Yggdrasils Essenzen von Silwyna (Vier Jahre nach den Ereignissen von "Broken Soul") ================================================================================ Kapitel 16: Klare Worte ----------------------- Kapitel 16 – Klare Worte     Die Nacht war auf der Erde schon hereingebrochen. Clint hielt es allein nicht in seiner Siedlung aus, ebenso wenig wie die anderen der verbliebenen Avengers. So hatten sie sich im Zentrum getroffen, bei ihrem üblichen … sie nannten es Pub. Im Grunde waren es nur er, Bruce, Fandral, Volstagg und die Leute von S.H.I.E.L.D. „Sag mal…“, fragte Clint nach seinem zweiten Bier –auch wenn es nicht mit dem vergleichbar war, was vor der Zerstörung der Erde gebraut worden war- „… stimmt es, was Natasha Steve gesagt hat? Ich meine, ich hab dir davon erzählt, als ich hörte wie sie es ihm an den Kopf warf, aber so richtig glauben kann ich’s nicht!“ Bruce lachte leise in sich hinein und leere sein Glase, selbst gebrannter Schnaps vom Pubbesitzer, in einem Zug bevor er antwortete, allerdings mit einer Gegenfrage: „Würdest du’s mir zutrauen? Dass ich Steve hintergehe und das alles?“ „Ich sagte doch, ich kann’s nicht glauben!“, murmelte Clint und sah seinen Kollegen erschöpft an. „Was ist also wirklich passiert, wenn du nicht mit Nat geschlafen hast?“, fragte er schließlich. Bruce begann mit sich zu hadern. Konnte er denn wirklich preisgeben, was er und Natasha im Vertrauen Atmosphäre erfahren hatten? Steve hatte er es ohne schlechtes Gewissen sagen können, schließlich war er der Vater des Kindes. Aber, wie hatte Clint vor ein paar Jahren so schön gesagt? Sie alle waren eine Familie. Eine große, verrückte, zugegeben ziemlich zusammengewürfelte Familie. Dennoch, jedoch würde für den anderen da sein, dessen konnten sie sicher sein und Clint seit Jahren Natashas bester Freund, fast schon wie ihr Bruder. „Natasha hat mich vor einer Woche vor dem Streit aufgesucht, völlig aus dem Häuschen. Meinte ihr wäre morgens immer schlecht…“ Da kam für einen Sekundenbruchteil ein Bild durch Clints Gedanken, von dem er nicht mehr wusste, dass es dort gewesen war: Natasha wie sie irgendwann zwischen spätnachts und frühmorgens aus dem Wohnwagen gerannt und mit würgendem Geräusch hinter einem Rosenbusch zusammengesackt war. Clint war mitten in der Nacht wach geworden, mit trockener Kehle und hatte dieses Ereignis im Schlaf wieder vergessen. „Okay und weiter?“, hakte er nach. „Nun ja… ich hab sie nach weiteren Symptomen gefragt und als ich mir relativ sicher war habe ich sie einen Schwangerschaftstest machen lassen, von denen die wie bei der großen Apothekentour vor einem Jahr geholt hatten…“ „Ein Schwangerschaftstest?!“ „Einer? Haha… du bist’n Scherzkeks! Er war positiv, aber sie glaubte mir nicht und erzählte mir, dass sie eigentlich nicht im Stande sei, schwanger  zu werden, also gab ich ihr noch ein paar weitere Tests, die sie in den darauffolgenden Tagen machen sollte. Einen Tag, bevor sie sich mit Steve gezofft hat, kam sie wieder, völlig aufgelöst, stammelte nur unverständliches Zeug und warf mir die Schwangerschaftstests auf den Tisch. Alle vier positiv! Sie wollte das immer noch nicht glauben, also hab ich sie mir mit dem etwas älteren Ultraschall mal etwas genauer angesehen. Ab diesem Moment gab es keinen Zweifel: Sie war zwar noch nicht lange schwanger, aber es war schon etwas sichtbar!“ Als Bruce kleiner Bericht zu beendet, sah Clint ihn eine Weile mit offenem Mund an. „Tasha sie…bekommt ein Kind…von Steve?!“ „Sie sagt es kommt nur Steve als Vater in Frage, was wohl auch erklärt, wie das trotz der gekappten Eileiter passieren konnte, Steve scheint in vielerlei Hinsicht überdurchschnittlich zu sein.“ Clints Miene wurde betrübt. Das hatte Natasha also immer gemeint, wenn sie von Familie gesprochen hatten und sie gesagt hatte, es sei keine Option für sie. Nun verstand er auch, wieso sie dabei immer so traurig auf ihn gewirkt hatte. Was gäbe Clint bloß dafür, seine beste Freundin jetzt im Arm zu halten, sie zu trösten und ihr  zu versichern, dass alles wieder gut werden würde! Doch das konnte er nicht, vielleicht konnte er es nie wieder, wenn man sie nicht befreite! Eines war allerdings noch ungeklärt in diesem Rätsel: „Wieso hat sie Steve belogen!