Alles rein geschäftlich! von Hotepneith (Izayoi und der Höllenhund) ================================================================================ Kapitel 26: Ermittlung ---------------------- Izayoi, die sich an diesem Tag von der ungewohnt ruhigen, ja, plötzlich überhöflichen Ayame viel über die Geschichte der Youkai hatte erzählen lassen, setzte sich in das Wohnzimmer auf die Matten und erwartete ihren Ehemann. Sie hatte beschlossen, dass Kämpfe und Kriege, die vor Jahrhunderten unter dieser Art stattgefunden hatten, sie wohl nichts anzugehen hatten. Immerhin hatten auch ihre Vorfahren in dieser Zeit erbitterte Kriege geführt, ja, Massaker veranstaltet. Und nur die Tatsache, dass der Taishou noch derselbe war und kein Nachkomme, sollte sie nicht dazu verführen ihm Vorwürfe zu machen. Das Leben eines Ehemannes vor der Heirat hatte seine Frau absolut nichts anzugehen, hatte ihr auch Eliza immer gesagt. Mehr interessieren sollte sie die Gegenwart. Tatsächlich betrat der Youkaifürst wie stets direkt nach der Arbeit das Wohnzimmer, noch im dunklen Anzug, ja, einen Mantel über, aus dem seine Schulterfelle zu wachsen schienen. Sie verneigte sich sofort, bis er sich ihr gegenüber niedergelassen hatte. „Richten Sie sich doch auf,“ sagte er, ehe er verstand, was die so altmodisch erzogene junge Dame meinte: „Sie möchten etwas fragen? Haben Sie sich heute geschont? War Dr. Kagawa hier?“ „Ja, zu allem, danke der Nachfrage, Taishou. Mir geht es wieder gut.“ Er war wirklich besorgt um sie und so fasste sie den Mut weiterzumachen: „Ich...ja, ich hätte eine Frage. Ayame hat mir heute viel über die Geschichte der Youkai erzählt. Es gab viele Kriege und Kämpfe.“ „Ja.“ Das war also noch nicht die Frage. „Sie haben dort auch gekämpft. Und getötet.“ „Ja.“ Da sie zu Boden blickte, streckte er die Klauen aus: „Sehen Sie her, Izayoi. Mit diesen Händen habe ich in Duellen gekämpft und Schlachten ausgefochten. Und ich habe getötet.“ Sie gehorchte, betrachtete die Klauen, in denen sie letzte Nacht so ruhig geschlafen hatte, ehe sie mit dem herausplatzte, um was es ihr ging: „Auch...Menschen? Haben Sie Menschen gefressen?“ Oh, dachte der Herr der Hunde, fast ein wenig erleichtert, da ihm einfiel, dass auch ihre Ahnen nicht gerade zimperlich mit Gegnern umgesprungen waren, was sie anscheinend wusste: „Nein. Ich habe noch nie einen Menschen....sagen wir, als Nahrung benutzt. Das hatte ich nie nötig. - Ich muss gestehen, dass ich es nicht sicher weiß, ob ich je einen Menschen getötet habe, aber wenn, so nie mit Absicht.“ Wenn er die volle Macht des Höllenschwertes losjagte mochte es den einen oder anderen Kollateralschaden gegeben haben. Sie amtete auf. Er hatte sie nie angelogen und würde es wohl auch jetzt nicht tun. Er hatte es bemerkt: „Nun, ich weiß nicht, wie Sie das sehen, aber in Kriegen wird getötet. Ich kann Ihnen allerdings sagen, dass ich immer ehrenhaft gekämpft habe, in fairem Duell, in offener Feldschlacht, und nie hinterrücks.“ „Das habe ich nie bezweifelt,“ beteuerte sie. Nein, so, wie sie ihn mittlerweile einschätzte, achtete er seine eigene Ehre zu hoch für Intrigen. „Ich...ich war neugierig...“ Und hatte wissen wollen, wie er war, ihn ein Stück weiter kennenlernen wollen. „Ich verstehe.