Tod im Turm von Hotepneith (Der28. Fall Lord Sesshoumarus) ================================================================================ Kapitel 5: Fragen ----------------- Lord Sesshoumaru schritt um den alten Turm herum, gefolgt von Sakura. Wie er schon angenommen hatte: keine andere Tür, kein anderes Fenster. Die einzige Öffnung, die es außer dem Eingang gab, war diese unsägliche Latrine. Und unter der stürzte ein Abhang hinunter. Kein jämmerlicher Mensch konnte doch da hinauf springen oder klettern. Zu allem Überfluss entdeckte er Stacheln an der Innenseite der Röhre. Nun, selbst für einen flugfähigen Dämon würde das ein gewisses Hindernis darstellen. Oder? Er sah zu Sakura, die sich eilig niederkniete und zu Boden starrte. Manchmal war sie zu höflich. Hatte das gerade er selbst gedacht? „Steh auf. Dort oben befindet sich eine Öffnung in den Turm. Wäre es einem Menschen möglich dort empor zu springen und hineinzugelangen?“ Für was hielt er Menschen? „Nein, Lord Sesshoumaru.“ Da er sie noch immer musterte guckte sie noch einmal hoch und erläuterte dann: „Das ist uns bescheidenen Wesen nicht möglich so hoch zu springen..“ „Und wenn ich dich hochwerfe?“ Das würde er fertigbringen, ja. Hastig erklärte sie, ehe er den Einfall in die Tat umsetzen konnte: „Dann würde ich an den Stacheln erdolcht, Euer Lordschaft.“ „Ein Kind?“ „Auch dieses. Ich....“ Nein, mehr war nicht gefragt gewesen. „Nun?“ „Ich vermute, dass dies genau so gebaut wurde um Eindringen zu verhindern.“ Ja, natürlich. Aber er wollte sie als Zeugin. Wenn es kein Mord gewesen sein konnte, war es Selbstmord. Und Vater würde zwar ein wenig tadeln aber nicht zu nachdrücklichen Mitteln greifen. Immerhin waren die Krieger, die Kameko bewachen sollten, zu töricht gewesen um sie zuvor auf Waffen zu durchsuchen. Aber dazu müsste er dann noch einmal mit jedem getrennt reden. Leider. Konnte denn nie etwas glatt gehen? Zu Sakuras gewissem Erstaunen war er weg. Erst, als sie sich umguckte, entdeckte sie, dass er auf dem Dach des Turmes stand. Er hatte weder Anlauf genommen noch war er in die Knie gegangen. Einfach so....Sie vergaß manchmal, wie mächtig diese hochrangigen Dämonen in Wahrheit waren. Und wie stark. Keine Minute später stand er wieder neben ihr. Holzschindeln, darunter Stein – eindeutig keine Lücke, durch die auch nur ein Messer gepasst hätte. Selbstmord wurde immer wahrscheinlicher. Nur, wieso? Zwei Tage Haft waren doch keine zu große Strafe? Schön, ohne Essen und Trinken, aber Sakura war erst nach drei Tagen zusammengebrochen und hatte dabei auch noch in der Sommerhitze arbeiten müssen...Oder hatte der Tod nichts mit der Bestrafung zu tun? Das wäre natürlich besser für ihn selbst. Kameko hatte ein ziemlich eigenartiges Benehmen an den Tag gelegt, schroff, arrogant – lag die Ursache dafür und ihrem Selbstmord in etwas anderem? Bei diesen Menschen kannte sich kein Dämon aus. Nun, er sollte hier nichts übersehen und wanderte erneut um den Turm herum und betrat den Flur, wo die Tote inzwischen entfernt worden war. Der große Raum, das sogenannte Wohnzimmer war noch immer von fünf Öllämpchen erleuchtet. Matten bildeten den Boden, in einer Ecke befanden sich Kissen und Decken, eine davon von Kameko benutzt. Der Rest des Raumes war leer. Hinten, ebenso nahe an der abschließenden Außenwand wie vorne am Eingang, befand sich eine zweite Schiebetür. Und da war auch die Erklärung, warum die Wachen die sitzende Tote vor der papierbespannten Tür nicht hatten sehen können: Die Öllämpchen