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Wie eine viel zu große Familie

Die Showgruppen-WG
von

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Wir brauchen einen Badezimmerplan!

„OAH, KOMM SCHON!“ Replay hämmerte genervt gegen die Badezimmertür. Sie hatte tiefe Augenringe, ihre kurzen Haare standen strubbelig in alle Richtungen und ihr schwarzes T-Shirt steckte zur Hälfte in der Boxershorts, die die einzige Hose war, die sie zuhause zu tragen bereit und das war schon ein großes Zugeständnis an ihre Mitbewohner. All Stars verdrehte die Augen, als er an ihr vorbeikam. Wie jeden Morgen sah er aus wie frisch aus dem Ei gepellt.

„Warte doch einfach, bis du dran bist. Du weißt doch, wie lange er jeden Morgen braucht und auch, dass er jeden Morgen zur gleichen Zeit aufsteht. Wenn du vor ihm ins Bad willst, steh halt früher auf. Wenn du-„ Replay ließ ihn nicht ausreden.

„Bin ich ja!“, platzte sie heraus. „Hä?“ All Stars sah sie verwirrt an. „Aber… Du stehst doch zur gleichen Zeit hier wie gestern auch schon.“

Replay wand sich und strich sich die Haare glatt. Ohne Erfolg. „Mjaaaa…“, murrte sie und wandte den Blick ab. „Also! Ich hab‘ meinen Wecker gestern eine halbe Stunde früher gestellt. Aber!“ Sie hob einen Finger und All Stars seufzte. Er hob beschwichtigend die Hände.

„Schon gut, ich hab‘ genug gehört. Schlaf morgen einfach länger. Hast du Omoshiro! eigentlich schon gesehen?“ Replay lachte und schüttelte den Kopf. „Du gibst die Hoffnung nicht auf, was?“ Grinsend ging All Stars weiter zu seinem Zimmer. „Niemals.“, trällerte er.
 

Replay sah ihm gähnend nach, als sich die Badezimmertür öffnete. Otakus Live kam summend in den Flur und sah gut gelaunt zu Replay. „Guten Mor-„ Sofort schlug er sich eine Hand vor die Augen, sein Handtuch segelte dabei zu Boden. „Um Himmels Willen, Replay! Zieh dir was an!“

Replay verdrehte die Augen. „Ich hab‘ doch was an! Und du tu mal nicht so! Ich weiß doch, dass du zwischen den Fingern durchsiehst!“ Sie boxte ihm grinsend in die Seite und schob sich an ihm vorbei. Hinter sich zog sie die Tür zu und Otakus Live senkte die Hand. Er sammelte das Handtuch auf und ging auf sein Zimmer. Direkt daneben öffnete sich eine Tür und Otakus Live sprang kreischend zur Seite.
 

„ZOMBIE!“, rief er panisch, doch als All Stars besorgt aus seinem Zimmer gestürmt kam und Replay völlig begeistert den Kopf wieder aus der Badezimmertür streckte, hatte er bereits erkannt, was er da vor sich hatte. „F-Falscher Alarm!“, keuchte er. Omoshiro! sah unter ihren wilden Haaren hervor und schaute dann müde blinzelnd zwischen den anderen hin und her. „Mmhhh?“, machte sie leise.

Replay stöhnte genervt. „Man, das war der dritte Fehlalarm wegen Zombies diesen Monat… Du kannst einem nicht so oft Hoffnungen machen und sie dann wieder zerstören! Das halte ich nicht aus!“, jammerte sie theatralisch und verkrümelte sich wieder ins Bad. All Stars schüttelte den Kopf und ging zurück in sein Zimmer, um sich weiter aufzuwärmen.

„Sorry…“, murmelte Otakus Live. „Äh… Du hast da was…“ Omoshiro! blinzelte ihn verständnislos an und gab ein herzerwärmendes „Hmm?“, von sich, während Otakus Live ihr einen Erdnussflip aus den wilden Locken zog. Ihr Gesicht klärte sich ein wenig auf. „Oh, danke.“, murmelte sie, nahm ihm den Flip ab und steckte ihn sich in den Mund. Fassungslos starrte Otakus Live sie dabei an.

„Der muss sich da vorhin eingeschlichen haben. Ich glaube, da ist auch noch einer in mein Shirt gerutscht.“ Sie senkte den Blick und sah sich in den Ausschnitt, da verdeckte Otakus Live sich wieder mäßig effektiv die Augen. „Das will ich gar nicht wissen! Ich helf‘ dir auch nicht beim Suchen!“ Er stolperte zurück und tastete hinter seinem Rücken nach seinem Türgriff, um schnell in seinem Zimmer zu verschwinden. Omoshiro! sah ihm verwirrt nach. „Okay.“, murmelte sie, als er längst weg war. Anschließend wankte sie in Richtung Küche. „Frühstück…“, stöhnte sie –zugegebenermaßen schon irgendwie zombielike.

