Alles rein geschäftlich! von Hotepneith (Izayoi und der Höllenhund) ================================================================================ Kapitel 2: Takemaru Setsuna --------------------------- Takemaru Setsuna warf einen Blick in den Mittelspiegel, als er auf die Schnellstraße abbog. Weniger um des Verkehrs willen als um seinen Passagier anzusehen. Natürlich war ihm bewusst, dass die Prinzessin nicht für ihn in Frage kam, aber er hatte in den zwei Wochen seines direkten Dienstes bei ihr gelernt, dass sie nicht nur hübsch aussah sondern auch stets freundlich war. Die ersten Male war noch ihre Erzieherin mitgefahren, zweifellos auf Anweisung des Fürsten, aber heute hatte ihm Izayoi-sama allein den Ausflug befohlen. Er war nicht böse darum. Diese Oberton musterte ihn immer überaus kritisch, aber das war natürlich ihre Aufgabe. Fürst Fukuwara hatte ihm jedoch bereits gesagt, dass sie mit der Volljährigkeit Izayois entlassen sei, also müsste er sie nur kurz noch ertragen. Der Geburtstag war nächste Woche – und in zehn Tagen sollte der große Ball stattfinden, die Einführung der Fukuwara-Erbin in die Gesellschaft. Vielleicht wollte sie noch etwas dafür kaufen? Aber Schmuck besaß die Familie bestimmt reichlich und er hatte auch schon mitbekommen, dass eine Schneiderin extra Kimono für die Prinzessin abmaß Er begegnete im Spiegel den dunklen Augen der Tochter seines Dienstherrn und zuckte fast zusammen. Izayoi meinte allerdings nur: „Sie werden sich in der Stadt besser auskennen als ich, Takemaru. Wo gibt es japanische Andenken zu kaufen?“ Sie bemerkte seine Verwirrung: „Frau Oberton wird mich in wenigen Tagen verlassen und ich möchte ihr ein persönliches Geschenk mitgeben, zumal sie Japan verlässt.“ Verlassen musste. „Ich verstehe, Izayoi-sama, erlaube mir allerdings darauf hinzuweisen, dass Fürst Jiro ihr bereits eine Gratifikation zukommen ließ.“ „Das ist mir gleich.“ Die junge Dame klang plötzlich deutlich nachdrücklicher: „Geld ist eine Sache – fast zwanzig Jahre Vertrautheit eine andere. Ich sagte: ein persönliches Geschenk.“ „Ich bitte um Verzeihung, Izayoi-sama.“ Es war gewiss keine Schande, wenn sich eine Prinzessin um ihre Dienstboten kümmerte, und bewies wiederum ihren sehr angenehmen Charakter. „Dann würde ich Ihnen das Stadtzentrum vorschlagen. Dort sind viele Touristen und es wird entsprechende Andenkenläden geben.“ „Sie werden mich begleiten?“ „So lautet mein Befehl.“ Und er wollte nicht wissen, was Fürst Jiro machen würde, käme seine Tochter auch nur zufällig zu Schaden. Natürlich ging es um das immer potentielle Risiko einer Entführung, aber....Nun, er war für sie ihrem Vater persönlich verantwortlich. Izayoi zögerte, dann sprach sie es doch aus: „Würde es Ihren Dienstpflichten zuwiderlaufen, wenn Sie sich nicht einen Schritt hinter mir halten sondern an meiner Seite gehen?“ „Nicht direkt,“ gab der schwarzhaarige Leibwächter erstaunt zurück: „Aber...“ Würde das niemandem auffallen? Er mochte sich die Fotos in der Klatschpresse oder gar im Internet kaum ausmalen – andererseits war Izayoi wirklich von allem ferngehalten worden, hatte nur Privatlehrer besessen, im Gegensatz zu ihrem Bruder, der an Eliteschule und – universität hatte gehen dürfen, der auf ein Leben vorbereitet worden war, das nicht aus Gehorsam und Respekt gegenüber dem Familienoberhaupt bestand. Sie seufzte ein wenig und deutete hinaus: „Es sind hier im Stadtzentrum wenige Frauen im Kimono unterwegs.