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Von blutrünstigen Monstern und Werwölfen

Winterwichteln
von

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“Er ist jeden Moment hier”, flüsterte Stiles in die Dunkelheit. Rücken an Rücken an Derek gefesselt, war sein einziger Lichtblick, dass sein bester Freund jede Minute mit wehenden Fahnen die Hütte einnehmen musste. Wenn er das nämlich nicht tun würde, würde das alles hier in einem absoluten Desaster enden. Immer endete alles im Desaster …

“Du weißt, dass ich merke, wenn du lügst”, gab der Werwolf zurück.

“Das ist keine Lüge, das ist hoffnungsvolles Denken und vielleicht etwas Angst, okay?”, zischte Stiles, rüttelte frustriert an den Handschellen.

“Hör auf damit, das kitzelt!”, knurrte Derek. Aus Protest rüttelte Stiles nochmal mehr daran. Dadurch das auch ihre Hände hinter den Rücken zusammen gebunden war, war die ganze Sitzposition nicht nur verdammt unbequem, es gab auch viel zu viel Körperkontakt …
 

Er wusste gar nicht genau, wie sie in die ganze Situation gekommen waren. Es war eine stille Nacht gewesen. Keine Druiden, Vampire, Wendigos, Kopfgeldjäger. Scott und er hatten vorgehabt eine Halo-Nacht zu veranstalten. Nichts schlägt eine Halo-Nacht! Vor allem, wenn man sich zur Abwechslung nicht um sein Leben fürchte musste.

Stiles hatte sich von seinem Vater verabschiedet, der es sich gemütlich vor dem Fernseher gemacht hatte. Sogar für den Sheriff war es eine entspannte Nacht!

Stiles hatte seinen Jeep gestartet, war aus der Einfahrt gefahren und dann ging praktisch alles schief.

Also genau genommen, sprang ihm Derek vors Auto und er hätte ihn beinahe voll umgemäht. Nicht das es besonders tragisch gewesen wäre, zumindest für den Werwolf. Sehr wahrscheinlich aber hätte es Stiles Jeep zerlegt, wenn er nicht rechtzeitig auf die Bremse getreten hätte. Bevor er die Situation überhaupt richtig begreifen konnte, hatte der Werwolf schon die Beifahrertür aufgerissen und sich auf den Sitz geworfen.

“Fahr! Fahr! Fahr!”, brüllte er.

Und Stiles fuhr, fuhr, fuhr, versuchte dabei seinen Blick auf der Straße vor sich zu lassen und nicht dem Impuls nachzugeben, sich genau wie Derek nach hinten umzusehen. Offensichtlich wurden sie verfolgt, aber im Rückspiegel war nichts zu sehen. Gar nicht gut.

“Was zur Hölle ist los?”, fragte er schließlich, als er eine rote Ampel überfuhr, angehupt wurde und gerade noch so eine Kurve nehmen konnte, wo es nicht mehr weiter gerade aus ging.

“Ich hab keine Ahnung!”, kam die gehetzte Antwort von Derek, der immer noch nach hinten starrte. Noch blasser als sonst …

“Bist du verletzt? Blutest du mir wieder die Sitze voll, Alter?” Stiles hätte gerne nachgeschaut, aber bei dem Tempo wäre es lebensmüde nicht auf die Straße zu schauen.

“Ich bin nicht verletzt.”

“Und warum zur Hölle fahr ich wie ein verrückter durch die Stadt, wenn uns nichts verfolgt und du nicht verletzt bist?” Mit einem scharfen Quietschen bremste Stiles vor einem Hund ab, der plötzlich auf der Straße aufgetaucht war. Sie wurden beide hart gegen die Sitzgurte geworfen, Stiles trieb es die Luft aus den Lungen und kurz wurde ihm schwindelig.

“Scheiße, warum bremst du?”, kam es panisch von Derek. Endlich richtete er seinen Blick nach vorne, wurde leichenblass. Stiles tat es ihm gleich.

Natürlich war das kein Scheiß verdammter Hund, es war ein Gott verdammtes Höllenbiest, das von Minute zu Minute größer und … zahniger wurde. Stiles legte den Rückwärtsgang ein, drückte auf das Gas. Der Jeep gab ein Japsen von sich und es tat sich nichts mehr. Der Höllenhund stakste in ihre Richtung, hatte es zum Glück nicht eilig.

