Two Worlds Collide von yezz (Byakuya x Renji) ================================================================================ Kapitel 16: Langer Abend ------------------------ Renjis Gedanken rasten. Was sollte er jetzt nur sagen? Wie konnte er die Situation umlenken? Leider war es tatsächlich bereits mehrfach passiert, dass Yachiru beim Klauen erwischt worden war. Jedes Mal hatte sie ihm später unter Tränen versichert, es niemals wieder zu tun. In dieser Hinsicht war Renji frustriert und auch resigniert. Schon im Waisenhaus war sie 2 Mal von der Polizei zurückgebracht worden. Damals war es ja noch so gewesen, dass sie tatsächlich kein Geld gehabt hatten und selten Süßigkeiten bekamen. Aber jetzt? Sie hatten ein Fach im Wohnzimmerschrank mit ein paar Süßigkeiten und beim wöchentlichen Einkauf durfte sich immer jeder etwas aussuchen. Also warum dann noch? "Ich werde gleich mal das Jugendheim anrufen und mit Herrn Aizen alle Formalitäten klären", riss ihn die Stimme von Oberwachtmeisterin Suì-Fēng aus den Gedanken. Renji versuchte den Kloß im Hals hinunterzuschlucken. Was hieße das für die komplette Wohngemeinschaft? Er legte sich gerade noch die Wörter zurecht, um Suì-Fēng noch umstimmen zu wollen. Als er einen Schatten aus den Augenwinkeln wahrnahm, der ins Wohnzimmer kam. "Das wird nicht notwendig sein. Rangiku Matsumoto, das Jugendamt hat mir diese Wohneinrichtung zur Betreuung zugeteilt", sie verbeugte sich und Renji war mit einem Mal überrascht, wie ernst die Rotblonde wirken konnte. "Wir können gerne alles notwendige hier besprechen, dann brauchen sie nicht in mein Büro kommen", fügte sie hinzu und zeigte der Wachtmeisterin ihren Ausweis vom Jugendamt. Perplex ging Renji in die Küche, um Rangiku ein Glas Wasser zu besorgen, während die Jugendamtmitarbeiterin noch einmal über den Diebstahl in Kenntnis gesetzt worden war. "Ja", seufzte die Rotblonde ein wenig theatralisch, als Renji ihr das Glas hinstellte und nickte ihm kurz dankbar zu. "Darüber hat mich Herr Abarai bereits in Kenntnis gesetzt und ich habe mich angeboten, einen Termin bei einem geeigneten Kinderpsychologen zu organisieren. Doch leider habe ich bisher noch keinen passenden Psychologen gefunden." Renji hätte sich beinahe an seinem eigenen Getränk verschluckt, als er hörte, wie sie die Polizistin schamlos anlog. Dennoch bemühte er sich, sich nichts anmerken zu lassen. "Yachiru? Was hältst du davon, wenn du hoch in dein Zimmer gehst? Du hast doch sicherlich noch keine Hausaufgaben gemacht?", ergriff nun Renji das Wort, um etwas Zeit zu gewinnen, falls Suì-Fēng auch bei ihm nachfragte. "Wissen sie, das kleine Mädchen hatte es nicht wirklich einfach und die Angewohnheiten aus ihrem Kopf zu kommen, ist wohl schwieriger, als wir vom Jugendamt erwartet hatten. Auch wenn uns Herr Abarai bereits 2 Mal um unsere Unterstützung gebeten hat, hatte die vorherige Betreuerin die Notwendigkeit nicht erkannt. Wie ihnen sicherlich bekannt ist, kann Herr Abarai die kleine Yachiru nicht einfach eigenmächtig zu solch einer Therapie bringen. So unangenehm es für unsere Institution ist, muss ich uns hier zumindest eine Mitschuld einräumen", dabei machte Rangiku ein Gesicht, als würde sie den Vorfall zutiefst bedauern. Renji konnte seinen Ohren kaum trauen. Die Mitarbeiterin des Jugendamtes hat diesen