Corrupt Me! von Sky- ================================================================================ Kapitel 1: The Deal ------------------- Ein gelbes Augenpaar starrte ihn an. Lauernd wie das eines Raubtieres. Wartend darauf, eine Unsicherheit oder zumindest einen kurzen Zweifel zu sehen. Der junge Mann, den er vorhin erst mit einer Nadel bearbeitet hatte, hatte die Jagdlust geweckt und ohne es zu wissen, hatte sich die Beute bereitwillig in die Fänge ihres Jägers begeben. Wie ein schwarzer Panther, der sich gleich auf den finalen Sprung vorbereitete um sich auf sein Opfer zu stürzen, hatte sich der knapp 1,94 Meter große und durchtrainierte Tätowierer mit verschränkten Armen vor ihm aufgebaut und ein tückisches Lächeln zierte seine Lippen. Es war für ihn recht überraschend gewesen, dass dieser Kerl, den er vorhin noch tätowiert hatte, ihn plötzlich sprechen wollte und dann noch so eine verrückte Bitte hatte. Und noch wusste Christoph nicht, auf was er sich da einließ. Dennoch war er bereit, alles auf eine Karte zu setzen. Er war sich so sicher, ihn endlich gefunden zu haben: den Menschen auf der Welt, bei dem all seine Wahrscheinlichkeitsberechnungen und Logarithmen versagten. Jemand, den er nicht so leicht durchschauen konnte und der sich nicht nach irgendwelchen Gewohnheiten richtete. Der Chaos-Faktor. Seit Jahren hatte er danach gesucht, nachdem er schon so viel Zeit damit verbracht hatte, die ganze Welt in mathematische Formeln zu packen. Matrizen, Algorithmen und Logarithmen. Wahrscheinlichkeitsformeln und vieles mehr. Wirklich alles auf der Welt war für ihn eine gigantische Sammlung von Formeln, die sich direkt vor seinen Augen offenbarten. Für viele aufregend, für ihn aber mit der Zeit nur noch eine langweilige Vorhersehbarkeit. Er konnte sogar schon die Lottozahlen berechnen und hatte sich die Fähigkeit angeeignet, die nächsten Schritte vorauszuberechnen, die seine Mitmenschen gehen würden. Rein theoretisch konnte er sogar ihre ganzen Entscheidungen „vorhersehen“, indem er einfach die Wahrscheinlichkeiten durchging, die er binnen Sekunden in seinem Kopf berechnete. Er galt ja schon seit seinem vierten Lebensjahr als mathematisches Genie. Aber das hatte ihm nicht gereicht. Im Gegenteil, es hatte für ihn die Welt nur noch eintöniger und langweiliger gemacht. Nichts mehr vermochte ihn noch zu überraschen. Alles war für ihn vorhersehbar geworden. Selbst die Menschen. Sie waren allesamt so verdammt berechenbar, dass er es mit der Zeit immer mehr hasste, überhaupt mit ihnen zu tun haben zu müssen. Nicht zuletzt, weil sowieso niemand verstand, wie seine Welt aussah. Keiner verstand ihn, nicht mal seine Adoptivfamilie. Ein ziemliches Armutszeugnis und er hatte irgendwann damit begonnen, das Leben eines exzentrischen Eigenbrötlers zu führen, der in seiner eigenen Welt lebte und nur in dieser lebte. Und dann, als wäre es Schicksal gewesen, hatte er das Studio betreten, um sich den linken Unterarm tätowieren zu lassen, nachdem der andere Laden schließen musste. Er hatte diesen Typ gesehen und direkt damit begonnen, ihn zu analysieren und seine nächsten Handlungen vorauszuberechnen. Immerhin kannte er die Vorgehensweise von Tätowierern und konnte den Kerl, der sich selbst einfach nur „Crow“ nannte, sehr grob einschätzen: düsterer Zeitgenosse, strikter Einzelgänger, mangelndes Sozialverhalten und vermutlich auch noch sadistische Veranlagung. Auf jeden Fall ein sehr dominanter Mensch. Danach war es aber mit seiner Einschätzung vorbei. Denn Crow entzog sich seit ihrer ersten Begegnung jeden erdenklichen Berechnungen, die er wie immer durchführte und die nicht mal eine große Anstrengung für ihn bedeuteten. Doch seit sein erster Versuch einer Wahrscheinlichkeitsberechnung zunichte gemacht wurde, als Crow, statt mit den üblichen Begrüßungsfloskeln am Anfang, einfach damit begann, schon mal die Nadeln vorzubereiten und erst dann fragte, was für ein Motiv es denn sein sollte. Seine Abläufe waren chaotisch, entzogen sich einer vernünftigen Struktur und Reihenfolge und brachten damit Christophs ganzes Konzept durcheinander. Es war für ihn unverständlich gewesen, wie dieser Mensch da in so einer chaotischen Reihenfolge ohne erkennbares logisches Prinzip seiner Arbeit nachgehen konnte. Es existierte keine Ordnung, keine vernünftige Abfolge, wie man es überall kannte. Doch es war für ihn eine Offenbarung gewesen. Er war sich sicher, das gefunden zu haben, wonach er all die Jahre vergeblich gesucht hatte: den Chaos-Faktor. Etwas, das ohne vernünftige Struktur und Beständigkeit arbeitete und sich dadurch nicht mit irgendwelchen Formeln vereinbaren ließ. Keine Statistiken, keine Wahrscheinlichkeitsrechnungen… keine Matrizen und Algorithmen… Dieses Chaos, was Crow da ausgelebt hatte, war mathematisch nicht zu fassen. Und in diesem Moment war für ihn klar gewesen: er musste unbedingt mehr darüber herausfinden. Er musste diesen Chaos-Faktor studieren, nachdem er ihn endlich gefunden hatte. „Also was ist?“ fragte der Tätowierer lauernd. Seine Stimme klang tief und dunkel. Die Aura eines gefährlichen Raubtieres ging von ihm aus und seine schwarzen Haare, die unnatürlich gelben Augen und die Haut mit der dunklen südländischen Bräune verliehen ihm etwas Wildes und Unzähmbares. Eine Aura, die nicht spurlos an Christoph vorbeiging. Ja sie übte auf ihn auch eine gewisse Faszination aus. Nicht zuletzt aber dieses unberechenbare Verhalten, das sich so mancher Logik entzog. „Weshalb willst du mich sprechen?“ Christophs Gefühl verriet ihm, dass der Tätowierer, der knapp vier Jahre älter war als er, bereits etwas ahnte, oder zumindest einen leisen Verdacht hegte. Auf jeden Fall wusste er, dass da gewisse Hintergedanken dabei waren. Und als er sein Anliegen erklärte und versuchte, ihm die Sache mit dem Chaos-Faktor zu verdeutlichen, da rechnete er auch zuerst nicht damit, dass Crow ihn verstand. Wieso denn auch? Selbst so manche Dozenten an der Uni hatten ihre Schwierigkeiten, ihn zu verstehen. Er war in ihren Augen und in denen seiner Studenten seltsam, ein Exzentriker. Und doch… als er das amüsierte Lächeln und das Lauern in diesen bernsteinfarbenen Augen sah, da widerlegte sich seine Einschätzung. „Du willst also eine Art Verhaltensstudie an mir durchführen“, schlussfolgerte der 28-jährige Tätowierer und ließ ein amüsiertes Schnauben vernehmen. Doch Christoph blieb dabei. „Ich berechne seit zwanzig Jahren die gesamte Welt. Geometrie, Stochastik, Trigonometrie… wirklich alles kann ich berechnen, weil alles einer gewissen Logik folgt. Nur bei dir scheint das nicht zu klappen und darum bin ich mir sicher, den Chaos-Faktor endlich gefunden zu haben. Und aus diesem Grund will ich mehr darüber herausfinden. Für den Aufwand bin ich auch bereit, eine Entschädigung zu zahlen.“ Wieder lachte Crow, als amüsierte es ihn, dass Christoph ihn für die ganze Aktion sogar Geld anbot. „Glaubst du wirklich, ich hätte Interesse daran? Oder denkst du etwa, ich hätte es so nötig, Mr. Akademiker?“ Nun kam er auf ihn zu. Christoph, der mit knapp 18 Zentimetern weniger sichtlich kleiner war als er, wurde gegen die Wand gedrängt. Die Beute saß nun in der Falle. „Nein danke, auf dein Geld kann ich verzichten. Was wärst du denn sonst noch bereit, dafür zu zahlen?“ Diese dunkelgrünen Augen sowie auch das Gesicht blieben verschlossen und zeigten weder Unsicherheit noch Angst. Nach Crows Einschätzung musste dieser Kerl entweder Nerven aus Stahl haben, oder er musste völlig verrückt sein. Oder aber er war von seinem Leben so dermaßen frustriert und gelangweilt, dass er verzweifelt nach einem Nervenkitzel suchte. Ja, er wollte das Chaos, weil es ihm den Reiz des Unerwarteten gab. Er suchte nach der Gefahr und dem Risiko. Nun, in dem Fall war Crow ihm gern behilflich, denn eines stand für ihn fest: so leicht würde er diesen Schlauberger nicht davonkommen lassen. Und als würde er es direkt darauf anlegen, fragte Christoph nach. „Was verlangst du?“ Auf diese Frage hatte Crow gewartet. Und er freute sich schon auf die Reaktion seiner Beute, wenn er ihr seine wahren Absichten offenbarte. Denn für ihn stand fest: er würde sie mit Haut und Haaren verschlingen. Diesen für seine Maßstäbe klein geratenen Streber würde er aus seiner Langeweile herausholen und ihm noch ganz andere Seiten zeigen. Nun war er ihm noch näher gekommen und sah ihm tief in die Augen. In Christophs Augen spiegelte sich eine sehr schwache Unsicherheit, aber auch Neugier wieder. Ja, ganz eindeutig: er suchte den Reiz bei der ganzen Geschichte. Er wollte das Chaos, um aus all diesen Routinen und geordneten Strukturen geholt zu werden. In eine Welt, die er nicht so leicht berechnen konnte und die nicht so vorhersehbar und unspektakulär war wie die, die er schon lange satt hatte. Und das würde Crow ihm noch geben. Darauf konnte sich dieser kleine Streber von der Uni verlassen. Er würde sein Leben noch in ein Chaos verwandeln. Ein Lächeln zog sich über Crows Lippen und er hob Christophs Kinn, um ihn näher zu betrachten. Zugegeben, auch wenn er ein verdammter Akademiker war, er sah gut aus. Das rotbraune Haar unter der Strickmütze gab ihm etwas Freches, sein Gesicht war schmal, wie auch sein Körper und sein Gesicht war bereits von einigen Piercings gezeichnet. Nicht gerade typisch für einen Mathematiker. Aber das hatte auch gewissermaßen sein Interesse geweckt: er war kein verweichlichter Nerd, den man am liebsten verprügeln würde wie in der High School. Da war etwas Aufmüpfiges in seinem Wesen und das reizte den Tätowierer nur noch mehr. „Was hältst du von deinem Körper?“ fragte er lauernd und drückte Christophs Handgelenk gegen die Wand. „Ich gebe dir das, was du willst, wenn du mir dafür deinen Körper gibst.“ Es war kein Entsetzen in seinen Augen zu sehen. Auch folgte keine abweisende oder panische Reaktion. Viel eher schien es sogar, als hätte Christoph ein Stück weit darauf gewartet, diese Worte zu hören. Und das erstaunte den 28-jährigen nun doch ein wenig. Hatte der Kerl es etwa so dringend nötig, dass er tatsächlich in Betracht zog, sich auf diesen Deal einzulassen? Nun, Crow wusste um seine Wirkung auf andere. Er strahlte etwas Wildes und Unbezwingbares aus und das war es wahrscheinlich auch, was Christoph an ihn so faszinierte. Vermutlich hatte der Kerl zu lange sein Eigenbrötlerdasein gefristet und suchte nun nach drastischen Veränderungen, um seinem Leben eine neue Richtung zu geben. Er wollte Chaos in seine so vorhersehbare und geordnete Welt bringen. Und wenn es eben auf diese Weise geschah. Auf eine gewisse Art und Weise ein Armutszeugnis, aber andererseits war dies wiederum auch zu Crows Vorteil. „Was würde das alles beinhalten?“ Diese Frage ließ den Tätowierer schmunzeln. „Eine ganze Menge, denn ich stehe nicht so wirklich auf einfachen Sex. Ich habe da gewisse Vorlieben.“ Immer noch keine abweisende Reaktion. Und das amüsierte Crow umso mehr. „Sag bloß, du stehst auf Kerle.“ Hier verfinsterte sich Christophs Gesicht. Widerspenstigkeit funkelte in seinen Augen. „Tut das unbedingt etwas zur Sache?“ Nun, es konnte auch egal sein. Solange der Kerl tatsächlich bereit war, sich auf den Deal einzulassen, war doch alles bestens. „Aber ich mach sicher nichts mit, was absolut krank ist.“ „Und das wäre?“ fragte der Dunkelhäutige lauernd und entwickelte immer mehr Spaß an der ganzen Sache. „Ich mach sicher keine Orgie mit, oder verkauf mich an irgendjemanden.“ Na zumindest scheint er ja zu wissen, worauf er sich da einlässt, dachte sich der 28-jährige und ließ langsam von Christoph ab und ließ ihm etwas mehr Raum. Wenigstens war er in der Hinsicht nicht allzu naiv, das konnte ansonsten ziemlich lästig werden. „Na schön. Wenn du willst, können wir das Ganze auch gerne schriftlich festhalten. Ist mir auch so viel lieber, dann kannst du mir wenigstens nachher nichts anhängen. Aber überstürz das erst mal nicht. Schlaf mal eine Nacht drüber, bevor du noch etwas tust, was du vielleicht bereuen könntest. Du kannst ja morgen wieder herkommen, wenn du es dir überlegt hast.“ Auch wenn es Crow widerstrebte, ihm diese Wahl zu lassen, aber noch weniger gefiel ihm der Gedanke, dass Christoph noch auf den Gedanken kam, dass das alles doch nichts für ihn war. Und bevor er ihm noch ein Trauma fürs Leben verpasste, ließ er ihm lieber die Möglichkeit, es sich noch mal zu überlegen. „Ich brauche nicht zu überlegen“, erklärte der 24-jährige Mathematiker und wirkte sehr selbstsicher. „Ich weiß, was ich will.“ Das gefiel ihm umso mehr. Ein Waschlappen war der Typ jedenfalls nicht. Der würde schon so einiges aushalten können. Nun, Crow hatte sowieso nicht das geringste Interesse an solchen Heulsusen. Ein bisschen widerspenstig durfte sein Beuteschema ruhig sein. Dann machte es wenigstens Spaß. Und auch wenn dieser Christoph Strauss ein landesweit bekanntes mathematisches Genie war, das schon als Wunderkind berühmt geworden war und er Akademiker mehr als alles andere auf der Welt verachtete, so hatte er dennoch eine gewisse Schwäche für ihn entwickelt. Vielleicht, weil er nicht wie ein typischer hochnäsiger Besserwisser war, der sich für etwas Besseres hielt und es dementsprechend auflebte. Er war bodenständig, wenn auch vielleicht etwas exzentrisch, aber er schien keinerlei Berührungsängste zu haben. Und er ließ sich nicht so schnell einschüchtern. Also eigentlich genau sein Beuteschema. Auch vom Aussehen her sah er nicht übel aus. Nicht zu hager und unsportlich, aber auch nicht allzu groß und muskulös. Eigentlich genau ideal und mit Sicherheit auch um so einiges belastbar. „Na gut. Wenn du dir so sicher bist, halten wir es gleich am besten schriftlich fest. Nur zur Sicherheit, damit du mir später nichts anhängen kannst und damit du auch festlegen kannst, was für dich absolut nicht infrage kommt. Aber ich warne dich trotzdem: ich mag es hart im Bett.“ Wieder war dieser Funke in Christophs Augen. Aufregung lag darin und Neugier auf diesen Nervenkitzel, auch wenn der Rest seines Gesichts eher Desinteresse und Langeweile ausstrahlte. „Also gut, so machen wir es.“ Um diesen Teil zu erledigen, gingen sie in Crows Büro und setzten sich an den Tisch. Bei einer Tasse Kaffee besprachen sie die Details. So wurde festgehalten, dass schwere Verletzungen sowie das Zufügen von Wunden und der Einsatz von Drogen verboten waren. Erstellung von Fotos und Videos waren verboten, niemand sonst durfte darüber in Kenntnis gesetzt werden und vor allem waren weitere Sexpartner nicht erlaubt. Auch was Sexpraktiken mit Fäkalien und dergleichen betraf, war nicht erwünscht und beide verpflichteten sich zudem noch, sich auf Geschlechtskrankheiten untersuchen zu lassen. Das Zufügen offener Wunden oder gefährliche Praktiken wie Breath Control, die unter Umständen gesundheitsgefährdend sein könnten, waren ebenfalls verboten. Außerdem gewährleistete der Vertrag, dass ein Ausstieg jederzeit möglich war, sollte es sich Christoph anders überlegen. Im Gegenzug verpflichtete er sich dafür, Crows Anweisungen Folge zu leisten, solange sie nicht gegen die Bedingungen des Vertrags verstießen. „Und zudem sollten wir ein Safeword ausmachen“, ergänzte Crow. „Glaub mir, es wird so einiges auf dich zukommen. Darüber solltest du dir im Klaren sein. Such dir ein einfaches Wort aus, das du dir gut merken kannst.“ Aber auch das schreckte den Mathematiker nicht ab. Er war noch nie jemand gewesen, der sich vor einer Herausforderung gedrückt hatte. Und auch wenn er noch nie vorher so etwas getan hatte wie das hier jetzt, würde er dennoch nicht kneifen. Auch wenn er diesen Crow überhaupt nicht kannte und nicht mal seinen richtigen Namen wusste, so reizte ihn der Gedanke, sich auf diese völlig neue Situation einzulassen. Und sonderlich Hemmungen hatte er auch nicht. Wenn er ehrlich war, hatte ihn dieser wilde Eindruck eines gefährlichen Raubtieres schon eine große Wirkung auf ihn. Und die Tatsache, dass er Crow einfach nicht richtig in mathematische Formeln fassen konnte, weil dieser das Chaos auslebte, war er fasziniert von ihm. Nicht zuletzt musste er zugeben, dass Crow ihm auch vom Aussehen her gefiel. Man sah ihm an, dass er südländische Wurzeln hatte, eine raue und dominante Natur besaß und dieser große und kräftige Körper unterstrich dies zusätzlich. Zugegeben, er hatte ein Mal an der High School eine gleichgeschlechtliche Beziehung gehabt, aber er war dem Ganzen auch nicht sonderlich abgeneigt. Wenn es Crow war, hatte er kein Problem. „Und wozu dient das Safeword?“ hakte Christoph sofort nach. Und daraufhin erklärte ihm der Tätowierer „Das wird beim Bondage verwendet. Dir muss ja schon klar sein, dass du dich dann nicht genug bewegen kannst, um abzuhauen. Und das Safeword dient als Sicherheit für dich. Wenn du es sagst, wird die ganze Aktion sofort abgebrochen, egal was gerade läuft.“ Als das Wort Bondage fiel, war da wieder dieser Funken Neugier zu sehen. Darum vermutete der Tätowierer auch, dass Christoph wahrscheinlich schon gewisse Vorstellungen hatte. Nun, vermutlich hatte er schon während der High School genug Pornos gesehen. Oder er hatte schon mal gewisse Fantasien gehabt. Ihm war das nur recht, da brauchte er wenigstens keine Überzeugungskunst zu leisten. Crow lächelte zufrieden und konnte nicht glauben, was für ein Fisch ihm da ins Netz gegangen war. Das war fast wie ein Sechser im Lotto. „Okay“, kam es von Christoph. „Dann nehmen wir Spüle als Safeword.“ Es war wirklich interessant, dass er ohne großartig zu zögern einfach Ja sagte und dann noch zu einem Fremden. Ein recht risikofreudiger Mensch. Und auch abenteuerlustig. Nein, so ganz konnte man es nicht nennen. Christoph war hungrig nach einem Abenteuer. Und das konnte er gerne haben. „Also gut. Dann würde ich sagen, du gibst mir deine Handynummer. Ich werde dich ausschließlich über diese anrufen, wenn wir ein Treffen vereinbaren. Ebenso gebe ich dir meine für den Fall, dass du es dir doch noch anders überlegen solltest.“ Damit holte der 24-jährige sein Handy hervor und ließ sich von Crow die Nummer nennen. Er speicherte sie ein und klingelte ihn kurz an, um ihm auch seine Nummer zu geben. Zufrieden lächelte der Tätowierer und speicherte sie bei seinen Kontakten unter dem Namen „Chris“. Das klang gleich viel flotterer. „Also gut, Chris. Dann werde ich mich bei dir melden, wenn ich Zeit habe. Du kannst mir aber auch jederzeit eine Nachricht schicken, wenn du es dir anders überlegen solltest. Das musst allein du wissen. Eines muss ich aber wissen: bist du noch Jungfrau? Ich muss das wissen, weil… du kannst dir ja denken, dass das erste Mal schmerzhaft ist und da wäre ich gerne vorgewarnt.“ „Bin ich“, antwortete Christoph mit betonter Gelassenheit und einer Spur Gleichgültigkeit, als würde ihn das alles recht wenig beeindrucken. Aber das lag auch daran, weil er es allgemein vermied, seine Gefühle allzu offen zu zeigen. Und außerdem zählte es sowieso nicht zu seinen Charakterzügen, als Feigling da zu stehen. Er hatte sich hierfür entschieden und wenn dieses vielleicht vollkommen absurde Sexabkommen mit diesem Crow der beste Weg war, um endlich den erhofften Kick in sein für ihn so monoton erscheinendes Leben zu bringen, dann würde er sicherlich nicht kneifen, oder lange zögern. Und selbst wenn, er hatte durch diesen Vertrag genügend Freiheiten, um jederzeit wieder aussteigen zu können. Zwar bestand eine gewisse Gefahr, dass Crow es nicht ganz so mit der Ehrlichkeit hatte und sich als gefährlich entpuppen könnte, aber Christoph war bereit, es dennoch zu wagen. Immerhin hatte er es endlich gefunden: den Chaos-Faktor, der seinem Leben eine neue Richtung geben konnte. Raus aus der gewohnten Welt der Mathematik und der Berechenbarkeit. Er wollte den Nervenkitzel und das Risiko. Nachdem alle Punkte besprochen waren, machte Crow eine Kopie des Vertrages. Beide Exemplare wurden unterschrieben und jeder bekam eines. Damit war es endgültig besiegelt. Und wenn Christoph ehrlich war, so war er schon recht gespannt darauf, wann sich Crow denn melden würde. Kapitel 2: Master And Slave --------------------------- Christoph war mit teils gemischten Gefühlen nach Hause zurückgekehrt. Nachdem er seine Adoptiveltern kurz begrüßt hatte, die in der unteren Wohnung des Hauses wohnten, war er nach oben in seine eigene Wohnung gegangen, in der ein furchtbares Chaos herrschte. So etwas durfte er sich auch jedes Mal von seiner Adoptivmutter anhören, wenn sie nach oben kam und ihm etwas zu Essen vorbeibrachte, denn mit dem Kochen hatte er es nicht wirklich. Stattdessen ernährte er sich hauptsächlich von Pizza, gebratenen Nudeln vom Chinesen und anderem Fast Food. Natürlich war das alles andere als gesund, aber er war einfach zu faul zum Kochen, genauso wie er zu faul dazu war, seine Wohnung ordentlich zu halten. Er hasste es, den Haushalt machen zu müssen und verbrachte die meiste Zeit damit, entweder Games zu zocken, an der Uni abzuhängen und ein bisschen zu arbeiten, oder aber er knackte die nächsten Lottozahlen mithilfe seiner Wahrscheinlichkeitsberechnung. Rein rechnerisch lag seine Trefferstatistik, die er übrigens auch selbst erstellt hatte, bei einer Trefferquote von 77,3456% und er arbeitete daran, seine Trefferquote zu erhöhen und ein sicheres System zu entwickeln. Nur zwei Male hatte er Lotto gespielt und Geld gewonnen. Das Geld hatte er dann dem Waisenhaus zugute kommen lassen, in welchem er aufgewachsen war. Christophs Geburtsumstände waren nicht die besten gewesen und nicht gerade das, was man als Bilderbuchgeburt bezeichnen konnte. Seine Mutter war 16 Jahre alt, völlig überfordert und hatte ihn kurzerhand in einem Müllcontainer „entsorgt“, um ihn loszuwerden und ihre Freiheit nicht zu verlieren. Er war zum Glück noch rechtzeitig gerettet worden und im Alter von neun Jahren wurde Professor Harold Strauss auf ihn aufmerksam, als er von dem mathematischen Wunderkind erfuhr. Und als dieser erfuhr, dass Christoph ein Waisenkind war, hatte er ihn sofort adoptiert. Beklagen konnte sich der Mathematiker eigentlich nicht, denn das Ehepaar Strauss, welches selbst keine eigenen Kinder bekommen konnte, hatte ihn wie einen eigenen Sohn aufgenommen und ihm alles geboten, was er brauchte. Elterliche Liebe, Unterstützung… Es war nicht so, dass er mit seiner Adoptivfamilie unzufrieden war. Er liebte sie und er vermied auch den Kontakt zu seiner leiblichen Mutter, die ihn damals einfach nach der Geburt entsorgt hatte wie Abfall. Er war glücklich mit seiner Familie, nur war er es nicht mit seinem Leben. Was nützte es ihm, sogar intelligenter als Stephen Hawking und Albert Einstein zu sein, wenn das ganze Leben ihm so langweilig und routiniert vorkam? Er war es einfach leid! Und das war auch der Grund gewesen, warum er sich auf diese verrückte Abmachung mit Crow eingelassen hatte. Nicht auszudenken, wie seine Adoptivmutter reagieren würde, wenn sie erfuhr, worauf er sich eingelassen hatte. Vermutlich würde sie durchdrehen und ihn fragen, ob er von allen guten Geistern verlassen sei. Nun, eigentlich konnte er sich genau das Gleiche fragen. Denn so etwas sah ihm eigentlich überhaupt nicht ähnlich und passte nicht zu ihm. Sein Verhalten entsprach kaum einer Logik, aber deshalb hatte er diese Entscheidung auch getroffen: um das Chaos in sein Leben zu lassen, damit es ihm auch mal andere Seiten zeigte. Als Erstes musste er einen Termin beim Arzt ausmachen. Zumindest war das, was Crow gesagt und vorgeschlagen hatte, vernünftig und auch der Vertrag war eine gute Idee gewesen. Das war zumindest eine gute Absicherung und schützte ihn auch vor unliebsamen Dingen, die er auf keinen Fall machen wollte. Allerdings schützte ihn das trotzdem nicht davor, dass Crow sich eventuell noch als gefährlicher Vergewaltiger entpuppte und in dem Fall konnte ihn auch der Vertrag nicht schützen. Nun ja, er hätte sich auch in den Polizeicomputer hacken können, um Crows Vorstrafenregister zu prüfen, nur dummerweise hatte er Crows richtigen Namen nicht. Demnach war das, was er hier durchzog, eine Art russisches Roulette. Drei Tage später, als das Ergebnis des Arztes schriftlich feststand, rief er bei Crow an, der ein wenig überrascht klang als er fragte „Na so was. Du willst es also immer noch durchziehen?“ Wieder war da dieses raubtierhafte Lauern in der Stimme. Allein diese Stimme zu hören, sorgte für eine gewisse Aufregung bei ihm. Nervosität… aber nicht im negativen Sinne, sondern tatsächlich im positiven. Ja, er konnte es kaum erwarten, mehr von Crow zu sehen und am eigenen Leib zu erfahren, welche Vorlieben er hatte und wie seine Welt aussah. „Ja. Ich hab heute das Ergebnis vom Arzt bekommen. Es ist negativ ausgefallen. Ich bin kerngesund.“ „Dann ist ja gut“, hörte er Crow am Telefon reden. „Meines ebenfalls. Ich schick dir gleich eine SMS mit der Adresse, zu der du kommen wirst. Und bring das Ergebnis auch mit, klar? Wenn du es dir noch anders überlegen solltest, brauchst du nicht kommen.“ Doch für Christoph stand längst fest, dass er es durchziehen würde. Egal was Crow auch mit ihm vorhatte, er würde bei seinem Entschluss bleiben. Zu lange hatte er nach dem Chaos-Faktor in seinem Leben gesucht. Schon immer hatte er die Theorie gehabt, dass jeder Mensch einen gewissen Punkt in seinem Leben hatte, der nicht vorhersehbar, berechenbar oder kontrollierbar war. Sei es die Arbeit, irgendwelche Hobbys, oder aber der Partner. Und in den meisten Fällen war es Letzteres gewesen. Und da Crow ohnehin schon eine gewisse Anziehungskraft auf ihn ausübte und auch nicht den Eindruck erweckte, als wäre er Sklave der Ordnung, hatte er fast schon 89,698%ige Gewissheit, dass Crow sein eigener Chaos-Faktor war. Jener Teil in seinem Leben, den er nicht durch Mathematik berechnen konnte. Und darum stand sein Entschluss auch fest, dass er die Sache konsequent durchziehen würde. Abbrechen kam nur im absoluten Ausnahmefall infrage. Nämlich dann, wenn sich herausstellen sollte, dass Crow gefährlich war. Ein kurzes Vibrieren ging durch seine Hosentasche und er holte sein Handy hervor. Crow hatte ihm eine Nachricht geschickt. Er verlangte, dass er um Punkt 18 Uhr in die Hampton Street 23 kam. Die Adresse kannte er sogar. In der Straße gab es nämlich eine Bar, die er mal aufgesucht hatte. Eine etwas ungemütliche Spelunke, wo es schon die eine oder andere Razzia gab. Angeblich sollten dort so einige Drogengeschäfte abgewickelt worden sein. Ob da was dran war, darum hatte sich Christoph nie gekümmert. Bevor er sich aber auf den Weg machen wollte (immerhin hatte er ja noch genügend Zeit), wollte er sich erst mal stärken. Also ging er in die Küche und machte sich etwas zu essen. Vorzugsweise eine Fünfminutenterrine aus der Mikrowelle. Zum Kochen war er ja eh zu faul und wenn er es tat, dann nur, wenn er auch Lust dazu verspürte, was aber sehr selten der Fall war. Seine ganze Wohnung erinnerte nicht wenig an eine Messiewohnung. Überall war Chaos und den Müll hätte er auch schon runterbringen müssen. Aber er mochte es einfach nicht, wenn seine Wohnung zu ordentlich war. Das gab ihm dieses unerträgliche Gefühl, dass alles übersichtlich und geordnet war und er niemals in Verlegenheit geraten würde, am falschen Ort zu suchen. Man konnte wirklich meinen, er brauchte dieses Chaos, um sein Leben unterhaltsamer zu gestalten. Denn es war das Einzige, was keiner vorbestimmten Ordnung folgte. Alles andere war vorhersehbar. Seine Arbeit, sein Leben, die Spiele die er spielte, seine Hackerangriffe, das Wetter, die Jahreszeiten… einfach alles. Und wie gerne spielte er doch mit dem Gedanken, alles ins Chaos zu stürzen und diese existierende Weltordnung durcheinander zu werfen, um diesen monotonen Kreislauf zu beenden. Wenigstens ein Mal. Er war ein Genie, das die Ordnung erfassen konnte, aber stattdessen das Chaos suchte. Das Unberechenbare… das Abenteuer… Ein lautes Pling verriet ihm, dass sein Essen fertig war. Also setzte er sich mit seinem Fertiggericht an den Tisch und begann zu essen. Wenn seine Adoptivmutter nicht oft genug mit selbst gekochten Mittagessen vorbeikommen würde, dann hätte er sich inzwischen sechs Jahre lang ununterbrochen von Fertiggerichten und Fast Food ernährt. Natürlich war das überhaupt nicht gesund, aber er nahm auch nie zu, egal was er aß. Und solange es schmeckte, konnte es egal sein, was er zu sich nahm. Während dem Essen dachte er wieder an Crow und fragte sich, was dieser wohl mit ihm vorhatte. Viel hatte er ja nicht verraten. Nur, dass es nicht die sanfte Tour werden würde. Nun, Christoph war nach wie vor fest entschlossen, die Sache durchzuziehen und auch neue Dinge auszuprobieren. Allein die Vorstellung hatte einen gewissen Reiz und auch wenn Crow ihn vorgewarnt hatte, dass er die harte Tour bevorzugte. Er war jedenfalls nicht abgeneigt. Am Abend kam er mit geringer Verspätung in die Hampton Street. Das Haus, in dem Crow wohnte, war ein typisches Einfamilienhaus und er spürte, wie sein Herz schneller schlug. Die Aufregung war wieder da und sie war beträchtlich gestiegen. Circa um 41,03%. Oh Mann, selbst jetzt in dieser Situation konnte er es einfach nicht lassen, seine Gefühlsveränderungen in Prozentzahlen zu berechnen. Aber daran ließ sich auch ganz gut erkennen, wie sehr die Mathematik und die Welt der Zahlen seine Welt beherrschte. Und nun würde er gleich eine Welt kennen lernen, in der seine Mathematik nichts verloren hatte. Er war schon gespannt, was ihn erwarten würde. Als er den Wagen in der Einfahrt geparkt hatte, ging er direkt zur Haustür und klingelte an. Wenig später öffnete sich diese und Crow stand direkt vor ihm. Er trug ein schwarzes Ledertop, sodass sich wirklich all seine Muskeln abzeichneten. Und dabei erkannte Christoph auch so einige Tattoos, die seinen Körper zierten. Eine schwarze Sonne an seiner linken Halsbeuge, ein schwarzes Drachentattoo an seinem rechten Oberarm und an seinem linken Unterarm war ein Rosenkranz zu sehen. Seine gelben Augen funkelten gefährlich und er wirkte nicht sonderlich erfreut. „Du bist spät“, stellte er mit strenger und unnachgiebiger Stimme fest und wies Christoph mit einer Handbewegung an, ihm ins Haus zu folgen. „Hast du die Bescheinigung dabei?“ Christoph nickte und gab Crow die Bescheinigung. Dieser nickte und gab sie ihm wieder zurück. Damit schien diese letzte Formalität für ihn geklärt zu sein. Aber das änderte nichts an seinem finsteren Blick, der ganz deutlich zeigte, dass er wegen irgendetwas deutlich unzufrieden war. Und gleich schon kam er darauf zu sprechen, als er Christoph ins Haus ließ. „Beim nächsten Mal kommst du pünktlich, sonst kriegen wir beide nämlich noch ziemlich Ärger.“ „Ja, Sorry…“ „Du sprichst mich ab jetzt immer als dein Herr an und legst besser einen anderen Ton an den Tag“, kam es sofort von Crow zurück und der schroffe Ton hinterließ Eindruck bei dem Akademiker. Er war herrisch, dominant und sehr streng. Klar war, dass der 28-jährige keine Widerworte dulden würde. Er lotste Christoph durch den Flur, der etwas spärlich eingerichtet war und die meisten Türen waren verschlossen. Im Vorbeigehen sah sich der Mathematiker ein wenig um und stellte fest, dass es nicht wirklich den Eindruck machte, als würde hier jemand wohnen. Sie betraten einen Raum, der Christoph nicht wenig an ein typisches Zimmer aus einem Swinger Club erinnerte. Von der Decke hingen Ketten mit Lederhandschellen herunter. Nicht weit entfernt lagen auf einem Tisch Peitschen und allerhand Sexspielzeug, von denen er einige benennen konnte. Andere hingegen hatte er noch nie zuvor gesehen, was aber auch daran lag, weil er so etwas nie gebraucht hatte. Seine bisherigen Freundinnen hatten nicht so wirklich auf so etwas gestanden und ihm war bisher auch nicht in den Sinn gekommen, so etwas zu benutzen. „Zieh dich aus.“ Der Befehl war knapp und deutlich und duldete keine Widerworte. Also zog Christoph seine Mütze, seine Jacke, Schuhe und seine Klamotten aus. Lediglich bei seinen Shorts zögerte er noch einen kurzen Augenblick. Aber dann riss er sich zusammen und zog auch diese aus. Die Sachen legte er auf den Stuhl neben dem Tisch, damit sie nicht im Weg lagen. Als nächstes legte Crow ihm ein Halsband an, an dem eine Kette befestigt war. Das Gefühl war seltsam und zuerst widerstrebte es dem Mathematiker, so ein Ding zu tragen. Aber wahrscheinlich auch nur deshalb, weil er diese Art der Behandlung nicht gewöhnt war und solche Spielchen bisher noch nicht gekannt hatte. Bisher war er es immer gewohnt, das Sagen zu haben, weil Frauen so etwas nun mal verlangten. Aber das hier war eindeutig anders und das ließ Crow ihn deutlich spüren. Von nun an würde er gehorchen müssen. Crow betrachtete zufrieden den Anblick, der sich ihm bot. Wie er schon richtig eingeschätzt hatte, war Chris gut gebaut. Nicht zu dürr und unsportlich, wie man einen typischen Nerd einschätzen würde. Er hatte kräftige Schultern und man sah ihm an, dass er sich auch sportlich betätigte. Neben dem Tattoo, welches er ihm gestern auf dem linken Unterarm gestochen hatte, zierte ein interessantes Motiv seine Brust: eine helle und eine dunkle Schlange, die einander symmetrisch umschlungen hatten und sich gegenseitig in den Schwanz bissen und somit ein Oval, aber auch gleichzeitig eine Ellipse bildeten. Ein AURYN-Motiv. Selten hatte er so ein Motiv gesehen, aber er kannte es sehr gut. Immerhin war dies sein erstes Tattoo gewesen, bevor er es sich hatte umändern lassen. Sein Blick wanderte weiter runter und mit umso größerer Zufriedenheit stellte er fest, dass der Junge auch unten rum einen sehr hübschen Anblick bot. Das versprach definitiv noch viel Spaß mit ihm. „Auf den Boden mit dir“, wies Crow ihn an und langsam kam Christoph seiner Aufforderung nach. Etwas zu langsam und so begann er an der Kette zu ziehen. „Ein bisschen schneller.“ „Ja, okay…“ Hier schnappte sich Crow die Peitsche auf dem Tisch, setzte seinen schwarzen Lederstiefel auf Christophs Rücken ab und hielt ihn somit unten. Dann ließ er die Peitsche auf dessen Hinterteil niedersausen. „Ich glaube, ich habe dir ganz klar gesagt, wie du mich von jetzt an anzureden hast. Wie es scheint, muss ich dich noch erst mal richtig erziehen, bevor du noch in den Genuss kommst, richtig durchgenommen zu werden.“ Wieder ließ er die Peitsche auf den nackten Hintern niedersausen. Es ließ sich nicht abstreiten, dass es ihm immer wieder ein großes Vergnügen bereitete, seine Partner dieser Prozedur zu unterziehen. Dieses Master & Slave Spiel gehörte für ihn einfach dazu und er war ja nicht der Einzige, der seinen Spaß dabei hatte und wenn „Chris“ dieses Spielchen wirklich spielen wollte, dann musste er sich auf so einiges gefasst machen. Still ließ Christoph die Schläge über sich ergehen. Sein Hintern glühte schon regelrecht und Crows Stiefel drückte ihn unerbittlich auf den Boden. Sein Gesicht drückte sich schon regelrecht auf den Boden und immer noch sah er dieser Behandlung mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits war es wirklich demütigend und er hätte gelogen, wenn es für ihm nichts ausgemacht hätte. Aber andererseits hatte es auch etwas Erregendes an sich. Der Schmerz hatte etwas unerwartet Aufregendes an sich und eben weil es sich so unanständig anfühlte, gab es ihm auch einen gewissen Kick. Schließlich aber hatte Crow ihn genug mit der Peitsche gezüchtigt und insgeheim war der 24-jährige fast schon enttäuscht. Aber andererseits brannte ihm der Hintern auch ganz schön und er war sich nicht sicher, ob er sich so schnell wieder hinsetzen konnte. Mit Sicherheit nicht. „Und jetzt wirst du mir zur Entschuldigung für dein Verhalten die Stiefel ablecken!“ „Ja, Herr…“ „Na also“, hörte er Crow daraufhin sagen. „Schon viel besser.“ Christoph spürte, wie der Druck wieder von seinem Rücken schwand. Ein Ruck ging durch sein Halsband, als Crow wieder an der Kette zerrte und das leise Klirren löste nur noch mehr Aufregung bei ihm aus. Das Ganze war auf der einen Seite so demütigend und doch war es dennoch erregend. Schwer schluckte er, bevor sich wieder herunterbeugte und mit seiner Zunge über die schwarze raue Lederoberfläche der Stiefel leckte. „Mach schneller, Sklave! Bei dem Tempo bist du noch bis spät in die Nacht noch dran. Und mach es gründlicher.“ Selbst seine Worte waren wie Peitschenhiebe, nur auf einer völlig anderen Ebene. Es war aufregend neu und er hatte das Gefühl, als würde Adrenalin durch seinen Körper gepumpt werden. Und er wollte mehr davon. Ein lustschweres Kribbeln in seinen Lenden verriet ihm, dass er erregt war und es erstaunte ihn, dass es so schnell ging, ohne dass überhaupt körperlicher Kontakt zustande gekommen war. Crow wartete noch ein wenig und sah mit Genugtuung, wie schnell sich Christoph in seiner neuen Rolle als sein Sklave eingefügt hatte. Wie erwartet war dies hier genau das Richtige und bisher hatte er noch keine Widerworte geleistet. Aber dabei waren sie auch gerade erst beim Vorspiel und es hatte ja noch nicht einmal richtig angefangen. Nein, er hatte für ihn noch so einiges geplant und er würde schon noch herausfinden, wo dieser seine Schmerzgrenzen hatte. Zumindest schlug er sich für den Anfang schon mal ganz gut. Dann schließlich, als er der Meinung war, dass diese Behandlung genug war, zerrte er an der Kette und zwang Christoph somit, sich aufzusetzen. Durch den kräftigen Ruck durch sein Halsband verlor er das Gleichgewicht und landete mit dem nackten Hintern auf dem Laminatboden. Als die wachsamen Augen des Tätowierers den erigierten Penis fixierten, stahl sich ein sadistisches Grinsen auf seine Mundwinkel und so drückte er seinen Stiefel zwischen Christophs Beine, woraufhin dieser einen Schrei vernehmen ließ, der sich teils aus Lust und teils aus Schmerz zusammensetzte. „Was sehe ich da? Das scheint dich ja richtig zu erregen, was? Du willst mehr, oder?“ Als keine Antwort folgte, verstärkte er den Druck, sodass sich Christophs Schmerz in einem schweren Stöhnen äußerte. „Wenn ich dir eine Frage stelle, dann erwarte ich auch eine Antwort von dir. Wie es scheint, hast du deine Lektion immer noch nicht gelernt, wie man seinen Herrn zu behandeln hat. Dann wird es Zeit für eine zusätzliche Maßnahme.“ Diese Worte ließen Christoph erschaudern. Doch er war noch ein wenig benommen durch den Schmerz, sodass er erst einen Moment später registrierte, dass Crow ihn auf die Beine hochzerrte. Sein Griff war grob, unnachgiebig und stark. Und doch war er nicht so gewaltsam, dass man befürchten musste, dass es blaue Flecken gab. Ehe er sich versah, begann Crow nun damit, ihm die Handgelenke an den Lederfesseln zu fixieren, die von der Decke herunterhingen. Dabei waren sie aber so hoch, dass Christoph Mühe hatte, vernünftig auf dem Boden zu stehen. Sein ganzer Körper wurde dadurch so gestreckt, dass er nicht die Möglichkeit hatte, sich großartig zu bewegen. Er musste sich schon auf die Zehenspitzen stellen. Ein Schauer durchfuhr ihn, als er Crows heißen Atem dicht hinter ihm an seinem Ohr spürte. „Eines solltest du dir merken: für jeden Fehltritt deinerseits folgt ein kleines Bestrafungsspiel, so wie gerade eben. Es hängt also ganz von dir ab, ob ich dich bestrafe oder nicht.“ Christoph spürte, wie eine Hand über seine Brust streichelte. Diese Berührung hatte etwas Leidenschaftliches und Forderndes. Sein ganzer Körper wurde von einem Schauer gepackt, der seine Erregung nur noch weiter steigerte. Eine Mischung aus Schmerz und Lust erfüllte ihn, als Crow damit begann, seine Brustwarzen zu umspielen. Sein Glied zuckte leicht vor purer Erregung und sein Körper schrie nach mehr. Er wollte, dass Crow ihn noch an ganz anderen Stellen berührte und ihm Erleichterung verschaffte. Er wollte mehr von allem. Doch so leicht machte es der 28-jährige ihm offenbar nicht machen. Denn dies hier sollte ein Bestrafungsspiel werden. „Na, willst du mehr?“ hörte er Crows tiefe Stimme flüstern, die fast schon hypnotisch klang. Und als Christoph eine warme und feuchte Zunge an seinem Ohrläppchen spürte, musste er sich auf die Unterlippe beißen, um seine Stimme zu unterdrücken. Doch auch das brachte ihm nichts, denn da umschloss eine Hand seinen Penis und begann ihn zu massieren. „Aah!“ „Ich habe dich etwas gefragt“, ermahnte ihn der 28-jährige und Christoph, der realisierte, dass er besser eine Antwort geben sollte, bevor die nächste Bestrafung folgte, antwortete „Ja, Herr.“ Und als wollte Crow ihn für seine Antwort belohnen, streichelte er mit jener Hand, mit der er zuvor Christophs Brustwarzen bearbeitet hatte, über seinen Po. „So ist es brav. Zur Belohnung bekommst du dafür jetzt ein kleines Spielzeug von mir.“ Damit löste sich Crow von ihm und somit stand Christoph alleine da. Da er sich nicht umdrehen konnte, sah er auch dementsprechend nicht, was sich hinter seinem Rücken abspielte. Er hörte nur, wie Crows Schritte sich kurz entfernten und er kurz darauf wieder zurückkam. Durch die Tatsache, dass Christoph nichts sehen konnte und dementsprechend auch nicht wusste, was da jetzt gerade passierte, wurde er doch ein wenig nervös. Etwas in ihm spürte, dass es gleich ernst wurde und auch wenn die Neugier in ihm groß genug war, um ihn daran zu hindern, die ganze Aktion wieder abzubrechen, so konnte er seine Angst vor dem Unbekannten auch nicht leugnen. Immerhin kannte er Crow nicht und wusste auch nicht, inwieweit er ihm vertrauen konnte. Doch dann spürte er etwas Feuchtes an seinem Schließmuskel und diese plötzliche Berührung ließ ihn kurz zusammenzucken. „Entspann dich“, hörte er Crow in sein Ohr raunen. „Sonst wird es wirklich wehtun.“ Diese Worte sorgten nicht gerade dafür, dass er sich beruhigen konnte und nervös wartete er, wobei er versuchte, sich nicht allzu sehr zu verkrampfen, um somit Crows Ratschlag zu beherzigen. Langsam schob sich etwas Hartes und Rundes durch seinen Schließmuskel und drang tief in seinen After ein. Obwohl der 24-jährige versuchte, ruhig und entspannt zu bleiben, tat es dennoch weh, als dieser fremde Gegenstand tief in sein Innerstes eindrang. „So und jetzt lass mich mal etwas mehr von dir hören.“ Bevor Christoph die Chance bekam, diese Worte ganz zu verarbeiten, hörte er nur ein kurzes Klicken und mit einem Male ging eine heftige Vibration durch sein Innerstes und das war endgültig zu viel für den Akademiker. Er schrie auf und zitterte am ganzen Körper. Stoßwellen der Lust durchjagten sein Innerstes und er wurde von einer unbeschreiblichen Hitze ergriffen. Doch für Crow war das noch nicht genug. „Ich frage mich, ob dein kleiner Arsch noch mehr einstecken kann.“ Und schon wurde der nächste runde und harte Gegenstand in seinen After eingeführt, woraufhin er das Gefühl hatte, als wäre er bis zum Äußersten ausgefüllt. Und die Vibrationen verschlimmerten alles nur. Sein ganzer Körper bebte und alles, was er hervorbrachte, war ein lustschweres Keuchen und Stöhnen. Crow sah, wie sich Christoph wand und wie sein ganzer Körper von dem atemberaubenden Gefühl der Lust ergriffen wurde. Doch er wollte ihm für heute noch eine Lektion beibringen. Denn für einen Sklaven gehörte es auch dazu, um Erlösung betteln zu müssen. Und um die Lektion würde der Akademiker nicht drum rum kommen. Und er war sich auch sicher, dass dieser es noch wirklich genießen würde. Aus diesem Grund schnappte er sich das nächste „Spielzeug“, welches er bereitgelegt hatte und trat wieder in Christophs Sichtfeld, wobei er sich bei dessen Anblick ein sadistisches Grinsen nicht verkneifen konnte. Sein von Hitze gerötetes Gesicht zu sehen, welches förmlich um Erlösung flehte, war für ihn ein wahrer Genuss. Auch wenn er ihn am liebsten jetzt sofort durchgenommen hätte, hielt er sich erst einmal zurück. Er wollte sich das Beste ja noch aufsparen. Erst mal ging es ja darum, seinen neuen Sexsklaven abzurichten und ihm beizubringen, wer hier das Sagen hatte. Erst die Pflicht und dann das Vergnügen. Das war so ziemlich der einzige Bereich, wo er nach festen Regeln vorging. Dann machte es wenigstens richtig Spaß. Und auch Christoph würde diese Spielchen hier noch richtig lieben lernen. Aber um ihn nicht gleich komplett zu überfordern, hatte er sich erst mal nur für eine kleine Einführungsrunde entschieden, damit Christoph erst einmal einen Einblick in diese Welt bekam. „So… da dir das Halsband ja so gut steht, hab ich dir noch etwas rausgesucht.“ Damit legte er ihm auch schon einen schwarzen Penisring aus Leder an, den er noch zusätzlich um seine Hoden schnürte. Christoph schrie, als ihm der Penis regelrecht abgeschnürt wurde und er begann an seinen Fesseln zu zerren, was aber keinen Erfolg brachte. Es schmerzte und er hatte das Gefühl, als würde ihm die Blutzufuhr abgeschnitten werden. Aber er spürte recht schnell noch etwas anderes: er konnte nicht kommen. Durch diesen verdammten Penisring war ein Orgasmus unmöglich und das Schlimmste war, dass der Druck immer stärker wurde. Und als wollte Crow es endgültig auf die Spitze treiben, begann er auch noch seinen Penis zu massieren, der inzwischen hart wie ein Stein war. „Aah… ha…“ Er mit jeder Sekunde schien dieser Drang immer schlimmer zu werden. Der Druck wurde unerträglich und alles schien sich regelrecht in ihm aufzustauen. Die Vibration in seinem After trieb ihn fast in den Wahnsinn und Crows Berührungen machten alles nur noch schlimmer. Und als wäre das auch noch nicht genug, verpasste ihm der 28-jährige Tätowierer noch zwei Nippelklemmen. Christoph keuchte und brachte nichts als ein hilfloses Stöhnen und Keuchen hervor. Sein Körper glühte regelrecht. Schweißperlen glänzten auf seiner etwas blassen Haut und seine Wangen waren gerötet. Er war völlig benommen von dieser atemberaubenden Lust, die vollständig von ihm Besitz ergriffen hatte und in eine Ekstase versetzte, von der er nicht mal geahnt hatte, dass sie tatsächlich existieren könnte. Es war so anders als der Sex, den er sonst all die Jahre gehabt hatte. Bei weitem besser. Crow hatte ihm in jeder erdenklichen Art und Weise die Kontrolle entzogen und an sich gerissen. Er herrschte über ihn und allein der Gedanke daran schien wie eine Droge auf ihn zu wirken. „Na?“ hörte er Crow fragen, der zwei Schritte zurückgegangen war, um das Bild, was sich ihm bot, voll und ganz auskosten zu können. „Willst du kommen?“ Da er kaum noch in der Lage war, Worte zu finden, nickte er unter schwerem Keuchen. Ihm war so heiß… so verdammt heiß… Ihm war, als wäre er wie im Fieber und er fühlte sich völlig benommen. Er musste abspritzen, egal wie und was er dafür tun musste. „Wenn du kommen willst, musst du schön wie ein kleiner Sklave darum betteln.“ Wie ein Sklave betteln? So war das also. Crow wollte nicht nur mit seinem Körper spielen, sondern auch mit seinem Stolz. Und nun stand Christoph vor der Wahl, ob er es bis zum Schluss durchziehen wollte, oder ob ihm sein Stolz wichtiger war. Nein, er würde ganz sicher nicht kneifen. Nicht jetzt. Also schluckte er seinen Stolz herunter und senkte den Blick. „Ich flehe Euch an, Herr… bitte… la… lasst mich abspritzen! Bitte!“ Und als wollte er ihn für seine Gehorsamkeit belohnen, kam Crow auf ihn zu, löste langsam den Ring und dann küsste der Tätowierer ihn. Es war ein forscher Zungenkuss, den Christoph in seinem benommenen Zustand sofort erwiderte. Und wieder legte sich eine Hand um seinen Penis und massierte ihn, bis endlich der erlösende Orgasmus über ihn kam. Keuchend hing Christoph noch einen Moment lang halb in der Luft und sein ganzer Körper fühlte sich vollkommen ausgelaugt an. Vorsichtig wurde er von seinen Fesseln losgemacht, nachdem Crow die beiden Vibratoreier ausgeschaltet und sie aus seinem After gezogen hatte. Erschöpft sank der 24-jährige zu Boden und war schweißgebadet. „Alles gut?“ erkundigte sich Crow bei ihm und bekam ein benommenes Nicken zur Antwort. „Du kannst hier duschen gehen. Ich denke, wir lassen es für heute sein. Es sei denn, du willst noch unbedingt eine Extrarunde.“ Da Christoph sich nicht wirklich in der Lage sah, noch mehr zu schaffen, lehnte er ab und ließ sich von Crow hochhelfen, der ihn ins Badezimmer brachte. Selten war er nach dem Sex so dermaßen ausgelaugt gewesen wie jetzt. Kapitel 3: Punishment Games --------------------------- Am nächsten Tag kam Christoph etwas spät zur Uni und hatte das Gefühl, dass sein ganzer Körper sich immer noch nicht vom letzten Abend erholt hatte. Immer noch glaubte er, Crows leidenschaftliche Berührungen und die Vibrationen in seinem Körper noch so intensiv zu spüren. Das, was er gestern erlebt hatte, war ganz anders gewesen als das, was er sich vorgestellt hatte. Anders… aber auch besser. Auch wenn es für ihn teilweise ein wenig Überwindung gekostet hatte, gewisse Dinge zu tun, war es immer noch im Rahmen des Hinnehmbaren gewesen und Crow hatte nicht die geringsten Anstalten gemacht, gegen den Vertrag zu verstoßen. Und diese doch recht grobe und dominante Behandlung gehörte vermutlich auch zu seinem „Spiel“ dazu. Und was ihn recht erstaunte, war die Tatsache, dass es ihn so sehr beschäftigte, dass er gar nicht mehr darüber nachdachte, dass die Rotphase an der Kreuzung heute mal wieder 0,34 Sekunden länger dauerte als gewöhnlich, dass seine Haltung etwa 1,98° zu sehr nach rechts verlagert war und er bei der aktuellen Laufgeschwindigkeit exakt 12,55 Minuten zur Universität brauchte. An allen anderen Tagen hatte er sich darüber Gedanken gemacht und an nichts anderes denken können. Als wäre es eine Art Zwang bei ihm. Und jetzt kreiste bei ihm alles um dieses gestrige Erlebnis und er konnte nicht fassen, dass es tatsächlich so weit war, dass der Chaos-Faktor bei ihm schon Wirkung zeigte. Crow hatte ihn durcheinander gebracht und sein Kopf war wie um 180° gedreht. Wie machte er das bloß? Nichts und niemand auf der Welt hatte es je geschafft, ihn auf völlig andere Gedanken zu bringen und ihn auch mal nicht bloß allein an Mathematik denken zu lassen. Es war für ihn wie eine Befreiung und eine Erlösung aus dieser Beklemmung. Wenn er daran zurückdachte, wie der Sex bisher immer gewesen war… Diese Tabitha Miles war zwar ein hübsches Mädchen gewesen, aber selbst während des Geschlechtsverkehrs hatte er immer noch nicht aufhören können, im Geiste die Winkel zu berechnen, wenn sie eine bestimmte Sexstellung ausprobiert hatten. Ganz zu schweigen davon, dass er die Veränderung seiner Körpertemperatur, den Anstieg der Hormonausschüttung und sonst dergleichen in Zahlen umformulieren musste… Es war ein Wunder, dass sie nichts mitgekriegt hatte und ganz zufrieden mit ihm war. Aber dann hatte sie ihn verlassen, weil sie gemerkt hatte, dass er von seiner Lebensweise nicht los kam und weil das Leben für sie aus mehr bestand, als nur aus Mathematik. Er konnte sich noch ganz gut an ihre Worte erinnern, als sie ihn abserviert hatte: „Tut mir leid, Chris. Aber… das mit uns beiden klappt einfach nicht. Manchmal hab ich einfach das Gefühl, als wäre dein Kopf eine einzige Rechenmaschine…“ Recht hatte sie ja. Manchmal kam es ihm ja selbst so vor, als wäre sein Kopf eine einzige Rechenmaschine. Als bei ihm ein bis dahin noch nie da gewesener IQ von 283 festgestellt wurde, war schnell klar gewesen, dass er ein Wunderkind war. Sein Studium hatte er schon mit zehn Jahren beendet und knapp drei Doktortitel hatte er auch in der Tasche. Er hasste es aber wie die Pest, als Dr. Christoph Strauss angesprochen zu werden und er wurde sowieso wegen seiner Faszination für die Wahrscheinlichkeitsrechnung fast ausschließlich bei seinem Spitznamen „Laplace“ genannt. Und das war ihm alle Male lieber, als mit Dr. Strauss angesprochen zu werden. So besonders waren Doktortitel ja nun auch wieder nicht, dass man sie jedem unter die Nase reiben musste. Als er sein Büro betrat, in welchem er sich für gewöhnlich für den Rest des Tages verschanzte, um bloß nicht den Studenten über den Weg zu laufen, warf er sogleich seine Tasche neben dem Schreibtisch. Er kam aber nicht dazu, sich hinzusetzen, denn da klopfte es schon an der Tür. Anhand des Klopfrhythmus erkannte er sofort, wer es war und am liebsten wäre er aus dem Fenster geklettert und wieder abgehauen. Denn ums Verrecken wollte er ihm nicht über den Weg laufen! Doch da war es schon zu spät und die Tür ging auf. Herein trat ein knapp 30-jähriger Mann mit einer Brille, die einen schwarzen dicken Rahmen hatte. Sein Haar war zurückgekämmt und rein äußerlich hätte man ihn tatsächlich für ein Double von Leonard Hoffstadter aus der Nerd-Comedyserie The Big Bang Theory halten können. Nur dummerweise war der Kerl mindestens genauso eine Nervensäge wie Howard Wolowitz, wenn nicht sogar noch nerviger. Übertrieben gut gelaunt, aufdringlich, neugierig und ein grottenschlechter Sinn für Humor. Das war Dr. Michael Benson, der ständig darauf bestand, Mikey genannt zu werden. „Hey Laplace“, grüßte der Physiker gut gelaunt und hob dabei kurz die Hand, als er ins Büro kam. Sein breites Grinsen hatte etwas, was besonders Frauen als widerlich bezeichnen würden. „Was gibt’s?“ fragte Christoph tonlos und verschränkte die Arme. Für gewöhnlich wussten seine Kollegen, dass er es hasste, gleich schon bei Arbeitsantritt gestört zu werden. Aber da jeder ebenso wusste, dass er trotz seines manchmal miesen Charakters gute Arbeit leistete, respektierte man seine Marotten. Aber dieser Mensch da, der ihn fast jeden Tag nervte, ließ ihn einfach nicht in Ruhe. Nur weil er ebenfalls ein Genie war, das schon so früh promoviert hatte, meinte er doch tatsächlich, er müsste damit prahlen. Nicht selten hatte Christoph deshalb Lust verspürt, diesem aufgeblasenen Möchtegernphysiker unter die Nase zu reiben, dass er die Prüfung wiederholen musste, weil er unter schwerer Prüfungsangst litt. Ganz zu schweigen davon, dass seine Doktorarbeit nicht die seine sein konnte, weil sie einen ganz anderen Stil als seine bisherigen Arbeiten hatte. Aber Christoph war kein Kameradenschwein und verlor kein Wort darüber. Allerdings hatte seine Gutmütigkeit auch ihre Grenzen. Schließlich aber kam Dr. Benson auf sein Anliegen zu sprechen. Und wie sich herausstellte, war es eigentlich nur das Übliche: „Es geht um die Wahrscheinlichkeitsrechnung, um die ich dich gebeten habe. Ich bräuchte sie gleich.“ Christophs Miene verdüsterte sich, als er das hörte. „Du bist erst gestern Nachmittag gekommen und du brauchst das Ergebnis jetzt? Hättest du nicht früher kommen können?