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Animus viam monstrat

-Der Geist zeigt dir den Weg
von

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Animus viam monstrat 7

Hier kommt der nächste Teil. Noch einmal vielen Dank an Littlesweetdevil und Ranko9000 für eure Kommis!
 

(Nini's Sicht)
 

Wie erstarrt stehe ich da. Hat das Kai wirklich gerade gesagt? Hat er wirklich gesagt, dass er mich nicht auf dem Gewissen haben will? Mein Blick hängt auf ihm, als er auf den Baum klettert und die Früchte pflückt.
 

Und das nach alle dem was ich gesagt habe? Warum? Wieso? Weshalb? Habe ich wirklich so eine schlechte Menschenkenntnis? Nein. An dem kann es nicht liegen.

Aber wieso macht er das dann? Wieso will er unbedingt, dass ich etwas esse? Es kann ihm doch so was von egal sein. Und wenn ich sterbe, kann ihm das egal sein. Also bitte warum macht er das? Ich habe von ihm nichts verlangt. Oder macht er das, weil er meint, die Verantwortung über mich zu haben?
 

Ich kann meine Handlungen selbst verantworten. Ich kann meine Entscheidungen und Taten selber verantworten. Ich brauche keinen Aufpasser. Jetzt nicht mehr. Ich hätte damals einen gebraucht. Damals als ich so furchtbar verletzt wurde. Als man mir so schrecklich wehtat. Ja damals hätte ich einen Aufpasser gebraucht. Jemanden der mich beschützt hätte. Jemanden der mich wieder auf den richtigen Weg gebracht hätte. Jemanden der mir die rosarote Brille abgenommen hätte. Aber damals war niemand da, der dies alles getan hätte. Und so habe ich die bitterste und grausamste Erfahrung gemacht, die ein junger Mensch nur machen kann. Ich wurde verletzt, belogen und betrogen. Mein Vertrauen wurde missbraucht. Aber das ist lange her. Zu lange. Ich will nicht mehr daran denken. Ich habe aus meinen Erfahrungen gelernt. Aus dem Schmerz gelernt. Und eines weiß ich ganz genau. Egal was noch alles in dieser Welt passiert, ich werde mich niemals mehr verletzen lassen. Ich werde mich nie mehr wieder belügen, betrügen und missbrauchen lassen. Nie mehr wieder. Egal was noch alles auf mich zukommen mag.

Und jetzt brauche ich auch keinen Aufpasser mehr. Jetzt kann ich selber auf mich aufpassen. Jetzt kann ich die gesamte Verantwortung über mich ertragen. Ich kann mit den Konsequenzen meines Handelns leben. Jetzt brauche ich wirklich keinen Aufpasser mehr. Aber wo war dieser Aufpasser als ich aus meiner heilen Welt gefallen bin? Als ich mit der harten, ungerechten Realität konfrontiert wurde? Wo war er da? Damals hätte ich jemanden gebraucht. Aber jetzt nicht mehr.
 

Und mir ist es auch so ziemlich egal, was Kai denkt. Es ist mir wirklich vollkommen egal. Warum sollte ich mir über ihn Gedanken machen? Weil er sich welche um mich macht? Das ist ja ein wirklich toller Grund. Ganz klasse. Wenn Kai so dumm ist und sich wirklich um mich Gedanken macht, ist das seine eigene Schuld. Ich mache mir sicher keine um ihn.
 

Ich habe keinen Hunger. Sage ich monoton. Und füge ein wirklich ehrlich gemeintes Danke, dazu. Dann drehe ich Kai den Rücken zu und gehe in den Wald hinein. Ich hoffe er hat mein Danke richtig verstanden. Denn wenn er schon die ganze Verantwortung auf seine Schultern nimmt, will ich nicht undankbar erscheinen.
 

