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Love me like you do

Spiritshipping-OS
von

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Love me like you do

Langsam schlug er die Augen auf, als sanfte Sonnenstrahlen sein Gesicht bedeckten. Es war ein Fehler gewesen, das Fenster nicht zu schließen und auch die Rollläden vor den Fenstern nicht runter zu lassen. Heute Nacht hatten die Sterne ein schönes und angenehmes leichtes Licht gespendet, doch nun waren die Sterne und auch der Mond verschwunden und hatten der Sonne samt ihren Strahlen Platz gemacht. Zwar war es ein angenehmerer Wecker, als wenn die Version aus Metall, welche auf dem Nachtschrank stand, mit einem schrillen 'ring ring' loslegen würde. Dennoch wäre es ihm lieber gewesen, wenn auch die Sonne ihn noch etwas verschont hätte. Heute war einer seiner freien Tage, da wollte er auch einmal ausschlafen. Gut, im Grunde hatte er immer frei, aber seit ein paar Tagen war er wieder Zuhause und diese Zeit wollte er eben nutzen um nicht von einem Wecker unsanft aus dem Schlaf gerissen zu werden.

//Zuhause...//

Ein sanftes Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als er daran dachte, was sein 'Zuhause' war. Nach seinem Abschluss hatte er einfach seine Sachen gepackt und war einige Monate, gar Jahre fast, um die halbe Weltgeschichte gereist, ohne auch nur ein richtiges Ziel vor Augen zu haben. Es hatte ihn hier und dort hin getrieben, bis er vor gut fünf Jahren vor einer ganz bestimmten Tür gestanden hatte. Ohne zu wissen, ob die Adresse, die auf dem kleinen Zettel, der ihm damals zugesteckt worden war und den er niemals verloren hatte, sondern immer nahe bei sich trug, noch aktuell war. Sein Herz hatte wie verrückt geschlagen, als sein rechter Zeigefinger sich auf die Klingel gelegt und dort sanften Druck ausgeübt hatte. Es war ein angenehmer Klingelton gewesen, der vom Inneren des Hauses durch die Tür zu ihm nach draußen gedrungen war. Dennoch hatte sich seine Nervosität nicht gelegt, sondern war eher mit jeder Sekunde die verstrich gestiegen. Solange, bis die Tür sich langsam geöffnet hatte und ihn ein paar smaragdgrüner Augen voller Überraschung angesehen hatten. Bis zu diesem Augenblick hatte Jaden nicht gewusst, wie wichtig ihm der ehemalige Austauschstudent wirklich gewesen war. Klar, sie waren beste Freunde, ja, gar Seelenverwandte. Aber niemals hätte er gedacht, dass er ein ganz bestimmtes Gefühl Jesse gegenüber empfinden könnte: Liebe. Doch dieses Gefühl hatte der junge Schwede ihm gezeigt. Ohne zu fragen, warum der braunhaarige Japaner einfach so vor seiner Tür gestanden hatte, nahm er ihn für diese Nacht zu sich auf. Zum ersten Mal, dies war Jaden damals erst klar geworden, hatte er sich seit langen wieder fallen lassen können. Schon immer hatte Jesse diese Wirkung auf ihn gehabt. Dieses Gefühl von Geborgenheit, welches er wirklich nur bei dem Schweden hatte spüren können. Wahrscheinlich hatte er dieses Gefühl einfach nur vermisst, sodass ihn sein Weg unbewusst direkt in das Vaterland seines besten Freundes geführt hatte.

Nur um dort zu erkennen, wo sein Platz war.

Sie hatten sich den Abend unterhalten, als hätte es diesen langen Zeitraum ohne jeglichen Kontakt niemals gegeben. Jesse hatte sich noch an den Herd gestellt und ein vorzügliches Gericht zustande gebracht. Zumindest fand Jaden, dass diese Schwedenpizza – einfach nur Blätterteig, Lachs und Käse – umwerfend geschmeckt hatte. Vielleicht hatte er es aber auch nur so empfunden, weil er eh so gut wie alles essen konnte und sein bester Freund es zubereitet hatte. Dieser hatte ihm gegenüber gesessen, während Jaden von seiner Reise erzählt hatte. Der Blick der smaragdgrünen Augen hatte auf ihm gelegen, dies hatte er spüren können, doch hatte er sich nicht unwohl gefühlt, auch wenn es wieder so gewesen war, als könnte Jesse bis auf den Grund seiner Seele sehen. Dieser war mit einem Mal aufgestanden und zu ihm rüber gekommen. Und im nächsten Moment hatte Jaden die Lippen des Älteren auf den seinen spüren können. Ein vertrautes Kribbeln hatte seinen Körper erfasst, doch nun begann er erst langsam zu verstehen, was es zu bedeuten hatte. Während er den Kuss langsam erwiderte, wurde ihm klar, dass Jesse mehr für ihn war als nur der beste Freund, den er immer in ihm gesehen hatte. Dass er einfach das passende Puzzlestück war, was ihn ergänzte. Seine Liebe, bei der er sich Zuhause fühlte. Auch, wenn er seitdem immer noch gerne durch die Welt reiste um neue Orte zu entdecken, war dieses kleine Haus in Schweden seine Heimat geworden. Denn dort wohnte Jesse. Der Mann, der sein Herz gestohlen hatte. Und wie heißt es so schön? Home is where your heart is.

