Cursed Shadow von _-Merle-_ (- verliebt in einen Dämon -) ================================================================================ Kapitel 17: Damals ------------------ „Ok erst links, dann rechts!... Erst links dann rechts. Oder war es erst rechts dann links? Ohje...“, angespannt lief ich durch das riesige Gebäude in der Dämonenwelt. Es herrschte wieder ein heftiges Gedrängel wie auf einem überfüllten Flohmarkt. Unsicher sah ich mich um. „Ob das so eine gute Entscheidung von mir war?“, schmunzelte ich und blickte in die Masse. Aufmerksam schaute ich noch einmal nach links und rechts. Ich war mich sicher, ich musste durch dieses Gewusel hindurch! „Vielleicht muss ich einfach flink sein?“ Erst hatte ich Bedenken. Sollte ich nicht doch wieder zurück gehen? Was sollte ich tun wenn ich mich verlaufe? Immerhin war ich dieses Mal ganz auf mich allein gestellt. Aber entschlossen nickte ich mir zu. „Ich schaffe das!“, sagte ich und ballte die Hände zusammen. Immerhin war ich klein und schnell. Es sollte nicht so schwer werden mich hindurch zu zwängen. Langsam lief ich vor und hüpfte in die nächste mögliche Lücke. Dann versuchte ich schnellstmöglich mir meinen Weg hindurch zu kämpfen. Seitlich, duckend, hüpfend, beugend, streckend. „Haha! Geht doch!“, kicherte ich erfolgreich. Es schien als hätte ich den Bogen raus. Die ganzen seltsamen Wesen konnte ich gut ignorieren. Natürlich waren sie noch immer faszinierend für mich. Doch ich hatte in letzter Zeit schon genug sehen müssen, als dass diese Wesen mich noch überraschten. „Ja. Entschuldigung. Darf ich mal. Danke. Sorry!“, drängelte ich mich an ihnen vorbei und ließ mich selber nicht mehr unterdrücken. Bis auf die großen Golems. Ich wollte mich nicht schon wieder von einem umhauen lassen. Aber egal wohin ich sah und egal wohin man ging. Anscheinend lief man immer gegen den Strom. Aber das sollte mich nicht aufhalten an meinem Ziel anzukommen. Hoffentlich hatte ich nur die richtige Richtung eingeschlagen. Dieses Gebäude war so riesig und hoch. War ich denn auf der richtigen Etage? Echsenmenschen, Katzenmenschen, Steinwesen, Dämonenmenschen mit Hörnern, Dämonen die wie einfache Menschen aussahen, grüne Kobolde, große Golems, süße Feen. Alles trampelte in einem Trott an mir vorbei. Nur gut, dass mich keiner als Mensch erkannte. Denn immerhin war Shiros Seele wieder verheilt und somit schützte ein Teil seiner Seele meine menschliche Seele wieder. Während des Laufens dachte ich nach. „Gut, dass er wieder ein Dämon ist. Gut, dass... dass wir uns...“, ich erinnerte mich wie Shiro mich anblickte nachdem wir uns küssten. Wie beruhigt und tief er mir in die Augen sah. Es wirkte, als hätte ich ihm damit einen Gefallen getan. Es wirkte, als wäre er sehr glücklich darüber gewesen. Es wirkte, als wollte er das die ganze Zeit schon. Natürlich! Warum auch nicht? Immerhin hatte er dadurch seine Kraft wieder bekommen! „Er war froh, dass er seine Kraft wieder hatte! So war das! Klar!“, redete ich mir konfus ein. „Woran denke ich denn schon wieder. Das war nur praktisch. Natürlich! Das war nur um-“, plötzlich bemerkte ich, wie ich auf etwas komisches trat. Ich blieb stehen und sah verwirrt zu Boden. „Hä?“ „AAUuu!