Alles rein geschäftlich! von Hotepneith (Izayoi und der Höllenhund) ================================================================================ Kapitel 22: Heirat ------------------ Onigumo war wieder in der Hauptstadt. Natürlich nicht so wie man ihn kannte, mit den langen Haaren, die denen eines Youkai so ähnlich waren und modernem Anzug, aber wohlweislich auch nicht im Kimono, wie ihn womöglich doch jemand von Izayois Ball in Erinnerung hatte. Er hatte seine Haare kurz geschnitten und grau gefärbt und als er sein Bild an nahezu jeder Wand der U-Bahn hängen sah, wusste er, dass er gut daran getan hatte, zumal er Jeans und Pullover trug. Der Taishou, denn dieser steckte gewiss dahinter, schien wirklich alles und jeden gegen ihn aufgehetzt zu haben. Seine Besuche bei seiner Wohnung und seinen Büros hatten rasch ergeben, dass diese vom Rat versiegelt worden waren und im Zweifel beobachtet wurden. Seine Konten waren gesperrt, den Versuch sparte er sich. Nein, da war sicher nichts übersehen worden. Seinen Plan Sesshoumaru über dessen Freundin zu packen hatte er inzwischen auch sein lassen müssen. Ein wenig frustriert hatte er zur Kenntnis genommen, dass es sich um Takeos kleine Schwester handelte, und damit die Tochter des obersten Kitsune. Fuchsdämonen waren mächtig in ihrer Magie und sie war sicher auch körperlich stark. Sie zu entführen war ungefähr genauso erfolgversprechend wie den jungen Hund selbst. Und davon hatte er Abstand genommen, als er dem persönlich, wenn auch wohlweislich in gewisser Entfernung mal gefolgt war. Dessen Youki bewies, dass das seines Vaters Sohn war. Missmutig kaufte er sich noch eine Schere und Haarfärbemittel, ehe er in die bescheidene Pension fuhr, in der er ein Zimmer angemietet hatte – die einzige, die er gefunden hatte, deren Besitzer nicht nach einem Ausweis gefragt hatte. Entsprechend war das Umfeld. Aber er brauchte einen Unterschlupf, schon, um sich täglich die Haare schneiden zu können. Sie wuchsen viel zu rasch nach. Er musste wirklich viel machen und er beschloss, in einem zukünftigen Leben sich Kinder oder zumindest andere Abkömmlinge zuzulegen, die ihm solche lästigen Wege wie die Beobachtung Sesshoumarus abnehmen würden. Erfolgversprechend erschien ihm momentan eher ein Mordanschlag ohne Entführung. Natürlich würde das den Taishou schwer treffen, nicht so schwer, wie der ursprünglich geplante Tod, aber gut. Er musste diesen arroganten jungen Inuyoukai an eine einsame Stelle locken und ihm dort das von seiner eigenen Mutter geerbte Spinnengift injizieren. Dann konnte er zusehen, wie der sich von innen heraus auflöste. Praktisch. Und vielleicht einige Fotos zum Andenken für den Hundefürsten schießen. Leider bedeutete das noch einmal erheblichen Zeitaufwand an Beobachtungen des Tagesrhythmus und anderer Dinge, aber Rache hatte nun einmal ihren Preis. Und seine eigene Sicherheit sowieso. In den folgenden drei Wochen hatte Izayoi einige Erlebnisse, die ihr Gemüt beruhigten und feststellen ließen, dass sie vermutlich zumindest für sich und den ihren Namen tragenden Konzern die richtige Entscheidung getroffen hatte. Dr. Kagawa hatte sie auch ein wenig ausgehorcht, war aber offenbar nicht gegen die Eheschließung. Sie hatte nur so eigen gelächelt, als Izayoi ihr von der reinen Geschäftsehe berichtet hatte, hatte jedoch keine Einwände erhoben. Wie