Mein kleines Hündchen von NekoBastet (Als Junge geboren, zum Haustier erkoren...) ================================================================================ Kapitel 15: "Du kannst zaubern" ------------------------------- Yuuki konnte nicht anders und versteckte sich für die ersten wenigen Minuten im Kühlraum. Hierhin gingen die Kollegen immer, wenn sie von einem Kunden besonders gestresst waren und der Chef tolerierte es. Lieber hatte er ausgeruhte Arbeitskräfte, als wenn sie vor den Kunden erschöpft wirkten. Diesmal war Yuukis Verschwinden allerdings besonders aufgefallen und der Chef kam kurz darauf ins Kühlhaus. „Ist es dir unangenehm, deinen Mitschüler zu bedienen?“, fragte er Yuuki. Dieser sah auf und wischte sich die Augen trocken. „Das ist es nicht direkt.“, gestand er zögernd. „Aber er ist... Schwierig. Ich meine, ohne die Kategorie schon! Und dann auch noch eine Nummer Sieben.“ Sein Chef lachte tief. „Ja, das habe ich schon erkannt, als du ihn hier herein gebracht hast. Ihr seid euch noch nicht ganz grün, nicht wahr?“ Yuuki schniefte. „Was heißt hier 'noch'?“, kommentierte er bitter. „Ich habe ihm bloß geholfen, weil er in Schwierigkeiten war. Aber ich denke, er hasst mich.“ Der Schüler wusste nicht, warum er sich seinem Chef anvertraute, aber es tat gut, mit jemandem zu reden. Der Glatzkopf legte ihm eine Hand auf die unverletzte Schulter. „Hast du dir mal darüber Gedanken gemacht, warum ich dich eingestellt habe, Yuuki Nao?“ Yuuki zuckte mit den Schultern. „Ich denke mal, weil ich arbeitswillig, verlässlich und pünktlich bin und...“, er pausierte kurz. „Und?“, hakte der Chef nach. „Und ich habe das Geld so nötig, dass ich genug Kraft in dieses Prinzip hier stecken kann.“, nuschelte Yuuki. Es tat ihm Leid, dass er das so ausdrücken musste, aber er glaubte eben nicht, dass sich viele dazu bereit erklärten, derart aufopfernd Kunden zu umwerben. Das Geständnis wurde von erneutem, noch lauterem Lachen kommentiert. „Da hast du wohl nicht ganz unrecht! Aber ich rede von etwas anderem.“ Der Ernst kehrte in das Gesicht des Chefs zurück. Yuuki zog die Stirn kraus. „Ich verstehe nicht.“ „Yuuki Nao, du kannst dich in die Menschen hineinversetzen. Deine Fähigkeiten sind sicher nicht so ausgereift und trainiert, wie bei mir, aber immerhin besitzt du sie. Du hast eine natürliche Intuition, die Stimmungen und Bedürfnisse deiner Mitmenschen zu erkennen und dich anzupassen. Und, was besonders wichtig in diesem Beruf ist, man kauft es dir ab.“ „Das bedeutet, ich arbeite hier, weil es mir vergleichsweise leicht fällt, den Kunden zu entsprechen?“, interpretierte Yuuki. „Fast, aber“, begann der Chef zu berichtigen. „Wenn du lernst, die Bedürfnisse der Menschen lesen zu können, dann wirst du auch dazu in der Lage sein, Wünsche zu erfüllen. Du wirst die Menschen mitreißen.“ Er öffnete die Kühltür und deutete Yuuki an, wieder hinaus ins Café zu gehen. „So gesehen kannst du zaubern, Yuuki Nao. Und das ist eine Gabe. Nutze sie auch.“ Yuuki nickte, obwohl er nicht alles für voll nahm, was sein Chef ihm sagte. Dass dieser in einer Zuckerwatte-Welt zu leben schien, war ihm schon vom ersten Tag an klar gewesen. Aber immerhin hatte dieses Gespräch ihn beruhigt und motiviert. Wenn er schon solche tollen Fähigkeiten hatte, dann würde er Akira-kun damit dermaßen zufrieden stellen, dass er nicht mehr das Bedürfnis haben konnte, ihn zu terrorisieren! Mit neuem Mut trat Yuuki wieder hinaus, bediente ein paar weitere Bruder-Master-Freundschafts-Kunden, von denen alle sehr