein Großvater.“, er lachte gequält. Renji schenkte ihm ein warmes Lächeln. „Ich bin Renji, freut mich... Byakuya.“, seinen Name aus dem Mund des Rothaarigen hörte sich wie Musik in seinen Ohren an. Zum ersten Mal glaubte Renji, dass er echte Emotionen auf dem Gesicht seines Gegenübers lesen konnte. Nicht, dass er lächelte. Sein Ausdruck war immer noch kühl und distanziert. Aber für einen Augenblick dachte er, ein Glitzern in den atemberaubenden, grauen Augen gesehen zu haben. Renji schaute noch eine Weile den Gang hinunter, in dem Byakuya vor einigen Minuten verschwunden war. Das Leben eines reichen Sprösslings scheint wohl doch nicht so toll zu sein, dachte er mitfühlend. Kapitel 8: (Alb)traum --------------------- "Renji? Gibst du mir ma..." "YACHIRU! Mit Essen spielt man nicht!", unterbrach Renji gleich die Bitte der Schwarzhaarigen und blickte die Jüngste im Bunde warnend an. Schmollend schob sie sich einen Löffel Reis in den Mund und kaute unschuldig. Der Rothaarige seufzte, bevor er Rukia ansah. "Entschuldige. Was wolltest du?", fragte er mit einem gezwungenen Lächeln. "Die Schüssel mit der Soße, bitte", sagte sie mit einem Lächeln. Die Schüssel wechselte die Tischseite, als ein Löffel Reis quer durch den Raum segelte. "Herrgott, Yachiru! Kannst du dich nicht ein einziges, verdammtes Mal am Riemen reißen?", keifte der Rothaarige ungewohnt deutlich, sodass der Kleinen sofort Tränen in die Augen schossen. Während Izuru sich Mühe gab, sie zu trösten, hämmerte Renji geschlagen seinen Kopf auf die Tischplatte. "Warum kann unser Abendessen nicht einmal ruhig verlaufen?", fragte er resigniert, nachdem er seine vorherige Tätigkeit eingestellt hatte. Dabei rieb er sich die leicht gerötete Stirn und rollte theatralisch die Augen. Doch seine Aufmerksamkeit wurde auf einen Stuhl gelenkt, der sich zurückschob. "Ich geh dann mal auf mein Zimmer", erklärte Tōshirō knapp. Renji nickte. "Trifft sich gut. Ich muss mit dir reden", damit stand er ebenso auf. Renji lag, mit hinter dem Kopf verschränkten Armen, auf seinem Bett und starrte an die weiß gestrichene Decke. Das Gespräch mit Tōshirō war wie erwartet schwierig gewesen. Doch mittlerweile war er sich sicher, dass Isanes Vermutung zumindest ein wenig der Wahrheit entsprach. Er glaubte nicht, dass der Weißhaarige bereits eine Freundin oder einen Freund hatte. Aber er hatte jemanden im Auge. Soviel stand auf jeden Fall fest. Der Rothaarige schnaufte. Er wusste ja noch nicht einmal, ob der Weißhaarige nun auf Mädchen oder Jungen stand… Oder vielleicht sogar auf beides? Er seufzte wehmütig, als er an seine erste große Liebe dachte. Doch den Gedanken schob er sofort wieder zur Seite. Er war froh gewesen, als gerade in dem Moment, wo ihr Gespräch richtig unangenehm zu werden gedroht hatte, die schrille Türklingel getönt hatte und bald im Haus fröhlicher Trubel ausgebrochen war. Ukitake hatte es, trotz seiner Gesundheit, geschafft, eine Stunde vorbei zu schauen. Natürlich begleitet von Kyōraku, der ihn stets mit liebevollem und besorgten Blick unterstützte, wo er nur konnte. Der Rothaarige musste lächeln. Er hatte in seinem Leben noch kein Pärchen getroffen, dass es mit diesen beiden aufnehmen konnte. Ihre Blicke waren stets liebevoll und voller Zuneigung. Sie verstanden und vertrauten sich blind, waren immer für einander da. Das versetzte Renji einen kleinen Stich. Denn das war genau das, wonach er sich selbst sehnte. So verschieden die beiden auch sein mögen, sie akzeptierten und liebten sich genauso wie sie waren. Verdammt, in jedem Film würde ich die Augen rollen und mich über den Kitsch auslassen. Er gluckste vergnügt in sich hinein. In der Realität war es eben doch was vollkommen anderes. Gähnend drehte er sich um und umarmte sein weiches Kopfkissen. Während der Drehung blickte er kurz auf den Wecker. 00:27 Uhr. Es war höchste Zeit, zu schlafen. Lange, blasse Finger glitten unter sein T-Shirt und schoben es über die gebräunten Brust. Er griff nach dem Saum und zog es mit einem Ruck über den Kopf aus. Als er sich wieder zurücklehnte, blickte er in das nahezu ausdruckslose, aber ernste Gesicht seines schwarzhaarigen Patienten. Langsam beugte sich dieser vor, um die Linien auf seinem Körper mit Lippen und Zunge nachzuzeichnen. Renji schloss die Augen und genoss das kribbelnde Gefühl auf seiner Haut. Während kühle Hände weiterhin seinen Körper erkundeten, fuhr eine sanfte Zunge über seine geteilten Lippen. Die Berührungen brachten sein Herz zum Rasen, sein Atem ging stockend, danach schneller. Er reckte sich ungeduldig den Liebkosungen entgegen, bäumte seinen Oberkörper ein wenig auf. Gleichzeitig umschlang er den schlanken und doch muskulösen Körper über ihm, zog ihn tiefer in den Kuss hinein. Gierig sog er den Duft Byakuyas ein. Es erinnerte ihn an das jährliche Hanami, aber auch eine herbe Note konnte er erkennen. Normalerweise würde er glauben, dass es ein femininer Duft sei. Doch an ihm hatte er seine ganz eigene, betörende Nuance. Am liebsten hätte er seine Nase Ewigkeiten zwischen Schulter und Hals des Anderen vergraben und nur noch diesen Geruch geatmet. Langsam drehte er sich mit dem Schwarzhaarigen auf dem Bett um. Pinnte ihn an seinen Handgelenken auf das Bett und grinste ihn breit an. Er saß rittlings auf Byakuya und ließ langsam seine Hüfte kreisen, entlockte dem unter ihm ein leises Keuchen. Ein solch süßer Ton. Renji konnte nicht anders, als langsam sein brombeerfarbenes Hemd von unten aus aufzuknöpfen. Küsste jeden Zentimeter, den er dabei freilegte, während sich die feingliedrigen Finger in seinen Haaren verschränkten und ihn weiter nach oben drängten. Mit den Fingern glitt er über die nun freigelegte Brust, malten Kreise auf den gut definierten Bauchmuskeln, stippten kurz in den Bauchnabel, nur im Versuch einen weiteren, leidenschaftlichen Ton aus dem anderen zu locken. Seine Lippen umschlossen spielerisch eine Brustwarze, um abwechselt daran zu knabbern und sie mit seiner Zunge zu liebkosen. Endlich trugen seine Bemühungen Früchte und er hörte ein unterdrücktes Stöhnen des anderen. Grinsend blickte er in das leicht errötete Gesicht, die grauen Augen, die ihn verlangend durch einen Schleier der Lust anblickten. Schon alleine dieser Anblick brachte Renji an den Rande des Wahnsinns. Was machte dieser Mann nur mit ihm? Er war ihm vollkommen verfallen. Süchtig nach seinem Geruch, seinem Körper, dem Gefühl, wenn er ihn berührte, nach dem Klang seiner Stimme. Begierig presste er seine Lippen wieder auf den weichen Mund Byakuyas, ergab sich dem Gefühl, wie ihre Zungen miteinander um die Vorherrschaft kämpften. Währenddessen ließ er seine Hände langsam nach unten wandern. Langsam fuhr er die Seiten des Hosenbundes entlang, bevor er sich nur widerstrebend von den Lippen des Anderen losriss. Bedächtig küsste er sich seinen Weg den Hals hinunter. Knabberte ein wenig an dessen Schulter, leckte am Schüsselbein entlang. Ungeduldig keuchte der Schwarzhaarige unter seinen Berührungen auf, verschränkte erneut die Hände in dem feuerroten Haar und versuchte ihn ein wenig nach unten zu drückend. Leise lachend bewegte sich Renji nun ein wenig schneller nach unten, krabbelte dabei ein wenig die Beine von Byakuya hinunter. Lasziv rieb dabei sein Bauch über den Schritt des Schwarzhaarigen. Nur zu deutlich war die Beule in der Hose bereits spürbar. Es zauberte ein noch breiteres Grinsen in Renjis Gesicht, als er mit der Zunge in den Bauchnabel tauchte und nur noch flehendes, erregtes Gestammel erntete. “Renji…”, hauchte der Schwarzhaarige atemlos, als dessen Finger sich betont langsam um den Hosenknopf schlossen. Seine Stimme ließ einen angenehmen Schauer über seinen Rücken laufen, als er... Ein schrilles Geräuch ließ Renji hochfahren. Keuchend saß er nun alleine auf dem Bett und blinzelte verwirrt. Desorientiert schaute er sich um, als sein Blick auf den Wecker fiel, der fiepsend auf seinem Nachttisch stand. Grummelnd haute er mit der flachen Hand auf den Knopf, bevor er sich mit den Händen durchs Gesicht und seine Haare fuhr. Es hatte sich so echt angefühlt... Seufzend krabbelte er aus dem Bett und ging zum Badezimmer. Eine kalte Dusche würde jetzt sicherlich Wunder wirken und ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurückbringen. Hat er mir schon so den Kopf verdreht?, fragte er sich kopfschüttelnd, als er sich unter die Fluten stürzte. Ein wenig enttäuscht war er ja schon, dass der Traum so abrupt geendet hatte. Dass er in Gedanken immer wieder zurück zu dem Traum kehrte, half ihm ganz und gar nicht. Resigniert lehnte er mit dem Kopf gegen die kühlen Fließen und versuchte, ruhig durchzuatmen. Fieberhaft suchte er nach etwas, was ihn auf andere Gedanken bringen würde und sein Problem in den Griff kriegen könnte. Denn ganz sicher würde er sich im Gemeinschaftsbad keinen von der Palme wedeln. So viel stand für ihn fest. Auch der normale Trubel am Frühstückstisch konnte ihn nicht ablenken. Zwar half es eine Weile, wenn er sich seinen Kursleiter für Naturheilkunde Yamamoto im Baywatch-Bikini vorstellte, doch nur allzu bald schossen wieder diese Bilder in seinen Kopf. Diese Leidenschaft in den grauen Augen... Wie sah es nur in Wirklichkeit aus? Jede Faser in seinem Körper schrie danach, es herauszufinden. Er wollte den Schwarzhaarigen unter sich spüren. Seine Stimme leise nach mehr flehen hören. Das erregte Beben seines Körpers, wenn er mit seinen Lippen über dessen Haut strich... Yamamoto im Baywatch-Bikini, Yamamoto im Baywatch-Bikini,Yamamoto im Baywatch-Bikini! Resigniert schloss er die Augen, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und rieb sich mit seinen großen Händen über das Gesicht. „Geht es dir nicht gut, Renji?“, fragte Rukia besorgt. „Alles in Ordnung, nur schlecht geschlafen“, erwiderte er mit einem gequälten Lächeln. Die Schwarzhaarige wusste es besser, als noch einmal nachzuhaken. Stattdessen kümmerte sie sich darum, dass Yachiru, die bereits fröhlich lachend, aber nur halb angezogen durch die Gegend sauste, es pünktlich in die Grundschule schaffen würde. Jeder hatte einen festen Platz in ihrer eigenartigen WG. Und sein Platz war die Haupteinnahmequelle. Daher stand der Rothaarige auf, stellte seine Frühstücksutensilien in die Spülmaschine und machte sich nach einem letzten Gruß in die Runde zur Arbeit auf. Mit diesen Bildern im Kopf würde es ein Albtraum werden... Kapitel 9: Der Plan ------------------- Seufzend legte sich Byakuya den Arm über die Augen. Der Tag war mehr als verwirrend gewesen. Nicht nur seine Stunde Physiotherapie hatte ihn tief in Gedanken fallen lassen, auch seine Ankunft im Anwesen seines Großvaters hatte ihn stutzig gemacht. Aoi war wie gewohnt zu ihm gekommen. Doch dann hatte sie im verschwörerisch davon erzählt, dass das Abendessen mit einer weiteren Heiratskandidatin kurzfristig abgesagt wurde. Erst hatte Byakuya gedacht, dass die Familie krank geworden sei, aber Aoi hatte herausgefunden, dass niemand anderes als sein Großvater höchstpersönlich den Termin abgesagt hatte. Das war mehr als eigenartig. War der Alte doch so besessen davon, ihn noch dieses Jahr zu verheiraten. Aber egal wie oft er über die eigenartige Absage nachdachte, er driftete jedes Mal mit den Gedanken ab. Spürte die Wärme in seinem Rücken. Bildete er sich einfach noch diese warmen, kraftvollen aber dennoch sanften Hände auf seinem Rücken ein oder war es noch die Wirkung dieses Massagegels? Er roch noch den beißenden Duft von Kampfer und Eukalpytus, doch ein Hauch Bergamotte mischte sich mit hinein und hinterließ beim Schwarzhaarigen ein wohlig warmes Gefühl. Während er über sich selbst den Kopf schüttelte, fragte er sich, was nur in in gefahren war. Nicht nur, dass es keinen Zweck hatte, diese Gefühle zuzulassen, er wurde nun auch schon redselig. Natürlich hatte sich der Rothaarige Antworten verdient gehabt. Er konnte nun wirklich nicht verlangen, dass er ihm alles aus seiner Vergangenheit erzählt, aber im Gegenzug nur noch mehr Fragen erhalten. Und aus irgendeinem Grund war es ihm nicht möglich gewesen, die Bitte einfach kühl abzuweisen. Byakuya musste sich eingestehen: Renji Abarai ging ihm unter die Haut und ließ ihn schwach werden. Anders konnte er sich nicht erklären, dass er ihm auch noch das 'du' angeboten hatte. Sozusagen als katastrophales Finale seiner Dummheit. Er seufzte schon wieder. Was hatte er sich nur dabei gedacht? War er von allen guten Geistern verlassen gewesen? Hatte er überhaupt auch nur ein klein wenig nachgedacht, als er auf dieser Liege gelegen hatte und die warmen Hände des anderen auf seiner kühlen Haut zu spüren gewesen waren. Er hatte diesen betörenden Duft eingeatmet, dieser unbeschreiblichen Stimme gelauscht, die bei ihm Gänsehaut verursachte und den leichten Atem auf seiner, von dem Massagegel feuchten, Haut gespürt und... Energisch unterbrach er seine Fantasien. Das führte doch zu nichts! Tatsache war, dass er dem Rothaarigen viel zu viel von seiner Geschichte erzählt hatte. Morgen würde er auf dem Titelblatt einer Klatschpresse stehen. Mit Sicherheit saß der Therapeut gerade in einem Büro irgendeines Sensationsreporters und erzählte munter darüber, was er heute erfahren hatte. Dabei würde entweder er als verweichlicht oder sein Großvater als Unmensch dargestellt. Auch wenn Letzteres in Byakuyas Augen nicht nur manchmal zutraf. Und wenn Renji es richtig machte, brauchte er sich auch keine Sorgen darüber machen, dass er seinen Job verlieren würde. Welche Praxis konnte schon eine Plaudertasche brauchen? Hatte sein Großvater etwa bereits Wind von der Sache bekommen und den Termin deswegen abgesagt? Versuchte er gerade, die Kohlen aus dem Feuer zu holen und wurde mit jeder Stunde griesgrämiger? Wenn das wahr war, konnte sich Byakuya warm anziehen, wenn er ihm begegnete. Ihm graute es jetzt schon davor. Unweigerlich gingen seine Gedanken zu dem Tag, als sein Großvater ihm gedroht hatte, ihn auf ein Internat in einem weit entfernten Land zu schicken. Nun war er zwar bereits aus der Schule heraus, aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Das galt vor allem für Ginrei Kuchiki. Auch nach dem Wochenende war immer noch keine Eilmeldung ins Haus geflattert. Langsam beruhigte sich Byakuya. Renji hatte also doch nicht geplappert. Mit den Gedanken an den Rothaarigen kam auch wieder die Wärme in seinen Körper zurück. Nur zu gerne würde er sich dem Gefühl ergeben und es einfach nur annehmen. Aber am Wochenende war er zu dem Entschluss gekommen, dass es das Beste war, alles, was mit ihm zu tun hatte, von sich zu schieben. Es war nicht richtig. Nicht nur, dass sein Großvater ihn hassen würde, sondern er könnte den Rothaarigen damit auch in Schwierigkeiten bringen. Es war sicherlich nicht gerne gesehen, wenn ein Therapeut etwas mit seinen Patienten anfing. Sollte dieser überhaupt Interesse an ihm haben. Also rief er sich immer wieder seinen Plan in Gedanken auf. Er nickte sich selbst aufmunternd und ermutigend zu. Er wusste einfach, dass er das Richtige tat. Auch wenn es nur auf langfristiger Sicht war. Kurzfristig würde er zumindest sich damit weh tun. Die Begründungen hatte er sich bereits im Kopf zurecht gelegt. Der Plan war geschmiedet und würde auch so ausgeführt werden. Es war einfach besser so. Die Tür zum Behandlungszimmer wurde, wie immer, schwungvoll auf- und wieder zugeschoben. Dann stand er vor ihm. Die roten Haare zurückgebunden, doch fielen sie über seine Schulter. Das schwarze Bandana sorgsam um die Stirn gebunden. Er trug eine blaue Jeans und ein weißes T-Shirt. Deutlich waren die Tätowierungen an Hals und Armen zu erkennen. Der freie Blick auf diese Körperkunst auf gebräunter Haut, ließ Byakuya kurz den Atem anhalten. Ein faszinierender Anblick. Er lenkte seinen Blick zu den Augen, die ihn belustigt anfunkelten. „Guten Morgen...“, sein Gegenüber hielt kurz inne, als wüsste er nicht, ob er sich auf sicherem Gebiet befand. „Byakuya“, fügte er dann jedoch hinzu und sein eigener Name, so oft aus dem Mund anderer gehört, erzeugte dennoch eine Gänsehaut. Seine sorgsam zurechtgelegten Pläne drohten ihn zu verlassen. Verzweifelt sprach er sich Mut zu. Er wusste, dass er es konnte. Aber wollte er es? Kurz schloss er die Augen, um sich zu sammeln. Dann blickte er wieder in Renjis Gesicht. Doch plötzlich blickten diese nicht mehr belustigt, sondern besorgt drein. Er schien zu spüren, dass etwas nicht stimmte. „Renji“, begann Byakuya daher langsam. „Es tut mir wirklich leid, aber ich würde mich gerne von deiner Chefin behandeln lassen“. Noch während er sprach, wandte er seinen Blick ab und fixierte die Tatami-Matten unter sich. Das Rot der Bodüren war fast so intensiv, wie das von Renjis Haaren. Nun wusste er, warum gerade diese Farbe für dessen Behandlungszimmer gewählt worden war. Stille zog sich in den Raum. Immer noch traute er sich nicht, den anderen anzublicken. Er konnte sich nur allzu sehr ausmalen, was dem Rothaarigen nun durch den Kopf gehen musste. Vermutlich hatte er sogar Angst um seinen Job. „Hör zu, es hat nichts mit dir zu tun. Ich werde das auch deiner Chefin versichern. Ich möchte nicht, dass du deine Anstellung wegen mir verlierst. Ich möchte einfach, die bestmögliche Behandlung. Es tut mir leid, aber...“, begann Byakuya wieder, doch im fehlten nun plötzlich die Worte. Alles war weg. Nur noch ein dicker Kloß in seinem Hals war zurückgeblieben. „Darf ich offen sein?“, fragte Renji. Der Schwarzhaarige glaubte, eine Spur Enttäuschung in dessen Stimme zu hören. Byakuya nickte nur schlicht und beäugte immer noch den Tatami. „Dann guck mich auch bitte an“, forderte der Therapeut ihn auf. Als sich ihre Augen wieder trafen, erkannte Byakuya nicht nur Sorge, sondern auch Angriffslust darin. Er wusste sofort, dass sich der andere nicht so einfach geschlagen geben würde. „Ich weiß nicht, woher der Mist plötzlich kommt. Letzte Woche schienst du noch mit mir zufrieden zu sein. Wenn dich etwas gestört hat, dann sag es mir. Wäre sich Frau Unohana nicht sicher, dass du bei mir die bestmögliche Behandlung bekommen würdest, säßest du nun in ihrem Behandlungszimmer, glaub mir. Also sag mir den wahren Grund und hör auf mit dem Scheiß“, dabei lehnte er sich gegen die Tischplatte und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. Byakuya war perplex. Er hätte niemals geglaubt, dass Renji so direkt mit ihm reden würde. Andererseits hätte ihm das klar sein müssen. Es passte einfach zu seinem Wesen, seinem Auftreten. Und doch hatte er es nicht bedacht und saß nun da, wie ein kleiner Bengel, der sich eine Standpauke von seinen Eltern anhören musste. Sein Plan war wohl doch nicht so perfekt gewesen, wie er gedacht hatte. Innerlich seufzte er. Was sollte er ihm nun antworten? Ihm sagen, was er empfand? Die ganze Wahrheit auf den Tisch legen? Es war verlockend, aber was, wenn er ihn zurückstieß? Nein, dass würde er wohl erst einmal nicht verkraften. Nicht bei ihm. Und selbst wenn Renji nicht abgeneigt wäre, würde sein Großvater schon dafür sorgen, dass er sich abwenden würde. Geld ist Macht. Menschen waren käuflich, wenn der Preis stimmte. Irgendwann wurde jeder schwach und erlag der Gier. Und trotzdem gab es keine Schlagzeile in der Presse, verkündete eine Stimme in ihm. Vielleicht ist er anders? Es gibt Menschen, denen andere Dinge wichtiger sind, als Geld. Er unterdrückte ein Schnauben. Was ein lächerlicher Gedanke. Die Art von Menschen haben nur noch kein Angebot erhalten, welches hoch genug war. „Was ist? Bekomme ich irgendwann auch eine Antwort?“, durchbohrte Renjis Stimme die Stille in dem Raum. „Ich will ja nicht drängeln, aber du bist wegen deinem Knie hier“, fügte er noch hinzu und tippte dabei ungeduldig mit dem Zeigefinger auf seinem Oberarm, kurz unter dem ausgeprägten Bizeps immer wieder auf die Haut. Es war eine nervtötende und zugleich verlockende Geste. Kurz wanderten Byakuyas Gedanken zu der Frage, wie sich diese Haut wohl unter seinen Fingern anfühlen würde. Dabei malte er sich aus, wie die Wärme des anderen seinen eigenen Körper umschloss und... Er musste sich endlich fokussieren. Kurz sammelte er sich und öffnete den Mund, doch der Rothaarige kam ihm zuvor. „Ist es, weil ich aus einem Waisenhaus stamme? Glaubst du, ich bin nicht würdig, dich zu behandeln, weil ich aus der Unterschicht stamme?“, Renji machte sich noch nicht einmal die Mühe, den bitteren Unterton aus seiner Stimme zu verbannen. Denn genauso lief es doch, oder? Unter dem Aspekt machten nun plötzlich die Fragen des anderen Sinn. Erst wollte er das soziale Umfeld von ihm analysieren. Danach wollte er mit der Tattoo-Frage nur klären, ob er mal in irgendeiner Bande gewesen war oder es vielleicht noch ist. Das war alles. Das war der Grund für seine Faszination gewesen. Und er hatte gedacht, Byakuya sei anders. Nach der Massage und dem Gespräch dachte er wirklich, dass es tatsächlich Reiche gab, denen es egal war, woher man stammte. Denen nur der Mensch wichtig war. So konnte man sich irren. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag in die Magengrube und er war kurz davor mit einem 'Mach, was du verdammt noch mal willst' sein Behandlungszimmer zu verlassen. Aber etwas in ihm bettelte darum, dass der Schwarzhaarige widersprach. Irgendetwas sagte, was seine düsteren Gedanken Lügen strafte. Byakuya schloss den Mund wieder. Der Vorwurf traf ihn unvorbereitet. Nein, die Herkunft war ihm egal. Kein Mensch konnte etwas dafür, wo er herkam, in welche Verhältnisse er geboren wurde. Das Einzige, was ein Mensch beeinflussen konnte, war, wer er war. Dennoch überlegte Byakuya, ob er das Angebot Renjis annehmen sollte. Es war offensichtlich eine wunde Stelle und somit vermutlich der schnellste Weg, ihn von sich zu schieben. Aber er würde ihn dabei auch verletzen. Das konnte er deutlich in dessen Augen erkennen. Und genau dieser Blick ließ sein Herz schwer werden. Sollte er es dennoch tun? Ohne Rücksicht auf Verluste? Immerhin wäre es vermutlich das Beste für sie beide. Kapitel 10: Blackout -------------------- Unangenehmes Schweigen machte sich im Behandlungszimmer breit. Renji starrte den Schwarzhaarigen an. Es war eine Untertreibung, zu behaupten, dass dieses Gespräch für ihn ein Tiefschlag war. Hatte er sich wirklich so sehr getäuscht? Erst heute Morgen hatte er sich, beflügelt von seinem nächtlichen Fantasien überlegt, ob er den anderen vielleicht einmal zum Essen oder zu einem Kaffee einladen könnte. Doch jetzt? Jetzt konnte er ihm noch nicht einmal in die Augen blicken. Warum eigentlich? Wenn es ihm doch so ernst war, warum konnte er seinen verdammten Kopf nicht heben und ihm ins Gesicht sehen? Hatte er etwa Angst? Aber vor was? Wovor sollte er? Der Rothaarige hätte sich am liebsten die Haare gerauft. Ein Teil von ihm wollte sofort aus dem Zimmer stürzen und Byakuya alleine lassen. Der andere Teil wollte es nicht wahrhaben oder zumindest eine ehrliche Antwort erhalten. Aber es war offensichtlich, dass er keine Erklärung erhalten würde. Was sollte er also tun? Den anderen an den Schultern packen, schütteln und anschreien, dass er ihn gefälligst ansehen sollte? Der Drang dazu schien ihn fast zu überwältigen. Aber das konnte er nicht. Es könnte ihn seinen Job kosten. Generell schien er sich gerade auf sehr dünnen Eis zu bewegen. Dieser Gedanke weckte wieder den Fluchtinstinkt. Wie sollte er ihre Wohnung weiter finanzieren, wenn er keinen Job hatte? Wenn man gekündigt wurde, sah das nie gut im Lebenslauf aus. Wer würde ihm noch eine Chance geben? Vor seinen Augen sah er einen sanft lächelnden Aizen, der ihm erklärte, dass das Projekt scheinbar gescheitert sei und er doch erst einmal sich selbst ein Leben aufbauen solle. Renjis Herz wurde schwer. Was würde aus ihnen werden, wenn sie auf Waisenhäuser in anderen Regionen aufgeteilt werden? Er würde sie nie wieder sehen! Keine stundenlangen Gespräche über Gott und die Welt mit Rukia. Keine Streitereien mehr mit Tōshirō. Keine üppigen Mahlzeiten mehr von Shūhei. Keine sanften Belehrungen von Momo, dass er sich auch mal ausruhen sollte. Keine Ermahnungen mehr von Izuru, dass er ihm beim Putzen aus dem Weg gehen soll. Keine Yachiru, die ihm den letzten Nerv raubte. Kein gemeinsamer Fernsehabend mehr mit Knabberzeug und notgedrungenen kinderkompatiblen Filmen. Er konnte schon nicht mehr zählen, wie oft sie schon die Filme vom Studio Ghibli geschaut hatten. Und jedes Mal hatten Yachirus Augen geleuchtet. Renji musste sich zusammenreißen. Entschlossen schob er die Gedanken zur Seite. Er würde sich das nicht alles wegnehmen lassen! "Sie sind sich also zu fein für eine Erklärung?", absichtlich war der Rothaarige wieder dazu übergegangen seinen Patienten zu siezen. Die intime Nähe, die er durch den Vornamen des anderen gespürt hatte, war ihm nun zuwider. "Also schön. Ich hab keine Zeit für so einen Mist. Morgen übernimmt eh Frau Kotetsu, da ich nicht da bin. Spätestens Mittwochmittag möchte ich eine Erklärung. Wenn ich die bekomme, dann können sie machen, was sie wollen. Aber ich will verdammt noch mal von ihnen wissen, was plötzlich los ist." Renji war selbst für seinen Geschmack einen Tick zu laut geworden. Doch er konnte sich einfach nicht zügeln. Er wollte es auch nicht. So viele Dinge gingen ihm gerade durch den Kopf. Zu viele Dinge wollte er dem Schwarzhaarigen, der still und steif auf der Behandlungsliege saß, an den Kopf schmeißen. "Machen sie sich am Empfang noch einen neuen Termin. Das kann man ja schwerlich als Therapiestunde werten.", damit griff er nach der Lederjacke an der Garderobe und blickte noch einmal in den Raum. Noch immer hatte der Schwarzhaarige sich keinen Zentimeter gerührt. Er schüttelte über sich selbst den Kopf. Wie konnte es ihm jetzt schon so Nahe gehen? Warum tat es ihm jetzt schon weh? Er drehte sich um und schob die Tür zum Flur auf. Grußlos verließ er den Raum und schloss die Tür wieder geräuschvoll. "Nanao, Isane? Unterlagen liegen auf meinem Schreibtisch, schönen Feierabend!", hörte er die Stimme des Rothaarigen. Selbst aus einiger Entfernung konnte er den Ärger hören. Dennoch rührte sich Byakuya immer noch nicht. War es nun richtig oder falsch? Offensichtlich hatte er Renji verletzt. Es versetzte den Schwarzhaarigen einen Stich. Er hatte den Wechsel gewollt, um ihn nicht zu verletzen. Doch er schien genau das Gegenteil erreicht zu haben. Der frische und doch herb-würzige Duft Renjis hing noch im Raum. Kardamom mit einem Hauch Vanille? Und doch war er sich sicher, dass auch Bergamotte und Sandelholz darin zu erkennen waren. Er schloss die Augen und so den Geruch ein. Er spürte bei jedem Atemzug ein Kribbeln und ihm wurde wohlig warm. Am liebsten hätte er sich auf die Liege zusammengerollt und im Schutze dieser Geborgenheit geschlafen. Sein Duft schien Byakuya so komplex, wie die ganze Person. Renji war offensichtlich keine eine einfache Person in seinem Alter. Er war reifer und dennoch kindlich. Kühn und verwegen, aber keiner dieser halbstarken Taugenichtse, die man so oft auf der Straße traf. Was sollte er bloß tun? Sollte er an seinem Plan festhalten oder sollte er es einfach auf sich zukommen lassen? Was sollte er für eine Erklärung aufbringen? Oder sollte er es ihm einfach verweigern und die Termine selbst umbuchen lassen? Nein! Das konnte er nicht. Auch, wenn es die einfachste Lösung zu sein schien, würde er den Rothaarigen damit erst so richtig verletzen. Das konnte er nicht. Nicht, nachdem er den Schmerz in seinen Augen gesehen hatte. Er würgte den Kloß in seinem Hals hinunter. Was hatte er nur getan? Renji saß an seinem Schreibtisch. Seine Tischlampe ließ das winzige Zimmer in einen dämmrigen Licht erleuchten. Genervt blickte er auf seine Unterlagen und vergrub seine Hände in den Haaren. Er konnte sich einfach nicht auf die Papiere vor sich konzentrieren. Immer wieder ging er die Szenen in seinem Behandlungszimmer durch. Gespickt wurden diese durch Fetzen aus seinem Traum. Ein leises Klopfen ließ ihn hochschrecken. Rukia schob ihren Kopf durch die Tür. “Renji”, sagte sie leise und lächelte ihn aufmunternd an. “Es ist spät. Du solltest ins Bett gehen. Mach dir nicht so viele Gedanken. Das wirst du morgen locker schaffen. Da bin ich mir sicher.” Renji rang sich ein, eher gequältes Lächeln ab. “Du hast Recht. Gute Nacht Rukia. Schlaf gut.” “Ja, Renji. Du auch”, damit ging die Tür wieder zu und ließ den Rothaarigen in der Stille seines Schlafzimmers zurück. Langsam stand er auf und streckte sich mit einem langen Ächzen. Du musst das ausblenden, dachte er bei sich und fragte sich, warum zum Teufel er sich von jemanden so aus der Bahn werfen ließ, den er nur flüchtig kannte. „So, wir sind fertig, Herr Kuchiki. Wie fühlen sie sich?“, mit einem freundlichen Lächeln blickte sie ihn an. Wie sollte er sich fühlen? „Keine Schmerzen“, gab er einfach zurück. Immerhin konnte er ihr seine Gefühlswelt nicht offenbaren. „Prima. Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Ich denke, morgen kann Herr Abarai noch einmal die Intensität steigern. Wir müssen uns langsam an das Limit herantasten.“ Als er den Namen des Rothaarigen hörte, wurde sein Herz schwer in seiner Brust. Bis Morgen hatte er Zeit. Was sollte er bloß sagen? Wie sollte er sich entscheiden? Die Vibration eines Handys holte ihn aus seinen Gedanken. Kurz blickte die Grauhaarige über die Schulter. „Also wenn ich ihnen nicht mehr behilflich sein kein...?“, sie wartete kurz auf sein Kopfschütteln und verbeugte sich dann. „Dann wünsche ich ihnen einen angenehmen Nachmittag.“ Sie verbeugte sich kurz, angelte das Handy von der Tischplatte und verschwand in den Flur. „Hallo Renji! Wie lief’s?“, hörte sie die Stimme der Therapeutin. Schnell griff Byakuya nach seinen Krücken und ging zur Tür. Vorsichtig blickte er in den Flur. Isane stand einige Meter weiter, ihre Stirn war in Falten gelegt und sie schien irritiert... vielleicht sogar etwas erschrocken. „Nein! Du willst mich jetzt auf den Arm nehmen!“, hörte er ihre ungläubige Stimme. „Blackout? Renji, ernsthaft... Bei allen anderen, aber du? Was verheimlichst du mir? Ist wieder was mit Tōshirō?“ Wer ist Tōshirō? Sein Partner? Sein Kind? Oder vielleicht einfach nur ein guter Freund? „Weil du nicht der nervöse Typ bist, Renji. Du bist selbstsicher und geradeheraus. Du hast keine Prüfungsangst“, gab die Grauhaarige entnervt in das Gerät zurück. „Hör zu, es bringt nichts, wenn du dir wegen der vergeigten Prüfung Gedanken machst. So schlimm wird es bestimmt nicht sein. Fahr jetzt erst einmal nach Hause und versuch dich ein wenig zu entspannen, ja? Ansonsten kannst du auch herkommen. Noch ein Termin und ich massiere dich“, bei dem Angebot musste Byakuya unweigerlich an den vermutlich unglaublich gut trainierten Körper des Rothaarigen denken. Mit Sicherheit waren auf seiner Brust noch weitere Tattoos zu sehen. Vielleicht sogar auf dem Rücken... Der Atem des Schwarzhaarigen ging bei der Vorstellung alleine schneller und kurz überlegte er sich, in einem der Wandschränke zu verstecken. „Alles klar Renji. Wir sehen uns dann morgen früh. Kopf hoch. Vielleicht willst du ja morgen mit mir darüber reden. Das tut manchmal ganz gut, weißt du?“, verabschiedete sich die Grauhaarige. Byakuya zog schnell den Kopf ein. „Hoffentlich muss er nicht wiederholen. Das würde Retsu gar nicht gefallen...“, hörte er sie noch seufzen und dann fiel eine Tür ins Schloss. Byakuya lehnte sich gegen die Schiebetür und schloss die Augen. Hatte er das verursacht? War er Schuld daran, wenn Renji diese Prüfung nicht bestanden hatte? Er vermutete, dass sie zu diesem Heilkundekurs gehörte, den er mit Yamada besuchte. Da dessen Chefin wohl in irgendeiner Art und Weise darin involviert war, war dies wohl gut möglich. Wäre er am Ende womöglich sogar indirekt daran Schuld, dass er seinen Job verlieren würde? Dem Schwarzhaarigen wurde ein wenig flau im Magen. Was hatte er da nur angerichtet? Er rieb sich mit einer Hand durch das Gesicht und seufzte leise. Sein Plan war dazu gedacht, dem Rothaarigen nicht den Weg durch seine eigenen Gefühle zu verbauen. Er war sich sicher, dass Therapeuten nichts mit ihren Patienten anfangen dürften. Außerdem gab es auch immer noch genug Gegner für gleichgeschlechtliche Liebe. Er musste mit Renji reden. Am besten unter vier Augen, sodass niemand mithören konnte. Auf jeden Fall kein Kollege. Aber wie stellte er das am besten an? In Gedanken versunken macht er sich auf den Weg zum Aufzug. Fieberhaft ging er alle möglichen Szenarien durch. Doch dann kam ihm eine Idee, die weder ihn noch den Rothaarigen irgendwie verraten würde. Er hielt kurz am Empfangstisch. „Nanao?“, fragte er etwas zögerlich, als er die Schwarzhaarige nicht sah. Kurz darauf schob sich ihr Kopf um die Ecke. Sofort erschien der ganze Körper und sie verbeugte sich. „Was kann ich für sie tun, Herr Kuchiki.“ Kapitel 11: Mittagspause ------------------------ Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals und er war schon lange nicht mehr derart nervös gewesen. Zwar hatte er sich immer wieder eingeredet, dass dies nichts Besonderes war, aber im Grunde wusste er, dass er sich angelogen hatte. Natürlich war es etwas Besonderes. Zumindest für ihn. Gut. Vielleicht nicht die Sache an sich. Aber die Person, die er deswegen ansprechen musste. Doch er musste es klar stellen. Er wusste nur noch nicht wie. Mit dem Vorwand, noch etwas wegen der ausgefallenen Therapiestunde klären zu wollen, konnte er Nanao entlocken, wann Renji Mittagspause machen würde. Von 12 bis 13 Uhr. Um 13:15 Uhr war er selbst der nächste Patient. Er atmete kurz durch, als er vor dem Pausenraum ankam. Kurz schloss er die Augen, versuchte sein klopfendes Herz unter Kontrolle zu bringen. Dann hob er die Hand und klopfte 2 Mal leise an die Tür. Kaum hatte Byakuya die Hand wieder an der Krücke, wurde die Tür geöffnet. Ein irritiert dreinblickender Renji stand mit einer Tasse in der Hand da und blickte ihn an. Byakuyas Blick glitt über die mittlerweile vertraute, aber nicht minder betörende, Statur. Doch seine Augen blieben an der Tasse hängen. 'Bester Papi der Welt' stand drauf. Der Kloß in seinem Hals war sofort wieder da. „Byakuya? Was...“, setzte der Rothaarige an, doch sein Patient unterbrach ihn. „Verzeih. Es war eine blöde Idee, vorbeizukommen, anstatt es telefonisch zu klären“, damit drehte er sich um und ging so schnell, wie es seine Krücken zuließen, Richtung Fahrstuhl. Ungeduldig hämmerte er auf den Knopf und war erleichtert, als der Aufzug endlich kam, ohne dass der Rothaarige in seinem Blickfeld auftauchte. Erleichtert drückte er die Taste für das Erdgeschoss, als ein „Warte!“ an sein Ohr drang. Doch genau das wollte er gerade nicht. Was war er denn für ein Idiot gewesen? Dieser Tōshirō konnte nichts anderes als sein Sohn sein. Und seine Partnerin hatte ihm wahrscheinlich irgendwann einmal diese Tasse gekauft. Als öffentlicher Beweis ihres privaten Glücks. Er gönnte es Renji von Herzen, doch die Erkenntnis tat weh. Aber wie konnte er auch glauben, dass ausgerechnet dieser Mann auf Männer stand? Wie erbärmlich naiv er doch gewesen war! Er lehnte sich gegen die kühle Wand des Aufzugs und schloss die Augen. Der Aufzug hielt nur wenige Stockwerke unter dem der Praxis. Jemand, der offensichtlich Post im Gebäude verteilte kam mit einem kleinen Handkarren und grüßte freundlich. Byakuya konnte sich gerade noch ein Nicken abringen, als er sah, dass er nur 3 Stockwerke später wieder aussteigen wollte. Das machte ihn wahnsinnig. Er wollte nur so schnell wie möglich aus dem Gebäude und sich irgendwo verkriechen. Mit einem weiteren Gruß verabschiedete sich der Postbote wieder, als der Aufzug auf Höhe des gewünschten Stockwerkes hielt. Die nächste Fahrt endete in Stock 20. Also würde noch jemand dazu steigen. Die Ungeduld riss an seinen Nerven. Er hörte das leise 'Bling' und die Türen öffneten sich langsam. Da war es wieder. Das Rot! Das Bandana war ein wenig verrutscht, die rote Mähne war zerzaust und hier und da hing eine lange Strähne aus dem Zopf heraus. Byakuya verschlug es dem Atem. Ganz offensichtlich hatte sich Renji in der Praxis noch seine Jacke geschnappt und war dann gerannt, als ginge es um sein Leben. 12 Stockwerke. Nach Luft ringend hielt er eine Hand in die Tür, damit sich der Aufzug nicht wieder schloss. Dann richtete er sich auf und trat ein, baute sich förmlich vor dem Schwarzhaarigen auf. "Was sollte das?", fragte Renji sauer. Byakuya schluckte. Was sollte er darauf antworten? Dass er beim Anblick seiner Tasse kurzzeitig die Fassung verloren hatte? Manchmal musste er seinem Großvater recht geben. Er war immer noch, trotz der vielen Lehrstunden, viel zu hitzköpfig. Aber nun hatte er sich in diese Situation hineinmanövriert und musste irgendwie wieder heraus kommen. Sollte er es wagen? Sollte er fragen oder einfach schweigen? Doch eine Frage brannte ihm auf der Zunge. Stach in seinem Herzen. Auch wenn er es eigentlich ignorieren sollte. "Wer ist Tōshirō?", stellte Byakuya die für ihn alles entscheidene Gegenfrage. "Woher...?", Renji blinzelte und Verwirrung statt Wut war in seinen Augen zu sehen. "Woher ich von deinem Sohn weiß? Gestern hatte Frau Kotetsu am Telefon seinen Namen gesagt, als ich aus dem Behandlungsraum gekommen bin, und heute diese Tasse...", schlussfolgerte der Schwarzhaarige, als wäre es absolut naheliegend. Renji blinzelte ein weiteres Mal. Es war förmlich zu sehen, wie sein Gehirn arbeitete. Doch dann breitete sich ein Grinsen auf dem Gesicht aus und er fing an zu lachen. "Ehrlich, ich schmeiß das blöde Ding wirklich irgendwann weg. Es verursacht nur Verwirrung!", doch dann schaute er Byakuya an. "Hör zu, meine Familienverhältnisse, wenn man es überhaupt so nennen kann, sind ein wenig kompliziert. Ok, ich gebe zu, sie sind furchtbar kompliziert“, er stand immer noch vor seinem Patienten, dabei trafen sich ihre Blicke und Byakuya wusste, dass er die Wahrheit sagte. Renji stützte sich mit einer Hand an der Wand, direkt neben Byakuyas Kopf, ab. Der angenehme Duft benebelte seine Sinne. Sein Herz schien wieder einmal ein eigenartiges Eigenleben zu entwickeln. „Aber auch wenn mein Privatleben kompliziert ist, habe ich weder einen Partner, noch ein Kind. Zumindest wüsste ich von keinem“, Byakuyas Atem stockte. Hatte er gerade Partner gesagt? Meinte er es auch so, wie er selbst es verstehen wollte? Byakuya rieb sich kurz mit der Hand durch das Gesicht. Erst jetzt war ihm klar, wie furchtbar dämlich und überstürzt sein Verhalten eben gewesen war. Konnte sich der Rothaarige nun etwa denken, wie die Gefühle seines Patienten waren? Aber Byakuya war sich doch noch selbst nicht vollkommen sicher, wie genau seine Gefühle aussahen. War es nur Faszination für dieses krasse Gegenteil seiner selbst? Oder war tatsächlich schon Liebe? Renji blickte in das blasse Gesicht. Byakuya sah müde und abgespannt aus. Was war los mit ihm? Warum hatte er so reagiert? Konnte er es als Zeichen werten, dass der Schwarzhaarige ähnlich fühlte, wie er? Das würde die Frage und die Reaktion auf die Tasse erklären. Er seufzte, doch setzte dann ein warmes Lächeln auf. Sie mussten reden. Irgendwo in Ruhe. Vielleicht würde sich sein Gegenüber dann ein wenig entspannen. Der Aufzug verkündete die Ankunft im Erdgeschoss, daher richtete sich Renji schnell auf und trat einen Schritt zurück. Dennoch blickte er seinen Patienten weiterhin an. „Lust auf einen Kaffee oder so?“ Mit Erleichterung sah er das Nicken des anderen. Dann trat er zur Seite und ließ ihm den Vortritt. Vor dem Gebäude blickte er ratlos nach links und rechts. „Ehrlich gesagt, kenne ich hier in der Gegend nichts, wo man sich ruhig hinsetzen könnte. Hast du eine Idee?“ Zwar kannte der Rothaarige eine gute Kaffeebar, doch wollte er Byakuya die Möglichkeit zur Entscheidung geben. Außerdem war dort immer sehr viel los. Ruhe würden sie da also keine haben. „In der Nähe des Krankenhauses, wo wir uns schon einmal begegnet sind, ist ein recht guter Imbiss“, schlug der Schwarzhaarige vor. Renji schoss direkt wieder ein wenig Röte ins Gesicht, als er an ihre Begegnung dachte. Doch dann nickte er. „In Ordnung, ist nicht weit von hier...“, er stockte plötzlich, als sei ihm etwas unangenehm. „Alles in Ordnung?“, fragte Byakuya und hielt im Gang inne, um sich zu dem anderen umzudrehen. „Ähm... Ja. Wir müssten nur mit dem Auto fahren, sonst dauert das für die Mittagspause zu lange“, wortlos deutete er zum Parkhaus des Geländes. Byakuya folgte dem Rothaarigen neugierig. Was für ein Auto er wohl fahren würde? Eigentlich war er sich sicher, dass es etwas Älteres und vielleicht sogar ein klein wenig unvernünftig war. Doch als er das Auto sah, welches Renji ansteuerte, musste er doch ein wenig grinsen. Dieser drehte sich kurz zu ihm um, als sie an dem schwarzen Gefährt angelangt waren. Die roten Sitzbezüge leuchteten aus dem Fahrzeuginneren. Es passte wie die Faust aufs Auge. „Es ist jetzt nicht wirklich modern, aber es fährt“, hörte er die entschuldigenden Worte. Das amüsierte ihn und ihm war kurz zum Lachen zumute. Schnell kämpfte er die Emotion hinunter. Er hatte sich heute eindeutig zu viele Schwächen erlaubt. „Ein Nissan Skyline GT-R R33. Also entweder hast du einen ordentlichen Betrag für ihn oder für die Reparatur hingelegt. In solch einem Zustand sollte der Wagen einen entsprechenden Wert haben", mutmaßte er. Renji grinste anerkennend. "Nah. Keines der Ersatzteile ist Original. Wenn es das wäre, hätte ich ihn mir nicht leisten können. Aber irgendwie… Ich musste dieses Auto einfach haben”, lachte der Rothaarige etwas verlegen und rieb sich dabei den Nacken. “Zum Glück habe ich da jemanden, der arbeitet in einer KFZ-Werkstatt. Da ich ihm schon den ein oder anderen Gefallen getan habe, hatte ich was gut bei ihm." Byakuya hob die Augenbraue. "Entweder möchte ich nicht wissen, welcher Natur diese Gefallen waren oder du scheinst ihm eine echte Hilfe gewesen zu sein." Renji lachte wieder bei der Anspielung, doch war ihm deutlich anzusehen, dass er damit nicht gerechnet hätte. "Nein, nicht solche Gefallen. Seine Freundin hatte Probleme mit ihrem Ex. Ziemlich unangenehmer Bursche. Ich hab ihm geholfen, die gemeinsame Bude zu räumen. Ansonsten immer nur so Kleinigkeiten, bei denen sich Freunde eben helfen. Aber natürlich hab ich die Materialkosten getragen. Oder habe dafür in der Werkstatt neben der Schule ausgeholfen. Manchmal ist eben gerade die Arbeitzeit das Kostspielige an solchen Reparaturen." Kleinigkeiten, bei denen sich Freunde eben helfen. Als sich Byakuya, dank den Krücken etwas umständlich, auf den Beifahrersitz des Wagens fallen ließ, spürte er wieder den altbekannten Stich der Einsamkeit. Kapitel 12: Cifers ------------------ Unschlüssig, was er von der Situation halten soll, setzte Renji sich ans Steuer seines Autos und lenkte es aus dem Parkhaus. Der Typ machte ihn noch verrückt. Er konnte sich überhaupt keinen Reim auf dessen Verhalten machen. Fast hatte er den Eindruck, als kämpften 2 Persönlichkeiten in ihm um die Vorherrschaft und er bekam immer mal wieder den ein oder anderen zu sehen. Genervt schob er den Gedanken fort. Neben ihm saß ganz bestimmt niemand, der an Schizophrenie litt. Er musste sich an seine Massage erinnern. Sie hatten in der Zeit viel gesprochen und auch Byakuya hatte etwas von sich erzählt. Einige Situationen hatten ihn glauben lassen, dass der Schwarzhaarige zumindest von ihm fasziniert war. Vielleicht auch ein wenig mehr. Doch warum stieß er ihm dann so vor den Kopf? War es vielleicht doch seine Herkunft? War es vielleicht eher die Herkunft des Anderen? Oder war Byakuya einfach nur überrascht, dass er sich zu einem Mann hingezogen fühlte? Es könnte aber auch einfach sein, dass er in den Krümeln sucht, weil er es so wollte. Ihn wollte. Er hatte bisher die ein oder andere Beziehung geführt. Doch niemals hatte er ein derartiges Verlangen nach jemanden gehabt. Vor allem nicht auf den ersten Blick. Gab es so etwas überhaupt? Bisher hatte Renji es für eine Erfindung der Filmindustrie gehalten. Aber nun? Wobei... Wirklich Liebe? Jetzt schon? Oder war es nur die 'übliche Verknalltheit' in ihm unbekanntem Ausmaß? Ja. Das wird es sein. „Renji...“, auf seiner Haut bildete sich leichte Gänsehaut und sofort waren die Bilder wieder in seinem Kopf. Schlanke Finger, die über seine gebräunte Haut fahren. Augen in einem kühlen Gesicht, die dennoch so viel Lust und Leidenschaft offe... „Renji! Es ist grün!“, rief ihn eine drängende Stimme aus seinen Gedanken. Der Rothaarige spürte, wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg, während er anfuhr. Er spürte, wie sein Beifahrer ihn irritiert anblickte, doch er tat so, als würde er sich auf die Straße und dem Verkehr vor ihnen konzentrieren. Doch Renji fragte sich dabei, ob er im aktuellen Zustand überhaupt hätte ein Fahrzeug führen dürfen oder sollen. Renji war heilfroh, als sie sicher am Ziel angekommen waren. Er war überrascht, dass Byakuya einen solchen Imbiss kannte. Er war eigentlich davon ausgegangen, dass er ihn irgendwo hinbringen würde, wo er sich vollkommen deplatziert fühlen würde. Stattdessen war es tatsächlich ein kleiner Imbiss namens 'Cifers', der hauptsächlich Bentos zum Mitnehmen und Onigiri verkaufte. Dafür aber in allen erdenklichen Variationen, sodass dem Rothaarigen das Wasser im Mund zusammenlief. Sie hatten einen kleinen Platz in der hintersten Ecke gefunden. Netterweise bog sich der Raum etwas, sodass ihr Sitzplatz nicht vom Eingang aus zu sehen war. Außer ihnen und dem Besitzer, der auch gleichzeitig der Koch war, war niemand im Laden. Sie hatten beide eine Kleinigkeit bestellt, wobei Renji feststellte, dass Byakuya offensichtlich eine Vorliebe für scharfe Speisen hatte. Eh... für scharfe Sachen. Schnell schob er seine Gedanken auf Seite und ohrfeigte sich innerlich, dass er nicht ein verdammtes Mal bei der Sache bleiben konnte. Immerhin wartete er noch auf eine Erklärung. Und die interessierte ihn wirklich brennend. Sie saßen sich an einem kleinen, runden Tisch gegenüber. So konnte Renji den Gesichtsausdruck des anderen genau studieren. Seine Mimik war regungslos, kühl. Vielleicht auch etwas distanziert. Doch konnte man einen leichten, dunklen Schatten unter den Augen ausmachen, den Renji noch nicht so wahrgenommen hatte. Die grauen Augen waren zwar auf die Tischplatte gerichtet, doch glaubte der Rothaarige etwas wie Unsicherheit darin zu erkennen. Er überlegte fieberhaft, wann wohl der richtige Moment war, um das Gespräch wieder anzukurbeln und endlich eine Antwort zu erhalten. Der Besitzer kam zurück und brachte einen grünen Tee für Byakuya und ein Wasser für Renji. Dankbar nahm Renji einen Schluck und beobachtete wie er wieder hinter den Tresen verschwand, um ihr Essen vorzubereiten. Er war wirklich ein eigenartiger Kerl. Blasse Haut, noch blasser als Byakuyas, und stechend grüne Augen. Man hatte fast den Eindruck, er könnte jemanden mit seinen Augen durchbohren. Vielleicht war er auch ein wenig unheimlich. Renji erschauderte leicht. Der Therapeut suchte wieder den Blickkontakt seines Gegenübers. Als er ihm kurz in die Augen blickte, nutze er die Situation. „Warum sind wir hier?“, fragte er geradeheraus und konnte nicht umhin, dass seine Stimme ein wenig harsch klang. Byakuya schluckte. Natürlich musste es irgendwann dazu kommen. Ihm war vollkommen klar gewesen, dass Renji von ihm eine Antwort erwartete. Im Grunde genommen hatte er auch eine verdient. Aber wo sollte er anfangen? Was konnte er sagen, ohne zu viel... preiszugeben? Oder war es dafür schon zu spät? Langsam griff seine Hand nach der Schale Tee, um sich einen Augenblick zu verschaffen. Er nippte an der heißen Flüssigkeit und verzog ein wenig das Gesicht. Dass sich so etwas überhaupt grüner Tee nennen durfte... Als er aufblickte, bemerkte er, dass die Augen des Rothaarigen weiter auf ihn gerichtet waren. Seine Augen funkelten amüsiert, aufgrund Byakuyas Grimasse beim Teetrinken. Er atmete tief durch und ordnete seine Gedanken. „Ich... habe entschieden, dass ich die Behandlung bei dir weiter vorführen werde“, begann er und konnte Renjis Erleichterung förmlich greifen. Warum war er erleichtert? Weil er ihn weiter behandeln wollte oder nur, weil er keinen Patienten an die Chefin abgeben wollte? Wieder legte sich die unangenehme Stille über die beiden und Byakuya suchte nach den richtigen Worten. „Ich verstehe immer noch nicht, warum das ganze Theater“, gestand der Rothaarige, für Byakuya wie aus heiterem Himmel. Er hob den Blick, den er zwischenzeitlich wieder auf die glatte Holzplatte des Tisches gerichtete hatte, und blickte Renji direkt in diese wundervollen Augen. Das amüsierte Funkeln war etwas anderem gewichen. Enttäuschung? Niedergeschlagenheit? Ein Ausdruck, der den altbekannten Kloß in seinem Hals wiederaufleben ließ. Was hatte er sich bloß dabei gedacht gehabt? „Es tut mir leid. Es war dumm von mir. Aber… du hast... die unangenehme Fähigkeit, so viel in... Berührungen hineinzulegen. Deine ganze Erscheinung...“, er schnaufte kurz durch und runzelte die Stirn. Was sagte er da für einen Mist? Was sollte das? Er schüttelte den Kopf und schaute verstohlen auf. Ein kleines Lächeln zierte nun die Züge des Rothaarigen. Der Ausdruck in seinen Augen war warm, genauso warm, wie er sich gerade fühlte. „Ich habe auch mitbekommen, dass du gestern eine Prüfung hattest, die nicht sonderlich gut verlief. Wenn ich da... in irgendeiner Art und Weise Schuld daran bin, kann ich nicht ausdrücken, wie sehr ich das bedauere“, fuhr der Schwarzhaarige fort und fühlte sich mehr und mehr wie ein Idiot. Aber eine Entschuldigung war mehr als angemessen, oder? War es nicht zu sehr von sich selbst überzeugt, dass er das auf sich bezog? In diesem Moment wusste er einfach gar nichts mehr. Ihm schien es sogar, als hätte er die richtigen Worte verlernt. Renji staunte nicht schlecht. Ihm wurde heiß und kalt, ob des Geständnisses des anderen. Viel in Berührungen hineinzulegen? Was genau sollte das bedeuten? Doch noch während er über die Worte grübelte, erwischten ihn die Nächsten eiskalt. Ungläubig blinzelte er sein Gegenüber an. Ja, natürlich war er zum guten Teil Schuld daran gewesen, allerdings sollte er sich darüber doch gar nicht im Klaren sein! War er so durchschaubar? Was war nur los mit ihm? Er seufzte und rieb sich über das Gesicht. „Hör mal. Es tut mir leid, wenn du dir da irgendwelche Gedanken gemacht hast. Es ist nicht so schlimm, wie du vermutlich denkst. Es war eine Prüfung, die nicht in das Endergebnis mit einfließt. Es war vielmehr, um einen aktuellen Stand zu haben und den Kursleiter zu beeindrucken“, er zuckte mit den Schultern, als wolle er damit sagen, dass er von Letzterem eh nicht wirklich viel hielt. Mit einem Lächeln beobachtete er, wie sich Byakuyas Gesichtszüge ein klein wenig entspannten. Er freute sich wieder einmal über seine gute Beobachtungsgabe, denn ohne diese, hätte er dem Wandeln in dessen Gesicht sicherlich nicht gemerkt. Dann war es nun also an der Zeit, noch eine Sache klarzustellen. „Und Tōshirō...", fing er an und lachte ein wenig angespannt, was ihm sofort einen irritierten Blick einbrachte. Er war ein wenig nervös, denn er wusste nicht, wie Byakuya das aufnehmen würde. "Ok. Ich beginne einfach von vorne, ja?", fragte er und wartete das Nicken des Schwarzhaarigen ab und nahm währenddessen ein Schluck Wasser. "Wie du weißt, bin ich in einem Waisenhaus groß geworden. Unser Heimleiter, wie ich bereits erwähnte hatte, war nie sonderlich bei guter Gesundheit. Scheiß Tuberkulose... Naja… Und daher musste er letztes Jahr die Entscheidung fällen, dass Waisenhaus zu schließen. Das bedeutete für die verbliebenen Mädels und Jungs, dass sie auf andere Häuser in der Umgebung verteilt worden wären...", er hielt kurz inne und blickte zu Byakuya, um sicherzugehen, dass er das Ganze bis dahin nachvollziehen konnte. "Ich war zu diesem Zeitpunkt, der Letzte, der das Heim verlassen hatte. Natürlich hatte ich noch einige Freunde dort. Ich meine, es ist ja im Prinzip deine Familie, gerade wenn nicht so viele Kinder dort leben", er schüttelte den Kopf bei dem Gedanken. "Ich habe lange mit mir gekämpft, aber ich konnte sie nicht im Stich lassen, verstehst du? Ich habe überlegt, wie es mir wohl in so einer Situation gehen würde. Es war ja nicht so, dass sie nur aus ihrem bisherigen Leben herausgerissen worden wären...", er schnaubte und ließ den Satz einfach unvollendet. Er wollte nicht darüber nachdenken, wie miserabel man sich in einer solchen Situation fühlen musste. "Um das Ganze zu verkürzen. Wir haben eine Art WG, das Jugendamt nennt es eher 'betreutes Wohnen'. 6 ehemalige Waisenhausbewohner und ich. Es ist ein wenig chaotisch, aber wir kommen ganz gut zurecht. Außer, wenn Yachiru mal wieder nichts als Unfug im Kopf hat oder Tōshirō sich zu sehr von der Pubertät leiten lässt", lachte der ein wenig. Aus den Augenwinkeln sah er, wie das Essen kam. Sie aßen schweigend. Doch dieses Mal war das Schweigen keineswegs unangenehm. Beide ließen ihre Gedanken ein wenig schweifen und versuchten das Gespräch ein wenig zu verarbeiten. Als Renji fertig war, lehnte er sich auf dem Stuhl ein wenig zurück und beobachtete den Schwarzhaarigen ein wenig. Studierte seine Gesichtszüge, während er die letzten Bissen seines Lachs-Onigiri mit extra scharfer Chilisoße aß. Schon alleine bei dem Gedanken, trat Renji der Schweiß auf die Stirn. Als der Schwarzhaarige hochschaute, fesselte ein Reiskorn auf dessen geschwungen Unterlippe Renjis Ausmerksamkeit. Ein Hauch von einem Lächeln umspielten dessen Mundwinkel. "Danke, dass du mir das erzählt hast. Ich finde es beeindruckend, was du da tust." Renji machte eine wegwerfende Handbewegung. Er war diese Lobhymnen schon fast leid. Stattdessen fixierte er weiter das Reiskorn, dass sich frech an diese wundervollen Lippen geheftet hatte und dies scheinbar völlig unbemerkt. Er schluckte und versuchte sich abzulenken. Aber er sah nur noch das Reiskorn und diese Lippen. Wie es tanzte, wenn der andere sprach. Langsam beugte er sich über den Tisch herüber und ließ eine Hand in Byakuyas Nacken wandern, streifte damit kurz diese wundervollen, weichen und seidigen schwarzen Haare. Renji hatte sich bereits halb aufgerichtet, um sich entsprechend weit über den Tisch beugen zu können. Nur noch ein paar Zentimeter und er würde endlich diese verführerischen Lippen spüren... Kapitel 13: Das Reiskorn ------------------------ Einen wunderschönen Freitag, den 13., euch alle! Entgegen dem allgegenwärtigen Pech, der heute angeblich durch allen Fugen rieseln soll (ich habe noch nichts bemerkt), schicke ich mein nächstes Kapitelchen ins Rennen und hoffe so, euren Tag ein wenig schöner zu gestalten xD Und vielen Dank an AnubisBride und Kuraiko für die Kommentare :) LG yezz ____________________________________________________________________________________________________________________ Mit großen Augen sah Byakuya den anderen näher kommen. Er war zwischen Panik und Aufregung hin und her gerissen. Sein Körper wollte ihm entgegen kommen, sich ihm entgegen recken. Doch sein Kopf ließ ihn an Ort und Stelle gefrieren. Natürlich wäre es nicht sein erster Kuss, auch wenn der Rothaarige ihm gegenüber mit Abstand der attraktivste Partner wäre. Doch nun schossen ihm all die Gedanken, warum er eigentlich den Therapeut wechseln wollte, wieder in den Kopf. Doch eine Sache hallte immer und immer wider: Würde der Rothaarige Ärger riskieren, wenn er mit einem Patienten etwas anfangen würde? Schon fast konnte er den Atem des anderen auf seinem Gesicht spüren. Konnte diesen betörenden Duft... Roch er einen Hauch Yuzu-Frucht? Er schloss langsam die Augen, gab sich dem Gefühl hin, dem anderen nahe zu sein. Jeden Augenblick würde er die Lippen des anderen auf seinen spüren. Sein Magen kribbelte vor Aufregung. Er spürte, wie das Herz in seiner Brust zu rasen begann. Und plötzlich meldete sich wieder sein Kopf. Seufzend hob er schnell eine Hand und legte sie auf Renjis Schulter, übte so ein wenig Druck aus, um ihn in der Bewegung inne zu halten. Blinzelnd öffnete dieser die Augen und schaute Byakuya verwirrt an, während ihm ein leichter Rotschimmer ins Gesicht stieg. Schnaubend ließ er sich nach hinten auf den Stuhl fallen und blickte Byakuya an. Dann deutete er auf seinen eigenen Mund. „Du hast das was“, murmelte er dabei leise. Der Schwarzhaarige blieb nicht verborgen, dass die Augen des anderen seiner Zunge folgten, wie sie sich den Weg zum Reiskorn bahnte. Als es in Byakuyas Mund verschwand schaute er ihn wieder erwartungsvoll an. „Renji... Das geht nicht. Ich bin dein Patient“, setzte Byakuya mit einem Kopfschütteln erklärend an. Der durchdringende Blick des anderen machte ihn ungewohnt nervös. Er hatte das Gefühl, dass ihn der Therapeut durch die Augen, geradewegs in seine Seele, seine Gefühle und Träume blicken konnte. Er spürte, wie eine leichte Hitze in ihm hoch kroch und versuchte sich eisern dagegen zu wehren. „Und?“, fragte der Rothaarige desinteressiert, warf dabei einen Arm über die Rückenlehne und saß nun lässig auf einem dieser billigen Metallstühle, mit denen der Imbiss ausgestattet war. Es waren diese Sorte von Stühlen, die nach maximal 15 Minuten sitzen, anfangen zu hart und unangenehm zu werden. Byakuya verlagerte ein wenig das Gewicht, um eine möglichst bequeme Sitzposition zurückzuerlangen. „Bekommst du keinen Ärger, wenn du etwas mit einem Patienten anfängst?“, fragte er irritiert, denn eigentlich hatte er doch bereits genau gesagt, warum das Ganze in der derzeitigen Situation nicht in Frage kam. Renji blinzelte ihn wieder fragend an. Irgendwie sah Renji fast schon niedlich aus, wenn er etwas nicht verstand. Man konnte förmlich sehen, wie die Zahnräder ineinandergriffen und versuchten, alles zu entwirren und zu verarbeiten. Dabei hatte er die Stirn leicht in Falten gelegt, was durch die Tattoos nur noch betont wurde. Zumindest so weit, wie sie durch das Bandana sichtbar waren. „Warum sollte das ein Problem geben?“, fragte der Rothaarige wieder nach. „Weil ich dein Patient bin“, wiederholte Byakuya wieder und schüttelte mit dem Kopf. „Bei Ärzten ist das, so weit ich weiß, verboten.“ Renji lächelte ihn warm an und beugte sich etwas nach vorne. Die Geste hatte schon etwas Verschwörerisches. „Ich bin aber kein Arzt. Und das gilt auch nur, wenn man sich mit diversen Leistungen die Patienten sexuell gefügig macht. In der Lage befinden wir uns nicht“, dann wurde sein Grinsen breiter und seine Augen funkelten übermütig. „Es sei denn, du möchtest noch einmal eine Massage“, fügte er mit einem Zwinkern hinzu. Fast wäre Byakuya darauf eingegangen. Er war fasziniert davon, wie sich der andere offensichtlich nicht entmutigen ließ. Das breite Grinsen zog ihn in seinem Bann und beinahe hätte Byakuya seine Selbstkontrolle verloren und wäre darauf eingegangen. Aber hier ging es um Wichtigeres, daher schüttelte er wieder energisch den Kopf. „Du hast gesagt, dass du gerade erst in der Praxis angefangen hast. Du hast die Chance, in einer der renommiertesten Therapiezentren des Landes Fuß zu fassen. Ich kann dir da nicht im Weg stehen. Du darfst das wegen mir nicht riskieren“, während der Worte musste Byakuya den Blick auf den Tisch richten. Er hatte das Gefühl, wenn er nur einen Moment länger in diese Augen blicken würde, wäre er am Ende die Person, die sich zu dem anderen hinüberbeugte, um einen Kuss zu erhaschen. Jetzt ging Renji ein Licht auf. Es ging alles nur darum, dass Byakuya Angst hatte, ihn in Schwierigkeiten zu bringen. Ein Lächeln legte sich auf seinen Lippen. Er konnte nicht anders, als es süß zu finden, wie sich der andere Gedanken um seine berufliche Zukunft machte. Langsam griff er über den Tisch und legte eine Hand auf Byakuyas Hand. Wie gehofft schnellte dessen Blick sofort nach oben und ihre Augen trafen sich. „Mach dir darüber keine Sorgen. Es wird mir niemand daraus einen Strick drehen“, doch er erkannte die Zweifel in den grauen Augen, bevor Byakuya den Blick wieder auf den Tisch gleiten ließ. War es also zu Ende, bevor es überhaupt angefangen hatte? Nur weil Byakuya unbegründete Ängste hatte? Um ihn oder besser gesagt, seiner beruflichen Zukunft? Nein! Das würde er so nicht stehen lassen. Sanft streichelt er den weichen Handrücken. „Hör mal, wie lange bist du noch mein Patient? Ein halbes Jahr?“, dabei zuckte er mit den Achseln. „Wir können diese Zeit nutzen und uns in Ruhe kennenlernen“, er überlegte ein wenig, ob er seine Gedanken weiter ausführen sollte. Dann entschied er sich dafür, immerhin musste er ehrlich zu Byakuya sein. „Zurzeit bekommt man mich eh nur im Mehrpack. Mit einer Horde mehr oder weniger selbstständiger Chaoten, die einen wirklich in den Wahnsinn treiben können. Ich weiß, dass es nichts für jedermann ist. Also lass es uns einfach langsam angehen, schauen, was das halbe Jahr so bringt und dann gemeinsam entscheiden, ob wir den nächsten Schritt wagen.“ Es war nicht so, als wäre er sich sicher, ob er das überhaupt durchstehen konnte. Ein halbes Jahr, 6 lange Monate mit der fleischgewordenen Versuchung, ohne seine Lippen spüren zu können oder seine Haut auf... Er musste sich zusammenreißen! Yamamoto im Baywatch-Bikini, Yamamoto im Baywatch-Bikini! „Für mich klingt das nach einem Plan, aber was sagst du dazu, Byakuya?“, fragte er und hoffte inständig, dass der andere ihm wieder in die Augen schauen würde. Er versuchte all sein Gefühl in seine Augen zu legen, während er weiterhin langsam und sanft mit dem Daumen über den Handrücken dieser wohlgeformten Hand strich. Die Sekunden erschienen ihm wie Stunden, als Byakuya endlich wieder in seine Augen blickte. Sein Gesicht war wie so oft ohne wirkliche Emotionen, doch seine Augen verrieten ihm dafür so viel mehr. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, denn er wusste, es gab nur eine Antwort auf diese Frage. „Willkommen zurück, Herr Kuchiki“, begrüßte ihn Aio bereits in der großen Empfangshalle des Anwesens. „Ist ihre Therapiestunde gut verlaufen?