Reise in die Zukunft von Vei-Chan (Kakashi in der Neuzeit) ================================================================================ Kapitel 11: Gedanken -------------------- Die Zeit nimmt keine Rücksicht und läuft weiter. Innerhalb von drei Wochen änderte sich nicht viel, nach vier Wochen hatte Kakashi einen Job als Lagerist gefunden und auch Gina bewegte sich nun wieder zur Schule. Durch Ricos Hilfe gelang es ihr, den Einstieg relativ schnell wieder zu finden. Auch ihre Laune hatte sich wieder etwas gebessert. Nach acht Wochen hatte sie sich schließlich soweit wieder gefangen, dass sie größtenteils wieder normal war - außer, wenn sie an das Unglück erinnert wurde oder in ruhigen Minuten, die Kakashi ihr möglichst nicht gab. In der neunten Woche begann er endlich mit dem Fitnessstudio und nahm Gina zumeist mit. Sie sah ihm zu, wie er Hanteln stämmte und seine Muskeln anderweitig trainierte und das brachte sie auf andere Gedanken. Es fiel Gina leichter, mit dem Tod ihrer Eltern umzugehen, da sie auch so nie zu Hause gewesen waren. Nur dieser Schock saß ihr so tief in den Knochen, dass es dauern würde. Aber sie hatte ihre Fassung inzwischen größtenteils wiedererlangt. Sogar Birgitt und Trine hatten Gina in dieser Zeit in Ruhe gelassen. Sie hatten davon erfahren und sich zurückgehalten. Erst jetzt begannen sie wieder, Gina dann und wann zu schikanieren. Birgitt, die inzwischen einen Freund hatte - Carl, den größten Mistkerl der ganzen Stadt - versuchte ihr Glück noch weitere drei Mal bei Kakashi, blitzte aber jedes Mal ab und gab es schließlich auf. Gina fürchtete nichts. Das, was Kakashi und sie verband, war so stark, dass es nichts gab, was dazwischen funken könnte. Das wussten beide. Der Sommer endete, der September war angebrochen. Kakashi und Gina liefen wieder mal durch den Stadtpark, was sie neuerdings immer öfter taten. Ihn hatten die beiden allein entdeckt und nur für sich. Auf ihrer Stammbank sitzend beobachteten sie die Tauben und die Kinder, die mit ihren Hunden Gassi gingen. »Wir müssen uns irgendwann auch mal einen Hund holen«, meinte Gina. »Einen Hund?«, Kakashi musste an seine Kuchiyose denken, »Er kann Pakkun heißen.« »Ja«, meinte Gina und lachte, »Das kann er. Wenn ich auch arbeiten gebe und wir mehr Geld haben, holen wir uns einen Hund.« Kakashi sah sie einige Zeit lang an, bis sie ihn bemerkte und zurückblickte. »Schön, dass du wieder lachen kannst...«, sagte er dann ehrlich und sah sie an, »Ich hatte schon Angst, du wirst nie wieder so wie früher.« »Das hab ich dir zu verdanken.« »Nein, du bist sehr stark«, sagte Kakashi, »Als Obito und Minato gestorben sind, ging es mir ähnlich wie dir.« Gina sah ihn an und lächelte dann. »Danke, Kakashi-Kun.« Sie machten sich auf den Rückweg, denn es dämmerte bereits. Die Tage wurden inzwischen kürzer und es wurde schneller dunkel. Auf dem Weg blieb Kakashi stehen. »Warte mal«, sagte er und fingerte in ihrem roten Haar herum, »Da hat sich was verfangen.« Gina drehte sich um und erspähte ein kleines, dünnes Spinnennetz. »Ih... Gottseidank war da keine Spinne mehr drin...« Ein Lachen ertönte und Kakashi und Gina fuhren herum. Eine alte Frau mit einem Großspitz an der Leine stand vor ihnen. »Das ist das Netz der Baldachinspinne«, erzählte sie lächelnd, »Die fliegen mit den Netzen durch die Luft. Man nennt das Altweibersommer.« »Altweiber-was?«, fragte Kakashi. Die Frau lachte abermals. »Im Volksglauben hat man gesagt, wenn sich das Netz im Haar eines Mädchens verfängt, wird es bald heiraten.« Lächelnd ging die Frau an ihnen vorbei, ihr Hund folgte ihr. Gina wurde rot und Kakashi sagte lieber gar nichts. Mitte des Herbstes fand eine große Manga-Convention statt, auf die Gina unbedingt gehen wollte. »Cosplay!«, rief sie schon tagelang vorher vor Freude und überlegte sich, als was sie gehen wollte. Bei Kakashi war die Wahl nicht sonderlich schwer. »Du gehst als Kakashi!« »Wenn du meinst...