Two Worlds Collide von yezz (Byakuya x Renji) ================================================================================ Kapitel 19: Familienbande II ---------------------------- Byakuya richtete seinen Blick wieder auf das Stadtpanorama. Wie konnte Renji das nur erraten haben? War er so einfach für ihn zu lesen? Oder war es einfach nur geraten gewesen? Doch ungebeten glitten seine Gedanken wieder in die Vergangenheit. In Zeiten, wo er ähnlich ausgelassen war, wie er nun mit Renji umgehen konnte. Auch wenn er damals im Allgemeinen noch nicht so äußerlich kühl gewesen war. Die leichte Berührung einer warmen Hand auf seiner Schulter ließ ihn aus seinen Gedanken hochschrecken. Er spürte, wie die Hand leicht und aufmunternd zudrückte. „Es tut mir leid, wenn ich gerade zu weit gegangen bin. Ich hätte so etwas nicht einfach fragen sollen.“ Byakuya spürte, wie die angenehm tiefe Stimme seinen Körper wieder entspannen ließ, wie sich die Wärme auf seiner Schulter ausbreitete, bis auch die Worte ein unmerkliches Lächeln auf seine Lippen gezaubert hatte. Wie typisch es doch für Renji war, dass er sich für eine solche Frage entschuldigte. Es erstaunte Byakuya immer wieder, wie empathisch der Rothaarige doch war. Manchmal war er etwas neidisch auf dessen sozialen Fähigkeiten, war er doch selbst das genaue Gegenteil. Eigentlich wollte er es bei einem einfachen Kopfschütteln belassen, doch fand sich schnell in den ausdrucksstarken Augen des anderen gefangen. „Uns war nicht viel Zeit vergönnt, doch es war vielleicht sogar meine erste große Liebe“, setzte er gegen seinen Willen an und ließ den Blick hinunter auf die Decke gleiten. „Als mein Großvater von ihrer Krankheit erfuhr...“, er stockte und starrte das weiche Textil unter sich finster an. Er schreckte auf, als Renji neben ihm aufstand und sich auf die andere Seite von ihm gegen die Wand lehnte. Danach beugte er sich vor und zog Byakuya so an sich, dass er mit dem Rücken gegen seiner Brust lehnte und seine Beine links und rechts von ihm lagen. Kurz schoss dem Schwarzhaarigen durch den Kopf, dass derart gespreizte Beine doch auf Dauer unangenehm sein würden, als er spürte, wie die Hände aufmunternd über seine Seiten strichen. Der Duft des anderen war betörend nah, mit etwas Genugtuung konnte er einen weitere Nuance aus dem komplexen Duft des Rothaarigen herausfinden. Koriander. Er schloss die Augen, ließ den Kopf gegen die breite Brust fallen und genoss einfach nur. Doch als er Renjis Nase in seinem Nacken spürte, riss er die Augen sofort wieder auf. „Was...?“ Renji lachte leise in sich hinein. Das leichte Beben seiner Brust schüttelte Byakuya ein wenig durch. „Entschuldige. Aber du riechst einfach so gut...“, gab er lächelnd zu, was den Schwarzhaarigen etwas aus der Bahn warf. Ging es Renji da tatsächlich wie ihm selbst? Er räusperte sich, um die leicht angeheizte Stimmung zwischen ihnen zu zerstören und machte es sich wieder in seiner Position gemütlich. „Sie starb 5 Monate, nachdem wir zusammen gekommen waren“, nahm er das vorherige Thema wieder auf, auch wenn er sich nicht sicher war, ob er das erzählen sollte, immerhin würde nun eine durchaus traurige Geschichte folgen, wenn der Rothaarige sie überhaupt hören wollte. Doch das Streicheln an seinen Seiten begann wieder und so fuhr Byakuya einfach fort. „Mein Großvater war nicht begeistert von ihr. Er sagte immer, sie sei unter meinem Stand und ich sollte mir jemand suchen, der...