“, fragte sie freundlich. Byakuya nickte und reichte ihr ein Blatt Papier. „In Abstimmung meines Therapeuten haben wir meine Termine ein wenig verlegt. Ich werde nun zusätzlich bis zu 2 Mal die Woche ein Programm für den Oberkörper und das andere Bein verrichten. Es wird Zeit, wieder mehr Bewegung zu bekommen. Sie bitte zu, dass mein Tagesablauf den Änderungen angepasst werden“, damit ging er an ihr vorbei und begab sich direkt die Treppen hinauf, um in sein Zimmer zu gehen. Dort angekommen, ließ er sich sofort auf sein Bett fallen. Die heutige Stunde war ein wenig anstrengend gewesen. Sie haben einige neue Übungen gemacht und ein paar Belastungen für das Knie ausgetestet. Sie tasteten sich nun langsam an die Grenze vor. Renji hatte ihm mehrfach darauf hingewiesen, bei dem kleinsten Schmerz sofort Bescheid zu gegeben. Er gestattete sich selbst ein kleines Lächeln beim Gedanken an den Rothaarigen. Natürlich war das erweiterte Trainingsprogramm nur ein Grund für die Terminänderungen. Sie hatten die Termine zudem so gelegt, dass sie gemeinsam die Mittagspause verbringen konnten. Es war so ein unauffälliger Weg, sich öfters zu sehen. Renji hatte ihm mehrmals versichert, dass er keinen Ärger bekommen würde und er hatte beschlossen, dem Rothaarigen zu glauben. Langsam schloss er die Augen und atmete ein und aus. Sein Bauch kribbelte bei dem Gedanken daran, weitere Mittagspausen mit seinem Therapeuten verbringen zu können. Auf der Rückfahrt hatten sie sich noch ein wenig unterhalten. So hatte Byakuya erfahren, dass Renji nach Feierabend regelmäßig die Therapiegeräte für sein Workout verwendet und manchmal nachts zurück in die Praxis fährt, weil er die Gewichte nicht umgestellt hat und befürchtet, dass sich ein Patient am nächsten Tag einen Bruch heben würde. Oder zumindest glaubte, er habe sie nicht wieder umgestellt. Er musste bei dem Gedanken lachen. Das Bild eines verschlafenen Renjis, der durch die Nacht fuhr, nur um festzustellen, dass er doch daran gedacht hatte. „Sie sehen glücklich aus“, bemerkte Aio von der Tür aus. Byakuya fuhr schuldbewusst zusammen, nickte aber dann. „Vermutlich, weil ich endlich auch die Fortschritte sehe“, log er gekonnt. Sie schenkte ihm ein freudiges Lächeln. Doch der Schwarzhaarige wusste sofort, dass da noch was kam. „Ihr Großvater hat kurzfristig zum Abendessen geladen. Es wird die Familie Shihōin erwartet.“ Deswegen die Ruhe. Deswegen hatte sein Großvater plötzlich keine Abendessen mehr veranstaltet. Jetzt, wo Yoruichi Shihōin von ihrem Auslandsstudium wieder zurück war, würde das Ränkeschmieden um eine Hochzeit zwischen den beiden wieder beginnen. Yoruichi war Byakuyas Sandkastenfreundin, doch auch nicht mehr. Weder für ihn, noch für sie. Beide hatten relativ früh gewusst, dass ihre Familien eine Heirat zwischen den beiden wünschten, doch vielleicht auch gerade deswegen, haben sie sich nie zueinander hingezogen gefühlt. Nicht nur, dass Byakuya an sich eher das männliche Geschlecht favorisierte, er konnte auch gar nichts damit anfangen, dass Yoruichi ein riesiger Katzenfan war. Er nannte sie auch gerne, 'die verrückte Katzenlady'. Sie hingegen bevorzugte eher Spitznamen für ihn, die auf seine kühle und distanzierte Art anspielten. Zurzeit war 'Eisprinzessin' ziemlich hoch bei ihr im Kurs. Byakuya duldete es bei ihr und auch nur bei ihr. Vor allem, da ihr ihre Spitznamen immer irgendwann zu blöd wurden, wenn der Schwarzhaarige sie gar nicht beachtete. Doch diese Freundschaftlichkeit konnten sie nicht an den Tag legen, wenn die Familie anwesend war. Denn sonst würden sie ihre Heiratsbemühungen nur noch intensivieren. Wenn es dafür nicht jetzt zu spät war. Byakuya seufzte und legte den Arm über die Augen. „Wie lange habe ich noch?“, fragte er genervt. „Etwa 2 Stunden“, kam die Antwort prompt. „In Ordnung, komm bitte in einer Stunde wieder“, kurz überlegte der Schwarzhaarige, ob er mit dem Bein aus dem 1. Stock klettern konnte, verwarf diese Idee aber sofort wieder. Offensichtlich war so der Lauf der Dinge. Passiert etwas Gutes, kam der Nackenschlag gleich auf dem Fuße... Kapitel 14: Standpauke ---------------------- Als er die Tür hinter sich abgeschlossen hatte und wieder zum Flur umwandte, stand eine schwarzhaarige junge Frau mit verschränkten Armen nur ein paar Schritte von ihm entfernt und lehnte an der Wand. Sie fixierte ihn kritisch. "Rukia, was ist los?", fragte er etwas besorgt, während er seine Jacke aufhing und sich seiner Schuhe entledigte. "Das fragst du mich?", erwiderte Rukia spitz und zog die Augenbrauen auf Renjis fragenden Blick hoch. "Vor 2 Tagen kamst du wie ein verprügelter Hund nach Hause und hast dich sofort in deinem Zimmer verschanzt. Gestern sahst du vollkommen erledigt aus und meintest, du hättest diese Vorprüfung verhauen. Ich bin schon fast erleichtert, dass du heute grinst, als hättest du im Lotto gewonnen", erklärte sie ihm. Renji musste noch breiter grinsen. Noch war es kein Jackpot im Lotto, aber er bemühte sich. Die Schwarzhaarige schüttelt den Kopf. "Ich mache mir Sorgen um dich." "Nah", erwiderte der Rothaarige immer noch mit einem Grinsen im Gesicht. "War nur eine stressige Woche, das ist alles." Wieder hob sich eine schmale Augenbraue in die Höhe, während sich Rukia von der Wand abstieß und auf Renji zu kam. "Renji Abarai! Wir kennen uns lange genug, um zu wissen, dass das nicht nur Stress war. Also lüg mich gefälligst nicht an!", zischte sie während sie ihren schlanken Finger an Renjis Brust drückte. Ihre violetten Augen funkelten böse und spätestens jetzt wusste Renji, dass er ihr die Wahrheit sagen musste. Der Rothaarige seufzte und blickte verstohlen an der Schwarzhaarigen vorbei ins Innere der Wohnung. "Tōshirō ist in seinem Zimmer und sonst ist keiner da. Also, Renji, ich warte", bemerkte seine Mitbewohnerin gereizt. Renji wartete eigentlich nur noch darauf, dass sie anfing, ungeduldig mit dem Fuß aufzutippen. "Also schön, Wohnzimmer?", fragte er ein wenig kleinlaut und bedeutete der anderen vorzugehen. "Wehe du rennst aus der Tür heraus, wenn ich dir den Rücken zudrehe", drohte diese und verschwand im nächsten Moment um die Ecke, wo der Flur ins Wohnzimmer mündete. Renji fuhr sich noch einmal mit der Hand über das Gesicht und spielte kurz mit dem Gedanken, tatsächlich zu verschwinden. Doch das würde das Ganze nur aufschieben. Er sah in Rukia immer noch das kleine Kind aus ihrer Vergangenheit. Sie war in jedem Alter seine beste Freundin und sie waren unzertrennlich gewesen. Renji erinnerte sich noch an seine und ihre 'Jungs/Mädchen-sind-doof'-Phasen. Selbst auf Ukitakes Nachfragen hin hatten beide stets behauptet, dass der jeweils andere kein Mädchen oder eben Junge war. Er sah noch genau, wie Rukia sich als Dreikäsehoch vor dem weißhaarigen Heimleiter aufgebaut und gemeint hatte 'Aber Renji ist doch kein Junge!'. Zum Glück war er damals schon alt genug gewesen, um es ihr nicht ernstlich böse zu nehmen. Das waren gute Zeiten gewesen. Der Rothaarige schnappte sich schnell noch ein Wasserglas in der Küche und setzte sich dann auf den bequemen, aber ziemlich alten Sessel, der schräg neben der Couch stand, auf der es sich Rukia gemütlich gemacht hatte. Sie sah ihn auffordernd an, während sich Renji mit aller Seelenruhe ein Glas Wasser eingoss. Während dessen überlegte er fieberhaft, wo er beginnen sollte. Sollte er alles erzählen? Ganz von vorne? Oder nur die grobe Zusammenfassung? „Also schön. Ich hab da einen neuen Patienten. Stell dir den schärfsten Typen vor, den du bisher gesehen hast und pack einfach noch eine Schippe drauf“, begann er mit einem breiten Grinsen, während er zusah, wie Rukia die Augen verdrehte und leise kicherte. „Wir haben ein bisschen geredet und es schien gut zwischen uns zu laufen“, Renji unterbrach sich kurz, um ein Schluck Wasser zu trinken. „Das war wann?“, fragte Rukia nach. „Das war alles davor. Nun ja, vorgestern beim Termin meinte er plötzlich, dass er nicht mehr von mir behandelt werden wollte und irgendwie hat alles für mich darauf hingedeutet, dass es wegen meiner Herkunft ist“, fuhr Renji fort, doch bevor er weitersprechen konnte sprang Rukia sauer auf. „So ein Arschloch!“, brauste sie auf. „Und deswegen auch das mit der Prüfung! Weißt du wo er wohnt? Diesem Vollpfosten sag ich mal meine Meinung! Was fällt dem überhaupt ein?“ Während Rukia eine Hasstirade nach der anderen schmetterte, gluckste Renji nur vergnügt vor sich hin. Irgendwann stand er jedoch auf und drückte die Schwarzhaarige zurück auf das Sofa. „Die Geschichte ist noch nicht vorbei“, erklärte er grinsend. „Er war heute zur Mittagspause in der Praxis und hat mich im Pausenraum angetroffen. Mit meiner Tasse in der Hand“, vielsagend hob er eine Augenbraue, doch erntete nur einen irritierten Blick. „Was ist daran so schlimm, dass er dich mit einer Tasse in der Hand gesehen hat?“, hakte sie nach. „Die Tatsache, dass er gestern, als ich meine Kollegin angerufen hatte, Tōshirōs Namen aufgeschnappt hat und es die Tasse war, die du mir geschenkt hast“, er lehnte sich etwas zurück, verschränkte die Arme und genoss das Schauspiel im Gesicht der Schwarzhaarigen. Erst hatte sie die Augenbrauen leicht zusammengezogen und dachte konzentriert nach. „Warum kannte er Tōshirōs Na... TASSE? Du hast die Tasse noch?“, Renji hatte genau den Moment erkennen können, in dem Rukia klar wurde, welche Tasse er da in der Hand gehabt haben musste. Mit einem Grinsen nickte er. „Oh Gott!“, sie vergrub ihr errötetes Gesicht in ihren Händen, worauf Renji herzhaft lachen musste. „Hey, alles gut. Er hat sich entschuldigt und er bleibt mein Patient. Auch, wenn ich ihm hinterherlaufen und dann mehr oder weniger alles über unsere momentane Situation erzählen musste.“ Sie schüttelte immer noch entsetzt den hochroten Kopf. „Renji! Das war ein Scherz gewesen, weil du mich damals nach meinem Beinbruch immer zur Krankengymnastik gebracht hast! Warum hebst du so etwas auf?“, nun war es an Renji, zu erröten. „Du weißt, was mir Geschenke bedeuten... Ich kann doch nicht einfach so etwas wegwerfen“, energisch schüttelte er den Kopf und sah in auffordernde Augen. „Was?“, fragte er verwirrt. „Was wohl? Wie geht’s weiter?“, wollte die Schwarzhaarige nun gespannt wissen und ein kleines schelmisches Lächeln umspielte ihre Mundwinkeln. „Und sag jetzt nicht 'Nichts'. Ich kenne dich, Renji Abarai. Du könntest niemals die Finger von ihm lassen!“, fügte sie lachend hinzu. „Aber genau das ist der Deal, ob du es glaubst oder nicht“, schnaubte Renji. Rukia starrte ihn ungläubig an. „Guck mich nicht so an! Er hat Angst, dass ich meinen Job dadurch verlieren könnte!“, entrüstete sich Renji und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. „Verrückt oder? Der Typ hat wirklich Panik, dass mich meine Chefin rauswirft, wenn ich was mit meinem Patienten anfangen würde. Vor allem jetzt, wo er weiß, was für ein Rattenschwanz noch dran hängt“, mit einer ausholenden Bewegung gestikulierte er durch den Raum. „Du nennst es vielleicht verrückt, ich nenne es süß“, säuselte Rukia mit einem breiten Lächeln und seufzte tief. „Er muss richtig in dich verliebt sein, wenn er sich solche Gedanken um dich macht.“ Während seine Mitbewohnerin sprach, lehnte sich Renji wieder auf dem Sessel nach vorne, stützte mit einem Kopfschütteln seine Ellbogen auf den Knien ab. „Ja, toll... Das heißt aber immer noch, dass ich warten muss, bis mehr zwischen uns passiert. Und ich kann jetzt schon kaum meine Finger bei mir behalten“, jammerte er und seufzte dabei theatralisch. „Dann musst du deine Pfoten eben ausnahmsweise bei dir behalten“, Rukia gab ihm spielerisch einen Klaps auf den Handrücken. „Ich meine, für wie lange denn? Wird schon keine Ewigkeit sein“, erklärte sie beschwichtigend. „Halbes Jahr, Pi mal Daumen“, Renji zog eine genervte Grimasse und sah mit etwas Genugtuung zu, wie auch Rukias Gesicht ernster wurde. „Oh, das ist tatsächlich lange...“, gab sie zu. Dann tätschelte sie ihm aufmunternd das Knie und lächelte ihn entwaffnend an. „Genug Zeit, deinen Traumprinzen näher kennenzulernen!“, forderte sie schon fast übertrieben fröhlich auf und griff nach ihrer Lieblingszeitschrift auf dem kleinen Couchtisch. Renji seufzte. „Ja, meine Rede.“ Renji nahm sein Wasserglas in die Hand und beobachtete gedankenverloren die Wasseroberfläche. Er wusste nicht, wie lange er die Flüssigkeit schon angestarrt hatte, als er leise Schritte wahrnahm. Er hob seinen Blick, sah er gerade noch, wie Tōshirō sich langsam und möglichst unbemerkt seinen Weg durchs Wohnzimmer bahnte. “Tōshirō, wo willst du hin?”, fragte Renji und stellte das Glas wieder ab. Der Weißhaarige blieb auf der Stelle wie angewurzelt stehen und wurde rot. Verwundert runzelte Renji die Stirn, als der Angesprochene sich zu ihm rumdrehte. “Ähm… Fußballtraining!”, kam die Antwort hervorgesprudelt und bevor der Rothaarige noch irgendetwas sagen konnte, huschte Tōshirō aus dem Haus. Mit einem lauten Knall fiel die Tür uns Schloss und ließ 2 verwunderte Bewohner zurück. “Rukia? Gestern war doch Training, oder?”, fragte Renji verwundert. “Ja, aber sie haben am Wochenende doch dieses Turnier. Vielleicht machen sie ein Sondertraining”, gab sie jedoch noch zu bedenken. Renji nickte. “Ja, vermutlich wird es das sein.” Müde vom Tag und dem Schlafmangel der vergangenen Tage lag Renji im Bett seines kleinen Zimmers und starrte zur Decke hinauf. Die Arme hatte er hinter dem Kopf verschränkt und auch, wenn diese langsam vor Taubheit anfingen zu kribbeln, wollte er sich nicht rühren. Seine Gedanken kreisten immer wieder um den Schwarzhaarigen und ihre gemeinsame Mittagspause. Er freute sich schon unglaublich darauf, mehr Zeit mit ihm Verbringen zu können. Ob er ihn mal mit nach Hause bringen sollte? Byakuya schien zumindest an den Umständen interessiert gewesen zu sein. Vielleicht tat es ihm auch mal gut, unter Leute zu kommen. Renji schnaubte, dabei viel ihm ein, dass er dies seit dem Aufkreuzen von Byakuya in seinem Leben relativ häufig tat. Er musste über sich selbst schmunzeln. Er machte sich wirklich noch zum Vollidioten für den Schwarzhaarigen. Wenn es nicht schon geschehen war. Mit einem Grinsen auf den Lippen drehte er sich auf den Bauch und umarmte sein Kissen, während er noch schnell die Decke über sich warf. Und wie in den Nächten zuvor auch, schlief er mit der Hoffnung ein, noch einmal einen Traum wie vor Kurzem zu haben. Kapitel 15: Yachiru ------------------- Renji hörte mit einem kleinen Lächeln den Schilderungen zu den neuesten Untersuchungsergebnissen zu. Er war ein wenig überrascht, wie gut der Heilungsverlauf war, doch machte es ihn auch ein wenig Stolz. Er bildete sich gerne ein, dass es vielleicht ein klein wenig auch sein Verdienst war. "Das hört sich super an. Also wird die Verletzung vollkommen ausheilen, ja?", hakte er noch einmal nach. Sein Patient, der es sich auf der Liege bequem gemacht hatte und die Massage sichtlich genoss, nickte. "Das sind gute Neuigkeiten, Herr Kuchiki", sie waren kurz nach ihrer ersten gemeinsamen Mittagspause dazu über gegangen, zumindest in der Praxis wieder das 'sie' zu verwenden. Doch wenn sie gemeinsam ein Kaffee tranken oder zu Cifers gingen, nannten sie sich vertraulich bei Vornamen und jedes Mal machte das Herz des Schwarzhaarigen einen Freudensprung, wenn er seinen Namen aus dem Mund des Rothaarigen hörte. Er fand, dass sein Name niemals schöner geklungen hat, als von den Lippen dieses Mannes, der in seinen Augen wahre Wunder mit den Händen vollbringen konnte. Der gute Heilungsverlauf war in Byakuyas Augen nur Renji zuzuschreiben. Er hatte ihn für mehr Übungen motiviert und ihn aus einem Loch gerissen. Auch war seit dem Beginn ihrer regelmäßigen Treffen vor knapp 3 Monaten seine Laune wesentlich besser. Nur das Wissen, dass nur noch etwas mehr als ein Monat der Physiotherapie vor ihm lag, trübte diese ein wenig. Er hatte tatsächlich auch ein wenig Sorge vor der Zeit, in denen sie sich nicht mehr so regelmäßig sehen konnten. Er musste sich dann einen Grund einfallen lassen, warum er abends häufiger das Haus verließ, denn die Mittagspause gemeinsam verbringen würde dann schwieriger werden. Die beiden Fahrer der Familie waren vor allem seinem Großvater loyal. Daher musste er immer aufpassen, dass sie auch wirklich wegfuhren, wenn man ihn an der Praxis abgesetzt hatte. Außerdem musste er dann auch bald wieder seinen Job ausüben. "Und die kleine Stützschiene dürfen sie jetzt auch weglassen, ja?", wollte Renji wissen. "Ja, seit heute keinerlei Hilfsmittel. Es sei denn, ich bekomme wieder Schmerzen", erklärte Byakuya und erhielt ein Schnaufen von Renji als Antwort. "Wenn sie wieder Schmerzen bekommen, gehen sie umgehend zum Arzt", mahnte der Therapeut im strengen Ton, worauf Byakuya etwas schmunzeln musste. "Natürlich werde ich das. Ich würde mich niemals erdreisten, die harte Arbeit, die sie in mein Knie gesteckt haben, zunichte zu machen, Herr Abarai", der aufziehende Unterton war nicht zu überhören, doch die Antwort des Rothaarigen ließ ihn in die Behandlungsliege hinein schmunzeln. Denn dieser beugte scheinbar dankbar seinen Kopf. „Zu gütig von ihnen, Herr Kuchiki“, der belustigte Unterton schwang deutlich in der Stimme des Rothaarigen mit. „Hmmm“, grummelte Byakuya. „Aber nur, wenn du jetzt endlich wieder anfängst, du massieren“, neckte der Schwarzhaarige weiter. Renji war jedes Mal vollkommen fasziniert, wenn er den sonst so kühlen und distanzierten Imperiumserben beim Scherzen erlebte. Doch mittlerweile kam es verhältnismäßig häufig vor und Renji wollte es einfach als Zeichen sehen, dass der andere sich in seiner Gegenwart wohlfühlte. „Heh“, schmollte er theatralisch. „Ich habe eigentlich Pause!“ Sie haben die Massage vorgeschlagen!“, erinnerte Byakuya ihn und erhielt als Antwort nur ein Schnauben. Doch begannen die Hände wieder über den Rücken zu gleiten. Es war gegen Ende ihrer Therapiestunde, Byakuya machte gerade ein paar Übungen an einem Gerät, als Renjis Handy in der Hosentasche vibrierte. Schnell fischte er es heraus und schielte aufs Display. Izuru. Dieser Name und das Bild des schüchternen Blonden im Hintergrund ließen bei Renji sofort alle Alarmglocken schrillen. Izuru kannte Renjis Arbeitszeiten, er würde niemals anrufen, wenn es nicht absolut wichtig war. Er wandte sich kurz zu Byakuya. „Ist es ok, wenn ich...“, dabei deutete er auf das Handy. Erleichtert sah er den Schwarzhaarigen nicken und nahm dann eilig das Telefonat entgegen. „Izuru, was ist...?“, konnte er gerade noch ansetzen, als schon die Informationen auf ihn einprasselten. Byakuya konnte erkennen, wie langsam die Farbe aus dem gebräunten Gesicht wich und hielt inne. Besorgt drehte er sich zu dem Rothaarigen um, dessen Lippen sich etwas bewegten, als versuche er Informationen zu verarbeiten. Dessen Blick war ungläubig auf dem Boden zu seinen Füßen gerichtet. „Hör zu, ich seh zu, was sich tun lässt. Ich weiß nicht, ob ich sofort kommen kann. Aber ich... ich beeil mich, ja? Halt sie irgendwie bei Laune, aber mach keinen Mist, hörst du? Ich melde mich, wenn ich unterwegs bin“, dann legte er auf und hob seinen Blick. Seine Augen trafen die Grauen seines Patienten. „Was ist passiert?“, fragte dieser besorgt. Renji schüttelte nur den Kopf. „Ganz genau weiß ich das nicht und ich möchte jetzt auch nicht irgendwas Falsches sagen oder Überdramatisieren. Ist das ok, wenn ich dich alleine lasse? Morgen erkläre ich dir dann gerne alles.“ Byakuya nickte nur und sah dem Rothaarigen zu, wie dieser Richtung den Aufenthaltsraum stürmte. Offensichtlich auf der Suche nach der Empfangsdame, um zu erfahren, ob er gehen konnte. Er wusste, dass irgendwas vorgefallen sein musste, dass den Rothaarigen aus der Bahn warf, denn er war plötzlich wieder auf 'du' übergegangen. Das war Renji noch kein einziges Mal in den letzten Monaten passiert. Besorgt verließ Byakuya das Übungsgerät und ging zum Behandlungszimmer 2. Renjis Behandlungszimmer. Auf der Behandlungsliege stand seine Sporttasche, er holte seine Alltagskleidung hinaus und hatte gerade sein T-Shirt ausgezogen, als die Tür aufflog und Renji im Raum stand. „Oh... ähm... Entschuldigen sie. Ich wollte nur... ähm... ja. Jacke!“, sofort griff er nach eben dieser und drehte sich herum. „Nochmals vielen Dank“, damit wurde die Tür auch schon wieder zugezogen und ließ einen perplexen Schwarzhaarigen zurück. Gedanklich schalt er sich, sich doch hinter dem Raumtrenner, der zum Umkleiden überhaupt in diesem Raum stand, umziehen sollen. Außer Atem und mit zittrigen Fingern schloss Renji die Haustür auf. Sofort wurde er von Izuru in Empfang genommen, der ihm kurz ein paar Worte zu murmelte, während er die Schuhe auszog und die Jacke an die Garderobe hing. Dann atmete er noch einmal kurz durch, richtete sein Bandana und war für einen Moment froh, dass er ein langärmeliges Shirt angezogen hatte. So würden seine Tattoos nicht sofort ins Auge springen. Dann begab er sich ins Wohnzimmer, wo Yachiru wie ein Haufen Elend auf einem Sessel saß. Auf der Couch saß eine Frau mittleren Alters und trug ihre blau-schwarzen Haare in einer Art längerem Topfhaarschnitt, wobei links und recht ein paar Strähnen abstanden. Auf den ersten Blick wusste Renji, dass man mit dieser Frau nicht spaßen konnte. „Oberwachtmeisterin Suì-Fēng, sie sind Renji Abarai, der Vormund von diesem Mädchen?", fragte sie mit kalter Stimme. Renji nickte und verbeugte sich zur Begrüßung. "Was hat sie angestellt?", fragte er und bemühte sich um einen neutralen Ton. "Sie hat Süßigkeiten im Supermarkt um die Ecke geklaut", dabei deutete sie auf einen Beutel mit diversen Schokoriegeln und Gummibärchen. Renji schloss die Augen und schüttelte mit dem Kopf. Dann glitt sein Blick zu Yachiru. "Was um alles in der Welt... Yachiru! Warum?", doch die Rosahaarige starrte weiter vor sich, ohne etwas zu sagen. Dabei sah sie so miserabel aus, dass es Renji schon fast das Herz brach. Aber vor der Polizei konnte er jetzt unmöglich einknicken. "Hören sie, Herr Abarai. Es ist ja nicht so, als wären meine Kollegen von der Dienststelle zum ersten Mal wegen ihr gerufen worden", erklärte sie mit emotionsloser Stimme und sah den Rothaarigen abschätzend an. "Ich denke es wäre besser, wenn wir den Fall an das Jugendamt übergeben und diese eine neue Pflegestelle für sie suchen, wo man ihr auch vernünftig arbeiten kann. Bei allem Respekt, aber das hier scheint kein Umfeld für ein so junges Mädchen zu sein." Renji spürte wie der kalte Schweiß über seinen Rücken lief und er gegen den aufkommenden Zorn ankämpfen musste. In diesem Augenblick war es mit Sicherheit nicht hilfreich, wenn er die Fassung verlieren würde. Jetzt musste ihm was einfallen. Fieberhaft grübelte er nach einer passenden Antwort, wohlweißlich, dass ihm langsam die Zeit ablief. Kapitel 16: Langer Abend ------------------------ Renjis Gedanken rasten. Was sollte er jetzt nur sagen? Wie konnte er die Situation umlenken? Leider war es tatsächlich bereits mehrfach passiert, dass Yachiru beim Klauen erwischt worden war. Jedes Mal hatte sie ihm später unter Tränen versichert, es niemals wieder zu tun. In dieser Hinsicht war Renji frustriert und auch resigniert. Schon im Waisenhaus war sie 2 Mal von der Polizei zurückgebracht worden. Damals war es ja noch so gewesen, dass sie tatsächlich kein Geld gehabt hatten und selten Süßigkeiten bekamen. Aber jetzt? Sie hatten ein Fach im Wohnzimmerschrank mit ein paar Süßigkeiten und beim wöchentlichen Einkauf durfte sich immer jeder etwas aussuchen. Also warum dann noch? "Ich werde gleich mal das Jugendheim anrufen und mit Herrn Aizen alle Formalitäten klären", riss ihn die Stimme von Oberwachtmeisterin Suì-Fēng aus den Gedanken. Renji versuchte den Kloß im Hals hinunterzuschlucken. Was hieße das für die komplette Wohngemeinschaft? Er legte sich gerade noch die Wörter zurecht, um Suì-Fēng noch umstimmen zu wollen. Als er einen Schatten aus den Augenwinkeln wahrnahm, der ins Wohnzimmer kam. "Das wird nicht notwendig sein. Rangiku Matsumoto, das Jugendamt hat mir diese Wohneinrichtung zur Betreuung zugeteilt", sie verbeugte sich und Renji war mit einem Mal überrascht, wie ernst die Rotblonde wirken konnte. "Wir können gerne alles notwendige hier besprechen, dann brauchen sie nicht in mein Büro kommen", fügte sie hinzu und zeigte der Wachtmeisterin ihren Ausweis vom Jugendamt. Perplex ging Renji in die Küche, um Rangiku ein Glas Wasser zu besorgen, während die Jugendamtmitarbeiterin noch einmal über den Diebstahl in Kenntnis gesetzt worden war. "Ja", seufzte die Rotblonde ein wenig theatralisch, als Renji ihr das Glas hinstellte und nickte ihm kurz dankbar zu. "Darüber hat mich Herr Abarai bereits in Kenntnis gesetzt und ich habe mich angeboten, einen Termin bei einem geeigneten Kinderpsychologen zu organisieren. Doch leider habe ich bisher noch keinen passenden Psychologen gefunden." Renji hätte sich beinahe an seinem eigenen Getränk verschluckt, als er hörte, wie sie die Polizistin schamlos anlog. Dennoch bemühte er sich, sich nichts anmerken zu lassen. "Yachiru? Was hältst du davon, wenn du hoch in dein Zimmer gehst? Du hast doch sicherlich noch keine Hausaufgaben gemacht?", ergriff nun Renji das Wort, um etwas Zeit zu gewinnen, falls Suì-Fēng auch bei ihm nachfragte. "Wissen sie, das kleine Mädchen hatte es nicht wirklich einfach und die Angewohnheiten aus ihrem Kopf zu kommen, ist wohl schwieriger, als wir vom Jugendamt erwartet hatten. Auch wenn uns Herr Abarai bereits 2 Mal um unsere Unterstützung gebeten hat, hatte die vorherige Betreuerin die Notwendigkeit nicht erkannt. Wie ihnen sicherlich bekannt ist, kann Herr Abarai die kleine Yachiru nicht einfach eigenmächtig zu solch einer Therapie bringen. So unangenehm es für unsere Institution ist, muss ich uns hier zumindest eine Mitschuld einräumen", dabei machte Rangiku ein Gesicht, als würde sie den Vorfall zutiefst bedauern. Renji konnte seinen Ohren kaum trauen. Die Mitarbeiterin des Jugendamtes hat diesen kleinen Monolog derart glaubhaft rübergebracht, dass der Rothaarige ihr sofort geglaubt hätte, wenn er nicht die Wahrheit gekannt hätte. Er hoffte jetzt nur noch, dass die Wachtmeisterin ihr glaubte und dass er bei eventuellen Rückfragen nicht versagte. Als hätte sie seine Befürchtungen gehört, fixierte die Polizistin ihn mit abschätzenden Blick. Ihre Augen trafen sich für einen langen Augenblick. Renji war kurz davor, irgendetwas Unüberlegtes zu sagen, als sie sich wieder Rangiku zuwandte. "Für eine Besserung des jungen Mädchens wäre jedoch sicherlich eine Änderung des Umfelds von Vorteil. Nichts gegen sie, Herr Abarai, aber ich glaube nicht, dass ihr der Umgang mit den Bewohnern dieser Wohnung gut tut. Es ist äußerst unpassend für ein kleines Mädchen", stellte sie kühl fest. Kurz bevor Renji seine Meinung über das 'unpassende Umfeld' geben konnte, sprang Rangiku wieder ein. "Ganz im Gegenteil. Wir konnten bei ihr enorme Verbesserungen feststellen. Im schulischen sowie auch im sozialen Bereich. Daher halten wir einen Familienwechsel für ihre weitere Entwicklung für kontraproduktiv. Bitte senden sie mir ihren Bericht, sobald er fertig ist. Ich werde damit mal versuchen, einen Psychologen zu beauftragen", mit diesen Worten hielt sie Suì-Fēng ihre Visitenkarte unter die Nase. Man brauchte keine Brille, um zu merken, dass dieser es gar nicht gefiel, doch war sie offensichtlich intelligent genug, um ihre Niederlage zu erkennen. Also nahm sie die Karte und stand auf. "Dann wünsche ich ihnen viel Erfolg bei ihrem Vorhaben. Allerdings werden wir nicht lange ein Auge zudrücken. Wenn sich an dieser Lage nicht bald etwas bessert, werde ich mich an den Bezirksleiter des Jugendamts wenden" Sowohl Rangiku als auch Renji erhoben sich von ihren Plätzen und begleiteten die Polizistin zur Tür. Als Renji die Tür wieder schloss, blickte er zu Rangiku. Sie rollte nur mit den Augen und schnitt eine Grimasse. "Jetzt brauche ich was Vernünftiges zu trinken! Habt ihr Sake oder so etwas im Haus?", fragte sie. Rangiku und Renji hatten bereits eine gute halbe Flasche Sake vernichtet, als Tōshirō nach Hause kam. Als er merkte, dass sein personifiziertes Grauen im Wohnzimmer auf dem Sofa saß und dazu noch leicht angetrunken, wollte er schnell die Treppe hinauf. Doch Renji war schneller und fing ihn ab. "Tōshirō, wo warst du? Du hattest vor 3 Stunden Schulschluss und Momo meinte eben, dass du nicht an dein Handy gehst, sie ist dich zu Fuß suchen gegangen!", damit der Weißhaarige nicht schon wieder ausweichen konnte, stellte er sich mit verschränkten Armen vor die Treppe. "Genau Shiro-chan", flötete Rangiku etwas leiernd. "Wir haben uns soooooooooo Sorgen um unseren kleinen Liebling gemacht!", das ließ auch Renji eine Augenbraue hochziehen. Gedankliche Memo: Rangiku niemals alleine mit Tōshirō lassen. Wieder stahl sich die verräterische Röte in Tōshirō Gesicht und bildete einen krassen Kontrast zu den schneeweißen Haaren. "Ich... nehme Nachhilfe", kam leise die Antwort vom Jüngeren. "Nachhilfe? In welchem Fach?", hakte der Rothaarige irritiert nach, denn bisher hatte der andere nichts dergleichen erwähnt. "Biologie", sprudelte es aus Tōshirō heraus und erst als er das breite Grinsen des Rothaarigen sah, erkannte er seinen Fehler. "Ahja, in Biologie", grinste Renji. "Magst du mir mehr erzählen?", ein energisches Kopfschütteln war eine deutliche Antwort. Langsam und etwas plump ließ sich Renji auf eine Treppenstufe nieder und blickte seinem jungen Mitbewohner in die Augen. "Ich weiß, dass du da nicht gerne drüber reden möchtest und das brauchst du auch nicht sofort machen, aber so ein bisschen Bescheid geben, was gerade los ist, wäre schön. Gerade in so einer Situation. Wir haben uns wirklich Gedanken gemacht, ja? Und auch wenn du vielleicht nicht mit mir reden willst, vielleicht ist ja Izuru, Shūhei, Rukia oder Momo ein besserer Ansprechpartner für dich. Mir ist das recht, solange du mit jemanden darüber redest. Such dir nur vielleicht nicht unbedingt Yachiru aus. Das hilft dir nicht wirklich weiter", scherzte er mit einem Augenzwinkern. "Du mir nur jetzt den Gefallen und ruf Momo an und sag ihr, dass du zu Hause bist, ja?", nickend holte der Weißhaarige sein Handy aus der Hosentasche hervor und Renji rückte etwas auf der Treppe, damit dieser an ihm vorbei kam. Mit einem Seufzen richtete er sich wieder auf und ging zu seinem Sessel hinüber, auf den er sich sofort wieder fallen ließ. Dann blickte er Rangiku an, die ihn breit angrinste. "Du hast wirklich Talent. Ich hätte eher geglaubt, dass Izuru und Momo die Erziehung übernehmen aber das hier...", sie pfiff kurz, was aufgrund ihres bisherigen Alkoholkonsums ein wenig daneben ging. "Respekt", dann hielt sie ihm ihre Sakeschale hin. Ein unmissverständlichen Zeichen zum Auffüllen. Hilfe... Das wird noch ein langer, langer Abend, dachte sich Renji mehr verzweifelt als fröhlich. Als am nächsten Morgen der Wecker klingelte, glaubte Renji, dass sein Kopf explodieren würde. Nachdem er 3 Mal den Aus-Schalter verfehlt hatte, war er dazu übergegangen, wie blöd auf das arme Gerät einzuhauen, bis es endlich verstummte. Langsam versuchte er, sich die Geschehnisse vom letzten Abend ins Gedächtnis zurückzurufen. Rangiku war noch lange genug geblieben, bis Shūhei von seinem Nebenjob zurück gekommen war. Shu hatte seine Chance genutzt und ein wenig mit der Rotblonden geflirtet und wenn sich Renji noch richtig erinnerte, hatte er sie auch später heimgefahren. Er hoffte nur inständig, dass sein Auto noch ganz war. Welcher Idiot gab schon einem Fahranfänger einen Nissan Skyline GTR? Die Karre hat 280 PS! Ja... Ich. Ups. Immerhin hatte Rangiku mehr als einen gut bei ihm. Sie hatte alle Schuld aufs Jugendheim abgewälzt. Er fragte sich nur, wer mit Yachiru zu diesem Psychologen sollte. Doch irgendwie hatte er die leise Hoffnung, dass die Situation vom vorherigen Abend die Kleine ein wenig wachgerüttelt hatte. So apatisch und kleinlaut hatte er sie noch nie erlebt. Wer weiß, was diese Suì-Fēng ihr noch alles erzählt hatte? Stöhnend rollte er sich aus seinem warmen Bett und schleppte sich Richtung Bad, um sich dort mit einer kalten Dusche auf Vordermann zu bringen. Als er fertig angezogen in der Küche ankam, hielt ihm schon Rukia mit einem mitleidigem Blick ein Glas Wasser mit gleich 2 Aspirin hin. Dankend nahm er beides entgegen, ließ sich seufzend auf einen Stuhl fallen und spülte die Tabletten mit einem kräftigen Schluck hinunter. „Ich werde alt, ich bin echt nichts mehr gewohnt“, stellte er fest, als er das leere Glas auf den Tisch abstellte. Kapitel 17: Picknick -------------------- Als sich Renji mit immer noch leichtem Kopfschmerz hinter das Lenkrad seines Autos setzte, seufzte er erst einmal erleichtert auf. Sein treues Gefährt hatte an einem Stück den Weg zurück vor das Haus gefunden. Shūhei mag vielleicht ein Fahranfänger sein, dachte sich Renji, aber er ist vernünftig. Damit drehte er den Zündschlüssel um und fuhr an. Die Ernüchterung folgte sofort. Ein schleifendes Geräusch vorne links ließ Renji sofort wissen, was Sache war. Fluchend steuerte er das Auto Richtung Arbeit, darauf bedacht, kein größeres Bremsmanöver absolvieren zu müssen. Immer wieder glitt sein Blick auf seine Uhr. Er wollte sich auf keinen Fall verspäten. Nicht, nachdem er gestern so Hals über Kopf abgedampft war. Er hätte zwar nur ein wenig Papierkram nach Byakuyas Termin erledigen müssen, der noch nicht einmal sonderlich dringlich war, aber es war ihm dennoch unangenehm. „Verdammte Scheiße. Wie konnte ich auch so blöd sein? Hätte ich Rangiku nur das Taxi bezahlt. Das wäre wesentlich günstiger gewesen!“, zeterte er vor sich und und haute mit der flachen Hand aufs Lenkrad. „Gefühlte tausendmal habe ich ihm gesagt, dass bei dieser Fahrzeugreihe gerne bei Überbelastung die Bremsscheiben bersten, aber nein, dieser Idiot musste zeigen, wie dicke Eier er hat und mit der Karre angeben!“ Mit einer Hand raufte er sich die Haare und ärgerte sich im selben Moment, weil er so seinen Pferdeschwanz zerstört hatte. „Na warte, Bursche. Wenn ich dich gleich am Telefon habe!“, grollte er finster, als er in das Parkhaus einbog. Behutsam hielt er vor der Schranke, hielt seine Karte vor das Lesegerät und stellte dann sein Auto ab. Dann beeilte er sich, in die Praxis zu kommen, während er nach seinem Handy in der Hosentasche fischte. Im Fahrstuhl angelangt, wählte er sofort Shūheis Nummer. Über das Klingelzeichen grummelte er weitere, nicht ganz jugendfreie Beleidigungen, bis die Mailbox dran ging. Fluchend legte er auf und öffnete das Whats-App-Fenster. >Verfluchte Scheiße, ruf mich sofort zurück!<, schrieb er wutentbrannt, während er das nächste Chatfenster öffnete. >Grimm, Bremsscheibe vorne links ist hin. Brauch dringend Ersatz. Wann kann ich kommen und was kostet es?<, schrieb er seinem Kumpel und war einmal mehr dankbar, einen fähigen KFZ-Mechatroniker in seinem Freundeskreis zu haben. Mit einem 'pling' verkündete der Aufzug, dass er die gewünschte Etage erreicht hatte und Renji ließ seufzend sein Handy wieder in der Hosentasche verschwinden. Das Schlimmste an dem Defekt an seinem Auto war, dass er eigentlich heute Mittag wieder mit Byakuya ins Cifers gehen wollte. Es war eine Routine für sie geworden, einmal die Woche mindestens diesen Imbiss aufzusuchen. Der grüne Tee war zwar furchtbar, das konnte selbst Renji mit einem ungeübten Gaumen erkennen, aber die Onigiri waren besser als alle, die er bisher gegessen hatte. Selbst die von Shūhei konnten da absolut nicht mithalten. Doch das würde heute ausfallen müssen. Immerhin würde Renji unter keinen Umständen Byakuya mit einem Auto mitnehmen, welches streng genommen nicht wirklich verkehrstüchtig war. „Morgen Nanao“, grüßte er freundlich, als er die Praxis betrat. Ein Blick auf die große Uhr an der Wand verriet ihm, dass er noch gut 15 Minuten hatte, bis der erste Patient da sein würde. Also ging er in den Aufenthaltsraum, um Isane zu begrüßen. Seine Chefin war wieder einmal auf irgendwelchen Kongressen unterwegs. Sie hielt viele Vorträge und besuchte viele Treffen mit anderen Größen des Gesundheitswesens des Landes. Mittlerweile bekamen tatsächlich nur noch sehr wichtige Persönlichkeiten Termine bei ihr. Und die waren meisten ab 18 Uhr, wenn der normale Praxisbetrieb bereits eingestellt war. Aus diesem Grund hatten sie einen 3. Therapeuten für die Praxis gesucht und Renji war nur wegen seinem hervorragenden Abschluss in Erwägung gezogen worden. Immerhin war es ein Risiko, einen Neuling als so wichtigen Bestandteil der Praxis zu integrieren. Er war sich nicht sicher, wie die Schwarzhaarige das alles gestemmt bekam, davor hatte er großen Respekt. Doch gleichzeitig wusste er, dass dies kein Leben für ihn war. Er brauchte Freizeit, Zeit für seine Freunde und Familie. Das war ihm am Wichtigsten. Der Beruf nur eine Möglichkeit, all das zu finanzieren. Er arbeitete, um zu leben und nicht anders herum. Er machte seinen Job gerne, doch irgendwo war es auch mal gut. Immer noch ein wenig angefressen stieß er die Tür zum Aufenthaltsraum auf und sah Isane bei ihrem Frühstück. „Morgen Isane“, grüßte er auch seine Kollegen freundlich, bevor er sich seufzend auf einen Stuhl fallen ließ. „Morgen Renji. Was war passiert?“, wollte die Grauhaarige sofort wissen. „Yachiru wurde beim Stehlen erwischt. Die Frau von der Polizei wollte ein Fass aufmachen deswegen, aber Shūhei hatte die Frau vom Jugendamt angerufen, bevor er arbeiten gegangen ist. Währenddessen hat Izuru mich informiert“, der Gedanke an Shūheis Geistesgegenwart in dieser Sache ließ seinen Wut auf ihn etwas abflauen. „Dann ist ja gut“, lächelte seine Kollegin. „Du hast nämlich jede Menge Papierkram aufzuarbeiten. Herr Kurotsuchi hat seinen Termin im Übrigen eben abgesagt. Irgendein Chemieunfall im Labor, hatte er gemeint.“ Erleichtert atmete Renji auf. „Gott sei Dank. Der Typ ist scheiße gruselig“, lachte er dann und erntete nur ein Nicken. Dann schob er seinen Stuhl zurück, schnappte sich im Aufstehen noch einen Apfel und machte sich in sein Behandlungszimmer auf. Immerhin hatte er noch einige Dinge zu erledigen. Er hatte sich gerade an die Aufführung der Dienstleistungen für die Krankenkasse begeben, als sein Handy klingelte. Er holte schon einmal tief Luft, um seinem Mitbewohner ordentlich den Marsch zu blasen, als er erkannte, dass die Nummer nicht zu Shūhei gehörte. „Yamada, altes Haus! Weilst du wieder unter den Lebenden?“, zog Renji seinen Mitschüler des Naturheilkundekurses auf, der die letzten beiden Unterrichtstage aufgrund einer hartnäckigen Bronchitis verpasst hatte. „Klar kannst du meine Unterlagen haben. Ich hab die Mappe sogar in der Praxis, kannst du dir gerne holen kommen“, bot Renji an, da der Schwarzhaarige ihm auch schon einige Male ausgeholfen hatte. Dann lauschte er wieder angestrengt der Stimme aus dem Hörer. Doch bei den Worten des Jüngeren kam ihm ein Geistesblitz. „Hey, du weißt doch, dass du mein Lieblingsmitschüler bist?“, fragte er unschuldig durchs Telefon und musste sofort über die misstrauische Antwort von der anderen Seite lachen. „Du könntest mir einen riesigen Gefallen tun, wenn du die Sachen gleich abholen kommst“, begann er und erklärte ihm dann mit einem seligen Grinsen seine Bitte. Auch die Tatsache, dass er Renji gleich wieder sehen würde, konnte die Laune des Schwarzhaarigen nicht viel verbessern. Zwar waren nun die Abendessen mit potenziellen Heiratskandidatinnen vorbei, dafür gab es mindestens 2 Mal in der Woche ein Abendessen mit der Shihōin-Familie. Sein Großvater und Yoruichis Eltern wollten nun offensichtlich Nägel mit Köpfen machen, was weder ihm noch ihr sonderlich gefiel. Ohnehin hatte Yoruichi einen Freund, der natürlich ihren Eltern nicht gefiel. Wie hieß er noch gleich...? Keisuke Urahana oder so etwas. Jedenfalls hatte Yoruichi ihm schon gesagt, dass wenn alles nichts half, sie sich ins Ausland absetzen würde. Das fand er persönlich sehr beruhigend. Denn er hätte sich eher im Abwasserkanal der Stadt ertränkt, als diese Frau zu heiraten. Ein wenig enttäuscht war er, als er aus dem Aufzug stieg, dass Renji noch nicht an eben diesem auf ihn wartete. Normalerweise stand er immer da, mit seiner Lederjacke, einem breiten Grinsen und machte einen Scherz wie 'Zu gütig, dass du schon den Wagen vorgefahren hast'. Er neckte ihn gerne wegen all der Annehmlichkeiten in seinem Leben, die Byakuya hingegen lieber gegen ein ganz normales Leben eintauschen würde. Aber Renji hatte es schon richtig gesagt, als er meinte, dass die andere Seite des Rasens immer grüner ist. Man wollte immer das, was man nicht hatte. Als Byakuya die Praxis betrat, grüßte ihn Nanao und teilte ihm mit, dass Renji noch in seinem Behandlungszimmer war, er jedoch keinen Patienten hatte. Also begab er sich in den Flur und klopfte leicht gegen die Schiebetür. "Herein", kam die Antwort von der anderen Seite und als Byakuya die Tür aufschob, fiel ihm beinahe die Kinnlade hinunter. Wie angewurzelt blieb er im Türrahmen stehen und blickte mit großen Augen in den Raum hinein. Doch schnell hatte sich der Schwarzhaarige wieder gefangen, schob die Tür hinter sich zu und durchquerte den hellen Raum, bis er vor der Fensterfront stehen blieb. Renji hatte die Jalousien vollkommen hochgefahren, was bisher eigentlich nie der Fall gewesen war, und somit den Blick auf ein atemberaubendes Stadtpanorama freigegeben. Vor dem Fenster lag eine Decke ausgebreitet und auf Tellern waren Onigiri und andere kleine Köstlichkeiten angerichtet. Sogar grüner Tee stand parat. Neben all den Leckereien saß ein breit grinsender Renji und klopfte auffordernd auf die Decke. Nur zu gerne kam Byakuya der Aufforderung nach und setzte sich direkt neben Renji, sodass sich ihre Schultern fast berührten. Jedoch hob er eine seiner fein geschwungenen Augenbrauen. "Was soll das hier werden?", fragte er belustigt. "Ein Picknick, wonach sieht es denn sonst aus?", fragte der Rothaarige mit noch breiterem Grinsen zurück. "Und das hier hast alles du gemacht?", wollte sein Patient mit gekünstelter, kritischer Stimme wissen. "Nein, das ist alles von Cifers. Ich kann die Basics, was kochen angeht, aber mehr willst du von mir nicht probieren. Aber ich hab dir deine Lieblingssorten bestellt", dabei zeigte er enthusiastisch auf einen der Teller. Byakuya musste ein wenig lachen, denn Renji kam ihm vor, wie ein übereifriges Kind. Allerdings musste er zugeben, dass er dieses 'Picknick' als eine unglaublich süße Geste empfand. „Das hättest du nicht tun brauchen“, mahnte Byakuya. „Du hast dir doch nur unnötig Arbeit damit gemacht. Wir hätten auch hinfahren können.“ Doch der Rothaarige schüttelte den Kopf. „Ich hab einen Bremsschaden am Auto. Das wird erst heute Abend repariert. Also musste ich ein wenig umplanen“, erklärte Renji und reichte Byakuya eine Tasse Tee. Misstrauisch roch dieser leicht an der Tasse. Die Erleichterung war ihm ins Gesicht geschrieben, als er merkte, dass der Tee nicht von Cifers war. „Na dann, vielen Dank für das Picknick, Renji“, bedankte sich Byakuya artig. Je mehr er über diese Geste nachdachte, so wärmer wurde ihm ums Herz dabei. Die vielen Kleinigkeiten, die Renji beachtet hatte, führten ihm vor Auge, wie sehr der andere sich für seine Gewohnheiten und Vorlieben interessierte. Sogar die scharfe Sauce zum Dippen stand neben dem Teller mit seinen Onigiri. Ein Schauer lief seinem Körper hinunter, als er Renjis Atem an seinem rechten Ohr spürte. „Für dich jederzeit wieder, Byakuya“, hauchte er und wandte sich dann seinem Essen zu. Der Schwarzhaarige hingegen brauchte noch eine Minute, um sich wieder zusammenzureißen. Kapitel 18: Familienbande I --------------------------- Für eine Weile blickte Byakuya Renji noch von der Seite an, bevor er nach dem ersten Onigiri griff. Während Renji mit ausgestreckten Beinen auf der Decke saß und mit einer Hand den nach hinten gelehnten Körper abstützte, saß Byakuya wie üblich im Seiza. Und wieder einmal fühlte er sich, als wäre er stocksteif und angespannt. Er musste sich ein Grinsen verkneifen, als er merkte, dass Renji sich tatsächlich offensichtlich seine Lieblingssorten gemerkt hatte. „Darf ich dir was nachschenken?“, fragte Renji mit einer kleinen Teekanne in der Hand. Auf Byakuyas fragenden Blick hin, fing er leise und amüsiert an zu glucksen. „Ist von der Chefin“, lachte er und füllte er erst Byakuyas Tasse nach und dann seine eigene. 'Bester Papi der Welt'. Jetzt konnte auch der Schwarzhaarige über diese Tasse und über die doch etwas peinliche Szene schmunzeln, die er Renji gemacht hatte. Doch immerhin hatte sie dazu geführt, dass sie nun hier saßen und gemeinsam Renjis Mittagspause verbrachten. Langsam streckte er die Beine nach vorne aus und merkte, wie Renji seinen Blick auf ihn richtete. „Ich schulde dir noch eine Erklärung für gestern. Zuerst einmal möchte ich mich dafür entschuldigen, dass ich dich hier habe stehen lassen“, begann der Rothaarige. „Und dann später hier reingeplatzt bin“, fügte er etwas leiser hinzu. Byakuya wandte ihm sein Gesicht zu und hob eine Augenbraue. „Nicht, dass mir der Ausblick nicht gefallen hat...“, begann er wieder und man konnte einen leichten Rotschimmer auf der gebräunten Haut ausmachen. Während sich der Therapeuten etwas verlegen den Nacken rieb, musste Byakuya mit sich kämpfen, nicht zu grinsen. Doch irgendetwas in seinem Gesicht, schien ihn verraten zu haben, denn im nächsten Augenblick grinste Renji breit über beide Ohren und entblößte dabei 2 Reihen bemerkenswert weißer Zähne, die im krassen Kontrast zu dem Braunton seiner Haut waren. „Na ja. Jedenfalls ist die Kleinste in unserem Bunde ein Langfinger. Für ihre Körpergröße sogar ein ziemlich großer. Egal, was wir bisher versucht haben, alles ist gescheitert. Sie ist sogar früher nachts aus dem Heim ausgebrochen und hat in reichen Gegenden Fische aus den Teichanlagen geklaut und in den kleinen Teich im Garten des Waisenhauses gesteckt. Das war am Anfang ziemlich problematisch, da sie den Transport an der Luft natürlich nicht vertragen hatten. Nachdem Ukitake es ihr erklärt hatte, ist sie immer mit Plastiktüten losgezogen und war überraschend erfolgreich“, erinnerte er sich zurück und Byakuya war sich absolut nicht sicher, ob er lachen oder schimpfen sollte, da selbst das Gesicht des Rothaarigen ein Lächeln zierte. Doch dann fiel ihm etwas auf. „Mein Großvater hatte sich vor knapp 18 Monaten darüber beschwert, dass sein Koibestand immer kleiner wurde. Heißt das etwa, dass sie da ihre Finger im Spiel hatte?“, hakte er nach. Renji zuckte mit den Schultern. „Gut möglich, die Polizei hat die Fische mitgenommen, um sie bei Anzeige den Besitzern zurückgeben zu können. Wenn dein Großvater den Verlust nicht angezeigt hat, konnte die Polizei sie ihm auch nicht zurückgeben“, stellte er fest und blickte seinen Patienten an. Dieser hatte seinen Blick wieder aus dem Fenster gerichtet und kaute ausdruckslos auf seinem Onigiri herum. Schweigen brach über die beiden hinein und während Renji zu seinem letzten Reishappen griff, wurde ihm ein wenig mulmig. „Ich schätze, ich sollte mich dafür entschuldig...“, weiter kam er nicht, denn Byakuya fiel ihm ins Wort. „Nein, auf keinen Fall. Da ist er selbst schuld. Außerdem hatte ich das erste Mal seit bestimmt 10 Jahren ein Geburtstagsgeschenk für ihn, was mir nicht endlose Stunden des Nachdenkens beschert hatte. Vielleicht solltet ihr euch ein Teich anschaffen?“, neckte er und konnte das schelmische Grinsen nicht ganz aus seinem Gesicht verbannen. Renji lachte. Es war laut, herzhaft, ehrlich und auch eine Spur erleichtert. Auch wenn es Byakuya vielleicht ein bisschen zu laut war - dieser ganze Mann war für Byakuyas Geschmack ein wenig zu laut, auffallend und direkt – konnte er einfach nicht genug davon bekommen. Es wärmte sein Herz und machte ihn glücklich. Er schalt sich regelmäßig einen Narren für seine Gefühle und doch konnte er nichts dagegen tun. „Wir versuchen ihr es abzugewöhnen. Ein Teich wäre da sicherlich eher kontraproduktiv, meinst du nicht auch?“, lachte der Rothaarige weiter. „Ich glaube nämlich nicht, dass man es nur auf Fische und besonders die Fische aus eurem Teich beschränken kann. Außerdem läuft eine Grundschülerin, die unter meiner Obhut steht, nicht mitten in der Nacht kilometerweit durch die Stadt, nur damit der Herr ein Geschenk für seinen Großvater hat“, dabei hob er mahnend den Zeigefinger, doch sein Grinsen strafte seine Geste Lügen. „Zurück zum Thema. Sie hat im Supermarkt um die Ecke Süßigkeiten geklaut und ist erwischt worden. Also hat eine Polizistin zu Hause auf den Vormund gewartet“, seufzend strich sich Renji über die Haare. „Sie hatte gedroht, dass Yachiru in eine andere Pflegefamilie muss, die sich mit solch einer Problematik auskennt. Wäre die Betreuerin vom Jugendamt nicht eingeschritten... Um ehrlich zu sein, ich glaube nicht, dass sie heute noch bei mir wäre. Zudem sah die Polizistin nicht aus, als könnte man mit ihr gut Kirschen essen. Zu allem Überfluss wird sie jetzt mit Sicherheit mehr als nur ein Auge auf uns werfen. “, schnaubend ließ Renji den Kopf auf die Brust fallen, musste dann aber gleich ein wenig grinsen. “Immerhin hat Rukia mir eben heute morgen geschrieben, dass die Klassenlehrerin von Yachiru, Frau Hoshigawa, von der Sache Wind bekommen hatte und vor der Schule schon auf Yachiru gewartet hat. Sie war wohl ein wenig sauer… Dennoch wird es dadurch bestimmt nicht einfacher.” „Das bekommt ihr schon hin. Ich bin überzeugt davon, dass du das in den Griff bekommst“, langsam und wie von selbst wanderte Byakuyas Hand auf Renjis Schulter. Der Rothaarige war ebenso überrascht von dieser Geste, wie Byakuya selbst. Doch wollte er sich nicht die Blöße geben und seine Hand schnell zurückzuziehen. Daher drückte er diese kurz aufmunternd und spürte dabei, die kräftigen Muskeln, die unter der Haut waren. Der Körper des anderen fühlte sich immer so warm an, dass Byakuya schon fast Sehnsucht nach seiner Nähe bekam. Das darauffolgende Lächeln und der warme Blick, den der Rothaarige ihm auf seine Worte hin schenkte, machten das Gefühl nicht besser. Wieder einmal kam Schweigen zwischen den beiden auf. Dieses Mal jedoch nicht von der unangenehmen Sorte. Schweigend kauten sie beide die letzten Reste ihres Essens, dann stellte Renji die Teller und Schalen auf seinen Schreibtisch, bevor er sich wieder auf der Decke niederließ. Dieses Mal hingegen ließ er sich nach hinten Fallen und lag nun auf dem Rücken, mit hinter dem Nacken verschränkten Armen. Byakuya beäugte die neue Position des Rothaarigen kritisch, entschied sich dann aber, es ihm gleichzutun. Ein wenig Entspannung konnte immerhin nicht schaden, sagte er zu sich selbst. Doch kurz nachdem er es sich bequem gemacht hatte, ergriff Renji wieder das Wort. „Jetzt erzähl du mal ein Schwank aus deiner Jugend“, forderte er Byakuya auf. „Was soll ich erzählen?“, fragte dieser irritiert. „Irgendwas. Ich möchte mehr von dir erfahren“, kurz drehte er den Kopf zum Schwarzhaarigen, der seine Stirn gerunzelt hatte und lächelte entwaffnend. „Nun gut“, seufzte der Patient und überlegte, wo er anfangen sollte. „Ich bin COO im Unternehmen meines Großvaters. Das wundert dich aber sicherlich nicht“, begann er langsam und schielte zum anderen hinüber. Dieser hatte sich ihm mittlerweile zugewandt und lag auf der Seite. Mit einer Hand hatte er seinen Kopf etwas aufgestützt. „Um ehrlich zu sein, komme ich auf diese neumodischen englischen Berufsbezeichnungen nicht klar“, sagte dieser und rieb sich mit der freien Hand verlegen den Nacken. Byakuya musste schmunzeln. Schon wieder! Dieser Typ bringt mich wirklich aus dem Konzept, schimpfte er innerlich. „Um ehrlich zu sein, ist das sogar von Firma zu Firma unterschiedlich. Es kommt da auf die Struktur an. Im Prinzip soll ich das operative Geschäft leiten. Mein Großvater ist der CEO, also der Vorsitzende. Dann gibt es den COO für die Operative, den CTO für die Technik, der CMO für das Marketing und der CFO für die Finanzen“, erklärte der Schwarzhaarige geduldig und blickte Renji dabei geradewegs in die Augen, auch wenn er dafür den Kopf etwas schräg legen musste. Anerkennend pfiff dieser durch die Zähne. „Dann bist du aber ein ganz schön hohes Tier“, bemerkte er anerkennend, erntete jedoch von Byakuya ein verächtliches Geräusch. „Schön wäre es. Mein Großvater ist ein Kontrollfreak. Ich habe einen seiner alten Weggefährten vor der Nase sitzen, der vermutlich sogar absegnen müsste, wenn ich die Toilette besuchen möchte“, seufzte er genervt. Renjis ungläubiger und auch ablehnender Gesichtsausdruck tat ihm gut, wusste er doch, dass es nicht auf seine eigene Position bezogen war, sondern eher auf seinen Großvaters. „Was bleibt mir übrig, als es auszuhalten und mein Bestes zu geben? Allerdings bin ich zurzeit freigestellt, damit ich all meine Energie in meine Genesung stecken kann“, dabei rollte der Schwarzhaarige mit den Augen und wollte sich im nächsten Moment für diese öffentlich zur Schau gestellte Emotion ohrfeigen. Renji hingegen konnte seine Emotionen offensichtlich in diesem Moment ohne Probleme lesen, denn er lachte leise. „Das steht dir, Byakuya“, sagte er leise, fast schon liebevoll. Verwirrt schob der Angesprochene seine Augenbrauen zusammen. „Was?“ „Emotionen“, erklärte der Rothaarige einfach und überbrückte mit einer Hand die Entfernung zwischen ihnen, legte seine Hand auf dessen Wange und fuhr mit dem Daumen sanft über eine Augenbraue, als wollte er damit das Stirnrunzeln Byakuyas glätten. Dieser konnte nicht anders, als die Muskeln in seinem Gesicht unter den Berührungen zu entspannen. Kurz schloss er die Augen und atmete tief durch, während Renjis Finger weiterhin über sein Gesicht fuhren. So sollte es bleiben. Für immer. So wie Byakuya vor ihm lag, mit geschlossenen Augen und sichtlich seine Berührungen genießend, schnürte es Renji fast das Herz ein. In den letzten Wochen und Monaten war es ihm schon bewusst geworden, dass Ginrei Kuchiki wohl ein eiskalter Mann war, der für seinen Neffen nichts anderes übrig hatte, als... Nichts halt... Renji war einfach fassungslos und bedauerte Byakuya zutiefst. Immer, wenn ihre Gespräche nur ansatzweise in diese Richtung gingen, konnte er die Anspannung des anderen nahezu fühlen und sehen. Jedes Mal musste er gegen das Gefühl ankämpfen, ihn einfach in den Arm zu nehmen. Er war so in Gedanken, dass Byakuyas Stimme ihn schon fast erschreckte. „Weißt du, mein Großvater möchte unbedingt, dass ich heirate“, begann er langsam und öffnete die Augen. „Und warum tust du es nicht? Es ist doch keine große Sache, wenn du die richtige Person findest“, fragte der Rothaarige irritiert. „Das ist es ja. Er lädt regelmäßig irgendwelche Familien mit Töchtern ein, die seiner Meinung nach die perfekten Heiratskandidatinnen wären und setzt mich damit unter Druck“, erklärte Byakuya seine aktuelle Situation. Renji klappte die Kinnlade hinunter. „Wir sind doch nicht mehr im Mittelalter!“, brauste er auf und Byakuya konnte förmlich das Feuer in Renjis Augen sehen. „Er ist versessen darauf, dass ich möglichst bald heirate und eine Familie gründe. Der Tod meiner Eltern hat ihn in dieser Hinsicht sehr mitgenommen. Er sagt, daran sieht man wieder, wie schnell alles zu Ende sein kann. Damit hat er ja nicht unrecht, aber ich...“, er kam ins Stocken. „Stehst eben auf Männer“, vollendete Renji den Satz für den Schwarzhaarigen. „Nein, so genau kann man das gar nicht sagen. Es gibt auch durchaus Frauen, die ich anziehend finde, doch es ist mit Sicherheit keine von diesen Familien, die mein Großvater anschleppt“, gab Byakuya zu. „Da gab es mal jemand“, stellte Renji fest und fragte sich selbst, woher die plötzliche Erkenntnis kam. Doch nur ein Blick in die grauen Augen sagten ihm, dass er ins Schwarze getroffen hatte. Trauer und Kummer spiegelten sich darin wieder, sodass es Renji fast die Sprache verschlug. Kapitel 19: Familienbande II ---------------------------- Byakuya richtete seinen Blick wieder auf das Stadtpanorama. Wie konnte Renji das nur erraten haben? War er so einfach für ihn zu lesen? Oder war es einfach nur geraten gewesen? Doch ungebeten glitten seine Gedanken wieder in die Vergangenheit. In Zeiten, wo er ähnlich ausgelassen war, wie er nun mit Renji umgehen konnte. Auch wenn er damals im Allgemeinen noch nicht so äußerlich kühl gewesen war. Die leichte Berührung einer warmen Hand auf seiner Schulter ließ ihn aus seinen Gedanken hochschrecken. Er spürte, wie die Hand leicht und aufmunternd zudrückte. „Es tut mir leid, wenn ich gerade zu weit gegangen bin. Ich hätte so etwas nicht einfach fragen sollen.“ Byakuya spürte, wie die angenehm tiefe Stimme seinen Körper wieder entspannen ließ, wie sich die Wärme auf seiner Schulter ausbreitete, bis auch die Worte ein unmerkliches Lächeln auf seine Lippen gezaubert hatte. Wie typisch es doch für Renji war, dass er sich für eine solche Frage entschuldigte. Es erstaunte Byakuya immer wieder, wie empathisch der Rothaarige doch war. Manchmal war er etwas neidisch auf dessen sozialen Fähigkeiten, war er doch selbst das genaue Gegenteil. Eigentlich wollte er es bei einem einfachen Kopfschütteln belassen, doch fand sich schnell in den ausdrucksstarken Augen des anderen gefangen. „Uns war nicht viel Zeit vergönnt, doch es war vielleicht sogar meine erste große Liebe“, setzte er gegen seinen Willen an und ließ den Blick hinunter auf die Decke gleiten. „Als mein Großvater von ihrer Krankheit erfuhr...“, er stockte und starrte das weiche Textil unter sich finster an. Er schreckte auf, als Renji neben ihm aufstand und sich auf die andere Seite von ihm gegen die Wand lehnte. Danach beugte er sich vor und zog Byakuya so an sich, dass er mit dem Rücken gegen seiner Brust lehnte und seine Beine links und rechts von ihm lagen. Kurz schoss dem Schwarzhaarigen durch den Kopf, dass derart gespreizte Beine doch auf Dauer unangenehm sein würden, als er spürte, wie die Hände aufmunternd über seine Seiten strichen. Der Duft des anderen war betörend nah, mit etwas Genugtuung konnte er einen weitere Nuance aus dem komplexen Duft des Rothaarigen herausfinden. Koriander. Er schloss die Augen, ließ den Kopf gegen die breite Brust fallen und genoss einfach nur. Doch als er Renjis Nase in seinem Nacken spürte, riss er die Augen sofort wieder auf. „Was...?“ Renji lachte leise in sich hinein. Das leichte Beben seiner Brust schüttelte Byakuya ein wenig durch. „Entschuldige. Aber du riechst einfach so gut...“, gab er lächelnd zu, was den Schwarzhaarigen etwas aus der Bahn warf. Ging es Renji da tatsächlich wie ihm selbst? Er räusperte sich, um die leicht angeheizte Stimmung zwischen ihnen zu zerstören und machte es sich wieder in seiner Position gemütlich. „Sie starb 5 Monate, nachdem wir zusammen gekommen waren“, nahm er das vorherige Thema wieder auf, auch wenn er sich nicht sicher war, ob er das erzählen sollte, immerhin würde nun eine durchaus traurige Geschichte folgen, wenn der Rothaarige sie überhaupt hören wollte. Doch das Streicheln an seinen Seiten begann wieder und so fuhr Byakuya einfach fort. „Mein Großvater war nicht begeistert von ihr. Er sagte immer, sie sei unter meinem Stand und ich sollte mir jemand suchen, der...“, er unterbrach sich für ein fassungsloses Kopfschütteln. „Jemand der es wert sei“, er spie diese Worte förmlich aus. Die Hände glitten etwas nach oben, strichen über seine Schultern und seine Brust. Alles in diesen Berührungen, fast schon Umarmungen, schien zu sagen 'Ich hab dich, lass dich einfach fallen'. Byakuya entspannte sich und schloss die Augen. „Und dann kam der Tag, an dem sie mir von der Diagnose erzählte. Die Ärzte hatten ihr damals noch 2 bis 3 Monate gegeben. Als mein Großvater davon erfuhr, war sie plötzlich interessant für ihn. Er wollte sie in alle möglichen Forschungsstudien schicken und medial bis ins letzte ausschlachten.“ Je weiter er mit seiner Erzählung fortgefahren war, desto langsamer waren Renjis Bewegungen geworden, bis er schlussendlich ganz innehielt. Der Schwarzhaarige spürte, wie dessen Hände vor stiller und zurückgehaltener Wut zitterten, als sie auf seiner Brust zum Stillstand kamen. Unbewusst legte er seine Hände auf die des Rothaarigen und strich mit den Daumen über die Knöchel. „Ich habe sie so gut es ging davon abgeschirmt. Keine 4 Monate danach war sie tot“, er schluckte schwer. Zum ersten Mal erzählte er jemand von der Zeit. Zum ersten Mal glaubte er, dass es jemanden wirklich ernsthaft interessierte. Und Renji litt mit ihm, das war ihm sofort klar gewesen und es fühlte sich sonderbarer Weise gut an. Richtig gut sogar. „Was war es?“, hörte er die leise, etwas heisere Stimme des Rothaarigen. „Hirntumor“, antwortete Byakuya und Renji stieß hörbar die Luft zwischen den Zähnen aus. „Scheiße... Das tut mir echt leid.“ Byakuya spürte, wie die Arme ihn umschlangen und näher an den Körper hinter ihm drückten, ihm Trost spendeten, obwohl er eigentlich schon damit abgeschlossen hatte. Sie saßen noch eine Weile so beisammen, während Byakuya seinen Gedanken nachhing. Auch Renji schien nachzudenken, auch wenn Byakuya nicht in sein Gesicht sehen konnte, um sich davon zu überzeugen. Dann wanderten die Hände des Rothaarigen wieder auf Byakuyas Schultern und kneteten diese sanft durch. „Manchmal habe ich wirklich große Lust, deinem Großvater die Fresse zu polieren“, diese Feststellung ließ Byakuya sich umdrehen. Sofort legte sich eine der gebräunten Hände auf seine Wange, mit dem Daumen fuhr Renji seine Konturen ab und blickte ihn dabei fest in die Augen. „Niemand verdient eine solche Familie. Familie sollte etwas sein, wohin man gerne zurückkehrt und die einen auffangen. Das ist zumindest meine Definition davon.“ Byakuya schüttelte den Kopf. „Familie kann man sich nicht aussuchen, Renji“, sagte der Schwarzhaarige. „Anfangs nicht. Aber ab einem Punkt kannst du entscheiden, wer deine Familie ist. Dafür muss man nicht miteinander verwandt sein.