es die junge Braut erwartet hatte, stellte ihr der Taishou Eri als persönliche Zofe zur Seite, hinzu kam eine junge Wolfsyoukai namens Ayame, die ihr nicht nur die Welt der Youkai erklären, sondern auch als Leibwächter fungieren sollte. Im Falle von Situationen, in denen, wie ihr zukünftiger Ehemann fast etwas spitzbübisch gemeint hatte, er doch lieber nur Frauen um sie sehen würde, wie bei einer Schneiderin. Er konnte Scherze machen, das war etwas, das sie doch überrascht hatte. War das der Grund, warum Vater immer gemeint hatte die Liebe käme nach der Heirat, wenn man sich besser kennen lernte? Sie hatte sich auch aussuchen dürfen wie die Räume der Fürstin möbliert werden sollten. Ein wenig überrascht, dass dies ihr und nicht der ersten Ehefrau zustehen sollte, wurde sie aufgeklärt, dass diese als Regentin in einem Schloss in der Heimat des Taishou lebe, seit Jahrzehnten, ja Jahrhunderten, und er sie nur ab und an besuche. Es war fast eine Zimmerflucht, hatte sie gesehen, ein halber Flügel. Zuerst ein Zimmer für Eri, ein Büro für sie selbst, ein Bad und ein Ankleidezimmer, dann als letztes ihr Schlafzimmer. Als der Youkaifürst seine Verlobte einlud die neue Einrichtung zu begutachten, zwei Tage vor der anberaumten Hochzeit, bemerkte sie ein wenig verwundert, dass er ihr den Vortritt ließ, ja, selbst vor der Schwelle des Traktes stehen blieb. Zu diesem Zeitpunkt begriff sie, dass er sich wirklich strikt an sein Wort halten würde: „Bitte, kommen Sie, sehen wir es uns gemeinsam an.“ Erst nach dieser Aufforderung betrat er den Trakt der Fürstin – und Izayoi war erleichtert, auch darüber, dass die Einrichtung so klassisch japanisch war, wie sie erbeten hatte. Nur im Büro stand ein Laptop. „Er ist bereits mit dem im Fukuwara-Büro direkt verbunden,“ erklärte der Taishou: „Sie können die Daten sich hin und herschieben. Mir wurde gesagt, das sei einfacher für Sie, auch mit dem Terminabgleich. Jemand kommt dann noch um es Ihnen genau zu erklären. Ich bin da überfragt. - Selbstverständlich haben Sie auch anderweitig Zugriff auf das Internet.“ „Danke.“ Was sollte sie sonst schon sagen? Es fehlten wirklich nur ihre persönlichen Gegenstände und ihre Kleidung, aber die würde morgen noch aus dem Anwesen der Fukuwaras hierher gebracht werden. Dann könnte der Architekt sich dort alles für den Umbau in ein Museum ansehen. Das Personal wohnte ja sowieso in einem gesonderten Gebäude und könnte dort bleiben. „Ich wollte Sie noch um eines bitten. Ich sagte, Sie seien die Herrin dieses Hauses. Ich möchte Sie nur ersuchen den jenseitigen Trakt nicht zu betreten, in dem Sesshoumaru und ich unsere Privaträume haben.“ Da er bemerkte, dass sie unwillkürlich erschreckt aussah, ergänzte er: „Nun, mein Sohn ist ein erwachsener junger Mann...“ Oh, natürlich, dachte sie zerknirscht. Und irgendeiner von dessen Geliebten in die Arme zu laufen wäre vermutlich für alle Seiten mehr als peinlich. Sie hatte da so einiges in der Zeitung gelesen. So verneigte sie sich nur höflich: „Selbstverständlich, edler Fürst. Wie Sie wünschen. Ich meine, Taishou.