Alles rein geschäftlich! von Hotepneith (Izayoi und der Höllenhund) ================================================================================ Kapitel 11: Fürst Jiro ---------------------- In einer Strandbar auf Okinawa saß Onigumo und warf eigentlich nur mehr flüchtig interessiert einen Blick auf die im Hintergrund auf einem Fernseher flimmernden Nachrichten, als er sich aufsetzte. „Ratsmitglied Fürst Fukuwara hat einen Schwächeanfall erlitten und befindet sich zur Zeit im Krankenhaus. Ein ärztliches Bulletin wird folgen.“ So viel Pech konnte ein einzelner Hanyou doch gar nicht haben! Die Verlobung war noch nicht veröffentlicht, geschweige denn, dass Onkelchen und Izayoi einen Ehevertrag unterschrieben hatten. Zu allem Überfluss würde es Stunden dauern, bis er zurück in der Hauptstadt war. Nur ruhig bleiben, ermahnte er sich. Die zwei Tage hier am Meer waren sehr erfolgversprechend für ihn gewesen, zumindest, was das Thema Takemaru Setsuna anging. Jetzt musste er nur noch den beseitigen. Allerdings, und da täuschte ihn der scheinbar harmlose Satz in den Nachrichten nicht, hatte Onkel Jiro wohl sein Lebensende erreicht. Das war kaum ein Schwächeanfall, eher der dritte Herzinfarkt. Und ihm selbst lief die Zeit davon. Er bezahlte seinen Saft und stand auf. Jetzt war es wichtig Izayoi gegenüber fürsorglich zu sein, sich als die einzige Stütze zu demonstrieren. Nun ja, Takemaru würde, wenn er nicht völlig dämlich war, die gleiche Strategie nutzen. Umso essentieller war es sich zu beeilen. Er ging abseits und nahm sein Handy. Izayoi besaß keines, das wusste er, also rief er über die Hausleitung an. Natürlich ließ sie sich verleugnen. Sie saß vermutlich händeringend in ihrem Zimmer und wusste nicht ein noch aus: „Ja, danke. Würden Sie der Prinzessin dennoch etwas von mir ausrichten? Danke. Ihr Cousin bedauert, momentan nicht an ihrer Seite sein zu können, ich werde aber so rasch es geht in der Hauptstadt sein. Falls sie irgendwie Hilfe benötigt, oder auch mit mir in das Krankenhaus fahren möchte...ich gebe Ihnen meine private Handynummer, da kann mich Izayoi jederzeit erreichen. Ich hoffe, Fürst Jiro, meinem werten Onkel, geht es bald besser.“ Und das war nicht gelogen. Wie konnte sich der alte Knabe denn aus dem Staub machen ehe er den Ehevertrag und die Verlobung ausgesprochen hatte? Das durfte er nicht. Das würde die Sache nur unnötig verkomplizieren. Nun gut. Er sollte alles packen und zurückfahren. Jetzt wusste er, welchen Unfall der ehrenwerte Leibwächter haben würde, falls er versuchte ihm in die Quere zu kommen. Auf der Rückfahrt musste er nur daraufhin noch einmal seine zweiten Plan überdenken, was er machen sollte, wenn Onkel Jiro das Zeitliche segnete und Izayoi sich querstellte, aus welchem Grund auch immer. Aber im Grunde war ihm bereits klar, was zu tun war. Die Zeit arbeitete für ihn und gegen die Menschen. Er war ein Hanyou, was galten ihm zehn Jahre. Allerdings sollte er sich vorsehen und Takemaru erst dann über den Jordan...nun, über das chinesische Meer schicken, wenn er ihn nicht für seinen Plan B benötigte. Das Resultat blieb freilich