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Remember

Erinnere dich
von

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Freunde oder was? - Marlon

Als ich morgens aufwachte, lag Jane friedlich schlafend neben mir. Ich rollte mich zur Seite und beobachtete sie. Die kleine Stupsnase zuckte kurz im Schlaf, ansonsten blieb sie ruhig. Ihre Augen bewegten sich unter den Lidern nicht und ihr Atem ging flach. Ich hab sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr so friedlich gesehen gehabt. Ihr Blick hatte in den letzten Tagen immer etwas gehetztes. Ich hatte das Gefühl, dass etwas an ihr nagte, doch sie hatte es mir nie gesagt, bis gestern. Gestern… Gestern habe ich endlich das tun können, was ich schon seit Ewigkeiten tun wollte. Gestern haben wir uns geküsst. Ich starrte auf ihren Mund. Ihre Lippen waren leicht geöffnet und etwas zu einem Lächeln verzogen. Ich war kurz versucht sie erneut zu küssen, beschloss dann aber, sie schlafen zu lassen und ging stattdessen in die Küche. Während ich Wasser für den Kaffee kochte, dachte ich über den vorgegangen Tag nach. Wir hatten uns Stunden lang über alles und nichts unterhalten und uns geküsst. Irgendwann haben wir einfach nur neben einander auf der Couch gelegen und die Nähe des anderen genossen. Als sie eingeschlafen war, hab ich sie ins Bett gebracht. Ich wollte nach Hause gehen, doch da griff sie nach meinem Arm, „Bitte geh nicht. Bleib bei mir.“ Sie nuschelte es mehr in ihr Kissen, als dass sie es zu mir sagte, doch ich blieb. Als ich mich zu ihr ins Bett legte, kuschelte sie sich an meine Brust und ich hielt sie fest. Ich hatte alles bekommen, was ich wollte. Wieso habe ich das Gefühl, dass es so nicht gut ist? Gerade als ich uns den Kaffee in die Tassen kippte, hörte ich ein leises „Guten Morgen“. Jane stand da, in einem ausgeleierten Pulli und einer Boxershorts. Sie sah mich nicht an, sondern starrte zu Boden. Ich weiß nicht wieso, aber ich nickte ihr nur zu und gab ihr eine Tasse. So standen wir in der Küche und schlürften schweigend unseren Kaffee. Jane starrte weiter auf den Boden und ich beobachtete sie. Sie war immer noch das schönste Wesen, dass ich je gesehen hatte. Ich liebe sie, ohne Zweifel. Nur ist sie bereit, für eine Beziehung? Sind wir bereit? Ich will sie nicht verlieren, sollte dass mit uns nicht funktionieren. Und ich will nicht, dass sie all das ohne mich durchstehen muss. Sie stellte ihren Kaffee ab und band sich ihre Haare zum Zopf. Dass machte sie immer wenn sie nervös wurde. Sie wusste, dass ich es liebte wenn sie ihre Haare offen trug und meinetwegen machte sie sich auch selten einen Zopf. Nur wenn sie sich unwohl fühlte, versuchte sie dadurch älter zu wirken und alles was ihr Angst machte die Stirn zu bieten. In einer gewissen Art und Weise funktionierte es sogar. Es lag nur nicht an dem Zopf, sondern an ihrem Selbstbewusstsein, dass durch den Zopf zu wachsen scheint. Mir viel auf, auf was ich alles bei ihre achtete. Die Art und Weise, wie sie ihren Kaffe seit zwei Jahren trank, einen Löffel Zucker und einen Schuss Milch. Dann trank sie immer einen Schluck ab, verbrannte sich und kippte einen zweiten Löffel rein. Wenn sie nachdenklich war, wickelte sie sich immer dieselbe Strähne hintern Ohr um den Finger. Drei Mal um den Finger, dann ließ sie sie fallen und fing von Vorne an. Jedes Mal. Und wenn sie sich unwohl fühlte, verschränkte sie die Arme vor der Brust und streichelte über ihren rechten Arm. Wenn sie sich beherrschen musste, weil sie irgendetwas oder irgendwer sauer gemacht hatte, sie aber nicht explodieren konnte, ballte sie die Hände zu Fäusten und öffnete sie wieder. Dass wiederholte sie so lange, bis ihr Herz wieder normalschnell schlug und sie sich beruhigt hatte. Ich wusste so viel über sie, so viele kleine Details, doch als sie aufblickte und mir in die Augen sah, erkannte ich sie kaum wieder. Sie wirkte so verloren, wie ein kleines Mädchen in einer viel zu großen Welt, die sie nicht verstand. Ich sah alles was sie empfand in ihren großen Augen und konnte nichts damit anfangen. Mein Kopf sagte mir ich solle sie in den Arm nehmen, doch mein Körper reagierte nicht. „Ich geh duschen. Weißt ja, wo alles ist. Im Gästebad ist noch deine Zahnbürste.“ Ihre Stimme war kaum ein Flüstern. Sie verkreuzte die Arme, streichelte über ihren rechten Arm und senkte den Blick, als sie ins Bad verschwand. Ich hörte wie sie die Tür schloss und sich an dieser zu Boden sinken ließ. Meine Beine trugen mich zur Badezimmertür, doch als ich ihr Schluchzen hörte, hielt ich inne. Was zum Teufel habe ich nur gemacht? Ich wollte ihr doch nie wehtun. Ichwollte nie mein Mädchen verletzten. Ich ließ mich an der anderen Seite der Tür nieder und wartete, unfähig etwas anderes zu tun. Nach einer Weile hörte das Schluchzen auf und das Wasser in der Dusche ging an. Als ich hörte wie sich die Duschtürschloss, stand ich auf und zog mich um.
 