“ Ein Stück weit machten die Worte Sinn, doch sie trafen eben nicht auf alle Welten zu. In der Welt, in der Renji lebte, war es vielleicht weniger ein Problem. Doch er konnte nicht leugnen, was er war. Seine vollständige Existenz war auf seinen Großvater und dessen Unternehmen ausgerichtet. Er konnte sich nicht einfach davon lossagen und wo anders einen Neubeginn wagen. Das ließ schon sein Pflichtgefühl nicht zu, auch wenn er sich manchmal wünschte, einfach auszubrechen. Renji konnte seine Gefühle nicht in Worte fassen. Er war sprachlos über die Umstände, in denen Byakuya aufgewachsen war und leben musste. Seine Familie mochte zwar ein zusammengewürfelter Haufen sein, aber jeder einzelne war gefühlvoller, als diese gesamte Familie. Inklusive Tōshirō. Als sich Byakuya wieder umgewandt hatte und dessen Körper wieder gegen seine Brust lehnte, begann Renji wieder damit, seine Hände wandern zu lassen. Dabei schielte er kurz verstohlen zu der Uhr an seiner Wand. Sie hatten noch gute 10 Minuten, dann mussten sie sich aus dieser Position lösen. Renji bedauerte es jetzt schon. „Das ist auch der Grund, warum du eine Heirat kategorisch ablehnst“, stellte Renji nach ein paar weiteren Minuten fest. Er sah und spürte, wie Byakuya den Kopf schüttelte. „Nein, ich bin nicht generell gegen eine Heirat. Aber ich möchte heiraten, weil ich die Person liebe und nicht, weil mein Großvater meint, dass sie angemessen sei“, erklärte der Schwarzhaarige und schloss die Augen. Ein Schnauben kam als Antwort. Eine Weile sprach niemand der beiden und sie verharrten weiter in ihrer Position auf dem Boden. „Ich würde ihm trotzdem gerne die Fresse polieren“, stellte Renji plötzlich noch einmal trocken fest. Byakuya lachte schnaubend, drehte sich um, sodass er nun vor dem Rothaarigen kniete. Dabei blickte er fest in die braunen Augen, die fast schon vor Wut glühten. Dieser Ausdruck, begünstigt durch die Tattoos, gab Renji fast schon etwas Wildes, Animalisches. „Er ist es nicht wert, dass du dir die Hände an ihm schmutzig machst“, gab Byakuya zurück und legte eine Hand an Renjis Wange. Dieser lehnte sich ein wenig in die Berührung hinein, blickte sein Gegenüber aber weiterhin entschlossen an. „Aber so kann das nicht weitergehen“, stellte der Rothaarige klar. „Da gebe ich dir recht“, Byakuya unterstrich seine Worte mit einem Nicken. „Dennoch möchte ich erst einmal wieder fit werden. Dann versuche ich, eine Lösung zu finden.“ Die Tür war noch nicht ganz ins Schloss gefallen, da streckte sich Renji bereits und gähnte herzhaft. Es war ein harter Tag gewesen und er hatte sogar am Ende noch 2 Patienten von seiner Chefin übernehmen müssen, die bei einem Kongress festhing. Nachdem er die Schuhe ausgezogen und weggeräumt hatte, lugte er in die Küche, um zu sehen, dass bereits alles vorbildlich gewaschen und aufgeräumt war. Mit einem kleinen Lächeln betrat er das Wohnzimmer, in dem er Momo und Rukia antraf. Rukia, die mitten in den Prüfungen zu ihrem Schulabschluss stand, lernte bereits seit Tagen eisern und in fast jeder freien Minute. Doch auch Momo musste momentan viel für die Schule machen. Daher griff er nach dem Übungsblatt, welches Momo in den Händen hielt. „Ruh dich aus oder lerne selbst noch ein wenig. Ich übernehme“, er lächelte sie auffordernd an. Die Schwarzhaarige nickte und verabschiedete sich in das Zimmer, welches die beiden jungen Frauen sich teilten. „Also? Wo wart ihr, Rukia?“, fragte Renji und überflog das Blatt. „Das musst du nicht tun, Renji. Du kommst gerade von der Arbeit, hast noch nicht zu Abend gegessen und siehst müde aus“, erklärte sein Gegenüber und verschränkte die Arme vor der Brust. „Willst du etwa eine schlechte Note bekommen?“, fragte Renji mit hochgezogener Augenbraue. „Nein... Natürlich nicht. Aber ich kann das auch alleine lernen“, lenkte sie ein. „Nope. Keine Chance. Also los oder soll ich dir lieber Fragen stellen?“, als Reaktion schüttelte Rukia kräftig den Kopf und begann von oben die Formeln auf dem Blatt zu wiederholen. Dem Rothaarigen war sofort klar, dass es eine lange Nacht werden würde. Kapitel 20: Zu spät ------------------- Langsam fuhren seine Lippen über die blasse, porzellanartige Haut, während seine Hände mehr und mehr von eben dieser freilegten. Er hörte, wie der andere leise seinen Namen wisperte und ihm damit eine Gänsehaut bereitete. Behutsam glitt er weiter nach unten, glitt mit der Zungenspitze leicht über die trainierten Bauchmuskeln, stippte sie kurz den den Bauchnabel. Ein unterdrücktes Keuchen ließ ihn Grinsen und bekräftigte ihn nur in seinem Vorhaben. Ohne jede Eile ließ er seine Finger unter den Hosenbund verschwinden, neckte die weiche Haut ein wenig, bevor er dann doch den Knopf öffnete. Gleichzeitig umfasste er den Bund der Unterwäsche und zog daran. Nun endlich würde er den anderen in seiner vollen Pracht erleben. Er beugte sich ein wenig herunter und während er noch an der Kleidung zerrte, küsste er jeden freigelegten Zentimeter. Er spürte, wie sich Finger in seine Haaren gruben und nun endlich auch das langersehnte Stöhnen. Mit der Zunge fuhr er die Linie der Leiste ab. Nur noch ein Stückchen und… Ein zaghaftes Klopfen weckte den Rothaarigen aus seinem Traum. Er fragte sich, wer um alles in der Welt ihn mitten in der Nacht weckte, und vor allem aus so einem Traum riss, als er langsam die Augen aufschlug. Allerdings wurde ihm schlagartig bewusst, dass 'mitten in der Nacht' nicht bedeutete, dass Sonnenlicht durch seine Rollladen blitzte. Das Klopfen wurde etwas energischer, als Renji panisch nach dem Wecker schaute. 7:30 Uhr. Scheiße. Warum hatte sein Wecker nicht geläutet? Schlagartig war Renji wach, rief ein "Ja?", etwas zu laut durch den Raum und hechtete aus dem Bett, während Rukia den Kopf durch die Tür steckte, die sie ein Spalt geöffnet hatte. "Tut mir leid, ich dachte, du wärst schon unterwegs! Ich habe erst als ich aus der Tür bin, gesehen, dass dein Auto noch vor der Tür steht. Kann ich dir irgendwie helfen?" Renji hielt kurz dabei inne, in eine dunkle Jeans zu steigen. Dann lächelte er, während er etwas unbeholfen in die Hose stieg, ging er Richtung Tür. "Nein, schon gut. Viel Erfolg bei der Prüfung. Du schaffst das schon", dabei tätschelte er ihr ermutigend die Schulter. Sie nickte. "Ich glaube auch. Aber du bald nicht, wenn du noch trödelst", sie schaute ihn ermahnend an. Mit einem Lachen drehte er sich um. "Ja ja, ich weiß. Ich beeile mich." Doch das Glück hatte ihn diesen Morgen offensichtlich verlassen. Denn natürlich war er in eine Polizeikontrolle geraten, denen auch noch zu allem Überfluss das schleifende Geräusch der defekten Bremsscheibe aufgefallen war. Auch das Argument, dass das Auto noch abends in die Werkstatt gebracht werden würde, ließen sie nicht gelten. So musste Renji noch an Ort und Stelle den Wagen abschleppen lassen. Das einzige Gute an der Sache war, dass die Praxis fast um die Ecke war. Während er im Laufschritt Richtung Arbeit unterwegs war, addierte Renji schon einmal gedanklich das kommende Bußgeld und die Abschleppkosten zu Shūheis Schuldschein und fluchte lauthals, da er nun wirklich zu spät kam. Als er endlich in der Praxis angekommen war, war er vollkommen außer Atem, da er die letzten 14 Stockwerke noch die Treppe genommen hatte. Aber niemals hätte er noch die alten Frauen ertragen können, die sich lauthals im Aufzug darüber ausließen, was für ein Prachtexemplar von einem Mann er doch war und das man doch vor allem auf 'alten Pferden das Reiten lernen würde'. Gut, mit Pferden hatten die Damen wohl nicht ganz unrecht, wenn man sich die ausladenden Hinterteile betrachtete. Allerdings würde er jeden Stall dem Geruch von Billigparfum und kaltem Zigarrenrauch vorziehen. Diese Mischung war in seinen Augen einfach unterirdisch. „Du bist spät, Renji. Vergessen, dass Herr Kuchiki heute schon um 8 Uhr seinen Termin hat?“, fragte ihn Nanao. Doch als sie aufblickte, hielt sie inne. „Was ist los? Du siehst ganz schön mitgenommen aus“, doch Renji machte nur eine wegwerfende Bewegung und machte sich sofort zum Behandlungsraum auf. Fast 10 Minuten zu spät, super gemacht, schalt er sich in Gedanken. Er holte noch einmal tief Luft, um seine Atmung wieder etwas unter Kontrolle zu bringen und schob dann die Tür zu seinem Behandlungszimmer auf. Byakuya saß auf der Behandlungsliege, bereits in seiner Sportkleidung und schaute ein wenig gelangweilt aus dem Fenster. Er fragte sich, was mit seinem Therapeuten war, denn ihr Termin hätte bereits vor einigen Minuten anfangen müssen. Zudem hatte er bisher nicht den Eindruck, dass Renji von der unzuverlässigen Sorte war. Manchmal etwas unpünktlich, aber das fiel ihm vermutlich nur so stark auf, da er immer mindestens 5 Minuten vor einem Termin da war. Meistens sogar noch ein wenig früher. Andererseits hatte er noch nie einen Termin direkt um 8 Uhr morgens gehabt. Vielleicht verschlief er morgens immer? Doch würde er dann in solch einer renommierten Praxis arbeiten? Andererseits arbeitete er auch noch nicht lange dort. Er war in Gedanken vertieft und blickte finster auf die Tatami-Matten mit der schwarz-roten Umrandung, als die Tür aufgeschoben wurde und ein offensichtlich abgehetzter Rotschopf in den Raum kam. Ohne seine Jacke auszuziehen, verbeugte er sich erst einmal vor Byakuya. „Bitte entschuldigen sie meine Unpünktlichkeit, Herr Byakuya. Natürlich werden wir die Zeit hinten dran hängen“, kündige Renji an. Als er sich aufrichtete, um sich die Jacke auszuziehen, runzelte Byakuya die Stirn. Ihm war nicht entgangen, dass die Haare, die er sonst in einem halbwegs akkuraten Pferdeschwanz trug, zerzaust waren. Noch stärker waren ihm allerdings die dunklen Augenringe ins Auge gefallen. Renji machte einen Schritt zur Tür. „Da sie ja bereits ihre Sportkleidung tragen, können wir direkt...“, doch Byakuya unterbrach ihn. „Renji...“, begann er langsam, wohlweislich, dass die mehr oder weniger intime Ansprache den Rothaarigen zum Innehalten bewegen würde. „Was ist los? Du siehst furchtbar aus. Und entschuldige die Anmerkung, aber gut riechst du auch nicht“, stellte er mit Sorge fest. Doch Renji schüttelte nur den Kopf. „Alles in Ordnung. Los jetzt, ab jetzt geht tatsächlich alles von deiner Zeit ab“, scherzte er schwach, doch es überzeugte den Schwarzhaarigen kein bisschen. Er stand auf und stellte sich zwischen Renji und der Tür. Dann verschränkte er die Arme und blickte seinem Gegenüber in die Augen. „Renji, es sieht jeder, das nicht alles in Ordnung ist. Willst du drüber sprechen?“, fragte er gedämpft wegen der Nähe zur Tür und blickte besorgt in die braunen Augen. „Jetzt mach nicht mehr daraus, als es ist“, lachte der Therapeut und etwas von der Anspannung wich aus seinem Zügen. „Wie kann ich wissen, wie ernst es ist, wenn du nicht darüber redest?“, fragte Byakuya mit hochgezogener Augenbraue mahnend, aber auch zärtlich. Dann kam ihm plötzlich eine Idee. Er ging an Renji vorbei zum mannshohen Schrank, wo der andere seine Utensilien aufbewahrte und öffnete ihn. Stirnrunzelnd blickte er auf den Inhalt und begann zu suchen. „Dürfte ich fragen, was du da in meinen Sachen suchst?“, fragte Renji nun etwas irritiert und drehte sich herum, um seinen Patienten zu beobachten. Dabei lehnte er sich an die Wand und legte den Kopf schief. „Ich suche dein Massagegel“, erklärte Byakuya, als sei es offensichtlich, worauf Renji vor sich hin glucksen musste. „Der Herr möchte also wieder massiert werden, ja?“, fragte er spielerisch mit einem breiten Grinsen. Byakuya hielt in seinen Bewegungen inne und blickte den Rothaarigen stirnrunzelnd an. „Nein, ich wollte eigentlich dich massieren“, stellte er ein wenig irritiert klar, worauf Renji lachen musste. Dann ging er einen Schritt nach vorne, nahm Byakuyas Hände und schloss den Schrank wieder. „Genau. Und dann kommt Isane oder noch Schlimmer, Retsu Unohana, rein und ich sitze hier und lasse mich von meinem Patienten massieren. Macht einen mächtig guten Eindruck“, lachte er vergnügt. Es machte Byakuya ein wenig verlegen, dass er seinen vermeidlich grandiosen Plan so wenig durchdacht hatte, doch war auch ein wenig überraschend, dass zumindest von der Laune her, der 'alte Renji' wieder da war. „Du hast recht. Aber willst du mir dennoch erzählen, was passiert ist?“, fragte er immer noch ein wenig besorgt. „Ist irgendetwas mit Yachiru? Gab es noch ein Nachspiel, womit du nicht gerechnet hattest?“, Renji weitete die Augen, denn er selbst hatte niemals damit gerechnet, dass Byakuya so weit denken würde und gleich das Schlimmste befürchten würde. Mit einem leichten Lächeln schüttelte er den Kopf und deutete dann auf die Liege und holte seinen Schreibtischstuhl dazu. Er setzte sich verkehrt herum drauf, sodass er mit der Brust gegen die Rückenlehne saß und die Arme obendrauf verschränken konnte. Er bettete sein Kinn auf die Unterarme und blickte so etwas zu Byakuya hinauf. „Es ist bei weitem nicht so schlimm, wie du jetzt befürchtest“, dabei schüttelte er ein wenig den Kopf, um seine Worte zu unterstreichen. „Ich habe gestern noch eine meiner Mitbewohnerinnen, Rukia, abgehört. Sie schreibt heute eine wichtige Abschlussprüfung. Das wurde ein wenig länger. Gestern habe ich vermutlich meinen Wecker kaputt gemacht, daher hat er mich heute nicht geweckt. Ich bin erst um halb 8 aufgestanden und zu allem Überfluss bin ich mit dem Bremsproblem noch in eine Polizeikontrolle geraten. Musste das Auto dort noch abschleppen lassen. Wenn ich ehrlich bin, graut es mir jetzt schon vor der Rechnung. Klar, ich lasse mir ein Großteil des Geldes von Shūhei wiedergeben, aber zum Einen kann er das nicht alles sofort aufbringen und zum Anderen kann ich ihn nicht alleine dafür verantwortlich machen, dass ich gestern nicht in die Werkstatt konnte“, seufzte Renji und legte nun die Stirn auf seine Arme ab. "Und der Gestank kommt von den 3 fiesen alten Schrabnellen, die mich zu allem Überfluss noch im Aufzug angemacht haben", fügte er noch hinzu und der Ekel war deutlich in seinem Gesicht abzulesen. Der kleine Stich der Eifersucht, den der Schwarzhaarige erst bei den Worten verspürt hatte, wurde durch die kleine Grimasse, die er nun zog, wieder weggewischt. Eigentlich sah er gerade nur allzu komisch aus. Doch war Byakuya wie immer ein wenig überrascht, was für eine große Rolle Geld in machen Familien spielte. Vor allem, wie gegensätzlich dessen Rolle sein kann. Doch auch gleichzeitig bewunderte er, wie vernünftig Renji das sah. „Was denkst du dir auch dabei, so noch durch die Gegend zu fahren? Das ist doch gefährlich, was wenn dir was zugestoßen wäre?“, fragte Byakuya dennoch verständnislos. „Das war auch nicht geplant. Eigentlich hatte ich für gestern Abend noch einen Termin in der Werkstatt, doch ich musste noch 2 Termine von der Chefin übernehmen“, rechtfertigte sich Renji und blickte wieder zu Byakuya hoch. „Außerdem wäre mir schon nichts zugestoßen. Immerhin bremst der Wagen ja noch. Gefährlicher wird es heute Nachmittag sein, wenn ich im Italiener um die Ecke ein Sandwich kaufe. Er wird nicht umsonst auch gerne 'Salmonelli' genannt“, dabei rollte der Rothaarige theatralisch die Augen. Byakuya musste ein wenig schmunzeln, verkniff sich aber eine stärkere Reaktion und ließ sich von der Liege rutschen. „Dann wünsche ich dir jetzt schon mal viel Erfolg. Ich denke, wir sollten langsam mal anfangen“, verkündete er, blickte dennoch auf seinen Therapeuten, ob er noch etwas hinzufügen wollte. Doch der nickte nur und rollte seinen Stuhl zurück an seinen Schreibtisch. Als der Schwarzhaarige so im Raum stand, mit dem Rücken zu Renji, erlaubte er sich kurz, erleichtert die Augen zu schließen und dem Schicksal, oder was auch immer ihre Zukunft lenkte, zu danken, dass es nur das war. Kapitel 21: Mittagessen ----------------------- Seufzend warf sich Renji auf einen Stuhl im Aufenthaltsraum. Isane blickte von ihrer Zeitschrift auf. "Hat dir heute eigentlich schon einmal wer gesagt, dass du echt fertig aussiehst?", fragte sie, während sie sich wieder ihrer Zeitschrift zuwandte. „Danke für das Kompliment, das höre ich heute ständig“, winkte Renji ab und rieb sich mit einer Hand über das Gesicht. Zumindest seine Frisur hatte er in der Zwischenzeit wieder richten können. „Ich geh gleich zum Salmonelli. Magst du auch was?“, fragte er. Isane blickte ihn kritisch an. „Bist du verrückt?“, erwiderte sie irritiert. „Nein, nur hungrig“, wie auf Kommando grummelte sein Magen laut und er stand auf. „Außerdem gab es ja nur 2 oder 3 Mal den Vorfall. Und das nur bei den Pizzen. Wenn ich mir also ein Sandwich hole und vielleicht auf Thunfisch verzichte, sollte ich mit einem blauen Auge davon kommen.“ „Ich will es stark hoffen, denn ich habe keine Lust, deine Patienten noch zu übernehmen“, mahnte Isane. „Renji?! Komm mal her, hier ist jemand für dich!“, rief Nanao plötzlich durch die Tür, die den Raum mit dem Empfangsbereich verband. Isane und Renji schauten sich verwirrt an und das Herz des Rothaarigen machte einen Aussetzer. Es bedeutete eindeutig nichts Gutes, wenn 'jemand für ihn hier war', da war er sich sicher. Immerhin erwartete er keinen. Das konnte nur heißen, dass einer der Jungs und Mädels hier war. Er hoffte nur inständig, dass vielleicht ihm nur Rukia persönlich sagen wollte, wie die Prüfung gelaufen war. Zögernd öffnete er die Tür komplett und trat hindurch, um eine Dame in einfacher, schwarzer Kleidung zu sehen. Sie trug eine große Box bei sich. „Ah, sie müssen Herr Abarai sein. Mein Name ist Sayuri und ich gehöre zum Haushalt der Kuchiki“, stellte sie sich vor und trat um den Empfangsthresen herum. Sie drückte ihm die Box in die Hand und verbeugte sich kurz. „Ich komme die Box und die Schüsseln heute Abend wieder holen. Es ist nicht nötig, dass sie spülen“, damit verabschiedete sie sich und ließ die 3 Angestellten der Praxis verwundert zurück. „Da ist ein Brief drauf!“, fiel Nanao auf und griff sofort nach dem weißen Umschlag. Doch Renji war schneller, befreite eine Hand von dem Gewicht, indem er die Kiste auf einem hochgezogenen Bein balancierte und sicherte sie mit der anderen Hand. „Schon einmal was von Briefgeheimnis gehört?“, fragte er, während er den Brief an sich nahm. Dann brachte er erst einmal die nicht ganz leichte Kiste in den Aufenthaltsraum. Während Isane und Nanao sich bereits an der Kiste vergriffen und man eindeutig hören konnte, dass ihnen der Inhalt gefiel, verzog sich Renji mit dem Brief in die andere Ecke des Raumes. Als er ihn öffnete, war er sofort von der schönen, gradlinigen Schrift beeindruckt. 'Mir gab der ‘Spitzname’ dieses Italieners zu denken, daher war ich so frei und habe dir und deinen Kollegen ein paar Kleinigkeiten vom Küchenpersonal zusammenstellen lassen. Betrachte es bitte als ein Anerkennung deiner hervorragenden Leistungen während meiner Therapie und der guten Betreuung durch deine Kollegen'. „Und? Von wem ist das?“, fragte Isane mit halb vollem Mund. Renji lachte. „Erinnerst du dich noch an diesen verrückten Waldschrat von letzter Woche, der erzählte, dass er sich von überfahrenen Tieren ernährt?“, fragte er und glaubte zu sehen, wie sich die Gesichter der beiden Frauen leicht grünlich verfärbten. „Nein, alles gut. Das ist ein Dank von Herrn Kuchiki für die bisherige Betreuung“, lenkte er weiterhin lachend ein und blickte in erleichterte Gesichter. „Das war nicht nett“, wandte Nanao ein. „Ich weiß, aber erstens, ist das Essen ursprünglich nur an mich adressiert worden und ihr futtert trotzdem munter mit. Und zweitens, haut man sich nicht einfach Essen ins Gesicht, ohne zu wissen, woher es kommt“, dabei hob er mahnend den Zeigefinger. „Ja, Papa“, kam es unisono von den beiden Frauen und er stimmte in das nachfolgende Gelächter mit ein. Satt bis unter die Halskrause saßen Isane und Renji 20 Minuten später im Aufenthaltsraum. Nanao war bereits wieder ihren Pflichten nachgegangen. „Sag mal, wie viele Kollegen müssen wir laut Herrn Kuchikis Glauben haben?“, fragte Isane ungläubig, da immer noch ein wenig des Essens übrig war. „Gute Frage, allerdings weiß er, wie viele wir hier sind“, lachte Renji. Schelmisch grinste Isane ihren Kollegen an. „Hast du deinem Liebling also schon alles von der Arbeit erzählt, ja?“ Sofort schoss Renji ein wenig die Röte ins Gesicht, ohne dass er es hätte verhindern können. „Er ist nichts dergleichen“, stellte er richtig. Doch Isane hob fragend die Augenbrauen. „Ich bin weder blind noch bescheuert, Renji. Ich weiß, dass du einige deiner Pausen mit ihm verbringst und ich sehe, was du ihm für Blicke zuwirfst, wenn er gerade nicht guckt. Jedes Mal, wenn er die Übungen macht, ziehst du ihn förmlich mit deinen Augen aus“, schilderte die Grauhaarige ihre Beobachtungen und Renji wurde mit jedem Wort roter, bis seine Gesichtsfarbe in Konkurrenz mit seinen Haaren treten konnte. „Keine Sorge, ich glaube nicht, dass Nanao etwas davon mitbekommen hat und Retsu ist dafür nicht oft genug da. Aber dennoch, ihr wärt ein süßes Pärchen“, grinste Isane und schaute ihn etwas schwärmerisch an. „Ihr seid das krasse Gegenteil. Wie ein modernes Ying und Yang. Hach... Du solltest ihn wirklich mal ausführen.“ „Er möchte nicht, so lange ich sein Therapeut bin. Er denkt, dass ich deswegen Schwierigkeiten bekommen könnte“, gab Renji kleinlaut zu. „HA!“, mit der Faust haute Isane auf den Tisch, sodass das Geschirr klirrte und Renji leicht zusammenzuckte. „Ich wusste es! Niedlich von ihm. Ich glaube, ihr werdet mein persönliches Traumpaar!“ Renji musste über den Enthusiasmus seiner Kollegin lachen. „Isane, mach langsam. Wir lernen uns gerade ein wenig kennen und nach den Behandlungen sehen wir weiter. Aber ich könnte mir es sehr gut vorstellen“, gestand der Rothaarige. „Du solltest allerdings aufpassen. Dir ist sicher klar, dass bei euch beiden auch zwei Welten aufeinanderprallen?“, fragte Nanao von der Tür aus und ließ beide zusammenzucken. Sofort wurde Renji wieder rot wie eine Tomate. „J-ja. Das ist mir schon klar“, stammelte er ein wenig. „Gut. Denn er hat ganz andere Maßstäbe wie wir. Das sieht man ja schon am Essen. Für uns war es ein Festmahl, vermutlich war das für ihn recht normales Essen. Er ist niemals mit Geldsorgen konfrontiert gewesen. Und du weißt ja, wie Retsu immer sagt: 'Geld ist immer nur so viel Wert, wie du es ihm auch beimisst'. Ich denke nicht, dass Geld für ihn so viel Wert hat, wie für uns“, führte die Schwarzhaarige auf. „Ja, du hast vermutlich recht“, räumte Renji ein. „Aber ich denke, wir sind beide erwachsene Menschen. Im Dialog wird das zu regeln sein, meinst du nicht auch?“, er blickte Nanao an, die gerade ihre Brille zurecht rückte. „Sicher. Auch wenn das nichts sein wird, was man über Nacht ablegen kann. Außerdem wirst du dich mit einigen Herausforderungen gegenüber seiner Familie konfrontiert sehen. Ich wage zu bezweifeln, dass eine Familie von dem Stand erfreut darüber sein wird, dass der Erbe nicht wie die meisten Männer in seinem Alter eine Frau haben und Kinder in die Welt setzen wird. In diesen Häusern geht es oft noch sehr konservativ zu, Renji“, als sie sah, wie Renji die Augen verengte, fuhr sie hastig fort. „Ich will dir das auf keinen Fall ausreden. Liebe und eine Beziehung dient dazu, uns glücklich zu machen. Daher sollte jeder auch das wählen, was ihn glücklich macht. Ich möchte nur nicht, dass du mit einem falschen Bild an die Sache rangehst und dann enttäuscht bist.“ Renji nickte dankbar und atmete leicht aus. „Du hast recht. Ich habe schon die ein oder andere Geschichte über seinen Großvater gehört und auch, wenn er sehr vorsichtig mit seinen Worten ist, befürchte ich, dass er ein richtiger Tyrann ist. Das macht mich auch tatsächlich ein wenig nervös, allerdings versuche ich es zum jetzigen Zeitpunkt noch zu verdrängen. Aber irgendwann werde ich auch ihm gegenüber stehen und mich darum bemühen, dass er mich nicht ungespitzt in den Boden rammt“, lachte Renji, auch wenn es etwas künstlich klang. „Wenn er ähnlich für dich empfindet, wie du für ihn, dann wird er trotz seiner Familie zu dir stehen“, verkündete Isane mit einem warmen Lächeln. „Eh, du wirst mir jetzt unheimlich. Woher willst du wissen, was ich für ihn empfinde?“, fragte Renji leicht fassungslos. Isane hingegen schüttelte den Kopf ein wenig mitleidig, als wäre es mehr als nur offensichtlich. „Ein Blick, Renji, sagt mehr als 1.000 Worte“, daraufhin stimmte Nanao in Isanes Lachen mit ein. „So fröhlich heute? Habe ich was verpasst?“, fragte eine ihnen bekannte Stimme in Nanaos Rücken. Die 3 fuhren sofort um und sahen, dass ihre Chefin im Türrahmen stand. „Oh, das duftet ja wunderbar!“, sie kam einen Schritt auf den Tisch zu und ließ den Blick über die Reste gleiten. Sofort stand Renji auf und holte einen weiteren Teller. „Hätten wir gewusst, dass sie heute kommen, hätten wir gewartet“, entschuldigte sich Renji und stellte ihr den Teller auf den freien Platz vor ihr. „Das ist mit Grüßen und Dank von Herrn Kuchiki für die gute Betreuung“, erklärte er. „Kein Grund, sich zu entschuldigen. Ich habe ja mit seiner Behandlung nicht viel zu tun. Der Kongress wurde abgesagt, da in einem Hotel ein Magen- und Darmvirus ausgebrochen ist. Wieder einmal eine Bestätigung für mich, niemals ein Zimmer im Hotel zu buchen, das von den Veranstaltern beworben wird“, lächelte sie und hielt Renji den Teller hin, als dieser zu einem der Schöpflöffel griff. „Dem Essen nach zu urteilen, ist Herr Kuchiki also mit der Behandlung zufrieden?“, hakte Retsu nach dem Essen noch einmal nach. Renji und sie waren nun alleine, da Isane wieder einen Termin hatte und Nanao sich auch wieder an ihre Arbeit begeben hatte. Eigentlich hätte der Rothaarige in der Zeit zwischen Mittagspause und nächstem Patient ein wenig Papierkram erledigen wollen, fand es aber unhöflich, seine Chefin alleine zurückzulassen. „Durchaus. Er macht gute Fortschritte und benötigt nun auch keine Hilfsmittel mehr zum Gehen. Laut Facharzt ist eine vollständige Genesung zu erwarten, also wird er danach auch wieder Sport machen können“, erzählte er knapp den aktuellen Stand. „Das ist hervorragend, Renji. Wirklich gute Arbeit. Es ist nicht einfach, ein Kompartmentsyndrom zu behandeln. Daher habe ich mir regelmäßig die Akte und den Trainingsplan angeschaut. Im Protokollieren deiner Arbeit sehe ich zwar noch ein Entwicklungsfeld bei dir, aber in der Ausführung hast du mich mehr als positiv überrascht. Hast du gleich noch ein wenig Zeit?“, fragte sie mit dem ihr so eigenen, sanften Lächeln auf den Lippen. Renji schaute kurz auf die Uhr. „Ja, in 20 Minuten habe ich den nächsten Termin.“ „Sehr gut“, damit stand die Schwarzhaarige auf. „Dann komm doch bitte gleich in mein Behandlungszimmer und wir besprechen die Details über deine Festanstellung.“ Renji nickte zustimmend und versuchte sich das breite Grinsen zu verkneifen. „Sehr gerne. Ich räume nur gerade noch das Geschirr weg, wenn das in Ordnung ist“, mit Mühe schaffte er es, dass seine Stimme einigermaßen gleichmäßig klang und sich nicht vor Freunde überschlug. Mit einem Nicken verließ sie den Raum. Fröhlich pfeifend räumte Renji die Kiste wieder ein. Mit einem Mal war er froh darüber, dass Sayuri gesagt hatte, dass sie nicht spülen brauchten, auch wenn er das vor einigen Minuten noch fest vorgehabt hatte. Manchmal endet der Tag nicht genauso beschissen, wie er anfängt, dachte Renji mit einem breiten Grinsen und überlegte kurz, Byakuya seinerseits eine Notiz hineinzulegen. Doch er verwarf die Idee sofort wieder, denn vermutlich war das Risiko zu groß, dass es jemand Falsches in die Finger bekommen könnte. Kapitel 22: Strafzettel ----------------------- Ungläubig fuhr sich Renji durch die Haare und schüttelte den Kopf. "Das kann doch unmöglich ihr ernst sein?!", rief er fassungslos und wedelte mit einem Brief vor der Nase des dicklichen Mannes mittleren Alters herum. "Bitte mäßigen sie ihren Ton, Herr Abarai", sagte dieser ohne sonderliche Regung, schob sich lieber noch einen Reiskräcker in den Mund und kaute geräuschvoll. "Verzeihen sie mir, Herr Ōmaeda. Aber wie ich schon gesagt habe, das kann nicht stimmen", diesmal tippte er mit Nachdruck auf den Brief, der nun auf dem Tresen lag. "Ich sagte ihnen bereits, dass es auch so im System vermerkt ist. Freuen sie sich doch, da hat es wohl jemand gut mit ihnen gemeint", tat er das Ganze mit einem Schulterzucken ab. "Jemand... gutgemeint?", presste Renji zwischen den Zähnen hervor, das rechte Auge begann verräterisch zu zucken. Er holte tief Luft, spürte dann jedoch eine Hand auf seiner Schulter. „Hören sie, Herr Ōmaeda. Könnten sie uns wenigstens sagen, wer das war? Ich meine, es kann ja nicht einfach sein, dass jemand bei ihnen vorbeikommt und so etwas macht“, versuchte es Shūhei in einem freundlichen Ton. Doch schon wieder zuckte der Polizeibeamte, mit der eigenartigen Frisur, die Schultern. Renji schnaubte, während es nun an Shūhei war, fassungslos den Kopf zu schütteln. "Sie wollen mir also allen ernstes weismachen, dass hier irgendwer reinmarschiert ist und meinen gottverdammten Strafzettel bezahlt hat und es sie jetzt nicht interessiert, dass es niemand war, der zu meiner Familie gehört?", brauste er auf. "Bezahlt ist bezahlt. Freuen sie sich doch. Sie sehen mir nicht so aus, als könnten sie die Summe so einfach bezahlen", stellte er nüchtern fest. Nur Shūheis schneller Reaktion war zu verdanken, dass der Rothaarige sein Gegenüber nicht am Kragen packte und über den Tresen zerrte. „Bitte was? Ich habe echt die Schnauze voll. Sie wollen mir nicht sagen, wer das war, oder?“, er wollte noch hinzufügen, wie viel diese Verschwiegenheit den Unbekannten gekostet haben könnte, doch er sah Shūhei warnenden Blick und wusste, dass er nicht so einfach davon kommen würde, wenn er einen Polizisten der Korruption beschuldigte. Vor Wut schnaufend krallte er sich den Brief und stampfte, dicht gefolgt von seinem Mitbewohner, wieder nach draußen in die warme Herbstsonne. „Was soll diese Scheiße?“, keifte er draußen und wedelte wieder mit dem Brief hin und her. Leicht genervt fing Shūhei sein Handgelenk ab. „Ich weiß, aber vom herumschreien finden wir auch nicht heraus, wer unseren Strafzettel bezahlt hat“, ermahnte er. „Ich weiß, aber ich will mich jetzt nun verdammt noch mal aufregen! Wie kann es sein, dass irgend so ein verkackter Fremder zur Polizei gehen kann und Strafzettel von Fremden bezahlt? Wer ist denn bitteschön so gestört und kann Geld scheiß...“, Renji hielt ungläubig inne. Hinter der kühlen Fassade versteckte Byakuya seine gute Laune. Er war heute tatsächlich gut gelaunt. Heute morgen erst hat er mit Yoruichi geschrieben, die alles vorbereitete, um zur Not nach England auszuwandern. Was die Violetthaarige allerdings an England so toll fand, konnte er nicht nachempfinden. Allerdings hatte er auch nicht gefragt, immerhin war die Hauptsache, dass sie verschwand. Anders als Byakuya empfand sie offenbar nicht die unerschütterliche Verbundenheit zu ihrer Familie. Scheinbar war ihr ihre Familie sogar relativ egal. Wie sonst konnte man denn auch einfach abhauen, um sich einer Heirat zu entziehen. Oder sie ist einfach glücklich mit diesem Kesiku Usohara oder wie er auch hieß... Kurz schoss ihn eine Frage durch den Kopf: Würde er es auch für Renji tun? Sein Verstand sagte ihm, dass er doch gar nicht wusste, ob das überhaupt funktionieren wurde. Er ging sogar einen Schritt weiter und sagte, dass es doch eh zum Scheitern verurteilt war. Sein Herz hingegen... setzte nur einfach einen Schlag beim Gedanken an den Rothaarigen aus. Brauchte es da noch mehr Worte? Ein 'Pling' holte ihn aus seinen Gedanken und er schritt durch die sich öffnende Fahrstuhltür in die Praxis hinein. Nanao begrüßte ihn wie immer freundlich und informierte ihn, dass Renji bereits in seinem Behandlungszimmer auf ihn wartete. Heute war einer dieser Tage, an dem sie nicht eine von ihren 'Sondertrainingseinheiten' hatten. Er klopfte und schob danach die Tür auf, Renji stand mit verschränkten Armen und mit Rücken zu ihm vor der großen Fensterfront. Schnell schlürfte Byakuya in den Raum und schloss die Tür. Als ein festes und ernstes „Setz dich“ erklang, zuckte er fast unmerklich zusammen. Sein Herz sank. Was war nur passiert? Kaum hatte Byakuya auf der Behandlungsliege Platz genommen drehte sich der Rothaarige zu ihm um und wedelte mit einem Brief vor seiner Nase herum. „Glaubst du, ich bin blöd?“, fragte er dann aufgebracht aber gedämpft, damit seine Worte auch in diesem Raum blieben. Verwirrt blinzelte Byakuya und blickte von dem Brief zu Renji und wieder zurück, bevor er nach vorne Griff, um nach dem Papier zu angeln. Als er nur den Briefkopf sah, wusste er, was der andere von ihm wollte. „Wieso sollte ich so etwas glauben?“, fragte Byakuya, leichtes Entsetzen klang in seiner Stimme mit. „Ich war heute bei der Polizei und habe einen Affentanz veranstaltet, weil ich befürchtet habe, dass da ein Missverständnis vorliegt. Doch nachdem mich der Beamte da eiskalt und keksefressend abgewimmelt hat, ist mir klar geworden, dass du dahinter stecken musst! Glaubst du etwa, dass ich zu arm für sowas bin? Dass ich jemanden brauche, der mir meine Rechnungen bezahlt und aushält?“, zischte er mit glühenden Augen. Byakuya schluckte. Eigentlich hatte er es doch nur gut gemeint. Ein Hauch Verzweiflung keimte in ihm auf. „Renji, bitte! Ich habe es wirklich nur gut gemeint. Ich dachte...“, doch er verstummte. Was hatte er eigentlich dabei gedacht? „Ich höre“, Renji baute sich mit verschränkten Armen vor ihm auf und bedachte ihn mit einem zornigen Blick. „Ich weiß, dass du niemanden brauchst, der dir Geld hinterher wirft. Aber... weißt du, mir bedeutet Geld nichts. Wenn mir etwas kaputt gegangen ist, wurde es eben ersetzt. Ich weiß, dass es für dich viel Geld ist und du einfach besseres damit machen könntest. Und trotz deiner Rederei, dass dein Mitbewohner, Shūhei, richtig? Trotz deiner Behauptung, dass er dafür hätte aufkommen müssen, wissen wir doch beide, dass ein Schüler das nicht alleine stemmen kann. Also lass mich doch einfach helfen. Mir tut es nicht weh und du hast vielleicht eine Sorge weniger“, noch während die Worte einfach aus seinem Mund sprudelten, fragte er sich, wann er den Punkt erreicht hatte, dass er jegliche Kühle gegenüber den anderen verloren hatte. Doch der Gedanke an einen Streit mit Renji ließ ihm sein Herz schwer werden. Renji schnaubte und ließ sich mit immer noch verschränkten Armen auf den Boden fallen. Im Schneidersitz saß er nun da und Byakuya sah deutlich, dass sein Zorn langsam abebbte. „Du hättest aber was sagen können“, war nur noch die lahme Anschuldigung des Therapeuten zu hören. „Ich weiß, aber du hättest es abgelehnt“, gab der Schwarzhaarige zu und blickte ihm dabei fest in die Augen. „Ja, das hätte ich. Aus einem guten Grund. Ich brauche keine Almosen“, stellte der Rothaarige mit angekratztem Stolz klar. Langsam rutschte Byakuya von der Liege und kniete sich vor Renji, dabei brach er den Blickkontakt zu keinem Zeitpunkt ab. „Ich weiß das. Jeder, der das nicht innerhalb von 5 Minuten erkennt, ist ein Dummkopf. Aber wenn du es so nicht akzeptieren willst... Dann lade doch deine Mitbewohner für das Geld zum Essen oder so ein. Verbringt gemeinsam einen schönen, gemütlichen Abend. Geht ins Kino oder was auch immer“, schlug der Schwarzhaarige vor und erhielt ein Schnauben als Antwort. „Mit Yachiru braucht man momentan in kein Restaurant“, seufzte der Therapeut kurz danach. Dann gab er sich einen Ruck und schenkte Byakuya kein kleines, schiefes Lächeln. „Also schön. Aber nur unter einer Bedingung.“ „Welche?“, fragte Byakuya zaghaft. „Du musst erst zusagen. Vorher verliere ich keinen Ton darüber. Und wenn du dich weigerst, gebe ich das Geld Ulquiorra und dann kannst du dir die nächsten Male Bezahlen abschminken“, spielerisch mahnend hob Renji bei den Worten den Zeigefinger und fuchtelte damit vor Byakuyas Nase herum. Dieser spielte kurz mit dem Gedanken, den Rothaarigen zurechtzuweisen, verwarf es aber gleich wieder. Nicht nur, dass er derjenige war, der im Prinzip die 'Dummheit' begangen hatte, er wollte auch einfach nicht in das alte Muster des Byakuya Kuchiki in der Öffentlichkeit fallen. Nicht Renji gegenüber. Geschlagen ließ er kurz den Kopf hängen. „Ich nehme mir jedoch heraus, nachträglich ein Veto einlegen zu können, wenn es mir in irgendeiner Art und Weise als unangemessen erscheint“, stellte Byakuya klar. „Hey, was ist das denn dann für eine Abmachung?“, echauffierte sich Renji und schmollte leicht. Byakuya konnte nur mit Mühe ein Kichern unterdrücken, sah doch Renji mit Schmollmund einfach nur... Wie konnte jemand gleichzeitig so lächerlich und wundervoll aussehen? Der Schwarzhaarige seufzte. „Ich verspreche dir, von meinem Veto nur im Notfall zu Gebrauch zu machen.“ „Also schön, wenn der Herr auf sein 'Veto' besteht“, theatralisch rollte der Therapeut mit den Augen. „Ich werde das Geld für ein tolles Abendessen bei mir zu Hause verwenden. Shūhei wird was Leckeres kochen, wobei fast alle helfen und wir werden es uns so richtig gut gehen lassen“, schmückte Renji die Pläne mit einem kleinen Lächeln aus. Dann blickte er Byakuya fest in die Augen, sein Grinsen wurde schon fast triumphal. „Aber du wirst auch da sein.“ Kapitel 23: Crashkurs Tee ------------------------- Polternd öffnete Renji die Haustür, immerhin hatte er nur eine Hand frei und die Tür war gerade im Sommer, wenn die Sonne tagsüber darauf schien, ein wenig störrisch. Dafür war es im Inneren angenehmen kühl, da die Bewohner schnell gelernt hatten, wann welche Fenster abgedunkelt werden müssen, damit die Wohnung nicht zur Sauna wurde. Er schlüpfte aus den Schuhen und schob sie mit einem Fuß etwas tollpatschig aus dem Weg, während er mit dem anderen Bein leicht schwankend das Gleichgewicht versuchte zu halten. Sein Gesichtsausdruck war konzentriert und die Zungenspitze war im Mundwinkel zu sehen. Eben aus diesem Grund zuckte er zusammen und hätte beinahe die Kiste im hohen Bogen durch den Flur geworfen, als Izuru ihn mit einem fragenden "Renji?" aus den Gedanken holte. "N'abend", rief er dem Blonden grinsend entgegen, nahm den Karton wieder ordentlich unter den Arm und ging dann in die Küche, wo alle Mitbewohner schon auf das Abendessen warteten. Mit einer Ausnahme. "Wo ist Tōshirō?", fragte der Rothaarige. „Er hat heute noch ein Fußballtraining, da am Wochenende wieder ein Turnier ist“, erklärte Shūhei, während dieser in der Pfanne mit gefüllten Shiitake-Pilzen am hantieren war. Kurz meinte Renji, ein kleines Lächeln auf Momos Gesicht zu sehen, schob es allerdings als Einbildung zur Seite. „Rukia? Solltest du nicht langsam deine Prüfungsergebnisse haben?“, die Ungeduld in Renjis Worten schwang deutlich mit. Er vermutete mittlerweile sogar, dass er bei diesem Thema nervöser war, als der Prüfling selbst. „Montag frühestens, immer noch“, lachte Rukia und rollte dabei theatralisch die Augen. „Ren-chan, was hast du mitgebracht?“, wollte Yachiru wissen, hibbelte dabei so aufgeregt auf ihrem Stuhl herum, dass offensichtlich nicht nur der Angesprochene Panik hatte, dass sie jeden Moment einen Abflug von ebendiesem unternahm, da Momo sofort mit beiden Händen in Lauerstellung war, um gegebenenfalls einen Fall abzufangen. „Ach... ja. Ähm... Na ja. Also das ist ein Wasserkocher“, sagte er und stellte den Karton auf dem Esstisch ab und rieb sich etwas unbehaglich den Nacken, als 5 Augenpaare ihn kritisch musterten. „Yay, ein... Wasserkocher?“, Rukia fand als Erstes die Sprache wieder. „Unserer ist doch noch kein Jahr alt. Wofür brauchen wir einen Neuen?“, fragte sie irritiert. Izuru nahm den Karton genauer ins Auge. „Der hat eine Temperatureinstellung. Das ist für die Zubereitung von Tee super“, erklärte Renji mit wesentlich weniger Enthusiasmus, als er selbst noch beim Kauf des Gerätes verspürt hatte. „Temperatur beim Teekochen?“, fragte die Rosahaarige nach und legte den Kopf schief. Sie war die Einzige in dem Haushalt, die noch regelmäßig Tee trank bzw. trinken musste. Der Rest machte sich nur gelegentlich oder bei Krankheit eine Tasse. „Ja, weißt du, Yachiru, grünen Tee sollte man zum Beispiel gar nicht mit kochendem Wasser übergießen“, erklärte ihr Momo geduldig und fuhr dann an Renji gewandt fort. „Aber dafür kann man ja auch den Wasserkocher nach dem Aufkochen 10 Minuten stehen lassen. Dann hat das Wasser auch ungefähr 80 Grad.“ „Ja, aber so ist doch viel einfacher“, rechtfertigte sich dieser etwas verlegen, sodass Rukia sofort ein Licht aufging. „Ach, jetzt verstehe ich! Du willst endlich vom Kaffeekonsum runter! Das finde ich sehr löblich von dir, Renji. Mir wird schon schlecht dabei, wenn ich sehe, wie viel Zucker du da reinkippst“, dabei zwinkerte sie dem Rothaarigen verstohlen zu. Es dauerte einen Augenblick, bis Renji es verstand, nickte dann aber heftig. „Ja, nicht gut für den Körper und so...“, murmelte er unter dem Lachen der Anwesenden, war doch Renjis Eigenart, Kaffee zu trinken ständiger Aufhänger für diverse Witze. „Wenn ich noch ein paar Minuten habe, ziehe ich mich kurz um“, wandte sich Renji an Shūhei, der nur nickte. Also lief Renji schnell die Treppe hinauf, holte eine schwarze Jogginghose und ein beiges T-Shirt aus dem Kleiderschrank und warf seine Arbeitskleidung in den Wäschekorb. Als er gerade die Hose angezogen hatte, klopfte es leise an die Tür. „Ja?“, fragte Renji und griff nach dem T-Shirt, um es über den Kopf zu ziehen. Erst schob sich ein schwarzer Schopf durch die Tür, dann folgte ein schmaler Körper. „Er kommt, nicht wahr?“, fragte Rukia unvermittelt, sodass Renji sofort die Röte in die Wangen stieg. „Ist... das so offensichtlich?“, fragte er etwas verblüfft. Die Schwarzhaarige nickte. „Du hattest erzählt, dass er gerne Tee trinkt. Und du bist da, offen gestanden, ein Kulturbanause drin“, grinste Rukia ihn an. Ein „Hmpf“, war alles, was Renji darauf antworten konnte und verschränkte dabei die Arme und plusterte spielerisch die Wangen auf. „Hey! Jetzt komm mir nicht so, du Riesenbaby!“, zeterte sie lachend und legte die Hände auf Renjis Wangen, um die Luft hinauszulassen. Doch schlagartig wurde sie wieder ernst. „Wann?“ „Am Wochenende. Zum Essen“, er blickte Rukia dabei in die Augen. „Ich schulde ihm was und ich hätte euch gerne alle dabei.“ Da seine Mitbewohnerin bekanntlich nicht auf den Kopf gefallen war, hatte sie keine Schwierigkeiten, die richtigen Schlüsse zu ziehen. „Er hat den Strafzettel bezahlt, nicht? Shūhei hat von der Sache erzählt.“ „Manchmal machst du mir Angst“, lachte Renji und schob die Schwarzhaarige vor sich aus dem Zimmer. Danach folgte er ihr in die Küche und sie nahmen an dem bereits gedeckten Tisch Platz. Nachdem sie sich allen guten Appetit gewünscht hatten, haute Rukia und er direkt rein. Eine Angewohnheit, die sie auch nach einer Weile außerhalb des Waisenhauses nicht ablegen konnten. Immerhin musste damals die Langsameren immer hoffen, dass die Schnellen etwas übrig ließen. Und Renji und Rukia waren immer mit Abstand die schnellsten gewesen. Doch wenn es von ihnen verlangt wurde, konnten sie mittlerweile alle mit guten Tischmanieren glänzen. Außer Yachiru vielleicht, dachte Renji seufzend, als er sah, wie sie sich einen der gebratenen und gefüllten Pilze mit den Fingern in den Mund schob und mit offenen Mund, da der Pilz viel zu groß war, darauf versuchte rumzukauen. „Um den Blick mal von der toten Kuh zu zerren, die sich gerade in Yachirus Futterluke rumwälzt...“, räusperte sich Renji. „Wir bekommen am Samstagabend Besuch zum Essen. Ich erwarte, dass ihr euch alle benehmt“, dabei blickte er durch die Reihe der Anwesenden. Dann begann er den Hintergrund zu erklären und Aufgaben zu verteilen. Verzweifelt stand Renji vor dem Teeregal und kratzte sich den Kopf. Es war von Vorteil, dass in einem Geschäft ganz in der Nähe seiner Arbeitsstelle eine gut sortierte Teeabteilung gab. Neben allerlei Beuteltees gab es auch lose Tees und das dazu nötige Zubehör. Teeklammern und Filter hatte er bereits gefunden und die passenden in seinen Korb gelegt, aber bei der Auswahl des Tees hatte er Probleme. Hier zeigte sich dann der große Nachteil zu einem Fachhandel: Weit und breit war kein Verkäufer zu sehen. Somit war Renji wohl oder übel mit der Auswahl alleine, nahm hier und da eine Packung aus dem Regal und las aufmerksam die Beschreibungen durch. Er war kurz davor, zu resignieren und doch zu dem Teeladen in der Stadt zu fahren, als er eine bekannte Stimme hinter sich hörte. „Ich hatte dich nicht als Teeliebhaber eingeschätzt, Renji.“ Der Angesprochene drehte sich herum und blickte in das lächelnde Gesicht von Retsu Unohana. „Ähm... um ehrlich zu sein, bekomme ich Besuch. Und ich habe keine Ahnung, was er für einen grünen Tee trinkt“, gab er ein wenig verlegen zu. „So ein Glück, dass du mich hier getroffen hat“, lachte seine Chefin leise und nahm ihm den Tee aus der Hand und beäugte ihn kritisch. „Trinkt dein Besuch viel Tee?“, fragte sie worauf Renji nickte. „Ich habe den Eindruck, dass sie sehr viel über Tee weiß“, Renji blieb absichtlich vage in seiner Formulierung. „Ah, Damenbesuch?“, fragte sie mit hochgezogener Augenbraue. Renji wollte gerade ansetzen, dass er mit 'sie' eigentlich 'die Person' meinte, als sein Gegenüber weitersprach. „Ich hatte bisher eher das Gefühl, dass dir dieser hübsche schwarzhaarige junge Mann ins Auge gefallen ist“, gab sie unverblümt mit einem Augenzwinkern zu. Renji fiel alles aus dem Gesicht, gleichzeitig stieg ihm allerdings auch die Röte in die Wangen. „Also doch!“, lächelte sie triumphierend und wandte sich dann sofort zum Teeregal um. „Gut, du möchtest also den jungen Kuchiki mit deiner Teeauswahl zu Hause beeindrucken, ja? Dann lass mich mal sehen...?“, schnell durchkämmte sie die Regale und stand dann mit ein paar Packungen vor ihm. „So, Renji. Hör gut zu“, Retsu hatte den Ton eines Lehrers angenommen, worauf sich der Rothaarige ein Grinsen verkneifen musste. Schlussendlich verließ Renji mit 4 verschiedenen grünen Tees den Laden. Einer davon versetzt mit Kirschblüten, den musste Renji einfach mitnehmen. Kopfschüttelnd lief er mit der Tüte zum Auto und war einerseits froh, dass seine Chefin ihm geholfen hatte, doch andererseits war er entsetzt darüber, dass ihn offensichtlich jeder in der Praxis durchschaut hatte und dass er gerade mehr Geld ausgegeben hat, als sonst für Tee über das ganze Jahr verteilt. Und da wundere ich mich, dass den Leuten auffällt, wie ich Byakuya hinterher sabbere? Kapitel 24: Vorbereitungen -------------------------- Izuru hob eine Augenbraue. "Du möchtest Shūhei tatsächlich vollkommen freie Hand beim Kochen lassen? Du hast doch gesehen, was dabei rauskommt“, ein leichtes, schelmische Lächeln legte sich auf das, sonst so schüchtern wirkende, Gesicht des Blonden. „Das habe ich sogar noch sehr gut in Erinnerung“, lachte Renji und stellte sein Glas wieder auf dem Couchtisch ab. „Aber ich muss ja nicht aufräumen“, der Rothaarige grinste breit und fies, worauf Izuru nur noch seufzte. „Ich habe ihn dennoch gebeten, keine größeren Experimente zu starten. Das kann er machen, wenn er nur uns als Versuchskaninchen hat, aber nicht, wenn Gäste kommen“, erklärte Renji dann weiter, um sein Gegenüber, der gerade lustlos durch die Fernsehkanäle zappte, zu beruhigen. „Aber sag mal, hat Tōshirō mal mit dir gesprochen?", hakte der Therapeut neugierig nach, worauf Izuru in der Bewegung inne hielt und ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen anschaute. "Inwiefern? Mehr als die paar grummeligen Wortfetzen wie üblich?", fragte der Blonde. "Genau das. Ich vermute so langsam, dass der ganze Trainings- und Nachhilfekram nur Ausreden sind, um sich mit jemandem zu treffen. Na ja, um ehrlich zu sein, vermute ich es nicht nur. Manchmal verstrickt er sich in Widersprüche oder wird Rot wie eine Tomate. Ist zwar irgendwie goldig, aber ich hatte mir erhofft, dass er zumindest mit irgendwem darüber spricht. Vielleicht mit Momo?" Izuru nickte zustimmend. "Wenn sicher mit Momo, ja", fügte er noch hinzu. "Aber ehrlich gesagt, bin ich jetzt eher neugierig, was es mit deiner neuen Flamme auf sich hat." Renji verschluckte sich an dem Wasser, was er getrunken hatte. Geräuschvoll stellte er das Glas wieder auf dem Tisch ab und hustete erst einmal eine Weile, während der Blonde ihn amüsiert musterte. "Um ehrlich zu sein, brennt da noch nicht viel. Um es mit deinen Worten zu sagen", brachte er zwischen zwei Hustern hervor. "Echt? Dabei lässt du wirklich nichts anbrennen, wenn wir schon bei dieser Metapher...“, der Rest des Satzes wurde von einem Kissen erstickt, welches Izuru direkt ins Gesicht traf. Lachend schob er sich das Kissen in den Rücken. „Jetzt aber mal ehrlich, wer ist es?“ „Sein Name ist Byakuya Kuchiki“, begann Renji und konnte sofort im Gesicht des Blonden ablesen, dass ihm der Name bekannt war. „Und den willst du hier einfach so einladen?“, fragte Izuru und deutete dabei auf das zusammengewürfelte Mobiliar im Wohnzimmer. „Warum nicht?“, fragte Renji verständnislos. „Klar, es ist nicht luxuriös, aber es ist doch auch wohnlich und schön.“ „Ja, für uns, Renji. Aber er ist was ganz anderes gewohnt. Wir tauschen auf jeden Fall die Zimmer für den Tag. Du lebst in dem Raum, der als Haushaltsraum vorgesehen war, nur damit Shūhei und ich uns kein Zimmer teilen mussten.“ „Langsam, Izuru. Langsam! Erst einmal bin ich mir sicher, dass Byakuya damit irgendwie klar kommt“, dabei gestikulierte er auf die Einrichtung. „Und zum anderen habe ich nicht vor, ihn mit in mein Zimmer zu nehmen. So weit sind wir noch nicht. Außerdem mag ich mein Zimmerchen“, fügte er noch leicht schmollend hinzu und verschränkte die Arme. Izuru lachte. „Ja, Zimmerchen ist für die knappen 8 qm das passende Wort. Hätte dein Kleiderschrank keine Schiebetüren, würdest du ihn gar nicht aufkriegen, weil du ja dieses große Doppelbett wolltest“, meinte er mit einem Schmunzeln. „Hey, ich bin ein großer Kerl, ich brauche Platz im Bett. Und außerdem sind genau dafür Kleiderschränke mit Schiebetüren da!“ Aus der Küche duftete es schon köstlich. Schon alleine daran konnte Renji erkennen, dass sich der Koch des Hauses wieder einmal selbst übertroffen hatte. Schon zum zweiten Mal an diesem frühen Abend stand Renji vor der kleinen Spiegelfront seines Kleiderschranks und beäugte kritisch sein Spiegelbild. Er hatte sich für eine mittelbraune Hose und ein schwarzes T-Shirt mit einem hellgrauen Aufdruck auf der Brust entschieden. Auch den anderen hatte er gesagt, sie sollen sich ganz normal kleiden. Was ihm nun allerdings Sorgen machte, war, wie er seine Haare tragen sollte. Zuerst hatte er sich für offen entschieden, dann hatte er sie zusammengebunden. Nun hatte er sie wieder geöffnet und spielte gedankenverloren mit seinem Bandana. „Was stehst du da vor dem Spiegel und starrst Löcher hinein?“, fragte Rukia lachend. „Ich hätte nochmal zum Friseur gehen sollen. Eva hätte da schon was draus gemacht“, seufzte Renji und strich sich die langen Haare aus dem Gesicht. Die Schwarzhaarige nickte grinsend, wusste sie doch, dass Renji nur eben diese genannte Person an seine Haare ließ. „Hat er dich so schon mal gesehen?“, fragte sie, doch ihr Gegenüber schüttelte nur den Kopf. „Dann lass sie offen. Das wird ihm bestimmt gefallen. Und jetzt geh Shūhei fragen, ob er noch Hilfe beim Kochen braucht oder Izuru beim Tischdecken. Setz dich zur Not vor den Fernseher oder spiel mit Yachiru Puppen. Aber wenn du dich nicht ablenkst, tickst du gleich noch völlig aus. Du bist ja jetzt schon nervös und er kommt erst in einer knappen Stunde!“, lachte Rukia. „Was? Erst?“, schnaubte Renji und schaute auf die Uhr, danach blickte er zu Rukia. „20 Minuten noch, Rukia. Ich hatte halb 6 gesagt. Sag mir bloß nicht, dass wir im Zeitplan zurückliegen und sich alle für 6 vorbereiten?“, hektisch rannte Renji an Rukia vorbei, die Treppe hinunter und in die Küche. Dort blieb er wie angewurzelt stehen, als er sah, was sich in der Küche abspielte. Der Küchentisch war ausgezogen, eine nagelneue Tischdecke lag darauf. In der Mitte eine große Schale auf einem kleinen Gasbrenner, drum herum die unterschiedlichsten Köstlichkeiten, von Fleisch bis Gemüse, es war alles da. „Du bist verrückt. Du hast nicht allen ernstes Hot Pot zubereitet!“ Der Violetthaarige zog eine abschätzende Grimasse. „Wonach sieht das hier denn aus? Du hast gesagt, er mag es gerne scharf“, ein kleines, anzügliches Grinsen stahl sich auf sein Gesicht, während er die Arme vor der Brust verschränkte. „Aber keine Sorge, allzu scharf hab ich es nicht gemacht. Ich möchte ja nicht, dass er dich gleich ins Krankenhaus bringen muss. Übrigens muss ich nach dem Essen arbeiten. Kensei hat angerufen, dass eine Kellnerin krank geworden ist und er hat mir einen netten Bonus für meine Flexibilität angeboten. Ich bräuchte dann nur dein Auto“, den letzten Satz sprach er langsam und vorsichtig aus, während sich Renjis Gesicht ein wenig verfinsterte. „Zum Nachtisch gibt es aber Taiyaki!“, fügte Shūhei schnell hinzu. Der Rothaarige drehte sich herum und schüttelte nur mit dem Kopf. Warum musste seine Schwächen nur so offensichtlich sein? „Schlüssel liegt im Korb. Aber wehe...!“, er ließ die Drohung offen. Er war sich sicher, dass die Grimmjows Rechnung vom letzten Mal Warnung genug war. Allerdings sagte er Shūhei nicht, dass sowohl ein üppig Abendessen als ein Kasten Bier in dem Betrag mit drinsteckten. Immerhin war sein Freund so nett gewesen und hatte nur ein Bruchteil seines normalen Stundenlohns in Rechnung gestellt. Er wollte sich gerade mit einem Glas Wasser auf der Couch gemütlich machen, als es an der Tür klingelte. Sein Herz machte einen Aussetzer, um dann im doppeltem Tempo weiterzuschlagen. Er hastete zur Tür, griff mit einer leicht zittrigen Hand nach der Türklinke und setzte sein breitestes Lächeln auf, während er die Tür aufzog. Doch sofort sackten seine Gesichtszüge zusammen. „Du bist spät, Tōshirō. Und deinen Schlüssel hast du offensichtlich auch vergessen", stellte er mit mahnender Stimme fest. "Ja ja, das weiß ich auch", grummelte dieser, während er sich an dem Größeren vorbeischob. "Ich gehe direkt in die Dusche und ziehe mich um", damit war der Weißhaarige auch schon verschwunden. Mit der Tür in der Hand blickte er ihm noch einen Augenblick hinterher, seufzend schob er die Hand wieder nach vorne, um die Tür zu schließen. "Willst du wirklich deinem Gast die Tür vor der Nase zu machen?", fragte eine wohlklingende Stimme und ließ Renji mit einem erschrockenen Laut zusammenfahren. Sofort schoß ihm die Röte ins Gesicht. "I-ich hab dich gar nicht kommen hören. Tut mir leid", stammelte er etwas verlegen und rieb sich den Nacken, bevor er einen Schritt zurückging und den anderen reinbat. Byakuya hatte eine schwarze Hose und ein blaugraues Hemd an. Es verblüffte Renji immer wieder, wie er es schaffte, in den einfachsten Kleidungsstücken so überragend auszusehen. Doch was Renji irritierte, war die Sporttasche, die er bei sich trug. Graue Augen folgten dem Blick. "Ich brauchte einen Grund, warum ich weg bin. Mein Dojo ist in der Nähe und ich habe das als Vorwand genommen", erklärte der Schwarzhaarige leicht unbehaglich, während er sah, wie Renji die Arme vor der Brust verschränkte und eine Augenbraue hochschob. "Haben sie das auch mit ihrem Therapeuten abgesprochen, Herr Kuchiki?", fragte er mit gespielter Ermahnung in der Stimme, worauf sich der Angesprochene sein kleines Schmunzeln nicht verkneifen konnte. "Du kannst sie da abstellen", Renji deutete auf einen Platz neben dem Schuhschrank, wo bereits eine rote Sporttasche stand. "Dann stelle ich dir mal die Meute vor, aber sag nicht, ich hätte dich nicht vorher gewarnt", scherzte er. "Stimmt, dass kann ich wirklich nicht. Allerdings warst du derjenige, der mich zu diesem Essen schon fast gezwungen hatte", entgegnete Byakuya amüsiert, dann schob ihn Renji auch schon vor sich her in die Küche. Kapitel 25: Abendessen mit Folgen --------------------------------- Byakuya fühlte sich mit so vielen Leuten um den etwas kleinen Küchentisch etwas deplatziert. Der Trubel und das Stimmengewirr irritierten ihn etwas. Doch auf der anderen Seite fand er es erfrischend und vor allem war die Heiterkeit ansteckend. Sie lachten, zankten sich um Stücke im Hot Pot und sprachen über alles, was sie gerade interessierte. Und auch, wenn es bei ein paar der Mitbewohner den Anschein gemacht hatte, dass sie ihn erkannten, nahmen sie ihn direkt in ihrer Runde auf. Nur das Bedanken von Shūhei war ein wenig unangenehm, steif und förmlich gewesen. Faszinierend fand er die kleine Yachiru. Sie schien ein unerschütterlicher Sonnenschein zu sein. Selbst das sie nicht selbst beim Hot Pot mitmachen durfte, da der Topf ja auf einer offenen Flamme stand, war nur kurz ein Thema. Seitdem beschäftigte sie Momo, die neben ihr saß, indem sie gefühlt das Doppelte von dem verschlang, was alle anderen Anwesenden aßen. Das Essen schmeckte allerdings nicht nur Yachiru gut. Er war von dieser milderen Version überrascht und war sich sicher, dass Shūhei einige Gedanken darin investiert hatte, das Gericht sowohl genießbar für Renji, als auch scharf genug für ihn zu machen. Mehr als nur einmal kam ihm die Frage in den Sinn, warum sich Menschen, die ihn offensichtlich kaum kannten, sich soviel Mühe für ihn machten. Aber was am meisten seine Aufmerksamkeit auf sich zog, waren Renjis Haare. Er war schon von ihnen gefesselt, wenn sie in dem üblichen Pferdeschwanz gebunden waren, aber offen waren sie wie der Mann selbst. Prachtvoll, eine wahre Naturgewalt. Byakuya hatte sich vom ersten Moment zusammennehmen müssen, um nicht mit offenem Mund zu starren. Seitdem hatte er Schwierigkeiten, seine Gedanken davon loszureißen. Er nippte an seinem Tee, um sich wieder auf das Geschehen zu konzentrieren. Auch hier musste er wieder gestehen, dass er echt gut war. Noch ein Punkt, den er an diesem Abend nicht so erwartet hätte. Generell kam er aus dem Staunen nicht mehr heraus. Alles war so anders, als er erwartet hatte. Er hatte sie sich laut und etwas unzivilisiert vorgestellt, hatte mit handfester Hausmannskost gerechnet. Irgendeinem Curry mit Reis oder einem Donburi. Das alles hier übertraf seine Vorstellung um Einiges und machte es zu einem richtig schönen Abend. Noch auf dem Hinweg hatte er ein paar Bedenken gehabt, nun war er einfach nur froh, zugesagt zu haben. Als auch Yachiru endlich satt war, erntete Shūhei kollektives Stöhnen, als er verkündete, es würde noch Nachtisch geben. Nur Renji saß neben ihm, mit glänzenden Augen und nickte enthusiastisch. Byakuya hob eine Augenbraue. "Du machst Taiyaki?", fragte er ins Blaue hinein und wurde erstaunt angeschaut. Ein wenig verlegen setzte er sich zurück. "Renji sah gerade eben so aus, als würde er jeden Moment sabbern", sagte er leise. Kurz hätte man eine Stecknadel fallen hören können, doch dann brachen alle in Gelächter aus. Es folgten noch ein paar Sticheleien gegen Renji bevor sich Rukia räusperte und sofort alle Aufmerksamkeit auf sich zog. Schüchtern blickte sie auf die Hände in ihrem Schoß. "Mir ist es auch ein wenig unangenehm, den Abend für diese Nachricht zu verwenden, aber ich habe meine Prüfungsergebnisse...", sie wurde unterbrochen von einem Rothaarigen, der aufsprang und sie in einen relativ leichten Schwitzkasten nahm. "Ich wusste es! Ich wusste es! Warum sagst du nichts? Ich sterben hier vor Anspannung und du lässt mich zappeln!" "Ich wollte es sagen, wenn alle da sind", verteidigte sich die Schwarzhaarige atemlos. "Na gut, Glück gehabt", schmollend und mit verschränkten Armen setzte sich Renji wieder auf seinen Stuhl. Byakuya musste kämpfen, nicht loszulachen, da die Szene einfach nur seltsam und lustig zugleich gewesen war. "Ich habe mit 96 Punkten bestanden, was gleichzeitig bedeutet, dass ich die Voraussetzungen für die Aufnahme für die Schule der Physiotherapeuten sogar übertroffen habe. Ich habe somit schon die mündliche Zusage", erklärte sie mit strahlenden Augen in den aufkommenden Jubel und Glückwünschen hinein. "Jetzt muss ich nur noch das Finanzielle klären", seufzte sie. "Ach das", Renji lehnte sich zurück und streckte die langen Beine lässig unter dem Tisch aus. Dann stützte er einen Arm auf der Rückenlehne ab und grinste dieses unglaublich breite und strahlenden Grinsen, welches Byakuyas Herz immer einen Schlag aussetzen ließ. "Ich wurde in eine Festanstellung übernommen." Überrascht zog Byakuya die Luft ein und starrte den Rothaarigen mit geweiteten Augen an. Rukia hingegen sprang auf, knuffte ihn ordentlich auf den Arm, bevor sie ihm um den Hals fiel. Nach kollektiven Glückwünschen scheuchte Shūhei sie jedoch aus der Küche, da er in Ruhe den Nachtisch zubereiten wollte. Doch da Taiyaki keine allzu lange Zubereitungszeit benötigte, wenn man die richtige Ausrüstung dafür hatte, saßen sie schon bald mit ihren Süßspeisen im Wohnzimmer und redeten wieder. Auch hier wurde Byakuya wieder überrascht, hatte der Violetthaarige sich doch tatsächlich, neben der üblichen roten Bohnenpaste, auch an einer Vanille-Chili-Füllung probiert, die ihm überraschend gut schmeckte. Kurz danach verabschiedete sich Shūhei auch schon zur Arbeit, doch nicht ohne noch einmal von Byakuya aufrichtig für seine Kochkünste gelobt zu werden Sie erzählten im Kollektiv über eine missratene Zauberkunstvorführung von Renji im Waisenhaus, bei dem er sich beinahe mit einer Kordel stranguliert hätte, wäre der Leiter Ukitake nicht eingeschritten. Während einigen Lachtränen in den Augen standen, hätte Byakuya tatsächlich bei der ein oder anderen sehr lebhaft und bildlichen Ausschmückung etwas lachen müssen. Die Stimmung war heiter und ausgelassen und der Schwarzhaarige genoss die Wärme, die von Renji an seiner Seite ausgestrahlt wurde. Doch das plötzliche Geräusch der Türklingel ließ sie überrascht zusammenzucken. „Ich gehe“, erklärte Renji murrend, stand auf und war kurz darauf im Flur verschwunden. „Wo ist dieser weißhaarige Zwerg?