umgänglich waren und widmete sich dann der Kuchenauswahl für Akira-kun. Grübelnd stellte er sich vor die ausgeleuchteten Vitrinen, in denen die schönsten Kuchenstücke präsentiert wurden. Erdbeerkuchen war in diesem Monat besonders beliebt gewesen und auch der klassische Muffin schmeckte fantastisch. Aber Yuuki konnte sich kaum vorstellen, wie Akira-kun ein süßes Erdbeertörtchen, geschweige denn einen Muffin aß. So entschied er sich letztendlich für einen neuen, weniger gut verkauften Zartbitter-Schokoladenkuchen. Akira-kun und Süßigkeiten passten irgendwie nicht zusammen. Erhobenen Hauptes machte Yuuki sich mit dem Kuchenstück auf den Weg zu Akira-kuns Tisch. Das Kinn wurde aber schnell wieder gesenkt und die Demut herausgesucht, als er dann näher kam. Noch einmal rief sich Yuuki ins Gedächtnis, was er zu tun hatte. Heldencharaktere wollten beschützen, mindestens aber helfen. Bisher konnte kein Anhänger der Kategorie Drei dem Drang widerstehen, Yuuki zu helfen, wenn es ihm schlecht ging. Doch wie sehr durfte er gegenüber Akira-kun leiden? Das Schwierigste würde es für den Anfang sein, eine Verbindung aufzubauen. Normalerweise hatte Yuuki bei den Neukunden über mehrere Besuche hinweg Zeit, sich mit ihnen vertraut zu machen. In diesem Fall musste Yuuki wissen, wie er zu handeln hatte, weil die Wahrscheinlichkeit groß war, dass Akira-kun das nächste Mal mit einer anderen Stimmung auftauchen würde. Das nächste Mal... Noch immer bekam Yuuki eine Gänsehaut, wenn er darüber nachdachte, dass er gerade seinen Erzfeind als Stammkunde umwarb. Für solche Bedenken durfte aber jetzt keine Zeit sein! Yuuki schritt behutsam auf Akira-kuns Tisch zu. Er sah, dass Akira-kun sein Glas bereits leer getrunken hatte, die Flasche aber noch hinreichend voll war. Das konnte er gleich übernehmen. „Ich bringe euch euren Kuchen, Ryuji-sama.“, erklärte Yuuki, stellte den Zartbitter-Schokoladenkuchen diesmal mit ruhiger Hand ab und drehte das Tellerchen ein Stück zur Präsentation. „Ich hoffe, dass er nach eurem Geschmack ist.“ Nachdem Yuuki die Zusammenstellung des Kuchens knapp geschildert hatte, goss er seinem Master-Helden Wasser nach. Dieser sagte in all der Zeit nichts. Er saß schweigend auf seinem Platz, beobachtete sein Spielzeug mit Argusaugen und ließ sich nichts anmerken. Insgeheim genoss er es, dass Yuuki verpflichtet war, ihn mit solchem Respekt zu begegnen, andererseits langweilte es ihn auch beinahe. Dieser Schwächling war sonst mehr vom Charakter eines aufmüpfigen Hündchens, als vom niederen Bediensteten. Akira-kuns Gedanken schweiften ab in die Richtung, ob es ihm gefallen würde, wenn Yuuki nun sein aufmüpfiger, aber dennoch respektvoller Sklave wäre. Dann müsste er sich immerhin verbeugen, obwohl dieser Knirps sich Löcher in den Bauch ärgern würde. Zudem wäre er selbst wieder der Stärkere, der ihn früher oder später großzügig von seinem Leiden als Sklave befreien könnte. Dafür würde er ihm dann sein Leben schulden. Akira-kun ließ seinen Kopf weiter spinnen und grinste dabei diabolisch, doch sein Grinsen verschwand, als Yuuki auf einmal vor seinem Tisch zu Boden sank. Der Jüngere seufzte leise, hielt sich am Tisch fest und kniete sich hin. „Hey. Was wird das?“, fragte Akira-kun und rutschte ein Stück zur Seite, um einen besseren Blick auf seinen Diener-Köter zu haben. Yuuki atmete schwer. „Es- Es geht gleich wieder.