“Ich will dich nicht beunruhigen, aber davor bin ich nicht geflohen”, kam es in einem Flüstern von Derek, während Stiles hektisch versuchte sein Baby wieder zum Laufen zu bringen. Zwischendrin warf er immer wieder panische Blicke nach vorne …

“Komm schon, Betsy, du schaffst das!”, flehte Stiles, ignorierte den Werwolf. Ehrlich, wenn diese Bestie nicht Dereks Problem war, hatte Stiles echt keine Lust herauszufinden, wie das andere Problem aussah.

“Wir müssen aus dem Auto raus, Stiles!” Derek hatte die Beifahrertür schon offen, Stiles war allerdings nicht bereit, den Jeep jetzt schon aufzugeben. Vor allem weil er sich in dem Teil sicherer fühlte, als auf offener Straße. Er hörte das Klicken seines Anschnallgurts und mit einem harten Ruck wurde er aus dem Auto gezogen, kurz bevor es unter den Pranken von dem Viech zertrampelt wurde. Derek warf den Mensch ins Gebüsch, bevor er sich in einen Werwolf transformierte. Stiles konnte nur mit riesigen Augen beobachten, wie sich Derek auf ein Viech stürzte, das mindestens doppelt so groß war wie er. Warum tat er sowas? Er verlor doch schon ständig gegen Leute in seiner Größe …

Wie erwartet, wurde er von dem Viech auch einfach nur vom Erdboden gefegt. Das war allerdings nichts, was Dereks Kampflust dämpfte. Sofort nachdem er sich wieder aufgerappelt hatte, machte er sich zu einem weiteren Angriff bereit. Wozu es nicht gekam.

Dem Viech wurde die Birne weg gepustet. Direkt vor ihren Augen. Stiles hob schützend die Arme hoch, um so nicht von Untier-Überresten getroffen zu werden … am Ende war das Zeug noch giftig oder er bekam was in die Augen. Wäre sein Glück.

Derek war plötzlich neben ihm, versuchte ihn hochzuziehen. Anscheinend war jetzt das aufgetaucht, wovor sie eigentlich geflohen waren …

Eine bis an die Nase bewaffneter Jägertrupp, den Stiles noch nie in der Stadt gesehen hatte. Was gar kein gutes Zeichen war. Es gab unter den Jägern ein Abkommen, dass die Argents sich hier um die Bestien dieser Stadt kümmerten. Andere Jäger hatten hier absolut nichts verloren.

Die sahen das wohl anders.

“Schnappt sie euch!”, brüllte einer von ihnen. Sehr wahrscheinlich der Jagdleiter. Stiles konnte gar nicht mehr reagieren, ehe Derek neben ihn getasert wurde. In Horror beobachte Stiles den zuckenden Körper des Werwolfs, durch den immer noch Strom gejagt wurde. Ihm wurde übel. Plötzlich traf ihm etwas am Kopf und er war weg.
 

“Sowieso ist das alles deine Schuld!”, entschloss Stiles. Es ging ihm immer etwas besser, wenn irgendwer die Schuld hatte. Er vermutete, dass lag in seiner recht menschlichen Natur.

“Klar, ich hab mir ausgesucht von Jägern gejagt und getasert zu werden”, gab der Werwolf sarkastisch zurück.

“Sorry wegen dem … Aber du hättest doch zu irgendwem nützlichen flüchten können. Warum zu mir? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich am nächsten lag …” Stiles hatte das nämlich mal überprüft. So ganz am Anfang, als Derek ständig in seiner Nähe aufgetaucht war. Er lag weiter weg vom Reservat als Scotts Haus. Er lag noch viel weiter weg vom Loft, als irgendeiner der anderen Teenager. Generell konnte man sagen, dass Stiles so lag, dass alles Übernatürlich eigentlich erstmal bei seinen Freunden anklopften müsste, anstatt bei ihm. Nur dass das leider nicht der Fall war. Vielleicht lag das nicht an seiner Wohnlage, sondern an ihm.

“Nach dir werden sie suchen.” Nach mir nicht, lag ungesagt in der Luft. Stiles musste bei den Worten schlucken. Er brauchte einen Moment, um sich davon zu erholen. Er wusste, dass Derek seinen Stand in Beacon Hills nicht sehr hoch einschätzte. Aber hatten sie sich nicht schon oft genug gegenseitig das Leben gerettet, um zu wissen, dass sie sich um Derek kümmerten?