das Selbe. Onigumo irrte sich in einem Punkt. Izayoi war es bald leid in ihrem Zimmer zu sitzen und auf einen Anruf aus dem Krankenhaus zu warten. So ließ sie um einen buddhistischen Priester schicken, von dem sie wusste, dass ihr Vater ihn kannte. Dieser, Miyatsu, hörte sich sie ruhig an. „Es war klug, dass Sie mich gerufen haben, Izayoi-sama,“ sagte er dann: „Ich habe mit Ihrem verehrten Vater durchaus öfter über solche Möglichkeiten gesprochen. Sie wissen ja, dass er...schon länger angeschlagen war.“ „Ja, natürlich. Hat er nach dem ersten Herzinfarkt mit Ihnen gesprochen?“ Sie betrachtete den fast sechzigjährigen Priester in dem schwarzen Gewand. „Ja,. Wir kannten uns selbstverständlich bereits früher. - Er, wenn ich es so sagen darf, ist ein sehr vorausschauender Mann und gab mir klare Anweisungen.“ Izayoi blinzelte ein wenig, bemüht, ihre Tränen zu unterdrücken: „Was meinen Sie?“ „Falls....nun, falls er diesmal nicht gesund wird, so habe ich klare Anweisungen wie Sie weiter verfahren sollen.“ „Ja, ich soll wohl...Onigumo heiraten...meinen Cousin.“ „Das weiß ich nicht. Es sind mehr praktische Anleitungen, soweit ich sah. Wie seine Trauerfeier ablaufen soll, wen Sie einladen müssen....“ Miyatsu brach ab: „Nicht weinen, Izayoi-sama. Das ist nun einmal das Ende für uns alle. Und es ist eine sehr praktische Hilfe. Trauern können Sie auch allein. - Aber noch lebt Fürst Jiro ja. Haben sie im Krankenhaus nichts sagen können?“ „Nein. Sie würden anrufen, wenn sich etwas verbessert oder verschlechtert.“ „Nun, so liegt es in der Hand der Götter und Buddhas. Verzweifeln Sie nicht. Sie können so oder so nichts ändern.“ „Ja, ich weiß, verehrter Priester.“ Sie nahm sich zusammen: „Darf ich Sie etwas anderes fragen? Sie verfügen doch über einen gewissen Ruf...ich meine, magische Fähigkeiten. Sie vertreiben Youkai?“ „Ja und nein. Früher ja, da hat das meine Familie getan. Fast alle bekämpft. Aber nach den Verträgen vor zweihundert Jahren sind zumindest die schwerttragenden Youkai davon ausgenommen. Nun, sie überfallen ja auch keine Menschen mehr. Und, wie unwahrscheinlich es auch ist, wenn Wurmdämonen und ähnliche es wagen sollten, greifen die Youkai selbst rasch ein. Ich bin sozusagen arbeitslos, diesbezüglich, natürlich nur.“ „Ihr Herr ist der Anführer der Hunde, nicht wahr? Der Inu no Taishou.“ „Kennen Sie ihn? Ach ja, Fürst Jiro und er sitzen im Rat, natürlich ergeben sich da auch private Kontakte.“ „Ich habe mit ihm getanzt, bei meinem Ball. Nun, mit fast allen anderen auch,“ erklärte sie hastig, um keine Bedenken bei dem Priester auszulösen: „Mir fielen nur diese Felle auf...“ „Ja, die haben nur wenige. Das ist das Zeichen, dass ihre Energie nicht in einen menschlichen Körper passt – und die wirklich ranghöchste Kategorie aller Youkai. Sie können mit so einigen Göttern mithalten. Wobei, aber das werden Sie wissen, Izayoi-sama: Youkai sind die andere Seite der Götter. Es gibt kein Schwarz ohne Weiß, ohne Schatten sieht niemand das Licht.“ „Dann kommt jeder Youkai in die Hölle?“ Sie flüsterte es: „Gleich, wie er lebt?