Yggdrasils Essenzen von Silwyna (Vier Jahre nach den Ereignissen von "Broken Soul") ================================================================================ Kapitel 41: ------------ Kapitel 41 – Vom Tod und vom Leben           Leere füllte den Ort, wo eigentlich Thors Herz hätte sein müssen. Leere und Kälte! Seine Tränen waren inzwischen versiegt, mit trüben Blick sah der Donnergott auf das Gesicht seines Vaters, der mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen in die Ferne zu blichen schien. Doch der Schein trog und die Wahrheit schmeckte bitter. Odin war tot! Sein Vater war in seinen Armen gestorben und war für immer fort. Fassungslos sah Thor weg von seinem Vater -er konnte den Anblick einfach nicht ertragen-  auf den Speer in seinen Händen. Das Symbol der Herrschaft über Asgard. Neben seinem Vater hatte auch Loki diese Waffe schon in den Händen gehalten, damals als Thor verbannt worden war und Odin sich ungewollt in sich selbst zurückgezogen hatte. Damals hatte er noch geglaubt Loki hätte sich die Herrschaft einfach unter den Nagel gerissen und erst viel später hatte er erfahren, dass es Frigga gewesen war, die seinem Bruder das Kommando übertragen hatte. So viele Erinnerungen verband Thor mit dem Speer seines Vaters, doch eines stand ohne Zweifel fest: Er würde diese Waffe nicht führen! Zum einen weil er es nicht konnte und außerdem war eine solche Waffe nun wirklich keine mit der Thor es zu kämpfen verstand. Er war mit Mjöllnir voll und ganz zufrieden und so tat er das, was ihm in diesem Moment als das Beste erschien. Kurzerhand drückte Thor den Speer seinem jüngeren Bruder in die Hand und holte somit auch Loki aus der Starre, in der er wegen der Trauer gefangen war. „Was…?“, begann er und sah seinen Bruder verwundert an, doch Thor hielt ihm die Waffe seines Vaters nur noch nachdrücklicher hin und machte keinerlei Anstalten die Hand zurückziehen zu wollen. Also blieb Loki nichts anderes üblich als den Speer Odins zu ergreifen, den er früher schon geführt hatte und für den sein altes Ich wohl alles getan hätte, um ihn zu besitzen. Nun hätte er den Speer ohne zu zögern aufgegeben, wenn dafür Odin wiederkäme. Doch natürlich würde das nicht so einfach passieren. Der Allvater war tot, unwiederbringlich. Seine Seele hatte den geschundenen Körper schon längst verlassen und hatte die Tore Walhallas durchschritten. Ein kleiner Funken Hoffnung, zumindest für seine Söhne, denn er war nun an einem Ort, wo er keine Schmerzen mehr litt und der Allvater brauchte sich nach allem was er für die neun Welten getan hatte wirklich nicht in Gegenwart seiner Ahnen zu schämen. Im Gegenteil, er würde wohl stolz vor sie treten und sie mit Geschichten erheitern, wie seine Söhne ihn die letzten Nerven raubten. Dieser kleine Trost war es wohl, der Loki und Thor dazu brachte, weiter zu machen. Das und die Tatsache, dass Thanos noch immer unter ihnen weilte und die Welten Yggdrasils bedrohte. Loki richtete seine Aufmerksamkeit von dem Speer in seinen Händen, zu dem Geschöpf dem er es zu „verdanken“ hatte, dass er ihn hielt. „Na, seid ihr auch mal fertig mit heulen!“, höhnte er mit einem breiten Grinsen im Gesicht und setzte zu weiteren Sticheleien an, doch es kam nicht dazu. „Schweig!“, herrschte Thor ihn an, bevor Thanos das Andenken seines Vaters mit seinem Spott noch mehr beschmutzen würde und deutete mit Mjöllnir drohend auf seinen Widersacher. „Du hast eine gefährliche Linie überschritten, Thanos! Dein Tod wird das einzige sein, was den Verlust unseres Vaters sühnen kann und glaub mir, ich werde dafür sorgen!