kleinen Monolog derart glaubhaft rübergebracht, dass der Rothaarige ihr sofort geglaubt hätte, wenn er nicht die Wahrheit gekannt hätte. Er hoffte jetzt nur noch, dass die Wachtmeisterin ihr glaubte und dass er bei eventuellen Rückfragen nicht versagte. Als hätte sie seine Befürchtungen gehört, fixierte die Polizistin ihn mit abschätzenden Blick. Ihre Augen trafen sich für einen langen Augenblick. Renji war kurz davor, irgendetwas Unüberlegtes zu sagen, als sie sich wieder Rangiku zuwandte. "Für eine Besserung des jungen Mädchens wäre jedoch sicherlich eine Änderung des Umfelds von Vorteil. Nichts gegen sie, Herr Abarai, aber ich glaube nicht, dass ihr der Umgang mit den Bewohnern dieser Wohnung gut tut. Es ist äußerst unpassend für ein kleines Mädchen", stellte sie kühl fest. Kurz bevor Renji seine Meinung über das 'unpassende Umfeld' geben konnte, sprang Rangiku wieder ein. "Ganz im Gegenteil. Wir konnten bei ihr enorme Verbesserungen feststellen. Im schulischen sowie auch im sozialen Bereich. Daher halten wir einen Familienwechsel für ihre weitere Entwicklung für kontraproduktiv. Bitte senden sie mir ihren Bericht, sobald er fertig ist. Ich werde damit mal versuchen, einen Psychologen zu beauftragen", mit diesen Worten hielt sie Suì-Fēng ihre Visitenkarte unter die Nase. Man brauchte keine Brille, um zu merken, dass dieser es gar nicht gefiel, doch war sie offensichtlich intelligent genug, um ihre Niederlage zu erkennen. Also nahm sie die Karte und stand auf. "Dann wünsche ich ihnen viel Erfolg bei ihrem Vorhaben. Allerdings werden wir nicht lange ein Auge zudrücken. Wenn sich an dieser Lage nicht bald etwas bessert, werde ich mich an den Bezirksleiter des Jugendamts wenden" Sowohl Rangiku als auch Renji erhoben sich von ihren Plätzen und begleiteten die Polizistin zur Tür. Als Renji die Tür wieder schloss, blickte er zu Rangiku. Sie rollte nur mit den Augen und schnitt eine Grimasse. "Jetzt brauche ich was Vernünftiges zu trinken! Habt ihr Sake oder so etwas im Haus?", fragte sie. Rangiku und Renji hatten bereits eine gute halbe Flasche Sake vernichtet, als Tōshirō nach Hause kam. Als er merkte, dass sein personifiziertes Grauen im Wohnzimmer auf dem Sofa saß und dazu noch leicht angetrunken, wollte er schnell die Treppe hinauf. Doch Renji war schneller und fing ihn ab. "Tōshirō, wo warst du? Du hattest vor 3 Stunden Schulschluss und Momo meinte eben, dass du nicht an dein Handy gehst, sie ist dich zu Fuß suchen gegangen!", damit der Weißhaarige nicht schon wieder ausweichen konnte, stellte er sich mit verschränkten Armen vor die Treppe. "Genau Shiro-chan", flötete Rangiku etwas leiernd. "Wir haben uns soooooooooo Sorgen um unseren kleinen Liebling gemacht!", das ließ auch Renji eine Augenbraue hochziehen. Gedankliche Memo: Rangiku niemals alleine mit Tōshirō lassen. Wieder stahl sich die verräterische Röte in Tōshirō Gesicht und bildete einen krassen Kontrast zu den schneeweißen Haaren. "Ich... nehme Nachhilfe", kam leise die Antwort vom Jüngeren. "Nachhilfe? In welchem Fach?", hakte der Rothaarige irritiert nach, denn bisher hatte der andere nichts dergleichen erwähnt. "Biologie", sprudelte es aus Tōshirō heraus und erst als er das breite Grinsen des Rothaarigen sah, erkannte er seinen Fehler. "Ahja, in Biologie", grinste Renji. "Magst du mir