“, heulte mich ein strubbeliges, graues Wolfswesen böse an. Ich war wohl auf seine Rute getreten. Er fletschte mir wütend seine Reißzähne entgegen. Ich hob ertappt die Hände und nahm den Fuß von ihm. „Oh. Eh. Haha.“, stotterte ich flüchtig und tauchte schnellstmöglich in der nächsten Masse unter. Da sprang ich auch schon wieder auf der anderen Seite des großen Gewusels heraus. „Oh. Da bin ich ja schon!“, freute ich mich erstaunt und sah mich um. „War es jetzt wieder rechts oder wieder links?“, fragte ich und legte mir nachdenklich den Finger auf die Lippen. Hoffend, dass ich den richtigen Weg genommen hatte, ging ich links weiter. Am besten war es, einfach an der Wand entlang zu laufen. Irgendwann würde ich schon ankommen. Also lief ich weiter, den Blick immer nach vorn gerichtet. Es gab viele verschiedene Läden und Schaufenster. Ich lief auch an einigen Buden vorbei, wo Leute Platz gefunden hatten und eine Art Nudelsuppe aßen. Der gute Geruch zog mich an. Mit einem kurzen Blick über deren Schultern erkannte ich jedoch etwas kleines, sich bewegendes in den Suppen herumschwirren. „Irgh...“, ekelte ich mich und verzog mein Gesicht. „Eine Kostprobe hübsches Fräulein?“, fragte mich plötzlich jemand auf der anderen Seite des Tresens. Ich sah perplex in ein freundliches Froschgesicht. Er war gerade dabei mir eine Schüssel des gleichen Gerichts zu servieren. „Ah nein danke.“, lächelte ich ihn überrumpelt an und winkte leicht mit der Hand. Eilig lief ich weiter und kam schließlich ich an einer Wegkreuzung an. Hier gab es nicht so ein Gedrängel wie im vorderen Teil des Gebäudes. Nur einige vereinzelte Grüppchen standen hier und da und unterhielten sich. Wenige liefen alleine herum. Endlich sah ich auch schon auf die Ecke eines dunklen Ladens. „Ah! Da ist es! Gut! Ich habe mich nicht verlaufen!“, freute ich mich und rannte zum Eingang. Ich war an Mephistos Laden angekommen. Er wirkte noch immer düster und gruselig, doch da ich bereits einmal dort war, hatte ich auch keine Angst mehr. Als ich die Tür öffnen wollte, kam mir jedoch schon ein dickes, buckliges, vieräugiges, mit Muskeln bepacktes Wesen entgegen, welchem ich erst den Weg frei machte. Mit dem Zug der sich wieder schließenden Tür hüpfte ich schnell hinein. Es war wie eine Art großer Kiosk. In den Ecken hingen auch noch immer die Spinnenfäden. Obwohl sich nichts verändert hatte, wirkte der Raum nicht mehr so dunkel und Angst einflößend auf mich wie vorher. Erleichtert, dass ich es bis hierhin geschafft hatte, blickte ich geradewegs auf die Theke hinter welcher ich auch schon Mephisto stehen sah. Er legte gerade einem kleinen, blauhäutigen Dämonenmädchen mit langen Ohren ein kleines seidenes Säckchen hin. „So bitte. Aber nicht alles auf Einmal! Sonst explodieren seine Gedärme.“, zwinkerte Mephisto dem Mädchen zu, die sich belehrend umdrehte, nickte und wieder aus dem Laden ging. Dann erkannte er mich herein kommen. „Yuki!“, rief er mit fragendem Unterton. „Was machst du denn hier?“, fragte er und räumte seinen Tresen wieder auf. Ich lief mit großen, schwingenden Schritten zu ihm. „Ach.. ich wollte nur... Wegen des Kleides kommen, vom dem du gesprochen hattest.“, meinte ich und blickte umher. Der Rothaarige drehte sich stirnrunzelnd zu mir. „Dafür ist es doch viel zu früh! Wo ist denn außerdem unser lieber Schattenmann? Er sollte doch auch zur Anprobe kommen.