“ Nachdem er sich ein paar gemurmelte Entschuldigungen angehört hatte, seufzte er genervt. Sein Tag fing ja gut an. Und das Schlimmste war: er musste gleich eine Vorlesung halten und seinen Studenten erklären, wie er es geschafft hatte, die Lottozahlen zu berechnen. Darauf hatte er noch weniger Lust. Er war doch nicht Doktor der Mathematik geworden, um irgendwelchen neunmalklugen Studenten das Wahrscheinlichkeitsprinzip immer und immer wieder zu erklären, nur weil sie nicht mit ihm mithalten konnten. Er musste sich ja jedes Mal daran erinnern, die ganzen Rechenwege aufzuschreiben und das war für ihn eine einzige Umständlichkeit. Da er keine Lust hatte, sich mit Dr. Benson zu streiten, sah er noch mal die ganzen Unterlagen durch und merkte sich die Fakten. Es ging offenbar um ein paar Laserversuche und die Frage stand im Raum, wie groß die Wahrscheinlichkeit eines Erfolges war, denn das Projekt kostete unglaublich viel Geld. Und da Christoph mit seinen Berechnungen allgemein zu 97,99999% richtig lag, hatte er quasi die Funktion eines Beraters inne und wurde von so ziemlich allen um Rat gebeten. Seite um Seite wurde umgeblättert und schließlich legte Christoph sie wieder hin, wobei sein Fazit lautete „Die Wahrscheinlichkeit, dass die Versuche erfolgreich sind, liegt bei 65,97%, die Wahrscheinlichkeit eines ergebnislosen Versuchs bei 4,03% und die Wahrscheinlichkeit einer Beschädigung des Lasers bei exakt 30%.“ „Und was würdest du mir raten, um die Erfolgsquote zu erhöhen und die Schadenswahrscheinlichkeit zu regulieren?“ „Arbeite mal mehr an dem Versuchskonzept, außerdem sollte der Photonenstrahl mehr stabilisiert werden, sonst überhitzt das Gerät und fliegt dir bestenfalls noch um die Ohren.“ Mi dem Ratschlag in der Tasche verschwand der Physiker wieder aus dem Büro, doch Christoph wusste, dass Benson erst der Anfang war. Nein, gleich würden mit Sicherheit noch weitere Leute kommen, die seine Berechnungen haben wollten und dann würde er sich noch mit Studenten herumschlagen müssen. Genau deshalb hasste er den Alltag an der Uni. Es war jeden Tag derselbe Mist und es waren jeden Tag dieselben Leute mit denselben Anliegen. Die Ordnung hatte ihn wieder eingeholt. Die verfluchte Ordnung, die er so sehr hasste. Mit einem leisen Seufzer griff er wieder zu seiner Tasche und holte den Vertrag heraus, den er irgendwie ständig bei sich hatte, aus welchem Grund auch immer. Er fragte sich, wie verzweifelt er wohl gewesen sein musste, um sich darauf einzulassen. Wenn er bedachte, wie er sich jeden Tag fühlte: genervt, lustlos, müde, erschöpft, gelangweilt. Alles war bei ihm eine verfluchte Routine geworden. Selbst das Chaos in seiner Wohnung. Vielleicht war es ja tatsächlich so, dass er in Crow die perfekte Gelegenheit gesehen hatte, um auszubrechen… um irgendetwas zu tun, das nicht Teil seiner Lebensroutine war. Eine willkommene Abwechslung und ein Nervenkitzel obendrein. Fragte sich nur, wann das nächste Treffen stattfinden würde. Er hätte jedenfalls nichts dagegen, wenn es recht bald sein würde. Müde streckte er sich und wollte sich am liebsten einem Buch widmen, das er gerade las, doch daraus wurde nichts, denn da klopfte es an die Tür und seine Motivation sank wieder schlagartig in den Keller. Scheiße… schon wieder jemand mit einem Anliegen. Trotzdem rief er „Ja bitte?“ Die Tür öffnete sich und überraschenderweise waren es keine Studenten oder Dozenten. Es war ein Paketbote. Nun ja, manchmal ließen sich die Professoren Sachen in die Uni schicken, wenn sie wegen eines Experimentes auch mal tagelang von zuhause wegblieben. Aber wieso kam der Postbote zu ihm? Er hatte doch gar nichts beordert und auch das Fowler-Institut, mit dem er zusammenarbeitete, hatte nichts angekündigt. Die Wahrscheinlichkeit einer Verwechslung lag damit bei knapp 75,93%. „Entschuldigen Sie“, meldete sich der Paketbote. „Ist hier das Büro von Dr. Strauss?“ Selten dämliche Frage, dachte sich Christoph. Vor allem, weil vor meinem Büro dick und fett ein Namensschild klebt. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. „Ja, ich bin Dr. Strauss.“ Er nahm das Paket entgegen, welches kleiner als ein Schuhkarton war und unterschrieb, dass er es erhalten hatte. Damit verschwand der Bote wieder und nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, sah sich Christoph das Paket genauer an. Es hatte keinen Absender und es ließ sich auch nicht direkt erkennen, was ihm da zugeschickt worden war. Vom Fowler-Institut war es jedenfalls nicht, das hätte er sofort gesehen. Um also Gewissheit zu haben, öffnete er das Paket und stutzte, als er sah, dass sich ein schwarzes Lederhalsband und ein Briefumschlag darin befanden. Sofort öffnete er den Brief und ihm war, als würde sein Herz einen Hüpfer machen, als er folgende Zeilen las: „Heute Abend um 20 Uhr, selber Ort. Trag das Halsband, wenn du kommst.“ Der Absender war niemand anderes als Crow. Der Tag an der Uni war recht schnell vorbei gewesen, seit er das Paket mit dem Halsband und den Brief bekommen hatte. Dabei hatte es ihn schon recht gewundert, woher Crow wusste, wo er arbeitete. Aber andererseits… aufgrund seiner eher ungewollten Berühmtheit als mathematisches Genie wussten ziemlich viele, an welcher Uni er arbeitete. Ungeduldig saß er im Auto und steuerte die Hampton Street an. Er war aufgeregt und fragte sich, was ihn heute wohl erwarten würde und was Crow dieses Mal für ihn geplant hatte. Mit Sicherheit war ihre Session gestern erst mal nur der Auftakt gewesen. Eigentlich hatte Crow erst mal nur ein wenig mit ihm gespielt und ihn getestet, ob er es wirklich durchziehen würde. Mit Sicherheit würde es noch ernst werden. Auch das Halsband hatte er mit, allerdings hatte er sich dafür entschieden, es erst anzuziehen, wenn er das Haus erreicht hatte. Nicht auszudenken, wenn er von der Polizei angehalten würde und sie ihn mit diesem Halsband erwischten. Das wäre dann doch etwas unangenehm, auch wenn Christoph nicht wirklich zu jener Sorte Menschen zählte, die sich so leicht in Verlegenheit bringen ließ. Wenn er tatsächlich in diese unwahrscheinliche Lage gekommen wäre, dann hätte er einfach gesagt, dass es die Leute einen Scheißdreck angeht, ob er ein Halsband an hatte oder nicht. Seine Euphorie wurde jedoch jäh gebremst, als er eine Baustelle erreichte, die erst seit heute morgen da war. „Na toll“, murmelte er, denn er hatte diese gar nicht mit einberechnet. Damit würde er wohl zu spät kommen. Als er mit einer kleinen Verspätung das Haus erreichte und den Wagen in der Einfahrt geparkt hatte, holte er das Halsband hervor und legte es sich um. Dieses glatte und feste Leder an seinem Hals zu spüren, ließ ihn nervös werden. Er musste wieder an gestern denken, als Crow es ihm umgelegt hatte. An den ersten Widerwillen und wie er dann als Konsequenz für seinen Ungehorsam „bestraft“ worden war. Die Schmerzen… die Lust und Erregung… All das löschte wieder seine Gedanken an Mathematik, Logik und Ordnung. Er vergaß es einfach und blendete es komplett aus. Das Einzige, was er noch deutlich wahrnahm, war sein wie verrückt schlagendes Herz und die Aufregung. Eigentlich versprach der Abend doch ganz gut zu werden, wäre da nur nicht die Tatsache, dass er schon wieder zu spät war. Und schuld daran war nur diese vermaledeite Baustelle. So wie Crow gestern auf seine Verspätung reagiert hatte, würde gleich wieder eine Strafe auf ihn warten und wenn er ganz ehrlich war, so war er auch ein wenig neugierig darauf, wie die Bestrafung aussehen würde. Als er an die Tür klopfte, war er knapp sieben Minuten über der Zeit. Und als Crow öffnete, sah er auch nicht sonderlich begeistert auf und stellte mit strenger Stimme fest „Du bist schon wieder zu spät. Ich hab dir doch gesagt, dass du besser pünktlich sein sollst.“ „Entschuldige, ich hab an der Baustelle festgesessen.“ „Habe ich nach Entschuldigungen gefragt? Und das heißt immer noch Herr. Komm mit. Offenbar war die gestrige Bestrafung ja wohl nicht ausreichend genug gewesen.“ Damit befestigte Crow eine Kette an dem Ring, der am Halsband hing und zog Christoph mit sich. Beweitwillig folgte der 24-jährige ihm und dachte zuerst, sie würden wieder in das gleiche Zimmer wie gestern gehen, doch stattdessen führte Crow ihn in einen der anderen Räume. Als er die Tür öffnete, blieb Christoph abrupt stehen, denn da stand etwas, das wie ein Pranger aussah, näher gesagt ein stereotypischer Blockpranger wie aus dem Mittelalter. Nur war er schwarz lackiert und besaß ein Vorhängeschloss. Und das war ihm im ersten Moment nicht ganz so wirklich geheuer. „Ausziehen.“ Der Befehl war knapp und streng. Dieses Mal beeilte sich Christoph ein wenig mehr, um der Aufforderung nachzukommen und war nervös. Gestern war er ja lediglich an diesen Handschellen gefesselt worden, aber ein Pranger war ja wohl eine ganz andere Hausnummer. Vor allem, weil er dann wirklich kaum noch Bewegungsfreiheiten hatte. Nachdem er sich vollständig entkleidet hatte, dirigierte Crow ihn auch schon in Richtung Pranger. Schließlich öffnete dieser die Scharniere und hob das obere Brett an. Christoph brauchte keine Anweisungen, um zu wissen, was er tun musste. Er beugte sich vor und legte seinen Hals und seine Handgelenke in die Versenkungen. Schließlich ließ Crow das obere Brett wieder herabsinken und als die Scharniere zuschnappten, machte er noch das Vorhängeschloss fest. Nun saß Christoph in der Falle. Langsam umkreiste Crow den Pranger, um den Anblick auch in aller Ruhe zu genießen. Wie ein Raubtier, das seine Beute umkreiste, kurz bevor er sie riss. Die Aussicht war wirklich wunderbar und er musste zugeben, dass sein kleiner Akademiker einen süßen Arsch hatte. Schließlich aber ging er zu einem Tisch hin und zog sich schwarze Lederhandschuhe an. Seine Spielzeuge lagen auch schon bereit, allerdings außerhalb von Christophs Sichtfeld. Immerhin lag ja darin der Reiz bei der ganzen Geschichte. Und nachdem sich sein neuer Spielgefährte gestern schon so gut geschlagen hatte, wollte der Tätowierer auch nicht lange bei diesen kleinen Spielchen bleiben, sondern langsam zur Sache kommen. Aber erst mal musste er ihn in Stimmung bringen, sonst machte das Ganze ja keinen Spaß. Fordernd und leidenschaftlich streichelte er mit seiner Hand über den Rücken seines Sklaven und knetete spielerisch seinen Po. „Kann es sein, dass du Sport treibst?“ „Ja, Herr“, antwortete dieser brav und schien sich langsam wieder daran zu erinnern, wie das Spielchen zwischen ihnen zu laufen hatte. „Ich habe einen schwarzen Gürtel in Karate und trainiere regelmäßig.“ Nicht schlecht, dachte sich Crow und verpasste ihm dann einen Klaps auf den nackten Hintern. Und wenn ihn sein geschärftes Auge nicht täuschte, schien seinem Sklaven die Behandlung zu gefallen. Ein kleiner Masochist. Genau das, was er wollte. Auf jeden Fall ließ sich da so einiges machen und er freute sich schon darauf, wieder mit ihm zu spielen. Und so wie er seinen Sklaven einschätzte, schien dieser genauso wild darauf zu sein. Aber er durfte nicht vergessen, dass erst die Bestrafung für die Verspätung folgen musste. Ansonsten würde ihm sein Sklave noch in Zukunft auf der Nase herumtanzen und strenge Erziehung war für einen Sexsklaven eben wichtig. Also schnappte sich Crow die Lederpeitsche und ließ sie auf Christophs Hintern niedersausen. Dieser zuckte unter dem plötzlichen Hieb zusammen, doch da schlug Crow sie ihm noch auf den Rücken und verschonte auch seine Oberschenkel nicht. Seine Schläge waren kräftig und hinterließen rote Stellen. Ein wirklich erregender Anblick, wie er fand. Und die leichten Schmerzäußerungen seines Sklaven waren quasi das Sahnehäubchen. Er würde noch definitiv seinen Spaß mit ihm haben. Er sah es ja schon daran, dass Christoph sichtlich erregt durch diese Behandlung war. Mit einem amüsierten Schmunzeln ließ er die Peitsche sinken und umfasste stattdessen Christophs Hoden. Ein lautes Stöhnen kam als Resonanz. „Du kleiner notgeiler Sklave…“, sprach er langsam und gedehnt und sah mit Genugtuung, wie sich der Penis seines Gefangenen immer weiter aufrichtete. „Ich bestrafe dich für dein Fehlverhalten deinem Herrn gegenüber und du wirst einfach geil, ohne dass ich dir die Erlaubnis dafür gegeben habe. Du weißt aber auch nicht, wie man sich als Sklave zu benehmen hat.“ Und damit holte er sein nächstes Spielzeug hervor. Es war eine Analkette und er war sich sicher, dass Christoph sie noch lieben würde. Als nächstes bestrich er sie mit genügend Gleitgel und spreizte ein wenig den Hintern seines Gefangenen. Da dieser noch Jungfrau war, würde er erst mal mit etwas Kleinem anfangen. „Du willst also unbedingt was in deinen Arsch geschoben kriegen, was? Das kannst du gerne haben. Dann lass dir mein kleines Geschenk schmecken.“ Langsam führte er Stück für Stück die Analkette in Christophs After ein und so drückte sich Kugel um Kugel durch den engen Schließmuskel. Das laute Stöhnen seines Sklaven war wie Musik in seinen Ohren. Wie er es sich gedacht hatte, gefiel es ihm, auch wenn es mit Sicherheit auch erst einmal ungewohnt für ihn. Wer so etwas noch nie erlebt hatte, würde so einen Fremdkörper erst einmal als merkwürdig empfinden. Aber er war sich sicher, dass sich Christoph auch hieran schnell gewöhnen würde. Vielleicht sogar schneller als ihm lieb war. Als er die Analkette fast vollständig eingeführt hatte, zog er sie wieder fast vollständig heraus, nur um sie wieder erneut in die Tiefen zu versenken. „Wag es bloß nicht, abzuspritzen“, ermahnte er ihn mit gebieterischer Stimme. „Sonst wird gleich eine härtere Strafe folgen und die wird kein Zuckerschlecken, das sag ich dir jetzt schon.“ Insgeheim hoffte er ja, dass Christoph es nicht schaffen würde. Aber vielleicht kriegte er ihn ja genau dahin. So etwas gehörte ja zum Spiel mit dazu. Also begann er die Analkette immer schneller zu bewegen und sie immer kräftiger in Christophs After zu stoßen. Die Lustschreie seines Gefangenen waren wie Musik in seinen Ohren und er sah, wie dessen Hüften zu beben begannen. Es war wirklich ein herrliches Bild und er konnte genau sehen, wie Christoph gegen die Lust ankämpfte, um auf die Weise auch irgendwie gegen den unwiderstehlichen Drang anzukämpfen, sich Erleichterung zu verschaffen. Aber er blieb konsequent. Entweder, weil er es genauso wie sein Herr bis zum Äußersten hinauszögern wollte, damit es sich umso besser anfühlte, oder aber weil er sich vor der Bestrafung fürchtete. Nun, beides konnte ihm recht sein. Solange er seinen Spaß bei der ganzen Geschichte hatte und auch Christoph auf seine Kosten kam. Christoph keuchte schwer und spürte, wie sein Körper vor Lust und Erregung zitterte. Das seltsame Gefühl, wie sich dein Schließmuskel immer wieder dehnte und dann wieder zusammenzog, als dieser merkwürdige Gegenstand immer wieder herausgezogen und tief hineingestoßen wurde, hatte sich inzwischen deutlich gebessert. War es am Anfang noch etwas fremdartig und fast schon unangenehm gewesen, so fühlte es sich nun, nachdem er sich so einigermaßen daran gewöhnt hatte, immer besser an. Seine Körpertemperatur stieg immer weiter an und sein Herz schlug schneller. Sein Kopf war wie benebelt von dem immer stärker werdenden Gefühl der Lust und es lähmte seinen Verstand. Das Nachdenken fiel ihm schwer, dafür aber schien sein körperliches Empfinden sich zu verstärken. Sein Atem wurde zu einem Keuchen und die letzten anfänglichen Verkrampfungen lösten sich wieder. Er ließ es einfach zu und begann es sogar zu genießen. Die tiefen Stöße, das Dehnen und Zusammenziehen seines Schließmuskels waren unbeschreiblich und steigerten seine körperliche Lust. Und damit wurde auch der Drang immer größer, sich einfach Erleichterung zu schaffen und abzuspritzen. Doch er kämpfte dagegen an. Crow hatte ihn gewarnt, dass er ihn bestrafen würde, wenn er es nicht schaffte, seinen Orgasmus zurückzuhalten. Also biss sich Christoph auf die Unterlippe und versuchte sich wieder zusammenzureißen. Er musste es schaffen, so lange wie möglich durchzuhalten. Wenn Crow ihn schon warnte, dass die nächste Bestrafung weniger spaßig ausfallen würde, dann wollte er es lieber nicht darauf ankommen lassen… oder vielleicht doch? Irgendwie fühlte er sich wie hin und her gerissen und das sorgte leider nicht gerade dafür, dass sein Durchhaltevermögen sonderlich gesteigert wurde. Ein kräftiger Klaps auf den Hintern ließ ihn kurz aufschreien. Sein Po schmerzte inzwischen und die Stellen, die mit Sicherheit ziemlich gerötet waren, brannten. Aber gleichzeitig hatte der Schmerz etwas Anregendes an sich. Als würde dies das herrliche Gefühl der Lust noch zusätzlich steigern. Ein heftiger Schauer durchfuhr Christophs Körper und er spürte, wie sein Verlangen nach einem erlösenden Orgasmus langsam mehr als dringend wurde. Es wurde immer unerträglicher und er bezweifelte, dass er es noch lange zurückhalten konnte. „Aaah… M…Meister…“, keuchte er und er versuchte seine ganzen Kraftreserven zu mobilisieren. „Ich… ich kann gleich nicht mehr.“ „Noch nicht“, ermahnte Crows Stimme ihn. „Erst wenn ich es dir erlaube.“ Doch das gestaltete sich alles andere als einfach, denn als eine Hand auch noch damit begann, seine Hoden zu massieren, befürchtete er, dass es sich nur noch um eine Frage von Sekunden handeln würde, bis er es nicht mehr zurückhalten konnte. Immer schneller bewegte sich der fremde Gegenstand in seinem After und immer forscher wurden Crows Berührungen. Christophs Stimme klang inzwischen mehr wie ein hilfloses Wimmern und vor seinen Augen begannen Sterne zu tanzen. Verdammt noch mal, er schaffte es nicht… Mit einem lauten Aufschrei entlud er sich, als sein Körper von einem heftigen, kribbelnden Schauer gepackt wurde und sein Sperma über den Boden spritzte. Erschöpft sank er zusammen, soweit es der Pranger zuließ und Schweiß lief seine Stirn hinunter. Ein kräftiger Schlag auf den Hintern holte ihn wieder ins Geschehen zurück und sonderlich viel Zeit zum Erholen hatte er nicht mehr. „Ich glaube, ich habe ganz deutlich gesagt, du sollst erst abspritzen, wenn ich es dir erlaube. Und jetzt sieh dir die Sauerei an, die du angerichtet hast. Das wirst du mir schön wieder sauber machen.“ Damit wurde Christoph von dem Pranger befreit, doch bevor er die Chance bekam, sich wenigstens wieder gerade hinzustellen, wurde er auch schon auf den Boden gedrückt und zusätzlich drückte Crow ihm seinen Fuß auf den Rücken. „Mach sauber!“ hörte er den Befehl, der sich tief in seine Seele zu bohren schien. Christoph sah die Flecken seines Spermas auf dem Laminatboden und einen Moment lang kämpfte er gegen seinen inneren Ekel an. Der Gedanke, seine eigene Körperflüssigkeit aufzulecken, erschien ihm irgendwie krank. Das konnte Crow doch nicht wirklich ernst meinen. „Hörst du schlecht?“ sprach wieder diese tiefe und furchteinflößende Stimme. „Mach es sauber!“ Es brachte alles nichts. So überwand Christoph seinen Ekel und beugte sich tief runter, sodass seine Nasenspitze fast den Boden berührte. Und dann begann er den Boden sauberzulecken. Der Geschmack seines eigenen Spermas war widerlich. Es schmeckte bitter und unnatürlich. Und vor allem die Vorstellung, dass es sein eigenes war, machte es auch nicht besser. Einen Moment lang fragte er sich, ob das nicht vielleicht ein Verstoß gegen die Vertragsbedingungen war, dass er so etwas hier machte. Aber dem war nicht so. Den Punkt hatte er leider ausgelassen und wahrscheinlich gar nicht in Betracht gezogen, dass so etwas tatsächlich passieren könnte. Nachdem die letzten Spermaspuren beseitigt waren, setzte er sich auf und schaute zu Crow herüber. Dieser wirkte zufrieden mit dem Ergebnis und bemerkte mit einem listigen Lächeln „Na du scheinst ja Druck auf der Leitung zu haben. Und schon steht er wieder wie eine Eins.“ Und tatsächlich: er war schon wieder erregt. Was war nur mit ihm los, dass das so schnell geschah, wo er doch gerade eben erst einen Orgasmus hatte? „Du weißt, was du zu tun hast: auf die Knie mit dir und bettle darum. Und wenn du mich zufrieden stimmst, dann sorg ich schon dafür, dass du so oft kommst, bis dein Schwanz endgültig genug hat.“ Diese Worte klangen wie ein verheißungsvolles Versprechen. Und nachdem er schon genug Fehler begangen hatte, wollte er es nun besser machen. Auf allen vieren kroch er zu Crow hin und senkte unterwürfig den Blick. „Bitte, Herr. Erlaubt mir zu kommen. Ich werde tun, was Ihr verlangt.“ Doch so ganz überzeugt wirkte Crow nicht. Er ließ sich auf einen Stuhl nieder und überkreuzte die Beine. „Reden kannst du ja viel, wenn der Tag lang ist. Aber wie steht es damit, mir deine bedingungslose Unterwürfigkeit zu zeigen?“ Und als wäre es eine stumme Aufforderung, stieß er ihn kurz mit der Spitze seines Lederstiefels gegen die Schulter. Da wusste Christoph, was er zu tun hatte und begann nun wie gestern, Crow die Stiefel zu lecken. Innerlich hoffte er, dass es Crows Ansprüchen genügte und er zufrieden mit ihm war. Der Gedanke, dass dieser ihm dann die Erlaubnis erteilen würde, war Motivation genug, um sich besonders viel Mühe zu geben. „Du machst das gut“, hörte er Crow sagen und dieses Lob gab ihm die leise Zuversicht, dass er auf mehr hoffen durfte. Schließlich, als es genug war, ließ Crow einen kurzen Ruck durch die Kette vernehmen. Daraufhin fesselte er seinem Sklaven die Hände auf den Rücken und ihm die Augen verband. Daraufhin setzte er ihn auf seinen Schoß und griff sich etwas zylinderförmiges, welches auf dem ersten Blick durchsichtiges Silikon sein konnte, in Wahrheit aber UR3-Material war. „Gleich wirst du dich richtig gut fühlen“, raunte er in Christophs Ohr und stülpte dann den Masturbator über seinen erigierten Penis. Durch die Tatsache, dass er obendrein nichts sehen konnte, war dieses Erlebnis noch intensiver für den 24-jährigen und sein ganzer Körper bebte vor Lust und Erregung. Sein lautes Stöhnen war ein wahrer Wohlgenuss für Crow und während er Christophs Penis mit dem Masturbator bearbeitete, spielte er ein wenig mit seinen Brustwarzen. Der nächste Orgasmus ließ nicht lange auf sich warten, aber Crow hörte nicht auf. Erst als sein Sklave völlig trocken war und komplett ausgelaugt war, entließ er ihn aus der Session und nahm ihm die Augenbinde, die Fesseln und auch das Halsband ab. Schwer atmend saß Christoph auf seinem Schoß und war schweißgebadet. Nur mit Mühe konnte er aufstehen und sich auf den Beinen halten. Alles um ihn drehte sich und sein Mund fühlte sich trocken an. Crow brachte ihm ein Glas Wasser, damit er wieder ein wenig zu Kräften kam. „Übermorgen hab ich frei“, sagte der Tätowierer und lehnte sich gegen den Tisch, auf dem noch einige Sexspielzeuge verstreut lagen. „Du hältst deinen Teil der Abmachung ein und ich den meinen. Wenn es zeitlich bei dir passt, können wir ja über deine Forschung mit dem Chaos-Faktor sprechen. Allerdings hab ich Bedingungen.“ „Und die wären?“ fragte Christoph neugierig. „Du fragst mich weder nach meinem Namen, noch über Dinge, bei denen ich ganz klar sage, dass ich nicht darüber sprechen will. Ich werde selbst entscheiden, was ich dir alles von mir erzähle und wenn mir irgendetwas nicht passt, werde ich auch nichts sagen. Und wenn über sehr private Dinge von mir gesprochen wird, dann nur, wenn ich es will.“ Mit den Bedingungen erklärte sich der Akademiker einverstanden und so vereinbarten sie, dass sie sich übermorgen in Christophs Büro an der Universität treffen würden. Aber erst mal ging der völlig erschöpfte 24-jährige ins Bad, um zu duschen. Und danach, wenn er zuhause war, wollte er schnellstmöglich ins Bett und schlafen. Die heutige Session war eindeutig anspruchsvoller gewesen als gestern. Kapitel 4: Let's Talk --------------------- Selbst am Tag nach der letzten Session war Christoph ziemlich erschöpft gewesen und hatte sich so gerädert gefühlt, dass er mit dem Auto zur Uni fahren musste, weil er es zu Fuß sonst nicht geschafft hätte. Seine Kollegin Dr. Mary Chamber, die im Bereich Neurobiologie tätig war, hatte im ersten Moment schon gedacht gehabt, er sei krank und hatte ihm schon geraten, zum Arzt zu gehen. Aber zum Glück ging es ihm heute deutlich besser und er hatte wieder seine Energie zurück. Also ging er wieder zu Fuß zur Uni, da sie ja eh nicht allzu weit entfernt lag. Außerdem brauchte er die Bewegung auch, um seinen Kopf sortiert zu bekommen, auch wenn er von sich selbst behauptete, ziemlich faul zu sein. Aber es hatte auch etwas Erholsames, wenn man natürlich die Tatsache außer Acht ließ, dass er selbst auf seinem Spaziergang das Rechnen nicht sein lassen konnte. Es war auch immer der gleiche Weg, den er ging. Dieselbe Ampel, die alle fünf Tage 0,34 Sekunden länger brauchte, dieselbe Strecke von knapp 25,446 Minuten Fußmarsch, wenn er sein Lauftempo konstant hielt. Er fragte sich manchmal, wie andere das aushielten, immer diese Konstante in ihrem Leben zu haben. Dieselben Wege, dieselben Tagesabläufe. Es gab einfach zu viel Ordnung in dieser Welt. Zu viel Vorhersehbares und zu viel Berechenbares. Dahingegen erschienen ihm die Sessions mit Crow wie eine willkommene Abwechslung. Es war wie eine Flucht aus seinem geordneten Leben, weil Crow diese Ordnung zerstörte und ihm die Kontrolle über seine Handlungen und über seinen Körper entzog. Er ließ ihn Dinge tun und spüren, die für Christoph noch nie vorstellbar gewesen waren. Auch wenn viele Menschen es vielleicht als unnormal und eventuell sogar als krank empfunden hätten, dass er so etwas machte, so bereute er diese Entscheidung durchaus nicht. Dieses Abenteuer brachte ihm den Nervenkitzel, den er brauchte und er konnte es offen gestanden kaum erwarten, dass es bald wieder soweit sein würde, auch wenn diese Demütigungen und die körperlichen Züchtigungen gewisse Spuren hinterlassen hatten. Da er keine Lust hatte, in der Kantine der Universität zu essen, hatte er sich einfach vom Chinaimbiss in der Nähe gebratene Nudeln geholt und wollte sich in sein Büro verkriechen. Er war sowieso gerade dabei, eine weitere Wahrscheinlichkeitsformel zu berechnen und er ließ seine Arbeit nur ungern unvollendet. In der Hinsicht war er fast genauso pedantisch wie mit seiner Rechnerei. Nur bemühte er sich halt damit, anderen damit nicht auf die Nerven zu gehen. Das konnten viele Akademiker ganz gut und deshalb hatte er auch nicht viel für diesen „Klugscheißer-Verein“ übrig. Zumindest galt das für jene, die meinten, man müsse unbedingt die ganze Welt wissen lassen, dass man intelligenter als der Durchschnitt war. Mit seinem Mittagessen ging er in sein Büro und wollte es sich an seinem Schreibtisch gemütlich machen, doch als er die Tür öffnete, sah er einen groß gewachsenen Mann mit südländischem Teint und dunkelbraunen, fast schwarzen Haaren. Er war fast zwei Meter groß, hatte kräftige Oberarme und trug eine schwarze Lederjacke, schwere Stiefel und eine Jeans mit Nietengürtel. Obwohl er den Rücken zu Christoph gewandt hatte, erkannte dieser sofort, dass es Crow war. Und zu seinem Erstaunen war der Tätowierer gerade dabei, die Formel zu seiner Wahrscheinlichkeitsberechnung zu ergänzen. Ja, er hatte sie sogar korrekt gelöst. „Crow?“ Der Tätowierer drehte sich um und legte den Stift beiseite. „Ah Chris, da bist du ja. Und ich dachte schon, du wärst untergetaucht. Eine nette kleine Arbeit hast du da. Sag bloß, du machst solche Wahrscheinlichkeitsberechnungen häufiger. So etwas ist ja für eine Uni nicht gerade anspruchsvoll.“ „Ist eine Art kleine Nebenaufgabe von mir“, erklärte Christoph und setzte sich auf seinen Stuhl. „Die ganzen Professoren und Doktoranden kommen mit verschiedenen Anliegen zu mir, weil zum Beispiel Experimente durchgeführt werden müssen. Wenn sie sehr kostspielig sind, berechne ich ihnen die Wahrscheinlichkeit eines Erfolgs und Misserfolgs. Mit der Zeit wird die Arbeit auch recht eintönig und die einzige Herausforderung für mich ist das Suchen von Lösungsansätzen für ungelöste und teilweise auch als unmöglich lösbar eingestufte mathematische Probleme, sowie die Berechnung der nächsten Lottozahlen.“ „Dann musst du ja ziemlich viel Kohle haben, wenn du die Lottozahlen ausrechnen kannst.“ Crow nahm nun auf dem anderen Stuhl Platz, sodass er Christoph genau gegenüber saß. Er nahm eine recht bequeme Haltung ein und erinnerte nicht wenig an einen Rocker mit seiner Aufmachung. Er trug eine Silberkette mit einem Medaillon um den Hals und auf seinem weißen Shirt, welches seine Haut nur noch dunkler erscheinen ließ, hatte er einen Weißkopfadler als Aufdruck. „Ich behalte das Geld nicht“, erklärte der Akademiker, um auf diese Bemerkung zu antworten. „Ich spende es.“ „An Hilfsorganisationen?“ „An das Waisenhaus, in dem ich aufgewachsen bin, bevor ich adoptiert wurde.“ Crows Blick hatte nach wie vor etwas Lauerndes. So als warte er nur darauf, dass sein Gegenüber eine Schwäche zeigte oder anderweitig einknickte. Vielleicht bildet sich Christoph das aber auch nur ein. Dieser begann nun sein Mittagessen zu essen, da er allmählich Hunger verspürte. Auf seine Frage, ob er Crow etwas anbieten könnte, lehnte der Tätowierer ab. Nach den ersten Bissen merkte der Akademiker an „Ich hätte nicht gedacht, dass du etwas von Stochastik verstehst.“ „Ich hab selbst mal studiert. Näher gesagt Medizin, Psychologie und Neurobiologie“, gab Crow zu und verschränkte die Arme. Diese neue Erkenntnis erstaunte Christoph, denn das hätte er jetzt nicht erwartet. Und natürlich wollte er daraufhin wissen, wieso Crow dann ausgerechnet Tätowierer geworden war. Doch sofort verfinsterte sich der Blick des 28-jährigen und man sah ihm deutlich an, dass er keine näheren Einzelheiten nennen wollte. Stattdessen antwortete er nur damit, dass er seine Gründe dafür hätte und sie nicht weiter benennen wollte. Und damit beließ es der Mathematiker. Stattdessen interessierte ihn noch etwas anderes. Als er nämlich nach Crows IQ fragte, zuckte dieser mit den Schultern und erklärte, dass er sich nicht mehr an den genauen Wert erinnern könnte, aber es war irgendetwas zwischen 150 und 160. Und das verwunderte Christoph noch mehr. „Und wieso arbeitest du dann als Tätowierer?“ „Weil es besser ist, als mit diesem Akademikerpack arbeiten zu müssen. Das ist halt eine sehr lange und schwierige Geschichte, die aber auch niemanden etwas angeht.“ Nun, es brachte wohl nichts, weiter in diese Richtung nachzufragen. Also entschied sich Christoph dazu, lieber die Richtung zu wechseln. Denn da gab es nämlich noch etwas, was ihn dann doch interessierte und wo Crow schon mal hier war, um seine Fragen zu beantworten, dann konnte er die Situation gleich nutzen, um ihn etwas besser kennen zu lernen. „Hast du südländische Wurzeln?“ „Ich bin so einiges“, antwortete der Tätowierer und musste lachen. „Ich habe japanische, chinesische, brasilianische und indianische Wurzeln. Mein Vater ist halb Japaner und Chinese und meine Mutter teils Brasilianerin und Indianerin. Geboren bin ich in Japan, genauer gesagt in Murakami. Aufgewachsen bin ich aber in Brooklyn. Von meinen asiatischen Wurzeln sieht man aber eh nichts.“ Christoph war erstaunt, denn so eine bunte Mischung hätte er bei Crow jetzt nicht vermutet. Wobei er aber beim genaueren Hinsehen dann doch bemerken musste, dass an den Augenwinkeln sehr schwach gewisse asiatische Züge vorhanden waren. Aber dazu musste man schon sehr genau hinsehen. „Und was willst du noch von mir wissen?“ hakte der 28-jährige schließlich nach und wirkte ein wenig rastlos. Irgendwie gewann Christoph immer mehr den Eindruck, als würde sich Crow hier nicht sonderlich wohl fühlen. Lag es an dem Büro, oder allgemein an der Uni? Nun, es war bekannt, dass Crow Akademiker verachtete und das bekam auch seine Kundschaft hin und wieder zu hören. Zwar war Christoph bisher immer nur bei dessen Angestellter Satori Horikawa gewesen, aber die hatte auch so einiges über ihren Chef erzählt. „Wie bist du eigentlich auf SM gekommen?“ „Das kam ganz spontan. Als ich gemerkt habe, dass mir das Ganze irgendwie gefällt, hab ich es zu meinem Hobby gemacht und hab mit der Zeit mein Repertoire an Geräten und Spielzeugen immer weiter ausgebaut. Ich mach halt das, was mir gefällt und von meinen Entscheidungen her war ich schon immer recht impulsiv gewesen. Aber weißt du, Chris… ich habe mal über dein Gerede vom Chaos-Faktor nachgedacht und ich hab so den Eindruck, als wärst du ein ganz schön kopflastiger Mensch. Zwar kenne ich dich nicht wirklich, aber du scheinst mir jemand zu sein, der instinktiv nach einer Logik in dieser ganzen Welt sucht. Du hast für dich eine gewisse Ordnung in deiner Welt und bist mit Sicherheit auch ein kleiner Pedant.“ Crow betrachtete Christoph aufmerksam und allein an dessen Reaktion konnte er sehr gut erkennen, dass er mit seiner Einschätzung gar nicht mal so falsch lag. Aber es war auch ziemlich offensichtlich, in welche Kategorie er seinen kleinen Akademiker einordnen konnte. Er hatte nicht umsonst Psychologie studiert und zudem verfügte er über eine äußerst gute Einschätzung, was seine Mitmenschen betraf. Nicht zuletzt wegen Prof. Bloom, den er am liebsten wieder aus seinem Gedächtnis streichen wollte und das am besten für immer. „Ich kann mir schon denken, wieso du dich auf die ganze Sache eingelassen hast“, fuhr er fort. „Du bist gelangweilt von diesem Leben und suchst Abwechslung. Etwas, das dir hilft, von dieser Routine und deiner Gewohnheit loszukommen, die ganze Welt in ein System zu bringen.“ Der etwas verunsicherte Blick bei dem 24-jährigen amüsierte ihn. Für ihn war der Junge fast genauso wie eine frustrierte Hausfrau, die die üblichen Spielchen leid war und keine Lust mehr hatte, immer in denselben Trott gefangen zu sein. „Hinter deinem Chaos-Faktor steckt kein großes Geheimnis, du denkst einfach nur zu umständlich. Es ist einfach so, dass Menschen den Drang verspüren, Kontrolle auszuüben, aber auch kontrolliert zu werden. Es gibt devote und dominante Menschen. Sogar die Männer aus der Chefetage suchen sich eine Domina, weil ihnen der Ausgleich fehlt. Bei dir ist es nicht anders: du braucht einen Ausgleich, wo auch mal du die Kontrolle abgeben kannst und dich von jemand anderem beherrschen lässt. Denn dann brauchst du nicht mehr über deine ganzen Formeln nachzudenken. Insbesondere dann nicht, wenn dein Kopf vollkommen ausgeschaltet ist.“ Ein spielerisches Lächeln zog sich über seine Lippen und er konnte sehr gut beobachten, dass Christoph ein wenig rot um die Wangen wurde. Mit Sicherheit musste er wieder an die zwei Sessions denken. Und allein schon als er sah, dass der 24-jährige etwas unruhig auf seinem Platz saß, konnte er sich natürlich denken, dass dieser das nächste Treffen kaum abwarten konnte. Nun, er hatte ihn vorgestern auch deutlich mehr rangenommen als bei der ersten Session, aber er wollte auch nicht, dass sein Spielgefährte auf den Trichter kam, sie könnten es jeden Abend machen. Nein, er musste ihn auch mal ein wenig zappeln lassen, damit es nicht noch zur Gewohnheit wurde. Außerdem musste der gute Chris lernen, dass es nicht nach seinen Wünschen ging und er sich dementsprechend unterzuordnen hatte Wenn er dann sogar noch überreizt war, machte es umso mehr Spaß. Außerdem hasste Crow es, wenn die Dinge eine gewisse Regelmäßigkeit entwickelten. In der Hinsicht war er fast genauso wie Christoph, nur unter einem anderen Aspekt. „Der Unterschied zwischen uns beiden ist einfach, dass du so kopflastig bist, dass du es von alleine gar nicht mehr abschalten kannst. Da macht auch der Sex mit Frauen keinen Spaß, wenn die obendrein noch zu der devoten Sorte im Bett gehören. Sex ist ein sehr gutes Mittel, um komplett abzuschalten und sich, anstatt von seinem Kopf, einfach von seinen Sehnsüchten und seinem tiefsten Verlangen beherrschen zu lassen. Ich für meinen Teil lasse mich schon lange nicht mehr von meinem Kopf beherrschen, sondern nehme mir einfach das, was ich will und lebe das aus, was ich auch will. Und dabei denke ich auch nicht lange über irgendwelche Wahrscheinlichkeiten nach. Ich spiele gerne auf Risiko und gehe dabei aufs Ganze. Meiner Meinung nach solltest du dich mehr nach dem richten, was du dir gestochen hast.“ Dabei tippte er auf die Stelle auf Christophs Brust, wo er unter der Kleidung die Schlangentätowierung hatte. „Wenn du die Symbolik verstehen würdest, dann müsstest du, dass es tu, was du willst bedeutet und besagt, dass du deinem wahren Willen folgen solltest. Und nichts ist schwieriger als das. Aber keine Suche ist lohnenswerter als die nach dem wahren Willen.“ Als es langsam Nachmittag wurde, verabschiedete sich Crow und sagte ihm noch, dass er sich kurzfristig für das nächste Treffen melden würde. So war Christoph für den Rest des Tages allein im Büro und dachte über das nach, was der Tätowierer ihm gesagt hatte. Er sollte seinem wahren Willen folgen… Was würde das in seinem Fall bedeuten? Was wollte er denn? Wollte er mehr von dem, was Crow ihm gezeigt hatte und mehr von dieser Welt sehen, der er sich bisher noch nie so wirklich genähert hatte, weil er nie einen Anlass dazu gesehen hatte? Wollte er mehr von diesen Züchtigungen und Liebkosungen spüren? Oder war es viel eher sein Wille, sich voll und ganz der Mathematik zu widmen und das zu tun, was er am besten konnte? Auch wenn er diese ganze Ordnung leid war, änderte es nichts an der Tatsache, dass er die Mathematik liebte und gerne alles im Kopf berechnete. Es war für ihn eine wunderbare Spielerei, nur war halt das Problem da, dass sie einfach zu viel von seinem Leben beanspruchte. Er brauchte einen gewissen Freiraum. Einen Lebensbereich, den seine Mathematik nicht vereinnahmen konnte… einen Ausgleich… Genauso wie Crow es gesagt hatte. Als sich seine Arbeitszeit dem Ende zuneigte, packte er seine Tasche und verließ sein Büro, die Tür schloss er gleich ab. Auf dem Weg nach Hause begann es zu regnen und da er keinen Schirm dabei hatte, kam er etwas durchnässt nach Hause. Er wurde direkt an der Haustür von seiner Adoptivmutter in Empfang genommen, die ihm erst mal ein Handtuch brachte. „Schatz, wieso hast du nicht angerufen? Ich hätte dich doch abholen können!“ „Weil mir der Spaziergang auch mal ganz gut tat. Außerdem bin ich kein kleiner Junge mehr, Mum.“ Kopfschüttelnd machte sie ihm Platz und sagte nichts weiter dazu. Sie kannte seine Launen inzwischen schon zur Genüge und beließ es dabei, dass sie ihn darauf hinwies, dass er gleich zum Essen kommen könne. Helen Strauss war im Gegensatz zu ihrem Mann keine Akademikerin und konnte nicht mit dem Niveau ihrer beiden Männer mithalten. Doch davon hatte sie sich auch nie beirren lassen und hatte stets die Meinung vertreten, dass es reichte, wenn sie Harold eine gute Ehefrau und Christoph eine gute Mutter sein konnte. Und als resolute Hausfrau wusste sie sich gegen die beiden durchzusetzen und sich gegen ihren Intellekt zu behaupten, auch wenn sie selbst nie das College besucht hatte. Nicht gerade die beste Kombination, wenn man bedachte, dass Harold Strauss sowohl drei Doktortitel besaß, sondern auch noch den Status als Professor genoss. Aber er war auch stets bemüht, den „Akademiker“ bei der Arbeit zu lassen und zuhause ein normaler Vater und Ehemann zu sein. Und so etwas hatte sich auch Christoph angewöhnen müssen, denn nicht selten hatte er seine Adoptivmutter zum Verzweifeln gebracht, als er ihr mit zehn Jahren das Collatz-Problem erläutern wollte und versucht hatte, einen eventuellen Lösungsweg zu entwickeln. Ganz zu schweigen, als er den Großen Fermatschen Satz auseinandergepflückt hatte, um auch wirklich zu sehen, ob die Gleichung a^n + b^n = c^n für positive ganze Zahlen a,b,c, n mit n>2 keine Lösung hatte. Sie konnte da absolut nicht mitreden und hatte ihm deshalb klar gemacht, sich während der familiären Unternehmungen mit seinen Zahlen zurückzuhalten. Und daran hatte er sich auch immer gehalten, oder zumindest meistens. Bevor er aber zum Essen kam, ging er erst mal nach oben in seine Wohnung und zog sich um, damit er wenigstens aus den nassen Klamotten rauskam. Als er sich halbnackt im Spiegel betrachtete, stellte er fest, dass tatsächlich keine Spuren zu sehen waren. Keine Abschürfungen, keine blauen Flecken. Und als er das AURYN-Tattoo auf seiner Brust betrachtete, musste er sich an Crows Worte erinnern und tatsächlich schmunzeln. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet dieser Typ seine Lieblingslektüre aus seiner Zeit im Waisenhaus kannte? Hauptsächlich hatte er sich das AURYN-Motiv stechen lassen, weil es sich in einer perfekten elliptischen Symmetrie befand und es ein wunderbares dualistisches Motiv darstellte. Aber die Botschaft dahinter hatte er fast schon vergessen. Tu, was du willst. Eigentlich konnte er diese Botschaft ja auf sein derzeitiges Dilemma beziehen. Im Grunde war die Lösung für dieses Problem, dass er halt tat, was er wirklich wollte. Aber die Schwierigkeit bestand eben halt darin, zu erkennen, was er wirklich wollte. Das war nämlich nicht ganz so einfach. Nachdem er sich umgezogen hatte, ging er nach unten in die Wohnung seiner Adoptiveltern. Harold saß bereits am Tisch und freute sich sichtlich über den Besuch. „Christoph! Das ist ja auch mal wieder schön, dass man dich zu Gesicht bekommt. Da wohnst du schon über uns und trotzdem sieht man dich kaum.“ „Ich war viel mit Arbeit beschäftigt“, erklärte der Angesprochene und nahm nach der Ermahnung seiner Adoptivmutter die Mütze ab, als er sich an den Tisch setzte. „Wenn ich nicht mit Wahrscheinlichkeitsrechnungen zu tun habe, arbeite ich noch an der Vermutung von Birch und Swinnerton-Dyer und am P-NP-Problem. Dr. Becker meinte, dass sich das Problem auch mit der Polynomialzeitreduktion klären lässt, weil man es somit in deterministischer Polymialzeit lösen könnte, womit also P = NP wäre. Nur müsste dafür erst mal ein solcher Algorithmus her und solange der nicht gefunden wird, gilt also P≠NP. Lösbar wäre das Problem also dann, wenn sich ein Algorithmus findet, sodass bewiesen wird, dass P≠NP und vielleicht auch logisch unabhängig von ZFC ist. Oder aber es findet sich eine nicht-konstruktive Technik, mit der bewiesen werden kann, dass P = NP gilt, ohne dass man einen expliziten Algorithmus konstruieren müsste.“ „Jungs, ich hab doch gesagt: keine Fachgespräche am Tisch, wenn ich dabei bin!“ Sofort unterbrachen sie ihr Fachgespräch und beschlossen, es später fortzusetzen. Auch wenn Christoph seinen Adoptivvater in vielen Bereichen längst überholt hatte, holte er sich dennoch oft bei ihm Ratschläge ein, da Harold etwas hatte, was ihm wiederum mangelte: lange Berufs- und Lebenserfahrung. Und manchmal brachte sein Adoptivvater ihn auch hin und wieder mal mit einem guten Ratschlag auf die richtige Spur und dann kam er auch der Lösung näher. „Sag mal Christoph, was war denn eigentlich gestern mit dir los?“ fragte Helen, als sie das Essen auf den Tisch stellte. Es gab Steaks mit Kartoffeln und Gemüsebeilage. Der 24-jährige nahm sich eine etwas kleinere Portion, da er nach dem Essen in der Mittagspause noch keinen allzu großen Appetit verspürte. „Ich hatte mich vorgestern ziemlich verausgabt, deshalb war ich auch noch etwas neben der Spur. Aber es geht schon wieder. Ich fühl mich bestens.“ „Ja, das sieht man auch. Du wirkst ausgeglichener als sonst.“ Diese Bemerkung überraschte ihn nun doch. War es denn so deutlich zu sehen, dass er durch diese Sessions nicht mehr ganz so frustriert und übellaunig war wie sonst? Zugegeben, es war eine wirklich wunderbare Abwechslung und es gab ihm auch gewissermaßen den Kick. Und als Helen natürlich nachfragen musste, was genau er jetzt machte, überlegte er nicht lange und sagte einfach, dass er zu einer Art Therapie gehen würde, die auch mit sportlichen Aktivitäten verbunden sei. Naja… ganz ehrlich war es jetzt nicht, aber komplett gelogen war es auch nicht. Allerhöchstens etwas umformuliert. „Ach das ist ja wunderbar! Und wie ist dein Therapeut so?“ „Er nimmt mich ganz schön ran, aber er versteht sein Fach.“ „Na das ist ja wohl die Hauptsache. Und wenn es dir dadurch besser geht, ist es doch wunderbar!“ Christoph musste bei dem Gedanken fast schmunzeln, dass er doch tatsächlich diese BDSM-Sessions als Therapie bezeichnete. Naja… aus einem gewissen Blickwinkel betrachtet, könnte man es tatsächlich als ziemlich ungewöhnliche Therapie betrachten. Immerhin half sie ihm, ihm einen guten Ausgleich zu seiner Arbeit zu geben und er merkte ja auch selbst, dass diese Sessions ihm das gaben, was er die ganze Zeit gesucht hatte. Aber trotzdem war die Vorstellung einfach schräg, dass er Crow als Therapeuten bezeichnete und seine Adoptiveltern keinen blassen Schimmer hatten, dass er sich von einem Hobby-Dominus an einem Pranger fesseln und den Allerwertesten versohlen ließ. Wenn die das erfahren würden, Hellen würde erst mal vor Schreck einen Herzinfarkt kriegen und sich fragen, was sie in der Erziehung falsch gemacht hatte. Und Harold würde auch erst mal ziemlich dumm aus der Wäsche gucken. Aber so wie Christoph ihn auch einschätzte, würde er es etwas gefasster aufnehmen. Unter Männern verstand man sich eben etwas besser und er war auch sehr liberal. Immerhin pflegte seine Nichte als Vollblutgothic auch keinen stinknormalen Lebensstil. Aber fürs Erste bestand sowieso noch keine Veranlassung, irgendeiner Menschenseele von seiner neuen Vorliebe zu erzählen. Wozu denn auch? Es war seine eigene Privatangelegenheit und es konnte ihm eh vollkommen egal sein, was andere darüber dachten. Solange er zufrieden bei der ganzen Geschichte war, war auch alles in bester Ordnung. Und es war eh vertraglich abgesegnet, dass Stillschweigen bewahrt wurde. Zumindest hätte Christoph nicht gesagt, wer sein „Therapeut“ war. Aber wem hätte er es denn schon erzählen sollen? Seine Adoptiveltern mussten es ja nicht unbedingt wissen, zumindest noch nicht und richtige Freundschaften hatte er auch nicht. Er war ohnehin noch nie der sozialste Typ gewesen und aufgrund der Tatsache, dass er einen so extrem hohen IQ hatte, war es ihm schon als Kind sehr schwer gefallen, Freunde zu finden. Wenn man mit zehn Jahren schon zur Uni ging und alle anderen knapp zehn bis zwanzig Jahre älter waren, dann hatte man eben ziemlich Pech. Da war man nicht mehr mit Gleichaltrigen in der Schule. Hochbegabung machte einsam, das hatte Christoph früh erkannt und es akzeptiert. Etwas anderes blieb ihm ja auch nicht übrig. Und da er schon immer eher zu den Einzelgängern zählte, der nicht wirklich auf freundschaftliche Kontakte angewiesen war, hatte er auch nicht sonderlich viele Probleme damit gehabt. „Und was genau machst du bei dieser Therapie?“ „Jetzt bedräng den Jungen doch nicht gleich wieder, Helen“, kam es von Harold herüber, der sich bis jetzt nicht oft zu Wort gemeldet hatte. Aber nun sah er sich doch gezwungen, etwas dazu zu sagen und seine Frau ein wenig zu bremsen. „Wenn du in einer Therapie wärst, wenn es dir nicht gut geht, dann würdest du auch nicht über Einzelheiten sprechen wollen.“ „Aber ich mache mir doch nur Sorgen! Wieso denn überhaupt ein Therapeut? Hast du Ärger auf der Arbeit oder bekümmert dich irgendetwas?“ „Es ist nichts Ernstes“, versicherte Chris und goss sich ein Glas Wasser ein. Seine Kehle fühlte sich irgendwie trocken an. „Es ist nur halt so, dass ich mit mir selbst im Moment unzufrieden bin und diese Therapie als inneren Ausgleich brauche, um von meiner Unzufriedenheit wegzukommen.“ Das war ja nicht mal gelogen, nur eben halt in eine elternfreundliche Version umformuliert worden. Er konnte ja wohl schlecht sagen, dass er darauf stand, körperlich gezüchtigt und dominiert und wie ein Sklave behandelt zu werden und dass es ihm den Ausgleich zu seinem routinierten und kontrollierten Alltag gab. Welche Eltern wollten so etwas denn auch schon gerne hören? „Auf jeden Fall braucht ihr euch keine Sorgen zu machen. Wie gesagt: es ist nichts Ernstes. Ich brauch einfach nur ein Ventil, um auch mal von diesem Frust loszukommen. Und ich denke, dass die Therapie auch ganz gut ist und ich sie weiterhin machen werde.“ Kapitel 5: Let's Talk (2) ------------------------- Es war spät geworden, als Crow die Marshall Street erreichte und in die Bar ging, die den Namen Johnny’s trug. Eine ungemütliche Absteige, in der die Luft stickig war und nach Zigarettenqualm stank. Hier trieb sich allerhand Gesindel herum, wodurch die Bar den Ruf weg hatte, ein Sammelpunkt für Kriminelle zu sein. Und tatsächlich trieben sich hier auch ehemalige Häftlinge herum oder jene, die das Glück hatten, noch nicht ins Visier der Polizei geraten zu sein. An der Bar bestellte er sich einen Scotch und setzte sich an den Tresen. Den Barkeeper kannte er schon seit Jahren. Mick war zwar nicht sein Kumpel, aber kam oft zu ihm, wenn er einfach mal ein wenig reden, oder wie heute einfach nur einen trinken wollte. Neben Satori war er so ziemlich der Einzige, mit dem er redete. „Hey Crow!“ grüßte Mick ihn, der gerade dabei war, Gläser zu wischen. „Was treibt dich wieder hierher? Ich hab dich schon seit knapp einem Jahr nicht mehr gesehen.“ „Mir war einfach danach. Und hier schmecken die Drinks wenigstens.“ In einem Zug leerte er sein Glas und bestellte sich gleich etwas nach. Seine Laune war schlecht, was vor allem daran lag, weil er doch allen Ernstes Christoph etwas aus seinem Leben erzählt hatte. Zum Glück nicht allzu viel, denn außer seinem abgebrochenen Studium und seinem IQ konnte er ja sonst nicht viel vorweisen. Zumindest nichts, was für ihn sprechen würde. „Ich hatte halt viel zu tun, wie du weißt. Die Arbeit im Studio beansprucht mich halt.“ „Weißt du Crow, es ist mir echt ein Rätsel, wieso du ausgerechnet so etwas machst. Hattest du nicht mal gesagt, du willst Arzt werden? Du bist doch so intelligent und du hast Talent, oder nicht? Warum machst du nichts daraus?“ „Finde mit meinem Vorstrafenregister einen Job in die Richtung, geschweige denn eine Uni. Das kannst du vergessen, Mick. Ich hab diesen Traum schon lange aufgegeben und ich hab mich damit arrangiert, dass ich nie in meinem Leben mal Arzt werde. Das ist lange vorbei.“ Er kannte Mick schon seit Jahren und dieser wusste von seiner Geschichte. Wahrscheinlich sah sich der Barkeeper als eine Art väterlicher Freund und war deshalb immer ein aufmerksamer Zuhörer gewesen. Nun, Crow war auch ganz dankbar dafür, denn er hatte sonst niemanden zum Reden. Seit sich dieser Vorfall vor sechs Jahren ereignet hatte, sprach sie eh kein Wort mehr mit ihm und machte auch kein Geheimnis daraus, dass sie ihn dafür hasste, was er getan hatte. Und Crow hatte ihr ohnehin nie verzeihen können, dass sie die Familie zerstört hatte und wegen ihr alles erst so sehr hatte eskalieren müssen. Hätte sie damals nicht dieses Verhältnis angefangen, dann wäre es niemals so weit gekommen. Sie hatte das alles doch provoziert und wäre sie nicht so egoistisch gewesen, dann hätte so vieles nicht passieren müssen. Und er wäre vielleicht nicht im Gefängnis gelandet. Aber ihr die ganze Schuld zu geben, war natürlich auch nicht richtig, das wusste er ja auch. Er hatte ebenso Mitschuld, immerhin war es seine Entscheidung gewesen, dass er damals so gehandelt hatte und so hatte er seinen Absturz vom talentierten Genie mit Studium und Zukunftsperspektiven zum vorbestraften Tätowierer irgendwann einfach akzeptiert und machte sich in der Richtung auch keine Hoffnung mehr. Sein Leben hatte kaum noch Perspektiven, aber es war immer noch besser, als wenn er einfach nur herumgesessen hätte. Und lieber war er ein vorbestrafter Tätowierer mit zerstörten Träumen, als ein aufgeblasener Akademiker, der meinte, er könnte mit allem durchkommen. Arzt würde er nie werden, das war Fakt. Träume hatte er eigentlich keine mehr, auch keine Herzenswünsche. Darum hatte er sich auch damals sein erstes Tattoo umändern lassen, weil es ihm falsch erschien, es noch weiterhin zu haben. Um seinem Herzenswunsch zu folgen, musste man ja einen haben und den hatte Crow schon längst nicht mehr. „Das ist doch schon Jahre her und du hast deine Strafe abgesessen“, meinte Mick schließlich, der ihn wohl aufmuntern wollte. „Und es gibt sicher genug Leute, die Verständnis für solch eine Situation hätten.“ „Ach ja? Glaubst du wirklich, jemand würde Verständnis zeigen, wenn ich ihm erzählen würde, dass ich einen Menschen zu Tode geprügelt habe? Das glaubst du doch wohl selbst nicht.“ Mick schwieg nun und wischte weiter die Gläser. Crow verspürte nicht wenig Lust, sein Glas einfach gegen die Wand zu werfen und sich auf diese Art und Weise abzureagieren. Aber er beherrschte sich und versuchte die Gedanken zu verdrängen. Eigentlich konnte er ja von Glück reden, dass der Richter und die Jury die Umstände berücksichtigt hatten und er mildernde Umstände bekommen hatte. Aber vier Jahre Gefängnis waren dennoch viel gewesen. Und seine Tat hatte er auch nie bereut, auch wenn es Totschlag war. Aber es änderte nichts daran, dass er seiner Mutter auch Mitschuld daran gab, dass sein Leben einen solchen Absturz nehmen musste. „Hey du Pisser, das ist mein Platz!“ Eine Hand packte Crow grob an der Schulter und als er sich umdrehte, sah er einen ziemlich verwahrlosten Kerl mit Zahnlücke, der offenbar nicht gerade zu den freundlich gesinnten Zeitgenossen zählte. Doch er blieb unbeeindruckt und meinte nur „Da steht nirgendwo dein Name drauf, also verzieh dich lieber, sonst werde ich ungemütlich.“ Das schien dem Kerl mit der Zahnlücke überhaupt nicht zu passen. „Willst du etwa Stress, du Würstchen? Verpiss dich sofort, oder ich…“ Bevor der Mann weiterschreien konnte, hatte Crow ihm einen Schlag ins Gesicht verpasst. Wie ein nasser Sack fiel der Mann zu Boden und dann stieß ihm der 28-jährige seinen Stiefel gegen den Brustkorb, als er aufstand und wie ein Mahnmal des Unheils über ihn stand. Seine bernsteinfarbenen Augen funkelten gefährlich und wirkten furchteinflößend und bedrohlich. „Oder was?“ fragte er gereizt. „Willst du Prügel? Die kannst du gerne haben, wenn du es unbedingt darauf anlegen willst.“ „Crow, lass das besser“, mischte sich nun Mick ein. „Lass dich nicht von ihm provozieren und komm wieder runter.“ Die ermahnenden Worte des Barkeepers beruhigten den Tätowierer ein wenig und so setzte er sich wieder. Doch der andere wollte wohl nicht wirklich die Sache auf sich beruhen lassen und war stinksauer. Immerhin hatte der 28-jährige ihm die Nase blutig geschlagen. Etwas wankend kam er wieder auf die Beine und zog ein Messer. „Na warte du Scheißkerl“, knurrte der Kerl mit der lädierten Nase. „Das kriegst du alles wieder zurück!