“ Ihr Geruch war wieder so friedlich...Verdammt, er musste sich zusammenreißen. „Seit langer Zeit habe ich allerdings nur noch Todesurteile ausgesprochen, nicht mehr gekämpft. Das gehört zu den Pflichten eines Youkaifürsten.“ „Ja.“ Sie blickte lieber zu Boden: „Würden Sie auch über mich so urteilen?“ Das war eine tatsächlich schwierige Frage, da er ziemlich bereit war ihr alles zu verzeihen – aber es gab eben Grenzen, die auch er nicht überschreiten konnte, ohne alles, was in Jahrhunderten gewonnen wurde, zu zerstören: „Falls Sie einen Menschen oder Youkai umbringen oder umbringen wollen, ja. Aber ich denke, das ist ein rein theoretischer Fall.“ „Ja, natürlich.“ Nicht, dass er noch annahm sie plane ein Attentat auf ihn. „Übrigens, Izayoi – einige meiner Gegner leben noch. Maseo oder Kyo, auch andere. Auch sie standen mir einst im Duell gegenüber.“ Sie lächelte – hatte sie es erwartet? Noch immer wusste er nicht genau was sie dachte und wie, aber er war froh, wenn sie so lächelte. Leider weckte das auch den so mühsam zurückgehaltenen Instinkt in ihm. Er atmete durch: „Möchten Sie noch etwas wissen?“ Er war wirklich großzügig: „Nein, danke. Ich hätte nur eine Bitte.“ Sie sollte ihm zeigen, dass sie seine Offenheit zu schätzen wusste und keine Angst vor ihm hatte, auch, wenn sie mehr über ihn erfuhr. Das lag in der Vergangenheit. Soweit sie wusste hatte ein Fürst Fukuwara im 14. Jahrhundert hunderte von Mitgliedern eines feindlichen Clans hinrichten lassen, inklusive der ungeborenen Kinder. Es waren schlimme Zeiten gewesen, raue Zeiten. „Darf ich Ihren Fürstenring küssen?“ Das war eigentlich schrecklich unhöflich, immerhin bedeutete es eine Gnade, wenn ein Fürst einem erlaubte dermaßen nahe an ihn heranzukommen. Aber es wäre eben auch nahe an seinen Klauen, und sie hoffte er würde wissen, dass sie ihm damit beweisen wollte, dass sie seine Hände nicht fürchtete. Der Taishou stutzte. Er wusste, dass es eine besondere Gunst war den Ring berühren zu dürfen, aber eigentlich tat das nicht die eigene Ehefrau. Wobei – bei Menschen womöglich schon. Jedenfalls, erkannte er, wollte sie ihm ihr Vertrauen zeigen. Das sollte er keinesfalls aufs Spiel setzen. So hob er die Linke mit dem Siegelring etwas: „Selbstverständlich, meine Liebe. Kommen Sie nur.“ Sie rutschte den halben Meter hinüber und neigte sich. Genau diesen Moment wählte der Sohn des Hauses um in das Wohnzimmer zu kommen. Sesshoumaru erstarrte, als er erkannte, dass er in eine offenbar heikle Lage geplatzt war, und verneigte sich lieber deutlich ehrerbietig. Auch er hatte schon das, in seine Augen mehr als zweifelhafte, Vergnügen gehabt den Fürstenring küssen zu dürfen – immer, wenn sein verehrter Vater eine Sanktionierung über ihn verhängt hatte und er die Erlaubnis bekam seinen Gehorsam anzuzeigen. Was auch immer Izayoi angestellt hatte ging ihn jedoch nichts an, ebenso, wie ihre Strafe lautete. Der Taishou blickte unwillig auf. „Eine wichtige Nachricht, ohne Zweifel.“ „Ein Zeuge, verehrter Vater,“ beeilte sich der Sohn zu sagen: „Ein Juwelier, der sich erst nun bei der menschlichen Polizei meldete, da er im Ausland war.“ „Ich komme.“ Es ging also um Onigumo, denn er hatte allen verboten diesen Namen vor seiner Gemahlin auszusprechen: „Gehen Sie schlafen, Izayoi.