Und sein Herz war nun einmal verloren in der Liebe zu Jesse.

Immer noch nicht willig aufzustehen, schloss er die Augen, ehe er sich auf die andere Seite drehte, mit dem Rücken zum Fenster, um sich an den warmen Körper neben sich zu schmiegen. Nun, zumindest sollte dort ein anderer Körper legen. Doch als er sich nun umdrehte und eine Hand ausstreckte, konnte er nur die zweite Bettdecke erfühlen, jedoch nichts darunter. Ein Murren entwich ihm, als Jaden blinzelte und sich immer noch verschlafen umsah. Wo war Jesse? Es war nicht außergewöhnlich, dass der Türkishaarige eher wach war als er, aber meistens blieb er bei ihm im Bett liegen oder weckte ihn, bevor er das gemeinsame Schlafzimmer verließ. Dieses Mal aber war weder das eine, doch das andere in Kraft getreten. Jesse war einfach nicht da. Doch wo konnte er sein?

Genau in diesem Moment erblickte er den Zettel, der auf dem Kopfkissen seines festen – selbst in diesen fünf Jahren hatte er sich noch nicht ganz an dieses eine Wort gewöhnt, welches, alleine nur beim Denken daran, ein Kribbeln in seiner Magengegend verursachte – Freundes lag. Neugierig beugte er sich vor um zu entziffern, was dort geschrieben stand. Sofort erkannte er die Handschrift seines Freundes, die schon etwas feminines an sich hatte, doch passte sie zu dem Schweden. Immerhin waren auch seine Finger schlang und wirkten nicht so, als würden sie zu einer typischen männlichen Handschrift passen. Immerhin konnte man Jesses Schrift lesen, denn seine eigene, eine wirklich klischeehafte männliche Handschrift, war die meiste Zeit einfach nur ein absoluter Graus.
 

Guten Morgen, Jay!

Wenn du dies liest, werde ich schon lange auf den Beinen sein,

doch hat es auch einen bestimmten Grund, wie du bald merken wirst.

Falls du es vergessen hast, wir haben Ostern! Dieses Jahr wirst du

allerdings keine Ostereier suchen, wie es nun einmal an sich Brauch ist.

Ich habe für dich kleine Zettel versteckt, die du nacheinander finden

musst. So viel kann ich dir verraten: am Ende deiner kleinen Reise warte

ich mit einer Überraschung auf dich. Also such, mein fleißiger Liebster, um

dein Ostergeschenk abzuholen...Und beeil dich, der Osterhase wartet

nicht gerne und könnte sonst ganz böse werden!
 

Gut, kleiner Scherz, aber beeilen solltest du dich dennoch, denn du fehlst

mir jetzt schon gewaltig!
 

Ich liebe dich,

Jesse
 

Jaden brauchte einen Moment, nur einen klitzekleinen Augenblick, ehe er durchschaut hatte, was Jesse ihm da mitteilen wollte. Nur kurz spielte er mit dem Gedanken, den Älteren für diese Idee zu verfluchen. Was verlangte er da am frühen Morgen – für Jaden war alles früher Morgen, wenn er gerade erst die Augen geöffnet hatte, egal, wie der Stand der Sonne war – nur von ihm? Doch nur kurz darauf siegte die Neugier, was Jesse denn bitte für eine Überraschung für ihn hätte, dass er zuerst durch versteckte Zettel ihn suchen musste? Hatte sich Jesse nur dieses Spielchen ausgedacht, weil Ostern war? Ostern...so ganz hatte er nie den Sinn dahinter verstanden, aber es schien hier wohl ein traditionelles Fest zu sein, sodass er sich in den letzten Jahren gebeugt hatte, immerhin war es ja auch keine uninteressante Tradition. Zumindest der Teil, was das Suchen der Ostereier anging.