“ Damit wollte er angreifen, doch Crow gelang es, sein Handgelenk zu greifen und es so zu verdrehen, dass das Messer fallen gelassen wurde. Dann packte er den Mann im Genick und stieß ihn mit dem Kopf auf den Tresen und warf ihn daraufhin zu Boden. Das Messer kassierte er selbst und ging damit auf den Angreifer zu, der noch völlig benommen am Boden lag. Mit einer Hand zerrte er ihn am Kragen hoch und hielt ihm die Klinge vor die Nase. „Beim nächsten Mal kastrier ich dich eigenhändig, wenn du mir auf die Nerven gehst. Also verschwinde lieber und such dir einen anderen Idioten, dem du ans Bein pinkeln kannst, oder ich mach gleich hier und jetzt eine Frau aus dir.“ Da der Mann es offenbar doch mit der Angst zu tun bekam, entschied er sich lieber, einen Abflug zu machen und verließ die Bar. Crow drückte Mick das Messer sowie 20$ mit den Worten „Sorry für das Chaos“ in die Hand und ging ebenfalls. Die Lust war ihm nun endgültig vergangen und er hatte einfach nur das Bedürfnis, am besten weit weg zu gehen und nie wieder zurückzukommen. Raus aus der Stadt und vielleicht sogar raus aus diesem Land. Aber was würde es denn bringen? Er würde doch nur davonlaufen und er war kein Feigling, der beim ersten Anzeichen von Problemen das Weite suchte. Dennoch konnte er nichts dagegen tun und war in einer entsetzlichen Machtlosigkeit gegen sein eigenes Schicksal gefangen. Was war sein Leben doch für ein einziger Scherbenhaufen. Aber er war nicht der Typ Mensch, der sich selbst bemitleidete oder jammerte. Er war schon immer ein zäher Kämpfer gewesen und hatte auch das Gefängnis überlebt. Egal wie viele Rückschläge noch auf ihn warten würden, er wusste, wie er sich durchbeißen konnte. Und so ganz hoffnungslos war sein Leben momentan ja auch nicht. Immerhin hatte er Christoph, seinen kleinen Spielgefährten. Der Akademiker mit dem Supertalent für Zahlen… Ja, der war eine wunderbare Abwechslung für zwischendurch und an ihm konnte er auch nach Herzenslust seine sadistische Ader auslassen. Zumindest in einem gewissen Rahmen… vorläufig. Und morgen konnte er ja schon mal mit den Vorbereitungen für die nächste Session beginnen. Dann hatte er wenigstens eine gute Ausrede dafür, sich vor dem Familientreffen zu drücken. Aber andererseits… er war eh nicht erwünscht. Die Familie hatte ihn schon längst aus ihrem Leben gestrichen, da war es auch nicht mehr relevant, ob er dort antanzte oder nicht. Also konnte er sich ohne schlechtes Gewissen um sein Hobby kümmern. Und er hatte auch schon eine Idee, was er mit Christoph so alles anstellen würde. Der Gedanke munterte ihn ein wenig auf und so zündete er sich eine Zigarette an und machte sich auf den Weg zu seiner Wohnung. Das Haus in der Hampton Street war lediglich sein Hobbybereich, da seine Wohnung irgendwann einfach nicht mehr ausgereicht hatte. Das Haus hatte er ziemlich günstig erworben, da sich mal dort ein Doppelmord ereignet hatte. In solchen Fällen waren die Häuser immer recht günstig und das Geld dafür hatte er sich im Knast „verdient“. Sein Psychologiestudium war ihm beim Kartenspiel zugute gekommen, denn es wurde teilweise mit ziemlich hohen Summen gespielt und das hatte er für sich genutzt. Auch was gewisse „Geschäfte“ innerhalb des Gefängnisses anging, hatte er aktiv mitgewirkt und sich auf die Weise was zusammensparen können. Auch mit dem Tattoostudio hatte er gut verdient, nachdem er es von Keith übernommen hatte, der bei einer Bandenschießerei ums Leben gekommen war. Der Großteil seines zusammengesparten Geldes war inzwischen wieder ausgegeben, aber er kam ganz gut über die Runden und konnte auch sein Hobby finanzieren. Als er nach knappe einer halben Stunde Fußmarsch seine Wohnung erreichte, die in einem riesigen Apartmentblock in einem etwas schmutzigen und heruntergekommenen Viertel lag, dröhnte ihm schon laute Musik entgegen. Genervt seufzte er und öffnete die Tür, woraufhin ihm der ungefilterte Lärm entgegenkam. Er ging direkt ins Wohnzimmer, wo seine Mitbewohnerin Satori gerade dabei war, sich die Fußnägel zu lackieren. Sofort schnappte er sich die Fernbedienung und schaltete die Musikanlage aus. „Verdammt noch mal, musst du die Musik so laut machen?“ „Ist ja schon gut, Crow“, gab die Japanerin zurück und setzte in aller Seelenruhe ihre Arbeit fort. Satori war seine Angestellte, Mitbewohnerin und fast schon etwas wie eine gute Freundin. Aber auch nur fast, denn mit Freundschaft hatte er es schon seit seiner Inhaftierung nicht mehr so wirklich. Satori war eine sehr talentierte und kreative Tätowiererin, war aber chronisch pleite, sodass sie zu der Idee kamen, eine Art Wohngemeinschaft zu gründen. Die meiste Zeit funktionierte es auch, aber an manchen Tagen war auch viel Streit vorprogrammiert. Satori war mit 1,66m fast 30cm kleiner als er, hatte langes schwarzes Haar und ein hübsches mädchenhaftes Gesicht. Ihr Körper war mit diversen Blumentätowierungen, Schmetterlingen und Kolibris versehen und sie war sehr zierlich. Nicht selten wurde sie deshalb noch für sehr jung gehalten, obwohl sie gerade mal zwei Jahre jünger war. „Hast du irgendwie schlechte Laune?“ erkundigte sie sich direkt, doch Crow gab keine Antwort darauf und legte seine Jacke aufs Sofa. Danach ging er erst mal in die Küche und holte sich noch ein Bier. Er hatte irgendwie das dringende Bedürfnis, seinen ganzen Frust und die ganzen Gedanken und Sorgen zu vergessen und sie einfach im Alkohol zu ertränken. Ein echt beschissenes Gefühl und er hasste es. „Deine Mutter hat heute angerufen.“ „Was wollte die denn?“ „Keine Ahnung, sie hat mir nichts Genaueres gesagt. Wahrscheinlich wollte sie nur mit dir reden.“ Crow hätte fast gelacht. Als ob seine Mutter einfach nur so mit ihm reden wollte. Das bezweifelte er arg. Wenn sie gerade kein Geld brauchte, weil sie meinte, sie könne ihn wie eine Weihnachtsgans ausnehmen, nur weil sie das Talent besaß, ihm immer wieder aufs Neue Schuldgefühle einzureden, war sie sicher wieder auf Streit aus und hielt ihm vor, dass sie es bereute, ihn überhaupt auf die Welt gebracht zu haben, weil er eine absolute Schande wäre. Ständig kam sie damit an, dass er ihr das schuldig sei, weil er ihr Leben zerstört habe. Aber die Nummer klappte bei ihm schon lange nicht mehr und inzwischen hatte er eine gewisse Gleichgültigkeit entwickelt, wenn seine Mutter wieder auf der Matte stand und Geld von ihm wollte. „Und was hast du gesagt?“ „Dass du sie nicht mehr sehen willst.“ „Gut…“ Doch Satoris Augen blieben an ihm heften und er ahnte, dass sie nicht locker lassen würde. Er hatte schon oft genug über seine Familiensituation und seine Vergangenheit erzählt, aber wahrscheinlich war es dieses Mal etwas anderes, das sie wissen wollte. Und tatsächlich begann sie nachzufragen, was denn mit der Sache mit diesem Akademiker geworden war und was er wollte. Nun, Crow hatte noch nichts darüber gesagt, aber da Satori zu dem Zeitpunkt im Laden gewesen war, hatte sie natürlich mitgekriegt, dass Christoph ihren Chef sprechen wollte. Und da sie wusste, dass Crow Akademiker wie die Pest hasste, hatte sie sich natürlich gewundert, warum er Christoph nicht hochkant rausgeschmissen hatte. Zuerst dachte er daran, ihr von dem Deal zu erzählen, aber er entsann sich wieder an den Vertrag, den er unterschrieben hatte. Und auch wenn er kam Geheimnisse vor Satori hatte und sie auch von seinem Hobby wusste, würde er nicht gegen den Vertrag verstoßen. Die Gefahr bestand, dass Christoph Schwierigkeiten bekommen könnte und er war nur äußerst ungern dafür verantwortlich. Vor allem wollte er keinen Ärger riskieren, nur um dann wieder im Knast zu landen. „Darüber kann ich nicht reden. Ich bin zur Verschwiegenheit verpflichtet.“ „Wie bitte was? Äh… musstest du eine Schweigepflichtserklärung unterschreiben oder wie?“ „So etwas in der Art.“ „Aha…“, kam es langsam und gedehnt von der Japanerin, die wieder nachdachte und versuchte, für sich selbst ein paar Antworten zu finden. Dann aber kam ihr doch eine Idee und sie fragte, ob es vielleicht mit seinem Hobby zu tun habe. Er sagte dazu nichts, aber man konnte ihr ansehen, dass sie sich schon ihren Teil dachte. Sie grinste breit und kicherte leise. „Na wer glaubt’s denn? Da hast du dir ja einen süßen Kerl geangelt.“ „Hör auf, so einen Blödsinn zu reden. Das zwischen uns hat nichts Tieferes zu bedeuten. Und so etwas Lästiges wie Gefühle werde ich mir ganz sicher nicht antun. Dieser ganze Liebesquatsch bedeutet doch sowieso nur Ärger. Und jetzt lass uns auch nicht mehr weiter darüber reden, okay? Ich will mir gleich die Nachrichten ansehen.“ Und somit schnappte er sich die Fernbedienung vom Fernseher und schaltete den entsprechenden Kanal ein, um sich die Nachrichten anzusehen. Danach würde er sich wahrscheinlich schlafen legen, denn irgendwie fühlte er sich heute ziemlich müde und erschöpft. Kapitel 6: A Reward ------------------- Es hatte ein paar Tage gedauert, bis Christoph eine SMS von Crow bekam. Und selten war er so dankbar gewesen wie an diesem Freitagabend, nachdem der ganze Tag ein einziger Reinfall gewesen war. Nicht nur, dass dieser Benson ihn fast in den Wahnsinn getrieben hatte, er hatte einfach nicht die Motivation aufbringen können, sich seiner Arbeit zu widmen. Normalerweise brütete er stundenlang über die verschiedensten mathematischen Probleme nach, doch heute war er einfach nicht in der Lage dazu gewesen. Sein Kopf war wie blockiert und es ging so weit, dass er nicht mal mehr die einfachste Formel zustande brachte und das hatte ihn wirklich entsetzt. Er hatte sich nur noch müde und erschöpft gefühlt und dabei war er so dicht dran, den Algorithmus für P=NP zu finden. Dr. Will Becker und er hatten die Nächte lang durchgearbeitet und normalerweise wäre das kaum zu schaffen gewesen. Zum Glück hatte Becker eine kleine Hilfe parat: Provigil. Zuerst hatte Christoph deutliche Skepsis gehabt, weil er allein schon von Studenten beunruhigende Geschichten zum Thema Ritalin gehört hatte. Leistungssteigernde Medikamente waren einfach gefährlich und er hatte deswegen auch eine Diskussion mit Becker gehabt, sich aber dann doch von ihm breitquatschen lassen, woraufhin er die Tabletten genommen hatte, damit ihre Konzentration wenigstens nicht von ihrer Müdigkeit gestört wurde. Und zusätzlich gab es noch Energy Drinks, die Becker immer mitbrachte. Doch heute ging es ihm nicht sonderlich gut. Der Schlafmangel machte sich bemerkbar und er wusste, dass er eine Pause brauchte. Aber zum Glück hatte er morgen frei und konnte den Abend also schön ausklingen lassen. Ein Lichtblick war ja, dass er heute Abend wenigstens mal wieder was Aufregendes erlebte. Als er an die Tür klopfte und Crow ihm öffnete, schien er sichtlich zufrieden zu sein. Und das hob auch Christophs Stimmung an. „Scheint so, als hättest du deine Lektion gelernt und bist tatsächlich pünktlich gekommen.“ Crow zog ihn näher zu sich heran und küsste ihn. Es war ein forscher und doch zugleich leidenschaftlicher Zungenkuss, der Christoph erst umhaute, sodass er erst gar nicht wusste, wie ihm geschah. Aber als er spürte, wie Crows Zunge mit seiner zu spielen begann, erwiderte er diesen Kuss. Ob das die Belohnung dafür war, dass er seine Sache gut gemacht hatte? Nun, das fühlte sich gar nicht mal so schlecht an, auch wenn es streng genommen ein Mann war, der ihn küsste. Aber in der Hinsicht hatte sich Christoph noch nie so wirklich Gedanken gemacht. Und sonderlich stören tat es ihn ja auch nicht. Dann aber löste der Tätowierer seine Lippen von ihm und führte ihn ins Haus. „Fast schon schade. Ich hab mich nämlich schon so auf die Bestrafung gefreut. Aber ich hab mir schon was Feines für dich ausgedacht.“ Gehorsam folgte Christoph ihm und war neugierig, was wohl für die heutige Session geplant war. Sie steuerten einen neuen Raum an, doch bevor Crow ihm die Tür öffnete, wandte er sich dem 24-jährigen mit einem hinterhältig anmutenden Lächeln zu und dann verband er ihm die Augen. „Ab jetzt wirst du ohne Augenlicht auskommen müssen, Chris. Der Spaß liegt dann natürlich darin, dass du alles umso intensiver spürst.“ Und als wollte er seine Aussage unterstreichen, spürte Christoph, der rein gar nichts sehen konnte, Crows Hände, die sich auf seine Schultern legten und langsam seine Oberarme hinabwanderten. Es war schon etwas befremdlich, rein gar nichts sehen zu können und deshalb nicht zu wissen, was Crow mit ihm machen würde. Und es fiel ihm auch ein klein wenig schwer, sich daran zu gewöhnen. Aber andererseits… er hatte beim letzten Mal ja auch nicht allzu viel gesehen, als er an diesem Pranger hing. Sonderlich viel Unterschied würde es also nicht machen, wenn er so darüber nachdachte. Bereitwillig ließ er sich von Crow in den Raum führen und hatte keine Ahnung, was nun gleich folgen würde. Nervosität überkam ihn, aber als er wieder diesen bekannten Befehl „Ausziehen!“ hörte, verflüchtigte sich diese wieder und er tat, was ihm befohlen wurde. Nachdem er sich vollständig entkleidet hatte und nur noch die Augenbinde und das Halsband trug, spürte er, wie Crow einen Arm um ihn legte und ihn noch etwas weiter führte. Der nächste Befehl, der folgte, lautete einfach, still stehen zu bleiben. Dann hörte er, wie sich Crows Schritte langsam von ihm entfernten und da er rein gar nichts sah, konnte er sich nur auf sein Gehör verlassen. Er hörte nur, wie etwas hervorgekramt wurde. Auch hörte er ein seltsames Rascheln. Dem Geräusch nach konnte es Stoff, aber vielleicht auch ein Seil sein. Dann aber kamen die Schritte von Crows schweren Stiefeln auf ihn zu und das nächste, was er spürte war, wie ihm tatsächlich ein Seil unter den Armen durchgezogen wurde. „Lass deine Arme unten.“ Nachdem Crow damit wohl fertig war, band er ihm nun die Arme auf den Rücken, wobei das Seil dabei auch um seinen Bauch gewickelt wurde. Auch wenn Christoph nicht viel von solchen Sachen verstand, so erkannte er dennoch schnell, dass die Knoten bombenfest waren und das Seil saß stramm genug, sodass er deutlich spüren konnte, dass er gefesselt war, aber es schmerzte auch nicht sonderlich. Zumindest noch nicht. Die Prozedur dauerte ein klein wenig, aber wahrscheinlich ließ sich das nicht vermeiden, wenn es gründlich gemacht werden sollte. Als nächstes wickelte Crow ein Seil mehrmals um seinen rechten Oberschenkel und Christoph hörte, wie das Seil raschelte. Offenbar wurden ein paar Knoten gemacht. Dann, als plötzlich sein Bein hochgezogen wurde, verlor er fast den Halt. Er versuchte seinen Oberkörper ein wenig zurückzulehnen, um sich so auszubalancieren. „Wenn ich dir das Signal gebe, lehnst du deinen Oberkörper weiter zurück und stemmst dich gegen die Seile.“ „Ja, Herr.“ Damit wurde nun um seinen linken Oberschenkel ein Seil gewickelt und als Crow das Signal gab, verlagerte Christoph das Gewicht auf die Seile und stemmte sich hoch. Und dann, als Crow ein kurzes „Okay, das war’s“ vernehmen ließ, machte er sich wieder locker. Sofort bemerkte er, dass er regelrecht in der Luft hing und keinen Bodenhalt hatte. Das war ein mehr als befremdliches Gefühl für ihn und sonderlich angenehm fühlte es sich zuerst nicht an. Es hatte ihm ein Stück Sicherheit genommen und er musste sich erst an diese neue Situation gewöhnen. Die Seile waren so geschnürt, dass sein Oberkörper etwas aufgerichtet war, sodass er nicht komplett durchhing und es fühlte sich auch etwas angenehmer für ihn an. Allerdings waren die Seile um seine Oberschenkel so geschnürt, dass seine Beine automatisch gespreizt wurden und er konnte sich ein Stück weit ausmalen, wie das wohl aussah. Als er aber das kratzende Geräusch der Seile hörte und natürlich wusste, dass das eine ziemliche Gewichtsbelastung war, schien er nicht so ganz überzeugt, dass diese ganze Konstruktion auch wirklich so stabil war und da wuchs auch die Befürchtung, dass er abstürzen konnte. „Und das hält auch wirklich?“ „Das passt schon. Die Haken an der Decke halten gut und gerne das doppelte Gewicht. Und ich weiß schon, was ich tue. Du musst mir nur vertrauen.“ Vertrauen? Einem Menschen wie Crow, über den er rein gar nichts wusste, nicht einmal den richtigen Namen? Sonderlich überzeugend war das ja nicht so wirklich. Aber andererseits hatte dieser Mensch ihm bis jetzt noch keinen Anlass dafür gegeben, dass er ihm misstrauen sollte. Er hielt sich an die Regeln und wenn er wusste, was er tat, dann war es doch gut. Die Seile hielten ihn fest und ein wenig schaukelte er noch vor und zurück, bis Crow ihn dann festhielt und nun zärtlich über seine Oberschenkel streichelte, wobei er sich die Bemerkung „Was für ein hübscher Anblick“ nicht verkneifen konnte. Christoph, der rein gar nichts sehen und sich nicht mal mehr wirklich bewegen konnte, sagte nichts und war deutlich nervöser als sonst. Es löste fast schon eine gewisse Beklemmung aus, dass er so vollkommen wehrlos war, aber als er dann plötzlich eine warme und feuchte Zunge an seinem Penis spürte, da verlor sich seine Nervosität so langsam aber sicher und er spürte dafür die langsam wachsende Lust und Erregung dafür umso mehr. Es war, wie Crow es gesagt hatte, deutlich intensiver als sonst und es war auch das erste Mal, dass der Tätowierer ihn mit dem Mund verwöhnte. Zugegeben, Christoph war schon mal in den Genuss eines Blowjobs gekommen, aber bei seiner Ex hatte man eher das Gefühl gehabt, als wäre sie ein Hund gewesen, der auf einem Kauknochen herumknabberte. Darauf hätte er wirklich verzichten können, aber das hier war bei weitem besser. Ein angenehmes Kribbeln fuhr durch seinen Körper und sogleich entspannte er sich auch deutlich mehr, als Crow seinen Penis nun vollständig in seinen Mund nahm und mit seiner Zunge verwöhnte. Christoph ließ ein leises Keuchen vernehmen und ein erneuter Schauer ging durch seinen Körper. Er wollte mehr, doch da spürte er, wie Crow sich wieder von ihm löste und ein wenig enttäuscht seufzte er auf. Crow grinste, als er diesen enttäuschten Seufzer gehört hatte. Offenbar hatte sein kleiner Chris wirklich gedacht, dass er ihm so schnell einen Orgasmus bereiten würde. Aber so schnell würde er ihn nicht kommen lassen. Wieso denn auch? Das würde doch den ganzen Spaß nehmen. Das Prickelnde am Master & Slave-Rollenspiel lag ja darin, es möglichst lange hinauszuzögern und dann würde es umso besser werden. Außerdem hatte der Spaß ja noch nicht mal richtig angefangen, da würde er ihm deshalb auch nicht erlauben, so schnell abzuspritzen. Seinen Sklaven in diesem gefesselten Zustand zu sehen, erregte ihn und er konnte es kaum erwarten. Er hatte sich ja konsequent zurückgehalten, aber heute, da Christoph brav seine Befehle gefolgt und sich keine Fehltritte geleistet hatte, würde er ihn dementsprechend auch dafür belohnen. Heute würde er mehr in seinen süßen kleinen Hintern bekommen, als bloß ein Spielzeug. So viel stand fest. Aber vorher würde er ihn gut vorbereiten. Er durfte ja nicht vergessen, dass sein Spielgefährte noch Jungfrau war, was Analsex betraf und da musste er aufpassen. Zwar wollte er seinem Spielgefährten ein paar Schmerzen zufügen, aber er bezweifelte, dass dieser solch eine Art von Schmerz sonderlich bevorzugte. Und er wollte ihn auch nicht vergraulen. Er hatte doch noch so viele Ideen und es wäre äußerst schade, wenn er seinen Spielgefährten verlieren würde. Es fand sich halt nur sehr schwer ein Ersatz und er hatte inzwischen großen Gefallen an ihm gefunden. Auch wenn er sich nicht direkt erklären konnte wieso. Noch nie hatte er wirklich Interesse an jemandem gehegt, zumindest kein emotionales. Er hatte noch nie jemanden geliebt und diese Gefühle waren auch fremd für ihn. Darum schob er dieses Interesse einzig und allein darauf, dass Christoph eben ziemlich heiß war und er trotz seiner Stellung als Akademiker genau seinem Beuteschema entsprach. Und er hatte schon seit knapp einem Jahr keinen solchen Spielgefährten wie ihm gehabt. Crow verwarf diese ganzen Gedanken wieder und versuchte, sich auf das Wichtige zu konzentrieren. Er durfte sich nicht ablenken lassen, sondern musste bei der Sache bleiben. Da hatte er sich schon so auf diesen Abend gefreut, da durfte er nicht zulassen, dass seine Stimmung von solchen Dingen heruntergezogen wurde. Also ging er zu einem Schrank hin, wo er sein Spielzeug bereitgestellt hatte, suchte sich alles heraus, was er brauchte und kam damit zu Christoph zurück. Er würde seinen Sklaven nicht lange warten lassen. „Als Belohnung für dein braves Verhalten bekommst du ein Spielzeug von mir. Was sagt man in so einem Fall?“ „Danke, Herr.“ „So ist es brav. Ich sehe schon, die Erziehung zahlt sich tatsächlich aus.“ Crow gab etwas von dem Gleitgel auf seine Hand und führte langsam einen Finger in Christophs After ein. Sofort spürte der Tätowierer, dass der 24-jährige tatsächlich Jungfrau war. Er war verdammt eng, aber das gefiel ihm auch umso mehr. Dann war der Sex auch besser und mit einem schlaffen Arsch konnte er auch nichts anfangen. Langsam tastete er sich weiter vor und ließ seinen Finger tief eindringen. Er wollte herausfinden, wo Christoph seinen sensibelsten Punkt hatte, damit er noch ein wenig mit ihm spielen konnte. Tatsächlich brauchte er nicht lange zu suchen, denn seine Erfahrung in der Medizin kam ihm noch obendrein zugute. Das war ihm schon oft genug vorteilhaft gewesen, auch beim BDSM. Und als er diesen einen besonders sensiblen Nerv berührt hatte, sah er, wie Christoph schlagartig reagierte und laut aufstöhnte. Sein Penis war vollständig erigiert und zuckte leicht. Zuerst spielte Crow mit dem Gedanken, ob er ihm nicht doch lieber den Ring anlegen sollte, aber dann entschied er sich doch dagegen. Es wäre doch langweilig, jedes Mal das gleiche Spielzeug zu nehmen. Nun nahm er noch einen zweiten Finger hinzu und nahm sich die Zeit, um Christophs Schließmuskel etwas zu dehnen, damit er gleich mit dem eigentlichen Spaß anfangen konnte. Das Keuchen und Stöhnen seines Spielgefährten war herrliche Musik in seinen Ohren und er wollte noch mehr davon hören. Doch er merkte noch etwas anderes. Er hatte gleich schon zu Anfang gemerkt, dass dem 24-jährigen so einiges an Energie fehlte und ein wenig blass hatte er auch gewirkt. Vielleicht sollte er mal nach der Session mit ihm reden, oder sich zumindest erkundigen, was mit ihm los war. Zumindest schien er nicht krank zu sein. „Na?“ fragte er ihn schließlich herausfordernd. „Willst du mehr?“ „Ja, Herr.“ „Dann gebe ich dir jetzt dein kleines Spielzeug.“ Damit zog Crow seine Finger wieder heraus und holte den Dildo, den er sich aus seiner Sammlung herausgesucht hatte. Dieser war etwas kleiner und für den Anfang genau richtig. Er bestrich die Oberfläche mit Gleitgel und riet Christoph, sich möglichst zu entspannen. Auch wenn dieser nun ein wenig nervös wirkte, was aber auch von seiner gefesselten Situation herrühren konnte. Vollkommen bewegungslos und wehrlos an Seilen zu hängen und nichts sehen zu können, war eben schwierig, deshalb hatte sich Crow beim letzten Mal auch gezielt für den Pranger als Einstieg entschieden. Langsam und vorsichtig führte er den Dildo ein und ließ sich dabei extra viel Zeit. Normalerweise hätte er es nicht getan, aber da es ja eine Belohnung sein sollte, wollte er Christoph die Zeit geben, um es auch schön zu genießen. Und bevor er ihm den Arsch aufriss, wollte er lieber auspassen. Der würde noch gleich was ganz anderes reingeschoben bekommen und da war es besser, wenn er möglichst ruhig war. Als der Dildo tief genug in Christophs After war, schaltete Crow die Vibrationsfunktion ein. Christoph, der noch gar nicht den anfänglichen Schmerz verarbeitet hatte, als sein Schließmuskel scheinbar bis zum Äußersten gedehnt wurde und sein Innerstes regelrecht auseinandergerissen wurde, stöhnte laut auf, als etwas großes in ihn eingeführt wurde, das nicht im Vergleich zu den beiden Vibro-Eiern war, die bei der ersten Session verwendet worden waren. Es raubte ihm fast den Atem, als es sein gesamtes Innerstes ausfüllte und dann plötzlich auch noch eine Vibration durch seinen Körper jagte. Er keuchte und ein irrsinniges Gefühl der Lust jagte ihm einen Schauer über den Körper. Ihm wurde heiß zumute und sein Herz begann zu rasen. Für einen Moment war ihm so, als würde sich in seinem Kopf alles drehen und als würde ihm schwindelig werden. Doch lange hatte er nicht wirklich die Chance, sich damit aufzuhalten, denn da spürte er, wie sich wieder eine Hand um seinen Penis legte. Und dann war das nächste, was er wahrnahm, wie sich etwas langsam in seine Harnröhre schob. Ein stechender Schmerz ließ ihn zusammenzucken und er schrie auf. Er verstand nicht, was Crow da mit ihm machte und für einen kurzen Augenblick bekam er fast Panik. Kurz wollte er sich schon dagegen wehren und Crow auffordern, damit aufzuhören, da sagte dieser mit ruhiger und fester Stimme „Bleib ganz ruhig, dir passiert schon nichts.“ „Wa… was soll das? Was ist das und was machst du da?“ „Das merkst du gleich.“ Für einen Moment überlegte der Akademiker ernsthaft, das Safeword zu benutzen und die ganze Aktion abzubrechen. Das hier ging doch wirklich entschieden zu weit. Welcher normale Mensch schob dem anderen ausgerechnet da etwas rein? Er stand kurz davor, es zu sagen, doch etwas hielt ihn auf. Da existierte ein Widerstand in ihm, der sich dagegen wehrte und der ihm sagte, dass er nicht so vorschnell handeln sollte. Langsam schob sich dieser fremde Gegenstand immer tiefer in seine Harnröhre und er begann sich zu fragen, wie tief es noch reingehen sollte. Aber dann schien es Crow wohl genug zu sein und dann spürte er plötzlich eine heftige Vibration, die von der Spitze dieses fremden Gegenstandes ausging. Das war nun endgültig zu viel für den Mathematiker und ein lauter, lustvoller Schrei erfüllte den Raum. Crow sah mit großer Zufriedenheit, wie Christoph auf den Harnröhrenvibrator reagierte. Zugegeben, er hatte eigentlich vorgehabt, dieses Spielzeug bei einer späteren Sitzung einzusetzen, aber dann hatte er sich doch anders entschieden und er war sich sicher, dass sich Christoph nach anfänglicher Überwindung auch hieran gewöhnen würde. Und so wie sein Spielgefährte stöhnte, schien diese doppelte Befriedigung ihre Wirkung nicht zu verfehlen. Und das Praktischste an diesem Harnröhrenvibrator war noch obendrein, dass ein Orgasmus so schnell nicht möglich war. Da hatte man glatt zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Nun begann er langsam den Vibrator herauszuziehen, nur um ihn dann wieder aufs Neue tief in Christophs After eindringen zu lassen. Er war erst langsam und vorsichtig, um es erst mal auf ihn wirken zu lassen. Dann aber bewegte er den immer noch vibrierenden Dildo schneller und stärker und visierte dabei wieder diesen sensiblen Punkt an, wo er genau wusste, dass er Christoph damit noch richtig um den Verstand bringen würde. Prostatastimulation war immer ein bewährtes Mittel. „Na? Das scheint dich ja richtig wild zu machen. Offenbar gefällt dir mein kleines Geschenk.“ Da Christoph offenbar wegen dem Harnröhrenvibrator noch nicht imstande war, Worte zu finden, oder bilden zu können und stattdessen nur ein lautes Stöhnen zustande brachte, verzichtete Crow auf eine Antwort seinerseits. Diese herrlichen Laute zu hören, genügte ihm schon völlig. Er spielte das Spiel noch eine ganze Weile weiter, bis Christoph es endgültig nicht mehr aushalten konnte und mit Mühe rief „Bitte Herr, lasst… lasst mich bitte kommen!“ „Ach, kannst du etwa nicht?“ fragte Crow provokant, obwohl er ganz genau wusste, wieso er das nicht tun konnte. Aber diesen Spaß wollte er sich ganz sicher nicht entgehen lassen. Und Christoph blieb in seiner Situation kaum eine andere Wahl, als darauf einzugehen. „Nein… dieses… ah… di… dieses Ding… es geht… aaaah! Es geht nicht!“ Nun schaltete Crow den Harnröhrenvibrator aus und zog ihn vorsichtig und langsam heraus. Und kaum, dass das geschehen war, entlud sich Christoph mit einem lauten, lustschweren Stöhnen und Sperma spritzte auf seinen Bauch und seine Brust. Eine kleine Sauerei, aber dieser Anblick ließ Crow fast wieder schwach werden. Verdammt noch mal er wollte diesen kleinen Arsch jetzt sofort. Er konnte sich nicht länger beherrschen. Er hatte lange genug darauf gewartet und jetzt wollte er sich endlich das holen, worauf er sich schon lange genug gefreut hatte und allein der Gedanke, in den Genuss zu kommen, derjenige zu sein, der Christoph entjungferte, gab ihm noch den zusätzlichen Kick. Also schaltete er den vibrierenden Dildo aus, zog ihn heraus und legte ihn ebenfalls beiseite. Vorsichtig strich er mit seinem Finger über den Schließmuskelring und ein erwartungsvolles als auch siegessicheres Lächeln huschte über seine Lippen. „Und jetzt bekommst du etwas viel besseres als ein Spielzeug.“ Christoph war noch völlig benebelt von seinem heftigen Orgasmus und immer noch war ihm entsetzlich schwindelig und er fühlte sich benommen. Immer noch raste sein Herz wie verrückt und er atmete schwer. Sein ganzer glühte und er spürte, dass er immer noch erregt war, obwohl er gerade erst gekommen war. Doch sonderlich viel Zeit zum Erholen wurde ihm nicht gegeben, denn da hörte er, wie ein Reißverschluss geöffnet wurde und das Rascheln von Kleidung drang in seine Ohren. Er konnte erahnen, was gleich folgen würde und versuchte, Crows Ratschlag von vorhin zu befolgen und entspannt zu bleiben. Erneut wurde Druck auf seinen Schließmuskel ausgeübt und etwas Heißes schob sich tief in seinen After. Doch es fühlte sich ganz anders an, als diese Spielzeuge. Es tat weh. Es tat schon weh, als Crow ihm diesen Dildo reingeschoben hatte, doch diese fremde Hitze, die dabei sein Innerstes durchströmte, war atemberaubend. Noch nie in seinem Leben hatte er so etwas gespürt und da er ohnehin die Augen verbunden hatte, nahm er das alles umso intensiver und ungefilterter war. Und erst jetzt realisierte er auch, was da gerade mit ihm passierte: Crow war nun in ihn eingedrungen. Sie hatten jetzt das erste Mal wirklich Sex miteinander. Eine unbeschreiblich starke Lust ergriff erneut Besitz von ihm und er hatte das Gefühl, von diesen völlig neuen körperlichen Empfindungen endgültig überwältigt zu werden. Diese Mischung aus Lust und Schmerz war atemberaubend und weit jenseits seiner Vorstellungskraft. Zwar hatte er sich zwischendurch mal ausgemahlt, wie es sich wohl anfühlen mochte, von einem Mann genommen zu werden, aber es war nur reine Fantasie gewesen und ohne es zu wollen, bekam er sogleich den nächsten Orgasmus. Wie konnte das nur passieren, dass er heute so ein Schnellschießer war? Vielleicht lag es daran, weil die letzte Session mehrere Tage her war und er es nicht geschafft hatte, sich selbst Erleichterung zu verschaffen. Einmal weil die Arbeit ihn zu sehr vereinnahmt hatte und zum anderen, weil es einfach nicht mehr gereicht hatte. Es hatte einfach etwas gefehlt… „Na du hast es ja bitter nötig“, hörte er Crow kommentieren. „Kaum, dass dein Arsch einen richtigen Schwanz kriegt, kommst du gleich wieder. Oder war deine Sehnsucht nach mir so groß?“ „Ja, Herr…“ „Sehr schön. Und zur Belohnung für die ehrliche Antwort werde ich dich so lange durchnehmen, bis du vollends befriedigt bist.“ Zwei Hände packten ihn an den Hüften und hielten ihn fest. Kräftige und schnelle Stöße folgten und auch wenn der Schmerz dadurch stärker wurde, so wurde auch das unbändige und heiße Gefühl der Lust und des unersättlichen Verlangens immer größer und auch wenn Christoph von seinem letzten Orgasmus noch etwas benommen war, so war ihm, als würde es ihm endgültig den Verstand rauben. Crows Stöße waren hart und schnell, ließen ihm kaum eine Möglichkeit, wieder klar zu werden und stattdessen war ihm, als sein Bewusstsein immer weiter in die Ferne rücken. Heiß… ihm war so heiß… Die Seile um seiner Haut waren sehr stramm gezogen und aus irgendeinem Grund schien sein Körper darauf zu reagieren, sich kaum rühren zu können und dabei noch befriedigt zu werden. „Aaah… ah!“ Noch härter und schneller wurden die Stöße und wieder traf Crow diesen einen empfindlichen Nerv, der unbeschreibliche Schauer der Lust über seinen Körper jagte. Christoph rang nach Luft. Der Schmerz war inzwischen kaum noch präsent für ihn, da diese anderen körperlichen Empfindungen dafür umso stärker wurden. Er fühlte sich wie im Fieber und Schweißtropfen bildeten sich auf seiner Haut. Sein Herz schien förmlich zu rasen und das Blut in seinen Adern pulsierte heftig. ein Herz schien förmlich zu rasen und das Blut in seinen Adern pulsierte heftig. Für einen Moment war ihm, als würde er gleich das Bewusstsein verlieren. Er rang nach Luft und spürte, wie er seinem Höhepunkt immer näher kam. Doch etwas in ihm wollte noch warten und diesen Moment auskosten. Er wollte es noch ein bisschen in die Länge ziehen, damit es sich noch besser anfühlte. Aber daraus wurde nichts, denn Crow wusste genau, wo es sich für ihn am besten anfühlte. Uns so dauerte es nicht lange, bis erneut ein heftiges elektrisierendes Kribbeln über seinen Körper jagte, wie Sterne vor seinen Augen explodierten und er dann kam. Doch viel Zeit ließ Crow ihm nicht zum Verschnaufen, denn dieser machte sein Versprechen tatsächlich wahr und so kam es Christoph so vor, als wären sie die ganze Nacht zugange. Nachdem er völlig ausgelaugt war, löste Crow nach und nach seine Fesseln und Christoph stand wieder auf festem Boden. Da er aber die Kraft in den Beinen verloren hatte, sank er direkt zusammen, doch der Tätowierer fing ihn auf und brachte ihn zu einem Stuhl, damit er sich erst einmal setzen konnte. Erst jetzt spürte der 24-jährige, dass sein Hintern ziemlich wund war. Die Augenbinde wurde ihm abgenommen und das Licht blendete ihn erst. Als er sah, wie besudelt er eigentlich war, reichte Crow ihm ein paar Papiertücher und dann noch ein Glas Wasser, damit sich sein Kreislauf so langsam erholte. „Du siehst blass aus“, bemerkte der Tätowierer, der selbst ein Kondom entsorgte. Als er dabei Christoph kurz den Rücken zuwandte, sah dieser eine riesige Tätowierung auf seinem Rücken. Es war eine dreibeinige Krähe mit weit ausgebreiteten Flügeln. Wenn ihn nicht alles täuschte, war es die legendäre japanische Gottheit Yatagarasu. Und das erklärte auch Crows Künstlernamen. Crow hatte seine Hose schon längst wieder angezogen und lediglich sein Oberkörper war nackt. Er war muskulös und gut durchtrainiert, allerdings zierte auch eine Narbe seine Brust, die von einer Kugel stammen konnte. Einen Augenblick war Christoph durch den Anblick dieses Körpers völlig abgelenkt und konnte erst nicht Antwort geben, bis er sich dann aber doch zusammenreißen konnte und erklärte „Ich musste die Nächte durcharbeiten. Eventuell habe ich bald einen Algorithmus für P=NP gefunden.“ „Nimmst du irgendetwas ein?“ „Nur Energy Drinks und Provigil, um die Nächte durchzuarbeiten.“ Als Crow das hörte, verfinsterte sich sein Blick so sehr, dass man wirklich Angst vor ihm bekommen konnte. Er sah wütend aus und Christoph war sich zunächst nicht ganz sicher, was der Grund dafür sein konnte. Hatte er etwas Falsches gesagt? „Wie kann jemand mit einem so hohen IQ nur so dermaßen dämlich sein wie du? Ist dir klar, dass das Zeug ausschließlich zur Behandlung von Narkolepsie genommen wird? Ganz zu schweigen von den Nebenwirkungen, die das Zeug verursacht. Oh Mann und ich dachte, diese ganzen Schüler und Studenten sind schon bescheuert genug, dass sie sich Ritalin und dergleichen reinzischen, um gute Noten zu bekommen. Aber dass ein erwachsener und vernünftiger Mensch wie du so etwas macht, ist meiner Meinung nach einfach nicht nur dumm, sondern auch leichtsinnig und verantwortungslos. An deiner Stelle würde ich dir wirklich raten, die Finger von den Tabletten zu lassen. Denn wenn das rauskommen sollte, kannst du dir sicher sein, dass dich das noch in große Schwierigkeiten bringen wird. Nicht zuletzt, weil du als Doktor doch eigentlich eine Vorbildfunktion für die Studenten hast.“ Crows harte Worte trafen ihn, aber im Grunde hatte er Recht, das musste Christoph zugeben. Und er sah auch ein, dass es eine dumme Idee war, sich dieses Zeug von Dr. Becker andrehen zu lassen. In Zukunft würde er das Zeug auf jeden Fall nicht mehr nehmen, so viel stand fest und das versicherte er auch Crow. Anschließend stand er wieder auf und wankte ins Badezimmer, um zu duschen. Dabei merkte er aber nicht, wie wütend Crow wirklich war. Nicht zuletzt deswegen, weil er sich um Christoph sorgte und das wollte er nicht. Denn das bedeutete meistens, dass dieser Mensch einem wichtig wurde. Das durfte er nie und nimmer zulassen. Nie wieder wollte er, dass jemand ihm wichtig war, denn letzten Endes würde ihn dieser Person doch eh verraten oder sich von ihm abwenden. Spätestens dann, wenn sein Verbrechen ans Tageslicht kam. Wer würde denn auch mit jemandem etwas zu tun haben wollen, der einen Menschen totgeprügelt hatte und vier Jahre im Gefängnis war? Kapitel 7: Just A Little Game ----------------------------- Fast den ganzen Samstag hatte Christoph durchgeschlafen und selbst als er zwischendurch aufgewacht war, konnte er sich kaum bewegen. Sein Hintern tat noch ziemlich weh und er fragte sich, ob das überhaupt normal war. Kurzerhand hatte er im Internet recherchiert, um nachzuschauen und wie sich herausstellte, war es ganz normal, dass es nach dem ersten Mal ziemlich wehtat. Nachdem er sich das Wochenende über gut erholt hatte und lediglich über ein paar Magenschmerzen klagte, kehrte er am Montag wie gewohnt zu seiner Arbeit zurück, wo er sich wieder mit Dr. Becker in dessen Büro setzte, um am Algorithmus weiterzuarbeiten. Wie immer gab es dabei Energy Drinks, um fit zu bleiben. Zuerst war dieses Zeug nicht wirklich nach seinem Geschmack gewesen, weil es extrem süß schmeckte und irgendwie einen leicht scharfen Nachgeschmack hatte, aber es war besser als nichts. Unermüdlich hatten sie beide an einem Algorithmus getüftelt, Ideen besprochen und wieder verworfen und stundenlang gerechnet. Christoph mochte Dr. Will Becker, er war ein sympathischer Mann und auch wenn seine Methoden teilweise etwas verbesserungsfähig waren, so respektierte er ihn sehr und die Arbeit mit ihm machte auch Spaß. Will war nicht so aufdringlich und nervötend wie Benson und sie konnten wunderbar miteinander arbeiten. Einzig wegen der Sache mit dem Provigil hatte Christoph seinen Kollegen ernsthaft ins Gespräch genommen und sich Crows Worte zu Herzen genommen. Für ihn stand fest, dass er diesen Quatsch nicht mehr machen würde. Dr. Becker hatte anschließend auch zugegeben, dass es eine dumme Idee gewesen war und damit hatten sie es belassen. Es war ihm sowieso ganz recht. Doch ihm ging nicht wirklich aus dem Kopf, wie wütend Crow gewesen war, als dieser von der Provigilgeschichte erfahren hatte und überlegte auch, ob er mit ihm noch mal vernünftig sprechen sollte. Er war sich nicht sicher, ob er irgendetwas falsch gemacht hatte und das Beste war einfach, es selbst zu klären. Dummerweise konnte er nicht allzu schnell von der Uni weg, denn er steckte mitten in der Arbeit. Dr. Becker, der wohl merkte, dass er mit den Gedanken etwas abschweifte, hab ihm einen Stoß in die Seite. „Hey Laplace, was ist los mit dir?“ fragte er und rückte seine Brille zurecht. „Bedrückt dich irgendetwas?“ „Ich bin mir auch nicht ganz sicher“, murmelte Christoph. „Das Ganze ist etwas kompliziert.“ Er nahm noch einen Schluck von seinem Energy Drink und versuchte sich wieder zu konzentrieren. Das Zeug schmeckte schon fast scheußlich süß und war auch irgendwie scharf im Abgang. Aber es half zumindest. Er hustete kurz und wandte sich wieder dem Whiteboard zu. Sein Hirn arbeitete wieder auf Hochtouren und während er den momentanen Algorithmusentwurf betrachtete den ersten Algorithmus, den Dr. Becker aufgeschrieben hatte. Zwei Orakel A und B, sodass P^A=NP^A und P^B ≠ NP^B galt… Das war der Lösungsansatz, der an John Gill und Robert Solovay angelehnt war. Nach einigem hin und her war das eine Alternative zum Algorithmus, nämlich ein Diagonalisierungsverfahren. „Also ich weiß nicht“, murmelte Christoph und kratzte sich am Kopf. „Ich bin gerade 100 Formeln durchgegangen, aber ich glaube, dass das Diagonalisierungsverfahren, als auch die zwei Orakel ins Blaue hineinführen. Egal wie wir hin und her rechnen, es bleibt letztendlich bei einer Sackgasse. Und ich…“ Ein heftiger Krampf in der Magengrube unterbrach ihn und er hielt kurz inne. Er presste eine Hand auf seinen Bauch und setzte sich. Sofort war Dr. Becker bei ihm und legte eine Hand auf seine Schulter und fragte besorgt nach. Der 24-jährige schüttelte nur den Kopf und versicherte, dass alles in Ordnung war und wollte wieder zu seiner Arbeit zurückkehren. Nach dem erholsamen Wochenende hatte er wieder genug Energie getankt, da durfte er jetzt bloß nicht schlapp machen. Nicht wenn er tatsächlich in der Lage wäre, ein bislang ungelöstes mathematisches Problem tatsächlich zu lösen. Schließlich aber, als die Mittagspause anrückte und Christoph in sein Büro zurückkehren wollte, da bemerkte er, dass die Tür nicht abgeschlossen war. Merkwürdig… hatte er vergessen gehabt, sie abzuschließen? Oder war jemand in seinem Büro gewesen? Etwas verwundert sah er sich um und entdeckte Lilly Marsh, eine Studentin, die hin und wieder mal zu Dr. Becker wollte, um ihn um Rat zu fragen. Da sie den Anschein erweckte, als würde sie etwas länger dort stehen, sprach er sie direkt an. „Lilly, ist jemand in meinem Büro gewesen?“ Die Studentin überlegte kurz und antwortete „Ja, ein Mann kam vorhin raus und ist direkt gegangen.“ „Wie sah er aus?“ „Groß. Er hatte eine Lederjacke an und trug eine Sonnenbrille, seine Haare waren schwarz oder sehr dunkelbraun. Mehr weiß ich aber auch nicht, weil ich ihn nur kurz gesehen habe.“ War Crow etwa in seinem Büro gewesen? Aber wieso? Was hatte er dort zu suchen gehabt? Vermutlich wollte er auf einen Besuch vorbeikommen. Nun, er konnte ihn ja noch später anrufen und nachfragen, was er wollte. Christoph bedankte sich bei Lilly für die Auskunft und ging nun in sein Büro. Auf seinem Schreibtisch sah er ein Paket stehen, welches offenbar von Crow stammte. Er öffnete es und schluckte schwer, als er sah, dass darin ein Vibro-Ei, eine kleine Tube Gleitgel und eine Nachricht lagen. Was zum Teufel hatte das denn zu bedeuten? Nun, wahrscheinlich musste er die Nachricht lesen, um mehr herauszufinden. „Hey Chris, Lust auf ein kleines Spiel? Ich denke du weißt, wie du dein Spielzeug benutzen musst, nicht wahr? Du wirst es benutzen und weiter deiner Arbeit nachgehen. Wenn du es schaffst, dabei die Beherrschung zu bewahren und dir nichts anmerken zu lassen, wird selbstverständlich eine Belohnung auf dich warten. Solltest du allerdings in Betracht ziehen, dich zu widersetzen und abzulehnen, dann solltest du dir im Klaren sein, dass das noch eine Bestrafung nach sich ziehen wird. Crow Christoph glaubte erst, nicht richtig zu lesen. Was da von ihm verlangt wurde, war entschieden zu viel. Dass solche Spielchen in seiner Freizeit stattfanden, war ja noch in Ordnung, aber nicht auf der Arbeit! Bei aller Liebe, aber das war wirklich zu viel verlangt und so etwas würde er gewiss nicht tun. Also legte er das Paket in den Schrank und ignorierte die Nachricht. Was auch immer Crow für eine Bestrafung im Sinn hatte, aber er wollte ganz gewiss nicht so etwas machen. Aber andererseits… ein gewisser Reiz lag ja auch darin, wenn er so darüber nachdachte. Allerdings verwunderte es ihn, dass Crow auf einmal an so einem Ort derartiges von ihm verlangte. Sonst waren sie doch immer in seinem Haus gewesen. Und solche Spielchen auch noch an der Uni zu treiben… Innerlich kämpfte Christoph mit sich und wusste nicht, was er tun sollte. Auf der einen Seite war da dieser Teil in ihm, der nach einer neuen Abwechslung verlangte und dieser Teil war wirklich laut. Aber der andere Teil, wahrscheinlich der vernünftige Teil in ihm, wehrte sich dagegen und er wollte das nicht. Nicht so und nicht hier. Schließlich aber musste er wieder daran denken, wie intensiv und leidenschaftlich der Sex am Freitag gewesen war, auch wenn es schmerzhaft war und er danach noch Spuren der Fesseln gehabt hatte. Nachdem er angestrengt nachgedacht hatte, war er zu dem Entschluss gekommen, es zu tun und zu gehorchen. Das Vibro-Ei war klein genug, dass er sich sicherlich noch gleich bewegen konnte. Zumindest hoffte er es. Er schloss die Tür seines Büros ab und öffnete nun seine Hose. Immer noch war er in einem Zwiespalt gefangen und war skeptisch. Aber dann griff er sich die Tube Gleitgel und gab davon etwas auf seine Finger. Er beugte sich etwas vor und schob langsam einen Finger durch seinen Schließmuskel. Es war ein seltsames Gefühl und es erinnerte ihn daran, wie Crow ihn berührt hatte. Doch es war nicht das Gleiche. Es fühlte sich nicht so gut an, als wenn er berührt wurde und kurz hielt er inne. Es war noch Zeit, um die ganze Aktion abzubrechen. Er konnte zu all dem Nein sagen und die Bestrafung in Kauf nehmen. Noch war es nicht zu spät. Nachdem er etwas Gleitgel über den Gegenstand gestrichen hatte, versuchte er tief durchzuatmen und entspannt zu bleiben, als er sich langsam das Vibro-Ei selbst einführte und Stück für Stück in seinen After schob. Als es tief genug drin war, fragte er sich, was für ein Wahnsinn da von ihm Besitz ergriffen hatte, dass er tatsächlich so etwas tat, anstatt auf die Stimme der Vernunft zu hören, so wie jeder normale Mensch. War er schon so von Crows unwiderstehlicher Anziehungskraft vereinnahmt worden, dass er schon derart verdorben war und freiwillig solche Dinge tat? Ein wenig war er über sich selbst entsetzt, denn so kannte er sich gar nicht. Woran lag es bloß, dass er so etwas wirklich wollte? War es, weil er vielleicht diesen Nervenkitzel für sich selbst brauchte, oder hatte es damit zu tun, weil es Crow war? Hatte dieser bereits so viel Einfluss auf sein Leben genommen, dass er nun Dinge tat, die normalerweise unvorstellbar für ihn waren? Es war irgendwie verrückt. Crow hatte ihn irgendwie in seinen Bann gezogen, aus dem er sich nicht mehr entziehen konnte. Er wollte mehr von dieser Welt erfahren, die Crow ihm gezeigt hatte und er wollte auch mehr über ihn wissen. Denn im Grunde wusste er doch so gut wie gar nichts über Crow. Und dennoch folgte er seinen Befehlen. Das war eben Teil ihres Spiels. Nachdem Christoph das Vibro-Ei vollständig eingeführt hatte, zog er seine Hose wieder an und versuchte, unauffällig in Dr. Beckers Büro zurückzugehen, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Doch das war gar nicht mal so einfach, wenn man bedachte, was er da in sich trug. Als er aber das Büro von Dr. Becker erreichte, machte sich eine Vibration tief in seinem Inneren bemerkbar und er zuckte zusammen, wobei er den Türgriff fest umklammert hielt, so als suchte er Halt. Wenn dieses Ding da auf einmal anfing zu vibrieren, musste es doch bedeuten, dass irgendwo Crow war, der die Vibration steuerte. Daraufhin schaute sich der 24-jährige um und fragte sich, ob Crow in der Nähe war. Naja, wahrscheinlich hielt sich dieser versteckt und spielte nun sein Spiel mit ihm und da musste Christoph jetzt wohl durch. Na hoffentlich merkte Dr. Becker nichts. Tief atmete er noch mal durch und versuchte, dieses vibrierende Gefühl in seinem Innersten zu ignorieren. Doch das war nicht so einfach, denn die Angst, erwischt zu werden, ließ das Adrenalin durch seine Adern fließen und schien diesen Effekt nur noch zu verstärken. Er versuchte die Erregung zu bekämpfen, doch er wusste, dass es auf lange Sicht gesehen unmöglich war. Mit Mühe konnte er sich wieder den Zahlen widmen, doch das Gefühl dieser Vibration in seinem After und diese immer stärker werdende Stimulation brachten ihn immer wieder aus dem Konzept. Seine Gedanken schweiften immer wieder zu Crow ab. Er wollte ihm nah sein… wollte ihn spüren… tief und hart… Verdammt noch mal, das klappte einfach nicht. Wenn das noch lange so ging, war vernünftiges Arbeiten unmöglich. Und ihm war, als würde die Vibration stärker werden. Er presste die Lippen zusammen und stützte sich mit einer Hand auf dem Tisch ab, wobei er versuchte, sich ja nichts anmerken zu lassen. Doch Dr. Becker sah dennoch, dass etwas nicht stimmte und fragte nach. „Hey Laplace, was ist los? Geht es dir nicht gut?“ „E… es ist alles in Ordnung. Nur der Magen…“ Eine bessere Ausrede war ihm spontan nicht eingefallen und er hoffte bloß, dass Dr. Becker nicht merkte, was wirklich los war. Dann aber spürte er, wie eine Hand auf seine Stirn gelegt wurde und diese Berührung verschlimmerte alles nur. „Du glühst im Gesicht. Nicht, dass du noch Fieber kriegst. Vielleicht solltest du dich mal hinlegen. Nicht, dass du eine Erkältung ausbrütest.“ Christoph schwieg, denn er fürchtete, dass das Erste, was er hervorbringen würde, nur ein Stöhnen wäre. Innerlich bereute er es, dass er sich auf diese bescheuerte Idee eingelassen hatte und so etwas machte. Jetzt kämpfte er jede Sekunde gegen dieses immer stärker werdende Gefühl der Erregung und dem Verlangen nach mehr. Alles in ihm schrie nach Crow. Er wollte ihn wieder so spüren wie am Freitag und wieder dieses atemberaubende Gefühl dabei empfinden, als sie Sex hatten. Ein heftiges Kribbeln ging durch seinen Körper und ihm wurde heiß zumute. „Ja“, brachte er mit Mühe hervor. Er musste seine ganze Selbstbeherrschung aufbieten, um sich nicht allzu viel anmerken lassen. „Ich steh wohl etwas neben mir…“ „Okay, ich arbeite hier dann weiter und wir besprechen uns, wenn es dir besser geht.“ Christoph packte damit seine Tasche und wollte gehen. Kaum, dass er das Büro verlassen hatte, hatte er das Gefühl, als würden gleich seine Beine nachgeben. In ihm schien etwas förmlich zu explodieren und er konnte nur mit größter Willenskraft seine Stimme zurückhalten. Ihm wurde schwindelig vor Erregung und sein ganzer Körper schrie nach mehr. Doch wie lange wollte Crow dieses Spiel noch spielen? Etwa den ganzen Tag? Beobachtete er ihn vielleicht in diesem Moment und wollte ihn einfach zappeln lassen? Plötzlich meldete sich sein Handy und eine SMS von Crow wurde angezeigt: „Komm in Raum E32, um deine Belohnung abzuholen.“ Wie bitte? E32? Das war doch im Nebengebäude! Das schaffte er doch nie und nimmer dorthin. Völlig unmöglich. Christoph biss sich auf die Unterlippe. Es brachte nichts, er musste da durch. Er ging durch die Gänge an Studenten und Kollegen vorbei und versuchte, ihnen aus dem Weg zu gehen. Je schneller er zu Crow kam und von ihm von diesem Zustand erlöste, desto besser. Immer mehr kam das Schamgefühl bei ihm durch und er begriff nicht, wie er sich nur zu so etwas hatte hinreißen lassen. Er musste völlig den Verstand verloren haben. Wenn irgendjemand erfuhr, was er da eigentlich tat, dann würde das in einer Katastrophe enden und er konnte sich nicht mehr hier blicken lassen. Irgendwie wurde ihm jetzt erst bewusst, in welch eine heikle Situation er sich hineinmanövriert hatte. Aber es hatte ihm einfach diesen Kick gegeben. Die Gefahr erwischt zu werden, gab ihm einfach diesen besonderen Nervenkitzel. Schließlich erreichte er den Raum E32, der meist von einigen als Übernachtungszimmer genutzt wurde, wenn zum Beispiel Experimente in den Laboren durchgeführt wurden, die lange dauerten und ständige Bereitschaft erforderlich machten. Momentan wurde der Raum aber nicht genutzt und darum war man dort ungestört. Und dort würde Crow ihn erwarten. Als er den Raum erreicht hatte, in welchem es ein paar alte Aktenschränke und ein Bett und einen alten Standspiegel gab, sah er Crow zuerst gar nicht und wunderte sich, wo er denn abgeblieben war. Er ging rein, da schloss ich auch schon die Tür hinter ihm und ein Arm legte sich von hinten um seine Brust und eine andere Hand fasste ihn zwischen die Beine. Es war ein Wunder gewesen, dass er ziemlich enge Hosen an diesem Tag trug, die einfach keinen Platz dafür ließen. So war ihm wenigstens diese Demütigung erspart geblieben. „Du warst wirklich sehr brav und dafür hast du dir eine Belohnung verdient“, hörte er Crows Stimme dicht an seinem Ohr raunen. Eine Gänsehaut überkam ihn und sein Herz begann zu rasen. Dieser dichte Körperkontakt zu Crow war zu viel. Er wollte ihn… wollte ihn tief in sich spüren. Er konnte auch nicht mehr warten. Sein Körper war wie auf einem Entzug und schrie nach der erlösenden Droge, ohne die er einfach keine Seelenruhe fand. „Na?“ fragte Crow lauernd und griff fester zu. „Was für eine Belohnung wünschst du dir?“ „N… ni…“ Christoph bekam kaum ein Wort hervor, da er immer noch versuchte, seine Stimme so weit wie möglich zurückzuhalten. Crow reagierte da etwas strenger und sagte auch mit deutlich mehr Nachdruck in der Stimme „Wenn dein Herr dir eine Frage stellt, dann hast du auch zu antworten.“ Und als wolle er ihn dafür bestrafen, drückte er noch fester zu, sodass es schon ein wenig schmerzhaft wurde. Christoph kämpfte immer noch und seine Atmung glich mehr einem Keuchen. „Bitte fickt mich, Herr…“, brachte er hervor und es klang beinahe wie ein Flehen. Crow lächelte und sah, wie sehr es sein kleiner Akademiker wollte. Er hatte ihn ja auch gut eine Stunde lang mit dem Vibro-Ei in seinem Arsch gut eine Stunde lang zappeln lassen und da war es ja auch nicht zu verdenken, dass dieser es nicht mehr aushalten konnte. Zusätzlich noch war da noch der zusätzliche Reiz gewesen. Die Gefahr, erwischt zu werden, gab vielen Pärchen ja erst den Kick beim Sex an besonderen Orten. Und so hatte er auch mal Gelegenheit, seinen Chris ein wenig zu quälen, wenn auch nicht auf körperlicher Ebene. „Was bist du doch für ein kleines versautes Luder…“ Damit packte er ihn und warf ihn regelrecht aufs Bett. Dann ließ er sich noch etwas Besonderes einfallen. Er richtete den großen Standspiegel etwas aus und legte dann im Anschluss seine Lederjacke ab und zog auch seine Handschuhe aus. Auch sonst sah er aus, als würde er Motorradsachen tragen. Er liebte diesen Lederlook und er wusste auch selbst, dass so etwas ihm am besten stand. Aber noch mehr liebte er die Spielchen mit Christoph. Er hätte selbst nicht gedacht, dass dieser tatsächlich so etwas tun würde und umso mehr Vergnügen hatte es ihm bereitet, ihn zu beobachten, wie er mit aller Kraft versucht hatte, sich bloß nicht anmerken zu lassen, was er da für ein Spielzeug in sich trug. Ihn so einer Situation auszusetzen, bereitete ihm ein gewisses sadistisches Vergnügen und er stritt auch nicht ab, dass er es eventuell wieder tun würde. Denn er wollte ihn mit jeder Faser seines Körpers wissen lassen, wessen Willen er zu folgen hatte. Crow zog ihm das Shirt aus, dann öffnete er seine Hose und zog sie ihm herunter. Ein hübscher Anblick bot sich ihm, als er Christophs Erregung und die Ausbeulung in seiner Boxershorts sah. Nun zog er auch diese aus und als wäre dies eine stumme Aufforderung, zog der 24-jährige die Beine an und seine ganze Körpersprache schrie förmlich „Nimm mich hier und jetzt!