Reise in die Zukunft von Vei-Chan (Kakashi in der Neuzeit) ================================================================================ Kapitel 16: Ewigkeit -------------------- Das ist nun das letzte Kapitel dieser FF. Den Epilog habe ich mit drangehangen, da sonst beides allein zu kurz gewesen wäre. Danke an alle die, die treu mitgelesen haben. Schaut doch mal in meine anderen FFs, würde mich sehr freuen ;) Es dauerte beinahe eine Stunde, bis das Feuer gelöscht war. Gina hatte die ganze Zeit über starr dagesessen, die warme Decke um die Schultern und noch einige Zeit lang das Gerät auf dem Mund. Man nahm es ihr zwischendurch wieder ab, aber Gina hörte gar nicht hin. Ausdruckslos stierte sie zu der jetzt noch qualmenden Halle. Instinktiv wanderte ihre Hand zu der Kette an ihrem Hals, die Kakashi ihr geschenkt hatte. Sie fühlte sich heiß an, aber sie war da. Bevor ihre Finger den Anhänger gefunden hatten, hatte Gina kurz daran gezweifelt, Kakashi jemals kennengelernt zu haben. Er war wie vom Erdboden verschluckt und plötzlich war ihr, als habe sie sich alles nur eingebildet. Gina dachte an den Kuss und Tränen sammelten sich in ihren Augen. »Wie geht es dem anderen Jungen?«, fragte die Krankenschwester, die sich auch um Gina gekümmert hatte. »Er muss einpaar Tage auf der Station bleiben, zur Kontrolle«, meinte eine Andere, »Sieht aus, als ob er sich ganz schön geprügelt hat.« Man kontrollierte nochmal ihren Blutdruck und fragte sie einige Sachen, ehe Gina nach Hause gehen durfte. Es hatte sie nicht so schlimm erwischt und das ersparte ihr einen Krankenhausaufenthalt. Sie schlurfte durch die Straßen und weinte fortwährend. Kakashi war weg; einfach verschwunden. Vielleicht unter Trümmern begraben? Nein, sie wollte daran nicht denken. Gina schüttelte den Kopf und lief schneller. Sicherlich war er zu Hause und würde dort auf sie warten. Ja. So musste es sein. »Ich komme...«, murmelte Gina und rannte so schnell sie konnte durch die Straßen. Ihre Lunge brannte sofort, da sie noch mitgenommen von den Gasen war, aber sie ignorierte das und beeilte sich, heimzukommen. Die kühle Nachtluft schlug ihr ins Gesicht, aber Gina hatte nur den einzigen Gedanken: Kakashi finden. Als sie ihre Wohnung erreicht hatte, schloss sie mit zittrigen Fingern die Tür auf. »Kaka...«, setzte sie an, aber da sah sie, dass die Wohnung unerleuchtet und menschenleer war. Und dann wurde ihr schlagartig klar, dass sie Kakashi nie wieder sehen würde. Er hatte seine Aufgabe erfüllt; anscheinend sollte er sie vor Carl retten, vor dem Feuer oder ihr auch einfach beim Tod ihrer Eltern beistehen - oder alles zusammen. Sie richtete den Blick starr in die Dunkelheit und die Tränen tropften hinunter, fielen in die Tiefe und erstarben am Boden. Kurze Zeit später sackte Gina zusammen und begann bitterlich zu weinen. Sie hatte alles verloren. Einen kurzen Moment lang war sie der glücklichste Mensch der Welt gewesen. Kakashi, ihr sosehr bewunderter Kakashi war einfach so bei ihr aufgetaucht. Das Leben war perfekt, doch dann starben ihre Eltern. Und jetzt, wo Kakashi auch zurückgekehrt war, hatte Gina niemanden mehr. Sicherlich war er jetzt glücklich und sie freute sich ehrlich für ihn, aber die Tränen wollten nicht trocknen und der Schmerz nicht verebben. Das Gefühl der Einsamkeit fraß sich in ihr Herz und sie konnte nirgendwo hinsehen, denn jeder kleine Fleck erinnerte sie an Kakashi, überall hing sein Geruch in der Luft - entweder sein Eigener oder sein Deo. Gina erhob sich, ihr Gesicht war nass und verschmiert. Sie wischte sich dürftig darüber und dachte einen kurzen Moment darüber nach, was sie tun sollte. Schließlich versuchte sie sich einen Tee zu brühen. Zuerst verbrannte sie sich am heißen Wasser und danach verfehlte sie mit dem Teebeutel drei Mal die Tasse, ehe sie endlich traf. Gina schlurfte zum Tisch, setzte sich und stützte die Stirn auf die aufgerichtete Hand. Ihr Kopf fühlte sich heiß an und die Tränen tropften auf die Tischplatte. »Kakashi...