Halt! Stop! Warum mache ich mir Gedanken, ob er mein Danke richtig verstanden hat? Warum mache ich mir Gedanken über die Verantwortung die er auf sich genommen hat? Warum sollte ich mir Gedanken über ihn machen? Warum sollte ich mir überhaupt Gedanken um irgendwen machen? Ich bin niemandem wichtig und mir ist niemand wichtig. Meine Eltern vielleicht. Ja, die sind mir wichtig. Aber ich lasse sie schon sehr lange nicht mehr an meinem Leben teilhaben. Warum sollte ich auch? Ich würde sie damit nur traurig machen. Ich will meine Eltern nicht belasten. Ich will ihnen keinen Schmerz und kein Leid antun. Das haben sie nicht verdient. Und sie leiden weniger wenn sie nichts wissen. Natürlich leiden sie darunter das ihre Tochter so verschlossen ist. Aber was soll ich denn bitteschön tun? Ich kann ihnen kein leid zufügen. Das kann ich einfach nicht. Ja, meine Eltern sind wohl die einzigen Menschen auf der Welt die mir etwas bedeuten. Für die ich Liebe empfinde. Ja Liebe. Aber kein Vertrauen. Ich konnte mich meinen Eltern damals nicht anvertrauen. Vielleicht aus Angst. Vielleicht weil ich mich geschämt habe. Ich weiß es nicht. Aber das ist jetzt egal. Ich liebe meine Eltern. Ich vertraue ihnen. Aber eben auf eine ganz andere mir angeeignete Art und Weiße. Und ich weiß das meine Eltern das verstehen.
 

Und so gehe ich langsam durch den Wald. Es riecht nach Frische und Sommer. Das Licht scheint durch die Blätter zu Boden und es tanzen Lichtpunkte am Boden.
 

Ja Lichtpunkte. Licht? Schlagartig kommt mir die Erinnerung an dieses helle weiße Licht von vergangener Nacht wieder in den Sinn. Ob ich das wirklich nur geträumt habe? Ob ich mir das wirklich nur eingebildet habe? Ich habe versucht es mit einem Phänomen zu erklären. Ich habe mir fest vorgenommen, mich von dieser Welt nicht beirren zu lassen. Und an diesem Leitspruch halte ich fest.
 

Aber warum ist dann mein Ring so seltsam warm geworden, als ich das Licht gesehen habe? Vielleicht weil ich Angst hatte. Ja ich hatte Angst. Aber ich spürte auch diese Wärme in meinem Körper. Ja das muss es sein! Dieser Wärme und meine Angst zusammen haben diesen Ring so warm werden lassen. Aber woher kam diese Wärme?
 

Ich schüttle heftig den Kopf und versuche die ganzen Fragen aus meinem Kopf zu verbannen. Plötzlich höre ich hinter mir ein Knacken. Ich drehe mich blitzschnell um und hole mit der Hand aus. Doch meine Hand bleibt mitten in der Luft stehen. Und dann starre ich in zwei Eisblaue Augen.
 

(Tala's Sicht)
 

Ich bin überrascht. Ich bin wirklich überrascht. Überrascht von Kai. Ich hätte ihm wirklich viel zugetraut. Aber das er sich um Nini Gedanken macht, sich um sie kümmert, hätte ich wirklich nicht erwartet. Warum macht er das denn? Und dass nach allem was Nini gesagt hat. Ich hätte es nicht gemacht. Sicherlich nicht. Soll sie doch selber schauen wie sie zu etwas essbarem kommt. Ich wäre zu stolz dafür. Ich würde nie etwas für ein Mädchen tun, das ich nicht mal kenne. Und genau das gleiche dachte ich auch über Kai. Und doch tut er es.
 

Ich sehe zu Nini. Sie steht da und sieht Kai an. Ihr Blick ist verwirrt und ich kann für einen Bruchteil einer Sekunde ein Leuchten erkenne. Doch dieses Leuchten erlischt sofort wieder und ihr blick wird wieder härter.
 

Ich habe keinen Hunger. Sagt Nini. Ihre Stimme klingt monoton und gleichgültig. Doch dann fügt sich ein fast freundliches Danke dazu. Und dann verschwindet das blonde Mädchen im Wald. Ich sehe ihr nach. Ich habe keine Zweifel das dieses Danke ehrlich gemeint war. Sie meinte es ehrlich und es kam aus ihrem Herzen. Aber warum ist sie nur so...so verschlossen? Warum?
 

Ich beschließe kurzerhand ihr nach zu gehen. Ich will wissen was dieses Mädchen an sich hat, das ich meinen Blick nicht von ihr abwenden kann.
 