“ Crow schaltete den Vibrator aus und zog ihn aus Christophs After. Ein lautes kurzes Aufstöhnen kam und sogleich öffnete der Tätowierer den Reißverschluss seiner Lederhose. Nachdem sein Spielgefährte so schön brav seine Anweisungen befolgt und so tapfer durchgehalten hatte, würde er ihn nicht auf seine Belohnung warten lassen. Und dieses Mal hatte er noch eine kleine Überraschung für ihn parat. Er packte Christoph und zog ihn hoch. „Dieses Mal wird es eine etwas andere Position sein. Du sitzt auf, den Rücken zu mir.“ Zuerst schien Christoph noch zu zögern. Wohl weil er nicht wusste, was das bedeuten sollte. Aber er ließ sich dann doch bereitwillig darauf ein. Nachdem Crow noch etwas von dem Gleitmittel nahm, positionierte sich Christoph über ihn und er selbst hielt ihn an den Hüften fest und dirigierte ihn so in die richtige Richtung. Christophs Herz klopfte vor Aufregung und er ließ sich langsam herabsinken, um Crow bereitwillig in sich eindringen zu lassen. Der Schmerz holte ihn erst wieder in die Realität zurück, doch es hielt ihn nur für einen kurzen Moment zurück, bevor er seine Hüften noch weiter herabsenkte. Der Schmerz bohrte sich tief in sein Innerstes, doch zur selben Zeit erfüllte ihn eine so unbeschreibliche Hitze, dass ihm ganz benommen wurde. „Ein schöner Anblick, nicht wahr?“ Zuerst war er sich nicht sicher, was Crow damit meinte, aber dann sah er es selbst: der Spiegel. Er sah sich selbst… nackt, mit von Hitze geröteten Wangen und einem Blick, der unmöglich ihm gehören konnte. Und als er sich in diesem Zustand sah… erregt und auf Crow sitzend… Es war ein Stück weit beschämend, sich selbst so zu sehen und er wollte es auch erst nicht sehen. Doch das ließ Crow nicht zu. „Sieh hin. Das bist immer noch du, kapiert? Also genieß den Anblick, während du genau das bekommst, was du so sehr gewollt hast.“ Langsam begann der Tätowierer tief vorzustoßen und Christoph hatte das Gefühl, als wäre es ganz anders als beim letzten Mal. Er konnte es nicht mit Worten beschreiben. Es fühlte sich unglaublich an und er wollte Crow noch intensiver spüren. Aber sich selbst im Spiegel zu sehen, während sie miteinander Sex hatten, war einfach seltsam. Ihn überkam eine Mischung aus Erregung und Scham bei diesem Anblick und ihm war, als würde diese Scham es nur noch aufregender machen. Eine Hand umschloss seinen Penis, der hart wie ein Stein war und ein heftiger Schauer durchfuhr seinen Körper und er stöhnte laut auf. Crows Stöße wurden stärker, doch es war ihm nicht genug. Durch diese Position war der Tätowierer ohnehin etwas eingeschränkt in seiner Bewegung und Christoph wusste, dass es nicht ausreichen würde. Darum begann er nun selbst seine Hüften auf und ab zu senken. Es war das erste Mal, dass er aktiver wurde, da Crow ja sonst immer dafür gesorgt hatte, dass er keine andere Wahl hatte, als sich vollständig unterzuordnen und dominieren zu lassen. Doch nun ließ er es zu. Und kaum, dass ihm die Freiheit gegeben wurde, gehorchte er dennoch bereitwillig und tat das, was Crow wollte, ohne dass dieser es sagen musste. Als er sich selbst so im Spiegel sah, während er sich wie in Ekstase bewegte, vor Lust keuchend, während sein Körper vor Erregung förmlich zitterte. Es fühlte sich so gut an, diese Mischung aus heißer Lust und Schmerz und das Gefühl, etwas tief in sich zu haben. Das klang an sich schon absolut unanständig und vielleicht auch ziemlich pervers, aber Christoph war das in diesem Moment vollkommen egal. Der Sex mit Crow war einfach unbeschreiblich. Und selbst der Schmerz machte ihm nichts aus. Diese schmerzhaften Bestrafungen, die Züchtigungen und die erniedrigende Behandlung waren für ihn erst das, was dieses Verhältnis so besonders machte. Und wenn er halt ein Masochist war, es kümmerte ihn nicht so wirklich. „Ah, Crow…“, brachte er keuchend hervor und bewegte seine Hüften nur noch stärker. Sein Körper hatte sich jeglicher Willenskraft entzogen und schien sich wie von allein zu bewegen. Das Blut in seinen Adern pulsierte mit immenser Kraft und ein kribbelnder Schauer durchfuhr seinen Körper. Dabei traf sich sein Blick wieder mit dem seines Spiegelbildes und nun sah er selbst dieses wilde Verlangen in seinen Augen. Das Verlangen nach Unterwerfung und Dominanz, Schmerz und Lust. Das Verlangen, noch tiefer in Crows Welt einzudringen und mehr davon zu erfahren. Mein Gott… bin ich denn schon so verdorben? Bin das wirklich noch ich? In diesem Moment kam er sich so fremd vor. Das da war doch nicht mehr sein altes Ich im Spiegel, sondern ein völlig anderes, da war er sich sicher. „Ah… aaah!“ Wieder verloren sich Christophs Gedanken. Er war nicht imstande, ihnen lange nachzugehen, weil dieses unstillbare Verlangen ihm jegliches Denken so gut wie unmöglich machte. Immer wieder überfiel ihn dieser eine abwehrende Gedanke, dass das alles egal war, solange es Crow war. Sein Chaos-Faktor, der seinen Kopf verdrehen und ihn selbst verändern konnte. Wenn auch in eine Richtung, die er gar nicht beabsichtigt hatte. Immer stärker wurde dieses unbändige Gefühl der Lust. Ihm war, als würde sein Körper innerlich in Flammen aufgehen und er selbst dahinschmelzen. Er spürte selbst, dass er gleich soweit war. „Crow…“ Das war das Einzige, was er hervorbrachte. Ihm war, als würde ihm das Blut zu Kopf steigen und seine Sinne benebeln. Sein Orgasmus war so heftig, dass ihm kurz sogar schwarz vor Augen wurde. Völlig außer Atem lehnte er sich ein wenig gegen Crow und brauchte einen Moment, um wieder klar zu werden. Dann aber stand er langsam auf und war erst noch ein klein wenig wackelig auf den Beinen. Dabei sah er wieder sein Spiegelbild an und er wusste nicht, was er beim Anblick denken oder fühlen sollte. Es war nicht so, dass er sich komplett schämte, dass er diesen heißen und heftigen Sex liebte. Er wusste, dass es genug Menschen auf der Welt gab, die genauso tickten wie er und wenn er nun mal darauf stand, sich von einem anderen Mann züchtigen und ficken zu lassen, dann war das eben so. Aber sich selbst aus dieser Perspektive dabei noch zu sehen, war doch irgendwie befremdlich. Vor allem, weil er jetzt eigentlich erkannte, wie er dabei wirklich war. Das war nicht mehr derselbe Christoph Strauss, der gelangweilt, faul und unmotiviert nur seinen Zahlen nachging und als launisch und sozial größtenteils ziemlich inkompetent. War dies vielleicht das, wonach er so angestrengt gesucht hatte? Ein ungezügeltes und freies Selbst, das nur seinem tiefsten Verlangen folgte und sich nicht im Geringsten um Zahlen und dergleichen scherte. So langsam begriff er, dass er die ganze Sache völlig falsch angegangen war. Er hatte die ganze Zeit mit dem Kopf gesucht und wollte alles analysieren und auf rein objektiver und beobachtender Ebene verstehen, dabei war die einzig richtige Antwort, dass er sich nicht von dem leiten ließ, was sein Kopf ihm sagte, sondern was sein Herz wollte. Nein, nicht mal sein Herz, sondern sein tiefstes Verlangen, welches er all die Jahre nie so wirklich gehört hatte, weil es ihm so fremd und bedeutungslos erschienen war. In diesem Moment erkannte er, wie erbärmlich seine Person doch eigentlich war und Crow mit seinen Ansichten gar nicht mal so falsch lag. Stumm zog er sich wieder an und auch Crow knöpfte seine Hose zu, allerdings schien der Tätowierer zu merken, dass ihn etwas beschäftigte. „Na? Was geht dir gerade durch den Kopf, Chris?“ „Ich hab mich nur selbst reflektiert, das war alles.“ „Zufrieden mit dem Ergebnis?“ „Es war… lehrreich.“ Nachdem Christoph seine Hose wieder angezogen hatte, wollte er wieder sein Shirt anziehen, doch da befiel ihn ein heftiger Schmerz in der Magengegend. Er presste eine Hand dagegen und beugte sich leise stöhnend nach vorn. Der Tätowierer zog bei dem Anblick die Augenbrauen zusammen und verschränkte die Arme, wobei er fragte „Magenschmerzen?“ und zur Antwort ein Nicken bekam, wobei der 24-jährige hinzufügte „Vielleicht habe ich was Falsches gegessen…“ „Wenn es morgen nicht besser wird, geh mal zur Apotheke und kauf dir Kohletabletten. Die wirken entgiftend auf den Darm und helfen damit auch gut bei Infektionen. Außerdem sind solche Produkte als der ganze Schwachsinn aus der Pharmaindustrie.“ Nachdem sie die letzten Spuren ihres Schäferstündchens beseitigt hatten, verließen sie gemeinsam das Universitätsgelände und verabschiedeten sich, wobei Crow ihm mitteilte, dass er sich wieder melden würde. Daraufhin ging dieser alleine weiter und Christoph sah, dass der Tätowierer eine echte Harley Davidson hatte. Und er musste zugeben, dass kein Fahrzeug besser zu Crow gepasst hätte. Als ihn ein erneuter Magenkrampf befiel, entschloss er sich, lieber nach Hause zu fahren und sich hinzulegen in der Hoffnung, dass es nur eine harmlose kleine Magenverstimmung war, die morgen wieder vorbei war. Kapitel 8: The Abandoned One ---------------------------- Es war ein ziemlich heruntergekommenes Viertel. Noch heruntergekommener als jenes, in dem er wohnte und eigentlich hätte nichts auf der Welt ihn dazu gebracht, dorthin zu gehen. Zumindest nicht zu jener Adresse, wo seine Mutter wohnte. Seit mehreren Monaten hatten sie kein Wort mehr miteinander gesprochen und Crow war es auch ganz recht so gewesen. Hauptsache, er musste sich nicht mit ihr herumärgern, aber da er halt etwas zu erledigen hatte, ließ es sich ja nicht vermeiden. Nur widerwillig betätigte er die Klingel, auf der der Mädchenname seiner Mutter stand: Da Silva. Nun, der Name wäre ihm damals auch viel lieber gewesen als der chinesische Nachname seines Vaters. Aber andererseits wollte er mit der Frau auch nicht direkt etwas zu tun haben und deshalb war er ja froh genug, dass er ganz einfach nur Crow war. Das war ein Leben, das er sich selbst geschaffen hatte und was nichts mit seiner Vergangenheit zu tun hatte. Weder mit seinem Verbrechen, noch mit seinem Absturz oder seiner Familie, die er hasste. Er atmete tief durch und betätigte dann die Klingel. Die Tür wurde geöffnet und er ging die Treppen des Apartmentgebäudes hoch, bis er die Wohnung seiner Mutter erreichte. Ariyana Da Silva war trotz ihres Alters von knapp 52 Jahren eine hübsche Frau mit pechschwarzem Haar und dunkler Haut. Sie trug ein etwas abgetragenes gepunktetes Kleid und große Armreifen an ihren Handgelenken. Begeistert wirkte sie nicht gerade, ihn zu sehen und sie baute sich mit einem feindseligen Blick vor ihm auf und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. „Was willst du?“ fragte sie abweisend. Dabei war ihr brasilianischer Akzent deutlich zu hören. „Ich dachte, ich hätte dir gesagt, dass du dich nicht mehr hier blicken lassen sollst? Du bist nicht mehr mein Sohn, du bist für mich gestorben.“ „Als ob du mir das nicht schon oft genug vorgehalten hättest. Da ist nur ein Päckchen für dich von Grandma gekommen und das passt nun mal bedauerlicherweise nicht in deinen Briefkasten, sonst hätte ich mir die Mühe auch gespart.“ Damit gab er ihr das Päckchen, welches sie entgegennahm. Eigentlich wollte er wieder gehen, doch da hielt seine Mutter ihn zurück, da sie noch etwas zu sagen hatte. Und obwohl er wusste, dass nur die üblichen Vorwürfe und Kränkungen kamen, blieb er stehen, um es sich anzuhören. „Ich werde dir niemals verzeihen, was du getan hast. Wärst du nie geboren worden, dann wäre ich glücklich geworden! Seit du au der Welt warst, hast du mir mein Leben zerstört. Und ich wünschte, die hätten dich niemals aus dem Gefängnis gelassen.“ Hier aber drehte sich Crow zu ihr um und funkelte sie finster an. Das wollte er nicht unkommentiert auf sich sitzen lassen, sondern auch sagen, was Sache war. „Das ist auch das Einzige, was du kannst, oder? Immer nur die Schuld bei anderen suchen und herumjammern, wie schlecht es dir doch geht. Du bist doch mit diesem Professor Bloom ins Bett gegangen und hast zugelassen, dass Dad seinen Frust an mir auslässt und mich verprügelt. Du hast dich doch immer nur für dich selbst interessiert und die Familie war dir doch immer egal. Aber das erzähle ich dir sowieso schon seit Jahren. Und nur damit du es weißt: ich hab ihn damals verprügelt, weil ich dich trotz allem, was du mir angetan hast, retten wollte und ich hab ganz sicherlich nicht gewollt, dass er dabei stirbt.“ „Und das soll ich dir glauben?“ fragte Ariyana und ließ einen verächtlichen Laut vernehmen. „Womit habe ich es nur verdient, dass mein einziger Sohn ein Verbrecher wird? Du warst damals so begabt und hattest Medizin studiert. Du hättest Karriere machen und ein erfolgreicher Arzt werden können. Aus dir hätte wirklich etwas werden können. Aber jetzt sieh dich doch an. Du bist ein Mörder, ein heruntergekommener Tätowierer und du wirst es zu nichts mehr bringen. Welche Uni nimmt dich denn noch? Wer will einen Verbrecher wie dich schon als Arzt einstellen? Du bist für mich tot und ich bereue wirklich den Tag, an dem ich dich zur Welt brachte.“ In diesem Moment überkam Crow ein unbändiger Anflug von Wut. Als seine Mutter die Tür schließen wollte, schlug er mit der Faust dagegen und es gab einen lauten Knall. Am liebsten hätte er ihr eine reingehauen, aber er wollte es nicht. Selbst nicht nach all den Dingen, die sie gesagt hatte, obwohl er sie damals nur hatte beschützen wollen. Diese undankbare Frau hätte eine Ohrfeige verdient, aber dummerweise schlug er aus Prinzip keine Frauen. „Wenn ich dein Leben so sehr ruiniert habe, wieso hast du mich dann überhaupt erst zur Welt gebracht, hm?“ Hier blickte ihm ein pechschwarzes Augenpaar entgegen, das nichts als Hass und Verachtung in sich trug. Und man merkte Ariyana Da Silva an, dass sie keine mütterlichen Gefühle für ihn hegte. Das hatte sie noch nie. Er war ihr schon immer lästig gewesen und hatte ihn mehr oder weniger sich selbst überlassen. Für sie war er ein Störfaktor für ihr Glück und er selbst hatte nie wirklich so etwas wie Liebe von dieser Frau erfahren. Das einzige Mal, wo sie ihm so etwas wie Zuneigung entgegengebracht hatte, war nur, als sich herausgestellt hatte, dass er hochbegabt war. Und er wusste auch wieso sie da so aufmerksam gewesen war: weil er für sie endlich mal von Nutzen war. Als erfolgreicher Arzt hätte er viel verdient und sie hätte ein schönes Leben gehabt und davon hätte sie auch profitieren können. Aber nun, da er vorbestraft war und seine Zukunft auch somit komplett verbaut war, hatte sie keinen Nutzen mehr für ihn. In ihren Augen war er nur ein krimineller Versager und Mörder. Und das wollte sie ihn immer wieder aufs Neue spüren lassen. „Es war zu spät für eine Abtreibung und dein Vater wollte dich unbedingt, deswegen konnte ich dich auch nicht zur Adoption freigeben. Hätte ich lieber nicht auf ihn gehört, dann hätte ich mir eine Menge Ärger erspart.“ „Fahr doch zur Hölle.“ Damit ging Crow und er hörte nur noch, wie seine Mutter ihm etwas auf Portugiesisch hinterher rief, doch er reagierte nicht wirklich auf die Beleidigung und ging wieder nach draußen. Die frische Luft tat ihm gut und er war heilfroh, es hinter sich gebracht zu haben. Na hoffentlich musste er dieser Frau so schnell nicht wieder über den Weg laufen. Aus der Innentasche seiner Lederjacke holte er eine Zigarettenschachtel und sein Benzinfeuerzeug heraus. Er sollte wirklich mal ernsthaft in Betracht ziehen, mit dem Rauchen aufzuhören, aber jetzt war ihm einfach danach. So zündete er sich einen Glimmstängel an, nahm einen tiefen Zug und blies dann den bläulichen Nikotinqualm aus. Vielleicht sollte er nachher mal im Johnny’s vorbeischauen und was trinken gehen. Er konnte ja mit Mick ein wenig reden. Das war immer noch besser als nichts und Satori war eh im Studio. Er nahm noch einen tiefen Zug von seiner Zigarette und als er sie nach einer Weile ausgeraucht hatte, warf sie dann zu Boden und trat sie aus, dann ging er zu seiner Harley, die er sich kurz nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis gekauft hatte und neben seinem Hobby zu seinen wertvollsten Besitztümern gehörte und fuhr in Richtung seiner Stammkneipe. Auf dem Weg aber sah er Christoph, der etwas angeschlagen wirkte und der offensichtlich wieder Magenschmerzen hatte. Er sah ihn in eine Apotheke reingehen. Vielleicht sollte er mal einen Arzt aufsuchen, dachte Crow und für einen Moment kam ihm die verrückte Vorstellung, dass er dieser Arzt wäre und er Christoph untersuchte und sich um ihn kümmerte. Doch sofort verwarf er diesen Gedanken wieder. Nein, die Zeiten waren vorbei. Er würde niemals Arzt werden und das hatte er doch schon längst akzeptiert. Folglich also würde diese Fantasie auch eine bleiben. Er war einfach zu pragmatisch, um sich an irgendwelche Träume zu klammern. Diese hatte er eh schon aufgegeben. Und diese Verbindung zu Christoph würde auch nie eine andere, als eine rein sexuelle Beziehung sein. So war es für alle Beteiligten am einfachsten und Gefühle würden alles nur komplizierter machen. Und bevor er schlimmstenfalls wirklich Gefühle für Christoph entwickelte, würde er ihn einfach absägen und den Kontakt zu ihm abbrechen. Doch trotzdem ließ es ihm keine Ruhe, dass Christophs Gesundheitszustand nicht zum Besten stand und das offenbar schon länger. Krank war er jedenfalls nicht gewesen, das hätte er sofort gemerkt, als sie ihre letzte Session hatten. Und dass es daran lag, dass er etwas Schlechtes gegessen hatte, klang für ihn nicht zu hundert Prozent plausibel. Nein, irgendwie hatte er ein ziemlich mieses Gefühl bei der Sache und es störte ihn ja allein schon, dass Christoph einfach so auf den Trichter gekommen war, Tabletten zu nehmen, um fit zu bleiben, obwohl er sie nicht nötig hatte. Das war recht untypisch, denn auch wenn Crow ihn nicht wirklich kannte, konnte er sich doch auf seine Menschenkenntnis und seine Erfahrung aus seinem Psychologiestudium verlassen. Er war sich sicher, dass da mehr dahintersteckte. Vielleicht sollte er sich die Sache mal genauer anschauen und Christoph ein wenig aushorchen, um mehr zu erfahren. Zwar konnte dieser Akademiker mit seinem Hirngespinst vom Chaos-Faktor ihm ja auch komplett egal sein, aber das war leider nicht der Fall. Als er Satori eher versehentlich davon erzählt hatte, weil die es nämlich wunderbar verstand, ihn unauffällig auszuhorchen, hatte sie da eine recht interessante Vermutung gehabt. Da Christoph erfolgreicher Mathematiker mit Doktortitel und einer heilen Familie sowie einem stabilen Leben war, hatte er all das, was Crow selbst nicht hatte. Und statt Neid zu empfinden, wollte er offenbar dessen Erfolg wahren und ihn vor denselben Schicksalsschlägen bewahren, die ihm widerfahren waren, damit Christoph nicht denselben Absturz erleiden musste. So ungewöhnlich war das nicht, denn es gab genug Mütter, die ihre Träume durch ihre Töchter auslebten, indem sie diese zu kleinen Schönheitsköniginnen erzogen. Und vermutlich war es ja bei ihm genauso. Nun, das war ja auch nicht weiter tragisch. Damit konnte er bei weitem besser leben, als damit, dass er doch tatsächlich Gefühle für einen anderen Menschen entwickeln könnte. Allein der Gedanke daran erschien ihm unangenehm und er wollte auch nicht weiter daran denken. Für ihn war Liebe eine Last… eine Schwäche. Und nichts fürchtete er mehr, als schwach zu sein so wie damals, wenn sein Vater ihn verprügelt hatte. Gerade wollte er wieder weiterfahren, doch da hatte Christoph ihn auch schon bemerkt, als er wieder aus der Apotheke rauskam und winkte ihm zu. Crow gab es auf, schnell abhauen zu wollen und fuhr an den Bürgersteig heran und stieg vom Motorrad ab, wobei er versuchte, so normal wie immer zu wirken, auch wenn die Begegnung mit seiner Mutter ihm noch tief in den Knochen steckte. „Hey Chris, du sahst schon mal besser aus.“ „Ja, die Magenschmerzen sind nicht ohne. Ich war gerade in der Apotheke, um mir Kohlepräparate zu holen, wie du vorgeschlagen hast. Vielleicht geht es damit etwas besser. Und wo wolltest du hin?“ Beinahe hätte Crow geantwortet, dass er bei seiner Mutter gewesen war, doch darüber schwieg er lieber. Er wollte nicht, dass Christoph mehr als nötig über ihn wusste. Darum sagte er einfach nur, dass er privat zu tun hatte. Das war ja auch nicht mal gelogen, aber diese Antwort zeigte auch mehr als deutlich, dass er nicht ins Detail gehen wollte. Und bei der Gelegenheit stellte er ihm auch gleich noch eine Frage, die ihn beschäftigte: „Nimmst du eigentlich noch Provigil?“ Christoph verneinte diese Frage und erklärte, dass er mit seinem Kollegen Dr. Becker noch mal ein ernstes Wort gesprochen hatte und beide hatten eingesehen, dass es eine dumme Idee gewesen war. Und auf eine kurze Nachfrage hin erfuhr der Tätowierer, dass dieser Dr. Will Becker ebenfalls Mathematiker war und gemeinsam mit Christoph an einem Algorithmus arbeitete, um zu beweisen, dass P=NP galt. Sein Blick wurde ernster und man sah ihm an, dass er nachdachte. Irgendwie hatte er eine böse Vorahnung. Zwar hatte er weder Indizien noch Beweise, aber ihm kam ein gewisser Verdacht, was hier vor sich gehen könnte. Aber er schwieg darüber und behielt diesen Gedanken erst mal nur im Hinterkopf. Noch war es zu vorschnell für einen solchen Verdacht und vielleicht auch etwas übereilt. Fest stand aber jedenfalls, dass er selber aktiv werden und ein paar Maßnahmen treffen musste. Man konnte natürlich meinen, dass er übertrieb und unnötig die Pferde scheu machte, aber er wusste aus Erfahrung, dass der Knast und die Uni eines gemeinsam hatten: jeder war sich selbst der nächste, insbesondere wenn es um so ein wichtiges Projekt ging. Denn die Lösung eines mathematischen Problems bedeutete nicht nur internationalen Ruhm als Mathematiker und dass man seinen Namen in den Geschichtsbüchern finden würde. Nein, es war auch mit Profit verbunden. Denn die Lösung eines mathematischen Problems bedeutete ein Preisgeld von knapp einer Million. Christoph selbst ging es dabei nicht um das Geld, sondern allein um die geistige Herausforderung, aber bei anderen Menschen konnte man sich da nicht allzu sicher sein. Viele waren bereit, für Geld alles zu tun. Im Gefängnis hatte er da auch keine Ausnahme gebildet. Er hatte sich einer gefährlichen Bande angeschlossen und geholfen, Drogen in den Knast zu schmuggeln und zu verticken und er hatte andere Häftlinge in Pokerrunden abgezockt. Im Gefängnis hatten halt andere Regeln geherrscht und wer nicht untergehen wollte, der musste zu den Starken gehören, die das Sagen hatten. Und er hatte sich trotz seines damals noch recht jungen Alters von 22 Jahren Respekt verschafft und teilweise auch sehr skrupellos agiert. Hätte er es nicht getan, wäre er einer von den „Frischlingen“ gewesen, die erbarmungslos auseinandergenommen worden wären. Fressen oder gefressen werden… Er hatte sich für das erste entschieden, um zu überleben und dabei auch kein Mitleid mit anderen gezeigt, die er verprügelt oder eingeschüchtert hatte. „Nimmst du eigentlich noch diese Energy Drinks?“ „Klar, die helfen halt auch bei der Arbeit.“ Und damit holte Christoph zur Demonstration einen Energy Drink raus. Es war einer von solchen, die wieder verschließbar waren und er war gefärbt wie ein typischer ISO-Drink. Die Marke kannte Crow, es war ein ziemlich billiger Energy Drink und man konnte ihn überall kaufen. Er selbst hatte aber noch nie so etwas getrunken, weil er süße Getränke eh nicht so wirklich mochte. „Und wie ist das Zeug so?“ „Extrem süß, aber auch etwas scharf im Abgang.“ „Scharf?“ fragte Crow skeptisch. Normalerweise waren diese Getränke doch extra so zusammengepanscht, dass sie nur süß schmeckten. Er schraubte den Verschluss auf und trank einfach einen Schluck. Als er aber dann die extreme Süße auf seiner Zunge schmeckte, spuckte er es sofort wieder aus und verzog angewidert das Gesicht. Und tatsächlich… es war scharf. „Das ist ja nichts als Zuckerwasser und Koffein. Wahrscheinlich kommen deine Magenprobleme von diesem Zeug hier, wenn du dir das tagein tagaus reinzischst.“ Damit gab er Christoph die Flasche wieder und um diesen ekelhaften Geschmack loszuwerden, schob er sich einen Streifen Pfefferminzkaugummi in den Mund. Der 24-jährige begann daraufhin die Flasche mit der neongrünfarbenen Flüssigkeit zu betrachten und er sah so aus, als würde er tatsächlich darüber nachdenken, ob seine Magenschmerzen nicht vielleicht daher kamen, dass er die Energy Drinks nicht vertrug. „Dann werde ich sie wohl erst mal nicht mehr trinken.“ „Ist vielleicht besser so.“ Eigentlich wollte Crow wieder gehen und Mick im Johnny’s einen Besuch abstatten, doch daraus wurde nichts, denn da bot Christoph ihm an „Wollen wir irgendwo was essen gehen?“ Doch Crow lehnte sofort ab. Zusammen essen gehen bedeutete meist, dass mehr daraus werden konnte. Und mehr als eine sexuelle Beziehung wollte er nicht. Alles andere bedeutete nur Probleme und auf die hatte er keine Lust. Christoph entging nicht, dass Crow etwas beschäftigte und er sich sehr abweisend verhielt, was solche normalen Dinge betraf. Aber so ganz verstand er das nicht. Was hatte der Tätowierer bloß für ein Problem mit ihm? Als hätte dieser seine Gedanken gelesen, bekam er die Erklärung „Nimm’s nicht persönlich, aber ich steh halt nicht so wirklich auf dieses ganze zwischenmenschliche Getue.“ Dann ist er also ein strikter Einzelgänger, fast so wie ich, dachte sich Christoph und irgendwie war ihm diese Situation unangenehm. Er wollte mehr über Crow wissen und ihn verstehen. So ganz konnte er sich den Grund auch nicht dafür erklären. Vielleicht, weil der vier Jahre ältere Tätowierer mit den bernsteinfarbenen Augen eine Art besondere Anziehungskraft auf ihn ausübte. Sie hatten so viele Gemeinsamkeiten und hatten sich dennoch in völlig verschiedene Richtungen entwickelt. Er war Mathematiker und Crow „nur“ ein Tätowierer. Im Grunde wusste er doch kaum etwas über ihn, nicht mal seinen wahren Namen. Und er wollte mehr von ihm wissen. Er wollte mehr von seiner Welt erfahren und verstehen, was in ihm vorging und warum er so war wie er war. Vor allem aber wollte er ihm nah sein. Nicht nur auf einer rein körperlichen Ebene, sondern auch auf einer zwischenmenschlichen. Und dabei… dabei hatte Crow doch erst diese ganze Vertragsgeschichte angezettelt und von ihm Sex als Bezahlung gefordert für die Infos, die er haben wollte. Jeder andere Mensch hätte mit großer Wahrscheinlichkeit anders reagiert, warum also er nicht? War er Crow inzwischen so sehr verfallen, dass er nicht mehr in der Lage war, seine eigenen Gefühle und sein eigenes Denken zu verstehen? Konnte es sein, dass der Chaos-Faktor bereits sein ganzes Denken beeinflusst hatte und er deshalb Schwierigkeiten hatte, eine vernünftige und vor allem logische Entscheidung zu treffen? Vor allem beschäftigte ihn eine Frage: was genau war er für Crow? Nur ein sexuelles Vergnügen, oder vielleicht mehr? Allein als er daran zurückdachte, wie heftig dieser auf die Tablettengeschichte reagiert hatte, konnte er sich nicht helfen, aber es hatte für ihn den Anschein gehabt, als würde sich Crow Sorgen um ihn machen. Und das, obwohl er nicht wirklich danach aussah, als würde er sich großartig um andere scheren. War das zwischen ihnen immer noch nur eine Sexbeziehung, oder begann da bereits mehr daraus zu werden? Auf all diese Fragen vermochte Christoph keine Antwort zu geben. „Warum machst du dir eigentlich Sorgen um mich?“ Okay, vielleicht klang diese direkte Frage ein wenig dämlich, berechtigt war sie aber nach Christophs Ansicht alle Male. Crows Augenbrauen zogen sich zusammen und es war schwer zu erkennen, was ihm gerade durch den Kopf ging, aber so wie es aussah, schien er einen wunden Punkt getroffen zu haben. Und offenbar wollte der 28-jährige auch nicht so wirklich darauf antworten. Das sah man allein schon an seiner Körpersprache. „Keine Ahnung, was du meinst. Du bist alt und intelligent genug, um auf dich alleine aufzupassen. Da habe ich es nicht nötig, mir irgendwie Sorgen um dich zu machen. Ich glaube, du hast da irgendetwas in den falschen Hals gekriegt, mein Lieber. Wenn du auf die Provigilgeschichte ansprechen willst, erkläre ich es dir gerne: ich war einfach nur sauer, dass der Mensch mit dem höchsten je gemessenen IQ so verdammt dämlich ist und Medikamente einwirft, die er gar nicht braucht. Leute, die ihr Leben einfach so leichtfertig wegwerfen, obwohl sie bereits alles haben, kotzen mich halt an!“ „Warum? Wieso interessiert dich das?“ „Weil ich nicht das Glück hatte, ein solches Leben wie du zu haben. Ob du es glaubst oder nicht, aber es gibt Menschen, deren Leben nicht so verläuft wie deines. Du hast ein geregeltes und normales Leben, du hast deine Begabung zum Beruf gemacht und dein einziges Elend ist, dass du gelangweilt bist. Weißt du, wie das auf Leute wirkt, die halt Pech im Leben haben? Dass du ein verwöhnter Bengel mit Luxusproblemen bist.“ Crows Worte trafen ihn hart und er zuckte zusammen, als dieser laut wurde. Erschrocken sah er ihn an und verstand nun. Offenbar hatte es der Tätowierer nicht wirklich leicht im Leben gehabt und so einiges durchmachen müssen. „Crow…“ Doch dieser schüttelte nur den Kopf, wandte sich ab und ging. Es war zu viel gesagt worden. Crow musste schnell verschwinden, bevor er noch mehr ausplauderte und versehentlich noch seine ganze miserable Lebensgeschichte offenbarte. Das ging niemanden etwas an. Niemand sollte erfahren, was ihm widerfahren war oder was er getan hatte. Er wollte weder Verurteilung noch Mitleid, er wollte einfach nur, dass man endlich aufhörte, in seiner Vergangenheit herumzubohren. Vor allem weil er nicht wieder daran erinnert werden wollte, wie es sich anfühlte, schwach und hilflos zu sein. Und niemand sollte wissen, dass er mal schwach gewesen war. Auch nicht Christoph. Doch da spürte er plötzlich, wie eben jener ihn am Arm fest hielt. „Es tut mir leid, Crow. Die Sache ist doch nur, dass ich dich verstehen will.“ „Wofür? Für deine Forschungen etwa?“ „Nein! Ich will ich verstehen, weil ich doch kaum etwas über dich weiß.“ „Ich bin, der ich bin und das ist das Einzige, was du über mich wissen musst und ich habe dir doch erklärt, dass ich nichts über mein Privatleben erzählen will. Also hör einfach auf, mich über mein Leben auszufragen!“ „Wovor hast du Angst?“ Bei dieser Frage konnte sich Crow nicht beherrschen. Sein Faustschlag traf Christoph ins Gesicht und dieser war durch den Schlag so benommen, dass er nach hinten taumelte und stürzte. In ihm kochte unbändige Wut und am liebsten hätte er noch mal zugeschlagen. „Ich habe keine Angst“, erwiderte er. „Und beim nächsten Mal schlag ich fester zu, darauf kannst du Gift nehmen!“ Damit ging Crow nun endgültig von dannen und ließ Christoph zurück. Er stieg wieder auf seine Harley und fuhr los. Kapitel 9: Three Weeks Alone ---------------------------- Insgesamt herrschte drei Wochen Funkstille zwischen Christoph und Crow und in der Zeit blieben sämtliche Versuche des Akademikers, zu dem Tätowierer Kontakt aufzunehmen, erfolglos. Er ging deshalb weiter seiner Arbeit nach und arbeitete mit seinem Kollegen am Algorithmus weiter und auch wenn er größtenteils auf die Energy Drinks verzichtete, manchmal wurden seine Magenschmerzen so schlimm, dass er kaum noch arbeiten konnte. Teilweise wurde ihm schlecht und er fühlte sich auch nicht gut. Darum ließ er sich eine Woche krankschreiben, um sich zu erholen. Währenddessen ahnte er nicht, dass sich etwas Schreckliches ereignet hatte. Als Crow nämlich noch mal zu seiner Mutter fuhr, weil wieder Post für sie bei ihm abgegeben worden war, stand die Tür halb offen und als er auf sein Rufen hin keine Antwort erhielt, war er in die Wohnung gegangen, um nachzusehen. In der Küche wurde er schließlich fündig. Seine Mutter lag regungslos auf dem Boden, mit diversen Messerstichen in der Brust und offenbar war sie schon drei oder vier Tage tot. Der Anblick dieser ganzen Szene wirkte im ersten Moment wie ein Szenario aus einem Horrorfilm. Überall klebten an den Wänden Blut und ihre Kleidung war zerrissen. Auch wenn er sie hasste, aber sie in diesem Zustand zu sehen, erschütterte selbst ihn und sofort rief er die Polizei. Diese traf wenig später zusammen mit der Spurensicherung ein und die tote Ariyana Da Silva wurde weggebracht. Dabei kam auch recht schnell heraus, dass die Tote vor ihrem Tod vergewaltigt worden war, bevor man sie erstach. Ein Officer war zu ihm gekommen und hatte einige Fragen gestellt, die Crow mehr oder weniger beantwortete, denn er hatte keine Lust auf Ärger mit der Polizei. Ein Mal Gefängnis reichte ihm schon und er hatte keine Lust, unnötig in Verdacht zu geraten. Da es DNA-Spuren an Ariyanas Fingernägeln gab, war man sich sicher, ihren Mörder bald zu finden, doch die ganze Fragerei war für ihn einfach zu viel gewesen. Vor allem weil auch noch mal seine ganze Vergangenheit komplett ausgegraben und seine Beziehung zu seiner Mutter thematisiert wurde. Selten war er froher gewesen, als es endlich vorbei war. Als er dann noch mal die Leiche seiner Mutter sehen durfte und sah, wie blass und leblos sie da lag und mehr wie eine Puppe erschien, schnürte sich ihm die Brust zusammen. Diese Frau hatte ihn nie geliebt, obwohl sie seine Mutter war. Sie hatte ihm nur dann Aufmerksamkeit geschenkt, wenn er für sie von Nutzen war. Er hatte einen Menschen getötet, um sie zu beschützen, obwohl sie es nicht verdient hatte und obwohl sie ihn selbst danach noch im Stich gelassen und ihn wie einen Aussätzigen behandelt hatte, tat es ihm dennoch weh, sie so zu sehen. Zwar hatte er ihr so einiges an den Kopf geworfen, aber er hatte definitiv nicht gewollt, dass ihr so etwas Schreckliches widerfuhr. Egal wie grausam sie auch zu ihm gewesen war, er hatte sie einfach nicht so dermaßen hassen können, dass er ihr so etwas gewünscht hätte. Und als er sie so friedlich da liegen sah, als ob sie einfach nur schlief, da spürte er wieder diesen entsetzlichen Schmerz in seinem Herzen. Egal wie wütend er auf sie gewesen war, so ganz vollkommen egal war sie ihm nie wirklich gewesen, auch wenn er es sich gewünscht hatte. Und noch beschäftigte ihn noch etwas… Einige Fragen, auf die er niemals eine Antwort erhalten würde. „Warum hast du damals die Falschaussage gemacht und zugelassen, dass sie mich ins Gefängnis sperren? Ich hab das doch nur getan, weil ich nicht zulassen wollte, dass er dich umbringt! Warum also? Wieso hast du mich nie lieben können? Bin ich denn so abstoßend für dich gewesen, dass du mich einfach nicht lieben wolltest? Du bist doch meine Mutter!“ Wie gerne hätte er sie genau so hassen und verachten können wie sie ihn, dann würde er jetzt wenigstens nicht diesen Schmerz fühlen. Er war ihr doch all die Jahre aus dem Weg gegangen, weil er so gehofft hatte, dass sie ihm somit gleichgültig wurde und es ihn nicht mehr interessierte, wenn sie eines Tages nicht mehr da wäre. Aber zu wissen, dass jemand sie brutal vergewaltigt und dann mit einem Messer mehrmals auf sie eingestochen hatte, war zu viel für ihn. Wie sollte er sie denn da noch hassen und verachten, wenn ihre letzten Momente so ein Martyrium gewesen sein mussten? Wut und Verzweiflung übermannten ihn. Er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte und schlug kurzerhand mit der Faust gegen den Metallschrank, um seinen aufgestauten Gefühlen freien Lauf zu lassen und alles in blanke Wut umzuwandeln. Die Verzweiflung, den Schmerz und auch die Trauer. Alles verwandelte sich in ihm zur zerstörerischen Wut und er wusste einfach nicht anders mit seiner Wut umzugehen, als zuzuschlagen und sie einfach rauszulassen. Er war wütend auf seine Mutter, weil sie immer so verdammt stur und selbstsüchtig sein musste. Wütend darauf, dass er ihren Tod betrauerte nach allem, was sie ihn angetan hatte. Aber vor allem war er wütend darauf, dass er es nicht hatte verhindern können. Egal wie sehr er sie auch gehasst und sie zum Teufel gewünscht hatte, er hatte ganz gewiss nicht gewollt, dass ihr so etwas Schreckliches zustieß und man ihr so etwas Grausames antun würde. Er schlug noch einmal gegen die Delle und spürte den pulsierenden Schmerz in seiner Hand durch den Schlag. Und wieder schlug er mit derselben Hand zu, damit der Schmerz noch stärker wurde. Er wollte diesen Schmerz spüren, denn mit physischem Schmerz konnte er bei weitem besser umgehen, als mit dem seelischen. Dennoch konnte er nicht verhindern, dass sich Tränen in seinen Augen sammelten. Wieder fühlte er sich so entsetzlich machtlos wie damals und er hasste dieses Gefühl. „Es tut mir leid, dass ich nicht da war, um das zu verhindern, Mum…“ Christoph hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, dass sich Crow bei ihm melden würde und befürchtete schon, dass dies endgültig das Ende war und sich ihre Wege nun gänzlich getrennt hätten. Schließlich war er zum Tattoostudio gefahren, in der Hoffnung, Crow dort zu finden. Doch dort war nur diese Japanerin. Da er sich nicht anders zu helfen wusste, ging er zu ihr hin und fragte sie nach Crow. Die Japanerin Satori machte einen ernsten Eindruck und erklärte ihm, dass Crow vorerst Sonderurlaub hätte. Sonderurlaub? Als der 24-jährige nachfragte, zögerte Satori noch, so als wäre sie sich nicht ganz sicher, ob sie ihm den Grund nennen sollte. Immerhin hasste Crow es, wenn jemand zu viel über ihn wusste, aber andererseits wusste sie auch, dass Christoph in keinem gewöhnlichen Verhältnis zu ihm stand und vielleicht mehr da war, auch wenn ihr Freund und Chef es vielleicht nicht wahr haben wollte. Deshalb erklärte sie ihm „Seine Mutter ist tot, aber… das hast du nicht von mir, okay? Er würde mir den Kopf abreißen, wenn er erfährt, was ich hier erzähle.“ Allerdings ahnte er nicht, dass Crow längst über den anfänglichen Schock hinweg war und sich nun auf andere Dinge konzentrierte. Er war nämlich in der Nacht in die Uni eingebrochen und hatte sich Zutritt zu Christophs Büro verschafft. Kurzerhand hatte er sowohl dort, als auch in Dr. Will Beckers Kameras installiert um zu sehen, inwieweit seine Vermutung zutraf. Und auch wenn bis jetzt noch nicht viel Verdächtiges zu sehen gewesen war, so hatte er dennoch bald gemerkt, dass sich Christophs gesundheitlicher Zustand verschlechtert hatte und dieser nicht nur unter Bauchschmerzen, sondern auch unter anderen Symptomen litt. Und das verstärkte seinen Verdacht nur noch. Gegen Samstag in der dritten Woche, als Christoph sich fast schon damit abgefunden hatte, dass Crow sich nicht mehr bei ihm melden würde, staunte er umso mehr, als er nach Hause kam und eine Harley vor dem Haus parkte, in welchem er und seine Adoptiveltern wohnten. Und als er dann in seine Wohnung ging, sah er tatsächlich Crow, der gerade dabei war, sich umzusehen. Verdutzt blieb er stehen und glaubte erst, nicht recht zu sehen. „Crow… was… was machst…“ „Ich wollte mir mal die Bude des größten Genies näher ansehen, doch stattdessen finde ich hier eine Messiebude vor. Ordnung zählt nicht zu deinen größten Stärken, was?“ Damit nahm sich der Tätowierer eines der Bücher und sah es sich genauer an. Es war die deutschsprachige Ausgabe von „Die Unendliche Geschichte“ und wirkte ziemlich ramponiert und abgenutzt. Teilweise waren die Seiten notdürftig geflickt worden und hatten schon Knicke und Einrisse. „Das Buch hat auch schon mal bessere Tage gesehen…“ „Es ist auch alt. Es stammt aus dem Waisenhaus, in dem ich gelebt habe.“ „Und du hast es verstanden?“ „So schwer ist die deutsche Sprache nun auch wieder nicht.“ Damit legte Crow das Buch wieder zurück und für einen kurzen Moment glaubte Christoph, etwas Trauriges in seinen Augen zu sehen und er fragte sich, ob der Grund dafür seine verstorbene Mutter sein könnte. Nur zu gerne hätte er ihn darauf angesprochen, aber der Faustschlag vor drei Wochen hatte ihm gezeigt, dass die persönliche Geschichte ein absolut rotes Tuch für Crow war. Und da er ihn nicht schon wieder so verärgern wollte, ließ er es lieber gleich sein. Innerlich war Christoph nervös und er wusste nicht, was er tun und vor allem, was er sagen sollte. Wie sollte er sich Crow gegenüber verhalten? Doch bevor er dazu kam, drückte der Tätowierer ihn gegen die Wand und wieder war dieses lauernde Funkeln in seinen Augen zurück. „Was ist los? Freust du dich nicht, mich wiederzusehen, oder hast du schon genug von mir?“ Christoph sagte nichts, sondern erwiderte lediglich Crows Blick und versuchte ihm standzuhalten. Natürlich freute er sich und er war eigentlich schon überwältigt, ihn zu sehen. Doch da waren auch noch andere Gefühle, die ihn beschäftigten. Diese lange Zeit der Ungewissheit, ob Crow sich überhaupt jemals wieder bei ihm melden würde, hatte in ihm ein seltsames Gefühl der Leere hinterlassen. Immer wieder hatte er an ihn denken müssen und fragte sich dann jedes Mal, was er denn falsch gemacht hatte und wieso Crow so wütend war, nur weil er ihn gefragt hatte, ob er Angst hätte. Dass Crow ihn einfach ins Gesicht geschlagen hatte, war für ihn schlimmer gewesen, als er selbst angenommen hatte. Zwar wusste er, dass er den Bogen einfach überspannt und einen sehr wunden Punkt getroffen hatte, aber nie hätte er gedacht, dass Crow so heftig reagieren würde. Und es hatte ihm auch gleichzeitig klar gemacht, wie viel der 28-jährige ihm wirklich bedeutete. Doch wie sollte er es sagen? Sollte er es überhaupt sagen? Wie würde Crow reagieren, wenn er davon erfuhr? In seinem Kopf herrschte ein furchtbares Chaos, was seine Gefühle betraf. Nun, eigentlich war es doch genau das, was er wollte, aber sonderlich glücklich fühlte er sich trotzdem nicht. Und er verstand es einfach nicht. „Du willst wohl nicht antworten, was?“ Hieraufhin packte Crow ihn und schleppte ihn ins Schlafzimmer, dann warf er ihn aufs Bett. Ein unheilvolles Lächeln spielte sich dabei auf seine Lippen und für einen Moment war Christoph wie hypnotisiert. Seine Gedanken waren mit einem Male alle fort und eine Art erstarrtes Warten trat ein. Dann aber geschah alles ganz plötzlich. Wie ein Raubtier stürzte sich der Tätowierer auf ihn und zog ihm sein Shirt über den Kopf aus, löste ihm dann als nächstes den Gürtel und fesselte damit seine Handgelenke auf den Rücken. Er beugte sich über ihn und seine bernsteinfarbenen Augen funkelten gefährlich. In diesem Moment wirkte er wie ein Raubtier, das sich erbarmungslos auf seine Beute stürzen wollte. Oder wie ein Dämon, der die Seele seines Opfers verderben wollte. Und erwartungsvoll erwiderte Christoph den Blick, so als wollte er ihm sagen „Tu es. Nimm mich, verdirb mich!“ „Ich habe da eine kleine Überraschung für dich. Nenne es ruhig ein Spiel.“ Damit holte er etwas hervor, das wie eine kleine Tablettenkapsel aussah. Auf den skeptischen Blick des Mathematikers erklärte der Tätowierer: „Es ist keine Droge, keine Bange. Es ist ein kleines Aphrodisiakum.“ Ein Aphrodisiakum? Wofür brauchte Crow das denn bitteschön? So ganz überzeugt war Christoph nicht von der Aktion, aber inzwischen vertraute er dem Tätowierer in der Hinsicht, dass dieser nichts tun würde, was ihm ernsthaft schaden könnte. Darum protestierte er auch nicht, als er nun auch unten rum entkleidet wurde, Crow ihm daraufhin die Beine anwinkelte und ihm diese merkwürdige kleine Kapsel rektal einführte. „Und was für ein Spiel soll das werden?“ „Das erkläre ich dir noch, wenn das Mittel anfängt zu wirken. Und glaub mir, das wird noch ein richtiger Spaß werden.“ Damit beugte sich Crow zu ihm herunter und küsste ihn. Ohne zu zögern erwiderte Christoph den Kuss und spürte dabei, wie sein Herz schneller schlug. Es fühlte sich einfach verdammt gut an, wenn Crow ihn küsste. Allein seine Wärme zu spüren, wie er ihn berührte und seine Stimme so nah zu hören, fühlte sich vollkommen anders an, als würde eine andere Person ihm so nah sein. Als sich wieder ihre Blicke trafen, da war ihm, als wäre da plötzlich etwas anderes. So ganz konnte er es nicht mit Worten beschreiben. Es war irgendwie seltsam, so als wären sie plötzlich nicht mehr dieselben, die sich gerade ansahen. Als würde sich etwas zwischen ihnen langsam verändern, ohne dass sie sich so wirklich darüber im Klaren waren. Doch dieser Zustand währte nicht lange, denn Crow kehrte wieder in sein altes Selbst zurück und damit war dieser Augenblick auch wieder vorbei. Schließlich aber spürte Christoph nach einer Weile, wie ihm seltsam heiß zumute wurde. Ihm wurde ein wenig schummrig sein Herz begann auf einmal wie verrückt zu schlagen und in seinem Kopf begann sich alles zu drehen. Und als Crow ihn vorsichtig berührte, da jagte plötzlich ein heftiger Schauer über seinen Körper und ihm war, als würde das Blut in seinen Adern kochen. Was um alles in der Welt war das bloß? Warum reagierte sein Körper so heftig auf eine einfache Berührung? Es war verrückt. Als würde er mit einem Mal alles viel intensiver wahrnehmen als sonst. Er sah, wie Crow zufrieden grinste. „Scheint so, als würde es langsam anfangen zu wirken. Hast wohl noch keine Erfahrung mit solchen Mittelchen, nicht wahr?“ Ohne Vorwarnung griff der Tätowierer ihm zwischen die Beine, woraufhin Christoph laut aufstöhnte, bis ihm dann wieder einfiel, dass seine Eltern eine Etage drunter waren und ihn vielleicht hören konnten. Sofort presste er die Lippen zusammen und versuchte, still zu bleiben. Und das entging dem 28-jährigen natürlich nicht. Ein amüsiertes Lächeln huschte über seine Lippen. „Aha, sind deine Eltern etwa unten? Das ist natürlich ein Problem. Aber glaub ja nicht, dass du mir deshalb so einfach davonkommen wirst. Der Spaß hat ja noch nicht einmal angefangen.“ Damit wurde Christoph auf den Bauch gedreht und er merkte deutlich, wie sich dieses seltsame Gefühl immer weiter verstärkte. Es war seltsam, es fühlte sich unbeschreiblich an und gleichzeitig erwachte ein wildes Verlangen in ihm. Sein Atem wurde zu einem Keuchen und er wurde von einer unbeschreiblichen Lust ergriffen, dass er fast schon entsetzt darüber war. Sein Körper spielte vollkommen verrückt und er fürchtete, dass er gänzlich die Kontrolle verlieren könnte. Selbst sein Verstand stand unter dem Einfluss dieser Droge. Er wollte es so dringend… er wollte Crow schon anflehen, ihn gleich hier und jetzt zu nehmen. Er wollte Crow tief in sich spüren. Und das schien auch der Tätowierer zu wissen, der eine kleine Tube Gleitgel aus seiner Jacke hervorholte und davon etwas auf seine Hand gab. Crow ließ sich dabei entsetzlich lange Zeit, weil er genau wusste, wie heftig das Aphrodisiakum war. Immerhin hatte er ziemlich gute Kontakte und wusste, wo er den richtig guten Stoff herbekam. Und dieses kleine Wundermittelchen reichte aus, um Christoph die ganze Nacht auf Trab zu halten. Eventuell würde er so etwas tatsächlich in Betracht ziehen, immerhin hatte er lange genug Abstand zu ihm gehalten. Nach dem Streit mit ihm und den Tod seiner Mutter war das auch mehr als nötig. Aber nun hatte er so einiges nachzuholen und so wie er Christoph einschätzte, ging es ihm nicht anders. Vorsichtig und langsam drückte er einen Finger durch Christophs Schließmuskel und sah deutlich, wie heftig dieser reagierte. Der Gute zitterte am ganzen Körper und seine Wangen glühten. Ja, so musste es sein. Zufrieden lächelnd nahm er noch einen Finger hinzu und spürte, wie eng sein Spielgefährte war. Genauso eng wie beim ersten Mal. Mit ihm würde er sicherlich noch viel Spaß haben. Vor allem wenn er bedachte, was für ein nettes Spiel er für heute vorbereitet hatte. „Aber glaub nicht, dass ich dich so schnell erlöse. Denn du vergisst nämlich eines: ich bin hier dein Herr, verstanden? Und hier wird es allein nach meinem Willen ablaufen, selbst wenn du dein Halsband gerade nicht trägst. Nun frage ich dich: willst du mir gehorchen?“ Sofort kam ein „Ja, Herr!“ zur Antwort und es war schwer zu übersehen, dass Christoph so stark unter dem Einfluss des Aphrodisiakums war, dass er wahrscheinlich zu allem und jedem sofort ja gesagt hätte. Einfach nur, damit er endlich die erlösende Befriedigung bekam. Ihn in diesem fast schon hilflosen Zustand zu sehen, war einfach nur herrlich und am liebsten würde er ihn noch weiter quälen. Aber erst einmal musste Christoph seine nächste Lektion lernen. Das Training war ja erst mal eine gute Einführung im Bereich Bondage und SM gewesen, aber er musste ihm noch beibringen, wie sich ein guter Sklave seinem Herrn gegenüber verhielt und was von ihm erwartet wurde. Was das Benehmen anbelangte, da haperte es noch an so einigen Stellen und daran musste er arbeiten. „Ein guter Sklave zeigt seinem Herrn stets seine Unterwürfigkeit, indem er ihn befriedigt, bevor er selbst befriedigt wird.“ Damit holte Crow etwas hervor, das wie ein langer dünner Metallstift aussah. Dieser hatte oben eine Art Krümmung und daran hing ein Ring. Dieses Spielzeug hatte er sich extra für heute ausgesucht und er war sich sicher, dass Christoph sich auch hieran schnell gewöhnen würde. Immerhin hatte er schon in der Vergangenheit bewiesen, dass er in solchen Sachen sehr belastbar war. Der 24-jährige sah den seltsamen Metallstift ein wenig skeptisch an und hatte keine Ahnung, was Crow damit vorhatte. Dann aber wurde sein Oberkörper auch schon zurück aufs Bett gedrückt und die nächste Anweisung, die folgte, war: „Bleib ganz ruhig auf den Rücken liegen.“ Irgendwie hatte er ein ganz merkwürdiges Gefühl, aber er gehorchte und blieb liegen. Lange brauchte er nicht zu warten, denn da spürte er plötzlich einen heftigen Druck, der auf seinen Penis ausgeübt wurde. Langsam wurde der Metallstift in seine Harnröhre geschoben und zuerst tat es weh. Er schrie laut auf. Halb vor Schmerz, halb vor Schreck, denn ausgerechnet dort etwas hineingeschoben zu bekommen, war zu viel für ihn. Er wollte sich zur Wehr setzen, doch da hörte er Crows Stimme, die streng und ermahnend klang. „Halt still. Ansonsten verletze ich dich noch!“ Und diese strenge Ermahnung genügte, dass Christoph wieder still wurde. Er presste die Zähne zusammen, während der Metallstift immer tiefer in seine Harnröhre geschoben wurde. Tränen sammelten sich in seinen Augen und er konnte nicht einmal sagen, ob es sich gut anfühlte oder nicht. Ihm war schwindelig zumute, seine Sicht war ein wenig verschwommen und wirklich jede einzelne Wahrnehmung auf seiner Haut schien sich um ein Vielfaches verstärkt zu haben. Immer tiefer drang der Metallstift ein und der gefesselte Mathematiker begann sich zu fragen, wie tief er noch eindringen würde. Der Druck war immens und zuerst verspürte er nur das heftige Verlangen, dieses Ding sofort wieder rauszuziehen, doch da spürte er plötzlich Crows Hand an seiner Wange. Es fühlte sich beinahe so an, als wäre diese zärtliche Streicheleinheit eine Bestätigung dafür, dass er seine Sache gut gemacht hatte. „Siehst du?“ hörte er Crow leise raunen. „So schlimm war es ja auch wieder nicht.“ „Wa… was ist das?“ Langsam setzte sich Christoph auf und allein zu sehen, dass fast der ganze Stift in seine Harnröhre verschwunden war, machte es nicht besser. Er fühlte sich ein wenig unwohl bei der Vorstellung, doch zugleich löste der immense Druck eine so starke Lust in ihm aus, dass er von einem heftigen Kribbeln gepackt wurde. Er spürte das heftige Verlangen danach, Crow in sich zu spüren. Hart, wild und leidenschaftlich… Doch Christoph wusste, dass es nicht so schnell dazu kommen würde, denn es würde erst geschehen, wenn Crow es so wollte. Allein nach seinem Willen hatte er sich zu richten. „Das nennt man einen Penis-Plug. Ich würde dir aber nicht unbedingt raten, ihn dir selbst reinzuschieben. Man braucht da schon gewisse Erfahrung. Und jetzt mach nicht so ein Gesicht. Vertraust du mir etwa nicht?“ Natürlich vertraute er ihm. Immerhin hatte Crow doch oft genug bewiesen, dass man ihm vertrauen konnte. Doch er bekam diese Worte nicht heraus und konnte sich gerade noch selbst daran hindern, zu sagen „Wie soll ich dir denn vertrauen, wenn ich doch gar nichts über dich weiß? Noch nicht einmal deinen wahren Namen? Wie soll ich dir vertrauen, wenn du mir nicht vertraust?“ Irgendwie ließ ihn dieses Thema einfach nicht los. Crow schien wohl zu merken, dass etwas nicht stimmte, doch er wollte nicht näher darauf eingehen und fuhr einfach weiter fort. Wohl vielleicht, weil er hoffte, dass es sich damit einfach erledigen würde? Wovor lief er nur weg? Wie gerne hätte Christoph doch erfahren, was der Grund dafür war, dass Crow überhaupt weglief und so heftig reagierte, wenn man versuchte, mehr über ihn zu erfahren, geschweige denn ihn überhaupt zu verstehen. Christoph wollte mehr darüber nachdenken, doch er schaffte es kaum. Das Aphrodisiakum lähmte seine Gedanken und er konnte sich nicht konzentrieren. Und auch Crow ließ das nicht zu. Christophs Gesicht wurde aufs Bett gedrückt und dann spürte er, wie etwas viel größeres in ihn eindrang und sein Innerstes fast auseinander riss. Er stöhnte laut und er keuchte schwer, als er etwas Kühles und sehr Glattes spürte, das tief in seinen After eindrang. Es fühlte sich ganz anders an, als das letzte Mal. Massiver und irgendwie schwerer. Dennoch war es überhaupt nicht unangenehm, eher im Gegenteil. Es war atemberaubend und er wollte mehr. Doch da ließ Crow von ihm ab und enttäuscht schwieg der 24-jährige. „Wenn du mehr willst, musst du etwas dafür tun. Denn ein guter Sklave kümmert sich erst um das Wohlergehen seines Herrn.