“ Aha, schloss Sesshoumaru aus eigener Erfahrung, also war ihre Strafe bereits abgeschlossen. Nun, sie wirkte noch ganz heil, aber er wusste nur zu gut, dass Sanktionen nicht immer sichtbar waren, zumal bei diesem mehrlagigen Kimono. Draußen, als sie zu zweit waren, ergänzte er nur: „Der Polizeipräsident rief bei Maseo an, der wiederum fragte hier nach, ob Sie ebenfalls die Aussage noch aus erster Hand hören wollen. Es handelt sich um einen Diamantenhändler.“ „Onigumo.“ „Ja. Er erkannte ihn auf den Fahndungsphotos wieder.“ „Dann fahre ich in das Polizeipräsidium. Der Juwelier sollte nicht länger dort sitzen als notwendig. Sage Maseo Bescheid, dann hast du frei.“ „Danke, verehrter Vater.“ Dann sollte er seine Mutter anrufen, die sich in den letzten drei Wochen drei Mal bei ihm gemeldet hatte – ungewöhnlich oft – und dezent aber eindeutig versucht hatte etwas über die zweite Ehe in Erfahrung zu bringen. Es würde sie gewiss beruhigen, sagte er ihr, dass auch die menschliche Gefährtin nicht von Maßregelungen verschont blieb. Er wusste nicht, wie Vater seine Ehefrauen strafte, aber hegte keinerlei Zweifel daran, dass dies geschah. Der Juwelier erwartete die Ratsmitglieder in einem relativ gemütlichen Besprechungsraum. Der zuständige Abteilungsleiter stellte vor. „Das ist Herr Solomon, die Ratsmitglieder Taishou und Maseo von der Youkaifraktion. - Mein bescheidener Name ist Hauptkommissar Suzuki, Mordkommission.“ Der Juwelier, ein grauhaariger Mann offenkundig nicht-japanischer Abstammung, neigte höflich den Kopf. Jeder wusste, dass der Rat aus Menschen und Youkai die eigentliche Regierungsgewalt darstellte. Der Kommissar hatte ihm bereits gesagt, dass seine Aussage überaus wichtig sei. Maseo wartete, bis sich der Taishou auf einen Stuhl gesetzt hatte, ehe er selbst Platz nahm. Da ihn dieser ansah, sollte wohl er die Fragen übernehmen: „Sie haben Onigumo wieder erkannt?“ „Ja, Ratsmitglied. Ich war einige Wochen geschäftlich in Europa und sah hier erst die Fahndungsplakate. Er kam vor zwei Monaten zu mir und wollte Diamanten kaufen. Er fiel mir auf, da er kein Mensch war, aber auch nicht die spitzen Ohren der Youkai...äh, verzeihen Sie...“ „Er ist ein Hanyou, ja,“ erklärte der Taishou sachlich: „Wie viele Diamanten?“ „Im Wert von fast zwei Millionen Dollar, die er im Voraus bezahlte. Das ist üblich.“ Die Youkai sahen sich an, ehe Maseo fragte: „Diese haben Sie ihm besorgt. Legal.“ „Natürlich, auch, wenn es nicht so einfach war, denn er wollte kleine Steine. Einen einzigen Diamanten in diesem Wert zu beschaffen wäre einfacher gewesen. Aber er wollte viele, lupenreine kleine.“ „Sagte er auch, wofür?“ „Ja.“ Herr Solomon zögerte und suchte den Blick des menschlichen Kommissars, aber dieser nickte nur: „Er erklärte, er sei ein Hanyou und daher weder bei Menschen noch bei Youkai gern gesehen. Es gäbe nur wenige seiner Art und er fürchte, die Lage verschlechtere sich für ihn. Er gab an, er wolle es als Kapital haben, wenn er ins Ausland fliehen müsste.“ Er spürte förmlich, wie ihn die beiden Youkai ansahen: „Verehrte Ratsmitglieder – vielleicht kennen Sie die Geschichte meines Volkes...manchmal ist es gut, irgendwo neu anfangen zu können. Ich ahnte ja nicht, dass er ein Mörder ist.“ „Ein mehrfacher Mörder,“ ergänzte der Taishou, der auch versuchte Anschläge auf Sesshoumaru und Izayoi dazu zählte, dazu die unbekannten Frauen, die sicher nicht mehr am Leben waren. „Diamanten.