Two Worlds Collide von yezz (Byakuya x Renji) ================================================================================ Kapitel 38: Fleischbeschau mit Hindernissen ------------------------------------------- Mit kochender Wut und aufgesetzter Freundlichkeit begrüßte er die anwesenden Damen. Die Begrüßung schien endlos zu dauern. Höfliche Belanglosigkeiten wurden ausgetauscht und jede der jungen Frauen versuchte die andere zu übertrumpfen. Er fühlte sich wie eine Attraktion im Zoo. Es hatte nicht geholfen, dass sein Großvater offensichtlich bei der Einladung verkündet hatte, dass eine der Damen seine Zukünftige werden würde. Langsam kam wieder der Kopfschmerz auf, der ihn die letzten Tage begleitet hatte und ihn wieder wehmütig an Renjis Massagen denken ließ. Er grübelte über einen geeigneten Zeitpunkt, seinen Großvater zur Rede zu stellen, doch vor den Anwesenden konnte er das nicht tun. Eine solche Respektlosigkeit würde er ihm nicht durchgehen lassen und mit Pech würde er seinen Zorn darüber an Renji auslassen. So lange Byakuya noch keinen Ausweg sah, würde er das einfach nicht riskieren können. In Gedanken legte er sich einen Plan zurecht, wie er alle am Ende des Abends vertrösten konnte. Währenddessen lauschte er nur halbherzig dem oberflächlichen Geschnatter diverser Töchter von Großindustriellen, Politikern und Vorsitzenden aus dem Finanzwesen. Er kannte sie alle, hatte mehrfach schon mit ihnen essen müssen. Keine war älter als 25 Jahre und vermutlich hatte ebenso keine der Damen jemals einen Finger krumm machen müssen. Sie haben immer alles bekommen, spätestens dann, wenn sie einmal trotzig mit dem Fuß aufgestampft waren. Vielleicht machten sie das ja auch heute noch so, denn Byakuya wusste, dass man auch genau das von ihm erwarten würde. Seine Zukünftige mit Geschenken überhäufen, ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen und möglichst bald schwängern. Das waren die Punkte, die von ihm erwartet wurden, aber wer dachte dabei an ihn? Was war mit seinen Bedürfnissen und Wünschen? Er wollte nicht einer diese reichen Säcke werden, die ihre Partnerinnen regelmäßig fremdgehen. Das war einfach grausamer, als jede Abweisung. „Herr Kuchiki? Sie wirken abwesend?“, flötete seine Gesprächspartnerin gekünstelt. Dem Schwarzhaarigen wurde beinahe schlecht dabei. „Verzeiht, aber ich war von ihren Augen fasziniert“, log er ohne zu zögern und erntete dafür ein leises Kichern. Byakuyas Gedanken hingegen schienen ihn, wegen dieser Lüge, förmlich anzuschreien. Er kämpfte den Drang zurück, mit den Augen zu rollen. Auch weil ihm nicht klar war, ob diese Geste der blöden Schnepfe mit den dümmlichen Rehaugen galt oder seiner bescheuerten Lüge. Nun würde sie allen sagen, dass er ihre Augen toll finden würde. „Bitte entschuldige mich kurz“, damit trat er die Flucht auf die Toilette an. Er lehnte sich mit der Stirn gegen die kalten Fliesen und atmete tief durch. Der Kopfschmerz hämmerte mittlerweile zwischen seinen Augen und ließ ihn, neben den ganzen dämlichen Konversationen, halb wahnsinnig werden. „Hast du dich schon entschieden?