“ „Da fragen Sie mich etwas Schwieriges. Ich denke, nein. Aber sie werden nicht wiedergeboren wie es Menschen können. Man sagt, aber wer weiß das schon, dass sie in der Unterwelt umherirren bis an das Ende der Zeit, außer, sie erfahren in ihrem Leben die Gnade Buddhas und werden erleuchtet. Aber das wird sehr selten der Fall sein. Warum machen Sie sich solche Gedanken?“ Nein, sie würde nicht sagen, dass das mit einem seltsamen Blick aus Hundeaugen zu tun hatte, sondern suchte eilig einen Vorwand: „Mein Cousin, Onigumo, mit dem mein verehrter Vater über eine Eheschließung meinerseits geredet hat, ist ein Hanyou.“ „Oh. Nun, über Hanyou ist allgemein sehr wenig bekannt. Es gibt ja auch kaum welche. Aber ich bin sicher Ihr Vater hat ihn sich gut angesehen und sicher auch durchforscht. Wie erwähnt: Fürst Jiro ist ein vorausschauender Mann. - Falls Sie etwas aus dem Krankenhaus hören, Izayoi-sama, können Sie mich jederzeit anrufen. Ich möchte mich allerdings nun verabschieden. Meine Schwiegertochter erwartet ihr erstes Kind, einen Jungen.“ Trotz ihrer Sorgen lächelte sie: „Oh, Sie werden Großvater. Das ist schön.“ „Ja, doch. Wobei ein Mädchen auch nett wäre, aber im Ultraschall sah man es. Nun, wir wollen ihn Miroku nennen, das hat mein Sohn vorgeschlagen, und ich finde es sehr passend, für einen Jungen, der sicher einmal Priester werden wird. Es liegt bei uns in der Familie.“ Er betrachtete die junge Frau mit den Tränen: „Ja. Aber dennoch, Izayoi-sama: rufen Sie mich bitte an, gleich wann, wenn Ihrem Vater etwas zustößt oder auch, wenn Ihnen einfach nach Reden zumute ist.“ „Danke, ehrenwerter Priester Miyatsu.“ Sie war wirklich froh das zu hören. Mit gewissem Erstaunen erkannte sie, als er die Tür beiseiteschob, dass ihr Chauffeur bereits draußen wartete. Auch der buddhistische Priester schien überrascht, ließ sich jedoch wortlos weiter begleiten, ehe er sagte: „Sie dienen der Prinzessin auch als Leibwächter.“ „In der Tat.“ Takemaru Setsuna blieb nur sachlich: „Ich bin dem Fürsten Fukuwara für die Sicherheit seiner Tochter verantwortlich.“ „Und darum stehen Sie auch bei...intimen Gesprächen vor der Tür.“ „Ich hörte nicht zu. Aber ich kenne Ihren Ruf als Frauenheld, Miyatsu.“ „Heute wird mein Enkel geboren, Samurai. Manches ändert sich. Ich hoffe nur Sie bleiben auch dann bei der Prinzessin, wenn....nun, wenn das Schlimmste eintritt.“ „Meine Familie dient seit Jahrhunderten den Fukuwaras. Mein Befehl lautet an Prinzessin Izayoi. Und ich werde sie bis zu meinem letzten Atemzug beschützen.“ Aber obwohl es Takemaru ruhig sagte begann er nachzudenken. Der Priester, dem er durchaus mit gewissem Misstrauen begegnete, wollte ihn auf etwas aufmerksam machen, ohne darüber reden zu wollen oder zu dürfen. Nur, was? Den nahenden Tod seines Fürsten? Das wusste er. Diese Heirat mit dem Hanyou? Nun ja, er fand es persönlich nicht richtig, er mochte den Kerl nicht, aber er war eben auch ein Fukuwara, wenngleich ein Bastard in jeder Hinsicht. Doch, ja, das musste es sein. Hanyou und Priester vertrugen sich wohl schlecht. Oder war es etwas anderes? Jedenfalls würde er Izayoi behüten. Vor dem Tod ihres Vaters konnte er sie nicht