Kurz warf Jaden noch einen Blick auf die Uhr. 10:48. Wie lange mochte Jesse schon auf den Beinen sein und auf ihn warten? Ohne auch nur weitere Zeit zu verlieren, sprang Jaden, nun doch relativ munter, aus dem Bett. Schnell hatte er sich was zum Anziehen geschnappt. Ehe er aber das Zimmer verließ, kam ihn ein neuer Gedanke, der für seine Suche gar nicht so unnütz war. Wo hatte Jesse den ersten Zettel versteckt? Egal, er würde es gleich sehen. Erst einmal würde er sich mit einer Katzenwäsche sauber machen, sich aus dem Schlafanzug schälen um mit frischen Tatendrang in die Kleidung für den Tag zu schlüpfen: Jeans, ein schwarzes T-Shirt sowie seine rote Slifer-Jacke. Auch wenn er die Akademiezeit längst hinter sich hatte, trug er die Schuluniform immer noch gerne. Ab und an zumindest. So huschte er nun also vom Schlafzimmer ins nahe liegende Badezimmer – eigentlich musste er nur aus der Tür raus, rechts abbiegen und den Flur entlang direkt darauf zu – nur um dort erstaunt stehen zu bleiben.

Am Spiegel über dem Waschbecken hing ein weiterer kleiner Zettel. Wahrscheinlich die erste Notiz von Jesse, der erste Hinweis von...ja, von wie vielen eigentlich? Jaden vertraute einfach darauf, dass der Schwede ihm schon deutlich machen würde, wenn er den letzten Zettel und somit den letzten Hinweis zum eigentlichen Ziel gefunden hatte. Zumindest hoffte Jaden das, immerhin wusste der Andere doch, dass der Japaner nicht immer ganz so schnell begriff was los war. //Und dann soll ich Rätsel lösen um dich zu finden...// Irgendwie zweifelte er daran, ob Jesse sich das auch gut überlegt hatte. Sei es drum, ihm selber blieb keine andere Wahl als sein bestes zu geben und eben, wie schon erwähnt, nicht mehr allzu viel Zeit zu verlieren. So schnappte er sich den Zettel um zu lesen, was dort geschrieben stand. So könnte er doch noch aus der Katzenwäsche eine richtige Dusche machen und dabei überlegen, was Jesse gemeint haben könnte. So würde er doch ein paar Dinge, in seinen Augen zumindest, miteinander verbinden die sinnvoll waren. Oder etwa nicht? Neugierig überflog er nun also, was sein Freund als erstes Rätsel für ihn aufgetragen hatte.
 

Den ersten Zettel zu finden war nicht schwer, was? Aber

nun geht die eigentliche Suche ja auch erst los. Wenn du den Ort

findest, den ich nun meine, wirst du den nächsten Zettel finden:

„Von Glas als Haut umhüllt, mit einem runden Boden verschlossen.

Verschiedenste Formen, die alle einem gleichen Zwecke dienen.

Bauchig rund, so wie der Mond, war die Form die uns beide näher

zueinander brachte.“

Kannst du es erraten, Jay?
 

Konnte er das? Noch einmal überflog er die Zeilen, die Jesse dort geschrieben hatte. Allzu schwer war das Rätsel nicht, dennoch wollte er nicht sofort auf die Lösung kommen. Daher legte er den Zettel erst einmal lieber zur Seite und zog nun endlich seinen Schlafanzug aus. Dieser landete achtlos in einer Ecke, war er doch für diesen Moment nicht weiter wichtig. Die Handtücher auf ihre Plätze gelegt und schon war er unter die Dusche verschwunden. Das warme Wasser war eine regelrechte Wohltat für seine Haut. So schön warm... Jaden versuchte sich echt zusammen zu reißen, sich nicht zu sehr an dieses Gefühl zu gewöhnen und sich daran zu gewöhnen. Immerhin musste er Jesses Rätsel entschlüsseln. Gut, eine Haut aus Glas mit einem runden Boden, das klang doch nach einem Trinkglas, immerhin konnten diese auch verschiedene Formen haben, dienten aber alle einem Zweck: einem Menschen beim Trinken zu helfen, damit die Flasche nicht unbedingt genommen werden musste. Doch was für ein war mit 'bauchig rund, so wie der Mond' gemeint? Sollte er wirklich damit richtig liegen, was für ein Glas meinte Jesse, welches sie beide näher zueinander gebracht hatte? In Jadens Kopf arbeitete alles schon auf leichten Hochtouren, während er sich leicht vorbeugte um nach der Shampooflasche zu greifen.