“, tönte es sofort ungehalten vom Flur. „Hey, immer mit der Ruhe“, das war eindeutig Renjis Stimme. „Der Kerl soll die Finger von meiner Schwester lassen!“, rief die unbekannte Stimme aufgebracht und man hörte ein leichtes Poltern. Byakuya blickte kurz auf Tōshirō der hochrot angelaufen war und auf den Boden starrte. "So wie ich ihn kenne, wird er nichts getan haben, was deine Schwester nicht auch wollte. Also beruhige dich, vorher lasse ich dich eh nicht rein", verkündete Renji mit fester Stimme. Dann ertönte erneut Poltern und das metallische Klirren von Metall. Offensichtlich war der Beistelltisch mit dem Korb, in dem die Bewohner ihre Schlüssel aufbewahrten, zu Boden gefallen. Verwirrt zog Byakuya die Augenbrauen zusammen und stand auf, um nach dem Rechten zu schauen. Er blickte um die Ecke und sah, wie ein junger Mann, Byakuya schätze ihn auf 19 bis 20 Jahre, mit eigenartig orangenen Haaren, Renji gerade am Kragen gepackt hatte und ankeifte, er solle endlich zur Seite treten. Renji hingegen kämpfte offensichtlich mit seiner Beherrschung, doch er nahm nur die Hand, die ihm am Kragen seines Shirts festhielt und schob die nach hinten, wohl in der Hoffnung, dass der Junge seinen Griff lösen würde. Doch daran schien der andere nicht zu denken und so zog er den Rothaarigen mit sich, als er das Gleichgewicht auf der Treppe verlor und nach hinten kippte. Man hörte sie keuchen und ein paar unterdrückte Schmerzenslaute, bis die Tür geräuschvoll zuknallte. "Oh Gott!", rief Rukia neben ihn und ließ Byakuya aus seiner Schreckstarre aufwachen, er lief ihr hinterher zur Tür und als sie diese öffnete, blickte er über die hinweg auf ein Gewirr von Gliedmaßen von zwei bewusstlosen Personen und roten Haaren. Byakuya schluckte schwer, als er sich an Rukia vorbeiquetschte und die 5 Stufen aus Stein zum Gehweg hinunterlief und kniete sich neben Renji, der mit dem Gesicht auf dem Boden lag. Aus den Augenwinkel sah er, wie sich Rukia zu dem Jungen begab, der sich aber schon wieder zu rühren begann. Er bemerkte eine Platzwunde auf der Stirn des Orangehaarigen, die ordentlich blutete, während er Renji behutsam umdrehte. "Aua", murmelte dieser leise und schaute den Schwarzhaarigen aus noch leicht benebelten Augen an. Trotz der stark blutenden Nase, fiel Byakuya sofort ein Stein vom Herzen. "Kannst du aufstehen?", fragte er besorgt und inspizierte kurz die Nase genauer. Auf das Nicken des Rothaarigen hin, half ihm Byakuya hoch. Schwankend stand er nun neben ihm, besorgt schob Byakuya ihm eine Strähne aus dem Gesicht. "Wir bringen dich wohl besser rein. Kommst du klar, Rukia?", wandte er sich zu der anderen, doch der Junge war bereits wieder auf den Beinen, aber auch noch ziemlich mitgenommen. Izuru war zu ihr gestoßen und half ihr, den ungebetenen Gast ins Haus zu befördern. Vorsichtshalber hatte Byakuya Renji ins Wohnzimmer verfrachtet. Von Yachiru und Tōshirō war keine Spur zu sehen, Momo hingegen brachte ihm gerade feuchte und trockene Tücher, die der Schwarzhaarige dankbar annahm. „Ich habe die beiden hoch geschickt, wir wollen ja nicht, dass gleich die nächste Katastrophe passiert“, erklärte Momo ihm und eilte dann in die Küche. Doch die Worte schienen Renji wieder in die Gegenwart zurückzuholen. „Dieser Mistkerl“, schnaubte Renji, stand auf und hielt sich mit einer Hand das Tuch vor die Nase, während er mit wackeligen Beinen in die Küche ging. Byakuya hechtete ihm nach einer Sekunde hinterher. „Was soll der Scheiß?“, hörte er noch im Laufen, ebenso das Geräusch von zurückgeschobenen Stuhlbeinen. Kurz darauf konnte Byakuya die beiden sehen, wie sie sich gegenüberstanden und giftige Blicke zuwarfen. “Ichigo“, mahnte Rukia, stand blitzschnell auf, um den Orangehaarigen zurück auf den Stuhl zu drücken. „Moment?! Ihr kennt euch?“, Renji fiel alles aus dem Gesicht, während Rukia leichte Röte ins Gesicht stieg. Byakuya hatte sich als erstes von dem Schock erholt, riss Izuru, der gerade zwei Kühlpads aus dem Gefrierfach geholt hatte, ein Pad aus der Hand und schob dann den Therapeuten entschlossen aus der Küche. „Ich bringe ihn besser auf sein Zimmer“, rief er dabei über die Schulter. Im Vorbeigehen schnappte er sich mit einer Hand die Tücher, die Momo gebracht hatte und dirigierte bestimmt Renji die Treppe hoch. „Welches ist deins?“, fragte er im Gehen. „Direkt links. Aber, da gibt es ein Problem...“, sagte Renji zerknirscht. „Ach, wenn du nicht aufgeräumt hast, wird das wohl halb zu schlimm sein“, meinte Byakuya halb neckend halb spöttisch, als er die Tür aufstieß und Renji weiter nach vorne dirigierte. Erschrocken blieb er kurz im Türrahmen stehen, während sich der Rothaarige erschöpft auf das Bett fallen ließ. Die langen roten Haare verteilten sich auf dem Bett. Es zog Byakuyas Aufmerksamkeit von dem kleinen, beengten Zimmer auf die Person in diesem Bett. Renji wirkte so riesig in diesem kleinen Zimmer. Behutsam ging er auf eine Seite und setzte sich neben Renji auf die Matratze, legte ihm vorsichtig das Kühlpad auf die Nase. „Ich glaube nicht, dass was gebrochen ist, aber das wird einige Tage ziemlich hässlich aussehen“, sagte er dabei mit Sorge in der Stimme. „Nah, schöne Menschen kann nichts entstellen“, lachte er, doch verzog sofort wieder das Gesicht vor Schmerzen. Byakuya schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Ich glaube, du solltest lieber eine Schmerztablette nehmen und dich etwas ausruhen“, erwiderte er dennoch ernst. „Schmerztablette in Ordnung, aber ich möchte ehrlich gesagt nicht, dass der Abend so endet“, dabei blickte Renji Byakuya direkt in die Augen und richtete sich etwas auf. Dabei nahm er Byakuyas Hand mit dem Kühlpad und zog ihn damit näher an sich. Der Schwarzhaarige nahm den vertrauten Duft wahr, auch wenn er nun gemischt von dem metallischen Geruch von Blut war. Dennoch war er betörend wie eh und je, als sich ihre Lippen endlich trafen. Kapitel 26: Vorsätze über Bord ------------------------------ Sanft schob Renji die Hand in Byakuyas Nacken, zog ihn näher an sich heran. Durch die Nase nahm er diesen wunderbar frischen, blumigen und doch würzigen Geruch auf, während er sich langsam wieder aufs Bett sinken ließ. Byakuya hatte seine Hände links und rechts auf Renjis Wangen gelegt, er spürte die Kälte der Finger, doch es störte ihn kein bisschen. Der Schwarzhaarige musste sich wohl oder übel mit bewegen, spürte die andere Hand des Therapeuten an seiner Taille, wie sie ihn langsam auf ihn dirigierte. Gleichzeitig spürte er eine Zunge an seiner Lippe, wie sie um Einlass bat. Byakuya ließ sich fallen. Fallen in den Kuss, in die Berührungen, in die Wärme, die der andere verströmte. Fühlte das Kribbeln in seinem Bauch, die Schmetterlinge, die darin in Scharen unterwegs sein mussten. Doch sein Verstand hatte spätestens verloren, als Renjis Zunge seinen Mund eroberte. Keuchend griff er in die rote Mähne, drängte sich näher an den Körper unter sich, spürte wie die Hände des anderen langsam über seinen Rücken strichen, über seine Taille fuhren, über die Hüften und sich dann um seinen Hintern schlossen. Langsam massierte er den Poansatz und machte es so Byakuya schwer, sich auf den Kuss zu konzentrieren. Fast schon bedauerte er, dass er rittlings auf dem liegenden Renji saß, wollte er doch auch mehr machen, als sich nur in seinen Haaren zu vergreifen oder Wange und Hals zu liebkosen. Etwas umständlich, da er unter keinen Umständen den Kuss abbrechen wollte und die Hände an seinem Gesäß ihn in den Wahnsinn trieben, schob er einhändig Renjis T-Shirt nach oben. Dafür hatte er ein wenig das Gewicht nach oben verlagert, wobei er allerdings deutlich spürte, wie eng es langsam in seiner Hose wurde. Nachdem er endlich die Brust des anderen entblößt hatte, um seine Hand über die trainierte, gebräunte Brust gleiten zu lassen, ließ er sich auch wieder auf Renjis Hüfte nieder. Als die Spannung des Stoffes nachließ, stöhnte er erleichtert. Byakuya wusste nicht, wie lange sie so dasaßen, seine Hand über die glatte Brust strich und er den leidenschaftlichen Kuss versuchte mit ebenso großer Leidenschaft zu erwidern. Doch dann spürte er, wie Renji sich rührte, doch bevor er reagieren konnte, hatte Renji sie umgedreht, sodass Byakuya nun auf dem Rücken lag, mit dem Rothaarigen über sich. Er blickte in braune Augen, verschleiert mit Verlangen und Lust. Dieser Anblick ließ Byakuyas Herz rasen, während er seine Hände in Renjis Nacken schob, um ihn an seine Lippen zu ziehen. Gleichzeitig schlang er seine Beine um den Rothaarigen. Das leise Stöhnen, was dem Therapeuten dabei entglitt, ließ ein erregtes Kribbeln durch Byakuyas Körper schießen. Behutsam löste sich Renji aus der Umklammerung und richtete sich auf, um sein T-Shirt auszuziehen. Die Augen des Schwarzhaarigen wurde beim Anblick der Tattoos weit und er spürte, wie sein Glied nun schmerzhaft gegen den Stoff seiner Unterwäsche und Hose drückte. Mit leicht zitternden Händen griff er nach vorne und richtete sich dabei leicht auf. Sanft strich er die Linien an der Brust, bevor er sich selbst langsam aufrichtete, sich vor Renji auf das Bett kniete, um die Tattoos mit Lippen und Zunge bearbeiten zu können. Genießend schloss der Rothaarige die Augen und ließ den Kopf nach hinten fallen. Mit Genugtuung stellte Byakuya fest, dass auch Renjis Atem schneller ging, ebenso wie sein Puls, wie er bemerkte, als er mit den Lippen über den Hals fuhr. „Byakuya“, die Intimität, in der Renji seinen Namen aushauchte, ließ einen leichten Rotschimmer auf der blassen Haut erscheinen. „Du glaubst gar nicht, wie lange ich mich schon danach sehne“, die heiseren Worte des Rothaarigen verursachten eine Gänsehaut bei Byakuya. Er wollte erwidern, dass es wahrscheinlich mindestens genauso lange war, wie auch er genau das hier wollte. Doch seine Stimme versagte, brachte nicht mehr zu Stande, als ein kratziges Stöhnen, als er spürte, wie Renji langsam sein Hemd aufknöpfte und diese unglaublich warmen und geschickten Hände auf seiner Brust spürte. Langsam griff er wieder in die langen Haare und zog Renji mit sich hinunter, in einen weiteren tiefen Kuss, der die Erregung mit seinem Blut durch den Körper pumpte. Renji hasste es, mit nur einer Hand Hemden aufzuknöpfen. Für einen ungeduldigen Menschen wie er, eine echte Qual. Vor allem so kurz vor dem Ziel. Doch irgendwie musste er sein Gewicht abfangen, denn den Kuss wollte er unter keinen Umständen lösen. Byakuya war ein unglaublicher Küsser. Wenn er sich vorstellte, was der Schwarzhaarige vielleicht noch so mit seinem Mund an anderen Stellen anfangen konnte... Ein tiefes Stöhnen kam aus seiner Kehle bei dieser Vorstellung. Er wusste, dass er so nicht mehr lange aushalten würde, daher entzog er sich bedauernd Byakuyas Lippen, um dem schlanken Hals entlang zu küssen und die bereits freigelegte Haut zu liebkosen. Kurz bevor sich sein Mund auf einen von Byakuyas Brustwarzen senken konnte, spürte er, wie ein Ruck durch den Schwarzhaarigen ging. Irritiert blickte er auf und sah, wie sich der andere leicht aufrichtete. „Wir können das nicht tun“, sagte er schwer atmend. „Und ob“, antwortete Renji und schloss seinen Lippen um eine Brustwarze von Byakuya, biss spielerisch hinein und liebkoste sie dann mit seiner Zunge, während er mit einer Hand leicht in die andere kniff und daran spielte. „Re-renji“, brachte Byakuya atemlos hervor. „Ich meine es ernst.“ Resignierte schnaubte Renji und ließ kurz den Kopf hängen. Kurz darauf krabbelte er den Weg nach oben, um Byakuya direkt in die Augen zu sehen. Während Byakuya in das nun ernste Gesicht blickte, konnte er schon langsam ein Schatten auf den Nasenrücken erkennen, erst jetzt realisierte er, dass Renji sich 2 Streifen von einem Papiertuch zusammengezwirbelt und in das eine Nasenloch gesteckt hatte, dass noch geblutet hatte. Wann hatte er das gemacht? Doch dann glitt sein Blick wieder zu den Augen, die ihn fest anschauten. Vielleicht auch mit einem Hauch Enttäuschung. „Ich habe nicht gelogen, als ich sagte, dass ich mich schon lange danach sehne, dir so nahe zu sein“, sagte er mit leiser Stimme. „Ich hab dich im Krankenhaus gesehen und war vollkommen von den Socken. Als du in meinen Armen lagst, musste ich mit mir kämpfen, nicht irgendeinen dummen Spruch von wegen Engel und Bruchlandung auf der Erde abzulassen. Aber deine Schönheit war für mich wie ein Schlag in die Magengrube.“ Renji seufzte während er ein wenig gedankenverloren mit einer Strähne des schwarzen Haares spielte. „Als du dann in meinem Behandlungszimmer gesessen hattest, dachte ich mir, dass ich eine solche Chance nicht noch einmal bekomme. Dass du dann auch noch nicht abgeneigt warst, schien mir ein Sechser im Lotto. Und jetzt liegst du hier... Ich will nicht mehr warten, Byakuya“, die letzten Worte hauchte er leise in das Ohr des Schwarzhaarigen. Sofort kribbelte es wieder und er hatte Schwierigkeiten, an seinen Vorsätzen festzuhalten. „Aber deine Arbeit“, entgegnete er schwach. „Du wirst lachen, aber die haben schon längst Lunte gerochen. Selbst Retsu hat es bemerkt“, lachte er leise und knabberte dann sanft an Byakuyas Ohr. „Wie?“, keuchte Byakuya. „Sind nicht dumm...“, murmelte Renji ohne von dem Ohr abzulassen. „Und deine Mitbewohner?“, wandte Byakuya leise ein. „Das Nachbarzimmer gehört Shūhei und die Wände sind dick“, grummelte Renji und küsste wieder den Hals nach unten. „Oder... möchtest du nicht so weit gehen?“, fragte der Rothaarige mit einem Mal und ließ von Byakuya ab, blickte ihn forschend an. Die Erkenntnis, dass dies ein wirklicher Grund für Renji wäre, nicht weiterzumachen, ließ Byakuya lächeln. Mit einem Mal drangen die Worte des Rothaarigen zu ihm vor, ließen sein Herz schneller schlagen und wärmten ihn von innen. Er zog Renji wieder an sich und küsste ihn gierig, ließ seine Lippen und Zunge das tun, wozu ihm im Augenblick die Worte und die Sprache fehlten. Während sie sich küssten, begann Renji wieder damit, das Hemd aufzuknöpfen und zog es langsam aus der Hose heraus. Dabei rieb er hin und wieder mit seinem eigenen Schritt gegen Byakuyas Wölbung. Das Gefühl ließ beide keuchen und noch leidenschaftlicher küssen. Langsam richtete sich der Rothaarige auf, zog seinen Patienten leicht mit sich hoch, um ihm das Hemd endgültig abstreifen zu können. Achtlos warf er es zur Seite, ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden. Doch langsam meldete sich seine Vernunft, widerwillig löste er sich von den verführerischen, schon leicht geschwollenen Lippen. Er selbst spürte, wie seine Zunge leicht taub war und musste ein wenig schmunzeln. Vermutlich hatte er schon seit seiner Teenagerzeit dieses Gefühl nicht mehr gehabt. Bedauernd löste er sich nun vollends von dem Schwarzhaarigen und krabbelte vom Bett. „Ich treffe nur schnell Vorkehrungen“, erklärte er mit rauer Stimme dem verwirrt dreinblickenden Byakuya. Er war wirklich eine Augenweide, wie er so auf seinem Bett lag. Bei diesem Anblick pochte sein Glied schmerzhaft in der engen Jeans. Zum ersten Mal war er froh, dass sein Zimmer so klein war, dass er mit wenigen Schritten die Tür erreicht hatte, um den Schlüssel herumzudrehen. Dann drehte er sich wieder mit einem verführerischen Lächeln zu Byakuya um. Er hoffte zumindest, dass es verführerisch war, befürchtete jedoch, dass es eher nach ein dümmliches Schuljungengrinsen aussah. Dann öffnete er den Kleiderschrank und griff in das oberste Fach. Nachdem er diese wieder geschlossen hatte und sich umdrehte, drückte ihn Byakuya mit dem Rücken gegen den kalten Spiegel, begann sein Spiel mit seiner Zunge und den Tattoos von Neuem, während seine Finger zum Bund der Hose glitten. „Ich weiß nicht, ob ich froh oder enttäuscht sein soll, dass du offensichtlich so schlecht vorbereitet bist und das Gleitgel noch nicht mal im Nachttisch hattest“, murmelte er zwischen den Küssen hindurch. Renjis Brust hob und senkte sich in einem leisen Lachen. „Nicht ganz. Ich will nur vermeiden, dass es Yachiru in die Hände fällt. Auch wenn sie mit dem Begriff nicht unbedingt was anfangen kann, weiß sie doch sehr wohl, wie gerne sie Kirschen mag.“ „Hmm... Kirsch“, machte Byakuya nur mit einem verschmitzen Lächeln und ging auf den Rest von Renjis Schilderung nicht ein. „Erst wirfst du ein Auge auf mich und dann noch diese Duftrichtung. Du hast eindeutig Geschmack.“ Renji legte seine Hände auf Byakuyas Wangen und dirigierte ihn langsam wieder nach oben. „Ich komme gerade erst auf den Geschmack“, grinste er und schubste den Schwarzhaarigen dann rücklings zurück auf das Bett. Kapitel 27: Wie im Traum ------------------------ Renji hatte das große Verlangen, sich zu kneifen. Denn da lag er tatsächlich. Oberkörperfrei und deutlich erregt. So oft hatte er davon geträumt, dass er eigentlich davon ausging, dass jeden Moment sein Wecker klingelte. "Was ist los?", fragte Byakuya und richtete sich auf den Ellbogen auf, um Renji anzuschauen. Dieser schüttelte nur den Kopf und kam näher, beugte sich über den Schwarzhaarigen, dessen Beine noch über der Kante des Bettes ragten, sodass die Füße den Boden berührten. Grinsend nahm er den Kuss wieder auf, während er nun mit den Fingern am Bund von Byakuyas Hose entlang fuhr und dem Schwarzhaarigen so eine Gänsehaut bereitete. Langsam begann er, die blasse Haut des schlanken Halses hinunterzuküssen, öffnete dabei den Knopf der Hose. Während die eine Hand langsam zum Reißverschluss wanderte, um diesen zu öffnen, küsste und leckte er am Schlüsselbein entlang und widerstand nur knapp der Versuchung, daran zu saugen. Immerhin wusste er nicht, wie sehr diese lilienweiße Haut dazu neigte, Flecken zu bekommen. Bedächtig wanderte er küssend und leckend nach unten, bearbeitete kurz die Brustwarzen erneut, bis er hörte, wie der Atem des Schwarzhaarigen deutlich schneller ging und sich langgliedrige Finger in seinen Haare verschränkten. Fast schon schmerzhaft vergruben sich die Fingernägel der anderen Hand in seiner Schulter. Als Renji sein Ziel erreicht hatte und seine Finger unter den Bund der Hose und der Unterwäsche glitt, blickte er kurz auf, um sich zu versichern, dass der andere es auch wollte. Die sturmgrauen Augen, die ihm lustverhangen mit geweiteten Pupillen entgegenblickten, raubten ihm einen Augenblick den Atem. Zentimeter für Zentimeter legte er nun behutsam Haut frei. Nahm sein Spiel wieder auf und neckte mit Lippen und Zunge die Haut entlang des Hüftknochen. Kurz bevor er Byakuyas Glied freilegte, ließ er den Bund der Shorts los und zog nur die Hose nach unten. Leicht ließ er die Lippen über den Stoff fahren, wo sich eine deutliche Wölbung abzeichnete. Er spürte das Pochen, gleichzeitig hörte er ein ersticktes Stöhnen. Ganz offensichtlich versuchte sich da jemand zurückzuhalten, doch in dieser Beziehung war Renji Sadist. Er würde Byakuya noch dazu bringen, hemmungslos seinen Namen zu stöhnen. Mit der Zunge fuhr er langsam die Leisten und den Hüftknochen entlang, achtete darauf, das er mit jedem Mal sich leicht an der Beule in Byakuyas schwarzen Shorts rieb. Das es für ihn selbst in seiner Jeans schmerzhaft eng wurde, ignorierte er energisch. Sein Ziel, den anderen aus der Reserve zu locken war viel zu verführerisch. Als auf einmal Byakuyas Hände in seinem Sichtfeld auftauchten, um sich offensichtlich selbst seiner Shorts zu entledigen, griff er blitzschnell danach und schob sich nach vorne, sodass er die Hände über Byakuyas Kopf auf die Bettdecke pinnen konnte. „Was tust du da?“, fragte er schelmisch. Eine Antwort blieb jedoch aus, nur der leichte Rotschimmer auf Byakuyas Wangen wurde ein Hauch intensiver. Da er keine weitere Antwort von dem Schwarzhaarigen erwartete, eroberte er die Lippen des anderen mit seinen eigenen. Er verwickelte ihn in einen tiefen Kuss, während er mit den Hüften Byakuyas Schritt streifte und ihm damit immer wieder leises Keuchen entlockte. Renji spürte, wie sich Byakuya ihm entgegen streckte und sich von seinen Bewegungen anstecken ließ. Ein kleines, sadistisches Grinsen umspielte seine Mundwinkel, während er sanft mit seinen Lippen über die Wange bis zum Ohr fuhr. „Du hast nun die Wahl“, hauchte er leise und knabberte am Ohrläppchen. „Ich möchte hören, was du möchtest oder ich foltere dich so lange auf diese Art, bis du es mir stöhnend entgegenschreist“, dabei spielte er mit der Zungenspitze an der Ohrmuschel und rieb sich noch einmal lasziv an dem anderen. „Ich... Ich will dich“, keuchte Byakuya leise und krallte seine Hände wieder in die roten Haare. Renji überlegte gerade, ob ihm das ausreichte, als sich eine Hand löste und drängend gegen seinen Schritt rieb. Das Gefühl schoss wie Elektroschocks durch seinen Körper und er konnte ein kehliges Stöhnen nicht unterdrücken. „Wirst du etwa so schnell handzahm?“, neckte die heisere Stimme Byakuyas, während seine Hand einmal kurz zugriff. Renji warf kurz stöhnend den Kopf in den Nacken, bevor er sich wieder vorbeugte und sachte Byakuya ins Ohr pustete. „Hättest du gerne. Aber ich bin heute eindeutig zu ungeduldig“, lachte er leise, zog sich zurück, um Byakuya endlich von dem Rest seiner Kleidung zu befreien. Aufreizend langsam leckte er über die Länge von Byakuyas Schwanz, während er seine Finger mit dem Gleitgel benetzte. Der Kirschgeruch drang in seine Nase, während er Byakuya etwas näher an sich zog. Mit der Zunge umkreiste er die Eichel, sah dabei, wie der Schwarzhaarigen keuchend in die Decke griff. Langsam umkreiste er dabei mit einem Finger Byakuyas Eingang, neckte und drückte hier und da, bevor er das steife Glied vollständig in den Mund nahm und zu saugen begann. Gleichzeitig drang er mit dem Finger in ihn ein. Er spürte, wie sich der Körper unter ihm ein wenig verspannte und zusammenzuckte. Daher gab er sein Bestes, ihm mit seinem Mund genügend Ablenkung zu verschaffen. Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis der Rothaarige einen weiteren Finger folgen ließ. Das Stöhnen, welches Byakuyas Mund entglitt war zu Renjis Erleichterung lustvoll und er drängte sich Renjis Finger entgegen, bewegte sich im Takt der Stöße und keuchte, während er ihn weiter vorbereitete. Der Schwarzhaarige stöhnte etwas, das Renji mit viel Wohlwollen als seinen Namen erkennen konnte. Grinsend löste er sich von dem anderen und zog sich selbst seine Jeans samt Unterwäsche vom Leib. Erleichtert seufzte er auf, als sein Glied endlich nicht mehr von dem Stoff eingeengt war. Byakuya hingegen hatte sich zwischenzeitlich wieder vollständig auf das Bett gelegt und hatte seine Bewegungen genau beobachtet. Renji wusste nicht, ob es Einbildung war, doch schien Byakuyas Atem noch ein wenig flacher und schneller zu gehen, als dieser die vollen Ausmaße von Renjis Tattoos erblickte. Renji hingegen grinste nur breit, während er sich über den Schwarzhaarigen beugte und ihn leidenschaftlich küsste. Dieser schlang seine Beine um Renji, um ihn näher an sich zu drücken. Zwar überraschte ihn Byakuyas Initiative, doch kam sie seinen eigenen Bedürfnissen entgegen. Mit einer Hand dirigierte er sein Glied an Byakuyas Loch und drang behutsam in ihn ein. Während er langsam tiefer in ihn hineinglitt, beobachtete er aufmerksam das Gesicht des anderen und hielt inne, sobald er den Eindruck hatte, er könnte Schmerzen haben. Doch die Beine um seiner Taille drängten ihn gegen den hellen Körper, bis er ihn endlich ausfüllte. Renji gab Byakuya etwas Zeit, um sich an ihn zu gewöhnen, verwickelte ihn wieder in einen Kuss, ließ dabei eine Hand über den Körper unter sich gleiten. Gänsehaut hatte sich auf seinem Körper gebildet und er glaubte, jeden Moment an Reizüberflutung sterben zu müssen. Zum einen die Beine, die sich eng um seine Taille gelegt hatten. Die Hände die sich in Haare und Schultern krallten. Die Lippen die seinen begegneten und die Zunge, die mit seiner spielte. Und nicht zuletzt sein pochender Schwanz, der tief in Byakuya war und förmlich danach schrie, sich hart und schnell immer wieder in diese verführerische Enge zu treiben. Als Byakuya damit begann, seine Hüfte kreisen zu lassen, zog sich Renji ein wenig zurück, um wieder hineinzustoßen. Renji nahm ein langsames Tempo auf, das ihn selbst bald in den Wahnsinn trieb. Es fühlte sich einfach so gut an, während er sich wieder zurückzog, doch dieses Mal vollständig, um sich danach wieder tief in ihn zu drängen. Nun stöhnte auch Byakuya ungeniert in Renjis Mund, während der Rothaarige schneller wurde und dabei nach dem richtigen Winkel suchte, der Byakuya zusammenzucken lassen würde. Als er endlich diesen Punkt ausgemacht hatte, war sich der Therapeut sicher, Striemen von Byakuyas Fingernägeln auf seinem Rücken zu haben. Doch das Gefühl, wie sich die Wände um sein Glied zusammenzogen, ließen ihn laut den Namen des Schwarzhaarigen keuchen. Da er selbst schon nahe der Klippe war, verlagerte er das Gewicht und umschloss mit der Hand Byakuyas pochende Länge. Byakuyas Körper bebte und er keuchte erstickend, während er ihn im Takt seiner harten Stöße bearbeitete. „Komm schon, Byakuya. Komm für mich“, stöhnte Renji heiser und stieß wieder in dem Winkel zu, damit er Byakuyas Prostata traf. Er kam mit einem tiefen Stöhnen, während sich seine Muskeln um den harten Schwanz von Renji zusammenzogen. Mit einem letzten, tiefen Stoß kam er, während Byakuya sich in seiner Hand ergoss. Keuchend rollte sich Renji von Byakuya hinunter, zog ihn in seine Arme und grunzte leise, was sich allerdings für Byakuya fast wie ein Schnurren anhörte. Dann zog der Rothaarige eine Decke über sie. „Renji, ich kann nicht über Nacht bleiben“, erklärte Byakuya matt und mitgenommen. „Mmhmmm“, kam die schläfrige Antwort vom Rothaarigen, bevor er sich kurz aufrichtete und über Byakuya hinweg griff. Der Schwarzhaarige nutzte die Gelegenheit, um dem Spiel der Muskeln und Tattoos zuzusehen und atmete den Duft des anderen ein. Doch nun lag noch eine weitere Note in diesem komplexen Geruch. So roch Renji Abarai also nach dem Sex. Mit einem kleinen Lächeln schloss er erschöpft die Augen, während Renji sich wieder neben ihn legte. „In einer Stunde klingelt der Wecker“, murmelte er seinem Patienten ins Ohr und zog ihn wieder nah an sich. Schnell hatte auch ihn der Schlaf übermannt. Kapitel 28: Unfall ------------------ Der Klingelton seines Handys ließ Renji aus dem Schlaf hochfahren. Er brauchte einen Moment, um sich zu orientieren und spürte, wie sich etwas neben ihm regte. Als die Erinnerungen wiederkamen, angelte er mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen nach seiner Jeans, in dessen Tasche noch sein Handy verstaut war. Die Nummer auf dem Display kannte er nicht, doch die Uhr in der oberen rechten Ecke informierte ihn darüber, dass sie mal gerade 20 Minuten geschlafen hatten. "Ja?", fragte Renji, nachdem er das Telefonat angenommen hatte. "Was? Ja, natürlich. Ich mache mich sofort auf den Weg. Danke. Bis gleich", Renjis Stimme hörte sich immer hektischer an und er sprang aus dem Bett, als er das Gespräch beendet hatte. Byakuya richtete sich nun ebenfalls auf und beobachtete ihn mit gerunzelter Stirn. Der Rothaarige war bis auf sein T-Shirt vollständig angekleidet, als er sich zu ihm runterbeugte und einen schnellen Kuss auf die Lippen gab und seine Hand auf dessen Wange legte. "Das war Shūheis Chef gewesen. Shūhei hatte einen Arbeitsunfall und kann seine Schicht nicht mehr fortführen. Sie waren eben mit ihm im Krankenhaus. Allerdings kann er auch nicht mit meinem Auto zurückfahren, also nehme ich mir jetzt ein Taxi und hole ihn ab“, erklärte er, bevor er sich wieder aufrichtete, um sein T-Shirt über den Kopf zu streifen. „Ich könnte einen Fahrer rufen“, bot Byakuya an. „Sei nicht verrückt. Dein ganzes Alibi wäre dahin“, Renji war schon fast an der Tür. „Na und? Das geht vor. Der Fahrer ist bestimmt früher als ein Taxi...“ „Nein, eine Taxizentrale ist um die Ecke. Keine Sorge“, Renji lächelte leicht. „Wartest du, bis ich wieder da bin?“, fragte er Byakuya hoffnungsvoll. Eigentlich hatte der Schwarzhaarige vorgehabt, dies als Vorwand für seinen Abschied zu nehmen, doch brachte es bei diesem Anblick nicht übers Herz. „In Ordnung“, nickte er. „Kann ich mich irgendwo... frisch machen?“, fragte Byakuya. „Ähm... Unser Bad ist unten. Lass uns schnell deine Klamotten einsammeln, ich seh zu, dass die Luft rein ist“, bot der Rothaarige an. Mit ein wenig Wohlwollen stellte Renji fest, dass Byakuya noch etwas wackelig auf den Beinen war. Gemeinsam gingen sie leise die Treppe hinunter und waren erleichtert, dass niemand im Wohnzimmer war. In der Tür zum kleinen Bad drückte Renji ihm noch einen kurzes Kuss auf. „Meine Sachen sind im roten Korb. Bedien dich, hol dir, was du brauchst. Unten im Regal sind Handtücher. Vergiss nur nicht abzuschließen, ja?“, gab er ihm noch mit auf dem Weg, bevor er verschwand. Byakuya hörte noch, wie er etwas in die Küche rief und dann, wie die Tür ins Schloss fiel. Schnell schloss er die Badezimmertür und drehte den Schlüssel um. Kopfschüttelnd schaute er sich in dem kleinen Bad mit Duschwanne und Wachbecken um. Offensichtlich war die Toilette separat, was dem Schwarzhaarigen erst einmal beruhigte. Allerdings fragte er sich, in was er sich da hinein manövriert hatte. Die Frage stellte er sich jedoch schon seit dem Zeitpunkt, an dem er splitterfasernackt, in der einen Hand seine Kleidung an seinen Körper gedrückt und mit der anderen die kräftigen Finger von Renji umschlossen hatte, während der ihn hinter sich hergezogen hatte. Und doch blickte Byakuya gerade auf die Hand, die eben noch der andere gehalten hatte und wie diese Berührung seinen Körper kribbeln ließ. Die Erinnerung, wie er sich keuchend unter dem Rothaarigen gewunden, seine Fingernägel in den Rücken getrieben hatte, erzitternd vom sich aufbauenden Höhepunkt, trafen ihn wieder mit voller Wucht. Langsam ließ er sich die Tür hinunter rutschen, an die er sich gelehnt hatte, spürte die kalten Fliesen auf nackter Haut. War es ein Fehler gewesen? Und wenn ja, warum bereute er keine Sekunde? Byakuya schloss die Augen und atmete langsam durch. Nein, ein Fehler war es nicht gewesen. Eher ein längst überfälliger Schritt, den sie beide nun endlich gewagt hatten. Ein Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Tatsächlich fühlte er sich so entspannt und befreit, wie schon länger nicht mehr. Außerdem hatte er in der kurzen Zeit in Renjis Armen besser geschlafen, als vermutlich die ganze letzte Woche zusammen. Mit immer noch wackeligen Beinen zog er sich wieder hoch und ging an ein Regal mit einigen Körben inklusive Namensschilder. Byakuya musste schmunzeln, als er diese las. Schon durch den roten Korb an sich war ihm klar, dass es sich bei Renji um die „rote Ananas“ handeln würde. „Shiro-chan“ hatte er ebenso schnell Tōshirō zugeordnet und im Ausschlussverfahren konnte er den Namensschild mit „Eumel-dono“ Izuru zuordnen. Während er sich das Duschgel aus dem roten Korb nahm, fragte er sich, wer auf solche Namen kam. Doch vermutlich, erinnerte er sich, war es normal, dass es in fröhlichen Familien so vor sich ging. Frisch geduscht und abgetrocknet saß er einige Minuten später im Wohnzimmer und sah sich dem nächsten Problem gegenüber. Tōshirō. Ihm war schon unangenehm, dass Izuru und Tōshirō mitbekommen hatten, dass er geduscht hatte. Zum Glück waren Ichigo und Rukia nirgends zu sehen. Der Weißhaarige jedoch guckte irgendein Fußballspiel, beziehungsweise der Moderator hatte gerade die geneigten Zuschauer darüber informiert, dass der Anpfiff aufgrund von einer Verkehrsstörung um ungefähr 15 Minuten verschoben worden war. Das nahm er nun offensichtlich zum Anlass, Byakuya von der Seite musternde Blicke zuzuwerfen. Izuru, oder Eumel-dono, wie Byakuya ihn nun in Gedanken nannte, war gerade der unangenehmen Atmosphäre entkommen, um Knabbereien zu holen. Man hörte, wie er in der Küche suchte und Geschirr herausholte. Byakuya spielte gerade mit dem Gedanken, dem Blonden in die Küche zu folgen, um mit dem Vorwand, ihm helfen zu wollen, den nervtötenden Blicken zu entgehen, als Tōshirō sich komplett zu ihm umdrehte. „Du hast also was mit Renji“, stellte er kühl fest und verschränkte die Arme vor der Brust und blickte ihn abschätzend an. Byakuya, der gerade einen Schluck Wasser nehmen wollte, wandte seinen Kopf schnell zu seinem Sitznachbarn um. Für einen Augenblick verschlug es ihm die Sprache. „Und du offenbar mit der Schwester von Ichigo“, schoss er kurz danach ebenso kühl zurück. Sie starrten sich mit einer leichten Abneigung in die Augen, keiner gewillt, als erstes den Blickkontakt abzubrechen. „Also wirklich, Tōshirō!“, tönte Izurus Stimme von der Tür aus. „Benimm dich unserem Gast gegenüber“, tadelte er weiter, doch seine Stimme war mehr nervös, als wirklich mahnend. „Ich habe nur Tatsachen festgestellt“, erwiderte der Weißhaarige knapp und schlecht gelaunt. „Und das wäre?“, der Blonde trat nun in den Raum, hielt ein Tablett mit diversen Leckereien in der Hand. „Dass er mit Renji vögelt“, kam die Antwort, die Izuru beinahe das Tablett fallen und Byakuya das Wasser in seinem Mund ausspucken ließ. Dem Schwarzhaarigen schoss die Röte ins Gesicht, während Izuru in die Küche lief um ein Tuch zu holen und Tōshirō sich wieder dem Fernseher zuwandte. Als er ihm das Tuch reichte, hatte er seine Fassung wiedererlangt. „Wenn du gleich nicht den Rest des Abends auf deinem Zimmer verbringen willst, solltest du dich bei ihm entschuldigen. Das ist das Mindeste, nachdem sich Renji heute beinahe die Nase wegen dir gebrochen hätte“, erklärte er mit überraschend fester Stimme, die Byakuya deutlich zeigte, dass der andere kochen musste vor Wut. Es schien Byakuya, als wolle der Jüngere mit den Augen rollen, doch richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf ihn. „Es tut mir leid“, erklärte er mit einem unglaubhaften Ton. „Es war nicht so abwertend gemeint, wie es geklungen hatte“, der zweite Satz hingegen hörte sich ehrlich an, sodass Byakuya mit einem Nicken die Entschuldigung akzeptierte. Nun saßen die 3 vor dem Fernseher, es lief gerade Werbung, und eine unbehagliche Stille hatte sich über den Raum gelegt. „Du bist also ein Patient von Renji“, Byakuya wusste nicht, ob Izuru ihm da gerade eine Frage gestellt hatte oder ob es eine Feststellung war. Doch vermutete er eine unbeholfene Art der Gesprächsführung dahinter, was ihn vermuten ließ, dass auch dem Blonden die Stille unangenehm war. „Ja, nach meiner Verletzung wurde mir die Praxis Minazuki empfohlen. Ursprünglich hatte Renjis Kollegin meine Therapie übernommen, aber durch einen angenehmen Zufall hat sie dann Renji weiter fortgeführt“, erklärte er und war sich nicht sicher, ob er von Tōshirō ein Schnauben gehört hatte. Einzelheiten, wie er Isane behandelt hatte, ließ er lieber aus. Fieberhaft überlegte er, wie er das Gesprächsthema auf etwas Einfacheres lenken konnte, als ihm ein Geistesblitz kam. „Warum nennt ihr Renji 'rote Ananas'? Ich meine, 'rot' ist offensichtlich, aber Ananas?“, Tōshirō blickte ihn kurz mit hochgezogener Augenbraue an, richtete dann jedoch wieder einen Blick auf den Fernseher, wo das Spiel gerade angepfiffen wurde. Izuru hingegen lächelte leicht. „Warte kurz“, erklärte er, bevor er aufstand und die Treppe hinauf ging. Byakuyas Blick glitt zum Fernseher. Ein Spieler der Mannschaft in den gelb-schwarzen Trikots wurde in aussichtsreicher Position vor dem Tor gefoult und hatte daher einen Freistoß erhalten. „Für welche Mannschaft bist du?“, fragte Byakuya aus Höflichkeit, erhielt jedoch nur ein genervtes „Sssshhhh“ von Tōshirō. Als er dann jedoch jubelnd aufsprang, als der Freistoß direkt verwandelt wurde, war es Byakuya klar. Genau diesem Moment hatte sich Izuru ausgesucht, um wieder das Wohnzimmer zu betreten, bewaffnet mit einem schweren Fotoalbum. „Renji wird mich zwar umbringen, aber die Bilder werden dir bestimmt gefallen“, bemerkte er mit dem kleinen Lächeln, was offenbar so typisch für den Blonden war. „So und jetzt setzt du dich hin und erklärst mir, was genau du da angestellt hast“, kam Renjis Stimme näher, nachdem es ein wenig Gezeter im Flur gegeben hatte, da Renji Shūhei sogar die Schuhe hatte ausziehen müssen. Als der Violetthaarige das Wohnzimmer betrat, hob er kurz die unverletzte Hand zum Gruß, bevor er sich in einen der Sessel fallen ließ. Renji stellte sich davor und verschränkte die Arme. Er schien mächtig sauer zu sein. Die Szene erinnerte ihn an seine eigene Verletzung und die Konfrontation mit seinem Großvater. „Ich war einfach unvorsichtig und habe in das Messer gegriffen“, erklärte Shūhei kleinlaut. „Unvorsichtig...“, wiederholte Renji fassungslos und schüttelte den Kopf. Seine Stimme hatte er erhoben. „Dir hätte sonst was passieren können!“ „Ja, Renji. Hätte. Aber mein Chef war ja in der Nähe“, gab Shūhei zurück. „Ja, zum Glück. Halt deine Gedanken besser zusammen. Was wäre passiert, wenn du dich wirklich schwerwiegend verletzt hättest? Ich arbeite tagtäglich mit solchen Leuten zusammen. Die Hand ist ein sehr sensibles Konstrukt“, zeterte er weiter, während der Angesprochene den Blick abwand. Byakuya schluckte. Also waren tatsächlich manche Dinge in jeder Familie gleich. „Man...“, seufzte Renji. „Weißt du eigentlich, was ich mir für Sorgen gemacht habe? Mein erster Gedanke, als dein Chef mich angerufen hatte war, ob die Verletzung so schlimm ist, dass du vielleicht nicht mehr richtig Gitarre spielen könntest...“, gestand Renji und rieb sich mit der Hand übers Gesicht. „Vielleicht sollte ich nicht direkt alles Schwarz sehen, aber es ist immerhin deine Leidenschaft.“ Bei diesen Worten wurde Byakuyas Herz schwer. Ich habe dir schon immer gesagt, dass du dir ein anständiges Hobby suchen sollst. Aber du wolltest wieder einmal nicht auf mich hören. Und nun kannst du froh sein, dass du noch alle Gliedmaßen an deinem Körper trägst, hallte die Stimme seines Großvaters in seinem Kopf wider. Er war so in Gedanken vertieft, dass er nicht merkte, wie ihn Tōshirō stirnrunzelnd ansah. Kapitel 29: Resümee ------------------- Renji richtete sich auf und atmete tief durch. "In Ordnung. Versprich mir, du passt das nächste Mal besser auf, wohin mit deinen Patschehändchen", erleichtert lachte er, dann drehte er sich zu dem Rest im Wohnzimmer um und runzelte die Stirn. "Was machst du da Izuru?", wollte er dann mit verengten Augen wissen. Der Blonde klappte langsam das Album zu, welches auf seinem und Byakuyas Schoß gelegen hatte. "Nichts?!", die Antwort war doch mehr eine Frage gewesen, während er langsam das Album neben dem Sofa auf den Boden ablegte. "Das sah mir aber nicht nach 'nichts' aus", der Rothaarige stemmte die Hände in die Hüften. „Ein altes Fotoalbum, das mir Ukitake mitgegeben hat...“, gestand Izuru, wusste er doch, wie gerne Renji einige dieser Fotos verbrennen würde. „Hast du...?“, doch der Blonde schüttelte sofort vehement den Kopf. „Nur vorzeigbare Bilder, Renji.“ Der Rothaarige schnaufte noch kurz und ließ sich dann in einen Sessel fallen. Dabei fixierte er Tōshirō. „Dann zu dir. Wer ist die Kleine?“, fragte er mit breiten Grinsen, während der Jüngste im Raum begann, rot zu werden. „Renji, lass ihn“, bat Izuru und schnalzte mahnend mit der Zunge. „Nein. Ich will wissen, für wen ich mir fast die Nase gebrochen habe“, erklärte Renji. Tatsächlich begann sich auch bereits ein Bluterguss unter dem linken Auge auszubreiten. „Apropos. Das solltest du dringend kühlen“, riet Shūhei und fuchtelte mit seiner unverletzten Hand in Richtung Renji. Dieser warf ihn einem Blick zu, den man getrost als Warnung verstehen konnte. Doch dann schien dem Therapeuten etwas in den Sinn zu kommen. „Moment! Wo ist Rukia und dieser... ach, dieser orangehaarige Krawallmacher?“ Izuru stand etwas nervös auf. „Ich bring mal lieber das Fotoalbum nach oben“, damit setzte er sich in Bewegung. Doch zu seinem Pech musste er am Sessel vorbei, auf dem Renji saß, dieser fasste ihn am Handgelenk und hob auffordernd eine Augenbraue. „Sie... bringt ihn nach Hause?“, wieder mehr eine Frage als Antwort. „Seit wann bringt die Frau den Kerl heim?“, wollte er wissen. „Ach, du kennst doch Rukia. Sie schlägt jeden zu Klump, der ihr ungewollt zu Nahe kommt“, versuchte Shūhei die Situation mit einem Scherz zu entspannen. Doch Renji blickte nun zwischen Izuru, den er immer noch am Handgelenk gepackt hielt, und Shūhei hin und her. „Ok. So langsam werde ich echt sauer. Ihr beide wusstet also von Rukia und diesem.... VERDAMMTE KACKE, wie heißt dieser Penner überhaupt?!“, rief Renji und richtete sich etwas im Sessel auf. Byakuya hingegen dachte schmunzelnd, dass Renji die Rolle als 'großer, besorgter Bruder' durchaus stand. „Ichigo“, antwortete Izuru. „Nein danke. Ich habe gerade echt keine Lust auf Erdbeeren. Was soll das?“, fragte Renji unwirsch und runzelte die Stirn. Tōshirō hingegen konnte nur mit Mühe ein Lachen unterdrücken. "Nein, Mann", der Violetthaarige verdrehte die Augen, während er behutsam die Arme verschränkte. "Der Typ heißt so. Ichigo Kurosaki." "Wie diese Klinik?", fragte Renji nun verdutzt. "Richtig. Das ist der Vater", bestätigte Shūhei. Renji fuhr sich durch die Haare. „Scheiße... Glaubt ihr, der wird mich rechtlich dafür belangen?“, fragte er jetzt unsicher. „Unsinn“, schaltete sich jetzt Byakuya ein. „Das war ein Unfall und er war derjenige, der Ärger machen wollte.“ Izuru nickte, als Renji sein Handgelenk losließ. „Richtig. Er wollte sich eigentlich noch entschuldigen, aber wir wollten euch nicht stören“, erklärte er und blickte zwischen Byakuya und Renji hin und her. „Du warst ja ganz schön aufgebracht“, fügte er schnell hinzu, als er die Zweideutigkeit seiner Worte begriff. Schnell lief der die Treppenstufen zur oberen Etage hoch. Mit einem Räuspern erhob sich Byakuya. „So ereignisreich der Abend war, ich denke, ich sollte mich so langsam auf den Heimweg machen.“ Höflich verabschiedete sich der Schwarzhaarige von den Anwesenden, danach stand Renji auch auf und folgte ihn in den Flur. „Ich fahr dich“, bot er an. „Was? Nein. Auf keinen Fall. Ich rufe einen Fahrer, der mich vor dem Dojo abholt“, wehrte Byakuya ab. „Um die Zeit ist dort doch keine Menschenseele mehr. Wie willst du jemandem weismachen, dass du so lange trainiert hast?“, fragte Renji und sah ihm mit erhobener Augenbraue an. Byakuya musste zugeben, dass das durchaus ein Punkt war. „Und wie soll ich deiner Meinung nach argumentieren, dass mich jemand Fremdes nach Hause fährt?“, wollte er jetzt wissen, denn er wollte dem Rothaarigen nicht unbedingt bestätigen, dass er den Teil seines Plans nicht durchdacht hatte. „Hmm... Vielleicht bist du mit ein paar vom Kendo noch essen gegangen?“, als er Byakuyas skeptischen Blick sah, fuhr er fort. „Vielleicht zur Feier, dass du wieder am Start bist?“ Der Schwarzhaarige musste leicht schmunzeln. „Ich glaube nicht, dass Zaraki oder Madarame es feiern, wenn ich 'wieder am Start' bin“, bemerkte er sarkastisch. „Na, dann wird es Zeit, dass sie es tun“, grinste Renji und schnappte sich ungefragt Byakuyas Sporttasche und ging, nachdem er den Autoschlüssel aus dem Korb geangelt hatte, einfach nach draußen. Byakuya blieb seufzend und kopfschüttelnd zurück. Byakuya überlegte, wie er den Therapeuten davon überzeugen konnte, ihn ein paar Straßen weiter aussteigen zu lassen. „Was auch immer du dir gerade versuchst zu überlegen, vergiss es“, erklang Tōshirōs Stimme hinter ihm. Byakuya drehte sich um und sah den Weißhaarigen mit verschränkten Armen gegen die Wand gelehnt stehen. „Er ist ein richtiger Sturkopf und wenn sich eine Idee da oben festgesetzt hat“, dabei tippte er sich gegen die Stirn, „dann muss man da durch. Sei froh, wenn er dich nicht noch bis vor die Haustür bringt“, lachte er dann. Byakuya legte leicht verzweifelt den Kopf in den Nacken. [style type="italic"]Wie sollte er aus der Nummer wieder rauskommen?[/style] „Ja“, grinste der Jüngere ihn an. „So ähnlich geht’s uns regelmäßig.“ Dann drehte er sich wieder um und ging ins Wohnzimmer, vermutlich, um sich das Fußballspiel weiter anzuschauen. Byakuya drehte sich wieder zur Tür, öffnete sie und trat hinaus in die kühle Herbstluft. „Na endlich. Ich dachte schon, dir gefällt es so sehr bei mir, dass du einziehen möchtest“, grüßte ihn Renji mit einem breiten Grinsen. „Vielleicht wirst du es nicht glauben, aber ich finde es sehr behaglich bei euch“, gestand der Angesprochene, schaute dem Rothaarigen dabei jedoch nicht in die Augen. Der gluckste nur vergnügt vor sich hin. „Beengt meinst du eher, oder?“, dabei ging er um das Auto herum, um auf dem Fahrersitz Platz zu nehmen. „Nun ja. Das Platzangebot ist nicht überwältigend, aber dennoch behaglich“, beharrte Byakuya auf seine vorherige Aussage. „Aber wie kommt es, dass du so ein kleines Zimmer hast? Sind alle Zimmer so klein?“, ließ er sich nun doch von seiner Neugierde leiten. Renji lachte wieder. „Nein. Die anderen Zimmer sind größer. Momo und Rukia teilen sich eins, sonst haben alle ihr eigenes Zimmer. Meins war eher als Haushaltsraum geplant, aber es erfüllt seinen Zweck“, erklärte Renji. Byakuya runzelte mit der Stirn. „Aber hätte nicht eher einer der anderen das kleinere Zimmer nehmen sollen? Immerhin bist du ja derjenige, der für das Meiste aufkommt und Familienoberhaupt ist.“ Zumindest kannte er es so aus seiner Familie. Doch verschwieg er Renji, dass seine Räumlichkeiten ungefähr den Ausmaß von Renjis ganzer Wohnfläche hatte. „Nein, finde ich eigentlich nicht. Die anderen gehen noch zur Schule, müssen daher lernen und halten sich länger in ihren Zimmern auf. Wenn ich zu Hause bin, bin ich eher selten in meinem Zimmer. Warum sollte ich dann ein Großes blockieren? Völlig unsinnig. Außerdem passt ja alles dort hinein“, verteidigte Renji seine Zimmerwahl, während er an einer roten Ampel hielt. Byakuya hatte ihm den Weg dirigiert und Renji ließ ihn ein paar Meter vor dem Haus aussteigen. Natürlich nicht, ohne ihm noch einen Abschiedskuss zu geben. Während er den Rückleuchten hinterher sah, ebbte das leichte Kribbeln in seinem Bauch ab, welches vom Kuss wieder neu entfacht worden war. Tief atmete Byakuya durch, schulterte seine Tasche und lief die paar Meter zum Anwesen seines Großvaters, welches noch hell erleuchtet war. „Du kommst spät“, kaum hatte er die große Eingangstür hinter sich geschlossen, hörte er die Stimme von Ginrei Kuchiki hinter sich. „Verzeihung Großvater, Madarame kam noch auf die glorreiche Idee, zur Feier meiner Wiederkehr in ein Restaurant zu gehen“, griff er Renjis Ausrede auf und war schlagartig dankbar für die Idee des Rothaarigen. Zudem war er ausnahmsweise darüber erleichtert, dass man ihm lehrte, seine Emotionen nach außen hin im Griff zu behalten. Was ihm bei Renji immer öfter nicht gelang, funktionierte jedoch bei seinem Großvater wie im Schlaf. [style type="italic"]Vielleicht, weil ich meine Emotionen gar nicht vor ihm verstecken möchte[/style], kam ihm in den Sinn, doch schob er den Gedanken sofort wieder auf Seite und blickte seinem Gegenüber fest und dennoch ausdruckslos in die Augen. „In Ordnung“, kam es von dem Älteren zu Byakuyas Erleichterung. Doch dann drückte er ihm einen dicken Ordner in den freien Arm. „Das sind die Berichte aus der Zeit, die du versäumt hast. Bevor du deine Stelle wieder antrittst, erwarte ich von dir, dass du alles gelesen hast“, stellte er mit grimmiger Stimme klar, drehte er sich auf dem Absatz um und verschwand in seinen Räumlichkeiten im Erdgeschoss. Byakuya schluckte. Kein 'Gute Nacht' oder sonst etwas. Byakuya griff den Ordner fester und warf sich die Tasche wieder über die Schulter, dann begab er sich in das erste Stockwerk, wo sich seine Räume befanden. Umgezogen lag er im Bett und starrte an die Decke. Die Bilder vom Abend liefen vor seinem inneren Auge ab. Das fröhliche Abendessen, das Gerangel mit diesem Ichigo, seine Furcht davor, dass sich Renji ernsthaft verletzt haben konnte, als dieser regungslos auf dem Boden gelegen hatte. Er spürte immer noch, wie die Furcht sich eisig um sein Herz gelegt hatte. Dann der Kuss, die folgenden Küsse, das Verlangen in Renjis Augen. Byakuya seufzte wohlig auf, als er daran dachte, wie Renji ihn angefasst hatte. Wenn er ein Resümee ziehen musste, war es trotz allem ein schöner Abend gewesen. Vielleicht sogar einer der Schönsten in letzter Zeit. Auch wenn er seine Vorsätze, seine Prinzipien über Bord geworfen hatte, glaubte er nicht, dass er das bereuen würde. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief er ein. Kapitel 30: Erste Hilfe ----------------------- "Kurosaki, Kurosaki... Was haben die nur mit Kurosaki?", grummelte Renji, als er am nächsten Montag aus dem Aufzug stieg. Er wollte einfach nicht verstehen, wie ausgerechnet die beiden mit 2 von 3 Kurosaki-Geschwistern zusammen sein konnten, ohne dass sie etwas gemerkt hatte. Gut, das mit Tōshirō war wohl noch sehr frisch, aber dennoch... Renji war auch immer noch etwas angefressen, dass Rukia ihm nichts von ihrer Beziehung gesagt hatte. Natürlich konnte er sie verstehen, er neigte manchmal dazu, etwas überzureagieren. Vermutlich half auch nicht, dass er ihrem ersten Ex-Freund beinahe die Fresse poliert hatte, als er meinte per SMS mit Rukia Schlussmachen zu müssen. Wutentbrannt war er damals ins Auto gestiegen und hatte sturmgeklingelt. Hätte die Arschgeige nicht in einer sehr belebten Gegend gewohnt, hätte er nicht gewusst, was passiert wäre. So hatte er ihn nur beim Kragen gepackt und ihn angebrüllt, obwohl bereits mehrere Passanten angehalten hatten, dass es sich nicht gehört, mit dem Partner auf solch unpersönliche Weise zu brechen. Gut, er hatte ihm auch noch gesagt, dass er sich ein paar Eier wachsen lassen sollte, bevor er das nächste Mal mit jemandem ausgehen würde, aber darum ging es ja hier nicht. "Guten Morgen", grüßte er automatisch, als er die Praxis betrat. "Guten Morgen Ren... Oh mein Gott! Was ist den mit dir passiert?", kreischte Isane, die gerade mit Nanao hinter der Rezeption stand. Sofort umrundete sie den Arbeitsbereich, um ihn kritisch zu beäugen. Sie legte eine Hand auf seine Wange, um den Kopf ein wenig zu drehen. "Hast du dich geprügelt? Ist was passiert?" Ihre dunklen Augen blickten ihn voller Sorge an. Er lachte leise vor sich hin. "Alles gut Isane, nur ein kleines Miss... üarghs!", machte er erschrocken, als Nanao ihm unangekündigt ein Kühlpad aufs Auge legte. Seufzten nahm er ihr das Kühlpad ab und legte es sofort wieder aufs Auge, als er ihren warnenden Blick sah. Isane schnappte sich Renjis Sporttasche, die er vor Schreck hatte fallen lassen und blickte zur Schwarzhaarigen. "Du bringst ihn in den Aufenthaltsraum, während ich seine Tasche in sein Behandlungszimmer bringe. Dann schauen wir uns dich genauer an", erklärte sie entschlossen und verschwand, noch bevor Renji protestieren konnte. Nanao schob ihn vor sich her und drückte ihn dann auf das Sofa hinunter. Keine Minute später kam Isane mit dem Erste-Hilfe-Koffer in den Raum. "So, dann schauen wir uns unseren Patienten mal an." "Leute! Ich bin gestern die Treppe runtergeknallt. Da hilft jetzt auch keine Erste Hilfe mehr", halb verärgert und halb amüsiert verschränkte er die Arme vor der Brust und blickt die beiden Damen im Raum mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Aber so ein Monokelhämaton solltest du nicht unterschätzen. Es ist auch immer noch geschwollen... Aber du siehst auf dem Auge doch gut, oder? Und deine Nase ist auch ganz gelblich", sie schnalzte missbilligend mit der Zunge und schüttelte gleichzeitig den Kopf. "Du hast nicht gut genug gekühlt." "Gestern kam der große Bruder von Tōshirōs Flamme vorbei und wollte ein wenig Krawall machen. Wir sind gemeinsam die Treppe vor der Eingangstür hinuntergesegelt und ich hab wohl etwas mit der Nase gebremst. Hatte Nasenbluten und na ja... ein paar andere Dinge, um die ich mich danach erst einmal kümmern wollte", bei Renjis Umschreibung musste er sich zusammennehmen, damit er nicht breit grinste. Allerdings war er froh, dass die beiden sich offensichtlich damit zufrieden gaben, denn Isane machte den Koffer wieder zu und stand auf. "Also schön. Aber kühle dein Auge während den Terminen gut." Sie wollte sich gerade umdrehen, als Retsu Unohana den Raum betrat. "Guten Morgen, meine Lieben. Oh Gott, Renji! Was ist mit deinem Auge passiert?" Der Rothaarige, der gerade selbst aufstehen wollte, ließ sich zurück auf das Sofa fallen, legte den Kopf nach hinten und seufzte tief. "Guten Morgen, Renji sagte, er sei die Treppe hinuntergefallen", erklärte Nanao. "So so", dabei hob sie eine geschwungene Augenbraue skeptisch. "Folge mir Renji, ich habe in meinem Behandlungszimmer sicherlich noch eine kühlende Salbe." Widerwillig erhob sich Renji und folgte seiner Chefin. Dabei kühlte er brav sein Auge. Doch als sie ihn bat, die Tür hinter sich zu schließen, wurde im mulmig im Magen. Sie deutete ihm, auf der Liege Platz zu nehmen, während sie in einer Schublade kramte. "Was ist wirklich passiert, Renji?", fragte sie in ihrem gewohnt honigsüßem Tonfall. "Wir hatten einen ungebetenen Besucher, der ein wenig rabiater wurde. Schlussendlich sind wir gemeinsam die Eingangstreppe hinuntergefallen", erklärte er in Kurzform, denn die Hintergründe wollte er jetzt nicht weiter ausbreiten. Retsu schloss die Schublade etwas zu kraftvoll und Renji zuckte vor der ungewohnten Grobheit der offensichtlich so friedfertigen Frau zusammen. Sie drehte sich mit einer Tube in der Hand um, legte den Kopf schief und lächelte ihn freundlich an. Doch irgendetwas ließ es ihm kalt den Rücken hinunter laufen. "Ich glaube dir nicht", stellte sie fest, ihr Lächeln wankte dabei nicht. "Erzähl mir, was ist gestern wirklich passiert. War nicht der junge Kuchiki bei dir zu Besuch? Ist etwa deine Verabredung nicht so gelaufen, wie geplant?" Renji schluckte. Ja, der Abend war anders verlaufen, aber in positiver Art und Weise. Glaubte seine Chefin wirklich, dass sich Byakuya und er geprügelt hätten? Oder Byakuya ihn geschlagen hatte? Noch besser, ihn sich vom Leib halten musste? Renji lachte, doch es klang einen Hauch hysterisch. "Also um ehrlich zu sein, war der Abend, bis auf den Besucher hervorragend. Wir hatten leckeres Essen und Byakuya schien sich langsam zu entspannen. Wir saßen gerade beim Nachtisch ins Wohnzimmer, als es klingelte. Also habe ich aufgemacht und da stand der große Bruder von der Freundin des Jüngsten vor der Tür und wollte einen auf dicke Hose machen. Er packte mich am Kragen, ich wollte die Hand wegschieben, er lässt seinen Griff nicht locker, verliert den Halt und wir fallen gemeinsam die Treppe hinunter. Das nächste, woran ich mich erinnern kann, ist, mir das Gesicht wehtut, ich umgedreht werde und in diese wunderschönen, sorgenvollen, grauen Augen blicke...", Renji biss sich auf die Zunge, als er bemerkte, dass er den letzten Teil tatsächlich gesagt hatte. Retsu kicherte leise vor sich her. Mit einem Mal schien die Spannung in der Atmosphäre wie weggeblasen und auch Renji stimmte in ihr Lachen ein. "Also war deine Verabredung ein Erfolg? Nur schade, dass sie so ein jähes Ende gefunden hat", sagte sie und er meinte, tatsächlich aufrichtiges Bedauern in ihrer Stimme zu hören. Eigentlich hätte Renji es bei der Ausführung belassen wollen, aber spürte den Drang, ihr etwas mehr zu erzählen. Zumal sie ja mit ihrer Teeberatung einer der Wegbereiter war. "Nein, gar nicht. Byakuya ist nicht sofort verschwunden. Er hat sich noch etwas um mich gekümmert. Und... nun ja... Wir haben uns geküsst", stammelte er den letzten Teil und lief dabei hochrot an. Mit einem breiten Grinsen klatschte die Schwarzhaarige einmal in die Hände. "Hach, sehr schön. Ich wünsche euch alles Gute, Renji", sie trat näher an ihn heran und trug ein wenig der Creme rund um sein Auge auf, bevor sie die Tube verschloss und in Renjis Hand drückte. "Nicht öfters als 4 Mal am Tag verwenden, ja? Wenn die Creme eingetrocknet ist, erst mal wieder etwas kühlen. Dann bist du auch bald wieder vorzeigbar für deinen Traumprinzen", sie zwinkerte ihm verstohlen zu, während sich Renji fragte, in was für einem Irrenhaus er da gelandet war. Byakuya blickte müde auf die Uhr. So langsam musste er sich fertig machen für seinen Termin zur Physiotherapie. Schon den ganzen Morgen und den halben Mittag hatte er jetzt über dem Ordner gebrütet und las Geschäftsberichte, begutachtete Statistiken und Prognosen. Sein Kopf schmerzte, schien ihm aber immer wieder sagen zu wollen, dass etwas da nicht stimmte. War es wieder einer der Tests von seinem Großvater? Wollte er mal wieder seine Eignung als Erben auf die Probe stellen? Byakuya hatte das so satt. Der Schwarzhaarige hatte sich schon fast gewünscht, dass er heute wieder einen Mittagstermin inkl. Mittagspause mit Renji gehabt hätte, doch leider war ihm dies heute vergönnt geblieben. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf Byakuyas Lippen. Renji schaffte es doch immer, ihn abzulenken. Die Therapiestunde würde ihm sicher gut tun. Alleine die Tatsache, für 45 Minuten an etwas Anderes zu denken. Er klappte den Ordner zu und klemmte ihn unter seinem Arm. Seine Sporttasche stand bereits gepackt an der Tür seines Zimmers. Er wusste, dass es Renjis letzter Termin an diesem Abend sein würde. Das hatte auf jeden Fall den Vorteil, dass er sich viel Zeit nehmen konnte. Während der Fahrt blätterte er in den Unterlagen und seufzte kopfschüttelnd. Natürlich verstand er all das, was darin stand. Aber irgendetwas war nicht richtig. Doch er wollte einfach nicht darauf kommen. Daher war er immer noch in Gedanken verloren, als er den Aufzug verließ und die Praxis betrat. „Hallo Herr Kuchiki. Herr Abarai wird gleich bei ihnen sein. Sie können schon einmal in sein Behandlungszimmer gehen“, holte ihn Nanao in die Realität zurück. Erst jetzt bemerkte er, dass er immer noch den Ordner in der Hand trug. Byakuya saß keine 5 Minuten auf der Liege, als er Schritte im Flur hörte, die unmissverständlich zu Renji gehörten. „Dann schönen Feierabend euch beide. Und ja, ich schließe später ab“, hörte er die angenehme Stimme, die sofort wieder Kribbeln in seinem Bauch auslöste. „Einen wunderschönen guten Abend, Herr Kuchiki. Wie ist das werte Befinden heute?“, neckte Renji, als er die Tür hinter sich schloss. Byakuya drehte sich herum und wollte gerade eine sarkastische Antwort geben, als er das rechte Auge von Renji sah. Geschockt und von Phantomschmerz geplagt, sog er scharf die Luft ein. Als der Rothaarige näher trat, streckte er die Hand nach seinem Gesicht aus und legte sie behutsam auf die Wange. Sorge spiegelten sich in den grauen Augen wieder. „Hast du nicht mehr gekühlt?“, fragte er, während er sanft mit dem Daumen über den Wangenknochen fuhr. „Ein bisschen“, gab der Therapeut kleinlaut zu. Byakuya hob streng eine Augenbraue. „Als ich nach Hause kam, war ich einfach so müde, dass ich sofort ins Bett gefallen bin“, murmelte Renji und sah betreten zu Boden. Byakuya schüttelte fassungslos den Kopf, musste aber auch etwas lachen. Dann hob der Rothaarige den Blick wieder. „Du siehst erledigt aus, alles gut bei dir?“, noch während er redete, kam Renji noch näher heran, stellte sich zwischen Byakuyas Beine, legte eine Hand unter sein Kinn, um es zu heben und beugte sich für einen schnellen Kuss herab. Als er sich wieder aufrichtete grinste er breit. „Du bist einfach unverbesserlich“, lachte Byakuya und lehnte sich leicht gegen die breite Brust des anderen. „Ich hoffe, das ist was Gutes“, stimmte Renji in das Lachen ein. „Ich habe keine Ahnung“, gestand Byakuya und atmete diesen betörenden Duft ein. Zum ersten Mal am heutigen Tag fühlte er sich wohl und entspannte sich. Kapitel 31: Lilien ------------------ Renjis Finger glitten durch die weichen, schwarzen Haare. "Das deute ich jetzt mal als 'Nein'", gab er sich selbst die Antwort und erhielt erst einmal nur ein Seufzen von Byakuya. Also fuhr er erst einmal fort, durch die seidigen Strähnen zu streichen. Dabei schloss er die Augen und genoss das Gefühl, dass Byakuya in seiner Nähe war. Nach kurzer Zeit spürte er schon, wie der andere sich an seiner Brust entspannte. Er öffnete die Augen und blickte sich kurz um. Sein Blick fiel auf einen schweren Ordner auf Byakuyas Sporttasche. „Was ist das? Hast du dir Arbeit mitgebracht?“, fragte er. „Mein Großvater möchte, dass ich vor meinen Arbeitsantritt zu allen wichtigen Geschehnisse der Firma auf dem aktuellen Stand bin“, antwortete der Schwarzhaarige resigniert. „Uff... Das alles?“, stöhnend verdrehte Renji die Augen. „Bis nächste Woche? Wann wirst du da wieder erwartet?“ „Nächste Woche, richtig. Kaum zu glauben, dass schon so viel Zeit vergangen ist“, dabei blickte er hoch und schaute Renji liebevoll in die Augen. Der Therapeut musste daraufhin breit grinsen und beugte sich für einen Kuss hinunter. Doch Byakuya legte eine Hand dazwischen. „Was ist, wenn einer reinkommt?“, zischte er. „Wir sind alleine. Die anderen sind schon weg, da...“ „Dennoch. Es gibt bestimmt Videoüberwachung“, widersprach Byakuya. „Nur im Eingangsbereich“, seufzte Renji und zog sich zurück, wusste er doch, dass er aktuell keine Chance auf einen weiteren Kuss hatte. „Ich mache dir einen Vorschlag: Wir machen jetzt dein Rehaprogramm und dann zeige ich dir etwas. Da kannst du auch deinen komischen Ordner mitnehmen.“ Zwar vermutete Byakuya, dass er diese Abmachung schon sehr bald bereuen würde, doch vermutlich war es etwas, worüber er lachen würde. Daher ließ er sich nickend von der Behandlungsliege rutschen. „Und was genau machen wir jetzt hier?“, fragte Byakuya mit zusammengezogenen Augenbrauen, als Renji sich mit einem Schlüssel an einer schweren Metalltür, die 2 Stockwerke über der Praxis und hinter einem 'Privat'-Schild lag, zu schaffen machte. „Jetzt sei doch nicht so neugierig und warte es ab. Ah!