“ Damit wurde Christophs Kopf ein wenig angehoben und als er Crows offene Hose sah, verstand er, was von ihm gefordert wurde. Und so öffnete er seinen Mund und begann Crows Penis mit seiner Zunge zu verwöhnen. Zugegeben, es war erst merkwürdig für ihn, so etwas bei einem Mann zu machen. Aber wenn er bedachte, dass Crow dasselbe für ihn getan hatte, war es nur fair, wenn er es auch tat. Crow sollte sich genauso gut fühlen. Und bei dem Gedanken verlor er auch die letzten Hemmungen, die ihn davon abhielten. Auch wenn seine Hände auf dem Rücken gefesselt waren und er überhaupt keine Erfahrung in Sachen Blowjobs hatte, ließ er sich einfach von seinem Gefühl hinreißen und ließ Crows Männlichkeit vollständig in seinen Mund gleiten. Diese pulsierende Hitze zu spüren, die seinen gesamten Mundraum ausfüllte, war seltsam und er konnte nicht einmal sagen, dass es in irgendeiner Art und Weise unangenehm war, oder dass es widerlich sein könnte. Vielleicht lag es an den Aphrodisiaka, dass seine Hemmschwelle extrem niedrig war. Womöglich konnte es auch daran liegen, weil es Crow war und er deshalb ohne zu zögern zu solchen Dingen bereit war. Er dachte einfach daran, wie Crow es mit ihm gemacht hatte und wie dieser ihn verwöhnt hatte. So hatte er wenigstens etwas, woran er sich orientieren konnte. Christoph begann nun mehr mit der Zunge zu arbeiten, saugte und knabberte vorsichtig an der Eichel und auf eine seltsame Art und Weise war es so, als würde es auch gleichzeitig ihn befriedigen. Er spürte Crows Hand auf seinem Kopf und hörte an der Atmung, dass es ihm gefiel. Ein zusätzlicher Ansporn für den 24-jährigen, weiterzumachen. Immer gieriger ging er vor und allmählich verkrallten sich die Finger des Tätowierers in seinen Haaren. Dieses heiße Pulsieren und Zucken in seinem Mund machte Christoph fast verrückt. Er spürte, dass sein Drang, endlich abzuspritzen, immer stärker wurde und sein Körper fühlte sich so heiß an. Ihm war, als wäre er wie im Fieber und Schweißperlen bildeten sich auf seiner Haut. Komm schon, dachte er nur noch. Komm endlich und fick mich… Dann schließlich nach einer Weile, die sich für Christoph wie eine Ewigkeit anfühlte, hörte er Crow leise keuchen. Ein plötzlicher Schwall strömte in seinen Rachen und er entfernte sich sofort von ihm und konnte im letzten Moment einen heftigen Hustreiz unterdrücken. Ein warmer, bitterer Geschmack breitete sich in seinem Mund aus und es kostete ihn eine gewisse Überwindung, alles herunterzuschlucken, nachdem Crow ihn dazu aufforderte. Wer hätte gedacht, dass Sperma so schmeckte… Crow war zufrieden mit Christoph und küsste ihn zur Belohnung. Zwar war seine Technik noch deutlich ausbaufähig, aber für das erste Mal nicht schlecht. Auf jeden Fall hatte er sich seine Belohnung auch wirklich verdient. So wie sein Spielgefährte da auf dem Bett kauerte… Nackt, schweißgebadet und zitternd vor Erregung, sodass er fast schon wie ein kleines Häufchen Elend aussah, schien er es überhaupt nicht mehr aushalten zu können. Wirklich jede einzelne Faser seines Körpers schrie regelrecht nach Erlösung. Es war definitiv eine wunderbare Idee gewesen, das Aphrodisiakum auszuprobieren. Vielleicht war es auch nicht das letzte Mal. „Das hast du gut gemacht“, lobte er ihn und strich ihm dabei über den Rücken. „Du bist wirklich ein braver Sklave.“ „Danke, Herr…“ Vorsichtig zog Crow den Glasdildo aus Christophs After und legte ihn erst mal auf das Nachtschränkchen. Dieses kleine Spielzeug hatte er von Satoris Schwester Honoka bekommen, die in einem Erotikshop arbeitete und ihm einen mitgebracht hatte als Geschenk. Er bekam hin und wieder mal so etwas als Dankeschön, dass er ihre jüngere Schwester bei sich wohnen ließ. So saß er eben auch an der Quelle für neues Spielzeug und hatte praktischerweise auch einen Spielgefährten, an dem er es gleich austesten konnte. „Als Belohnung für deinen Gehorsam gebe ich dir jetzt genau das, was du willst.“ Christoph antwortete noch schnell mit einem „Danke, Herr!“, bevor Crow es sich noch anders überlegte und spürte dann auch schon einen neuen Druck, der auf seinen Anus ausgeübt wurde. Erneut wurden seine Schließmuskeln bis zum Limit gedehnt und etwas Heißes, Lebendiges drang tief in seinen After ein. Christoph keuchte vor Erregung und hatte das Gefühl, als würde ihm kurzzeitig schwarz vor Augen werden. Es war in keiner Weise im Vergleich zum letzten Mal. Sein ganzer Körper fühlte sich an, als würde er in Flammen stehen und ihm war, als würde er noch den Verstand verlieren. Heiß… ihm war so heiß… Selbst der Schmerz schien seine Lust nur noch weiter zu steigern und als Crow tief vorzustoßen begann und ihn dabei fest an den Hüften gepackt hielt, spürte Christoph auch schon, wie der Druck auf seinen Penis immer stärker wurde. Es begann fast schon schmerzhaft zu werden und er hatte die Befürchtung, dass er es nicht mehr aushalten konnte. Sein Verlangen, endlich zu kommen, war das Einzige, was ihn noch erfüllte und es steigerte sich zu einer unerträglichen, aber dennoch süßen Qual. Schließlich aber packte der Tätowierer ihn und setzte ihn auf seinem Schoß, wobei er dabei noch seinen Nacken liebkoste. „Du willst es unbedingt, oder?“ Durch diese neue Position spürte Christoph Crow noch viel tiefer in sich als vorher. Ehe er sich versah, hatte sich sein Körper wie von allein in Bewegung gesetzt und ein heftiger Schauer jagte über seinen Rücken. Dann endlich spürte er, wie Crow langsam den Ring löste und an dem Metallstift zu spielen begann. Dabei küsste er Christophs Nacken und raunte ihm ins Ohr: „Du bist wirklich verdammt heiß.“ Langsam wurde der Plug aus seiner Harnröhre gezogen und kaum, dass der dünne Metallstift draußen war, entlud sich Christoph in einem so heftigen Orgasmus, dass ihm schwarz vor Augen wurde, dass er kurzzeitig das Bewusstsein verlor. Doch Crow gönnte ihm keine Verschnaufpause, denn es galt ganze drei Wochen der Abstinenz nachzuholen. Und da das Aphrodisiakum noch ein paar Stunden wirken würde, drückte der Tätowierer seinen Spielgefährten gleich wieder aufs Bett und drang aufs Neue in ihn ein. Es wurde noch eine sehr lange, aber dennoch heiße Nacht für sie beide. Kapitel 10: Why Did You Betray Me? ---------------------------------- Wie lange Christoph geschlafen hatte, konnte er selbst nicht sagen. Als er dann aber allmählich wieder aufwachte, fühlte er sich erschöpft und ziemlich gerädert. Langsam setzte er sich auf, spürte dann aber doch einen leichten Schmerz in seinem Hintern und biss sich auf die Unterlippe. Ach ja stimmt, dachte er sich und erhob sich langsam von seinem Bett. Crow war ja gestern hier gewesen und wir haben eine ziemlich wilde Nacht gehabt. Ob er wieder nach Hause gegangen war? Vermutlich, immerhin hatte er sicherlich besseres zu tun, als hier zu schlafen. Also ging Christoph direkt ins Bad, um zu duschen. Eine heiße Dusche war genau das Richtige, um seine müden Lebensgeister zu wecken. Und zugleich gab es ihm auch das angenehme Gefühl, als würde sein Körper zugleich von den schmutzigen Dingen sauber gewaschen werden, die er mit Crow getan hatte. Nicht, dass er sie bereute oder dass sie ihm im Nachhinein unangenehm waren. Aber ohne so eine heiße Dusche hatte er irgendwie das Gefühl, als wäre er immer noch in dieser Rolle, die Crow ihm zugeteilt und die er bereitwillig angenommen hatte. Dieses so alltägliche Prozedere war für ihn sozusagen ein Weg, um wieder in sein normales Leben als Christoph Strauss zurückzukehren. Und während er unter dem Strahl des warmen Wassers die restlichen Spuren der vergangenen Nacht abwusch, musste er wieder an die Worte von Crow denken, welche dieser ihm letzte Nacht zugeflüstert hatte: „Du bist wirklich verdammt heiß.“ Es war so gut wie nie vorgekommen, dass Crow ihm so ein Kompliment machte. Und allein wenn er an diese Worte dachte, fühlte er sich glücklich. Auf eine gewissen Art und Weise war es komisch, so etwas von dem sonst so distanzierten Crow zu hören, der ja eine Schwäche zeigte oder etwas von sich preisgab. Und obwohl diese Worte vielleicht auch gar nichts zu bedeuten hatten, fühlte sich Christoph dennoch sehr glücklich, sie zu hören. Und allein die Tatsache, dass sie es dieses Mal nicht in Crows Haus, sondern hier gemacht hatten, erweckte irgendwie bei dem 24-jährigen das Gefühl, als könnte da vielleicht mehr draus werden. Aber was war denn „mehr“? Im Grunde hatte er doch eigentlich genau das, was er so gerne haben wollte. Er hatte endlich auch etwas anderes gefunden, als nur seine Zahlen und diese gelegentlichen Abenteuer mit Crow waren verdammt heiß und für ihn auch unverzichtbar geworden. Und doch… obwohl er endlich den gewünschten Chaos-Faktor in seinem Leben gefunden hatte und nun etwas existierte, das ihn beherrschte und nicht umgekehrt, fühlte er dennoch, dass es nicht genug war. Das alles bedeutete ihm nicht sonderlich viel, wenn er Crow nicht haben konnte. Ja, inzwischen hatte er so langsam das Gefühl, dass es nicht der Sex mit ihm war, den er unbedingt gewollt hatte. Es war Crow selbst. Und wenn er die verschiedenen Faktoren seiner emotionalen und körperlichen Zustände abwog, ließ sich eine Wahrscheinlichkeit von exakt 81,099% errechnen, dass er sich auch emotional zu ihm hingezogen fühlte und nicht bloß allein körperlich. Und was hieß das im Klartext? Dass er dabei war, Gefühle für Crow zu entwickeln? Nun, Christoph hatte auf diesem Gebiet nicht sonderlich viel Erfahrung. Zwar hatte er schon mal die eine oder andere Beziehung gehabt, aber da er so sehr seine Zahlen und Formeln im Kopf hatte, war es ihm schwer gefallen, auch seine Gefühle richtig wahrzunehmen. Vielleicht hatte er auch bislang nie wirklich das empfunden, was man schlichtweg als „Liebe“ bezeichnete. Familiäre Liebe kannte er selbstverständlich. Er liebte seine Adoptiveltern und konnte sie auch ganz klar erkennen. Aber diese andere Liebe zu einem anderen Menschen… da fehlte ihm die Erfahrung. Als er frisch geduscht in sein Schlafzimmer zurück ging und sich anzog, suchte er die Küche auf, um sich einen Kaffee zu kochen. Dort wartete die wohl größte Überraschung auf ihn: Crow saß am Tisch und trank eine Tasse Kaffee, während er in dem alten Buch las, welches der 24-jährige seit dem Waisenhaus hatte. Perplex blieb der Akademiker stehen und wusste das erst nicht ganz einzuordnen, weshalb er erst mal wie angewurzelt stehen blieb, bis Crow sich ihm dann schließlich zuwandte und ihm zum Gruß zuwinkte. „Moin, Chris. Ich dachte schon, du wärst ins Koma gefallen…“ „Wie spät ist es denn?“ „Fast zwölf.“ Fast zwölf? Christoph konnte nicht glauben, dass er tatsächlich so lange geschlafen hatte. Aber selbst jetzt fühlte er sich noch ziemlich müde und er war froh, dass es Sonntag war. Heute brauchte er sich also nicht in Arbeit zu stürzen. „Na was soll’s. Ist eh Sonntag… Und hast du heute noch nichts vor?“ „Ich bin nachher zu einem Termin, aber bevor ich abzische, brauchte ich erst mal Koffein.“ Crow wirkte auch etwas übernächtigt und ihn so entspannt am Tisch sitzen zu sehen, war irgendwie ein merkwürdiger Anblick. Er wirkte viel „menschlicher“ als sonst. Zwar ging immer noch ein gewisses Charisma von ihm aus, aber er wirkte nicht mehr ganz so unnahbar. Und das faszinierte Christoph fast noch mehr als seine unnahbare Ausstrahlung. Crow wirkte auf ihn wie ein Buch mit sieben Siegeln, das er unbedingt öffnen wollte. Und so ganz unverfänglich zusammen am Tisch zu sitzen, ohne diese Master & Slave Beziehung, war auch recht fremd für ihn. Aber so wie es schien, konnte Crow alles ganz gut trennen und es gab für ihn eben eine Zeit, wo er die Rolle des Dominanten einnahm und dann wiederum eine andere Zeit, wo er eine reine Privatperson war. Irgendwie gefiel Christoph der Gedanke, eine ganz neue Seite an Crow entdeckt zu haben und tatsächlich huschte ein kleines Lächeln über seine Lippen. Das bemerkte der Tätowierer zum Glück nicht. Schließlich aber wurde diese vertraute Stille unterbrochen, als es plötzlich an der Tür klingelte. Hieraufhin stand Christoph auf und ging nachsehen, während Crow weiter seinen Kaffee trank. Als er die Tür öffnete, sah er seinen Adoptivvater Harold. „Hey Dad, was gibt’s?“ Etwas unauffällig sah sich der Angesprochene um und fragte nach kurzem Zögern: „Hast du noch Besuch?“ Christoph blieben die Worte im Hals stecken, als er das hörte. Wenn Harold das fragte, dann bedeutete dies, dass er das gestrige Schäferstündchen gehört hatte. Und das wiederum bedeutete, dass sein Adoptivsohn deutlich zu laut gewesen war. Daran war aber auch nur dieses blöde Aphrodisiakum schuld. Er spürte, wie seine Wangen heiß wurden vor Verlegenheit und er räusperte sich, wobei er murmelte: „Sorry, dass ich so laut war. Beim nächsten Mal passe ich auf. Bist du deswegen hier?“ „Nein. Deine Mutter war in der Apotheke und hat Magenberuhigungsmittel geholt. Vielleicht hilft ja das gegen deine Magenschmerzen. Aber sag mal, hast du vielleicht auch mal in Betracht gezogen, dass es vielleicht vom Stress kommen kann?“ „Glaub ich nicht. Ehrlich gesagt ging es mir selten besser, Dad. Ich habe nächste Woche aber sowieso einen Termin bei Dr. Baker. Vielleicht weiß der ja, was ich mir eingefangen habe.“ „Pass aber trotzdem etwas mehr auf dich auf.“ Damit legte Harold mit ernster Miene eine Hand auf seine Schulter. Es war eine sehr väterliche Geste und Christoph wusste, dass sich seine Adoptiveltern Sorgen um ihn machten. Es war ja nicht das erste Mal, dass es ihm gesundheitlich so schlecht ging. Vor knapp sechs Jahren wurde er mit Fieber und heftigen Magenkrämpfen ins Krankenhaus eingeliefert, als bei ihm eine Blinddarmentzündung festgestellt wurde. Der Chirurg hatte damals gesagt, dass es für ihn tödlich ausgegangen wäre, wenn er noch ein paar Minuten länger gewartet hätte. Es war Rettung in allerletzter Sekunde gewesen. Darum konnte er es seinen Adoptiveltern nicht verdenken, wenn sie sich Sorgen um ihn machten. „Es ist alles in Ordnung. Ich werde mich untersuchen lassen und da wird Dr. Baker schon herausfinden, was mir fehlt. Eine Blinddarmentzündung kann es ja nicht sein. Das Teil haben sie mir ja beim letzten Mal rausgeschnibbelt.“ Christoph versuchte die Geschichte möglichst runterzuspielen, aber er wusste dennoch, dass sein Adoptivvater das alles nicht so entspannt sehen würde. Also gab er es auf und versuchte stattdessen nun das Thema zu wechseln. „Will und ich haben einen neuen Algorithmusansatz für unseren Beweis für P=NP aufgestellt. Würdest du ihn dir vielleicht nachher mal ansehen? Ich hab es immer ganz gerne, wenn jemand noch mal drüberschaut, der jetzt nicht direkt mit in die Arbeit involviert ist und damit einen neutralen Blick hat.“ Damit war Harold herzlich gerne einverstanden und es freute ihn auch, dass sein Adoptivsohn ihn um Rat fragte, obwohl er nicht an seine Intelligenz herankam. Manchmal war es ja sogar noch so, dass Christoph ihm noch etwas beibringen konnte und auf der einen Seite erfüllte ihn dies mit Stolz, auf der anderen Seite plagte ihn dann aber doch die Sorge, Christoph würde ihn nicht mehr brauchen. Doch da der 24-jährige nicht die gleiche Lebenserfahrung besaß wie sein Adoptivvater, fragte er ihn dennoch gerne um Rat. Denn auch wenn die Lösung vielleicht nicht immer die richtige war, so war allein schon der Ansatz oft hilfreich. Nun aber näherten sich langsam Schritte von schweren Stiefeln. Offenbar war es Crow. Christoph wandte sich kurz um und sah, dass es tatsächlich der Tätowierer war, der nun auch seine Motorradjacke angezogen hatte und sich offenbar auf den Weg machen wollte. Überrascht fragte er deshalb: „Du gehst schon?“ Sofort mischte sich Harold dazwischen, der natürlich sofort wissen wollte, ob sein Adoptivsohn tatsächlich Besuch hatte. Doch kaum, dass die Frage ausgesprochen war, standen er und Crow sich auch schon gegenüber. Einen Moment lang herrschte Totenstille und es regte sich nichts. Der 24-jährige Akademiker merkte sofort, dass da etwas zwischen den beiden war. Harold Strauss sah erst verwirrt aus, dann war es eine Mischung aus Staunen und Schreck und seine Augen weiteten sich. Auch bei Crow ging ein ähnlicher Prozess von statten. Zuerst war es Verwunderung, dann aber funkelte Wut und Hass in seinen bernsteinfarbenen Augen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und man spürte förmlich, wie sehr es in ihm brodelte und dass er nur einen falschen Kommentar davon entfernt war, sofort zuzuschlagen, wenn man ihn zu sehr reizte. Er sprach kein Wort. Erst als Harold ein erstauntes, aber auch fassungsloses „Raphael?“ zustande brachte, da explodierte etwas in dem 28-jährigen. Ohne Vorwarnung packte er den Physiker am Kragen und stieß ihn gegen die Wand. In seinen Augen loderte ein solcher Zorn, dass man meinen konnte, er wolle ihn gleich eigenhändig umbringen. „Sie!“ schrie er und drückte ihn noch fester gegen die Wand. „Endlich sehe ich Sie auch mal wieder, Professor. Mit Ihnen habe ich auch noch eine Rechnung offen, Sie verdammter Bastard!“ Ein Faustschlag ins Gesicht folgte und als Christoph das sah, wollte er schon dazwischen gehen, doch Crow stieß ihn zurück. Harold, der durch den Schlag etwas benommen war, taumelte erst ein wenig, bevor er wieder am Kragen gepackt wurde. „Wie können Sie nachts noch ruhig schlafen, nachdem Sie mich damals im Stich gelassen haben? Wie können Sie nach allem so weiterleben wie bisher und in aller Seelenruhe ein Familienleben führen, nachdem Sie mich einfach so fallen gelassen haben, wo ich Sie am meisten gebraucht habe? Wo waren Sie bei der Gerichtsverhandlung? Wieso haben Sie nicht ausgesagt, dass es keine Absicht gewesen war? Vier Jahre saß ich im Gefängnis, weil mir niemand geglaubt hat. VIER VERDAMMTE JAHRE! Sie haben mir Ihr Wort gegeben, dass Sie mir helfen werden. Wo waren Sie also?“ Christoph sah abwechselnd zu Crow und Harold und verstand nicht, was da zwischen ihnen von statten ging. Alles, was er aus dem Kontext herausinterpretieren konnte war, dass sein Adoptivvater wohl einen Gerichtstermin versäumt hatte und Crow danach vier Jahre ins Gefängnis gehen musste. Aber das war auch schon alles und daraus ließ sich leider nicht sehr viel interpretieren. Doch jetzt musste er Crow erst mal daran hindern, dass er erneut zuschlug. „Crow, lass meinen Dad in Ruhe!“ Hierauf ließ der Tätowierer sofort von Harold ab, allerdings lag dies wohl kaum daran, dass er auf Christophs Aufforderung gehört hatte. Nein, es schien eher daran zu liegen, dass ihn dieses „Dad“ so aus dem Konzept gebracht hatte. Mit einem Mal war es so, als würde all die Wut in ihm erlöschen und damit auch seine Energie. Bittere Enttäuschung lag in seinem Blick und ihn so zu sehen, brach Christoph das Herz. Er spürte, dass wohl etwas sehr Dramatisches in der Vergangenheit geschehen sein musste und sein Adoptivvater hatte offenbar irgendwie damit zu tun. Aber was? Crow sah kurz zu Christoph, dann wieder zu Harold und seine Körperhaltung erschlaffte ein wenig. Er wirkte zutiefst enttäuscht und verletzt. „So ist das also“, sagte er leise. „Jetzt verstehe ich das alles und warum Sie nie Ihr Versprechen eingehalten haben. Sie haben mich ersetzt, weil ich Ihnen zu problematisch war und haben mich dann bei der nächstbesten Gelegenheit abgesägt, was? Alles nur, damit Sie bloß keine Schwierigkeiten haben. Hauptsache, Sie bewahren Ihren Ruf und wie es anderen dabei geht, ist Ihnen genauso scheißegal, so wie allen anderen. Haben Sie überhaupt eine Vorstellung davon, was Sie mir angetan haben? Ich saß vier Jahre lang im Gefängnis, ich werde nie wieder studieren können und das nur, weil Ihnen der eigene Ruf wichtiger war. Wissen Sie was? Sie sind doch eh nicht besser als der ganze restliche Akademikerabschaum, der sich selbst immer am wichtigsten ist. Ich war dumm, dass ich Ihnen vertraut habe.“ Und nach einem kurzen Schweigen wandte er sich Christoph zu. Dieser ahnte, dass Crow gleich etwas sagen würde, das ihn tief verletzen würde. Er hatte Angst davor. Er wollte Crow nicht verlieren, doch er wusste, dass dies unvermeidlich sein würde. Die Wahrscheinlichkeit, dass Crow zu ihm auf Abstand gehen würde, lag nahezu bei hundert Prozent. Seine Brust schnürte sich zusammen und er hoffte innerlich, dass er sich doch noch irrte. „Der Vertrag ist hiermit beendet“, verkündete der Tätowierer ihm tonlos. „Es wäre besser, wir wären einander niemals begegnet. Ist nicht gegen dich persönlich, aber unter diesen Umständen kann es nicht weitergehen.“ Damit wollte Crow gehen, doch Christoph lief ihm nach. So schnell wollte er noch nicht aufgeben. Nicht, nachdem er erkannt hatte, wie wichtig Crow ihm inzwischen war. So ergriff er dessen Arm und hielt ihn zurück. „Crow!“ rief er. „Wieso machst du das? Ich verstehe das alles nicht. Was ist denn zwischen dir und Harold passiert, dass du so wütend auf ihn bist? Erklär mir das doch.“ Doch Crow war deutlich anzusehen, dass er es nicht wollte, aus welchen Gründen auch immer. Selbst jetzt in dieser Situation wollte er sich niemandem öffnen, niemanden in seine wahre Welt blicken lassen und wie es in ihm drin aussah. Keine Blöße zeigen, um damit auch keine Angriffsfläche zu bieten und damit auch keine Schwäche zu zeigen. Das war seine Lebensweise. „Warum sollte ich das dir oder irgendjemanden sonst erzählen? Es hat sich doch ohnehin nie irgendjemand einen Dreck um mich geschert.“ „Doch! Ich tue das.“ „Ja klar, für deine Forschung, was? Dir ging es doch auch bloß immer nur um dich und du siehst auch immer nur dich. In der Hinsicht seid ihr doch alle gleich, ihr verdammten Akademiker. Ihr seid so auf euch selbst fixiert, dass ihr euch nur dann für jemand anderen interessiert, wenn für euch ein eigener Vorteil herausspringt. Und wenn euch jemand lästig wird, sägt ihr ihn einfach ab. Du hast doch auch nur deinen persönlichen Nutzen aus der ganzen Sache gezogen, genauso wie ich. Aber ihr verschwendet nicht einen einzigen Gedanken an andere.“ Diese Worte verletzten Christoph zutiefst und seine Brust schnürte sich zusammen. Ein Vorwurf nach dem anderen prasselte auf ihn ein, aber letzten Endes war dies nur das Endergebnis von all der aufgestauten Wut und Enttäuschung, die Crow wohl zu lange in sich getragen hatte. Diese ganzen Vorwürfe richteten sich nicht mal direkt gegen ihn, sondern gegen jene, die diese tiefen Wunden in seine Seele gerissen hatten. Crow war so aufgebracht, dass er nun ein Stück von sich preisgab, wenn aber auch noch nicht alles. Doch es war genug, damit Christoph erkennen konnte, dass das Leben des Tätowierers ein einziger Scherbenhaufen war und er dabei nicht einmal die Hauptschuld daran trug. Aber er wollte es nicht einfach so enden lassen. Es war nicht bloß so, dass er nur diese Sexabenteuer mit ihm haben wollte. Nein, er wollte Crow nicht verlieren und auch nicht diese Nähe zu ihm und wenn sie halt erst mal nur auf einer rein körperlichen Ebene stattfand, weil Crow sich emotional so sehr verschlossen hatte, dass niemand zu ihm durchdringen konnte. „Das mag vielleicht am Anfang so gewesen sein, aber du bist mir auch so wichtig geworden und ich will dich verstehen und dir helfen. Warum kannst du mir nicht vertrauen?“ Sofort schlug Crow Christophs Hand weg und entfernte sich zwei Schritte von ihm. Wieder kehrte sein finsterer Blick zurück, der von Kälte und Unnahbarkeit zeugte. Egal was auch geschah, Crow wollte sich niemandem anvertrauen, geschweige denn Hilfe annehmen. Er war ein Einzelkämpfer und wollte es auch so beibehalten, weil er vermutlich nie etwas anderes gekannt hatte. „Weil ich niemandem vertraue, kapiert? Ich habe es nicht nötig, irgendjemandem zu vertrauen, außer mir selbst. Und Hilfe brauche ich schon mal gar nicht. Es hat mir doch eh nie jemand geholfen und ich bin all die Jahre ganz allein gut klar gekommen, ohne dass ich irgendeinen Menschen brauchte. Das Einzige, was du von mir willst, ist dein Spaß und nichts weiter. Den kannst du dir gerne bei jemand anderem holen, aber das zwischen uns ist vorbei.“ „Darum geht es mir doch nicht!“ Als Crow gehen wollte, stellte sich der Mathematiker ihm in den Weg, um ihn daran zu hindern. Doch von dieser Entscheidung konnte er ihn nicht abbringen. Und fast schon aus Verzweiflung rief er schon fast „Du bedeutest mir inzwischen wirklich viel und ich… ich will nicht bloß den Spaß mit dir. Ich will in deiner Nähe sein.“ Es war ihm schwer gefallen, das zuzugeben. Aber selbst diese Worte vermochten Crow nicht umzustimmen. Stattdessen sah dieser ihn mit einem Blick an, der nur allzu deutlich sagte „Mach dich nicht lächerlich, Chris. Es gibt niemanden auf der Welt, dem ich auch nur im Ansatz etwas bedeute.“ Und mit Schmerz musste er erkennen, dass diese Distanz zwischen ihnen weitaus tiefer ging, als er zunächst gedacht hatte. Offenbar hatte Crow in seinem Leben so viele Enttäuschungen und so wenig Zuwendung erfahren, dass es für ihn deshalb unmöglich erschien, einem Menschen vertrauen zu können. Und tief in seinem Herzen erkannte er auch die Botschaft hinter Crows Worten: „Mich hat doch nie jemand geliebt. Wie soll ich denn da in der Lage sein, selbst zu lieben?“ Und irgendwie musste Christoph da wieder an diese Konversation bezüglich der AURYN-Tätowierung denken… Tu was du willst. Der Wunsch, zu lieben und selbst geliebt zu werden… Das war sein Herzenswunsch und vielleicht war dies auch Crows. Aber er hatte ihn aufgegeben, weil sich dieser Wunsch nie erfüllte. Das Einzige, was er kannte, war die Kontrolle über andere. Es war für ihn der beste Ersatz gewesen, den er kriegen konnte. Crow kannte diese Liebe nicht, deshalb konnte er sie auch nicht erwidern. „Es wäre besser für dich, du würdest es nicht tun. Ein so berühmter und erfolgreicher Akademiker wie du sollte sich nicht mit einem verurteilten Mörder abgeben. Wir beide leben in verschiedenen Welten, das hat keine Zukunft. Du hast eine liebevolle Familie, einen tollen Job und du kannst deine Träume und Ziele noch erreichen. Mein Leben ist bereits zerstört und ich bin eben nicht das, was man als guten Umgang bezeichnen könnte. Das wird dir dein Adoptivvater sicherlich auch sagen. Sieh es ein, es ist vorbei!“ Christoph erkannte, dass es jetzt keinen Sinn hatte, zu diskutieren. Crow würde sich nicht umstimmen lassen. So verschwanden seine Schritte und wenig später wurde die Haustür geöffnet und zugeknallt, als Crow durch diese verschwand. Kurz darauf hörte man das laute Motorendröhnen von seiner Harley, als er davonfuhr. Christoph blieb wie angewurzelt auf der Treppe stehen und fühlte sich entsetzlich hilflos. Er war ratlos und zutiefst verletzt. Er hatte Crow nicht aufhalten können… Dann aber erwachte er langsam wieder aus seiner Starre und ging wieder hoch zu seinem Adoptivvater, der sich noch von der Abreibung erholen musste. Harold wusste die Antworten und er war der Grund, wieso Crow so wütend geworden war. Und nun, da Christoph schon so einiges klar war, wollte er endlich ein paar Antworten von ihm haben. „Was ist passiert, Dad? Erkläre mir mal, was das sollte und wieso Crow so wütend reagiert hat. Ihr kennt euch doch, oder? Warum hat er dich geschlagen und gesagt, dass er wegen dir im Gefängnis war?“ Doch Harold wich seinem Blick aus und es war Schuld in seinem Gesicht zu sehen. Doch Christoph wollte keine Ausflüchte und er wollte sich auch nicht einfach so abspeisen lassen. Darum wurde er auch lauter. „Sag es mir schon! Was ist zwischen dir und Crow gewesen und wieso sagt er, dass du ihn im Stich gelassen hast? Entweder du sagst es mir, oder ich frage Mum.“ Hier aber reagierte der Angesprochene endlich und hielt ihn davon ab. „Das bringt nichts. Sie weiß nichts davon. Ich werde es dir erklären, aber nicht hier im Hausflur. Lass uns lieber reingehen.“ „Und ich will die ganze Wahrheit hören!“ Harold versprach es und gemeinsam gingen sie wieder rein und setzten sich in die Küche an den Tisch und dann begann der 58-jährige mit seinem Geständnis. Kapitel 11: Unloved And Left Behind ----------------------------------- Nachdem Christoph Kaffee eingeschenkt hatte, atmete Harold tief durch und wusste wohl nicht so recht, wo er anfangen sollte. Schließlich aber fragte er „Warum hast du ihn eigentlich Crow genannt?“ „So nennt er sich immer, weil er seinen richtigen nicht nennen will.“ „Ach so“, murmelte der 58-jährige und gab etwas Zucker in seinen Kaffee. Er wirkte tief in Gedanken versunken und Christoph befürchtete zunächst, er müsse näher nachfragen, aber sein Adoptivvater setzte dann schon wieder zum Reden an. „Das ist ja auch verständlich nach all den Dingen, die sich in der Vergangenheit zugetragen haben.“ Etwas genervt atmete Christoph geräuschvoll aus und rief „Jetzt lass dir die Infos doch nicht einzeln aus der Nase ziehen, Dad!“ „Ist ja gut“, beschwichtigte ihn der Mathematiker und Physiker und seufzte leise, wobei ihm anzumerken war, dass diese Geschichte nicht spurlos an ihm vorbeiging. Doch es fiel ihm schwer, darüber zu sprechen. Vermutlich, weil ihm unter anderem auch das schlechte Gewissen plagte. „Als ich in Physik promoviert hatte, da war ich knapp 33 Jahre alt, da habe ich einen hochintelligenten und talentierten Jungen kennen gelernt. Ich war zu dem Zeitpunkt in einer Schule, um den Kindern das Studieren näherzubringen. Dieser Junge galt als Raufbold und Unruhestifter. Er hat sich mit anderen Kindern geprügelt, nie im Unterricht aufgepasst und galt als schwierig und da er eh aus einem komplizierten Umfeld kam, hatte er es nicht gerade leicht. Seine Arbeiten hatte er allesamt vermasselt und er hatte die schlechtesten Noten. Aber als ich ihn dann alleine dasitzen sah, wie er ein Buch über Anatomie und Medizin las, da lernte ich diesen Jungen von einer anderen Seite kennen. Ein Freund von mir machte Tests mit ihm und es zeigte sich, dass er hochbegabt und deshalb vollkommen unterfordert an der Schule war. Daraufhin versuchte ich mit seinen Eltern zu sprechen, aber da wurde mir schnell klar, wo sein aggressive Verhalten her kam. Sein Vater war ein Choleriker und hat oft Streit gesucht, insbesondere wenn er getrunken hatte. Und seine Mutter hatte sich nicht für ihren Sohn interessiert und auch keine Verbindung zu ihm. Er war quasi auf sich allein gestellt und so beschloss ich, diesem Jungen zu helfen. Ich ließ meine Beziehungen spielen und ermöglichte ihm einen Platz in einer sehr guten Privatschule, für die er ein Stipendium bekam und später unterstützte ich ihn auch dabei, an der Universität aufgenommen zu werden. Da er wohl nie so etwas wie elterliche Liebe erfahren hatte, begann er mich als eine Art Vaterfigur zu betrachten. Ich schloss den Jungen ins Herz, aber an manchen Tagen machte sein aggressives Verhalten mir Schwierigkeiten. Er prügelte sich nach wie vor mit anderen Kindern, er wurde oft mit blauen Flecken gesehen und lief des Öfteren auch von zuhause weg. Es kam auch der Verdacht auf, dass er von seinen Eltern misshandelt wird, aber er hatte sich niemals irgendjemandem anvertraut und als ich mit ihm sprach, fragte er mich, was er dafür tun müsse, damit seine Eltern ihn zur Adoption freigeben. Ich war erschrocken, dass er tatsächlich wollte, dass seine Eltern ihn endgültig verstoßen und ihn in ein Heim stecken. Und dann fragte er mich auch, ob ich ihn dann nicht adoptieren würde.“ „Und was hast du gesagt?“ „Ich hab ihn vertröstet, denn für mich war es zu dem Zeitpunkt eine sehr schwierige Entscheidung gewesen, auch wenn ich schon 34 Jahre alt war. Aber der Junge war schwierig. Er kam aus einem sozialen Brennpunkt und er war nicht einfach zu handhaben. Ich hatte das Gefühl gehabt, ich würde nicht mit ihm umgehen können. Darum hielt ich ihn auf Abstand, versuchte ihm aber dennoch zu helfen und ihm beizustehen, damit er sich ein vernünftiges Leben aufbauen konnte. Und er war wirklich ein kluger Kopf. Er hat mit Begeisterung Medizin studiert und träumte davon, eines Tages Arzt zu werden. Aber die Sache wurde komplizierter, als mein guter Freund Professor Gregory Bloom, der übrigens auch den Intelligenztest bei ihm durchgeführt hat, eine Affäre mit der Mutter des Jungen begann. Für ihn war sie ein kleiner Spaß, aber die Mutter wollte mehr. Schließlich wollte diese ihre Familie verlassen, um mit Professor Bloom glücklich zu werden. Der Vater des Jungen erfuhr schließlich von der Affäre und es kam zu einem heftigen Streit. Der Junge, der zu dem Zeitpunkt eigentlich schon gar kein Junge mehr war, sondern bereits 22 Jahre alt, rief mich an und bat mich um Hilfe, weil sein Vater bewaffnet sei und die Mutter umbringen wollte. Ich machte mir große Sorgen um ihn und beeilte mich, zu ihm zu kommen. Als ich in der Wohnung eintraf, war die Situation völlig eskaliert. Der Vater war ausgerastet und hatte versucht, die Mutter mit einem Messer zu attackieren. Der Junge verlor daraufhin die Beherrschung und schlug zu. Ich versuchte ihn aufzuhalten, doch er war nicht zu bremsen. Ich weiß nicht, ob er so zugeschlagen hat, um sich gegen seinen tyrannischen Vater zur Wehr zu setzen, oder weil er seine Mutter beschützen wollte. Vermutlich war es beides. Jedenfalls schlug er so heftig zu, dass sein Vater zu Boden stürzte. Und als er nach dem Messer greifen wollte, trat der Junge noch mal gegen seinen Kopf und die Verletzung war letztendlich tödlich. Der Vater starb an einer Hirnblutung, die von den Verletzungen stammte.“ Stille trat ein und nun verstand Christoph endlich die ganze Geschichte. Crow hatte seinen Vater geschlagen, weil dieser wieder ausgerastet war und seine Mutter verletzen wollte. Er hatte sie beschützen und sich selbst auch mal zur Wehr setzen wollen und dabei hatte er ihn getötet. Ja aber wenn Crow seine Mutter doch beschützen wollte, dann hätte er doch wegen Notwehr freigesprochen werden müssen. Immerhin war sein Vater doch bewaffnet gewesen und wer weiß, was passiert wäre, wenn Crow ihn nicht daran gehindert hätte. „Ja aber… warum ist er dann im Gefängnis gewesen, wenn es doch eindeutig Notwehr war? Ich meine, Crow ist zwar etwas rabiat, aber ich glaube nicht, dass er einfach so einen Menschen umbringen würde. Wenn er seine Mutter beschützen wollte, hätte der Richter ihn doch freisprechen müssen.“ „Das dachte ich ja auch“, seufzte Harold und wirkte ziemlich unglücklich. „Selbst seine Mutter hätte auch aussagen sollen, dass er sie beschützen wollte. Aber stattdessen hat sie offenbar gelogen, weil sie ihm den Mord an ihrem Mann nicht verzeihen konnte. Ariyana hatte für ihren Sohn noch nie etwas übrig gehabt und diesen Vorfall nutzte sie dann, um ihr Kind für immer aus ihrem Leben zu streichen.“ Eine Weile sagte Christoph nichts. Aber nun verstand er auch endlich Crows Verhalten und wieso er vehement abgeblockt hatte. Warum er zu Aggressionen neigte und zugeschlagen hatte und warum er nun ein Leben als einfacher Tätowierer fristete, obwohl er die Begabung für akademische Berufe hatte. Weil seine Mutter aus Rache gegen ihn ausgesagt hatte und Harold Strauss als Zeuge nicht erschienen war, war er wegen Totschlags verurteilt worden. Er war einfach im Stich gelassen worden und hatte ganz alleine klar kommen müssen. Seine Zukunft war zerstört, sein Traum von einer Karriere als Arzt genauso. Er hatte niemanden gehabt und die Person, der er als einzige vertraut hatte, hatte ihn einfach im Stich gelassen. Und bei diesem Gedanken kochte die Wut in ihm hoch und er schlug mit der Faust auf den Tisch. „Warum hast du nicht für ihn ausgesagt? Wenn er seine Mutter vor seinem gewalttätigen Vater beschützen wollte, dann hätte er freigesprochen werden können. Er hätte dann noch eine Chance gehabt. Warum hast du ihm nicht geholfen?“ „Das ist nicht so einfach“, erwiderte Harold etwas stotternd und fuhr sich durch sein lichter werdendes brünettes Haar. „Als die Verhandlung war, da bist du ins Krankenhaus eingeliefert worden und als ich hörte, dass du fast gestorben wärst, da… da musste ich mich entscheiden.“ „Jetzt komm mir bloß nicht mit Ausreden!“ rief Christoph und fühlte nur noch diese Wut gegen seinen Vater. Er war enttäuscht von ihm, hatte er doch immer zu ihm aufgesehen und was war? Dieser ließ einen Menschen im Stich, obwohl dieser ihm so sehr vertraut hatte. „Du hattest doch bloß Schiss wegen deiner Karriere. Crow hatte vollkommen Recht. Er hat dir vertraut, verdammt. Du warst wie ein Vater für ihn und die einzige Bezugsperson, die er wahrscheinlich hatte. Und du behandelst ihn wie ein Problemkind und lässt zu, dass sie ihn verurteilen. Ihm ging es so viel schlimmer als mir, aber mich hast du sofort adoptiert, weil ich karrierefördernd für dich war, oder was?“ „Das lasse ich mir nicht unterstellen“, entgegnete der 58-jährige und stand auf. „Du weißt genau, dass wir dich adoptiert haben, weil wir dich lieben und wir haben dir das auch immer gezeigt, dass du für uns wie unser eigen Fleisch und Blut bist.“ „Aber Crow hat euch mehr gebraucht!“ erwiderte der 24-jährige und stand nun ebenfalls auf, um mit seinem Adoptivvater auf eine Augenhöhe zu sein. „Im Heim hat mich nie jemand geschlagen oder misshandelt und die Heimleiter haben sich gut um uns gekümmert. Ich will dir jetzt keinen Vorwurf machen, dass du mich adoptiert hast. Ich bin dir und Mum wirklich dankbar dafür. Aber ich kann es nicht akzeptieren, dass du Crow nicht mal geholfen hast, als du wusstest, dass sein Vater ihn schlägt. Du hättest wenigstens das Jugendamt einschalten können, damit er vielleicht in eine Pflegefamilie kommt. Du hättest ihm helfen sollen, anstatt einfach nur wegzusehen! Und weißt du was? Ich kann Crow da auch so langsam verstehen, dass er so wütend ist und dir eine reingehauen hat. Wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre, hätte ich das vermutlich auch getan. Weißt du was, Dad? Du bist ein Feigling! Und mir reicht es auch erst mal. Morgen werde ich zu Crow gehen und versuchen, mit ihm zu reden. Und du solltest dir mal ernsthaft darüber Gedanken machen, was du getan hast. Jetzt möchte ich dich bitten zu gehen.“ Geschlagen nickte Harold Strauss und ging aus der Wohnung. Er wusste um die Fehler, die er gemacht hatte und die er nicht wieder rückgängig machen konnte. So war Christoph alleine und musste das alles erst einmal verarbeiten, was er erfahren hatte. Noch nie war er dermaßen enttäuscht von seinem Adoptivvater, dass er so etwas tun konnte und er konnte in der Hinsicht auch Crow verstehen, wenn dieser erst einmal Abstand nehmen wollte. Er fühlte sich mies und fragte sich, ob er nicht noch mal vernünftig mit ihm reden konnte. Gerade wollte er seinen Kaffee austrinken, da überkam ihn ein heftiger Magenkrampf. Ihm wurde schlecht und er schaffte es noch rechtzeitig ins Bad, bevor er sich endgültig übergeben musste. Verdammt, als wäre der Vorfall mit Crow nicht schon schlimm genug, jetzt auch noch das. Warum mussten diese verdammten Magenschmerzen auch immer zu den ungünstigsten Zeitpunkten kommen? Das Beste war vielleicht, er legte sich hin und suchte Crow morgen im Tattoostudio auf, um mit ihm zu reden. Vielleicht ließ sich ja trotz allem noch eine Lösung finden. Crow… ob es je wieder eine Chance zwischen ihnen beiden geben würde? Insgeheim hoffte Christoph es ja, aber nach all den Dingen, die er erfahren hatte, würde es nicht einfach werden. Vielleicht würde er auch gar nicht zu Crow durchdringen und seine Bemühungen würden dann auch nichts bringen. Niedergeschlagen und demotiviert ging er ins Wohnzimmer und legte sich auf die Couch, nachdem er etwas von dem Magenberuhigungsmittel, das sein Adoptivvater ihm mitgebracht hatte. So langsam hatte er die Vermutung, dass er vielleicht einen grippalen Infekt hatte, der noch nicht ganz ausgebrochen war. Manchmal hatte er eine Halsrötung und sogar kurzzeitig einen Hautausschlag gehabt. Irgendetwas lag da im Argen bei ihm, aber solange er noch nicht beim Arzt war, konnte er nicht sagen, was mit ihm nicht stimmte. Und dabei hatte er sich doch so auf einen entspannten Tag gefreut. Sich nachher eine Tiefkühlpizza oder eine Fünfminuten-Terrine fertig machen, Mortal Kombat zocken, oder vielleicht auch alle Filme von Freitag der 13. ansehen. Aber bei seinem Zustand würde er wohl nichts runterkriegen. Und außerdem war ihm nach all diesen Dingen eh nicht zumute. Nicht nach dem, was passiert war. Am liebsten wollte er wieder zu Crow. Er wollte wieder seine Stimme hören und vor allem seine Nähe spüren. Und er wollte ihm beweisen, dass seine Gefühle wirklich für ihn echt waren. Er wollte, dass Crow ihm glaubte und diese Liebe erwiderte. Ja, das war es, was er wirklich wollte und wonach er sich wirklich gesehnt hatte. Er wollte Crows Liebe. Aber… würde das auch wirklich gelingen? Der Tätowierer hatte seinerseits deutlich klar gemacht, dass er niemandem vertrauen wollte, ebenso wie er auch keine Hilfe annehmen wollte. Er war immer alleine gewesen und kannte es deshalb auch nicht, wenn sich jemand um ihn kümmerte. Das Einzige, was er kannte war, andere zu beherrschen. Nie wieder wollte er in diese alte Rolle zurück, in der er selber beherrscht und unterdrückt wurde, so wie von seinem Vater. Es war nicht bloß ein Hobby für ihn, sondern irgendwie auch eine Flucht vor seinem alten Leben, wo er das Opfer war. Zumindest schien das so in Christophs Augen zu sein. Während er so auf der Couch lag und sich schließlich aus reiner Lustlosigkeit und Langeweile einen Porno ansah, konnte er nicht aufhören, an Crow zu denken. Nun, vielleicht hätte er bei der Wahl der Filme etwas mehr nachdenken sollen… Crow war, nachdem die Beerdigung seiner Mutter vollzogen war, direkt zu seinem Haus gefahren, da er keine Lust hatte, direkt in seine Wohnung zurückzufahren. Außerdem war Sonntag und diese verbrachte er damit, sein Spielzeug und die Geräte zu reinigen und zu desinfizieren. Und so hatte er wenigstens eine Beschäftigung und konnte sich ablenken. Nun gut, zwar reinigte er seine Sachen nach Benutzung eh, aber ein Mal die Woche machte er eine Grundreinigung, um alles möglichst rein zu halten. Hygiene war eben das A und O bei diesem Hobby und in der Hinsicht war er auch eben sehr kleinlich. Hier in diesem Haus hatte er das Sagen und die vollständige Kontrolle. Es war sein persönliches Reich, wo es sein altes Ich überhaupt nicht gab. Deshalb gab es hier auch keine persönlichen Gegenstände wie Fotos oder Erinnerungsstücke. Das Haus war einfach nur da, um seinen Zweck zu erfüllen, nicht mehr und nicht weniger. Hier konnte er in seine Welt abtauchen. Als er die Tür öffnen wollte, hörte er ein „Kuro!“ und drehte sich um. Eine hübsche asiatische junge Frau mit einigen Tattoos und Piercings kam auf ihn zu. Sie hatte eine kleine Tüte bei sich und strahlte übers ganze Gesicht. Es war Honoka, Satoris ältere Schwester. Er war Stammkunde in ihrem Erotikshop und sie hatte die Angewohnheit, ihn immer Kuro, statt Crow zu nennen. Das lag auch ein wenig daran, weil die japanische Aussprache für Crow dem japanischen Kuro sehr ähnlich klang. Und da er meist immer schwarze Kleidung trug, passte es ja auch. Zur Begrüßung umarmte die Japanerin ihn, wobei sie sich auf die Zehenspitzen stellen musste, da er für sie viel zu groß war. Voller Stolz gab sie ihm die Tüte, wobei sie verkündete „Ich hab dir neues Spielzeug mitgebracht. Sollen wir ins Haus gehen?“ Da Honoka sein Hobby kannte und als Mitarbeiterin eines Erotikshops ohnehin ziemlich locker war, hatte Crow nichts dagegen und ging mit ihr rein. Sie gingen in den Keller, wo er meist seine deutlich härteren Bestrafungen durchzog. Er hatte vorgehabt, Christoph eines Tages in seinem Bestrafungskeller zu bearbeiten, wenn ein paar Sessions erfolgt waren, aber das konnte er jetzt auch abhaken. Das hatte sich inzwischen erledigt. Honoka stellte die Tüte auf dem Tisch ab und holte nach und nach das neueste Zubehör raus. „Ich hab hier drei neue Penisring und -manschettenmodelle, einen Prostatavibrator, einen Kugeldildo, Sextoy Cleaner und einen O-Ring-Knebel. Zusätzlich habe ich noch ein Cup Set und einen Shock Wave Elektrodildo. Und deine Bestellung ist auch da: eine Analkette mit Dogtail. Die anderen Sachen sind momentan im Sonderangebot.“ Crow sah sich die verschiedenen Stücke genauer an, die Honoka ausgebreitet hatte. Und als er seine Bestellung sah, die eigentlich für Christoph vorgesehen war, wurde ihm ganz anders zumute. Er fühlte tiefe Enttäuschung und für einen kurzen Moment bereute er auch seinen Entschluss, dass er den Vertrag beendet hatte. Mit ihm hatte er eben seinen Spaß gehabt und es lag auch nicht nur allein daran, weil er es liebte, Christoph zu dominieren und ihn das machen zu lassen, was er wollte. Der Akademiker war schon recht heiß und er hatte sich auch ein Stück weit wohl gefühlt mit ihm. Er hatte die Sessions wirklich genossen. Mehr noch als mit seinen bisherigen Partnern. Aber nachdem er erfahren hatte, dass er der Adoptivsohn von Prof. Dr. Harold Strauss war, konnte er sich nicht mehr mit Christoph treffen. Auch wenn es schwer war, aber es war besser, als wenn er wieder mit Harold zu tun hatte, der ihn einfach abgesägt und ersetzt hatte. Christoph selbst gab er aber nicht die Schuld daran. Dieser hatte ja nicht wissen können, was alles passiert war und dieser war sicher dankbar dafür, wenigstens eine Familie zu haben. Aber wenn er erst hinter die Maske von „Crow“ geblickt und den wahren Menschen dahinter erkannt hatte, würde er sich auch abwenden. Der Tätowierer konnte es ihm ja nicht mal verübeln. Er wusste selbst, dass er kein Vorzeigemensch war. Er war wegen Totschlags verurteilt und unter der Voraussetzung war ein Studium nicht mehr möglich. Seine Hobbys waren auch nicht gerade gewöhnlich und er neigte zu leichter Reizbarkeit und Aggression. Er wurde schnell gewalttätig, wenn er zu wütend war und das lag nun mal auch daran, weil er in einer Familie aufgewachsen war, in der so etwas halt an der Tagesordnung stand. Wenn Christoph das alles erst mal erkannte, würde er sich auch lieber einen anderen suchen. Einen, der nicht so „schwierig“ war. „Kuro?“ fragte Honoka, die offenbar bemerkte, dass er nicht ganz bei der Sache war. „Ist etwas nicht in Ordnung? Du wirkst sehr bedrückt.“ „Schon okay“, winkte er ab und schüttelte den Kopf. „Ich hatte nur einen etwas aufreibenden Vormittag gehabt. Also ich nehme den Knebel, die Manschetten und den Vibrator. Was kostet der Spaß?“ Honoka holte ihre Liste hervor und begann zu rechnen. „Also zusätzlich zu den Rabatten wären wir jetzt bei 41,97$.“ Crow holte aus seiner Jackentasche sein Portemonnaie und drückte Honoka 45$ in die Hand mit den Worten „Stimmt so.“ Da Honoka selbst Zeit hatte, zog sie sich gemeinsam mit Crow Handschuhe an, schnappte sich den Reiniger und half ihm bei der Säuberungsarbeit. Dabei kamen sie auch ein wenig ins Gespräch, wobei die Asiatin ihn direkt fragte „Hast du eigentlich schon mal Fifty Shades of Grey gelesen?“ „Ich hab davon nur grob was gehört, aber ich steh nicht so auf solche Bücher. Ich finde es langweilig, über Sex nur zu lesen.“ „Es geht doch nicht nur um Sex!“ rief Honoka sofort, doch als sie Crows skeptischen Blick sah, seufzte sie und korrigierte sich. „Zumindest nicht die meiste Zeit. Es ist eine BDSM-Romanze.“ „Ja ich weiß. Hässliches Entlein trifft auf supersexy Schönling mit viel Kohle. Das absolute Märchenklischee… Ein weiterer Grund, warum ich diesen Schwachsinn nicht lese.“ „Ich finde es toll. Jedenfalls geht es darum, dass eine Studentin ein Interview mit dem charismatischen Milliardär Christian Grey hat. Sie verliebt sich, er führt sie in seine Welt ein und sie machen dann einen Vertrag. Sie lernen sich näher kennen und sie lässt sich auf die ganze Sache ein, damit sie ihm wenigstens auf diese Art und Weise nah sein kann, aber er will nur Sex mit ihr. Dann stellt sich halt heraus, dass er eine ziemlich beschissene Kindheit hatte.“ Ein lautes Klappern erfolgte, als Crow die Sachen aus der Hand gefallen waren, als er das hörte. Verwundert wandte sich die Japanerin ihm zu und fragte „Was ist los?“ Doch Crow schüttelte nur den Kopf und murmelte „Ich… ich geh eben kurz eine rauchen.“ Dass ihn diese erschreckende Ähnlichkeit mit seiner Geschichte ihn völlig aus der Bahn geworfen hatte, erzählte er lieber nicht. Ansonsten würde Honoka das noch überall erzählen und darauf konnte er wirklich verzichten. Da die 32-jährige auch eine Zigarette vertragen konnte, unterbrachen sie vorerst mal die Putzaktion und gingen wieder nach oben, setzten sich im Garten auf die Bank und zündeten sich je eine Zigarette an. Inzwischen war es deutlich bewölkt und vermutlich würde es nachher noch ordentlich regnen. „Und darf ich raten?“ setzte Crow wieder an das Gespräch an. „In dem Roman gibt es ein Happy End.“ „Natürlich. Hinterher heiraten die beiden sogar und sie überstehen jede Krise. Auch wenn Christian ein ziemlicher Kontrollfreak ist, schafft Ana es ja zum Glück, sich gegen ihn zu behaupten und sich durchzusetzen.“ Ja und daran sieht man, dass es Romane sind: weil sie pure Fiktion sind, dachte sich Crow und nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette. Das Leben schreibt nicht immer Happy Ends. Es ist verdammt hart und unfair. Ja, das stimmte. Wahres Glück war nun mal ein Luxus, der nicht jedem Menschen vergönnt war. Dennoch ließ ihn diese Vorstellung nicht los, sein Leben hätte tatsächlich Parallelen zu einem Buch, was er noch nie zuvor gelesen hatte. Und dabei kam ihm auch der Gedanke, dass es vielleicht eine winzige Chance gab, dass auch er so ein Happy End haben würde, so kitschig und dämlich das auch klang. Er und Christoph… trotz ihrer vielen Unterschiede ein Paar. Aber das war nur Wunschdenken und fernab jeglicher Realität. Als würde so etwas jemals funktionieren. „Sag mal, Kuro… Wie läuft es denn eigentlich mit diesem Akademiker? Meine Schwester hat ja nicht allzu viel erzählt und ich frage mich dann auch, wie es dazu kommt, dass jemand wie du sich auf einen solchen Typ einlässt. Ich meine, keiner hasst Akademiker so sehr wie du.“ Crows Miene verfinsterte sich und wieder dachte er an Christoph, aber vor allem an Harold. Der Mann, der ihn einfach im Stich gelassen hatte, obwohl dieser wie ein Vater für ihn war. Und allein bei dem Gedanken an Harold kochte die alte Wut wieder in ihm hoch. Darum sagte er nur „Das ist vorbei“ und drückte seine Zigarette aus. Honoka sagte eine Weile nichts, sondern betrachtete ihn mit ihren dunklen Augen. Dann aber schüttelte sie den Kopf und meinte nur „Ich verstehe dich echt nicht.“ „Wie meinst du das?“ fragte Crow, aber eigentlich hatte er nicht so wirklich Lust darauf, mit ihr zu reden. Er wollte niemanden sehen und alleine sein. „Du hast deutlich bessere Laune gehabt, als du deinen Spaß mit ihm hattest, das ist auch Satori sofort aufgefallen und sie ist in manchen Dingen eine kleine Blindschleiche. Ich hab zwar keine Ahnung, was da zwischen euch vorgefallen ist, dass du die Sache beendet hast, aber du bist gerade noch wortkarger und verschlossener als sonst und ich kapiere wirklich nicht, wieso du den Schwanz eingezogen hast. Klar weiß ich, dass du nicht willst, dass dir irgendjemand zu nah kommt. Aber man hat echt das Gefühl gehabt, du würdest auch mal zur Abwechslung gute Laune haben und die hast du so gut wie nie. Höchstens, als du dir die Harley zugelegt hast. Satori meinte schon, dass dieser Christoph dir eigentlich ganz gut tut, aber du verbaust dir gleich alles wieder, nur weil du wegen deiner Vergangenheit Schiss davor hast, je wieder einem Menschen zu vertrauen.“ Genervt stand Crow auf und drückte seine Zigarette aus. Er hatte keine Lust, sich das weiter anzuhören. „Ich habe keine Angst“, erwiderte er gereizt. „Ich habe diese Vereinbarung beendet, weil sein Adoptivvater genau der Mensch ist, der mich so eiskalt im Stich gelassen hat.“ „Aber dafür kann er doch nichts“, erwiderte die Japanerin und versuchte, ihm zu folgen. Doch so ganz leicht fiel es ihr nicht wirklich. Aber darauf nahm Crow auch keine Rücksicht. Er wollte diese Unterhaltung beenden und zwar so schnell wie möglich. „Das weiß ich selbst“, sagte er nur und ging weiter, ohne auf Honoka zu warten. Dann aber hatte sie ihn endlich eingeholt und bekam seinen Arm zu fassen. „Was ist es dann, was dich davon abhält, endlich mal glücklich zu werden?“ „Weil es keine Zukunft hat!“ rief er und schlug ihre Hand weg. Für einen Moment sah er so aus, als wollte er am liebsten alles kurz und klein schlagen, aber er beherrschte sich noch. Stattdessen senkte er den Blick und wirkte in diesem Moment sehr unglücklich und einsam. „Seien wir doch mal realistisch, Honoka. Das Leben ist keine verdammte Schnulze mit einem Happy End wie in deinem Buch, okay? Es ist verdammt unfair und für manche Menschen gibt es halt kein Glück. Ich habe es längst aufgegeben, darauf zu hoffen, dass es mal besser wird. Aber wenn nicht mal meine eigenen Eltern mich lieben konnten, wer soll es dann tun? Ich bin es einfach leid und ich kann das auch nicht mehr, Honoka.“ „Du bist ein Vollidiot, Kuro! Wenn man den Willen dazu hat, dann findet man einen Weg. Aber du gibst schon auf, bevor du es überhaupt versucht hast, weil du Angst vor dem Versagen hast.“ Der Tätowierer warf ihr einen finsteren Blick zu, der wirklich einschüchtern konnte. Normalerweise hätte er das nicht so auf sitzen lassen, aber er hielt an seiner eisernen Regel fest, niemals eine Frau zu schlagen. Zumindest nicht aus solchen Motiven. Und tief in seinem Herzen wusste er doch, dass sie nur das aussprach, was sie dachte und so ganz falsch lag sie auch nicht. Und das war es auch, was ihn daran hinderte, so etwas wie Gefühle für jemanden zuzulassen. Es war einfach besser, als wenn es wieder nur Enttäuschungen gab. Und die würde es garantiert geben. Wer wollte auch schon etwas mit einem Problemfall wie ihm auf die Dauer etwas anfangen? Kapitel 12: Everything's Fine Now? ---------------------------------- Nachdem Christoph sich den Sonntag erholt hatte, ließ er sich erst mal die nächsten beiden Tage krank schreiben, bis er den Arzttermin hatte und nutzte die Zeit, um im Tattoostudio vorbeizuschauen in der Hoffnung, Crow zu treffen. Auch wenn dieser den Vertrag für beendet erklärt hatte, wollte er nicht so schnell aufgeben. Nicht jetzt, wo er die ganze Geschichte kannte. Gestern Abend hatte er seinem Adoptivvater noch mal ins Gewissen geredet und ihn überredet, die Sache richtig zu stellen und zur Polizei zu gehen. Zwar würde das nichts von dem ungeschehen machen, was damals vorgefallen war, aber so wäre Crow wenigstens nicht mehr vorbestraft und hatte dann vielleicht noch eine Chance. Wenn es zumindest dazu kam, dass sein Fall neu verhandelt wurde. Das hing ja auch ganz davon ab, wie sich die Staatsanwaltschaft entscheiden würde. Aber bis das so weit war, wollte er erst einmal mit Crow sprechen und versuchen, die Wogen zu glätten. Nach einer Weile hatte er endlich das Studio erreicht. Er hoffte inständig, dass Crow da sein würde und auch bereit war, mit ihm zu reden. Und tatsächlich hatte er Glück. Als er nämlich den Laden betrat, sah er auch schon Crow um eine Ecke verschwinden. Das war seine Chance. „Crow!