“ Aber Vater würde ihr keine Jeans oder andere westliche Mode zubilligen: „Ich falle so schon auf. Wenn Sie neben mir sind, ist es ein wenig....angepasster.“ Das sähe eher wie ein normales Paar aus, nicht wie Prinzessin mit Samurai. Manchmal packte sie der Wunsch normal zu sein, nicht im, wenn auch luxuriösen, Käfig zu sitzen, Er verstand. „Nun, ich sehe keinen Grund, warum es meinen Pflichten zuwiderlaufen sollte. Allerdings wäre es wohl besser, wenn Fürst Jiro davon nichts erfährt, ehe er annimmt ich würde...meine Pflicht vernachlässigen.“ Und mit seiner Tochter flirten. „Dann bleibt das unser kleines Geheimnis.“ Izayoi lächelte warm. Ihr Chauffeur und Leibwächter sah es im Spiegel – und musste sich zwingen wieder auf den Verkehr zu achten. Er sollte wirklich auf seine Professionalität aufpassen. Der Inu no Taishou saß in seinem Büro im obersten Stock des Hochhauses, das das Herzstück seines Konzerns war. Hier liefen alle Fäden aus Amerika und Europa zusammen, Japan und Asien im Allgemeinen. Er drehte sich im Stuhl sitzend um und blickte durch die wandgroße Fensterscheibe auf das Gewirr der Hochhäuser, ehe er das schnurlose Telefon aufnahm, eine, wie er zugab, ungemein praktische Erfindung der Menschen. Boten früher waren doch länger unterwegs gewesen. Er drückte die Kurzrufwahl, sicher wissend, dass der Angerufene abheben würde, wäre es ihm irgend möglich. „Oyakata-sama?“ fragte eine Männerstimme auch sofort. „Maseo, ich hätte einen Auftrag für Sie. Überaus diskret, wenn ich bitten darf. Aber ich denke, ich hätte Sie nicht darum bitten müssen.“ „Nein, darum hätten Sie nicht bitten müssen.“ Der Wolfsyoukai klang ein wenig beleidigt. Er besaß eine der weltgrößten Sicherheitsfirmen. „Meine Ungeschicklichkeit. - Sagt ihnen Onigumo etwas?“ „Der Bastard aus dem Fukuwara-Clan? Etwas. Aber Sie wollen alles über ihn?“ „Alles. Aber zunächst eine Kurzfassung. Er ist der Sohn von Jiros Bruder.“ „Ja. Es war der ältere Bruder und nachdem bekannt wurde, dass er sich mit einer Youkai eingelassen hatte, gab es einen üblen Erbstreit. Jiro stellte sich auf den Standpunkt, dass das Blut der Familie beschmutzt sei und so weiter. Nun, Sie kennen ihn ja.“ Auch Maseo war ein Mitglied des Rates, dem vier Youkai und vier Menschen angehörten – und der Kaiser als Mittler, da er von der Sonnengöttin Amaterasu abstammte und ihn so auch die Youkai akzeptierten. „Das war nach der Geburt des Sohnes oder erst nach dem Tod...?“ „Äh, Jiros Bruder, dessen Name mir gerade nicht einfällt, hatte sich mit einer Spinnenyoukai gepaart und Ihnen sind gewiss deren Modalitäten bekannt.“ Also hatte sie ihren Partner gefressen. Wie überaus töricht von einem Mann ohne weitreichende Vorsichtsmaßnahmen auf eine Spinnendame hereinzufallen: „Und sie war vermutlich selbst erstaunt einen Hanyou zu gebären.“ „Vermutlich. Jedenfalls zögerte sie nicht und forderte im Namen ihres Sohnes das komplette Familienvermögen. Jiro gewann den Prozess, nicht zuletzt dadurch, dass sehr viele Ländereien und auch Stiftungen an den Fürstentitel gebunden sind und er nach dem Tode seines Bruders eben Fürst Fukuwara wurde. Onigumo erhielt jedoch ein hübsches Sümmchen als Abfindung, das er nach seinem Erwachsenwerden in weitere Unternehmungen steckte. Er hat es vermehrt, ein Punkt, der ihm in Jiros Augen nicht nur Aufmerksamkeit sondern auch gewisses Wohlwollen sicherte – solange seine Mutter oder auch Jiros Tochter nicht involviert waren.