“ „Große Worte, Junior-König! Aber ihr habt mir immer noch nichts entgegenzusetzen!“, meinte Thanos und hob zur Untermalung seiner Aussage die Hand, in der er nach wie vor die Essenz Asgards in den Händen hielt. „Wart’s ab!“, konterte Loki. Auch ihm hörte man die Wut an, aber sie trat nicht so offen heraus wie bei Thor, sondern war nur unterschwellig zu hören. Das machte es nicht minder bedrohlich. Wieder warf der Magier einen Blick auf den Speer Odins, den er von Thor bekommen hatte. Um ehrlich zu sein, war es auch nicht mehr seine Art von bevorzugter Waffe. Natürlich hatte er früher damit gekämpft –gegen Thor am Bifröst- und auch später hatte er in der Schlacht von New York eine vergleichbare Waffe geführt, aber die Dolche waren schon immer seine Favoriten gewesen. Loki musterte den Speer eingehender: Eine breite, klingenartige Spitze in der Mitte, zwei geschwungene und kürzere jeweils auf einer Seite. Wenn man sie richtig hielt, dann… Thor begann sich gerade zu fragen, was sein Bruder denn da bitte tat, als man ein leises krachendes Geräusch hörte und der neue König Asgards blickte Loki mit blankem Entsetzen an. Das konnte er doch nicht wirklich getan haben, oder? Oh doch, das hatte er! Loki hielt nicht mehr den Speer in den Händen, sondern lediglich dessen Spitze, die er nun wie einen Dolch umfasste. Mit seiner Linken zog er die Elfenklinge aus der Halterung an seinem Oberschenkel, die er zuvor in der Schreckensvision gesehen hatte, dank Thanos. Der Magier richtete beide Klingen drohend auf Thanos und ein bitteres Grinsen umspielte seine Lippen. „Ich bin bereit, wenn du es bist, Bruder!“ „Wohlan!“, meinte Thor wiederrum und ließ Mjöllnir rotieren. Vom Himmel her stießen etliche Blitze herab, aber sie trafen nicht wie erwartet Thanos, sondern Thor. Loki dachte erst, der Angriff seines Bruders sei abgeblockt worden, doch dann hörte er wie der Donnergott lachte. Je mehr Blitze Thor trafen, desto lauter lachte er und Loki glaubte sogar das Lachen unter seinen Füßen spüren zu können. Es schien als würde sich der junge König mit Energie aufladen, die er von den Blitzen bekam. Thanos hingegen hatte weder Zeit noch Lust, abzuwarten bis Thor seine Attacke ausführen würde. Er hatte Asgards  Essenz, im Grunde hatte er gewonnen. Einzig der Tod dieser beiden Einfallspinsel stand noch zwischen  ihm und seiner vollkommenen Zufriedenheit. „Dumme Kinder!“, murrte er und hielt die Essenz vor sein Gesicht. Loki sah weg von seinem Bruder und sah wie Thanos ihm zu grinste, bevor er die Essenz Asgards… anpustete? Das mochte harmlos aussehen, aber die Wirkung war mehr als nur verheerend. Aus dem grellen Funken Licht in Thanos‘ Hand lösten sich viele, kleinere und sie schossen unfassbar schnell auf die beiden Brüder zu. Thor lud sich nach wie vor auf, war demnach nicht im Stande etwas zu unternehmen, also war es an Loki, den Angriff abzuwehren. Er hielt beide Dolche vor sich, ihre Klingen bildeten ein schräges Kreuz. Eilig sammelte er seine Konzentration an der Stelle, wo sich die Waffen kreuzten und ein violetter Lichtpunkt erschien, der sich in weniger als einer Sekunde zu einem riesigen Netz ausbreitete. Das Netz schirmte sowohl Loki als auch Thor von den gefährlichen Lichtfunken ab, die auf sie zuflogen. Doch traf einer dieser Funken auf den von Loki errichteten Schild, erzitterte dieser schwer. Es kostete Loki eine Menge Konzentration den Schutzwall nicht sinken zu lassen. Er fühlte sich wie nach einem Dauerlauf: Der Atem ging schwer und brannte in der Kehle, während die Knie sich weigerten ihn noch sehr viel länger zu tragen. Schließlich endete der Strom an Funken und Loki fiel auf die Knie, der Schild verschwand. „Danke!