Gekonnt ist eben gekonnt!

Replay saß über einer Schüssel Müsli am Frühstückstisch der WG-Küche und blätterte lustlos in einem halbherzig recherchierten Buch über mittelalterliche Schwertkunst. Otakus Live kaute auf einem Toast mit Käse, Marmelade und einem Klecks Honig herum, vertieft in einen Dojinshi, den er auf der letzten Con geschenkt bekommen hatte. Als Omoshiro! die Küche betrat –aus dem Mund hing ihr eine halbe Lakritzstange, die nach und nach kürzer wurde-, hob Otakus Live den Dojinshi etwas höher, um die ansteigende Röte auf seinen Wangen zu verstecken. Replay sah ihn aus den Augenwinkeln an und grinste dreckig.
 

„Na, Dornröschen? Frühstück?“, fragte Replay dann gut gelaunt. „Mh-hm…“, machte Omoshiro! müde. Jeden Morgen war es den übrigen drei ein Rätsel, wie ein Tollpatsch wie Omoshiro! es schaffte, jeden Tag so perfekt auszusehen. Nach ihrer Zeit im Bad, verstand sich. Vorher war ein Zombiealarm durchaus berechtigt.
 

Nachdenklich sah Replay Omoshiro! dabei zu, wie sie sich streckte, um an ihre Keksdose zu kommen. Kekse und Cola zum Frühstück, vorher war die Hannoveranerin zu nichts zu gebrauchen. Otakus Live wagte einen Blick hinter seinem Dojinshi hervor, den Replay nicht ungestraft ließ.
 

„Nun spann doch nicht so.“, tadelte sie ihn grinsend und sofort lief Otakus Live knallrot an. Er versteckte sich wieder hinter den dünnen Seiten und zischte Replay wütend an. „Sag das doch noch lauter!“ Replay lehnte sich zurück und holte demonstrativ Luft. „Spinnst du!?“, fauchte Otakus Live und warf seinen zweiten Toast nach Replay, die den Toast lachend mit ihrem Löffel abwehrte. Omoshiro! stand urplötzlich neben Otakus Live am Tisch und griff nach dem Toast.
 

„Isst du den noch?“, fragte sie müde und die Worte wurden von einem halben Keks in ihrem Mund gedämpft. Otakus Live starrte sie panisch an. Wie viel hatte sie mitbekommen?! Um diese Uhrzeit: Nicht so viel. Replay wusste das genau, sie würde sonst nicht so reden, immerhin wollte sie ihren Kollegen nur ein bisschen aufziehen.
 

„Nein, kannst ihn haben!“, platzte Otakus Live hervor, sprang auf und stürmte aus der Küche –vorbei an All Stars, der gerade aus dem Flur kam. Ohne den Blick von seinem Skript zu nehmen, wich er aus und sah zu Replay, die sich nicht mehr halten konnte vor Lachen und Omoshiro!, die abwechselnd vom Toast und vom Keks abbiss und Otakus Live ein wenig verpeilt nachsah. „Hm?“, machte sie verwirrt und All Stars setzte sich zu Replay.
 

„Was war’n das gerade?“, fragte er tadelnd. „Ach, lass mich doch ein bisschen Spaß haben. Er kommt drüber weg.“, grinste sie und All Stars verdrehte die Augen, bevor er sich an Omoshiro! wendete. „Sag mal, musst du nicht los?“ Sie sah zur Uhr und schüttelte den Kopf.
 

„Ich hab‘ noch ganz viel Zeit.“, sagte sie und belegte den Rest-Toast einfach mit ihrem Keks. „Ich brauche ja nicht lange, um mich fertig zu machen.“ „Wie auch immer du das immer schaffst…“, murmelte Replay zynisch und Omoshiro! lächelte achselzuckend, bevor sie den letzten Schluck Cola trank und schließlich die Küche verließ.

„Ich wüsste WIRKLICH gerne, wie sie das macht.“, sagte Replay noch, als Omoshiro! weg war. All Stars schüttelte den Kopf. „Frage ich mich bei DIR eigentlich noch mehr.“
 

Omoshiro! tapste währenddessen ins Badezimmer und begann, sich fertig zu machen. Erstmal duschen… Sie griff sich wahllos eine der Shampoo-Flaschen und begann, sich mit dem Inhalt zu waschen. Heute würde sie also nach Head and Shoulders Zitrus duften. Für die Haare griff sie dann zu einem Universal 2 in 1 Shampoo und Conditioner. Die einzige Flasche, die sie je gekauft hatte, immerhin bediente sie sich sonst einfach immer an allem, was da war. Sie ging auch davon aus, dass die anderen es genauso machten.
 