“ „Lebt die Mutter noch?“ „Wenn, dann sehr unauffällig. Das müsste ich recherchieren, oyakata-sama.“ „Tun Sie das.“ „Bis wann möchten Sie Ergebnisse? - Verzeihung. So rasch und vollständig wie möglich.“ „Ja.“ Der Inu no Taishou legte auf. Izayoi hielt sich tapfer. Der dreiunddreißig Jahre zählende Leibwächter aus altem Samuraigeschlecht bemühte sich nicht daran zu denken, wie tränenreich die private Trennung zwischen der jungen Dame und ihrer Erzieherin gewesen war. Er hatte das Schluchzen bis vor die Tür gehört. Jetzt, am Flughafen, verabschiedete sich Eliza Oberton in altmodischer, japanischer Manier mit tiefen Verneigungen vor dem Fürsten Fukuwara und seiner Tochter, die die Verbeugung nur leicht erwiderten. Nichts verriet, dass Erzieherin und Mündel diese Szene fürchteten und am Liebsten vermieden hätten. Nun gut, zumindest der guten Oberton war es gewiss bei ihrer Einstellung bereits gesagt worden, dass sie die Kinderfrau sein sollte – keine lebenslange Freundin. Vermutlich hatte sie es im Laufe der langen Jahre einfach vergessen – und Izayoi es wohl auch verdrängt. Takemaru warf erneut einen ebenso prüfenden Blick durch die Halle wie die beiden anderen Männer, die für den privaten Wachdienst des Fürsten arbeiteten. Nun ja, der Herr wollte wohl durch das Wegschicken der Älteren sichergehen, dass seine Tochter unbefangen und ohne Einflüsterungen in eine Ehe ging, sich allein auf ihren Mann verlassen musste. Eine recht altmodische Einstellung, die er jedoch durchaus verstehen konnte. Gewiss würde der Gemahl der Prinzessin ihr auch die Vertraute aussuchen wollen. Das übliche Gedränge aus hauptsächlich Menschen und einigen Youkai um sie...Er achtete vor allem auf Kitsune. Man konnte es ein Vorurteil nennen, aber gerade die Fuchsdämonen waren perfekte Taschendiebe und suchten sich solche Menschenansammlungen gern aus. Natürlich nicht alle, aber es war wohl doch ein recht einträgliches Geschäft mit kalkulierbarem Risiko. Wurden sie gefasst, wurden sie nicht der menschlichen Gerichtsbarkeit übergeben sondern der Rechtsprechung des Rates oder sogar der Youkai selbst. Und diese beiden verfügten nicht einmal über ein Gefängnis. Hm. Bei diesem Geburtstagsball in einigen Tagen waren auch Youkai geladen – aber eben Gäste und sicher nur welche, die über Reichtum und Macht verfügten. Da sollte nichts passieren, sondern eher die noch ihre eigenen Aufpasser mitbringen, wie auch menschliche Gäste. Das gesamte Hotel würde vor Sicherheitsleuten wimmeln. Oh. Ob er zumindest seinen eigenen Chef bei den Wachen darauf aufmerksam machen sollte? Nicht dass sich die Männer ihres Herrn und der Gäste da noch versehentlich in die Quere kamen, was unerdenkbare Folgen hätte. Aber vermutlich hatte Fushimoto das schon bedacht. Er sollte besser hier aufpassen. Diese Erzieherin ging zum Check-in und der Fürst und Izayoi kamen auf ihn und seine Kameraden zu. Er neigte eilig den Kopf. „Takemaru, Sie fahren meine Tochter nach Hause.“ „Ja.“ Erst, als sie im Auto saßen, meinte Izayoi: „Ich würde gern noch ein wenig spazieren gehen. In den Park des Großen Tempels.“ „Mein Befehl lautet Sie nach Hause zu bringen, Izayoi-sama.