Kings & Queens von Jeleane (Sasuke und Sakura | High School) ================================================================================ Kapitel 1: Clarity ------------------ There goes the sun, Here comes the fun, Drop that bass and pop that trunk. Rollin on up, Stepping on out. It's our night let's live it up. - ♚ - E I N S »Das wird fatal«, murmelte ich und nahm in jede Hand ein Glas. Der Geruch des starken Alkohols stieg mir in die Nase. »Wenn ich kotzen muss, machst du es sauber.« »Klar doch«, meinte Ino augenzwinkernd. »Bereit?« Ich nickte, und wir hoben unsere Gläser mit purem Wodka an unseren Lippen. Jetzt hieß es: Kippen. Schlucken. Kippen. Schlucken. Meine Kehle brannte, als ich den Alkohol schluckte. Ich klopfte mir auf die Brust, als ob das irgendwie gegen das heiße, rote Gefühl darin helfen würde. Chōji grinste mich an und zwinkerte mir über die Bar hinweg aus der Küche zu. »Dachte, du trinkst öfters?«, rief er mir zu. Ich zuckte mit den Achseln. »Ab und zu mal, ja. Aber nicht öfters.« Ich stellte die leeren Gläser vor mir ab. »Heute gibt's ja auch was zu feiern.« Ino wischte sich den Mund ab. »Miss Haruno hat endlich ihren Abschluss geschafft und ist von nun an eine staatlich geprüfte Sozialassistenten.« »Ino –«, murrte ich, wurde aber durch Chōjis beeindruckenden Pfeif unterbrochen. »Herzlichen Glückwunsch, Kleines.« Scheinbar verspürte er den Drang, mir die Hand zu geben, aber er war derweil mit anderen Dingen beschäftigt. Wir waren schließlich nicht die einzigen, die in der Party tranken und von dem Barkeeper alias Chōji Akimichi bedient werden wollten. Ich lächelte schwach. »Es klingt seriös, ist es aber nicht. Der Weg dorthin ist recht simpel, und viel verdienen tut man auch nicht. Aber danke fürs Gratulieren, Chōji.« Als Sozialassistent konnte man in vielen Berufen einsteigen wie Altenpfleger, Arzthelfer, Krankenschwester oder Zahnarzthelfer. In Endeffekt waren das aber Berufe, die mich herzlich wenig interessierten. »Aber ihr habt recht: Heute gibt es tatsächlich etwas zu feiern«, sagte Chōji und riss mich aus meinen Gedanken raus, ehe er in seiner Bewegung innehielt und das Trockentuch in seinen Händen zur Seite legte, um sich nach vorne zu beugen. »Ich werde Vater.« Ino war die erste, die beinahe an ihrem Glas erstickte und prompt einen heftigen Hustanfall bekam, während ich für den Bruchteil einer Sekunde erst einmal verdauen musste, was er gerade gesagt hatte. Chōji wird Vater? Wow. »Das ist genau die Reaktion, die Karui meinte«, erwiderte der werdende Vater grinsend und trocknete weiterhin mit gesenktem Blick die gespülten Gläser. »Halt. Stop.« Ino schien sich ein wenig beruhigt zu haben. »Was soll das heißen, du wirst Vater? Wieso um alles in der Welt erfahre ich erst jetzt davon? Ich dachte, beste Freunde erzählen sich alles!« Chōji hielt inne. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber wieder. Ich konnte aus seinem Gesicht ablesen, dass er streng am überlegen war. Verständlich, irgendwie, denn immerhin musste er Ino Yamanaka eine einfallsreiche Antwort geben. »Der richtige Zeitpunkt hat gefehlt, Ino. Und außerdem ist Karui gerade mal in der fünften Woche.« »Fünften Woche?«, wiederholte ich. Das war ja noch ganz früh, um frohe Botschaften zu verteilen. Chōji nickte, und ich bemerkte aus dem Augenwinkel, dass Ino sich entspannte. Beim Anblick musste ich leicht schmunzeln. Typisch Ino. »Gut. Heute kommst du mit einem blauen Auge davon, mein Lieber. Aber nächstes Mal möchte ich sofort das volle Paket bekommen oder wenigstens Bescheid wissen. Verstanden?