Ich werde auf sie aufpassen. Sage ich zu meinem besten Freund und Jenny.
 

Nini fasziniert mich. Sie gibt sich so hart, verschlossen und selbstbewusst. Und doch erscheint sie in meinen Augen zerbrechlich und traurig. Wie eine Rose hinter einem Glaskasten. Von außen sieht sie gefährlich und frisch aus. Die Dornen sind spitz. Doch wenn man das Glas wegnimmt, ist die Rose zerbrechlich und welk. Die Dornen die sie schützen sind stumpf und alt. Der Anblick der Rose erfüllt einen mit Trauer. Man glaubt, wenn man die Rose berührt zerbröselt sie in tausend Teile.

Wenn man die Rose in dem Glaskasten ansieht, erscheint sie einem so unnahbar und fremd. Und doch wenn man die schützende Hülle weg nimmt, ist die Rose schutzlos und ungefährlich.
 

Genauso erscheint mir Nini. Ihre Art ist nur Schein und Trug. So eine Art Schutz. Aber bin ich nicht genauso wie Nini? Bin ich nicht genauso wie die Rose? Nach außen hin stark und unnahbar und innen drinnen furchtsam und einsam? Bin ich das nicht? Ich bin es geworden. Die Zeit in der Abtei hat mit zu so einem Menschen werden lassen. Ohne das ich es wollte. Mein Willen wurde gebrochen und nun bin ich ein willenloses Wesen das in die Machenschaften der Abtei verwickelt ist. Aber vielleicht ist das hier alles jetzt wo ich mich gerade befinde nur ein Traum. Ein Traum der mir die Augen öffnen soll. Ein Traum der mir meinen Weg weisen soll. Oder es soll ein Neuanfang sein. Nein!! Nein! Ganz sicher nicht. Was wäre ich ohne die Abtei? Ein Nichts. Ich hätte nichts. Ich wäre nichts und ich könnte nichts. Aber in der Abtei bin ich neben Kai der beste und höchste Blader. Und genau das ist es doch was ich will. Oder etwa nicht? Ich schüttle den Kopf. Natürlich bin ich Etwas. Und das habe ich nur der Abtei zu verdanken.
 

Ich blicke mich um. Da ist Nini. Sie scheint wie immer zu grübeln. Ich beschleunige meine Schritte und gehe nur wenige Meter hinter ihr.
 

Plötzlich dreht sie sich um und ihre Hand schnellt auf mich zu. Ich fasse ihre Hand und halte sie fest. Ich blicke ihr fest in die Augen.
 

So vergehen einige Momente. Auch Nini sieht mir in die Augen. Irgendwie kommt es mir so vor als würde sie etwas suchen. In meinen Augen.
 

Doch plötzlich reißt sie sich von mir los.

Na? Ganz ohne deine Herrchen unterwegs? Fragt sie spitz und sieht mich kalt an.

Ich brauche niemanden zu fragen, ob ich in den Wald gehen darf. Antworte ich ihr und verschränke die Arme vor der Brust.
 

Nini sieht mich an. Ich kann ihren Blick nicht deuten. So sehr ich es auch versuche ich kann es nicht.

Ach nein? Und warum hast du mir dann nicht auf meine Frage gestern Abend geantwortet? Warum lässt du Kai für dich entscheiden? Kannst du keine eigenen Entscheidungen treffen? Oder lässt du gerne andere entscheiden weil du zu schwach dafür bist? Sie sieht mich böse an.
 

Du bist so undankbar. Kai reißt sich für dich den Arsch auf und du verschwindest einfach. Ich frage mich wer von uns beiden schwächer ist? Du oder ich? Vielleicht treffe ich nicht gerne eigene Entscheidungen, aber ich stelle mich auch jeder Entscheidung. Ich stelle mich jeder Aufgabe und Herausforderung. Nicht so wie du. Du läufst immer weg, wenn dich etwas stört. Du stellst dich nie einer Konfrontation. Wer ist schwächer von uns beiden? Frage ich mit kaltem Ton und lehne mich an einen Baum.
 