“ Der Tätowierer blieb kurz stehen, ging dann aber weiter und tat einfach so, als hätte er nichts gehört. Doch damit ließ es der Akademiker nicht auf sich beruhen. Er folgte ihm einfach und steuerte damit auch direkt das Büro an. Es war allzu offensichtlich, dass Crow ihn abschütteln wollte, aber Christoph blieb hartnäckig und ließ sich auch nicht beirren, als ihm beinahe die Tür vor der Nase zugeschlagen wurde. Sichtlich gereizt und genervt rief der Tätowierer: „Verschwinde oder du kriegst gleich Hausverbot!“ Damit wollte er die Tür zuschlagen, doch Christoph blockierte sie mit seinem Fuß und drängte sich dann vorbei ins Büro und stand nun Crow gegenüber. Dieser hatte einen so finsteren und tödlichen Blick, dass man glatt meinen konnte, er wolle ihm gleich auf der Stelle den Hals umdrehen. Jeder normale Mensch hätte spätestens hier die Flucht ergriffen, aber der 24-jährige blieb unbeeindruckt. „Crow, ich will vernünftig mit dir über diese Dinge reden.“ „Schön, aber ich nicht!“ „Hör mal, ich hab mit Harold gesprochen und er hat mir alles erzählt, was passiert ist.“ „Ach ja? Dann hat er dir wohl hoffentlich auch erzählt, was er für eine Nummer mit mir abgezogen hat.“ „Hat er und es tut ihm aufrichtig leid.“ Crow lachte spöttisch und verschränkte die Arme. Diese Reaktion konnte Christoph wirklich nachvollziehen. So etwas machte nichts wieder gut und es machte auch nichts ungeschehen. Und darum konnte er es sogar verstehen, wenn Crow Harold diese ganzen Dinge niemals verzeihen konnte. Wenn er in dieser Situation gewesen wäre, könnte er es auch nicht. „Ach, das ist ja schön, dass es ihm leid tut“, sagte der Tätowierer mit deutlicher Verbitterung in der Stimme. „Aber davon kann ich mir auch nichts kaufen. Nur weil ihm sein eigenes Leben wichtiger war, hat er in Kauf genommen, dass ich ins Gefängnis gehe und selbst sechs Jahre später hatte er es nicht für nötig gehalten, mit mir zu reden oder sich persönlich zu entschuldigen. Und er hat auch rein gar nichts unternommen, um mir zu helfen. Er hätte selbst nach meiner Inhaftierung seine Aussage machen können, dann wäre der Fall neu verhandelt worden und ich hätte die vier Jahre nicht absitzen müssen. Aber stattdessen hat er mich komplett aus seinem Gedächtnis gestrichen. Und jetzt kommt er auf einmal an und sagt, dass es ihm leid tut? Vergiss es. Du kannst ihm ausrichten, dass er mich mal am Arsch lecken kann. Mit ihm bin ich durch und von mir aus kann er sich ein schönes Leben machen. Aber ich werde ihm niemals verzeihen. Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aber dass ich mich jetzt wieder mit ihm verstehe, das kannst du knicken. Der Kerl soll zur Hölle fahren.“ „Ich habe auch nicht erwartet, dass du ihm verzeihst.“ „Ach ja? Und warum willst du dann mit mir reden? Ich hab dir doch gesagt gehabt, dass das mit uns vorbei ist und ich bleibe auch dabei. Und jetzt raus hier!“ Doch Christoph blieb stehen und selbst Crows barsche Stimme konnte ihn nicht einschüchtern. Fest entschlossen blieb er stehen und hielt Crows Blick stand, ohne einen Augenblick lang unsicher zu wirken. So schnell wollte er sich ganz gewiss nicht abwimmeln lassen. „Es geht mir nicht um den Vertrag. Es tut mir wirklich leid, was dir passiert ist und ich kann auch nicht glauben, dass Harold so etwas getan hat. Aber ich will dir helfen.“ „Ich brauche keine Hilfe! Ich komme wunderbar alleine zurecht.“ „Aber ich liebe dich!“ Diese Worte ließen Crow förmlich erstarren. Das alles brachte ihn so dermaßen aus dem Konzept, dass er erst gar nicht wusste, wie er darauf reagieren sollte. Auch Christoph war erst überrascht, aber aus einem völlig anderen Grund. Nie hätte er gedacht, dass ihm dieses Liebesgeständnis so leicht über die Lippen kommen würde. Aber ansonsten würde Crow ihm wahrscheinlich gar nicht seine Absichten glauben. Crow stand da wie vom Donner gerührt und wich einen Schritt zurück. Er konnte nicht fassen, was er da gerade gehört hatte und fühlte sich völlig überfahren. Noch nie hatte er solche Worte von einem anderen Menschen gehört, nicht mal von seinen Eltern. Und nun sagte es ausgerechnet jener Mensch, von dem er tatsächlich Sex als Bezahlung für Informationen verlangt hatte. Wie sollte er darauf reagieren? Wie sollte er damit umgehen? Er konnte es einfach nicht glauben und schüttelte den Kopf. „Hör auf mit diesem Schwachsinn. Glaubst du, ich lasse mich so leicht verarschen?“ „Ich meine es ernst!“ rief Christoph energisch und diese Reaktion überraschte selbst den Tätowierer, denn bisher hatte er den Mathematiker als eher ruhigen Charakter eingeschätzt, der für gewöhnlich immer beherrscht blieb und nie sonderlich aus der Fassung geriet. Also genau das Gegenteil zu dem, was er selber war. Doch nun war es vollkommen anders. Christoph war laut geworden und auf einmal loderte da etwas in seinen Augen. Es schien so, als wäre da eine völlig neue Energie, die von ihm Besitz ergriffen hatte. Und noch bevor er etwas dazu sagen konnte, kam der 24-jährige auf ihn zu, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Das alles war nun endgültig zu viel für ihn und er drückte Christoph von sich weg. Er verstand das alles nicht. Wenn Christoph doch alles über ihn wusste, warum tat er das? Wieso verabscheute er ihn nicht? „Was soll das?“ rief er. „Wieso tust du das, wenn du doch weißt, dass ich meinen Vater umgebracht habe?“ „Du wolltest deine Mutter beschützen und daran ist doch nichts falsch.“ „Ach ja?“ fragte er und ballte die Hände zu Fäusten, als er wieder diese Wut in sich spürte. Doch diese richtete sich nicht gegen Christoph, sondern hauptsächlich gegen sich selbst. „Ich hab meinen Vater gehasst. Ich hab diesen Dreckskerl gehasst, dass er mich jedes Mal verprügelt hat, wenn er Frust hatte. Und ich hab ihn dafür gehasst, dass er meine Mutter eine dreckige Hure nannte. Wenn du die Wahrheit hören willst: ich bin froh, dass er tot ist und es tut mir nicht leid, dass ich ihn so heftig verprügelt habe, dass er gestorben ist. Es war für mich eine einzige Befreiung und ich war dankbar, dass er abgekratzt ist, bevor der Notarzt aufgetaucht ist. Na? Willst du jetzt immer noch etwas von mir?“ Damit wandte sich Crow von ihm ab und rechnete damit, dass Christoph entsetzt reagieren würde. Vielleicht würde dieser ihn auch als einen kranken Freak bezeichnen. Er rechnete mit allem und er würde es auch verstehen. Doch dann geschah etwas noch Verrückteres. Er spürte, wie Christoph seine Arme um ihn legte und ihn umarmte. Und das verwirrte ihn umso mehr. Warum nur wandte sich dieser Blödmann nicht einfach von ihm ab, sondern klebte nun wie eine Klette an ihm? Das war eigentlich genau das Gegenteil von dem, was er eigentlich erwartet hatte. „Warum tust du das?“ fragte er und tat dieses Mal nichts, um Christoph abzuschütteln. Ein Teil von ihm gab es so langsam aber sicher auf, ihn von sich stoßen zu wollen. „Weil ich es verstehen kann“, antwortete der 24-jährige mit ruhiger, aber dennoch bewegter Stimme. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie schlimm es sein muss, von den Eltern nie geliebt und vom Vater geschlagen zu werden. Aber es war sicher schlimm gewesen für dich. Wenn ich an deiner Stelle gewesen wäre, dann wäre ich wahrscheinlich genauso froh, ihn los zu sein. Dass du deine Eltern hasst, ist doch verständlich und das mache ich dir auch nicht zum Vorwurf. Ich weiß, dass dein Leben nicht sonderlich gut verlaufen ist und dass viele schlimme Dinge geschehen sind. Aber ich liebe dich wirklich und ich will dir nah sein.“ Crow war wie erstarrt und sagte nichts. Tausende Gedanken kreisten in seinem Kopf und er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Doch auf eine seltsame Art und Weise störte es ihn nicht direkt, dass Christoph ihm diese Worte sagte. Nein, es fühlte sich angenehm an. Und doch fühlte er sich ratlos, weil er nicht wusste, wie er damit umzugehen hatte. Dann aber seufzte er geschlagen. Es hatte ja eh keinen Sinn, sich weiter aufzuregen, oder mit Christoph zu streiten. Im Grunde genommen kämpfte er doch eh auf verlorenem Posten. Und außerdem hätte er lügen müssen, wenn er gesagt hätte, dass Christoph ihm rein gar nichts bedeutete. „Dir ist schon klar, was du dir da antust“, begann er schließlich und schüttelte den Kopf. „Von romantischen Dingen halte ich nichts und ich kenne mich damit auch nicht aus. Wenn du das ernsthaft durchziehen willst, musst du auch dementsprechend mit den Konsequenzen leben und wissen, worauf du dich einlässt. Wenn du es unbedingt willst, dann auch wirklich, ohne dass du irgendetwas zu bereuen hast.“ Doch da war kein Zweifel in Christophs Blick zu sehen. Er war sich sicher. Und das bewies er auch, indem er Crow erneut küsste und versicherte: „Damit kann ich leben.“ Nun, dann ist es eben so wie es ist, dachte sich Crow und gab es auf, sich noch weiterhin zur Wehr zu setzen. Er wusste, wann er verloren hatte. „Also schön“, sagte er dann deshalb. „Dann komm heute Abend um 18 Uhr zu meinem Haus vorbei.“ Hier aber sah er kurz etwas in Christophs Blick aufleuchten. Er konnte aber nicht genau sagen, ob es vielleicht Enttäuschung oder irgendetwas anderes sein konnte. Es sah so aus, als wollte der Mathematiker etwas sagen, doch stattdessen schwieg er und so fragte der Tätowierer schließlich selbst nach. „Was ist?“ „Wieso treffen wir uns nicht mal in deiner Wohnung?“ fragte er direkt heraus, ohne lange herumzudrucksen. Auch eine Eigenschaft, die Crow an ihm schätzte: er kam wenigstens direkt auf den Punkt, ohne dass er ständig nachhaken musste. Und sofort verstand er, was mit Christoph los war. Daraufhin erklärte er ihm: „Ich wohne derzeit in einer WG, da ist so etwas eher schwierig. Und ich stehe nicht sonderlich drauf, wenn andere zuhören. Zumindest nicht jene, die ich kenne.“ Nun, diese Antwort schien ihn wohl zufrieden gestellt zu haben und damit war die Sache dann auch hoffentlich erst mal geklärt. Zwar war es immer noch ein wenig seltsam, dass er tatsächlich einen Menschen in sein Leben ließ, obwohl er sich doch geschworen hatte, dass das niemals passieren würde. Aber er hatte selbst erkennen müssen, dass Christoph anders war als seine üblichen Bettgeschichten. Zwar hatte er mit den anderen auch so seinen Spaß gehabt, aber er hatte sich noch nie so gefreut, wenn eine neue Session anstand. Schon verrückt, dachte er und musste fast schmunzeln. Dass ich mal tatsächlich wirkliches Interesse an einem anderen Menschen entwickeln könnte… Schließlich aber kehrte er mit seinen Gedanken wieder ins Geschehen zurück. „Also dann steht es?“ „Ja. Um 18 Uhr in deinem Haus.“ Damit nahmen sie erst mal Abschied voneinander, denn so langsam musste Crow wieder zu seinen Kunden. Es warteten noch ein paar Tattoos auf ihn, die gestochen werden mussten. Mit pochendem Herzen war Christoph am Abend zu Crows Haus gefahren und war wieder so aufgeregt wie die letzten Male zuvor. Und wahrscheinlich würde diese Aufregung auch nicht so schnell schwinden. Dazu war das bevorstehende Sexabenteuer einfach zu aufregend. Außerdem waren diese Gefühle für den Tätowierer mit der gefährlichen Ausstrahlung so stark, dass er es kaum erwarten konnte, ihn wiederzusehen. Schon verrückt, dass er mal so werden und sich in einen liebeskranken Teenager verwandeln würde. Solche Gefühle hatte er noch nie für jemanden empfunden. Nicht mal für seine Freundinnen. Zumindest kam es ihm so vor. Dummerweise war der Verkehr an diesem Abend der reinste Alptraum. In seiner Aufregung hatte er völlig vergessen, sein Halsband mitzunehmen und hatte erst überlegt, ob er vielleicht noch mal zurückfahren und es holen sollte, aber dann wäre er zu spät gekommen und das wollte er noch weniger. Vielleicht würde Crow ja nicht merken, dass er es vergessen hatte, aber das bezweifelte Christoph. Er würde gleich sicherlich noch bestraft werden für dieses Versäumnis. Als er den Wagen in der Einfahrt parkte und an die Tür klopfte, öffnete Crow ihm und gleich schon an seinem Gesicht ließ sich erkennen, dass er es bemerkte. „Wo hast du dein Halsband?“ fragte er in einem strengen Ton und schuldbewusst erklärte Christoph, dass er es zuhause vergessen hatte. Und das ließ der 28-jährige nicht so leicht auf sich sitzen und sein Blick verfinsterte sich, wobei seine bernsteinfarbenen Augen gefährlich aufblitzten. „Das zieht eine Strafe nach sich. Komm rein.“ Gehorsam trat Christoph herein und folgte Crow die Treppe hinunter in den Keller. Hier fragte er sich, was ihn dort wohl erwarten würde. Sicherlich keine seichten Streicheleinheiten. Crow würde ihm noch ordentlich die Flötentöne beibringen als Strafe für seinen Fehltritt. Und als er zusammen mit Crow den Raum betrat, wurde ihm schnell klar, dass er mit seiner Einschätzung richtig lag. Der Raum war riesig und die Wände waren mit rotem Samt gepolstert, sodass es irgendwie an einen Erotikkeller erinnerte. Hier fand man ein Andreaskreuz, Ketten mit Fesseln, die von der Decke hingen, eine Art Liege und noch ein paar andere Möbel, die einen ganz speziellen Sinn und Zweck hatten. Als der übliche Befehl „Ausziehen!“ erfolgte, entledigte Christoph sich seiner Kleidung und dann wurde ihm auch schon ein anderes Halsband angelegt, an dem eine Kette befestigt war. Der nächste Befehl war „Runter auf alle Viere.“ Mit einem gehorsamen „Ja, Herr“ befolgte der Mathematiker diesen Befehl und hielt reumütig den Blick gesenkt. Es war umso erregender, wenn er voll und ganz in dieses heiße Spiel eintauchte und einfach mitspielte. Als er nackt auf allen Vieren kniete und den Blick gesenkt hielt, hörte er, wie sich die Schritte von Crows Stiefeln entfernten. „Es scheint so, als müsste ich dir wieder mal eine Lektion erteilen, damit du kapierst, welchen Respekt du deinem Herrn zu zollen hast.“ Christoph hörte, wie eine Schranktür geschlossen wurde und dann kam Crow auch schon wieder zurück. Im nächsten Moment drückte eine Hand den Kopf des Mathematikers grob auf den Boden und im nächsten Moment spürte er schon, wie sich zwei Finger langsam ihren Weg durch seinen Schließmuskelring suchten und tief in seinen After eindrangen. Diese so vertraute Berührung ließ sein Herz höher schlagen und ein leises Keuchen entfuhr ihm. Wie sehr hatte ihm diese Intimität doch gefehlt. Obwohl es erst vorgestern her war, dass Crow bei ihm gewesen war, kam es ihm so vor, als wäre es eine ganze Ewigkeit her gewesen, seit sie einander so nah gewesen waren. Und Crow entging dies durchaus nicht und mit einem amüsierten Schmunzeln kommentierte er „Dein Körper schreit ja regelrecht danach, durchgefickt zu werden, was? Du sollst bestraft werden und was ist? Du wirst auch noch geil.“ „Entschuldigt, Herr.“ Es setzte einen kräftigen Schlag aufs Gesäß und danach noch mal einer. Christoph zuckte instinktiv zusammen und spürte das prickelnde Brennen auf seiner Haut. Kurz darauf zog Crow aber wieder seine Finger heraus und kurz darauf spürte der 24-jährige, wie etwas viel größeres und massiveres in seinen After eindrang und sein Innerstes auseinander riss. Er stöhnte laut, als ein wohliges Gefühl der Lust und des Schmerzes überkam ihn. Der Gegenstand, der in seinen After eingeführt wurde, fühlte sich irgendwie uneben an. Es fühlte sich ein wenig wie eine Analkette an, nur war sie um einiges größer und er spürte, dass da etwas an dieser Kette dranhing. Es fühlte sich irgendwie weich an. „Passt perfekt“, kam es von Crow und Christoph spürte, wie eine Hand über seinen Rücken streichelte. „Jetzt siehst au wirklich aus wie ein Hündchen.“ Um zu verstehen, was das zu bedeuten hatte, ertastete er den fremden Gegenstand und bemerkte, dass es sich wie ein Schwanz anfühlte. Das war ein Dogtail. Bei der Vorstellung, was er wohl gerade für ein Bild bot, wurde ihm ganz anders zumute und er wurde ein wenig rot im Gesicht. „Das sieht wirklich gut aus“, meinte Crow und ein spielerisches und hinterhältiges Grinsen zeichnete sich auf seine Mundwinkel. Man konnte ihm förmlich ansehen, wie viel Spaß es ihm bereitete, seinen Spielgefährten wie einen Schoßhund zu behandeln. Doch das war nicht das Einzige, was Christoph erwartete. Er wusste es selbst, denn dazu kannte er Crow inzwischen zu gut. Und tatsächlich spürte er auch schon eine Hand an seinem Penis. Etwas wurde fest darum geschnürt und er stöhnte laut auf und biss sich auf die Unterlippe. Es tat weh und er ahnte schon, was es war. Sein Penis wurde ziemlich eng zugeschnürt und ihm schwante, dass das noch seine Bestrafung werden würde. „Du wirst ja schon allein hart, wenn man dir was in den Arsch schiebt. Wer hätte gedacht, dass du so pervers bist, du kleiner Köter?“ „Entschuldigt, Herr.“ „Ich habe dir nicht die Erlaubnis zum Reden gegeben. Und wenn du dich entschuldigen willst, dann auch richtig. Du weißt, was du zu tun hast.“ Christoph kroch hierauf zu Crow hin und senkte den Kopf. Natürlich wusste er, was er zu tun hatte. Immerhin hatte der Tätowierer ihm schon längst beigebracht, wie sich ein Sexsklave gegenüber seinem Herrn zu verhalten hatte. Und so richtete er sich schließlich auf und verlagerte sein Gewicht dabei auf seine Knie. Crow hatte bereits die Hose geöffnet und der Anblick seines Gliedes ließ den Mathematiker erröten. Ohne auch nur einen Moment zu zögern öffnete er seinen Mund und ließ Crows halb erigierten Penis hineingleiten. Dabei schloss er die Augen, um sich jede einzelne Empfindung dabei genauestens zu verinnerlichen. Dieses heiße und pulsierende Gefühl war unglaublich erregend für ihn und gierig begann er an der Eichel zu saugen und mit seiner Zunge zu verwöhnen. Er wollte, dass Crow sich gut fühlte und es genoss. Und dieser Gedanke gab ihm die nötige Motivation, um noch forscher ranzugehen. „Nimm ihn noch tiefer rein.“ Noch tiefer? Christoph versuchte es, doch es war schwierig, dabei noch zu atmen und als er versuchte, Crows Anweisung Folge zu leisten, überkam ihn ein kurzer Würgreiz, doch er riss sich zusammen und konnte diesen bekämpfen. Er musste sich nur konzentrieren. Und während er Crows Glied mit seinem Mund verwöhnte, spürte er, wie sich seine Erregung immer weiter steigerte. Ein Kribbeln ging durch seine Lenden und das wilde Verlangen danach, Crow endlich in sich zu spüren, wurde stärker. Doch das würde nicht geschehen, ehe er nicht Crow zuerst befriedigt hatte. Das war seine Pflicht in seiner Position als Sexsklave. Und so ging er immer ungeduldiger, leidenschaftlicher und gieriger vor, bis Crow eine Hand auf seinen Hinterkopf legte und sich dann in Christophs Haaren verkrallte, als er zu seinem Orgasmus kam. Der bittere Geschmack von heißem Sperma erfüllte Christoph und es kostete ihn noch gewisse Überwindung, es zu schlucken. Ein dünnes Rinnsal lief seinen Mundwinkel hinunter, welches er dann mit dem Handrücken wegwischte. Es schmeckte nicht wirklich toll, aber es war erträglicher, weil er wusste, dass es Crows war. Dann legte sich eine Hand auf seinen Kopf und er spürte, wie Crow ihm den Kopf streichelte. Es war wie eine stumme Bestätigung dafür, dass er alles richtig gemacht hatte und das gab ihm ein angenehm warmes Gefühl, welches er noch nie so wirklich gekannt hatte. Nun, es war ähnlich zu dem, was er bei seinen Adoptiveltern empfunden hatte, wenn sie ihn als Kind in den Arm genommen hatten. In dem Fall war es wohl das angenehme Gefühl von Zuwendung einer Person, die ihm viel bedeutete. Ja, das musste es wohl sein. „Du wirst immer besser. Kann es sein, dass du mit anderen geübt hast?“ „Nein, habe ich nicht, Herr.“ „Hm, irgendwie fällt es mir recht schwer, das zu glauben. Nun, damit hast du dich zumindest angemessen für deinen Fehltritt entschuldigt. Aber dennoch ist deine Strafe noch nicht vorbei. Immerhin hast du dein Halsband vergessen und das wird nicht so schnell verziehen. Und jetzt komm mit.“ Ein kurzer Ruck ging durchs Halsband und zuerst wollte Christoph aufstehen, doch das ließ der Tätowierer nicht zu und drückte ihn wieder runter mit der Erklärung „Haustiere haben auf allen Vieren zu laufen, kapiert?“ „Verzeiht mir, Herr“, gab Christoph reumütig zurück und folgte gehorsam. Crow steuerte etwas an, das wie ein Käfig aussah. Gehörte der auch zu Crows Spiel? Irgendwie war ihm nicht so wirklich wohl dabei. Fesseln und verbundene Augen waren ja noch in Ordnung, aber so ein kleiner Käfig? Der war doch viel zu klein, um da reinzupassen. Wenn er da erst mal drin war, kam er nicht mehr raus. Der Gedanke behagte ihm nicht ganz und wenn er ehrlich war, hatte er auch ein wenig Angst, was auch gewissermaßen daran lag, weil er es sowieso nicht mochte, so eingesperrt zu sein. Aber dann dachte er wieder an Crow und verdrängte diese Angst wieder. Gehorsam ging er in den Käfig und kaum, dass er drin war, wurde das Gitter hinter ihm auch schon geschlossen. Im Käfig hatte er gerade mal genug Platz, um auf allen Vieren darin zu kauern. Aber wirklich Bewegungsfreiheit hatte er keine. Er saß buchstäblich in der Falle und konnte weder vor noch zurück. So langsam wurde er etwas nervös, doch er riss sich zusammen und atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Er schloss die Augen und versuchte, den Käfig um sich herum zu vergessen. Doch es fühlte sich nicht richtig an. Sein Herz raste und seine Hände fühlten sich irgendwie schwitzig an. Das hier war einfach zu eng, er konnte nicht aufstehen, sich nicht umdrehen, er saß in der Falle. Allein der Gedanke war beängstigend und schnürte ihm die Kehle zu. Eine Weile lang hockte er in diesem Käfig und wusste nicht, was nun geschehen würde. Er konnte sich ja nicht einmal umdrehen. Und es fiel ihm auch schwer, sich darauf zu konzentrieren. Sein Gedanke war nur, dass er schnell hier raus musste. Raus aus diesem beengenden Käfig, in welchem er eingesperrt war. Aber dann tropfte etwas Heißes auf seinen Rücken. Es fühlte sich dickflüssig an und klebte auf seiner Haut. Diese starke Hitze auf seiner Haut raubte ihm für einen Moment die Angst und er entspannte sich wieder. Er gab sich einfach diesem neuartigen Gefühl hin, als das heiße Wachs auf seinen Körper tropfte. Ein angenehmes Kribbeln ging durch seinen Körper und er spürte, wie die Manschette um seinen Penis langsam doch etwas eng wurde. Seine Erregung erreichte langsam einen Zustand, der schon fast als schmerzhaft bezeichnet werden konnte. Immer mehr schrie sein Körper danach, endlich genommen zu werden und er wusste selbst, dass die Analkette da nicht ausreichte. Und doch... es blieb in seinem Hinterkopf immer noch die Angst in diesem Käfig und die Angst, sich nicht bewegen zu können, nicht rauszukommen, machte ihm selbst das Atmen schwer. Obwohl der Käfig nur aus Gitterstangen bestand, war ihm, als würde ihm die Luft ausgehen und diese Stimme in seinem Hinterkopf, die unbedingt raus wollte, begann nun immer lauter zu rufen. Und er wusste, dass es schwer werden würde, sie weiterhin zu ignorieren. Nach und nach ließ Crow mehr von dem heißen Wachs auf Christophs Körper tropfen und konnte gar nicht genug von diesem Anblick bekommen. Am Anfang war er ja noch skeptisch gewesen, ob es wirklich so eine gute Idee war, sich auf diese ganze Sache einzulassen, vor allem nachdem er wusste, was Christoph für ihn empfand. Aber jetzt war er doch froh, dass er sich einverstanden erklärt hatte und weiterhin seinen Spaß mit seinem Spielgefährten haben konnte. Nur weil sie jetzt anscheinend so etwas wie ein Paar waren, hieß das ja noch lange nicht, dass sie keine solchen Sessions mehr machen konnten. Sie wollten es ja beide so und darin ergänzten sie sich gut. Doch dann merkte Crow, dass da etwas nicht ganz stimmte. Er hatte ohnehin eine sehr gute Beobachtungsgabe für gewisse Dinge und er merkte allein schon an Christophs Anspannung, dass da etwas nicht stimmte. Ob er wohl wieder mit Magenproblemen zu kämpfen hatte? Oder war es etwas anderes? Nein, er schien etwas nervös zu sein. Etwa wegen dem Käfig? Ja, er wirkte etwas blass und verkrampft. Der hatte doch wohl nicht etwa… Einen Moment verharrte der Tätowierer und überlegte, ob er es nicht erst mal beenden sollte, aber dann hörte er auch schon, wie Christoph das vereinbarte Safeword rief. Sofort schloss er den Käfig auf und holte ihn raus. Für einen Moment durchfuhr ihn ein leiser Schreck und Sorge überkam ihn. Er holte eine Flasche Wasser, da er sah wie Christoph recht blass geworden war. Bis jetzt hatte der Mathematiker noch nie das Safeword benutzt und dann ausgerechnet jetzt. Offenbar hatte Crow doch eine Grenze erreicht, die er nicht übertreten durfte. Dies war ihm natürlich nicht zum ersten Mal passiert. Immerhin hatte er davor schon Sexpartner gehabt, die bei gewissen Dingen nicht anders konnten, als das Safeword zu verwenden und es hatte ihn auch nie sonderlich gestört. Aber hier war es anders. Er machte sich wirklich Sorgen um Christoph und geriet für einen Moment sogar in Zweifel, ob er nicht vielleicht übertrieben hatte. Vielleicht hätte er die Anzeichen sofort erkennen müssen… „Alles in Ordnung?“ „Es geht“, murmelte der Mathematiker und nachdem Crow ihn von den ganzen Spielzeugen befreit hatte, brachte er Christoph zu der Liege, damit er sich erst mal vernünftig hinsetzen konnte. Und als er sah, wie es um den Mathematiker stand, da wich seine anfängliche Unsicherheit wie schon so oft der Wut. Genauso wie er immer wütend wurde, wenn irgendetwas passierte, was ihm nicht passte und so schimpfte er auch, anstatt etwas behutsamer nachzufragen „Wieso hast du nicht gleich gesagt, dass du klaustrophobisch bist?“ Doch Christoph ließ sich von diesem barschen Ton nicht so leicht einschüchtern und erklärte nur: „Ich dachte, ich schaff es auch irgendwie so.“ Crow schlug sich die Hand vor die Stirn und er fragte sich, wie jemand mit einem so hohen IQ nur so verdammt dämlich sein konnte. „Das ist doch völliger Schwachsinn“, rief er. „Wenn man vor etwas Angst hat, sollte man es gleich sein lassen und das gilt vor allem bei solchen Sachen, weil es da auch um gegenseitiges Vertrauen geht. Oh Mann… Seit wann ist das denn schon so?“ Erst kam ein unsicheres Schulterzucken zur Antwort. Aber dann erklärte der 24-jährige: „Ich war sieben, da haben wir im Waisenhaus Verstecken gespielt. Im Wald gab es eine Art kleine Müllhalde, dort stand ein alter Spind und ich hab mich darin versteckt. Er ging nicht mehr auf und ich war 12 Stunden dort drin gefangen, bis ich gefunden wurde. Geschlossene oder fensterlose Räume gehen ja noch, aber wenn es dann um Fahrstühle und solche Sachen geht, wird es schwierig bei mir. Da mich diese Angst nicht im Alltag behindert, hatte ich nie Probleme damit gehabt.“ Crow seufzte und verlor so langsam aber sicher wieder seine Wut. Es hatte keinen Sinn, sich darüber aufzuregen. So etwas konnte ja passieren und zumindest wusste er jetzt Bescheid. Dennoch ärgerte es ihn, dass Christoph ihm nicht Bescheid gesagt hatte. „Sollen wir für heute aufhören?“ fragte er nach, auch wenn er sich diese Frage lieber verkniffen hätte. Aber erst mal war Christophs Befindlichkeit wichtiger und wenn dieser für heute abbrechen wollte, würde er halt in den sauren Apfel beißen. Doch zu seiner Überraschung schüttelte der Mathematiker den Kopf und versicherte: „Es geht schon, wirklich. Ich würde lieber weitermachen. Immerhin habe ich doch noch eine Strafe abzuarbeiten, oder?“ Und dabei spielte sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen. In diesem Moment konnte Crow einfach nicht anders als amüsiert zu schmunzeln. Genau das liebte er an Christoph: der warf nicht so schnell das Handtuch. „Also gut, dann lass uns mal weitermachen. Und in Zukunft gibt es keinen Käfig mehr. Und ich denke, du hattest schon genug Bestrafung für heute.“ Hieraufhin küsste Crow ihn und drückte ihn auf die Liege. Jetzt konnte er ohnehin nicht mehr warten. Er wollte ihn jetzt hier und gleich. Nachdem sich sein Herzschlag nach der Aufregung wieder ein wenig beruhigt hatte, spürte Christoph, wie seine Beine angewinkelt wurden und wie sich nun etwas viel Größeres und Heißeres als die Analkette Druck auf seinen Schließmuskel ausübte. Mit einem Mal war diese Angst, die er bis dahin noch in diesem Käfig verspürt hatte, wieder weg und ein unbeschreibliches Gefühl erfüllte ihn, als Crow in ihn eindrang. Es tat nicht einmal weh. Nein, stattdessen empfand er nur diese unbändige Lust. Ihm wurde mit einem Male ganz heiß zumute, als wäre er wie im Fieber. Ein lautes Keuchen entwich ihm und ein heftiger Schauer ging durch seinen Körper. Und auch der Tätowierer schien dies sichtlich zu genießen. „Crow…“ Als der Tätowierer seine Hüften zu bewegen begann, da verkrallten sich Christophs Hände in die Liege und sein Atem ging nun schwerer als zuvor. Sämtliche Angst war gänzlich vergessen und all die Sorgen und Probleme, die gewesen waren, schienen nie existiert zu haben. Es war, als hätte sich kaum etwas zwischen ihnen verändert und als wäre der Konflikt mit Harold auch nicht gewesen. Und doch war es nicht so wie vorher… es war nämlich mehr und der Gedanke daran, dass sie füreinander mehr empfanden, als bloß rein körperliches Verlangen nach dem anderen, schien diese körperlichen Gefühle nur noch stärker zu machen. Ein heftiger elektrisierender Schauer ging durch Christophs Körper und ihm war, als würde sein Körper von innen her verglühen. Ihm war so unbeschreiblich heiß zumute und das Blut rauschte heftig in seinem Kopf. In ihm schien sich alles zu drehen und ihm wurde ein wenig schwindelig. Seine Wahrnehmung wurde zusehends getrübt und ihm war, als würde er alles um ihn herum nur noch wie durch einen dichten Nebelschleier wahrnehmen. Der Druck wurde immer stärker und er wusste, dass er gleich den Höhepunkt erreichen würde. Und an Crows schweren Atem war deutlich zu hören, dass es diesem nicht anders erging. Immer schneller und stärker wurden seine Stöße und trieben Christoph unerbittlich an seine Grenzen. „Crow…“, keuchte der 25-jährige und versuchte den Tätowierer anzusehen und ihre Blicke trafen sich. Etwas Tiefes und Unergründliches lag in diesen bernsteinfarbenen Augen und für einen Moment war Christoph wie hypnotisiert von diesem Anblick. Doch dann spürte er auch schon, wie die letzten Dämme brachen und mit gewaltiger Kraft der befreiende Orgasmus über ihn kam. Für einen Moment wurde ihm schwarz vor Augen und keuchend sank er zusammen. Kurz darauf kam auch Crow zu seinem Höhepunkt. Erschöpft lag Christoph auf der Liege und brauchte einen Moment, um wieder zu Atem zu kommen. Immer noch war ihm ein wenig schwindelig und darum beschloss er, noch einen kurzen Moment liegen zu bleiben. Nachdem sich Crow wieder aus ihm entfernt und seine Hose angezogen hatte, ging er zu ihm hin und legte eine Hand auf Christophs Kopf. „Vielleicht solltest du dich mal etwas hinlegen.“ „Ja, denke ich auch. Aber ich glaube, eine heiße Dusche wird auch ganz gut tun.“ Langsam stand Christoph auf und Crow begleitete ihn ins Bad. Sie duschten gemeinsam und im Anschluss verabredeten sie, sich morgen noch mal zu treffen, da Christoph noch etwas Wichtiges mit ihm bereden wollte. An der Haustür nahmen sie voneinander Abschied und auch wenn es vielleicht nicht ganz so romantisch war, kam es ihnen beiden dennoch deutlich vertrauter vor als sonst. Doch bevor Christoph zu seinem Wagen ging, wandte er sich Crow noch einmal zu, denn er wollte noch etwas wissen. „Sag mal, Crow… wie heißt du eigentlich mit richtigem Namen? Ich meine, inzwischen kannst du es mir doch sagen. Oder nicht?“ Der Tätowierer atmete geräuschvoll aus, kratzte sich am Kopf und schien noch zu überlegen. Nun, Christoph wusste schon einen Großteil seiner Geschichte und da würde es ja auch kaum einen Unterschied machen, wenn er ihm seinen wahren Namen verraten würde. Nachdem er sich mit einem erneuten Seufzer mit seiner Hand durchs Haar fuhr, murmelte er: „Ich heiße Raphael. Genauer gesagt Raphael Chayton Yong. Raphael ist mein brasilianischer und Chayton mein indianischer Vorname. Und Yong ist der Familienname meines Vaters.“ Etwas missmutig wandte der Tätowierer den Blick ab, doch Christoph konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Und zum Abschied meinte er „Also ich finde, Raphael passt perfekt zu dir.“ Kapitel 13: New Chances ----------------------- Der nächste Tag hielt nichts als Regen bereit und es donnerte zwischendurch sogar. Aus diesem Grund wurde das Treffen auch schließlich auf ein nahe gelegenes Café verlegt und als Christoph es betrat, sah er Raphael bereits an einem Tisch sitzen. Der 28-jährige Tätowierer machte einen etwas gereizten Eindruck, aber vielleicht hatte es ja auch nichts weiter zu bedeuten. Nur merkte man, dass die Kellner einen dezenten Bogen um ihn machten, weil er so bedrohlich wirkte. Christoph ging zu ihm hin und setzte sich, wobei er ihn nun auch mit seinem richtigen Namen grüßte. Doch Raphael wirkte etwas wortkarg und tatsächlich war er auch recht missgelaunt. Und deshalb fragte der Mathematiker auch gleich nach, was denn los sei. Raphael, der seinen Kaffee offenbar schwarz trank, schwieg erst eine Weile bevor er erklärte: „Ich musste heute zur Polizei. Sie haben den Mörder meiner Mutter gefunden. Allem Anschein nach war es ein registrierter Sexualstraftäter und er hat schon zwei Male eingesessen. Einer von den unbelehrbaren Schwachköpfen, die eigentlich nie hätten freikommen sollen. Naja, was soll’s.“ „Das tut mir wirklich Leid mit deiner Mutter.“ „Ach was. Da war eh nie eine Bindung zwischen uns. Es war nur ziemlich nervenaufreibend mit der Polizei gewesen. Die springen nicht sonderlich sanft mit einem Vorbestraften um, selbst wenn er rein gar nichts mit der Sache zu tun hat. Aber das ist jetzt auch nicht wichtig.“ Es machte irgendwie den Eindruck, als wollte Raphael das Thema so schnell wie möglich beenden, weil er nicht darüber sprechen wollte. Nun, sonderlich verübeln konnte Christoph es ihm ja auch nicht. Also beließ er es dabei und ging nicht weiter darauf ein. Es gab eh Wichtigeres, was geklärt werden musste. Er räusperte sich und bestellte bei der Kellnerin einen Cappuccino. „Also worüber ich mit dir reden wollte… Ich habe noch mal mit Harold gesprochen und er will Wiedergutmachung leisten. Die ganze Sache tut ihm wirklich leid und er geht heute zur Polizei, um seine Aussage zu machen.“ An Raphaels Miene war deutlich zu sehen, dass er sehr abwehrend auf diesen Namen reagierte und es sah fast danach aus, als würde er gleich ausrasten, so wütend wirkte er. Nun, wer konnte es ihm auch verdenken? Wenn Harold damals seine Aussage gemacht hätte, dann wäre er wegen Notwehr freigesprochen worden. Doch stattdessen hatte dieser ihn einfach im Stich gelassen und Raphael war vier Jahre im Gefängnis gewesen. Und warum? Nur weil Harold Angst um seine Karriere gehabt hatte. Christoph verstand ihn gut und wenn er in dieser Situation gewesen wäre, hätte er auch nicht anders reagiert. „Wiedergutmachung?“ fragte Raphael wütend. „Wie will er mir die vier Jahre wiedergeben, die ich verloren habe? Nichts macht diese Zeit wieder ungeschehen und deshalb verzichte ich auch darauf. Ich brauche keine Hilfe, klar? Ich komme auch wunderbar alleine zurecht.“ Damit wollte er die Sache abhaken, aber der Mathematiker blieb hartnäckig und wollte nicht eher Ruhe geben, bis er ihn nicht überzeugt hatte. „Jetzt hör mir doch erst mal zu. Wenn der Fall neu aufgerollt wird und Harold bestätigt, dass du von deinen Eltern misshandelt wurdest und du deinen Vater getötet hast, um deine Mutter zu beschützen, wird man dich im Nachhinein freisprechen und du bist nicht mehr länger vorbestraft. Und dann hast du auch Chancen zu studieren.“ Doch es sah nicht so ganz danach aus, als würde das Raphael in diesem Moment sonderlich interessieren. Er war immer noch der felsenfesten Überzeugung, dass er auf niemanden angewiesen war und alles alleine schaffte. Das mochte zwar so sein, aber hier ging es um seine Zukunft. Aber das sah er wahrscheinlich nicht so, weil er viel zu gefangen in seinem Denken war, dass er nichts und niemanden brauchte und er sowieso keinem Menschen vertrauen konnte. Er hatte all seine Träume begraben und sich damit abgefunden, dass er ein vorbestrafter Tätowierer bleiben würde. Es war einfach unvorstellbar für ihn, dass er je wieder seinen wahren Träumen nachgehen könnte und darauf hinarbeiten würde, ein Arzt zu werden. „Jetzt mach dich nicht lächerlich, Chris. Selbst wenn ich im Nachhinein freigesprochen werde und ich vor der ganzen Welt unschuldig bin, es wird immer ein Restzweifel zurückbleiben. Du kannst die Denkweise der Menschen nicht ändern. Wenn der Ruf einmal ruiniert ist, dann kannst du nichts mehr daran ändern.“ „Du versuchst es ja nicht einmal“, erwiderte Christoph und blieb standhaft. Denn so leicht wollte er sich gewiss nicht geschlagen geben. „Das mag vielleicht sein, dass es ein paar Menschen geben wird, die dich immer noch als Vatermörder sehen. Aber wenn es wirklich dein Traum ist, Arzt zu werden, dann solltest du auch dafür kämpfen, okay? Und dazu gehört es auch, die Hilfe von anderen anzunehmen und anderen zu vertrauen. Ich will dir bei deinem Traum helfen, Raphael. Du hast mich aus meinem Loch rausgeholt, jetzt mache ich dasselbe mit dir und ich werde dementsprechend dafür sorgen, dass du nachträglich freigesprochen wirst, damit du wieder zur Uni gehen kannst. Aber dazu musst du auch bereit sein, mitzuarbeiten und auch für dein Recht zu kämpfen, anstatt immer direkt zu kapitulieren und zu sagen, dass eh alles hoffnungslos ist. Der Einzige, der dir jetzt noch im Weg steht, bist allein du!“ Raphael schwieg nun und diese Worte brachten ihn wohl zum Nachdenken. Wahrscheinlich war es selten und vielleicht auch sogar nie vorgekommen, dass man ihm so zugeredet hatte. Aber für Christoph stand fest, dass er Raphael helfen würde. Ganz egal was dazu auch erforderlich war, er würde ihm helfen, endlich wieder für seinen Traum zu kämpfen. „Wieso machst du das alles überhaupt? Welchen Nutzen hast du denn bitteschön davon, dir meinetwegen den Arsch aufzureißen?“ „Weil es nun mal dazu gehört, wenn man jemanden liebt.“ Diesem Argument konnte Raphael nichts entgegensetzen und er starrte Christoph mit einem unbestimmten Blick an. Er, der von Dingen wie Liebe keine Ahnung hatte, kannte so etwas nicht und deswegen überrumpelte ihn dies auch erst. Aber nun merkte man auch, wie er sich langsam aber sicher wieder beruhigte. Stattdessen senkte er nur ein wenig den Blick und schwieg. „Ich habe alles genau durchdacht“, fuhr der 24-jährige schließlich fort. „Und die Wahrscheinlichkeit, dass du tatsächlich wieder studieren kannst, wenn du bereit bist, Hilfe anzunehmen, liegt bei exakt 94,8876%.“ Bei diesen Worten verzog Raphael kurz die Mundwinkel und ließ ein teils amüsiertes Schnauben vernehmen, wobei er noch „Du mit deiner Mathematik“ meinte. Aber Christoph ließ sich davon auch nicht beirren. „Ich will dir helfen, Raphael. Es war doch dein Traum, Arzt zu werden und wenn eine Chance besteht, dass du wieder studieren kannst, dann solltest du sie auch nutzen. Oder bist du zufrieden mit deinem Leben als Tätowierer?“ Raphael schwieg und sah zum Fenster hinaus. Es war ziemlich bewölkt und es sah aus, als würde es gleich regnen. Sein Verlangen nach einer Zigarette wurde immer stärker und darum beschloss er, kurz an die frische Luft zu gehen. Christoph folgte ihm nach draußen und als sie vor der Tür des Cafés standen, zündete sich der 28-jährige eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug, bevor er auf die Frage antwortete. „Ich habe nie behauptet, zufrieden oder unzufrieden zu sein. Als Tätowierer kommt man selbst als Vorbestrafter einigermaßen über die Runden und es ist besser als nichts. Aber ich bin in solchen Dingen eher pragmatisch. Was ich will oder nicht will, ist nicht von Bedeutung. Allein der Nutzen zählt und mehr nicht. Nicht jeder hat den Luxus das zu tun, was ihm Spaß macht.“ Als der Tätowierer bemerkte, dass Christoph still geworden war, blies er eine Nikotinwolke aus und fügte hinzu „Das sollte jetzt kein Vorwurf sein. Ich will nur, dass du verstehst, wie ich die Dinge sehe. Was meinst du, ist der gravierende Unterschied in der Motivation von Kindern, die in behüteten Familien aufwachsen und jenen, die aus dem Ghetto stammen?“ „Die Ghettokinder versuchen das Beste aus ihrer Situation zu machen.“ „Ganz genau. Kinder, die diesen Luxus nicht kennen, versuchen nur zu überleben. Und dafür werfen sie auch all ihre Moral über Bord und lassen sich nicht von Gesetzen aufhalten. Behütete Kinder wollen sich das Leben lediglich so komfortabel wie möglich gestalten und jagen ihren Träumen nach. Und das ist auch der Unterschied zu uns beiden. Du kennst das Milieu nicht, in welchem ich lebe oder zumindest kennst du es nicht so wie es wirklich ist.“ Ein Regentropfen traf Christophs Gesicht und als wäre dies eine stille Ankündigung gewesen, brach mit einem Mal der Regen herein. Also kehrten sie wieder ins Café zurück, nachdem Raphael seine Zigarette ausgedrückt hatte und redeten noch eine Weile miteinander. Christoph wollte die Zeit ja auch nutzen, um Raphael besser kennen zu lernen, allerdings war es manchmal schwierig, mehr von ihm zu erfahren. Es mochte daran liegen, dass Raphael nur äußerst ungern über seine Vergangenheit und allgemein über sich selbst sprach. Denn das bedeutete ja auch, seinem Gegenüber zu vertrauen und das fiel ihm wirklich schwer. Aber Christoph blieb geduldig wie immer und erfuhr so, dass Raphael schon seit seiner Kindheit ein „schwieriger Fall“ war und ein Wutproblem hatte. Manchmal brauchte es nicht sonderlich viel, um ihn wütend zu machen und meist schlug er dann sofort zu. Nun, im Grunde deckte sich seine Version größtenteils mit der von Harold ab. Nur wurden sie auch teilweise aus einer ganz anderen Sicht erzählt, die oftmals auch ein anderes Licht auf den Sachverhalt warf. So erfuhr Christoph auch, dass Raphael oft von anderen damit aufgezogen wurde, dass er ein Immigrantenkind war und im Ghetto lebte. Und auch, dass sein Vater ihn verprügelte, hatten sie oft zum Anlass genommen, um ihn zu hänseln. Da er seine eigenen Vergehen auch direkt zugab und auch nicht herunterspielte, glaubte Christoph ihm seine Version auch. Aber dann wechselte der 28-jährige die Richtung und begann nun selbst damit, den Mathematiker zu befragen. „Und wie kommt es, dass du ausgerechnet zu mir gekommen bist?“ „Nun ich… ich war irgendwie fasziniert von dir. Ich habe mich irgendwie zu dir hingezogen gefühlt und ich war von deiner rauen Art und deiner Ausstrahlung angetan.“ „Dann hast du entweder einen ziemlich ungewöhnlichen Geschmack oder eine ziemlich masochistische Ader.“ „Vielleicht auch beides“, meinte Christoph halb lapidar und hatte ein recht freches Lächeln auf den Lippen. Raphael schüttelte den Kopf und sagte nichts weiter dazu. Dem konnte man eben nicht viel entgegensetzen. Es war ein ungewohntes Gefühl, so mit jemandem zu reden. Selbst mit Satori unterhielt er sich nicht so und auch sonst vermied er es, persönlich mit jemandem zu werden. Zugegeben, es war auch ein wenig anstrengend und kostete ihn auch eine gewisse Überwindung, aber das gehörte wohl irgendwie dazu, wenn man wohl eine engere Beziehung zueinander aufbauen wollte. Aber so ganz verstand er das trotzdem nicht, wozu es unbedingt nötig war, alles über den anderen zu wissen. Immerhin waren sie doch auch ganz gut miteinander zurechtgekommen, als er nur Crow war. Er musste ja auch nicht jedes Detail über Christoph wissen. Naja… zumindest nicht mehr als unbedingt nötig. Bis jetzt hatte er ja immer noch nichts von der Überwachung erzählt und er hielt es eh für besser, ihn erst mal im Unwissen zu lassen. Solange er noch keine konkreten Beweise hatte, wollte er das alles erst einmal im Geheimen durchführen. Nicht nur, weil Christoph sonst alles noch durcheinander bringen könnte, sondern weil er ihn auch schützen wollte. Es reichte schon, wenn sein Leben verbaut war, da wollte er zumindest ihn davor bewahren. Ein sonderlich schlechtes Gewissen hatte er dabei auch nicht sonderlich. Es geschah ohnehin äußerst selten, dass er seine Handlungen bereute, auch wenn sie vielleicht falsch waren. Er fand immer eine überzeugende Rechtfertigung und dementsprechend war es mit seinem Gewissen auch nicht weit her. Der Zweck heiligte eben die Mittel. Zumindest war das seine Sicht der Dinge, denn aufgrund seiner Herkunft und seiner Vergangenheit hatte er in manchen Dingen recht wenig Skrupel. „Wie steht es denn eigentlich mit deiner Gesundheit?“ „Es schwankt“, gab Christoph zu und begann sich hinterm Ohr zu kratzen. „Teilweise ging es mit den Magenschmerzen besser, aber letztens hatte ich noch eine Halsrötung und Ausschlag.“ „Ausschlag?“ Raphael zog die Augenbrauen zusammen und er war verwundert. Diese Symptome passten überhaupt nicht zu seinem Verdacht und ein wenig verwundert war er auch. Und als er nachfragte, ob Christoph noch diese Energy Drinks trank, gab dieser zu, nur noch ein Mal so einen getrunken zu haben und danach war er auf Tee umgestiegen, um seinen Magen zu schonen. Das alles wurde immer merkwürdiger und der Tätowierer ahnte, dass er so langsam aber sicher handeln musste. Offenbar wurde die Sache langsam aber sicher ernst und wenn er nicht schnell handelte, konnte es noch gefährlich für Christoph werden. Aber um ganz sicher zu gehen, hakte er noch mal nach. „Was isst du denn so?“ „Entweder bestell ich mir was vom Chinesen oder ich geh in die Kantine der Uni.“ „Ah, Kantinenessen“, murmelte der 28-jährige und deutete ein leicht abschätziges Lächeln an. „Ich fand den Fraß dort genauso schlimm wie in der Schule.“ „Ach, eigentlich ist es ganz in Ordnung. Nur in der letzten Zeit schmeckt es immer furchtbarer. Wahrscheinlich haben sie den Koch ausgetauscht.“ Hier begann Raphaels Hirn zu arbeiten und er ging alles noch mal genauer durch. So war das also. Langsam aber sicher hatte er den Sachverhalt so einigermaßen durchschaut. Es fehlte ihm nur noch der Beweis. Aber den würde er noch bekommen. Am besten noch heute. Also stand er auf und schnappte sich wieder seine Jacke. „Sorry Chris, aber ich habe da noch ein paar wichtige Dinge zu tun. Ich melde mich.“ „Jetzt so plötzlich?“ „Ist was Wichtiges, das ich nicht aufschieben kann.“ Er sah die Enttäuschung bei dem 24-jährigen Mathematiker, aber darauf konnte er jetzt auch keine Rücksicht nehmen. Seine Pläne hatten jetzt absoluten Vorrang und duldeten keinen Aufschub. Ansonsten könnte Christoph noch ernsthaft Schaden nehmen oder schlimmstenfalls mit dem Leben bezahlen. Also verabschiedete er sich und verließ das Café. Draußen regnete es immer noch, aber davon ließ er sich auch nicht sonderlich abschrecken. Als er seine Harley erreichte, setzte er seinen Helm auf, startete den Motor und fuhr los. Bevor er aber zu seinem geplanten Zielort fuhr, machte er erst einmal bei sich zuhause einen Zwischenstopp. Als er die WG erreichte, hörte er wieder laute Musik, die aus den Lautsprechern tönte. Satori saß gemütlich auf der Couch und arbeitete an neuen Tattoomotiven. Leise summte sie zur Musik und schien vertieft in ihre Arbeit zu sein. Zuerst überlegte Raphael, sie kurz zu grüßen, aber da er sowieso gleich wieder weg war, konnte er sich das auch sparen. Also ging er direkt in sein Zimmer und holte aus einem kleinen Metallkoffer, der mit einem Vorhängeschloss gesichert war, seine STI Eagle, die er auch einfach nur „Adler“ nannte. Sicher war sicher und er konnte nicht abschätzen, wie gefährlich die ganze Sache noch werden würde und darum war es besser, für den Fall der Fälle seine Waffe bei sich zu haben. Die Pistole hatte er sich kurz nach seiner Entlassung besorgt, legal natürlich. Nachdem er sich im Knast einige Feinde gemacht hatte und auch in einem nicht gerade sicheren Viertel lebte, war so eine Pistole auch das eine oder andere Mal hilfreich und gab zumindest ein Gefühl von Sicherheit. Als er dann aber wieder gehen wollte, bemerkte Satori ihn schon und rief „Crow? Du bist schon zurück?“ „Ich bin auch gleich wieder weg. Ich musste nur etwas holen gehen.“ Die tätowierte Japanerin sah ihn überrascht an und blinzelte kurz. Sie wirkte etwas verwundert und fragte schließlich „Hattest du etwa keine Session gehabt?“ „Nein, heute nicht. Es war nur ein normales Treffen, so mit Reden und so…“ Nun wirkte sie noch verwirrter und schüttelte den Kopf. Immerhin kannte sie ihn ganz anders. Er traf sich niemals einfach so mit jemandem zum Reden, wenn es nicht um irgendetwas Wichtiges oder Geschäftliches ging. Aber es war ihr ohnehin nicht entgangen, dass ihr Chef und Mitbewohner sich in den letzten Tagen verändert hatte. Er merkte es ja schon selbst. „Sag mal… kann es sein, dass es wegen diesem Mathenerd ist, dass du so… so anders bist?“ „Kann sein. Ach ja… es kann sein, dass der Fall von damals noch mal neu aufgerollt wird. Und wenn es soweit ist, müssen wir uns zusammensetzen und über einige Dinge sprechen. Darunter auch wie es vielleicht mit dem Studio weitergehen soll.“ „Willst du etwa verkaufen?“ Etwas unsicher zuckte der 28-jährige mit den Schultern und murmelte nur „Kann sein, dass eine Möglichkeit besteht, dass ich wieder studieren kann. Und da werde ich für das Studio wohl keine Zeit mehr haben. Aber das ist erst mal eh nur Zukunftsmusik. Im Moment hab ich noch ein paar andere Sachen zu tun.“ Immer noch ruhten Satoris Augen auf ihn und schienen ihn zu prüfen. Sie konnte es nicht genau benennen, aber sie merkte deutlich, dass ihr Chef und Mitbewohner in den letzten Tagen irgendwie menshclicher geworden war und auch sonst nicht ganz so verschlossen wirkte. Es schien so, als wäre wieder ein Stückchen Leben in ihn zurückgekehrt. Und da fragte sie sich natürlich, ob da nicht vielleicht sein „Spielgefährte“ da nicht vielleicht etwas damit zu tun hatte. Ob es vielleicht möglich war, dass er sich tatsächlich verliebt hatte? Nein, das war vollkommener Unsinn. So jemand wie Raphael war nicht der Typ für so etwas. Aber andererseits… es war ja schon seltsam genug gewesen, dass sich ausgerechnet er mit einem Akademiker abgab, obwohl niemand Akademiker so sehr verachtete wie er. Irgendwie war er nicht mehr derselbe. Es war, als würde so langsam aber sicher sein kaltes Herz auftauen… Aber wozu brauchte er eine geladene Pistole? Satori wagte es lieber nicht, nachzufragen. So wie sie ihren Chef einschätzte, würde es vielleicht gefährlich werden, wenn sie zu viel wusste. Kapitel 14: The Traitor ----------------------- Nach dem plötzlichen Abgang von Raphael wollte Christoph eigentlich wieder nach Hause gehen, aber daraus wurde nichts, denn da bekam er einen Anruf von Dr. Becker, der ihn unbedingt sprechen wollte. Eigentlich hatte Christoph noch einen Krankenschein, aber da es sehr wichtig klang, machte er sich direkt auf den Weg zur Uni und erreichte schließlich Beckers Büro. Der Mathematikdozent wirkte sehr ernst und hatte ungeduldig auf Christoph gewartet. „Gut, dass du da bist, Laplace. Ich habe da nämlich etwas entdeckt. Als ich deine Notizen für den nächsten Algorithmusentwurf gesucht habe, um mit der Arbeit weiterzumachen, habe ich das hier gefunden.“ Damit wies er auf einige winzige Geräte auf dem Tisch, die Christoph eindeutig als Minikameras identifizieren konnte. Dieser Anblick löste einen leichten Schauer bei ihm aus und ihm wurde übel. Seit wann waren denn die Kameras in seinem Büro und wer hatte ihn ausspioniert? Was für einen Grund sollte es denn geben? Verwirrt sah er zu Dr. Becker, der aber auch recht ratlos wirkte und dann erzählte, dass auch sein Büro überwacht worden war. Ratlos schüttelte Christoph den Kopf und setzte sich auf einen der Stühle. „Ich verstehe das nicht. Wer zum Teufel soll uns denn beide bitteschön überwachen und wieso?“ „Vermutlich wollte die Person an den Algorithmus, wenn wir fertig geworden wären.“ „Das ist doch Quatsch. Ich meine, derjenige müsste genug Ahnung von Mathe haben und das wären Newton, Dr. Phineas, Prof. Ernestine und Prof. Walker und die kommen ja wohl kaum infrage. Dr. Phineas sitzt im Rollstuhl und kann wohl kaum die Kameras so gut versteckt haben, ohne dass jemand etwas bemerkt hätte und die beiden anderen sind auf einer Tagung in Europa. Newton selbst ist gerade erst wieder zurück und so abgebrüht ist er nicht, dass er so etwas tun würde. Und ich glaube kaum, dass ein Dozent so etwas tun würde. Vermutlich waren es Studenten, die an Informationen zu den nächsten Prüfungen kommen wollten. Immerhin sind ja bald die nächsten Termine.“ „Das glaubst du doch wohl selbst nicht.“ „Ach ja? Glaub mir ruhig, Studenten sind verdammt kreativ, was das betrifft. Wir sollten die Sache einfach erst mal im Auge behalten.“ Doch so ganz überzeugt schien Dr. Becker nicht zu sein und Christoph entging nicht, dass er mit einem sehr misstrauischen Blick beäugt wurde und irgendetwas an Dr. Beckers Blick war merkwürdig. Allerdings konnte er noch nicht sagen, was es war. „Ich halte es für besser, wenn wir unsere Arbeit woanders fortführen, einfach deshalb, um kein Risiko einzugehen. Immerhin geht es hier um verdammt viel.“ Christoph atmete ein wenig entnervt aus und verschränkte die Arme. Er verstand nicht so wirklich, was Dr. Beckers Problem war und wieso er so eine Geheimhaltung darum machen musste. Natürlich war die Lösung eines mathematischen Problems verbunden mit einer Geldsumme und Ruhm. Aber darum ging es ihm nicht. Für ihn ging es doch einfach nur um eine geistige Herausforderung und mehr nicht. Auf die Million war er nicht angewiesen und das Geld hätte er größtenteils eh an das Waisenhaus gespendet. Aber Dr. Becker dachte anscheinend anders über die ganze Sache. Für ihn ging es um Ruhm und Profit. Und darum wollte er auch nicht zulassen, dass irgendjemand anderes an die Lösung zu ihrem mathematischen Problem kommen würde. Und da er keine Lust hatte, sich mit ihm zu streiten, gab er sich geschlagen und seufzte. „Also gut. Dann machen wir es so, wie du es vorgeschlagen hast. Und wohin sollen wir die Arbeit verlegen?“ „Ich habe da ein Apartment in der Lexter Street, das könnten wir nutzen.“ Die Lexter Street? Soweit Christoph sich richtig erinnerte, war das nicht gerade eine Gegend, wo man sich nach Anbruch der Dunkelheit aufhalten sollte. Es lag nicht weit entfernt von einer alten Chemiefabrik entfernt, die während der Wirtschaftskrise geschlossen wurde. Und auch sonst war es nicht gerade eine Gegend, in die Christoph freiwillig gehen würde. Etwas skeptisch schaute er zu Dr. Becker und fragte „Die Lexter Street? Wirklich?