“, machte er und man hörte, wie das Schloss der Tür zurückschnappte. „Die Tür ist manchmal etwas zickig“, entschuldige sich Renji während er hindurchtrat und Byakuya die Tür aufhielt. Als er dem Rothaarigen folgte, verschlug es ihm die Sprache. Sie waren auf einer Art Dachterrasse angelangt. Die Abenddämmerung zog verschiedenfarbige Streifen über den Horizont. Die Luft war frisch und roch nach Blumen und Kräutern. Als Renji den Lichtschalter betätigte, fiel der Blick des Schwarzhaarigen sofort auf einen kleinen, rechteckigen Holzpavillon mit einer kleinen, wetterfesten Bank mit dazugehörigem Tisch. Außerdem erkannte er verschiedene Blumenkästen mit Blumen und Kräutern. „Was ist das?“, fragte er verwirrt, während Renji ihn unter den Pavillon zog und auf die Bank drückte. „Ich sagte doch, dass du hier hin auch deinen Ordner mitnehmen kannst. Mach es dir einfach bequem und ich kümmere mich gerade ein wenig um das Zeugs hier“, dabei deutete er auf die Blumenkästen. „Aber wofür das alles?“, hakte Byakuya noch einmal nach. „Ach, Retsu wollte das mal als Entspannungsbereich für unsere Kunden einrichten. Dann gab es zwischendrin ein wenig Stress mit der Bebauung des Daches, weil sie eine Sauna aufbauen wollte. Das hat sich dann ein wenig hingezogen und als dann unten diese Wellnessoase aufgemacht hatte, ist Retsu dazu übergegangen, mit ihnen zu kooperieren. Also hab ich gefragt, ob ich hier ein paar Heilkräuter anpflanzen könnte“, dabei rieb er sich lachend den Nacken. „Beeindruckend, dass du so einen grünen Daumen hast. Und die Blumen haben auch irgendwelche Wirkungen?“, wollte Byakuya wissen. „Nah, ehrlich gesagt, geht mir das Zeug relativ schnell wieder ein. Aber die Abstände werden immer größer. Ich lerne also offensichtlich dazu“, lachte er und kratzte sich dabei an der Seite seines Gesichts. „Und die Blumen sind für die Mädels. Ich wollte es etwas gemütlicher halten. Aber eigentlich gehe nur ich hier hoch“, er stellte 2 kleine Wasserflaschen, die er mit sich getragen hatte, auf den Tisch. „Ich kümmer mich jetzt mal um die Pflanzen, mach es dir ruhig bequem.“ Dann schnappte er sich eine Gießkanne und machte sich an die Arbeit. Renji hatte sich vor einen besonders großen Blumenkübel gehockt und beäugte den Inhalt kritisch. Byakuya hatte regelmäßig von seinem Ordner aufgeschaut und wurde jedes Mal von dem ungewöhnlichen Anblick, den Renji und die Pflanzen ergaben, wie magisch angezogen. Schlussendlich stand er auf und überbrückte die paar Meter, die ihn von dem Rothaarigen trennten. „Sind die Lilien auch Heilpflanze oder nur Zierde?“, fragte er ehrlich interessiert. „Beides“, lachte Renji und stand auf. Dabei deutete er auf Lilien, die fast schwarz wirkten. „Queen of the Night, eine asiatische Liliensorte, die zum 70. Geburtstag eines englischen Gärtnereifachverkaufs gezüchtet wurde. Retsu hatte sie mir mitgebracht. Die weißen Lilien haben tatsächlich heilungsfördernde Eigenschaften. Die Schwarzen vielleicht auch, aber ich will es gar nicht versuchen“, lachte Renji leicht. „Und was wären das für Eigenschaften?“, jetzt war Byakuyas Neugierde geweckt. „Oh... hmm... Ich krieg jetzt nicht alles zusammen, aber sie sind schlaffördernd, hustenlindernd verspannungslösend und sie werden oft bei Wunden oder Verbrennungen zur Regenerierung des Gewebes verwendet“, zählte Renji auf und der Schwarzhaarige schmunzelte leicht über die gefurchte Stirn, während er nachgedacht hatte. „Und warum hast du mich damit nicht behandelt?“, wollte er jetzt wissen. „Weil ich noch keine Zulassung habe. Mache ich irgendein Mist oder du bekommst eine allergische Reaktion, übernimmt das keine Versicherung“, seufzte er. „Und als Privatperson“, fragte Byakuya. „Als Privatperson kann ich dir etwas empfehlen“, grinste der Rothaarige und beugte sich leicht hinunter, während er Byakuyas Gesicht mit einer Hand an dessen Kinn hob, damit er ihn küssen konnte. Sie hatten es sich wieder auf der Bank bequem gemacht und Byakuya studierte wieder fokussiert seinen Ordner. Renji hatte den Kopf in den Nacken gelegt und die Augen geschlossen, genoss das Gefühl des warmen Körpers neben seinem. Mit einem genervten Seufzen warf Byakuya den Ordner auf den Tisch. „Ich komme nicht dahinter, aber irgendwas fehlt oder stimmt da nicht“, dabei fuhr er mit einer Hand durch die schwarzen Haare, wobei es für Renji fast den Eindruck machte, als wolle er sich eben diese raufen. Er schlang einen Arm um Byakuyas Schulter und zog ihn näher an sich, sodass dieser mit dem Rücken quer über Renjis Brust hing. Mit einem weiteren Seufzen ließ Byakuya sich weiter hinunterrutschen und bettete seinen Kopf auf Renjis Schoß, drehte sich so, dass der Kopf nach oben gerichtet war. Der Therapeut schnappte sich eine der Strähnen und wickelte sie gedankenverloren um einen Finger, fuhr mit der anderen Hand den Arm Byakuyas hinunter, um ihre Finger miteinander zu verschränken. Dabei legte er den Kopf schräg und dachte nach. „Irgendein weltverbesserndes Produkt in der Entwicklung?“, fragte er und erhielt nur ein Kopfschütteln. „Hmm... Produktionsschwierigkeiten, Produktpiraterie oder irgendwelche somalischen Piraten, die ein Handelsschiff mit euren Gütern kaperte?“, zählte er auf und entlockte Byakuya ein Lachen, schüttelte jedoch gleich wieder mit dem Kopf. „Habt ihr mal wieder irgendein armes, kleines, mittelständiges Unternehmen geschluckt?“, scherzte er. Doch an den geweiteten Augen erkannte er, das er zumindest dem Rätsel näher gekommen war. „Die Übernahme von Granz KK! Die ist mit keinem Wort hier erwähnt!“, Byakuya war aufgesprungen und durchsuchte den Ordner. „Ich wusste, dass mein Großvater und Baraggan mich nur auf die Probe stellen wollten!“ „Wer ist Baraggan?“, fragte nun Renji verwirrt. „Die rechte Hand meines Großvaters. Das ist der, der mir immer auf die Finger schaut und ein enger vertrauter meines Großvaters ist. Außerdem ist er wohl ziemlich rabiat gegenüber seinen Mitarbeitern und feuert sie, sobald ihm irgendwas nicht passt“, erklärte der Schwarzhaarige. „Uhh... also jemand zum Liebhaben, ja?“, fragte Renji sarkastisch und Byakuya lachte nickend. Dann wandte er sich zum Rothaarigen um und blickte ihn lächelnd ins Gesicht. „Danke“, er legte ein Hand auf dessen Wange, bevor er sich ein wenig nach vorne lehnte, um seine Lippen auf Renjis zu legen. Noch ehe er sich versehen hatte, saß er rittlings auf dem Schoß des Rothaarigen, der eine Hand auf dessen Hintern gelegt hatte und sanft massierte. Die andere Hand lag unter den schwarzen Haaren auf dem Nacken. Wohlige Schauer liefen seiner Wirbelsäule hinunter. „Ich möchte eigentlich nicht wahrhaben, dass du übermorgen deinen letzten Termin hast“, murmelte Renji an seinen Lippen. „Du solltest mir unbedingt mal deine Handynummer geben“, lachte Byakuya und der Rothaarige stimmte mit ein. Byakuya nutzte die Gelegenheit und ließ seine Hände unter Renjis Oberteil gleiten, der sich direkt seinen Berührungen entgegenstreckte. Die Hand am Nacken zog ihn wieder zu den Lippen des Therapeuten und während der Kuss immer hitziger wurde, spürten sie beide ihre wachsenden Erregung. „Das sollten wir hier nicht tun“, grummelte Renji bedauernd, während er am Ohr des anderen knabberte und sich dann mit einem enttäuschten Schnauben und geschlossenen Augen zurücklehnte. „Ja, du hast recht“, auch in Byakuyas Stimme schwang Enttäuschung mit. Doch das Bild, welches Renji dort vor ihn bot, war sehr verlockend. Kurzentschlossen angelte er nach seinem Handy und machte ein Foto. Renji öffnete ein Auge einen Spalt und schaute Byakuya kritisch an. „Was sollte das jetzt?“, fragte er leicht mürrisch. „Du sahst einfach zu verführerisch aus“, gestand Byakuya mit einem leichten Rotschimmer auf den Wangen. „Also habe ich ein Bild für meine Kontaktliste gemacht. Jetzt wo ich deine Nummer bekomme“, fügte er schnell hinzu, bevor Renji das irgendwie anders interpretieren konnte. Aber natürlich war es dafür zu spät. „Ach so. Kontaktliste nennt man das heute. Bei uns hieß das früher noch Wichsvorlage“, grinste der Rothaarige breit. „Renji Abarai!“, echauffierte sich sein Patient halb gespielt. „So etwas habe ich gar nicht nötig!“ „Stimmt“, Renjis Grinsen wurde noch eine Spur breiter, als er Byakuya wieder zu einem Kuss zu sich zog. Kapitel 32: Notfallplan ----------------------- Leise schloss Byakuya die Tür hinter sich. Nur widerwillig hatte er sich von Renji verabschiedet und hatte sich einen Fahrer gerufen. Liebendgerne hätte er dessen Angebot angenommen und wäre noch mit zu ihm, hätte an der Seite des Rothaarigen den Tag gemütlich ausklingen lassen. Aber das ging nicht. Er hatte keinen Grund so lange wegzubleiben. Selbst diese Verspätung würde nicht... "Du kommst spät. Mal wieder", unterbrach die schneidende Stimme seines Großvaters Byakuyas Gedanken. "Was hat dich diesmal aufgehalten?" Bevor Byakuya sich umdrehte, erlaubte er sich, mit den Augen zu rollen. Dann wandte er sich zu seinem Großvater um. "Die Praxis verfügt über eine schöne kleine Dachterrasse, auf denen besondere Patienten noch ein wenig ruhen können. Ich habe diesen Ort für das finale Studium der Unterlagen genutzt", damit schaute er ihn gewohnt kühl an. "Und wenn wir schon darüber sprechen, würde ich es begrüßen, wenn mir beim nächsten Mal alle Unterlagen überreicht werden. Alles zur Übernahme der Granz KK fehlt in diesem Ordner." "Gut zu hören, dass du wenigstens in einem Punkt nicht meinen Erwartungen vollends hinterherhinkst", antwortete Ginrei mindestens eben so kühl. "Und wenn wir schon davon sprechen", übernahm er Byakuyas Wortwahl, nur bei ihm triefte der Ton vor Hohn. "Die Verhandlungen mit der Familie Shihōin wird vorerst ruhen gelassen. Es scheint mir, als hätte sich deine Zukünftige ins Ausland abgesetzt. Ich hoffe, du empfindest angemessenen Scham davor, dass sie sich lieber in der Nacht mit einem verrückten Wissenschaftler in ein fremdes Land begibt, statt dich zu heiraten. Ohne Zweifel ist dies die Schuld deiner mangelhaften Manieren und Auftreten", Ginrei verzog dabei angewidert das Gesicht. "Mit deinem Verhalten wirst du froh sein können, wenn ich überhaupt eine junge Dame finde, die sich mit dir abgeben will. Immerhin erleichtert es mich, dass ich offensichtlich nicht der Einzige bin, der mit einem respektlosen und rebellischen Nachkommen geschlagen bin", mit den Worten drehte er sich um und ließ, einen vor Wut bebenden, Byakuya in der Eingangshalle zurück. Er musste alle Willenskraft zusammen nehmen, um nicht den Ordner hinter dem Weißhaarigen hinterherzuwerfen und auf sein Zimmer zu verschwinden. Letzteres tat er jedoch im angemessenen Tempo. Als er die Tür seines Schlafzimmers hinter sich geschlossen hatte, warf er seine Tasche durch den Raum und unterdrückte einen frustrierten Aufschrei. "Nicht einmal loben kann er mich! Ach, was sage ich... Mir hätte es doch schon gereicht, wenn er anerkannt hätte, dass ich seinen Test bestanden habe. Stattdessen musste er mir unter die Nase reiben...", er ballte beide Fäuste und atmete mehrfach tief durch. Wenigstens auf Yoruichi war Verlass. Dann lief er ins Bad. Eine kalte Dusche würde ihm sicher gut tun. In einem leichten Yukata gehüllt, die er meistens zum Schlafen trug und noch mit leicht feuchten Haaren lag er auf seinem Bett, als ihn eine Nachricht aufschreckte. >Kannst du den Polarstern von deinem Zimmer aus sehen?< Die Nachricht irritierte ihn. >Nein Renji, die Fenster meines Schlafzimmers liegen in der entgegengesetzten Himmelsrichtung. Warum?< Gespannt starrte er auf den Bildschirm seines Handys. Lange ließ ihn Renji nicht warten. >Ich wollte nur sicher gehen, dass ich nicht im Schlafzimmer deines Großvaters lande...< Mit einem Mal saß Byakuya aufrecht im Bett. Renji war hier? Mit aufgerissenen Augen lief er zu einem der großen Fenster und öffnete es. Fassungslos starrte er auf die unten wartende Person. Renji trug eine schwarze Hose und einen schwarzen Kapuzenpulli. Unter der Kapuze schauten einige feuerrote Strähnen heraus und die weißen Zähne, die durch sein breites Grinsen entblößt wurden, leuchteten schon fast im entfernten Licht der Straßenlaternen. "Was machst du hier?", zische Byakuya leise. "Wonach sieht das hier aus, huh? Komme ich irgendwie an deinem Alten durch den Eingang vorbei?", fragte er ebenso gedämpft. Doch Byakuya schüttelte den Kopf, Enttäuschung machte sich dabei in ihm breit. "Ok, dann Plan B. Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter!", grinste er noch eine Spur breiter. "Du Blödmann!", Byakuya hatte Mühe seine Stimme leise zu halten und nicht loszulachen. "Auch nicht? Zum Glück hab ich einen Notfallplan", damit deutete er auf ein Seil in seiner Hand. "Kannst du das irgendwo festbinden?", Byakuya nickte und streckte die Hände aus. Mit einem gezielten Wurf lag der dicke Strick in seiner Hand und er knotete es am Pfosten seines massiven Bettes fest, bevor er das andere Ende wieder aus dem Fenster hinunterließ. Kurz testete Renji, ob es sein Gewicht hielt, bevor er sich an dem Seil hochzog. Kritisch beäugte Byakuya den Fortschritt des Rothaarigen, sah es doch alles andere als grazil aus. Als Renji fast oben war, streckte Byakuya ihm eine Hand entgegen, um ihm zu helfen. Dankbar nahm Renji diese an und so zog Byakuya ihn die letzten Zentimeter über die Fensterbank. Dabei verlor Byakuya das Gleichgewicht und landete, Renji mit sich ziehend, polternd auf dem Boden. Kurze Sorge spiegelten sich in den braunen Augen wider. "Alles in Ordnung?", fragte er, während er immer noch auf dem anderen lag. Dieser nickte nur, brach dabei abder nicht den Blickkontakt. "Du hättest auch was sagen können, anstatt mich direkt auf dich zu ziehen", jetzt war Renjis Grinsen lasziv und ließ Byakuya sofort einen Schauder den Rücken runter laufen. Sein Blick ging kurz durch das Zimmer, bevor er leise Pfiff. "Dein Zimmer ist größer wie unser Wohnzimmer", bemekte er anerkennend. "Das ist nur mein Schlafzimmer", Byakuya war die Tatsache hingegen ein wenig unangenehm. "Heißt das, ich brauche eine Landkarte um auf Toilette zu gehen?", scherzte er leise lachend. Verspielt rollte der Schwarzhaarige mit den Augen und schüttelte den Kopf. "Herr Kuchiki, alles in Ordnung?", klopfte es an der Tür, die sich sofort danach öffnete. Aio erschien und verharrte sofort mit geweiteten Augen beim Anblick der Szene, die sich ihr bot. Dann blickte sie schnell über ihre Schulter, trat einen Schritt zur Seite und schloss die Tür hinter sich. Ihr Blick glitt dabei in eine andere Richtung. "Seine Herrschaft hat ein Poltern in ihrer Etage gehört und schickte mich, um nach dem Rechten zu sehen", erklang ihre Stimme leise, während ihr Blick durch den Raum glitt, dabei aber den Fleck ausließ, an dem Renji und Byakuya lagen. Letzterer hatte sich zwischenzeitlich etwas aufgerichtet. "Aio...", begann er, doch wurde direkt von seiner Dienerin unterbrochen. Ihr Blick glitt zu ihm, Renji hatte das Gefühl, kaum wahrgenommen zu werden. "Um diese Uhrzeit sollten sie wirklich nicht mehr mit den Hanteln trainieren. Besonders nicht nach einer anstrengenden Therapiestunde. Sie sollten besser ins Bett gehen, mein Herr", als ihr die Doppeldeutigkeit klar wurde, errötete sie leicht und drehte sich schnell zur Tür. "Eine erholsame Nacht", damit war sie auch schon wieder draußen. "Scheiße...", Renji fuhr sich geschockt mit einer Hand über das Gesicht. "Ich wollte dich nicht in Schwierigkeiten bringen." Byakuya lächelte kurz. "Keine Sorge. Aio würde mich niemals verraten. Ebenso wenig wie Sayuri. Beide haben immer mehr auf meiner Seite gestanden, als auf der meines Großvaters", erklärte er kurz und zog den Rothaarigen dann zu einem Kuss heran. "Aber was tust du hier?", fragte er kurz danach. Sofort war das Grinsen wieder da. "Ich wollte sicher gehen, dass du wirklich keine Wichsvorlage brauchst", halbherzig schlug ihm Byakuya vor die Brust, bevor er das Grinsen erwiderte. "Dann hoffe ich doch mal, dass du das besser kannst, als klettern..." Ein zaghaftes Klopfen ließ Renji aus diesem himmlichen Bett aufschrecken. Der Duft von Byakuya umgab ihn und ließ seinen Körper kribbeln. Es war wohl einer dieser Träume, wo er träumte, dass er aufwachte, aber in Wirklichkeit noch ganz tief schlummerte. Mit einem wohligen Seufzen ließ er sich wieder nach hinten fallen und drehte sich um. Dabei schlang er die Arme um den warmen Körper neben ihm und zog ihn näher an sich. Er vergrub die Nase tiefer in den weichen Haare, entlockte dem anderen damit ein leises Grummeln. Das Klopfen wurde drängender, also öffnete Renji die Augen. Langsam glitt sein Blick durch ein, ihm unbekanntes, Zimmer. Doch der Körper neben ihm fühlte sich vertraut und richtig an seinem geschmiegt an. Dann blickte er zum Fenster. Ein Hauch von Morgenröte durchzog den Nachthimmel und Renjis Augen weiteten sich vor Schock. "Byakuya. Hey, Byakuya!", stupste er jetzt ein wenig hektischer dem Schwarzhaarigen in seinen Armen an. "Hmm?", erklang es verschlafen und Renji kam nicht umhin, das leicht zerzauste Aussehen des anderen zu bewundern. Wieder das Klopfen und dieses Mal schien es auch Byakuya zu hören. "Ja?", fragte er und deutete mit einer Kopfbewegung zu einer anderen Tür im Raum. "Ich bin es", kam gedämpft eine weibliche Stimme von der anderen Seite und Byakuya entspannte sich schlagartig und ließ sich zurück in die Kissen fallen. "Komm rein", die Antwort überrumpelte Renji vollkommen. Hektisch griff er nach dem Laken, um sich vollständig zu bedecken. Er lässt eine Dienerin rein, während wir beide nackt im Bett liegen? Was zum Teufel...?, dachte er dabei verzweifelt und auch ein wenig peinlich berührt. Die Tür öffnete sich allerdings nur einen Spalt. "Ich möchte sie ungern stören, aber bald wird es für ihren Besuch schwierig, ungesehen das Haus zu verlassen", bemerkte sie. "Vielen Dank Aio. Ich weiß deine Diskretion zu schätzen", ohne eine weitere Bemerkung schloss sich die Tür wieder und Renji atmete erleichtert aus. "Du wolltest sie nicht wirklich reinlassen, wenn wir beide nackt hier liegen, oder?", fragte er ungläubig. "Warum denn nicht?", erwiderte Byakuya und man konnte deutlich seine Irritation über Renjis Frage in der Stimme erkennen. Das ist der Unterschied in unserem Lebensstandard, erinnerte sich Renji. Für ihn ist das völlig normal. Dennoch half es nicht über seinen eigenen, leichten Schrecken hinwegzutäuschen. Für Renji gab es einfach gewisse Dinge, die niemand zu Gesicht bekommen musste. Und wie er, nackt, mit seinem Liebhaber, ebenfalls nackt, im Bett aneinander gekuschelt lag, gehörte definitiv dazu. "Weil wir beide nackt sind", erklärte Renji. "Ach, Aio hat schon Schlimmeres gesehen. Das stört sie nicht. Die meiste Zeit beachte ich sie gar nicht", gab Byakuya leger zurück, als sei es das Normalste der Welt. Der Rothaarige wusste nicht, was davon ihn am Meisten schockieren sollte. „Schlimmeres gesehen... nicht beachten...?“, murmelte er leise, fassungslos. Mit einem Stirnrunzeln beobachtete Byakuya, wie Renji seine Worte offensichtlich versuchte zu verarbeiten. Dabei fragte er sich, wo das Problem war. „Ich möchte nicht wissen, was schlimmer ist, als seinen Chef mit jemand anderem im Bett zu erwischen...“, begann er mit einem Kopfschütteln. „...Außer vielleicht, von eben diesem ignoriert zu werden“, damit richtete er sich auf und ging um das Bett herum, um seine Kleidung wieder aufzusammeln. Doch Byakuya schlang seine Arme um ihn und zog ihn wieder aufs Bett. „Dienstmädchen in einem Haushalt zu sein, kannst du nicht mit deinem Berufsleben vergleichen“, begann er leise und küsste dabei kurz die gebräunte Schulter. „Aio ist in unserem Haushalt, mit mir, aufgewachsen. Ihre Mutter hat mir die Windeln gewechselt. Wenn man es so nennen kann, ist Aio das, was man am Ehesten als guten Freund bezeichnen könnte. Wie du vorher schon gemerkt hast, unterstützt sie mich, wo sie es kann. Also danke ich es ihr, mit vollkommener Aufrichtigkeit. Und was das mit dem Beachten angeht, würde ich sie ständig von ihrer Arbeit abhalten, in dem ich mit ihr rede oder sonst irgendetwas von ihr verlangen, hätte sie keine Zeit dafür, sich auch mal auszuruhen“, erklärte er ruhig. Einiges machte in Renjis Augen Sinn, manches hingegen überhaupt nicht. Allerdings entschied Renji, dass er sich wohl besser keine eigene Meinung dazu bilden sollte. Immerhin hatte er keine Ahnung, wie das Leben eines Dieners in einem reichen Haushalt aussah. Doch ging er davon aus, dass es wesentlich schlimmere Optionen gab, wenn Aio ohne zu zögern bereit war, Byakuya freiwillig zu decken und vor dem Zorn seines Großvaters zu schützen. Vielleicht hatte Byakuya sogar recht, wenn er sie als Freund bezeichnete. Doch auch diese Wortwahl gefiel ihm nicht. Es klang in den Ohren des Rothaarigen einfach nur einsam. Bedauernd löste er sich aus Byakuyas Griff und drehte sich um. Sanft ließ er seine Hände durch die schwarzen Haare gleiten und atmete tief den Duft des anderen ein, bevor er ihn noch einmal küsste. „Ich sollte jetzt besser gehen“, seufzte er und lehnte seine Stirn gegen Byakuyas. Dabei schloss er die Augen und genoss seine Nähe. „Wir sehen uns morgen“, dann gab er ihm noch schnell einen Kuss auf die Stirn, warf das Seil, dass immer noch um den Bettpfosten geknotet war, nach unten. In Windeseile war er die Fassade hinunter geklettert und Byakuya konnte nur noch zusehen, wie die Silhouette im Gebüsch verschwand. Kapitel 33: Letzter Tag ----------------------- Renji schnappte sich seine Jacke aus seinem Behandlungszimmer. "Ich bin in Mittagspause!", rief er Richtung Aufenthaltsraum, während er selbst den Weg zum Ausgang wählte. Als er die Tür zur Praxis öffnete, war er überrascht, Byakuya bereits dort vorzufinden. "Was machst du denn schon hier? Ich dachte, ich wäre endlich mal früh genug, dich unten abzupassen", maulte er ein wenig, bevor er kurz verstohlen seine Lippen auf Byakuyas drückte. Dieser hielt ihm eine kleine Tüte hin. "Ich dachte... Du hattest mir doch die Dachterrasse gezeigt", tatsächlich schien Byakuya ein wenig nervös bei seinem Vorschlag, was Renji leise lachen ließ. "Das ist eine hervorragende Idee, Sonnenschein. Ich geh noch gerade was zu trinken holen", grinste Renji und ließ Byakuya zurück, der ihm nur blinzelnd hinterherschauen konnte. Als er wieder, mit 2 Wasserflaschen im Arm, im Flur erschien, guckte ihn Byakuya irritiert an. "Wie hast du mich gerade genannt?", fragte er fassungslos. "Ist Sonnenschein nicht gut?", grinste Renji breit, griff nach dem Arm des Schwarzhaarigen und zog ihn hinter sich die Treppe hoch. "Reichlich unpassend, oder nicht?", langsam erholte sich Byakuya von der ersten Überraschung, den ihm Renjis Kosenamen verpasst hatte. "Das ist ja gerade das Reizvolle daran", auch wenn er nur den breiten Rücken des Therapeuten sah, konnte man das breite Grinsen in seiner Stimme heraushören. "Ich wäre dir durchaus verbunden, dass wenn du mir schon einen Kosenamen geben willst, dass es ein Vernünftiger ist", mahnte Byakuya, doch hatten seine Worte einen neckenden Unterton. "Hmm... Wie wäre es mit Waffeleisenprinz? Nein? Flusspferdchen?", als er Byakuyas Schnauben hörte, fuhr er lachend fort. "Brummbärchen, Käsekrümelchen, Puderzuckerflocke...?", als der Schwarzhaarige hinter ihm stehen blieb, hielt er inne und drehte sich um. "Du bist ganz schön wählerisch, hat dir das mal einer gesagt?" "Ich frage mich eher, woher du all diese bescheuerten Spitznamen hast? Könntest du nicht mit was Traditionellerem kommen?", Byakuya runzelte etwas die Stirn, als Renji ihn ihn die letzten paar Stufen hinaufzog und sie auf die Dachterrasse ließ. Behutsam nahm er Byakuya die Tüte ab und stellte sie mit den Wasserflaschen auf den Tisch ab. Dann drehte er sich wieder zu Byakuya um, der noch vor der, nun wieder, verschlossenen Tür stand. Mit einem verführerischen Grinsen kam er näher, legte seine Hände an die Hüfte des Schwarzhaarigen und drückte ihn langsam gegen die Tür. Mit den Lippen fuhr er über die helle Haut von Byakuyas Hals. „Etwas Traditionelles, hmm?“, hauchte er dabei gerade so laut, dass der andere es hören konnte. „Ich hatte schon gedacht, dass du mehr Traditionelles magst“, gab er zu, während er leicht in das Ohrläppchen biss und Byakuya so Schauder durch den Körper jagte. „Ich glaube, ich habe es vorgestern gar nicht erwähnt, aber du sahst unglaublich heiß in diesem Yukata aus“, hauchte er ihm ins Ohr und presste seinen Körper gegen den anderen. „Na komm, wir sollten essen, bevor es schlecht wird, Süßer“, grinste er und zog ihn mit an den Tisch. Für Byakuya war es schwierig, sich nun auf das Essen zu konzentrieren, er ließ sich aber dennoch mitziehen. Kurze Zeit später saß er da, mit einem Onigiri in der Hand und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Bissen für Bissen in Renjis Mund verschwand. Diesem wohlgeformten Mund mit den überraschend weichen Lippen. Dieser Mund, der noch so viele Fähigkeiten mehr hatte, als nur diese wunderbare, wohlklingende Stimme zu erzeugen. Eben diese riss ihn aus den Gedanken. „Ist alles ok? Du hast noch gar nichts gegessen...“ Bevor es Byakuya vermeiden konnte, spürte er, wie eine leichte Hitze in seine Wangen stieg. Natürlich hatte es Renji bemerkt und sein Grinsen zierte wieder sein Gesicht. Lasziv schob er den Rest seines Onigiri in den Mund und kaute bedächtig. Bevor er sich dann wieder zum Schwarzhaarigen um wandte. „Habe ich dich etwa so scharf gemacht, dass du nichts mehr Scharfes essen möchtest?“, fragte er unschuldig und klimperte theatralisch mit den Augenlidern. „Renji Abarai!“, mahnte Byakuya schwach und biss wie zum Beweis, dass Renji falsch lag, von seinem Onigiri ab. Er blickte auf sein, mit Lachs und Chili, gefülltes Reisbällchen, aber so wirklich wollte sich der Appetit nicht einstellen. Andere Sachen kreisten durch seinen Kopf. Bilder aus den beiden Abenden, die sie gemeinsam verbracht hatten. Ungewollt wurde sein Atem etwas schneller und flacher. Er zuckte zusammen, als er Renjis Lippen wieder an seinem Ohr spürte. „Schön brav aufessen, dann gibt es vielleicht auch Nachtisch“, wisperte er und spielte mit der Zungenspitze an Byakuyas Ohrläppchen. Ohne nachzudenken nahm er einen großen Bissen seines Onigiri. So groß, dass sogar das Kauen etwas schwierig war. Er hörte, wie Renji leise an seinem Ohr gluckste, dann aber langsam am Hals hinunterknabberte. Das war der Moment, in dem Byakuya den Rest einfach in seinen Mund schob und hektisch anfing zu kauen. Renji lehnte sich lachend zurück und schaute belustigt Byakuyas Kaubemühungen zu. „Dein Ernst...?“, brachte er dabei hervor und blickte zur Tüte, um festzustellen, dass Byakuya sich dieses Mal nur ein Onigiri geholt hatte. Fragend hob er eine Augenbraue. „Gut gefrühstückt“, erklärte er, als er den Mund halbwegs leer gemacht hatte. „So ein glücklicher Zufall“, lachte der Rothaarige, rutschte von der Bank zwischen Byakuyas Knie und begann ohne Umschweife, an dessen Hose Knopf und Reißverschluss zu öffnen. „Renji“, stöhnte Byakuya bereits, nur von dem Gefühl der fähigen Hände auf seinem halb erigiertem Glied, welches noch von seiner Unterwäsche bedeckt war. Der Schwarzhaarige keuchte leise auf, als Renji den Stoff hinuntergezogen hatte, um seine Erektion freizulegen und ein leichter Windzug darüber strich. Federleicht strich Renji mit den Fingerkuppen über die pochende Länge, fuhr sich aufreizend mit der Zunge über die Lippen. „Oh Gott, Renji...“, seufzte Byakuya und schob ein wenig seine Hüfte nach vorne, der Hand des anderen entgegen. „Aber, aber, wir haben doch noch gar nicht angefangen“, grinste der Rothaarige, bevor er die Lippen ansetzte und fest an der Eichel saugte. Sofort griffen feingliedrige Finger in das feuerrote Haar, während Renji sich über den, vor fremden Blicken, schützenden Pavillon freute und mit einer Hand in Byakuyas Hose glitt, um dort mit dessen Hoden zu spielen. Er nahm ihn weiter in den Mund, saugte und umspielte ihn mit der Zunge. Dabei entlockte er Byakuya immer weitere Geräusche, die es für Renji schwer machten, sich auf seine Aufgaben zu konzentrieren. Qualvoll langsam nahm er ihn tiefer in den Mund und blickte zu Byakuya auf. Der Rotschimmer auf seinen Wangen hatte sich ausgebreitet, die Augen waren fest geschlossen und der Mund war ein wenig geöffnet. Der Anblick war ausreichend, dass auch er spürte, wie es in seiner Hose eng wurde. Noch mit Byakuyas Glied im Mund stöhnte er kehlig, die Vibrationen an sensibler Haut ließ Byakuya aufstöhnen und seine Hände fester in die Haare verschränkten. „Renji, ohh...“, keuchte er und schob die Hüfte wieder ein wenig nach vorne, als bettle er um mehr. Renji schloss die Augen und intensivierte seine Bemühungen, saugte stärker und schneller. Rieb mit der Zunge über empfindliche Stellen, massierte mit seiner anderen Hand Byakuyas Hoden im Takt seiner Züge. Dabei spannte er seine Lippen an, um den Druck ein wenig zu erhöhen, was Byakuya sofort mit einem atemlosen Keuchen quittierte. Auch das Zucken der Hüfte wurde stärker, sodass sich der Rothaarige sicher war, dass es Byakuya nicht mehr lange aushalten würde. Dann blickte er wieder von unten auf das erregte Gesicht und begegnete lustverhangenen Augen, deren Pupillen sich vor Leidenschaft so sehr geweitet hatten, dass sie fast schwarz aussahen. Entschlossen umfasste er Byakuyas Hoden fester, massierte sie, während er das Glied immer wieder tief in seine Mundhöhle gleiten ließ, dabei saugte und leckte. Das Stöhnen das Schwarzhaarige wurde immer lauter und heiserer, bis er die Augen schloss, den Kopf in den Nacken legte und mit dem Namen des Therapeuten auf den Lippen kam. Renji nahm gierig alles auf und umspielte weiter mit der Zunge Byakuyas Eichel, was ihn unkontrolliert zucken ließ und wie Stromstöße durch dessen Körper fuhr. Als sich Renji aufrichtete, spürte er die Hände des anderen in seinem Schritt. Bestimmt schüttelte er den Kopf, nahm die Hände in seine eigenen und beugte sich zu Byakuyas Ohr vor. „Was hältst du davon: Wir beide heute Abend bei mir? Ich schick die anderen ins Kino, dann haben wir den ganzen Abend für uns“, wisperte er verführerisch und knabberte leicht an der Ohrmuschel. „Ich würde mich einfach noch mal melden, wenn ich weiß, wann ich die Quälgeister los bin“, lachte er leise. Byakuya konnte nur nicken, während Gänsehaut über seine Haut kroch. Renji ließ von ihm ab und setzte sich neben ihm. „Dann gib mir gerade noch eine Minute und dann lass uns runtergehen. Deine letzte Therapiestunde fängt gleich an.“ „Ich bezweifle, dass ich gerade zu Krafttraining in der Lage bin“, gestand Byakuya mit leicht zittriger Stimme. „Muss ich dich etwa wieder massieren?“, grinste Renji und hob dabei eine Augenbraue in die Höhe. Dann griff er nach einer der Wasserflaschen, trank einen großen Schluck und richtete sich dann auf. „Dann komm. Sonst geht das alles wieder von deiner Massagezeit ab“, grinste er breit und hielt Byakuya seine Hand hin. Kapitel 34: Verabredung ----------------------- Verstohlen blickte Byakuya zum gefühlt 100. Mal an diesem Abend auf sein Handy. Sehnsüchtig wartete er darauf, dass sich Renji meldete und ihm die Uhrzeit mitteilte, wann sie sich treffen würden. Stattdessen saß er im Konferenzzimmer seines Großvaters und musste bei einer Besprechung dabei sein. Neben ihm und seinem Großvater war nur noch Baraggan Louisenbairn, ein enger Vertrauter seines Großvaters und eben jene Person, die auf der Arbeit jeden Schritt von Byakuya überwachte, anwesend. Während er an seinem Tee nippte, fragte er sich ein weiteres Mal, warum ausgerechnet heute dieses spontane Meeting stattfinden musste. Die Themen, die angesprochen wurden, waren alltäglich und ohne jegliche Brisanz. Hinzu kam noch, dass er erst ab Montag seine Stelle wieder antreten würde. Natürlich wusste es der Schwarzhaarige besser, als irgendetwas zu sagen, doch innerlich ärgerte er sich. Lieber würde er jetzt in seinem Schlafzimmer sitzen und sich schon einmal für den gemeinsamen Abend mit Renji fertig machen. Alleine der Gedanke ließ sein Herz schneller schlagen. Nur mit Mühe unterdrückte er das Lächeln, dass sich langsam den Weg in sein Gesicht gebahnt hatte. Dann plötzlich vibrierte sein Handy in seinen Händen. Renji rief an. Sein Herz schlug schneller, doch gleichzeitig fluchte er, dass Renji nicht einfach eine Nachricht hätte schreiben können. Es war ihm unmöglich, jetzt den Anruf zu beantworten. Zum ersten Mal in seinem Leben verwendete er die Funktion „SMS-Antwort“. >Kann gerade nicht rangehen. Melde mich gleich<, tippte er schnell in das Gerät ein und lenkte dann wieder eine Aufmerksamkeit dem Gerede von Baraggan zu. Nach weiteren 45 Minuten, die ihm eher wie 45 Stunden vorkamen, schloss Baraggan seinen Vortrag und Ginrei Kuchiki entließ ihn für den Abend. Schnell stand Byakuya auf und wollte ihn zur Tür bringen, um die Chance zu nutzen und dann in seine Räumlichkeiten zu verschwinden. Doch einmal mehr machte ihn sein Großvater einen Strich durch die Rechnung. „Ich muss noch mit dir reden, Byakuya. Ich bin mir sicher, dass Baraggan selbst den Weg nach draußen finden wird.“ Dieser nickte bestätigend, packte seine Tasche fertig und verschwand. Schon fast sehnsüchtig blickte Byakuya ihm hinterher, wie er die Tür des Konferenzzimmers hinter sich schloss. „Du wirst das beenden“, schnitt die ernste Stimme durch seine Gedanken. Byakuya musste kurz blinzeln, um wieder Herr der Lage zu werden. „Was möchtest du mir damit sagen, Großvater?“, fragte er ehrlich irritiert. „Verkaufe mich nicht für dumm, ich habe gesehen, dass du eben angerufen wurdest.“ Byakuya atmete kurz durch. „Das war nur mein Therapeut, er wollte sich nur erkundigen, ob mein Knie dem vollständigen Training im Dojo standgehalten hat“, erwiderte er ihm ruhig, auch wenn sein Herz bis zum Hals schlug. „Ich wiederhole mich nicht gerne. Ich sagte, dass du mich nicht für dumm verkaufen sollst“, der Ärger in der Stimme des Weißhaarigen war nicht zu überhören. “Ich weiß Bescheid, Byakuya.“ Mit einem Mal war Byakuyas Mund trocken und er wusste nicht mehr, was er erwidern sollte. Sein Großvater hingegen blickte ihn weiter ein, als könnte er Löcher durch ihn hindurch starren. „So lange wie es deiner körperlichen Genesung diente, habe ich es mir mit angesehen. Immerhin kann es nur von Vorteil sein, wenn diesem... Gorilla deine Rehabilitation auch persönlich wichtig ist. Aber da du nun nicht mehr auf ihn angewiesen bist, verbiete ich dir jeglichen weiteren Kontakt mit ihm“, damit erhob Ginrei sich und wollte aus dem Raum gehen. „Nein. Erstens hat dieser 'Gorilla' einen Namen“, spie Byakuya. „Und Zweitens bin ich alt genug, um zu entscheiden, was ich will und lasse es mir nicht verbieten.“ Wütend funkelten die Augen seines Großvaters, als er sich wieder umwandte. „Mir ist durchaus bewusst, dass der Name dieses einfältigen Gorillas Renji Abarai ist. Ich weiß von seinen 6 Mitbewohnern, die allesamt aus einem Heim stammen. Ebenso ist mir bekannt, dass eben dieser Renji Abarai vorgestern bei seiner Bank war, um einen Kredit für die Ausbildung zumPhysiotherapeuten für einen dieser Mitbewohner angefragt hat. Es gibt noch viele weitere Dinge, die ich über diesen Abschaum weiß. Daher kann ich auch mit Bestimmtheit sagen, dass keiner dieser Personen ein angemessener Umgang mit dir sind. Du bist sogar noch ungehorsamer geworden durch diesen Kontakt. Daher noch einmal, Byakuya Kuchiki: Ich verbiete dir jeglichen Umgang mit diesen Tagedieben.“ „Und das zeigt, wie wenig du sie kennst. Sie sind kein Abschaum und Renji ist weder ein Gorilla noch ist er einfältig. Diese Familie ist so, wie jede Fa...“ „Jedes weitere Wort wirst du bereuen“, donnerte Ginrei und kam einen Schritt auf ihn zu, sodass Byakuya verstummte. „Ich habe mich klar ausgedrückt, dass du keinen dieser Personen wiedersehen wirst. Solltest du dich nicht daran halten, glaube mir, dann wird dein Lustknabe meinen Zorn zu spüren bekommen.“ Byakuyas Augen wurden bei dieser Drohung groß. „Was hast du vor?“, fragte er und konnte den Hauch von Furcht nicht aus seiner Stimme verbannen, die sich schon wie eine eisige Hand um sein Herz gelegt hatte. „Ich werde ihm Stück für Stück all das nehmen, was ihm wichtig ist. Bis er sich wünschte, niemals auch nur einen Finger an dich gelegt zu haben. Meine Freunde bei der Bank warten nur auf meinen Anruf, ob sie den Kredit genehmigen sollen. Also hast du die Wahl“, ein eiskaltes Grinsen zierte das Gesicht des Älteren, als er sich umdrehte und ging. Byakuya stand wie versteinert in dem Konferenzzimmer und blickte auf die geöffnete Tür. Sein Herz schlug bis zum Hals und er befürchtete, zu ersticken. „Glaubst du, er tut das wirklich, Aio?“, fragte er leise, denn er wusste, dass seine Dienerin in der Nähe sein musste. „Es tut mir leid, mein Herr, aber Aio wurde vorerst für den Küchendienst eingeteilt“, erklärte eine junge Frau mit kurzen, braunen Haaren und Brille. Byakuya drehte sich zu ihr um. „Vielen Dank für die Information, Mihane. Ich werde mich dann jetzt zurückziehen.“ Kurze Zeit später saß Byakuya wie versteinert auf seinem Bett und starrte auf sein Handy. Würde er sich noch einmal mit Renji treffen, würde er nur noch mehr Unglück über sie alle hereinbrechen. Er wusste, dass Aios Degradierung eine weitere Mahnung war, zudem war sie ihrem Großvater wohl ein Dorn im Auge, da sie ihm geholfen hatte. Er atmete tief durch uns seufzte tief. >Es tut mir leid, aber ich kann heute nicht vorbeikommen<, schrieb er mit zittrigen Händen und schaltete dann sein Handy aus. Dann lösche er das Licht und vergrub sich in sein Bett. Nachdem Renji endlich alle aus dem Haus hatte, räumte er hier und da noch ein wenig auf. Nicht unbedingt, weil es nötig wäre, sondern viel mehr, um sich zu beschäftigen. Er war auf dem Heimweg noch schnell bei Cifers vorbei gefahren und hat noch ein paar Onigiri besorgt. Vermutlich hatte Byakuya schon gegessen, wenn er kommen würde, doch vielleicht wäre er für einen späteren Snack noch zu haben. Immerhin hatte er ein wenig körperliche Betätigung geplant gehabt. Bei dem Gedanken huschte ein breites Grinsen über seine Lippen. Kurz schaute er auf die Uhr. Sein Anruf war gute 45 Minuten her, langsam wurde er ungeduldig. Doch er beruhigte sich mit dem Gedanken, dass sein Großvater Byakuya mal wieder aufhielt. Da war ja noch die Sache mit den unvollständigen Unterlagen und generell schien er ihm ja das Leben ein wenig schwer zu machen. Einmal mehr dachte sich Renji, dass er echt Einiges dafür geben würde, diesem alten Sack mal seine Meinung zu sagen. Doch das würde sicherlich nichts verbessern. Im Gegenteil... Renji seufzte. Er ging in die Küche, um ein weiteres Mal zu prüfen, ob auch dort alles in Ordnung war und stellte schon einmal den Tee griffbereit auf die Küchenzeile, als er hörte, wie sein Handy im Wohnzimmer klingelte. Der Klingelton signalisierte ihm bereits, dass es eine Nachricht war. Vielleicht von Izuru, der Bescheid gab, dass sie gut vor dem Kino angekommen seien. Im Wohnzimmer angekommen, griff er nach dem Handy und öffnete die Nachricht. >Es tut mir leid, aber ich kann heute nicht vorbeikommen< Renji schaute auf den Absender und ließ sich dann auf das Sofa fallen. Enttäuschung machte sich in ihm breit und er hatte große Lust, irgendetwas gegen die Wand zu werfen. Doch da er kein Typ für Zerstörung war, ließ er es. Stattdessen drückte er die Wahlwiederholung und atmete kurz durch. Sofort wurde er zur Mailbox geleitet. Sorge machte sich in ihm breit und so entschloss er sich, auf die Mailbox zu sprechen. „Ist alles in Ordnung bei dir? Melde dich doch bitte, sobald du kannst.“ Irgendetwas war passiert, etwas anderes konnte er sich nicht vorstellen. Er rieb sich mit einer Hand durch das Gesicht. „Verfluchte Scheiße.“ Kapitel 35: Schlechter Rat -------------------------- Keeenny!!", quäkte die Rosahaarige fröhlich, als sie den kleinen Steinpfad zum Eingang des Dojos entlang gehüpft kam. Der Angesprochene saß auf dem Holzboden der kleinen Terrasse, auf dem die Schuhe vor dem Eintreten immer abgestellt wurden und blickte grinsend auf. „Na, Kleine? Heute keinen Begleitschutz nach Hause?“, lachte er dröhnend. Yachiru schüttelte ernst den Kopf, während die sich neben Kenpachi setzte und ihre Beine von der Terrasse baumeln ließ. „Ihm geht es nicht so gut“, sagte sie mit hängendem Kopf. „Eumel-dono sagt, dass Ananas etwas weh tun würde. Und er sieht traurig und müde aus.“ Kenpachi legte den Kopf leicht schief und überlegte. Er hatte sich die letzten Tage schon gefragt, warum der Rothaarige mal Yachiru von der Schule abholte und manchmal nicht. Und wenn er dies tat, ziemlich abgespannt und müde wirkte. Er hatte es bisher darauf geschoben, dass manche, die viel arbeiteten, im Urlaub immer in ein Loch fielen und der Körper sich dann zurückholte, was auf der Strecke blieb. Aber die Aussage, dass er verletzt sei, gab dem ganzen eine völlig neue Richtung. Er war ehrlich zu sich selbst und wusste, dass er nicht unbedingt das hellste Licht auf der Torte war, aber er würde nun sein geliebtes Bokken auf Liebeskummer verwetten. „Hmm, hast du ihm denn schon einmal was gebastelt oder gemalt? Oder vielleicht kannst du mit einem der Anderen etwas leckeres für ihn backen oder kochen? Je nachdem, was dein Taschengeld sagt, könntest du ihm aber auch etwas in dem Supermarkt um die Ecke kaufen“, überlegte Kenpachi laut. Yachirus Gesicht hellte sich auf und die nickte enthusiastisch. „Ja, Kenny! Das ist eine tolle Idee!“, sie sprang auf, umarmte ihn kurz von der Seite und sprang dann von der Terrasse, bevor sie den Steinpfad wieder zurücklief. Vor dem Gehweg hielt sie nochmal kurz an, drehte sich um und winkte, bevor sie davon hopste. Kenpachi winkte kurz zurück und ließ dann grinsend den Kopf in den Nacken fallen. „Tja, ich würde gerne die Frau kennenlernen, die so einem Typen das Herz brechen kann“, murmelte er leise vor sich hin. „Was grinst du so, Zaraki?“, fragte Byakuya, der er in dem Moment aus dem Dojo kam, um sich seine Schuhe anzuziehen. Frisch geduscht und mit der Sporttasche neben sich, schnürte er seine schwarzen Lederschuhe zu. „Ach, hier kommt immer ein kleines Mädchen nach der Schule vorbei. Manchmal mit ihrem Erziehungsberechtigten. Aber aktuell scheint er nicht ganz beisammen zu sein“, erklärte er und Byakuya hielt inne. „Und inwiefern amüsiert dich das?“, fragte er mit hochgezogener Augenbraue und hoffte, dass seine Stimme ihn nicht betrog. Sprachen sie gerade von Renji? Er spürte förmlich, wie sich eine kalte Hand um sein Herz legte. „Nein, es amüsiert mich überhaupt nicht, auch wenn ich gerne wüsste, wer so einem Hünen dermaßen den Kopf verdrehen kann. Es geht mehr um den Enthusiasmus der Kleinen. Ich habe ihr gesagt, sie soll ihm eine Freude machen und ich glaube, sie macht sich gerade auf den Weg zum Supermarkt.“ Byakuyas Kopf fuhr ruckartig hoch und suchte die Straße nach einem rosafarbenen Schopf ab. Er verschwand gerade um die Ecke und im selben Moment setzte Byakuyas Herz einen Schlag aus. „Das war eine ganz schlechte Idee“, presste er hinaus, band hektisch die Schleife des anderen Schuhs und sprintete über den Steinpfad. „Hey, Eisprinzessin! Was ist plötzlich in dich gefahren?“, rief Kenpachi ihm noch nach, doch Byakuya ignorierte es einfach. Schlitternd bog er um die Ecke und verfluchte sich im Stillen, dass er ausgerechnet heute Schuhe mit einer glatten Sohle an hatte. Doch er hatte noch am Mittag ein Geschäftsessen gehabt und wollte sich nicht noch vor dem Training umziehen. Er ließ seinen Blick durch die Straße gleiten, in der er gerade eingebogen war. Doch nirgendwo sah er Yachiru. Er schaute sich nach dem Supermarkt um, konnte ich ziemlich sofort ausmachen, obwohl ein größeres Auto ihm den halben Blick auf den Eingang versperrte. Die automatischen Schiebetüren öffneten sich, aus Byakyuas Perspektive, ohne Grund. Das musste Yachiru sein! Sofort sprintete Byakuya über die Straße, ohne groß auf den Verkehr zu achten, was mit einigem Hupen quittiert wurde. Normalerweise würde er sich richtig entschuldigen, aber dafür hatte er keine Zeit, er hob lediglich in einer entschuldigenden Geste die Hand. Als Byakuya im gleichen Tempo den Laden betrat, merkte er schnell, dass der glatte Boden noch rutschiger für ihn war. Er verringerte nur geringfügig seine Geschwindigkeit, während er die Gänge entlang hastete, um nach der Rosahaarigen Ausschau zu halten. Im vorletzten Gang entdeckte er sie, wie sie bei Gebäckwaren kniete und 2 Packungen in ihrem Ranzen verstaute. Doch weder Byakuyas Schuhe noch der Boden half Byakuya beim Anhalten, sodass er beinahe gegen das Weinregel am Ende des Ladens stieß. Er konnte seinen Schwung gerade noch so abfangen, in dem er deine Hände gegen die Regelböden drückte und sich abstieß. Kurz ging ihm durch den Kopf, dass er, wäre er in das Regal gekracht, sicher noch einmal Physiotherapie benötigen würde, doch schüttelte den Gedanken schnell ab. Darum ging es im Augenblick nicht. Als er wieder in den Gang blickte, war Yachiru weg. Panik stieg in ihm auf. Wenn sie nun beim Klauen entdeckt werden würde, was würde dann passieren? Ein ziemlich finsterer Teil in seinem Kopf wisperte, dass sein Großvater sie dann sicherlich nicht mehr erpressen konnte, doch war das schlichtweg nicht wahr. Außerdem würde sich das Byakuya niemals verzeihen. Schnell schnappte er sich ein paar Packungen von dem, was Yachiru augenscheinlich als Mitbringsel auserkoren hatte und hastete zur Kasse. Ihm fiel ein Stein vom Herzen, als er merkte, dass Yachiru noch nicht aus dem Laden war. Kurz hinter ihr warf er die Pakete aufs Band und trat hinter sie. Er bemerkte, dass sogar schon ein Mitarbeiter des Ladens am Ausgang des Ladens auf die kleine Diebin wartete. „Hast du die beiden Pakete wie abgesprochen, Yachiru?“, fragte er laut genug, damit sowohl Kassiererin als auch Mitarbeiter am Ausgang ihn hören konnte. Yachiru drehte sich um und ihre Miene hellte sich augenblicklich auf. Sie nickte. „Ja, Byakushi“, strahlte sie dann. Byakuya biss sich auf die Zunge bei diesem Spitznamen, doch schluckte jegliche Ermahnung hinunter. Das war jetzt nicht der Zeitpunkt für so etwas. Er wandte sich zur Kassiererin um. „Also dann... 6 Mal die Dorayaki und eine Tasche, bitte“, gab er an sie weiter. Diese hob beide Augenbrauen und musterte Byakuya. „Sie müssen das nicht tun“, begann sie dann und blickte Byakuya fest in die Augen. „Ich schätze ihre Verbundenheit zu meinem Unternehmen sehr, aber ich denke schon, dass ich zahlen sollte“, erwiderte sich der Schwarzhaarige, mit der vollen Absicht, andere Bemerkungen unkommentiert zu lassen. „Sie wissen was ich meine. Dreckige Diebe müssen ihre gerechte Strafe erhalten. Wäre dieses Kind halbwegs vernünftig aufgewachsen...“, begann die Kassiererin zischend und schon war es um Byakuyas Vorhaben geschehen. „Jeder Mensch hat eine zweite Chance verdient. Das Kind kann nichts dafür, dass ihre Eltern sie im Stich gelassen haben. Allerdings durfte ich mir schon ein Bild davon machen, dass sie in ihrer aktuellen Familie gut aufgehoben ist und daran gearbeitet wird. Doch es ist eine genauso schlechte Angewohnheit, als Menschen mit Vorurteilen abzuspeisen und anzufeinden. Heute ist die junge Damen in meiner Begleitung hier und ich versichere ihnen, dass es keine Intentionen gab, diese Einrichtung zu bestehlen“, führte er so kühl aus, wie es ihm möglich war. Um seine Worte zu unterstreichen nahm er seine EC-Karte aus seiner Geldbörse und hielt sie ihr auffordernd hin. Er hatte eigentlich bar zahlen wollen, doch auf der Karte stand sein Name. Sein Plan ging auf, denn die Kassiererin wurde etwas blass, als sie den Namen auf der Karte las, scannte eine Packung mit leicht zittrigen Händen und steckte die Karte ins Lesegerät. Byakuya schloss den Zahlungsvorgang ab, während die Kassiererin alles in die Tüte packte und diese ihm reichte. „Beehren sie uns bald wieder, Herr Kuchiki“, sagte die mit einer tiefen Verbeugung. Auch der Mitarbeiter am Ausgang ließ die beiden unbehelligt passieren, während Yachiru nach der Hand des Schwarzhaarigen griff. Dieser blickte kurz überrascht hinunter, nahm sie doch dann mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Außer Sichtweite des Laden stoppte Byakuya und blickte Yachiru ernst an. „Versprich mir, dass du niemals mehr versuchen wirst, etwas zu klauen, Yachiru“, begann er eindringlich. „Die Leute im Supermarkt wissen, dass du das machst und wenn sie dich noch einmal erwischen können, dann kann es sein, dass sie dich Renji wegnehmen. Und dann?“ Langsam sammelten sich Tränen in den rotbraunen Augen. „Aber... aber ich wollte Renji doch eine Freude machen, er ist so traurig in letzter Zeit“, schluchzte sie und rieb sich über die Augen. Byakuya versuchte erfolglos, den Kloß in seinem Hals hinunterzuschlucken und kniete sich vor Yachiru. „Ich weiß, dass du es gut gemeint hast, aber das interessiert die anderen nicht. Du verstehst das doch, oder?“, er blickte ihr dabei in die Augen und legte eine Hand auf ihren Arm im Versuch, die Kleinere aufzumuntern. Sie nickte und hatte auch schnell wieder ihr Schluchzen unter Kontrolle. Der Schwarzhaarige kramte in seiner Sporttasche und nahm eine Packung Papiertaschentücher heraus, hielt ihr eines davon hin. Sie nahm es, putzte sich so geräuschvoll die Nase, dass Byakuya nicht wusste, ob er lachen oder sich ekeln sollte. Stattdessen richtete er sich einfach auf und wollte Yachiru gerade die Tüte in die Hand drücken, als diese fest seine Hand umschloss und ihn anstrahlte. „Weißt du was, Byakushi? Du kommst mit nach Hause! Renji wird sich sicher freuen!“, rief sie und zog ihn mit einer erstaunlichen Kraft mit sich. Zuerst war Byakuya perplex, doch blickte dann auf die Uhr. Sicher würde Renji noch nicht zu Hause sein, beruhigte er sich selbst immer wieder. Also ließ er sich die paar Meter bis zum Haus der WG ziehen, dessen ersten 2 Stockwerke von ihnen bewohnt wurden und sogar einen eigenen Eingang, für die selbst zusammengeschlossenen Familie, hatte. Yachiru war noch nicht ganz die Treppe hinauf, da hatte sie schon den Schlüssel, den sie mit einem Band um ihren Hals trug, herausgezogen und schloss geschickt die Tür auf. Sie ließ Byakuyas Hand dabei nicht los, sondern zog ihn nur weiter in den Flur, wo sie fast ihre Schuhe von sich trat und laut rief: „Ich bin zu Hauseeeeeeeeeeeeeeeeee!“ Aus dem Wohnzimmer kam Gemurmel und dann ein „Du brauchst nicht so zu brüllen Chiru, wir sind nicht taub“. Schon die Stimme bereitete Byakuya eine Gänsehaut des Wohlbehagens aber auch vor Schock. Sein Magen drehte sich herum und sein Herz schlug nun doppelt so schnell. Und dann stand er auch schon da, müde Augen geweitet. Er sah schlapp aus, die Haare zerzaust und kam zögernd einen Schritt näher. Von der sonst so allgegenwärtigen guten Laune war nichts zu sehen. „Byakuya...“, sagte er leise. Doch dieser riss sich aus der Starre, drückte den Rothaarigen die Tüte in der Hand und trat die Flucht an. „Es tut mir leid“, brachte er dabei traurig heraus und lief zur Tür hinaus. Fast panisch überlegte er, wohin er nun flüchten konnte. Kapitel 36: Böse Überraschung ----------------------------- Byakuya blickte kurz hinter dem Auto auf der anderen Straßenseite hervor. Sein Kopf beschimpfte ihn immer wieder als Feigling. Vielleicht bin ich das auch, aber ich kann ihm jetzt noch nicht vor die Augen treten, dachte er traurig. Er wollte sich gerade aufrichten und zum Dojo gehen, als die Tür aufgerissen wurde und Renji hinauslief. Der Rothaarige rief Byakuyas Namen, bevor er auf dem Gehweg stehen blieb, nach links und rechts schaute und zögerte, als wolle er versuchen zu entscheiden, in welche Richtung er gehen sollte. Dann ließ er aber mit einem lauten Seufzer die Schultern hängen und drehte sich um. Mit einem lauten Fluch trat er gegen eine Mülltonne, die umkippte und den spärlichen Inhalt auf den Boden verstreute. „Verdammte Scheiße. 2 Wochen machst du dich rar und kreuzt dann so auf?“, rief er aus. Kurz stand er davor, mit hängenden Schultern und Kopf, bevor er sich im Schneidersitz fallen ließ und sein Gesicht in seinen Händen vergrub. Byakuya versuchte gegen den Kloß im Hals anzukämpfen, der ihm mittlerweile fast schon drohte, die Luft zu nehmen. Seine Augen brannten vor unvergossener Tränen. Zuletzt hatte er sich so auf der Beerdigung seiner Eltern gefühlt. Vorher hatte sein Großvater ihm unmissverständlich klargemacht, dass dieser erwartete keinerlei Gefühlsregung auf dem Gesicht des jüngsten Sprösslings seiner Familie zu sehen. Als die Tür erneut aufging, zog Byakuya seinen Kopf wieder ein, blickte erst kurze Zeit später aus seinem Versteck hervor. Nun kniete Izuru vor der Mülltonne und räumte die Tüten ein, bevor er Renji aufhalf und wohl aufmuntern auf ihm einsprach. Er drehte den Therapeuten um und schob ihn Richtung Haustür. Auf der Treppe drehte er sich noch einmal um und blickte Byakuya direkt an, dessen Atem stockte. Gedanken rasten durch seinen Kopf, was würde Izuru nun tun? Doch der Blonde schüttelte den Kopf, ob missbilligend oder mitleidig, konnte Byakuya aus der Entfernung nicht sagen. Als die Tür ins Schloss fiel, stand Byakuya schnell auf und lief eilig in Richtung des Dojos, um sich von einem Fahrer abholen zu lassen. Als Byakuya am Eingang des Anwesens angekommen war, war es erst Nachmittag. Dennoch hatte er das Verlangen nach einem heißen Bad und seinem Bett. Er wollte einfach den Tag enden lassen, bevor er noch schlimmer werden würde. Er öffnete die Tür, um direkt von seinem Großvater in Empfang genommen zu werden. „Was hast du heute in diesem Supermarkt gemacht?“, fragte dieser kühl aber man hörte ganz eindeutig seinen Ärger heraus. Lässt er mich beschatten?, ging ihm sofort durch den Kopf. Aber hätte er das nicht gemerkt? „Ich weiß nicht, was du meinst“, entgegnete Byakuya ebenso kühl. „Du hast eben etwas mit deiner Karte dort bezahlt“, erinnerte ihn Ginrei mit einem Ton in dessen Stimme, als würde Byakuya seine kostbare Zeit verschwenden. Dieser hoffte, dass seine Überraschung wenn überhaupt, nur kurz in seinem Gesicht abzulesen war. Doch nun war ihm klar, was hier gespielt wurde. „Ich sage es dir, wenn du mir erklärst, warum du es für notwendig hältst, mein eigenes, privates Konto zu überwachen“, konterte der Schwarzhaarige scharf, seinen Zorn konnte er kaum aus seiner Stimme tilgen. Anhand des kurzen Schweigens erkannte Byakuya, dass sein Großvater nicht darauf vorbereitet war, dass er zum Gegenangriff überging. Es tat ihm gut, ihn einmal derart erwischt zu haben. „Zuerst beantwortest du mir meine Frage, dann ziehe ich in Erwägung, deine zu beantworten“, kam es nun doch von dem Weißhaarigen. Doch Byakuya schüttelte mit dem Kopf. „Nein, dann erhalte ich keine Antwort. Wenn du eine Antwort willst, dann beantworte mir erst meine Frage.“ Als sich das Schweigen weiter zwischen ihnen ausbreitete, nahm Byakuya die Sporttasche auf, die er abgestellt hatte, um die Tür zu schließen und ging an seinem Großvater vorbei. Er war schon fast an der Treppe, als dieser wieder zum Sprechen ansetzte. „Du bist rebellisch, starrköpfig und naiv. Daher ist es meine Pflicht als dein Vormund, dich so gut wie es geht, vor deinen eigenen selbstzerstörerischen Eigenschaften zu schützen“, donnerte der Oberhaupt der Familie. „Ich habe Getränke für das Dojo gekauft“, erklärte Byakuya ohne sich umzublicken und ging die Treppe hinauf. „Wenn willst du für dumm verkaufen?“, ertönte wieder die Stimme seines Großvaters hinter ihm, diesmal deutlich wütend. „Wenn du nicht ehrlich zu mir bist, warum sollte ich es sein?“, platzte Byakuya der Kragen, doch seine Stimme betrogihn nicht, sondern war eisig schneidend, wie sein Großvater es ihm immer gelehrt hatte. „Ich bin eine Enttäuschung für dich und du denkst, ich bin deines Unternehmens nicht würdig. Daher kontrollierst du mich ständig, um mir meine Fehltritte unter die Nase zu reiben. Was bezweckst du damit? Dass ich mich aus dem Fenster stürze oder alles hinschmeiße?“ Mit diesen Worten betrat Byakuya seine Räumlichkeiten, warf seine Sporttasche in die Ecke und ließ seinen Blick durch den Raum gleiten. Sein Blick ging zu seiner ledernen Aktentasche, die er sich gleich darauf schnappte und einen Ordner aus seinem Regal hineinstopfte. Gewissenhaft schloss er die Tasche und betrachtete kurz sein Spiegelbild, rückte die Krawatte richtig, bevor er die Tasche in die Hand nahm und das Zimmer fest entschlossen wieder verließ. Es würde nur ein kleiner Schritt werden, doch trotzdem ein wichtiger. Zumindest für ihn. Zu seiner Überraschung stand sein Großvater immer noch im Eingangsbereich des Anwesens, aber das war ihm in dieser Situation nur recht. „Wo willst du hin?“, wollte dieser auch sofort wissen, als Byakuya wieder in seinem Sichtfeld auftauchte. Der Schwarzhaarige blieb einen Augenblick stehen und blickte ihn herausfordernd an. Dann setzte er sich wieder in Bewegung. „Ich muss ein Konto auflösen“, sagte er emotionslos über die Schulter hinweg und ging die Tür hinaus. Er ließ die Eingangstür so sehr knallen, wie er sich in diesem Augenblick traute. Mit Sicherheit würde ihm sein Großvater in der Öffentlichkeit zurecht weisen. Nun konnte er das ausnutzen. Er eilte die Straße hinunter, während er sich ein Taxi zu einer etwas belebteren Straße bestellte, die nur etwas von der Seitenstraße des Viertels entfernt war, in der er wohnte. Dabei überlegte er, wie er die Kontoauflösung am besten bewerkstelligen würde. Knapp 3 Stunden später, es ging bereits langsam die Sonne unter, fand sich Byakuya in einem kleinen, aber guten Bistro wieder. Es erinnerte den Schwarzhaarigen schon fast an das Cifers, doch die Erinnerung an den Imbiss ließ seine Stimmung wieder kippen. Bis eben hatte er sich kurzfristig als seinen Großvater überlegen gefühlt. Er hatte einen großen Betrag von seinem Konto auszahlen lassen und auf ein Konto einer anderen Bank, bei der er sich sicher war, dass sein Großvater keine mächtigeren Kontakte hatte, eingezahlt. Das Gehalt würde weiterhin auf sein altes Konto gehen, damit es keine Spur von seinem neuen, wirklich privatem, Konto auftauchte. Er hoffte, dass dies nicht nur ein Wunschdenken war. Er ließ sich auf dem Stuhl zurückfallen und schloss die Augen. Dabei lauschte er dem geschäftigen Treiben auf der Straße vor dem Bistro. Nicht zum ersten Mal an diesem Abend wünschte er sich, den Mut zu haben, auch mit anderen Dingen seinem Großvater derart die Stirn zu bieten. Vor seinem geistigen Auge tauchten Bilder von Renji auf. Erst die Schönen: Einen breit grinsenden Renji im Krankenhaus. Gänsehaut bildete sich auf seinen Armen, als er die Stimme erneut hörte, die ihn damals schon so sehr aus der Bahn geworfen hatte. Renji über ihm, wie er ihm süße Nichtigkeiten auf dem Gipfel ihrer Lust ins Ohr stöhnte. Aber auch ein Renji, der besorgt um seine Mitmenschen war. Und dann tauchte das Bild von Renji am heutigen Mittag vor seinen Augen auf und sofort war der Kloß in seinem Hals wieder da. Er schluckte, doch es half nichts. Wie hatte er ihm das antun können? Er hatte einfach nur den Schwanz vor seinem Großvater eingezogen und gehorcht, dachte er bitter und voller Selbsthass. Er musste einen Weg finden, wie er die Drohungen seines Großvaters neutralisieren konnte. Irgendetwas, mit dem er vielleicht seinen Großvater unter Druck setzen konnte. Es würde sich sicher etwas finden lassen, wenn er nur genau genug suchen würde. Mit neugewonnenen Tatendrang legte er den zu zahlenden Betrag mit großzügigem Trinkgeld auf den Tisch und ging hinaus in die aufkommende Dunkelheit. Kapitel 37: Geschäftsessen -------------------------- Der letzte Disput lag einige Tage in der Vergangenheit. Enkel und Großvater gingen sich weitestgehend aus dem Weg, was Byakuya nur mehr als Recht war. Denn der Schwarzhaarige grübelte seit ihrem letzten Streit fieberhaft, was er gegen seinen Großvater in der Hand haben könnte. Etwas, womit er die Drohungen, die er wegen Renji in den Raum gestellt hatte, neutralisieren konnte. Genau dies beschäftigte die Gedanken auch wieder an diesem Morgen, sodass er bisher sein Frühstück kaum angerührt hatte, sondern einfach in die Leere starrte. „Die Zeitung, mein Herr“, ertönte Aios Stimme von der Seite und ließ den Schwarzhaarigen leicht zusammenfahren. Er blickte seine einstige persönliche Dienerin an, die ihm mit ihrem stets freundlichen Lächeln anblickte. „Ihr Großvater hat mich wieder mit ihren Wohl beauftragt. Wenn sie mich also brauchen, rufen oder klingeln sie nach mir“, mit einer kurzen Verbeugung verließ sie auch schon wieder den Raum. Mit einer Mischung aus Erleichterung und Argwohn blickte er Aio nach. Viele Fragen schwirrten durch den Kopf. Was plant mein Großvater? War es eine Geste der Versöhnung oder plante er direkt das nächste Unheil? Vielleicht sogar beides? Versuchte er damit seine nächste Aktion irgendwie im Vorhinein abzumildern? Und warum brachte Aio ihm die Zeitung? Sie wusste doch, dass er immer im Büro las. Stirnrunzelnd blickte er auf das geknickte Papier auf dem Esstisch. Sofort fiel ihm ins Auge, dass die Titelseite nicht aufgeschlagen war. Da er die Sorgfalt seiner Dienerin genau kannte, wusste er, dass sie ihm damit irgendetwas sagen wollte. Also begann er die Überschriften zu überfliegen. Die letzte Überschrift der halbierten Seite fiel ihm schließlich ins Auge. 