Alles rein geschäftlich! von Hotepneith (Izayoi und der Höllenhund) ================================================================================ Kapitel 20: Der Taishou und die Frauen -------------------------------------- Da der Taishou sein Haus geordnet glaubte, ließ er seinen Piloten informieren. Es war schon Sonntag Mittag und er hatte in der nächsten Arbeitswoche einen überaus vollen Terminkalender. So sollte er seine Idee umsetzen und seinen Plan mit dem einzigen Wesen bereden, mit dem er das offen tun konnte. Nun ja, er könnte das auch mit Sesshoumaru, aber er wollte und durfte seinen Sohn nicht mehr als altersgemäß belasten und der Junge hatte in dieser Woche schon genug für ihn geleistet. Nicht auszudenken, welcher Schande er selbst ausgesetzt gewesen wäre, wäre Izayoi spurlos verschwunden. Kein Youkai oder auch Mensch hätte doch nur mehr einen alten Knochen von ihm genommen. Er setzte sich die Spezialanfertigungen der Ohrschützer auf den Kopf, ehe er zu dem wartenden Helikopter mit laufendem Rotor ging. Er würde vermutlich nie verstehen warum die Menschen das Donnern eines Hubschraubers mit dem Wappen der Regierung über ihren Hochhäusern ruhig hinnahmen, aber das lautlose Schweben eines großen weißen Hundes nicht. Nun ja, er hatte sich an sehr viel gewöhnen müssen in den letzten Jahrhunderten, warum nicht auch daran. Der Flug würde knapp zwei Stunden dauern, ein Wimpernschlag im Leben eines Youkai, aber er würde entspannen können. So stieg er ein: „Guten Tag, Shinji. Sie haben die Überflugerlaubnisse?“ Das war ein deutlicher Vorteil des Lebens als Rats- und damit Regierungsmitglied. „Ja, oyakata-sama.“ Der Pilot, ein Mensch von siebenundvierzig Jahren, drückte bereits die Tasten: „Gutes Flugwetter. Wir werden normalerweise in hundertzwanzig Minuten landen.“ Er wartete, bis sein Passagier und Arbeitgeber sich neben ihm angeschnallt hatte, ehe er startete. Erst, als der Hubschrauber aus dem Gebiet des Flughafens war und er annehmen durfte keine Lotsenanweisung mehr zu bekommen, warf er einen Blick seitwärts. Der Fürst hatte die Augen geschlossen und schien entspannt, aber er wusste nur zu gut, dass der nicht schlief. Er arbeitete seit fünf Jahren für ihn und bei einem Flug im ersten Jahr hatte der Inuyoukai ihn plötzlich gewarnt, dass sich von Osten eine Windhose nähere – kein Instrument hatte diese angezeigt. Ohne diese Ankündigung wäre es schwer gewesen den Helikopter gegen den Wind zu stellen und dem Tornado auszuweichen. Insgesamt musste er zugeben, dass das Ratsmitglied trotz aller Vorbehalte gegen Youkai kein schlechter Chef war. Ja, der verlangte vierundzwanzig Stunden Bereitschaft, aber es war ihm gleich welcher der beiden Piloten flog – das konnten sie unter sich regeln. Es wurde gut bezahlt, nicht nur die Flugstunden sondern auch die Bereitschaft. Nach seiner Scheidung hatte er sich einen anderen Job als im Militär suchen wollen um in der Nähe seiner Mädchen bleiben zu können. Darum hatte er sich auf die Stelle beworben und es bislang auch nicht bereut. Youkai waren anders als Menschen, aber eben so, als ob man als gesitteter Japaner es mit Leuten aus den USA zu tun hatte – man musste sich dran gewöhnen, aber dann waren sie nicht unrecht. Eher sogar vertrauter, beachteten sie doch mehr die alten Sitten. Der Pilot blickte kurz seitwärts: „Oyakata-sama...“ Der Youkaifürst öffnete die Augen, aus angenehmen Träumen gerissen: „Ja?