Genau in dem Moment, als er verstand.

Ein leises Lachen entwich ihm, als er sich wieder aufrichtete und begann, seine Haare und seinen Körper mit diesem kombinierten Shampoo – Body & Hair, wie es da ja so schön stand – einzuschäumen. Jesse konnte nur Gläser meinen und gewiss spielte er mit den letzten Satz auf ihren ersten Jahrestag an. Damals hatte Jesse wieder für sie beide versucht zu kochen, anstelle, dass sie einfach ausgingen. Nein, der andere Duellant hatte darauf bestanden sich selber wieder an den Herd zu stellen. Es hatte Nudeln mit Tomatensoße gegeben, wozu Jaden nicht nein gesagt hatte. Was ihn irritiert hatte, waren die Gläser gewesen, die Jesse ihm neben dem Essen auftischte: Weingläser. Sie beide waren vollkommene No-Alkohol-Trinker. Warum also hatten sie Weingläser stehen? Die Antwort war nur gewesen, dass sie einfach zur Optik dienen sollten, denn ihr Inhalt war dann zwar ebenso rot gewesen, allerdings kein Wein sondern Traubensaft. Geschmeckt hatte dies zu den Nudel aber, wenn man sie beide fragte, sicher besser als jeder Wein es könnte. Tja, was das näher kommen betraf... Ein Schauder erfasste Jaden, als er an die Nacht dachte, die sie beide zusammen verbracht hatten. Ein Jahr hatte Jesse ihm Zeit gegeben, hatte sich zurück gehalten. Doch in dieser Nacht hatte er den jungen Japaner mit allen Gunsten der Verführung ins Bett zu bekommen. Und Jaden? Der hatte es ganz gewiss nicht bereut, sich der der Verführung seines Freundes hin zu geben. Es war immer noch Liebe, die das ganze Spiel dominierte und nicht nur ein einfacher Gedanke an Sex. Zudem war ihm klar gewesen, dass er irgendwann sein erstes Mal Jesse schenken würde. Dass es nun am ersten Jahrestag passieren würde, damit hätte er nicht gerechnet, doch war es gewiss nicht zu früh gewesen. Wenn er ehrlich zu sich selber war, war dieses unerwartete genau richtig gewesen.

Und auch nur mit Jesse.

Nachdem er sich abgeduscht hatte, genoss Jaden für einen Moment noch das warme Wasser, während er weiterhin in Erinnerungen schwelgte, ehe er sich dann dazu aufraffen konnte, alles auszustellen, nach den Handtücher zu greifen und sich trocken zu rubbeln. Schnell war dann auch die neue Kleidung angelegt, das Fenster geöffnet und der Weg zur Küche – welche direkt gegenüber dem Schlafzimmer lag und, nur durch eine Art Tresen getrennt, mit dem Wohnzimmer verbunden war – angetreten. Dort angekommen steuerte er direkt den Schrank an, wo sie beide die ganzen Gläser aufbewahrten. Auch die Weingläser. Mit klopfenden Herzen, ob seine Vermutung richtig war, öffnete er die Schranktür. Nur mit Mühe konnte er den jubilierenden Laut unterdrücken, der schon über seine Lippen weichen wollte, als er den nächsten Zettel entdeckte, der an der Innenseite der Schranktür hing. Es waren im Grunde kein schweres Versteck, doch wäre er ohne das Rätsel gewiss so nie – oder zumindest nicht allzu schwer, sagte man es eher so – darauf gekommen, wo der nächste Zettel denn versteckt sein könnte. Raffiniert von Jesse, ganz raffiniert. Die Frage war nur, ob es bei den nächsten Zetteln auch so sein würde, doch da musste Jaden einfach abwarten und weiter suchen um die passende Antwort zu finden.
 

Sehr gut! Hier ist auch schon Zettel Nummer zwei!

Nur ein einziges Zitat:

„Tut mir leid, dass sie nie ihr Wunder erlebt hat." - „Das hat sie... Du warst es."

Erinnerst du dich daran? Auch genau an die Stelle? Wo es gewesen war?

Wenn ja, dann findest du den dritten Zettel, Jay!
 