beschützen, aber vor sehr vielem anderen – und das wollte er auch. Überdies: sie sollte nie erfahren, wie sehr er sie liebte. Das ziemte sich nicht. Er musste sie auch vor sich selbst und seinen eigenen Gefühlen schützen. Onigumo ließ sein Handy nicht mehr außer Reichweite. Er hatte versucht in das Krankenhaus zu gelangen, aber da stand Polizei, waren Reporter....Nun ja. Ein Fürst Fukuwara war eben kein Irgendwer. Außer Izayoi und Leuten in ihrer Begleitung wurde vermutlich allen alles verwehrt. Er hatte überlegt, ob er sie noch einmal anrufen sollte, davon aber Abstand genommen. Jetzt allerdings, nach fast vierundzwanzig Stunden, war er nervös. War Izayoi so hilflos? Unternahm dieser Takemaru alles? Was sollte er machen? Warum nur hatte er keinen Plan für so etwas vorgesehen? Er hatte immer mit Onkel Jiros Tod geplant – aber nicht damit, das der im Koma lag oder was auch immer der da trieb. Ein Klingeln. Er riss das Handy förmlich ans Ohr: „Onigumo Fukuwara?“ „Hier ist Izayoi...ich...ich fahre ins Krankenhaus. Kann ich dich abholen?“ Er atmete durch: „Ja, natürlich, sofort. Ich bin im Seiya-Hotel, da ist mein Büro. Soll ich fahren?“ „Nein, danke. Das...ich habe ja Takemaru. In fünfzehn Minuten.“ „Schön, dann bis gleich, Cousine.“ Takemaru. Natürlich. Mit gewissem Ingrimm warf sich der Hanyou einen Mantel über und ging zum Lift. Klar, dass der jede Chance nutzte ihr nahe zu sein. Immerhin hatte sie ihn angerufen, also wäre sie nicht so gegen ihn. Folglich lag alles an diesem Samurai. War der weg, würde sich seine Cousine doch an den Befehl ihres Vaters, gleich ob tot oder lebend, halten und ihn heiraten. Damit war er am Ziel seiner Träume. Izayoi atmete tief durch, ehe sie sich von ihrem Chauffeur ins Auto helfen ließ. Es war nicht so, dass sie Onigumo unbedingt bei sich haben wollte, nicht um ihrer selbst willen, aber der Anruf des Arztes hatte so....verdächtig geklungen. Und es würde ihren verehrten Vater doch sicher beruhigen, wenn er seinen einzigen männlichen Verwandten noch einmal sehen konnte, ja, an ihrer Seite sehen konnte. Sie wartete, bis ihr Leibwächter anfuhr: „Takemaru, vielleicht wissen Sie, wie es üblich ist...wo soll mein Cousin sitzen?“ „Auf dem Beifahrersitz, Izayoi-sama,“ erwiderte der unverzüglich: „Der wichtigste Passagier sitzt immer hinter dem Fahrer, aber mit Ihren Kimono wäre es unhöflich einen Anderen so zu beengen, neben Ihnen zu sitzen.“ Nun ja, das war einigermaßen ehrlich, aber er hätte auch nicht gewollt, dass ein Hanyou neben seiner Prinzessin Platz nahm. War der erst einmal Fürst Fukuwara würde er damit leben lernen müssen, aber momentan galt sein einziges Interesse Izayoi. Onigumo versuchte seine Gedanken nicht zu erkennen zu geben, als der Chauffeur punktgenau vor ihm hielt, aber noch ehe er selbst reagieren konnte – und das hieß etwas - , bereits aus dem Auto schoss um ihm die Beifahrertür aufzuhalten. Ach ja. Der gute Samurai war nicht töricht. Wie bedauerlich, dass genau das sein Ende bedeuten würde. Aber der Hanyou widersprach nicht, sondern ließ sich nur auf dem Beifahrersitz nieder: „Danke,“ sagte er höflich, während schon der Schlag geschlossen wurde. Nur keine Fehler begehen, wenn die Cousine zuhörte: „Wie geht es dir, Izayoi? Und dem verehrten Onkel?