“ „Der neue Landeplatz, in fünf Minuten.“ „Danke, Shinji.“ Vor fünf Jahren hatte er einen Landeplatz bauen lassen, genau an einer Grenze, die für Youkai nur zu eindeutig war. Er hätte sie jederzeit überschreiten können, aber das wäre unhöflich gewesen. Immerhin begann hier sein Heimatterritorium, die so genannten westlichen Länder – und er war hier nicht der Regent. „Ich vermute, dass ich spätestens in sechs Stunden zurück bin.“ „Ja.“ Das hieß, er konnte schlafen, ein e-book lesen, oder auch den Hubschrauber putzen. Ein wenig neugierig sah Shinji zu, wie der Youkai ausstieg, die Kopfhörer auf den Sitz legte, da der Rotorenlärm verstummt war. Er hatte schon einige Male zugesehen, war aber immer noch fasziniert, wie aus dem nur scheinbar menschlichen Wesen, das an seiner Seite gesessen hatte, ein wirklich großer, weißer Hund wurde, der kurz verharrte und dann nach Westen den Landeplatz verließ, im Wald verschwand. Er blickte zum Himmel auf. Tatsächlich entdeckte er nur kurz darauf einen fast ebenso großen, weißen Hund, der ein wenig eleganter schien, jedoch eindeutig nach dem Fürsten suchte und ebenfalls im Wald verschwand. Die beiden Hunde trabten nebeneinander her, bis sie nach beinahe einer Viertelstunde ein Schloss erreichten, das allerdings fast hundert Meter über dem Boden schwebte. Der Taishou verwandelte sich zurück und betrachtete die Hundedame, die seinem Beispiel folgte. Sie verneigte sich höflich und strich die Boa um ihre Schultern glatt, damit unbewusst zeigend, dass sie mit diesem mehr als kurzfristig angekündigten Besuch nicht ganz glücklich war. Sicher, er hatte sich an die selbstauferlegte Regel gehalten und gewartet, bis sie ihn an der Grenze abholte, aber....Nun ja. Manchmal hatte er private Gründe zu kommen, aber zumeist waren es offizielle – und das hing in aller Regel mit ihrer Regentschaft zusammen. Es gab nicht nur in ihren Augen angenehmere Momente als die in denen der Herr der Hunde einen tadelte. Auch ohne direkte Bestrafung konnte er einen so ansehen, dass man sich wie der letzte Narr vorkam. Der Taishou wusste das: „Unserem Sohn geht es gut. Ich wollte mit Ihnen ein wenig plaudern, meine Teure. Unter vier Augen.“ „Natürlich.“ Sie hätte nie zugegeben, dass sie das erleichterte. „Ich darf Sie doch in Ihr eigenes Schloss bitten...“ Nur Minuten später knieten die beiden Inuyoukai voreinander in dem, was einem Schlafzimmer der Hausherrin am nächsten kam. Der Gang davor besaß mehrere Türen, die nun von den Dienerinnen eilig zugeschoben wurden, als sie ihn verließen. Niemand würde selbst als Youkai zuhören können, was hier gesprochen wurde. Die weißhaarige Dame sah auf: „Sesshoumaru entspricht Ihren Erwartungen?“ Ihr Einziger. „Nach wie vor, meine Teure. Er hat Sie doch erst neulich besucht?“ „Er ist wohl sehr eingespannt.“ Und hatte ein näheres Verhältnis zu seinem Vater entwickelt. Sie vermutete eine Anweisung dessen hinter dem Besuch Sesshoumarus. „Auch dieses,“ erwiderte der Taishou höflich, bemüht, die Gefühle der Mutter zu schonen: „Ich möchte mit Ihnen über eine mögliche Eheschließung meinerseits reden. Wir gelten für die Menschen als geschieden.