befanden sich alle auf der Innenseite des Raumes. Offenbar hatte niemand Lust verspürt die Wandbefestigungen in den massiven Stein zu setzen. Er blieb vor der zweiten Tür stehen und Sakura schob sie ohne weitere Aufforderung unverzüglich beiseite, dabei nicht vergessend sich zu verneigen, als sie an ihm vorbeihuschte, ihn jedoch an sich erneut vorbei treten lassend. Hm. Hier endete der Flur. Rechts sah man deutlich die Außentür, durch die nun Licht einfiel, linker Hand die nächste Schiebetür zur Latrine. So weit, so gut. Direkt geradeaus befand sich eine weitere Tür. Er machte einen Schritt darauf zu. Sakura beeilte sich auch diese zu öffnen. Natürlich würde er kaum selbst Hand anlegen – zumindest nicht für derart prosaische Tätigkeiten, zumal, wenn ein Dienstbote anwesend war. Dahinter zeigte sich ein Raum, ebenso mit Matten ausgelegt, ansonsten vollkommen leer, halb so groß wie der drübere. Hier brannten nur zwei Öllampen, ebenfalls an der Wand zum Flur. Yuudai hatte sie erst auf seinen eigenen Befehl hin angezündet. Also war es hier dunkel gewesen, als Kameko ihre Strafe absitzen sollte. Der erste Raum war vermutlich identisch, aber man sollte nichts übersehen. Seine Vermutung stimmte. Also waren es ursprünglich vier Räume gewesen, davon zwei zu einem Wohnzimmer zusammengelegt worden. Die Witterungen halfen nicht weiter. Nach der Toten, dem Hausmeister und den Kriegern, menschlichen Frauen, die hier wohl geputzt hatten. Nun gut, also konnte man zumindest einen Fremden ausschließen. In der Tat, alles deutete auf Selbstmord hin. Jetzt musste nur noch Neigi nach der Untersuchung der Leiche zustimmen und schon war alles in Ordnung. Bis auf Vaters kleinen Tadel, aber damit konnte er leben. Als er zu der Heilerhütte kam warf er nur einen Blick auf die wartende Schar an Menschen, die sich hastig verneigten, ehe er eintrat. Wie er vermutet hatte, hatte Neigi die Tote in seinen hinteren Raum schaffen lassen, um mit einem Vorhang zu verhüllen, was er dort tat. „Bericht.“ „Kameko wurde erdolcht, Lord Sesshoumaru. Die Klinge traf ihr Herz. Soweit ich das Messer herausziehen konnte deutet der Stichkanal von oben nach unten. Ein relativ unüblicher Weg für einen Selbstmörder, aber nicht unmöglich.“ „Das Messer?“ „Ein typisches Beamtenmesser zum Lösen von Siegeln, wie es es hier im Schloss allein hunderte Male gibt.“ „Also Selbstmord.“ Neigi senkte lieber ein wenig den Kopf: „Es gibt nur zwei Dinge die dagegen sprechen, Lord Sesshoumaru.“ Nicht wirklich, oder? So viel Pech konnte ein Dämon allein doch gar nicht haben! „Nun?“ „Der Stichkanal verläuft, wie erwähnt, von oben nach unten. Die Klinge drang zwischen ihre Brustrippen und verletzte das Herz. In aller Regel erdolchen sich Menschen, zumal Frauen, eher von unten nach oben, in dem sie das Messer unterhalb der Brust ansetzen und schräg nach oben stechen. Wenn der Tod eintritt, fallen sie dann über der Klinge zusammen. Kameko dagegen scheint noch eine gewisse Fluchtreaktion gehabt zu haben. An ihrer rechten Hand findet sich verschmiertes Blut, ebenso am Griff, als ob sie es noch habe herausziehen wollen. Das mag auch bei einem Selbstmord geschehen, Lord Sesshoumaru, aber ich möchte dennoch Euer Augenmerk darauf lenken.“ „Dir ist klar, dass sie in einem verschlossenen Raum saß, vor der Tür Dämonenkrieger?“ „Ja, Lord Sesshoumaru. Aber meine Pflicht ist es mitzuteilen, was ich finde.“ „Sakura, wäre es möglich dieses Messer in einem Kimonoärmel bei sich zu haben?“ „Ja, Lord Sesshoumaru.