“, hörte er die Stimme seines Großvaters. Er stand in der Tür der Toilette, betrat den Raum aber nicht, sodass die Tür einen Spalt offen stand. „Ich habe gesehen, dass du dich prächtig mit der Tochter von Takanaga unterhalten hast“, bemerkte er. „Prächtig? Oberflächlich würde eher passen“, entgegnete Byakuya bissig. „So sind Frauen nun einmal“, erklärte Ginrei ihm gleichgültig. „Sobald du erst einmal einen Erben produziert hast, kannst du machen, was du möchtest. Natürlich so lange es nicht öffentlich wird.“ Byakuyas Augen weiteten sich vor Zorn. „Produziert? Was bin ich eigentlich für dich? Ein gottverdammter Zuchtbulle? Was soll der Scheiß hier eigentlich?“, schrie er ihn zornig an. „Byakuya Kuchiki. Vergiss nicht, wer vor dir steht. Wir hatten eine Abmachung. Du hältst dich ab jetzt sehr genau an die Regeln oder dein Lustknabe und seine Familie wird leiden“, donnerte ihm der Weißhaarige eine neue Drohung entgegen. Kurz blickte der Schwarzhaarige ihn fassungslos an. Dann schüttelte er den Kopf. „Bemitleidenswerter alter Mann... Wenn du wüsstest, wer da wen gevögelt hat“, platzte aus ihm raus, während er sich seinen Weg aus dem Bad bahnte und seinen völlig versteinerten Großvater anrempelte. Während dem Rückweg hätte er sich am liebsten selbst für seine unbedachten Worte ohrfeigen können. Von allen Dingen, die er hätte sagen können, war das ja nun mit das Bescheuerteste gewesen. Wenn er Pech hatte, hat er Renji mit seinen Worten richtig tief in die Scheiße geritten. Seufzend betrat er wieder das Séparée und war überrascht zu sehen, dass die Damen bereits Platz genommen hatten und die Getränke schon auf den Tischen standen. Er war recht froh über diesen Anblick, denn so musste er nicht mit ansehen, wie sich die Anwesenden um die beiden Plätze je am Kopf des Tisches prügelten. Denn wenn er eine Sache gelernt hatte, dann, dass Frauen in solchen Lagen schlimmer waren, als Männer. Denn sie kämpften mit allen Tricks und schreckten vor nichts zurück. Mit einer kleinen Erleichterung erkannte er, dass 2 weniger nervtötende Damen die beiden ersten Plätze des unteren Platzes eingenommen hatten. Zielsicher ging er auf den leeren Platz zu und ignorierte dabei die hoffnungsvollen Blicke der Damen, die nun mit seinem Großvater Vorlieb nehmen mussten. Dieser betrat den Raum, kurz nachdem sich Byakuya gesetzt hatte. Zwar war seine Miene gewohnt emotionslos, doch konnte er anhand der Blicke, die er ihm zuwarf, erkennen, dass er ganz schön tief in der Klemme saß. Heute Abend würde er noch den Zorn seines Großvaters zu spüren bekommen. Jedoch blieb ihm keine Zeit, sich großartig Gedanken zu machen, denn es wurde bereits die Vorspeise serviert. Als der 2. Kellner den Raum betrat, traf Byakuya der Schlag. Sofort erkannte er Shūhei, doch falls dieser Byakuya erkannte, ließ er sich das nicht anmerken. Betrübt ließ der Schwarzhaarige seinen Blick auf den Tisch gleiten. Schweigend aßen sie die Suppe, die serviert worden war. Die Stille wurde nur für einen Augenblick davon unterbrochen, dass sich sein Großvater offensichtlich über die Suppe beschwerte, ausgerechnet beim Shūhei. Byakuya fragte sich, ob das Absicht war, denn er persönlich hatte jeden Löffel genossen. Als Hauptgang gab es ein Lendenstück vom Wagyu-Rind mit einer Teriyaki-Trüffel-Sauce. Das Fleisch sah schon unglaublich zart aus, doch seine Freude wurde sofort getrübt, denn er hörte, wie Ginreis Stimme durch den Raum donnerte. „Das ist eine absolute Frechheit. Das kommt davon, wenn man Abschaum von der Straße aufsammelt. So etwas wie du sollte Müll auf der Straße aufsammeln und nicht kellnern! Ich möchte sofort mit dem Geschäftsführer sprechen!