“, hörte er seinen Bruder sagen und hob schwerfällig den Kopf. Da stand Thor, die Blitze die er soeben noch eingefangen hatte huschten über seinen Körper und auch seinen Augen schienen zu blitzen. Natürlich nur rein metaphorisch…oder? „Das war sehr gut, Loki! Aber jetzt sollten wir zum Angriff übergehen!“ „Ach bitte!“, mischte sich Thanos genervt ein. „Eure Angriffe bringen doch nichts, das haben wir alle gesehen! Ihr verschwendet eure Zeit, alle beide! Ergebt euch und ich töte euch… nicht ganz so qualvoll!“ Die Brüder blieben ihm eine Antwort schuldig, sie warfen sich einen kurzen Blick zu und Loki erkannte, was Thor plante. Fast unmerklich zu sehen, nickte er und erhob sich wieder. Ihr Gegner hingegen verdrehte genervt die Augen. „Sowas unbelehrbares!“ Im nächsten Moment blickte er allerdings recht verdutzt in die Welt, als die Brüder ohne ein Wort auf ihn zueilten. Geistesgegenwärtig hob er die Hand, in der er Asgards Essenz hielt und warf sie in seinem Frust komplett fort, direkt auf Thor …         Das gleißend helle Licht verzog sich langsam und je mehr es sich zurückzog, desto mehr konnte man sehen, was die Auswirkungen des Aufpralls gewesen waren. Jane strich sich das wirre und feuchte Haar aus dem Gesicht und stutzte. Das. Konnte. Nicht. Sein! Die Barriere, die Loki mit den Magiern vor vier Jahren geschaffen hatte, war zuvor schon zerstört worden, doch sie schien auch gar nicht mehr gebraucht zu werden. Ungläubig beobachtete Jane wie sich die Erde außerhalb des geschundenen Walls erholte, das Leben nach und nach zurückkehrte. Vorsichtig nahm sie ihre Maske ab, die die Luft normalerweise filterte, weil es außerhalb der Barriere gesundheitsschädlich war, ungefilterte Luft zu atmen. Sie erinnerte sich noch zu gut daran, wie tot und abgestanden die Luft gerochen hatte, als sie nach dem Angriff auf die Erde zurückgekehrt waren. Nichts konnte man davon mehr wahrnehmen. Die Luft roch frisch und klar, wie an einem Morgen nachdem es kräftig geregnet hatte. „Wow, seht mal!“, rief Darcy neben ihr erstaunt aus und zeigte mit ihrem Schwert zum Himmel. Dieser war nach der beinahen Zerstörung der Erde stets von Asche und Rauch verdunkelt gewesen, nur innerhalb des Walls hatte man dafür gesorgt, dass die Sonne schien und es ab und an mal regnete. Nun zogen sich Rauch und Staub zurück, die Sonne schien strahlend hell und golden auf die Erde herab. Sie schien gerade aufgegangen zu sein. Ohne es zu wissen hatten die Frauen die ganze Nacht lang gekämpft. „Das ist einfach nur wundervoll!“, sagte Pepper ehrfürchtig und Tränen der Rührung, über diesen Anblick, und der Erleichterung schimmerten in ihren Augen. Die Frauen sahen sich einen Moment lang schweigend an, nur um sich einen Augenblick später lachend und weinend in die Arme zu fallen. Sie hatten es überstanden. Sie lebten noch! Die Erde war nicht zerstört worden… Das schien auch zu den Leuten durchgedrungen zu sein, die sich versteckt hielten. Nach dem Aufprall, den man natürlich mitbekommen hatte, waren viele davon ausgegangen, dass dies das Ende sei. Sicher würde jeden Moment die Hölle über sie hereinbrechen, hatten sie gedacht. Als dann jedoch nichts dergleichen geschehen war, wurden die Leute langsam misstrauisch. Die Stille, die nach der Explosion regelrecht auf ihre Ohren drückte wurde zu einem Stimmgewirr. In jeder Ecke diskutierten Leute, ob es sinnvoll wäre, abzuwarten. Natasha hielt sich aus dem ganzen raus, sie war damit beschäftigt Erynor über die  derzeitige Lage aufzuklären. Nachdem der Elf bewusstlos geworden war, hatte sie ihn mit ins Versteck genommen und ihn dort mehr oder weniger sich selbst überlassen. Sie hatte genug damit zu tun gehabt, die beiden aufgewühlten Kinder zu beruhigen, die sich immer noch unsicher an sie klammerten. „Wie es scheint, hatten die Eisriesen recht!