Das missglückte Zuspiel von Maire (und seine Folgen) ================================================================================ Kapitel 3: ----------- „Hey Kageyama!!“ Aufgeregt wedelte ich mit den Armen. „Hey!! Gib mir noch einen.“ Ich konnte meine Beine nicht still halten und rannte aufgeregt hin und her. „Ok!“ Er tosste mir den Ball zu und ich sprang. Es war wie immer. Wir funktionierten wie eine Einheit. Ich brachte den Ball übers Netz und punktete. „YES!!“ Erfreut schrie ich auf. Es hatte wieder geklappt. Auch er freute sich und stieß mit der Faust in die Luft. Selbst wenn es nur ein Training war, es fühlte sich wunderbar an. Mit strahlenden Augen sah ich zu dem Dunkelhaarigen und musste meinen Herzschlag zügeln. Es war nicht nur so in Fahrt wegen des Trainings sondern auch, weil ich Kageyama so nah war. Ich hatte mich in ihn verliebt. Es war schleichend gekommen, schon beim ersten Mal, als ich ihn gesehen hatte bei der Vorstellung für das Team, war es um mich geschehen. Wie er in die Luft gesprungen war und den Ball übers Netz geschlagen hatte, hatte mich aus den Socken gehauen. Es sah so elegant und stark aus, das ich fast gesabbert hätte. Einen seiner Bälle wünschte ich anzunehmen und zu spiken. Und ich hatte es geschafft. Zusammen waren wir ins Team gekommen und nun spielte Kageyama mir immer und immer wieder zu. Sein Zuspiel war perfekt. Es war als würde sich der Ball immer genau in meine Hand legen und so in berechneter Flugbahn sein Ziel finden. Wir hatten einige Freundschaft-spiele, eine lehrreiche Zeit. Ukai-san wurde im Umgang mit uns immer sicherer und konnte uns immer besser einschätzen. Eines Abend feierten wir das gute Training und aßen gut. Als wir uns dann auflösten, lief ich eine Weile stumm neben Kageyama her. Kurz zuvor hatten wir uns noch ein wenig übers Training unterhalten. Doch dann wollten wir nur die Stille des Abends genießen. „Sag mal...“ Ich wollte es spontan wissen. „Was?“ „Bist du verliebt?“ „Äh, was?“ Verdutzt blieb er stehen und sah mich verwirrt an. „Verliebt? Wie kommst du denn jetzt darauf? Dafür hab ich überhaupt keine Zeit“, erklärte er mir. „Oh... Achso.“ Ich konnte meine Enttäuschung nicht ganz verbergen. Sicher. Ich hatte nichts erwartet, aber das dann doch so einfach gesagt zu bekommen, traf mich schon etwas. Dabei hatte Kageyama keine Ahnung von meinen Gefühlen. Noch dazu wusste ich nicht mal, ob er auf Mädchen oder Jungen stand. Denn nur weil ich ihn sehr mochte, hieß das ja nicht, dass er das in der Hinsicht auch tat. So naiv war ich dann doch nicht. Keiner der mich kannte, würde wohl von mir denken, das ich mir über so was Gedanken machte. Das ich überhaupt an so was dachte... „Wieso fragst du das?“ „Ach, nur so“, wank ich ab. „Ok?“ Glauben tat er das nicht. Das sah ich ihm an. „Lass uns weiter gehen.“ Machte ich den nächsten Schritt. Nach drei weiteren folgte er mir, mit überlegender Miene. Ich hob den Kopf und starrte in den dunklen Himmel. Ich liebte es wie die Sterne auf dem Land funkelten. Es schien, als würde man bis zur Unendlichkeit schauen können. Und das beste war, das ich in diesem Moment mit Kageyama zusammen war. Es klang total kitschig und mädchenhaft. Aber ich fand es schön. Leise musste ich kichern. „Was lachst du?“, fragte er mich sofort. „Ach nichts“, schüttelte ich grinsend den Kopf. „Sieht aber nicht so aus.... Also.. ich muss dann hier lang.“ Blieb er stehen. „Oh stimmt ja..