“Scott kommt bald, um uns zu retten”, wechselte Stiles wieder das Thema. Er musste an irgend einen positiven Gedanken festhalten. Sie saßen hier schon seit ein paar Stunden fest. In der Hütte war es dunkel, es roch nach modriger Erde und von oben hörte man gedämpft die Stimme der Jäger.

Derek kam mit seinen Klauen weder durch die Handschellen, noch konnte er sonst großartig etwas tun, nicht mal verwandeln. Stiles hatte die Vermutung, es war Eisenhut in die Ketten eingearbeitet. Das wäre zumindest das, was er gemacht hätte, würde er zu einem Jägertrupp gehören. Und irgendwie machten die einen einigermaßen kompetenten Eindruck. Immerhin waren sie schlau genug gewesen, Derek und ihn nicht gleich sofort zu töten. Das hielt ihnen Stiles gerne zu gute.

“Heute ist Halo-Nacht. Ich hätte schon längst bei ihm sein müssen. Bestimmt haben sie schon die ganze Stadt auf den Kopf gestellt.”

“Wir sind nicht mehr in der Stadt, Stiles.” Dereks Tonfall klang entschuldigend, aber das was er sagte nicht. Wollte er Stiles nicht einfach seine Hoffnungen lassen?

“Sie sagen meinem Dad Bescheid und dann orten sie mein Handy … und … hab ich mein Handy noch?”, fragte Stiles, überrascht über sich selbst, dass er das noch nicht nachgeprüft hatte. Vielleicht waren sie auch so schlau gewesen, Stiles nicht zu durchsuchen. Das wäre fantastisch! “Kommst du an meine Hosentasche ran?”

“Ich … ich kann´s versuchen.”

Stiles konnte spüren, wie der Werwolf sich wand und versuchte seine Position etwas zu verändern, um besser mit seinen Händen agieren zu können. Stiles presste seinen Rücken stärker gegen Dereks, und seine Beine gegen die Wand, so dass Derek unter ihn greifen konnte. Dereks Hand tastete sich etwas linkisch über seine Hose.

“Ich glaube, da ist echt was …”

“Beeil dich, Mann! Ich kann die Position so nicht mehr lange halten!”

Derek versuchte sich in die Hosentasche zu ertasten.

“Zu weit oben, zu weit oben. Etwas links!”, gab Stiles Anweisungen. “Das andere links …”

“Ich hab´s”, kam es triumphierend von Derek.

Mit einem Seufzen ließ sich Stiles wieder nach unten sinken, spürte dabei das Smartphone in Dereks festen Griff. Mit etwas fummeln, gab Derek das Handy weiter.

“Das ist nicht mein Smartphone … das ist der Garagenöffner”, stellte Stiles recht schnell und extrem enttäuscht fest.

“Warum zur Hölle trägst du einen Garagenöffner in deiner Hosentasche mit dir rum?!”

“Ich hatte gestern dort was gesucht und … da war Freitag und ich, da war ein Wäschbär und jedenfalls hat Dad ... und … Es tut mir leid, okay.”

Derek seufzte.

Sie saßen wieder schweigend im Dunklen. Oben gab es Gelächter und es klang, als hätten die Jäger einen Mordsspaß.

“Sie haben dem Viech gerade die Krallen und Zähne gezogen und spielen mit Karten drum”, kam es dumpf von Derek.

“Immerhin ist es schon tot …” Stiles wusste, das nicht alle Jäger so zimperlich waren und ihre Opfer für ihre Trophäen gleich töteten. Ihm wurde nur immer schlecht bei dem Gedanken. Ob ihnen auch so etwas bevor stand? Und wenn schon nicht ihm, dann wahrscheinlich Derek. Sein Magen verkrampfte sich und er brauchte ein paar Momente, um die Panik herunter zu schlucken.

“Weißt du eigentlich was das war?” Stiles lenkte reden immer vorzüglich ab. Und er bezweifelte, dass die Jäger oben sie hören konnten.

“Ein Grimm, denke ich. Sehr selten, dachte die wären ausgerottet. Sind extrem gefährlich, wenn man sie aufregt.”

“Du meinst, so was wie Sirius aus Harry Potter?”

“Jedenfalls nicht die Gebrüder Grimm …”

“Hast du Harry Potter überhaupt gelesen, oder die Filme gesehen?” Stiles tat sich mit der Vorstellung schwer, dass Derek so etwas tat wie … ins Kino gehen. Selbst der Gedanke, dass er einkaufen ging, erschien ihm immer völlig absurd.

