Stairway to the Skies von Swanlady (ItaSaku) ================================================================================ Kapitel 5: geheim. ------------------ So schnell, wie das Lächeln gekommen war, war es auch schon wieder verschwunden, aber Sakura war sich sicher, dass sie diesen Anblick nie wieder vergessen würde. Sie hatte Sasuke die Mundwinkel verziehen sehen, selbstzufrieden und stolz, aber Itachis Lächeln war anders. Es wirkte, trotz der grausamen Erfahrungen, die er als Elite-Shinobi gemacht haben musste, freier und ungezwungener. Es wirkte nicht überheblich, sondern einfach nur… erleichtert. Der Grund für diese Erleichterung lag im Krankenbett und schlief seelenruhig. Als hätte jemand sie bei etwas Verbotenem ertappt, richtete Sakura ihren Blick hastig auf den schlafenden Sasuke. „Mein medizinisches Wissen begrenzt sich zwar auf ein absolutes Minimum, aber ich gehe davon aus, dass Sasukes Zustand verhältnismäßig stabil ist“, ergriff Itachi das Wort und obwohl sein Gesicht wieder ausdruckslos erschien, wie ihr ein flüchtiger Blick in seine Richtung verriet, so kam es Sakura vor, als könnte sie nun die dahinter verborgenen Gefühle erahnen. Itachi hatte ihr – ob gewollt oder ungewollt – einen kurzen Einblick in seine wahre Gedankenwelt gewährt, was sie nun nicht mehr ignorieren konnte. Vermutlich würde sie noch bedauern, ihn nicht mehr als herzlosen Uchiha abstempeln zu können. „Mehr als das. Sasuke-kun ist auf dem besten Weg, wieder gesund zu werden. Ich vermute, dass er im Laufe des Tages wieder zu sich kommen wird“, meinte Sakura überzeugt und griff nach der Decke, um sie sorgfältig auf ihrem Schoß zu falten. „Ich… ich muss wohl hier eingeschlafen sein. Vielen Dank“, nuschelte sie, doch Itachi reagierte nicht auf ihren Dank, sondern trat lediglich ans Bett, um Sasuke zu mustern. „Ich schulde dir eine Erklärung“, sagte er leise, woraufhin Sakura den Kopf schüttelte. „Nein, das tust du nicht“, erwiderte sie, denn sie war sich nun nicht mehr sicher, ob sie die Geschichte in allen Einzelheiten hören wollte. Vielleicht war es besser, einfach nur zu wissen, dass Sasuke keine bleibenden Schäden davontragen würde. Itachi ignorierte ihren Einwand. „Ich darf dir keine Details über das Ziel unserer Mission verraten“, begann er. Reglos stand er da und nur seine Augäpfel rührten sich, als sein Blick immer wieder über Sasukes angeschlagenen Körper huschte. „Aber das ist ohnehin nur nebensächlich. Wir befanden uns in einem Grenzgebiet, in dem es schon seit Jahren Reibereien zwischen zwei Feudalherren gibt. Es sieht mehr und mehr nach einem Bürgerkrieg aus, denn die Unzufriedenheit der Menschen wächst mit jedem Tag. Das Gebiet zieht Banditen und Nuke-Nin wie das Licht die Motten an. Wir gerieten mitten in den Konflikt.“ Itachi legte eine kurze Pause ein, wahrscheinlich, um einzuschätzen, wie viel er ihr verraten durfte – oder ob er ihr nicht bereits zu viel gesagt hatte. Sakura fragte sich unwillkürlich, ob Itachis Team tatsächlich zufällig ins Schussfeuer geraten war, oder ob nicht genau das der Kern der Mission gewesen war, aber sie hakte nicht nach. „Sasuke war zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort“, fuhr Itachi fort, der wohl auch befand, dass das genug Einzelheiten für Sakura waren, um sich die Umstände in etwa vorstellen zu können. „Und ich war zu langsam“, fügte er hinzu und die Härte in seiner Stimme, mit der er sich selbst strafte, überraschte sie. Sakura betrachtete sein Profil und sah in ihm wieder den strikten Anführer, der Präzision und vollen Einsatz von seinem Team erwartete – vor allem aber von sich selbst. „Was ist passiert?