“ Hätten sie beide gewusst, dass Steve und Tony vor Stunden erst ein ähnliches Gespräch geführt hatten, sie hätten es für lustig empfunden. „Ich weiß es nicht, aber das wird sich bestimmt klären, wenn sie wieder hier ist!“, sagte Bruce schließlich und entlockte Clint ein trauriges Lächeln. „Glaubst du denn… also bist du wirklich überzeugt, dass sie da wieder rauskommen?“ „Natürlich! Jeder der Augen im Kopf hat, sieht wie Natasha und Steve aufeinander fliegen, genau wie Tony und Pepper –mal ehrlich manchmal sind sie wie verknallte Teenager- Die beiden und auch Thor und Loki werden alles Mögliche Unternehmen, um unsere Hübschen da rauszuholen. Thor wird wüten wie ein Berserker, so wie ich ihn  kenne und sosehr wie er Jane liebt. Und mal ehrlich, dass Loki noch an Darcy hängt ist offensichtlich auch wenn er sich diesbezüglich immer in Schweigen hüllt. Aber ich hab mal gesehen, wie er zehn Mal einen Brief begonnen und dann wieder verbrannt hat. Jede Wette, die waren für sie.“ Stille folgte auf diese Aussage von Bruce und sie beide zahlten ihre Drinks, um sich endlich zurück zu ziehen. Es war eine  milde Nacht, doch durch die ständigen Wolken waren nur einzelne Sterne zu sehen. Eine Weile gingen die Männer, diese betrachtend durch das Zentrallager. „Ich hatte eine Frau, wusstest du das?“, fragte Clint schließlich. Bruce verneinte und sah seinen Freund abwartend an: „Laura… wir hatten uns auf dem College kennengelernt, danach geheiratet. Alles war perfekt, bis ich dann zu S.H.I.E.L.D. kam. Ich will nicht sagen, dass ich es bereue, der Organisation beigetreten zu sein, ich hätte euch alle sonst nie kennengelernt, aber… vielleicht wäre ich dann jetzt tot… und bei ihr! Ich verlor sie und unsere Kinder bei der Sache mit den Feuerriesen!“ Verbittert presste  Clint die Lippen zusammen und schwieg. Kein Tag verging, an dem er seine Frau und seine Kinder nicht vermisste, jeden Abend ging er zu den Steinen, die er für sie aufgestellt hatte und manchmal wünschte er sich wirklich mit ihnen gestorben zu sein. Nur der Gedanke bei solchen Aussagen reagieren würde und die Kraft, die ihm seine Freunde gaben, halfen ihm sein Leben weiterzuleben, die Schwachen zu schützen. Niemand sollte mehr leiden oder geliebte Menschen verlieren, wenn er es verhindern konnte. „Verdammt Clint, das wusste ich nicht! Wieso hast du denn nichts gesagt, wir hätten gezielt nach ihnen suchen können!“ Der Bogenschütze schüttelte niedergeschlagen den Kopf. „Heimdall sagte es mir nach unserer Ankunft im Vertrauen und um der Überlebenden willen habe ich es verdrängt, mich in die Arbeit gestürzt, geholfen wo es geht, aber es gibt Momente… in der Stille, da…“, seine Stimme bebte, wurde brüchig, er verstummte und verbarg seine Augen mit einer Hand las der Kummer über den Verlust ihn wieder festhielt. Eine warme Hand in seinem Nacken ließ ihn verdutzt aufblicken. Bruce hatte seine Rechte dorthin gelegt, eine familiäre Geste die auch Thor bei Loki oft anwandte und die eines zeigen sollte: „Du bist nicht allein!“ Bruce hatte diese Worte nicht ausgesprochen und doch verstand Clint. Die letzten Tränen wegblinzelnd schaffte er es ein Lächeln zu Stande zu bringen. „Danke, Bruce!“     Auf dem Raumschiff von Thanos war sich jemand über seine Gefühle in Klaren geworden. Darcy! Seit einer Stunde saß sie, im Schneidersitz, auf dem Boden ihrer Zelle neben Jane und rang mit sich, knabberte an der Unterlippe oder zupfte an ihrer locker sitzenden Bluse. Sie liebte Loki! Es war nicht bloß ein Strohfeuer, verursacht durch seine plötzliches Nähe und alten aufwallenden Gefühle. Sie hatte eine ganze Weile gebraucht um es sich klar zu machen und richtig festgestellt hatte sie es –ironischer weise- in dem Moment, als  Thanos sie gefoltert hatte und das vor Lokis Augen. Es war nicht nur so