“, seufzte ich ein wenig traurig. Unsere Zweisamkeit war immer so schnell vorbei. Wenn wir denn überhaupt mal welche hatten. „Dann... gute Nacht..“ „Ja. Dir auch Hinata“, nickte er mir zu und wand sich ab. Kurz sah ich ihm noch nach, ehe ich mich auf mein Rad schwang. „Hinata!?“ „Ja?“ Stirnrunzelnd drehte ich den Kopf. Was war denn noch? Unerwartet stand er genau vor mir und ich erschrak leicht. „Kageyama...was??“ „Ich...“ „Ja?“ Dann beugte er sich einfach vor und gab mir einen sachten Kuss halb auf die Wange, halb auf meine Lippen. Wegen zu viel Gefühlen, erstarrte ich komplett und wurde knallrot. „Gute Nacht“, flüsterte er nochmals und rannte weg. „I...ich...“ Kam es mir stammelnd über die Lippen. Was war das gewesen?! Er hatte doch vor wenigen Minuten gesagt, das er nicht verliebt war!? Jetzt verstand ich die Welt nicht mehr. Am nächsten Morgen, wusste ich immer noch nicht wie ich mit dem halben Kuss umgehen sollte. Oder besser wenn ich auf Kageyama traf, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte. Ich war noch immer ganz durcheinander. Ich hatte sogar noch das Gefühl, seine Lippen auf meinen zu spüren. „Morgen...“, nuschelte ich, als ich an der Sporthalle angekommen war und zu ihm schielte. „Morgen“, sprach er dagegen mehr als deutlich und sah mich direkt an. „Sind... die anderen schon da?“, fragte ich leise weiter. „Nein. Aber lass uns trotzdem schon reingehen.“ Er wechselte seine Schuhe und ging rein. Ich tat es ihm langsam nach. Wieso benahm er sich so wie immer? Das war sehr verwirrend. Bedeutete ein Kuss nicht, das man die andere Person mochte? Oder war ich da falsch aufgeklärt??! Mit wirrem Kopf wechselte ich meine Schuhe und lief dann ohne aufzusehen weiter. Das hätte ich nicht tun sollen, denn prompt lief ich in Kageyama rein und polterte mit ihm zu Boden. Jetzt lag ich auf ihm. „Oh! D..das...t..tut mir leid!!“ Mit panisch geweiteten Augen sah ich ihn an. Wusste ich doch, das er so was gar nicht mochte. „Entschuldige!!“, schrie ich beinahe und rappelte mich auf. Doch Kageyamas Hand hielt mich auf. „Was..? Kageyama??“ Wieso stoppte er mich denn? Wollte er etwa, das ich auf ihm liegen bleibe? „Lauf... nicht weg, ja?“, sah er mir bittend in die Augen. „Weg...laufen??“ Warum sollte ich..!!! Meine Augen wurden noch größer. Er, Tobio Kageyama, küsste mich!! Wenige Sekunden später, ließ er jedoch wieder von mir ab. „Sorry... is wohl nich so deins...“, drehte er den Kopf zur Seite. „I..ich...aber... du.. du hast doch..gesagt!? Ich versteh nicht..“ „Ich habe nicht ausdrücklich nein gesagt... Auf deine Frage.“, erklärte er. Das... stimmte. Wenn ich an gestern Abend dachte. Da war kein Nein gewesen. „Das heißt, du...“ Schweigend sah er mich an. „Du...äh..m...mich?“, krächzte ich. Ich konnte es kaum glauben. Mir wollte es nicht über die Lippen kommen. Meine Augen wurden noch größer, als er mit leicht roten Wangen nickte. „Wirklich?!“, hauchte ich total glücklich. „Ja...“ Und ich begann wie irre zu lachen. SO verdammt glücklich war ich noch nie. Mit einem Ruck hing ich an Kageyama und drückte mich an ihn. „Hinata!!“, rief er erschrocken aus und versuchte mich erst wegzuschieben. Doch da ich mich keinen Zentimeter bewegte, seufzte er und umarmte mich. „Trottel.“ „Hehe...~“ „Na was macht ihr denn da?“, trat plötzlich Nishinoya ein. „Kann ich mitmachen!?“, fragte er begeistert und warf schon seine Tasche davon. „NEIN!