“ „Falls Sie mit mir reden wollen, können wir das gern im sogenannten Wohnzimmer tun, sobald ich aus dem Büro komme,“ schlug er versöhnlich vor, da er plötzlich den Verdacht bekam sie hätte angenommen ER habe dort drüben eine Geliebte oder sonst was. Es standen diesbezüglich Gerüchte ja nicht nur über Sesshoumaru sondern auch ihn in den Zeitungen. Was ihn an ein nettes Gespräch mit dem Herrn der Füchse erinnerte, als der Bilder seiner Tochter Hand in Hand mit Sesshoumaru in allen Medien entdeckte und ihn angerufen hatte. Nun, er selbst war darüber informiert worden, dass es sich nur um einen Trick zur Paparazziabwehr handelte, aber Kyo war dermaßen empört gewesen, dass er ihn etwas kühl gefragt hatte, ob der etwa der Meinung sei sein Sohn wäre unwürdig in dessen Familie einzuheiraten. Der Kitsune war unverzüglich zurückgezuckt. Nein, so hätte er das nie...Es war recht amüsant gewesen, wenn auch nur für eine Seite. Aber er sollte seine Fast-Gemahlin beruhigen: „Ich möchte Ihnen nichts verheimlichen. Aber mein Sohn und ich führen ein permanentes Leben in der Öffentlichkeit. Es ist sehr erholsam wenigstens einen Ort zu haben, an dem man mit niemandem rechnen muss. Selbst Sesshoumaru betritt niemals mein Schlafzimmer.“ „Danke für die Erklärung,“ beteuerte Izayoi hastig. Er war ihr weder als Ehemann noch gar als Fürst Rechenschaft schuldig – sie ihm jedoch Gehorsam und Respekt. So war sie erzogen worden. Er wandte sich um, um die Räume der Fürstin zu verlassen: „Übrigens, was unsere Flitterwochen betrifft, so habe ich tatsächlich das Wochenende frei. Ich besitze ein Haus, weit im Westen, am Meer. Es liegt abseits der menschlichen Besiedlungen und ich kann mich gewöhnlich dort ausgezeichnet entspannen. Wenn Sie möchten, kommen Sie mit. Es gibt allerdings dort weder Strom noch Dienstpersonal.“ Es wäre vermutlich schrecklich unhöflich ihn in den Flitterwochen allein zu lassen – und würde auch bestimmt Gerede geben. Außerdem war es ihre Pflicht auch dafür zu sorgen, dass sich ihr Ehemann entspannen konnte: „Ich habe bereits Tage in einer Hütte in den Bergen verbracht, Taishou. Ich bin sicher ich werde zurechtkommen und mir Stickerei und Lektüre mitnehmen.“ Das Meer. Ihre letzten Erinnerungen an ihre Mutter waren von einem Urlaub am Ozean. Sie verstand es? Hörbar erfreut sagte der Youkaifürst: „Das ist sehr freundlich von Ihnen. Vielleicht gehen wir auch einmal gemeinsam an den Strand...“ Sie dachte an Meeresblick und nicht daran mit einem wirklich großen, weißen Hund spazieren zu gehen. „Ja, danke.“ Früher, als ihre Familie noch bestand, hatten sie gemeinsam Steine in das Meer geworfen... Weder bei der Vertragsschließung noch der Trauung im Schrein waren viele Gäste anwesend. Die Braut in einem westlichen, weißen, wenngleich überaus züchtigen Brautkleid mit leichtem, in das Haar gesteckten, Schleier, verfügte über keine Verwandten – jedenfalls keine, die sie sehen wollte –, war überdies noch in der Trauerzeit, und so waren nur Sesshoumaru, Kyo, Maseo und Gozo aus dem Rat als Youkai und die vier menschlichen Ratsmitglieder anwesend, als der alte Miyatsu die Hände der Brautleute mit einem Seidenband umschlang. Er beobachtete dabei genau Izayoi. Sie wirkte ruhig, aber er wusste, dass das bei ihrer Erziehung nichts besagte. War sie in eine Ehe genötigt worden, die sie verabscheuen musste? Er kannte schließlich ihren verstorbenen Vater und dessen Ansichten. Aber ihre Hand war warm und zitterte kein bisschen, als sie sie in die angebotene Klaue des Youkaifürsten legte. Miyatsu sprach die gewohnten Segenssprüche, wenn auch aus Rücksicht auf den Bräutigam und die meisten