“, stellte Erynor fest und hielt sich mit einem leisen Aufstöhnen den Kopf. Es fühlte sich an, als würde sich ein Troll gegen seine Schädeldecke werfen, immer und immer wieder. „Womit?“ „Die Essenz kann sich nicht gegen ihren Ursprung richten!“, klärte der Elfenmagier sie auf und erhob sich schwerfällig. Natasha stand ebenfalls auf und hob sich Cara auf die Arme, während sich Damion an ihre Kleidung klammerte. „Bist du sicher, dass es die Essenz der Erde war?“ „Ziemlich…“, gab Erynor unumwunden zu und sah sich suchend um. Schließlich fand er, wonach er Ausschau gehalten hatte: die Eingangstür und ging vorsichtig darauf zu. Natasha folgte ihm in einem gewissen Sicherheitsabstand. Allerdings war sie jederzeit bereit, sich zurückzuziehen, sollte es gefährlich für sie oder die Kinder werden.  Sie musste blinzeln, als sie ins Freie trat, so hell war es. Natasha hatte sich an den ständig wolkenverhangenen Himmel gewöhnt und das strahlende Sonnenlicht, das ihr nun entgegen schien hüllte sie ein wie ein Kokon. „Ist das schön!“, rief die kleine Cara aus und zeigte auf die Berge, jenseits der Grenze, die die Siedlungen der Menschen umschlossen hatte. Sie waren nicht mehr wieder zu erkennen! Natasha wusste noch ganz genau, dass diese Berge in den letzten vier Jahren grau, felsig und unbelebt gewesen waren. Nun konnte sie aber beobachten wie das Leben nach und nach zurückkehrte. Gräser sprossen innerhalb weniger Augenblicke aus dem kahlen Boden, Sträucher wuchsen heran und einige schossen in die Höhe als wollten sie sich der Sonne entgegenstrecken. Immer mehr Pflanzen erschienen aus dem Nichts und als Natasha ihre Freundinnen erreichte, die etwas abseits standen und sich noch in den Armen hielten, waren die kargen Berge nördlich der Siedlung mit dichten Wäldern bewachsen. „Und wer umarmt mich?“, spöttelte rothaarige Kriegerin, die eine Auszeit vom Kämpfen nahm und ehe sie „Ups“ hätte sagen können, wurde sie mitsamt der Kinder in den Knuddelkreis gezogen. Erynor stand daneben und musterte die Frauen kopfschüttelnd. Da hatten sie alle in den letzten Stunden furchtbares Grauen ertragen müssen und was taten sie als alles vorbei war? Sich herzen und umarmen wie halbwüchsige Mädchen die erfahren hatten, dass ihr Schwarm sie mochte. „Ein interessantes Schauspiel, oder?“, hörte der Elf eine Stimme, die ihm wage bekannt vorkam und er drehte sich um. Hinter ihm standen ein paar der Avengers und Phil mit ein paar seiner Agents. Letzterer war es, der den Elfen angesprochen hatte und grinste dabei auf seine eigentümliche Art. Er gab Maria und seiner asiatischen Kollegin, deren Name sich der Elf nicht merken konnte, ein Zeichen und die Frauen gingen auf das Versteck zu, wo sich die restlichen Leute versteckten, die nicht im Stande gewesen waren zu kämpfen. „Schon ein wenig!“, antwortete Erynor dem Menschen der an seine Seite trat und musterte Phil eingehend. Er hatte eine leichte Platzwunde am Kopf und sah aus, als sei er einen Marathon gelaufen, aber sonst schien ihm nichts zu fehlen. „Wie hoch sind die Verluste auf unserer Seite?