“, herrschte der Setter ihn an und setzte sich, samt mir auf. Schweigend drückte er mich von sich und erhob sich dann mit einer geschmeidigen Bewegung. „Kage...“ „Sei ruhig!“, sah er auf mich hinab. „Äh?“ Was war denn jetzt los? „Steh auf und wärm dich auf. Wir wollen gleich anfangen.“ Damit drehte er sich um und rannte los. „Hinata? Erzählst du mir was das war?“, wollte Nishinoya dann wissen. Stumm schüttelte ich den Kopf und sprang auf, dann rannte ich los. Kurz darauf traten die anderen ein und wir konnten anfangen. „Sag mal, was sollte das vorhin!?“, fragte ich und versuchte den Vorwurf nicht zu extrem raushängen zu lassen. „Was meinst du?“, tat er unschuldig. „Na, das vor dem Training.... Wieso warst du da wieder so blöd?“ „Blöd?“ „Ja! Du weißt was ich meine... Als Nishinoya dazukam.“ „Egal.“ „Kageyam...“ „Psst!“, drückte er mir einen Finger auf die Lippen. Er hatte sich Blitzschnell umgedreht und sich vor mich gestellt. „Sag.... meinen Namen. Was sollte ich?? „Kage...“ „Nein... Nicht den.“ Aber das war doch. Moment.... Nein!?! Wirklich!? Mit großen Augen sah ich ihn an. „T..to...bio!!“, verschluckte ich den Rest und sah mit rotem Kopf zu Boden. Er erlaubte mir ihn mit Vornamen anzureden! Ich konnte gerade gar nicht sagen, wie glücklich ich war. „Nochmal...“, bat er leise und schloss seine Augen. Vorsichtig sah ich wieder auf. Mein Herz schlug noch ein paar Takte schneller. „...Tobio..“, flüsterte ich und stellte mich dank eines Impulses auf die Zehnspitzen um ihn zu küssen. Überrascht öffnete er seine Augen, schob mich aber nicht weg. Gleichzeitig schlossen wir sie dann wieder und vertieften den Kuss etwas. „Tut mir leid, das ich dich vorhin weg geschubst habe..“, lächelte er schüchtern zu mir. Ich wusste nicht mal, das er das konnte! Aber es war unglaublich süß! „Schon ok..“, lächelte ich über meine Gedanken. Sollte ich das Tobio nur einmal sagen, würde er mich wohl totprügelt. „Wollen... wir uns morgen treffen?“, überging er mein Lächeln. „Nach der Schule!?“ Da war immerhin mal kein Training. „Ja.“ „Klar, gerne“, nickte ich eifrig. Es war tatsächlich passiert. Ohne viele Worte waren wir zusammen gekommen. Es war unbeschreiblich. Die Zeit der Dates war allerdings begrenzt. Und die Entscheidung an den Inter High Vorrunden mitzumachen, nahm uns gänzlich die Zeit zu zweit. Das war wohl mitunter der Grund, das unsere Beziehung, wenn man sie denn wirklich so nennen konnte, auf keinem guten Stern stand. Wir hatten schöne Tage, mit Eis essen gehen und Spaziergängen. Meist alberte ich dabei so herum, das Tobio mich anflaumte. Doch meine Gefühle wollten eben raus. Mit einem Kuss entschuldigte ich mich dann immer und wir waren glücklich. Bis zu dem Tag an dem wir in den Vorrunden ausschieden. Ab da ging wirklich alles den Bach runter. Wir trafen uns nicht mehr zu zweit und soweit es ging ignorierte er mich. Von heute auf morgen, hörte ich auf ihn Tobio zu nennen, denn diese Vertrautheit war nicht mehr da. Es wäre nicht mehr gerechtfertigt gewesen. Ich füllte mich von jetzt auf gleich so einsam und allein, das ich mich kaum auf das Spielen konzentrieren konnte. So stand ich immer öfter am Spielfeldrand. Niemals hatte ich das gewollt. Ich wollte doch immer nur auf dem Feld stehen. Niemals daneben. Dann kam der Tag an dem ich den Schlussstrich setzte. Keinen Kageyama mehr. Kein Karasuno Volleyball-Team. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)