“ Er hielt sich die Schulter. Tatsächlich schmerzte sie, aber es wäre niemals ein Grund gewesen, derart zusammenzubrechen. Mehr hatte er das Gefühl, sich kurz ausruhen zu wollen. Oder empfing er tatsächlich unterbewusst die Wünsche von Akira-kun, wobei sein Körper ihm half, sie umzusetzen? Das wäre auf bestimmte Weise sehr unheimlich, denn dann würde das bedeuten, dass er keine wirkliche Kontrolle mehr über seinen Körper hatte und nicht mehr zwischen Wunsch und Realität unterscheiden konnte. Nach einem kurzen Seitenblick erkannte Yuuki, dass Akira-kun bloß abwartete. Er konnte kaum die Bereitschaft erkennen, dass man ihm aufhelfen würde. Verdammt, also biss der Kerl zumindest bei dieser Show nicht an! Schwankend kam der Jüngere also wieder auf die Beine. „Ich steh schon wieder. Alles in Ordnung.“ Symbolisch klopfte er die Schürze ab. „Wenn ihr keinen Wunsch mehr habt, Ryuji-sama, mache ich nun weiter.“ Mit diesen Worten wollte sich Yuuki gerade verabschieden, als er unerwartet auf die Sitzbank gezogen wurde. „Ich habe gesehen, wie du dich mit den anderen Kunden hingesetzt und geredet hast.“, hauchte Akira-kun. „Dann bekomme ich doch mindestens den gleichen Service, nicht wahr?“ Sofort kehrte die Nervosität zu Yuuki zurück. Er spürte Akira-kuns Hand auf seinem Arm. Sie hielt ihn fest und zog ihn auf die Sitzbank. Etwas zu stark, denn plötzlich befand sich Yuuki mehr in einer liegenden, als in einer sitzenden Position. Er lehnte sich stark gegen Akira-kun, dank dessen Griff Yuuki sich nicht aufzurichten vermochte. „I- Ich muss weiterarbeiten, R-Ryuji-...-sama!“, protestierte Yuuki, fügte aber erst nachträglich schnell das Affix an. Es war Yuuki schleierhaft, wie er so etwas Wichtiges fast vergessen konnte. Brachte ihn der Verlauf dieser Situation derart aus dem Konzept? Doch er musste unbedingt Ruhe bewahren, sonst würde das Prinzip der Show nicht funktionieren. Zumindest hatte der kleine, vorgetäuschte Schwächeanfall mittlerweile offensichtlich Wirkung entfaltet. Aber es war doch wirklich vorgetäuscht gewesen, oder? „Bist du so erschöpft, dass du den Respekt beinahe verlierst, Kleiner?“ Gespielt gequält fügte Akira-kun hinzu: „Bin ich etwa der Einzige, den du nicht nach den Regeln des Hauses behandelst, obwohl ich doch dein Master bin?“ Yuukis Gesicht glich einer Tomate, als er über seine Position nachdachte: Hier, halbwegs liegend, neben Akira-kun, der sich aufführte, wie ein Diktator. Und noch hatte Akira-kun nicht aufgehört, Yuuki weiter zu sich zu ziehen. Immer näher neigte sich der wehrlose Jüngere seinem Feind entgegen. „N...Nein...“, wollte sich Yuuki gerade gegen seinen Kurs gen Akira-kun sträuben, da ging ein Ruck durch seinen Körper. Ehe er sich versah, riss Akira-kun ihn vollends hinunter. Yuuki kniff die Augen zusammen und hatte schon die Erwartung, gleich mit der Nase auf die Tischkante zu schlagen. Doch er wurde durch Akira-kun im letzten Moment noch umgedreht und landete überraschenderweise mit dem Hinterkopf weich. Yuukis Puls raste, als er erschrocken nach Luft schnappte und die Augen wieder aufriss. In seinem Kopf blitze ein Bild auf, dass ihm überhaupt nicht gefiel. Er lag auf der Sitzbank des *Sunshine*-Cafés, in dem er eigentlich arbeiten sollte und hatte den Kopf auf dem Schoß seines Erzfeindes gebettet. Wie zur Hölle war er in den letzten zehn Sekunden aus der stehenden Position in DIESE hier gekommen? Yuuki verfluchte sich und seine schlechten Reaktionszeiten. Vermutlich wurde er gerade noch roter im Gesicht. Dieses Spiel ging definitiv zu weit! Ehe Yuuki darüber nachdenken konnte, stützte er sich hektisch ab und wollte sich wieder aufrichten, doch sein Vorhaben wurde unterbunden. Akira-kun packte Yuuki am Kragen und zwang ihn dann, sich wieder auf seinen Schoß zu legen. Dabei starrte er den Unterworfenen mit Unheil verkündendem Blick an. „Ich wiederhole mich ja nur ungern, aber solltest du dich nicht auch mit mir unterhalten, wenn ich doch dein Kunde bin?