'Jahrgang für Naturheilkunde der Stadt landesweit die Beste'. Byakuya griff nach der Zeitung, um sie nun vollständig aufzuschlagen. Unter der Überschrift war direkt ein Bild der Absolventen abgedruckt. Er erkannte seinen Physiotherapeuten aus dem Krankenhaus, Hanatarō Yamada, aber das auch eigentlich nur, weil er neben einem wesentlich größeren Mann stand. Renji. Dieser widerliche schwarzweiß Druck wird dem wundervollen Rot seiner Haare und der attraktiven Bräune seiner Haut nicht gerecht, war der erste Gedanke, den Byakuya durch den Kopf schoss. Er schnaubte. Doch dann bemerkte er das künstliche Lächeln und sofort war wieder dieser Kloß im Hals vorhanden. Er schien in letzter Zeit sein ständiger Begleiter zu sein. Jeder Gedanke an den Rothaarigen endete zwangsläufig damit. Er seufzte laut und rieb sich kurz mit der Hand über das Gesicht. Dann stand er entschlossen auf. So langsam musste er mit seinem Plan weiterkommen, wenn er noch eine Chance darauf haben wollte, dass Renji ihm verzieh. Er nahm die Zeitung in die Hand und versteckte sie in seine Räumlichkeiten. Später würde er das Bild ausschneiden und an einem sicheren Platz aufbewahren, doch jetzt musste er erste einmal auf die Arbeit. "Herr Kuchiki?", ein Klopfen und die Stimme an der Tür kündigte seine Sekretärin an. „Herein“, rief er knapp, ohne von seinen Unterlagen aufschauen. Er hatte heute aus einem, ihn unbekannten, Grund einen sehr produktiven Tag, sodass er nicht nur seine heutige Arbeit erledigt hatte, sondern auch noch das Meiste vom Folgetag aufgegriffen hatte. Und dabei war es gerade einmal knapp 14 Uhr. Zwischendurch hatte er sich gefragt, ob er einfach weniger Arbeit bekam, aber nachdem er sich vergewissert hatte, konnte er diese Zweifel ausräumen. Er schob es auf zwei Dinge, die am heutigen Tage anders war. Zum einen hatte ihn noch niemand belästigt. Weder telefonisch noch schriftlich. Seine Sekretärin war sogar die erste, die außer ihm sein Büro betrat. Und zum anderen war da immer noch das Bild von Renji aus der Zeitung. Es hatte seine Entschlossenheit genährt. Er war nun entschlossener denn je, seinem Großvater die Stirn zu bieten. Doch bevor er das nicht getan hatte, konnte er Renji nicht unter die Augen treten. „Ihr Großvater hat mich über ein Geschäftsessen heute Abend, gegen 16 Uhr, informiert. Er erwartet ihre Anwesenheit. Genauere Details wird mir sein Sekretär in Kürze zukommen lassen“, erklärte sie. Byakuya nickte nur. Sicher war es etwas wegen der Granz-KK-Übernahme. Es war für ihn mehr eine lästige Aufgabe, aber wenn er irgendwann einmal das Unternehmen leiten wollte, musste er da wohl durch. Kurz blickte er noch einmal auf die Uhr und auf die Unterlagen vor ihm. „Schicken sie mir die Details bitte auf meine E-Mail-Adresse. Ich werde jetzt Feierabend machen. Seien sie so gut und bringen sie die Unterlagen hier noch zur Poststelle“, dabei deutete er auf einen kleinen Stapel neben sich und stand auf. Keine 5 Minuten später verließ er das große Gebäude des Unternehmens. Die Kuchiki LLC hatte in den verschiedensten Sparten des modernen Lebens ihre Finger. Zuletzt haben sie ihren Markt mit der Übernahme der Granz KK auf Mobiltelefone und weiteren Geräten zur Datenübertragung erweitert. Ein Markt, der sicher wichtig für die Zukunft war, doch die Übernahme war auf viele Gegner gestoßen. Innerhalb des Unternehmens war viel darüber beratschlagt worden, ob das Geschäft nicht zu risikobehaftet war. Immerhin war es extrem dynamisch und oftmals den Schwankungen der Wirtschaft ausgeliefert. Auch die fehlende Expertise wurde mehrfach gegen die Übernahme ins Feld geführt. In den Medien und der Bevölkerung wurde mehr darüber diskutiert, was die Kuchiki LLC noch alles 'schlucken' wollte. Manchmal wurden sie sogar wie ein nimmersatter Hai dargestellt, der alles verschlang, was nur in die Nähe kam. Die grimmige und unnahbare Art seines Großvaters nährte natürlich noch das Image der gnadenlosen und unerbittlichen Geschäftsmänner, die sich nicht um die Sorgen der Angestellten kümmerten. Ein bisschen Menschlichkeit, dachte Byakuya, würde den Ruf unserer Firma deutlich steigern. Bisher war ihr Glück gewesen, dass viele ihrer Produkte schlichtweg besser als die der Konkurrenz waren, daher wurde die Darstellung nach Außen meist in den Hintergrund gerückt. Doch auf dem neuen Markt war Image wichtig, besonders, wenn das erste Produkt unter ihrer Leitung nicht den gewohnt hohen Standard gerecht wurde. Und gerade aus diesem Grund berieten sich aktuell alle höheren Persönlichkeiten der Firma über das Projekt. Doch wenn man Byakuya fragte, waren gerade zu viele Köche dabei, den Brei zu verderben. 15 Minuten zu früh, also für Byakuya pünktlich, stieg er vor dem Restaurant '69' aus. Über den Namen runzelte er kurz die Stirn, doch hatte er bereits vor einem viertel Jahr gelesen, dass aktuell Restaurantnamen mit Zahlen oder die nur aus Zahlen bestanden, in der Mode waren. Der Schwarzhaarige persönlich hielt nicht viel von Mode bei der Benennung von Restaurants. Immerhin sollte man doch meinen, dass diese längere Zeit bestehen sollten und nicht auf irgendwelche Trends zurückgreifen. Vielleicht würde man bereits im nächsten Jahr über einen solch lächerlichen Namen lachen. Außerdem, kam auf einmal der Gedanke, würde er einen solchen Namen eher im Rotlichtbezirk vermuten. Prüfend blickte er noch einmal in den Spiegel. Er hatte sich für einen einfachen, aber edlen schwarzen Anzug entschieden. Dazu trug er eine schwarze Krawatte und ein Hemd, dass die Schneiderin als 'Alizarinviolett' bezeichnet hatte. Sie hatte darauf beharrt, dass diese Farbe Byakuya unglaublich stehen würde und da er hatte ausnahmsweise ihrem Rat vertraut. Dabei fragte er sich immer wieder, wer sich solch dämliche Namen für Farben ausdachte. Das konnte sich doch wirklich kein Mensch merken. Als er das Restaurant betrat, kam ihm direkt ein kantiger Kerl mit hellgrauen Haaren und eigenartig durchdringenden Augen auf ihn zu. Er war ungefähr genauso groß wie er selbst, doch er wirkte ein wenig bulliger. „Guten Abend Herr Kuchiki. Mein Name ist Kensei Muguruma, ich bin der Eigentümer des Restaurants. Ich führe sie gerne in das Séparée, welches wir für sie hergerichtet haben", dabei machte er eine einladene Geste ins Innere des angenehm eingerichteten Restaurants. Byakuya nickte und folgte ihm dann. Die Tatsache, dass sein Großvater ein Séparée reserviert hatte, zeigte ihm, dass wohl Dinge besprochen werden sollten, die nicht unbedingt für die Öffentlichkeit bestimmt waren. Also würde es langsam in die heiße Phase der Produktion gehen. War das nun endlich eine Anerkennung seines Großvaters für seine Leistungen? Doch dieser Gedanke war wie weggefegt, als er den Raum betrat und sofort Mittelpunkt des Geschehens war. Alle Augen waren nun auf ihn gerichtet. Und diese Augen gehörten fast ausnahmslos zu jungen Damen aus gutem Haus. Alle bis zum Äußersten herausgeputzt. Byakuya atmete tief durch und sah seinen Großvater mit kaum versteckter Wut an, als dieser den Raum durchquerte und auf ihn zukam. „Byakuya! Schön, dass du schon hier bist“, begrüßte er ihn freundlich, für alle Anwesenden gut hörbar. Als er vor ihm stand, war sein Ton jedoch gewohnt schneidend. „Heute Abend wirst du dir endlich deine Braut suchen und eine Familie gründen. Ich bin deine rebellische Art satt. Beginne dich endlich, wie ein Kuchiki zu benehmen“, sprach er leise. Der Zorn kochte in dem Schwarzhaarigen hoch und er war kurz davor, rot zu sehen. Er atmete tief durch, um seine Wut zu kontrollieren, zählte dabei langsam bis 10. Sein Großvater hatte ihn also wieder einmal hinters Licht geführt und vor allem vorgeführt. Er wollte ihn offensichtlich in eine auswegslose Situation treiben, damit er keine andere Wahl hatte. Nun blieb ihm nichts anderes übrig, als vorerst gute Miene zum bösen Spiel dieser lächerlichen Fleischbeschau zu machen. Doch gedanklich verfluchte er seinen Großvater. Kapitel 38: Fleischbeschau mit Hindernissen ------------------------------------------- Mit kochender Wut und aufgesetzter Freundlichkeit begrüßte er die anwesenden Damen. Die Begrüßung schien endlos zu dauern. Höfliche Belanglosigkeiten wurden ausgetauscht und jede der jungen Frauen versuchte die andere zu übertrumpfen. Er fühlte sich wie eine Attraktion im Zoo. Es hatte nicht geholfen, dass sein Großvater offensichtlich bei der Einladung verkündet hatte, dass eine der Damen seine Zukünftige werden würde. Langsam kam wieder der Kopfschmerz auf, der ihn die letzten Tage begleitet hatte und ihn wieder wehmütig an Renjis Massagen denken ließ. Er grübelte über einen geeigneten Zeitpunkt, seinen Großvater zur Rede zu stellen, doch vor den Anwesenden konnte er das nicht tun. Eine solche Respektlosigkeit würde er ihm nicht durchgehen lassen und mit Pech würde er seinen Zorn darüber an Renji auslassen. So lange Byakuya noch keinen Ausweg sah, würde er das einfach nicht riskieren können. In Gedanken legte er sich einen Plan zurecht, wie er alle am Ende des Abends vertrösten konnte. Währenddessen lauschte er nur halbherzig dem oberflächlichen Geschnatter diverser Töchter von Großindustriellen, Politikern und Vorsitzenden aus dem Finanzwesen. Er kannte sie alle, hatte mehrfach schon mit ihnen essen müssen. Keine war älter als 25 Jahre und vermutlich hatte ebenso keine der Damen jemals einen Finger krumm machen müssen. Sie haben immer alles bekommen, spätestens dann, wenn sie einmal trotzig mit dem Fuß aufgestampft waren. Vielleicht machten sie das ja auch heute noch so, denn Byakuya wusste, dass man auch genau das von ihm erwarten würde. Seine Zukünftige mit Geschenken überhäufen, ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen und möglichst bald schwängern. Das waren die Punkte, die von ihm erwartet wurden, aber wer dachte dabei an ihn? Was war mit seinen Bedürfnissen und Wünschen? Er wollte nicht einer diese reichen Säcke werden, die ihre Partnerinnen regelmäßig fremdgehen. Das war einfach grausamer, als jede Abweisung. „Herr Kuchiki? Sie wirken abwesend?“, flötete seine Gesprächspartnerin gekünstelt. Dem Schwarzhaarigen wurde beinahe schlecht dabei. „Verzeiht, aber ich war von ihren Augen fasziniert“, log er ohne zu zögern und erntete dafür ein leises Kichern. Byakuyas Gedanken hingegen schienen ihn, wegen dieser Lüge, förmlich anzuschreien. Er kämpfte den Drang zurück, mit den Augen zu rollen. Auch weil ihm nicht klar war, ob diese Geste der blöden Schnepfe mit den dümmlichen Rehaugen galt oder seiner bescheuerten Lüge. Nun würde sie allen sagen, dass er ihre Augen toll finden würde. „Bitte entschuldige mich kurz“, damit trat er die Flucht auf die Toilette an. Er lehnte sich mit der Stirn gegen die kalten Fliesen und atmete tief durch. Der Kopfschmerz hämmerte mittlerweile zwischen seinen Augen und ließ ihn, neben den ganzen dämlichen Konversationen, halb wahnsinnig werden. „Hast du dich schon entschieden?“, hörte er die Stimme seines Großvaters. Er stand in der Tür der Toilette, betrat den Raum aber nicht, sodass die Tür einen Spalt offen stand. „Ich habe gesehen, dass du dich prächtig mit der Tochter von Takanaga unterhalten hast“, bemerkte er. „Prächtig? Oberflächlich würde eher passen“, entgegnete Byakuya bissig. „So sind Frauen nun einmal“, erklärte Ginrei ihm gleichgültig. „Sobald du erst einmal einen Erben produziert hast, kannst du machen, was du möchtest. Natürlich so lange es nicht öffentlich wird.“ Byakuyas Augen weiteten sich vor Zorn. „Produziert? Was bin ich eigentlich für dich? Ein gottverdammter Zuchtbulle? Was soll der Scheiß hier eigentlich?“, schrie er ihn zornig an. „Byakuya Kuchiki. Vergiss nicht, wer vor dir steht. Wir hatten eine Abmachung. Du hältst dich ab jetzt sehr genau an die Regeln oder dein Lustknabe und seine Familie wird leiden“, donnerte ihm der Weißhaarige eine neue Drohung entgegen. Kurz blickte der Schwarzhaarige ihn fassungslos an. Dann schüttelte er den Kopf. „Bemitleidenswerter alter Mann... Wenn du wüsstest, wer da wen gevögelt hat“, platzte aus ihm raus, während er sich seinen Weg aus dem Bad bahnte und seinen völlig versteinerten Großvater anrempelte. Während dem Rückweg hätte er sich am liebsten selbst für seine unbedachten Worte ohrfeigen können. Von allen Dingen, die er hätte sagen können, war das ja nun mit das Bescheuerteste gewesen. Wenn er Pech hatte, hat er Renji mit seinen Worten richtig tief in die Scheiße geritten. Seufzend betrat er wieder das Séparée und war überrascht zu sehen, dass die Damen bereits Platz genommen hatten und die Getränke schon auf den Tischen standen. Er war recht froh über diesen Anblick, denn so musste er nicht mit ansehen, wie sich die Anwesenden um die beiden Plätze je am Kopf des Tisches prügelten. Denn wenn er eine Sache gelernt hatte, dann, dass Frauen in solchen Lagen schlimmer waren, als Männer. Denn sie kämpften mit allen Tricks und schreckten vor nichts zurück. Mit einer kleinen Erleichterung erkannte er, dass 2 weniger nervtötende Damen die beiden ersten Plätze des unteren Platzes eingenommen hatten. Zielsicher ging er auf den leeren Platz zu und ignorierte dabei die hoffnungsvollen Blicke der Damen, die nun mit seinem Großvater Vorlieb nehmen mussten. Dieser betrat den Raum, kurz nachdem sich Byakuya gesetzt hatte. Zwar war seine Miene gewohnt emotionslos, doch konnte er anhand der Blicke, die er ihm zuwarf, erkennen, dass er ganz schön tief in der Klemme saß. Heute Abend würde er noch den Zorn seines Großvaters zu spüren bekommen. Jedoch blieb ihm keine Zeit, sich großartig Gedanken zu machen, denn es wurde bereits die Vorspeise serviert. Als der 2. Kellner den Raum betrat, traf Byakuya der Schlag. Sofort erkannte er Shūhei, doch falls dieser Byakuya erkannte, ließ er sich das nicht anmerken. Betrübt ließ der Schwarzhaarige seinen Blick auf den Tisch gleiten. Schweigend aßen sie die Suppe, die serviert worden war. Die Stille wurde nur für einen Augenblick davon unterbrochen, dass sich sein Großvater offensichtlich über die Suppe beschwerte, ausgerechnet beim Shūhei. Byakuya fragte sich, ob das Absicht war, denn er persönlich hatte jeden Löffel genossen. Als Hauptgang gab es ein Lendenstück vom Wagyu-Rind mit einer Teriyaki-Trüffel-Sauce. Das Fleisch sah schon unglaublich zart aus, doch seine Freude wurde sofort getrübt, denn er hörte, wie Ginreis Stimme durch den Raum donnerte. „Das ist eine absolute Frechheit. Das kommt davon, wenn man Abschaum von der Straße aufsammelt. So etwas wie du sollte Müll auf der Straße aufsammeln und nicht kellnern! Ich möchte sofort mit dem Geschäftsführer sprechen!“, natürlich war sein Opfer wieder Shūhei. Jetzt wurde Byakuya auch klar, dass sein Großvater das wahrscheinlich nur tat, um ihn, von den anderen unbemerkt, öffentlich zu demütigen. Hatte er das alles von langer Hand geplant? Das Restaurant ausgesucht, weil er dort arbeitete? Damit Renji auf jeden Fall erfährt, dass er heiraten würde? Erneut kochte die Wut in ihm hoch. Als sein Großvater erneut zum Sprechen ansetzte, knallte Byakuya seine Fäuste auf den Tisch. Das Geschirr klapperte und hier und da entfuhr einer der Damen ein erschreckter Laut. „Das reicht, Großvater. Was soll das?“, zischte er. „Was das soll? Ich zeige diesem Abschaum seinen Platz“, schoss Ginrei zurück. Die Stuhlbeine quietschten über den Boden, als Byakuya aufstand. „Das ist lächerlich. Du solltest deine schlechte Laune nicht an andere herauslassen. Ich habe genug von dieser lächerlichen Farce. Damit du es weißt, ich werde keine dieser Frauen heiraten, nur um sie dann zu hintergehen, wie es scheinbar so üblich ist. Mir reicht es!“, damit schnappte er sich Shūhei und zog ihn aus dem Raum hinaus. Doch erst vor der Tür bemerkte er das und ließ ihn schnell los. „Das Verhalten meines Großvaters tut mir leid. Solltest du Probleme mit dem Geschäftsführer deswegen bekommen, verweise ihn bitte an mich. Ich habe bestimmt auch eine Karte in meiner Tasche“, erst als er die Hand des anderen auf seinem Arm bemerkte, blickte er ihn an. Shūhei blickte ihn mit hochgezogener Augenbraue durchdringend an. „Keine Sorge, ich werde keinen Ärger bekommen. Mein Chef hat einen ziemlichen Durchblick und wir haben ein besonderes Verhältnis“, erklärte er mit einem schiefen Grinsen, das keinen Zweifel über die Art ihres Verhältnisses zueinander zurückließ. „Aber jetzt kann ich mir ziemlich genau vorstellen, was der Grund für dein Verschwinden angeht. Du solltest mit ihm reden, weißt du?“, schlug er vor. „Aber was soll ich sagen? Dass ich vor meinem Großvater den Schwanz einziehe?“, fragte Byakuya schon beinahe verzweifelt. „Ich habe euer Gespräch auf der Toilette mitbekommen. Wenn du das Renji sagst, wird er dir verzeihen. Vielleicht nicht sofort, aber er wird zumindest verstehen, warum du so gehandelt hast. Glaubst du nicht, dass du ihm wenigstens eine Erklärung schuldest?“ Byakuya seufzte. Er hasste es, wenn andere recht hatten. Langsam nickte er. „In Ordnung. Das sollte ich wirklich tun. Weißt du, wo er jetzt ist?“ „Auf der Arbeit, sein Urlaub ist vorbei“, erwiderte der andere. „Warte“, kam es, als der Schwarzhaarige sich gerade umdrehen wollte. Shūhei kramte in seiner Hosentasche und hielt im einen Autoschlüssel hin. „Nimm den Wagen“, Byakuya starrte mit großen Augen den schwarzen Schlüssel an. „Das kann ich nicht“, meinte er kopfschüttelnd. „Und ob du kannst. Vor allem solltest du es. Und zwar schnell, bevor dein Großvater zur Besinnung kommt und dich hier noch rumstehen sieht“, beharrte der Kellner. Vorsichtshalber blickte Byakuya noch einmal kurz in den Eingangsbereich, dann griff er nach dem Schlüssel. „Vielen Dank, aber wie kommst du heim?“ Shūhei grinste. „Ich denke, ich werde jemanden finden, der mich fährt.“ Kapitel 39: Begegnung --------------------- Byakuya war heilfroh gewesen, als er endlich in das Parkhaus fuhr, in dem Renji seinen Wagen sonst immer abstellte. Zwar hatte er einen Führerschein und fuhr auch ab und an selbst, aber die Autos die er gefahren hatte, waren eben mit der neusten Technik ausgestattet. Außerdem wollte er nicht zusätzlich zu alledem noch das Auto verschrotten. Erleichtert hatte er sich also auf der Treppe vor der Tür zur Dachterrasse gesetzt und wartete nun auf Renji. Mit klopfendem Herz überlegte er sich, was er sagen sollte. Legte sich die Worte zurecht, um dann am Ende doch alles zu verwerfen. Frustriert legte er seine Arme über seine Knie und bettete sein Kopf darauf. Nur ab und an unterbrach er seine Grübelei für einen kurzen Blick auf die Uhr. Er hatte das Gefühl, dass seine Nervosität mit jeder Minute zunahm. Als er dann Schritte auf der Treppe hörte, setzte sein Herz aus und sein Magen drehte sich herum. Doch als er aufblickte, stand nicht Renji vor ihm. Es war ein junger Mann, vielleicht eher noch ein Junge mit schwarzen Haaren und grauen Augen. Der Haarschmuck, 3 längliche perlenartige Dinger, fielen sofort ins Auge. Neugierig beäugte er Byakuya. „Ähm... Kann ich ihnen helfen?“, fragte er etwas unsicher. Byakuya wollte erst den Kopf schütteln, doch dann kam ihm ein Gedanke. Was, wenn Renji heute gar nicht kommt? Renji war ja der Einzige, der zurzeit die Dachterrasse nutzte. Oder hatte es sich geändert? „Ich warte eigentlich auf Renji. Kommt er heute noch?“, fragte er daher vorsichtig. Die Miene des Jungen hellte sich auf und Byakuya glaubte, ein Funkeln in dessen Augen gesehen zu haben, als der Name des Rothaarigen fiel. „Ja, er kommt später noch, ich soll nur was für ihn holen. Ich bin Rikichi und mache Praktikum in der Praxis“, erklärte er und stellte sich dabei gleichzeitig vor. Byakuya nickte, als Rikichi an ihm vorbei ging, um die Tür zur Terrasse aufzuschließen. „Sie sind ein Freund von Renji?“, hakte er nach. „Ja“, sagte Byakuya und richtete sich auf, um dem Jungen nachzugehen. „Ich wollte ihm ein Überraschungsbesuch abstatten. Also bitte sei doch so nett und erwähne nicht, dass jemand auf ihn wartet.“ Bei den Worten blieb der andere wie angewurzelt stehen. Byakuya überlegte fieberhaft, ob er etwas gesagt hatte, was ihn entlarven würde, aber woher sollte der Junge irgendetwas davon wissen? „Ach so ist das!“, kam der Ausruf, der Byakuya noch mehr verunsicherte. „Das ist aber nett, dass sie kommen und ihn auch aufheitern wollen. Mir sagt zwawr keiner etwas, aber Frau Kotetsu und Frau Ise scheinen sich auch Sorgen um ihn zu machen. Allerdings weiß ich nicht, was los ist. Zu mir ist er jedenfalls immer sehr nett, auch wenn er manchmal etwas traurig aussieht. Aber ich finde es toll, dass er so nette Freunde hat, die sich um ihn sorgen!“, sprudelte es aus ihm hervor. Das half Byakuya Wohlbefinden ganz und gar nicht. Im Gegenteil, nun fühlte er sich wieder schlecht, aber er konnte jetzt nicht einfach den Rückzug antreten. „Wollen sie hier blieben oder vor der Tür warten?“, fragte nun Rikichi und erwischte Byakuya auf den völlig falschen Fuß. Er blinzelte kurz verwundert, bevor er eine Antwort geben konnte. „Ich warte besser vor der Tür“, beeilte er sich dann und ging vor dem Jungen in Richtung Tür. „Ich hoffe sehr, dass ihre Überraschung gelingt. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag“, verabschiedete er sich. Während Byakuya ihm hinterher blickte, wusste er nicht, ob er amüsiert oder etwas eifersüchtig sein sollte. Irgendwie war es beides. Der Junge schien Renji ganz offensichtlich anzuhimmeln. Aber irgendwie verstehen konnte er es auch. Er bettete wieder seinen Kopf auf Hände und Knie und fuhr damit fort, sich Gedanken über ihr Aufeinandertreffen zu machen. Renjis Tag hatte sich gezogen. Irgendwie waren alle Patienten am heutigen Tage komisch drauf gewesen oder es waren eben diese eigenartigen Sonderlinge, wie dieser Forscher namens Kurotsuchi. Renji schwor sich, dass er niemals irgendetwas verwenden würde, was dieser Typ entwickelt hatte. Das konnte nur in einer Katastrophe enden. Bei dem Gedanken lief ihm ein kalter Schauder über den Rücken. Seufzend lief er die Treppe hinauf, suchte dabei den richtigen Schlüssel für die Tür zur Dachterrasse. Doch als er um die letzte Ecke bog, hätte er diesen beinahe fallen lassen. Seine Augen waren geweitet, als er Byakuya dort auf den Treppenstufen sitzen sah. Seinen Kopf auf die Arme abgelegt, die von den Knien gestützt wurden. Sein, vom Schlaf entspanntes, Gesicht wirkte erschöpft. Offensichtlich hatte der bisherige Schlaf nicht gereicht, um die Augenringe in den Griff zu bekommen. In dieser Schlafposition hat er in spätestens einer Stunde Verspannungen im Nacken und oberen Rückenbereich, ging es Renji durch den Kopf. Er überlegte kurz, ob er den Schwarzhaarigen wecken sollte, doch schob schnell seine fürsorgliche Seite weg. Er sollte sauer auf Byakuya sein und ihm auch zeigen! Vor 3 Wochen hatte er ihn versetzt, vor knapp einer Woche war er plötzlich mit Yachiru aufgetaucht, auch wenn Letzteres nach ihren Schilderungen auch ihre Schuld war. Kurz atmete Renji durch und schritt dann an dem Schlafenden vorbei. Er durfte jetzt nicht nachgeben, die Vorkommnisse außer Acht lassen. Er hatte eine Erklärung verdient und die musste verdammt gut sein, dass er ihm diese Nummer verzeihen konnte. Entschlossen schritt er an ihm vorbei, öffnete die Tür und ließ sie dann laut zufallen, in der Hoffnung, dass dies reichen würde, um Byakuyas Schlaf zu unterbrechen. Die Gießkanne war fast voll, als er hörte, wie sich die Tür öffnete und wieder schloss. Renji warf kurz einen Blick auf Byakuya, bevor er den Wasserhahn zudrehte und sich seinen Pflanzen zu wandte. Er musste gestehen, dass er so verführerisch wie eh und je aussah. Klassische Anzüge standen ihm ausgesprochen gut und das Violett des Hemdes erinnerte ihn ein wenig an das Hemd, welches er damals trug, als er ihn massiert hatte. Energisch blinzelte er die aufkommenden Bilder in seinem Kopf weg. Er schärfte sich immer wieder von Neuem ein, nicht direkt klein beizugeben. „Hallo“, hörte er die wohlklingende Stimme Byakuyas, die ihm eine leichte Gänsehaut verursachte. Ungebeten kamen wieder Erinnerungen von ihren Gesprächen, dem Picknick in seinem Behandlungszimmer auf. Oder wie er sich unter ihm stöhnend gewunden hatte. „Hi“, versuchte Renji möglichst emotionslos zu antworten. Dabei achtete er darauf, Byakuya weiter den Rücken zugewandt zu haben, während er nach und nach die Pflanzen goss. Er hörte, wie der andere näher kam, vermutete, dass sie noch maximal 3 Schritte trennten. „Ich weiß gar nicht, wie und wo ich anfangen soll“, begann Byakuya. Unsicherheit und Kummer schwangen in der Stimme mit. In vielen anderen Situationen hätte sich Renji bei einer solchen Tonlage umdreht, ihn einfach in den Arm genommen und so lange versucht, ihm Halt zu geben, bis er von sich aus alles aussprach, doch dafür war zu viel vorgefallen. „Doch, eigentlich weiß ich es ziemlich genau“, plötzlich war eine Spur Selbstsicherheit in der Stimme. „Renji, würdest du dich bitte umdrehen und mich ansehen?“ Zögernd drehte sich Renji um und blickte in die grauen Augen seines Gegenübers. „Ich weiß nicht, wie ich es jemals wieder gut machen kann. Du hättest eine Erklärung verdient gehabt, aber ich habe mich einfach nicht getraut, ich bin ein Feigling. Bitte verzeih mir“, dabei blickte er dem Rothaarigen fest in die Augen. Renji traute seinen Augen nicht, als er sah, wie sich Byakuyas Augen begannen, mit Tränen zu füllen. Wider besseren Wissen, ließ er die Gießkanne los und legte er ihm eine Hand auf die Wange. „Du bist kein Feigling, Byakuya. Ich glaube so langsam, dass das hier mehr Mut von dir abverlangt, als ich gedacht habe“, Renji konnte sich nicht davon abhalten, mit seinem Daumen über die weiche Haut von Byakuyas Wange zu streicheln. Der Therapeut fasste sich ein Herz, griff nach Byakuyas Hand und zog ihn auf die Couch unter dem Pavillon. „Ich bin ehrlich, eigentlich wollte ich dich viel mehr zappeln lassen, aber so grausam bin ich einfach nicht“, Renji sah, wie ein kleines Lächeln an Byakuyas Mundwinkeln zog. „Aber ich möchte wissen, warum das alles. Denn ehrlich gesagt, hast du mich damit nicht nur aus der Bahn geworfen, sondern auch wirklich verletzt“, bei den letzten Worten musste der Schwarzhaarige schlucken, ließ den Kopf hängen und nickte. „Es... Ich... Ach, wo soll ich bloß anfangen?“, seufzte Byakuya und rieb mit seinen Händen durch sein Gesicht. Er zuckte zusammen, als er die große, warme Hand von Renji auf seinem Oberschenkel spürte. Fragend blickte er in die braunen Augen. „Am besten am Anfang. Was ist an dem Abend passiert, als wir uns eigentlich treffen wollten? Ich habe die Jungs und Mädels ins Kino geschickt und habe darauf gewartet, dass diese Konferenz, oder was es auch war, mit deinem Großvater endet und habe dann nur noch deine Absage erhalten“, half Renji ihm auf die Sprünge. Byakuya nickte bekümmert und schluckte. Die Szene hatte er noch allzu gut vor Augen. Also begann er ausführlich von deinem Disput an jenem Abend zu erzählen, wie sein Großvater ihm gedroht hatte und er Informationen von Renjis Mitbewohnern und Renji selbst hatte. Das mit dem Konto nach der Rettungsaktion von Yachiru schnitt er wiederum nur kurz an. Dann erzählte er von dem angeblichen Geschäftsessen und die Forderung zum Thema Heirat. Nachdem er geendet hatte, war Renji eine Weile still, doch seine Hand hatte Byakuyas Oberschenkel nie verlassen. „Ich weiß, dass es nicht in Ordnung ist, dass ich euch da mit reinziehe, aber...“, doch er wurde von Renji unterbrochen. „Ich hätte große Lust, deinem Großvater den alten, knöchrigen Hals umzudrehen. Verzeih mir, aber dem gehört so dermaßen in den Arsch getreten, dass er noch Wochen später Schuhspitzen scheißt!“, schimpfte Renji und Byakuya konnte ein kleines, schnaubendes Lachen nicht unterdrücken. Dann wandte er seinen Oberkörper Renji zu, legte seine Hand auf dessen Wange und blickte ihn tief in die Augen. „Ich habe dich so sehr vermisst.“ Kapitel 40: Udon und die Liebe ------------------------------ Renji schloss kurz die Augen und genoss das Gefühl von Byakuyas Nähe. "Ich dich auch Byakuya. Aber warum hast du nichts gesagt? Mir geschrieben? Irgendwie hättest du mir doch Bescheid geben können. Stattdessen saß ich zu Hause und habe mich gefragt, was zum Teufel ich verkackt habe, dass du mich so einfach aus deinem Leben streichst", dabei ließ er den Kopf hängen. Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. "Wie kommst du denn nur auf so eine Idee?", er legte die andere Hand ebenfalls auf Renjis Wange und drängte ihn somit, ihm in die Augen zu blicken. "Ich wusste nicht, wie du reagierst, wenn du erfährst, dass ich mich so sehr von meinem Großvater in die Ecke drängen lasse. Ich hatte befürchtet, du würdest mich dann nicht mehr ernst nehmen", gab er nun zu. Renji runzelte irritiert die Stirn. "Und warum sollte ich das tun?", fragte er mit zusammengezogenen Augenbrauen. Doch statt eine Antwort zu geben, wandte Byakuya seinen Blick ab. Renji konnte seinen Blick nicht deuten. Wenn er es benennen sollte, würde er vielleicht sagen, dass Byakuya unsicher wirkte. Aber welchen Grund hätte er dazu? Sie blickten eine Weile still in die Abenddämmerung hinaus. Byakuya hatte seine Hände abwärts gleiten lassen, doch Renji hatte eine Hand eingefangen und seine Finger mit Byakuyas verschränkt. "Ehrlich gesagt, bin ich noch ganz schön sauer auf dich", begann dann Renji irgendwann, als ihm die Stille zu viel wurde und er seine eignen Gedanken endlich loswerden musste. "Wobei ich noch nicht einmal wirklich weiß, ob 'sauer' das richtige Wort dafür ist. Auf jeden Fall bin ich vor allem enttäuscht, Byakuya", seufzte der Rothaarige und blickte dem Angesprochenen, der sich bei den Worten zu ihm umgewandt hatte, in die Augen. "Noch einmal: Warum hast du dich nicht bei mir gemeldet? Ich hatte gedacht, wir sind zusammen und dann bringst du mir so wenig Vertrauen entgegen?", in Renjis Stimme konnte man hören, dass ihn diese Frage wirklich beschäftigt. Seufzend ließ Byakuya seinen Kopf gegen die breite, muskulöse Schulter fallen, legte eine Hand auf Renjis Brust und atmete den beruhigenden und zugleich betörenden Duft ein. Sandelholz! Jetzt war er sicher, dass definitiv Sandelholz mit dabei war. Mit einem wohligen Lächeln auf den Lippen schmiegte er sich etwas mehr gegen die Haut des Anderen. "Ich weiß es nicht", gab er dann kleinlaut zu. "Ich hatte Angst, dass ich euch noch mehr hineinziehe und dachte, ich könnte es alleine lösen. Ich bin es nicht gewohnt, dass mir jemand zur Seite steht, ohne, dass er für mich arbeitet", fuhr er fort. "Dann solltest du dich schleunigst dran gewöhnen. Denn so leicht gebe ich dich nicht mehr her, nachdem ich dich endlich wieder habe", der Rothaarige schlang die Arme um Byakuya. "Verzeih mir, aber eins muss ich noch loswerden: Du Volltrottel. Rücke das nächste Mal mit der Sprache raus, statt alle von dir zu schieben, verstanden?", tadelte er liebevoll. "Denn so hast du uns beiden nur unnötig Kummer bereitet." Er spürte, wie Byakuya an seiner Brust nickte und löste sich dann von ihm. Auch Byakuya richtete sich danach wieder auf und blickte den Rothaarigen ernst ins Gesicht. "Und wie geht es jetzt weiter?", fragte er. Renji legte den Kopf schief. "Gute Frage. Wir fahren jetzt erst einmal zu mir und dann würde ich gerne mit den anderen reden. Vielleicht magst du dir währenddessen ein Bad einlassen oder duschen? Du könntest es brauchen", er hielt inne, als er die Doppeldeutigkeit seiner Worte bemerkte. "Also... ich meine wegen dem Entspannen und so. Nicht wegen der Hygiene! Du riechst so toll wie immer!", rechtfertigte er sich schnell und erntete nur ein kleines Lächeln von Byakuya. "Renji, ich liebe dich." Renji hatte seine Gedanken auch während der Autofahrt nicht komplett ordnen können. Nun saß er am Esstisch in der Küche und klärte alle, außer Shūhei, der noch auf der Arbeit war, grob über die Geschehnisse. Einzelheiten wollte er nicht ausführen, auch weil er wusste, dass es Byakuya nur unangenehmer werden würde. Der Schwarzhaarige hingegen hatte sich tatsächlich zu einem Bad überreden lassen. „Lange Rede, kurzer Sinn: Es könnte sein, dass es in den nächsten Tagen etwas ungemütlich sein wird. Eigentlich haben wir in letzter Zeit wenig angestellt. Yachiru wurde, dank Byakuya, nicht beim Klauen erwischt, Tōshirōs Schule hat nichts zu meckern, der Kredit ist bewilligt... Ich wüsste ehrlich gesagt nichts, womit sie uns an die Karre pissen könnten, aber passt auf. Lasst euch in nichts verwickeln und lasst euch nichts zu Schulden kommen. Ich befürchte, mit dem alten Sack ist nicht zu Scherzen“, schloss Renji seinen Bericht. „Ist das ok für euch?“ Momo und Rukia nickten pflichtbewusst. Auch Izuru lächelte ihn ein wenig an. Yachiru blickte mit großen, fragenden Augen in die Runde, während Tōshirō seufzend die Arme vor der Brust verschränkte. „Toll. Jetzt dürfen wir den Mist wieder ausbaden“, grummelte der Weißhaarige und wurde sofort von Izuru mit einem durchdringenden Blick fixiert. „Hab ich etwa gesagt, dass ich aus der Reihe tanze? Ich schneide mir doch nicht ins eigene Fleisch!“, er rollte über den Blonden die Augen. Dieser blickte nun Yachiru an. „Chiru? Du hast verstanden, was das bedeutet?“, hakte er nach. Die Angesprochene nickte eifrig. „Ich mache einen großen Bogen um den Supermarkt und streite mich nicht mit Nel!“, rief sie enthusiastisch. „Ich werde helfen, dass Byakushi bald wieder ganz oft hier ist!“ Einigen Anwesenden entglitten aufgrund des Spitznamens die Gesichtszüge. „An eurer Stelle würde ich ihn nicht so nennen“, lachte Renji leise und stand dann auf. „Wer ist mit kochen dran?“, fragte er in die Runde. „Eigentlich Shūhei, doch der musste arbeiten“, sagte Rukia. „Ich würde mich ja anbieten, aber ich wollte mich gleich noch mit Ichigo treffen“, murmelte sie. „Ja ja, verschwinde“, winkte Renji ungeduldig ab und blickte dann Momo an. „Izuru wollte mich für den Englischtest abhören“, sagte die Schwarzhaarige. Renji seufzte und blickte zwischen zwischen Tōshirō und Yachiru hin und her. „Da es was Genießbares werden sollte, gibt es dann eben was vom Lieferdienst. Ich frage gleich Byakuya, ob er irgendwelche Wünsche hat.“ Da Byakuya einem kleinen Spaziergang gegenüber nicht abgeneigt war, damit Renji ihm in Ruhe vom Gespräch mit seinen Mitbewohnern berichten konnte, besorgten sie Udon im Restaurant um die Ecke. So saßen sie nun gemeinsam in der Küche und fielen über ihre Nudeln her, als es an der Tür klingelte. „Wenn das Rukia und Ichigo sind, müssen die sich selbst was besorgen!“, grummelte Renji, während er seinen Stuhl zurückschob und sich erhob. Kaum stand er, flitzte schon Izuru an ihm vorbei. „Nicht nötig! Ich warte noch auf ein paar Unterlagen von einem Klassenkamerad. Bin gleich wieder da!“, damit war der Blonde verschwunden. „Der hatte es aber eilig“, bemerkte Renji, als er sich wieder auf den Stuhl neben Byakuya sinken ließ. „Und Hunger offenbar auch“, fügte er hinzu, als er sah, dass die Schale des Blonden bereits leer war. „Wenn ihr mich fragt, kommt er so schnell auch nicht wieder“, murmelte Tōshirō zwischen zwei Bissen, doch Renji hatte ihn genau gehört. „Was willst du mir damit sagen?“, fragte er und legte die Essstäbchen zur Seite. „Ich? Ich will gar nichts sagen. Ich will nur weiter essen“, stellte sich der Weißhaarige absichtlich dumm. Momo hingegen versuchte offensichtlich, sich in Luft aufzulösen. „Wer und wie lange geht es schon?“, seufzte Renji. Tōshirō hob nur abwehrend die Hände. „Ich kenne keine Details. Aber irgendein Typ. Offensichtlich bin ich hier der Einzige, der auf Frauen steht“, damit schlürfte er den Rest seiner Nudeln auf. Momo hingegen hatte nun einen hochroten Kopf. Auch das war Renji nicht entgangen. „Momo, jetzt ist deine Chance, es mir als Erster persönlich zu sagen“, sein Ton war dabei mahnend. Doch die Schwarzhaarige blieb stumm und blickte betreten zu Boden. „Lass sie“, mischte sich Byakuya mit freundlichen Ton ein und legte Renji beruhigend eine Hand auf den Oberschenkel. Momo schien erleichtert, aß jedoch schnell auf und entschuldigte sich dann unter dem Vorwand zu lernen. „Sie hat noch keinen Freund, aber ist unglücklich verknallt“, sagte Tōshirō, während er aus dem Kühlschrank ein Stück Wassermelone holte. „Du bist ja heute unglaublich gesprächig und plauderst gerne aus dem Nähkästchen, was?“, bemerkte Renji sarkastisch. Tōshirō hingegen zuckte nur mit den Schultern. „Du wolltest doch wissen, was los ist.“ „Schon, aber ich würde das gerne von demjenigen persönlich erfahren“, erklärte Renji mit leicht schmollenden Unterton, den Byakuya leise lachen ließ. Als keiner mehr etwas sagte, verschränkte Renji die Arme vor der Brust. „Und du willst mir nicht sagen, wen Momo verehrt?“ „Ich dachte, du wolltest es nicht von mir wissen“, erwiderte der Weißhaarige über sein Stück Melone hinweg. Byakuya verfolgte den verbalen Schlagabtausch interessiert und amüsiert. „Weil ich dachte, dass sie einen Freund hat“, verteidigte sich Renji. „Na gut. Unter 2 Bedingungen. Erstens, du sagst kein Wort gegenüber Momo“, forderte der Jüngere. Da der Therapeut nickte, fuhr er fort. „Und meine Wassermelone ist fast alle“, bemerkte er. Renji blickte ihn finster an. „Das ist Erpressung! Weißt du überhaupt, wie teuer Wassermelonen zurzeit sind?“, empörte sich Renji halbherzig. „Dann geh ich jetzt auf mein Zimmer und lerne auch noch ein wenig“, langsam stand Tōshirō auf und räumte seinen Teller weg. „So hab ich dich nicht erzogen“, seufzte Renji theatralisch. „Also schön, beim nächsten Einkauf bekommst du eine neue Melone. Wer ist es?“ Der Weißhaarige blickte Renji an, danach glitt sein Blick kurz zu Byakuya. „Ich entschuldige mich schon einmal vorab, falls ich eure Wiedersehensfreude trüben werde. Es ist Aizen.“ Renji machte große Augen und schluckte. „Der Jugendamt-Ekel?“, hakte er nach. „Jup, der Beamten-Schmierlappen“, bestätigte der Andere. „Üarghs. Ich glaub, mir wird schlecht.“ Kapitel 41: Test ---------------- Renji schloss die Tür hinter sich und setzte sich zu Byakuya auf sein Bett. Er war sich nicht sicher, was er tun sollte, aber auf keinen Fall wollte er, dass die Stille weiter zwischen ihnen stand. Also umschlang er mit einer Hand die Taille des Schwarzhaarigen und zog ihn an seine Seite. Dieser lehnte wie von selbst seinen Kopf an die Schulter und schloss die Augen. Sanft küsste Renji den Scheitel. "Habe ich dir eigentlich schon für deine Rettungsaktion gedankt?", murmelte er in das Haar hinein. "Vermutlich hast du uns vor einer mittelschweren Katastrophe bewahrt." "Für die ich der Auslöser war. Also liegt es eher an mir, mich zu entschuldigen", gab Byakuya gegen die Renjis warme Haut zurück. "Und das hast du schon oft genug heute", behaarte Renji und zog ihn mit sich, als er sich nach hinten fallen ließ. Dann glitt er mit beiden Armen um den Körper des Anderen und zog ihn an sich. "Möchtest du nicht aus diesen unbequemen Klamotten raus?", fragte Renji nach einer Weile mit einem breiten Grinsen. Byakuya lachte. "Tatsächlich sind sie sogar ziemlich bequem". Daraufhin zog Renji einen Schmollmund, doch das belustigte Funkeln verließ seine Augen nicht. "Dann solltest du sie dir ausziehen, weil ich sonst mit Sicherheit Falten reinmachen werde", grinste er. "Das würde mich durchaus interessieren, wurde mir doch gesagt, der Anzug würde nicht knittern", gab Byakuya mit einem herausfordernden Grinsen zurück. Renji rollte sich daraufhin auf Byakuya, verwickelte ihn in einen langen, leidenschaftlichen Kuss. Er ließ seine Hände über den Körper wandern, verursachte damit Gänsehaut bei dem Schwarzhaarigen. Dieser drängte sich dem warmen Körper entgegen, umschlang den breiten Rücken mit beiden Händen, als würde er befürchten, ihn zu verlieren, falls er loslassen würde. Er spürte, wie ihn langsam die Lust übermannte, während Renji kaum etwas anderes Tat, als ihn zu küssen und seine Hände in die seidigen, schwarzen Haare zu vergraben. Der Geruch, die Wärme und die schiere Nähe des Anderen ließen ihn bereits schwer atmen. Doch dann löste sich Renji abrupt von ihm und blickte an sie herunter. Theatralisch rollte er die Augen und seufzte. „Du hast völlig recht. Aber unter welchem Vorwand bekomme ich dich nun aus diesen Klamotten raus?“, neckte er grinsend. Es dauerte einen Moment, bis Byakuya wieder bei der Sache war und wusste, worauf Renji nun anspielte. „Tja, da musst du dir schon etwas einfallen lassen“, dabei rieb er seine Hüfte lasziv gegen die der Rothaarigen. Dieser schloss die Augen und stöhnte leise und wohlig. Dann verlagerte er ein wenig das Gewicht und nahm seinen rechten Zeigefinger in den Mund. Doch das breite Grinsen konnte er sich dabei nicht verkneifen. Dann nahm er den feuchten Finger wieder heraus und tippte Byakuya damit auf das Hemd. Byakuya blickte stirnrunzelnd auf sich hinab und dann wieder in Renjis Gesicht, der offensichtlich versuchte, sein Lachen zu unterstrücken. Seine Augen funkelten vor Freude, als er in das irritierte Gesicht seines Freundes blickte. „Oh nein! Schnell raus aus den nassen Klamotten, bevor du noch krank wirst!“, rief er dabei gekünstelt besorgt und begann sogleich damit, das Hemd aufzuknöpfen. Byakuya hingegen konnte sich nicht zusammenreißen und lachte leise. „Renji Abarai, du bist ein unverbesserlicher Idiot!“ Der Angesprochene stoppte seine Bewegungen küsste sich den Weg am blassen Hals hinauf zu Byakuyas Ohr. „Ich weiß, aber gerade das magst du doch an mir“, gluckste er vergnügt und begann dann, am Ohrläppchen zu knabbern. Sie küssten sich wieder, während Renji mit einer Hand das Hemd fertig aufknöpfte. Als er fertig war und Byakuya den Stoff abstreifen wollte, spürte er kühle Hände unter seinem T-Shirt. Die tastenden Finger auf seiner Haut hinterließen eine leichte Gänsehaut auf seinem Körper, doch Renji schloss genießend die Augen. Er half, als er merkte, wie Byakuya ihm das Oberteil abstreifen wollte und ergab sich dann weiter den Gefühl von Händen, die über seinen Oberkörper glitten. Dann ging plötzlich ein Ruck durch den Schwarzhaarigen und bevor Renji reagieren konnte, lag er mit dem Rücken auf seinem Bett und Byakuya saß grinsend auf ihm. „Ich schulde dir noch was vom letzten Mal“, schnurrte dieser und begann, mit Zunge, Mund und Finger die schwarzen Linien auf seiner Brust nachzumalen. Stöhnend ließ Renji den Kopf auf die Matratze fallen und ließ den Anderen gewähren. Er genoss das Gewicht des Schwarzhaarigen auf sich und war gleichzeitig gespannt darauf, was er im Sinn hatte. Dieser ließ sich viel Zeit bei seiner Erkundung, sodass Renji immer ungeduldiger aufstöhnte und seine Hüfte an Byakuyas rieb. Langsam aber sicher war er am Rande dessen, was er heute noch ertragen konnte. Daher ergriff er wieder etwas Initiative und öffnete Byakuyas Gürtel und gleichzeitig auch die Hose, und ließ seine Finger in das Kleidungsstück gleiten, um Byakuyas Hintern zu kneten. Mit einem Schnauben quittierte Renji es, als der Schwarzhaarige aus seinem Griff befreite und weiter nach unten wanderte. Als Byakuya endlich den Bund seiner Hose erreicht hatte, richtete sich Renji ein wenig auf, um ihm beim Ausziehen zu helfen und sicher zu stellen, dass seine Unterwäsche sofort mit verschwand. Da es für den Rothaarigen nicht schnell genug gehen konnte, rutschte er ein wenig hektisch die Matratze hinauf, was Byakuya nur ein amüsiertes Grinsen entlockte. Dann umschloss er mit einer Hand Renjis steifes Glied und leckte ohne Umschweife einmal über die Länge. Keuchend warf Renji den Kopf zurück und ließ sich wieder auf die Matratze fallen, wobei sein Schädel gegen das Holz des Kopfende knallte. Doch der dumpfe Schmerz war nichts gegen die Lust, die durch seine Adern schoss, als Byakuya leise lachend seinen Mund um Renjis Schwanz schloss. Wie automatisch glitten Renjis Finger in das schwarze Haar, während er leise Byakuyas Namen stöhnte. Dann griff er mit der anderen Hand zum Nachttisch und nahm eine kleine Tube aus der Schublade und warf sie Byakuya zu. Dieser ließ kurz von dem Therapeuten ab und beäugte die Tube. Mit hochgezogener Augenbrauche blickte er Renji an, der breit grinste. „Es ist immer noch Kirsch, nur sieht die Tube aus wie Handcreme“, erklärte er in das fragende Gesicht. „Und es hat einen Sicherheitsverschluss“, fügte er mit einem belustigten Grinsen hinzu, als Byakuya versuchte, die Tube zu öffnen. Dank diesem Tipp hatte Byakuya schnell den Deckel geöffnet und verteilte etwas von der Flüssigkeit in seiner Hand, bevor er anfing, sich selbst vorzubereiten. Bei diesem Anblick stöhnte Renji laut und tief. „Du willst mich testen, wie weit zu gehen musst, bis ich das Haus zusammenstöhne, oder?“, beschwerte sich der Rothaarige atemlos und ohne den Blick von seinem Partner abzuwenden. Dieser grinste schelmisch. „Wenn ich dich teste, dann sollte ich das richtig machen oder was meinst du?“, damit umschloss er Renjis Glied mit seinem Mund und saugte im Takt der Bewegungen seiner eigenen Hand. Die visuellen Eindrücke machten Renji zu schaffen, immerhin hatte er sich in den vergangenen Wochen nach der Nähe dieses Mannes gesehnt. Dass er ihm dann auch noch so eine Nummer bot, war schon fast zu viel für sein Hirn, das eh bereits durch den Blutmangel auf Sparflamme lief. Doch dann erhob sich Byakuya, entledigte sich mit schnellen und sparsamen Bewegungen seiner Kleidung, warf sie schnell über den Schreibtischstuhl und kletterte dann wieder auf Renjis Schoß. Die Hand des Rothaarigen bebte leicht vor Lust, als er Byakuya an der Hüfte packte, während dieser sich langsam auf Schwanz sinken ließ. Sie keuchten, während Renji weiter in den Körper des anderen eindrang und die warme Enge genoss. Byakuya nahm sich nur wenig Zeit, um sich an ihn zu gewöhnen. Er hob und senkte sich auf den Lenden, ritt Renji in einem schnellen Tempo, dass sie beide beinahe vergessen ließ, dass man sie hören könnte. Renji hatte sich eine Weile damit beschäftigt, seine Hände über Byakuyas Körper gleiten zu lassen, die Brustwarzen zu necken oder seinen Hintern zu kneten. Doch nun hielt er es nicht mehr aus. Die Lust übernahm, mit einem lauten Stöhnen richtete er sich auf, hob Byakuya mit hoch und drückte ihn gegen das kalte Holz seines Kleiderschrankes. Mit Armen und Beinen um seinen Körper geschlungen, begann er damit, sich zu bewegen. Stieß immer wieder hart in die die warme Enge, stöhnte Byakuyas Namen in dessen Ohr, während dieser blutige Striemen mit seinen Fingernägeln auf den braungebrannten Rücken hinterließ. Sie hörten wie ihre Laute den Raum erfüllten, doch es kümmerte sie nicht mehr. Renji spürte, wie Byakuyas Körper bebte, während er immer wieder genau den Punkt traf, der ihm am meisten Lust bescherte. Das wortlose Keuchen hatte in gestöhnte 'Oh Gott's und 'Renji's gewechselt, während er immer fester zustieß und merkte, wie er selbst nahe dem Höhepunkt war. Er griff nach Byakuyas Glied, wollte ihm so über die Klippe bringen, doch schon bei der bloßen Berührung kam Byakuya mit einem kaum unterstrückten, tiefen Stöhnen in seiner Hand. Als sich die Muskeln des Schwarzhaarigen um Renji schlossen, brauchte es nur noch weniger Stöße, bis sich Renjis selbst tief in Byakuya ergoss. Frisch geduscht und in das Bett gekuschelt lagen Byakuya und Renji nun engumschlungen da und blickten sich an. „Und wie geht es jetzt weiter“, fragte Byakuya und presste sein Gesicht an die tätowierte Brust. „Tja“, meinte dieser. „Morgen ist Samstag, das heißt, wir werden erst einmal ausschlafen und dann entweder ordentlich frühstücken oder direkt zum Mittagessen übergehen“, dabei kraulte er Byakuyas Rücken sanft. „Das meine ich nicht“, seufzte Byakuya mit einem leichten Kopfschütteln an der Brust. „Ich weiß. Aber was können wir groß tun, als abzuwarten, was dein Großvater macht? Du musst jetzt erst Mal 2 Tage nicht zur Arbeit. Das sollten wir ausnutzen, um ein paar Dinge aufzuholen“, während Renji sprach hatte Byakuya aufgeblickt und sah nun wie der andere lasziv grinste und auffordernd die Augenbrauen hob. Byakuya rollte theatralisch mit den Augen. „Du bist wirklich unverbesserlich“, seufzte er dabei leidend. Vergnügt lachte Renji vor sich hin, zog den Schwarzhaarigen näher und löschte dann das Licht. „Schlaf gut, mein Schnuckelpups“, flötete er. Dann hörte man nur noch das Aufschlagen eines Kissens und das, von eben diesem, gedämpfte Lachen des Therapeuten. Kapitel 42: Wochenende ---------------------- Schweißgebadet wurde Byakuya wach. Es war einer der Sorte Albträume gewesen, die man sofort nach dem Augenaufschlagen wieder vergessen hatte. Doch die unterbewusst erlebte Furcht und Machtlosigkeit ließen seine Glieder erschaudern und sensibel für seine Umgebung werden. Er blinzelte und ließ seinen Blick durch den Raum gleiten, ohne sich zu bewegen. Wo war er? Der Raum kam ihm seltsam bekannt und doch fremd vor. Dann spürte er den kräftigen Arm, der locker über seine Taille geworfen war und die leisen Atemgeräusche hinter ihm. Renji. Er lächelte erleichtert, wenn auch immer noch von dem Traum mitgenommen. Er drehte sich in der Umarmung des Anderen, legte seinen Arm ebenfalls um Renjis Taille und vergrub sein Gesicht an der breiten Brust, sog den vertrauten Geruch Renjis ein. Der Therapeut zog Byakuya näher an sich und gab ihm einen Kuss auf den Scheitel. „Ich hab dich“, murmelte er schlaftrunken in die schwarzen Haare hinein. Nun endlich verließ auch die Anspannung Byakuyas Körper und er schlief mit einem Lächeln auf den Lippen wieder ein. Als Byakuya das nächste Mal aufwachte, blitze Sonnenlicht durch den Rolladen und er war alleine in dem kleinen Zimmer. Er setzte sich auf und blickte sich suchend um, doch Renji war tatsächlich nicht zu sehen. Er blickte zum Wecker auf dem Nachttisch, doch dieser zeigte keine Uhrzeit an. Hatte Renji nicht mal gesagt, dass er ihn aus Versehen kaputt gemacht hat? Dann fiel sein Blick auf ein schlicht eingerahmtes Bild. Es war einer dieser Bilderrahmen ohne echten Rahmen, sondern nur eine Scheibe, die mit Klammern auf der Rückwand befestigt war. Beim ersten flüchtigen Blick glaubte Byakuya, die Chimäre von Arezza darauf zu sehen, doch dann erkannte er, dass es sich hier nicht um einen Löwen, sondern um einen Pavian handelte. Er setzte sich auf die Bettkante, direkt gegenüber des Bildes und studierte es etwas. Jetzt, da er nah an dem Bild saß, war es unverkennbar ein Pavian. Hatte Renji Interesse an Mythologie? Doch bevor Byakuya den Gedanken weiter ausführen konnte, öffnete sich leise die Tür. Renji kam mit einem Grinsen herein und trug dabei eine graue Sporthose und ein schwarzes Muskelshirt. Dank dem Oberteil waren nicht nur alle Tattoos auf den Armen zu sehen, sondern auch noch ein bisschen von der Brust. Byakuya schluckte und lenkte den Blick in Renjis Gesicht. Er trug die Haare offen und kein Bandana, daher war dieser Anblick nicht weniger ablenkend. Das Grinsen wurde breiter. „Na? Lust auf ein Frühstück, Süßer?“, dabei wippte er mit den Augenbrauen. Byakuya gingen dabei einige Dinge durch den Kopf: Wie genau sah das Frühstück aus? Kein dämlicher Spitzname? Und als Renji dann näher kam: Was genau hat er jetzt vor? Byakuya blinzelte nur verwirrt und harrte der Dinge, die da wohl auf ihn zukommen würden. „Hat es dir etwa die Sprache verschlagen?“, neckte Renji. Natürlich konnte Byakuya das nicht auf sich sitzen lassen. „Ich habe mich nur gewundert, warum du nicht so einen lächerlichen Spitznamen für mich verwendet hast“, schnaubte er theatralisch und verschränkte die Arme vor der nackten Brust. In diesem Augenblick wurde Byakuya bewusst, dass er noch vollkommen unbekleidet war. Renji beugte sich zu ihm hinunter und gab ihm einen kurzen Kuss. „Nah, heute möchte ich dich ausnahmsweise mal nicht aufziehen“, grinste er, als er sich wieder von Byakuya löste. „Also? Wie sieht es mit Frühstück aus?“, wollte er dann wissen. „Kommt drauf an, wie Frühstück aussieht“, nun war es an Byakuya, etwas zweideutig zu formulieren und sich auf den Ellbogen zurück aufs Bett zu legen. Lachend krabbelte Renji aufs Bett und positionierte sich über Byakuya. Die roten Haare kitzelten diesen dabei etwas im Gesicht. „Ich meinte eigentlich richtiges Frühstück. Es sollte bald fertig sein“, wisperte Renji ihm dabei ins Ohr. Als er sich dann aus purer Boshaftigkeit noch einmal leicht an Byakuya rieb, bemerkte Renji sofort etwas in dessen Lendenregion. „Hmm... Aber so wie es aussieht, bekomme ich heute 2 Mal Frühstück“, schnurrte er dann, als er langsam nach unten wanderte. Als sie endlich nach unten gingen, trug Byakuya ebenfalls eine Sporthose von Renji und ein schwarzes T-Shirt, das ihm der Rothaarige mit einem breiten Grinsen zugeworfen hatte. Er hatte sich kurz beschwert, sich doch dann augenrollend ergeben. Es war ein Warndreieck drauf inklusive roter Schrift, die 'Caution – Hot Surface' besagte. Renji hatte es offenbar diebische Freude dabei gehabt und während er dem Therapeuten nun die Treppe hinunter folgte, fragte er sich, ob das auch der Grund dafür war, dass er heute von einer seiner interessanten Spitznamenkreationen verschont geblieben war. Zu Byakuyas Überraschung war das Essen gerade erst auf den Tisch gekommen und alle hatten geduldig auf die beiden gewartet. Nach einer kurzen Begrüßung und Guten-Appetit-Wünschen, langten alle ordentlich rein. Während dem Essen wurden allerei Alltäglisches geredet und Byakuya hörte aufmerksam zu, war er doch meist ein Frühstück alleine gewohnt. Sie besprachen, was noch zu machen war, wer wann weg musste oder nicht da war und zu guter Letzt, ob die nächsten Tage irgendetwas Besonderes anstand. „Und bei dir, Byakuya?“, fragte Renji dann nach. Der Angesprochene war erst ein wenig verwirrt und blinzelte. „Freitagabend habe ich die Prüfung zum 4. Dan“, erklärte er daraufhin in die Runde. „Dann was?“, wollte Yachiru mit großen, fragenden Augen wissen. „Ein Dan ist ein Meistergrad im Kampfsport. Es zeigt, wie gut jemand ist“, erklärte Renji mit einem fröhlichen Lachen. „Also ist Byakushi gut?“, wollte sie nun wissen. Da Byakuya nicht zu antworten schien, übernahm Renji das. „Sehr gut sogar, würde ich sagen. Wenn er in diesem Alter schon den 4. Dan ablegen kann, denn im Kendō gibt es, anders wie in vielen anderen Kampfsportarten, nur bis zum 8. Dan“, erklärte Renji, während sich Byakuya fragte, woher er das wusste und wegen des Lobes leicht errötete. Yachiru klatschte freudig in die Hände. „Dürfen wir dir zugucken, Byakushi?“, fragte sie begeistert. „Ich weiß gar nicht, ob Besucher erlaubt sind“, warf Renji ein, als der Schwarzhaarige keine Antwort zu finden schien. „Gedulde dich ein wenig, ich denke, Byakuya wird es bestimmt klären.“ Zu Byakuya gewandt flüsterte er zwinkernd: „Und wenn es dir nicht Recht ist, bis Morgen hat sie es eh wieder vergessen.“ Byakuya nickte etwas unbeholfen, da er nicht wirklich wusste, was er von dem Gedanken halten sollte, jemanden bei der Prüfung dabei zu haben. Nach dem Frühstück verteilten sich alle in der Wohnung. Byakuya nutzte die Möglichkeit, noch einmal duschen zu können. Während er im Badezimmer war, drang vom Wohnzimmer aus immer wieder Fluchen und Gejohle. Der Schwarzhaarige war sich nicht sicher, was sie im Nachbarzimmer taten, also blickte er verwirrt durch den Türspalt, bevor er das Zimmer ganz verließ. Tōshirō und Shūhei saßen vor dem Fernseher und schienen ein Fußballspiel auf einer Konsole zu spielen. Er hatte zwar nicht viel Ahnung von solchen Spielen, doch anhand der Grafik war unübersehbar, dass es sich um ein älteres Modell handeln musste. Er setzte sich neben Renji auf das Sofa und beobachtete das Spiel, während Renji Shūhei gut gemeinte, aber sinnlose Ratschläge erteilte. Doch schon bald stand es 12:1 für den Jüngeren und dabei war noch keine Halbzeit gespielt. Shūhei hingegen sah aus, als würde er jeden Moment den Controller in die Ecke werfen wollen. Das Spiel war wirklich einseitig. Am Ende gewann Tōshirō haushoch. „Du kannst echt keinen Gang zurückschalten“, nörgelte der Ältere, als er aufstand. „Kein Wunder, dass kaum noch jemand mit der Spielen will.“ Dabei glitt der Blick des Weißhaarigen auf Byakuya. „Willst du dich mal versuchen?“, fragte er, Byakuya war sich nicht sicher, ob dessen Ton genervt oder unterdrückt amüsiert war. „Ich habe noch niemals ein solches Spiel gespielt“, gestand Byakuya nun. „Ach, das ist nicht so schwer“, meinte Tōshirō und wedelte mit dem zweiten Controller herum. „Dann sei doch wenigstens so nett und nimm ein einfacheres Spiel. Wir haben doch noch Tekken, oder?“, schlug Renji vor, nachdem er Byakuyas Zögern erkannte. Der Weißhaarigen grummelte. „Meinetwegen. Nur Kampfsportspiele machen nicht so viel Spaß wie Fußball.“ „Sollte Byakuya Gefallen daran gefunden haben, könnt ihr euch ja noch daran versuchen“, beschwichtigte Renji ihn, während er Byakuya leicht, mit einem Grinsen, in die Seite stupste, um ihn aufzufordern, mitzumachen. Kapitel 43: Mit eigenen Waffen ------------------------------ Das gibts echt nicht", schimpfte Tōshirō. „Ich will noch eine Revanche! Und ihr hört auf zu lachen!“, dabei drehte er sich zu dem Rest der Anwesenden um. Mittlerweile hatten sich wieder alle im Wohnzimmer versammelt und beobachteten die beiden Duellanten. Byakuya hatte unglaublich schnell gelernt, wie er mit dem Controller und seiner Figur umgehen musste. Nach 2 Niederlagen hatte er nun Tōshirō zum 5. Mal in Folge abserviert. Diesem machte offensichtlich das Spiel, im Gegensatz zu seinem Gegner, immer weniger Spaß. Den restlichen Mitbewohnern machte es unglaublich Spaß, war es doch sonst immer der Jüngere, der sie gnadenlos in allen vorhandenen Spielen schlug. Mittlerweile liefen sogar Wetten, wann Tōshirō endgültig aufgab. Der Wetteinsatz waren diverse Hausarbeiten, von denen der Gewinner befreit werden würde. Und so kam es, dass Byakuya zwischendurch sogar lauthals angefeuert wurde. Anfangs schien Byakuya das Ganze etwas zu irritieren, doch fand er mehr und mehr Gefallen daran. Vielleicht war es auch das, was ihn zu Höchstleistungen beflügelt, denn auch ein 6. und 7. Sieg folgte. Bei der nächsten Runde strauchelte Byakuya leicht, da Tōshirō darauf bestanden hatte, die Spielcharaktere zu wechseln, aber schaffte dann doch einen knappen 8. Sieg. Grummelnd legte der Besiegte den Controller auf Seite, während es nur allzu offensichtlich war, dass Byakuya gerne noch weitergespielt hätte. Lachend klopfte Renji dem Jüngeren auf die Schulter. „Ich denke, das nennt man Anfängerglück, was?“ Allgemein gab es Gemaule, da Rukia die glückliche Gewinnerin der Wette war. Das hieß für Shūhei und Izuru, dass sie zusätzlich noch das Bad putzen mussten. Yachiru wollte zwar auch mit wetten, doch da sie nur Hausaufgaben und Zimmeraufräumen als Pflichten hatte, hatte man ihre Wette nur zum Schein angenommen. Außerdem war ihre Zahl, die sie mit großen Enthusiasmus ausgerufen hatte, derart abwegig, dass sie es nur schmunzelnd zur Kenntnis nahmen. Momo und Renji hingegen hatten sich komplett herausgehalten. Momo, da sie generell nicht wettete und Renji, weil er Einkaufsdienst hatte und das wirklich gerne machte. „Dann mach dich mal fertig. Wir müssen einkaufen gehen“, verkündete er in Richtung Tōshirō, der jedoch sofort das Gesicht verzog. „Muss das sein? Ich wollte mich vor dem Training noch mit... jemanden treffen“, murrte er. Es war schon kurz nach 13 Uhr, die beiden Kontrahenten hatten ihr Spiel nur für einen kleinen Mittagssnack unterbrochen. „Du hast doch Byakuya heute dabei!“, moserte der Weißhaarige weiter. „Byakuya ist aber Gast“, ermahnte Renji nun. „Ist schon gut“, mischte sich Byakuya ein. Ich übernehme dann das Einkaufen für Tōshirō.“ Der Jüngere nickte daraufhin dankbar und verschwand ohne Umwege in sein Zimmer, bevor noch jemand etwas sagen konnte. Renji seufzte. „Du darfst nicht so milde mit ihm sein. Jeder hat seine Aufgaben hier, die er auch erfüllen muss. Wenn ich jetzt eine Ausnahme mache, will er das öfters“, mahnte er halbherzig. „Na und? Wenn ich aktuell hier bin und euch zur Last falle, dann werde ich wohl doch auch was übernehmen dürfen“, argumentierte Byakuya mit verschränkten Armen. „Erstens fällst du uns nicht zur Last und Zweitens... Ja, natürlich, wenn du darauf bestehst. Aber das heißt nicht, dass du irgendwem komplett die Arbeit abnehmen sollst“, seufzte Renji und rieb sich über das Gesicht. „Aber schön, dann kommst du eben mit einkaufen. Du lässt nur schön dein Portmonee hier“, schob er hinterher. „Warum?“, fragte Byakuya irritiert. „Weil du sonst bezahlst und das will ich nicht“, bemerkte Renji. Kurz war es für ihn im Gesicht des Schwarzhaarigen sichtbar, dass er ihn genau durchschaut hatte. „Aber ich esse auch mit, dann werde ich doch wohl auch bezahlen dürfen“, konterte dieser nun seufzend. „Richtig, du isst mit. Du isst nicht alles. Und verbrauchst auch nicht sonstige Dinge wie Duschgel und so weiter“, erwiderte Renji belehrend. „Aber dann lass es doch zu, dass ich mich beteilige“, forderte Byakuya ihn auf. „Das kannst du ja gerne. Aber wenn du dein Portmonee mitnimmst, wirst du darauf bestehen, zu zahlen oder einen unachtsamen Moment von mir versuchen, auszunutzen. Wir können gerne deinen Betrag ausrechnen und du wirfst es dann in die Haushaltskasse“, schlug Renji vor. „Und diskutiere nicht mit mir, da habe ich mittlerweile eine richtig dicke Haut bekommen.“ Renji hatte kaum geendet, da brach Rukia in Gelächter aus. Irritiert blickten die beiden sie an. „Ihr beide...“, brachte sie kichernd hervor. „Wie ein altes Ehepaar!“ „Pfff, Schnauze Ru-ru“, brachte Renji schnaubend hervor, um seine eigene Belustigung zu verbergen und ging dann Richtung Treppe. „Ich geh mich umziehen.“ Schmollend saß Renji im Auto neben Byakuya, der Kofferraum gefüllt mit allerlei Zeug, die sie, nach Renjis Meinung, gar nicht brauchten. „Hab ich dir schon gesagt, dass du ein Idiot bist?“, schnaubte er. Byakuya lachte leise. „In der letzten Stunde mehrfach, ja. Aber was kann ich denn dafür, dass du dich so einfach austricksen lässt?“ „Ich habe mich nicht einfach austricksen lassen, du hast mir mein Portmonee geklaut. Schon zu Hause! Und sagst mir das dann erst, als wir im Supermarkt sind!“, echauffierte sich Renji. „Ja. Du hast mir gar keine andere Wahl gelassen“, erklärte Byakuya mit gespielter Ernsthaftigkeit. „Das kommt davon, wenn du dich auf einen Anwärter auf den 4. Dan einlässt“, jetzt war das Lächeln wieder unbeschwert und entspannt. Renji wäre bei dem Anblick am liebsten sofort auf die Bremse gestiegen, um ihn zu küssen. Doch das war im Stadtverkehr eben nicht möglich. Es überraschte den Rothaarigen wirklich, wie unbekümmert und fröhlich Byakuya seit dem Vortag war. Doch versetzte es ihm gleichzeitig auch einen Stich, denn er wusste, dass das wahrscheinlich nicht so weitergehen würde. „Ist etwas? Eben wirktest du nur etwas angefressen, jetzt aber traurig“, aus den Augenwinkel sah Renji, wie Byakuya die Stirn runzelte, während er sprach. „Nein, ich hab nur nachgedacht. Da entgleiten mir immer die Gesichtszüge“, er schob die düsteren Gedanken zur Seite und legte kurz seine Hand auf den Oberschenkel von Byakuya und drückte ihn. „Auch wenn du mich gnadenlos verarscht hast, hat es Spaß gemacht, mit dir einzukaufen. Nur befürchte ich, dass ich den Standard für die Jungs und Mädels nicht aufrecht halten kann“, lachte er. „Ich glaube kaum, dass sie das erwarten. Aber sieh es einfach als Dank für die Unannehmlichkeiten, die ich euch allen mache.