« »Aye, aye, Sir!« »Das heißt Madame, du Idiot!« Ino langte über die Theke und boxte ihm an den Oberarm. »Mann, Ino, du hast vielleicht ein Schlag drauf. Ist deine Faust aus Eisen oder was?« Er rieb sich den Arm. »Für dich, lieber Chōji, mach ich sie extra hart.« Sie grinste ihn an, stand auf und fasste mich an der Hand. »Komm, Süße, wir gehen ein bisschen abtanzen!« Ich warf Chōji ein Hilf-mir-Blick zu und formte mit dem Mund ein lautlosen Hilferuf. »Viel Spaß«, erwiderte er lediglich mit einem diabolischen Grinsen und trocknete das nächste Gläschen in seinen Händen ab, ehe er sich komplett von mir abwandte. So ein Arsch. Der andere Raum war total überfüllt. Die Musik wummerte aus den Lautsprechern, und Körper umkreisten sich, rieben sich aneinander. Ein Pärchen knutschte auf dem Sofa herum – oh mein Gott. Nein, das war definitiv mehr als Knutschen. Ich sah schnell weg und ließ mich von Ino in die wabernde Menge ziehen. Der Alkohol breitete sich in meinen Gliedern aus, und ich entspannte mich ein wenig. Alkoholmäßig war ich für den Abend bedient. Alles andere war Leichtsinn. Ino schnappte sich meine Hand und tanzte mit mir. Sie wollte, dass ich aus mir herausgehe, loslasse, verrückt bin. Und darum ging es hier. Erst saufen, dann abtanzen. Dieses Mädchen machte mich fertig. »Süße, mach dich mal locker!«, rief mir Ino zu. »Die ganzen Jungs vom Literatur-Kurs glotzen schon dich und deinen sexy Körper an!« Phantastisch. Genau das wollte ich nicht – der Mittelpunkt der Party werden. Oder eher von den Jungs. »Die können ruhig glotzen«, sagte ich desinteressiert und sah über meine Schulter hinweg zu der sabbernde Meute, um ein eigenes Bild zu erhaschen. »Aber dabei wird's auch bleiben.« Erst als ich wieder Inos hellblauen Augen fixierte und wie sie ihre Hüften bewegte, tat ich es mit vollem Selbstbewusstsein gleich. Eigentlich hasste ich das Tanzen. Auf Partys mochte ich lediglich die Bars oder den Alkohol, weil man dort seine Gefühle wie ein Lichtschalter ein- und ausschalten konnte. »Vielleicht solltest du dir ein von denen daten. So schlecht sehen die doch gar nicht aus.« Sie stieß mir sanft mit den Ellenbogen in die Rippe. Ich wusste, dass sie mich wieder ärgern wollte, nur weil ich Single war und bei Männern ein komplett anderes Bild besaß. Ich wollte eben Mr Right haben und nicht Mr Ich-denke-nur-mit-dem-Schwanz. Und leider wusste ich auch, dass die sabbernde Meute hinter mir Mr Ich-denke-nur-mit-dem-Schwanz waren. »Kein Bedarf«, sagte ich. »Und was ist mit ihm?« Ino zeigte auf einen anderen Kerl, der gewisse Ähnlichkeiten mit einem Model besaß. Komisch, dass ich ihn nie auf dem Campus zuvor gesehen hatte. Musste wohl ein Neuling gewesen sein. »Nee.« Ich seufzte theatralisch. »Er sieht mir zu feminin aus. Könnte glatt ein Metrosexueller sein, wenn du mich fragst.« Ino verdrehte die Augen. »Sakura, wir leben hier in Japan. Männer die feminin aussehen, gelten hier als besonders schön. Wusstest du das denn nicht?« »Und wusstest du nicht, dass ich auf solche Meinungen den nackten Vogel zeige?«, brummte ich ein wenig launisch. »Aber er sieht wirklich nicht schlecht aus!« »Nicht alles was glänzt, ist aus Gold, Ino. Merk dir diesen Spruch, den wirst du wahrscheinlich noch öfters von mir hören.« Ich lehnte mich etwas vor und schüttelte mein schulterlanges rosafarbenes Haar. »Und wie sieht's mit Chōji aus?