Nach einer ganzen Weile verträumten duschens drehte sie das warme Wasser ab und strich sich die nasse Haarpracht zurück. Nun etwas wacher tastete sie nach ihrem geliebten Patchwork-Handtuch. Sie hatte von allen Handtüchern, die sie als Kind bekommen und geliebt hatte, die besten Teile ausgeschnitten und dann zusammengenäht. Sie trocknete sich ab und wickelte sich das Handtuch dann um den Körper, während sie begann, sich die Haare zu kämmen.
 

Ohne Rücksicht auf Verluste trieb sie den Kamm durch ihre nassen Locken, bis sie ihr ordentlich den Rücken hinab fielen, dann schaltete sie den Ventilator ein. Sie war der festen Überzeugung, dadurch viel Zeit sparen zu können, weil sie sich einfach beim Schminken föhnte und dabei die Hände frei hatte. Die anderen hatten sie noch skeptisch beäugt, als sie den Ventilator im Bad angebracht hatte –und als Otakus Live ihn dann nochmal angebracht hatte, nachdem er von der Wand gefallen war.
 

Sie trug Make-Up auf einen Schwamm auf und begann sorgfältig, es auf ihr Gesicht aufzutragen, als sie… Als sie… Als sie… „HATSCHI!“ Ihr Kopf schnellte ruckartig nach vorne, dabei drückte sie sich den Schwamm fest gegen das Gesicht, als sie direkt wieder niesen musste.
 

Sie zog die Nase hoch und hob den Kopf, um den Unfall zu begutachten, doch ihr Make-Up sah tadellos aus. Sie hatte genau richtig geniest. Zufrieden legte sie Schwamm und Tube weg, nahm sich das Puderdöschen, das ihr dabei glatt aus den Händen fiel. „Nein!“, machte sie noch, versuchte, es zu fangen, doch die Dose schlug bereits im Waschbecken auf. Eine kleine Staubwolke stob daraus hervor, die der Ventilator ihr direkt ins Gesicht blies.
 

Hustend wedelte sie sich mit einer Hand vor der Nase den Puderstaub aus dem Gesicht, um ihr Puder zu betrauern, aber es hatte den Sturz scheinbar gut überstanden, war nicht zerbröselt und wartete darauf, benutzt zu werden. Ein Blick in den Spiegel jedoch zeigte, dass das gar nicht mehr nötig war. „Das ist ja cool.“, kommentierte sie grinsend, klappte das Döschen wieder zu und stellte es weg.
 

Gut gelaunt griff Omoshiro! nach ihrem Kajal, doch auch dieser fiel ihr runter. Dieses Mal auf den Boden und sie beugte sich runter, um ihn aufzuheben. Der Ventilator lief ungeachtet weiter und föhnte ihre Ansätze so, dass ihre Haare –als sie den Kajal endlich wieder sicher in der Hand hatte und sich schwungvoll aufrichtete- bereits richtig fluffig abstanden und nur noch in feuchten Wellen um ihr Gesicht lag.
 

Sie zückte den Kajal und beugte sich näher zum Spiegel, um sich einen Lidstrich zu ziehen. Erst vorsichtig, dann zunehmend genervt, dass es so lange dauerte und sie immer wieder nachbessern musste. Beim zweiten Auge stieß sie versehentlich gegen den Spiegel und zog vor Schreck eine perfekte Linie über das zweite Auge.
 

Ein paar Mal blinzelte sie, dann grinste sie zufrieden. „Ha!“, machte sie triumphierend. Sie legte den Kajal zurück, begann, sich anzuziehen und stellte schließlich den Ventilator aus, der ihre Haare mittlerweile perfekt trocken geföhnt hatte.

Als sie das Badezimmer verließ, wartete Replay mit verschränkten Armen im Flur. Völlig verständnislos sah sie ihre Mitbewohnerin an. „Wie zur Hölle schaffst du das immer?! Jetzt mal ganz ohne Scheiß!“
 

Omoshiro zog einen Lolli aus der Tasche, wickelte ihn aus und steckte ihn sich grinsend in den Mund. „Tja. Gekonnt ist eben gekonnt.“, trällerte sie und hüpfte in ihr Zimmer.



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