“ „Ich.. bin schon mal vor gelaufen..“, erklärte ich und spielte nervös hinter meinem Rücken mit meinen Fingern. „Du bist alleine hergekommen? Aha.“, lobte er mich unterschwellig und sortierte das Regal hinter sich. „Warum hat er dich denn nicht gebracht? Wäre doch viel angenehmer.“ Aufgeregt kämmte ich durch die unteren Strähnen meiner Haare. „Wollte er auch... eigentlich.“, meinte ich leise und sah in die Regale neben mir. Plötzlich lehnte Mephisto sich verspielt über den Tresen, legte seinen Kopf auf seine Hand und blickte mich erwartungsvoll schmunzelnd an. „Hmmh? Du wolltest nicht mit ihm alleine sein. Habe ich recht?“, fand er heraus und grinste. Nervös blickte ich ihn mit großen Augen an und errötete. „Was? Wie. Warum meinst du das?!“, fragte ich ertappt und tat, als sei seine Aussage falsch. Er rollte die Augen. „Och Kindchen. Du bist ein Mensch. Und du hast einen schnuckelligen heißen Typen geküsst. Ja, es war weil ihr bedroht wurdet. Und es war auch der einzig sinnvolle Weg! Aber: fandest du es nicht schön?“, fragte er ich mit genussvoller Stimme. Mephito sah mich mit einem verführenden Blick an. „Ehm..“, ich wich etwas zurück und wurde immer nervöser. „Ich... also weißt du...“ „Das nehme ich mal als ja!“, zappelte er mit seiner Hand in der Luft herum und widmete sich wieder seinem Regal. „Und jetzt hast du auch noch eine Nacht bei ihm geschlafen! War das nicht aufregend?“ Mein Kopf dampfte vor Scham. „Hey!“, regte ich mich auf, aber konnte es ja doch nicht bestreiten. Mein nörgeln wurde zu einem unbehaglichem Seufzer. Ich lehnte mich vor und legte meinen Stirn jämmerlich auf die Theke. Meine Haare verdeckten mein überfordertes, nachdenkliches Gesicht. „Hmmm..“, brummte es nur aus meinem Mund. „Ich konnte die Nacht kaum schlafen... wir hatten gestern Abend extra alles so arrangiert, dass mein Vater denkt, ich wäre bei Nami... und als wir dann wieder in seiner Bibliothek waren... war... es so seltsam... er schrieb wieder so viel in seinen Büchern... und ich lag auf seiner Couch. Ich meine, ich konnte ja wohl kaum zuhause schlafen, bei allem, was bisher passierte!“ „Und was willst du jetzt von mir?“, fragte er arrogant und arbeitete unbekümmert weiter. Ich legte meinen Kopf zur Seite, sodass nur mein Mund zu sehen war. „Ich wusste nicht wo ich sonst hin sollte.“, sprach ich entkräftet und bewegte mich nicht weiter. Mephisto legte die Hände in seine Hüfte. „Hey! Jetzt willst du mich voll heulen, weil du nicht weißt was du willst?!“ „Was ich will?“ „Liege hier nicht so dumm herum! Wenn du da bist, mach dich nützlich und bring mir die Kisten da hinten! Ich hab noch viel zu tun bis heute Abend!“, forderte er mich auf und zeigte auf die Wand neben der Tür. Betrübt, ohne Abneigung trottete ich zu drei kleinen Holzkisten, welche gestapelt neben der Eingangstür standen. „Oke...“, atmete ich mutlos aus und griff mir eine der kleinen Kisten. Beiläufig fiel mir auf, dass man nun durch die Schaufenster blicken konnte, welche von außen nicht sichtbar waren. Diese hatten mich schon beim ersten Mal in diesem Laden verwundert. „Wie funktioniert das?“, fragte ich und stellte die Kiste auf die Ecke der Theke. Ohne mich anzusehen legte er kleine goldene Münzen in seine Kasse. Leise zählte er vor sich hin. „Und was ist das?