“ „Dort gibt es eine alte Nachhilfeschule, die wir nutzen können. Mir kannst du ja erzählen, dass es ein Student ist, aber ich habe letztens einen Mann aus deinem Büro kommen sehen.“ „Ein Mann?“ fragte Christoph und runzelte die Stirn. „Was für ein Mann?“ „Wahrscheinlich ein Mexikaner. Dunkelhäutig, schwarzhaarig und riesig mit ziemlich finsterer Visage. Irgendwie ziemlich zwielichtig.“ Dunkle Haut? Schwarzhaarig? Riesig? Dann musste das wohl Raphael sein. Wahrscheinlich hatte Dr. Becker ihn gesehen, als diese verrückte Sache mit dem Vibro-Ei gewesen war. Nun, wenn den so war, dann konnte er ja auch gleich Entwarnung geben, bevor sich Dr. Becker noch in irgendwelche Wahnideen reinsteigerte und noch anfing, an eine Verschwörung zu glauben. „Ach du meinst Raphael? Keine Sorge, er ist ein Freund und hat für mich etwas vorbeigebracht. Und er ist nicht mexikanischer, sondern teils brasilianischer Herkunft. Er mag zwar etwas unheimlich aussehen, aber er ist in Ordnung.“ Doch so ganz überzeugt wirkte der Mathematikdozent nicht so wirklich, aber er sagte nichts dazu. Dann schließlich atmete er geräuschvoll aus und durchschritt den Raum. Irgendetwas schien ihn zu beschäftigen, das sah Christoph sofort. „Jetzt komm erst mal runter“, sagte er schließlich. „Ich bin mir sicher, dass es lediglich ein Versuch von den Studenten war, auf die Weise mehr über die Lösungen für die Prüfungen zu erfahren. So etwas haben einige aus meinem Jahrgang auch gemacht. Das ist zwar keine Entschuldigung, aber zumindest eine vernünftige Erklärung. Und jetzt entschuldige mich, aber ich habe nachher noch einen Arzttermin.“ „Arzttermin?“ „Ja, wegen meiner Magenschmerzen und den anderen Symptomen. Vielleicht kann der endlich feststellen, was mit mir los ist.“ „Aha…“, murmelte Dr. Becker etwas geistesabwesend und schien nicht mal richtig zugehört zu haben. Offenbar dachte er über irgendetwas nach. Wahrscheinlich saß ihm diese Kamerageschichte noch tief in den Knochen und er musste das alles erst mal sacken lassen. Also verabschiedete sich Christoph fürs Erste und sie einigten sich darauf, dass sie sich am nächsten Mittag in der alten Nachhilfeschule der Lexter Street treffen würden. Danach fuhr Christoph nach Hause, um sich noch ein wenig auszuruhen, da seine Magenschmerzen wieder schlimmer wurden. Aber diese ganze Kamerageschichte machte ihn doch etwas stutzig. Es machte doch überhaupt keinen Sinn, bei ihm heimlich Kameras anzubringen. Immerhin gehörte er nicht zu den Prüfern und unterrichtete auch nur im Vertretungsfall. Nun, bei Dr. Becker war es verständlicher, weil er auch die Mathekurse leitete. Aber es war dennoch nicht ganz schlüssig. Es machte kaum bis gar keinen Sinn, sie beide auszuspionieren und die Tatsache, dass Raphael in seinem Büro gewesen war, beschäftigte ihn ebenso. Zwar konnte es genauso gut ein Zufall sein, aber welchen Grund sollte der Tätowierer haben, ihn und Dr. Becker auszuspionieren? Ob er mal anrufen sollte? Christoph dachte noch eine Weile nach und entschied sich dann, doch lieber bei ihm auf dem Handy anzurufen. Also schnappte er sich sein Smartphone und wählte die eingespeicherte Nummer. Es dauerte eine Weile, bis der Tätowierer endlich ranging. „Ja Chris, was gibt’s?“ eine Weile schwieg der Mathematiker und war sich nicht ganz sicher, ob es ratsam war, diese Frage zu stellen. Wenn er hier eine falsche Verdächtigung machte, würde das doch zeigen, dass er Raphael nicht vertraute. Aber andererseits wollte er den Verdacht auch gerne ausräumen. Darum sagte er auch nach einer kurzen Pause „Es wurden Kameras bei mir im Büro gefunden… und bei Dr. Becker. Du warst doch bei mir im Büro. Ist dir irgendetwas oder irgendjemand vielleicht aufgefallen?“ „Nein, nicht direkt.“ „Aha…“ „Mag auch daran liegen, weil ich es war.“ Beinahe wäre Christoph das Handy aus der Hand gefallen. Er konnte nicht glauben, was er da hörte. Raphael hatte die Kameras angebracht? Gehörte das irgendwie zu seinen komischen Spielchen dazu oder was hatte das alles zu bedeuten? Einen Moment lang schwieg er, bis er dann endlich ein „Warum?“ über die Lippen brachte. Er hoffte noch auf eine vernünftige Erklärung, doch stattdessen bekam er nur die Antwort: „Das erfährst du später noch. Tu mir nur einen Gefallen und bleib im Haus.“ „Was ist denn bitte los? Wieso soll ich im Haus bleiben? Ich muss nachher zum Arzt und wenn du mir nicht erklärst, was hier los ist…“ „Du bist in Gefahr, Chris.“ Raphael klang sehr ernst und das machte dem 24-jährigen nun doch Sorgen. Irgendetwas stimmte doch nicht. „Jetzt sag schon, was los ist!“ „Das erfährst du später. Bleib im Haus und verschieb den Arzttermin. Ich melde mich später.“ Bevor Christoph nachfragen konnte, hatte Raphael auch schon aufgelegt und damit das Gespräch beendet. Etwas entnervt atmete der Mathematiker laut aus und schüttelte den Kopf. Was zum Teufel war bloß los und was sollte das alles? Irgendetwas stimmte da doch nicht. Aber für ihn stand fest, dass er den Arzttermin nicht verschieben würde. Er hatte lange genug mit Magenkrämpfen ausgehalten und der Hautausschlag sah auch nicht gut aus, ganz zu schweigen von der Halsrötung. Und da Raphael nicht mit der Sprache rausrücken wollte, sah er auch keinen triftigen Grund, wieso er im Haus bleiben sollte. So wichtig konnte es ja wohl nicht sein und selbst wenn tatsächlich Gefahr drohen sollte, er hatte einen schwarzen Gürtel in Karate und wusste sich zur Wehr zu setzen. Also schnappte er sich seine Jacke, setzte noch seine Mütze auf und zog seine Jacke an. Zur Sicherheit nahm er noch einen Schirm mit und verließ das Haus. Na hoffentlich gewitterte es nicht gleich noch. Am liebsten wäre er ja mit dem Auto gefahren, nur war da das Problem, dass er in der Innenstadt nirgendwo Parkplätze fand. Also war die beste Alternative, zu Fuß zu Dr. Bakers Praxis zu gehen. Solange er noch nicht bettlägerig war, würde ihm der Fußmarsch auch nicht wehtun. Um ein wenig Unterhaltung zu haben, setzte er seine Kopfhörer auf und hörte ein wenig Apocalyptica auf seinem Smartphone. Während seines Fußmarsches fragte er sich schon, was mit Raphael los gewesen war und wieso sich dieser so merkwürdig aufgeführt hatte. Und vor allem: was sollte denn bitte diese ganze Geheimnistuerei? Sollte das mal einer verstehen. Das Haus nicht verlassen… wofür hielt sich der Kerl denn bitte? Und überhaupt: diese Überwachungsaktion war doch auch ziemlich seltsam. Wenn es zu seinem Spielchen dazugehörte, ihn zu beobachten, war das schon seltsam genug, aber wieso musste er Will Becker überwachen? Christoph versuchte die Fakten zusammenzusetzen und einen Sinn dahinter zu erkennen. Wann hatte Raphael damit angefangen, sich so seltsam zu verhalten? Tja, das war leider schwer zu sagen. Nun, das war gewesen, als er von der Provigil-Geschichte erfahren hatte. Da hatte er ziemlich wütend reagiert und sich auch ganz schön aufgeregt. Verständlicherweise, wenn man es recht bedachte. Immerhin war das ja auch gefährlich gewesen. Und danach? Christoph hatte ihm von den Energy Drinks und seinen Magenschmerzen erzählt und Raphael hatte ihm angeraten, das Zeug nicht mehr zu trinken und Kohlepräparate zu nehmen. Dummerweise hatte der 24-jährige nicht viel Ahnung, in welchen Fällen man die Dinger alle nahm, da er sich mit Medizin rein gar nicht auskannte. Auf dem Gebiet war er ein absoluter Idiot, das gab er auch offen zu. Plötzlich blieb er stehen und er begann langsam einen roten Faden zu sehen. Das Provigil, die Energy Drinks, die Magenschmerzen… Diese ganzen gesundheitlichen Beschwerden hatten angefangen, als er die Arbeit zur Lösungsfindung für das Problem P=NP angefangen hatte. Will hatte ihn auf den Trichter mit dem Provigil gebracht und ihm die Energy Drinks angedreht. Was, wenn… Noch bevor Christoph diesen Gedanken zu Ende führen konnte, traf ihn ein harter Schlag gegen den Hinterkopf und raubte ihm das Bewusstsein. Das Erste, was er wahrnahm, als er langsam das Bewusstsein wiedererlangte, waren heftige Kopfschmerzen. Sein Schädel dröhnte und er brauchte eine Weile um zu realisieren, was passiert war. Irgendjemand musste ihn niedergeschlagen haben. Aber wer hatte das getan und warum? Benommen hob Christoph den Kopf und bemerkte, dass er gefesselt war. Er lag auf einem dreckigen und verstaubten Boden und alles, was er erblickte, war ein ziemlich heruntergekommenes Zimmer, das so verkommen aussah, dass es unwahrscheinlich war, dass hier jemand wohnte. Mit großer Wahrscheinlichkeit war es eines dieser abrissreifen Häuser, die schon seit Ewigkeiten leer standen und schlimmstenfalls gab es hier sogar Ratten. Der Boden war staubig und es roch muffig. Mit Mühe konnte er sich aufsetzen und bemerkte, dass man ihm auch die Fußgelenke zusammengebunden hatte. Wo genau war er denn und wieso war er niedergeschlagen und gefesselt worden? Aber am allerwichtigsten war die Frage, wer ihm das angetan hatte. Ein schlimmer Verdacht kam ihm und als er Schritte in einem Nebenraum hörte, rief er zögerlich: „Will?“ Eine Tür, die offenbar ins Badezimmer führte, öffnete sich und tatsächlich war es Dr. Will Becker, sein Kollege und derzeitiger Projektpartner. Er trug Latexhandschuhe, einen Mundschutz und eine Schutzbrille, was irgendwie den Anschein erweckte, als wäre er aus einem Chemielabor herausgekommen. Ihn zu sehen und zu wissen, dass er es war, der für die Entführung verantwortlich war, versetzte Christoph einen Stich in die Brust. Auch wenn er kurz vor seiner Ohnmacht erkannt hatte, dass die einzig logische Schlussfolgerung jene war, dass Will Becker ihn aus dem Weg räumen wollte, traf es ihn doch sehr. Immerhin kannten sie sich schon seit Jahren. Christoph hatte mit ihm zusammen gelernt und die Prüfungen gemacht und auch wenn es nie eine tiefe Freundschaft war, hatte er immer gerne mit Will zusammengearbeitet und ihm vertraut. Und er konnte einfach nicht glauben, dass ausgerechnet Will ihm das antun würde. „Ah, schon wach?“ stellte Will recht kühl fest und kam direkt auf ihn zu, wobei er ein kaltes Lachen vernehmen ließ. „Na? Hattest du angenehme Träume, Laplace?“ Christophs Blick verfinsterte sich und Wut kochte in ihm auf. „Warum, Will? Warum machst du das? Wir sind Kollegen und kennen uns schon seit wir selber noch Studenten waren. Erklär mir das mal!“ Ein Tritt ins Gesicht folgte, der Christoph beinahe wieder das Bewusstsein raubte. Stöhnend fiel er wieder zu Boden und war erst mal zu benommen, um wieder aufzustehen. Ein weiterer Tritt in die Magengrube erfolgte und der Schmerz war so heftig, dass der 24-jährige sich stöhnend zusammenkrümmte. „Du willst eine Erklärung haben?“ rief Will und klang nun nicht mehr so gut gelaunt und freundlich wie sonst. Nein, er war wütend, ziemlich wütend und als Christoph den Blick hob, sah er den Hass im Gesicht seines Kollegen, den er fast schon wie einen Freund angesehen hatte. „Ich bin es leid, dass du immer derjenige bist, der die Lorbeeren einsackt. Ich habe hart für meinen Doktortitel arbeiten müssen und mir hat niemand mein Studium finanziert. Jahrelang habe ich mir den Arsch aufgerissen, um es zu etwas zu bringen, aber dir fällt alles in den Schoß. Für dich ist das alles nur ein langweiliger Zeitvertreib und du brauchst dich für rein gar nichts anzustrengen. Und was ist? Alle feiern dich als großes Wunderkind mit einem Wahnsinnsintelligenzquotienten und selbst das Ausrechnen der Lottozahlen ist doch bloß eine Spielerei für dich. Du kriegst alle wichtigen Projekte zugeteilt und wo bleiben Leute wie ich? Ich darf gucken wo ich bleibe und bekomme kaum ein Projekt zugeteilt, weil du hier das Genie bist. Aber damit ist Schluss. Wenigstens ein Mal in meinem Leben werde ich den Ruhm einheimsen und nicht du. Der Algorithmus wird meine Entdeckung bleiben und ich werde den Ruhm und das Geld bekommen und nicht du!“ Christoph blieb still, als er das hörte. Er hatte nicht gewusst, wie Will über diese Dinge dachte und was ihn so störte. Aber musste er sich da Vorwürfe machen? Er konnte doch nichts dafür, dass er mit dieser Gabe geboren wurde und oftmals wünschte er sich ja selber, dass er ein normales Leben führen konnte, wo er auch mal seine Ruhe vor der Mathematik hatte. Er hatte es gehasst, dass er als kleiner Junge schon viel reifer als die anderen war und nicht so unbeschwert spielen konnte. Aber nie und nimmer hatte er vorgehabt, Will in den Schatten zu drängen, das war auch nicht seine Art. Er schätzte seine Kollegen und es war ihm auch wichtig, dass auch sie die Anerkennung bekamen, die ihnen zustand. Aber es änderte nichts an der Tatsache, dass er eben schon als 9-jähriger berühmt wurde als das Wunderkind mit einem IQ, den nicht mal Stephen Hawking oder Albert Einstein erreicht hatten. Er hatte es sich nicht ausgesucht, es war einfach so und natürlich tat es ihm leid, dass Leute wie Will es eben schwerer hatten. „Es tut mir leid, okay?“ rief er deshalb. „Aber das ist doch nicht meine Schuld! Man kann solche Dinge doch auch anders regeln!“ „Ach hör du mir doch auf, Laplace. Du bist hier nicht in der Position, um zu verhandeln. Wenn du erst mal weg vom Fenster bist, dann werde ich es sein, der endlich mal den ganzen Erfolg erntet. Das Lösen der abc-Vermutung war mein Projekt, verstehst du? MEIN PROJEKT! Und was war? Sie haben mir meine Arbeit weggenommen und dir zugeteilt! Und wer heimst hinterher ohne große Anstrengungen die Lorbeeren ein? Natürlich du! Es dreht sich doch alles immer nur um den großen Christoph Strauss, das Wunderkind aus dem Waisenhaus, adoptiert von einem hochrangigen Professor. Aber damit ist jetzt Schluss, ich habe mir das lange genug gefallen lassen. Ich lasse nicht zu, dass solche Klugscheißer wie du meine ganze Arbeit zunichte machen!“ „Du hast sie doch nicht mehr alle!“ rief Christoph und als Will auf ihn zuging, reagierte der 24-jährige schnell und schaffte es, ihm kräftig gegen die Beine zu treten und ihn somit zu Fall zu bringen. Zwar mochten seine Hände und Füße gefesselt sein, aber so schnell wollte er nicht aufgeben. Als Will auf dem Boden lag, wollte Christoph ihm gegen den Kopf treten, um ihn außer Gefecht zu setzen, doch da war sein Kontrahent schneller und rappelte sich auf, dann richtete er eine Pistole auf den Gefesselten. Ein Schuss wurde abgefeuert, der Christophs Kopf nur knapp verfehlte. „So, jetzt reicht es mir aber“, rief der Mathematiker und packte seine Geisel am Schopf. „Ich hab endgültig die Schnauze voll von dir. Eigentlich wollte ich dich langsam und schleichend umbringen, ohne dass irgendjemand Verdacht schöpft. Aber da du mir ja diesen Ex-Knacki auf den Hals gehetzt hast, ist endgültig Schluss mit lustig. Und dann werde ich dir endlich mal dein Maul stopfen!!!“ „Wie bitte? Was… was redest du da? Was für ein Ex-Knacki?“ „Stell dich nicht dümmer an als du bist. Ich hab doch gesehen, wie dieser Mexikaner in deinem Büro ein und aus ging und er war es doch, der damit gedroht hat, mich an die Polizei zu verpfeifen.“ Mexikaner? Meinte er damit etwa Raphael? Hatte dieser etwa gewusst, was Will Becker vorgehabt hatte? Christoph verstand die Welt nicht mehr. Was zum Teufel spielte Raphael denn für eine Rolle in diesem Spiel? Grob wurde Christoph hochgezerrt und in Richtung Bad gezerrt. Doch dann wurde er plötzlich fallen gelassen, als Will abrupt stehen blieb und ihn losließ. Zuerst verstand der 24-jährige nicht, was hier vor sich ging, bis er dann das Klicken einer Pistole hörte, die entsichert wurde. Und das war nicht Wills Waffe. Irgendjemand stand hinter ihm. „Nur zu deiner Info“, hörte er eine sehr vertraute Stimme sprechen. „Ich bin kein Mexikaner. Und jetzt die Hände hoch, bevor ich sie dir breche, Arschloch!“ Kapitel 15: Fatal Shot ---------------------- Mit Mühe hob Christoph den Blick und sah tatsächlich, dass Raphael direkt hinter Will Becker stand und ihm eine Pistole an den Hinterkopf drückte. Er wirkte ziemlich sauer und man hätte echt meinen können, dass er abdrücken würde. Und wahrscheinlich musste sich der Tätowierer auch in diesem Moment wirklich beherrschen, um diesem Verlangen nicht nachzugeben, denn wenn er wütend wurde, dann konnte er auch gewalttätig werden. Aber so ganz verstand der 24-jährige das nicht. Woher wusste Raphael, dass sie hier waren und wie hatte er so schnell herkommen können? „Raphael… woher…“ „Nachdem ich erfahren habe, dass du einen Arzttermin hast, war mir klar, dass der Kerl hier alles tun würde, um zu verhindern, dass ans Tageslicht kommt, dass er dich seit geraumer Zeit mit Frostschutzmittel und Abflussreiniger vergiftet und dich deshalb abfängt. Darum habe ich dein Handy geortet und mich direkt auf den Weg gemacht.“ „Frostschutzmittel?“ fragte Christoph und konnte es kaum glauben. Wie zum Teufel hatte Will es denn geschafft, ihm so etwas unterzujubeln, ohne dass er irgendetwas gemerkt hatte? Er hätte doch irgendetwas merken müssen. Raphael, der sich mit so etwas offenbar auskannte, erklärte es ihm. „Er hat die Energy Drinks mit Frostschutzmittel versetzt, sodass es aufgrund des extrem süßen Geschmacks nicht auffällt. Allerdings hatte mich der scharfe Nachgeschmack stutzig gemacht und ich hatte da schon so einen gewissen Verdacht. Darum hatte ich dir angeraten, die Kohletabletten zu nehmen und die Drinks nicht mehr anzurühren. Gegen so eine Vergiftung sind diese Präparate sehr hilfreich. Da ich aber keine Beweise und keine belegbaren Indizien hatte, sondern nur vage Vermutungen, konnte ich nichts tun. Also installierte ich daraufhin die Kameras, um deinen Kollegen auf frischer Tat zu ertappen, aber der Kerl hat sich geschickter angestellt als erwartet und als du mir die Halsrötung und den Hautausschlag beschrieben hast, hatte ich geahnt, dass er wohl auch dein Essen mit Abflussreiniger vergiftet. Darum habe ich ihm heute einen Besuch abgestattet und ihm gedroht, ihn an die Bullen zu verraten, nachdem ich endlich filmen konnte, wie er während deiner Abwesenheit heimlich dein Essen vergiftet hat. Und zudem habe ich durch ein paar Recherchen erfahren, dass er große Mengen an Fluorsulfonsäure unter einem falschen Namen bestellt hat. Er hätte deine Leiche einfach darin aufgelöst, ins Abwasser gekippt und diese Weise würde deine Leiche nie gefunden werden, was es extrem schwierig gestalten würde, ihn mit dem Mord in Verbindung zu bringen. Vor allem, wenn es weder Leiche noch Tatort gibt. In diesen Fällen ist die Aufklärungsrate sehr niedrig. Und wären die Bullen dennoch aufmerksam geworden, hätte er den Verdacht einfach auf mich gelenkt. Ich bin ja sowieso wegen Totschlags vorbestraft und da wäre es kein Kunststück gewesen, wenn er mir den Mord untergeschoben hätte. Das wäre für die Bullen ein gefundenes Fressen gewesen und für sie wäre es um einiges logischer gewesen, wenn ein verurteilter Totschläger einen Akademiker umbringt, zu dem er Kontakt hatte und den er eh überwacht hat. Niemand würde dann noch den Kollegen mit der vermeintlich weißen Weste verdächtigen. Blöd nur, dass ich genug Ahnung von Medizin habe, um die Symptome für solche Vergiftungen zu erkennen und damals den gleichen Gedankengang hatte, als ich mir überlegt habe, wie ich meinen Vater aus dem Weg räumen könnte. Da brauchte ich auch kein Genie sein, um auf den Einfall mit der Säure zu kommen, um eine Leiche zu vernichten.“ Will Becker war wie erstarrt und kreidebleich im Gesicht. Offenbar hatte er nicht damit gerechnet, dass Raphael die ganze Sache so durchschauen würde. Selbst Christoph hätte so etwas nicht erwartet. Offenbar hatte der Tätowierer schon die ganze Zeit ein wachsames Auge auf ihn gehabt und die ganze Zeit Beweise gegen Will gesammelt, um ihm das Handwerk zu legen. Darum wollte er also nicht, dass ich das Haus verlasse, dachte sich Christoph und begriff so langsam die ganzen Zusammenhänge. Er wollte verhindern, dass ich in Schwierigkeiten gerate. Und damit ich nicht auch noch zu Will renne und in Gefahr gerate, hat er mich extra im Unwissen gelassen, damit er das alleine klären konnte. „Du… du hast die ganze Zeit versucht, mich zu beschützen?“ „Hey, ich mag zwar so einiges auf dem Kerbholz haben und nicht gerade der Vorzeigetyp sein, aber ich lasse doch nicht zu, dass hier irgendjemand umgebracht wird. So und jetzt zu dir, du Dreckskerl… Jetzt legst du schön die Knarre weg, nimmst die Hände hinter den Kopf und stellst dich mit dem Gesicht zur Wand!“ Raphael sah wild entschlossen aus. Und seinem Blick war deutlich anzusehen, dass er im Notfall sogar schießen würde, wenn es zu brenzlig werden würde. Er war bereit, so etwas zu tun, weil er Christoph um jeden Preis beschützen wollte. Genauso wie er damals seine Mutter beschützen wollte und dafür seinen Vater totgeprügelt hatte. Doch dieses Mal war es anders. Denn jetzt war er bereit, seine Freiheit und seine Zukunft für jemanden aufs Spiel zu setzen und ihn mit allen Mitteln zu beschützen, der es auch wert war, beschützt zu werden. Christoph war der erste Mensch, der ihn so lieben konnte wie er war und darum würde er nicht zulassen, dass ihm etwas passierte. Ein eiskaltes Lachen kam von Will, der sich nicht so schnell eine Blöße geben wollte. „Wieso? Willst du mich erschießen?“ Hieraufhin drückte Raphael die Mündung seiner Pistole noch fester gegen den Hinterkopf und musste sich wirklich beherrschen, um sich nicht schon wieder von seiner Aggression übermannen zu lassen, die ihn schon allzu oft in Schwierigkeiten gebracht hatte. „Das hättest du wohl gerne was? Mach schon, oder ich werde dir deine Zähne einzeln rausschlagen, bevor ich dir ein drittes Nasenloch verpasse.“ Damit befolgte Will gehorsam Raphaels Anweisungen und so widmete sich der Tätowierer Christoph und nahm ihm die Fesseln ab, wobei er sich noch erkundigte, ob alles in Ordnung sei. Der 24-jährige nickte und war froh, dass es nur Tritte waren, die er hatte einstecken müssen. Wenn Raphael später gekommen wäre, dann hätte er jetzt garantiert im Säurebad gelegen. Zum Glück hatte Schlimmeres verhindert werden können. Erleichtert atmete er auf und wollte aufstehen, allerdings tat ihm der Kopf noch ziemlich weh und er wankte ein wenig. Ihm war schlecht und bei ihm drehte sich alles. Schlimmstenfalls hatte er eine Gehirnerschütterung. Er geriet ins Straucheln und wäre gestürzt, hätte Raphael ihn nicht aufgefangen. „Hey Chris, mach bloß nicht schlapp!“ Diesen kurzen Augenblick der Unachtsamkeit, in der Raphael seine ganze Aufmerksamkeit kurz Christoph widmete, nutzte Will Becker, der zuvor noch mit einer Waffe mattgesetzt worden war. Dieser hob blitzschnell seine Pistole und zielte damit auf Raphael und Christoph. Raphael, der gerade den benommenen Christoph festhielt, konnte nicht mehr schnell genug reagieren, um die Waffe auf Will zu richten. Er wusste, dass er nur eine Wahl hatte. „Chris! Runter!“ Damit packte er ihn stellte sich schützend vor ihn. Einen Moment später hallten drei Schüsse durch den Raum. Christoph war für einen kurzen Moment wie taub durch den ohrenbetäubenden Knall der Schüsse. Durch den heftigen Kopfschmerz und das leichte Pfeifen im Innenohr war er wie benommen und wurde mit zu Boden gerissen, als Raphael, der ihn immer noch schützend festhielt, zusammenbrach. „Raphael?“ Christoph befreite sich aus dem Griff und sah mit Entsetzen zwei Schussverletzungen in Raphaels Rücken. Ihm war, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggerissen werden. Sein Verstand war wie gelähmt und er war nicht fähig, auch nur irgendetwas zu tun. Eine lähmende Hilflosigkeit überkam ihn, als ihm klar wurde, was passiert war. Raphael hatte sein Leben riskiert, um ihn zu beschützen. „Raphael!“ Der Tätowierer brachte nur ein schwaches Keuchen zustande und regte sich kaum noch. Seine Wunden bluteten stark und schlimmstenfalls waren wichtige Organe oder Arterien verletzt worden! Raphaels Gesicht war von Schmerzen gezeichnet und sein Atem ging flach und keuchend. Entsetzliche Angst überkam Christoph. Wenn niemand kommen würde, um sie zu retten, dann würden sie sterben und Will würde sie beide erschießen. Wie um alles in der Welt hatte es nur so weit kommen können, dass sie in so eine Situation hineingeraten waren, in der sie dem Tod ins Auge sehen mussten? Hatte er irgendeinen Fehler gemacht und trug in irgendeiner Weise Schuld an dieser Situation? Gab es denn überhaupt keine Hoffnung mehr? Würden sie hier wirklich sterben müssen? Christoph sah zu Will, der die Pistole auf ihn gerichtet hielt und den Mundschutz abgenommen hatte. „So, jetzt reicht es mir endgültig. Es wird Zeit, dass du endlich verschwindest!“ Christoph wusste, dass es nichts mehr gab, was er tun konnte. Er war nicht schnell genug, um einer Kugel auszuweichen und in diesem Schockzustand würde er ohnehin noch länger brauchen, bis sein Körper endlich reagieren würde. Und Raphael war schwer verletzt und konnte sich kaum bewegen. Es hieß, dass im Augenblick des Todes das Leben an einem vorbeiziehen würde wie ein Film. Nie hatte Christoph daran geglaubt. Doch nun, da er selbst den Tod vor Augen hatte, war ihm, als würde sein Leben tatsächlich noch ein einziges Mal wie ein Film vor seinem geistigen Auge ablaufen. Er musste an seine Kindheit denken, die er relativ alleine verbracht hatte, da ihn die Welt der Mathematik mehr fasziniert hatte als alberne Kinderspiele. Wie er ein Teil der Familie Strauss geworden war und mit 16 Jahren nach seiner Mutter gesucht hatte, um zu erfahren, warum sie ihn ausgesetzt hatte. Er dachte an die Zeit in der Uni und seine Arbeit. Wie er die russische Wissenschaftlerin Dr. Kasakowa bewundert hatte, die nicht nur geistig, sondern auch körperlich in Topform gewesen war und sogar zweimalige Weltmeisterin in MMA gewesen war. Er erinnerte sich, wie er daraufhin selbst mit dem Kampfsport angefangen hatte… auch belanglose Dinge wie sein Alltag oder die wenigen Frauengeschichten kamen ihm in den Sinn. Und irgendwie blieb dieses beschissene Gefühl zurück, als wäre das alle nicht wirklich das gewesen, was er wirklich wollte. Wirklich alles hatte er überlebt. Er hatte als Säugling überlebt, als seine Mutter ihn in einer Mülltonne „entsorgt“ hatte und als er beinahe einen Blinddarmdurchbruch gehabt hatte und die Knochenbrüche bei der Karate Weltmeisterschaft hatte er überstanden. Und nun würde er im Alter von 24 Jahren in einem heruntergekommenen Apartment erschossen werden. Was für ein scheußlicher Gedanke, insbesondere weil er wusste, dass Will ihre Leichen einfach in Säure auflösen und ihre verflüssigten Überreste in die Kanalisation kippen würde. Doch dieser Gedanke an das, was ihm nach seinem Tod blühen würde, erschien ihm nicht so schlimm als der Gedanke daran, dass er so früh sterben musste, nachdem ihm sein Leben so einsam und trostlos erschien. Nun, im Grunde stimmte es auch. Er hatte kaum Freunde und selbst seine Arbeit erschien ihm nicht mehr länger von Bedeutung. Alles, was er je wollte, war… Seine Brust schnürte sich zusammen und er ergriff Raphaels blutverschmierte Hand. Tränen sammelten sich in seinen Augen und selten hatte er sich etwas so sehnlich gewünscht, als jemanden an seiner Seite zu haben, der ihm die Liebe geben konnte, die ihn niemand hatte geben können. Er wollte bei Raphael bleiben und ihn besser kennen lernen. Alles, wirklich alles war nicht mehr wichtig für ihn, aber er wollte wenigstens eine einzige Chance bekommen, um noch etwas Zeit mit Raphael zu verbringen. Als wäre sein Wunsch tatsächlich erhört worden, spürte er, wie Raphael seine Hand drückte. „Chris…“ Christoph hielt seine blutverschmierte Hand fest und bereitete sich innerlich auf das Unvermeidliche vor. Er sah in Raphaels kreidebleiches Gesicht und spürte, wie sich seine Brust schmerzhaft zusammenschnürte. „Chris“, brachte Raphael mit Mühe hervor. „Schlie… schließ die Augen.“ Langsam nickte Christoph und schloss die Augen und drückte Raphaels Hand. Nie hätte er gedacht, dass er jemals solche Angst vor dem Tod haben würde. Ein eiskaltes Lachen ertönte und er hörte, wie Wills Schritte immer näher kamen. „So und jetzt ist endgültig Schluss! Fahrt zur Hölle!“ Und damit hallte ein erneuter ohrenbetäubender Schuss durch den Raum und traf sein tödliches Ziel. Kapitel 16: Craving for Love ---------------------------- Es herrschte Totenstille. Nur der Wind rauschte leise in den Bäumen und ließ die Blätter rascheln. Ansonsten war nichts weiter zu hören. Kein Mensch war hier, nicht mal Besucher. Aber das war auch ganz gut so. Im Moment brauchte er die Stille, um das alles sacken zu lassen. Auch wenn bereits knapp vier Wochen vergangen waren, saßen ihm die ganzen Erlebnisse noch tief in den Knochen und es würde wohl noch eine ganze Weile dauern, bis er das alles verarbeitet hatte. Wie sollte es denn auch so leicht gehen, wenn vor seinen Augen ein Mensch gestorben war? Immer wieder hatte er diese schrecklichen Bilder gesehen und sich gefragt, warum das alles passieren musste. War er zu naiv gewesen? Hätte er die Anzeichen schon viel früher erkennen müssen? War es letzten Endes vielleicht seine Schuld, dass es so dermaßen eskaliert war? Hätte er doch auf Raphael gehört. Wenn er im Haus geblieben wäre, dann hätte das alles nicht passieren müssen. Schweigend senkte er den Blick und sah hinab auf den Grabstein. Jemand hatte Blumen davor gelegt. Mit Sicherheit trauernde Hinterbliebene. Es war ein merkwürdiges Gefühl, den Namen eines Menschen auf einem Grabstein zu lesen, den man so gut gekannt zu haben glaubte und mit dem man so lange zusammengearbeitet hatte. Christoph spürte, wie sich ihm die Kehle zuschnürte und ihm war, als würde ihm jegliche Energie geraubt werden. Wie hatte er sich nur so sehr in einem Menschen täuschen können? Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Eine sanfte Berührung, die aber etwas sehr Aufbauendes und Kraftspendendes hatte. „Du musst dir keine Vorwürfe machen“, hörte er seinen Begleiter sagen. „Dich trifft keine Schuld und du kannst froh sein, so glimpflich davongekommen zu sein.“ Ja, das stimmte eigentlich. Aber dennoch nahm ihn das Ganze mit. Es würde nie wieder so wie früher sein, das stand fest. Die Ereignisse hatten ihn verändert und ihm deutlich gemacht, was ihm wichtig war und was nicht. Still suchte seine Hand die von Raphael und hielt sie fest. Genau so wie er sie festgehalten hatte, als Will Becker sie beide erschießen wollte. Bevor der Schuss ihn töten konnte, hatte Raphael seine letzte Kraft mobilisiert und Will mit einem Kopfschuss getötet. Die Polizei war kurz darauf eingetroffen und der Notarzt ebenfalls. Für Will war es bereits zu spät, Raphael musste schnellstmöglich in die Notaufnahme. Er hatte viel Blut verloren, aber verdammtes Glück gehabt. Hätte die zweite Kugel ihn etwas weiter rechts getroffen, hätte sie sein Herz getroffen und ihn getötet. Dennoch waren seine Verletzungen schwer gewesen und aufgrund des starken Blutverlustes hatte man ihn in ein künstliches Koma versetzen müssen. Doch Raphael hatte bewiesen, dass er ein Kämpfer war und sich entgegen der Erwartung der Ärzte schneller erholt als erwartet und hatte nach knapp vier Wochen Krankenhausaufenthalt mit anschließender Reha entlassen werden können. Christoph war schon nach knapp zwei Tagen entlassen worden. Nachdem ans Tageslicht gekommen war, dass er über einen längeren Zeitraum mit Frostschutzmittel und Abflussreiniger vergiftet worden war, hatte man ihn auf eventuelle Nieren- und Leberschäden untersuchen müssen. Und tatsächlich waren seine Organe ein wenig angegriffen, aber glücklicherweise noch nicht so schlimm, dass es langfristige Schäden bedeutet hätte. Nach einer Art Entgiftung im Krankenhaus musste er die darauf folgende Zeit noch Medikamente nehmen. Bei der Untersuchung hatte der Arzt ihm auch gesagt gehabt, dass er wirklich Glück hatte, dass er die vergifteten Energy Drinks nicht mehr getrunken und die Kohlepräparate regelmäßig genommen hatte. Ansonsten wären die Organschäden nicht so harmlos. Nun, im Grunde hatte er das alles Raphaels weiser Voraussicht zu verdanken, dass er mit einem blauen Auge davongekommen war. Und dank ihm hatte er nicht mal eine Verletzung davongetragen. Nachdem er wieder entlassen worden war, hatte er Raphael regelmäßig im Krankenhaus besucht und bei der Polizei seine Aussage gemacht. Aufgrund der belastenden Beweise gegen Will Becker und der schweren Verletzungen war der Fall schnell klar gewesen und der Kopfschuss als Notwehr eingestuft worden. Die halbe Uni stand unter Schock, als ans Tageslicht gekommen war, was für ein Spiel Dr. Becker getrieben hatte und was passiert war. Christoph, der erst einmal Abstand zu der ganzen Sache brauchte, hatte sich beurlauben lassen und in dieser Zeit sehr viel über sein Leben nachgedacht. Und dabei hatte er sich auch ernsthaft gefragt, wie sein Leben überhaupt weitergehen sollte. Wenn Raphael nicht gewesen wäre, dann wäre er jetzt tot. Wie sollte sein Leben denn weiter aussehen? Nun, so wie es jetzt war, konnte es nicht weitergehen. Denn die Ereignisse hatten ihm gezeigt, dass einiges in seinem Leben schief lief und es viele Dinge gab, mit denen er unzufrieden war. Er hatte zu lange ein Leben als Einzelgänger gefristet. Nachdem er den anfänglichen Schock überwunden hatte, hatte er sich nach dem Ende seiner Beurlaubung häufiger mit ein paar Kollegen getroffen, mit denen er sich zwar gut verstand, bei denen er sich aber nie wirklich die Mühe gemacht hatte, sie besser kennen zu lernen. Ihm war nun klar geworden, dass er in seinem Leben so einiges ändern musste und die Sache mit Will hatte ihm gezeigt, wohin sein einzelgängerisches und ständig genervtes Verhalten führte. Wenn er so darüber nachdachte, war es ja kein Wunder, dass Will ihn für selbstgefällig und arrogant gehalten hatte. Er hatte auch schon mit Raphael darüber gesprochen gehabt, als er ihn im Krankenhaus besuchen gegangen war, doch dieser hatte das alles etwas anders gesehen und ihm erklärt „Wenn die Menschen unzufrieden mit ihrem Leben sind, dann finden sie immer einen Grund, um an anderen herummeckern zu können. Das liegt nicht unbedingt immer an deiner Persönlichkeit. Glaub mir ruhig, das ist nicht anders als wenn Schüler einen anderen hänseln.“ Doch Christoph war bei seiner Entscheidung geblieben, endlich etwas gegen seine ständige Unzufriedenheit zu tun und nicht wieder den Fehler zu begehen, sich dermaßen in einem Menschen zu täuschen. „Raphael…“, sagte er schließlich nach einer Weile und hielt seine Hand immer noch fest. „Es tut mir leid, dass du meinetwegen in Gefahr geraten bist. Du wärst fast gestorben und das nur, weil ich dir nicht vertraut habe.“ Der Tätowierer seufzte etwas genervt und verpasste ihm einen Ellebogenstoß in die Seite. „Jetzt hör schon auf, dich ständig zu entschuldigen. Es war allein meine Entscheidung, kapiert? Und ich hab dir auch gesagt, dass ich getan habe, was ich als richtig erachtet habe und deshalb bereue ich auch nichts. Weder, dass ich für dich die zwei Kugeln eingesteckt habe, noch dass ich diesen Becker abgeknallt habe. Steh gefälligst hinter den Entscheidungen, die du triffst. Denn wenn du das nicht tust, wirst du immer alles bereuen und weiterbringen wird dich das auch nicht. Du kannst nur nach vorne sehen, also triff nur Entscheidungen, bei denen du nichts zu bereuen hast. Ansonsten kommst du nicht vorwärts.“ Christoph nickte und wandte sich zum Gehen. Wills Grab zu besuchen, hatte er wirklich gebraucht, um mit diesem traumatischen Erlebnis irgendwie abschließen zu können und sich zu vergewissern, dass es wirklich vorbei war. Ohne Raphael hätte er wahrscheinlich nicht die Kraft aufgebracht, hierher zu kommen. Auch sonst hatte er immer öfter die Nähe zu Raphael gesucht, da ihm seine Nähe irgendwie Sicherheit gab. Im Grunde hatte dieser Vorfall sie noch näher zusammengebracht. „Kommst du mit, oder gehst du wieder in die WG zurück?“ „Ich komme gerne noch mit. Die Reha ist ja endlich vorbei und meinen anderen Arm kann ich auch wieder bewegen.“ Ja, jetzt wo Christoph so darüber nachdachte… es war auch knapp vier Wochen her, seit sie einander wirklich nah gewesen waren. Im Krankenhaus hatte es ja kaum eine Gelegenheit gegeben und außerdem hatte sich Raphael aufgrund seiner Verletzungen kaum bewegen können. Und nachdem er schon endlich aus dem Krankenhaus entlassen worden war, konnten sie das doch gebührend feiern. Gemeinsam verließen sie den Friedhof und fuhren in Christophs Wagen nach Hause. Da seine Adoptiveltern in den Urlaub gefahren waren, war es recht einsam und Raphael war es nur recht. Vor allem weil er keine Lust hatte, Harold über den Weg zu laufen. Im Grunde hatten sie also das Haus für sich. Als sie nach einer knapp zehnminütigen Fahrt das Haus der Familie Strauss erreichten, gingen sie hoch in die obere Wohnung, wo Christoph wohnte. Hatte noch vor einiger Zeit ein fürchterliches Chaos geherrscht, wirkte alles plötzlich sehr aufgeräumt und das überraschte den 28-jährigen. „Hey, man kann ja den Boden wieder sehen.“ „Ich hab eben aufgeräumt.“ „Du krempelst aber auch wirklich dein Leben um, was? Man sagt ja: die eigenen vier Wände spiegeln genau das wieder, wie es in einem selbst aussieht.“ Christoph ging in die Küche und holte aus dem Kühlschrank zwei Dosen Bier und reichte eine davon Raphael. „Wie läuft es eigentlich mit der Aufarbeitung deines Falls?“ erkundigte sich der Mathematiker und nahm einen kräftigen Schluck. Ein kaltes Bier war jetzt genau das, was er brauchte. Allerdings kam er nicht gegen Raphael an, der einen fast schon mörderischen Zug an den Tag legte. „Die Verhandlung ist schon nächste Woche und mein Anwalt sagte, dass die Chancen sehr gut stehen. Er will mir auch noch raten, Schmerzensgeld einzuklagen, aber ich halte das für vollkommen unnötig. Von wem soll ich es denn schon einklagen? Die einzige Person wäre meine Mutter, die mich mit der Falschaussage ins Gefängnis gebracht hat. Aber sie ist tot und die Toten zu verklagen ist schwachsinnig, wobei die Amerikaner ja nicht mal davor zurückschrecken. Und Harold zu verklagen macht eh keinen Sinn. Er hat ja keine Falschaussage gemacht und im Grunde kein wirkliches Verbrechen begangen. Außerdem bin ich auch nicht auf so etwas angewiesen. Da ich ja jetzt wieder arbeiten kann, werde ich einfach weiter im Studio arbeiten und mit etwas Glück dann später eine Uni finden, die mich aufnehmen würde, wenn alles klappt.“ „Zur Not kann ich auch helfen“, bot Christoph direkt an. „Ich habe da einige Kontakte und Dr. Snyder, der bei uns Neurologie doziert, arbeitet auch in einer Uniklinik und ich kann mit ihm reden.“ Man sah Raphael deutlich an, dass er sich immer noch äußerst schwer damit tat, Hilfe anzunehmen, aber er nahm dennoch das Angebot an. Allein schon weil er dank Christoph wieder Hoffnung geschöpft hatte, dass es vielleicht doch eine bessere Zukunft für ihn gab. Gerade wollte Christoph noch einen Schluck trinken, da ergriff Raphael sein Handgelenk. Seine bernsteinfarbenen Augen ruhten auf ihn und wirkten wieder so lauernd und gefährlich wie die eines Raubtieres. Ein Lächeln zog sich über die Lippen des Tätowierers und allein dies schien schon genug zu sagen. Wie lange war es her, dass Christoph zuletzt dieses Funkeln in Raphaels bernsteinfarbenen Augen gesehen hatte? Irgendwie kam es ihm wie eine Ewigkeit vor. „Ich habe lange genug gewartet“, sprach der 28-jährige und erhob sich. „Jetzt will ich dich.“ Langsam erhoben sie sich und gingen ins Schlafzimmer. Christoph wunderte sich insgeheim, wieso sein Herz wie verrückt schlug. Er war aufgeregt und ungeduldig und Raphael schien es in diesem Moment nicht anders zu ergehen. Ehe sich der Mathematiker versah, lag er auch schon auf dem Bett in seinem Schlafzimmer. „Ausziehen.“ Dieser Befehl jagte ihm einen wohlig süßen Schauer über den Rücken und versetzte ihn wieder zurück in ihre gemeinsamen Sessions, die eine gefühlte Ewigkeit zurücklagen. Sofort kam er der Aufforderung nach und zog sich aus, bis er vollkommen nackt auf dem Bett lag. Nun aber hatte sich der Tätowierer eine kleine Überraschung ausgedacht. Aus seiner Tasche, die er dabei hatte, holte er Lederhandschellen und begann nun damit, Christoph die Hände auf den Rücken zu fesseln. Einen kurzen Augenblick betrachtete er diesen Anblick, merkte dann aber an „Da fehlt noch etwas“ und holte vom Nachtschränkchen das Halsband her. Christoph hatte es immer dort aufbewahrt und es sich sogar mal angelegt, wenn er alleine war. Als er nun so gefesselt da lag, spielte sich ein amüsiertes Lächeln auf die Lippen des 28-jährigen, wobei dieser bemerkte „Na du musst es ja verdammt nötig haben, wenn du allein schon von den Fesseln erregt wirst.“ Christoph wusste nicht, was er dazu noch sagen sollte. Es war ja nicht mal so, dass er sich dafür irgendwie schämte. Er wusste ja selbst, wie einsam die Zeit ohne Raphael gewesen war und wie sehr er die gemeinsamen Sessions vermisst hatte. Und sich alleine zu befriedigen, war auch nicht so einfach gewesen, nachdem er sich so sehr an die Bestrafungsspiele gewöhnt hatte. Und dementsprechend war er auch ungeduldig und sein ganzer Körper schrie regelrecht nach Raphaels heißen Spielchen. „Bist ganz schön ausgehungert, was? Hast du an mich gedacht, wenn du es dir selbst besorgt hast?“ „Ja.“ „Dann erzähl mal schön, wie du es dir selbst gemacht hast.“ Christoph schluckte und spürte, wie sein Herz immer schneller schlug. Allein schon, dass Raphael so etwas von ihm verlangte, steigerte seine Erregung nur noch mehr. „Ich habe mir einen Vibrator zugelegt und ihn benutzt.“ „Und wo bewahrst du ihn auf?“ Der Blick des 24-jährigen ging zu dem Nachtschränkchen und das schien dem Tätowierer als Antwort zu genügen. Raphael öffnete die Schublade und fand darin tatsächlich einen Vibrator und eine Tube Gleitgel. Bei dem Anblick konnte er sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Sein Training zeigte noch bessere Ergebnisse als erwartet. Inzwischen hatte sich Christophs Körper schon so sehr an seine Spielchen gewöhnt, dass normaler Sex wohl nicht mehr infrage kam. Aber er konnte noch nicht anfangen. Es fehlte nämlich noch das „Sahnehäubchen“. Und so verband er Christoph die Augen und holte sein letztes Werkzeug heraus. Er hatte es eigentlich schon benutzen wollen, als Christoph ihm seine Liebe gestanden hatte, aber dazu war es ja nicht mehr gekommen. Und nun galt es eben viel nachzuholen. So begann er nun einen Gurt um Christophs linken Oberschenkel zu schnüren, an dem ein kleiner Metallring befestigt war. Das gleiche machte er auch mit dem anderen und winkelte nun beide Beine an. Nun holte er noch einen dritten Gurt, er an beiden Enden je einen Blattfederhaken besaß. Raphael hakte den ersten Metallring ein, führte den Gurt um Christophs Nacken und hakte im Anschluss den anderen Metallring ein, sodass die Beine angewinkelt blieben. Einen Moment lang betrachtete er sein kleines Kunstwerk. Zu sehen, wie der Mathematiker mit verbundenen Augen und angewinkelten Beinen da lag, sodass wirklich nichts verborgen blieb, machte ihn selbst noch ganz verrückt. Es war, als wollte Christoph sagen „Los, fick mich!“ Wie sehr er das vermisst hatte. Die ganzen Krankenbesuche waren ja wirklich schön gewesen und er hatte sich auch gefreut, aber trotzdem konnte nichts auf der Welt diese gemeinsamen Stunden ersetzen. Und es machte ihn auch glücklich, dass Christoph genauso darüber dachte. „Ich hab fast vergessen, wie heiß du aussiehst, wenn du so gefesselt und hilflos da liegst.“ Raphael sah, wie erregt Christoph war und dabei hatte er ihn noch nicht einmal richtig angefasst. Offenbar hatte der Gute wirklich Druck auf der Leitung. Nun, sonderlich verdenken konnte Raphael es ihm ja nicht wirklich. Sie waren ja beide Männer und ihm ging es ja kaum anders. Er hätte sich ja wohl schlecht einen Callboy ins Krankenhaus bestellen können. Vor allem nicht, nachdem er es sich eh nicht mehr vorstellen konnte, noch mit irgendeinem anderen Typen zu schlafen, seit Christoph ihm seine Liebe gestanden hatte. Und Christoph hätte bei dieser Idee sicherlich nicht mitgemacht. Naja, außerdem hatte er eh die meiste Zeit tierische Schmerzen gehabt wegen der Schussverletzungen. „So, du hast es dir also selbst mit dem Vibrator besorgt?“ fragte Raphael herausfordernd und gab etwas Gleitgel auf die Hand und drückte vorsichtig zwei Finger durch Christophs Schließmuskel. Dabei bemerkte er, dass sein Spielgefährte nicht mehr so eng war wie zu Anfang. Im Grunde war das auch ganz gut so. So musste er ihn wenigstens nicht mehr so lange vorbereiten. Darum zog er seine Finger etwas später wieder heraus, nachdem er der Meinung war, dass er ihn genug vorbereitet hatte und verteilte noch etwas Gleitgel auf den Vibrator, bevor er ihn langsam in Christophs After einführte. Er merkte selbst, dass er heute verdammt schnell ranging, aber auch er war aufgrund der langen Enthaltsamkeit ziemlich ungeduldig. „Wie tief hattest du ihn dir reingesteckt? Etwa so?“ Raphael schob den Vibrator weiter rein und schaltete ihn ein. Diese plötzliche Vibration ließ ihn laut aufstöhnen, doch Raphael wusste, dass das nicht ausreichte. Nein, Christoph würde noch viel mehr brauchen, um es wirklich zu spüren. Nachdem er den Vibrator extra auf die niedrigste Stufe gestellt hatte, ließ Raphael ihn erst einmal so in diesem Zustand liegen. Stattdessen begann er nun damit, seine Jacke und sein Shirt auszuziehen. Zweiteres bereitete ihm noch ein wenig Schwierigkeiten. Obwohl knapp vier Wochen vergangen und die Schusswunden gut verheilt waren, schmerzte es dennoch, wenn er seinen linken Arm zu weit hob. Und das nur, weil ihn die Kugel direkt in die Schulter treffen musste. Große Belastungen waren auch noch nicht möglich, aber dank der Reha konnte er seinen Arm wenigstens bewegen. Allerdings hatte er Christoph nichts davon gesagt. Der Gute machte sich ja trotz allem immer noch Vorwürfe für die Geschehnisse und da wollte Raphael ihm nicht noch einen zusätzlichen Anlass geben, sich seinetwegen schlecht zu fühlen. „Raphael…“ „Hm?“ Der Tätowierer war nun dabei, seinen Gürtel abzulegen und als er seinen Namen hörte, dachte er zuerst, dass Christoph ihn anbetteln wollte, ihn endlich von seiner Qual zu erlösen. Doch stattdessen sagte der Mathematiker „I… ich bin wirklich froh, dass… dass du noch lebst. Ich… ich liebe dich. Ich wollte, dass du das weißt.“ Selbst nach vier Wochen hörte es sich seltsam an, diese Worte zu hören. Noch nie hatte jemand ihm gesagt, dass dieser ihn liebte oder froh war, dass er lebte. Nicht selten hatte seine Mutter ihm an den Kopf geworfen, dass sie besser dran gewesen wäre, wenn er nie geboren worden wäre. Es fühlte sich komisch an, jetzt genau das Gegenteil zu hören und dann auch noch von Christoph. Es freute ihn auch wirklich, aber er wusste einfach nicht damit umzugehen oder wie er darauf reagieren sollte. Was sagte man denn, wenn man so etwas hörte? In diesem Moment war er wirklich überfragt und deshalb sagte er nichts, sondern beugte sich zu Christoph rüber und küsste ihn. Diese Geste erschien ihm in diesem Moment als beste und ehrlichste Antwort. Nachdem Raphael seinen Gürtel abgelegt und seine Hose geöffnet hatte, in der es spürbar eng geworden war, begann er ein wenig den Vibrator zu bewegen, um Christoph ein bisschen zu ärgern. Dieser zitterte bereits regelrecht vor Erregung, aber Raphael hatte absichtlich die Vibration niedrig gehalten, um zu verhindern, dass Christoph noch einen Orgasmus bekommen würde. So einfach wollte er es ihm ja nicht machen. Der sollte es bloß nicht wagen, den ganzen Spaß alleine zu haben. Auch wenn sie jetzt zusammen waren, so ging es immer noch nach seinem Willen und nicht nach dem von Christoph. In der Hinsicht war er eben ein Kontrollfreak, der gerne das Sagen hatte. „Raphael, bitte…“, hörte er ihn schließlich flehen. „Ich will nicht mehr warten!“ Der Tätowierer seufzte und schüttelte den Kopf. Offenbar war doch zu viel Zeit vergangen und das mangelnde Training machte sich so langsam aber sicher bemerkbar. Christoph verhielt sich mal wieder wie ein aufmüpfiges Haustier. Zur Strafe verpasste er ihm deshalb einen Schlag aufs Gesäß. „Es scheint so, als würde unser Training zu weit zurückliegen. Du hast wohl vergessen, was du zu sagen hast, oder?“ Der kräftige Schlag auf den Hintern versetzte Christoph wieder zurück in ihre gemeinsamen Sessions und Raphaels Haus, in welches er jedes Mal beordert worden war. Die Bestrafungen, die teilweise auch erniedrigende und demütigende Behandlung. Für einen Moment war ihm so, als hätte es diesen Vorfall mit Will und die vier Wochen danach nicht gegeben. Als wäre alles wie immer. „Verzeiht mir, Herr!“ „Schon besser“, hörte er Raphaels strenge Stimme sagen. „Und weiter?“ „Ich flehe euch an“, rief er mit zitternder und fast schon verzweifelt klingender Stimme. „Bitte fickt mich!“ Christoph hielt es kaum noch aus. Das Blut pulsierte regelrecht in seinen Adern und sein ganzer Körper schrie nach Erlösung. Sein Penis war hart wie ein Stein und seine Erregung hatte einen Punkt erreicht, an dem sie unerträglich und fast schon schmerzhaft wurde. Er wollte kommen. Nachdem der Vibrator ausgeschaltet worden war, wurde er langsam aus Christophs After gezogen. Es verging ein kurzer Moment, in dem nichts geschah. Doch dann spürte er, wie etwas viel Größeres in ihn eindrang. Eine fremde Hitze durchströmte sein Innerstes und kaum, dass Raphael vollständig in ihn eingedrungen war, wurde Christophs Körper von einem heftigen Schauer gepackt und er konnte seinen Orgasmus nicht verhindern. Keuchend sackte er zusammen und Schweißperlen bildeten sich auf seiner Haut. Ihm war so verdammt heiß zumute. „Das ist jetzt wohl nicht dein Ernst, oder?“ hörte er Raphael murmeln. Nun, er konnte es ja selbst nicht glauben, dass es bei ihm so schnell gehen würde. Er war allein schon davon gekommen, dass Raphael in ihn eingedrungen war? Das war ihm noch nie passiert. Für einen Moment dachte er, dass jetzt eine Bestrafung folgen würde, doch zu seiner Überraschung folgte nichts dergleichen. Stattdessen hörte er Raphael nur kurz seufzen, bevor dieser meinte „Dieses Mal werde ich noch ein Auge zudrücken, aber beim nächsten Mal wirst du dann wieder in meinem Bestrafungskeller landen, klar?“ „Ja, habe ich. Bitte verzeiht mir, Herr.“ Christoph schaffte es mit Mühe, seine Sinne einigermaßen wieder zusammen zu bekommen, doch es fiel ihm wirklich schwer. Da er rein gar nichts sehen konnte, war ihm so, als würde er alles noch viel intensiver spüren. Und als Raphaels Stöße ihn hart und tief trafen, war ihm so, als würde etwas in seinem Körper hervorbrechen, was sich viel zu lange aufgestaut hatte. Erst jetzt wurde ihm wirklich bewusst, wie sehr er eigentlich sexuell ausgehungert war. Und nun, da sie endlich wieder einander so nah sein konnten, brach alles hervor, was sich aufgestaut hatte. Er hörte Raphaels schweren Atem und ihm war, als würde sich alles in seinem Kopf drehen. Ihm war schwindelig und sein Körper schien zu glühen wie im Fieber. Ehe er sich versah, war er schon wieder hart und ein heftiger Schauer ging durch seinen Körper. Es dauerte nicht lange, bis er den nächsten Orgasmus bekam und Raphael kurz danach. Und doch war es noch nicht genug. Er wollte mehr und das erschreckte ihn schon fast. Das letzte Mal, als es ihm so ergangen war, hatte an der Tatsache gelegen, weil Raphael ihm ein Aphrodisiakum verabreicht hatte. Doch dieses Mal war es kein solches Mittel. Irgendwie schien er heute unersättlich zu sein. „Scheint so, als würde das noch eine lange Nacht für uns beide werden“, hörte er Raphaels tiefe Stimme raunen. „Was dagegen, wenn ich heute hier bei dir penne?“ Wenn es nach Christoph gegangen wäre, dann wären sie erst gar nicht zum Schlafen gekommen. Er wünschte sich aus tiefstem Herzen, dass sie sich immer so nah sein konnten… Kapitel 17: Acquittal and Alcohol --------------------------------- Christoph ärgerte sich schwarz und das in vielerlei Hinsicht. Normalerweise war er ja nicht so der Typ für große Gefühlsausbrüche, aber ausgerechnet an diesem einen bedeutenden Tag musste doch echt alles schief laufen, was nur schief laufen konnte. Und dann auch noch am Tag der Gerichtsverhandlung musste Dr. Wernicke krank werden. Ausgerechnet dann, wenn er unbedingt dabei sein und Raphael unterstützen wollte. Dieser verdammte Wernicke hatte sich aber auch echt einen verdammt ungünstigen Zeitpunkt ausgesucht, um krank zu werden. Angeblich eine Nierenentzündung. Schöne Umschreibung dafür, wenn man sich bei einer Prostituierten Tripper eingefangen hatte… Es war ja kein ungeschriebenes Geheimnis, dass dieser Kerl sich nach der Scheidung von seiner Frau stets und ständig eine Frau von der Straße holte und wenn man noch so dumm war und ungeschützten Sex hatte, war es doch vorauszusehen, dass man sich irgendetwas einfing. Und ausgerechnet Christoph musste es ausbaden, weil die Studenten unbedingt nach ihm fragen mussten. Kein Wunder. Die wollten natürlich wissen, wie er es geschafft hatte, mittels Mathematik die Lottozahlen auszurechnen. So nach dem Motto: auf die Weise schnell reich werden. Wie er diese Bälger dafür hasste (obwohl sie streng genommen fast alle in seinem Alter waren…) Seine Laune war total im Keller und man hätte meinen können, er wäre zu einem Doktor House-Verschnitt mutiert. Denn kaum, dass er den Hörsaal betreten hatte, hatte er seine Tasche aufs Pult geknallt, woraufhin alles still geworden war und in die Menge gerufen „Wer es wagt, mich wegen der Lottogeschichte auszuquetschen, dem werde ich meine mathematische Abhandlung über die Wahrscheinlichkeitsberechnungen so tief ins Rektum stopfen, dass er die nächsten drei Wochen nur Zahlen scheißen kann!“ Normalerweise war er ja nicht so schlecht drauf, aber an diesem Tag war es wirklich gesünder, ihn nicht anzusprechen. Selbst seine Kollegen merkten, dass er extrem schlecht gelaunt war. Dr. Isaac Tompson (der von allen eigentlich nur Newton genannt wurde), mit dem er sich ganz gut verstand, stellte ihn direkt nach der Vorlesung zur Rede. „Laplace, was ist denn mit dir los? Normalerweise bist du doch sonst nicht so reizbar.