gewesen, dass die Leute in Asgard sie hatten sehen können, sondern auch andersherum. Und was sie gesehen hatte, schmerzte mehr, als das was Thanos ihr hätte antun können: Ihr eigenes Leid hatte sie gesehen, in Lokis Blick und dass er am liebsten mit ihr und am liebsten an ihrer Stelle die Folter ausgestanden hätte traf die junge Frau bis ins Mark. Nach einer Weile des Grübelns war sie zu dem Schluss gekommen, dass sie Loki tatsächlich noch –wirklich damit aufgehört hatte die im Grunde nie- liebte. Jetzt saß sie hier, in einer Gefängniszelle im Weltraum und konnte dem Glücklichen nicht einmal sagen, was sie fühlte. Doch sie musste sich jemanden anvertrauen, sonst würde sie wohl platzen! Elrien wollte sie damit nicht behelligen, nachdem sie ihre Tochter gestillt hatte, waren sie und das Kind erschöpft eingeschlafen und wirkten wie ein Sinnbild des Friedens, wie sie da auf dem Boden lagen, das Kind auf dem Bauch seiner Mutter liegend. Sif schlief ebenfalls und Natasha und Pepper waren gerade wegen einer weiteren „Befragung“ abwesend. Blieb also nur ihre erste und im Grunde auch einzige Wahl: Jane, ihre beste Freundin! „Hey, Jane!“ und stupste ihre Freundin sachte an, um sich zu vergewissern, dass diese noch wach war. Das war sie, wenn auch gerade noch so. „Was ist?“, flüsterte sie träge und versuchte ihr schon im Traumland versunkenes, bewusstes Denken wieder zu aktivieren. „Ich hab nachgedacht…über Loki und mich!“ „Oh je, wenn du nachdenkst, kommt nichts Gutes dabei raus!“, versuchte Jane zu scherzen, bekam aber lediglich einen leicht empörten Blick von Darcy bevor diese fortfuhr: „Ich denke… ich… liebe ihn!  So richtig, mein ich! Noch mehr als früher sogar, wenn ich ehrlich zu mir bin. Nach allem was zwischen uns war und auch wenn die Hoffnung mit ihm zusammen zu sein oder ihm das mitzuteilen in unserer Situation verdammt klein ist …es ist…es fühlt sich an wie damals auf dem Ball in Asgard, als ich dir davon erzählte, weißt du noch?“ „Ja natürlich! Du sagtest, es fühle sich an als wärst du schwach und stark zugleich und du wusstest überhaupt nichts mit diesen Gefühlen anzufangen!“, erinnerte sich Jane mit einem wissenden Lächeln. Eine ähnliche Berg- und Talfahrt hatte sie ebenfalls durchlebt, als es zwischen ihr und Thor immer ernster geworden war. Darcy nickte. „Genau… ich fühle mich immer noch… oder schon wieder so. Es ist so … so gegensätzlich!“ Überrumpelt von dem, was ihr klar geworden war, legte Darcy ihre Stirn auf die aufgestellten Beine und seufzte, während Jane leise in sich hineinlachte. „Das ist die Liebe, Darcy! Warst du vor Loki noch nie richtig verliebt?“ „Nicht so…so stark! Es waren Kindeleien, wenn ich jetzt an meine früheren Beziehungen denke!“, gestand Darcy schließlich und sah ihre Freundin mit einem Blick an, in dem deutlich sichtbar war, dass sie auf Rat hoffte! „Du hast dich in den letzten Jahren aber auch ziemlich verändert..zum Guten, meine ich! Ich hab das Gefühl, durch die Sache mit Loki und weil du im Grunde die Mutterrolle für Cara übernommen hast, bist du viel erwachsener geworden!“ Cara! Traurigkeit verdrängte das aufregende Kribbeln der Erkenntnis, das man spürte, wenn man sich seine Gefühle eingestand. Was würde aus dem Kind werden, sollte sie nicht zurückkehren? Würde sie ihre Darcy sehr vermissen? Ihr jedenfalls fehlte die kleine schmerzlich! Als hätte Jane ihre Gedanken gelesen, sagte sie: „Mach die keine Sorgen! Wir kommen hier wieder raus!“ „Glaubst du wirklich?“, zweifelte Darcy, woraufhin Jane seufzte. „Es ist der einzige Gedanke, der mich noch vom verzweifeln abhält. Das und die Hoffnung, Damion wieder in meine Arme zu schließen!