“, fragte ich neugierig und lehnte mich zu ihm herüber. „Verzaubertes Hexengold?“, grinste ich. „Das, meine kleine, liebe Yuki..“, begann er konzentriert zu erklären und legte die letzten Münzen weg. Dann schob er die Kassenlade wieder zu und schrieb etwas auf einem Stück Papier. „.. das ist Geld. Und das mit den Fenstern zu erklären wäre zu viel für deinen kleinen, dicken Schädel.“ „Hmh... achso.. Geld.“, flüsterte ich verträumt. Plötzlich griff Mephisto mit Daumen und Zeigefinger an meine Wange und bewegte sie Mütterlich hin und her. „Hach du bist so dumm und naiv! Putzig. Kein wunder, dass er..“, hörte er stutzig mitten im Satz auf. Ich sah ihn fragend an. „Dass er-was?“ Dann hob er gelassen die Augenbrauen und nahm seinen Zettel mit dem Geschrieben in die Hand. „Dass Er-gebnisse von dir schlecht ausfallen! Los mach deine Arbeit weiter! Zack. Zack. Oder du kannst wieder gehen!“, tadelte er mich und wedelte mit dem Zettel vor meinem Gesicht herum. „Ja, ja.“, motzte ich und drehte mich wieder zu den Kisten. Immerhin wollte ich ja hier bleiben. Wo sollte ich sonst hin? Natürlich hatte ich nichts gegen Shiro. Aber mit ihm alleine in einem Raum zu sein, erschien mir so seltsam. War es wegen dem Kuss? „Hach... Ablenkung tut gut.“, faselte ich vor mich hin. Gerade als ich los laufen wollte, erkannte ich jedoch einen Jungen durch das Schaufenster. Einen Jungen mit Hörnern und Brille. Mit einem schwarzen Tuch hatte er seinen Mund verdeckt. Er stand vor dem Eingang und sah sich einige Male um. Dann lief er auf die Tür zu. Warum kam mir dieser Junge so bekannt vor? Auf einmal riss ich panisch die Augen auf. Mein Atem blieb stehen. Ich kannte ihn! Er hatte mich in der Schule angegriffen! Mit einem Mal sprang ich hinter die Theke und versteckte mich in der Ecke. Es fühlte sich an, als würde mein Herz aus meiner Brust springen wollen. „Grund Gütiger. Was ist mit dir?“, fragte Mephisto und sah zu mir herab. Doch er erkannte mein ängstliches Gesicht. Zitternd legte ich meinen Finger vor meine Lippen und schaute ihn mit fürchterlichen Sorgen an. Dann bemerkte er den Jungen herein laufen. Gelassen arbeitete er weiter und Kramte in der Kiste herum, welche ich ihm hingestellt hatte. Dabei beobachtete er den Dämonenjungen unauffällig. Er lief etwas in dem Raum herum und machte langsame Schritte auf die Theke. Immer wieder sah er zur Seite und machte einen seltsamen Eindruck. „Kann ich helfen?“, fragte Mephisto ihn schließlich und stellte sich gerade hin. Der Junge kam auf ihn zu. Ich zitterte noch immer. Shiro war nicht da. Was würde dieser Junge mir nur antun? Könnte Mephisto etwas gegen ihn ausrichten? Würde er das überhaupt wollen? Ich hatte solche Angst. Als beide sich gegenüber standen, wickelte der Junge ernst das Tuch von seinem Gesicht. Ich erhaschte einen ungewollten Blick über die Theke und sah ein schreckliches Bild. Sein Kiefer fehlte. Aus seinem Aufgerissenem Maul ragte nur eine ekelhaft spitze Zunge und man hörte ein gruseliges, lautes Atmen. Diesen Anblick hatte er Shiro zu verdanken. „Wuhä.“, betonte Mephisto. „Willst du: erstens, Etwas gegen die Schmerzen oder zweitens, etwas gegen dein hässliches Gesicht?