“ Der Herr würde in sein Büro fahren, dort arbeiten. Natürlich hatten Vaters Anweisungen Priorität vor ihren Wünschen: „Das tun Sie ja, wenn auch mit einer Viertelstunde Verzögerung, nicht wahr?“ Sie schluckte, dann gestand sie: „Ich...ich gab Anweisung, dass die Dienstboten alles ausräumen, was mich an...an sie erinnern könnte. Sie werden noch nicht fertig sein.“ Und sie wollte wohl allein sein, noch ein wenig um den Verlust einer Frau trauern, die ihr doch jahrelang die Mutter ersetzt hatte: „Ich verstehe,“ sagte er daher, ohne zu erkennen zu geben, dass er die unterdrückten Tränen hörte – und es ihn seltsam schmerzte: „Gehen Sie...ich bleibe in Abstand. Aber länger als eine halbe Stunde dürfen wir nicht verzögern, das kann ich mit keinem Stau mehr dem Fürsten erklären.“ „Ja, ich weiß. Danke, Takemaru.“ Sie musste daran denken, dass nicht nur sie sich einem Tadel aussetzte – Takemaru riskierte seine Stellung und mehr als das. Niemand würde ihn nach einem Rauswurf wegen Befehlsverweigerung noch als Leibwächter einstellen. So lächelte sie, wenn auch nur den Schatten ihrer sonstigen Fröhlichkeit „Wirklich, vielen Dank.“ Als sie sich im baumbestandenen Park des Großen Tempels nach ihrem ständigen Begleiter umsah, entdeckte sie ihren Leibwächter auch fast zwanzig Schritte hinter sich, wenngleich sich suchend umblickend. Seit ihrer Geburt wusste sie um die Gefahr von Entführungen und auch, dass sich manche Geschäftskollegen ihres Vaters sogar mit Youkai als Wächtern behalfen. Das kam für ihren Vater natürlich niemals in Betracht und ihr schauderte bereits, wenn sie diese Höllenwesen auf den Straßen oder hier im Park sah. Zum Glück gab es nicht zu viele davon. Auf dem Ball würden auch einige sein, natürlich Ratsmitglieder und Wirtschaftslenker, sicher nicht mehr als zehn. Das waren alle, die selbst ihr Vater nicht ausladen konnte ohne sie mit Folgen zu verärgern, gerade die Ratskollegen. Ach, Eliza.... Jetzt war sie allein. Vater lebte noch, aber sie hatte, aufmerksam gemacht durch Elizas Worte, auf seinen Zustand geachtet. Warum nur hatte sie nicht bedacht, dass schon ein zweiter Herzinfarkt gefährlich war, dass er immer grauer aussah, hinfälliger? Er war ihr Vater, der Fürst, der Herr, unsterblich, so hatte es ihr lange scheinen mögen. Aber in den letzten Wochen hatte sie erkannt, dass hinter seinem Wunsch sie möglichst rasch zu vermählen mehr steckte als nur der Wunsch einen Erben für den Fürstentitel zu sehen. Er wollte sie beschützt und versorgt wissen und tat dies auf seine Weise. Der Ball war sicher die erste Stufe, um sie in die Gesellschaft einzuführen, nach einem Herrn für die Firmen und Anwärter für den Fürstentitel zu suchen. Nun gut, sie musste also selbst Ausschau halten, denn wenn sie ihrem Vater einen potentiellen Ehemann vorschlug, der seinen Ansprüchen genügte, würde er doch nicht ablehnen. Ach, warum war der Fürstentitel nur an Männer gebunden? Und warum war ihr Bruder damals so töricht gewesen diese Wette einzugehen? Ein Hochhaus hinabzuklettern? Er war aus dem zwanzigsten Stock gestürzt. Immerhin war er klug genug noch gewesen, er und seine Freunde, die Wette zuvor schriftlich niederzulegen, so dass es zu keinen polizeilichen Schwierigkeiten gekommen war. Vater hatte bei der Nachricht dennoch seinen ersten Herzanfall bekommen. Und vor einem halben Jahr einen zweiten. Dafür kannte sie keinen direkten Auslöser, aber es war wohl auch keiner notwendig, wenn