“ Maseo atmete tief durch. Natürlich. Klein, leicht zu transportieren, nun leichter als Gold und wohl auch von den Durchleuchtungen an den Flughäfen nicht so ohne weiteres zu erkennen. Sie hatten sich ja schon gefragt, was der Mistkerl vorhatte, wenn die fünfunddreissigtausend ausgegeben waren. Da war die Antwort. Und er hatte auch genau gewusst an wen er sich mit seiner Geschichte wenden musste, wer ihm glauben würde. Das hieß, Onigumo standen nochmals zwei Millionen Dollar zur Verfügung – und man sollte nie unterschätzen welche Möglichkeiten einem intelligenten Mann mit Geld in die Hand gegeben waren. Das konnte schwer werden. Der Juwelier betrachtete die Ratsmitglieder. Ja, sie sahen anders aus, aber sie waren in der Regierung und wirkten eigentlich fast menschlich im Verhalten, nun, vielleicht sachlicher, aber das gefiel ihm momentan sehr gut. Er war sich unsicher gewesen was an der Geschichte seines Kunden stimmte, nachdem er die Plakate gesehen hatte, und war froh, doch seiner staatsbürgerlichen Pflicht nachgekommen zu sein. Der grauhaarige Youkai musterte ihn: „Herr Solomon, es ist wohl besser, wenn Ihnen im Augenblick Polizeischutz gewährt wird. Sie sind der Einzige, der das über Onigumo weiß – und bislang brachte er stets alle Zeugen um. Sie schützte wohl nur Ihre Reise nach Europa.“ „Ja, natürlich, ich werde es beantragen,“ sagte Hauptkommissar Suzuki sofort, der das auch schon bedacht hatte: „Bleiben Sie noch ein wenig hier, Herr Solomon, dann bringen wir Sie nach Hause.“ „Ja.“ Was blieb ihm schon anderes übrig? Als er mit den beiden Ratsmitgliedern allein war, bemerkte er, dass ihn der weißhaarige Youkai musterte. Eigentlich hatte er ihn nicht so ganz für ernst genommen, mit den eigenartigen Plüschteilen an den Schultern und dem Zopf, aber jetzt war klar erkennbar, dass Maseo nichts sagte, ohne dem einen Blick zugeworfen zu haben. Taishou bedeutete Anführer. War das kein Name sondern der Rang? „Hat Onigumo irgendetwas erwähnt, wie er das Land verlassen will oder wohin?“ erkundigte sich der Youkaifürst. „Nein, Ratsmitglied. Und es ist in meiner Branche auch nicht üblich zu viel zu fragen. Vertrauen ist bei uns Gold wert.“ „Gut. - Sie haben uns weitergeholfen, Herr Solomon, aber passen Sie trotz Polizeischutz auf sich auf. Onigumo ist intelligent und kaltblütig. Maseo hat Recht - wären Sie hier gewesen...“ Zumal zu einem Zeitpunkt, an dem auch Onigumo in der Hauptstadt war: „Hätten Sie wohl schon einen Unfall gehabt.“ Der Juwelier wurde blass, aber er erkannte durchaus, dass sein Gang zur Polizei, gleich, mit wie vielen Gewissensbissen, ihm wohl das Leben gerettet hatte. „Danke,“ sagte er unwillkürlich, entsann sich dann jedoch seines Geschäftes und griff in seine Jacketttasche, zog ein Lederetui heraus: „Falls die Ratsmitglieder mal einer Dame ein Geschenk zu machen wünschen...hier wäre meine Adresse. Ich stehe gern auch für besonderen Schmuck zur Verfügung.“ Der Taishou nahm die Visitenkarte, sehr zur Freude des Juweliers. Er wusste genug über die noblen Kunden um zu verstehen, wo einer kaufte, kamen auch andere. Und wenn er in derart finanziell kräftigen Kreisen in Mode kam, so hatte sich sein Weg hierher und der gewisse Zeitaufwand gleich doppelt gelohnt. So verneigte er sich höflich: „Danke.