«, murmelte sie erstickt und jetzt begriff Gina erst, wie sehr sie ihn liebte. Es zeriss sie, zu wissen, dass sie sich als Letztes gestritten hatten und sich nichtmal verabschieden konnten. Doch dann fiel ihr etwas ein. Es war wie ein Aufflackern, ein Silberstreif am Horizont - eine wage Hoffnung. Sie erhob sich so schnell, dass die Teetasse zu Boden fiel und dort scheppernd zerbarst. Die Nacht war kalt und brannte ihr auf dem tränennassen Gesicht. Gina strich sich dürftig ihr Haar zurück und beeilte sich, ihr Ziel zu erreichen. Eigentlich hätte sie Furcht empfinden müssen, nachts allein unterwegs zu sein, doch angesichts ihrer Situation und ihrer Hoffnung spürte sie nichts dergleichen. Sie wollte einfach nur schnell ankommen. Ihre Lunge brannte erneut. Sie hatte unbewusst zu Rennen angefangen. Ihre Füße bewegten sich unrhythmisch und fast geräuschlos in der trockenen Nacht. Sie nahm Kurs auf den Teil der Stadt, vor dem Kakashi sie gewarnt hatte - dem Ort, wo Carl und seine Bande sich für gewöhnlich herumtrieben. Dem Ort, wo sie Kakashi vor fast einem Jahr gefunden hatte. Als sie die Gasse erreicht hatte, schlug ihr Herz schnell und unkontrolliert. Wieder bahnten sich die Tränen einen Weg über ihre blasse Haut und sie spähte verloren in die Dunkelheit. Langsam schritt Gina durch den schmalen Gang bis zu der Stelle, an dem Kakashi damals gelegen hatte. Dort war nichts. Nichts als die dunklen Pflastersteine und einpaar Abfalltüten. Ihre Hoffnung zerschmetterte sich und Gina starrte weiterhin auf die leere Stelle. »Weg...«, flüsterte sie leise und ließ den Kopf sinken. »Wo bist du?!«, wimmerte das Mädchen weinend und ballte die Hände fest zu Fäusten, »Warum hast du mich im Stich gelassen?!« Wut war für kurze Zeit in ihrer Stimme mitgeschwungen, die nun wieder verebbte. Leise gestand sie sich ein, wogegen sie sich so lange gewehrt hatte. »Ich... Ich kann nicht ohne dich...«, am Ende waren ihre Worte nurmehr ein Flüstern in die düstere Nacht, »Ich... Ich liebe dich...« Ihre Worte waren gerade verebbt, da spürte sie plötzlich einen Windstoß. Nur ein leichter, warmer Hauch in ihrem Nacken, der sich fast wie ein Wort vernahm. Einen kurzen Moment hielt sie inne, überlegte und realisierte, ehe sie sich umwandte und abermals in Finsternis spähte. Ihre Augen waren gerötet, der Blick matt und hoffnungslos. Die Wimpern verklebt von Tränen stand sie da, sah zu Boden aber weinte nicht mehr. In ihrer Brust tobte ein Schmerz, der sie betäubte. Lange war sie noch nicht von ihm getrennt und schon jetzt vermisste sie ihn so sehr, dass sie sterben wollte. Gina setzte einen Fuß vorran, um nach Hause zurückzukehren. Und genau in diesem Moment, in dem sie es am wenigsten erwartete, schlangen sich plötzlich zwei warme Arme um ihren Oberkörper. Überrascht bewegte sich das Mädchen nicht; die Hoffnung flackerte wie ein Feuer in ihrer Seele auf und Gina fuhr herum. Sie sah in Kakashis Gesicht. Noch immer klebte Blut an seinem Mundwinkel, sein Haar hing schlaff herab. Die Hand war noch immer blutig und verletzt, so als wären kaum mehr als einpaar Sekunden vergangen, aber Gina nahm das alles nicht wahr, sie spürte nur die Freude und gleichzeitig ein Gefühl, welches sie nicht beschreiben konnte. »Ka...