“ Ihr war bewusst, dass das Gespräch nur eine Formsache war. Eine Ehe unter Youkai, zumal, wenn Nachwuchs entstanden war, konnte nie getrennt werden. Allerdings stand allein dem männlichen Partner eine weitere Ehe zu – falls er genug Möglichkeiten hatte zusätzliche Abkömmlinge großzuziehen. Frauen hatten treu zu bleiben. Schließlich ging es um das Erbrecht, gerade in ihrem Fall. Alle würden wissen wollen, dass der Erbe des Taishou auch wirklich dessen Erbe war. Sie hatte schon länger mit einer derartigen Entwicklung gerechnet. Trotz allem, was diese menschliche Presse behauptete, neigte er zur Ehrbarkeit. Affären nur für eine Nacht lagen ihm nicht. „Darf ich fragen auf welche Dame Ihr Auge fiel? Und wann die Hochzeit sein wird?“ Letzteres ging sie zwar nichts an, aber sie wollte sich vortasten, wie weit sie künftig mit einer Konkurrenz – und welcher – zu rechnen hatte. Sie und vor allem Sesshoumaru. „Sie hat noch nicht zugestimmt,“ gab er zu. Sie stutzte: „Mein verehrter Gemahl, ich kann mir nicht vorstellen welche Youkai so überspannt sein sollte Ihren Antrag zurückzuweisen.“ Das hatte nicht einmal sie in ihrer, zugegeben etwas anmaßenden, Jugend. Er war nun einmal der Stärkste, das reizte jede dämonische Frau als Vater für ihr Kind. „Sie ist ein Mensch.“ Die Fürstin sah ihn ein wenig erstaunt an: „Ich vermute dann, dass diese Ehe Ihnen einen großen Vorteil bringt.“ „Finanziell und in Ländereien, eine eheliche Verbindung zum Kaiserhaus, sehr ungewöhnlich für unsereins, und gut als Machtzuwachs.“ Und ein Lächeln, das er wieder sehen wollte. Aber das würde sie nicht verstehen. „Sesshoumaru würde ich diese Ehe nicht zumuten, das habe ich ihm versprochen.“ Sie nickte, durchaus erleichtert, dass er ihrem Sohn nicht für Jahrzehnte solche Last aufbürden wollte: „Ich verstehe. Eine Ehe mit einem Menschen ist kurz – die Ländereien und alles andere bleibt. Überdies haben Sie bereits einen Erben, einen vollblütigen Erben. Wobei ich mich zu entsinnen glaube, dass ein Daiyoukai Ihrer Macht keinen Hanyou zeugen kann. Was selbstverständlich an der...menschlichen Mutter liegt, nicht an Ihren Fähigkeiten.“ Wie unhöflich und unpassend gegenüber dem eigenen Ehemann und Fürsten auch nur anzudeuten, dass er nicht in der Lage wäre...Sie sollte nicht die Selbstbeherrschung verlieren. Dieser unerwartete Besuch hatte sie offenbar ein wenig aus der Fassung gebracht. „Ja,“ sagte er jedoch nur. „Allerdings gibt es, wie bei jeder Sache, einen Haken. Bereits übermorgen, am Dienstag, muss ich im Sinne der Prinzessin Fukuwara handeln. Genau darum wollte ich mich mit Ihnen besprechen. Niemand außer Ihnen vermag meinen Gedanken derart zu folgen.“ Ein winziges Lächeln, das um ihren Mund zuckte, verriet sie, ehe sie sich verneigte. Diese menschliche Prinzessin war keine Konkurrenz für sie als Regentin, ja, Partnerin – und natürlich erst recht keine Bedrohung für ihren Einzigen. „Danke.“ Er wollte wirklich ihren Rat und würde ihn anhören und bedenken. Ein – nicht unwesentlicher - Teil seiner Macht über alle Youkai beruhte darauf, dass er sie jederzeit aufgeben konnte und wollte. Er hörte sich andere Meinungen objektiv an und ordnete sich und seine Entscheidungen einem wie auch immer gearteten Fachwissen unter. Er begann zu erzählen, ausführlich seine Gedanken und Pläne zu beschreiben, dabei nur auslassend, dass Izayoi in ihm auch Gefühle geweckt hatte, die er so nicht kannte. So klug seine Youkai-Gefährtin auch war, wie scharf ihr Verstand, aber das würde sie nicht verstehen. Diesbezüglich kam Sesshoumaru ganz nach seiner Mutter. Auch dem hatte er diese Seite seiner Pläne daher nicht mitgeteilt. Sie schwieg eine Weile, nachdem er geendet hatte, und er unterbrach sie nicht, sicher, dass ein überaus intelligenter Geist alles abwog. Dann meinte sie: „Zuerst ein rein privater Rat, mein Herr und Gebieter – bevor die Prinzessin Ihrem Antrag zustimmt sollte sie erfahren, dass ich existiere.