“, fragte sie zögerlich. Als Itachi weitersprach, tat er das wieder mit vollkommen neutraler Stimme. „Ich war in einem anderen Teil des Dorfes, als der Kampf losging“, erklärte er knapp. „Sasuke war allein, da unser drittes Teammitglied im Bunde ebenfalls eine andere Aufgabe zu erledigen hatte.“ „Es hätte also auch einen von euch treffen können?“, fragte Sakura, obwohl sie die Antwort kannte. Wieso sie wollte, dass Itachi sich nicht die Schuld gab, war ihr ein Rätsel. Seine Gefühle hatten sie nicht zu interessieren, aber genau das war das Problem. Sie waren interessant. Itachi nickte, als er seinen Blick nach endlosen Minuten endlich wieder auf sie richtete. „Ich gehe davon aus, dass er versucht hat zu schlichten“, sagte er, was Sakura stark bezweifelte, doch sie hielt die Worte taktvoll zurück. Itachi kannte seinen Bruder sicher besser als sie. Sie hatte immerhin nur die aufgesetzte, arrogante Seite an ihm kennengelernt. „Aber es waren zu viele. Als ich ihn erreichte, wies er bereits zu schwere Wunden auf, um die Mission fortzuführen.“ An dieser Stelle unterbrach Sakura ihn, denn sie hatte genug gehört. „Du bist also mit ihm zurückgekommen. Das war eine kluge Entscheidung“, sagte sie, was ihr wieder Itachis ungeteilte Aufmerksamkeit verschaffte. Er blickte sie ruhig an und schien über etwas nachzudenken – ob es über ihre Worte war oder nicht, vermochte Sakura nicht zu sagen. „Du möchtest wissen, wieso ich dich aufgesucht habe“, stellte er aus heiterem Himmel fest und obwohl Sakura in diesem Augenblick nicht an diese Frage gedacht hatte, kam sie sich abermals so vor, als würde er ihr in den Kopf blicken können. „Weil mein Haus auf dem Weg zum Krankenhaus liegt“, beantwortete sie sich selbst die Frage, die sie nicht gestellt hatte. Itachis analytischer Verstand war sicher zu dem Schluss gekommen, dass er die erste ärztliche Fachkraft finden musste, die in der Lage war, erste Hilfe zu leisten. „Weil ich wusste, dass du ihm helfen kannst“, verbesserte Itachi sie unbeirrt. „Weil ich wusste, dass du alles tun würdest, was in deiner Macht steht, um einem Teamkollegen und Freund das Leben zu retten.“ Sakura hielt überrumpelt die Luft an und wusste nicht wohin mit ihren Händen, die automatisch nach der eben zusammengefalteten Decke griffen, um nervös deren Ecken zu kneten. Itachi warf mit Begriffen um sich, die ihr näher gingen, als sie zugeben wollte. Sasuke war ein ehemaliges Mitglied ihres Teams, daran ließ sich nichts rütteln. Das bedeutete allerdings auch, dass er es auf gewisse Weise immer bleiben würde, aber… ein Freund? Sakura hatte sich oft gewünscht, von Sasuke als Freundin angesehen zu werden. Als ebenbürtige und verlässliche Freundin, die nicht im Schatten seiner Fähigkeiten und Zurückweisung unterging. Konnte man eine einseitige Freundschaft überhaupt als solche bezeichnen? Sakura glaubte nicht, dass Sasuke zu Hause viel über sein Team erzählt hatte, das war nicht seine Art. Itachis Worte beruhten also lediglich auf seinen Beobachtungen – und Sakura konnte es ihm nicht verübeln, dass er zu einem solchen Schluss gekommen war. Es stimmte nämlich. Es gab Menschen in ihrem Leben, für die sie alles tun würde und Sasuke gehörte dazu. „Jeder andere Iryōnin hätte dasselbe getan“, widersprach Sakura ihm schwach, wobei ihnen beiden klar war, dass nur die Verlegenheit aus ihr sprach. „Eigentlich war es recht unverantwortlich von dir, bei mir aufzukreuzen“, überbrückte Sakura den peinlichen Moment mit Tadel. „Du konntest nicht wissen, ob ich zu Hause bin. Das Krankenhaus war die sicherere Option. Hätte man Sasuke-kun doch vergiftet, hätte ich nicht die entsprechenden Gegenmittel parat gehabt.“ Stumm ließ Itachi die Kritik über sich ergehen. Er schien sie nachvollziehen zu können und für berechtigt zu halten, was eine völlig neue Erfahrung für Sakura war. Wenn sie mit Naruto schimpfte, hatte dieser immer etwas zu seiner Verteidigung zu sagen. „Aber ich würde es jederzeit wieder tun.