“ Ach du je, da wurde jemand immer ärgerlicher. Es half nichts, dachte der Erbprinz gequält. Jetzt musste er mit den Kriegern reden, mit Kamekos Ehemann....Vater sollte ihm doch keine Nachlässigkeit unterstellen können, zumal, wenn Neigi als alter Freund des Hauses schon meinte, dass es nachhakenswert war und das garantiert bei Papa ausplauderte. Was war er nur für ein armer Hund! So fand sich nur Minuten später ein darüber nicht sonderlich erfreuter Dämonenkrieger vor Seiner Lordschaft kniend wieder. Dass Sakura sich neben der Tür niederließ und vorgeneigt blieb, war kaum ein Trost, eher ein Hinweis darauf, wie....nun ja, fürstlich angefressen der junge Herr war. „Yoshiku, du bist der Ranghöhere von euch beiden. Warum habt ihr Kameko nicht durchsucht?“ „Das ist....äh, eine sehr gute Frage, Lord Sesshoumaru. - Um ehrlich zu sein, sie machte solch einen Aufstand um die doch milde Strafe, dass sie uns mehr ablenkte....“ „Bericht. Wörtlich.“ „So gut ich es eben vermag,“ brachte Yoshiku hervor, der noch nie wörtlichen Bericht hatte abliefern sollen und sich bei weitem nicht sicher war, wie gut er das vermochte. Nun, ihm war klar, was geschehen würde wäre Seine Eisigkeit mit ihm unzufrieden. So gab er sich redlich Mühe. „Folglich: ihr brachtet Kameko in den großen Raum und ließt sie dort erst los. Keine Durchsuchung ihrer Person, aber auch keine fremde Witterung in diesem Raum.“ „Im gesamten Raum nicht, Lord Sesshoumaru. Als der Hausmeister die Tür des Turmes öffnete, also, beim ersten Mal, war es abgestanden. Aber keine Person....“ „Und beim zweiten Mal?“ „Auch dumpf, aber eben dieser Geruch, den wir nicht sogleich als altes menschliches Blut identifizieren konnten.“ „Ihr beide bliebt die gesamten Stunden vor der verriegelten Tür stehen. Keiner ging für eine Minute weg.“ „Nein, Lord Sesshoumaru. Euer Befehl.“ „Bleib hier.“ Was blieb Yoshiku schon anderes übrig? Shinichi beteuerte sofort aufgeregt, dass er das alles gar nicht verstünde. Sesshoumaru unterbrach ihn eisig: „Das glaube ich gern. Bericht. Yoshiku und du führtet Kameko zum Turm. Wer redete dann?“ „Äh, naja, es war auch Yuudai dabei, ich meine, der Hausmeister. Er hatte den Schlüssel, wisst Ihr...ich meine, er musste arbeiten.“ „Wörtlichen Bericht!“ Shinichi seufzte etwas. Das wusste er doch nicht mehr. Er hatte doch kaum je so gut aufgepasst, ja, geglaubt, er müsse da nicht einmal Wache stehen. Aber der sich steigernden Energie vor ihm nach spielte er gerade mit seinem Leben. „Ja, ich will ja,“ beteuerte er: „Aber...mir fällt es nicht ein, Lord Sesshoumaru.“ Dieser überlegte für eine volle Minute, ob ihm der Tod dieses Kriegers noch mehr Schwierigkeiten bereiten konnte und entschied sich schweren Herzens für ein Ja. „Sakura.“ Was sollte sie denn...? Oh. Nun ja, eine Hoffnung wäre es – für den Krieger und für sie selbst, denn langsam aber sicher bewegte sich Seine Lordschaft nicht mehr nur auf eisigen sondern blutdürstigen Pfaden. Noch gedanklich, aber... „Äh, ja, Lord Sesshoumaru. - Shinichi, der Befehl an dich und Yoshiku lautete, Kameko zu dem alten Turm zu bringen und dort für zwei Tage einzusperren und zu bewachen. Nachdem ihr diesen Befehl erhalten habt, machtet ihr euch auf den Weg, nicht, ohne Yuudai aufzufordern mit dem Schlüssel mitzukommen.“ „Ja.“ Shinichi atmete auf. So klang das also richtig? „Kameko bat wohl um Gnade?“ „Sie redete mit Yuudai, wohl, weil er ein Mensch war.“ „Und sie sagte?“ „Ah....“ Ja, so fiel es ihm wieder ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)