Anwesenden ohne die üblichen Bannsprüche gegen Dämonen. Der Taishou trug einen schwarzen Kimono, wie es sich für einen Bräutigam ziemte. Er hatte dem alten Priester in einem Vorgespräch versichert, dass sich Izayoi freiwillig zu dieser Ehe entschlossen habe und er sie auch gebührend behandeln würde, aber das waren schon bei Menschen oft nur Worte. Allerdings gab Miyatsu die Tatsache Hoffnung, dass sich der mächtige Inuyoukai samt Anhang zu dieser Heirat in einem Schrein sehen ließ. Üblich war das bei reinen Youkaihochzeiten nicht – und derartige Mischehen waren selten. So selten, dass er außer von Onigumo auch noch nie von einem Hanyou gehört hatte. Izayoi war in diesem Moment nicht einmal mehr aufgeregt. Zuvor schon, als sie nach der Unterschriftsleistung von den hohen Ratsmitgliedern als Fürstin Fukuwara angesprochen worden war und an ihren Vater denken musste. Sogar, als Sesshoumaru ihr notgedrungen gratuliert hatte, hatte sie noch etwas gezittert. Nun ja, er hatte sie mit Izayoi-sama angesprochen und sie hatte Sesshoumaru-sama erwidert. Er hatte wie üblich gefühllos dreingesehen. Ihr war klar, dass er sie gerettet hatte, aber ihr war auch bewusst, dass er nie damit gerechnet hatte sie in seinem Haus, korrekter, in dem seines Vaters, leben zu sehen. Dachte er an seine Mutter? Nun, der Taishou hatte ihr erklärt, dass bei Youkai noch Vielehe möglich war. Sie nahm sich jedoch fest vor, gegenüber ihrem, ja, Stiefsohn, nie die äußerste Höflichkeit zu vergessen. Er hatte sie aus der schrecklichsten Lage ihres Lebens befreit. Nach einem Essen im Haus des Youkaifürsten verschwanden die Gäste und auch Sesshoumaru ging wortlos nach einer Verneigung, die deutlich erkennbar nur seinem Vater galt. Dieser sah zu seiner Braut, die höflich zu Boden blickte, sich jedoch als zuvorkommende Gastgeberin bewiesen hatte: „Nach diesem aufregenden Tag werden Sie gewiss müde sein, Izayoi. Darf ich Sie zu Ihren Räumen begleiten?“ „Ja, danke.“ Sie nahm die angebotene Klaue ohne Zögern, wusste sie doch bereits, dass ihr aufgeholfen wurde, ohne dass die Krallen sie auch nur berührten. „Wann möchten Sie morgen aufbrechen?“ erkundigte sie sich im Gehen. „Nun, um ehrlich zu sein, so früh es Ihnen beliebt. Ich wäre gern heute schon gefahren, aber es ziemt sich die Hochzeitsnacht unter dem eigenen Dach zu verbringen.“ Er bemerkte, dass sie zusammenzuckte: „Vergessen Sie nicht mein Versprechen.“ „Ich bitte um Vergebung.“ Sie sah zu Boden: „Ich werde um fünf Uhr morgens abfahrbereit sein.“ „Ich werde Sie unten erwarten. - Ja, ich fahre selbst,“ erklärte er, da er ihren doch überraschten Seitenblick bemerkte: „Ich kann Autofahren.“ „Das...das habe ich nie bezweifelt.“ Sie selbst besaß keinen Führerschein. Da sie den Trakt der Fürstin erreicht hatten, blieb sie vor ihrer Tür stehen. Der Taishou verneigte sich höflich etwas: „Ich wünsche Ihnen eine angenehme Nacht.“ Es war ihre Hochzeitsnacht, dachte sie. Und sie würde sie allein verbringen. Etwas erleichtert senkte sie den Kopf: „Ich danke Ihnen.“ Ja, sie war erleichtert, erkannte er. Noch immer konnte sie ihm, einem Höllenwesen, nicht vollständig vertrauen. Aber was erwartete er auch. Der gute Jiro hatte seine Tochter zu Skepsis gegen Youkai erzogen, das legte sich sicher nicht so rasch. Und es war nur eine geschäftliche Angelegenheit. Trotzdem... „Darf ich Sie nur noch um etwas bitten?