“ „Ich hab halt schlechte Laune“, seufzte Christoph und setzte sich auf einen der Plätze, wo zuvor noch einer der Studenten gesessen hatte. Newton war einer von den Physikern und gehörte zu den ziemlich jungen Doktoren für wissenschaftliche Bereiche und war nur zwei Jahre älter als Christoph, hatte seinen Doktortitel aber auch erst seit drei Jahren. Da die meisten Professoren und Doktoren deutlich älter waren, kam es oft so, dass sie häufig miteinander redeten. Allerdings war Newton für knapp acht Monate an einer englischen Universität als Gastdozent da gewesen und war deshalb erst vor knapp zwei Wochen zurückgekehrt und hatte deshalb auch erst vor kurzem von der unschönen Geschichte mit Christoph und Will Becker gehört. Newton war im Gegensatz zu Christoph ein recht aktiver Mensch, ging gerne klettern und wandern und sein größtes Hobby war die Comedyserie „The Big Bang Theory“. Immerhin ging es da ja auch um Physiker. „Wenn du schlechte Laune hast, schließt du dich in deinem Büro ein und sagst kein Wort“, erklärte Newton direkt. „Hattest du irgendwie einen wichtigen Termin oder ein Date?“ Christoph seufzte geschlagen. Es hatte ja sowieso keinen Sinn, das Ganze auszuschweigen. Immerhin war Newton ja fast schon ein guter Freund und er war wenigstens nicht so anstrengend wie Benson, den Newton übrigens auch nicht sonderlich gut leiden konnte. Er hatte eine ruhige und aufmerksame Art und nicht selten wurde er irrtümlich für einen Psychologen gehalten, denn bei ihm hatte man manchmal echt das Gefühl, auf der Couch zu sitzen. „Ich bin seit kurzem in einer Beziehung und diese Person hat einen wichtigen Gerichtstermin und eigentlich sollte Wernicke die Vertretung machen, aber er hat sich mal wieder krank gemeldet.“ „Hat er sich etwa schon wieder einen Tripper eingefangen?“ „Er ist eben unverbesserlich. Seit seine Frau ihn für den Postboten verlassen hat, ist er nicht mehr bei Sinnen und ich glaube auch, dass er gerade eine Midlife Crisis hat und sich deshalb all die Bordsteinschwalben anlacht. Nur um zu beweisen, dass er noch ein Hengst im Bett ist.“ Newton lachte und holte aus seinem Rucksack eine Limo und reichte sie Christoph. Er hatte wirklich ständig diesen Rucksack bei sich, egal wohin er ging. Und irgendwie hatte er darin immer alles bei sich, ganz egal welche Situation gerade war. Man konnte sich immer darauf verlassen, dass Newton etwas Passendes dabei hatte. Irgendwie konnte man ihn schon fast als ein Original bezeichnen. „Das ist wirklich ärgerlich“, stimmte der 26-jährige Physiker zu und trank selbst eine Dose Dr. Pepper. „Wenn du willst, kann ich für dich die Vertretung machen. Heute kann ich mein Projekt eh nicht durchführen, da Emma den Laser braucht und ich bin ja auch studierter Mathematiker. Ich sag Prof. Hauser Bescheid und übernehme dann die zweite Vorlesung. Dann schaffst du es noch.“ Christoph sah Newton sprachlos an und konnte es nicht glauben. Hatte dieser gerade wirklich angeboten, für ihn kurzfristig noch einzuspringen? Er konnte sein Glück kaum fassen und ließ sich ausnahmsweise zu einem kleinen Gefühlsausbruch hinreißen, indem er fast schon begeistert „Das würdest du echt für mich tun? Danke, Newton!“ rief. Der Physiker grinste zufrieden und nahm einen Schluck Dr. Pepper, wobei er nicht umhin konnte zu bemerken „So hab ich dich noch nie erlebt, dass du so drauf bist, Laplace. Normalerweise bist du ja sonst immer so gefühlsarm und eigenbrötlerisch gewesen, dass man echt denken konnte, du wärst tatsächlich eine Rechenmaschine. Aber jetzt scheint es so, als hätte jemand endlich mal den Gefühlsbutton auf deiner Festplatte gedrückt. Wie ist dein Freund eigentlich?“ Einen kurzen Moment dachte Christoph nach um die richtigen Worte zu finden. „Nun, er ist für gewöhnlich eher der Unnahbare, recht besitzergreifend und er will immer das Sagen haben. Außerdem hat er… äh… Augenblick mal… Woher weißt du, dass es ein Mann ist?“ Newton kicherte und stieß ihm scherzhaft in die Seite. Und sein breites Grinsen zeugte deutlich davon, wie sehr er sich amüsierte. „Na hör mal. Mary hat mir erzählt, dass du dich oft mit einem Mexikaner blicken lässt und er soll dir doch auch das Leben gerettet haben. Da braucht man ja wohl nur noch eins und eins zusammenzählen.“ „Raphael ist kein Mexikaner. Er ist zu einem Viertel Brasilianer und kommt eigentlich aus Japan.“ Zuerst schaute der Physiker ihn an, als dachte er, dieser wolle ihn verarschen, bis er erklärt bekam, dass Raphael teils Brasilianer, Indianer, Chinese und Japaner war. Und selbst dann konnte er nur ungläubig den Kopf schütteln, was Christoph ihm aber auch nicht verübeln konnte. Er kannte keinen anderen Menschen, der so einen bunten Stammbaum hatte wie Raphael. Schließlich aber verabschiedete er sich und versprach Newton, ihn als Dankeschön zum Essen einzuladen. Als er nach einer Weile das Gerichtsgebäude erreicht und die mehr als zeitaufwendige Kontrolle hinter sich gebracht hatte, stand er endlich vor dem Saal, wo die Verhandlung stattfand. Er entdeckte Raphael, der heute ein dunkelgraues Hemd trug und auch sonst schick gekleidet war, sodass man ihn kaum wiedererkannt hätte. Nun ja, er wusste selbst, dass er ziemlich zwielichtig aussehen konnte und hatte sich bemüht, wenigstens heute einen seriösen Anschein zu erwecken. Und das war ihm gut gelungen. Er schaute auch zum Glück nicht ganz so finster drein, dass man meinen konnte, er wolle gleich jemanden krankenhausreif schlagen. Nein, er schaute etwas entspannter aus und diese abweisende Kälte war ein wenig aus seinem Blick verschwunden, was zeigte, dass nicht nur Christoph sich in den letzten Wochen verändert hatte. Nicht weit entfernt sah Christoph seinen Adoptivvater Harold stehen, der immer wieder zu Raphael herübersah und wohl überlegte, ob er ihn ansprechen sollte. Doch er tat es nicht und Raphael wirkte auch nicht wirklich danach, als hätte er sonderlich viel Gesprächsbedarf. Stattdessen widmete er sich lieber seinem Anwalt, mit dem er sich beriet. Als Christoph sie erreichte, war er immer noch etwas aus der Puste. Offenbar war er noch rechtzeitig vor der Urteilsverkündung gekommen. Sowohl Raphael als auch Harold wirkten überrascht und sofort fragte Raphael „Chris, was machst du hier? Ich dachte, du musst arbeiten.“ „Ein Kollege ist kurzfristig eingesprungen. Und? Wie schaut’s aus?“ „Der Richter berät sich gerade mit den anderen und das kann noch ein paar Minuten dauern.“ Christoph sah dem Tätowierer an, dass ihn irgendetwas beschäftigte und so fragte er nach. Wie sich herausstellte, hatte Raphael im Gerichtssaal die Beherrschung verloren, als der Staatsanwalt ihn als einen aggressiven Schläger bezeichnet hatte, der sogar seine Mutter verprügelt hätte und dass er den Mord an seinen Vater angeblich geplant hätte, genauso wie den an Dr. Will Becker. Der Richter hatte den Staatsanwalt daraufhin in die Schranken gewiesen, aber für Raphael war es das Herumstochern in einer besonders tiefen Wunde und er hatte daraufhin die Beherrschung verloren. Ein Vorfall, den er jetzt überhaupt nicht gebrauchen konnte. Schlimmstenfalls würde ihm das nun das Genick brechen. Hieraufhin wandte sich Christoph an den Anwalt und fragte „Und was glauben Sie?“ „Nun, es wird schwierig, den Richter davon zu überzeugen, dass Mr. Yong kein gewaltbereiter Schläger ist. Aber nachdem wir die Familiensituation geschildert haben, wird der Richter Verständnis für die Lage meines Mandanten haben.“ Naja, sonderlich hilfreich war es ja nicht. Aber dann deutete sich plötzlich ein kleines Lächeln auf Raphaels Mundwinkel an und bei diesem Anblick hätte Christoph wirklich dahinschmelzen können. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, vor allem als der Tätowierer sagte „Ich bin wirklich froh, dass du doch kommen konntest, Chris.“ Wahrscheinlich hätte er noch mehr gesagt, aber da Harold und der Anwalt mit anwesend waren, beließ er es erst mal bei diesen Worten. Schließlich wurden sie wieder hereinzitiert, damit die Urteilsverkündung stattfinden konnte. Christoph nahm im Zuschauerraum Platz, während Raphael bei seinem Anwalt blieb. Der Richter wartete, bis Ruhe eingekehrt war und verkündete „Raphael Chayton Yong, das Gericht hat entschieden, das Urteil wegen Totschlags in einem minderschweren Fall zurückzunehmen und Sie hiermit freizusprechen. Des Weiteren wird festgelegt, dass der Staat Ihnen für die Zeit der erlittenen Inhaftierung von vier Jahren eine Entschädigungssumme von 1,4 Millionen zu zahlen hat und dass Sie an einer Antiaggressionstherapie teilnehmen, damit Sie in Zukunft Ihre Wutausbrüche besser unter Kontrolle haben.“ Und mit einem geräuschvollen Hammerschlag war das Urteil verkündet. Und mit einem Mal sah man plötzlich eine Veränderung in Raphaels Augen. Es war, als würde all die Härte und Kälte verschwinden und nach langer Zeit zum ersten Mal Licht hineinlassen. Er schien es selbst nicht glauben zu können, dass es gerade tatsächlich geschehen war. Nach sechs Jahren war endlich seine Unschuld bewiesen worden. Und nicht nur das… man entschädigte ihn auch noch für die vier Jahre, die man ihm genommen hatte. Regungslos blieb er sitzen, selbst als sich schon alle erhoben hatten. Christoph kam aus dem Zuschauerraum zu ihm herüber und legte eine Hand auf seine Schulter. Ruckartig stand Raphael plötzlich auf und verließ eilig den Saal. Christoph, der keine Ahnung hatte, was mit ihm los war, folgte ihm nach kurzem Zögern. Er fand ihn schließlich ein Stockwerk tiefer, wo er sich auf eine Bank gesetzt hatte und offenbar gerade alleine sein wollte. Und dann sah Christoph, dass er weinte. Noch nie hatte er Raphael weinen sehen und er hätte es auch nie für möglich gehalten, dass dies überhaupt mal passieren würde. Aber nun, da eine so unglaubliche Last von seinen Schultern genommen worden war und er die Vergangenheit endlich ein für alle Male hinter sich lassen konnte, war es auch nur verständlich, wenn all die aufgestauten Gefühle hervorbrachen, die er immer totgeschwiegen hatte. Zuerst spielte Christoph mit dem Gedanken, dass er zu ihm gehen und ihm beistehen sollte, aber dann entschied er sich dagegen. Er wusste wie Raphael war und dass dieser es hasste, wenn man ihn schwach sah. Und deshalb war es besser, wenn er ihn jetzt erst mal alleine ließ und ihm die Ruhe gab, die er brauchte, um diese Geschichte sacken zu lassen. Nachdem sie das Gerichtsurteil gebührend gefeiert hatten, waren sie am Abend zu Raphaels WG gefahren, nachdem Satori ihrem Chef und Mitbewohner mitgeteilt hatte, dass sie mit ihrer Schwester wegfahren würde. Und nun war es das erste Mal, dass Christoph den Ort sah, wo Raphael lebte. Zugegeben, es war recht bescheiden. Ein kleines Apartment in einem etwas schmutzigen Viertel und auch wenn das Apartment nett eingerichtet war, so ließ sich nicht verbergen, dass hier Leute lebten, die keinen Geldsegen hatten. Allerdings herrschte hier Ordnung und Sauberkeit, was man in dieser Gegend nicht vermutet hätte. Christoph, der durch die Feier recht angeheitert war, wurde von Raphael gestützt, da sein Gang ein wenig wankend war. „Nette Bude haste hier“, bemerkte der Mathematiker und schaute sich mit leicht desorientiert wirkendem Blick um. Sein Gleichgewichtssinn spielte verrückt und zwischendurch kreiste bei ihm alles im Kopf. Wieso zum Teufel hatte er auch so viel trinken müssen, obwohl er doch wusste, dass er keinen Alkohol vertrug? Er musste völlig verrückt gewesen sein. Doch Raphael schien sich nicht sonderlich daran zu stören, dass sein Begleiter nicht mehr ganz nüchtern war und wirkte, als könne er noch locker weitertrinken. Dabei hatte er schon drei kurze gekippt. Wahrscheinlich waren bei ihm keine „Nebenwirkungen“ erkennbar, ganz anders als bei Christoph, der selbst wusste, dass er sich ziemlich verändern konnte, wenn er zu viel trank. „Weißte eigentlich, wie heiß du eigentlich bist? Am liebsten würde ich dich glatt…“ Christoph ließ den Satz unbeendet und warf sich Raphael an den Hals, woraufhin er ihn auch schon küsste. Der Tätowierer bekam gar nicht mehr die Chance zu reagieren, als er von Christoph aufs Bett geschubst wurde, woraufhin der Mathematiker breit grinste und kicherte. „Ich hab da eine Idee!“ rief er fröhlich und Raphael, der zu überrascht von Christophs Verhalten war, sagte zuerst nichts. Als der 24-jährige Betrunkene dann aber meinte „Wie wär’s mit ’nem kleinen Tausch? Heute bist du unten und ich bin… ich bin ähm… ich bin das andere… eben halt das, was nicht unten ist!", da wurde seine Stimmung etwas gedämpft. Raphael zog die Augenbrauen zusammen und starrte Christoph ungläubig an. Wollte dieser Trunkenbold ihn gerade auf die Schippe nehmen? „Und wovon träumst du nachts?“ gab er zurück und wollte den Akademiker wegdrücken, doch dieser setzte sich einfach auf ihn drauf und grinste breit. Eindeutig, er war sternhagelvoll und hatte den Verstand verloren. „Na wovon wohl? Ich will Liebe machen mit dir! Ich will… äh… tja was will ich denn?“ Hier musste Christoph offenbar nachdenken, weil der Alkohol es ihm ziemlich schwer machte, überhaupt noch Worte zu finden. Offenbar war das auch eine Begleiterscheinung von zu viel Alkoholkonsum. Anscheinend schienen ihm da nicht mal mehr die einfachsten Worte einzufallen. Dann aber hatte er endlich ein paar Wortschätze in seinem benebelten Verstand zusammengekratzt. „Ich will dich ficken… so heißt das doch, oder?“ Raphael atmete tief durch und versuchte, ruhig zu bleiben. „Ja, so heißt das. Und an deiner Stelle würde ich jetzt schnell von mir runtergehen und mich benehmen, bevor ich noch sauer werde und dich noch bestrafe.“ „Machste doch eh nicht!“ Na schön, der hat es ja nicht anders gewollt, dachte sich der Tätowierer und mit etwas Kraft gelang es ihm, Christoph von sich zu drücken und die Oberhand zurück zu gewinnen. Das würde diese Saufnase ihm büßen. Niemand machte ihm ungestraft den Rang streitig. Beim nächsten Mal würde der Kerl eine Extrarunde im Bestrafungskeller drehen, bis sein Hintern wund war, darauf konnte er sich schon mal einstellen. Als Christoph so auf dem Bett lag und Raphael direkt ansah, konnte er nicht anders als zu kichern und das nervte den Tätowierer so langsam. Er bevorzugte Christoph als einen ruhigen Zeitgenossen, der sich unterzuordnen wusste und dem man auch so einiges abverlangen konnte. Aber dieser hier führte sich auf wie ein unreifer Teenager, wenn er betrunken war und dieses dämliche Gekicher ging ihm tierisch auf die Nerven. „Ich schwöre dir: wenn du wieder bei Verstand bist, dann wirst du so lange in meinem Keller bleiben, dass du die nächsten drei Wochen nicht richtig sitzen kannst…“ „Uhuhuhu, bin ich etwa ein böser Junge gewesen? Dann bestraf mich!“ „Leg es lieber nicht darauf an. Denn so langsam werde ich wirklich sauer…“ Und als Christoph ihm daraufhin dreist die Zunge rausstreckte, da platzte Raphael endgültig die Hutschnur. Was zu viel war, war eindeutig zu viel. Jetzt brauchte sich dieser Trunkenbold auch nicht mehr wundern. Nun begann der 28-jährige damit, seinem betrunkenen Begleiter das Shirt auszuziehen und band ihm die Hände fest. Doch das registrierte der 24-jährige nicht wirklich. Erst als Raphael damit begann, ihm die Hose auszuziehen, wunderte er sich doch ein wenig und fragte „Hilfst du mir etwa beim Umziehen?“ „Nein. Du bekommst das zurück, was du provoziert hast.“ Ehe sich Christoph versah, war er auch den Rest seiner Kleidung losgeworden und lag nun nackt und gefesselt vor Raphael auf dem Bett. Nun stand Raphael auf und ging zu seinem Schrank hin, wo er einen Teil seines Spielzeugs aufbewahrte. Zuerst spielte er mit dem Gedanken, es diesem Kerl heimzuzahlen und ihn mit dem Aphrodisiakum in den Wahnsinn zu treiben, aber davon ließ er ab. Im alkoholisierten Zustand war das extrem gefährlich und konnte schlimmstenfalls zu Herzrhythmusstörungen führen. Außerdem machte es keinen Spaß, ihn damit zu quälen, wenn er eh stockbesoffen war und nicht alles mitbekam. Nein, das würde er machen, wenn Christoph nüchtern war. Und dann konnte er sich auf eine Bestrafung gefasst machen, die sich gewaschen hatte. Nun, eine kleine Zurechtweisung konnte er ja trotzdem durchführen. Immerhin hatte sein Freund und Spielgefährte noch zu lernen, wo sein Platz war und was er tun musste. Christoph, dessen Verstand ganz schön benebelt war, beobachtete, wie Raphael irgendetwas aus einem Schrank holte. Da es recht dunkel im Zimmer war, konnte er nicht alles erkennen und bemerkte erst einen Augenblick später, dass der Tätowierer seine Beine anwinkelte und erst beim näheren Hinsehen erkannte Christoph ein Vibro-Ei. Kurz darauf spürte er auch schon, wie etwas Kaltes und Feuchtes gegen seinen Schließmuskel drückte und wie der Gegenstand in seinen After eingeführt wurde. Dieses kalte und harte Gefühl, das sich in seinem Innersten ausdehnte, fühlte sich unglaublich an. Doch damit nicht genug, es folgte auch schon das nächste, woraufhin es spürbar enger in seinem Darm wurde und er leise keuchte. „Ah… aah!!“ Immer tiefer drangen die Vibro-Eier in ihn ein und Christoph überkam eine unglaubliche Hitzewelle, die von seinem Körper Besitz ergriff. Da sein Körper durch den Alkohol bedingt sowieso sehr entspannt war, spürte er kaum Schmerzen. Als dann aber eine heftige Vibration durch sein Innerstes ging, übermannte ihn ein heißer Schauer und ein lustschweres Keuchen entglitt ihm, als sich sein Körper aufbäumte. Für einen kurzen Moment tanzten Sterne vor seinen Augen und ihm wurde schwindelig. Die Erregung stieg ihm irgendwie zu Kopf und ihm war, als wäre alles, was er noch wahrnahm, die unbeschreibliche Lust, die von ihm Besitz ergriffen hatte. Es brauchte nicht lange, bis sein Glied vollständig erigiert war, doch Raphael machte keinerlei Anstalten, sich ihm zu nähern. Nein, er setzte sich einfach hin und verschränkte die Arme, wobei er Christoph mit einem leicht unterkühlten und strengen Blick strafte wie ein Lehrer, der einen ungezogenen Schüler tadeln wollte. Doch das verstand Christoph nicht. Warum saß Raphael einfach so da und tat nichts? Wieso? „Raphael…“ Christoph streckte seine gefesselten Hände nach ihm aus wie zu einem Flehen, doch das ließ den Tätowierer kalt. „Du wolltest, dass ich dich bestrafe und das kannst du haben. Wenn du glaubst, du kannst einfach so angekrochen kommen und mich anbetteln, nachdem du dich so aufgeführt hast, dann hast du dich geschnitten. Von mir hast du nichts mehr zu erwarten. Wenn du unbedingt abspritzen willst, mach’s dir selbst. Du kannst deine Hände ja noch benutzen.“ „Das ist gemein!“ „Selbst schuld, wenn man es unbedingt provozieren muss.“ So langsam registrierte Christoph, dass er es wohl vielleicht zu weit getrieben hatte. Und so wie Raphael klang, schien sein Entschluss wohl festzustehen. Doch er zögerte noch. Insgeheim hoffte er noch, dass es sich der Tätowierer anders überlegen würde. Aber die Chance war gering und als er eine Weile gewartet hatte, dämmerte ihm so langsam, dass Raphael sich wohl nicht umstimmen lassen würde. Und lange konnte Christoph nicht mehr warten. Die Vibrationen trafen ihn an einem besonders sensiblen Nerv und verschlimmerten alles nur. Sein Körper bebte regelrecht vor Erregung und wenn er nicht schnell kam, dann würde er noch verrückt werden. Langsam wanderten seine gefesselten Hände seinen Körper runter und ergriffen seinen Penis, der sich so heiß und hart anfühlte. Seine Lenden wurden von einem heftigen Kribbeln gepackt und das Verlangen nach einem befreienden Orgasmus wurde unerträglich. „Mach die Beine auseinander, sodass ich alles sehen kann.“ Einen Moment zögerte Christoph noch, aber dann dachte er sich: wenn ich seinem Wunsch Folge leiste, überlegt er es sich vielleicht noch. Also kam er der Aufforderung nach und öffnete seine Beine, sodass Raphael wirklich alles sehen konnte. Mit beiden Händen umschloss Christoph sein Glied und begann damit, sich selbst zu befriedigen. Auch wenn er für gewöhnlich so etwas nicht sonderlich mochte, dass man ihn bei so etwas beobachtete (selbst wenn es Raphael war), fand er irgendwie ziemlich schnell Gefallen und dieser beobachtende Blick des Tätowierers ließ ihn seine letzten Hemmungen völlig vergessen. Der Alkohol war daran nicht ganz unschuldig. Durch die Vibrationen der beiden Vibro-Eier wurde dieses Gefühl nur noch weiter gesteigert und so dauerte es nicht lange, bis Christoph mit einem lauten Keuchen zu seinem Orgasmus kam. Schweißgebadet kauerte er auf dem Bett, zitternd vor Erregung und bot einen recht erbärmlichen Anblick. „Raphael…“ Seine Stimme war mehr ein flehendes Wimmern als ein Ruf. „Es tut mir leid… es tut mir wirklich leid. Bitte nimm sie raus.“ „Und du hast deine Lektion gelernt?“ Christoph nickte und so erhob sich der Tätowierer und befreite ihn von den beiden Vibro-Eiern. Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass Christoph immer noch erregt war und lustschwer keuchte, während sein Körper immer wieder von heißen Schauern ergriffen wurde, die in ihn das unbändige Verlangen weckten, es mit Raphael zu tun. Es war nicht mehr bloß ein Wollen. Nein, er musste! Er wollte Sex und ihm war, als wäre er ein Drogensüchtiger auf einem kalten Entzug. Wenn Raphael ihn nicht endlich von seinen Qualen befreite, würde er noch durchdrehen! Als Raphael sich nun selbst zu entkleiden begann, begann Christophs Herz vor sehnsüchtiger Erwartung wie verrückt zu schlagen. Dabei sah er wieder diesen kräftigen Oberkörper, die breiten Schultern und den wohl geformten Oberkörper, der von verschiedenen Tätowierungen gezeichnet war. Doch als Raphael sich umdrehte, um seine Sachen beiseite zu legen und dabei der Rücken mit der eintätowierten dreibeinigen Krähe zum Vorschein kam, sah er noch etwas anderes: zwei frisch verheilte Wunden. Eine an der linken Schulter, eine nicht weit vom Herzen entfernt. Wunden, die er sich zugezogen hatte, als er Christoph beschützt hatte. Diese Wunden hatten sich auf ewig auf seinen Körper abgezeichnet und würden immer wieder an die Geschehnisse erinnern. Und in diesem Moment musste Christoph wieder daran denken, wie Raphael nach der Urteilsverkündung geweint hatte, als er endlich offiziell als unschuldig galt, was den Tod seines Vaters betraf. Wie befreiend musste es für ihn gewesen sein, dass endlich bewiesen war, dass er seinen Vater nicht aus Wut getötet hatte, sondern weil er seiner Mutter das Leben retten wollte. In diesem Moment wurde Christoph selbst sentimental und Tränen sammelten sich daraufhin in seinen Augen. Und das bemerkte auch Raphael, der etwas erstaunt den Blick hob und fragte „Heulst du etwa?“ „Ja und?“ rief Christoph und schniefte leise. „Ich bin halt froh, dass das endlich vorbei ist und du noch mal von vorne anfangen kannst. Das muss dich alles so sehr belastet haben, dass du doch glücklich sein musst. Und das lässt mich doch nicht kalt.“ Mit einem Mal war der strenge Blick aus Raphaels bernsteinfarbenen Augen verschwunden und ein Lächeln zeichnete sich auf sein Gesicht, welches mit einem Male nichts Unnahbares und Abweisendes ausstrahlte, sondern wieder von einer hellen Wärme erfüllt wurde. Es war, als wäre das ein völlig anderer Raphael, der nie die Chance bekommen hatte, sich zu zeigen, weil seine Welt immer dunkel, lieblos, kalt und trostlos gewesen war. Doch nun, da er zum ersten Mal in seinem Leben wirklich hoffen konnte und zum allerersten Mal so etwas wie Zuneigung und wirkliche Liebe erfahren hatte, war auch sein Herz nach und nach aufgetaut. Raphael kam nun zu ihm herüber und beugte sich über ihn, woraufhin sich ihre Blicke direkt trafen. Und dann beugte sich der 28-jährige zu Christoph herunter und küsste ihn. Ohne zu zögern erwiderte dieser den Kuss und schlang seine Arme um Raphael, stöhnte dann aber laut auf, als er ein erneuten, doch dieses Mal viel heißeren Druck spürte. Langsam und unerbittlich drang Raphael in ihn ein und lautes Stöhnen entwich dem Akademiker, als er von einer unbeschreiblichen Hitze erfüllt wurde, die ihn fast um den Verstand brachte. Fest hielt er Raphael an sich gedrückt und auch wenn er durch den Alkohol ziemlich benebelt war, so nahm er doch das Meiste deutlich war. Er spürte Raphaels Wärme auf seiner Haut, den heißen Atem und den Herzschlag. Es fühlte sich so wunderbar an, ihn so im Arm zu halten. Nicht, dass er diese spielerisch dominante Behandlung des Tätowierers nicht mochte, im Gegenteil! Aber es hatte auch etwas sehr Warmes und Angenehmes, ihm so nah zu sein wie jetzt. Immer wieder driftete Christophs Bewusstsein ab und so langsam beschlich ihn das Gefühl, dass seine heutige Kondition nicht die beste sein würde. Sein Herz raste regelrecht, er war schweißgebadet und ihm war, als würde jeder von Raphaels Stößen seinen Körper immer weiter an sein Limit bringen. Ihm war so heiß zumute… In seinem Kopf kreiste alles und alles schien hinter einem dichten Nebelschleier zu verschwinden. Und alles, was er wahrnahm, war Raphael und dieser tiefe Wunsch, ihn spüren zu lassen, wie sehr er ihn liebte und wollte. „Ah… aaah!!“ Als er erneut kam, verkrallten sich seine Hände in Raphaels Rücken. Keuchend hielt er ihn fest, als wolle er ihn nie wieder loslassen. Langsam kam er wieder zu Atem, doch sein Herz schlug immer noch wie verrückt. Ihm war schwindelig und benommen und eine lähmende Müdigkeit überkam ihn. Dann spürte er, wie Raphael ihm eine Strähne von der Stirn strich und ihn dann küsste und ihn dabei fest im Arm hielt wie einen wertvollen Schatz, den er um jeden Preis beschützen und bewahren wollte. Und dann hörte Christoph die Worte, die er nie niemals vergessen sollte und die ihn zum ersten Mal in seinem Leben wirklich glücklich machten: „Ich liebe dich, Chris.“ Kapitel 18: Happy Birthday! --------------------------- „Sag mal Crow, hast du eigentlich die Serie angesehen, die ich dir ausgeliehen habe?“ „Ach, du meinst dieses Game of Thrones? Nun, die DVDs kannst du gerne zurückhaben. Die ersten zwei Staffeln habe ich mir ja noch angetan, aber mir ging diese ganze Vögelei auf die Nerven. Entweder hat der Autor der Bücher ein ziemliches Problem, oder er wollte einen mittelalterlichen Fantasyporno schreiben und hat sich total im Genre vertan.“ „Ach so schlecht ist die Serie nicht.“ „Nicht wenn alle Protagonisten nacheinander den Löffel abgehen. Außerdem hab ich dir doch gesagt, du sollst mich jetzt Raphael nennen. Dieser alte Name weckt eh nur schlechte Erinnerungen.“ Satori, die nach dem Verkauf des Tattoostudios einen Job im Erotikladen ihrer Schwester angenommen hatte, drückte ihm die Tüte mit den Bestellungen in die Hand und war gerade in einer kleinen Unterhaltung mit ihm. Dabei entging ihr nicht, dass er sein Ledertop und die Stiefel trug, sodass für sie recht schnell klar war, dass er gerade in einer Session war. Doch statt sie wieder wegzuschicken, hatte ihr ehemaliger Chef mit einem kleinen Plausch begonnen, als wolle er etwas Zeit totschlagen und das verwunderte sie schon. Bevor sie aber darauf zu sprechen kam, wollte sie sich wenigstens noch nach dem Stand der Dinge erkundigen. Immerhin war mehr als ein Jahr vergangen und seit sich ihre Wege getrennt hatten und Raphael aus der WG ausgezogen war und inzwischen mit Christoph in ein Haus nahe der Uni gezogen waren, sahen sich die beiden ehemaligen WG-Bewohner eher selten. „Sag mal Raphael… wie schaut’s eigentlich sonst bei dir aus? Ich hab gehört, du hast jetzt mit deinem Medizinstudium angefangen.“ „Es läuft ganz gut“, antwortete Raphael und ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen. Auch sonst war er viel redseliger und umgänglicher geworden, seit er endlich wieder seinen Traum verfolgen konnte und Medizin studierte, um eines Tages Arzt werden zu können. „Der Stoff ist ziemlich einfach und auch wenn die Bälger auf der Kinderstation immer noch ein wenig Angst vor mir haben und ich ständig für einen Mexikaner gehalten werde, ist die Arbeit dort wirklich gut. Naja, ich denke mal, dass ich das Studium recht schnell erledigt habe. So schwer ist es ja nicht, zumindest nicht für meine Verhältnisse. Und wie läuft der Laden?“ „Mit dir und Chris als Stammkunden werden wir sicher nicht pleite gehen“, scherzte die Japanerin und verpasste ihm kichernd einen Stoß in die Seite. Aber dann wollte sie es nun doch endlich wissen und fragte „Wo ist Chris eigentlich?“ „Im Keller, er hat noch eine Strafe abzuarbeiten, weil er mich absichtlich eifersüchtig gemacht hat. Eigentlich war die Strafe schon vor drei Wochen fällig gewesen, aber wegen dem Stress im Krankenhaus bin ich noch nicht dazu gekommen.“ „Und wie lange hockt er jetzt schon da unten?“ „Jetzt so circa…“ Hier sah Raphael auf sein Handy, „gut eine halbe Stunde.“ „Denkst du nicht, er hat schon genug gezappelt? Der Arme hat immerhin heute Geburtstag, also quäl ihn doch nicht so!“ „Das ist ein Teil seines Geschenks.“ „Du bist aber auch ein Sadist, ihm das an seinem Geburtstag anzutun…“ „Und er ist halt ein Masochist. Er will es ja selbst so, also hab ich auch kein schlechtes Gewissen.“ Satori schüttelte den Kopf und lachte leise, wobei sie murmelte „Ihr beide seid echt ein schräges Paar.“ Dann aber verabschiedete sie sich und versprach, demnächst mal zum Kaffee vorbeizuschauen. Gemächlich ging Raphael die Stufen zum Keller hinunter und lächelte amüsiert über den Anblick, der sich ihm bot. Christoph, der in einer Zwangsjacke steckte und auf einer Liege lag, zitterte am ganzen Leib und stöhnte in den Knebel hinein, der ihm angelegt worden war. Er wand sich unter den aufstauenden und intensiven Gefühlen, doch die Gurte, mit denen sein Körper an die Liege fixiert war, hielten ihn an seinem Platz. Seine Wangen glühten und sein Blick wirkte ziemlich benebelt, Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn und er bot einen wirklich erbärmlichen Anblick. Ein leises Surren rührte vom Vibrator her, der ihn fast in den Wahnsinn trieb und zu allem Überfluss war ihm ein Penis-Plug in die Harnröhre geschoben worden. So wie er aussah, schien er schon fast am Ende seiner Kräfte zu sein, was Raphael ihm auch nicht verübeln konnte. Immerhin hatte er Christoph ein Aphrodisiakum verabreicht, um das Ganze noch spannender zu gestalten und dann war der arme Kerl eine Stunde lang in diesem wehrlosen Zustand, ohne dass ihm die befreiende Erlösung gewährt wurde. Sein Penis und seine Hoden waren schon recht geschwollen und der Ärmste musste sicher kurz vorm Explodieren stehen. Nicht ein einziges Mal hatte er abgespritzt und der Druck musste schon fast schmerzhaft sein. Sein Gesicht sah zumindest ganz danach aus und anstatt lustvollem Stöhnen war das Einzige, was ihm nur noch entfuhr, ein Wimmern. Auch wenn sich so einige Dinge in den letzten 16 Monaten verändert hatten, seit das Gericht entschieden hatte, Raphaels Verurteilung von vor sechs Jahren für ungültig zu erklären, so waren einige Dinge doch beim Alten geblieben. Selbst nachdem sie zusammengezogen waren und Raphael endlich einen Neubeginn machen konnte, so hatte sich ihre Vorliebe für BDSM nicht geändert und es war ein fester Bestandteil in ihrer Beziehung geblieben. Für gewöhnlich waren sie gleichberechtigte Partner und inzwischen hatte Raphael auch so langsam den Dreh raus, was Beziehungen betraf, doch es gab da noch diese andere Zeit. Nämlich die, in der sie Herr und Sklave waren. Es war nicht bloß ein Spiel für sie, es war das Ausleben ihrer Fantasie und ihres Verlangens und der Ausdruck ihrer Liebe zueinander, auch wenn es für andere Leute seltsam klingen mochte. Aber es war auch ein Ventil für sie beide. Raphael brauchte ab und zu das Gefühl der Kontrolle und Christoph hingegen wollte die Kontrolle abgeben und sich dominieren lassen. So ergänzten sie sich eben und sie beide waren glücklich damit. Und wenn die Zeit kam und sie ihr gemeinsames Hobbyhaus aufsuchten, dann war alles wie beim Alten wie zu Anfang ihrer Begegnung, als sie nichts verband, außer dem Sex. Diese Abwechslung und den Nervenkitzel brauchten sie einfach. Die einzige Änderung gab es, als Christoph aufgehört hatte, Raphael mit „Herr“ anzusprechen. Das war ihnen mit der Zeit zu unpersönlich geworden. „Mensch, siehst du erbärmlich aus“, meinte Raphael in einem herablassenden Ton, schnappte sich die Gerte und verpasste Christoph damit einen leichten Schlag auf sein Glied. sodass der Gefesselte laut aufstöhnte. „Glaubst du wirklich, dir wird vergeben, wenn du anfängst, wie ein Hündchen herumzuwinseln?“ Christoph stöhnte und versuchte offenbar etwas zu sagen, doch durch den Knebel war es gänzlich unmöglich. Da Raphael aber schon neugierig war, was sein Freund und Spielgefährte zu sagen hatte, nahm er ihm den Knebel raus. Christoph keuchte schwer und allein sein flehender Blick war zum Dahinschmelzen. „Na? Ist es schmerzhaft, nicht kommen zu können?“ „Ja…“, brachte Christoph hervor und schaffte es kaum noch, vernünftig zu reden. „Soll ich dich kommen lassen?“ „Ja bitte…“ Ganz langsam zog Raphael daraufhin den Penis-Plug heraus. Christoph hatte wirklich Mühe, stillzuhalten und kaum, dass der kleine Stift aus der Harnröhre entfernt war, da schrie er laut auf, als mit einem Mal alle Dämme gebrochen wurden und die Flut ihn erbarmungslos mit sich fortriss und ihn in einen heißen Strudel zogen, der ihm fast das Bewusstsein raubte. Sperma spritzte auf die Liege und die Zwangsjacke und Raphael beobachtete mit einem gewissen Vergnügen den heftigen Orgasmus seines Partners. „Mann, das war ja wie eine Fontäne“, bemerkte er amüsiert. „Hast es wohl ziemlich zurückhalten müssen, was?“ Christoph antwortete nicht, sondern keuchte nur und seine Wangen glühten wie im Fieber. Er war immer noch erregt, was wegen dem Aphrodisiakum aber auch nicht verwunderlich war. Raphael begann nun die Gurte abzunehmen und befreite dann im Anschluss Christoph von der Zwangsjacke. „Willst du für heute aufhören?“ „Nein“, kam es schwach von Christoph zur Antwort und an seinem Blick war deutlich zu sehen, dass er noch nicht genug hatte, auch wenn er erst noch ziemlich geschwächt wirkte. „Und was willst du dann?“ „Dich. Ich will, dass du mich hart durchfickst!“ „Na gut. Da du deine Strafe brav abgearbeitet hast, werde ich mal nicht so sein. Aber… mir gefällt dieser Befehlston irgendwie nicht.“ Damit schnappte der Student wieder die Gerte, zog Christoph von der Liege herunter und drückte dann seinen Oberkörper nieder, sodass der nun 25-jährige ihm seinen Hintern entgegenstreckte. Ein Schlag mit der Gerte auf sein Gesäß folgte und hinterließ einen roten Striemen. Er schrie auf, aber teilweise war das laute Schreien auch spielerisch, da er es schon sehr genoss, auf solch eine Art und Weise dominiert zu werden. Zumindest, solange es Raphael war. Der nächste Schlag traf wieder seinen Po und dann seine Oberschenkel. „Also was wolltest du sagen?“ hakte Raphael noch mal nach und hielt mit den Schlägen kurz inne. Christoph hatte sich auf die Liege gestützt und brav die Strafe über sich ergehen lassen. Immer noch zitterte sein Körper vor Lust und Erregung, was aber auch ein Stück weit an dem Vibrator lag, der diese Erregung nicht abebben ließ und ihm erneut Lustschauer über den Körper jagte. „Bitte fick mich…“, keuchte Christoph und streckte ihm regelrecht seine Hüften entgegen. „Ich halte es nicht mehr aus… ich will dich!“ „Ja, so ist es richtig.“ Damit schaltete Raphael den Vibrator aus und zog ihn aus Christophs After und legte ihn beiseite. Christoph, der sich wie in einem Rausch befand, hatte seinen Oberkörper auf die Liege gelegt und hatte das Gefühl, als würde sein Bewusstsein langsam immer weiter weg rücken. Ihm war so heiß zumute und sein ganzer Körper schien viel sensibler zu sein als sonst. Die kleinste zärtliche Berührung von Raphael ließ ihn fast verrückt werden und als er spürte, wie dieser tief in ihn eindrang, entwich ihm erneut ein lustvolles Stöhnen und seine Hände verkrallten sich in das Polster. „Ah… aaah!!!“ Als sich der 29-jährige langsam wieder aus ihm entfernte, nur um wieder erneut tief und hart vorzustoßen, konnte Christoph nicht an sich halten. Wie von selbst begann sich sein Körper Raphaels Bewegungen anzupassen und als sich der Medizinstudent zu ihm herunterbeugte und seinen Nacken küsste, da hätte er ihn am liebsten im Arm gehalten und fest an sich gedrückt, wenn dies möglich gewesen wäre. Raphaels heißen Atem in seinem Nacken zu spüren, ließ sein Herz noch höher schlagen und seine Gefühle verrückt spielen. Eine Gänsehaut jagte über seinen Körper, begleitet von unbeschreiblich intensiven Schauern der Lust. „Raphael…“ Etwas grob wurde sein Oberkörper wieder auf die Liege niedergedrückt und Raphaels Hand verkrallte sich in seinem Haar. Diese Mischung aus Schmerz und unbändiger Lust waren zu viel für den Mathematiker. Als er erneut zu einem Orgasmus kam, verlor er endgültig die Kraft in den Beinen und sank zusammen. Doch Raphael hörte nicht auf. Stattdessen blieb Christoph nichts anderes übrig, als sich an der Liege festzuhalten. Es war zu viel… viel zu viel… Sein Körper hatte kaum noch Kraft und er bezweifelte, dass er so schnell wieder kommen konnte. Wie sehr er sich doch geirrt hatte… denn das Aphrodisiakum wirkte besser, als er selbst für möglich gehalten hätte. Aber was hatte er denn auch anderes von einem Medizinstudenten erwarten können, der auch noch der ungeschlagene Jahrgangsbeste war und scheinbar alles wusste, was solche Mittelchen und vor allem die menschliche Anatomie betrafen? Aus diesem Grund war auch der Sex so unbeschreiblich gut, weil Raphael genau wusste, wo Christoph seine sensibelsten Punkte hatte und nicht selten nutzte er dies für seine Spielchen mit ihm. Als eine heiße Flut sein Innerstes durchströmte und Raphael laut aufkeuchte, da kam auch Christoph zu seinem dritten Orgasmus und sank erschöpft zusammen, als Raphael sich wieder aus ihm entfernte. Sein ganzer Körper fühlte sich irgendwie ausgelaugt an. Er war schweißgebadet und seine Beine waren wie aus Gummi. Raphael hielt ihn fest und trug ihn zu einem Stuhl, auf den er Christoph erst mal setzte. Nun veränderte sich die Atmosphäre zwischen ihnen spürbar. Hatte vorher noch raue Dominanz geherrscht, strich Raphael ihm nun zärtlich durchs Haar, küsste ihn und fragte ihn „Willst du noch einen Nachschlag haben?“ „Ich brauch eine Pause“, keuchte der 25-jährige und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Das war echt gemein, dass du einfach gegangen bist und mich zurückgelassen hast. Für einen Moment dachte ich echt, du lässt mich hier wirklich alleine.“ „Hey, so gemein bin ich ja nun auch wieder nicht“, protestierte Raphael und holte eine Flasche Sekt und zwei Gläser herbei. „Satori war kurz da gewesen und außerdem wollte ich dich nur ein klein wenig ärgern. Ach ja… bevor ich es vergesse…“ Damit küsste Raphael ihn erneut, nur dieses Mal länger und leidenschaftlicher und ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen. „Happy Birthday.“ „Wenn meine Eltern wüssten, dass ich meinen 25. Geburtstag so feiere, die würden vom Glauben abfallen. Mum würde echt noch denken, dass du mich komplett verdorben hast. Es war ja eh schon ein Schock gewesen, als meine Eltern herausgefunden hatten, dass die angeblichen Therapiestunden BDSM-Sessions mit dir waren.“ „Du hättest dir auch eine kreativere Lüge einfallen lassen können. Ich meine… ernsthaft: wer erzählt denn bitteschön, dass er zum Therapeuten geht, wenn er sich in Wahrheit in einem SM-Keller den Arsch versohlen und sich an einem Pranger festschnallen lässt? Ich dachte zuerst, du wolltest mich verarschen.“ Christoph konnte sich ein kleines Lachen nicht verkneifen und gemeinsam stießen sie an. Eine kleine Pause zwischendurch konnte nicht schaden. Immerhin war die Nacht noch jung und sie beide eh Urlaub hatten, bestand somit auch kein Grund, sich zu beeilen. Gemeinsam stießen sie an und leerten ihr Glas jeweils in einem Zug. „Dabei habe ich dir dein eigentliches Geschenk noch gar nicht gegeben.“ Hieraufhin überreichte Raphael ihm einen Umschlag, den Christoph überrascht entgegennahm. Er hatte oft genug betont, dass er keine Geschenke haben wollte und war davon ausgegangen, dass Raphael sich deshalb auch nicht die Mühe machen würde. Neugierig öffnete er den Umschlag und fand eine Art Landkarte, auf der eine rote Linie verzeichnet war, die über verschiedene Straßen quer durch die USA führte. Einen Moment lang verstand Christoph die Bedeutung nicht, erinnerte sich dann aber an eine Szene, die knapp vier Monate zurücklag. Als er nämlich mit Raphael einen Wochenendausflug mit ihren Motorrädern gemacht (Christoph hatte sich erst kürzlich eines zugelegt) und sie in einer recht abgeschiedenen Hütte im Wald ihren ersten Jahrestag verbracht hatten, da hatte er ganz nebenbei gesagt, dass er so etwas gerne wiederholen würde. Es war eine wirklich willkommene Abwechslung zu seinem Alltag an der Uni und eine der wenigen Gelegenheiten, wo er nicht den Kopf voller Arbeit hatte. Sprachlos sah er Raphael an, der ihm erklärte „Wir werden zur Route 66 fahren und diese durchfahren. Es ist soweit alles arrangiert und geplant ist eine knapp 14-tägige Tour quer durch Amerika und wir werden natürlich auch in Las Vegas einen draufmachen. Ich habe soweit alles arrangiert und übermorgen können wir direkt schon losfahren.“ Immer noch sagte Christoph kein Wort. Er war dafür einfach zu überwältigt. Aber dann umarmte er Raphael und drückte ihn fest an sich. „Das ist wirklich ein wunderbares Geschenk. Danke!“ Ein zweiwöchiger Ausflug quer durch die USA zusammen mit Raphael. Vor knapp einem Jahr war das für ihn kaum vorstellbar gewesen, da er hauptsächlich immer seine Arbeit im Kopf hatte und auch sonst nie einen Anlass gesehen hatte, um zu verreisen. Er hatte ja auch nie jemanden gehabt, der mitgekommen wäre. Aber allein der Gedanke daran, gemeinsam mit Raphael wegfahren zu können… weit weg von zuhause und die Freiheit genießen… ein schöneres Geschenk hätte er kaum bekommen können. Es mochte an dem Einfluss des ehemaligen Tätowierers liegen, dass Christoph für neue Dinge deutlich offener geworden war. Aber durch diese etwas schräge Beziehung hatte er gelernt, auch aktiv für sein Glück zu arbeiten und das zu erkennen, was er wollte und was ihm wichtig war. Sowohl er als auch Raphael hatten beide gelernt, sich zu öffnen und sich auf neue Dinge einzulassen. Und vor allem hatten sie gelernt, sich anderen Menschen zu öffnen und sie zu verstehen. Nachdem Christoph eine Weile die Landkarte betrachtet hatte, die ihre Reiseroute darstellen sollte, musste er unwillkürlich schmunzeln und konnte nicht anders als zu bemerken „Wer hätte gedacht, dass ein so dubioser Deal zwischen uns beiden mal tatsächlich zu einer festen Beziehung führen würde? Ich meine, das ist doch das reinste Klischee, oder nicht?“ „Sag das nicht mir“, seufzte Raphael und fuhr sich mit seinen Fingern durch sein dunkles Haar. „Satori meint auch, mich immer damit aufziehen zu müssen, indem sie mich schon mit Mr. Grey anredet.“ „Dabei gibt es genug Unterschiede.“ „Danke!“ „Zum einen ist Mr. Grey ein reicher Unternehmer und kein Student.“ „Willst du, dass ich dir gleich wieder die Zwangsjacke anlege und dich alleine lasse?“ „Außerdem ist er ein besitzergreifender Kontrollfreak und bei weitem nicht so heiß wie du.“ Das stimmte den Medizinstudenten deutlich milder und beruhigte sich wieder. Und um selbst noch etwas dazu beizutragen, fügte er noch hinzu „Und du bist bei weitem besser als diese Ana. Ich stehe halt nicht auf diese typischen schüchternen Mauerblümchen, sondern mehr auf die, die genau wissen, was sie wollen.“ Sie tranken noch ein Glas Sekt und genossen die kurze Verschnaufpause und redeten viel. Raphael war kaum wiederzuerkennen. Seit er endlich wieder das tun konnte, was er wirklich wollte (nämlich Medizin zu studieren) und nicht nur seine Vergangenheit endlich hinter sich lassen konnte und die Aggressionstherapie erfolgreich abgeschlossen hatte, war er allgemein deutlich entspannter. Zwar hatte er seine Leidenschaft für BDSM nicht verloren und gedachte auch nicht, es überhaupt aufzugeben, aber er war deutlich redseliger geworden, lachte sogar und konnte inzwischen viel besser mit anderen Menschen umgehen als früher. Eine weitere Veränderung aber war ein neues Tattoo, welches er sich vor einer Weile hatte stechen lassen: das AURYN-Motiv, welches auch Christoph besaß. Auf die Frage hin, warum er sich das Motiv wieder hatte stechen lassen, wo er es damals doch hatte weglasern lassen, da hatte Raphael einfach erklärt „Weil ich meinen wahren Willen wiedergefunden habe und mich daran erinnern will.“ Natürlich hatte der Mathematiker nachfragen müssen. Die Neugier war eben halt groß gewesen, doch da hatte Raphael nur einen Arm um ihn gelegt, ihn geküsst und gesagt „Das weißt du doch schon längst.“ Schließlich aber war die Verschnaufpause vorbei und sie stellten die Gläser beiseite. „Also?“ fragte Raphael herausfordernd. „Was soll ich dir als Nächstes antun?“ Hier dachte Christoph kurz nach und hatte dann eine Idee: „Wir hatten den Pranger schon seit längerem nicht mehr.“ „Na gut“, meinte Raphael und zog nun an der Kette, die an Christophs Halsband befestigt war. „Dann knie nieder, bettele darum und leck mir die Stiefel!“ Epilog: The Journey Begins -------------------------- Es war ein ziemlich warmer und sonniger Tag. Das perfekte Wetter für eine Tour. Etwas ungeduldig wartete Christoph am vereinbarten Treffpunkt und fragte sich, wo Raphael denn blieb. Zwar hatte dieser eine SMS geschrieben, dass er sich wohl etwas verspäten würde, weil er noch etwas zu erledigen hatte, aber seitdem hatte er nicht mehr auf irgendwelche Nachrichten reagiert. Vor allem fragte sich Christoph, was Raphael am Flughafen wollte. Naja, er würde es ja noch herausfinden, wenn sein Freund hier war und er ihn somit fragen konnte. Plötzlich klingelte sein Handy und als er nachschaute, sah er, dass es Raphael war. Sofort nahm er das Gespräch an und hielt sein anderes Ohr zu, um sich nicht von den Umgebungsgeräuschen ablenken zu lassen. „Raphael? Wo bist du denn und was wolltest du am Flughafen?“ „Entschuldige, aber Dr. Wernicke hat mich darum gebeten, jemanden vom Flughafen abzuholen. Zwei Fachärzte aus Japan. Eigentlich sollte er das für Prof. Hauser erledigen, aber er ist wohl kurzfristig krank geworden.“ „Was hat dieser Schwachkopf denn jetzt schon wieder?“ „Offiziell eine Magendarminfektion.“ „… darf ich raten? Er hat sich mal wieder was bei einer Nutte eingefangen.“ „So schaut es aus. Und da er keinen anderen kannte, der Japanisch spricht, hat er mich darum gebeten. Ich dachte, ich schaffe es rechtzeitig, aber der Flug hatte jetzt Verspätung und ich musste auf Dr. Heian und Dr. Sagano warten. Ich hab sie jetzt zum Hotel gebracht und mach mich auf den Weg. Wollte nur Bescheid sagen, dass ich gleich da bin.“ „Ist gut.“ Dieser verdammte Wernicke, dachte sich Christoph und bekam nicht wenig Lust, zu diesem Idioten hinzufahren und ihm die Meinung zu geigen, nur weil der Trottel zu dumm war, um an Verhütung zu denken und sich deswegen ständig irgendetwas bei den Bordsteinschwalben einfing. Und andere durften seine Blödheit ausbaden. Aber das würde der Kerl noch büßen. Spätestens nach dem Urlaub. Und ausgerechnet Raphael hatte es erwischen müssen, wo er doch Urlaub hatte. Naja… wenn man bedachte, dass jemand gebraucht wurde, der Japanisch verstand, dann konnte man nichts machen. Trotz seiner Latino-Erscheinung hatte er immer noch japanische Wurzeln und beherrschte die Sprache seines Geburtslandes noch halbwegs. Wenig später traf Raphael ein und schien sich ziemlich beeilt zu haben. Seine Sachen hatte er bereits alle dabei und sah auch abreisebereit aus. Christoph hatte sich während der Wartezeit schon mal eine Zigarette genehmigt und sich auf die Weise wieder etwas beruhigt. Er hob zum Gruß die Hand und Raphael stieg von seiner Harley ab. „Was für ein Scheiß“, grummelte der 29-jährige und nahm den Helm ab. Jetzt brauchte er selbst erst mal eine Zigarette. „Erinnere mich daran, dass ich diesem verdammten Wernicke den Arsch aufreiße, wenn wir wieder zurück sind.“ „Lass mir auch noch was übrig. Ist ja nicht das erste Mal, dass so etwas passiert und garantiert auch nicht das letzte Mal. Schon als er eigentlich meine Vorlesung übernehmen sollte, damit ich bei deiner Gerichtsverhandlung dabei sein konnte, hat er sich krank melden müssen. Wäre Newton nicht eingesprungen, hätte ich es gar nicht geschafft.“ Nun genehmigte sich Raphael auch erst mal eine Zigarette. Die Zeit konnten sie sich noch nehmen, bevor ihre Reise losging. „Und wer genau sind die beiden Fachärzte, die du abholen solltest?“ „Kein Plan. Vermutlich Bekannte von Prof. Hauser. Irgendwie hatte er doch mal ein Projekt an der Universität in Tokio gearbeitet. Naja, zum Glück ist alles reibungslos über die Bühne gegangen. Wie es aussieht, will Dr. Heian dauerhaft hier bleiben und Dr. Sagano soll wohl geschäftlich hier zu tun haben. Es hat mich überrascht, dass dieser Heian fließend Englisch spricht. Im Grunde hätte jeder x-beliebige andere Heini die beiden abholen können. Aber… es ist halt wie es ist. Konnte ja keiner ahnen, dass einer der beiden die Landessprache beherrscht. Zumindest konnten wir uns ganz gut unterhalten. Mein Japanisch ist ja auch schon so ziemlich eingerostet.“ „Man muss ja auch kein Sprachtalent sein.“ „Das stimmt schon. Nur nervt es halt, wenn man immer für einen Mexikaner gehalten wird und man ständig auf Spanisch angesprochen wird, obwohl ich kein Wort verstehe.“ Ja, das war ein kleines Dauerproblem und auch schon fast ein Running Gag, wenn man es so betrachtete. Und irgendwie passierte dies Raphael ständig und das auch schon seit seiner Kindheit. Immerzu hielt man ihn für einen Mexikaner, weil sein asiatisches Erbteil überhaupt nicht bei ihm durchgekommen war. Zumindest wirkte er nicht mehr so einschüchternd und bedrohlich auf andere so wie vor knapp eineinhalb Jahren noch. Zwar gab es immer noch einige, die sich von seiner Körpergröße einschüchtern ließen, aber dank der Aggressionstherapie, die ihm das Gericht damals aufs Auge gedrückt hatte, war er deutlich entspannter geworden und regte sich nicht mehr so schnell auf wie früher. Auch sonst war er nie wieder gewalttätig geworden. Naja… zumindest nicht bis auf das eine Mal, als er mal wieder in Johnny’s vorbeigeschaut hatte und es dabei eine Prügelei gab, bei der auch eine Frau verletzt wurde. Und Raphael, der nichts mehr hasste als Gewalt gegen Frauen, war sofort dazwischen gegangen. Zum Glück war es nicht weiter eskaliert und es hatte keinen weiteren Ärger gegeben. Ansonsten war Raphael deutlich umgänglicher geworden und man konnte ihn schon fast als normal bezeichnen. Wären da nicht sein abstruser Stammbaum, seine enorme Körpergröße und seine Vorliebe für BDSM. Aber auch wenn er in den letzten Monaten deutlich umgänglicher geworden war, so besaß er immer noch eine andere Seite, die er nur wenigen Menschen zeigte. Nämlich die eines Sadisten, der es liebte, andere zu unterdrücken und dabei die Ausstrahlung eines gefährlichen Raubtieres hatte. Und das war es auch, was Christoph am meisten an ihn liebte. Diese Ausstrahlung und seine Fähigkeit, im einen Moment ein ruhiger, aufmerksamer und starker Beschützer zu sein und im nächsten Moment ein dominanter und kompromissloser Sadist, der seine Sache durchzog und sich von niemandem etwas sagen ließ. Man konnte schon sagen, dass Christoph einen sehr exotischen Geschmack hatte. „Hm… was meinst du, wie lange wir bis zu unserem ersten Ziel brauchen?“ fragte der 25-jährige schließlich und warf seine Zigarette zu Boden, die er anschließend austrat. Raphael tat es ihm gleich und überlegte kurz. „Also… wenn wir ohne Zwischenstopps durchfahren, müssten wir das Hotel in gut zwei Stunden erreichen. Also dann… sollen wir los?“ Damit stieg Raphael wieder auf sein Motorrad und wollte gerade seinen Helm aufsetzen, doch da hielt Christoph ihn kurz zurück und küsste ihn. „Danke, Raphael. Ich glaube, ich kann dir nicht oft genug sagen, wie froh ich bin, dass du…“ Hier aber unterbrach der 29-jährige ihn, indem er ihm einen leichten Klaps auf den Kopf gab. „Jetzt werde mir bloß nicht sentimental, sonst krieg ich noch Sodbrennen. Mag sein, dass wir jetzt zusammen sind, aber das heißt nicht, dass ich hier irgendwie weichgespült werde. Und wenn du weiterhin solchen Kitsch von dir gibst, werde ich dir wohl wieder „Nachhilfestunden“ geben müssen.“ Ja, da hat er auch wieder Recht, dachte sich Christoph und stieg nun ebenfalls auf sein Motorrad. Wir beide wissen, wie wir füreinander fühlen. Da muss man noch lange nicht wie ein liebeskrankes Paar reden und sich schlimmstenfalls noch irgendwelche Kosenamen geben. Allein der Gedanke ist schon schaurig genug. Gemeinsam starteten sie die Motoren und Raphael rollte ein Stück vor, sodass er nun direkt neben ihm stand. „Aber weißt du was?“ rief der Student ihm durch den Motorenlärm zu. „Eine Sache habe ich durch dich gelernt: das Leben mag manchmal ein verdammt ungerechtes und mieses Arschloch sein. Aber das heißt noch lange nicht, dass man sich von so einem miesen Bastard ficken lassen sollte.“ Bei der etwas groben Wortwahl, die auch wiederum ein wenig typisch für den ehemaligen Tätowierer war, musste Christoph lachen und nickte zustimmend. „Da hast du wohl Recht.“ „Klar hab ich das. Und jetzt lass uns endlich losfahren, bevor einer von uns noch mehr Weibergewäsch von sich gibt.“ Damit fuhren sie nun los und traten ihre erste lange gemeinsame Reise an. Das Leben schreibt manchmal die merkwürdigsten Geschichten und es hat oftmals die Angewohnheit, Menschen auf die seltsamste Art und Weise zusammenzubringen. Mochte es ein simpler Zufall oder vielleicht das Schicksal gewesen sein, das Christoph vor mehr als eineinhalb Jahren in Raphaels Tattoostudio geführt hatte, um einen Ausweg aus seiner Frustration und Unausgeglichenheit zu finden. Letzten Endes hatte ihr Treffen sie beide verändert. Mochte es zum Guten oder zum Schlechten sein. Im Grunde hatten sie beide erkennen müssen, dass sie beide je auf ihre eigene Weise in einer Sackgasse steckten und einander brauchten. So viele Gemeinsamkeiten wie sie hatten, so hatten sie auch genauso viele Gegensätze. Sie beide waren auf ihre Weise gesegnet und verflucht gewesen und hatten sich in vollkommen verschiedene Richtungen entwickelt. Und sie beide wussten, dass die Zukunft nicht einfach für sie werden würde. Das Leben verstand es nämlich, jeden Einzelnen auf die Probe zu stellen. Doch das machte ihnen nichts aus, denn sie hatten für sich ihren Leitfaden gefunden, nachdem sie jahrelang ziellos umhergeirrt hatten: Folge deinem wahren Willen. 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