“ Grimmig hob der Junge die Hand und zeigte zwei Finger. „Ja. Ich würde an deiner Stelle auch etwas dagegen machen. Sieht echt widerlich aus.“, nickte der Rothaarige ihm angewidert zu. „Aber gegen dein abstoßendes Gesicht kann ich dir nicht helfen.“, grinste er ihn frech an. „Ich kann nur deine Schmerzen lindern wenn du welche hast. Geh zum Knochenschmied im Nordbezirk. Der kann die bestimmt helfen. Aber hübsch wirst du nicht mehr.“, meinte er schnippisch und schüttelte den Kopf. Verärgert sah der Junge ihm in die Augen und legte seine Hand auf die Theke. Dann hörte man ihn wieder missmutig atmen. Doch Mephisto hielt dem Blick schweigend stand. Endlich drehte er sich um und lief wieder aus dem Laden. Mir fiel ein Stein vom Herz, als ich hörte wie die Tür sich wieder schloss. „Uff..“ atmete ich auf und legte meine Hände auf meine Brust. „War der Schattenmann das?“, fragte Mephistoteles und hob eine Augenbraue. Er machte einen Schritt zurück und überkreuzte seine Arme. „Ja...“, antwortete ich und stand langsam wieder auf. Ich hielt mich am Tresen fest und zog mich hoch. Sofort blickte ich wieder aus den Fenstern um sicher zu gehen, dass er weg war. „Er war bei mir in der Schule. Komischer Weise habe nur ich seine Hörner gesehen. Und als er das erkannte, griff er mich an und wollte Shiros Seele aus mir herausreißen.“ „Ah. So ist das. Wieso nur hat er ihn nicht getötet? Das kenne ich gar nicht von ihm.“, dachte er nach und sah auch aus dem Laden heraus. Ich spielte an meinem Shirt und zog mit meinem Fuß kreise am Boden. „Also.. ich.. Hatte ihn gebeten den Jungen nicht zu töten..“ Direkt machte ich mich bereit mir eine Standpauke von ihm anzuhören. Doch er schwieg. Ich sah nur mit den Augen zu ihm. „Du motzt mich nicht an?“, fragte ich zögernd. „Tze.“, er machte eine eingebildete Bewegung wie eine Diva. „Bist du doch selber Schuld! Der Schattenmann kann sich selber beschützen! Aber du hast jetzt das Problem an der Backe.“ Ich legte den Kopf einsichtig schräg. „Stimmt...“, kam erstaunt von meinen Lippen. „Aber mach dir keine Sorgen. Hier ist es verboten zu Kämpfen oder zu töten. Da wird man direkt raus geworfen!“ „Hier? In der Welt?“ „Och nein! Hier in dem Gebäude! In dem gesamten Gebäude ist es untersagt sich zu duellieren, zu kämpfen oder zu töten!“ „Ich dachte... das hier ist die Dämonenwelt.“, unwissend runzelte ich die Stirn. Das wurde mir alles zu kompliziert. „Du weißt ja echt gar nichts! Dummchen! Wir sind in der Dämonenwelt! Und in der Welt gibt es dieses Gebäude, so wie viele andere Gebäude! Ist doch das gleiche wie in der Menschenwelt!“, erklärte er ungeduldig. Verblüfft sah ich in die Luft. „Wow.. Das wusste ich nicht...“ „Ja, habe ich gemerkt.“ „Aber Shiro hat hier gekämpft! Gegen Deeon! Warum werden die beiden denn nicht bestraft?“ „Naja, mein Liebster hat ein paar Sonderrechte in gewissen Bereichen. Keiner würde sich mit ihm anlegen wollen. Und so lange es nicht bis zur obersten Etage geht, passiert auch nichts.“, zuckte er mit den Schultern. Dann klatschte er mir mit dem Handrücken gegen die Schulter. „Los! Weiter! Muss man hier alles selber machen?“, forderte er mich auf und lief zu den Kisten. „Eh.. ja! Ich helfe dir!“, kam ich wieder zu mir und lief ihm hinterher. Während ich eine Kiste nahm sah ich ihn fragend an. „Warum lässt du die nicht mit Magie oder so zu dir kommen? Wie Shiro!