“ Sie hob den Kopf ohne es jedoch, korrekt wie sie war, zu wagen höher als seine Brust zu gucken: „Ich werde Sie jetzt verlassen. Aber darf ich als Ihr Ehemann um einen Kuss bitten?“ Er würde auch ein Nein akzeptieren, durchfuhr es sie. Aber diese Bitte erschien ihr plötzlich als nur zu verständlich. Er hatte, wenn man von den kurzen, zeremoniellen Berührungen absah, die notwendig waren, in all den Wochen keinerlei Kontakt zu ihr gesucht. Und statt das Bett mit ihr heute zu teilen, wie es üblich und sein Recht wäre, wollte er es wohl nur symbolisch tun. Sie dachte an das, was ihr über den Ablauf solch einer Nacht erzählt worden war, die Dinge, die sie sich selbst in den letzten Tagen aus dem Internet gesucht hatte, und konnte nicht verhindern, dass sie rot wurde. Sie sollte es wohl begrenzen. So flüsterte sie: „Meinen Mund dürfen Sie küssen, aber sonst nichts.“ Der Taishou, der fast mit einer Ablehnung gerechnet hatte, oder wenn, dann mit einer schüchtern dargebotenen Wange, war ein wenig erstaunt. Da sie aber zu ihm aufsah und die Augen schloss, konnte er der Einladung nicht widerstehen und neigte sich, berührte sanft ihre Lippen. Er kannte das unwillkürliche Zurückzucken von Frauen, die nur seine Nähe suchten um andere Ziele zu erreichen, aber nicht ihn wollten, und war ein wenig überrascht, dass Izayoi vollkommen stillhielt. Er hob lieber den Kopf, als dass er weitermachte: „Gute Nacht.“ Er wandte sich um und ging, sicher, dass er ein Narr war, der glaubte mehr zu spüren als gemeint worden war. Izayoi starrte ihm nach, die Hand unwillkürlich an ihr jäh rasendes Herz gepresst. So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Sie hatte nicht gewusst, dass die Lippen eines Mannes, eines Höllenwesens, so warm waren, so weich – und solche wild tanzenden Schmetterlinge im Bauch verursachen konnten. Nun, sie sollte schlafen. Morgen früh wollte er schließlich sein Wochenende genießen und es war ihre Pflicht dafür zu sorgen, dass seine Wünsche erfüllt wurden. So machte sie die wenigen Schritte und klopfte kurz an die Tür, sicher, dass ihre Dienerin heute noch nicht schlafen würde: „Eri? Wären Sie so nett und packen einen kleinen Koffer für mich für das Wochenende, sehr einfach. Meine Handarbeit und das Buch bringe ich Ihnen. Danach können Sie schlafen gehen. Morgen und übermorgen haben Sie frei.“ Am frühen Morgen trug Eri den Koffer der jungen Fürstin zu dem Sportwagen, an dem der Herr der Hunde stand. Er nahm ihn ihr ab und legte ihn in den Kofferraum, ehe er sich umsah, da er den leichten Schritt seiner frischgebackenen Gemahlin hörte: „Guten Morgen, Izayoi. Mir ist eine Kleinigkeit eingefallen. Wie ich erwähnte gibt es in dem Haus keinen Strom und ich benötige weder Essen noch Trinken – Sie werden es.“ „Ja.,“ gestand sie. Er benötigte es nicht? War das sein Youki? „Aber, wenn Sie an einem Laden halten, kann ich etwas einkaufen....oder nein.“ Sie wurde rot: „Ich hatte ja immer die Kreditkarte meines Vaters...“ Die galt ja nicht mehr. Ein dermaßen heiteres Lächeln huschte über das Gesicht des Inuyoukai, dass beide Menschenfrauen ihn ansahen. Eri beschloss, dass der Fürst, den sie schon immer für einen durchaus entgegenkommenden Herrn gehalten hatte, wirklich seiner jungen Gattin zugetan war. So, ja, entspannt, hatte er noch nie ausgesehen, seit sie hier arbeitete, und das waren doch nun schon fünfundzwanzig Jahre. Izayoi wäre am liebsten im Boden versunken. Was hatte sie übersehen? Aber der Taishou meinte nur: „Wir haben gestern einige Unterschriften geleistet, meine Liebe. Sie besitzen ein Konto und auch eine Kreditkarte dazu. - Eri, sie müsste noch auf dem Schreibtisch der Fürstin liegen.