“, erkundigte sich der Elf nach einigen Momenten des Schweigens. Während sich die beiden unterhielten waren Tony und Steve zu dem Knäuel an Körpern gegangen, das die sich umarmenden Frauen bildeten. Natasha erkannte ihren Freund, der abgekämpft aussah und seinen Arm in einem seltsamen Winkel hielt und lächelte ihm zaghaft zu. Tony hatte die Maske seines Anzugs zurückgeschoben und kaum dass Pepper sich zu ihm umdrehte, küsste er sie einfach. Die beiden Beobachter lachten leise in sich hinein. „Einige haben wir verloren, aber es hält sich in Grenzen. Viele Verletzte gab es vor allem bei den Zivilisten die mitgekämpft haben, meine Leute sind schon mit deren Versorgung beschäftigt. Aber sie haben sich wirklich sehr wacker gehalten. Es ist beeindruckend, wozu die Menschen in der Lage sind, wenn sie um das blanke Überleben kämpfen, oder?“ „Allerdings!“. pflichtete der Elf ihm bei. Seinen Blick wandte er aber keinen Moment von seinen beiden Schützlingen, Darcy und Jane, ab. Die beiden hatten ihre Kinder soeben in die Arme genommen und weinten Tränen der Freude und der Erleichterung. Er freute sich von Herzen für die beiden Frauen, die ihm wie Töchter waren und er verspürte unendliche Erleichterung, dass sie diesen Kampf ohne allzu große Verletzungen überstanden hatten. Doch es war noch lange nicht vorbei. Die Verletzten mussten versorgt werden und die zerstörten Gebäude wieder aufgebaut. Nun, da es keine Barriere mehr gab, konnte man sich wieder ungehindert auf der Erde bewegen. „Ich werde später ein paar meiner Leute zu euch schicken, die sich mit um die Verwundeten kümmern sollen.“, bot der Magier Phil an, der ihn dankbar anlächelte. Sie würden auch diese Hürde nehmen, ohne Zweifel.         Immer wen Loki später auf diesen Moment zurückblickte, fragte er sich, wie er das geschafft hatte beziehungsweise warum sein Körper so schnell hatte reagieren können. Er hatte nur gesehen, wie Thanos Thor angriff und ehe er auch nur einen klaren Gedanken gefasst hatte, befand sich Loki in der Schussbahn, zwischen seinem Bruder und Thanos. Der Strahl von Asgards Essenz traf ihn mit voller Wucht und Loki fühlte sich als würde er in Flammen stehen, so sehr schmerzte es. In seinen Ohren dröhnte es so laut, auch wenn man mit ihm gesprochen hätte, er würde kein Wort hören. Loki hörte sich ja nicht einmal selbst vor Schmerzen schreien! Sein Bruder tat es allerdings schon. Fassungslos sah Thor auf seinen jüngeren Bruder, der sich zwischen ihn und Thanos geworfen hatte um den Angriff anzufangen, wie Odin es kurz zuvor getan hatte. Loki hatte die Essenz in den Rücken getroffen und der einzige Grund, dass er nun nicht das Schicksal des Allvaters teilte war, dass er um einiges jünger war und sein Körper mehr Energie hatte. „Was hast du getan!“, murmelte Thor leise, während sein Bruder mit schmerzverzerrter Miene darum kämpfte auf beiden Beinen stehen zu bleiben. >Warum, Loki?<, hörte der Getroffene die Stimme seines Bruders in seinem Kopf und lachte zynisch in sich hinein. >Wüsste ich selbst gern!<, kam die trockene Antwort und Thor schüttelte mit einem Seufzten den Kopf. Loki konnte nicht einmal mit einem tödlichen Anteil von Energie im Köper von seinen Marotten ablassen. Der Donnergott nahm seinen Bruder bei den Schultern und konzentrierte sich auf die Essenz, die nun Loki im Griff hielt. Er spürte sie, wie nur ein Ase sie spüren konnte und rief sie zu sich. Loki spürte wie der Druck in seinem Inneren nachließ, als Thor einen Teil der Energie aufnahm, die Thanos auf ihn abgefeuert hatte. Der Schmerz war noch präsent, aber auf ein erträgliches Maß gesunken. Verwundert musterte der Magier seinen Bruder, der ihn mit einem seltsamen Leuchten in den Augen musterte. „Du hast…“, Loki brachte den Satz nicht zu Ende, aber Thor nickte. Er hatte beschlossen die Schmerzen mit Loki zu teilen und einen Teil der Essenz in sich aufzunehmen. „Danke!