“ „Das weiß ich nicht,“ erwiderte sie mit etwas zitternder Stimme: „Sie meinten nur, ich solle kommen, er möchte mich sehen...“ Onigumo wollte schon sagen, dass das doch gut klänge, ehe er den Kopf wandte: „Du glaubst nicht, dass es ihm besser geht?“ Sie schüttelte nur den Kopf: „Nein. Aber, warten wir ab.“ „Ja. Es ist doch das beste Krankenhaus für Herzpatienten im ganzen Land.“ Takemaru Setsuna fuhr an. Eigenartig. Trotz aller Bedenken, die er selbst gegen den Hanyou hatte, – dieser hatte wirklich so geklungen als hoffe er, dass Fürst Fukuwara noch länger am Leben bleiben würde. Womöglich hatte er selbst nur Vorurteile, was in seinem Beruf unprofessionell war. Allerdings gehörte auch stets auf der Hut bleiben zu seiner Arbeitsauffassung. Vor der Intensivstation blieb Takemaru bei seinen Kollegen und Polizisten stehen, wo Dr. Kasai erschien, als habe er gewusst, dass sie kommen würde: „Prinzessin...“ „Das ist Onigumo, mein Cousin,“ erklärte Izayoi daher. „Gut, kommen Sie beide nur.“ Auch der Arzt las manchmal die herumliegenden Klatschzeitungen. Im Vorraum ergänzte er jedoch: „Nur Prinzessin Izayoi darf allerdings zu dem Fürsten. es...Nun, es geht um Bakterien und die innerhalb der engsten Familie sind doch oft die gleichen, zumal aus einem Haushalt.“ Onigumo, dem es schon missfallen hatte, dass Izayoi ihn als Cousin, nicht als Verlobten, vorgestellt hatte, atmete tief durch: „So arg...?“ Der Arzt sah ihn streng an, ehe er meinte: „Kommen Sie bitte, Prinzessin. Der Fürst hat nach Ihnen gefragt.“ Sie war erleichtert, dass ihr Vater reden konnte, und folgte ihm in einen abgetrennten Raum, der ihr beim ersten Mal nicht aufgefallen war. Als die schwere Tür hinter ihnen zufiel, ließ sich der Hanyou auf dem Besucherstuhl nieder. Das sah nicht gut aus, in keiner Variante. Wenn ihr Onkel Jiro jetzt nicht mit den berühmten letzten Worten eine Heirat mit ihm ans Herz legte...Nun gut. Umso wichtiger war es diesen Chauffeur loszuwerden. Und sein Plan war perfekt. Es wäre nur ein Unfall, mit dem er fast nichts zu tun hatte. Er konnte sogar vor Inuyoukai schwören, dass Takemaru noch lebte als er ihn das letzte Mal gesehen hatte. Und, dass er selbst ihn nicht umgebracht hatte. Schön, dass er ihn zuvor entführt hatte....Aber diese Frage war etwas ausweichbar, oder wie auch immer man das nennen wollte. Sie sollte jedoch besser nicht kommen. Aber wer würde schon bei einer Badeleiche an Mord denken, wenn die Todesursache so offensichtlich war? Im Jahr passierten doch hunderte derartiger Unfälle. Er musste jetzt nur den guten Takemaru in Urlaub schicken. Irgendwie müsste er Izayoi davon überzeugen...gleich, nach der Beerdigung, ja. Sie brauchte Ruhe und ging...ging...Nun, das musste er sich noch überlegen. Aber währenddessen könnte sie ihrem treuen Diener doch auch Urlaub gönnen, zumal den letzten Urlaub seines Lebens. Izayoi erstarrte, als sie ihren Vater sah: überall an ihm Schläuche, hinter ihm Geräte mit LED-Anzeigen, die piepsten... „Verehrter Vater...