«, fragte Ino mich. Ihr Grinsen verriet, dass sie wieder einmal Scherze machte. Ich biss mir auf die Unterlippe, um nicht laut aufzulachen. Ich mochte Chōji wirklich als guter Freund – und schlecht sah er nicht aus, das musste man ihm lassen. Früher war er tatsächlich übergewichtig und besaß im Gegensatz zu heute überhaupt keine Manieren bezüglich des Essens. Aber als er Karui kennenlernte – eine sehr taffe Frau, die nicht scheute, ihre Meinungen zu sagen – hatte sich all das geändert, und Chōji sah jetzt verdammt gut aus. Längeres Haar, das er meist zu einem lockeren Zopf band; schlanker beziehungsweise leicht durchtrainierter Körper und einen attraktiven Dreitage-Bart. Alles in einem überraschte es mich nicht wirklich, dass er bereits mit dreiundzwanzig Vater werden wird. Ich grinste. »Karui würde mich umbringen«, sagte ich. »Stimmt.« Wir beide verfielen in schallendes Gelächter. »Kaum vorstellbar, dass der kleine dicke Junge von früher tatsächlich mal Kinder bekommen würde und eine heiße Frau.« Ich erstickte meine Lache durch eine belustigte Miene. »Und was ist mit dir? Du bist wunderschön und hast immer noch keinen Freund.« Für den Bruchteil einer Sekunde verzog Ino ihr Gesicht zu einer beleidigten Schnute, ehe ihr etwas dann schlagartig einfiel. »Du doch auch. Im Gegensatz zu dir hatte ich meinen ersten Kuss und auch mein erstes Mal schon, du prüdes Huhn.« Wie gesagt, ich hatte meine Gründe. Mr Right oder gar nichts. Bei Inos typisches Verhalten verdrehte ich die Augen. »Oh mein Gott«, hauchte Ino, und David Guettas Musik mit einer weiblichen Sängerin ertönte aus den Lautsprechern. Währenddessen alle andere Gäste am tanzen waren, hielt Ino mitten bei ihrer Bewegung inne, und ich tat es konfus nach. Ich bemerkte, dass ihr Augenpaar nicht an mich gerichtet war, sondern über meiner Schulter hinweg zu einer Herde Jungengruppe. Beim genaueren Musterung fiel der Groschen: Sasuke Uchiha, angesagtester Schüler im gesamten Campus. Und er war Single, glaubte ich. Oder? »Was macht der Sohn von Zeus und Aphrodite hier?«, fragte Ino atemlos. Ich verdrehte die Augen. Der Sohn von Zeus und Aphrodite? Im Ernst, Ino? Innerlich lachte ich mir die Faust ab. Gut, er war nicht hässlich oder so, aber dennoch sollte man nicht übertreiben. Auch andere Mütter hatten schöne Söhne. Ino gab mir abermals einen Stoß in die Rippe, und ich zuckte zusammen. Doch bevor ich etwas sagen konnte, wackelten Inos Augenbrauen amüsiert, und ich wusste sofort, worauf sie eingehen wollte. Ich schüttelte vehement den Kopf und wich einen Schritt zurück. »Nein, nein, nein. Kommt nicht in Frage! Vergiss es, Ino!« Ich machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Raum, drängelte mich durch die voll gepackte Küche in Richtung Garten. Ino folgte im Schlepptau. »Komm schon, Sakura. Das wäre so lustig!« Ino nahm meine Hand und wippte aufgeregt auf den Fußspitzen. »Lustig?«, wiederholte ich fassungslos. »Ach so, du meinst, dass es lustig wäre, mich vor Sasuke zu blamieren?« »Quatsch die Bohne, das meinte ich nicht! Gut, lustig war das falsche Adjektiv. Wie wäre es dann mit spannend? Ja, spannend klingt doch toll, oder?« »Verarscht du mich gerade, Ino?« Sie biss sich auf die Lippe, um nicht zu lachen. Dieser kleine pausbäckige Teufel. »Vielleicht?« Ich boxte ihr am Oberarm, und sie fing an zu lachen. Der Alkohol schien ja prächtig zu funktionieren. Super. Eine betrunkene Ino war jetzt genau das Letzte, was ich brauchte. »Du bist betrunken, wir gehen jetzt«, befahl ich und zerrte die lachende Bekloppte am Oberarm. Warum nur ließ ich mich auf einer Trinkwette ein? Warum konnte ich nicht einfach lernen, die Klappe zu halten? Doch die aller wichtigste Frage war: Warum war ich mit Ino auf einer Hausparty von Kenji, wenn ich Partys doch so sehr verabscheute? Ach ja, Ino. Ihretwegen musste ich ja dorthin. Scheiß Hundeblick! »Neein, wir dürfen noch nicht gehen«, wehrte sie sich. »Du musst Sasuke noch einen Gute-Nacht-Kuss geben. Du weißt schon, ein Küsschen auf seinen schönen Lippen. Vielleicht wird's ja zum Gute-Nacht-Sex?