“Stiles, ich bin nicht von Wölfen großgezogen worden, wenn du das andeuten willst.” Er klang nicht gekränkt, eher ein bisschen amüsiert. Was eine starke Leistung war, wenn man ihre Situation bedachte.

“Das hast du gesagt, nicht ich!”

Ein besonders lautes Lachen unterbrach ihre Unterhaltung. Es gab Klatschen und Getrampel. Dereks Rücken hatte sich kurz deutlich angespannt, sagte aber nichts. Wollte Stiles überhaupt wissen, was gerade passiert war?

“Fandest du den Werwolf in Harry Potter auch so schlecht animiert? Der sah aus, wie Gollum in groß …”

“Also Erica fand es ja gut, dass der Werwolf zur Abwechslung mal so ein positiver Charakter war … Du weißt schon, in den meisten Filmen sind wir blutrünstige Monster.”

“Wenn die Filmwelt nur wüsste!” Stiles versuchte Derek scherzhaft mit den Ellenbogen zu pieksen. Was extrem unangenehm war, da sich so die Ketten stärker gegen sie drückten. Dummer Stiles, sehr dummer Stiles.

“Stiles, wir sind blutrünstige Monster”, stellte Derek klar.

“Das ist die menschliche Natur in euch.” Stiles versuchte mit den Schultern zu zucken. Seiner Meinung nach, war das Problem bei Werwölfen nicht, dass ein wildes Tier in einem menschlichen Körper steckt, sondern das eine menschliche Seele mit zu viel Macht konfrontiert wurde. Vielleicht hatte er auch zu viele Dokumentation über Massenmörder gesehen. Aber der menschlichen Natur sollte man seiner Meinung nach, erstmal misstrauen, merkte er auch immer an sich selbst.

“Außerdem bist du kein Monster”, fügte Stiles hinzu. Nicht das Derek hier etwas falsch verstand. Vielleicht war das ihre letzte Nacht überhaupt und … womöglich machte das Stiles nicht nur etwas panisch, sondern auch sentimental, aber er wollte nicht, dass Derek dachte, er würde ihn für ein Monster halten.

“Danke”, kam es leise vom dem Werwolf. Derek wusste, dass Stiles es ehrlich meinte.

“Generell, es … ich … du bist echt … okay und da ... also für uns, mich?” Stiles suchte nach den richtigen Worten, fand sie aber nicht.

“War das eine Frage oder ein Kompliment?” Diesmal klang der Werwolf auf jeden Fall amüsiert. Stiles wünschte sich, er könnte sein Gesicht dabei sehen.

“Ich nehm´s zurück. Du bist schrecklich und ich kann dich kein Stück leiden!”, brummte Stiles, rot im Gesicht.

“Lüge.” Sogar durch dieses eine Wort konnte man das breite Grinsen hören.

Stiles setzte dazu an, etwas zu erwidern, wurde aber von Derek mit einem “Shsh” unterbrochen. Kurz zog Stiles in Erwägung etwas beleidigt zu sein, immerhin wollte er dem Werwolf gerade sein Herz ausschütten und all die Dinge sagen, die schon solange auf seiner Zunge lagen. Außerdem war es unhöflich unterbrochen zu werden. Derek wurde eben doch von Wölfen groß gezogen! Gerade als Stiles ihm das auch so sagen wollte, hörte er es aber auch.

Das Lachen hatte aufgehört. Genau genommen war für sein menschliches Ohr gar nichts mehr zu hören. Keine Schritte. Keine Stimmen. Gar nichts, alles still.

Das konnte entweder sehr gut für sie sein, oder viel schrecklicher als ihre jetzige Situation. Stiles hatte gelernt, beide Möglichkeiten in Betracht zu ziehen.

Derek fing an, an den Ketten zu rütteln. Diesmal wesentlich energischer, aber offensichtlich immer noch mit dem selben Ergebnis: Sie kamen daraus nicht frei. Das Derek versuchte sich zu befreien, beunruhigte Stiles allerdings mehr als er zugeben wollte. Das konnte wirklich nur bedeuten, dass eine fette Scheiße auf sie zu gerollt kam. Immerhin würde sich doch niemand befreien, wenn ein Rettungstrupp unterwegs war, oder?