Als Jane aus dem Badezimmer kam, sah sie aus wie ein anderer Mensch. Ihre Haare waren offen und verströmten den Geruch von Erdbeeren. Sie trug eine enge Jeans und einen Kapuzenpullover, der ihr perfekt passte. Es war einer den ich ihr geschenkt hatte. Auf dem schwarzen Stoff stand in Weiß: Ich mag zwar verrückt sein, aber mein bester Freund liebt mich trotzdem! Untendrunter war ein Pfeil der nach links zeigte. Ich musste grinsen und stellte mich links neben sie. Ich trug das männliche Gegenstück zu ihrem Pulli.… meine beste Freundin liebt mich trotzdem! und ein Pfeil nach rechts. Sie grinste mich auch an und ich entdeckte wieder das Strahlen in ihren Augen. Da war wieder das Mädchen, das ich liebte und verehrte. Auch wenn es jetzt noch nicht die Zeit für mehr war, unsere Freundschaft würde bestehen bleiben. Dessen war ich mir sicher.
 

Die restliche erste Woche verlief ereignislos. Wir lernten unsere restlichen Lehrer kennen und hatten den ersten Kursunterricht. Jane und ich waren in fast jedem Fach zusammen. Bei den Fächern, die im Bereich Religion zur Verfügung standen, hatte sie Ethik und ich katholische Religion gewählt und während sie Französisch hatte, hatte ich Italienisch. Das Mädchen, ich glaube sie hieß Anna, saß in diesen beiden Fächern neben mir. Sie stellte sich bewusst dumm und bat mich ständig um Hilfe. Auffälliger konnte man gar nicht flirten. Ich verkniff mir ein Lachen und half ihr trotzdem immer. Sie war ja im Grunde ganz nett und schlecht aussehen tat sie auch nicht. Auch wenn mein Herz Jane gehörte, konnte ich mich ja wohl auch mit anderen Mädchen beschäftigen.
 