« Ich lief tiefrot an. Das hatte sie jetzt nicht wirklich gesagt, oder? Hoffentlich hatte uns keiner gehört, denn immerhin war Inos Tonfall nicht gerade leise gewesen. »Und ich verpasse dir gleich einen Gute-Nacht-Schlag, wenn du nicht sofort die Klappe hältst!«, drohte ich zähnebleckend. Inos Augen waren verschleiert, trotzdem konnte ich die Belustigung darin erkennen. »Hübscher Sohn von Zeus und Aphrodite auf zwölf Uhr«, sagte sie, und ich erstarrte. Wie bitte? Vorsichtig drehte ich mich um und war schlagartig gefangen in seinen dunkelbraunen Augen – in Sasukes Augen, die mich abwertend musterten. Wo war noch mal das Loch im Erdboden, wo ich versinken konnte? »Sasuke«, flüsterte ich. Sein Name brannte wie Feuer auf meine Lippen. Ich kam mir vor wie Ikarus, der der Sonne zu nahe trat. Sein Gesicht war ausdruckslos. Es schien fast so, als konnte er die gesamte Panik in meinem Inneren mit nur einem Wimperschlag erahnen. Seine faszinierenden braunen Augen beobachteten mich für den Bruchteil einer Sekunde, ehe er mit nur einem jämmerlichen Schritt den Garten wieder verließ. Ein letztes Mal beobachtete ich seinen breiten Rücken, bevor sein Abbild von der Dunkelheit verschlungen wurde. Ich blinzelte, und das Déjà-vu-Gefühl verschwand. Es schien für mich so, dieses Erlebnis schon einmal erlebt zu haben. »Spinnst du? Das war deine Chance gewesen, Stirni!« Stirni. So hatte Ino mich seit der Grundschule nicht mehr genannt. Ein Spitzname, den ich eigentlich wie die Pest verabscheute. Wie gesagt, eigentlich. Mittlerweile war mir das Wuscht. Ich schämte mich nicht mehr, für meine etwas zu groß gerate Stirn. Ich seufzte und sah Ino genervt an. »Kannst du endlich mal damit aufhören? Ich werde mich nicht an Sasuke ranschmeißen verdammt. Begreif das doch endlich!« »Willst du schon wieder, die Chance verpassen?«, fragte sie mich. »Man erlebt nicht alle Tage, Uchiha Sasuke höchstpersönlich in einer Party zu sehen. Geh zu ihm und sage ihn endlich, was du für ihn fühlst!« Ich stutzte. Ihm sagen, was ich für ihn empfand? Innerlich schnaubte ich, und meine Innere Göttin schüttelte behaglich den Kopf. Sasuke Uchiha meine Liebe gestehen? Wie leicht stellte Ino sich das eigentlich vor? Sollte ich einfach so, die Fakten auf den Tisch legen? So ein Blödsinn. Sasuke würde nicht mal im Traum daran denken, meine Gefühle zu erwidern. Gut, ich liebte ihn schon seit dem Kindergarten, und er ist auch der Grund gewesen, weshalb ich immer noch Jungfrau und ungeküsst war. Ich wollte nämlich, dass er mein Mr Right war. Die ganzen schönen Momente wollte ich mit ihm erleben und mit keinem anderen. Aber wir lebten in der Realität, und wie hoch bestand bitteschön die Chance, diesen Traum zu verwirklichen? »Du brauchst Mineralwasser.« Ich ignorierte ihren Protest. Ino brauchte dieses Zeug jetzt wirklich, damit sie endlich wieder nüchtern wird, obwohl nüchtern oder betrunken bei ihr keinen großartigen Unterschied machte. Bekloppt war sie auch schon so. Ich zerrte sie zur Küche, wo bereits Chōji auf uns wartete, und bestellte mir ein kühles Glas Sprudelwasser. Er musterte erst mich und dann Ino. Beim Anblick von einer halbschlafende Ino an der Theke, schüttelte er mit dem Kopf. »Wenn ich gewusst hätte, wie schnell betrunken sie wird, hätte ich lieber Kranwasser hineingekippt anstatt Wodka«, sagte er eine Spur fürsorglicher und schenkte mir ein Glas mit Mineralwasser ein. Ich schmunzelte. »Hätte nichts gebracht. Ino würde es sofort bemerken und hätte dich mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu genötigt, ihr Alkohol zu spendieren. Du kennst sie doch.