das Herz erst einmal angegriffen war. Überdies hatte Vater ja auch sehr viel Arbeit mit seinen Reiseunternehmen und Hotels. Alle diese Mädchen und Frauen in Jeans, Röcken, westlich gekleidet....Sie kam sich im Kimono recht altmodisch vor. Aber das war eindeutig nichts was ihr Vater dulden würde. Wenn er entdeckte, dass sie sich so etwas kaufte – und da ihm alle Kreditkartenabrechnungen vorgelegt wurden, würde er das – würde er sie sicher bestrafen, womöglich wochenlang zum Nachdenken in das abgelegene Berghaus schicken, allein mit einer Dienerin, ohne Fernseher, ohne Bücher, ohne irgendeine Zerstreuung. Und, wenn sie ehrlich war, gefiel ihr diese altmodische Art ja auch meistens. Eliza würde jetzt bestimmt schon im Flugzeug nach England sitzen. Sicher, sie war gut versorgt, aber warum nur hatte Vater nicht erlaubt, dass sie weiter bei ihr blieb, weiter wenigstens in Japan blieb? Sie selbst fühlte sich so allein. Und der Einzige, der außer ihrem Vater im Moment auf ihrer Seite war, war der ihr noch immer recht unvertraute Leibwächter – wobei der durchaus geneigt schien wirklich IHR zu dienen und nicht ihrem Vater. Er hätte neulich nicht an ihrer Seite gehen müssen, heute nicht die Unterbrechung machen müssen....Er war sehr nett, vergaß jedoch nie die Höflichkeit und den Respekt eines Samurai gegenüber einer Fürstentochter. Eliza... Aber gerade sie hatte ja immer gepredigt es zieme einer Prinzessin nicht Gefühle zu zeigen. Sie würde es doch verstehen, ja, befürworten. So atmete Izayoi tief durch. Ihre Kindheit war vorbei und am Wochenende würde der große Ball ihr Erwachsenwerden anzeigen. Da sollte sie sich auch erwachsen benehmen. Sie wandte sich um und schritt auf ihren Leibwächter zu, der unverzüglich stehenblieb und sichtlich einen Befehl abwartete. „Fahren wir nach Hause, Takemaru.“ „Wie Sie wünschen.“ Er folgte ihr, wie die letzten Tage versunken in den Anblick des hüftlangen, dichten schwarzen Haares der jungen Dame. Sesshoumaru langweilte sich ohne das freilich zu zeigen. Sein verehrter Vater wünschte, dass er sich in diesen zur Zeit angesagten Nobelclub begab, so gehorchte er. Hier verkehrten nur sehr illustre Gäste – oder eher, deren Söhne, Menschen und Youkai. Und, da gab er seinem Vater Recht, es war wichtig, diese kennen zu lernen, als potentielle Gegner einschätzen zu lernen. Und wo konnte man das besser als in einem Umfeld in dem sie sich sicher fühlten, aus sich herausgingen. Gerade Menschen redeten gern und viel, zumal, wenn der Eine oder Andere davon doch Alkohol trank, obwohl es die meisten Menschen eben sowenig vertrugen wie Dämonen. Er betrachtete angelegentlich das Glas Wasser vor sich. Heute war hier nichts zu holen, die Gespräche drehten sich ausschließlich um den Empfang der Fukuwaras, wer eingeladen worden war und wer nicht, wie diese Izayoi wohl aussehen würde, wer letztendlich das Rennen um den Fürstentitel und die Millionen machen würde.... In der Tat, er langweilte sich. Was ging ihn dieses Wettrennen an, solange nicht der Sieger feststand? Mit dem müsste er sich freilich dann näher beschäftigen. So aber war es sinnlos. Zu viele Möglichkeiten und Unwägbarkeiten in der Zukunft. Auf diese Art gewann man keinen Schwertkampf und auch kein Geschäft. Aufpassen, abwarten und im richtigen Augenblick zuschlagen, so hatte er es von diversen Schwertmeistern gelernt – und von seinem