“, er unterbrach sich für ein fassungsloses Kopfschütteln. „Jemand der es wert sei“, er spie diese Worte förmlich aus. Die Hände glitten etwas nach oben, strichen über seine Schultern und seine Brust. Alles in diesen Berührungen, fast schon Umarmungen, schien zu sagen 'Ich hab dich, lass dich einfach fallen'. Byakuya entspannte sich und schloss die Augen. „Und dann kam der Tag, an dem sie mir von der Diagnose erzählte. Die Ärzte hatten ihr damals noch 2 bis 3 Monate gegeben. Als mein Großvater davon erfuhr, war sie plötzlich interessant für ihn. Er wollte sie in alle möglichen Forschungsstudien schicken und medial bis ins letzte ausschlachten.“ Je weiter er mit seiner Erzählung fortgefahren war, desto langsamer waren Renjis Bewegungen geworden, bis er schlussendlich ganz innehielt. Der Schwarzhaarige spürte, wie dessen Hände vor stiller und zurückgehaltener Wut zitterten, als sie auf seiner Brust zum Stillstand kamen. Unbewusst legte er seine Hände auf die des Rothaarigen und strich mit den Daumen über die Knöchel. „Ich habe sie so gut es ging davon abgeschirmt. Keine 4 Monate danach war sie tot“, er schluckte schwer. Zum ersten Mal erzählte er jemand von der Zeit. Zum ersten Mal glaubte er, dass es jemanden wirklich ernsthaft interessierte. Und Renji litt mit ihm, das war ihm sofort klar gewesen und es fühlte sich sonderbarer Weise gut an. Richtig gut sogar. „Was war es?“, hörte er die leise, etwas heisere Stimme des Rothaarigen. „Hirntumor“, antwortete Byakuya und Renji stieß hörbar die Luft zwischen den Zähnen aus. „Scheiße... Das tut mir echt leid.“ Byakuya spürte, wie die Arme ihn umschlangen und näher an den Körper hinter ihm drückten, ihm Trost spendeten, obwohl er eigentlich schon damit abgeschlossen hatte. Sie saßen noch eine Weile so beisammen, während Byakuya seinen Gedanken nachhing. Auch Renji schien nachzudenken, auch wenn Byakuya nicht in sein Gesicht sehen konnte, um sich davon zu überzeugen. Dann wanderten die Hände des Rothaarigen wieder auf Byakuyas Schultern und kneteten diese sanft durch. „Manchmal habe ich wirklich große Lust, deinem Großvater die Fresse zu polieren“, diese Feststellung ließ Byakuya sich umdrehen. Sofort legte sich eine der gebräunten Hände auf seine Wange, mit dem Daumen fuhr Renji seine Konturen ab und blickte ihn dabei fest in die Augen. „Niemand verdient eine solche Familie. Familie sollte etwas sein, wohin man gerne zurückkehrt und die einen auffangen. Das ist zumindest meine Definition davon.“ Byakuya schüttelte den Kopf. „Familie kann man sich nicht aussuchen, Renji“, sagte der Schwarzhaarige. „Anfangs nicht. Aber ab einem Punkt kannst du entscheiden, wer deine Familie ist. Dafür muss man nicht miteinander verwandt sein.“ Ein Stück weit machten die Worte Sinn, doch sie trafen eben nicht auf alle Welten zu. In der Welt, in der Renji lebte, war es vielleicht weniger ein Problem. Doch er konnte nicht leugnen, was er war. Seine vollständige Existenz war auf seinen Großvater und dessen Unternehmen ausgerichtet. Er konnte sich nicht einfach davon lossagen und wo anders einen Neubeginn wagen. Das ließ schon sein Pflichtgefühl nicht zu, auch wenn er sich manchmal wünschte, einfach auszubrechen. Renji konnte seine Gefühle nicht in Worte fassen. Er war sprachlos über die Umstände, in denen Byakuya aufgewachsen war und leben musste. Seine Familie mochte zwar ein zusammengewürfelter Haufen sein, aber jeder