“, natürlich war sein Opfer wieder Shūhei. Jetzt wurde Byakuya auch klar, dass sein Großvater das wahrscheinlich nur tat, um ihn, von den anderen unbemerkt, öffentlich zu demütigen. Hatte er das alles von langer Hand geplant? Das Restaurant ausgesucht, weil er dort arbeitete? Damit Renji auf jeden Fall erfährt, dass er heiraten würde? Erneut kochte die Wut in ihm hoch. Als sein Großvater erneut zum Sprechen ansetzte, knallte Byakuya seine Fäuste auf den Tisch. Das Geschirr klapperte und hier und da entfuhr einer der Damen ein erschreckter Laut. „Das reicht, Großvater. Was soll das?“, zischte er. „Was das soll? Ich zeige diesem Abschaum seinen Platz“, schoss Ginrei zurück. Die Stuhlbeine quietschten über den Boden, als Byakuya aufstand. „Das ist lächerlich. Du solltest deine schlechte Laune nicht an andere herauslassen. Ich habe genug von dieser lächerlichen Farce. Damit du es weißt, ich werde keine dieser Frauen heiraten, nur um sie dann zu hintergehen, wie es scheinbar so üblich ist. Mir reicht es!“, damit schnappte er sich Shūhei und zog ihn aus dem Raum hinaus. Doch erst vor der Tür bemerkte er das und ließ ihn schnell los. „Das Verhalten meines Großvaters tut mir leid. Solltest du Probleme mit dem Geschäftsführer deswegen bekommen, verweise ihn bitte an mich. Ich habe bestimmt auch eine Karte in meiner Tasche“, erst als er die Hand des anderen auf seinem Arm bemerkte, blickte er ihn an. Shūhei blickte ihn mit hochgezogener Augenbraue durchdringend an. „Keine Sorge, ich werde keinen Ärger bekommen. Mein Chef hat einen ziemlichen Durchblick und wir haben ein besonderes Verhältnis“, erklärte er mit einem schiefen Grinsen, das keinen Zweifel über die Art ihres Verhältnisses zueinander zurückließ. „Aber jetzt kann ich mir ziemlich genau vorstellen, was der Grund für dein Verschwinden angeht. Du solltest mit ihm reden, weißt du?“, schlug er vor. „Aber was soll ich sagen? Dass ich vor meinem Großvater den Schwanz einziehe?“, fragte Byakuya schon beinahe verzweifelt. „Ich habe euer Gespräch auf der Toilette mitbekommen. Wenn du das Renji sagst, wird er dir verzeihen. Vielleicht nicht sofort, aber er wird zumindest verstehen, warum du so gehandelt hast. Glaubst du nicht, dass du ihm wenigstens eine Erklärung schuldest?“ Byakuya seufzte. Er hasste es, wenn andere recht hatten. Langsam nickte er. „In Ordnung. Das sollte ich wirklich tun. Weißt du, wo er jetzt ist?“ „Auf der Arbeit, sein Urlaub ist vorbei“, erwiderte der andere. „Warte“, kam es, als der Schwarzhaarige sich gerade umdrehen wollte. Shūhei kramte in seiner Hosentasche und hielt im einen Autoschlüssel hin. „Nimm den Wagen“, Byakuya starrte mit großen Augen den schwarzen Schlüssel an. „Das kann ich nicht“, meinte er kopfschüttelnd. „Und ob du kannst. Vor allem solltest du es. Und zwar schnell, bevor dein Großvater zur Besinnung kommt und dich hier noch rumstehen sieht“, beharrte der Kellner. Vorsichtshalber blickte Byakuya noch einmal kurz in den Eingangsbereich, dann griff er nach dem Schlüssel. „Vielen Dank, aber wie kommst du heim?“ Shūhei grinste. „Ich denke, ich werde jemanden finden, der mich fährt.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)