“ „Bringen Sie morgen Abend eine Auswahl an Halsketten. Sehr dezent und eng am Hals anliegend, passend zu einem westlichen Abendkleid.“ Er musste demnächst nach New York und plante eigentlich Izayoi mitzunehmen,. Es wäre unpassend gewesen träte sie dort im Kimono auf. Ja, genau. Das sollte er ihr noch sagen, dass sie einkaufen gehen sollte, Kleidung im westlichen Stil. „Sie legen sie mir vor, dann der Dame.“ „Für Sie mit Preis, für die Dame ohne?“ erkundigte sich der Juwelier nur. „In der Tat. - Es handelt sich um eine junge, menschliche, Dame, meine Gemahlin.“ Ob Izayoi Geschmack an Juwelen fand? Sie war eine wohlverteidigte Festung, deren Schwachstellen er erst noch ergründen musste. Youkai und Mensch? Aber Herr Solomon schwieg. Das hatte ihn nichts anzugehen. Immerhin schien das Ratsmitglied willens ein Vermögen für seine Menschenfrau auszugeben. Der wusste bestimmt, was solcher Schmuck kostete. „Ich darf um Ihre Adresse bitten,“ sagte er schlicht. Ayame seufzte, als sie die Tür zum Wohnzimmer öffnete: „ Kouga...“ Der junge Wolfsyoukai wandte den Kopf nicht vom Bildschirm: „Was ist? Hast du nicht gesagt, dass ich hier schlafen soll?“ „Was arbeitest du denn immer noch....“ „Unser verehrter Großvater ist nicht so ganz zufrieden, dass nichts bei der Jagd auf diesen Hanyou weitergeht. Er scheint sich in Luft aufgelöst zu haben.“ „Großvater?“ scherzte Ayame. „Unsinn!“ Ihr Verlobter war zu angespannt. „Onigumo! Zu allem Überfluss hat der Idiot auch noch Diamanten bei sich im Wert von zwei Millionen Dollar. Ich lasse gerade alle entsprechenden Juweliere abklappern, ob da einer einen von den Diamanten angeboten bekam. Das dauert!“ „Und, lass mich raten, der Taishou wird ungeduldig.“ „Vermutlich. Ich habe es ja nicht so mit ihm direkt zu tun...eher noch du.“ „Nun, Izayoi-sama wird nicht mehr nur von mir sondern auch noch zwei anderen weiblichen Youkai begleitet, sobald sie das Haus verlässt, lautete der neue Befehl.- Moment mal. Hanyou!“ „Ja, der ist einer, das weißt du doch.“ Er wandte verständnislos den Kopf. „Kouga! Ich habe heute ziemlich viel geredet...“ „Tust du immer.“ „Halt den Mund!“ fauchte sie sofort: „Und Izayoi-sama fragte auch was über Hanyou, wie lange die leben oder so...Ich wusste das nicht. Alles, was mir dazu aber einfiel ist, dass Hanyou der schwächeren Seite folgen. Kouga, wenn Onigumo ein Hanyou ist, wird er einmal im Monat zu einem reinen Menschen. Und den kann keiner von uns einfach so finden!“ Er starrte sie mit offenem Mund an, ehe er langsam aufstand: „Du bist ein Genie. Darf ich dich doch küssen?“ „Okay, aber dann rufst du Großvater an...“ „Klar. Das könnte die Lösung sein. Der hockt in einem sicheren Versteck, wo niemand sein Youki bemerkt und kommt nur raus, wenn dieser eine Tag ist. Dann hat er auch sicher vor an diesem Tag abzuhauen und das Land zu verlassen. Mist, wie soll man den am Flughafen auftreiben? Es gibt doch keine Fahndungsplakate in seiner Menschenform...“ Aber dann küsste er erst einmal seine Verlobte, ehe er fortfuhr: „Ich rufe jetzt Großvater an.