« Chōji seufzte. Yep, er kannte sie wie seine Westerntasche. »Und warum bist du dann noch hier?« »Was meinst du?« »Wieso bist du noch hier, wenn du doch weiterhin feiern kannst? Amüsiere dich noch ein wenig auf der Tanzfläche oder so. Ich kann ja solange auf Ino aufpassen«, erklärte er und zuckte mit den Schultern, als sei es was ganz Normales gewesen. »Das geht doch nicht«, protestierte ich. »Ich kann Ino doch nicht einfach alleine lassen, während ich mich amüsiere.« »Weißt du, ob du's kannst ist nicht die Frage, sondern ob du's willst. Ino wird so oder so noch sehr lange schlafen. Entweder hast du noch ein wenig Spaß, oder du bringst Ino nach Hause. Das ist deine freie Entscheidung«, erklärte er trocken. »Sag mal, was verstehst du eigentlich unter Spaß haben und amüsieren?«, fragte ich, um die Atmosphäre ein wenig zu lockern. Ein schelmisches Grinsen zierte Chōjis Lippen, und ich wusste schlagartig die Bedeutung. Ich sog scharf die Luft ein. »Verdammtes Schwein!« »Das sagen sie mir alle.« Er seufzte. »Wenigstens bin ich ein ehrliches Schwein.« »Das stimmt.« Ich lachte und war doch am überlegen, ob es für mich hier weiter ging oder ob ich abbrechen sollte. Ich entschied mich allerdings für das zweite. Ich konnte meine beste Freundin nicht alleine lassen. Dafür war ich einfach eine viel zu besorgte Freundin, und außerdem hasste ich Partys und war nur ihretwegen hier. »Ich glaube, es ist doch besser, die Party zu verlassen. Feiern kann Ino in diesem Zustand eh nicht mehr«, sagte ich. »Kannst du bitte für mich ein Taxi rufen? Ich such solange unsere Jacken und Handtaschen.« »Stets zu Ihrem Diensten, Eure Hoheit.« Chōji grinste und zückte sein Handy aus der Tasche. Dankbar lächelte ich ihn an und machte mich auf dem Weg zum Abstellraum, wo die Jacken und Handtaschen der Gäste verstaut worden waren. Hoheit. Daran konnte ich mich noch gewöhnen. Als ich die besagten Sachen vom Abstellraum geholt hatte, wollte ich gerade die Tür abschließen, als mich jemand an der Schulter packte und mich umdrehte, sodass ich in dunkelbraunen Augen gefangen war. Ich brauchte erst eine Weile, um zu realisieren, dass derjenige Sasuke war. Moment … Sasuke? Meine Innere Göttin streckte neugierig das Kinn hoch. Was passierte hier? Hatte ich aus Versehen seine Sachen genommen anstatt meine und Inos? So ein Blödsinn. Soweit ich wusste, trug Sasuke keine Frauensachen. »Äh, Sasuke?« Er sagte nichts, und langsam bekam ich es mit der Angst zu tun. Was wollte er von mir? Mein Blutdruck erhöhte sich, je länger Sasuke nichts sagte. Warum sagte er nichts? Gut, es war ja nicht so, dass er ständig plapperte wie Ino, aber trotzdem. Bei solch einer Situation konnte er doch wenigstens ein Wort sagen, oder? Ich bemerkte nicht, dass ich rückwärts gelaufen war und die Sachen fallen gelassen hatte, ehe ich stolpernd auf einem weichen Bett landete. Sasuke schloss die Tür hinter sich und drehte sich dann langsam zu mir um. Der Ausdruck in seinen Augen ließ mir das Herz bis zum Hals schlagen. Mit langsamen, kontrollierten Schritten durchmisste er den Raum. Dann lag er über mir, die Ellenbogen am Bett abgestützt. Sein Atem kitzelte meinen Hals. Ich war plötzlich sehr kurzatmig. Er strich mir mit einer Hand über die Schläfe, fuhr mir dann durchs Haar und neigte