“, fragte er noch einmal und betonte seine Worte so süß, als würde ihm Honig auf der Zunge zergehen. Yuuki sah unweigerlich gerade nach oben und konnte sich nicht von Akira-kuns Augen losreißen. Er hatte noch nie derart bösartige, leere und gleichzeitig hasserfüllte Augen gesehen. Mordlustig. Yuuki war sich nicht sicher, ob er in diesem Moment mehr Angst oder Pein verspürte. Angst vor Akira-kun und die schon einprogrammierte Furcht vor der Nähe zu ihm. Und Pein, da ihm die Gesamtsituation und ihr Verlauf dem Kleineren absolut nicht gefielen. Worin sich allerdings beide Jungen sicher waren, war, dass Akira-kun recht hatte. Wäre er ein gewöhnlicher Kunde, würde Yuuki sich tatsächlich zu ihm setzen, ihm ein paar der Nummer-Eins-Floskeln entgegenbringen und eine kurze Unterhaltung führen. Nur Akira-kun hatte er diesen Service verwehrt und das war aufgefallen. Warum musste der Typ auch so aufmerksam sein? Yuuki nahm all seinen Mut zusammen, um die Situation noch zu retten. Neue Taktik: Opferposition! „Ryuji-sama, ihr... Ihr habt mich erwischt. Ich wollte euch nicht weiter Gesellschaft leisten.“, gestand Yuuki und wartete dann mit klopfendem Herzen auf Reaktion. „Ach, und warum wolltest du das nicht? Denkst du nicht auch, dass du mir das schuldig wärst?“, bohrte Akira-kun. Nur ganz knapp konnte Yuuki verhindern, dass seine Empörung im Gesicht ablesbar war. Schuldig? Was lief bei dem Kerl falsch? Als ob er.... „Ich bin mir keiner Schuld bewusst, Ryuji-sama. Aber ich wollte nicht vor euch so leiden.“ Oh man, wie redete er bloß mit seinem Erzfeind? Er würde Akira-kun nie mehr ansehen können, wenn das erst überstanden war. Und wenn das die Runde machen würde! Yuuki könnte direkt wieder die Schule wechseln! Obwohl... So dramatisch war diese Situation eigentlich doch nicht. Die Umstände machten sie nur fragwürdig. Apropos Umstände! Yuuki war etwas aufgefallen. Etwas, was ihm einerseits einen großen Erfolg einbrachte, ihn andererseits aber auch verurteilte. Denn Akira-kun spielte auf einmal mit. Er ließ sich – was nicht verwunderlich war – auf die Rolle als Master ein und sorgte gleichzeitig mit seiner Aktion dafür, dass Yuuki sich hinlegte und ausruhte, denn egal, wie sehr er es abstritt, so war es nicht unbequem auf Akira-kuns Schoß. Unumstritten unbehaglich! Aber nicht unbequem. Akira-kun vereinigte tatsächlich die Kategorien so gut, wie man es von einer außergewöhnlichen Nummer Sieben erwarten sollte. Doch sehr zu Yuukis Missfallen, als Akira-kun wieder das Wort ergriff. „Wie gut, dass meine Meinung über der meines Dieners steht.“, spielte Akira-kun derweil weiter. „Und ich sage dir, dass du mir jetzt Gesellschaft leistet.“ Yuuki sah in das Gesicht über sich, das ihn überlegen angrinste. Allein die Position, in der sie waren, verlieh Akira-kun mehr Macht. Er gab den Ton an und Yuuki hatte zu ertragen. „Ich kann eurem Wunsch leider nicht entsprechen, Ryuji-sama. Andere verlassen sich auf mich.“, wehrte sich Yuuki trotzdem noch einmal. Plötzlich schlug die Stimmung drastisch um. „Das ist kein Wunsch!“ Akira-kun klang nun wütend. Wurde er wirklich sauer? Wut war keine gute Grundlage für die generelle Atmosphäre des *Sunshine*-Cafés. Yuuki musste die Situation retten. „Ich kann leider wirklich nichts dafür, ich...!