« Nach einigem Hin und Her entschied sich Gina schließlich für Gaara. Ihre kurzen, roten Haare passten zu ihm und es fehlte nurnoch die Kürbisflasche, die sie mit Kakashi aus Pappe bastelte. Als der Tag gekommen war, zeichnete Kakashi ihr mit Tusche das Kanji 'Ai' - Liebe - auf die Stirn. Die erste Zeit schämte sich Kakashi etwas auf der Versammlung, denn dauernd kamen Jugendliche und Kinder zu ihm, die ihm erzählten, wie toll er verkleidet war und das er wirklich so aussah wie der echte Kakashi und ihn baten, in ihr 'Con-Hon' zu malen und Andere blieben gleich entgeistert stehen und starrten ihn an. Aber als er sich daran gewöhnt und Gina ihm mehrere Male versichert hatte, dass ihm hier überhaupt nichts passieren konnte, entspannte der Mann sich und verbrachte mit Gina einen wunderschönen Tag. Das Mädchen konnte sich nicht verkneifen, ein kleines Kakashi-Plüschtier zu erwerben, wovon er in Person gar nicht begeistert war. »Das sieht so... knuddelig aus!«, beschwerte er sich, inzwischen wieder auf den Rückweg und Gina grinste diabolisch. Aber Kakashi war alles recht, denn Gina hatte ihre Laune und ihren Charakter wiedererlangt. Kakashis Arbeitszeiten richteten sich - zum Glück beider - größtenteils nach Ginas Schulzeiten. Sie waren meist beide gegen Nachmittag zu Hause und das Geld reichte zwar nicht für besonderen Luxus aber allemal zum Leben und zum Spaß haben, denn auch von dem Vermögen ihrer Eltern, was Gina jeden Monat auf ihr Konto überwiesen bekomme hatte, war noch etwas übrig. Das wirkliche Erbe sah höher aus, aber dieses durfte Gina erst mit 18 Jahren antreten. An diesem Tag hatte Gina keine Lust, mit Kakashi ins Fitnessstudio zu gehen.Er selbst war überglücklich mit dieser Tätigkeit - seine Arme waren inzwischen fast doppelt so breit wie noch damals als Ninja auch auch seine Kraft und Ausdauer hatte sich extrem gebessert, was ihm bei seinem Beruf sehr hilfreich war. »Dann gehe ich derweile spazieren.« »Bist du sicher?«, fragte Kakashi sie besorgt. Allein sein war nicht gut - jedenfalls momentan nicht. »Ja, kein Problem«, Gina lächelte ihn an, »Ich muss etwas nachdenken... Trainier du nur schön.« »Alles klar...« Kakashi nahm sein Handtuch und seine Tasche und hob die Hand zum Gruß, bevor er die Tür schloss und verschwand. Gina sah ihm starr nach. Einige Sekunden verstrichen so und dann zog sie sich ihre blaue Fleecejacke über und machte sich auf den Weg in die Innenstadt. Der Himmel war bewölkt und heute dämmerte es bereits, deshalb wollte Gina sich etwas beeilen. Ihre Füße führten sie quer durch die Stadt. An den Geschäften hatte sie heute kein Interesse, ihre Blicke waren auf den Boden gerichtet. Viel ging ihr durch den Kopf. Gina dachte über ihre Eltern nach. Erinnerungen ihrer tiefsten Kindheit kamen an die Oberfläche; ein Besuch im Zoo, das Sitzen auf den Schultern ihres Vaters oder das Schlafen zwischen den beiden im Ehebett nach einem schlechten Traum. All diese Dinge schmerzten Gina unheimlich, denn sie wusste, dass sie das nie wieder haben würde. Sie erinnerte sich daran, wie ihre Eltern sich von ihr verabschiedet hatten, kurz bevor sie starben. Tränen sammelten sich in Ginas Augen und sie sah auf, um sich abzulenken. Ihr Unterbewusstsein hatte sie in diese heruntergekommene Gegend etwas abseits der Stadt gebracht. Oft kam Gina dann hierher, wenn es auch in ihrem Innern trostlos aussah. Sie erspähte die Gasse, in der sie Kakashi gefunden hatte und dies war ihr Ziel. Gina drückte sich zwischen den Papkartons und Mülltonnen durch, die noch schlimmer stanken als beim letzten Mal und blieb an ungefähr der Stelle stehen, wo Kakashis Körper gesessen hatte. Ihre Augen erspähten nichts von Interesse - kein Tor, kein Schlüssel, keine Lichtkugel oder mysteriöse Strahlen - es war einfach eine ganz normale Gasse. >Was habe ich überhaupt erwartet?<, fragte Gina sich in Gedanken. Sie sah auf die Uhr und bemerkte, dass sie schon recht lange unterwegs war. Sie wollte sich langsam auf den Rückweg machen, damit Kakashi sich nicht sorgen würde. Gina machte kehrt und durchquerte eine andere Gasse als Abkürzung. »Wen haben wir denn hier?«, fragte plötzlich eine raue Stimme und Gina fuhr herum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)