“ Dabei wäre Renji beinahe wirklich auf die Bremse gestiegen. Es machte ihn plötzlich sauer, dass Byakuya immer glaubte, dass er ihnen zur Last fallen würde. „Ich möchte den Quatsch wegen Unannehmlichkeiten oder Last nicht mehr hören, Byakuya. Denn das ist nicht richtig. Wir haben dich gerne bei uns und es war auch unsere freie Entscheidung. Egal was da jetzt kommt, wir stehen das gemeinsam durch. Als Familie. Da wir ja bereits ein altes Ehepaar sind, kannst du dich auch nicht mehr wehren“, lachte Renji am Ende. Kurz darauf parkten sie das Auto vor dem Haus. Sie waren kaum ausgestiegen, da öffnete sich die Haustür und Izuru kam heraus, um beim Ausladen zu helfen. Renji öffnete den Kofferraum. „Meine Güte, rüsten wir uns vor einer Zombieapokalypse?“, fragte der Izuru, als er die Tüten sah. „Byakuya ist offensichtlich der Meinung, dass das jederzeit passieren könnte“, dabei warf Renji seinem Partner wieder einen gespielt bösen Blick zu. Izuru blickte zwischen den beiden hin und her. „Er hat mir mein Portmonee geklaut“, schmollte Renji. Lachend packte der Blonde nach zwei Tüten, während nun auch Shūhei dazu stieß. „Was ist los?“, fragte dieser. „Renji hat in Byakuya offensichtlich seinen Meister gefunden“, grinste Izuru und ging mit den Tüten ins Haus. Renji verengte die Augen und sein theatralischer, böser Blick wurde durch die Augenbrauentattoos nur verstärkt, als auch Shūhei mit zwei weiteren Tüten ins Haus ging. „Toll hast du das gemacht“, seufzte er mit verschränkten Armen. „Die nehmen mich doch niemals mehr ernst.“ „Ach, ich denke, du wirst noch genügend Momente haben, um deine Autorität wieder aufzurichten, mein Schmollbäckchen“, grinste Byakuya. „Ja! Und zwar wenn ich dich gleich vor versammelter Mannschaft übers Knie lege! Ich geb dir gleich Schmollbäckchen!“ Lachend schnappten sie sich die restlichen Tüten und gingen ins Haus. „Ich fass es nicht, dass er mich jetzt auch noch mit meinen eigenen Waffen schlägt“, glaubte Byakuya, Renji dabei grummeln zu hören. Kapitel 44: Auf der Arbeit -------------------------- Seufzend ließ sich Renji rückwärts aufs Bett fallen. "Und du glaubst, dass das eine gute Idee ist?", hakte er nach. Es war Sonntagabend und Byakuya stand vor Renjis Kleiderschrank und hängte eine Reihe Anzüge hinein, die er sich von Aio heimlich hatte bringen lassen. Renji vermutete, dass ein Anzug alleine womöglich mehr kostete, als der restliche Inhalt des Kleiderschranks. Sprich: Seine Klamotten. Aber war es nicht langsam Zeit, sich daran zu gewöhnen, dass sein Partner stinkreich war? Oder sollte er sich lieber nicht zu früh daran gewöhnen? "Was bleibt mir übrig, Renji? Ich muss arbeiten. Wenn ich meinen Job vernachlässige, spiele ich meinem Großvater nur in die Hände", gab Byakuya zurück und packte den letzten Anzug aus der Schutzhülle und verstaute ihn. Gut, die Argumentation konnte er verstehen. "Mir ist dennoch nicht wohl dabei", gestand Renji zerknirscht. "Du wolltest mich doch hin fahren und auch wieder abholen. Das wird schon klappen", gab Byakuya optimistischer von sich, als er sich fühlte. Auch ihm war unwohl bei dem Gedanken, am nächsten Tag wieder auf der Arbeit aufzukreuzen, als sei nichts geschehen. Zumal er fast davon ausging, dass sein Großvater ihn aufsuchen würde, sobald er erfuhr, dass Byakuya im Büro war. „Das kannst du aber glauben. Pünktlich zum Feierabend stehe ich vor der Tür und wenn du nicht rauskommst, geh ich notfalls da rein, werfe dich über meine Schulter und trage dich raus!“, dabei richtete er sich auf und blickte Byakuya an. Der war sich in diesem Moment absolut sicher, dass er, sollte er sich auch nur 5 Minuten verspäten, tatsächlich zappelnd über Renjis Schulter wiederfinden würde. Mit einem kleinen Lächeln schüttelte er den Kopf. „Du kannst nicht einfach so in das Gebäude gehen, wir haben Wachpersonal. Außerdem werde ich mich doch nicht verspäten, wenn mein Liebster auf mich wartet“, grinste er dann, ging zum Bett und krabbelte zu Renji herüber. Als er ihn erreicht hatte, legte er sich an Renjis Seite, bettete seinen Kopf auf dessen Brust und warf einen Arm über dessen Taille. Renji hingegen legte einen Arm über Byakuyas Rücken und strich mit der Hand langsam Byakuyas Seite auf und ab. „Ich mache mir nur Sorgen, was dein Großvater alles mit dir vorhaben könnte“, seufzte Renji an die Zimmerdecke gewandt. „Und ich mache mir Sorgen, was er vorhat, wenn ich noch mehr das Gehorsam verweigere. Aber mit euch, nicht mit mir. Wer weiß, was er gegen einen verwenden kann?“, fragte Byakuya. „Ich glaube nicht, dass er etwas findet. Die Sache mit Yachiru ist ja zum Beispiel schon vom Tisch. Sie können ja nicht Wochen später auf einmal mit irgendetwas kommen“, beschwichtigte Renji ihn. „Und jetzt sollten wir schlafen gehen, meinst du nicht auch?“ Byakuya wartete und wartete, schielte ständig zu seiner geschlossenen Bürotür, doch bisher hatte ihn noch niemand gestört. Eigentlich hatte er damit gerechnet, dass sobald Baraggan ihn bemerkt hatte, sein Großvater wutentbrannt sein Arbeitsbereich stürmen würde. Doch nichts dergleichen passierte und gerade das machte ihn nervös. Er konnte sich unmöglich vorstellen, dass sein Großvater einfach nichts machte. Es einfach zuließ. Das war etwas, was Byakuya niemals für möglich halten würde. Oder hatte vielleicht etwas seine Meinung geändert? War noch etwas im Restaurant vorgefallen, nachdem er gegangen war? Hatte vielleicht eine der Mädchen für ihn Partei ergriffen? Energisch schüttelte er den Kopf, um die lächerlichen Gedanken zu verbannen. Warum sollte eine dieser Frauen ein gutes Wort für ihn einlegen und warum sollte sein Großvater sonderlich großen Wert darauf legen? War er es nicht gewesen, der ihm mehr oder weniger durch die Blume gesagt hatte, dass er einfach einen Erben zeugen sollte und dann nach Herzenslust Fremdgehen könnte? Manchmal ertappte er sich sogar erschrocken dabei, das als gar nicht so schlechte Idee zu empfinden, wenn er dadurch nur endlich Ruhe bekommen könnte. Aber er wusste, dass er niemals so selbstverliebt und selbstgerecht sein könnte, um einem anderen Menschen so etwas anzutun. Seufzend rieb er sich über das Gesicht und drückte auf einen Knopf an seinem Telefon, um seiner Sekretärin zu signalisieren, dass er Tee trinken möchte. Beinahe wäre er aufgestanden und hätte sich selbst einen zubereitet. Doch diese Sache, die er sich nur über das eine Wochenende im Hause Abarai angewöhnt hatte, hätte seine Sekretärin vermutlich in eine tiefe Schaffenskrise gestürzt. Nicht nur, dass es äußerst unüblich gewesen wäre, doch sie war jemand, der vermutlich sogar Rosenblüten vor ihm auf den Weg ausstreuen würde, wenn er es zulassen würde. Seine Sekretärin betrat mit einer Tasse dampfenden Tee herein. „Weißt du zufällig, wo mein Großvater heute ist?“, fragte Byakuya. „Soweit ich unterrichtet bin, ist er erst wieder am Donnerstag im Haus, Herr Kuchiki“, sie stellte die Tasse ab und verbeugte sich, bevor sie wieder den Raum verließ. Byakuya runzelte die Stirn. 3 Tage außer Haus ohne, dass er etwas darüber weiß? War etwas Geschäftliches vorgefallen oder nahm er sich Zeit, Ränke zu schmieden? Byakuya schalt sich einen Idioten, dass er so Paranoid zu werden schien. Sein Großvater, Workaholic wie er im Buche stand, würde niemals 3 Tage im Büro dafür opfern, Byakuya eins auszuwichen. „Pünktlich wie die Feuerwehr“, lachte Renji, als Byakuya in sein Auto stieg. Renji rechnete nicht mit einem Begrüßungskuss, da sie vor dem Bürogebäude der Kuchiki LLC standen. Daher fuhr er sofort wieder an, als Byakuya nach dem Anschnallgurt griff. „Und wie war dein Tag, Liebling?“, grinste der Therapeut kurz zur Seite und nahm ein amüsiertes, kleines Lächeln und ein Kopfschütteln wahr. „Mein Großvater hat sich nicht blicken lassen, er ist gar nicht im Haus. Also habe ich noch etwas Schonfrist. Mir gefällt das Ganze nur nicht“, gestand Byakuya. „Ach, sei nicht so paranoid“, lachte Renji aufmunternd und legte die Hand, mit dem er sonst die Gangschaltung bediente, auf Byakuyas Bein. „Und wie war dein Tag?“, wollte nun Byakuya wissen. „Ich habe einen neuen Patienten. Sie ist die Tochter von einem ehemaligen Patienten von mir, der ziemlich gruselig war. Irgendein verrückter Wissenschaftler, bei dem man hofft, dass er nicht mit irgendetwas Gefährlichem herumhantiert, aber genau weiß, dass er es tut, weil sonst niemand so durchgeknallt ist, so etwas zu tun. Spricht kaum ein Wort, aber ich glaube nicht, dass er sonderlich nett zu ihr, wenn du weißt, was ich meine. Sowas geht mir an die Nieren“, gestand der Therapeut. Byakuya legte seine Hand auf Renjis und drückte sie leicht, während Renji den Wagen mit einer Hand sicher durch die Straßen der Stadt lenkte. Ab und an zog er die Hand weg, um den Gang zu wechseln, platzierte sie aber direkt wieder auf Byakuyas Bein. Der Schwarzhaarige musste darüber lächeln. Mit einem wohlig warmen Gefühl blickte er zum Fenster hinaus auf das geschäftige Treiben in den Straßen. „Wer kocht heute?“, fragte Byakuya irgendwann. Renji lachte. „Shūhei. Keine Überraschungsmahlzeiten von Rukia.“ „Ich möchte jetzt nicht gemein klingen, aber zum Glück. Das war gestern etwas... gewöhnungsbedürftig“, gestand Byakuya. „Dafür hast du dich aber tapfer gehalten. Wir haben schon etwas Übung darin, keine Miene zu verziehen. Ich hoffe wirklich, dass dieser Ichigo kochen kann, sonst werden die beiden kläglich verhungern, sollten sie irgendwann einmal zusammen ziehen“, lachte Renji wieder. „Denkst du wirklich schon so weit? Aber vielleicht zieht auch Ichigo bei euch ein?“, fragte Byakuya augenzwinkernd. „Himmel, nein! Wie soll das aussehen? Außerdem ist der Vater von dem Typen Arzt, die sollen schön dahin ziehen!“, ein Hauch echter Sorge klang in Renjis Stimme mit. „Aber mal ehrlich, ich möchte am liebsten keinen von ihnen ziehen lassen. Aber manchmal denke ich, dass es nicht schlecht wäre, ein bisschen mehr Platz zu haben. Ich weiß, dass ich nicht so denken sollte“, gestand Renji. „Ach, das ist doch Humbug“, beharrte Byakuya. „Es ist vollkommen natürlich, dass du dir auch ein paar Freiheiten wünschst. Ich überlege, ob ich mir eine Wohnung miet...“ „Vergiss es, du bleibst schön bei mir!“, fiel ihm Renji ins Wort und parkte das Auto vor der Tür. „Und wenn ich dich an mich ketten muss!“ Sie standen beide auf dem Gehweg vor dem Haus, als Renjis Handy klingelte. Der Therapeut blieb stehen und fischte das Gerät aus seiner Hosentasche. Byakuya beobachtete, wie Renji die Stirn runzelte, als er den Namen des Anrufers sah, der jedoch für ihn selbst im Verborgenen blieb. „Guten Abend“, meldete er sich so seriös am Telefon, wie ihn Byakuya bisher nur in der Praxis erlebt hatte. Doch sofort klappte Renji die Kinnlade runter und Byakuya meinte, dass er eine Spur blasser wurde. „Bitte was? Das kann unmöglich deren Ernst sein!“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Die freie Hand an der Seite seines Körpers ballte sich zur Faust und öffnete sich wieder, um die Geste immer wieder von Neuem zu wiederholen. „Ja, ich bitte doch drum. Bis gleich“, dann legte er auf und blickte Byakuya mit vor Schreck geweiteten Augen an. Kapitel 45: Schockmoment ------------------------ Byakuya blickte durch die Runde und war sich sicher, dass sein Gesicht einen genauso geschockten Ausdruck hatte, wie der aller anderen Anwesenden. Er war einfach nur fassungslos. "Und das kommt nach der Zeit?", fragte Renji mit belegter Stimme. Der Besucher zuckte unsicher mit den Achseln. "Das Ganze verstehe ich auch noch nicht so ganz. Daher habe ich auch angerufen." "Mittwochabend sagst du, ja? Ich werde persönlich vorbeikommen", Renji hatte offensichtlich wieder etwas zu sich gefunden und schien kurz davor zu sein, vor Wut überzukochen. "Beruhig dich Renji. Es bringt jetzt überhaupt nichts, wenn du den Kopf verlierst", mahnte Rukia ernst. "Aber das werde ich nicht zulassen! Möchtest du einfach zu schauen, wie so ein paar Idioten über eure Zukunft entscheiden?", brauste Renji auf und wollte gerade aufstehen, doch Byakuya legte eine Hand auf seine Schulter. "Ich glaube, wir brauchen nicht groß darüber zu reden, was die Ursache dafür ist. Ich sollte besser meine Sachen pa...", doch Renji fuhr ihm dazwischen. "Das wirst du schön bleiben lassen!" "Aber Renji, dass ist ein schwerer Vorwurf, der da gegen dich erhoben wird. Ich kann hier nicht einfach sitzen und einfach zugucken, wie sie dich, nein euch, zu Grunde richten", kam es von Byakuya zurück. Rangiku blickte neugierig zwischen den beiden hin und her. "Habe ich was verpasst?", fragte sie Tōshirō zu ihrer Linken leise. „Ja, ich glaube, das entwickelt sich hier noch in eine lächerliche Nachmittags-Soap“, seufzte er. „Ich habe gesagt, das stehen wir zusammen durch“, erinnerte Renji und unterband so eine Antwort der Jugendamt-Mitarbeiterin. „Das werden wir auch. Aber wir müssen uns was anderes überlegen. Wenn ich bis Mittwochmittag nicht zurück im Anwesen bin, wird die Bombe platzen und ihr seid die Opfer. Verstehst du denn das Ultimatum nicht?“, Byakuya war fassungslos, dass der Therapeut scheinbar nicht das Offensichtliche sehen wollte oder konnte. „Wer sagt denn, dass das in Verbindung steht?“, wollte Renji nun wissen. „Ach, komm schon. Das sieht doch jeder. Wie lange ist Shūheis Arbeitsunfall her? 2, 3 Wochen? Und jetzt auf einmal wird dir das angelastet, obwohl es eigentlich keine falsche Interpretationsmöglichkeit gibt. Das ist kein Zufall. Ich habe keine Ahnung, wie mein Großvater das geschafft hat, aber das geht eindeutig von ihm aus“, stellte Byakuya noch einmal die Sachlage aus seiner Sicht da. Doch Renji schüttelte einfach den Kopf, als wollte er das alles nicht wahrhaben. Fehlt nur noch, dass er sich die Ohren zuhält, dachte Byakuya resigniert. Sanft legte Byakuya seine Hand auf Renjis Rücken. „Dir wird häusliche Gewalt vorgeworfen, Renji. Wenn das durchkommt, dann bist du Job und die Familie los und kommst wahrscheinlich noch in den Knast. Das kann ich nicht zulassen“, erklärte er in ruhiger, aber nachdrücklicher Stimme. „Da muss ich ihm leider Recht geben“, mischte sich jetzt Rangiku ein. „Ich habe zwar keine Ahnung, was hier abgeht, aber wenn es so ist, wie er sagt, dann habt ihr keine andere Wahl.“ Rangiku beäugte die beiden immer noch kritisch. „Wenn es ein Ultimatum ist, wie Byakuya sagt, hat er noch bis Mittwoch Zeit. Wir haben Montag. Wir sollten es einfach über Nacht sacken lassen und morgen noch einmal drüber reden. Vielleicht kommt uns eine Idee, wenn wir eine Nacht drüber schlafen“, schritt Izuru beschwichtigend ein. Auch Momo schlug sofort in die gleiche Kerbe: „Genau. Wir können doch bis dahin nichts machen. Los, Shūhei. Wir gehen das Abendessen machen.“ Leise schloss Renji die Tür seines Zimmers hinter sich. Nach Rangikus Besuch war die Stimmung unter den Bewohnern natürlich gedämpft gewesen, sodass sie schweigend zu Abend gegessen hatten. „Ich verstehe es immer noch nicht“, seufzte Renji und ließ sich rückwärts auf das Bett fallen. Byakuya, der gerade seine Anzugsjacke aufhing, blickte Renji über die Schulter hinweg an. „Es tut mir leid, dass du jetzt vor dem Jugendamt als Gewalttätiger dargestellt wirst“, sagte er, konnte Renji dabei aber nicht in die Augen gucken und drehte sich daher wieder zum Kleiderschrank. Renji rutschte näher, richtete sich auf und umschlang Byakuya von hinten. „Ich will dich aber nicht gehen lassen“, murmelte er in den Stoff des Hemdes am Rücken hinein. Byakuya drehte sich langsam in der Umarmung und legte dann seine Arme um den Nacken des Therapeuten. Dann beugte er sich hinunter, um Renji in die Augen zu sehen. „Ich will auch nicht gehen. Aber wir sollten zumindest erst einmal so tun, als würde ich klein beigeben. Und dann müssen wir schnellstmöglich einen Weg finden, wie wir zusammen sein können, ohne dass mein Großvater einen Arbeitsunfall so drehen und wenden kann, dass das Jugendamt angeblich Bedenken an der Korrektheit hat. Sonst wird er alles gegen dich verwenden, was er nur finden kann. Und dann gibt er uns keine Frist, sondern zieht härtere Geschütze auf. Das kann ich euch nicht antun“, dabei küsste er Renji sanft auf den Mund. „Dafür bist du mir zu wichtig.“ „Und was sollen wir deiner Meinung nun machen?“, fragte Renji und ließ seinen Kopf gegen Byakuyas Brust fallen. „Also ich würde gleich gerne mit dir auf diesem Bett liegen und...“ „Das meinte ich nicht“, unterbrach ihn Renji zum zweiten Mal an diesem Abend. „Das war mir schon klar, aber ist es nicht genau das, was du noch vor ein paar Tagen mit mir gemacht hast?“, fragte Byakuya mit einem kleinen Lächeln und fuhr mit dem Daumen leicht den Wangenknochen in Renjis Gesicht nach. Dieser schnaubte nur. „Morgen Abend lade ich euch zum Essen ein. Entweder holen wir was oder gehen gemeinsam in ein Restaurant. Mittwochmorgen fährst du mich dann zum Anwesen, statt auf die Arbeit. Ich denke, ich werde meinen Großvater dort antreffen oder eine seiner Bediensteten wird ihm Bescheid geben. Sobald ich weiß, dass er diese lächerlichen Anschuldigungen fallen lässt, schreibe ich dir eine Nachricht. Und danach werde ich nach einem Weg suchen, wie er sich nicht mehr zwischen uns stellen kann“, erklärte Byakuya. „Aber du hast am Freitag noch deine Kendō-Prüfung“, wandte Renji ein und fügte noch schnell niedergeschlagen hinzu: „Wir wollten dich eigentlich anfeuern kommen.“ „Ich glaube, das wäre in der aktuellen Situation eher suboptimal“, bedauerte selbst Byakuya, auch wenn ihm vor Kurzem die Vorstellung noch ein wenig unangenehm gewesen war. „Renji, wir werden das gemeinsam schaffen, hörst du?“, sprach Byakuya noch einmal eindringlich und blickte in die braunen Augen. „Ich werde den gleichen Fehler nicht noch einmal machen. Vertrau mir, wir finden einen Weg“, Byakuya sah in eindringlich an, versuchte all seine Emotionen aber auch Zuversicht in den Blick zu legen. Renji zog ihn an sich heran und küsste ihn. „Guten Abend, hübscher Mann. Kommen sie öfters hierher?“ „Ach, wissen sie, nur wenn mein Freund mit besonders schlechtem Humor mich abholen kommt“, erwiderte Byakuya und schloss die Beifahrertür. „Jetzt mal ernsthaft. Hast du einen Clown gefrühstückt? Hat er komisch geschmeckt?“, fragte er trocken. „Du weißt genau, was ich gefrühstückt habe, denn wir haben gemeinsam gefrühstückt. Wenn du dich erinnerst“, grinste Renji. „Durchaus“, erwiderte Byakuya nur, denn er konnte sich einfach keinen Reim darauf machen, warum Renji derart gut gelaunt sein konnte, wenn sie sich doch am nächsten Tag erst einmal wieder Lebewohl sagen mussten. Dann waren sie sich einander so nah, aber doch so fern. Dieser Gedanke hatte Byakuya nicht nur um einen Großteil des Schlafs gebracht, sondern hatte sich mit Sicherheit auch auf seine heutige Arbeitsleistung niedergeschlagen. Doch Renji neben ihm schien fröhlich und Byakuya konnte sich beim besten Willen keinen Reim darauf machen. Gestern Abend hatte er sich noch an ihn geklammert, als befürchtete er, wenn er ihn nun loslassen würde, dass Byakuya ihm dann vollends entglitt. Nicht, dass es Byakuya unangenehm gewesen war, im Gegenteil. Es hatte sich für ihn seltsam gut angefühlt, dass er jemandem so wichtig war. „Habt ihr euch schon entschieden, wie unser Abendessen aussehen wird?“, fragte Byakuya, um sich von seinen Gedanken abzulenken und sie nicht weiter um das drohende Szenario kreisen zu lassen. „Ja, alles geklärt“, grinste Renji und bog um eine Ecke. Jetzt blickte Byakuya stirnrunzelnd nach vorne. Vor lauter Gedanken ist ihm nicht aufgefallen, dass Renji nicht den Weg nach Hause eingeschlagen hatte. „Wo willst du noch hin?“, fragte er verwirrt. „Dahin, wo wir zu Abend essen“, erwiderte Renji einfach. „Also essen wir auswärts?“, hakte Byakuya nach. „So könnte man das nennen“, grinste der Therapeut nur und bog erneut ab. Jetzt erkannte Byakuya die Gegend. „Aber gab es bei deiner Arbeit nur diesen Salmonelli?“, fragte Byakuya nun endgültig verwirrt. „Willst du mich vergiften und das als Vorwand nehmen, dass du mich morgen nicht nach Hause bringst?“, fragte Byakuya skeptisch. „Verdammt! Das wäre die Idee gewesen!“, lachte Renji, als er ins Parkhaus einbog. „Aber nein, ich habe da eine andere Idee gehabt.“ Kapitel 46: Bild ---------------- Renji zog Byakuya an der Hand die letzten Stufen zur Dachterrasse hoch. „Nun komm schon“, murrte er etwas. „Nein, ich hab gesagt ich lade euch alle ein. Nicht, dass du irgendetwas hinter meinem Rücken planen sollst“, erwiderte Byakuya und hielt dabei ganz bewusst seine Neugierde aus der Stimme. Er war hin und her gerissen. Einerseits war er gespannt, was Renji für sie geplant hatte und war auch irgendwie froh, den Abend nur mit ihm verbringen zu können. Doch andererseits wollte er sich auch bei den anderen Mitbewohnern erkenntlich zeigen und das ging so eben nicht. „Wenn du dich jetzt nicht endlich von alleine in Bewegung setzt, werfe ich dich über die Schulter. Du hast die Wahl“, dabei war Renji stehen geblieben und blickte Byakuya herausfordernd an. Dieser setzte sich seufzend in Bewegung. Selbstzufrieden grinste Renji und ging vor, um die Tür aufzuschließen. Als Byakuya über den breiten Rücken des Anderen blickte, verschlug es ihm die Sprache. Grinsend beobachtete Renji, wie Byakuya sich an ihm vorbei quetschte und die Dachterrasse begutachtete. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, lehnte sich Renji zufrieden mit dem Rücken gegen die Tür und verschränkte die Arme. Er musste sich tatsächlich insgeheim selbst loben, denn er hatte die Blumen und blühenden Kräuter um die kleine Picknickdecke aufgestellt. Die Sonne war bereits soweit am Horizont gewandert, dass der Pavillon seinen Schatten über ihren Picknickplatz warf, aber es noch nicht zu kühl war, um auf dem Dach eines Hochhauses zu sitzen. Und selbst wenn es so kommen würde, hatte Renji noch eine Decke im Pavillon bereit gelegt. Dort stand auch ebenfalls eine Kühlbox, in der Onigiri von Cifers waren, die Renji noch kurz bevor er Byakuya abgeholt hatte, besorgt und dorthin gebracht hatte. „Also, was ist jetzt?“, fragte Renji leise in Byakuyas Ohr. Der Therapeut konnte fast zusehen, wie Byakuya Gänsehaut bekam. „Aber was ist mit den anderen?“, fragte er. Renji fand es schon fast süß, dass Byakuya schon nach so kurzer Zeit auch an die anderen dachte, obwohl er sich in seinem Stand niemals Gedanken über andere hatte machen brauchen. „Die hab ich ins Kino geschickt. Die sind glücklich, glaub mir. Und ich hab dich heute Abend lieber für mich“, grinste er dann. Nun lächelte auch Byakuya. Renji konnte sich nicht helfen, doch er meinte, sowohl Erleichterung als auch Reue darin zu sehen. Sein Eindruck wurde sofort bestätigt. „Ich bin froh, dass du da ähnlich empfindest, doch irgendwie habe ich ein schlechtes Gewissen dabei.“ Renji lachte. „Das brauchst du nicht“, dabei drehte er Byakuya um und küsste ihn sanft. „Ich habe zwar gesagt, dass es mich aktuell nur im Mehrpack gibt, aber das heißt nicht, dass wir uns nicht auch mal ausklinken dürfen. Und da ich nicht weiß, wann ich dich wieder so in den Arm nehmen kann, möchte ich das heute auskosten“, gegen Ende war seine Stimme ernster geworden und schlussendlich ruhte der rote Schopf auf Byakuyas Schulter, die kräftigen Arme drückten ihn fest an sich. Sie standen noch eine Weile so da, bevor sich Renji bedauernd löste. „Na komm. Das Essen wird ka... ähm, warm, wollte ich sagen“, lachte er, während er Byakuya zur Decke zog und ihn darauf hinab drückte, um dann die Kühlbox zu holen. Als Byakuya erkannte, was Renji auspackte, zeigte sich ein kleines Lächeln auf das vorher etwas bedrückte Gesicht. „Ich merke, das war alles von langer Hand geplant“, bemerkte er mit hochgezogener Augenbraue, was Renji nur noch weiter grinsen ließ. Er nickte nur bestätigend und reichte Byakuya sein Abendessen. „Ich hoffe nur, du hast Lust darauf“, fügte er dann hinzu. Byakuya nickte. „Ja, das haben wir eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gemacht“, dabei deutete er auf die Onigiri. „Das kommt mir alles so lange her vor“, sagte er dann leise. „Ein Grund mehr, uns den Abend so zu gestalten, dass er uns noch lange in den Köpfen bleiben wird, meinst du nicht?“, grinste Renji. „Und vielleicht gibt es später auch noch einen Nachtisch.“ Theatralisch rollte Byakuya die Augen. „Denkst du wirklich immer nur an das eine?“, seufzte Byakuya. „Jap. An dich!“, damit stahl Renji sich noch einen schnellen Kuss und fing dann an, zu essen. Der Wecker riss beide aus einem seichten Schlaf, den sie eng aneinandergekuschelt verbracht hatten. „Es kann unmöglich schon morgen sein“, grummelte Renji verschlafen und benutzte die Snooze-Funktion seines Handys. Dann zog er Byakuya wie einen Teddybär fester an sich. „Will noch nicht aufstehen“, jammerte er schon fast, während Byakuya die 10 Minuten noch auskostete, die er jetzt noch hatte. Schon wieder spürte er den Kloß in seinem Hals und wie sich sein Magen zusammenschnürrte. Aber er musste sich fokussieren und das Ganze schnellstmöglich hinter sich bringen. Je schneller er sein Vorhaben in die Tat umsetzen konnte, desto schneller konnte er zurückkehren. Oder vielleicht auch irgendwann einmal Renji ins Anwesen einladen. Nachdem der Wecker erneut geklingelt hatte, lösten sie sich bedauernd voneinander. Byakuya hatte seine Kleidung für den heutigen Tag bereits auf Renjis Schreibtisch zurecht gelegt, seine Tasche stand daneben. Er starrte mich einer Mischung aus Horror und Tatendrang darauf. „Hast du alles?“, holte ihn Renji aus seinen Gedanken. „Ja. Ich werde später nur noch einmal ins Dojo müssen und schon mal meine Sachen für Freitag holen“, sagte er, nur um irgendetwas zu sagen. Er wusste nicht, ob er noch in der Lage war, irgendein vernünftiges Gespräch zu führen, während die Gedanken in seinem Kopf sich zu einem Knoten gesammelt hatten, der offensichtlich seine Denkfähigkeit beeinträchtigte. „Wir können deine Sachen auch jetzt holen, wenn du möchtest und jemand im Dojo ist. Ist ja gleich um die Ecke“, schlug Renji vor. „Das ist nicht nötig. Ich will dir nicht noch mehr Umstände bereiten“, verneinte Byakuya. „Komm mir nicht schon wieder so. Sonst werde ich wirklich noch sauer. Wir fahren deine Sachen da holen, Byakuya“, stellte Renji klar. Der Angesprochene erhob sich seufzend vom Bett. „Ist ja gut. Zaraki und Madarame sind sicher schon da. Manchmal habe ich das Gefühl, die beiden leben dort“, meinte Byakuya kopfschüttelnd und ging mit Renji Richtung Badezimmer. Schnell war ihm klar geworden, dass jeder in der Wohnung seine feste Uhrzeit im Bad hatte. Natürlich ergab das einen Sinn, doch Byakuya gefiel der Umstand nicht, sich bei seiner morgendlichen Hygiene beeilen zu müssen. Allerdings stand Renji immer ein wenig früher auf, um sich etwas mehr Zeit zu lassen, während alle anderen noch schliefen. So konnten sie auch ungesehen zwischen Zimmer, Bad und wieder zurück wechseln. Knapp 20 Minuten später schlüpfte ein frisch geduschter Byakuya in seine Anzugshose und knöpfte sein petrolgrünes Hemd zu. Dann griff er nach seiner Anzugsjacke, während Renji gerade an ihm vorbei wollte. Byakuya trat einen Schritt vor, um ein wenig Platz im beengten Zimmer zu machen. Dabei touchierte er den Rahmen mit dem Bild des Nue, der vom Nagel kippte und ehe Byakuya reagieren konnte, auf dem Schreibtisch aufschlug. Das Glas zersplitterte und zerriss dabei das dahinterliegende Bild. Renji und Byakuya blickten mit gleichermaßen geschockter Mine auf das Szenario. „Was...?“, kam es fassungslos von Renji und er machte einen Schritt auf den Schreibtisch zu. Byakuya fasste ihn am Arm, um ihn zurückhalten. „Nicht, du hast keine Schuhe an, du verletzt dich noch. Lass mich das ma...“, doch in diesem Moment wurde seine Hand abgestreift. Perplex blickte er Renji von der Seite an. „Renji, es ist doch nur ein Bild“, setzte er noch einmal an. „Nur ein Bild? Ja, für dich ist es vermutlich nur irgendein verschissenes Bild, was?“, er blickte ihn kurz sauer an. Dann schnappte er sich seine Socken und verließ den Raum. „Komm jetzt. Du wolltest ja noch zum Dojo. Frühstücken kannst du ja im Anwesen“, damit er war schon die Treppe hinunter. Byakuya stand irritiert in dem nun verlassenen Zimmer und blickte auf das Bild hinab. Er konnte sich beim besten Willen nicht erklären, warum Renji so übertrieben darauf reagieren konnte. Kritisch beäugte er die Abschnitte des Bildes, die richtig herum lagen, aus etwas Entfernung. Dabei legte er den Kopf nachdenklich schief. Er war sich sicher, dass in Renjis Worten unterschwellig eine Botschaft zu finden war. Aber erneut wurde ihm klar, dass er Renjis Gedankengänge und Empfindungen manchmal einfach nicht nachvollziehen konnte. Wie konnte ihn ein Stück marodes Papier so aufregen? „Kommst du jetzt endlich?“, rief Renji genervt vom unteren Stock hoch und Byakuya zuckte zusammen. Irgendetwas musste ihm einfallen, um Renji wieder zu besänftigen. Doch was könnte er da tun? Seufzend schnappte er sich seine Tasche und warf sich die Anzugsjacke um. Oder vielleicht sollte er einfach aufgeben, Renji in jeder Situation verstehen zu wollen? Kapitel 47: Trennung -------------------- Schweigend waren sie zum Dojo gefahren. Tatsächlich waren die Türen unverschlossen, auch wenn in der Trainingshalle an sich niemand zu sehen war. Byakuya ließ Renji am Eingang stehen, um seine Ausrüstung aus der Umkleide zu holen. Renji ließ seinen Blick durch die großzügige Halle gleiten, als ein Ruf ihn zusammenzucken ließ. "Hey! Du bist doch Yachirus Vater!?", hörte er von der Seite. Ein braunhaariger Hüne mit eigenartiger Frisur und Augenklappe betrat von einem der seitlich gelegenen Räume die Halle. Für Renji war er kein Unbekannter, doch seine Größe überraschte ihn jedes Mal von Neuem, war er doch nicht wirklich gewohnt, dass ihn jemand überragte. Er überlegte gerade, ob er den Namen des anderen kannte. Yachiru rief ihn immer 'Kenny', doch war er sich fast sicher, dass dies ein Spitzname war und er wollte sich nicht mit dem Größeren anlegen. Hatte ihm Byakuya nicht etwas von Zaraki und Madarame gesagt? „Ziehvater“, korrigierte Renji, auch wenn es nicht ganz der Wahrheit entsprach, immerhin hatte er Yachiru nicht adoptiert. „Wie auch immer, du hast die Statur eines Kämpfers. Also kämpf mit mir!“, forderte sein Gegenüber heraus. „Was? Ich hab das noch nie gemacht!“, platzte es aus Renji heraus. „Schwachsinn. Das kann jeder! Madarame, wirf ihm ein Schwert zu!“ Als das Holzschwert geflogen kam, fing es Renji aus Reflex auf. „Na also. Reagieren kannst du schon mal. Dann stell dich mal auf, los!“, forderte er weiter. Langsam und unsicher, mit dem Holzschwert in der Hand, ging Renji in die Mitte des Raumes. Dabei hatte er Zaraki, wie er nun im Ausschlussverfahren festlegen konnte, im Blick. Dabei versuchte er krampfhaft einen Fluchtplan sich auszudenken und schickte gleichzeitig Stoßgebete in den Himmel, dass Byakuya möglichst bald kommen und ihn aus dieser Lage befreien würde. Tatsächlich sogar schien ihm der Empfänger seines Gebets wohlgesonnen, denn die Tür zur Umkleide wurde geöffnet und ein vollgepackter Byakuya erschien, um sogleich stirnrunzelnd inne zu halten. „Zaraki, würdest du bitte aufhören, meine Begleitung zu belästigen“, kam es von Byakuya kühl. „Deine Begleitung?“, dabei blickte er Renji wieder an und musterte ihn von oben bis unten. „Ah, ich verstehe. Da sucht dein Großvater ständig nach einer Frau für dich, dabei bist du doch das Weib!“, lachte er dröhnend. Renjis Griff um das Holzschwert wurde fester und er überlegte sich kurz, ob er ihm das Ding doch über den Schädel ziehen konnte oder wenigstens werfen sollte. Doch Byakuya kam ihm zuvor. „Also würde mich der geistlose Spott, eines Barbaren wie dir, treffen. Dafür hast du leider bereits einige Schläge zu viel gegen den Schädel bekommen“, damit setzte sich Byakuya in Bewegung. Renji warf diesem Madarame das Schwert zurück und beeilte sich dann, Byakuya hinterher zu kommen. Am Auto angekommen, schnaufte Renji erst einmal durch. „Rettung in letzter Sekunde“, musste er dann ein wenig schmunzeln. „Aber der hat dich ganz schön beleidigt“, stellte er dann stirnrunzelnd fest. „Lass ihn. Er will immer seine Gegner provozieren, damit sie sich kopflos auf ihn stürzen. Zaraki lebt für den Kampf. So lange man jedoch einen kühlen Kopf bewahrt, kann man gegen ihn ankommen. Zumindest wenn man ein gewisses Talent und Geschick mitbringt“, ein kleines Lächeln stahl sich auf Byakuyas Lippen, während er den Kofferraum von Renjis Auto schloss und nahm neben Renji auf dem Beifahrersitz Platz. Er hatte die Hoffnung, dass die angespannte Stimmung zwischen ihnen nun etwas aufgelockert wäre, doch sie verfielen wieder in ein Schweigen, während er fieberhaft überlegte, was er tun oder sagen konnte, um die Situation zwischen ihnen zu lösen. Als sie am Anwesen angekommen waren, hatten sie immer noch kein weiteres Wort miteinander gesprochen. Er folgte Renji zum Ende des Wagens und blickte ihn unsicher an. „Soll ich dir noch helfen, den Krempel reinzubringen oder wäre das eher schlecht?“, fragte er und blickte Byakuya direkt an. Zu dessen Überraschung war dort vielleicht noch ein wenig Frust zu sehen, aber die braunen Augen blickten ihn mehr liebevoll an, als sauer. Das war eine enorme Erleichterung für ihn. „Du kannst gerne kurz mit reinkommen. Ich denke nicht, dass mein Großvater uns das übel nimmt. Falls er überhaupt da ist“, bemerkte Byakuya und nahm eine der beiden Taschen und den Helm in die Hand. So traten sie den Weg ins Haus und anschließend in Byakuyas Räumlichkeiten an. Nur die Dienerin, die ihnen die Tür geöffnet hatte, lief ihnen über den Weg. „Wegen dem Bild, Renji...“, begann Byakuya unsicher. „Wenn es dir so viel bedeutet, dann kann ich es dir ersetzen...“, doch Renji unterbrach ihn mit einem Hauch Ärger in der Stimme. „Das Bild hatte ideellen Wert. Das kann man mit Geld nicht bezahlen“, sagte er kopfschüttelnd. Als Byakuya gerade etwas sagen wollte, fuhr er fort. „Das kann ich dir später auch noch erzählen. Ich denke, ich sollte jetzt besser gehen. Nicht, dass du doch noch unnötig Ärger auf dich ziehst“, damit glitten Renjis Hände um Byakuyas Taille und zogen ihn an sich heran. Nach einem langen Abschiedskuss lösten sich die beiden bedauernd von einander. „Soll ich dich zur Tür bringen?“, fragte Byakuya leise. „Nah, ich find schon raus. Wir sollten das nicht unnötig in die Länge ziehen. Ich bin nicht gut in sowas“, lachte Renji leicht, stahl sich noch einen Kuss und trat dann den Rückweg an. Er zog die Tür zu Byakuyas Schlafzimmer hinter sich zu und trat auf den Flur hinaus. Zu seiner rechten Seite öffnete sich die große Eingangshalle und Renji hatte kurz das Gefühl in einem Disney-Film zu stecken. Für ihn war es unbegreiflich, wie man so viel Wohnraum mit bloß einer langen Treppe und vielen Bildern und Skulpturen vergeuden konnte. Seine Wohnung würde in dem Platz bestimmt gut und gerne drei Mal hineinpassen. In Gedanken und vor Fassungslosigkeit den Kopf schüttelnd ging er die Treppe hinunter und erstarrte dort augenblicklich. „Ah, da sind sie ja, Renji Abarai“, sagte ein Weißhaariger Mann vor ihm. „Ich habe gehofft, sie endlich persönlich kennenzulernen und einige Dinge mit ihnen zu klären. Wenn ich mich vorstellen dürfte, mein Name ist Ginrei Kuchiki und ich bin der Großvater von Byakuya“, stellte er sich überflüssigerweise mit aalglatter Stimme vor. Gänsehaut breitete sich auf Renjis Körper aus und alle Nackenhaare stellten sich auf. Sein Kopf schrie ihn an, er solle laufen, doch er war vor Überraschung wie gelähmt. „Ich hatte gehofft, dass sie mich in mein Arbeitszimmer begleiten würden“, mit einer Handbewegung deutete Ginrei auf einen Raum mit großer, hölzerner Doppeltür und reichlich geschnitzten Verzierungen darauf. Sie waren geöffnet und gaben den Blick auf ein riesiges Arbeitszimmer mit teurem, großen Schreibtisch aus dem gleichem Holz wie die Türen und mit ähnlichen Verzierungen, frei. An den Wänden waren Regale einpasst worden. Gleicher Holzton und jede Menge Bücher. Schon optisch schrie alles nach Geld. „Vielen Dank für ihre Einladung, Herr Kuchiki. Bedauerlicherweise muss ich allerdings los“, bemühte sich Renji so freundlich wie möglich zu sein, sobald sich sein Hirn von dem ersten Schock erholt hatte. „Sie werden uns doch wohl nicht überhastet verlassen. Denken sie doch an ihre... wie nennen sie die anderen Waisenkinder? Mitbewohner?“ Renji Magen drehte sich um, obwohl er heute noch nichts gegessen hatte. „Was haben sie vor?“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Ich möchte nur reden, das ist alles.“ Byakuya hatte sich für einen einfachen schwarzen Anzug und einem weißen Hemd entschieden. Darauf trug er eine mahagonifarbene Krawatte. Er wollte seinem Großvater möglichst schlicht gegenübertreten, damit er nichts an ihm zu kritisieren hatte. Immerhin sollte er nun erst einmal als Bittsteller von ihn treten. Er musste dafür sorgen, dass das Jugendamt diese lächerlichen Ermittlungen einstellte. Schon alleine die Tatsache, dass es dazu gekommen ist, war ein Beweis, dass sein Großvater die Finger im Spiel hatte und die Situation ernst war. Wäre er nicht zurückgekommen, hätten sie spätestens am Nächsten Tag dafür gesorgt, dass Renji wegen Körperverletzung verhaftet worden wäre. Nicht auszudenken, was im Nachgang alles gefolgt wäre. Byakuya unterdrückte ein Schauder. Er wusste, dass sein Großvater auch zu härteren Mitteln griff, doch er hätte niemals geglaubt, dass er so weit gehen würde. Er trat in den Flur und schloss leise seine Schlafzimmertür. Die Räume der oberen Etage waren alle sein Bereich, daher konnte sich sein Großvater, wenn überhaupt, nur im unteren Teil des Anwesens aufhalten. Er glitt mit seinen Fingern über das Geländer, während er sich weiter für die kommende Begegnung stählte. Er zählte die Schritte bis zur Treppe und hielt inne, als er das bekannte Geräusch vernahm, das die schweren Türen zum Arbeitszimmer seines Großvaters beim Öffnen verursachten. Doch die Stimme ließ sein Blut in den Adern gefrieren. „Dann wäre ja alles geklärt. Schönen Abend noch und bis dann“, dann schritt Renji zur Eingangstür und verschwand, ohne sich noch einmal umzudrehen. Kapitel 48: Fassungslosigkeit ----------------------------- Langsam sackte Byakuya auf den Boden, doch seine Hand war immer noch fest um das Geländer geschlossen. Fassungslos blickte er auf die Tür, aus der Renji vor wenigen Augenblicken erst nach draußen getreten war. Sein Körper bebte, während in seinem Gedanken immer nur ein Wort kreiste. Warum? Sein Blick glitt zu der geschlossenen, verzierten Tür des Büros seines Großvaters. Es fühlte sich an, als würde sie ihn verhöhnen. Aber was sollte er nun tun? In das Büro seines Großvaters stürmen und ihn anschreien, warum er ihm das genommen hatte, was ihm wichtig war? Eine Antwort hatte er ja immerhin darauf. Jeder Mensch ist käuflich, schoss es Byakuya bitter durch den Kopf. Nur der Preis ist unterschiedlich. Aber konnte er es Renji verdenken? Immerhin durfte er nicht nur an sich denken. Wenn er klug war, hatte er auch noch ausgehandelt, dass das Jugendamt ihn nicht mehr belästigt. Byakuya nickte, denn er war sich sicher, dass dies der Hauptverhandlungspunkt gewesen sein musste. Renji war zwar manchmal übertrieben emotional oder verstand einige offensichtliche Zusammenhänge nicht, aber wenn es um wichtige Punkte ging, war es manchmal sogar überraschend, wie schnell er dann eins und uns zusammengezählt hatte. Byakuya ließ das Geländer los und ließ seine Hand achtlos auf den Boden fallen. Wie war es nur soweit gekommen? Waren die paar Tage, die ihnen vergönnt gewesen waren für Renji nicht so schön gewesen, wie sie für ihn waren? Oder... lag es am Ende an diesem Bild? Byakuya sog scharf die Luft ein. Der Gedanke daran, dass dieses eigenartige Poster ihre Beziehung beendet haben könnte, traf ihn mitten ins Herz. Er griff mit beiden Händen nach dem Geländer und zog sich hoch. Danach ging er in sein Zimmer, irrte ziellos umher. Er stand eine Weile vor dem Fenster und erinnerte sich daran, wie Renji sich mit einem Seil die Hauswand hoch gehangelt hatte und die schöne Nacht, die sie gemeinsam verbracht hatten. Beinahe hätte Renji verschlafen, doch im Prinzip war danach langsam aber sicher alles den Bach hinunter gegangen. Natürlich hatte es alles auch mit dem Ende seiner Reha zu tun gehabt. Ob es alles wieder so werden könnte wie vorher, wenn ich mich jetzt..., mit einem energischen Kopfschütteln verbannte Byakuya den Gedanken daran, was wäre, wenn er sich wieder verletzen würde. Was passiert gerade mit mir? Verliere ich den Verstand?, fragte sich Byakuya fassungslos und riss sich vom Fenster weg. Er brauchte jetzt etwas, um sich abzulenken. Kalligrafie oder Malerei war jetzt genau das Richtige. „Ich will einen Kater! Einen Schwarzen!“, kreischte Yachiru zum gefühlt hundertsten Mal an diesem Abend, während sie durch das Untergeschoss sprang. Renji, der gerade von der Arbeit heimgekommen war, konnte es schon nicht mehr hören. „Du kannst gerne meinen Kater morgen haben, denn das kann man nüchtern echt nicht mehr ertragen“, grummelte er leise genug, dass die Jüngste im Bunde es nicht hören konnte. Rukia kicherte leise, doch wurde mit einem bösen Blick von Renji zum Schweigen gebracht. „Du bist Schuld. Ihr alle seid daran Schuld! Warum musste es unbedingt 'Kikis kleiner Lieferservice' sein?“, stöhnte er und stütze die Arme auf der Tischplatte ab und bettete seinen Kopf in die Hände. „Weil gestern Abend eben nur Film lief, der für Kinder geeignet ist. Das nächste Mal gehen wir in einen Horror-Film“, grummelte Shūhei, während er gerade das Essen zubereitete. „Und dann kannst du wirklich meckern.“ Izuru stand auf und begann mit dem Tischdecken. „Vermutlich wäre 'Ponyo' schlimmer gewesen. Dann hätten wir heute hier überall Fische in Plastiktüten“, anhand seiner Tonlage konnte man nicht erkennen, ob das ein Scherz oder ernst gemeint war. „Bloß nicht!“, kam der Chor aus den restlichen Bewohnern und brachen dann sofort in Gelächter auf. „Ich. Will. Einen. Kater! Er soll Jiji heißen!“, kam nun Yachiru vom Wohnzimmer herein und stampfte mit dem Fuß auf. Alle Blicke gingen sofort auf Renji, da es nur allzu bekannt war, dass er bei solchen Forderungen ganz schön schnell die Pappe auf hatte. „Junge Dame!“, kam es auch prompt. „Zum einen möchtest du, wenn überhaupt. Zum anderen kostet eine Katze sehr viel Geld. Futter, Arztkosten und sonstige Utensilien. Das können wir uns zurzeit nicht leisten“, Yachiru nahm Luft zum Protestieren, doch Renji schnitt ihr sofort wieder die Worte ab. „Außerdem dürfen wir in dieser Wohnung keine Tiere halten. Aus diesem Grund geht es einfach nicht. Wenn wir hier mal ausgezogen sind, können wir nach einmal darüber entscheiden“, setzte er dann aber noch an, um Yachiru besänftigen, deren Augen bereits verräterisch feucht geworden waren. „Wann ziehen wir denn aus?“, fragte sie nun in einer etwas weinerlichen Stimme und Renji konnte nicht anders, als mit der flachen Hand gegen seine Stirn, oder besser gegen das Bandana um seiner Stirn, zu hauen. „Chiru-chan“, begann nun Momo einfühlsam und zog die Kleine auf ihren Schoß, um sie danach auf ihren Stuhl zu verfrachten. „Das wird noch ein wenig dauern. Immerhin haben wir Glück eine so große und schöne Wohnung gefunden zu haben, oder? Außerdem wohnt Nel direkt in der Nähe. Wenn wir umziehen, wäre das nicht mehr der Fall“, Yachirus Augen dabei wurden groß und das Thema war erledigt. Renji formte mit seinem Mund ein stummes 'Danke' in Momos Richtung und dann begann das Abendessen. „Renji?“, hörte er Rukias Stimme von der anderen Seite der Tür. „Komm rein“, antwortete dieser, während er mit seinem Handy auf seinem Bett saß. Rukia kam hinein und schloss die Tür hinter sich, dann kam sie aufs Bett zu und setzte sich zu ihm. „Und? Hat er sich schon gemeldet?“, fragte sie. Renji schüttelte den Kopf. „Ich habe ihn mehrfach Nachrichten geschickt und auch 2 Mal versucht anzurufen. Nichts. Keine Antwort und es klingelt durch.“ Renji fuhr sich mit einer Hand durch das Gesicht. „Ist irgendetwas zwischen euch vorgefallen?“, hakte nun die Andere nach. „Wie kommst du denn darauf?“, Renji runzelte die Stirn und blickte sie fragend an. „Ich kenne dich lange genug um zu merken, wenn dir etwas Kopfzerbrechen bereitet, Renji“, mahnte Rukia und blickte ihn durchdringend an. „Also? Ich höre.“ „Nun ja... Er hat heute Morgen das Bild aus Versehen kaputt gemacht“, dabei deutete Renji auf den einsamen Nagel, der über dem Schreibtisch aus der Wand ragte. „Das Bild...?“, nun runzelte Rukia die Stirn. „Ach! Du meinst...! Hast du Byakuya wegen so etwas eine Szene gemacht?“, fragte sie bestürzt und sprang auf die Füße. Dabei blickte sie mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Ärger auf Renji hinab. „Ich hab ihm doch keine Szene...“, setzte Renji an, wurde aber von Rukia unterbrochen. „Natürlich hast du ihm eine Szene gemacht! Oh mein Gott, Renji! Wie kannst du nur? Und das an eurem vorerst letzten, gemeinsamen Tag! Wie kann man eigentlich nur so bescheuert sein?“ Nun sprang auch Renji auf die Beine. „Er hat sich ja noch nicht einmal entschuldigt!“, empörte er sich. „Renji, es ist doch nur ein Bild“, äffte er danach Byakuya nach. „Ja! Das ist auch nur ein Bild, Renji!“, keifte Rukia zurück. „Nein, ist es nicht“, alle Streitlust fiel von Renji ab und er ließ sich wieder aufs Bett fallen. „Ach komm schon, Renji. So schlimm ist es nicht“, Rukia setzte sich nun wieder neben ihn und strich langsam über die Schulter. „Aber du hast es mir geschenkt und du hast deswegen auf etwas verzichtet. Und das fand ich total goldig. Außerdem war es irgendwie das Symbol für den Anfang von all dem hier“, damit machte Renji eine ausladende Geste. „Erstens, habe ich das Poster anstatt eines Eis gekauft. Also von Verzicht kann man da wirklich nicht reden. Aber im Nachhinein betrachtet, ist das schon ein ganz schön erbärmliches Geschenk, wenn man bedenkt wie viel Ärger du mit mir hattest, wenn du mich zum Physiotherapeuten geschleppt hast“, lachte nun Rukia. „Das war ganz und gar nicht erbärmlich!“, echauffierte sich Renji nun. „Wir hatten immerhin kaum Geld!“ „Trotzdem hättet ihr deswegen nicht im Streit auseinander gehen dürfen. Du bist wieder einmal viel zu emotional. Ich glaube kaum, dass Byakuya überhaupt weiß, wie viel einem solch ein Erinnerungsstück wert sein kann. Er lebt sicher in einer ziemlich materiellen Welt, oder? Hast du versucht, ihm den Hintergrund zu erklären?“ Da Renji sofort ihrem Blick auswich, war ihr klar, dass dem nicht so wo. „Du bist echt ein Idiot. Was soll Byakuya jetzt denken? Du solltest ihm Schreiben! Sofort!“ Renji nickte und griff nach dem Handy, während sich Rukia ihm eine gute Nacht wünschte und das Zimmer verließ. Eine Weile blickte er auf das Display und überlegte, was er schreiben sollte. Mehrfach löschte er das Getippte wieder, nur um dann den kleinen Bildschirm weiter anzustarren. Am Ende schrieb er einfach nur: » Bitte verzeih mir.« Byakuya hatte gerade die Pinsel gereinigt. Wirklich komplett hatte er sich während seiner Malerei nicht ablenken können. Das konnte man auch eindeutig am Motiv erkennen. Dennoch war er zufrieden mit seinem Werk. Doch nun, da er seinen Geist und seine Finger nicht mehr mit etwas beschäftigen konnte, war er wieder genau da, wo er vorher gewesen war. Er ging in sein Schlafzimmer und fand ein Tablett mit einfachen kalten Speisen vor. Mit Sicherheit hatte es Aio dorthin gestellt, nachdem er das Abendessen hatte ausfallen lassen. Aber Hunger oder Appetit hatte er keinen. Und vor allem hatte er seinen Großvater nicht über den Weg laufen wollen. Sein Blick blieb an seinem Laptop hängen und kurzentschlossen klappte er ihn auf und schrieb eine E-Mail an seine Sekretärin, dass er morgen nicht ins Büro kommen würde, alles Wichtige solle sie ihm per E-Mail zusenden. Dann klappte er den Laptop wieder zu und zum Tablett, um es auf den Schreibtisch zu stellen. Dabei fiel sein Blick auf sein Handy. Mehrere Anrufe und Nachrichten waren darauf zu finden. Allesamt von Renji. Sein Herz schien nach einem Aussetzer bis zum Hals zu schlagen. Doch alle Nachrichten waren Nichtssagend, nur um die Sache mit dem Jugendamt besorgt. Und dann die letzte Nachricht: » Bitte verzeih mir.« Frustriert warf Byakuya das Handy weg und ließ sich auf das Bett fallen. Also doch. Renji hatte ihn verraten. Er kämpfte den Drang nieder, das frisch vollendete Werk im Nachbarzimmer zu zerstören. Er konnte es nicht glauben. Er wollte es nicht glauben. Doch all das ließ kein Interpretationsspielraum mehr. Er wusste, dass er nun wieder alleine war. Auf sich gestellt. In einer Welt, in der Liebe einfach keinen Platz hatte. Kapitel 49: Idee ---------------- Immer wieder blickte Renji zwischen den einzelnen Therapieterminen auf sein Handy, startete es hin und wieder neu, weil er befürchtete, dass Gerät würde vielleicht einfach nur eine Nachricht nicht anzeigen. Aber das Ergebnis war immer das Gleiche. Nichts. Byakuya hatte nicht geschrieben. Eigentlich war er ja davon ausgegangen, dass nach seinem Gespräch mit dem Großvater alles geregelt gewesen sei. Nun ja... vielleicht hätte er ihn nicht so ankeifen dürfen, ging es Renji durch den Kopf. Andererseits hatte er ihm gesagt, alles weitere mit seinem Enkel zu klären. Renjis Nackenhaare stellten sich hoch. War etwa dieses 'alles weitere klären' ganz anders gemeint, als er es verstanden hatte? Oder wollte er es nur so verstehen? Hatte Ginrei Kuchiki ihm am Ende einfach nur mit zweideutigen Worten abgespeist, damit er das Haus verließ und sich dann in Ruhe um die, in seinen Augen, Verfehlungen von Byakuya zu kümmern? Renjis Magen drehte sich rum. War er wirklich so naiv und gutgläubig gewesen? War er an der Nase herumgeführt worden? Energisch schob er die Gedanken zur Seite. Er hatte heute noch 2 Termine und einen Haufen Papierkram. Wenn er heute irgendwann nach Hause wollte, sollte er sich schleunigst am Riemen reißen. "Danke Lisa, das war wirklich gute Arbeit", verabschiedete sich Byakuya vom Telefon. Er saß an seinem Schreibtisch und studierte die Unterlagen, die seine Sekretärin ihm per E-Mail gesendet hatte. Wenn das alles richtig so war, hatte er nun endlich die handfesten Beweise, die er gegen seinen Großvater brauchte. Er würde noch ein paar Abgleiche mit Daten machen müssen, die im Archiv waren, das nur für die Geschäftsführung betretbar war, doch das würde er Freitagmittag, nach seiner Kendō-Prüfung erledigen. Und dann war er ein freier Mensch. Sein Großvater würde dem nicht stand halten können. Vielleicht würde Renji ihn auch wieder zurück...? Seufzend klappte er den Laptop zu. Er sollte sich wohl nicht zu viele Hoffnungen machen. Er stand auf und ging langsam durch sein Zimmer. An seiner Ausrüstung vorbei, die er bereits am Morgen zusammengepackt hatte, um sich abzulenken, ging er in das Zimmer, das für künstlerische Aktivitäten eingerichtet worden war. Anfangs hatte er Kalligrafie und Kunst im Allgemeinen gehasst. Doch je älter er wurde, hatte er die Ruhe genossen, die das alles mit sich brachte. Doch nun hatte eine Innere Unruhe vom ihm Besitz ergriffen, die er nicht ablegen konnte. Die Gedanken kreisten nur um Renji. Wenn er ein Bild malte, fragte er sich, ob es ihm gefallen würde. Bei der Kalligrafie endete er immer wieder darin, Renjis Namen zu schreiben. So langsam hatte er wirklich Zweifel, ob er sich morgen entsprechend konzentrieren konnte oder ob er seine Prüfung komplett verhauen würde. Unschlüssig rieb er sich durch das Gesicht und entschied sich, ein wenig im Trainingsraum seine Energie loszuwerden. Vielleicht würde hartes, körperliches Training seinen Kopf endlich frei machen oder ihn wenigstens soweit ermüden, dass er nach der Dusche nur noch ins Bett fallen würde und so ausnahmsweise in einen traumlosen Schlaf fallen konnte. Nach einem üppigen Abendessen bestehend aus Oyakodon saßen sie alle gemeinsam im Wohnzimmer und schauten noch ein Fußballspiel, das sich Tōshirō aus dem Programm herausgepickt hatte. Doch im Gegensatz zu dem Jüngeren blickten die anderen nur gelegentlich zum Fernseher, sondern unterhielten sich einfach nur. Renji versuchte dabei so zu sein wie immer, auch wenn immer noch die Sorge an ihm knabberte. Er hatte sein Handy ständig in der Hand und blickte verstohlen darauf. Doch es rührte sich immer noch nicht. Mittlerweile hatte er es sogar aufgegeben, Nachrichten zu schreiben. Was sollte er auch tun, wenn Byakuya offensichtlich noch nicht einmal seine Entschuldigung annahm? Nach einer halben Stunde hatte die Schnauze voll davon, so zu tun, als wäre alles in Ordnung und verabschiedete sich unter die Dusche. Zwar hatte er bereits in der Praxis geduscht, da er noch eine Trainingseinheit eingelegt hatte, aber das kühle Nass auf seiner Haut half ihn, ein wenig zu entspannen. Er schloss die Augen und hielt sein Gesicht in den Wasserstrahl. Vor seinem inneren Auge erschien das Bild, wie er Byakuya an ihrem gemeinsamen Wochenende in dieser Dusche eingeseift hatte. Wie seine großen, klobigen Hände über diesen fein definierten, gutgebauten Körper mit dieser makellosen, hellen und feuchten Haut glitt. Renji riss sich aus den Gedanken. Immerhin grenzte das Bad direkt an das Wohnzimmer. An solchen Tagen wünschte er sich tatsächlich etwas mehr Privatsphäre, dass er einfach mal nicht an andere denken musste. Schnell duschte er sich ab und ging im Morgenmantel in sein Zimmer, um sich eine frische Trainingshose und ein T-Shirt zu holen. Gemütliche Kleidung war jetzt genau das, was er brauchte. Schnell hatte er sich für eine einfache, graue Sporthose und einem türkis-grünes T-Shirt entschieden. Er hatte gerade die Hose angezogen, da klopfte es zaghaft an der Tür. „Ja?“, rief Renji vom Kleiderschrank aus und es dauerte keine 3 Sekunden, da erkannte Renji den schwarzen Schopf von Rukia. „Er hat sich nicht gemeldet?“, fragte sie mit zusammengezogenen Augenbrauen. „Nope“, meinte Renji und versuchte dabei wesentlich gelassener zu klingen, als er sich fühlte. Ein kurzer Blick aus den Augenwinkeln in Rukias Gesicht zeigte, dass er kläglich gescheitert war. Sie schob nun ihren ganzen, schmalen Körper durch die Tür und schloss sie dann hinter sich. „Du hast ihm aber geschrieben, dass es dir leid tut?!“, setze sie wieder an. „Wie du gesagt hast, Mama“, nun war der Tonfall sarkastischer, als er es wollte. Sofort hob er entschuldigend die Hände, doch Rukia machte eine wegwerfende Handbewegung. „Irgendwie passt das nicht zu ihm“, fuhr Rukia fort und fügte noch ein unsicheres „Glaube ich“ dazu. Renji zuckte mit den Schultern. Er wusste nicht mehr, was er glauben sollte. „Du musst zu ihm fahren und das klären, Renji. Du warst doch schon einmal nachts bei ihm“, setzte sie wieder an. Auf Renjis verwunderten Blick lachte sie: „Glaubst du, ich hab das nicht mitbekommen? Aber jetzt mal ernsthaft. Du siehst aus, wie ein geschlagener Hund. Selbst die anderen machen sich nun Sorgen um dich, auch wenn sie immer noch glauben, dass es nur ist, weil er eben... weg ist.“ Renji seufzte. „Das kann ich jetzt nicht so einfach. Außerdem versucht er sicherlich, sich nun auf die Prüfung vorzubereiten. Da stehe ich ihm nur im Weg“, schüttelte Renji den Kopf. Rukia hingegen ließ ihren hängen. „Ja, da hast du vermutlich recht. Schade, dass wir nicht dorthin fahren können.“ Der letzte Satz ließ Renji mitten in der Bewegung, sein T-Shirt über den Kopf zu ziehen, inne halten. Konnten sie nicht? Natürlich konnten sie! Ein breites Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. „Hast du morgen irgendwas Wichtiges in der Schule?“ „Nein, wir machen nicht mehr viel, nächste Woche ist ja Abschluss, warum?“, fragte sie nun stirnrunzelnd. „Dann gebe ich dir ausnahmsweise die Erlaubnis, zu schwänzen! Wir fahren morgen alle zu Byakuyas Kendō-Prüfung!“, verkündete er. „Meinst du, das ist eine gute Idee? Immerhin weißt du nicht, wie er gerade zu dir steht? Und was ist mit seinem Großvater?“, fragte Rukia immer noch sichtlich irritiert. Doch Renjis Grinsen wich nicht aus seinem Gesicht. „Dann muss ich das Risiko wohl eingehen, oder nicht?“, dann zog er sich das T-Shirt an und Griff nach seinem Handy. „Hatte mir ja eh vorsichtshalber freigenommen, um eventuell dabei sein zu können. Jetzt muss ich mal schnell telefonieren und alles klären, sag unten noch nichts, ok?“ Die Nachricht wurde im allgemeinen Freudentaumel aufgenommen. Zwar konnten Shūhei und Momo wegen Klausuren nicht dabei sein, aber der Rest war Feuer und Flamme. Zumindest so Feuer und Flamme, wie ein Tōshirō nach außen hin sein konnte. Yachiru hingegen lief bis zum Schlafengehen aufgeregt durch das Wohnzimmer und schrie „Byakushi vor!“ oder „Los, Byakushi!“. Keiner hatte sich dazu durchgerungen, ihr zu sagen, dass sie wohl während der Prüfung leise sein sollte. Aber glücklicherweise war Yachiru eines der Kinder, die leise sein konnten, wenn man ihr einleuchtende Argumente entgegenbrachte. Und würde man ihr sagen, dass sich Byakuya so nicht konzentrieren könnte, wäre das ein sehr gutes Argument. Zumindest hoffte Renji das inständig. Er konnte wirklich nicht brauchen, dass Yachiru sie blamierte. Also saßen alle 5 eine Stunde vor Beginn der Prüfung im Auto und suchten gerade nach einem Parkplatz vor der Halle. Es war schon gut voll, aber trotzdem fand Renji noch einen der kostenlosen Plätze, die zu der Halle gehörten. Als er das Auto abschloss, blickte er sich suchend um. Vor dem Haupteingang erkannte er die Dame in einfacher, schwarzer Kleidung. Sie hatte die Neuankömmlinge bereits gemerkt und drehte sich in ihre Richtung. Renji deutete mit einem Kopfnicken dorthin. „Da müssen wir hin. Sayuri wird uns unsere Plätze zeigen“, verkündete er an den Rest der Truppe, während sie sich langsam in Gang setzten. Kapitel 50: Prüfung ------------------- Fertig angezogen saß Byakuya in seinem Umkleideraum. Aufgrund seines sozialen Standes hatte er einen eigenen, kleinen Raum bekommen. Er blickte kurz auf die Uhr, noch 20 Minuten, bis es losgehen würde. Er lehnte seinen Rücken gegen die Lehne seines Stuhls und seufzte. In Gedanken ging er noch einmal alles durch. Seine Sekretärin hatte ihm alle notwendigen Unterlagen per E-Mail geschickt und er sie alle durchgesehen. In den familieneigenen Archiven hatte er einige Unstimmigkeiten entdeckt, die nur noch einen Schluss zuließen: Sein Großvater hatte bei einer früheren Übernahme dem damaligen Firmenchef Geld unter der Hand zukommen lassen. Das brachte dem Verkäufer natürlich einen steuerlichen Vorteil. Er wusste zwar nicht, wie sein Großvater reagieren würde, aber er hoffte, dass er sich zumindest seine Heiratspläne damit vom Hals schaffen konnte. Dann könnte er vielleicht auch wieder zu Renji zurückkehren, vielleicht würde er ihn zurücknehmen, wenn dieser nicht um seine eigene Zukunft bangen musste. Doch wenn er Pech hätte, würde alles in die andere Richtung schlagen. Sein Großvater könnte ihn enterben, den Sohn von einen seiner Vertrauten als Erben einsetzen. Jemand, der sich dafür auch zur Marionette machen lassen würde. Immerhin war seinem Großvater die korrekte äußerliche Darstellung der Firma immer das Wichtigste. Noch ein Grund, warum er Renji so kategorisch ablehnte. Er schob den Gedanken zur Seite in dem Wissen, dass er es in kürzester Zeit ansprechen würde. Doch nun musste er sich erst einmal auf seine Prüfung konzentrieren. Sein Blick glitt noch einmal zur Uhr. Noch 15 Minuten. Dann griff er nach seinen Kopfhörern und stellte die Musik an. Zur Peer Gynt Suite von Edvard Grieg wollte er sich noch ein wenig entspannen und hoffte, so den Kopf frei zu bekommen. Langsam schloss er die Augen und achtete auf eine ruhige Atmung. Ging zu den Klängen von Streichern und Pauken noch einmal Techniken und Haltungen durch. Der erneute Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es Zeit war, den Weg in den Flur anzutreten. Die Prüflinge würden gleich gesammelt die Halle betreten und dort die Prüfer geschlossen begrüßen. Im Gang herrschte Gewirr, nervöse Stimmen mischten sich mit dem Laut von hektischen Schritten. Doch Byakuya war die Ruhe selbst. Er konzentrierte sich, war in seinen Gedanken voll bei den Techniken, die er später anwenden musste. Als er seinen Platz in der Reihe einnahm, hoffte er inständig, dass der Lärm in der Halle, der durch die nur halb verschlossene Tür in den Flur brandete, vergehen würde, sobald die Prüflinge erschienen. Er hasste es, während dem Training von irgendwelchen lauten Geräuschen umgeben zu sein. Im Gegensatz zu vielen der anderen Teilnehmer, hatte er niemanden auf den Rängen sitzen. Ihm machte das nichts aus. Sein Großvater hielt nichts von dem Sport und Renji... der hätte eh nicht kommen können. Dennoch versetzte es Byakuya einen kleinen Stich. Mit dem Gedanken an Renji bröckelte langsam seine eiserne Selbstbeherrschung und er spürte, wie Nervosität seinen Platz annahm. Energisch verbannte er den Therapeuten aus seinem Kopf und beruhigte sich unter der Routine von Schlagabläufen, die er sich gedanklich vorstellte. Vor ihm quasselte unentwegt ein Kerl in seinem Alter mit mittellangen, braunen Haaren. Er sprach mit zu viel Enthusiasmus und Begeisterung in seiner Stimme, sodass es Byakuya langsam aber sicher gehörig auf die Nerven ging. Er stellte sich gerade möglichst grausame Foltermethoden vor, die er an der Person vor ihm ausüben konnte, natürlich alle mit wahlweise einem Knebel oder später, mit wachsender Verzweiflung, mit herausgeschnittener Zunge. Ein wenig musste er über sich selbst den Kopf schütteln, da es ihm einfach nicht gelang, das schier unendliche Gequatsche auszublenden und einfach auf Durchzug zu schalten. Vielleicht lag es an der Tonlage oder an der überschwänglichen Freude, doch irgendetwas kratzte an seinen Nerven, sodass er sich langsam nicht mehr sicher wahr, ob er diesen Tag noch heil überstehen würde. Wann geht es jetzt endlich los?, fragte er sich genervt in Gedanken. Nach ein paar Minuten, die sich für Byakuya eher wie Stunden angefühlt hatten, wurde die Tür geöffnet und ein Ruck ging durch die Reihe der Prüflinge. In einer langen Reihe gingen sie in die Halle hinein. Vom Halbdunkel des Flurs in die gut beleuchtete Halle. Byakuya musste kurz blinzeln und den Drang niederkämpfen, seine Augen von dem Licht abzuschirmen, damit sie sich besser an die Helligkeit gewöhnen konnten. Mit Genugtuung stellte er fest, dass einige vor ihm in der Reihe nicht über diese Selbstbeherrschung verfügten. Wieder einmal verfluchte er sich im Geiste, dass er aufgrund der Aufstellung nach Alter einer der letzten in der Reihe war. Zwar machte dies bei der Prüfung an sich nichts aus, aber es nervte ihn. Immerhin war er es nicht gewohnt, warten zu müssen. Aufmunternder und ermutigender Applaus brandete ihm entgegen, doch im schoss nur missmutig durch den Kopf, dass eh niemand für ihn klatschte. Er hatte fast den Punkt erreicht, an dem sie zur Begrüßung Aufstellung nahmen, als er meinte, eine bekannte Stimme und ein leider auch bekannten Spitznamen gehört zu haben. Er schimpfte sich selbst in Gedanken einen Vollidiot, dass er an so einem wichtigen Tag auch noch anfing, zu halluzinieren. Doch da war es noch einmal. Ganz laut und deutlich „Byakushi!