“, verteidigte er sich, doch es war zu spät. Yuuki konnte gar nicht aussprechen, da packte Akira-kun ihn mit einer Hand am Hals und drückte ihn brutal nach unten auf seine Beine. Yuukis Augen weiteten sich. Aus Reflex riss er die Hände hoch und zerrte an Akira-kuns Hand, die ihm die Luft abschnürte. Im Nacken und am Hinterkopf spürte er Akira-kuns muskulösen Beine, die sein Peiniger zusätzlich etwas nach oben schob, um seine Luftröhre noch weiter quetschen zu können. Derweil bohrten sich Yuukis Finger panisch in Akira-kuns Haut und hinterließen rote Furchen auf seiner Hand. Sauerstoff! Unbedingt! Sehr schnell hörte Yuuki seinen lauter werdenden Puls in seinen Ohren. Es begann zu rauschen und Yuukis Sicht verschwamm. Atmen! Das verzweifelte Kratzen und Zerren Yuukis wurde schwächer. Er wollte nicht aufgeben, doch allein die Anstrengung, seine Hände zu einem erneuten Kampf zu heben, schien auf einmal unerträglich viel Kraft zu kosten. In eben diesem Moment ließ Akira-kun los. Frischer Sauerstoff strömte in Yuukis Lungen und als er wieder hektisch nach Luft schnappen konnte, stiegen ihm ungewollt die Tränen in die geröteten Augen. Er verdeckte sie mit den Händen und strengte sich an, nicht zu schluchzen. Nicht vor diesem verfluchten Monster! Aber das war einfach zu viel! Getreten, geschlagen, gebissen und jetzt beinahe erwürgt! Diese Bestie wollte ihn umbringen und wenn er das nicht bald eigenhändig tat, würde mindestens Yuukis Stresstoleranz ihn zu Grunde richten! Wie konnte er es sich überhaupt trauen, ihn in voller Öffentlichkeit beinahe zu töten?? Hatte der sie noch alle? „Und... so einem Arsch... wie dir... habe ich auch noch geholfen.“, brachte Yuuki leise hervor. Er ignorierte es, weiterhin in der Rolle bleiben zu müssen und er ignorierte auch, dass er noch immer auf Akira-kuns Schoß lag. Zumindest fürs erste. Währenddessen beruhigte sich Akira-kun wieder. Er lächelte wieder teuflisch. „Bleibst du jetzt freiwillig bei mir, mein kleiner Diener?“, fragte er und ignorierte Yuukis verbalen Ausfall. Wie bitte? Trotz allem spielte er dieses bescheuerte Spiel weiter? Er hatte ihn beinahe umgebracht! War das für ihn auch nur ein Spiel gewesen?? Gerade wollte Yuuki sich wehren, aufstehen und Akira-kun allein lassen. Er könnte auch sein nächstes Glas Wasser vergiften, um diesen Tyrannen endlich loszuwerden! Irgendetwas würde sich da schon finden. Aber dann spürte er etwas. Es kribbelte an seinem Hals. Akira-kuns Finger wanderten sachte, fast schon zärtlich, über die roten Druckstellen, an denen Akira-kun ihn gewürgt hatte. Sicherheitshalber atmete Yuuki tief ein und bereitete sich darauf vor, noch einmal dieser Tortur unterzogen zu werden. Doch die Luftnot blieb aus. Gleichzeitig allerdings wurde Yuuki eines bewusst: Sobald er Akira-kun nicht folgen und weggehen wollen würde, dann würde er wieder beinahe umgebracht werden. Wenn es dann denn auch bei dem 'beinahe' blieb. Und so nickte Yuuki widerwillig. „Okay.“, hauchte er, zu mehr nicht in der Lage. Wenn er lauter gesprochen hätte, dann würde Akira-kun seine gebrochene Stimme heraushören können und das wollte Yuuki verhindern. „Ich bleibe bei... euch, Ryuji-sama.“, versprach er. Als er das gesagt hatte, spürte er, wie Akira-kun tief durchatmete. Das klang beinahe wie ein erleichtertes Seufzen. Erleichtert darüber, dass er ihn nicht noch einmal würgen müsste? Na danke. „Dann bleibst du jetzt liegen, du Pflegefall.