“ Mit seiner simplen Aussage fegte er alle ihre bereitgelegten Sätze aus ihrem Kopf. Sakura starrte ihn mit großen Augen an und bemühte sich nicht einmal mehr, die Verwunderung zu verbergen. „Wieso?“ „Weil du bewiesen hast, dass du außerordentlich talentiert bist“, erwiderte er ohne mit der Wimper zu zucken. „Du hast einen kühlen Kopf bewahrt, obwohl Sasukes Leben in Gefahr war. Die Angst hat dich nicht gelähmt.“ „Das ist in meinem Beruf normal.“ „Vielleicht. Aber das meinte ich nicht.“ Sakura runzelte die Stirn, denn sie war immer noch zu erschöpft für Ratespielchen. „Sie sind dein Antrieb.“ „Was?“, fragte sie ungeduldig. „Gefühle, Sakura. Du lässt dich von ihnen leiten, aber sie kontrollieren dein Handeln nicht. Weißt du, wie selten das ist?“ Perplex starrte sie Itachi an. Versuchte er ihr hartnäckig ein Kompliment zu machen? Sakura war sich ziemlich sicher, dass er das nicht nötig hatte. Sie wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte, denn es war ihr unangenehm, wie viele Gedanken er sich anscheinend darüber gemacht hatte, während sie seelenruhig auf dem Stuhl geschlafen hatte. Ihr Schweigen nutzte Itachi, um das Bett zu umrunden und vor ihr stehenzubleiben. Verwirrt blinzelte sie ihn an. Was tat er da? Noch ehe sie sich versah, hatte sie sich wie von selbst erhoben, damit Itachi nicht weiter über ihr türmte. Stramm stand er da, den ersten Blick auf sie gerichtet und verbeugte sich im nächsten Moment tief vor ihr. „Vielen Dank, Sakura. Du hast meinem Bruder das Leben gerettet. Dafür stehe ich in deiner Schuld.“ Die offizielle Tonlage, die Itachi benutzte, ließ die Situation abermals sehr peinlich auf Sakura wirken. Sie spürte, wie die Hitze sich auf ihrem Gesicht ausbreitete und winkte hastig ab. „Du bist mir nichts schuldig, Itachi-san“, murmelte sie, hatte aber die leise Vermutung, dass dies eine von diesen dummen Ehrensachen war, für die Shinobi bekannt waren. Itachi richtete sich wieder auf, doch seine Körperhaltung lockerte sich nicht. Das letzte Mal hatte er sich so verhalten, als er mit dem Hokage gesprochen hatte und Sakura beschlich der Verdacht, dass er ihr damit so etwas wie Respekt erweisen wollte. Es hätte ihr geschmeichelt, wenn sie sich dabei nicht so verkrampft gefühlt hätte. „Darf ich dich etwas fragen?“, setzte Sakura zögerlich an. Sie hatte die Erfahrung gemacht, dass die peinlichen Momente schneller verschwanden, wenn sie die Initiative ergriff. Itachis auffordernder Blick war Antwort genug. „Ich hatte immer den Eindruck, als wäre es die allererste Regel, die man einem ANBU beibringt, dass er niemandem seine Identität verraten darf. Du bist letzte Nacht aber ohne Tiermaske ins Krankenhaus spaziert und…“ Sakura brach ab und gestikulierte ein wenig mit den Händen, in der Hoffnung, dass Itachi verstehen würde, worauf sie hinaus wollte. „Lass mich dir eine Gegenfrage stellen“, sagte er und seine Gesichtszüge nahmen etwas von der Lockerheit an, die immer noch neu und faszinierend für Sakura war. „Du wusstest schon vorher, dass Sasuke zu uns gehört, richtig? Woher?“ Sakura öffnete den Mund, schloss ihn aber gleich wieder, als sie sich die Frage genauer durch den Kopf gehen ließ. Ja, woher wusste sie überhaupt davon? „Ich… ich bin wohl einfach darauf gekommen“, antwortete sie und zog die Augenbrauen nachdenklich zusammen. „Ich wusste, dass Sasuke-kun sich nun anderen Dingen widmet, sodass er kein Teil unseres Teams mehr sein kann. Da ich seinen Ehrgeiz kenne, konnte es nur die ANBU-Einheit sein.“ Sakura zuckte mit den Schultern. Es war nicht besonders schwer gewesen, das herauszufinden. „Beantwortet dir das deine Frage nicht?