Prolog
Schweratmend setzte er sich auf die Bettkante, zündete sein Feuer und sog genüsslich an seiner Kippe. Das Licht im Zimmer war aus. Die einzige Lichtquelle schien durch das Fenster direkt auf seinen Rücken und lies einige Schweißperlen sichtbar werden. Ihr entging nicht sein Tattoo, ein Drache, der sich von seiner rechten Schulter bis zu seinen Arm lang durchschlängelte. Sein graues Haar klebte an seinem Nacken und glänzte im Licht. An den Anblick hatte sie sich bereits gewöhnt.
„Willst du auch einen, Babe?“, fragte er zu ihr gewandt und hielt ihr eine Zigarette hin. „Heute nicht.“, antwortete sie, stand auf als sie wieder zu Atem kam und zog sich langsam an. Ihm machte es nichts aus, dass sie es so eilig hatte. Während sie sich in ihre Kleidung drängte, drückte er seinen Stummel im Aschenbecher aus und schlenderte ins Bad. Nach ein paar Minuten kehrte er mit einem Handtuch um seine Hüften gewickelt und einer Brieftasche in seiner Hand zurück. Er zückte die üblichen Scheine raus und drückte ihr sie vorsichtig in die Hand. „Danke, Babe.“. Wie immer verabschiedete sie sich mit einem Lächeln und schloss die Tür hinter sich.
Da es mitten in der Nacht war hoffte sie niemanden über den Weg zu laufen. Schnell machte sie sich vom Treppenhaus auf zum Campusgelände, um zu ihrem Apartment zu gelangen. Das Geld hatte sie sich in ihren BH gesteckt, da sie Angst hatte es zu verlieren. Geld war eine gemeine Sache. Manche wurden wortwörtlich mit Geld beschmissen, während andere es hart verdienen mussten. Es war reine Glückssache, ob man in einem reichen Haushalt aufwuchs oder in einem armen. Und Sakura hatte kein Glück. Ihr Vater, hatte sich mit seinem Alkoholkonsum für seinen Tod entschieden und ließ sie und ihre Mutter in jungen Jahren allein. Ihre Mutter, eine schwache Frau, die alles für Geld machte, um ihrer Spielsucht nachzugehen, saß nun im Knast. Ihre Beziehung zu ihr war nicht die beste und ihre Beziehung zu Geld sowieso nicht. Ihr einziges einkommen, um ihr Studium finanzieren zu können, war eben ihr Nebenjob als Barkeeperin im Nachtclub und die Befriedigung ihres Chefs im Bett. Ja sie hurte nicht umsonst rum, wie sie es sich so schön in ihren Kopf einredete.
Ihr attraktiver junger Dozent führte nebenbei eine Diskothek, die sich nicht weit vom Unigelände befand. Er hatte sie damals nach seiner Vorlesungen gefragt, ob sie nicht vielleicht Interesse an einer Stelle als Barkeeperin hätte, da er sie recht hübsch fand. Mit diesem Kompliment hatte er sie in der Tasche.
Eigentlich hätte sie es wissen müssen, dass er nicht nur auf das hübsche Aussehen seiner Angestellten war. Sakura ließ sich das anfangs nicht gefallen, kam jedoch dann in Not, als sie die Schulden ihres Studiums spürte. Sie verlangte nach einer Gehaltserhöhung. Er dafür ein paar Bierchen mit ihr nach der Arbeit und der Rest versteht sich von selbst.
Sie war eine Hure, sagte sie sich selbst. Doch niemand wusste von ihrem Verhältnis zu ihrem Dozenten. Beide hatten abgemacht dass diese Beziehung nur rein Geschäftlich war und niemals jemand davon erfahren durfte, dass durfte auch niemand. Welche Bildungseinrichtung tolerierte schon einen Dozenten der mit seiner Studentin vögelte. Jedenfalls nicht diese.
In ihrer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung angekommen, stürmte sie als allererstes in die Dusche, um ihre Scham und Unreinheiten abzuwaschen. Erst dann konnte sie sich einigermaßen erleichtert ins Bett legen. Den Stapel Rechnungen auf dem Schreibtisch konnte sie dabei nicht ignorieren. Plötzlich wurde es ihr alles zu viel und alles was sie bis jetzt runtergeschluckt hatte, kam ihr hoch. Weinend stürzte sie sich erneut ins Bad und kotze allen Inhalt aus den sie hatte. Sie fühlte sich allein, wie schon lange nicht mehr. Sakura wusste nicht was sie wollte. Aber sie musste hier raus. Mit ihrem Nachthemd und einem Mantel verließ sie erneut ihr Zimmer. Auf dem Flur war es so still, dass jeder ihrer Schritte zu hören war. Durch den Notausgang, nahm sie die Treppen hoch zum Dach, auf denen sich meistens nur die Kiffer befanden. Aber heute Nacht konnte Sakura keinen sehen. Sie blieb stehen, sah vom Rand aus auf das große Gelände und nahm tief Luft. Vorsichtig kletterte sie auf die Kante und sah zu Grund. Sie fragte sich, wie viel Meter zwischen ihr und dem Boden lagen und ob es jemanden interessieren würde, wenn sie morgens dort reglos liegen würde. Eltern hatte sie nicht wirklich, Freunde auch nicht. Ein Berg an Schulden. Sie schlief für Geld. Also was sprach dagegen? Da war nur Naruto, ihr Cousin hier. Aber der war viel zu sehr mit seiner Freundin beschäftigt. Sie war schwach. Sie holte einmal tief Luft und hob ihr Bein und sie war feige. Als sie die Augen öffnete stand sie wieder auf dem Dach und sah in die Nacht. „Hey!“, ertönte es plötzlich hinter ihr. Erschrocken drehte Sakura sich um und schaute auf die Gestalt die auf sie zukam. „Wolltest du gerade springen?“, fragte er lässig und zündete sich einen Joint an.