“ Er zog ein wenig die Augen zusammen: „Nun, ich hatte nie die Absicht, Sie beide miteinander in Konflikt zu bringen oder auch nur einander vorzustellen.“ „Dessen bin ich mir bewusst, mein Fürst. Aber diese Izayoi ist ein Mensch und dürfte unsere Regeln nicht kennen. Jedoch ist sie eine Frau. Und glauben Sie mir, früher oder später wird sie erfahren, dass Sie noch eine Ehefrau besitzen. Und sie wird Ihnen kein Vertrauen mehr geben können. Weiß sie es und kennt die Regeln, dürfte sie kaum etwas dagegen haben.“ „Ich werde darüber nachdenken. Weiter.“ „Diese Aktionärsversammlung übermorgen: Ihr Einfall ist aller Ehren wert und entspricht Ihnen, aber...Wie jede Waffe kann das auch gegen Sie gedreht werden. Sie sehen es aus der Sicht eines Mannes, der gewohnt ist einen ehrlichen Zweikampf zu führen, der stets die offene Feldschlacht sucht.“ Ein Kompliment, das den Tatsachen entsprach. Intrigen lagen ihm nicht – mit ein Grund, warum er sie hier um Rat fragte. Er merkte auf. Hatte er etwas übersehen? „Ich sah das nie als Waffe. Das mag ein Fehler sein.“ „Menschen, die Sie so schätzen, sind manchmal sehr...emotional. Sehen Sie die Sache aus deren Sicht.“ Er überhörte das Thema Menschenfreundlichkeit lieber. Was meinte sie? „Aus dieser Sicht helfe ich der Prinzessin.“ „Die Prinzessin und ihr Leibwächter waren verschwunden, nun, der ist es wohl bislang noch immer. Die Prinzessin wird als nächstes von Menschen gesehen, und allein von diesen, die Sie, mein Fürst, ausgesucht haben. Und von Sesshoumaru wurde sie angeblich gerettet, aber der ist Ihr Sohn. Alle anderen Zeugen sind entweder tot oder verschwunden. Zuvor haben Sie ja einen nicht unbeträchtlichen Anteil des Konzerns gekauft und wollen in den Aufsichtsrat. Jetzt sprechen Sie für die Prinzessin, die wohl wirklich seelisch angeschlagen ist.“ Sie bemühte sich ihr Empfinden aus der Stimme zu halten. Du liebe Güte, wie konnte man sich so anstellen? Sie war auch einst entführt worden und hatte deswegen keine schlaflose Nacht verbracht. Nun gut, sie hatte den Mistkerl in seinem eigenen Bett umgebracht. Das konnte man wohl so bezeichnen. „Es gibt also nur Prinzessin Izayoi als Zeugin - und Personen, die mit Ihnen verwandt oder von Ihnen ausgesucht sind. Und, mit Verlaub, mein Herr und Gebieter, Menschen könnten glauben, dass Sie die Prinzessin verzaubert haben. Onigumo kann bislang nichts anderes nachgewiesen werden. Er könnte auch das Opfer Ihrer Intrige sein um an den Fukuwara-Konzern zu gelangen. Zumal, wenn Sie auch noch die Prinzessin zu heiraten wünschen. - Ein Schwert, dass Sie in der Hand halten, aber auch gegen Sie gerichtet werden könnte.“ Der Taishou sah zu Boden und dachte nach. Endlich blickte er wieder auf: „Ich verstehe,“ sagte er: „Sie haben völlig Recht, meine Teure, und ich bewundere nach wie vor Ihren Verstand. Ich werde wohl etwas dagegen unternehmen müssen.“ „Vor der Versammlung, natürlich.“ Sie klang ein wenig schärfer. „Wollen Sie mir Vorschriften machen?