Nini steht unbeweglich da. Ich kann sehen wie angespannt ihre Muskeln sind. Dann sieht sie mich hasserfüllt an. In ihren Augen kann ich blanken Hass erkennen. Aber auch Wut und ein wenig Schmerz.
 

Was bildest du dir eigentlich ein? Du kennst mich nicht und doch maßt du dir an mich ein zuschätzen? Behauptest Dinge bei denen du nicht einmal weißt ob die der Wahrheit entsprechen. In ihrer Stimme liegt Hass und Wut.
 

Ich masse mir gar nichts an. Aber diesen Eindruck muss man von dir doch bekommen. Du sprichst fast nichts und wenn du dann sprichst dann nur etwas gegen Kai. Ich frage mich warum? Ich sehe Nini abschätzend an. Ich bin gespannt was sie jetzt sagt.
 

Und plötzlich macht sie das was ich nicht erwartet hätte. Sie stellt sich vor mich und sieht mir tief und fest in die Augen.
 

Du bist doch ganz genauso wie ich. Du machst doch das ganz gleiche wie ich. Nur das du dich solidarisch zeigst. Das ist auch verständlich, denn Kai ist dein Freund. Aber für mich sind Kai, Jenny und du völlig Fremde. Und da erwartest du von mir dass ich freundlich bin? Ich habe niemanden von euch gebeten mir zu helfen, oder mir etwas zu essen zu geben. Ich habe Kai nicht gebeten das er die Verantwortung für mich übernimmt. Glaub mir, ich kann sehr wohl auf mich aufpassen. Ich machen mir um niemanden Gedanken und es sollte sich auch niemand um mich Gedanken machen. Denn wer das macht ist selber Schuld. Erwarte nicht zu viel von mir. Ich weiß genauso wenig wie du was hier vorgeht. Nur versuche ich nicht mit irgendwelchen Theorien alles hier zu erklären. Ich versuche nicht hier irgendetwas zu erklären. Denn ich weiß nicht wo ich bin, wie ich hier her gekommen bin und was ich hier soll. Ich weiß nichts. Nur das ich auf mich alleine aufpassen kann. Und ich weiß genauso wenig über Jenny, Kai und dich. Und ich masse mir nicht an, über euch zu urteilen. Das unterscheidet uns beide von einander. Sagt Nini. Ihren Blick hat sie starr in meine Augen gerichtet. Und sie hat Recht. Mit dem was sie sagt hat sie absolut Recht. Aber sie hat nicht das Recht es mir so offen zu sagen. Denn ich will es nicht hören. Ich will es nicht wahr haben.
 

Was weißt du schon über mich? Gar nichts. Du weißt nicht wer ich bin, woher ich komme und wie ich bin. Sage ich und sehe sie böse an. Und dann weiten sich meine Augen vor Überraschung. Sie sieht mich freundlich an. Sie sieht mich wirklich freundlich an. In ihren blauen Augen kann ich das Leuchten von früher erkennen.

Das stimmt. Ich weiß nichts über dich. Aber du weißt genauso wenig über mich. Und warum sollte ich jemandem vertrauen den ich nicht kenne? Nini setzt sich auf den Waldboden und sieht mich an.
 

Das klingt so als hättest du es versucht, und wurdest enttäuscht. Sage ich und setze mich neben sie auf den kühlen moosbedeckten Waldboden.
 

Und dann beginnt Nini zu erzählen.
 

(Kais Sicht)
 

Ich spüre diesen Stich in meinem Herzen. Diesen Schmerz. Doch schnell verwandelt sich dieser Schmerz in Wut. Wie undankbar ist sie? Kann man ihr gar nichts recht machen? Das habe ich davon, dass ich ständig versuche für andere die Verantwortung zu übernehmen!! Aber ist das nicht in diesem Fall meine Aufgabe?
 

Verdammt! Warum bekomme ich nicht mal nähere Angaben zu meiner Aufgabe? Ich fühle mich hilflos. Ich bin dieser Aufgabe nicht gewachsen, wenn ich nicht meine Aufgabe kenne!!! In meinem Inneren weiß ich schon, dass dies kein Test der Abtei ist, aber ich höre nicht darauf. Wann horche ich schon in mich hinein? Nie, denn dort liegt so vieles verborgen, was ich lieber nicht sehen will.
 