“, kommentierte Akira-kun, als wäre nichts gewesen. Dieser Kerl war definitiv unberechenbar. Yuuki spürte wieder, wie Akira-kun seine Beine unter Yuukis Kopf bewegte. Diesmal aber nur, um näher an ihn heran zu rücken. Dabei hob er Yuukis Kopf leicht an. Beinahe vorsichtig kümmerte sich Akira-kun darum, dass Yuuki gemütlich auf seinen Beinen liegen konnte. Danach probierte der Sitzende genüsslich seinen Kuchen. Ruhe kehrte ein. Es entstand schlagartig eine beinahe friedliche Atmosphäre, wenn man davon absah, dass Yuuki gerade fast gestorben wäre und seine Lunge noch immer wie Feuer brannte. Nun lag er hier, durfte sich – zumindest in der Theorie – auf Akira-kuns Beinen entspannen, während dieser sich seinen Kuchen schmecken ließ. Was war hier bloß los? Wieder überschlugen sich Yuukis Gefühle. Wie konnte er nur auf dem Schoß seines Erzfeindes während seiner Arbeitszeit landen? Warum taten die Götter ihm das an? War er verflucht? Würde Akira-kun ihn früher oder später wirklich umbringen? Und hatte er überhaupt den richtigen Kuchen ausgewählt? Bei letzterer Frage stoppte Yuuki. Sein Hirn brodelte gerade auf der Suche nach der Antwort auf all diese Geschehnisse und reihte dort ein, wie seinem Master der Kuchen schmeckte? Und Moment. Seinem Master? Das konnte doch nicht der Ernst seines Hirns sein! Yuukis Kopf schien da einiges zu verwechseln. Ehe er dazu kommen konnte, sich für geistig unzurechenbar einzustufen, ergriff Akira-kun das Wort. „Der Kuchen ist gut.“, stellte er fest. Yuuki zuckte zusammen, als er Akira-kuns Stimme hörte. Er hatte kein Gespräch mehr erwartet. „Danke.“, gab Yuuki kleinlaut zurück. Sofort ärgerte er sich. Warum zeigte er jetzt wieder den kleinlauten Unterwürfigen? Sein Hirn spielte ihm sicher wegen des vergangenen Sauerstoffmangels einen Streich. Noch dazu fing sein Herz wie wild an zu klopfen, obwohl es sich doch gerade erst beruhigt hatte. War das wirklich... Konnte es sein, dass Yuuki sich über das Lob freute? Im nächsten Augenblick kam Yuuki sich tatsächlich vor wie ein kleiner Hund, der ein Leckerli von seinem Herrchen zugeworfen bekommen hatte. Er biss sich auf die Zunge. Also, Freude? Nie – im – Leben ! 'Halt die Klappe, Herz.', fauchte Yuuki sein Innerstes an. „Hast du ihn gemacht?“, führte Akira-kun das Gespräch überraschend weiter. Das verneinte Yuuki leise. „Dann bedanke dich nicht, es ist schließlich nicht dein Verdienst.“, kommentierte Akira-kun kühl. Yuuki seufzte. Er hätte gern mit den Schultern gezuckt, aber dann hätte er sich auf Akira-kuns Schoß bewegt, was er unbedingt vermeiden wollte. „Ich habe ihn aber ausgewählt.“, verteidigte sich Yuuki. Erst kam nur ein Brummen als Reaktion darauf. Gerade erwartete Yuuki schon nichts mehr, dann spürte er eine Hand, die ihm den Kopf tätschelte. „Dann hast du ihn gut ausgewählt, Hündchen.“, knurrte Akira-kun. Daraufhin konnte Yuuki ein Kichern nicht unterdrücken. Ebenso von selbst schlossen sich seine Augen und genossen die durch sein Haar streichelnde Hand. Eines war ihm bewusst: Diesen Moment würde er wohl für den Rest seines Lebens nicht vergessen, so kurios kam er ihm vor. Selbst Akira-kun schien friedlicher gestimmt, als Yuuki es je hätte erwarten können. Wieder schaltete sein Hirn auf selbstzerstörerische Selbstständigkeit, denn es dachte sich, dass es egal war, welche Torturen Akira-kun noch für Yuuki bereit hielt, dieser es ertragen würde, solang er einen solchen Moment wie jetzt gerade noch einmal erleben könnte. ... Vielleicht konnte er ja doch ein bisschen zaubern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)