“ Maseo hätte sich am liebsten die Hand vor den Kopf geschlagen, als er den Anruf bekam. Natürlich. Der Mistkerl hockte in seinem Versteck und wartete darauf, dass er zu einem Menschen wurde. Im Zweifel hatte er sich falsche Papiere besorgt und würde einfach fliehen. Da musste die menschliche Polizei ran. Phantombildzeichner besaßen die Youkai nicht. Vielleicht gab es eine Möglichkeit doch solche einigermaßen passenden Bilder von Onigumo an Flugplätzen und in Häfen zu verteilen. Und er konnte dem Taishou eine positive Nachricht senden. Offenbar war auch diesem das entgangen. Izayoi war etwas überrascht als ihr Ehemann bei ihrem Frühstück eintrat, verneigte sich jedoch hastig. Normalerweise war er schon weg oder suchte sie zumindest nicht auf. „Guten Morgen,“ sagte er, wohlwissend, dass sie ihn nie zuerst ansprechen würde. „Ich hätte eine Bitte an Sie.“ Er blieb jedoch stehen, damit signalisierend, dass er nur kurz gekommen war. „Guten Morgen, Taishou. Natürlich, was möchten Sie?“ „Zunächst einmal Sie davon in Kenntnis setzen, dass nicht nur Ayame sondern zwei weitere, weibliche, Youkaikriegerinnen Sie begleiten werden. Und ich möchte Sie bitten, sich in den nächsten Tagen Kleidung im westlichen Stil zuzulegen. Ich muss geschäftlich nach New York und wäre gern in Ihrer Begleitung.“ „Oh.“ Sie hatte noch nie das Land verlassen. Was zog man in New York an? Sie wollte doch den Taishou nicht blamieren: „Für welche Gelegenheiten?“ erkundigte sie sich jedoch nur. Sie musste wohl im Internet recherchieren. „Geschäftsessen, aber auch die Oper. Und Freizeit für Sie, also vielleicht Jeans oder so...“ Sie wurde rot. Solche Hosen hatte sie noch nie getragen. „Ja,“ war allerdings wohl die richtige Antwort. Er reichte ihr eine Karte: „Hier, meine Kreditkarte. - Ich würde Ihnen nicht zumuten Repräsentationspflichten aus Ihrem Vermögen zu bestreiten.“ Da sie deswegen schon einmal einen Tadel einstecken hatte müssen, nahm sie sie: „Danke. Wie teuer darf es werden?“ Ein rasches Lächeln zeigte Fangzähne: „Ich werde es mir schon leisten können. - Heute Abend kommt ein Juwelier, der Ihnen Schmuck vorlegen wird, der zu einem Abendkleid im westlichen Sinn passt.“ Sie verneigte sich höflich: „Danke, Taishou.“ Sie würde wohl Eri auch zum Einkaufen mitnehmen müssen um zumindest einen Rat zu bekommen. „Äh...“ „Nun?“ „Westliche Abendkleider sind häufig sehr...“ Ja, wie sollte sie das nennen? Unmoralisch? Ungewohnt? „Sehr delikat. Wünschen Sie, dass ich...“ Sie brach verlegen ab. Der Youkaifürst betrachtete seine Gemahlin, deren Kimono vollständig ihren Körper verhüllte: „Nein. Suchen Sie sich aus, was Sie tragen möchten. - Ich muss allerdings gestehen, dass ich Ihren Anblick doch für mich allein reserviert sehen will.“ Sie hätte protestieren wollen, aber nach einer Nacht in seinem Arm, im schlichten Yukata war das wohl unmöglich. Zumindest ihre Beine bis zum Knie hatte er da gesehen. Überdies: irrte sie sich oder klang zumindest gewisser Besitzerstolz aus seinen Worten? „Wann fliegen wir?“ „In drei Wochen, Sie haben also Zeit für Ihre Einkäufe.“ Und konnte sich auch etwas schneidern lassen, wie er doch gerade bei dem Abendkleid vermutete. Was es zu kaufen gab, würde der scheuen jungen Dame sicher kaum gefallen. Und er hatte die Wahrheit gesagt: die Vorstellung, dass eine breite Masse an Menschen und Youkai einfach so mehr von ihr zu sehen bekäme als er selbst bislang, passte ihm gar nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)