“ Thanos stand wie versteinert da und was er getan hatte, drang nun erst so richtig zu ihm durch. Innerlich verfluchte er sich und sein kurzes Aufflammen von Jähzorn. Er hatte die Essenz auf die beiden Brüder geworfen, ohne einen Moment richtig darüber nachzudenken. So verwundert war er gewesen, darüber dass sie ihn aus heiterem Himmel direkt angreifen wollten, dass er einfach nur gehandelt hatte. Thanos hatte gehofft, die Essenz würde zumindest einen von beiden töten, aber nicht einmal das wurde ihm erfüllt. Die Essenz hatten nun Thor und Loki, gleichmäßig verteilt auf beide Körper. Sie trugen sie nicht als Lichtkugel in der Hand, sondern in ihrem Inneren. >Ich habe nichts zu befürchten!<, versuchte Thanos sich zu beruhigen. >Ich bin immer noch stark genug um es mit ihnen aufzunehmen!< „Das war wohl nichts!“, sagte Thor und stellte sich neben seinen Bruder. Beide musterten Thanos mit Abscheu und Hass. Die Zeit war gekommen, das wussten alle drei. Hier und Jetzt würde sich das Schicksal von ihnen und auch das der neun Welten entscheiden. Aus diesem Kampf würde nur eine Partei siegreich hervorgehen, Gnade würde keiner erfahren. Nicht nach all dem, was in der Vergangenheit geschehen war. „Nächstes Mal treffe ich!“, grinste Thanos, der sich bemühte nach wie vor eine gelassene Miene zur Schau zu stellen. „Falsch! Nächstes Mal treffen wir!“, widersprach Loki und zur Überraschung seines Gegners steckte er die Dolche weg. Auch Thor ließ Mjöllnir geräuschvoll auf den Boden fallen. Sie brauchten keine Waffen, sie wollten keine Waffen. Die Brüder würden Thanos mit bloßen Händen zerstören, sollten sie die Gelegenheit bekommen. Ihr Widersacher lud seine Handflächen mit einer Art Energie auf, die er beschwören konnte und sah die Brüder im nächsten Moment erneut zum Angriff übergehen. Er wehrte Thors kräftige Hiebe ab, aber jedes Mal wenn der Donnergott ihn berührte, schien es Thanos als bekäme er einen kräftigen Schlag ab. Lokis Treffer waren weniger stark, denn er hatte vorher keine Blitze in sich konzentriert so wie Thor, doch kam sich Thanos so vor, als würde die von Loki getroffenen Stellen mit Frost überzogen werden. Aber auch die Brüder gingen nicht ohne Blessuren aus dem Kampf hervor, obwohl sie die Essenz in sich trugen. Thanos besaß tatsächlich die Dreistigkeit auf Thors ohnehin schon lädiertes Auge zu schlagen. Die Wunde, die Loki vorher notdürftig behandelt hatte, brach wieder auf und Blut lief dem neuen König Asgards über das Gesicht. Seine Sehkraft blieb dank Lokis Heilung davon unbeeinträchtigt, aber es war ein verdammt unangenehmes Gefühl. Loki hatte derweil einen Treffer direkt ins Gesicht einstecken müssen und da Thanos seine Schläge mit blanker Energie auflud, war seine Nase definitiv gebrochen. Dieser lachte kurz über die beiden Brüder, die aussahen als wären sie mit einem Troll aneinandergeraten und ließ für einen Augenblick seine Deckung fallen. Dieser eine kleine Moment reicht den Söhnen des verstorbenen Allvaters allerdings um sich kurz einen Blick zuzuwerfen und sich dann zugleich auf Thanos zu stürzen. Thor verpasste ihm einen kräftigen Schlag in die Magengegend und als Thanos sich vor Schmerz krümmte, brachte sich Loki hinter ihn in Position. >Jetzt!