“ Etwas in seinem Ton hatte sich ebenfalls geändert, war nur einen Hauch aggressiver. Die vornehme Inuyoukai hörte es und erhob sich ohne Erlaubnis mit einem inneren Lächeln. Jetzt begann das Spiel. So mächtig der Herr der Hunde auch war – er war auch nur ein Mann. Und er ließ sich von ihr lenken, zumindest in einer Richtung. Immerhin, solange er glaubte die Kontrolle zu haben. Im nächsten Moment prallte sie mit dem Rücken gegen einen Holzpfosten, fand ihre Handgelenke umklammert und über ihren Kopf gezogen. Ach, wie sie es liebte seine Überlegenheit zu spüren, die so unerwartet Zartgefühl und Macht miteinander verband. Jahrhunderte Ehe hatten sie gelehrt dieses Spiel so zu spielen, dass sie beide Gefallen daran fanden. Als sie lange Minuten später, die Arme auf den Rücken gedreht, auf dem Boden unter ihm lag, atmeten beide Youkai schwer - nicht aus Anstrengung. Onigumo betrachtete zufrieden sein Werk an diesem Montagmorgen. Alle Diamanten saßen wie eine Dekoration auf dem dunkelblauen Kimono. Manchmal machte es sich eben bezahlt, dass Mutter eine Spinne gewesen war und man die Fäden selbst herstellen konnte. Apropos...bezahlt...Er sollte sein Handy einschalten und nach den Nachrichten sehen. Nur, für den Fall der Fälle. Wirklich interessant wurde es erst morgen mit der Hauptversammlung. Bis dahin sollte er einen Plan haben, wen er über diese miese Intrige des Taishou informieren sollte. Mindestens ein Ratsmitglied, neben der Presse, natürlich, aber es wäre kaum sinnvoll Maseo oder einen anderen Youkai zu nehmen. Und von den Menschen besaß er leider keine direkten Zugänge. Er starrte auf sein Handy. Die Nachricht war allerdings eindeutig. Fukuwara-Prinzessin Gast des Kaisers. Verdammt. Wie hatte dieser dämliche Hund das denn schon wieder hinbekommen? Auch dem Dümmsten war doch klar, dass der kaiserliche Palast mit Bannsiegeln umgeben war, die kein, und wirklich kein, Youkai brechen konnte, ja, jeder Zauber dort aufgelöst wurde. Angeblich wirkte an diesem Platz die Magie der Sonnengöttin selbst um ihre Nachkommen zu schützen. Sogar dämonische Ratsmitglieder trafen den Kaiser nur in einem speziellen Schlösschen außerhalb. Kurz, Izayoi da unterzubringen war gleichbedeutend mit: sie ist von keinem Youkai beeinflusst oder gar verzaubert. Wieso allerdings hatte der Kaiser sie aufgenommen? Er las weiter. Der Kaiser habe seine entfernte Cousine, die nach dem Tod ihres Vaters, des ehrenwerten Ratsmitgliedes...ja, ja...Moment. Entfernte Cousine? Mist. Ja. Seit Jahrhunderten hatten Mitglieder des Kaiserhauses in den Hochadel geheiratet oder auch andersherum. Und da die Fukuwaras eine der ältesten Familien des Landes waren, hatte es da sicher mehrere Verbindungen gegeben. Und dieser...dieser dämliche Hund hatte nichts Besseres zu tun gehabt als Izayoi zu packen und sie ihrem entfernten Cousin aufs Auge zu drücken. Nun ja. Youkai und Mensch, eben. Der war wohl froh gewesen sie wieder loszuwerden. Aber dass der Kaiser da zugestimmt hatte... Gleich. Er, Onigumo, der sich viel auf seinen Verstand zu gute hielt, musste zähneknirschend zugeben, dass der Taishou ihm schon wieder seinen Zug vereitelt hatte. Er musste sich unbedingt etwas für diesen Hund überlegen. Wirklich, der war offenbar nicht umsonst Heerführer gewesen. Es war allerdings ratsam auch von seinem Feind zu lernen. Wenn er wieder etwas gegen diesen Herrn der Hunde plante sollte er zuvor gründlichst nachdenken. Izayoi gab zu ein wenig überrascht gewesen zu sein, dass sie mehr oder weniger vor die Tür gesetzt worden war – und wohin man sie dann gebracht