“ Genervt schleppte er die Kiste an den Tresen und stellte sie dort ab. „WEIL das viel Übung und Kraft und Talent braucht. Außerdem kann nicht jeder Dämon alles. Denk nicht, dass das alles so einfach wäre! Darum wollen doch alle seine Seele haben. Weil sie stark ist. Aber keiner traut sich, es darauf anzulegen. Außer sie wollen dann so enden wie der Junge gerade eben. Und der hatte nur Glück!“, erklärte er mir und packte weiter die Kisten aus. Stolz hob ich den Finger. „Die Seele ist von Lilith! Richtig?“, sagte ich. Endlich wusste ich auch etwas. Ich erinnerte mich, was Deeon mir sagte! Damals hatte Shiro das Angebot bekommen sich an seinem Dorf zu rächen für den Tot an seiner Familie. Er hatte dafür eine Dämonenseele von ihr erhalten welche er aber behielt und vor ihr floh. Bei dem Namen zuckte Mephisto zusammen. „Hey hey hey! Ich will nicht, dass du ihren Namen in meinem Laden aussprichst! Davon weiß sonst keiner etwas! Also verplapper dich nicht!“ Ich setzte mich auf den kleinen Barhocker neben mir. „Warum weißt du das überhaupt?“, fragte ich. „Wenn es doch sonst keiner weiß.“ Verärgert legte er seinen Ellenbogen auf den Tresen und lehnte sich dort an. Er sah mich mit einem zickigen Blick an. „Das sollte ich dich besser fragen! ICH war von Anfang an dabei! ICH hatte meinem Herzblatt geholfen sich hier überhaupt zurecht zu finden!“, dann sah er etwas weg. „Naja.. und Deeon half auch ein wenig.“ Neugierig lächelte ich ihn an, „Wie war das denn damals? Wie war Shiro so?“, fragte ich und hielt meine Arme aufmerksam zwischen meinen Beinen auf dem Hocker. Dem Redefluss verfallen, lehnte Mephisto sich vor und schaute aus den Schaufenstern heraus. „Er war... lebhafter.“, sagte er verträumt. „Er war aufgeschlossener. Er war dickköpfiger. Naja, so negativ wie jetzt war er schon immer. Aber nie so verbittert. Ich habe ihn schon lange nicht mehr lachen gesehen.“, sagte er verträumt. „Ich lebte in meiner Hütte. Damals hatte ich meine Freizeit mit dem Sammeln von Kräutern und seltenen Materialien verbracht. Und sonst hatte ich eine große Arbeit Verträge mit dummen Menschen abzuschließen, die mir gegen einen Tag Schönheit ihre Seele verkauften. Naja, jedenfalls saß ich gerade an meinem Tisch und zerkleinerte Kräuter. Es war eine komplett andere Zeit als damals. Es war viel ruhiger und entspannter. Und plötzlich kam mein alter Freund Deeon mit so einem jungen Knaben ohne Namen in mein Haus gestürmt! Irgend ein Bauernjunge der kurz vor dem Tot stand. Doch ob es ein Mensch oder ein Dämon war, erkannte ich nicht. Er stützte ihn und kam wie vom Teufel gebissen herein. Der Junge hatte solche Schmerzen. Er schrie so laut und wollte nicht aufhören. Und plötzlich brach er zusammen. Damals hatte mich die Situation total überfordert. Ja. Ich war auch mal dumm und musste meine Erfahrungen sammeln. Um seine Menschenseele vor der Dämonenseele zu schützen, welche ihn innerlich zerfressen wollte, hatte Deeon die Idee den Knaben erst zu töten und dann mit all den Seelen die er gesammelt hatte und Deeons heiliger Kraft wieder zu beleben. Ein Mensch hat nur die Kraft seiner eigenen Seele. Er kann sie nicht vielseitig verwenden und kann sie nicht kontrollieren. Sie ist jedoch das, was den