“. Beinahe hätte er mitten im Gang inne gehalten, doch er riss sich gerade noch so zusammen. Aus den Augenwinkeln suchte er verstohlen die Ränge ab, doch erst, als die Reihe zum Stillstand kam, konnte er die Kombination aus Rosa und Rot ausfindig machen, die auf den Rängen saß. Byakuyas Herz setzte einen Schlag aus und hämmerte danach doppelt so schnell in seiner Brust weiter. Er hatte das Gefühl, schwitzige Hände zu haben. Was machte Renji hier?, fragte er sich, während sie die Begrüßung der Prüfer vornahmen. Als die obligatorischen 10 Minuten Besprechungspause angekündigt wurde, in dem alle Prüflinge noch einmal mit Trainern oder Verwandten sprechen konnten, musste Byakuya an sich halten, seinen Men, also seinen Kopfschutz, einfach fallen zu lassen und zum Geländer zu sprinten, den Renjis Zuschauerblock von der Halle abgrenzte. Stattdessen machte er sich mit einer fließenden, grazilen Bewegung zu seinem Ziel auf. Er hatte Renji fest im Visier, er wartete bereits an der Absperrung auf ihn. Das etwas unschlüssige Lächeln auf Renjis Gesicht irritierte ihn, doch auch Byakuya erlaubte sich keinerlei Emotion zu zeigen. Immerhin waren genug Leute da, die gerade zusahen. Sie trafen sich nicht im Privaten, also musste er seinem Stand entsprechend handeln. Doch das bereute er schon fast. Liebend gerne wäre er ihm um den Hals gefallen, hätte in die rote Haarpracht gegriffen und zu einem leidenschaftlichen Kuss hinuntergezogen. Doch wollte er es überhaupt?, fragte er sich zweifelnd in Gedanken. Die Antwort war logisch. Aber warum wäre er denn sonst hier?, kam ihm sofort die Gegenfrage in den Sinn. Nur noch ein paar Schritte trennten sie, als Renjis Lächeln fröhlicher wurde. „Byakuya“, hörte er die Stimme, die ihm sofort einen wohligen Schauder über den Rücken laufen ließ. „Renji... Was machst du hier?“, von tausend Fragen, die Byakuya durch den Kopf gingen, wählte er die, die er am Einfachsten formulieren konnte. „Dich anfeuern“, kam die einfache Antwort. Doch als Byakuya gerade ansetzen wollte, nachzuhaken, fügte er hinzu: „Du hast dich nicht mehr gemeldet“, Enttäuschung und vielleicht auch ein bisschen Wut schwang in der Stimme mit. „Du hast mit meinem Großvater geredet“, erwiderte er knapp, die Kühle kam zurück in seine Stimme, als würde das alles erklären. „Jaaaa“, Renji zog das Wort künstlich lang, sodass es fast wie eine Frage klang. „Er hatte mir mehr oder weniger aufgelauert. Also blieb mir nichts anderes übrig.“ „Und? Wie viel hat er dir geboten?“, presste Byakuya nun zornig zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus. Renji lachte auf, was Byakuyas Zorn nur weiter aufkochen ließ. „Nicht genug, um deinen Verlust aufzuwiegen. Hast du etwa ernsthaft geglaubt, ich würde dich gegen irgendetwas in dieser Welt eintauschen wollen?“, flüsterte Renji leise, damit nur Byakuya es hören konnte und nicht die Zuschauer, die noch im spärlich besetzten Block saßen. Mit weit aufgerissenen Augen blickte Byakuya in die warmen braunen Augen von Renji. „Und warum hast du dich dann entschuldigt?“, fragte er verwirrt, musste seine Gedanken auf einen Fokus lenken, damit er einen halbswegs klaren Kopf behalten konnte. Ein leichter Rotschimmer zierte nun die gebräunten Wangen und Renji blickte verlegen zu Boden. „Weil ich wegen dem Bild so ein Theater gemacht habe. Wir hätten uns nicht so trennen dürfen. Ich hatte befürchtet, du wärst sauer, weil ich so... war, wie ich eben war“, gab Renji die Suche nach einem geeigneten Wort auf. „Und das Gespräch mit meinem Großvater“, sprach Byakuya gleich das nächste Thema an. „Oh Gott, du hast ihm nicht etwa...?“ Vergnügt gluckste Renji ein wenig vor sich hin. „Doch... Ich befürchte, das habe ich. Und das ist mir mittlerweile ziemlich unangenehm“, gab er zu. Byakuya wurde aschfahl. Was hatte Renji da nur getan? Nachdem er kurz geglaubt hatte, alles würde wieder gut werden, kam eine solche Hiobsbotschaft? Nun würde sein Großvater den Erpressungsversuch mit Sicherheit nicht durchgehen lassen. Egal, was Byakuya in der Hand haben würde, er würde es mit Pauken und Trompeten in der Luft zerreißen. Er hatte das Gefühl, dass sich sein Magen umdrehte. „Hast du nicht mehr mit ihm gesprochen?“, fragte Renji nun vorsichtig nach und holte Byakuya so aus seinen fürchterlichen Gedanken. „Nein, um ehrlich zu sein, habe ich die letzten beiden Tage komplett in meinen Räumlichkeiten verbracht“, gestand er, auch wenn es ihm ein wenig peinlich war, seine Feigheit zuzugeben. „Schade, ich hätte gerne gewusst, was er dir zu sagen hat“, setzte Renji an. „Ich habe übrigens noch Besucher dabei“, dabei glitt sein Blick vielsagend nach hinten. Doch als Byakuyas Augen Renjis Blick folgten, war er gelähmt vor Schreck und er musste sich am Gelände festhalten, da er sonst die Befürchtung hatte, dass seine Knie nachgeben würden. Kapitel 51: Die Welt steht Kopf ------------------------------- Byakuya stand mit geweiteten Augen da. Für Renji war es schon fast ein lustiger Gesichtsausdruck, denn nun wusste er, wie es aussah, wenn man sprichwörtlich 'wie ein Auto guckte'. Nur mit Mühe und Not konnte er sich ein Kichern verkneifen, denn es wäre in einer solchen Situation wirklich nicht angemessen gewesen. Auch den Drang, mit der Hand vor Byakuyas Augen herumzuwedeln, um zu schauen, ob er überhaupt noch unter ihnen weilte oder komplett weggetreten war, unterdrückte er gerade so. Auch wenn seine Hand verräterisch zuckte, während sich doch ein Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete. Als Byakuya an Renji vorbei blickte, traf ihn gefühlt der Schlag. Natürlich hatte er bereits gesehen gehabt, dass fast alle mit dabei waren. Rukia zwischen Tōshirō und Izuru, daneben hatte Renji gesessen und rechts von ihm war Yachiru. Doch er hatte nicht gesehen, dass Yachiru nicht auf einem Stuhl saß. Sie saß auf dem Schoß eines Mannes und flechtete gerade mit wachsender Begeisterung und strahlenden Augen Zöpfe in den weißen, langen Bart. Die Augen des älteren Herrn, der Byakuya nur allzu gut bekannt war, waren auf die Kleinste aus dem Hause Abarai gerichtet und... sah er da etwa, dass ein Lächeln die Mundwinkel von Ginrei Kuchiki umspielte? Was zum Teufel? Fassungslos blickte er zwischen Renji und seinem Großvater hin und her, bis sein Blick wieder bei Renji stehen blieb. Der konnte sich dann schlussendlich das Glucksen nicht mehr verkneifen, versuchte es aber weitestgehend zu unterdrücken. „Was...?“, doch mehr brachte Byakuya nicht raus und richtete wieder seinen Blick auf Yachiru und seinen Großvater, der sich doch tatsächlich von ihr den Bart flechten ließ. Den Bart! Flechten! Byakuya hatte das Gefühl, dass jeden Moment die Synapsen in seinem Hirn durchbrennen würden und er einfach zu Boden fallen und sein Leben aushauchen würde. Doch plötzlich holte ein fieser Schmerz am Arm ihn zurück in die Realität und er blickte in Renjis belustigte Augen. Er blickte ihn fragend mit verengten Augen an, während er sich die schmerzende Stelle am Arm rieb. „Was? Ich dachte, du wolltest gekniffen werden?!“, setzt Renji eine Unschuldsmiene auf, die aber sofort wieder in ein Grinsen überging. Byakuya schüttelte den Kopf. „Renji, was geht hier vor?“, fragte er nun mit fester, wenn auch irritierter Stimme. „Nun ja. Dein Großvater hat mich zum Gespräch gebeten“, fing Renji an, doch Byakuya fiel ihm ins Wort. „Ja ja, das sagtest du bereits. Bitte. Die Pause müsste jeden Moment um sein. Ich muss wissen, dass das hier nicht ein ganz großer Irrtum ist und mir das Ganze nicht später noch gehörig um die Ohren fliegt“, drängte Byakuya hektisch, während Renjis Grinsen wieder viel breiter wurde. „Ich habe keine Ahnung, was die Zukunft bringt, aber aktuell würde ich sagen, dass dein Großvater bereit ist, unter gewissen Umständen uns eine Chance zu geben“, damit kam bereits das akustische Signal, dass die Prüflinge sich wieder versammeln sollten. „Viel Glück, du packst das“, fügte Renji noch mit einem ermutigenden Lächeln zu. „Wenn du die Prüfung bestehst, erzähle ich dir alles, ja?“ Byakuya nickte und blickte dann noch einmal zu seinem Großvater. Beinahe wäre er zusammengezuckt, als sich ihre Blicke trafen. Dann nickte er und auch dieses Mal meinte Byakuya, vielleicht etwas Aufmunterndes oder Positiveres in seinem Gesicht zu sehen. „Ich halte zwar nichts von deinem Sport, wie du weißt, aber dennoch: Viel Glück und enttäusche mich nicht“, hörte er ihn sagen. Renji neben ihm ließ theatralisch den Kopf hängen und seufzte, als hätte Yachiru was falsch gemacht. Dann wandte er sich noch einmal leise an Byakuya: „Zumindest ein Anfang, nicht? Wir kriegen das schon hin. Und jetzt zeig denen, was ein Byakuya Kuchiki auf den Kasten hat. Für jede perfekte Ausführung lasse ich mir für heute Abend was Nettes einfallen“, dabei grinste er lasziv und hob die vielsagend die Augenbrauen. „Du bist unverbesserlich, Renji Abarai“, lachte Byakuya leise, nahm seinen Men wieder auf und trat dann den Weg in die Mitte der Halle an, wo sich die Prüflinge wieder versammelten. Wenn Renji schon so ein Angebot macht, dachte Byakuya und verkniff sich dabei ein schiefes Grinsen, musste er schon dafür sorgen, dass er ordentlich etwas zu tun bekam. Erst würde er dafür sorgen, dass Renji haargenau alles erzählte, was mit seinem Großvater geschehen war und dann würde er hoffentlich seinen Mund für etwas anderes gebrauchen. Schnell schob Byakuya den Gedanken zur Seite, bevor sie ihm seine Pläne für den Abend vermasseln würden. Byakuya konnte seinen Augen nicht trauen, als er vor die Halle trat. Doch einige Meter vor ihm standen sein Großvater und Renji mit seiner Familie. Yachiru sprang fröhlich kichernd durch die Gegend und Sayuri hatte deutlich Mühe, den kleinen Wildfang im Zaum zu behalten. Es war seine sehr friedvolle Szene, doch irgendwie konnte Byakuya dem Frieden nicht trauen. Irgendwo musste doch der große Haken sein, das 'Aber'. Irgendetwas... Byakuya seufzte und setzte sich wieder in Bewegung. Als Renji ihn herankommen sah, richtete er den Blick seiner warmen, braunen Augen auf ihn und lächelte liebevoll. „Herzlichen Glückwunsch zum 4. Dan!“, kam es von ihm und er zog ihn nur kurz in seine Arme, als würde er ahnen, dass ihm längere Zuneigungsbekundungen in Anwesenheit seines Großvaters unangenehm sein würden. Doch vermutlich ging es ihm genauso, vermutete Byakuya. Auch die anderen gratulierten ihm, auch wenn sie ihn nicht umarmten. Was ihm auch ganz recht war. Nur Yachiru warf sich ihm an sein Bein und zog daran, damit er sich endlich hinkniete, da sie nicht erwarten konnte, die ungeteilte Aufmerksamkeit zu haben. Dann schlang sie die kurzen Ärmchen um seinen Hals und brachte Byakuya mit der stürmischen Umarmung beinahe aus dem Gleichgewicht. „Gut gemacht, Byakushi!“, jubelte sie dabei so laut in sein Ohr, dass er zusammenzuckte und befürchtete, einen Tinnitus davonzutragen. Als er sich wieder aufrichtete, traf sich sein Blick mit dem seines Großvaters. Doch statt der Worte, nickte er nur. Fast schon war Byakuya froh, nicht auch noch aus seinem Mund irgendwelche Glückwünsche zu hören. Denn dann hätte er sich ernsthaft an seinem Verstand gezweifelt. „Ich gehe davon aus, dass wir sie als Gäste zum Abendessen begrüßen dürfen“, richtete sein Großvater nun aber die Worte an Renji und die Anderen. Man merkte sofort, dass alle ein wenig nervös wurden. Über Renjis Kopf sah man förmlich die Zahnräder rattern, während er nach einer geeigneten Ausrede zu suchen schien. Dann blickte er verstohlen zu Byakuya und seufzte. „Also die Jungs und das Mädel hier“, dabei deutete er mit dem Kopf zu Izuru, Tōshirō und Rukia, „müssen nach Hause und ihre Hausaufgaben machen. Wir haben zwar Freitag, aber noch könnten sie bei Rückfragen ihre Klassenkameraden fragen. Das ist am Wochenende oftmals nicht so einfach. Was Yachiru und mich betrifft, nehmen wir ihr Angebot gerne an. Nicht wahr, Chiru?“ Bei diesen Worten klatschte Yachiru aufgeregt in die Hände und hibbelte von einem Bein auf das andere. „Was kochst du uns denn, Byakushi?“, fragte sie mit großen Augen. Byakuya musste leise lachen. „Ich koche nicht. Wir haben eine Köchin“, erklärte er ihr dann geduldig. „Whoa“, die Augen wurden gefühlt so groß wie Untertassen. „Wie in einem Schloss! Wohnst du in einem Schloss, Byakushi? Bist du etwa Renjis Märchenprinz?“, fragte sie mit einer engelsgleichen Miene. Doch nicht nur ihm fiel fast alles aus dem Gesicht, sondern Renji bekam einen Hustenanfall und sein Großvater schaute so, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Kurz überlegte der sadistische Teil in seinem Kopf, ob er das Ganze noch schlimmer machen sollte, in dem er die von Yachiru vorgegebene Szene noch etwas ausschmückte, doch schüttelte dann den Kopf. „Nein, nicht ganz. Aber das Haus meines Großvaters ist tatsächlich ziemlich groß. Ich befürchte, wir müssen dir Wegweiser aufstellen, damit du uns nicht verloren gehst“, scherzte er, um sie auf das Thema 'Schloss' und weg von 'Märchenprinz' zu bringen. Währenddessen übergab ein grummelnder Renji Izuru die Schlüssel. Man konnte nicht direkt erkennen, ob seine Laune nur daran lag, dass er sein Auto in die Hände eines Fahranfängers übergeben musste oder ob er einfach keine Lust auf ein Abendessen mit seinem Großvater hatte. Vermutlich beides, beschloss Byakuya. Denn wirklich verübeln konnte er es ihm nicht. Auch sein Großvater sah so aus, als wäre er nicht grundsätzlich bereit, den Therapeuten zu akzeptieren, aber irgendetwas musste ihn bewegt haben, Renji eine Chance gibt. Das brachte ihn wieder zum Grübeln. Was hatte Renji getan? Oder war es etwas anderes? Hatte sein Großvater beschlossen, die Lage der Familie vielleicht wirtschaftlich auszuschlachten? Oder hatte Renji noch einen Ass im Ärmel gehabt? Allerhand Fragen kreisten in seinem Kopf, als er sich von den Anderen verabschiedete und mit seinem Großvater, Yachiru und Renji in den großen Rolls Royce Phantom stieg, den sein Großvater noch nicht einmal vor einem Jahr hatte umbauen lassen, damit er sich damit vor seinen Geschäftspartnern angeben konnte. Nicht nur die Karosserie wurde damals verlängert, um noch 2 weiteren Personen Platz zu bieten, sondern auch die komplette Inneneinrichtung wurde nach seinem Geschmack angefertigt. Das überlegene Auftreten, hatte er damals Byakuya gesagt, sichert dir den Respekt und die Anerkennung. Danach musst du sie nur noch so lenken, dass sie deine Wünsche aussprechen und als ihre Wünsche betrachten. Doch diese Art von Strategie war noch nie Byakuyas Stärke gewesen. Dafür war er zu ungeduldig und hitzköpfig. Er seufzte und drückte kurz verstohlen die Hand von Renji, der neben ihm saß. Sein Großvater würde noch nicht klein beigeben. Da war er sich sicher. Kapitel 52: Abend im Hause Kuchiki ---------------------------------- Renji kam sich mehr als nur fehl am Platz vor, als sie zu Viert im Esszimmer saßen und lauter Köstlichkeiten serviert bekommen hatten. Zu seiner Erleichterung war Yachiru viel zu sehr von dem Essen begeistert, als irgendwelche Dummheiten anzustellen. Allerdings schien es ihr auch sehr zu gefallen, dass Ginrei Kuchiki sie wie eine kleine Prinzessin behandelte. Morgen muss ich sie unbedingt zurückbringen, ging es Renji durch den Kopf. Sonst hat er sie noch völlig verzogen. Die Bilder, die ihm dabei durch den Kopf gingen, waren mehr als nervenaufreibend. Das Abendessen ging schweigsam vonstatten, was Renji absolut nicht gewohnt war. Bei ihnen war immer ein heilloses Durcheinander, jeder erzählte irgendetwas und man musste beim Essen schnell sein, wenn man satt werden wollte. Nur wenn Besuch da war, rissen sich alle einigermaßen am Riemen. Dieses Abendessen war der pure Kontrast. Doch für Renji war klar, dass Ginrei Kuchiki nur darauf wartete, mit seinem Enkel alleine zu sein. Und so ungern, wie er selbst es zugeben musste, in der nächsten halben Stunde würde dies eintreffen. Yachiru hielt sich zwar tapfer, doch hier und da war es offensichtlich, wie die großen Augen immer schwerer wurden. Unter dem Tisch suchte er nach Byakuyas Hand, drückte sie kurz, um ihm ohne Worte zu verstehen zu geben, dass er bei ihm war und hinter ihm stand. Zwar hatte sich der Älteste der Runde in ihrem Gespräch nach einem bestimmten Thema überraschend kompromissbereit gezeigt, zumindest so kompromissbereit, wie vermutlich ein Ginrei Kuchiki sein konnte, aber irgendetwas am Verhalten störte ihn gewaltig. Aber wenn er ihn von seinem Enkel fern halten wollte, dann wäre er sicherlich heute nicht hier. Er blickte verstohlen auf die große Standuhr in der Ecke des Raumes und seufzte innerlich. Dann ließ er den Blick kurz über die Teller gleiten, um festzustellen, dass sie alle gegessen hatten. "Ich denke, es wird Zeit für dich Yachiru", begann Renji und blickte Yachiru auffordernd und ernst an, in der Hoffnung, dass sie den Blick so verstand, wie er ihn auch meinte: 'Mach mir jetzt bloß kein Theater!' Die Kleine öffnete den Mund, um zu protestieren, nur dass sich dieser zu einem Gähner verzog. Gedankenschnell hielt sie sich beide Hände vor den Mund, sodass Renji ein kurzes Dankesgebet in den Himmel zu demjenigen schickte, der dieses Wunder scheinbar vollbracht hatte. "Also dann, kleine Dame", begann Ginrei und Renji wunderte sich nicht zum ersten Mal an diesem Tag, was an ihr in seinen Augen einer 'Dame' glich. Aber vermutlich sagte er das nur, weil 'Mädchen' einfach viel zu bürgerlich klang. Bei dem Gedanken musste Renji ein Augenrollen unterdrücken. Sie wünschten sich gute Nacht und Yachiru griff nach Renjis Hand, während sie aus dem Esszimmer, das ungefähr die Größe von Renjis Küche und Wohnzimmer zusammen hatte, gingen. Dort wartete schon Aio auf sie. "Sayuri hat bereits farbige Pfeile für das kleine Fräulein an die Wände geklebt", erklärte sie und Renji wollte sich schon fast die roten Haaren raufen, bei dem Ausdruck 'kleines Fräulein'. "Die blauen Pfeile führen dich ins Bad und die roten zu deinem Papa", erklärte Aio, während sie sich zu Yachiru hinuntergebeugt hatte. Renji war etwas aufgeschreckt und blinzelte nun ein wenig verwirrt über die Bezeichnung der Dienerin, nutzte doch keiner von ihnen diesen Begriff, auch wenn sie sich als eine Familie sahen. Selbst die Tasse von Rukia war nur ein Scherz gewesen und sie hatte ihm diese sogar noch vor dem Einzug der Bande geschenkt. Doch nachdem sich Renji wieder gefangen hatte, merkte er schnell, dass er gar kein Interesse hatte, das klarzustellen. Zudem hielt er es für offensichtlich, dass Yachiru nicht seine leibliche Tochter sein konnte. Er wollte gerade einen Schritt nach vorne machen, als er Ginreis Stimme hörte. "Damit das klar ist: Ich werde mir dein Spielchen eine Weile angucken, aber sobald er eine Gefahr für das Image der Firma darstellt, werde ich ihn entfernen lassen", sagte er mit eisiger Stimmung. Wie bitte? "Wie bitte? In welcher Weise soll er denn eine Gefahr für das miese Image unserer Firma darstellen? Indem er es anhebt, weil die Geschäftsführer Menschlichkeit zeigen?", hörte er Byakuya sagen, sein Ton war ungewohnt harsch. "Unsere Firma läuft besser wie nie. Was denkst du eigentlich, wer du bist?", donnerte Ginrei, sodass Renji automatisch zusammenzuckte und einen Blick auf Aio warf, die eine scheuchende Bewegung machte. Sie folgte ihm und Yachiru, um ihnen den Weg ins große Badezimmer auf Byakuyas Etage zu zeigen. "Wir haben bereits einen Schlafanzug aus Bett gelegt und Waschutensilien stehen für sie bereit", sagte sie noch, als sie die Tür öffnete und den Blick in ein Badezimmer freigab, das mindestens doppelt so groß war, wie das in seiner Wohnung. Renji schob Yachiru, die riesige Augen hatte, während sie sich umschaute, sanft in den Raum. "Schau mal Renji", jauchzte sie. "Byakushi hat ein eigenes Schwimmbad!" Sowohl er als auch Aio mussten leise lachen. "Ich versuch sie wieder hier rauszubekommen, ohne dass sie die Bude unter Wasser setzt", versprach er Aio, die sich daraufhin leicht verbeugte und verschwand. Als Renji Yachiru in einem der hinteren Zimmer ins Bett gelegt und die Tür hinter sich geschlossen hatte, lauschte Renji, ob er irgendwelche Stimmen aus dem Essbereich hörte. Aber wie er sich schon gedacht hatte, war das Abendessen wohl ziemlich schnell nach ihrem Aufbruch vorbei gewesen. Stirnrunzelnd ging er den Flur entlang zu Byakuyas Zimmer und war nicht überrascht, ihn auf dem Bett liegend vorzufinden. Doch zu seinem Bedauern hatte er noch alle Kleidungsstücke an. "Hey mein großer Krieger", sagte er grinsend, als er leise die Tür schloss. Byakuya wandte ihm den Kopf zu und hob eine Augenbraue. "Meinst du damit die Prüfung oder den Streit mit meinem Großvater?", fragte er trocken. "Warum nicht beides?", fragte er und kam zum Bett hinüber, ließ sich bäuchlings auf die weiche Matratze fallen und strich Byakuya eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. "Ich hab dich vermisst", sagte Renji und kam näher, um Byakuyas Lippen für einen Kuss zu erobern. Doch Byakuya legte ihm einen Finger an den Mund und unterbrach so seine Bewegung. In Renjis verwirrtes und leicht verstörtes Gesicht setzte er dann an: "Ich muss erst wissen, was du meinem Großvater gesagt hast. Es ist gerade so viel in meinem Kopf, auf das ich mir einfach keinen Reim machen kann. Was habt ihr ausgehandelt, was besprochen? Was hast du getan?" Nun war Renji gänzlich verwirrt. "Was hat dein Großvater dir an den Kopf geworden?", wollte Renji nun erst einmal wissen, besorgt, dass alles irgendwie aus dem Ruder geraten war. "Renji, beantworte mir bitte meine Frage. Ich fühle mich aktuell, als wäre mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt worden und alle wüssten darüber Bescheid, nur ich nicht", aus Byakuyas Stimme war deutlich die Irritation, aber auch der Ärger zu hören. "Nun gut", seufzte Renji und richtete sich wieder auf, um sich mit dem Rücken gegen das Gestell vom Kopfende des Bettes zu lehnen. "Erst einmal die Kurzfassung: Dein Großvater hat mir ein großzügiges Angebot gemacht. Ruhe vor dem Jugendamt, eine ordentliche finanzielle Entschädigung und ein Bürge für eine schicke Wohnung mindestens 100 Kilometer von dieser Stadt entfernt. Dann habe ich ihm einige Gemeinheiten an den Kopf geworfen, Dinge, dir mir gerade in den Sinn kamen. Das kriege ich nicht mehr alles zusammen, aber insgesamt ging es darauf hinaus, dass ich ihm sagte, wenn er so weitermachen würde, er dich verlieren würde. Er wollte wissen, was ich damit meinte und ich habe gesagt, dass er dich so vergrault und er irgendwann dann als erbärmlicher alter Sturkopf mutterseelenalleine sterben würde...", Renji holte Luft und blickte in Byakuyas erschrockenes Gesicht. Daraufhin hob er entschuldigend die Hände. "Ich weiß, dass das zu weit ging." Dann blickte er zum Fenster hinaus und versuchte den Abend weiter Revue passieren zu lassen. „Er meinte, ein Erbe hätte die höchste Priorität und er würde schon dafür Sorgen, dass du deiner Pflicht nachkommen würdest. Da habe ich ihn gefragt, was denn dagegen sprechen würde, wenn wir zusammen wären. Natürlich hat er mich mit so einem typischen 'ist das nicht offensichtlich?'-Blick angeschaut. Schlussendlich hat er mich sogar gefragt, ob ich tatsächlich bereit wäre, dich mit einer Ehefrau zu teilen“, lachte Renji, doch Byakuyas Gesicht wurde immer entsetzter. „Nur die Ruhe. Ich hab da ganz sicher nicht zugestimmt! Ich teile dich doch nicht! Ich bin doch nicht wahnsinnig. Vielleicht bin ich manchmal zu gutmütig, aber das hat auch seine Grenzen!“, wehrte Renji ab. „Jedenfalls habe ich ihm dann gesagt, dass wir auch adoptieren könnten oder es mittlerweile ja die Möglichkeit einer Leihmutterschaft oder wie sich das Ganze nennt geben würde. Und da wurde er plötzlich hellhörig“, schloss Renji seinen Bericht. Byakuya richtete sich auf und blinzelte mehrfach. Noch immer ergab vieles für ihn keinen Sinn. „Ist dir denn noch nie der Gedanke gekommen, Byakuya?“, fragte Renji leicht fassungslos. „Du hast ihn doch heute mit Yachiru gesehen. Der Typ liebt Kinder! Seine biologische Uhr tickt erbarmungslos runter und er hat Panik, dass er nicht erleben wird, wie er Urgroßvater wird. Er will sehen, dass seine Firma weiterhin in den Händen seiner Familie bleibt. Immerhin hat er sie doch zu dem aufgebaut, was sie nun ist“, erklärte Renji kopfschüttelnd. „Redet ihr denn gar nicht vernünftig mit einander? Kracht es jedes Mal, wenn nur einer von euch den Mund aufmacht?“, wollte er nun wissen. Da Byakuyas Blick verlegen zu Boden ging, konnte Renji nicht anders, als seufzend die Hände vor sein Gesicht zu schlagen. „Oh mein Gott. Ich seid wirklich zwei Bilderbuch-Gefühlskrüppel. Ihr habt Münder zum Reden, nicht zum Zanken!“ Renji hatte gemerkt, dass seine Bezeichnung Byakuya etwas getroffen hatte, aber falls er den Drang zum Widersprechen hatte, schob er ihn wohl auf Seite, denn die Frage war eine völlig andere: „Du möchtest, dass ich mit einer Frau schlafe, um ein Kind zu zeugen, ja?“, seine Stimme klang ungewöhnlich scharf und Renji wusste sofort, dass das schwieriges Terrain werden könnte. Er musste das Ganze irgendwie umdrehen, Byakuya beruhigen. „Nah, ich sage nur, dass du in irgendeinem Labor in ein Becherchen wichsen sollst. Den Rest machen dann Ärzte oder so“, grinste er breit. „Renji!“, Byakuya war wirklich geschockt und die Augen waren vor Entsetzen geweitet. „Ich... So etwas geht nicht!“ „Nein?“, grinste Renji lasziv und krabbelte ein wenig über das Bett bis er seinen Körper über Byakuya platziert hatte. Er hingegen fand, dass die dazugehörigen Bilder in seinem Kopf eher anregend als abschreckend waren. „Ich kann auch mitkommen und dir helfen.“, bot er schelmisch an. „Ist das dein Ernst?“, fragte Byakuya in das tätowierte Gesicht, dass nur wenige Zentimeter von seinem entfernt war. „Ja, warum denn nicht? Ich sehe nur Vorteile in einem Mini-Byakuya“, lachte Renji leise in Byakuyas Ohr und knabberte daran. Ein Schauder ging durch Byakuyas Körper und sofort spürte er, wie sich Gänsehaut ausbreitete. Er wusste, dass er seinem körperlichen Verlangen nicht lange standhalten konnte, zumal der Gedanke an Renjis Versprechen noch einen zusätzlichen Reiz ausmachte. Es waren zwar nicht allzu viele perfekte Ausführungen gewesen, aber deutlich mehr, als bei allen anderen Prüflingen. „Wenn es der Preis ist, den ich dafür zahlen muss, mit dir zusammenzusein, willige ich mit Freuden ein. Allerdings nur unter einer Bedingung“, stellte er klar. „Alles was du willst“, murmelte Renji, bevor er endlich seine Lippen auf Byakuyas legen durfte. Kapitel 53: Nacht im Hause Kuchiki ---------------------------------- Das nächste Mal, als Renji einen klaren Gedanken fassen konnte, lag er oberkörperfrei auf Byakuya und küsste und leckte gerade seinen Hals hinunter. Byakuyas Finger waren fest in seinen roten Haaren verschränkt und er keuchte leise. Eine Hand von Renji war bereits unter das Hemd gewandert und neckte eine Brustwarze. Renji war klar, dass er jetzt nur noch eine Chance für diese Frage hatte. "Möchtest du wirklich...?", fragte er, nachdem er den Kopf etwas angehoben hatte und in Byakuyas irritiertes Gesicht blickte. "Was ist das für eine Frage?! Du hast mir doch immerhin Versprechungen gemacht!" "Ja. Jaaa", machte Renji. "Aber ich meinte, wenn dein Großvater unten ist", erklärte er. "Würdest du es vielleicht nicht mehr genießen, wenn ich morgen alle rauswerfen und wir den Abend ganz ungestört verbringen, ohne die Angst, dass zum Beispiel Aio oder Yachiru reingeplatzt komme?", deutete Renji mit gehobener Augenbraue und einem Grinsen an. Kurz war Enttäuschung in Byakuyas Augen zu sehen. Dann schob er Renji zur Seite und setzte sich auf. "Natürlich. Du hast vollkommen Recht. Wenn Yachiru jetzt reinplatzen würde, wäre das alles andere als gut. Er strich sich das Hemd glatt und wollte aufstehen, doch Renji schlang von hinten die Arme um ihn, hielt ihn so auf dem Bett. "Ach, jetzt sei doch nicht so. Das habe ich gar nicht so gemeint", schnurrte Renji in Byakuyas Ohr. Dieser wandte sein Gesicht halb zu ihm um und hob fragend eine Augenbraue. "Ich hab mich vielleicht unglücklich ausgedrückt. Aber wenn ich richtig gezählt habe, hast du in 6 Bereichen perfekte Ausführungen gehabt. Sollten wir das nicht auskosten, wenn wir ungestört und vor allem ungehört sein können?", erklärte er ihm. "Und jetzt wäre mir eher nach einer Dusche oder so", sein Grinsen wurde wieder breiter. "Und wenn Yachiru kommt?", hakte Byakuya nach. "Ich habe gesehen, dass man dein Bad abschließen kann", konterte Renji. "Aber wenn sie kommt, findet sie uns hier nicht. Was dann? Nicht, dass sie durch das Haus wandert und verloren geht", wandte Byakuya ein. Renji musste leise lachen. "Düfte ich dich daran erinnern, dass du eben noch so geklungen hast, als würdest du niemals ein Kind haben wollen und jetzt spielst du die Übermama", sein Lachen wurde etwas lauter während er sprach. Byakuya schaute ihn mit einer Mischung aus Vergnügen und Kränkung an. „Und was soll so schlimm daran sein? Außerdem hast du gesagt, dass du meine Bedingung erfüllst, also weiß ich nicht, was so schlimm ist, dass ich mich jetzt schon mal in der Rolle übe“, stellte Byakuya mit verschränkten Armen, aber auf den Boden gerichtetem Blick, klar. Wenn sich Renji sich nicht täuschte, sah er auch einen leichten Rotschimmer auf seinen Wangen. Da konnte sich ein „Awwww“ nicht verkneifen, stand auf, umrundete das Bett und zog Byakuya dann zu sich hoch. Er ließ seine Hände in den Nacken und die schwarzen Haare gleiten und küsste ihn. Ihre Körper schmiegten sich an den jeweils anderen und Byakuya seufzte zufrieden in den Kuss hinein. Er musste sich eingestehen, dass so, wie es nun war, alles ziemlich nahe an der Perfektion für ihn war. Doch wenn er ehrlich zu sich war, brauchte er eigentlich nicht viel mehr, als das Gefühl, wie sich Renjis warme Haut gegen seine presste. Ihr Kuss wurde leidenschaftlicher, Renji ließ die Hände über die blasse Haut gleiten, fuhr dann weiter hinunter und fing an, den Gürtel von Byakuyas Hose zu öffnen. „Meinst du wirklich, dass das eine gute Idee ist, wenn Yachiru kommen könnte?“, fragte Byakuya mit heiserer Stimme, nachdem er den Kuss unterbrochen hatte. Renji ließ sich von der Frage nicht beirren. „Sie wird frühestens in 2 Stunden wieder wach. Ansonsten klettert sie einfach ins Bett, ich lass mein Zeug darauf lie... Ach Gott verdammt, könntest du mal aufhören so blöde Gürtel zu tragen?“ Byakuya lachte, nahm Renjis hektische Finger von der Schnalle und öffnete den Gürtel selbst. „Du bist zu gierig“, mahnte Byakuya mit einem kleinen Lächeln, was Renji nur mit einem verächtlichen Schnauben beantwortete, bevor er Byakuyas Lippen wieder eroberte. Kurz darauf erklang der Klirren des Gürtels, wie er auf den Boden traf. Es dauerte nicht lange, bis Byakuyas Hände den Knopf von Renjis Jeans öffnete. Ohne sich von dem Kuss zu lösen ließ er die Hände in Renjis Unterwäsche gleiten und schob sie nach unten und Renji zeitgleich näher an sich heran. Er spürte Renjis entblößte Erektion an seinem Bauch und keuchte in den Kuss hinein. Kurz genoss Renji die angenehm kühle Haut an seiner, die sich fast schon fiebrig anfühlte. Gierig saugte er an Byakuyas Unterlippe, knabberte dann leicht, bevor er beim Kiefer anfing sich mit Küssen den blassen Körper hinunter zubewegen. Er hielt an den Brustwarzen inne, knabberte an der einen, während er die andere mit seinen Fingern neckte. Dabei spürte er, wie Byakuya unter seinen Berührungen erbebte und sein Atem immer schneller ging. Er grinste zu sich selbst, als er am Bund von Byakuyas Boxer angekommen war und wusste, dass der Andere nun erwartete, dass er ihm den letzten Fetzen Stoff förmlich vom Leib reißen würde. Doch Renji mochte es, bei so etwas die Erwartungen nicht zu erfüllen und ihn somit in den Wahnsinn zu treiben. Also bewegte er seinen Mund über den Stoff, zur Beule, die sich dort deutlich abzeichnete. Federleicht strich er mit seinen Lippen darüber, hauchte warmen Atem darauf. Byakuya keuchte wieder auf, ließ seine Hände über die gebräunten Schultern streichen. Doch Renji wollte deutlichere Reaktionen vom Schwarzhaarigen erhalten. Also fuhr er fort, nahm dabei eine Hand zur Hilfe, die betörend langsam die Innenseite des Oberschenkels hoch wanderte, um kurz vor Byakuyas Schritt anzuhalten. Frustriert stöhnte Byakuya und verschränkte seine Hände in den roten Haare. Dann drückte er ihn sanft, aber bestimmend weiter an sein Glied heran. Renji gluckste vergnügt vor sich hin, hatte er doch noch endlich die Reaktion, die er sich von ihm gewünscht hatte. In Windeseile hatte er das letzte Kleidungsstück von Byakuyas Körper entfernt und spielte mit seiner Zunge am Schaft entlang. Byakuyas Stöhnen wurde lauter und wurde schließlich kehliger, als Renji ihn komplett in den Mund nahm und anfing zu saugen. Gerade als sich Renji so richtig in den Lauten von Byakuya hätte verlieren können, wurde er gestoppt. „Bad“, keuchte Byakuya heiser. Renji blickte an Byakuyas Körper hinauf in die grauen, lustverhangenen Augen und saugte noch einmal heftig. Die Beine des Schwarzhaarigen gaben ein wenig nach, sodass Renji beinahe die Befürchtung hatte, dass er hinten über fallen würde, doch Byakuya fing sich genauso schnell wieder. Grinsend stand Renji auf, nahm Byakuya an die Hand und zog ihn hinter sich her. Amüsiert, wie folgsam der Andere war, platzierte er ihn in der Mitte des Raumes, bevor er schnell die Tür hinter ihnen verschloss. Dann drehte er sich herum, lehnte sich gegen die geschlossene Tür und grinste lasziv. „Also? Möchtest du deine Belohnung morgen in Ruhe bei mir und dafür Sex unter der Dusche oder lieber jetzt das volle Programm?“, fragte er mit einem verwegenen Grinsen. Auf die Frage hin breitete sich die Röte von den Ohren in Richtung Byakuyas Gesicht aus. Renji musste über den Anblick lachen, trat näher und küsste ihn wieder gierig. „Ersteres“, entkam es Byakuya, als sich die Lippen von einander lösten. „Nächstes Mal möchte ich hören, wie du es sagst“, kündigte Renji an, während er seinen Partner sanft rückwärts zur Dusche hin dirigierte. Sie gingen dabei an einem kleinen Regal mit allerlei Fläschchen und Tiegeln vorbei, doch sofort erkannte er eine Flasche Massageöl, die er sich im vorbeigehen schnappte. Kaum hatten sie diese betreten und das Wasser angedreht, tauschte Renji das Öl gegen das Duschgel in der Ablage aus. Während die große Duschbrause über ihren Köpfen gefühlt monsumartig Wasser auf sie niederprasseln ließ, hob Renji eine Augenbraue und deutete auf das Duschgel. „Was für ein Zufall, dass du mein Duschgel hier hast. Man könnte meinen, du hast auf mich gewartet“, lachte er leise in Byakuyas Ohr, der wieder verlegen zu Boden guckte. „Ich habe versucht, wie du zu riechen“, murmelte Byakuya gerade so laut, dass es Renji noch verstehen konnte. Er lachte leise und knabberte an Byakuyas Ohr. Dann stellte er das Wasser aus und fing an, Byakuya einzuseifen. Während Byakuya es ihm gleichtat und fasziniert seine eingeseiften Hände über die Tattoos gleiten ließ, lösten sich ihre Lippen nicht voneinander. Doch als Renji das Wasser wieder anstellte, unterbrachen sie bedauernd den Kuss. Byakuya stand mit dem Rücken zu Renji, der mit gleichmäßigen Bewegungen das Duschgel von seinem Rücken wusch. Seine Hände umspielten den Ansatz seines Hinterns, ließ die Finger dort leicht kreisen, während er die Wirbelsäule hinunter küsste und knabberte. Byakuya reckte sich den Berührungen entgegen, wollte ihm so zeigen, dass er weitermachen sollte, als der Mund seinen Rücken kurz verließ und das vertraute Geräusch ertönte, die der Plastikverschluss einer Flasche machte. Verwundert blickte er über die Schulter nach hinten, um das Körperöl zu entdecken, welches er einmal von einer Brautanwärterin, die sein Großvater angeschleppt hatte, geschenkt bekommen und eigentlich nur noch hatte, da er es zu schade zum Wegwerfen gefunden hatte. Ironie des Schicksals, dachte er, als Renjis glitschige Finger an seinem Eingang spürte. Er war von sich selbst überrascht, dass er kaum einen Schmerz spürte, sondern wohlig gegen die Wandfliesen keuchte, während Renji ihn vorbereitete. Er drängte sich den Fingern entgegen, hoffte, dass Renji den Wink verstand, doch erst nach einer gefühlten Ewigkeit, die Byakuya in den Wahnsinn getrieben hatte, stand Renji auf und küsste Byakuya, der ihm sein Gesicht über die Schulter zugewandt hatte. Der Kuss war recht schlampig, doch als Byakuya die Spitze von Renjis Glied an seinem Eingang spürte, war er eh nicht mehr in der Lage, seine Lippen richtig zu bewegen. Er stöhnte laut und hemmungslos, während Renji langsam in ihn stieß, die Laute wurden durch die Fliesen an der Wand zurückgeworfen und klangen wie Musik in Renjis Ohren. Doch auch er konnte ein kehliges Keuchen nicht unterdrücken, als er sich vollständig in die warme Enge getrieben hatte. Er knabberte an Ohr und Hals, während er sich langsam zurückzog und wieder zustieß. Er setzte ein eher träges Tempo an, kostete jeden Stoß dabei aus, spielte mit einer Hand an Byakuyas Hoden, während die andere um dessen muskulösen Bauch geschlungen war, um ihm ein bisschen mehr Halt zu geben. Er brauchte nicht lange, bis er den richtigen Winkel gefunden hatte und sich Byakuya mit einem lauten Aufkeuchen in die Fliesen krallte. Er spürte, wie sich die Muskeln um ihn herum anspannten und nahm dies zum Anlass, den Rhythmus zu erhöhen. Während er selbst kurz vor der Klippe stand, keuchte er Byakuyas Namen in dessen Ohr, hörte seinen Eigenen im Gegenzug, während er nun auch Byakuyas Schwanz in die Hand nahm und ihn so weiter zum Höhepunkt trieb. Kapitel 54: Der Tag danach -------------------------- Byakuya wurde wach, weil ihm warm war. Viel zu warm. Er fühlte sich schon fast so überhitzt, wie bei einer fiebrigen Erkältung. Doch der Grund dafür gab sich nur kurze Zeit später erkennen, da Byakuya nicht nur den warmen Atem in seinem Nacken, sondern auch die starken Arme spürte, die um seine Taille geschlungen waren und ihn fest an Renji drückten. Doch noch etwas strahlte diese ungewohnte Wärme aus und mit einem Mal war er froh, dass er nicht, wie Renji es vorgeschlagen hatte, einfach ohne Kleidung eingeschlafen war. Auch wenn ihn bald nach ihrer kleinen Aktivität in der Dusche die Erschöpfung eingeholt hatte, hatte er sich zumindest noch einen Yukata zum Schlafen übergezogen. Und nun schlang ein kleines Mädchen ihre viel zu kurzen Ärmchen um seine Taille, genau unter den Armen von Renji. Ihr Kopf ruhte halb gegen Renjis große Hände und seinem Bauch und sie machte kaum hörbare Schnarchgeräusche. Byakuya konnte nicht anders, als zu lächeln. Auf der einen Seite war er mehr als froh, dass er, im Gegensatz zu Renji, bekleidet war. Auf der anderen Seite war das für ihn persönlich das Szenario einer ziemlich perfekten Familie. Auch wenn Renji und er kein Ehepaar und Yachiru nicht ihre Tochter war. Doch nun, da er wach war, wurde es von Minute zu Minute schwieriger für ihn, still zu liegen. Nicht nur die Wärme machte ihm jetzt zu schaffen, sondern sein Körper verlangte nach einer Verlagerung seiner Liegeposition. Doch wenn er das tun würde, würde er seine beiden Schlafgäste wecken und das wollte er eigentlich nicht. Es war ein zu friedliches Bild, das sie vor seinem inneren Auge abgaben. Vielleicht sollte er einfach noch einmal die Augen schließen und versuchen, zu schlafen. „Möchtest du auch eine Bananenmilch?“, fragte Renji und stand vom Sofa in seinem Wohnzimmer auf. Bereits kurz nach dem Frühstück waren sie zu Renji nach Hause gefahren. Dann hatte Renji alle zusammengetrommelt, ihnen vorgeschlagen, sich einen schönen Tag und Abend zu machen und Izuru einen Briefumschlag gereicht. Byakuya vermutete, dass neben Geld auch noch eine Anweisung vorhanden war, ab wann sie wieder kommen durften und vermutlich auch, dass sie sich vorher melden sollten. Denn Renji meinte, es sei alles geklärt, auch wenn Byakuya nicht mitbekommen hatte, dass sie irgendetwas ausgemacht hatten. Irgendwie fühlte sich Byakuya schlecht, dass die anderen derart aus ihren eigenen vier Wänden geworfen wurden. Doch wenn er an den Enthusiasmus zurückdachte, mit dem sie alle ihre Sachen zusammengesucht hatten, war das wohl eher Fehl am Platz. „Nein, danke“, sagte Byakuya und runzelte die Stirn, konnte er sich doch nicht vorstellen, dass das irgendwie schmecken konnte. Als er jedoch den Pürierstab in der Küche hörte, wurde er neugierig und folgte den Geräuschen. Er stand neben Renji, der gerade eine Banane mit Vanille und Milch pürierte und roch verstohlen daran. Auch wenn es süß roch, verspürte er den Drang, einmal zu probieren. „Renji? Ich würde doch etwas Bananenmilch nehmen, wenn das in Ordnung wäre“, setzte er zaghaft an. Renji grinste breit. „Du kannst immer Milch von meiner Banane haben.“ Byakuya legte nur den Kopf schief und rollte mit den Augen, was Renji ein leises Lachen entlockte, während er 2 Gläser aus dem Schrank nahm und ihnen die Milch einschenkte. Dann hielt er Byakuya ein Glas hin, sein Grinsen noch breiter als zuvor. „Aber nicht alles auf einmal schlucken, genieß es!“, forderte er lachend auf. Byakuya nahm das Glas, seufzte tief und wandte sich dann wortlos zum Wohnzimmer ab. Renji kam lachend hinterher und setzte sich neben seinem Liebsten auf das bequeme Sofa. Renji wollte offensichtlich gerade wieder zu einem Gag ausholen, als Byakuya seinen Kopf zu ihn drehte und mahnend sagte: „Noch so ein mieser Scherz und wir fangen wieder bei 6 Dingen an, die du dir einfallen lassen musst!“ Renjis Mund verzog sich zu einem gespielten Schmollen. „Aber ich habe dich schon massiert und habe dir Abendessen bei Cifers besorgt! Und unter der Dusche hast du auch gemeint, dass mein Mund zu mehr, als nur zum Reden zu gebrauchen sei...“ Jetzt war es an Byakuya, leise zu lachen. „Dann sieh zu, dass deine vorherige Arbeit nicht umsonst gewesen ist!“ Renji stellte sein Glas auf den Tisch und verschränkte die Arme vor der Brust, seine Unterlippe schob er dabei noch weiter nach vorne. Nun stellte auch Byakuya sein Glas ab und kletterte auf Renjis Schoß. Er saugte die Unterlippe etwas ein und knabberte daran. Dabei ließ er sanft seine Hüften kreisen und entlockte Renji so ein wohliges Stöhnen. „Du könntest auch einfach aufhören, zu schmollen, und die letzten 3 Versprechen einlösen“, schnurrte er in Renjis Ohr, bevor er begann an dem Ohrläppchen zu knabbern. „Du machst es mir auch gerade damit besonders schwer“, gab Renji heiser zurück. „Wenn du so weiter machst, möchte ich mich heute gar nicht mehr bewegen.“ Sein Verlangen war genauso deutlich in seiner Stimme zu hören, als es unter Byakuya zu spüren war. Sie hatten bereits heute die ein oder andere erotische Interaktion gehabt, nicht zuletzt, ihr kleines Zwischenspiel in der Dusche, bei der Renji darauf bestanden hatte, Byakuya mit dem Mund zu verwöhnen. Der bloße Gedanke daran entlockte nun auch ihm ein Stöhnen. Doch trotz dem Bad und auch dem gestrigen Abend schien keiner von beiden genug von dem Anderen zu bekommen. Byakuya konnte sich das nur damit erklären, dass sie beide die aktuelle Situation noch gar nicht wahrhaben konnten und beide insgeheim befürchteten, bald wieder getrennt zu werden. Auch wenn es Renji nicht zugeben wollte. Ein Ruck holte Byakuya zurück in die Gegenwart. Wie von selbst schlang er Arme und Beine um Renji, als dieser aufstand, um sie in sein Zimmer zu tragen. Dabei massierte er Byakuyas Hintern, der wohlig aufseufzte und begann, an Renjis Hals zu knabbern. Kurz hielt Renji inne, sog scharf die Luft ein und atmete wieder durch den Mund aus, bevor er die Treppe hochging. Byakuya biss leicht in die Haut am Schlüsselbein. „Lass das, wenn ich die Treppe hochgehe, oder wir sind ganz schnell wieder unten“, brachte Renji unwirsch heraus, da er Probleme hatte, bei einer solchen Stimulation seinen Körper vollständig unter Kontrolle zu haben. „Macht nichts, ich kenne einen guten Physiotherapeuten“, schnurrte Byakuya wieder in sein Ohr. „Nicht, wenn der sich beim Sturz die Treppe hinunter das Genick bricht“, lachte Renji, als er endlich oben angekommen war und mit der Schulter die nur angelehnte Zimmertür aufstieß. Renji legte Byakuya ohne Umschweife auf sein Bett und begann ihm seine Hose auszuziehen. Mit Wohlwollen hatte er bereits am Morgen festgestellt, dass Byakuya eine Jeans angezogen und daher auf einen Gürtel verzichtet hatte. Er war zwar überrascht gewesen, dass Byakuya solch legere Kleidung überhaupt besaß, aber heimlich musste er sich eingestehen, dass er in dem Moment ein wenig neidisch auf den Jeansstoff gewesen war, der sich so wundervoll an Byakuyas Hüften und Hintern schmiegte. Als er die Hose mit samt Unterwäsche abgestreift hatte und sich wieder für einen Kuss über Byakuya beugte, spürte Renji ziemlich direkt die kühlen und sanften Hände unter seinem T-Shirt. Nur kurz unterbrach er den Kuss, um es sich über den Kopf zu ziehen und warf es dann achtlos in den Raum hinein. Er streifte mit seinem Bauch Byakuyas halb erigiertes Glied, entlockte ihm damit ein Keuchen und unterbrach den Kuss. Er half den Schwarzhaarigen sich kurz aufzurichten, damit auch er sein T-Shirt ausziehen konnte und nutzte die Tatsache, dass er für seine Hose aufstehen musste damit, schnell noch das Gleitgel aus seinem Yachiru-sicheren Versteck zu holen. Mit einem lasziven Grinsen drehte er sich zu Byakuya um, platzierte sich dann zwischen Byakuyas Beinen und fuhr mit seiner Zunge über Byakuyas Männlichkeit. Byakuya ließ seinen Kopf nach hinten fallen, drückte ihn tiefer in das Kissen, als Renji langsam zu saugen begann. Würde er davon jemals genug bekommen, die Frage war genauso schnell in seinem Kopf aufgetaucht, wie wieder verschwunden, als sich er sich langsam unter Renjis fähigen Berührungen zu winden begann. Nur am Rande des Bewusstseins hatte er die Verschlusskappe des Gleitgels gehört, so verloren war er in dem Gefühl von Renjis Mund und Zunge um seinen Schwanz. Am Anfang war es ihm unangenehm gewesen, wie sehr er sich beim Sex verlieren konnte, doch schlussendlich war er zu der Erkenntnis gekommen, dass es vielleicht genau so sein sollte. Er spürte, wie sich die Matratze bewegte und riss dann überrascht die Augen auf, als sich Renji langsam auf ihn niederließ. „Warte“, stieß er keuchend hervor und legte die bebenden Hände auf Renjis Hüfte, ein kläglicher Versuch, die Bewegung zu unterbinden. Doch Renji kam seiner Bitte nach und blickte ihn fragend, aber auch verlangend an. „Du musst nicht, ich kann auch...“, der Rest von Byakuyas Worten waren verflogen, als sich Renji ihm weiter entgegendrückte, Byakuyas Glied immer weiter in sich aufnahm. Er bebte am ganzen Körper, sein Atem ging mindestens genauso schnell, wie sein Herz gegen seine Brust hämmerte. „Oh Gott, Renji“, keuchte er langgezogen und krümmte sich ein wenig unter dem Rothaarigen, als er komplett hineingeglitten war. Sein Kopf kam mit dem plötzlichen Rollentausch nicht klar, auch wenn er sich so etwas insgeheim das ein oder andere Mal gewünscht hatte. Es fühlte sich einfach unbeschreiblich an, so tief in Renji zu sein. Er blickte seinen Partner ins Gesicht, bis er die Augen öffnete, sich mit einem schiefen Grinsen vorbeugte und seinen Lippen begegnete. Byakuya schlang die Arme um Renji und begann sich langsam zu bewegen. Renji begegnete seinen Bewegungen begierig und schon bald keuchten sie in ihre Münder hinein, unfähig, sich auf den Kuss zu konzentrieren. Als Byakuya merkte, dass er sich langsam dem Abgrund näherte, ließ er die Hand zwischen sie gleiten und umgriff Renjis pochendes Glied. Er pumpte im Takt von Renjis Bewegungen, während er spürte, wie Renji seine Schultern fest umgriff, die Bewegungen schneller, hektischer wurden. Als Renji kurz darauf kam und sich die Muskeln um Byakuyas Schwanz verengten, war das alles, was er brauchte, um sich mit Renjis Namen auf den Lippen von den Wellen des Höhepunktes hinweg tragen zu lassen. Schwer atmend lagen sie nebeneinander auf dem Bett. „Wow“, machte Byakuya atemlos, worauf Renji keuchend lachte. „Das Kompliment gebe ich gerne zurück.“ Byakuya drehte sich auf die Seite, um sich an Renjis Körper zu schmiegen. Renji hielt einem Arm vom Körper, sodass er seinen Kopf auf dessen Schulter betten konnte und einen Arm locker um Renjis Taille warf. Eine Weile lagen sie so da, bis Renji tief durchatmete. „So. Für immer“, seufzte er und küsste Byakuyas Scheitel. „Weißt du“, begann Byakuya, mit einem Mal vollkommen überzeugt und zufrieden. „Wir werden das hinbekommen. Wir werden gemeinsam allen Widrigkeiten trotzen.“ Renji lachte sanft, legte einen Finger unter Byakuyas Kinn, damit er den Kopf in seine Richtung hob. Dann küsste er ihn lange. „Ja. Das werden wir.“ Epilog: -------- "Könnte mir mal jemand den Reis reichen?", fragte Shūhei in die Runde. „Natürlich“, kam es prompt von Rukia zurück, die die Schüssel sofort schräg über den Tisch reichte und beinahe in ihrem überschwänglichen Eifer einen Ellbogen in Ichigos Gesicht rammte. „Tut mir leid“, entschuldigt sie sich sofort. „Ich bin nur immer noch völlig aus dem Häuschen, dass wir endlich mal wieder wirklich alle zusammen sind!“, sagte sie begeistert, ihre violetten Augen funkelten vor Freude. „Das war wohl hauptsächlich mein Verschulden, das bedauere ich wirklich sehr. Seit ich die Firma meines Großvaters übernommen habe, ist meine Freizeit etwas zu kurz gekommen.“ „Kein Grund sich zu entschuldigen“, warf Izuru ein und machte eine wegwerfende Handbewegungen und die Anwesenden im Raum nickten bestätigend. „Außerdem waren unsere Weltenbummler auch kaum zu Hause!“, warf Renji ein und blickte dabei Momo an, die sofort leicht errötete und den Blick zum Boden richtete. „Jawohl!“, Rangiku riss einen Arm in die Höhe. „Das Nachtleben von New York ist der Hammer! Oder Moskau! Russischer Wodka hat es sowas von in sich, meine Herren! Oder das Oktoberfest!“, zählte sie enthusiastisch auf, während die Momo fest an ihre Brust zog. „Mir tut Momo schon leid. Musste ständig ihre besoffene Freundin durch die Gegend schieben, am nächsten Tag ihren Kater versorgen und dann geht das ganze Spiel von vorne los“, grummelte Tōshirō, doch Momo winkte sofort ab. „Wir haben auch viel kulturell Interessantes gesehen“, verteidigte sie sich. „Ja!“, mischte sich Rangiku wieder ein. „Das Brauhaus in München zum Beispiel und...“, doch ihre nächsten Worte gingen in ein kollektives Gelächter unter. „Wie läuft es im Restaurant?“, wandte sich Renji interessiert an Kensei und Shūhei, die ihm am nächsten saßen. Der Ältere nickte. „Gut. Wirklich gut. Wir überlegen, noch ein zweites Restaurant zu eröffnen. Vielleicht mal was Ausgefalleneres“, erklärte er. „Okonomiyaki!“, kam es fröhlich von Yachiru. Renji lachte, nicht zuletzt, da Byakuya neben ihm den Mund verzog. „Nur weil es das selten bei uns gibt, heißt es nicht, dass es auch für alle anderen Ausgefallen ist.“ Yachiru schmollte und der Rest aß weiter, bis ihre abendliche Idylle erneut unterbrochen wurde. „Papa?“, sofort gingen 2 Köpfe nach oben und zur Seite. Auch ein fast einstimmiges „Ja?“ war zu hören und entlockte den Gästen ein Lächeln. In der Tür zum Esszimmer stand ein kleines Mädchen, vielleicht 4 Jahre alt und rieb sich verschlafen mit den den Fingerknöcheln über die Augen. In der anderen Hand hatte sie ein Teddybär und zog ihn hinter sich her. Mit der blassen Haut, den schwarzen Haaren und den sturmgrauen Augen war sie ein Ebenbild ihres Vaters. „Kannst du nicht schlafen, Mariko?“, fragte Byakuya sanft und stand auf. Er ging auf sie zu und sie streckte bereits die Arme nach ihm aus. „Ihr seid so laut“, schmollte sie ein wenig. Byakuya gab ihr einen Kuss auf die Stirn, als er sie hochgehoben hatte. „Bitte entschuldige, meine Süße. Magst du noch ein wenig aufbleiben?“, bot er an und die Kleine nickte eifrig. „Hey! Wenn Mari aufbleiben darf, wollen wir auch!“, verkündete die Stimme eines Jungen aus dem Flur. Renji rollte mit den Augen. „Aki! Wenn du schon wach bist, kannst du auch gleich reinkommen und nicht durch die Bude brüllen“, rief Renji, stand dann aber auch auf, nachdem er sich noch einen Bissen in den Mund geschoben hatte. „Ganz der Vater~“, bemerkte Gin, der zwischen Shūhei und Izuru saß, in seiner gewohnten Singsang-Stimme. „Ja“, seufzte Byakuya, als er mit seiner Tochter im Arm wieder zum Tisch kam. „Leider kommt viel zu viel von Renjis Temperament durch“, scherzte er mit einem schiefen Grinsen. Renji zog gespielt eingeschnappt die Nase hoch, als er an Byakuya vorbei ging. „Sind die beiden nicht süß zusammen“, flüsterte Rukia ihrer Schwägerin Karin ins Ohr. „Davon kann sich Tōshirō noch eine Scheibe abschneiden“, kicherte Karin, verkniff sich das jedoch sofort wieder, als ihr Freund sie mit einem angesäuerten Blick ansah. Genau in diesem Moment erschien ein Junge in der Tür, etwas größer als Mariko. Die markanten, roten Haare und die gebräunte Haut machte die Verwandtschaft zu Renji deutlich. Doch die sturmgrauen Augen passten nicht so ganz in das Bild von Renjis Vaterschaft. An seiner Hand hatte er ein Mädchen mit gleichem Hautton, aber schwarzen Haaren. Doch der Braunton ihrer Augen glich Renjis haargenau. „Ich habe Sachi gleich mitgebracht!“, verkündete der Junge mit breitem Grinsen. „Ganz der große Bruder, kann seine Geschwister nicht aus den Augen lassen“, lachte Renji und wuschelte ihm durch die Haare. Sein Blick glitt zu seiner Tochter, die noch sehr verschlafen aussah. „Aber wenn Sachiko schläft, kannst du sie auch ruhig schlafen lassen“, mahnte Renji väterlich, ehe er zum Tisch deutete. „Setz dich auf meinen Platz, ich hol noch einen Stuhl für Sachi und mich.“ Damit verschwand er in der Küche. „Ich glaube, mein Großvater ist immer noch etwas angefressen, dass ausgerechnet der potentielle Erbe Renjis rote Haare geerbt hat. Ich denke, er hatte gehofft, dass die Gene meiner Cousine etwas dominanter sind“, schmunzelte er in die Stille hinein. „Also stimmte das wirklich?“, wollte Rangiku nun wissen. Byakuya nickte. „Ja. Sie hat schon immer über ihre Verhältnisse gelebt und daher früh Schulden angehäuft. Wir haben ihre Schulden bezahlt und dafür war sie die Leihmutter. Nun ja, ursprünglich wollten wir ihr nur unter die Arme greifen, aber als es dann Zwillinge wurden...“, Byakuya ließ den Satz unvollendet. „...sah sie aus, wie ein Ballon kurz vorm Platzen und wir hatten Mitleid“, schloss Renji mit einem breiten Grinsen. „Wo ist ein Luftballon?“, wollte Mariko wissen, die zwischenzeitlich damit beschäftigt war, mit Aki Grimassen zu schneiden und daher abgelenkt war. „Ich bring dir welche auf dem Heimweg am Montag mit, wenn du dafür mein Zimmer aufräumst!“, schlug Yachiru vor, erntete jedoch sofort einen strengen Blick von Byakuya und verstummte und sich wieder ihrem Essen widmete. „Ihr habt jetzt wirklich das Haus voll“, stellte Ichigo fest, Unbehagen war in seiner Stimme zu hören, da ihm aufgefallen war, das Rukia mit einem verdächtigen Glitzern in den Augen die ungewöhnliche Familie begutachtete. „Ja“, lachte Renji und setze sich seine Tochter auf den Schoß. Sofort machte Mariko Anstalten, von Byakuyas auf Renjis Schoß umsiedeln zu wollen, Sachiko hingegen machte sich auf den Weg zu Byakuya. Das ganze sorgte für ein wenig rumgefuchtel, bis Renji Sachiko über Mariko hob und Byakuya in die Hand drückte. „Sie wollen immer zum jeweils Anderen“, seufzte Byakuya. Renji nickte lächelnd, während er über Marikos Kopf strich. „Das war auch der Grund, warum wir umgezogen sind, Ichigo“, kam er wieder auf das Gespräch zurück. „Und ich ausgezogen“, grummelte Tōshirō. Er hatte damals die Gelegenheit genutzt, als Ichigo und Rukia zusammengezogen waren und war zu den Kurosakis gezogen. Er hatte gehofft, so etwas mehr Ruhe zu bekommen. Aber die Rechnung hatte er ohne Isshin Kurosaki gemacht. „Unsere alte Wohnung ist übrigens wieder zum Vermieten in der Zeitung“, wechselte Izuru das Thema. „Super! Dann kann ich mit Nel und Lilynette endlich eine WG aufmachen!“, kam es begeistert von Yachiru. „Erst einmal bist zu dafür noch viel zu jung“, bemerkte Renji mit strengem Blick. „Zudem musst du auch irgendwie die Miete und alles andere, was du zum Leben brauchst zahlen. Und schau jetzt nicht Byakuya an!“, fügte er schnell hinzu. Als Yachiru die Augen rollte, zog Byakuya das Ass aus dem Ärmel: „Außerdem könntest du dann Jiji nicht mitnehmen. In eurer alten Wohnung waren Tiere nicht erlaubt“ Yachirus Augen wurden groß. „Aber ich kann doch nicht ohne meinen dicken Jiji gehen!“, kam es von ihr und ihr Blick glitt in den Flur, in dem ihr Kater gemütlich auf dem Kratzbaum schlummerte. Karin hingegen blickte unentwegt auf die 3 Kinder vor ihr. „Irgendwie kann ich es nicht glauben, dass ihr 3 Kinder gleichzeitig großzieht. Vielen ist gerade am Anfang eins noch zu viel.“ „Wir hatten große Unterstützung von Aio und Sayuri, die im Haushalt von Byakuyas Großvater arbeiten. Daher brauchten wir uns auch kaum um den Haushalt kümmern, das ist ein enormer Vorteil. Und generell, wir hatten auch immer mindestens eine Person, die sich liebend gerne um die Rasselbande gekümmert hat. Nicht zuletzt der Uropa. Daher hatten wir unglaublich viele Freiheiten und ich konnte auch schon früh wieder zumindest Teilzeit arbeiten“, erklärte Renji. Er wusste nicht, wie oft er diese Sätze nun schon runtergeleiert hatte. Doch das schmälerte den Wahrheitsgehalt in keiner Weise. „Ehrlich gesagt, habe ich noch lange befürchtet, dass er euch das Leben schwer machen würde“, gab nun Izuru zu, erwähnte dabei extra nicht Ginreis Namen, damit die Kinder nicht merkten, über wen sie da sprachen. Byakuya lachte. „Er meinte zu mir, dass er es nur so lange dulden würde, wie es nicht die Firma negativ beeinflussen würde. Als die Medien von unserer Beziehung Wind bekommen hatte, gab es plötzlich jede Menge Schlagzeilen. Er wurde in den Himmel gelobt, dass er so weltoffen sei, um die Beziehung zu akzeptieren und die Aktie ist durch die Decke gegangen. Seitdem geht es der Firma besser denn je. Geschäftspartner meinten, das wäre nun dieser 'Hauch von Menschlichkeit'. Seitdem kam kein schlechtes Wort mehr darüber von ihm“, Byakuyas Grinsen war voller echter Erleichterung und Dankbarkeit. Seine Augen leuchteten, als er Renji von der Seite anschaute. „Ich habe mich gefragt, ob ihr euch nicht ein bisschen zu viel aufgebürdet habt“, gestand Rangiku nun mit einem Lächeln. „Doch ich sehe, ihr kommt hervorragend zurecht.“ „Wir geben unser Bestes“, meinte Renji mit einem glücklichen Grinsen und küsste Byakuya dann auf die Schläfe. “Alle im Bett?”, fragte Byakuya leise im Flur. “Ja und sind auch ziemlich direkt eingeschlafen”, lachte Renji leise, schlang die Arme um Byakuyas Hüften und zog ihn an sich. “Alle weg?”, fragte er dann. “Ja, nun sind wir alleine”, Byakuya lächelte Renji von unten herauf an und richtete sich etwas auf. Renji erkannte den Wink mit dem Zaunpfahl, war er doch nun lange genug mit Byakuya zusammen. Er drückte den Anderen fester an sich und beugte sich hinunter, um ihn zu küssen. Als sie sich wieder trennten, legte Byakuya seinen Kopf gegen Renjis Brust. “Ich kann nicht glauben, dass das alles schon 5 Jahre her ist. Es kommt mir vor, als wäre es erst gestern gewesen”, murmelte Byakuya in den Stoff des T-Shirts hinein. “Na ja, gestern ist übertrieben”, lachte Renji. “Gestern war die Geburt unserer Kinder. Vorgestern war der Stress mit deinem Großvater.” Byakuya lachte leise. “Mariko ist aber 3 Monate älter als Aki und Sachiko”, stellte er klar. “Von mir aus auch das. Meine Güte, du wirst bald 30… Ich sollte vielleicht schonmal anfangen, nach was Jüngerem und Knackigerem Ausschau zu halten. Bald bist du nicht mehr so beweglich”, neckend knabberte Renji an Byakuyas Ohrläppchen, bevor sich dieser aufrichtete und Renji mit hochgezogener Augenbraue und kalten Blick ansah. “Soll das etwa eine Herausforderung sein, Renji Abarai?”, fragte er mit kühlen, tadelnden Ton. Renjis Grinsen wurde währenddessen immer breiter und er nickte energisch. Dann griff Byakuya Renji fest an den Kragen, sodass Renji ihm stolpernd in das Schlafzimmer folgen musste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)