Warum waren die Jäger so still? Wurden sie ausgeschaltet und wenn ja, von wem? Hatte der Grimm Freunde gehabt, die sich jetzt für den Tod rächen wollten? Waren Grimm nicht ein schlechtes Omen, das Tod und Verderben bedeutete? Bestimmt war das nicht gut, wenn man die umbrachte … Und Stiles hatte noch immer Grimm Schmodder auf seinen Klamotten verteilt.

Oh Gott, er wird gleich sterben!

So hatte er sich sein Ende … naja, vielleicht hatte er schon häufiger geträumt, dass er genauso umkommen würde: In einem Keller, an etwas gekettet, getötet von einem Monster - vor allem nach der Sache mit Gerard. Aber warum musste gerade dieser Traum wahr werden? Könnte es nicht einer der wesentlich schöneren, mit mehr Sex und weniger Tod sein?

“Ich will nicht sterben …”, kam es schließlich sehr jämmerlich von Stiles. Normal hätte er sich sowas verkniffen. Es gab immer einen Ausweg, aber vielleicht musste man einmal einsehen, wenn alles verloren war.

“Du wirst nicht sterben, dass lass ich nicht zu!”, knurrte Derek, kämpfte dabei immer noch gegen die Ketten an. Es klang irgendwie … schmerzhaft. Was sehr gut sein konnte. Stiles hatte noch gut in Erinnerung, wie Werwölfe auf die Berührung mit Eisenhut reagierten …

Plötzlich gab es ein Knacken. Stiles hoffte schon, es wäre die Kette, die sich wider aller Erwartungen löste.

War es nicht. Es kam von der Richtung der Tür, zumindest vermutete Stiles das irgendwo in der Dunkelheit dort die Tür liegen musste. Derek spannte sich merklich an …

Es gab einen grellen Blitz und einen lauten Knall. Stiles fühlte sich für einen Moment, als hätte die Welt aufgehört zu existieren. Wahlweise auch er. Alles war weißes Rauschen.
 

“Oh Gott, Stiles, du lebst noch!” Das war Allisons süße Stimme direkt an seinem Ohr. Und plötzlich wurde er von jemand gedrückt, der sich ganz verdächtig nach Scott anfühlte. Solche Umarmungen gab es nur von Scott! Es war Scott, jetzt wurde alles gut!

“Scheiße Alter, wir dachten schon, wir sind zu spät!”, kam es von Scott, der ihn gleich nochmal drückte.

Lautes Klappern deutete darauf hin, dass sich jemand an den Ketten zu schaffen machte und langsam konnte er wieder Schemen sehen und mehr Stimmengewirr hören.

“Hey Stiles, scheinbar funktioniert unser Batsignal.” Das war Danny, der ihn mit diesen absolut hinreißenden Grinsen und einem Zwinkern begrüßte. Er hatte eine fette Bolzenzange in der Hand und machte sich gerade daran, die Kette durchzuschneiden. Die anderen Werwölfe standen in etwas Abstand zu ihnen, Horror in ihren Augen und mit verbrannten Handflächen. Stiles hätte sie vor dem Eisenhut warnen sollen.

“Verdammt, echt? Habt ihr uns damit gefunden? Ich wusste, ihr kommt! Ich hab es dir gesagt, Derek! Ich wusste es!” Stiles freute sich gerade wirklich, nicht nur weil er mit dem Leben davon gekommen war und endlich nicht mehr gefesselt war!

Er hatte mit Danny in den letzten Wochen an ein Ort Notfall-System gearbeitet, für den Fall, dass sie mal wieder Hilfe brauchten und nicht an die Handys rankamen. Sie hatten es noch nicht getestet, deshalb war Stiles nicht mal sicher, ob überhaupt mit Hilfe zu rechnen war. Er wollte sich aber auch keine falschen Hoffnungen machen, jedenfalls nicht mehr als sonst.

“Der Jeep hat das Notfall-Signal getriggert und die Typen hatten dein Handy noch. Also alles gar kein Problem … also naja, fast keines. Wir müssen da definitiv noch an Bugs arbeiten. Sorry, das wir so spät waren.” Danny klopfte dem anderen auf die Schulter, lächelte immer noch.

“Was ist mit den Jägern?”, fragte Stiles, nickte Richtung Decke.

“Bewusstlos. Mein Dad kümmert sich um sie.” Allison schenkte ihm ein warmes Lächeln, während sie ihren Armbrust auf ihrem Rücken verstaute. Stiles schaute in Richtung von Derek, der gerade von den anderen Werwölfen stürmisch umarmt wurde.