Am Wochenende fuhr mein kleiner Bruder mit mir nach Berlin. Meine Schwester war ein Jahr zuvor dahin gezogen. Eigentlich war sie viel mehr vor unserem Vater geflohen und seitdem gingen wir beide sie so oft besuchen wie wir konnten. Als Nils abends eingeschlafen war, saßen Sarah und ich auf dem Balkon, rauchten und tranken ein Bier. Schweigend starrten wir in den Himmel und beobachteten die Sterne die immer wieder von Wolken verdeckt wurden. Irgendwann durchbrach Sarah die Stille, „Komm, erzähl! Was bedrückt dich?“. Sie starrte mich aus ihren blauen Augen an. Ich seufzte auf. Wenn sie den Blick draufhatte, würde sie nicht locker lassen. „Als Nils und ich aus dem Urlaub zurück kamen, war Jane im Krankenhaus. Sie hatte einen Autounfall und lag im Koma. Als ich sie besuchen gegangen bin, ist sie aufgewacht. Sie konnte sich an nichts mehr erinnern, außer an mich. Nicht an alles, was mit mir zu tun hatte, sondern einfach nur an mich. Mit der Zeit kamen ihre Erinnerungen Stück für Stück zurück und sie ist fast wieder dieselbe wie früher. Nur irgendwie anders. Wir sind jetzt in einer Klasse und am Montag hab ich bei ihr übernachtet. Wir haben uns geküsst und gekuschelt und geredet. Dass war alles, was ich die ganze Zeit wollte. Ich wollte dass sie mich liebt und dass glaubt sie zu tun. Doch am nächsten Morgen war alles komisch. Ich hab sie mehr oder weniger von mir gestoßen. Es hat sich nicht richtig angefühlt jetzt mit ihr zusammen zu kommen. Nicht wenn sie nicht 100 prozentig sie selbst ist.“ Ich zog an meiner Zigarette und schloss die Augen. Nach einer Weile sprach ich weiter, „Ich liebe sie, keine Frage. Nur weiß ich nicht, ob sie mich wirklich liebt. Ich weiß nicht, ob aus uns was werden kann.“ Sarah lachte auf und kriegte sich gar nicht wieder ein. Als sie sich beruhigte fing sie an zu reden,„Ich bezweifle, dass sie sich geändert hat. Genauso wenig wie du. Weißt du noch, wieso es das erste Mal nicht funktioniert hat? Weil sie Angst hatte! Sie hat dir das Herz gebrochen und dennoch kamst du nicht von ihr los. Du hast damals zu mir gesagt, dass du ihr vergeben hast, aber dass du niemals jemanden so etwas antun würdest. Und jetzt? Jetzt bist du derjenige der Angst davor hat, dass das nichts wird und deshalb versuchst du es nicht einmal. Mensch Marlon! Du kannst nicht die Liebe deines Lebens von dir stoßen aus Angst dass das mit euch nichts wird! Wenn ihr es niemals versucht, dann werdet ihr nie wissen ob es nicht vielleicht doch perfekt ist! Stattdessen werdet ihr euch Vorwürfe machen, dass ihr es nie probiert habt und werden euch selber hassen und ihr werdet traurig sein! Ist es dass, was du willst?“ Sie sah mich fragend an und ich schüttelte den Kopf. Ihr Blick wurde weicher, sie beugte sich vor und nahm mich in den Arm. „Sag es ihr. Sag ihr dass du sie liebst und dass du sie willst und keine Andere. Hol sie dir bevor sie weg ist!
 

Am nächsten Morgen fuhren Nils und ich zurück nachhause. Es war Sonntag und am nächsten Tag war wieder Schule. Bitte lass es nicht schon zu spät sein. Bitte warte auf mich Jane.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Ginnybread
2015-04-20T06:55:43+00:00 20.04.2015 08:55
Das ist ein schönes Kapitel, in dem man viel über ihn erfährt! Man kann seine Gedanken richtig gut nachvollziehen und auch verstehen, warum er noch nicht vollends glücklich mit der Situation ist. Es wäre interessant gewesen was genau sich an ihr verändert hat. Was er in ihren Augen sieht, dass ihn zweifeln lässt. Seine Familie ist mir sehr sympathisch und ich würde mich freuen, mehr über die beiden zu erfahren.
Das Ende das Kapitels verwirrt mich etwas. Es klingt so, als hätten sie irgendwie Schluss miteinander gemacht und als wäre die Situation extrem dramatisch. Aber von dem Vorfall hat man gar nichts mitbekommen. Sie haben sich ja nicht gestritten oder Schluss gemacht, oder?
Ich hoffe du verstehst, was ich meine :D
Ich finde die Stellen, in die er sie beschreibt, extrem niedlichund gelungen und das macht ihn um einiges sympatischer, als im kapitel davor ;) Lese bald weiter <3

LG Ginny
Antwort von:  Jade
21.04.2015 21:21
hey hey :)
Hast du durch dieses Kapitel auch etwas vestanden warum er sich vorher so verhalten hat? Dass mit dem "was genau sich an ihr verandert hat" finde ich sehr gut. Ich werde es beim weiter schreiben berücksichtigen. Vielen dank :)<3 naja also wirklich funktioniert hat es zwischen den beiden ja nicht und er hofft darauf, dass sie ihm nochmal eine chance gibt, seinen Fehler "vom morgen danach" wieder gut zu machen. Verstehst du was ich meine?
Danke für die Kritik, freut mich dass du vorhast weiterzulesen :) <3 :*
Jade
Von:  Sakami-Mx
2015-03-22T16:19:36+00:00 22.03.2015 17:19
super kapi^^ freu mich aufs nächste xD
Antwort von:  Jade
22.03.2015 17:20
danke <3 kommt bald ;)


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