Und ob er sich daran erinnern konnte! „Du hast mir da echt einen kitschigen Film angetan, Jess...“, flüsterte er leise, ehe die Schranktür schloss. Es war ihr zweites gemeinsames Weihnachten gewesen, auch noch direkt heilig Abend, als Jesse ihm diesen Film vor die Nase gehalten hatte. Die Verfilmung des Bestsellers von Nicolas Sparks. Kein anderer Film als 'A Walk to Remember'. Es war nie so, dass Jaden direkt etwas gegen diese Filme hatte, nur hätte er sie sich irgendwie nie von selbst angetan. Doch diesen Film zu sehen, während er mit Jesse zusammen auf dem Sofa lag, in seinen Armen, war einer der schönsten Momente gewesen, die sie beide geteilt hatten. Oder eher ausgedrückt, einer der intimsten Momente. Und genau an der Stelle, die Jesse da raus gesucht hatte als Zitat, waren ihm Tränen über die Wange gelaufen. Nie hatte er sich dafür geschämt, des es war ja nur Jesse bei ihm gewesen. Was sollte ihn schon vor Jesse peinlich sein, wenn er sowieso vom Anfang an das Gefühl hatte, rein gar nichts vor dem jungen Schweden verstecken zu können? Nein, vor seinem Freund war ihm rein gar nichts peinlich. Die Stelle des Films, wo Landon nach Jamies Tod ihrem Vater gegenüber sitzt und dieses Gespräch führen war mit einer der berührendsten Momente im ganzen Film. Und er wusste ganz genau, wo sie stattgefunden hatte.

So schritt er an dem Tresen vorbei rüber ins Wohnzimmer und ließ sich, wie Landon im Film, aufs Sofa nieder sinken. Wo hatte Jesse hier den nächsten Zettel versteckt? Auf dem Tisch lag keiner und auch keiner neben ihm auf dem Sofa. Da er aber sich zu hundert Prozent sicher war, dass Landon genau auf einem Sofa gesessen hatte, musste der nächste Zettel hier irgendwo sein. Sofort erhob sich Jaden wieder und schaute unter jedem Kissen nach. Nichts. Auch auf dem Sessel, der direkt neben dem Sofa an der Wand stand, war kein Zettel zu finden. Es konnte doch nicht sein, dass er sich vertan hatte. Oder etwa doch? Nein, ganz gewiss nicht. Jesse musste es einfach nur mehr als nur gut versteckt haben. Nun, dann hieß es einfach für ihn selber besser suchen. Und zwar nicht nur auf den Möbeln, sondern wohl möglich auch direkt darunter. //Na vielen Dank, Jesse...// Doch ihm blieb keine andere Wahl, als sich hin zu knien und unter die Möbel zu schauen. Da er eben auch zuerst auf dem Sofa nachgeschaut hatte, nahm er es auch nun wieder direkt unter die Lupe. Bingo! Dort klebte, mit Tesafilm befestigt, ein weiterer kleiner weißer Zettel. Mit zitternden Fingern löste Jaden diesen und lehnte sich an das Sofa, während er seinen Fund umdrehte um zu lesen, was Jesse ihm jetzt hinterlassen hatte.
 

Wir kommen dem Ziel immer näher! Um gleich zum Punkt

zu kommen, hier das nächste Rätsel für dich:

„Ich bin nur etwas, was die Wand verschönert, doch habe

ich in diesem Haus einen ganz besonderen Wert. Vor allem,

wenn man eine Taste an einem Gerät in meiner Nähe drückt

und ein ganz bestimmtes Lied spielt.