Und so kenne ich auch nicht meine Träume! Weder die guten, noch die schlechten! Doch, die schlechten kenne ich! Sie fallen immer dann über mich herein, wenn ich hilflos bin. Ich will sie vergessen, aber sie sind meine Zukunft, meine Gegenwart und meine Vergangenheit. Sie sind in mir und ein Teil von mir. Und doch hasse ich sie! Ich hasse mich!
 

Was will ich? Was bin ich? Ich weiß es nicht! Denn ich kenne mich nicht! Wie kann ich mich hassen, wenn ich mich nicht kenne? Das einzige, was ich von mir weiß ist, dass ich nur auf die Leute in der Abtei höre. Nicht auf mich selbst. Nicht auf mein Herz. Wozu auch? Es ist doch eh nicht logisch! Es bringt einen nur in Gefahr! Und was ist mit dem Verstand?
 

Da fällt mir ein Sprichwort ein. Boris hatte es einmal in einem kleinen Heftchen bei einem aus der Abtei gefunden. Er hat es uns vorgelesen, um uns zu zeigen, wie schwachsinnig es ist. Doch dieses Sprichwort ist mir in Erinnerung geblieben. Ich weiß nicht warum, aber es ist so.
 

Wer nicht den tiefen Sinn des Lebens

im Herzen sucht,

der sucht vergebens.

Kein Verstand

und ist er noch so reich,

kommt einem edlen Herzen gleich.
 

Das ist Humbug, hat Boris damals gesagt. Aber ist es das wirklich? Der Schreiber hat damals sein Leben riskiert, als er das schrieb. Ja, das zeigt doch wieder, wie unsinnig das ist! Das Herz bringt einen zu Dingen, die einen umbringen! Ob schnell oder auf Dauer.
 

Aber stelle ich nicht auch Tag für Tag mein Leben aufs Spiel? Für die Abtei. Warum dafür? Natürlich, sie gibt mir Schutz und ist mein Zuhause! Wieder flüchte ich mich, ohne es zu merken in die Ausreden, die mir von der Abtei vorgegeben wurden. Ich denke nicht selbst nach. Selbst in solchen Situation wie jetzt, muss ich den Regeln der Abtei gehorchen!
 

Plötzlich spüre ich einen Blick auf mir. Ich schaue vom Baum herunter. Obwohl ich total in Gedanken war, habe ich weiter Kirschen gesammelt. Ja, ich mache meine Aufgaben schon automatisch.

Jenny starrt mich an. Als ich ihr in die Augen schaue, blickt sie schnell weg. Dieses Mädchen ist auch ein Rätsel für mich. Sie hat bisher noch fast nichts gesagt. Anfangs erschien sie mir recht redselig, aber in letzter Zeit. Doch jetzt ist sie so still. Ständig scheint sie in ihre Gedanken versunken zu sein. Oder erscheint sie mir im Gegensatz zu Nini nur so ruhig?
 

Was, wenn Nini und Jenny Gegner sind? Ich darf sie nicht unterschätzen! Ich muss mehr über sie herausfinden! Am besten ich fange ein Gespräch mit Jenny an!
 

(Jennys Sicht)

Kai sieht so verletzt aus. Er sitzt einfach nur da und starrt Nini hinterher. Er scheint gar nicht mitzubekommen, dass Tala uns noch etwas zuruft.
 

Verwirrt Nini ihn so sehr? Ehrlich gesagt, hätte ich auch nicht gedacht, dass sie so reagiert! Aber ich habe auch nicht von Kai gedacht, dass er extra für sie in den Sommer geht. Was wohl seine Lieblingsjahreszeit ist? Ich möchte gerne mehr über ihn wissen. Über die Welt, wo er herkommt. Ich bin mir sicher, dass er aus einer anderen Welt kommt. Bei uns würde es weder diese Haarfarbe, noch diese Frisur geben!
 

Irgendwie erinnern er und Tala mich an Animes. Ja, ich schaue sie total gerne. Und sie sind so, irgendwie so, wie die verschlossenen Charas in den Animes. Ja, die Verschlossenen mag ich am liebsten! Man weiß, dass in ihnen etwas Gutes steckt. Aber wie ist das bei Kai und Tala? Ich weiß nicht, ob sie gut oder böse sind.
 