Körper auf magische Weise leben lässt und uns ausmacht. Und ein Dämon kann die Kraft anderer Seelen für sich nutzen. Je mehr Seelen ein Dämon also besitzt, desto mehr Magie oder Kraft hat er. Das weißt du sicher schon. Wessen Dämonenseele er in sich trägt ist unklar, aber sie beruhigte sich, nachdem die menschliche starb. Doch noch bevor sie die Kontrolle des Körpers hatte, belebte Deeon ihn wieder und verschloss das dämonische Wesen in ihm. Kurz gesagt: Er war er aber mit coolen dämonischen Kräften!“ Mephisto begann nostalgisch zu grinsen. „Hmh. Nachdem er wieder zur Besinnung kam brachte ich ihm Essen. Er saß eine ganze Weile am Boden in einer Ecke und grübelte wütend vor sich hin. Als ich ihm den Teller reichte, schlug er ihn mir aus der Hand. Als ich mit ihm reden wollte, drehte er sich von mir weg. Kommt dir das bekannt vor?“, er sah mich auffällig an. Dann sprach er weiter. „Er hockte Stunden und Tage dort und gab kein Wort von sich. Auch mit Deeon sprach er nicht. Doch langsam begann er sich zu verändern. Er spürte wie sein Körper kalt wurde und immer weniger Schlaf brauchte. Auch verging sein Hungergefühl. Naja. Er war noch so naiv. Irgendwie hatte er von alleine bemerkt, dass er nun besondere Fähigkeiten hatte. Als Deeon also schon Tagtäglich zu Besuch kam um sich nach ihm zu erkundigen saß er noch immer dort. Ich ging meinen Aufgaben weiter nach und hatte ihn schon gut ignorieren können. Doch den einen Tag, hörte ich ihn das erste mal sprechen. Er wollte mehr erfahren. Er wollte wissen wo er nun war. Und langsam begannen wir ihm alles zu erklären. Er wollte immer mehr und mehr! Er wälzte sich in Bücher. Er lernte von Deeon das Kämpfen. Er war immer bei mir, denn jemand anderen hatte er nicht mehr, doch freute sich immer mehr, wenn Deeon wieder kam. Sie waren wie Brüder. Die Jahre vergingen und er wurde immer stärker. Es war so erfrischend zu sehen, mit wie viel Ehrgeiz und Kraft er sich in die Übungen stürzte. Egal wie oft er einen Trank falsch braute oder wie oft Deeon ihm beim Training mit Magie oder Schwert besiegte. Er hörte einfach nicht auf. Der dumme, naive Knabe strahlte nach jedem Erfolg immer mehr. Und dann war er uns endlich ebenbürtig. Dummerweise machte das in den Dörfern schnell die Runde und man begann seine Seele zu jagen. Ebenso hatte auch Lilith den Auftrag erteilt ihre verloren gegangene Seele wieder zurück zu bringen und der Lohn war groß. Damals war es nicht ungewöhnlich, dass Dämonen die Seelen anderer Dämonen sammelten. Dort konnten wir ihn also nicht länger verstecken. Er musste viel durchmachen, nur weil er sich mehr anstrengte als alle anderen. Nachts brach man in sein Zimmer, knebelte ihn und erstach ihn um an seine Seele zu kommen. Seine Heilkräfte waren aber mit Abstand stärker. Er riss sich frei und tötete jeden einzelnen von ihnen. Nachts überfiel man ihn. Falsche Freunde versuchten ihn zu vergiften und selbst am Tag konnte er nicht mehr durch die Straßen laufen ohne das Gefühl zu haben, verfolgt zu werden. Das ganze liebevolle Strahlen aus seinen Augen erlosch und wurde zu dem kalten Gesicht was du jetzt immer siehst. Er schläft nicht mehr und lässt niemanden an sich heran. Die Jahrhunderte vergingen. Wir reisten von Ort zu Ort. Er machte immer mehr Reisen in die