<, sagten sie sich im selben Augenblick, als hätte einer von ihnen ein Zeichen gegeben. Die Brüder luden jeweils ihre rechte Hand mit der Essenz Asgards und stießen zu. Sie durchdrangen den Brustpanzer, seine Haut, sein Fleisch… Thors Hand ging durch die Brustplatte und brach durch die Rippen, kurz vor dem Herz hielt er inne. Er spürte, wie sich Thanos Herzschlag beschleunigte, vor Schmerz und vor Schrecken darüber, was man gerade mit ihm anstellte. Lokis Hand traf direkt auf Thanos Herz, nachdem er durch den Rücken in das Innere des Körpers gestochen hatte und er packte ohne zu zögern zu. Von Thanos kam ein schmerzverzerrtes Keuchen, als er sich von den beiden Brüdern förmlich aufgestochen sah…mit bloßen Händen! „Du hast uns lange genug Unheil gebracht Thanos!“, brachte Thor keuchend hervor. Der Kampf hatte ihm einiges an Kraft abverlangt und die Essenz in der Hand aufrecht zu halten war sicher kein einfaches Unterfangen. „Mit meinem Tod ist es noch nicht vorbei!“, meinte Thanos, aber jeder Hohn und jede Herablassung war von ihm gewichen. Er wusste, dass es aussichtslos war. Er hatte es in dem Moment gewusst, in dem Loki sein Herz gepackt hatte und er erkannte auch die Bedeutung dahinter. Das war die Rache für das, was er seiner kleinen Menschenhure angetan hatte… „Jetzt bringt es endlich zu Ende!“, fuhr er die beiden Brüder an. „Wenn du auf einen schnellen, schmerzlosen Tod hoffst, sei eines Besseren belehrt!“, sagte Loki und verstärkte den Druck seiner Hand. Thanos schrie leise auf, als sein Blutkreislauf noch mehr ins Stocken geriet. Thor ließ die Essenz in seinem Körper nun vollends frei. Die reine Energie, die eigentlich das pure Leben war, verteilte sich in Thanos, füllte jede Zelle und bescherte dem Angreifer zusätzliche Schmerzen. Er schrie nun lauter und wankte bedrohlich. „Das ist für Vater!“, knurrte Thor. Nun ließ auch Loki den Teil der Essenz in sich heraus und durch Thanos Körper strömen. Ein kleiner Teil in ihm fühlte Genugtuung bei den Qualen, die er dem Geschöpf bereitete. „Das ist für Darcy… und für Hel!“ Thanos Kopf ruckte herum und er blickte Loki entgeistert an, während er vor Schmerz keine klare Silbe mehr aussprechen konnte. Er fühlte sich an, als würde er von innen zerrissen. „Ja, ich weiß was du dem Mädchen angetan hast…“, beantwortete Loki die Frage, die in Thanos Blick lag. Doch dann wurde die Aufmerksamkeit des Mannes auf Thor gelenkt. Von dem Donnergott ging eine Kraft aus, die nur ihm innewohnen konnte. Die Blitze, die ihn vor Thanos Angriff mit der Essenz selbst aufgeladen hatten, befanden sich noch in dem jungen König Asgards. Mit einem letzten verächtlichen Blick auf Thanos entluden sich die Blitze, in selben Augenblick in dem Loki einen weiteren Zauber wirkte, der die Wirkung von Thors Blitzen verstärken sollte. Durch die Brüder schoss die elektrische Energie Thors, gepaart mit Lokis Magie durch den Körper Thanos. Der konnte diesem Druck nicht länger standhalten und gab nach… Thanos Gefühl von zuvor hatte ihn nicht getäuscht, es zerriss ihn tatsächlich. Von dem großen Thanos, der das Heer von Chitauri lenkte, die Erde attackiert und die Menschheit fast ausgelöscht hatte, blieb nichts mehr übrig, als Blut und totes Fleisch. Thor und Loki taumelten zurück, erschöpft von dem, was sie gerade vollbracht hatten. Sie schafften es gerade noch, genug Abstand zwischen sich und Thanos zu bringen, um nicht in dessen Blut zu stehen, bevor die Erschöpfung vollends ihren Tribut forderte. „Wir… wir haben’s…geschafft!“, sagte Thor schwerfällig und Loki nickte mit einem müden Lächeln. Dann wurde es schwarz um sie herum… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)