Ich starre schon die ganze Zeit über Kai an und plötzlich schaut er mir fest in die Augen. Automatisch blicke ich weg und starre auf den Boden. Warum senke ich den Blick? Ich bin doch nicht seine Untergebene! Ich habe mir vorgenommen, nicht mehr eine Marionette zu sein! Selbstbewusst schaue ich auf. Doch Kai sitzt schon nicht mehr auf dem Baum. Lautlos ist er herunter gesprungen und legt die Kirschen ins Gras.

"Nimm dir!", meint er knapp und fängt an zu essen. Also setze ich mich zu ihm.

"Warum seid ihr in dieser Welt?", fragt er mich. Ich schaue ihn erstaunt an. Es hört sich so an, als wüsste er, warum er hier ist!

"Ich habe keine Ahnung! Aber du scheinst zu wissen, warum ihr hier seid! Warum?", antworte ich. Kai scheint mit sich zu kämpfen. Er überlegt genau, was er sagt. Warum? Wenn ich etwas sage, plappere ich meistens drauf los. Aber Kai ist anders. Er überlegt sich jedes Wort. Als hätte er Angst zuviel zu verraten.

"Ich nehme an, dass es einen Grund gibt, warum wir hier sind. Aber damit habt ihr nichts zu tun!"

Ich versteh schon, er will es mir nicht sagen!

"Ich bin auf jeden Fall froh, hier zu sein! Aber mir ist der Winter viel lieber als der Sommer! Ich finde es hier zu heiß! Der Winter ist schön kühl und so schön weiß! Ich mag diese Farbe! Außerdem ist es dort so still!", meine ich. Ich habe keine Ahnung, warum ich es ihm erzähle! Es interessiert ihn doch gar nicht!

"Ich mag lieber den Herbst!" Kai spuckt einen Kirschkern aus und sagt dann: "Es ist alles so schön rot-braun! Es ist dann nicht mehr so heiß, aber auch noch nicht so kalt." Nun bin ich baff. Er redet ganz normal mit mir! Ich hätte das echt nicht von ihm erwartet!

Und so essen wir die Kirschen und reden noch lange über dies und das. Ich hätte nie gedacht, dass Kai so tiefgründig denken kann! Und vor allem hätte ich nicht gedacht, dass er mir so vieles über seine eigenen Gedanken erzählt! Und doch, über einige Dinge sprechen wir nicht. Über unsere Vergangenheit und die Welt, woher wir kommen. Als hätten wir eine stille Abmachung geschlossen, dass wir darüber nicht reden!
 

(!!!! Sicht)

Sie fassen langsam ein bisschen Vertrauen zueinander. Doch wie werden sie sich entscheiden? Werden sie genug Vertrauen zu einander fassen? Kann ein Mensch einem andere Bedingungslos vertrauen? Schaffen sie es über ihren eigenen Schatten zu springen? Werden sich wieder auseinander reißen? Ja, ihr werdet es sehen. Ich weiß es schon. Aber es sind nur Menschen. Junge, unerfahrene Menschen. Sie haben den Sinn des Lebens noch nicht erkannt. Sehen den wahren Sinn ihrer Existenz noch nicht. Sie können nicht mal annähernd das Warum und das Weshalb erahnen. Sie haben noch nie irgendwelche schwerwiegenden Entscheidungen getroffen.
 

Ihr seid nur Menschen. Ihr wisst noch nicht, was alles auf sie zukommen wird. Aber ihr werdet es noch alles erfahren! Ihr werdet euch für eine Seite entscheiden. Die Menschen müssen sich immer für eine Seite entscheiden. Entweder für die Dunkelheit oder für das Licht. Für die Hoffnung oder die Verzweiflung. Schwarz oder Weiß. So seid ihr. Selbst die, die sagen sie sind für beide Seiten, stehen doch nur zu einer. Sie trauen sich nur nicht, ihre Meinung kund zutun.
 

Egal wie sich die Vier entscheiden werden. Für jeden von ihnen gilt: Nosce te impsum et animum (Erkenne dich selbst und dein Herz)!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2003-10-27T13:28:59+00:00 27.10.2003 14:28
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