Ja, dann werden ganz besondere Erinnerungen wach...“
 

Er musste nur den Blick heben und hatte das entdeckt, was auf diesem Zettel gemeint war. Ihm gegenüber, neben dem Fernseher und der Musikanlage, hing, als Posterleinwand, ein Bild von Jesse und ihm vom Abschlussball. Sie beide, tanzend, in die Kamera schauend. Jesse lachend, fast strahlend, während er selber schon etwas unsicher daneben wirkte. Was eher aber an dem Tanz gelegen hatte, als an der Tatsache, dass sie beide zusammen fotografiert worden waren. Es war der Abschlussball der Nordakademie gewesen, der nur knapp einen Monat nach dem der Duellakademie stattgefunden hatte. Dies war der letzte Abend gewesen, wo sie beide sich gesehen hatten...bis er eben vor fünf Jahren spontan vor Jesses Tür gestanden hatte. Ein schöner Abend, das auf jeden Fall. Nicht, weil er super mit Jesses Kameraden klar gekommen war – Jesse selber schien auch keinen allzu guten Draht zu ihnen gehabt zu haben, dies war dem Japaner damals sofort aufgefallen -, sondern weil er einfach einen doch recht wichtigen Moment mit seinem besten Freund zusammen verbracht hatte. So etwas war kostbar und wertvoll, vor allem wenn man selber wusste, dass man wichtige Personen, die einen selber ja nun etwas bedeuteten, für eine lange Zeit nicht wiedersehen würde. Nur, weil man selber die ganze Welt erkunden wollte. Da konnte man doch nicht anders, als den ganzen Moment, den letzten Moment der einen blieb, in vollen Zügen zu genießen. Er hatte immerhin nicht gewusst, wann der Jesse wiedersehen würde, ob er es überhaupt jemals wieder tun würde und wenn ja, ob Jesse sich dann noch recht an ihn erinnert hätte. Für einen Moment kam in ihm auch die Frage auf, wie alles geworden wäre, wenn er damals schon gewusst hätte, was er genau für den Türkishaarigen fühlte. Wäre er dann auch noch um die Welt gereist und ihm so lange fern geblieben? Hätte er diese Reise gar nicht erst angetreten? Oder wäre es so wie jetzt, dass er zwar – während Jesse auch seine Duelle in der Profiliga abhielt – weiter um die Welt reiste, aber immer wieder so oft er konnte und relativ in der Nähe war, Zuhause vorbei schaute? Diese Fragen würde er niemals beantworten können und es war auch relativ egal. Ihr beider Leben war eben all die Jahre zuvor aneinander vorbei gelaufen, bis sich ihre Wege vor fünf Jahren wieder gekreuzt hatten, nur um dann zu beschließen, vereint weiter zu verlaufen. Es war gut so wie es ist und Jaden würde es für nichts auf der Welt tauschen wollen.

Sein Blick legte sich wieder auf den Zettel. //Vor allem, wenn man eine Taste an einem Gerät in meiner Nähe drückt und ein ganz bestimmtes Lied spielt...// Und genau in dem Moment fiel ihm auf, dass die Musikanlage nicht aus war, sondern die ganze Zeit nur darauf wartete, dass sie weiter ein Lied abspielen konnte. 'Titelnummer 6' stand dort, neben diesem ganz gewissen Zeichen für 'Pause'. Langsam erhob Jaden sich und ging zu der Anlage rüber, nur um auf den Knopf für 'Play' zu drücken. //...und ein ganz bestimmtes Lied spielt...// Und dieses Lied, welches wohl in dem Rätsel gemeint war, spielte jetzt. Das Lied, zu dem sie beide auf dem Abschlussball getanzt haben. Und keiner von ihnen hatte wohl bemerkt, wie sehr es doch auf ihre Gefühlswelt passte.

Der nächste Zettel klebte auf der Anlage. Behutsam nahm Jaden ihn ab, während Ellie Goulding ganz leise im Hintergrund 'Love me like you do' sang.
 

So, der vorletzte Zettel: Du hast es fast geschafft.

Deinen letzten Hinweis findest du an einem Ort,

wo das geschrieben Wort sein Zuhause hat. Wo

Märchen und Träume wahr werden können.

Und wo auch Erinnerungen wie ein Schatz behütet werden...
 

Bei diesem Rätsel brauchte Jaden etwas länger um zu verstehen, was Jesse von ihm wollte. Bücher, diese waren gemeint, denn nur sie bewahrten das geschrieben Wort, Geschichten eben, in ihrer eigenen Welt. Es war eher so, dass ihm nicht sofort einfiel, wo sie hier bitte die Bücher aufbewahrten, die Jesse meinte. Zumindest wüsste er nicht, dass sie so etwas wie Märchen beherbergten. Es standen ein paar Krimis in ihrem Bücherregal im Schlafzimmer und auch hier und da ein klassischer Liebesroman gepaart mit ein paar historischen Werken. Aber ansonsten?

Jaden fiel es wie Schuppen von den Augen. Natürlich, das Regal im Schlafzimmer! Ohne die Musik auszustellen oder sich ansonsten darum zu kümmern, verließ er das Wohnzimmer und lief schon fast, mit dem Zettel in der Hand, ins Schlafzimmer zurück. Dort warf er als allererstes einen Blick auf die Uhr. 11:59. Hatte er echt schon so viel Zeit verschwendet? //Wahrscheinlich zu viel in Erinnerungen geschwelgt... Apropos Erinnerungen...// Und wo auch Erinnerungen wie ein Schatz behütet werden – hatte das nicht auf Jesses Zettel gestanden? Erinnerungen, Bücherregal. Damit konnte nur ein personalisiertes Buch gemeint sein, kein Roman oder gar ein Krimi. Und das einzige Buch, was darauf passte, war das Fotoalbum, welches ein jeder von ihnen zum Abschluss an der Duellakademie bekommen hatte. Behutsam zog er es aus dem Regal und ließ sich damit aufs ungemachte Bett sinken. Vorsichtig, um nichts kaputt zu machen, schlug er eine Seite nach der anderen auf. Auf jeder einzelnen lächelte ihn einer seiner Freunde aus der Schulzeit entgegen und auf ein paar vereinzelten Bildern war auch er mit drauf. Allzu viele hatte es nicht gegeben, zumindest nicht aus dem dritten Schuljahr, da er sich doch etwas von seinen Freunden fern gehalten hatte – leider. Dennoch war es schön, sich diese Bilder anzusehen, wenn auch mit einem wehmütigen Gefühl in der Magengegend.