hatte. Zunächst war sie etwas erschrocken, aber Dr. Kagawa hatte sie begleitet, selbst nervös. Jetzt befand sie sich in einem kleinen Pavillon auf dem Gelände des kaiserlichen Palastes und das Hofmeisteramt hatte ihr Gastfreundschaft für einige Zeit zugesagt. Auf ihre Nachfrage hatte ein Beamter bestätigt, dass der Taishou für sie um diesen Besuch gebeten hatte. Sie seufzte innerlich. Nun ja, was hatte sie auch erwartet? Dass sich der Herr der Youkai länger als notwendig mit ihr befassen würde? Es war ja so schon mehr als freundlich gewesen, dass sein Sohn sie gerettet hatte, dass er sie aufgenommen hatte... Und, wenn sie ehrlich war, war sie auch erleichtert es nun nur mit Menschen zu tun zu haben. Die strengen Regeln des Palastes störten sie nicht, ja, sie kamen ihr vertraut vor. Sie hatte auch nicht die Absicht diesen Pavillon zu verlassen. Dr. Kagawa hatte ihr versprochen nach wie vor nach ihr zu sehen und hatte ihr sogar, um sie zu überzeugen, ihren gesonderten Passierschein vorgewiesen. Das alles hatte sie mitbekommen. Manches allerdings schwand im Nebel. Noch immer kamen diese Flahbacks, Erinnerungen an ihre Gefangenschaft und an Takemaru, schmerzhaft und überfallartig, die sie sich nur mehr zusammenkauern und weinen ließen, die Alpträume in der Nacht. Aber das würde einstweilen so bleiben. Es war noch keine Woche her. Drei oder vier Wochen würde es mindestens dauern, das hatte ihr die Ärztin ja gesagt. Eine Frau schob ihre Tür beiseite und kniete höflich nieder. Die Prinzessin atmete durch: „Ja?“ „Das Ratsmitglied Taishou rief an und bat Ihnen auszurichten, Izayoi-sama, dass die Versammlung in Ihrem Sinn abgelaufen sei.“ Die Aktionärsversammlung! Das hatte sie vollkommen vergessen. Ja, der Taishou hatte, als er Sonntag Abend zu ihr kam, um ihr – mehr als duldsam gegenüber ihrer Furcht - in Eris Gesellschaft zu sagen, dass sie in den kaiserlichen Palast eingeladen sei, auch etwas für diese Versammlung zum Unterschreiben vorgelegt. Sie war froh gewesen nichts weiter machen zu müssen – und hatte das anschließend schlicht wieder vergessen. Aber anscheinend hatte er dafür gesorgt, dass der Konzern ihrer Familie noch existierte. Es war wirklich gnädig von einem so mächtigen Mann sich um die Probleme einer Person zu kümmern, die ihm doch gleichgültig sein konnte. Er hatte jedoch gesagt, dass er ihrem Vater versprochen hatte sich um sie zu kümmern. Ja, das war wohl die Ursache. Das, und die hinzugewonnenen Aktien. Sie sollte da nichts persönlich nehmen. „Danke,“ erwiderte sie höflich. Gleich, wie man selbst empfand, das Gesicht nach außen musste ruhig sein, so hatte sie es gelernt, die Verbindlichkeit durfte nie vernachlässigt werden. „Falls der...das Ratsmitglied noch einmal anruft richten Sie ihm bitte meinen unbedingten Dank aus. - Wenn Dr. Kagawa mir ein Handy erlaubt werde ich es selbst tun.“ „Natürlich, Izayoi-sama.“ Wie alle hier ging die Frau davon aus, dass noch immer der Tod des Vaters und letzten Familienmitgliedes der jungen Dame so zu schaffen machte. Von der Entführung und den anderen Angelegenheiten wusste niemand im Palast. Darum hatte man der Prinzessin auch Trauerrituale in den hiesigen Schreinen angeboten, die sie dankbar angenommen hatte. Wenn sie schon nicht zuhause für die Seele ihres Vaters auf seinem Weg bitten konnte, so wollte sie das wenigstens hier tun. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)