“ Ein Hauch nur. „Der Fürst ist kaum in der Lage mit Ihnen zu reden, Prinzessin,“ erklärte Dr. Kasai. „Es...es war schon ein wenig schwierig seinen Wunsch zu verstehen, dass wir Sie holen sollten.“ Jiro Fukuwara hatte jedoch seine Tochter entdeckt und bewegte die Finger – zu viel mehr war er nicht in der Lage. Auch sein Geist glitt immer wieder an andere Orte. „Izayoi.“ Es gab keine Zeit mehr, das wusste er. Und er hatte ihr doch noch so viel zu sagen, zu erklären... Warum nur hatte er es verschoben. Sie fiel neben dem Bett auf die Knie: „Vater...“ Was sollte sie sagen. Tränen rannen über ihre Wangen. Armes Mädchen. Zum Glück würde sie Hilfe finden. Onigumo, der Letzte der Familie....und auch, für das Geschäft, der Taishou. Ja, das musste er ihr noch berichten, dessen Zusage. Onigumo wusste sie ja. „Taishou....“ brachte er hervor. Izayoi starrte ihn an: „Der Taishou? Der Youkaifürst? Was ist mit ihm?“ Er wird dir helfen, wollte er sagen, aber er konnte es nicht. Es war so schlimm sein kleines Mädchen hier so zu sehen, mühsam die Tränen zurückhaltend. Genau das hatte er ihr doch ersparen wollen, sie absichern wollen...Warum nur hatte er vor zwei Jahren diese Aktien verkauft, warum sie nicht damals schon zumindest verlobt? Warum nur....Es war schade. Zu spät. Schade. „Der Taishou...“ flüsterte er noch einmal, ehe er erneut nur mehr Dunkelheit um sich erkannte. „Der Taishou?“ wiederholte Izayoi, verwirrt und traurig: „Was meinen Sie? Vater?“ Eine Hand fasste ihre Schulter: „Gehen Sie hinaus, Prinzessin, rasch!“ befahl Dr. Kasai, bereits gleichzeitig einen Knopf an der Wand drückend. Sie gehorchte verwirrt, draußen augenblicklich auf Ärzte und Schwestern treffend, die aus dem anderen Raum heran eilten. So wandte sie sich an ihren Cousin: „Er...er ist so krank...“ Das denke ich mir, du dumme Pute, war Onigumos wohlweislich stumme Antwort. Dafür erhob er sich und wollte den Arm um sie legen, sich dann jedoch noch rechtzeitig daran erinnernd, dass sie das nicht gewohnt war: „Es wird schon, Izayoi,“ sagte er: „Es ist doch ein sehr gutes Krankenhaus....Setze dich doch her.“ Sie gehorchte, lauschte auf die Betriebsamkeit im Zimmer, die die dicke Tür dämpfte. Es sah nicht gut aus, das war ihr klar, ohne, dass sie es hätte begründen können. Aber, was hatte Vater ihr noch mitteilen wollen? Was meinte er mit dem Taishou? Eine Warnung vor dem Höllenfürsten? Oder der Rat sich auf ihn zu stützen und nicht auf Onigumo? Woher sollte sie das nun wissen? Eines war ihr jedenfalls bewusst: ihr Vater hatte seine letzten Kräfte dazu verwandt um diesen Namen zu sagen. Und irgendetwas daran war schrecklich wichtig. Nur, was? Aber bis sie das wusste, sollte, durfte sie auch Onigumo nicht zu sehr vertrauen, vielleicht niemandem. Ihr war klar, dass Fürst Jiro seiner Tochter aus Liebe manche Probleme verschwiegen hatte – und sie vermutete, dass er das jetzt noch hatte korrigieren wollen. Nur, was? Sie starrte auf ihre im Schoss gefalteten Hände und war froh, dass ihr Cousin nur schweigend neben ihr an der Wand lehnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)