An den Armen und Hals waren Brandspuren von den Eisenhut-Ketten zu sehen. Wie konnte er noch Witze reißen, wenn sich etwas in seine Haut reinbrannte?

Sein Blick traf Dereks, als hätte er seine Gedanken gerochen - was Werwölfe nicht konnten, wie Scott ihm schon mehrmals versichert hatte. Ein kurzes Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Werwolfs. Stiles erwiderte es.

Die wichtigen Worte blieben heute ungesagt, es war eben doch eine stille Nacht.
 

***
 

“Die Adresse von deinem Mechaniker könnte ich gut gebrauchen.”

Stiles zuckte erschrocken zusammen. Derek stand direkt neben ihn, an den blauen Jeep gelehnt. Bevor Stiles geblinzelt hatte, war der Werwolf noch nicht dagewesen. Den Jeep reparieren zu lassen, war auch eher aus sentimalen Gründen passiert, nicht weil es wirklich sinnvoll gewesen war. Im Grunde hatte der Mechaniker einen anderen Jeep dafür geschlachtet. Stiles wollte gar nicht dran denken ...

“Deswegen kein Camaro mehr? Zerschrottet?”, fragte Stiles mit einem Lächeln.

“Nah, ich dachte, ich fahr jetzt die ganze Erwachsenen-Schiene: Solides Auto. Wohnung mit fließend Wasser, Wänden …”

“Und einem riesigen Loch!”, warf Stiles ein.

Derek winkte ab, ein Lächeln im Gesicht. Stiles mochte es, wenn er lächelte. Zum Glück kam das mittlerweile wesentlich häufiger vor.

“Du bist jetzt aber nicht hier, weil dich wieder was verfolgt, oder?” Stiles schaute an Dereks Schulter vorbei. Eigentlich war er unterwegs, um die Halo Nacht mit Scott nachzuholen. Bisher waren sie nicht dazu gekommen, da sich heraus gestellt hatte, das Grimms wohl doch nicht kurz vor dem Aussterben waren und sich ein Rudel im Wald eingenistet hatte … Heute waren endlich die letzten abgeholt worden, um an einem etwas verlasseneren Ort angesiedelt zu werden.

“Nein, ich … ich war auch das letzte Mal nicht, also … ich …” Derek runzelte die Stirn, als wäre er verwirrt davon, was für ein Gefasel von sich gab. Es sah irgendwie putzig aus.

Stiles vergrub seine Hände in der Hosentasche, um sich davon abzuhalten, nervös herum zu fuchteln. Das war seit dem Vorfall das erste Mal, dass sie nur zu zweit waren und nicht gerade von riesigen Viechern gejagt wurden.

Er musste daran denken, was er Derek beinahe gesagt hätte, weil er dachte, dass sie bald sterben. Er sah den Werwolf an. Es lag ein etwas frustrierter Ausdruck in seinem Gesicht, anscheinend weil er immer noch nach den richtigen Worten suchte. Stiles grinste ihn an.

“Weißt du, was ich dir noch sagen wollte, bevor wir gerettet wurden und so …” Jetzt fuchelte er doch wieder mit seinen Händen. Aber was sollte er auch tun, wenn so plötzlich Dereks aufmerksamer Blick auf ihm lag. Wahrscheinlich war er auch noch furchtbar rot. Er hoffte so, dass das nicht der Fall war …

Derek nickte ihm ermutigend zu. Stiles holte kurz Luft.

“Ich mag dich. Auch, wenn wir nicht in Lebensgefahr sind. Okay? Also glaub nicht, dass wir nicht Himmel und Hölle in Bewegung setzen würden, falls du mal verschwinden solltest!” Verlegen boxte Stiles dem Werwolf gegen die Schulter, mit brennenden Ohren. Er hoffte nur, dass Derek verstanden hatte, was er ihm gerade sagen wollte.

Das breite Grinsen auf seinem Gesicht deutet aber recht deutlich darauf hin.

“Zwei grinsende Idioten in der Einfahrt”, kommentierte Stiles das Ganze. Er war selten so glücklich gewesen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hatschepueh
2015-10-14T20:12:16+00:00 14.10.2015 22:12
Super Geschichte. Aber das beste ist meiner Meinung nach das Danny dabei war. Er wird immer ausgeklammert dabei ist er so ein toller Charakter.


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