einzelne war gefühlvoller, als diese gesamte Familie. Inklusive Tōshirō. Als sich Byakuya wieder umgewandt hatte und dessen Körper wieder gegen seine Brust lehnte, begann Renji wieder damit, seine Hände wandern zu lassen. Dabei schielte er kurz verstohlen zu der Uhr an seiner Wand. Sie hatten noch gute 10 Minuten, dann mussten sie sich aus dieser Position lösen. Renji bedauerte es jetzt schon. „Das ist auch der Grund, warum du eine Heirat kategorisch ablehnst“, stellte Renji nach ein paar weiteren Minuten fest. Er sah und spürte, wie Byakuya den Kopf schüttelte. „Nein, ich bin nicht generell gegen eine Heirat. Aber ich möchte heiraten, weil ich die Person liebe und nicht, weil mein Großvater meint, dass sie angemessen sei“, erklärte der Schwarzhaarige und schloss die Augen. Ein Schnauben kam als Antwort. Eine Weile sprach niemand der beiden und sie verharrten weiter in ihrer Position auf dem Boden. „Ich würde ihm trotzdem gerne die Fresse polieren“, stellte Renji plötzlich noch einmal trocken fest. Byakuya lachte schnaubend, drehte sich um, sodass er nun vor dem Rothaarigen kniete. Dabei blickte er fest in die braunen Augen, die fast schon vor Wut glühten. Dieser Ausdruck, begünstigt durch die Tattoos, gab Renji fast schon etwas Wildes, Animalisches. „Er ist es nicht wert, dass du dir die Hände an ihm schmutzig machst“, gab Byakuya zurück und legte eine Hand an Renjis Wange. Dieser lehnte sich ein wenig in die Berührung hinein, blickte sein Gegenüber aber weiterhin entschlossen an. „Aber so kann das nicht weitergehen“, stellte der Rothaarige klar. „Da gebe ich dir recht“, Byakuya unterstrich seine Worte mit einem Nicken. „Dennoch möchte ich erst einmal wieder fit werden. Dann versuche ich, eine Lösung zu finden.“ Die Tür war noch nicht ganz ins Schloss gefallen, da streckte sich Renji bereits und gähnte herzhaft. Es war ein harter Tag gewesen und er hatte sogar am Ende noch 2 Patienten von seiner Chefin übernehmen müssen, die bei einem Kongress festhing. Nachdem er die Schuhe ausgezogen und weggeräumt hatte, lugte er in die Küche, um zu sehen, dass bereits alles vorbildlich gewaschen und aufgeräumt war. Mit einem kleinen Lächeln betrat er das Wohnzimmer, in dem er Momo und Rukia antraf. Rukia, die mitten in den Prüfungen zu ihrem Schulabschluss stand, lernte bereits seit Tagen eisern und in fast jeder freien Minute. Doch auch Momo musste momentan viel für die Schule machen. Daher griff er nach dem Übungsblatt, welches Momo in den Händen hielt. „Ruh dich aus oder lerne selbst noch ein wenig. Ich übernehme“, er lächelte sie auffordernd an. Die Schwarzhaarige nickte und verabschiedete sich in das Zimmer, welches die beiden jungen Frauen sich teilten. „Also? Wo wart ihr, Rukia?“, fragte Renji und überflog das Blatt. „Das musst du nicht tun, Renji. Du kommst gerade von der Arbeit, hast noch nicht zu Abend gegessen und siehst müde aus“, erklärte sein Gegenüber und verschränkte die Arme vor der Brust. „Willst du etwa eine schlechte Note bekommen?“, fragte Renji mit hochgezogener Augenbraue. „Nein... Natürlich nicht. Aber ich kann das auch alleine lernen“, lenkte sie ein. „Nope. Keine Chance. Also los oder soll ich dir lieber Fragen stellen?“, als Reaktion schüttelte Rukia kräftig den Kopf und begann von oben die Formeln auf dem Blatt zu wiederholen. Dem Rothaarigen war sofort klar, dass es eine lange Nacht werden würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)