“     Das Raumschiff, dass der kleine Rettungstrupp im Grunde gekapert hatte steuerte langsam und noch immer getarnt von Lokis Zauber, auf das Flaggschiff zu. Thor hatte das dunkelelfische Transportmittel nach mehreren Anläufen unter seine Kontrolle gebracht und steuerte es nun zumindest sicherer als vor sechs Jahren. ZU ihrem Glück waren die Koordinaten des Hauptschiffes, wo sie hoffentlich Thanos und ihre Frauen finden würden, gespeichert und Thor konnte das Raumschiff ganz gemütlich nach Anweisung steuern. Er und Loki waren allein in der Kommandozentrale, die anderen vier waren dabei ihr Gefährt zu „säubern“ –alle zu töten, die sie hätten verraten können- und alles zusammen zu suchen, das ihnen in irgendeiner Art und Weise nützlich sein könnte. Loki war, genau wie Darcy, tief in Gedanken versunken, zu ihr und zu der Beziehung zwischen ihnen. Sein Herzschlag nahm rasant zu, wenn er an die junge Frau dachte. Ihr Lächeln, das er über Jahre nicht gesehen hatte, das Strahlen ihrer hellen Augen, wenn sie sich ansahen, die Art, wie sie ihn geküsst hatte. Ihm war schon damals, als sie sich kennengelernt hatten, aufgefallen, dass Darcy durchaus Feuer im Blut hatte. Feuer, das ihn nun fast verzehrte und zugleich sein Herz wärmte wie selten etwas – oder jemand-  zuvor. Genau wie auf dem Fest vor Jahren, als sie beide zusammen getanzt hatten, durchzuckte Loki die Erkenntnis wie einer der Blitze seines Bruders, er liebte sie! Er liebte das freche Mädchen, das sie im Inneren noch immer war, genauso wie er die starke Frau liebte, zu der sie sich in der letzten Zeit entwickelt hatte. So in Gefühle und Gedanken vertieft, registrierte Loki erst, dass Thor ihn ansprach, als dieser –mittlerweile beim dritten Versuch- beachtlich die Stimme hob. „Loki!? Ich fragte dich etwas!“ „Entschuldige, was sagtest du? Ich war in Gedanken!“, sagte der Angesprochene und schüttelte leicht den Kopf, wie jemand der aus einem Tagtraum zurückkehrte. „Ich wollte wissen, was dich so sehr beschäftigt, dass du mich seit zehn Minuten nicht aufgezogen hast?“, erkundigte sich der Donnergott bei seinem Bruder. Loki seufzte und stellte sich schließlich neben ihn an die Steuervorrichtung des Schiffes. „Darcy!“, sagte er schlicht und Thor nickte verständnisvoll. Er wusste wie kein anderer, was Loki durchmachte, denn er hatte ähnliches durch litten. Steve und Tony hatten Glück, fand er. Sie hatten nicht in die Gesichter ihrer Liebsten blicken müssen, als sie gefoltert und geschlagen worden waren. „Du musst wahrlich zornig auf Thanos sein. Ich verstehe das!“ „Ich werde diese widerliche Made in der Luft zerreißen, wenn ich ihn die Finger kriege!“, grollte Loki verbittert vor sich hin, bevor er sich wieder fing. „Aber das war es nicht, worüber ich nachdachte!“ „Nicht!“, stutzte Thor und ließ verdutzt vom Steuer ab. „Nein!“, gestand Loki und holte tief Luft, während Thor das Raumschiff wieder unter seine Kontrolle brachte. „Ich liebe sie, Thor! So sehr, wie ich noch keine liebte! Sollte das hie gelingen und wir lebend wieder zurückkehren, ich… ich werde sie wohl fragen, ob sie meine Frau werden will!“ „Was?!“, rief Thor aus und ließ erneut das Schiff fliegen, wie es lustig war, so überrumpelt war er. „Bist du sicher?!“, hakte er nach und bekam einen tadelnden Blick von Loki. Wer von ihnen war denn wohl derjenige, der nicht so gerne nachdachte, bevor er handelte? „Ich war mir noch nie so sicher bei etwas!“, stellte der Magier fest. „Es mag leichtsinnig erscheinen, bedenkt man die lange Trennung und dass wir gerade erst offiziell zusammenkamen, als man sie mir entriss, aber es ist das Richtige! Thor, ich fühle es. Einmal im Leben will ich einfach nur das tun, von dem ich fühle, dass es richtig ist und nicht, weil ich durch ewiges Grübeln und logischem Schlüsse ziehen, zu der Erkenntnis gekommen bin, dass es so ist. Sie gehört an meine Seite und sollte sie eines Tages gehen…ich würde ihr folgen! Der Moment, als sie Thanos ausgeliefert vor uns stand öffnete mir die Augen. Alles hätte ich getan, um ihr dieses Leid ersparen zu können…ich liebe sie!“ Diese Erkenntnis, nach diesen Jahren endlich wieder laut ausgesprochen, warf den sonst so beherrschten Loki für eine Sekunde völlig aus der Bahn. Doch er fing sich wieder und sein fester Blick fand den Thors, der ihm aufmunternd zunickte. „Wir holen sie da raus!“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)