Seinen letzten Zettel fand er am Ende des Albums.
 

Dein letzter Zettel, dein letztes Rätsel:

Du musst nur nach draußen gehen und

deiner Nase folgen...

Und vielleicht ein wenig doch auch

deinen Augen trauen, mein Liebster!

Dann wirst du mich finden...
 

Was hatte das denn jetzt zu bedeuten? Na, egal, er würde es schon heraus finden. So stand er auf, stellte das Fotoalbum wieder auf seinen Platz und machte sich auf den Weg aus der Haustür raus, denn einen Garten hatten sie direkt nicht. Dafür gehörte ihnen ein kleiner Steg nahe am See, denn das kleine Haus, welches ja nun ihnen beiden gehörte, lag direkt am Vänern, dem größten See in Schweden. Um diesen zu erreichen musste er nur einen kleinen Abhang runter gehen. Und anscheinend auch um sein Ziel zu erreichen. Allerdings musste er nicht seine Nase einsetzen um dieses zu finden – auch wenn der verführerische Geruch von gebratenen Fisch und Würstchen nicht zu verfehlen war – denn kaum hatte er das Haus verlassen und stand nun direkt vor der Haustür, hatte er Jesse entdeckt, der einen kleinen Grill am Steg aufgebaut hatte und nun kräftig zu brutzeln schien.

Um sich zu beeilen rannte Jaden die paar Meter nach unten, wo er von einem lachenden Schweden begrüßt wurde.

„Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr!“

„Sorry, hab verpennt...“

Wieder lachte Jesse nur. Mit einem sanften Lächeln bedachte Jaden seinen Freund, ehe er sich einen Kuss klaute und sich ein wenig genauer umsah. Auf dem Steg lag eine Decke zum sitzen, zwei Weingläser und eine Flasche mit Traubensaft. Dazu lagen dort zwei Teller, Besteck und eine Schüssel mit, wenn er es so richtig deuten konnte, Nudelsalat. Mit funkelden Augen blickte er wieder zu dem Älteren, der gerade das wohl fertige Fleisch und den fertigen Fisch auf einen Extrateller legte.

„Ist das deine Überraschung?“

„Nun, ein Teil davon...lass uns aber erst einmal essen...“

„Ich will den zweiten Teil aber jetzt wissen!“

„Sicher?“

„Ja!“

Kurz zögerte Jesse, ehe er den Teller mit dem gegrillten Gericht auf der Decke abstellte. Dann kramte er etwas in seiner Hosentasche, ehe er von dort eine kleine Schachtel ans Tageslicht beförderte, die er aufklappte und somit zwei kleine silberne schlichte Ringe präsentierte.

„Eigentlich hatte ich es mir ein bisschen anders vorgestellt, also nicht jetzt direkt schon, aber...“ Er sank langsam auf die Knie und Jadens Herz begann zu rasen. So eine Szene passte doch normalerweise nur in die allerschnulzigsten Liebesfilme, doch anscheinend konnte es wohl auch im echten Leben passieren. Ihm war klar, oder zumindest dachte er sich, dass er es genau wüsste, was nun kommen würde. Doch auch, wenn diese Szenen in den Liebesfilmen meistens dann mit einem Augenrollen kommentiert wurden – wenn man nicht vor allem als Frau gerade gerührt weinte – war es im Moment mehr als nur faszinierend schön, sodass er fast an Jesses Lippen hing, als dieser die nächsten Worte aussprach.

„...dennoch frage ich dich, Jaden Yuki, ob du mit mir zusammen die nächsten Jahre weiterhin dein Leben mit mir verbringen möchtest, als mein geliebter Ehemann? Ob du mir das Ja-Wort als Zeichen unserer Liebe geben willst? Denn du bist alles, was ich will, Jay und dies würde ich gerne allen zeigen...“

Jesse konnte gar nicht aussprechen, da war Jaden seinem, nun ja Verlobten, um den Hals gefallen, wodurch sie beide auf das Gras direkt neben dem Steg und dem Grill fielen.