“, fuhr Itachi fort und legte den Kopf leicht schief, wobei Sakura das Gefühl hatte, als würde ihn das Gespräch erheitern. Sie konnte sich aber auch irren, denn sie war weit davon entfernt eine Expertin auf dem Gebiet seines Verhaltens zu sein. „Du meinst, dass ich eins und eins zusammengezählt habe?“, hakte sie nach. Itachi nickte. „Genau. Da bist du nicht die Einzige. Besonders hier im Krankenhaus wissen viele der Ärzte, wer wir sind.“ „Nun, eure Tätowierungen sind ziemlich auffällig, findest du nicht auch?“, schnaufte Sakura und setzte sich wieder. Itachis Mundwinkel zuckte und dieses Mal bildete sich Sakura sein Amüsement ganz sicher nicht ein. „Ich könnte jede einzelne Person, die uns gesehen hat, vergessen lassen, dass wir ihr jemals begegnet sind“, erinnerte er Sakura an die Tatsache, dass er im Notfall immer noch sein Sharingan hatte. Unwillkürlich kroch bei dieser Vorstellung eine Gänsehaut über ihre Arme. „Aber das ist nicht nötig. Es ist nicht unsere oberste Priorität, unsere Identität vor den Bewohnern Konohagakures geheim zu halten. Wichtiger ist es, dass sich diese Informationen nicht außerhalb des Dorfes verbreiten.“ Sakura grübelte ein wenig darüber nach, konnte sich aber nicht entscheiden, ob sie die Logik dahinter verstand. Brachte man dadurch die Bewohner des Dorfes nicht in Gefahr? Andererseits stimmte es wohl, dass man den Menschen nicht verbieten konnte, Vermutungen anzustellen und sich darüber zu unterhalten. Ständige Gedächtnismanipulation war bestimmt auch nicht im Sinne des Dorfoberhauptes. „Übernimmst du die Anwerbung neuer Kandidaten eigentlich immer selbst?“, fragte Sakura weiter, für die das Thema, trotz Abneigung gegen die Arbeitsmethoden der Einheit, äußerst interessant war. Man hatte schließlich nicht jeden Tag die Gelegenheit, etwas über eine geheime Shinobi-Organisation zu erfahren. „Nein“, antwortete Itachi und Sakura bereute es sofort, die Frage gestellt zu haben. Er hatte also eine Ausnahme für sie gemacht – aber warum? Sie wandte sich ab, um einen der piependen Bildschirme näher zu untersuchen, aber vor allem, damit Itachi die stumme Folgefrage nicht an ihrem Gesicht ablesen konnte. Leider war er intelligent genug, um sie sich auch so zu denken. Sakura hörte, wie er Luft holte. „Sakura.“ Erschrocken zuckte sie zusammen, denn es war nicht Itachis Stimme, die ihren Namen sagte. Ruckartig drehte sie sich zu Sasuke um, der die Augen geöffnet hatte und mit glasigem Blick zu ihr aufsah. Sakuras Herz schlug Purzelbäume vor Erleichterung und ihr Gesicht hellte sich auf. „Sasuke-kun!“, seufzte sie glücklich und streckte ihre Hand aus, um seine Stirn zu fühlen. Er hatte kein Fieber, was hieß, dass sich keine Entzündung durch seinen Körper fraß. Rasch überprüfte Sakura alle anderen Daten auf den Monitoren, ehe sie zufrieden nickte. „Du brauchst nur etwas Ruhe, in ein paar Tagen solltest du wieder vollkommen fit sein. Wie geht es dir?“ Er grunzte und schob Sakuras Hand von seinem Gesicht, ehe er sich mühevoll auf den Händen abstützte und aufsetzte. „Sasuke-kun! Bleib liegen!“, wies Sakura ihn empört an, doch er ignorierte ihre Worte. Stattdessen visierte er Itachi an, der sich im Hintergrund hielt, aber es wunderte Sakura nicht, dass Sasuke seine Anwesenheit trotzdem wahrgenommen hatte. Schnell stellte sich aber heraus, dass es nicht Itachis Chakra war, das Sasuke gespürt hatte – er hatte den letzten Teil ihres Gesprächs gehört. Die Frage, die der jüngere Uchiha mit kratziger Stimme stellte, ließ alle Farbe aus Sakuras Gesicht weichen und ihren Atem stocken. „Du hast versucht, Sakura für die ANBU zu rekrutieren?!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)