“ Als die Dienerin eilig davonlief, erklärte er weiter: „Sie haben sich wohl in der Aufregung nicht alles merken können. Ihr Privatkonto läuft zur Hälfte auf Zahlungen aus dem Fukuwara-Konzern, genauer, dessen Aktiendividenden, und zur Hälfte wird es aus meinem Geld gedeckt.“ Das hatte sie wirklich nicht mitbekommen. War sie doch derart nervös gewesen? „Sie...Sie brauchen nicht für mich zu zahlen...“ erklärte sie jedoch hastig: „Ich benötige für mich nicht viel. Und Sie geben mir ja hier sowieso meinen....“ Sie brach lieber ab. Irgendwie sah er sie so unangenehm an, wie er es noch nie getan hatte. Er war der Fürst, der Herr, jetzt auch über sie, und sie hatte ihn verärgert. Eilig sah sie zu Boden, eine Entschuldigung murmelnd. Er atmete durch: „Izayoi, ich bin durchaus in der Lage meine Frau angemessen zu unterhalten. Dieses Arrangement dient dazu unser beider Stolz zu wahren.“ Er war kein Mitgiftjäger! Nun gut, er hatte sie hauptsächlich um des Geldes und noch mehr der Grundstücke willen geheiratet, das sagte er sich ja auch immer wieder vor, aber er würde nie von ihrem Geld leben wollen oder auch nur ihr zumuten allein davon... „Ich wollte nicht...“ begann sie ungeschickt, formulierte dann um: „Ich kenne viele Regeln der Youkai nicht, Taishou, und kann Sie nur um Nachsicht bitten. Ich möchte Sie nicht verärgern, dessen können Sie sicher sein.“ „Ja, ich weiß.“ Doch, dessen war er bei Jiros tadellos erzogener Tochter sicher. Sie begriff plötzlich eines: sie besaß eine eigene Kreditkarte. Das bedeutete, die Abrechnungen wurden an sie geschickt, nicht an ihren Vater oder eher nun an ihren Ehemann. Sie konnte einkaufen was immer sie wollte – er würde es nie erfahren. Der Taishou hatte bewusst auf eine Kontrollmöglichkeit über sie verzichtet. So sah sie auf und lächelte: „Danke.“ Dieses Lächeln. Er hätte ihr fast alles dafür verziehen: „Steigen Sie ein. Eri wird die Karte sicher gleich bringen. Dann kaufen Sie sich etwas. Und in vier Stunden sind wir an meinem Haus.“ „So weit?“ Sie öffnete allerdings schon die Tür. „Es geht nach Westen.“ „Sie sind der Fürst der westlichen Gebiete.“ „Ja.“ Sie hatte es sich gemerkt: „Und ein wenig in den Süden.“ Er kam um den Sportwagen und setzte sich auf die Fahrerseite: „Es ist recht einsam dort. Aber wenn man immer unter Menschen – und Youkai – ist, ist genau die Stille erholsam. Ich hoffe, Sie werden sich nicht langweilen.“ „Sie werden sich nicht um mich kümmern müssen.“ Hoffentlich war das jetzt keine schnippische Antwort gewesen. Aber wie hätte sie das anders formulieren sollen? Das wünschte sich der Taishou, der eigentlich plante, sobald sie angekommen waren, sich in seine Hundegestalt zu verwandeln und einfach zu rennen bis er müde wurde, der Körper erschöpft aber der Geist frei war. „Eri kommt.“ Izayoi sah sich um, öffnete dann die Autotür: „Danke.“ „Ein schönes Wochenende, oyakata-sama, Izayoi-sama,“ erwiderte die Dienerin höflich, als sie die Kreditkarte überreichte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)