Menschenwelt. Nicht um zu sehen, wie die Welt die einst seine Heimat war sich veränderte. Sondern um Seelen zu sammeln. Um stärker zu werden. Und er wurde stärker als jeder andere. Er machte sich hier einen Namen. Der Schattenmann und sorgte dafür, dass jeder ihn fürchtete und nicht mal auf die Idee kommen würde ihn zu bedrohen. Einen normalen Namen hatte er sich nie geben lassen, damit ihn niemand finden würde und besonders Lilith nicht seine Seele mit seinem Namen finden könnte. Nach langer Zeit hatte man aber schon den Auftrag von Lilith vergessen und man sammelte auch nicht mehr die Seelen anderer Dämonen. Doch er hörte nicht auf. Er machte weiter. Und vor achtzehn Jahren wandte sich plötzlich Deeon von ihm ab. Er meinte sich verliebt zu haben. Tze. Als würden Engel das tun. Es war nur eine Ausrede um ihn alleine zu lassen. Und dann beklaute er er ihn heimtückisch, ohne Grund. Er konnte nicht einmal seinem Bruder vertrauen! Ab da war es endgültig um ihn Geschehen. Er war nur noch voller Hass und blutrünstig. Und zieht ständig diesen griesgrämigen, kalten Blick, der ihn zwar ziemlich sexy und interessant macht, aber lieber würde ich wieder diese strahlenden Augen sehen, die mir gezeigt haben, dass ich mich damals für das Richtige entschlossen hatte.“ Mephisto atmete schwer aus. „So. Nun weißt du so ziemlich alles, du dummes Kücken.“, brachte er schweren Herzens noch von sich. Da er jedoch keine Reaktion von mir hörte, drehte er sich gestresst zu mir. Er erschrecke plötzlich und wich zurück. „Was ist denn mit dir schon wieder?!“, fragte er laut. Ich starrte ihn mit riesigen, tränenden Augen an. „Oh Gott...“, weinte ich mitfühlend und dennoch glücklich. „Das.. war zu viel für mich. Das tut mir alles so leid. Aber du hast etwas so tolles für ihn gemacht und dich für ihn eingesetzt! Und ihr habt so viel durch gemacht! Und jetzt seid ihr hier und ihr macht weiter! Und und... das ist alles so herzzerreißend.“, plärte ich laut und wischte mir über die Nase. „Krieg dich Mal wieder ein!“, maulte er mich an und drehte sich von mir weg. Doch ich konnte nicht anders. Alle hier machen so einen starken Einruck und sind doch nur einfache Leute. Seine Geschichte hatte meine tiefsten Gefühle berührt. Und das Vertrauen, welches er in mich steckte machte mich so Glücklich. Überwältigt von alle dem, sprang ich auf und umarmte ihn so fest ich konnte. „Mephisto. Das ist alles so traurig und so schön und so traurig und so toll! Aber so traurig und doch so herrlich!“, plapperte ich laut herum und überschwemmte ihn mit meinen Gefühlen. Mephisto wehrte sich nicht, sondern rollte nur mit den Augen. „Jaja.. ist ja gut.“, nörgelte er. Plötzlich hörte ich die Tür hinter mir. „Ist es etwa schon so spät?!“, fragte der Rothaarige in meinen Armen und blickte auf die Uhr. Ich löste meine Umarmung, drehte mich noch immer heulend um und sah Shiro herein kommen. Dieser blieb bei meinem Anblick gefasst stehen. „Was ist passiert?“, fragte er und sah Mephisto schuldig an. Schnell rannte ich jedoch zu ihm und sprang ihm um den Hals. „Shiro!!“, rief ich laut und fröhlich. „Alles ist gut!“, lächelte ich ihn an und fasste wieder Boden unter meinen Füßen. „Mephisto war einfach nur nett zu mir!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)