mehr erzählen?", ein energisches Kopfschütteln war eine deutliche Antwort. Langsam und etwas plump ließ sich Renji auf eine Treppenstufe nieder und blickte seinem jungen Mitbewohner in die Augen. "Ich weiß, dass du da nicht gerne drüber reden möchtest und das brauchst du auch nicht sofort machen, aber so ein bisschen Bescheid geben, was gerade los ist, wäre schön. Gerade in so einer Situation. Wir haben uns wirklich Gedanken gemacht, ja? Und auch wenn du vielleicht nicht mit mir reden willst, vielleicht ist ja Izuru, Shūhei, Rukia oder Momo ein besserer Ansprechpartner für dich. Mir ist das recht, solange du mit jemanden darüber redest. Such dir nur vielleicht nicht unbedingt Yachiru aus. Das hilft dir nicht wirklich weiter", scherzte er mit einem Augenzwinkern. "Du mir nur jetzt den Gefallen und ruf Momo an und sag ihr, dass du zu Hause bist, ja?", nickend holte der Weißhaarige sein Handy aus der Hosentasche hervor und Renji rückte etwas auf der Treppe, damit dieser an ihm vorbei kam. Mit einem Seufzen richtete er sich wieder auf und ging zu seinem Sessel hinüber, auf den er sich sofort wieder fallen ließ. Dann blickte er Rangiku an, die ihn breit angrinste. "Du hast wirklich Talent. Ich hätte eher geglaubt, dass Izuru und Momo die Erziehung übernehmen aber das hier...", sie pfiff kurz, was aufgrund ihres bisherigen Alkoholkonsums ein wenig daneben ging. "Respekt", dann hielt sie ihm ihre Sakeschale hin. Ein unmissverständlichen Zeichen zum Auffüllen. Hilfe... Das wird noch ein langer, langer Abend, dachte sich Renji mehr verzweifelt als fröhlich. Als am nächsten Morgen der Wecker klingelte, glaubte Renji, dass sein Kopf explodieren würde. Nachdem er 3 Mal den Aus-Schalter verfehlt hatte, war er dazu übergegangen, wie blöd auf das arme Gerät einzuhauen, bis es endlich verstummte. Langsam versuchte er, sich die Geschehnisse vom letzten Abend ins Gedächtnis zurückzurufen. Rangiku war noch lange genug geblieben, bis Shūhei von seinem Nebenjob zurück gekommen war. Shu hatte seine Chance genutzt und ein wenig mit der Rotblonden geflirtet und wenn sich Renji noch richtig erinnerte, hatte er sie auch später heimgefahren. Er hoffte nur inständig, dass sein Auto noch ganz war. Welcher Idiot gab schon einem Fahranfänger einen Nissan Skyline GTR? Die Karre hat 280 PS! Ja... Ich. Ups. Immerhin hatte Rangiku mehr als einen gut bei ihm. Sie hatte alle Schuld aufs Jugendheim abgewälzt. Er fragte sich nur, wer mit Yachiru zu diesem Psychologen sollte. Doch irgendwie hatte er die leise Hoffnung, dass die Situation vom vorherigen Abend die Kleine ein wenig wachgerüttelt hatte. So apatisch und kleinlaut hatte er sie noch nie erlebt. Wer weiß, was diese Suì-Fēng ihr noch alles erzählt hatte? Stöhnend rollte er sich aus seinem warmen Bett und schleppte sich Richtung Bad, um sich dort mit einer kalten Dusche auf Vordermann zu bringen. Als er fertig angezogen in der Küche ankam, hielt ihm schon Rukia mit einem mitleidigem Blick ein Glas Wasser mit gleich 2 Aspirin hin. Dankend nahm er beides entgegen, ließ sich seufzend auf einen Stuhl fallen und spülte die Tabletten mit einem kräftigen Schluck hinunter. „Ich werde alt, ich bin echt nichts mehr gewohnt“, stellte er fest, als er das leere Glas auf den Tisch abstellte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)