„Ja, ja, ja...“, war alles, was er hervor brachte, ehe er seinen Freund in einen vor Liebe nur so zeugenden Kuss verwickelte. Und wie bei ihrem ersten Jahrestag, war das Essen wieder vergessen, als der Kuss immer intensiver wurde und alle beide sich in den Wogen der Leidenschaft verloren.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  bothest
2015-05-20T17:02:07+00:00 20.05.2015 19:02
Ich find das toll, wie du geschrieben hast
Antwort von:  Rubinkarfunkel95
20.05.2015 19:56
Danke dir (:
Von:  chrono87
2015-04-07T11:20:48+00:00 07.04.2015 13:20
Dafür, dass du sagst, es ist nicht so lang, findet ich, dass diese Geschichte lang genug war. Du hast wirklich alles reinbekommen, um den Leser ein Hintergrundverständnis zu geben und die innige Beziehung der Beiden darzulegen. Ich finde diesen OS sehr gelungen und er passt zur Jahreszeit. ^^
Vielleicht kannst du ja einmal in Zukunft zu diesem OS eine Fortsetzung oder eine Art Vorgeschichte verfassen. Ich würde mich auf jeden Fall freuen mehr von ihnen zu lesen, zumal der OS ja eher aus Jadens Sicht geschrieben ist und mich shcon interessieren würde wie Jesse damit klar kommt, dass Jaden so viel herumwandert. ^^
Antwort von:  Rubinkarfunkel95
07.04.2015 15:01
Hej!

Danke erst einmal für dein liebes Lob *-*
Vielleicht schaffe ich es ja innaher Zukunft mehr daraus zu machen und würde mich freuen, wenn auch das Anklang bei dir findet ;) ^^

Lg
Antwort von:  bothest
20.05.2015 19:02
Ja,finde ich auch
Von:  Kaiidth
2015-04-06T15:44:46+00:00 06.04.2015 17:44
Vielleicht werde ich eines Tages die Worte finden, um dir zu sagen, was mir das hier bedeutet, aber dieser Tag ist sicher nicht heute...
Ich bin gerade so kurz davor *Daumen und Zeigefinger nicht einmal einen Millimeter auseinander hält* Keyboardsmashing zu betreiben, um meinen Gefühlen irgendwie Ausdruck zu verleihen, aber davon hätten wir wohl beide nichts ^^; (außer ich vielleicht eine in Zukunft unbrauchbare Tastatur) Also halte ich mich jetzt einmal ganz dezent zurück und sage einfach nur DankeDankeDankeDanke, du liebes, kleines Ding du <3 Du hast gerade beinahe mein Osterfest gerettet und ich kann ganz ohne schlechtes Gewissen sagen, dass dieser kleine OS mein absolut bestes Geschenk in diesem Jahr war.
Du weißt, ich liebe deine Jesse-Voice sehr, sehr doll, aber wie man sieht, ist deine Jaden-Voice ebenfalls mehr als nur up to par und es hat mich super gefreut, auch einmal diese Seite von Spiritshipping von dir lesen zu können. Die kleine Schnitzeljagd, die Jesse da für Jaden organisiert hat, war einfach nur Zucker und das Ende erst... oh, ich wünschte, ich hätte da Mäuschen spielen dürfen *.* Jesse hat es auf jeden Fall sehr gut verstanden, in Jaden die schönsten ihrer gemeinsamen Erinnerungen heraufzubeschwören, was vermutlich so ein bisschen der Grund für die ganze Aktion war. Ich war die ganze Zeit beim Lesen nur wie blöd am Grinsen und hab dafür das ein oder andere Kommentar von meiner Familie geerntet *hust*
Hach, lass dich einfach einmal durchknuddeln, bevor ich bloß weiter in Lobeshymnen und Dankesreden verfalle und mich am Ende doch bloß wiederhole wie eine kaputte Schallplatte *anflausch* Du bist mir in der kurzen Zeit auch schon unglaublich wichtig geworden und vielleicht wird irgendwann ja auch tatsächlich mal dein Ostergeschenk fertig *seufz*

Love, Jay <3
Antwort von:  Rubinkarfunkel95
07.04.2015 15:00
Wie schon gesagt: Es freut mich, dass dir mein kleines Geschenk gefällt <3
*ganz feste knuddel*

Love, Jess <3


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