eigenen Vater, der freilich kaum Zeit dazu fand. Umso aufregender waren Duelle gegen diesen – man konnte wahrhaft sehen wo man stand und wo die eigenen Schwachstellen noch lagen, die es auszumerzen galt. Jemand setzte sich unaufgefordert zu ihm und er blickte irritiert auf. Das wagten nur wenige. Ah, Takeo, der Sohn des obersten Kitsune. Nun gut, der konnte sich das leisten und er musste wohl verbindlich bleiben. So nickte er ein wenig. Der junge Fuchs, scheinbar Anfang Zwanzig, lächelte: „Schweigsam wie immer. Ich vermute, Sie sind auch zu diesem Empfang eingeladen worden.“ Nicht einmal in seinen Alpträumen hätte es jemand gewagt Sesshoumaru zu duzen. Der hatte schon vor Jahrzehnten, Jahrhunderten, bewiesen, was er davon hielt, wenn man ihm den Respekt verweigerte. Inzwischen waren die Sitten auch unter Youkai durch das Zusammenleben mit den Menschen und den daraus resultierenden Verträgen und Veränderungen abgemildert, aber unangenehm konnte der noch immer werden. „Ja. Aber ich werde nicht dort sein.“ „Berufliche Gründe, ohne Zweifel.“ „Befehl.“ Das war nicht gelogen. „Natürlich. - Ich werde mir diese Izayoi ja mal ansehen...“ „Ein Mensch?“ „Kommen Sie, seien Sie kein Narr. Eben, weil sie ein kurzlebiger Mensch ist. Sie lebt fünfzig Jahre, die Millionen bleiben. Natürlich, Ihnen kann der Titel gleich sein und die Millionen....ich möchte wetten, Sie würden nicht mal merken, wenn sie zusätzlich auf Ihrem Taschengeldkonto liegen...“ Takeo brach lieber ab. Es gab eine gewisse Grenze zwischen Vertraulichkeit und Penetranz und dem Blick seines Gegenübers nach hatte er sie soeben überschritten. Daher lächelte er eilig: „Schon gut. Es ist eben eine gewisse Ehre da eingeladen zu sein...immerhin sind nur sechshundert Gäste zu erwarten.“ Danke, verehrter Vater, für die Befreiung, dachte Sesshoumaru ehrlich, der diese Aussicht grässlich fand, ehe er bedachte, dass es womöglich mal wieder Zeit wäre dem geschwätzigen Fuchs seine Grenzen zu zeigen, ohne freilich die Grenzen der Höflichkeit zu verlassen. Ärger mit der Nummer Zwei der Rangliste würde Vater ihn spüren lassen: „Aber am Vormittag habe ich frei. Was halten Sie von einer Schwertübung zwischen uns, draußen im Youkai-Park?“ Dabei handelte es sich um ein großes, sehr freies Gelände in den Bergen vor der Hauptstadt, das extra geschaffen worden war um Duellen und Übungen der schwerttragenden Youkai standzuhalten ohne Menschen zu gefährden. Takeo hielt nichts davon. Nur ein Narr wusste nicht wie das ausgehen würde. Es war nicht die Frage wer verlieren würde, sondern nur wie lange er selbst durchhalten konnte – und mit wie vielen Verletzungen. Aber einer solchen Einladung zu widersprechen, gar abzulehnen, war überaus unhöflich. Und, falls der gute Sesshoumaru das seinem Vater erzählte, würde der nur zum Telefon greifen und seinen eigenen Erzeuger zu sich zitieren. Was dann wieder passieren würde...Vater schätzte es nun einmal ganz und gar nicht wegen der Taten seines Sohnes abgekanzelt zu werden. Verflixt. Wieso musste er auch ausgerechnet den Sohn des Inu no Taishou schräg anmachen? Er sollte lernen, dass der eigentlich noch schlimmer als sein Vater war. Jetzt allerdings blieb ihm nur die Aussicht auf einen harten Kampf, ein Wochenende der Regeneration und ein: „Natürlich, danke für die Ehre, Sesshoumaru-sama.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)