meinen Kopf zu sich hoch. Mein Brustkorb hob und senkte sich unkontrollierbar. Mein Verlangen nach ihm war so stark und verboten, dass ich das Atmen vergaß und meine Beine zitterten. Er küsste mich auf die Schläfe und bewegte seine Lippen dann meinen Kiefer hinab. Scheiße. Passierte das gerade wirklich? Als er den Kopf zurückzog, sahen mich seine dunkelbraunen Augen fest an. Ich schnappte nach Luft und befeuchtete nervös meine Lippen. Ich spürte, wie ich die Beherrschung immer mehr verlor, als er sich meinem Gesicht näherte. Plötzlich fanden seine Lippen meine. Heiß, sanft und langsam. Er küsste mich leidenschaftlich und so zärtlich, dass ich weinen könnte. Ich schlang die Arme um seinen Hals und hielt ihn an mich gedrückt. Ich warf alle Prinzipien übers Bord, auch über die Tatsache, dass er nach Whisky schmeckte. Sasuke war betrunken, verdammt noch mal hackedicht. Aber ich konnte nicht aufhören, ihn zu küssen. Er löste sich von mir, nur um kurz nach Luft zu schnappen und mich wieder begierig zu küssen. Ich erwiderte seinen Kuss, ließ meine Zunge über seine Lippen huschen. Er stöhnte, und unsere Zungen trafen sich. Seine Hände glitten über meine Hüfte, meinen Bauch. Jeder Kuss, jede Berührung, jeder Atem – alles löste etwas in mir aus. Dieser rote heiße Vulkan in mir blubberte heftig und verlangte nach dem Ausbruch, den ich so dringend brauchte. Ich fuhr mit den Händen über seinen Rücken, während seine Küsse über meinen Hals wanderten. Ich zitterte. Heftig. Mein Rücken war durchgedrückt, und ich spürte seine Erektion an meinem Körper. Mein Verstand schaltete sich wieder ein. Sasuke musste aufhören. Sofort. »Sasuke«, keuchte ich. Er ignorierte mich, aber das sollte er nicht. Er war total betrunken, und seine nach Alkoholschmeckende Lippen machten mich genauso betrunken. »Du sollst aufhören«, flüsterte ich unter der vielen Küsse, die er mir gab. Es war so schön und gleichzeitig untypisch für sein Verhalten, aber er war verdammt noch mal betrunken und würde all das wieder vergessen. Aber ich werde es nie vergessen. Und wollte ich es, dass er diese zärtlichen Berührungen vergaß? Schon wieder küsste er mich. Feurig, wild und leidenschaftlich. Seine heiße Küsse machten mich noch durcheinander, als ich es ohne hin schon war. Seine Erektion zwischen meine Beine war hart und bereit, und ich spürte deswegen ein leises Ziehen im Unterleib. Wie konnte ich all diese zärtliche Berührungen genießen, wenn mein Herz und Verstand sich nicht einigen konnten? »Sasuke, bitte hör auf.« Meine Augen brannten. Ich war kurz davor, zu heulen. Und er hörte wirklich auf, dennoch konnte ich mir ein leises Schluchzen nicht mehr länger unterdrücken. Ich fühlte mich so dreckig; so billig, als wäre ich umsonst achtzehn Jahre lang rein gewesen. Sein Atem ging stoßweise, und immer noch konnte ich die Tränen nicht dran hindern, weiterhin zu fließen. Ich war so schwach. »Warum?«, fragte er rau. Seine tiefe, schöne Stimme stoppten mein Schluchzen, aber nicht die Tränen. Ich versuchte, ihm in die Augen zu schauen. Sie waren verschleiert – vom Alkohol. »Weil … du betrunken bist.« Und weil du mich nicht liebst. Im Raum kehrte Stille ein. Nur unser Atem und die dumpfe Musik von unten umhüllten den Raum mit Lärm hinein. Doch die Tür ging mit einem Rück auf, und Kenji, der Inhaber der Party, betrat total verwirrt den Raum. »Oh, sorry –« Schlagartig schubste ich Sasuke von mir herunter und verließ augenblicklich das Zimmer. Ich wollte jetzt einfach nur weg, weg von Sasuke und dieser blöden Party. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)