«, setzte sie an, aber er durchbrach ihre Worte mit einem innigen Kuss. Sie schloss die Augen und ließ es geschehen, gab sich ihm hin und wurde erneut in eine Umarmung gezogen. All das, was davor passiert war, schien in diesem Augenblick vergessen. Nur noch verschwommen und vollkommen unwichtig war der Streit, die Not und die Trauer ohne ihn. Als er sich von ihr löste, blieb er wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt. Seine Arme lösten sich nicht von ihr und er spähte in ihre blauen Augen. Gina sah ihm entgegen und ihr Blick flimmerte wieder von Tränen, die dieses Mal ihr Glück ausdrückten. Sie wusste nicht, wie er zurückgekommen war und ob er wirklich für immer bleiben würde, oder ob seine Zeit wieder begrenzt sein sollte, doch daran wollte sie jetzt nicht denken. Seine gesunde Hand strich über ihre Wange und wischte mit dem Daumen über ihre Augen, um sie zu trocknen, ehe er sie wieder an sich heranzog und küsste. Kurze Zeit später ließ er erneut von ihr ab, fand wieder das Tiefblau und öffnete seine Lippen leicht zu einem flüsternden Satz. »Ich liebe dich auch.« Epilog Das Mondlicht schimmerte blass durch die Rolläden und tauchte das Zimmer in bläuliches Licht. Gina lag noch wach, den Kopf auf Kakashis Brust gelehnt und sah gedankenverloren in die Ferne. Drei Monate war jener Abend her, an den sie gerade dachte und nach diesem Gedanken spähte Gina zu ihm, der tief ruhend neben ihr verweilte. Er hatte ihr erzählt, was geschehen war. Nach seiner Ohnmacht hatte sich der silberhaarige Mann wieder in jener dunklen Dimension wiedergefunden, in der sein Abenteuer begonnen hatte. Wirr war erneut die Stimme an sein Ohr gedrungen, die ihn schon damals in Ginas Welt gebracht hatte. Das Licht vor ihm tauchte wieder auf, es war genau das gleiche Szenario wie damals. Nur, dass Kakashi dieses Mal wusste, dass er mit einer Berührung des Lichts nach Hause zurückkehren würde. Und da hatte er er sich abgwandt und war der Finsternis entgegengerudert. Alles hätte er in Kauf genommen, doch nach Hause wollte er nicht. Es waren Sekunden, vielleicht auch einige Minuten, in denen Kakashi sich gegen das Licht wehrte und sich immer weiter von ihm entfernte - und da öffnete sich etwas gleich einem Fenster in der Schwärze und gab die Sicht auf Ginas Rücken preis. Kakashi hatte einfach die Arme ausgestreckt und Gina schließlich damit erreicht. Sie ergriff seine um Einiges größere Hand und strich mit dem Daumen an ihr entlang. Sie war endlos dankbar dafür, dass er sein Leben nur für sie aufgegeben hatte. »Danke...«, flüsterte Gina und drehte sich von ihm weg auf die Seite. Er folgte ihr wenige Sekunden später, legte seinen Arm um sie und drückte ihren schmächtigen Körper ansich. »Wofür?«, fragte der Mann leise und mit tiefer Stimme. Es war, als bekäme er stets alles mit und würde niemals wirklich weg sein. »Für alles... Und... Und das du bei mir bleibst.« »Keine Ursache«, kam es von Kakashi zurück und er küsste Ginas Nacken. Sie schloss die Augen, genoss und drehte sich schließlich wieder auf den Rücken, um seine Lippen mit einem Kuss zu versiegeln. Kakashi schaute ihr in die Augen und sie sah nichts als Zufriedenheit. Leicht wandte Gina den Kopf zur Seite, als der Kettenanhänger, den Kakashi ihr einst schenkte, mit leicht dumpfem Geräusch auf das Kissen neben ihr sank. Kurz spähte sie zum matten Glänzen des silbernen Schriftzeichens und schaute dann wieder den Mann über ihr an. »Kakashi?«, fragte sie leise, wieder war es nur ein Flüstern. »Ja?« »Verrätst du mir nun, was das Zeichen bedeutet?« Er beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie hinters Ohr, ehe der Zeigefinger seiner ehemals verletzten Hand, auf der nun eine streifenförmige Narbe lag, an ihrem Schlüsselbein entlangstrich. Erselbst trug kein Oberteil und Gina fuhr mit sanften Zügen seine Muskeln nach. »Ja...«, hauchte er in ihr Ohr, küsste sie erneut auf den Mund, ließ dann von ihr ab und sprach: »Ewigkeit.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)